• Nie Znaleziono Wyników

Heer und Heimat : Korrespondenz für die deutschen Armeezeitungen, 1917, Nr 10.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Heer und Heimat : Korrespondenz für die deutschen Armeezeitungen, 1917, Nr 10."

Copied!
4
0
0

Pełen tekst

(1)

««

EIN-I

e

.

:

Herausgegeben im Quiftrage des Deutschen Studentendienstes

decken-tu

FernsprecherxBerlin Zentrum 8015äyzyyssDrahtanschrifu Studentendienscserlin

Mschrift:serlüiA.W7Bauh0fstV.-,-z )

»Die Unabliömmlichen«.

kWirhabenaus den feindlichenLändern vielerlei überWehr- Pflichtigegehört,diesichdemDienstean derFrontzuentziehen

trebtetitin allen möglichenBüros und Fabriken warten sie angeblichunabkömmlichund esscheintvor allem inFrankreich. eine Jagd nach ,,un-abkömmlichen«Stellen stattgefunden zu haben. DaßinDeutschlanddieallgemeine Wehrpflichtanders aufgefaßtwird, daßderFürstensohnwiederArbeiter imHeere stehenund ihrBlut gleichmäßig fürdas Vaterland hingegeben haben,ist uns allen eine frohe und stolze Gewißheit. ·Aber selbstbeiuns istderGlaube unausrottbar, daßeshierund da Drückebergergebe,diesich vor allem durch; ihrGeld von derVerwendung an der Front zu bewahren wüßten,diebei voller Felddienstfähigkeitsich dennochals Schreiberinheimi- schen Schreibstubenzu haltenvermöchten.Es wird sichnicht leugnen lassen, daß hierund daeinmal durcheine-ngewissen- losenFeldwebelund einen unachtsamenKompagniefuhrerSchie- bungeustattfinden,dieeinen Einzelnen begünstigen;aber »die militärisch-ärztlichenKommissionen,dieaugenblicklichalledeut- schenTruppenteile und alle Schreibstuben der Heimatdurch- muftern,werden diese Einzelnen sicherlichh-erausfinden,soweit sie irgendwo vorhandensind. Verfolgtman eben dieGeruchte, die ohne bestimmten Hinweis auf Einzelne umher-getragenwer- den,so liegendieDingedoch meistens anders, undman wird

Zum Schlusseimmer wieder erkennen, daßniemandinDeutsch- landeinRechthat,an derunerbittlichen Durchführungder.all-

gemeinen Wehrpflichtzuzweifeln.Bedenken mußman freilich, daßesauchim Kriegeimmer zahlreicheVerschiedenheitenin der Verwendung derWexhrpflichtigsengeben mußund daß;auch dieinder Heimatwirklich »Unabkömmlichen«einen notwen- digenBestandteil der Kriegsrüstungbilden.

Die draußenim Schützengrabenleisten gewißin der meisten Hinsichtdas Höchste,und dieser fechtenden,»dasLebentäglich einsetzendenTruppewird auchimmer das großte Verdienst zu- fallen. Aber die Kampftruppe kann nicht bestehenohnedie ebenso zahlreichen HilfskräftehinterderFrontund danninder Etappe;setzendiese auch längst nichtindem MaßeihrLeben ein, so leisten dochauch-sieeineunentbehrliche taglicheArbeit, die inimmer neuen UebergängenvonderHeimat zu den Schützengräbenführtund dieKampffahigkeitdes Feldheeres sichert.In der Heimataber stehteinweiteresHeer,zum Teil inUniform,zum Teil inZ.ivil,das inseinerGesamtheitheute fürdenErfolgdesFeldheeres ebenfallsunentbehrlichgeworden ist.Eshandelt sich nichtnur um dieErsatztruppenteilezdieden Nachschubausbilden. dieBrücken, Tunnel, Bahnhofebewachen

und indenmilitärischenSchreibstubendenganzen Organismus des Heeres lebendig erhalten, sonderningleichemMaßeum

dieAngestellten der Eisenbahnen, der Munitionsfabriken, d·er Geschützgießereien,der ,Waffenfabriken, der Bekleidungswerk- stätten,unddazu noch»um alle Arbeiter inHandwerk,Industrie und Landwirtschaft,diefür Ernährungund fürAufrechterhal- tungdeswirtschaftlichenLebens sorgen.Und eswirdsofortein- leuchten, daß fürallediese Tätigkeiten nichtnur Militäruntaug- liche, nichtnur dienicht mehrGestellungspflichstigemdieFrauen und Kinder von nöten sind, sondern daßauchhier körperliche Kraftund geistigeBegabung inungezählten FällendieVor- aussetzungerfolgreicherArbeit sind.Es gibt Leistungeninder Waffen-sund Munitionsherstellung, die nur von den kräftigsten Männern geleistetwerden können;esgibtLeistungenimVer- kehrswesen,zu denen Nerven von unbezwinglicher Kraft er- forderlich sind. Wie viele Arbeit ist ferner notwendig, wo sich diegeschicktesteHandmithellem Verstand verbinden muß,und wer sollteallefürdenKrieg so unentbehrlichen Betriebe leiten,

wer als Werkmeisterund Vorarbeiter tätig sein,wenn nichtaus- gewählte, oftinihrerEigenartunersetzlicheElemente?

Sowirddas kämpfendeHeereineReihevon Kräftenabzugeben haben,diean anderer Stelle unentbehrlich sind,diemit ihrem Tun denErfolgdes Heeres vorbereiten,und dieaußerhalbdes Heeresmehrbedeuten als inderFront. Und man darfzum Schlußauch nochdie Frageaufwerfen, ob wir nichtauchsmit denen,dieuns nachdem KriegevielleichtBedeutendes leisten könnten,sparsamerumgehen sollten,als esbisjetztderFallge- wesen ist.Es kann sichsnurl um Einzelnehandeln aberdie verhältnismäßigwenigen,dieals besonders starkeTalente auf demGebiete derKunst,derWissenschaft,derTechniksicherser- kannt sindoderdie alsaufbauende Kräftein derZeitna chdem Kriegeeinevielleicht nichtzuersetzendeRolle zuspielenbe- rufen wären, sollten ohne Berücksichtigungder sozialen Schicht wohl nachMöglichkeitfüreine Zukunft aufgespart werden, in der unseinejede führende KrafteinGewinn imschwerenWett- bewerb mit offenenund heimlichenFeinden seinwird. Esist klar, daß hiernur nach strengsterPrüfungentschiedenwerden dürfte,aber das Gesetzder allgemeinen Wehrpflicht würdTe keinen Schaden leiden,·wenn wir den einen odIeranderen als

unalåkömmlichfürdieZukunftdes deutschenVolkes bezeichnen

wur en.

Es solltemitdiesenZeilennur darauf hingewiesenwerden,daß es ,,Unabkömmliche«gibt,diewiralle gern an ihrem beson- deren Platz hinterderFront sehenmüssenund diedemVater- land auchaußerhalbdes Heeres unschätzbareDienste leisten.

Prof. Dr.Wacter GoetzsLeipzig.

(2)

2——— L- GewerbepolikikiimKriege.

ZeitgernäßeGewerbepolitik istGewerbeförderung. Nichtdurch Verbote und Strafen und starre-nZunftzwang erhältman ein Gewerbe, das sichimheutigen Wirtschaftsleben gegen Fabrik und Großbetriebbehaupten kann. Unsere Staatskunst siehtihre AufgabeimBilden und Pflegen Man beengtdieKräfte nicht mehrund verhindert diefreieEntwicklung,sondernman weist ihnendenWeg.Seit aufdemDeutschen Handwerker-—-und Ge- werbekammertagezuiCölndiesForderung nachdemallgemeinen Befähigungsnachweisaufgegeben wurde, haben sichdie Minder- heiten,diefür ihneingetreten waren, allmählichmit der be- stehendenOrdnungabgefunden

Esbleibt aber dieJAufgabedes Staates, SchädigungenVondem Gewerbe fernzuhalten Das geschieht durch Gesetzgebungund Gewerbepolizei. Ausbeutung, Kinderarbeit, unlauterer Wett- bewerb undmanchesandere wird dadurch beschränkt.Das allein genügt nicht.Besonders lassen sichdieWunden, diederKrieg dem Gewerbe schlägt, nicht durch Verfügungen heilen. Es be- stehennun besondere Fachbehörden,diesichausschließlichmit denAufgabenderGewerbeförderungbefassen Ueber das ganze Land sindHandwerker- und Gewerbekammern verbreitet. Die allgemeine- Aufsichtund einheitliche Durchführung brauchbarer Ergebnissewird durch eigeneZentralstellen gewährleistet So bestehtinPreußenseit1905 das KöniglichPreußischeLandes-·

gewerbeamt.

Einrichtungen, die imAnschlußund »unterder Beeinflussung dieserStellen entstehen,werden fürdas Wohlergehen gewerb- licher Unternehmungen iJn Kriegeund nachdem Kriege einzu- treten haben Das Gewerbe hat durchdieNiobilmachung die Mehrzahl seiner Meister und Gesellen verloren Der Betrieb derkleingewerbliche-n Unternehmung ruhtaber meist völlig auf der Arbeitskraft des selbständigenHandwerkers, so daß;tdas Fortbestehen durch feine Einberufung zu den Fahnen unter- bunden ist. Dort,wo diesWerkstättemit einem Ladengeschäft vereinigt war, habe-n allerdings vielfach Frauen den Erwerb noch aufrecht erhaltenkönnen. Die Frauhat ja.imGewerbe den Vater oderden Gatten häufig schoninderFriedenszeit durch BuchführungoderKundenbedienung unterstütztMan hatauch schonbeidenvon Handwerkskammern Jnnungen undNieistew oder Gesellenvereinen eingerichteten Meisterkursenmehrfachden Versuch gemacht gehabt, Frauen heranzuziehen, um sie auf solche Unterstützungvorzubereiten Das isteine Versicherung fürden gewerblichen Stand für alle Zwischenfälle,die den Meisterzwingen,seineArbeit zuunterbrechen Das Eingreifen derFrauen kanndieAuflösungdes Geschäftes verhindern und schwere Nachteile, wie K«undenentfremdu"t·lg,abhalten Im KriegistTdieseaushelfendes Frauenarbeit imErwerb desMannes derwichtigsteHilfsdienstzurErhaltung des Gewerbes gewesen.

MeisterkursezurBelehrung, Anregung und Weiterbildung soll- ten sichdarum allgemeinauchimmer aufdie Frauen inden Handwerkerfamilien erstrecken

Der Gewerbetreibende, der schließlichohne Schaden wieder zu den Seinigen zurückkehrendarf,wird frohund starkmitneuer Arbeitsfreude beginnenund sich zurechtfinden Erbraucht die Staatshilfe wenig. Anders aber der,der kriegsbeschädigtin das bürgerlicheLeben zurücktritt. Mancher wird seinealte Tätigkeit nichtwieder aufnehmen können Hier setztdieHaupt- aufgabe der Kriegsgewerbepolitik ein. Fachkundige Berufs- beratung muß entscheiden,ob esrätlicherscheint,einen anderen Erwerb zulerne-n Mancher glaubt nicht,wiesehrderMensch sichneuen, scheinbargar zu störenden Verhältnissen anpaßt.

Nichtswirkt hier soüberzeugend,wie das Beispiel. Wer es einmal mit angesehenhat,wie Verstümmeltesichbehelfenler- nen, dervergißt nie,wiestarkder’W.ille denKörper beherr«scht.

Es gibt Fälle,wodem unwilligen Verwundeten, deran seiner Erwerbsfähigkeitverzweifelt, nichtbesser geholfenwerden kann als durchdieEinsicht, daß,erinseinemalten Berufimmer noch diebestenAussichten hat.Andere müssenumlernen Bei ihnen muß für Ausbildung gesorgtwerden Das Hauptzielist immer, jedem Wirtschafter seine Unabhängigkeitzu bewahren Dem istam besten gedient,der ohne ständige fremde Unterstützung wiederfest auf eigenenFüßenimWirtschaftslebenstehenkann.

Mit derEntlassung mußdieneue Ausbildung inderallge- meinen Technikdes Berufszweiges beendet sein. Sie kann

»Hmund Heimat«1917 Nr.10 W

natürlichkeine richtige Lehrzeit ersetzen Eine Ergänzungder Fachkenntnissemüßteingrößeren Zwischenräumen durchweitere »-· Meisterkurseangeschlossenwerden Die Lücke-nmüssen ausge- s füllt werden, weitere Arbeitsweisen müssenvermittelt werden ; -—

Rat und Auskunft müssennocheine Zeitlangzur Verfügung stehen.Das bleibt Aufgabe der Gewerbeförderungfür die Uebergangswirtschaft indenFrieden

Fritz Johannes Vogt-Schlachtensee-

Krieggarbeit in der Wohnunggfrage.

In Deutschland bestanden schonvor dem Kriegeumfassendege-;;-T.-I meinnützige Bestrebungen zur Verbesserung der Wohnungs- verhältnissemit demZiele,dergroß-enMassederminderbemit- telten Bevölkerungund namentlich auchden kinderreichen Fa- milien ausreichende, gesundeund guteWohnungen zumäßigen , Mieten zuverschaffen,diebestehendenalten Quartiere zuver- FTJ bessern und die weiträumige Ansiedlung in Kleinhäusern mit Garten und Feldzufördern Einer derHauptträgerdieser Bestrebungen war und istder ,,Dseutsche Verein für Wohnu ngsr eform«- mitdem SitzinFrankfurt a.«M.undIzis-

einer GeschäftsstelleinBerlin Es ist nichtganz uninteressant,.

zusehen,wie dieserVerein feineTätigkeitderdurchdenKrieg geschaffenen Lage angepaßthat.

Schonbald nachKriegsausbruch widmete sichder Verein in großemMaßstabeder planmäßigen Ausbreitung des Klein- gartenwesens, wieessichindenbekannten Lauben- und Schrebergarten-K«oloniendarstellt. Es solltedadurchder min- derbemittelten Bevölkerungdie Beschaffung von Nahrungs- «I

mitteln durch eigene Landbebauung erleichtert, Arbeitslosen nutzbringende Beschäftigunggewährt,dieStimmung imLande günstigbeeinflußtund aucheine wertvolle Vorarbeit fürdie Friedenszeit geleistetwerden Diese Bemühungenfandenviel Anklang und Unterstützungund führten insgesamt zu dem schönen Erfolge, daßim ersten Kriegsjahre vielleicht etwa 10()——120000 neue Kleingärtengeschaffen wurden, disessichbis heuteauf mehrere Hunderttausend vermehrt haben dürfte-n- Weiter galtes,fürdierichtige gesundheitsförderndeund auch wirtschaftlich vorteilhafte Ansiedlung der K’riegsbe- schädigtenundderKriegerhinterbliebenenzufor--

gen. Zu diesem Zwecktrat derVerein schonimFrühjahr1915 mit einerEingabe an denReichstag heran, daß-dieKapitaliste- rung eines Teils der Kriegsversorgungsrenten, d.h. alsodie Umwandlung eines Teils dieserRenten ineinkleines Kapital, fürdieZweckesolcher Ansiedlungen gesetzlich ermöglichtwerde.

Dieser Vorschlagwurde ungefährgleichzeitigauchvon anderer Seite gemachtund istdann bekanntlich-imJahre1916 durchdas sogenannte Kapitalabfindungsgesetz verwirklichtworden Eine weitere wichtigeSorgewar und ist,demEntstehen einer Woh- nungsnot nach dem Kriege, wie siebekanntlich nach 1870X71 bestanden hatund wiesiedas langeStocken derBau- tätigkeit jetzt leicht entstehen lassen könnte, beizeiten vorzubeugen Mit dieser Frage beschäftigtesichder Verein ineiner Eingabe

an denReichstag imAugust1915. Die öffentliche Erörterung dieser ungemein wichtigen, aber auchsehrschwierigenAnge- legenheitist jetztschonseitgeraumer Zeit lebhaftim Gange.

An verschiedenen seinzielnenOrten sind auchumfangreiche prak-, tische Vorkehrungen getroffen worden,um sofortmit Wieder- kehrdes Friedenszustandes ineine größere«Bautätigkeitein- treten zu können, auch bewilligen zurzeit Preußen und das ReichGeldmittel für dieseZwecke,doch ist unleugbar, daßin dieserganzen Richtung nochvielmehr geschehen muß.

Jm übrigen giltesnatürlich, auch aufdem Gebiet des Woh- nungswesens alles zutun,einmal,um denKriegsiegreichdurch- zuhalten, sodannaber auch,um seinerzeitdieschwierigeUeber- leitung von den Kriegs- indie Friedensverhältnissehinüber erfolgreich vorzunehmen Eine ganze Fülle von Maßregeln kommen fürdieeine wiefürdieandere AufgabeinBetracht;

namentlich sindauchdiesogenanntenMiet- und Hypotheken- einigungsämter,dieingroßerZahlrnderKriegszeitgegründet- worden sind, dazu berufen, Hausbesitzernund Mietem inder Zeit des Krieges wieauchnachherausgleichendund helfend-

zurSeite zustehen.Der Vereinarbeitete dieseschwierigenFra- gen imvorigenJahre durchemen besonderenAusschußdurch und gabdarüber einkurzgefaßtes praktisches Programm: »Ei-

(3)

».;.«k»y;.:k«

·IYljxgngzzwws-,-

«-

,,HeerundHei-hat«1917 Nr.io

-— Z

U ——-

cheMaßnahmenzur Linderung der Folgen desKriegesauf

gemGebiete des Kleinwohnungswesens«heraus- »UndFULLDer Frage derplanmäßigen Ueberleitung der Kriegsin dieFrie- denswirtschaftaufdem Wohnungsgebietewird»si«ch-Ietzt aufs nelereinAusschußdes Vereins eingehendbeschaftigen.· .

Aberüber alldieseEinzelheitenhinausliegt allen,diesichmit DerVerbesserungder Wohnungsverhältnisseunseres sVolkes befassen,jetztnocheine große allgemeine u·nd.ent’- .cheidend wichtige Aufgabe ob: nämlichdievietzigeZeit

Invollem Maße auszunutzen zur Herbeiführungeiner großen entscheidenden Wenduiig zumBessereninunserenWohnungs- Verhältnissenüberhaupt. DaßdieWohnungsveryaltnisseunserer Bevölkerung,namentlich dieder städtischenund industriellen Volksmassen,bisjetztüberaus viel zu wünschenubriglassen, bedarfkeines besonderen Beweises: in großenMietkasernen zusammengedrängt,vom Boden und derNatur fastganzabge- schlossen,ohne Grundeigentum, inunsicherenundunstetenMiet- Verhältnissenlebend,und dabei mitüberaus teuren Mieten be- lastet,führen große Teile unseres Volkes indieserBeziehung ein wenig erfreuliches Dasein.Der Krieg hatnun aber wirklich lehrweiten Kreisen,oben und unten, die Augendarüber ge- fonet,daßsolche Zuständegeradezuzum Verhängnis für unser olkzuwerden drohen. Namentlich dieUnmöglichkeit,unter solchenVerhältnisseneine zahlreiche Familie zu haben und gesundindieHöhezu·bringen,alsodieverhängnisvolleEin- wirkungaufdas Wachstum unseresVolkes,und andererseits dieaußerordentlichen Schwierigkeiten der Ernährung fürdie

»Vonaller eigenen Bodenbebauung losgelösten städtischenVolks- Inassenzeigen unwiderleglich diecNotwendigkeit,hier gründlich andernd einzugreifen. DieseStimmung aber jetztzubenutzen, aufalle Weise dafürzusorgen,daßdiejetzigen Erkenntnisse und Lehren nicht fruchtlos bleiben, sondern wirklichzu einer großen Reform führen,das istdiegroße allgemeine, durchden Kriegnochganz besonders verstärkte Aufgabe,der sich·jetztder- DeutscheVerein fürWohnungsreform wie auchdie anderen einschlägigenVereinigungen widmen. Erfreulicherweise sind denn neuestens auchimReiche,namentlichaber inPreußen,ler-

«"hebli-cheAnfänge-zusehen- größeren Reform dxerGesetzgebung und Verwaltung festzustellen (inPreußen: Wohnungsgesetz, Bürgschaftssicherungsgesetz,Schätzungsamtsgsesetz,Stadtschiafts- gesetz usw« usw.),und esgiltnun, mit allem Eifer dahinter zu bleiben,damit dieReform nichtins Stocken kommt.

Um nun dieseganzen großen Aufgaben mit nochmehrNach- druckbetreiben zukönnen,habenunter FührungdesDeutschen VereinsfürWohnungsreform eineAnzahl größererOrganisa- tionen,diefürdieWohnungsreform eintreten,vor einigenMo-

naten einen ,,Deutschen Wohnungsausschiuß,« gegrün-

det, dessen SitzinBerlin istund dessen Geschäftevon demDeut- schenVerein für Wohnungsreform geführtwerden. Hinterdie- sem Wohnungsausschusse stehenz.B. so großeund.wichtige Organisationenwie dieZentralvertretungen der Arbeiterbewe- gung der verschiedenen Richtungen, dieLandes- und Provin- zialvereine fürWohnungswesen, die.Baugenossenschaftsver- bände,der Volksverein fürdas katholische Deutschland ebenso wie evangelischeKorporationen, großeSiedlungsgesellschaften, Landesversicherungsanstalten usw. usw. Es istzu hoffen, daß angesichtsall dieser Umstände, insbesondere aber auchinfolge dieseseben erwähntengroßenZusammenschlussesnunmehr die Verbesserung derWohnungsverhältnisse unseres Volkes einen erheblichschnellerenVerlaufalsbisher nehmenwird!

Dr.K.v.Mangoldt, GeneralsekretärdesdeutschenVereins für Wohnungsreform.

DieBekleidung der bürgerlichenBevölkerung im Kriege.

Der Krieg hatuns gezwungen, auchden.Bekleidungsgegenstän-

dendiestaatliche Aufmerksamkeitzuschenken.Wenn wirbisher nach fast21X2jährigerKriegsdauer unter verhältnismäßigge- ringer Einschränkung ausgekommensind, so gebührt hierfürder Dank dem Textilgewerbe,das größtenteilsaus freien Stücken undohne daßvon behördlicherSeite einZwang ausgeübtwor- denwäre, für hinreichende Vorräte gesorgthat.

Nachdemdie bezeichneten Gewerbebetriebe ihreAufgabe gut

erfüllt haben,übernimmt dieReichsbekleidungsstelle dieVer- antwortung fürdie weitere Versorgung der Bevölkerungmit .W.eb-,Wirk- und Strickwaren,fürdieStreckungdervorhande- nen BeständebiszumEnde desKriegesund!darüber hinaus.

Niemand wirddiegewaltigeAufgabe,dieindenkurzen Sätzen ausgedrückt ist,unterschätzen,niemand wird annehmen, daßsie beider Fülle der Rücksichten,die genommen werden müssen, leichtzuerfüllen ist.

DieReichsbekleidungsstellewar bestrebt,unter möglichsterScho- nung desHandelsundderIndustrie vorzugehen. Siehat ledig- lich durchdieEinführungdes Bezugsscheinssich gewisseSiche- rung zuschaffengesucht.

LetztereMaßnahmeist zurückzuführenaufdieimSommer 1916 imganzen DeutschenReichevorgenomniene Bsestandserhebung

von Web-,Wirk- und Strickwaren, welcheeinsehrungünstiges Resultat gezeitigthat.

Unter dieBezugscheinpflichtwurden diemeistenBiekleidungss stückegestellt,so zwar, daßeine Preisgrenze festgesetztwurde, bis zuwelcherBezugscheinfreiheit herrschte. Ebensofielenver- schiedene Stoffe,z.B. Seide, Halbseide usw., nichtunter die Bezugscheinpflicht. DieseersteRegelung mit ihrerverhältnis- mäßiggroßenFreilistewar nocheinesehrgemäßigtezunennen.

Dochbald zeigtesichimmer deutlicher, daßnur ein«energisches, behördliches Eingreifen zum Ziele führenkonnte. «

EsfolgtdiezweiteBezugscheinregelungvom .31.Oktober 1916, welchedie Preisgrenzen völlig beseitigte und eine ganz be- deutende KürzungderFreilistebrachte. NachMaßangefertigte Kleider, Anzüge,Korsette«,Taschentücher,Strümpfeusw.werden von nun an bezugscheinpflichtig.

Wirsehenaus derganzen Entwicklung, daßeinhaushälterisches WirtschaftenderknappenVorräte halber unbedingtgeboten ist.

WiegroßderStoffmangel imInland ist,gehtaus derTatsache hervor, daßimDezember1916 diegesamteAusfuhr vonStoffen nachdemsAuslande,diebisherandieGenehmigungidesReichs- kommissarsfürAus- und Einfuhrbewilligung geknüpftwar, generellverboten wurde.

Dem Ausfuhrverbot wurden selbstdie hochwertigsten Luxus- gegenständeunterworfen (z.BI.kostbare Ballkleiderfwelche zum großenTeilnach Rorwegengingen)undSiach-e·n,welchenur dem Veredelungsverkehr dienen (z.B. kamen aus der Schweiz sehr viele Stoffeins Inland, diehier besticktwurden und soindie Schweiz zurückgingen), alsonur denZweck verfolgen,inländische Arbeitskräftezubeschäftigen,dieValuta zuhebenund denim Kriegegesteigerten HangderausländischenIndustriezurSelbst- fabrikationzu vermindern.

Eine Erschwerungderallgemeinen Lage brachte nochdasAus- fuhrverbot Italiens und FrankreichsfürSeide.

Wir bekamen zwar mehrereMale aus den besetztenGebieten Stoffe herein,welcheimAuftrage des Kriegsministeriums von seitender Kriegswirtschafts-’Aktiengesellschaft, Geschäftsabtei- lungderReichsbekleidungsstelle, an dieFabrikanten und Groß- händlerder Bekleidungsindustrie zur Verteilung gelangten.

Dochkonnten diese Mengen, dieinmöglichstviele Kanäle ge- leitet wurden, an derherrschendenKnappheit auf dem Stoff- markt wenigoder garnichtsändern. - Von derDauer des Kriegeswird esabhängen, welcheweitere-n Aufgaben der Reichsbekleidungsstelle zur Sicherung unseres Wirtschaftskampfeszufallen. Jedenfalls werden wir mitweite- ren Einschränkungenrechnen müssen,wieauch neuerdings wie- derdieEinführungderBezugscheinpflichtfürSchuhbekleidung

eeit at. «

g 3g h

Dr.KuschelsBerlin

Kriengeschädigten-Fürsorge.«

Die von Ihrer Majestätder Kaiserin schonbald nach Kriegs- ausbruch angeregte Kriegsbesschädigten.-Fürsorgeistinkurzer Zeitzu einergewaltige-n, segensreichen Organisationangewachsen, welche sichderschwerbeschädigtenKrieger vor allem derAm- putierten, derGelähmtenund Verkrüppelten tatkräftigan- nimmt. IhreTätigkeitkann schon auf äußerst günstige Erfolge zurückblicken.Beider Behandlungder Schwerbeschädigtensind völligneue Bahnen beschritten.Vor allem brachiman mitden alten Anschauungen, daßderAmputierte einhilflosesWesen sei,das fremderWartungen und Pflege bedürfeund zeigte,

Cytaty

Powiązane dokumenty

Genaue Zahlen liegen nicht vor, aber man muß annehmen, daß die Zu- nahme der Frauenarbeit im Kriege eine Million weit übersteigt. So unmöglich es ist, diese Frauen nach

Auch für die so arg mißverstandenen Nagelungszeichen hat der Bund ein Preisausschreiben erlassen In weiterem Rahmen aber hat er dieseAufgabe angefaßt, indem er sein Jahrbuch für

bei Verlust der Hand auch Ohne kaayglled auskommen und nicht nur alle Verrichtungen des täglichen Lebens, fon- dern auch ein Handwerk erlernen Eine Reihe kunstvoller Ersatzglieder

— Auch hier ist also durch die Politik der Absperrung genau das Gegen- teil von dem erreicht worden, was die Urheber beabsichtigten Für die Erzeugung von hochgradigem Stahl ist

Es wird dabei davon ausgegangen, daß die ausgelegten Mengen aUf alle Fälle aufgebracht werden müssen, daß aber den Hühner- haltern für sich und ihre Haushaltungs- und

den kJatsachen der Knappheit der Lebensmittel, denn darin hätten sie keine Besserung, sondern höchstens Verschlimmerungen brin- gen können - -- als vielmehr dem mangelnden Vertrauen

Zur Verfolgung dieser Ziele hat sich kürzlich in Berlin (W 9, Votsdamer Straße 134 a) unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Scholz in Char- lottenburg ein Verein

Auch unsere Kriegsausgaben sind sehr groß. Das wissen wir alle. Aber gegenüber dem Aufwand unserer Feinde sind sie fast noch bescheiden zu nennen. Es stellten sich nämlich die