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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 28. October, Nr 43, 1865

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Sgr.

Die geprüften Bauhandwerker.

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nd it erschrocken iiberdie-»Unglucksfalle,»welche

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bauten gerade in»

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ieunerer

Staatsregierung,

un

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FejrüliiglsiekexitSiPi so intsetzlichem Umfange· veerlckhbuldet

hat. Erst

vor

wenig Monaten vhatten

eim»,

råich

eines Hauses

an

der Stechbahn die zusammensturzen

en

Mauern fünf oder sechs Menschen getodtet,« und setzt haben wir in Zeit

von

drei Wochen den Einsturz

von

nicht weniger als drei

neuen

Gebaludenzzzu beklagen Acri 28· September bricht ein

neuer

vierstoitigerSpeicher zusammen, wobei drei Personen »den Tod fanden Zind

eben so viele lebenslänglichzu Kruppeln wkurden .lm

20. Oktober Vormittags sturzt

ein neuer

autes Haus

von«

fünf Etagen

" ern

in der

man

zsasserghorstragze1zåisgggigy 7

Do e

un

,

idrfiifiidleteTrhiiilbiirzieht. Ja,

am

Nachmittag desselbenTages

stürzt ein anderes Gebäude vordem Neuen Konigst)or

ein und drei Menschenfanden ihren Tod« ehxn so viel wurden schwer verwundet Wer malt dieuockdeslanigst

der lebendig Begrabenen,

wer

das pammeiges )rei- er.

linderle gewordenen Eltern, »derWittwen und-Waisen-

Nur schwer bezwingen

wir

unsere schmerzliche Plus-

regnng,

nm

mit ruhiger Ueberlegnng der eigentlichen

Ursacle so

schwerer

«u or

unfdcl

Jen.

so rasch auf einander

«

folgender

.

llnggskssäeennjæics fzuerst im·«Aus»laiide »um;·

wir

fragen,

wie

es

denn mit den Unglucksfallen ahnlicher Art

in

Ländern mit anderen Sitten und anderen Einrichtungen aussieht. Da ist

u.

A. New-York;·es»ist doppelt so groß; da ist London, es ist beinahe funfMal so groß als Berlin, und doch sind unseres Wissens

in

diesen Städten noch niemals in so kurzerZeit so viele Hauser eingestürzt, als gerade in Berlin. Liegt ddas etwa da-«

ran

daß in Nordamerika und in England

ie

Baupolkzex Umtassendere BergUIssehat, die Bauten zu

beauåszich-

tigelt und daßsie durch genauere und strengere

ok-

schriften zur Beobachtung ihrer amtlichen Pflichten

an-

gehalten wird, als das

in

Preußen der Fall ist?

—-

O nein! Es ist gerade das Gegentheil der Fall. Ja, es giebt kaum ein Land in der Welt,

wo es

so viel Umständemacht, ehe

man

einen Baukonsens

von

der Po- lizei bekommt, und

wo

die Polizei ein solches Maß

von

Recht und Pflicht hätte, dem Bauherrn und dein Bau- meister Vorschriftenfür ihre Bauten zu machen und nach Vollendung eines Neubanes allerhandUntersuchungen

an-

zustellen, als gerade bei uns-

Oder liegt es vielleichtdaran, dchz in England und Nordamerika die Manier- und Zimmerineister, die Manier- und Zinimergesellen, ehe sie die Er- lanbnißbekommen,ihr Handwerk zu treiben, gründ- lichergeprüftwerden, als bei uns?

O nein! Sie werden gar nicht geprüft. Jn England und Nord- amerika kann jeder Mensch das Maurer- und Zim- merhandwerkausüben,

wenn

sich

nur

Einer findet, der ihm den Bau oder die Reparaiur eines Hauses

anver-

trauen will.

Aber, so fragen wir,

woran

liegt es denn, daß bei uns in Berlin die

neuen

Häuseröfter zusammenstürzen,

als in London und in New-York?

Die Antwort ist ganz einfach: Die Wurzel des Uebels ist darin zu suchen, daß unsere Bau- h

a n

d

w e r

k

er von

Staats-wegen eiaminirt werden,

un

d daß wir viel zu viel Polizei haben

Wenn sich einer unserer Leser über diese Antwort wundern sollte, so möge

er

sichFolgendes sagen lassen:

Die Polizei kann sich auch beim besten Willen nicht fo genau

um

die Baumeister und ihre Gesellen beküm- mern, wie der Bauherr selbst. Wenn sie aber den Bau abnehmensoll, so kann sie lange nicht so gUk zusehen- wie ein Bauverstäudiger, den wir«

uns

selbst dazu aus- gewählthaben. Denn einmal ist sie

an

bestimmten Vor- schriften gebunden, sie muß daher zufrieden sein, sobald diese

nur

erfüllt sind. Zweitens aber fehlt ihr oft»die nöthige Zeit, zumal,

wo

die Polizeibeamten alle Hände voll mit andern Dingen zu thun haben. Auch schadet es gar nicht, daß der Bauverständige,- den wir» selbst

uns auswählen, keinem Vorgesetztenverantwortlich ist;

denn

er

ist durch kein festes Gehalt sicher »gestellk- Wie

ein Beamter· Vielmehr wird

er nur

für solche Ar-

(2)

beiten bezahlt, die die Bauherrn ihm übertragen haben.

Er muß sich daher wohl hüten, oberflächlich zu beauf- sichtigen nnd leichtsertigabzunehmen,

wenn er

sich nicht

um

seine Kundschaft bringen will. So sind wi« viel besser darau,

wenn

wir als Bauverständige uns den Mann aussucheu können, zu dem wir selbst ertrauen haben, als

wenn

wir uns jeden Bau- und Polizeibeamten ge- fallen lassen müssen, den die hohe Obrigkeit uns schickt.

Noch schlimmer als ein Uebcrmaß amtlicher Bau- polizei ist aber die amtliche Prüfung der Bauhand- werter. Gewiß sind alle unsere Prüfungsbeamten recht kluge und gewissenhaste Männer. Aber was be- kommen sie denn

von

dem jungen Banhandwerker zu sehen und zu hören? Doch höchstens das, was derselbe in der Lehre oder in der Bauschule gelernt hat, und was

er

machen kann,

wenn er

einmal etwas Gutes machen will. Haben sie das gesehen, so müssen sie ihm das Zellgnißgeben, daß

er

zu seinem Handwerke wohl be-·

sähigt ist. Das steckt denn der junge Mensch in die Tasche, und

nun

gilt

er

als ein tüchtigerGeselle oder Meister bis

an

sein seliges Ende. Ob

er

aber mit der Zeit weiter fortschreitet, ob .er, wie es doch in jedem Fache nothwendig ist,

wenn

Einer ein tüchtiger Mann bleiben will, ob er, sagen wir, auch

an

Kenntniß und Geschicklichkeit zunehmen, oder ob

er

gar noch das

ver-

lernen wird, was

er

bei seinem Examen gewußthat,

ja, das kann der Examinator dochnicht im Voraus wissen;

das muß der Mensch doch sein Lebelang alle Tage

neu

beweisen.

-

So kommt

es

denn, daß io mancherBauhandwerker zufrieden ist mit den Kenntnissen und Fertigkeiten, die ihm die Prüfungs-Kommission einmal in seinem Leben attestirt hat, und daß

er

ferner bei jedem Baue denkt:

wenn

ich es

nur

so mache, daß die Polizei keine Fehler und keine Nachlässigkeiten merkt, und daß sie mir gerade nicht beweisen kann, daß ich diese oder jene Polizeivor- schrift übertreten habe, dann muß auch der Bau- herr zufrieden sein, und nachrechnen kann

er

mir doch nicht,

was

ich

an

Banmaterial und Arbeit Alles für meinen Profit gespart habe.

Leider rechnet so ein Mensch gar nicht so ganz falsch.

Denn gar viele

von

uns sind

von

Jugend aus so daran gewöhnt, daß sie

von

der Polizei und überhaupt

von

der Obrigkeit beschützt und gegängeltwerden, daß sie denken, jeder Bauhandwerker sei gleich gut, denn die vorgesetzte Behörde habe ihm ja bescheinigt, daß

er

sein Handwerk versteht. Jch nehme also, denkt er, den, der mir den billigsten Bauanschlag macht. Auch bin ich ja sicher davor, daß

er

nicht schlechter arbeitet, als

er

es versteht und schlechteresMaterialuimmt, als

er

soll; denn dazu ist ja die Polizei, daß sie ihm dabei auf die Finger sieht, was soll ich mich also noch selbst darum beküm-

mern

oder gar noch einen besonderen Bauverständigen bezahlen?

So denken gar viele Leute, nicht blos in Berlin, sondern im ganzen Lande; und darum ist es kein Wunder,- daß überall im Lande über unzuverlässige Bau- meister geklagt wird. Natürlich hört

man

in bestimm-

ten Fällen die Klage in der Regel nicht dann, wenn der Bau eber fertig ist, sondern erst nach-Jahr nnd Tag, wenn die Schäden zu Tage kommen, die entstanden sind, weil wir den Baumeister und seinen Bau

nur

mit den

Augen der Prüfungs-Kommission und der Polizei, aber nicht mit unseren eigenen Augen oder den Augen eines selbsterwählten Vertrauensmannes angesehen haben. Aber trotzdieser Klagen scheint es, daß erst so ungeheure Un- glücksfälle, wie jetzt in Berlin, haben eintreten müssen, ehe die Mehrzahl der Menschen daran denkt,’

wo

denn eigentlich die Ursache des Uebels steckt.

Und

nun

fragen wir: Haben wir etwa blos bei

un-

seren Häuserbauten oder haben wir nicht auch in

un-

zähligen anderen eben so wichtigen oder noch wichtigeren Dingen uns unsere Selbststiindigkeit nehmen und uns unter die Vormundschaft der Beamten stellen lassen?

Seht

nur

einmal die Gewerbeordnung

vom

Februar 1849 an, wie die uns der Mühe überheben will, selbst«

zuzusehen, ob Einer, der uns seine Arbeit anbieten möchte, sein Handwerk versteht oder nicht. Die Obrig- keit sieht durch die Gesellen- und Meisterprüfungen selbst zu, ob unseren Pferden die Hufeisen und unsern Füßen die Stiefel passen werden, die der oder jener zu machen sich erbietet.

Natürlich ist das ,,konservativeStaatsweisheit «;

denn

wenn

wir erst gewöhntsind, uns nicht einmal

um

solche Dinge zu bekümmern, wie werden wir dann auf den Gedanken kommen, darnach zu sehen, ob Richter, Landräthe

und

Minister ihre Sache verstehen

und

ihre Schuldigkeitthun!

Politische Wochenfchau.

Preußen. Jn dieser Woche

wurde man

plötzlich in Er- staunen gesetzt durch

die

Nachricht, Preußen

und

Oesterreich hättensich

anden

Senat»der freien

Stadt

Frankfurt gewandt,

um

Beschwerde zu führenuber die

dort

angeblich vorkommenden Ausschreitnngen der Presse und

der

Vereine. Die preußische

De-

pesche(und

von

Oesterreichliegt eine ähnliche vor) lautet: Ew.

HochwohlgeborenBerichte haben

uns einen

näheren Einblick in die Verhandlungen

desam

»I.

d.

Mts. dort abgehaltenen Abgeordnetentagesgewährt. Wir hatten bis zum letzten Au·

en-

blicke gehofft- daß» »derSNELL im Bewußtsein seiner

er-

pflichtungen gegen seine Deutschen Verbündeten

und

eingedenk früherer

von uns

und Oesterreich gemachter Vorstellungen, diese Versammlung verhindern würde. Leider haben wir

uns

getäuscht. Wir haben

uns von

Neuem überzeugenmüssen, dasz

der

Senat nichts dagegen hat,

wenn

das Territoriutn der Stadt Frankfurt zum Ausgangspunkt für unverständige, ja gemeinschädliche politische Projekte benutzt

Wlkd-

»Solche Nachsicht gegen subversive Bestrebungen kaNeU dwir nicht ferner gestatten. Wir können

es

nicht ·dUlVCII- daß vorzugs- weise

am

Sitze

des

Bundestages an dle Untergrabungbeste- lseuder Autoritäten der ersten Bundesstaaten hingearbeitet wird.

. . . ·

lWir begegnen

uns mit

der KaiserlichOesterreichischen Regierung in

der

Auffassung-»daß

die Wiederholung eines solchenöffentlichen Aergerm fes, selbst in der Gestalt resultatloserVelleitäten,nicht gestattet werden darf» Der Kaiserlich Oesterreichische Vertreter hat den Auf- trag, dem dortigen Senate in diesem Sinne Vorstellungen zu machen. Ew. Hochwohlgeboren ersuche Ich Crgebenst, im Einvernehmen mit Ihrem Oesterreichischen Kollegen,

dem

älte-

ren

Herrn Bürgermeister darüber

keinen

Zwei

elzu

lassen,

(3)

daß wir

uns

in dieser Beziehungeim vollständigen Einver- ständnisse mit

der

Kaiserlichen Regierung befinden. Ich»gebe mich der zuversichtlichen Hoffnng hin, daß man Franksurter Seit-z die

beiden

Deutschen Großmächtenicht

in die

Lage brin

en

wird, durch eigenes Eingreier weiteren Folgen

un-

zukäsiger Nachssicht vorzubeugen.«

»»

Wir

theilen die preußischeDepesche fast vollstaiidig mit,

weil

sie sich

in

ersterLinie gegen

den

letztenAbgeordnetentag wendet,

und

unsere Leser sich erinnern werden, daß

die

Beschlüsse diesesAbge- ordnetentages, obgleichauf demselben

nur 6

preußische Abge-

ordnete

anwesend

waren, do

ganz UUVekkeUthak festhielten

an

dem alten Programm, naZ welchem Preußen die Führung

Deutschlandsübernehmenso

e.

Aus diesem Grunde muß die Absendung solcher Depesche

von

Seiten Preußens wunder- bar erscheinen, während

uns

der gleiche Schritt vom- öster- reichischen Kabinet nicht in Erstaunen setzenkann. Die Ver- muthung liegt daher nahe, daß Oesterreich diesen Schritt ge- fordert und daß Preußen in dieses VerlangenOesterreichs gewilligt hat. Der frankfurter Senat hat mit groß-erEnt- fchiedenheit das

an

ihn gestellteAnsiiinen zurückgewiesecu

Jn Berlin hat

am 24.

d. M. eine

Versammlung Ber-

liner Mitglieder

des

National-Vereins stattge unden, in welcher folgende Resolutionen zur Annahme gelangten:

«

»Die Berliner Mitglieder

des

Nationalvereins erklaren

mit

Rücksicht auf die bevorstehende Generalversammlung

des

Vereins.

·

l.

Der Verlauf

der

Ereignisse

inden

letzten Jahren, die thatsächliche Annullirung

des

deutschen Bundes

in

seiner bis- herigen Verfassung,

die

Ersetzung desselbennicht durch

natio- nale

Einrichtungen, sondern durch eine einseitige Aktion der beiden Großmächte, müssen den Nationalverein bestimmen,

um

so entschiedenerfestzuhalten

an

seiner Forderung eines deutschen Parlamentes mit einheitlicher Exekutiv- ewalt,

wie

solche

in der

Reichsverfassung

vom 28.

ärz

1849

rechtsgültigen

Ausdruck

gefunden hat.

2) Wenn

esdie

Pflicht

der

preußischen Mitglieder

des

Nationalvereins sowie des gesammten preußischen Volkes ist, durchseste Beharrlichkeit in dem inneren

Verfassungskampfs

PkeUBennach Außen endlich geschickt zu machen, eine»ihm im nationalen Progamme zugewieseneAufgabe zu erfiillen:

so dürfen sie nach

der

anderen Seite erwarten, daß die deutsche Nation und insbesondere der Nationalverein nicht wegen vorübergehender Zustände die Gewalt histo- rischer Thatsachen

und

den durch dieselben festge- stellten Beruf Preußens verkennen werde.

3) Jn Bezug auf Schleswig-Holstein muß der Na- tionalverein auch ferner bestrebt sein, das Selbstbestimmungs- recht dieses Volksstammes, sein Staatswesen nach eigenem Cr- messeneinzurichten, mit allen ihm zu Gebote stehenden gesetz- lichen Mitteln zur Geltung zu bringen. Dieses Selbstbestim- mungsrecht findet aber seine Begrenzung in

den

Pflichten der Schleswig-Holsteiner gegen Deutschland. Da zur Zeit eine bZindelstftaatliche Centralgewalt nicht besteht, Preußen aber

dle

Hauptpflicht einer solchen, den Schutz der Herzogthümer zu Land,

Und

sur See übernehmenmuß,-so ist Preußen so be- rechtigr

wie

verpflichtet, in den Herzogthümern -die'enigen Rechte·in« Anspruch

zu

nehmen, welchenach

der

Reichsversassung

der DElUUtIVeU CenFlakgewalt übertragen sind.«

Die Reden,

mit

welchen die Herren Franz Duncker

Und

Di-. Löwe-Calbe diese Resolutionen begründeten, kön-

nen

Wir leider 0U9,Mangel

an

Raum nicht mittheilen; wir

woen

hier

IIUV

dle PMB folgen lassen, welche Löwe in Bezug at: «Es hat auf die hausig ZelgendeMuthlosigkeitgesprochen

sichWohl letzka Jeder die Frage gestellt, ob

man

Angesichts der gegenwartigen Machtlosigkeit des Abgeord-

netenhausez

und

der Nichtbeachtung der öffentlichenMeinung durch

die

Machlhaber nicht besser thue, sich

von

jeder poli- tischen Thätigkeit fern zu halten, Und die Dinge geilen

zU

lassen wie sie eben gehen. Solche Meinung ist nicht

UeUs

sie

tritt

stets auf,

wenn

das Vertrauen

des

Volkes

zuder

regel- mäßigen nationalen

uiid

politischen Entwicklung schwindet-

wenn das

Volk sieht, daß die öffentlichenAngelegenheiten nicht met-r

im

nationalen Geiste geleitet

werden«

Jkl solch-Ell Fällen tritt aiif

der

einen Seite Pessimismuö, auf

derakl- deren

OJiiithlosigkeit

an

die Stelle zielbewußter Thätigkeit.

Jnimer aber

wirdman iii

solchen Zeiten sehen, daß diE Pak- tei, welche aushairend bis

zum

letzten Augenblick auf

dein

Platze bleibt, zuletzt im entscheidenden Momente die Bestim- mung trifft. Mag auch das Häuflein

der

Kämpfer immer kleiner werden, indem

von

rechts

und

links

die

Muthlosen und die Pessimisten abtallen, die Streiter selbst werden,

wenn

auch ihre Zahl schmilzt,·nicht schwächer, sie bewahren die Kadres,

iim

welche sich einst,

wenn

wieder

eine

große Strö- mung

indie

Volkslsewegungkommt,

die

Menge schaaren wird-

Berlin ist

am

vorigen Freitag durch

den

Einsturz zweier Häuser-, welche.30 Todte und viele Verivuiidete zum Opfer forderten, in große Aufregung versetzt worden. Da wir in unserem Leitartikeldiese Unglücksfälle und die Art, wie ihnen vorzubeugen ist,»ausfiihrlich besprechen,so erwähnenwirhier

die

Sache

nur

kurz.

Hannovey Das seit fast drei Wochen drohende Gewit-

ter

der heranzieheiiden offenen Reaktion hat endlich

am

2»1. d. M. eingeschlagen,

und

zwar nochkräftiger, als

es

die kuhnstePhantasie sich erdenken konnte. Die Seele

desneuen

Ministeriums ist der Minister des Innern, G.H. J. Bac- iiieisteiy von

dem

die Brockhaus’sche »Unsere Zeit« schon iineds Bd. sagte: »Das Land Hanuover wird sichglücklich schätzen tönnein

wenn

B. niemals wieder eine Stimme in

derRe

ierung erhält,

denn

seine Wirksamkeit

als

Minister ist nach·

aen

Seiten

eine

unheilvolle gewesen« Herr

v.

Bac- meister«hat

vor 14

Jahren mit Herrn

v.

Bismarck

vertraute

Freundschaft geschlossen;vielleicht schließtsichietzt Haiiiiover enger

an

Preußen

an.

Oestetreich. Die Regierung blickt noch immer verzweif- lungsvoll nach London,

wo

ihr Finanzagent, Herr

Beke, weilt-und wegen der Anleihe nnierhandelt. Zwar ist schon oft die Nachricht verbreitet worden,

die

Anleihe sei abgeschlos- seiiund Oesterreich

nun

wieder auf einige Monate

von

aller Geldverlegenheitdfreh aber stets hat sich dann im letzten Mo-

ment

gezeigt, daß die Nachricht versriiht war;

es

findet sich eben Niemand mehr, der sein Geld in

das

Alles verschlin- gendeDa«naideiifa,ß,» genannt »Oesterreichische Staatskasse«, schritten will. Moglicherweise kommt jetzt

den

Staatsmännern

in

Wiendth der Gedanke, ob sie nicht-vielleicht doch ohne Sistirung der Verfassung leichter Geld be- kommen hatten.

«

England. Die Thatsache,

vorderin

diesem Augenblick alles Andere in

den

Hintergrund tritt, ist der Tod Lord Palmer stoiis, des langjährigenPremiermiiiistersEnglands.

Palmerston

war 1784

geboren,

und

seit 1806 im politischen Leben thätig· England verliert in ihm seinen fähigsten

und

populärsten Staatsmann. Man glaubt, daß sich das Kabinet, welches so seiner Hauptstütze beraubt ist. nicht mehr lange wird halten können.

«« « «

Ein kurzes, aber nothweiidiges Wort über die Militairfrage.

Jii

dem

ganzen aLande werden in diesem Monat,

woalle nur

irgend arbeitsfahigen Hände zur Bestellung der Aecker

gebraucht werden, die Rekruten eingezogen. Es mag dies

(4)

manchem Laiidinanne recht hart ankommen, sich

in

der ganzen Umgegend vergebens nach einem Ersatz umsieht: aber der Schutz

des

Vaterlandes erfordert ein Heer, und für dieses Heer sind die Söhne des Landes nothwendig, und gern bringt jeder Preuße dieses großeOpfer, to lange

ervon der

Nothwendigkeit überzeugtist, und so- bald

es

nicht in einer größeren Ausdehnung

von

ihm gefordert wird, als nach seiner Ansicht für den Schutz

des

Vaterlandes erforderlich ist. Wird aber jetzt

iin

ganzen preußischen Staat diese Frage mit Ja beant-

wortet-?-

Wir sehen ans

dem

Resultate, ivelches die wieder- holten Wahlen

der

Mitglieder des Abgeordnetenhauses gegeben haben, daß

iiian

iin Volke nicht der Meinung ist, die Opfer, welche

derStaat

in diesem Augenblicke

von

seinen Bürgern

im

Interesse dei- Wehrfähigkeit des Staates verlangt, bewegen sich innerhalb

der

Grenzen

des

Nothwendigeii. Man meint, und

das

ist ja der Kernpunkt

der

Streitfrage,

unter

welcher seit Jahren die verfassungsmäßige Entwickelungunseres Staats- lebens leidet, daß eine Durchfiihrurig des Gesetzes

vom Z.

September 1814 in der Weise, wie dies bis zum Jahre 1859 der Fall’ivar, ein vollständig zum Schutze des Vater- landes geeignetes Heer schaffe,

und

daß

es

nicht noth- wendig sei, dieses Gesetzaufzugeb

enundan

seine Stelle ein Gesetz zu setzen, welches

dein

Reörganisationsplan,

der

jetzt schon ohne eine solche gesetzlicheGrundlage zur Ausführung gelangt, die Billigung

und

gesetzlicheGültigkeit verleiht.

Es ist heut nicht unsere Aufgabe, hier auseinander zu setzen,

wieeine

nach dem Gesetze

voiii 3.

Septbr.

1814 or-

ganisirte Armee vollständig allen Anforderungengenügen kann, welche

man

zu stellen berechtigt ist. Wir wollen hier

nur

kurz die Vortheile dieses Gesetzes noch einmal

andeuten.

Eine

"

allgemeine Durchführung

der

zweijährigen Dienstzeit

würde

gestatten,

bei

Schonung

der

Finanzen

des

Staates nnd-»das Volkes doch einen ziemlich bedeutenden Theil der wagenfahn gen Mannfchaften jährlich zu den Fahnen einzuberusen.

Außerdemgestattet das System der Laiidwehr-Rekruten, wel- ches als ein wesentlicher Theil des Gesetzesselbst

zu

betrach-

ten

ist, die gesaiiinite wasfeiifähige Jugend

zur

Vertheidigung

des Vaterlandes

heranzuziehen. Schließlich läßt die kurze Dienstzeit

in

Verbindung

mit der

kurzen Reservezeit den Bürger nicht allzu lange

unter

dein Druck

des

engeren mili- tärischenBandes, währenddoch andererseits die Einrichtung

der

Landwehr ersten

und

zweiten Aufgebots der Regierung stets ein ausreichendgroßes, in

den

Wafer geübtesHeer

zur

Verfügung stellt, welches nach unserem Urtheil vollstän- dig ausreichend ist, unser Vaterland stets zu

ver-

theidigeii und«zu schützen.

Eine Heereseinrichtiing,welche diesen Anforderungen

ent-

spricht, muß

als

genügend betrachtet werden, und

wenn

sie, wie dies durch

das

Gesetz

vom 3.

Septbr.

1814

ermöglicht ist, die Erfüllung dieser Forderung mit Schonung

der

finan- ziellen

und

menschlichenKräfte

des

Landes gestattet, so wird

man

nicht leicht ein Volk sindetl, welches geneigt ist, ein sol- ches Gesetz aufzugeben.

Diesem Vortheile des alten Gesetzesgegenüber bietet der Reorganisationsplan wenig Verlockendes. Ngch ihm ist die Aushebung vermehrt

und

die Dienstzeit verlangert worden.

Außerdem soll die Reservezeit ausgedehnt ·werd-en», so daß jeder zu den Fahnen Eingezogene statt wie·bisher funf Jahre so jetzt sieben Jahre

im

unmittelbaren Militarverbande stehen soll. Als Aequivalent für diese erhöhtenLasten wird

der

Bürger einige Jahre früher

aus

dem LandwehrsVerbande

· enn

ihm sein

.

Sohn oder

ein

tüchtiger Knecht

vom

Hofe fort muß, und

erE

entlassen. Bedenkt

uian

aber, daß diese ältesten oaZi äu

e der

Landwehr doch

nur

in einer Zeit zur Verwendüii yggelakak

gen wurden,

wo das

Vaterland in der höchstenGefahr ist, und

in

Folge dessen die größte Anstren ung aller Kräfte

ver-

langt, so wird

man

erkennen, daß einerfeits dieser Fall glück- licher Weise

nur

sehr selten eintritt nnd daß andererseits,

wenn er

einmal eintreten sollte, wahrscheinlich die durch den Reorganisationsplan

von

der Dienstverpflich- tung Befreiten doch zurVertheidigung

des

Vatet- landes nothwendig sein werden.

So also bietet der Reorganisationsplan für

den

Einzel-

nen

nichts Verlockendes3nochweniger empfehlenswerth Zscheint

esuns

aber,

wenn

wir die Vermehrung der Opfer betrach- ten, die

er

der Allgemeinheit

des

Staates auferlegt. Er

be-

dingt zunächst eine Vermehrung der Ausgaben für das Mi- litär

von

mindestens

10

Millionen Thalern, d. jede Fa- miliehat jährlich dadurch 21X2—3 Thlr.

an

Steuern mehr

zu

bezahlen. Neben dieser Mehrausgabe ist aber noch ein anderer Umstand, welcher

von

dem Lande schwer empfunden

wird.

Durch die erhöhte Aushebung und

die

Ein-

führung

der

dreijährigen Dienstzeit ist der Prä- sensstand der Armee

um

etwa 80,000 Mann

ver-

mehrt,

d.

h.

eswerden

«etzt

dem

Landejährlich 80,000 der gesündesten und räftigsten Arbeiter mehr

ent-

zogen, als dies fruher der Fall

war.

Da darf

esuns

denn nicht Wunder nehmen,

wenn von

allen Seiten Klagen kommen, daß sich ein Mangel

an

Arbeitern zeige, und

wenn

besonders die Landleute oft nicht wissen,

wo

sie in den Zeiten der Erndte oder in

der

Zeit,

wo

der Acker

neu

bestellt werden muß, die nöthigen Arbeitskräfte herbekommen sollen.

Und

doch muß das

Land

regelmäßig

und zur

rechten Zeit bestellt

werd en, wem-i main aufeinen

gknügenden Ertrag für das

nächsteJahr rechnen soll. Geschiehtdiese Bestellung nicht zur rechtenZeit oder unregelmäßig, ja, muß sie vielleicht hie und da

aus

Man el

an

Arbeitern gänzlichunterbleiben, so zeigt sich das Gespenst einer scllechten Erndte

oder

möglicherweise sogar eines Hungerjahres als dü-

steres Bild

der

Zukunft.

« -

Jn solcher Zeit tritt

an

den Landmann,

demder

Sohn oder der langjährige treue Knecht bei seiner Arbeit fehlt, der volle Ernst

der

Frage heran, ob die Durchführung

der

Re- organisatioii

denn

wirklich nothwendig sei zum Heile

des

Vaterlandes Und »wenn

er

dann auf seine Felder sieht, welche der rechtzeitigenBestellung vergeblichharren,

dann

drängt sich ihm erst recht klar die Ueberzeugungauf, daß

die

Grundlage der Wehrhaftigkeit eines Landes doch

nur

die Wohlhabenheit

des

Landes ist, welche für

den

Fall der Noth reichliche

Und

unerschöpfliche Hülfsquellen bietet, daß aber ein Militärsystem, welches nicht erlaubt, diese Wohlhabenheit sorgsam

zu

schonen nnd zu pflegen, auf die Dauer einen Zustandschafft,

derdie

groß-

ten

Gefahren für das Land mit sich bringenkann·

Deshalb mehrt sich naturgemäß

mlt

isdem Jahre die Zahl derer, welche eine Erhaltung und DklkchfUhkung des Gesetzes

vom Z.

September

1814

wünschen- Indem diejenigen, welche früher dem Reorganisationsplan zklstimmen zu müssenglaub- ten, weil sie ihrem eigenen Urtheil in militärischenDingen nicht vertrauten, immer mehr Und mehr zu der Ueberzeizgung gelangen, daß sowohl» dle Mehrkosten der Reorganisation als auch

der

durch «dieReorganisationbedingte Mangel

an

Arbeitskräften auf dle Dauer nicht heilsaknauf» die nachhal- tige Vertheidigungskraft des Landes einwirken können·

Druck

und

Verlag

von

Franz

Drincker

inBerlin

Verantwortlicher Redakteur Und Herausgeber:

Di-.

G. Lewinstein

inBerlin.

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Mangel an guten Unterofsizierenauf, wie sich dies in neuester Zeit wiederum klar »h·at aus dem Umstande erkennen las- sen, daß die Unteroffizierschulen zu Potsdam und Jiilich

heitskriegeii,findet "etzt in den Meigen der feudalen Militär- kreise gar wenig nade. Die » ilitärischen Blätter-i» ein Organ jener Fraktion, bringen in ihrer neuesten Nummer

Nun giebt aber — und dies ist der eigentliche kranke Punkt 1m»Zollverein — die nothwendige Einstimmigkeit der Be- schlusse den widersirebenden Regierungen eine leichteGelegen-

Die meisten Wähler werden sich selbst kaum ein Ur- theil darüber beilegen, ob eine Armee mit einem Dienst- jahre weniger bestehen kann oder nicht, ob der Staat mit etwas weniger

Nach unserer Ansicht ist eine Revolutioii weiter nichts, als das letzte Mittel, um unerträglichgewordene-Zustände, deren Unveränderlichkeit durch ihr langes Bestehen gesichert

Aber wir wiederholen es, sie wären gleichwohl eine große Wohlthat für das Land gewesen, und sicherlich würdenalle liberalen Ab eordneten für dieselben ge- stimmt haben Dennoch-.

Es ist ein schweres Geschick, daß die besten Kräfte des Landes noch immer lahm gelegt sind durch den un- seligen Zwiespalt mit der Regierung Aber es wäre ein noch viel

genug, um doch nicht gänzlich welJrlos gegen Dänemark ein.« Dies wurde allerdings ein bedeutende Gesammtsumme zu ergeben, und man will sie wohl den Vertretern des