Sonnabend, 3. Juni. 1865.
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Die Verfassung.
Wachenblatlsur das Weis
Erscheintjeden Sonnabend. Preis vierteljährlichbeiallenPreuß. Postanstalten 41X2Sgr., beidenaußerpreußischenPostanstcxlten Is« Sgr.,in BerlinbeiallenZeitungs-Spediteurenincl.Botenlohn6Sgr.,inderExpedition,Mohrenstr.34, 41x2Sgr· Jnscrate
dieZeile3Sgr.
Das Recht,Steuern undAbgabenzuerheben.
(Artikel 100 und 109 derVerfassung.) Es iebt nitsVerdrießlicheres,als wenn man es mitLeuixenzu tun hat,denen man dieselbeWahrheit schon neunundneunzigMal gesagthat«und diedann doch wiederkommen,um ihre schon langstwiderlegten Einwendungen zum hundertstenMale vorzubringen
So gehtesunsmit denLeuten,dieganzunermudlich immer wieder mitdennämlichenRedensarten die Welt beschwatzenhabe, durch seinewollen, daßVertreterdasVolkimAgargeordnetenhausenichtdasRechtein
MWXDMJ M WJdeLH6M und die
VerwendungderGeldmittel,die dochniemand anders, alsdasVolkaufbringt,undüber die darum dochauch niemand gegen denWillen desVolkes-verfügensoll.
DieseLeute wollen demAbgeordnetenhauseimGrunde keinanderesRecht einräumen,alsdaßohne seineZu- stimmungkeineneuen Steuern und«Abgabenerhoben werden dürfen. Vielleichtwird esnicht«lange dauern, undsiewerdenihm auchdasnoch streitig machen.
Es hilftnichts, daßman diesenAnhängernoder
Schmeichzlerneiner jedenWillkürherrschaftdieausdruck lichsteneftimmungenderVerfassung vorhält. Ja, sie
eben esauch wohlzu,daß nachderVerfassungalle
gahresausgabenim Voraus aufdenEtatgesetztwerden müssen.Sie gebenauchzu,daßdieserEtat erstGül- tigkeit hat,wenn ereinGesetzgewordenist,unddaß
er ohnedieZustimmungdesAbgeordnetenhaufesnie-
mals Gesetzwerdenkann. Aber, sagensie,die Ab- geordnetendürfensichnicht weigern,alleAusgaben gut zuhaßt-IFdiediejedesmaligenMinisterfür durchaus UDFhWeUdISjUrErhaltungdes Staates erklären. Ins- beiondereMkersiedieetwasiebenMillionen,welche dieReorgamfetion kostet,unddannauchdengeheimen YOUzeifDUdVDZI35-000Thlrn. nicht verweigern.Auch wenndieRegierena»sagensie, jene7Millionenbe- UIIllIStbekäme,sle durfteUrgeheimePolizeizweckeNichtaberausgeben, soskönntedochdie.35,000Thlr.kein enschMehrin Preußenregieren, und,der ganze
PreußilcheStaat müßtesammerlichzu Grunde gehen.
Darum müssenauchdiesePolizeigelder bewilligtwerden oder dieRegierungsieht sich genöthigt,wie seitdem 1.Januar 1862 soauchfernerhinaufeinStaatshaus- haltsgesetzzuverzichtenunddas Gelddes Landes ohne ErmächtigundurcheknGesetznurnacheigenemErmessen zuverausgaeu. Wir denken,unsereLeser ehen ein, daßein solchesGeredegar keinerernstlichenWiderlegung bedarf,undeswürdeauchunnöthigsein,dennwerda
glaubt.derStaatmüssezuGrunde gehen,weil der Regierungmicht35,000Thlr.zugeheimen Polizeiaus- gabenbewilligtworden, fürden würdenunsere klarsten GründefürdasGegentheildochunverständlichsein.
Jetztaber kommtno ein gan besondererStreit- punktdazu. Es hattennämlicheinige Abgeordnetesich dahinausgesprochen,daßdasAbgeordnetenhauswohl berechtigtware,in demBudget oderdem Jahresetat dieseoderJeneSteuerundAbgabeganzodertheilweise zustreichen,verstehtsich,nur fürdaslaufende Jahr.
Dagegenerhobnun derFinanzministerdenallerentschie- denstenWiderspruch Freilich,sagteer, stehtinder Verfassung, daßSteuern undAbgabenfürdie Staats- kassenur erhobenwerden dürfen,soweit sieinden Staatshauhaltsetataufgenommensind. Aber, so fuhr
er fort,es·stehenauchnochandereWorte in derVer-
fassung,fdieetwas ganzAnderes und eientlichdas
Gegentheildavonsagen.Sowenigstens haenwirden Minister verstanden.
Unsanderen schlichtenMenschenkindernkommt es allerdingssehrsonderbar vor, daßdiesovieleMonate hindurchvonMinisternundMinisterialräthenundvon beiden Kammern revidirte,durchgeschüttesteUnddurch- gesiebte Verfassungin dem einen»Artikel einRecht gebenundesineinemanderen wiedernehmen,oder ineinemAetikeIsagensollte-·»derSchneeist weiß«- und ineinem anderen: »NeM-er istdoch schwarz-«
Auchwerden dieRechts-gelehrtenwohl zugeben, daß, wenn wirklichin Irgendeinem GesetzeeinesolcheUn-
eheuerlichkeitvorkame,man dochnicht nach Belieben
si eradedenArtikel auswählendarf,derEinem am
beten gefällt VielmehrwirdderRechtsgelehrtesagen:
derArtikelgilt,der denallgemeinenZweckdesGesetzes
ünd den gesundenMenschenverstandfür sichhat,und derandere gilt nicht mehr,alseinetaubeNuß.
JndeßisteinsolcherWiderspruchinunsererVer- fassungauchgarnicht vorhanden.Artikel 100lautet nämlich:»SteuernundAbgabenfürdieStaatskassedürfen nur, so weitsiein denStaatshaushaltsetataufgenom- men oder durch besondereGesetze angeordnet sind,er- hobenwerden«Hier istallerdingsnochvonbesonderen Gesetzenneben demStaatshaushaltsetatdieRede. Aber jederRechtsknndigeweiß,daßmitdiesenanderen Ge- setzennur solchegemeintsind, durch welcheimLaufe desJahres, für welchesder Etat gilt,dieserEtat noch nachträglich abgeändertist.Der Artikel 100 giebt alsoderRegierungnur dasRecht, solcheSteuern und Abgabenzuerheben,derenErhebungdurchdas Staats- haushaltsgesetzoderdurchbesondere,dasselbeergänzende, Gesetzefürdaslaufende
Jahrgenehmigtworden ist.
Andere Steuern undAbgaen zuerheben,istnach Artikel100 derVerfassungdieRegierungindem be- treffenden Jahrenichtberechtigt
Ja, soerwiderte man uns, das mag wohlsein, aber da giebtesnocheinenArtikel 109 undindem
·heißtes:»diebestehendenSteuern und Ab aben werden sorterhoben,bissie durcheinGesetzabgeänertwerden«
DieserArtikel,sobehauptetman, sagtdasGegentheil
von Artikel100. Der Artikel100 nämlich untersagt derRegierungeine Steuer oderAbgabewährendeines bestimmtenJahreszuerheben,wenn dasAbeordneten- haus sie gerade fürdieseleahr nichtgenernigthat·
Dagegen untersagtArtikel 109»derRegierun nur dann
«
dieForterhebungeinerbestehendenSteuer oerAbgabe,
wenn nicht blosdasAbgeordnetenhaus,sondern auch das Herrenhausund dieKrone sie gestrichenhaben.
Danun dieserArtikel109 derRegierungviel besser gefällt,so braucht sie, sagen ihre Freunde,sichnuran rnzuhalten,und sie hatgarnicht nöthig,sichum dcevtaube NußdesArtikels 100auchnur imallergering- stenzu bekümmeru.
Aber gemach,JhrHerren,wenn einer von den beiden Artikelneine taube Nußwäre,sowäre esder Artikel109 und nichtderA.tikel 100;denn bedeutete derArtikel 109 wirklichdas,wasJhrausihmheraus- leset,so ständeerimvollstenWiderspruchzumSinn undzumZweck nicht blesdesArtikels 100,sondern zum Sinn undzumZweckder ganzen Verfassung.Aber derRechtskundigeweiß, daßderArtikel109nicht diesen,
Länderndaßereinen ganz vernünftigen Sinn hat.
enn derselbe nämlichvon bestehendenSteuern und Abgabenspricht,someint ereben die, welchedurch dieFinanzgesetze festgesetztsind,z.B.durchdieGesetze überGewerbesteuer,Klassensteueru.s.w. DceFinanz- gesetzeaberbestimmen nicht, daßgewisseSteuern und Abgabeninjedem einzelnenJahre erhobenwerdenmüssen,
sondernnur, daß sieinjedemJahre erhobenwerden können und zwarin derHöhe,wie dieBedürfnissedes Staates-es fordern.Ob aber dieBedürfniedesStaates wirklichfordern, daßund
irr-welchemMa esieindiesem
oderjenembestimmtenJahre erhoenwerden,das wird
jedesmal erstbeider Berathung des Staats- haushaltsgesetzes festgesetzt Das Staatshaushaltg- gesetzaberkannnur solcheSteuern undAbgabeuauf- fuhren,zuderen Erhebung fürdas betreffende Jahr auch das AbgeordnetenhausfeineZustim- mung gegeben hat.
DieGeltungdesArtikels 100 stehtalso unerschütter- lich fest.Nur wenn dieserArtikel100 auch wirklich beobachtetwird,wirdderHaushaltdes Staates unter allenUmständensoeingerichtetwerden,wie dieVolks-
vertretungeszumWohldesLandes erfordert. Wird
ernicht
«
eobachtet,so laufenwirGefahr,daßdieKräfte und das Vermögendes Volkes und jedesein elnen Mannes im Volkedurch
überflüssigeund schädliche
Ausgaben erschöpftwerden. Sozer ällt dieBehauptung daßman aus dem Artikel109 der Verfassung’nach- weisenlönne,dasAbgeordnetenhaussei nichtberechtigt,be- stehendeSteuern vomEinnahme-Etatabzusetzen,odersie zuverringern.Dieses RechtderVolksvertretungläßt sichaus dem Artikel 100derVerfassungsehtklarnach- weisen,und esläßtsichdemAbgeordnetenhause,falls eseinmal von diesem RechteGebrauchmachenwill, auchnichtmitdemgeringstenAnscheinevon·Rechtder Vorwurfmachen,daßesseineBefugnisseuberschritten habe.Esstehtihm,nachdem Sinn unddemWort- lautunsererVeifassungnichtnurdasSteueibewilligungk recht,sondern auchdas Steuerverweigerungsrechttm vollstenMaßezu-
. Politische Wo«chenfchaü. "« Preußen.Die Rede,inwelcherderAbg. Twesten mit klaren unddeutlichenWorten sichüberunsere Justiz- verwaltungausgesprochen,hat nachallenSeiten hineinen sehr großenEindruck gemacht.Ganz besonders empfindllch zeigensichdiesogenannten«konservativenKreise,und dasie wohl einsehen,daßemeWiderlegungseinerRedeihnennicht gelingen würde, so suchensienichtnur ausalleWeise den Eindruck zuverwischen,welchen dieselbegemachthat,sondern siesehen sich auch nacheinemMittel um«künftighineine solche Schilderung unserer Zuständeunmvgltch zumachen.
Ambestenwird dies,soglaubt«man,geschehen,wkmces möglichwäre, dieAbgeordnetenfnrihreReden.zurVerant- wortungzu
csichernAlsdann würdensiegenothigtsein,ganz dieselbenRüsichtenzubeobachten,zuwelchenjetztderZeltungss schreibergezwungen ist,der in irgendeinerAngelegenheit eineMeinung aussprechen will, welcheals.eineMißbllligung irgendeinerRegierungsmaßregelaulgefaBtJverdenkönnte.
AberderArtikel84unsererbeschworenen·Vl’lessUUgschilt-It dieRedefreiheitderAbgeordneten, undkm«Vekillchsdiese Freiheitnur demWortlaute nachfür.die,Al-’stlm»n1kmgenund fürdieMeinungen,welchederAbgevkknckse»Austri«nicht aberfürdieWorte,mitwelchenex IleCUCiPklcllk-gelerzu lassen, ist schonvor längererIstsVVUDemObrttklblslkztl
zurückgewiesenworden. Man mußtealso,um ernenRsd-
geordnetenfür eine im
Abgeordnetenhaufegehalten-»ce
verantwortlichmachen zuvamemert diesen Akklmder Verfassungabändern,undeinigeMitgliederdesHeMUhUUses haben sichauch beeilt, einen derartigenAntrag JUstellst-, welcherwahrscheinlicham10.Juni, an welchesnTagedas Herrenhausnacheiner mehrals sechswöchentllchmPause wiedereineSitzung halten wird,zurVckhTUVIUUSkommen wird. Dieser Antraglautet:
IfndagsrkeirglggiiimmungdesArtikels 84derVetlassUngö«
UikuadewonachdieMitgliederbeiderHäuserdesLandtages fürjhre"s«ig.skimaiunge«nniemals, fiir ihredarin ausgesproche- nenMeinungen nur-innerhalbderKammer (des Hauses) auf denGrund der.(·Heschastsordnungzur Rechenschaftgezogen werdenkönnen. eine sowohlmitanderen Bestimmungender Verfassiingsllkkllnde,AlsauchmitdenbeiderAbfassungder Verfassungvoiii 31.Januar 1850leitendgewesenenGrund- lälWimWiderspruchstehendeDeutunggegebenworden;
Y dal; hiernachausdergedachtenBestimmungiristhiimlich
Tfolgertwird,nichtallein diein denparlainentarischen
’erl)andlungenausgesprochenen Meinungen, sondern auch diedabeivorgefallenenPersonal-Jnjurien, Verieumdungen Und andere verbrecherischeAeußerungenmüßten straslos
bleiben; · » »
Z)inErwägungdes hierausentstehendenoffentlichen Aekgeknisseg,DerSchädigunghoherundhochsterObrigkeiten zumNachthei[derallgemeinenWohlfahrtdes Landesund desmangelndenSchutzesgegenRechtskrankungsurdenEin-
zelnen—« - .
4)’inBetrachtderberechtigtenBesorgn-iß,daß durchein mehrfachesVorkommensolcherstraflosbleibendenoAusschree tunaendas AnsehenderLandesvertretiinginderoffentlichån
Meinung herabgesetztwirdund damit·diekonstitutwnge ZierfassungschließlichfürPreußenunmoglich gemachtWeren
«n t- -« . .
ono;’endlichinErwägung,daßes·gebotenIst,dertm
Landeherrschenden Mißbilligungderwiederholten parlamen- tarischenAusschreitungeneinenAusdruck zugebenunddaß esfür dasHerrenhauseinwohlberechtigtesVerlangenim eigenenLandesinteresseist,dieVerfassung durch Aufrecht- erhaltungderAchtungvorderköniglichenAutorität zusichern, dieköniglicheStaatsregierung zuersuchen:imWege der Gesetzgebung Vorsorge zutreffen, damit durch eine Deklaration des Artikels 84 der Beriassiingsurkunde künftig auch fürVorgänge innerhalb desLandtages dieTieltungvon RechtnndGesetz aufrecht erhalten
wer e.«
DieAntragstellersagenindemAbsatz4ihren Erwägun- gen,daß bei einerWiederholung solcher straslosbleibenden ,Ausschzreitungen«,wiesiedasoffene AusserechenderMei- nung seitensderVolksvertreter nennen, diekonstitutionelle kalassullg schließlichfür Preußenunmöglichgemachtwerden könnieiWit«glauben, beikeinem unserer Leser aufWider- spruchzustoßen,wenn wiraussprechen, daßmitdemAuf- hebenderRedefreiheit aufderTribünedesAbgeordneten- hauses,und«ebenso auchdesHerreuhauses,dieVerfassung
nur nochein Scheinwesen seinwürde, dessenWerthnur
sehrgeringangeschlagenwerdenkönnte.
"
»Das AbgeordnetenhaushatdieWegeordnung, welche dieRegierungdemselbenvorgelegt hat, verworfen,weil sie derAnlicht ist, daß erfleineguteKreis- und Gemeinde- ordnunligeschaffenwerdenmuß, eheman dieMachtbefiigniß derKWWMEausdehnenkann. Auseine PetitionausKönigs- bWs W«’lcheforde--te,eesolltendiepolitische-«unddiePaß- PkoökssewkepekumverGeschworenen verhandeltwerden,und esEnte .NeVorläufigeBeschlagnahmevon Druckschriften kzlnltlgNichtmehrtattsiuden dürfen, hatdasHaus nach einsei)9ndek.DebatteUbetdieseAngelegenheiterklärt:daßes
quDieAUikFchtsthttUUsderdurchdie Verfasunggewähr- leistetenPkelzlkelhessiderUnabhängigkeitdesSichterstaudes UndWer UnparteiischenRechtspflegedringend geboten seis:
l)DasPkehssfeletzVVM l2. Mai 1851 einer durch-
greifenden evision zuunterziehen-,2)dasDis-
ziplinargesetz vom 7.Mai1851 und26.März1856 aufzuheben, 3)dieEntscheidungüberdieSchulddes Angeklagtenbei politischen,sowie beiden durchdie PresseverübtenVergehenund VerbrechendenSchwur- gcrichieiizuüberweisen.« »
Sachsen. DerKönig hat endlichnachsechszehnJahren fürallepolitischenFlüchtlingeaus denJahren1848 und 1849 einevollständigeAinnestie bewilligt.
Oesterrcich. Die Regierung beabsichtigt schonwieder eineAnleihevon 40—80 Millionen Gulden zumachen.
kaikv- Esl»Cl)ciUk,daßdasneue Kaiserreichdiehell- ltksihlende Freil)ClkSiONUe,dieaus demblutigen Kampfein Nordamerikaemporgestiegenist, nichtvertragenkann. Es istmitBestimmtheitzuerwarten,daßderKaiser Maxiiiiilian
inKurzem seinemJungenReichedenRückenkehrenwird.
Resolution und Rebellioii.
DieGefangennahmedesfrüheren Präsidentenderauf- ständigenSklavenstaaten,JeffersonDavis unddieMög- lichkeit,daßerwegen Theilnahmeander Verschwörungzu demMorde LincolnszumTode verurtheiltwird, hat vielfach dieBehauptunghervorgerufen,man müsse ihn,fallsdiese Theilnahmenichterwiesen werde,schonend behandeln,denn erseieinpolitischerVerbrecheyundineinemfreien Staate, wie Nord-Amerika,sei dieVerhängiingderTodesstrafeüber
einen politischenVerbrechergewißnichtgerechtfertigt.Wir
wollen»hiernicht darübersprechen, daßman solcheBetrach- tungniemals angestellthat,wenn essichum dieBestrafung sogeiiannter politischer Verbrecher, welchederliberalenPartei angehörthaben, gehandelthat,wirwollen nichtdarauf zu- rückgehen,wie dieSklavenhalter schonvor vielen Jahren einen derVorkämpferfürdie Sklavenbesreiung, John Brown, gehängthaben,nnd wirwollen auch nicht die, wohlimvorliegendenFalle, fallseineMitschuldain Morde Lincolns nicht nachweisbar ist,höchstwichtige Fragebe- sprechen,obespolitischklug gehandeltsei,denEis-Präsiden- ten mit dervollen Strenge-desGesetzesziistrafenoder nicht.Wir.wollen hier nurdieeineFrageerörtern: Kann man JessersonDavis undseine Genossenalspolitische Ver- brecherindeingebräuchlicheiiSinne desWortes betrachten odernicht,d.h. istderVersuchdesAbfalls der Skla- venstaaten von der Union als eine Revolution anzusehen oder war esnur eine Rebellioii?
Nach unserer Ansicht isteineRevolutioii weiternichts, alsdasletzte Mittel, um unerträglichgewordene-Zustände, deren Unveränderlichkeitdurch ihr langes Bestehen gesichert scheint, abzuschütteln,oderum zwar allmähligaber doch gegendenGeistderGesetzeunddenWillendesVolkesvor- genominene Aeiiderungenderbestehenden Verfassung-Wenn solche durch geivaltsameMittelaufrecht erhaltenwerden,rück- gängigzumachen.EinBeispieleinerRevolution derersten Artliefertunsdiegroße französischeResolutionimJahre 1789,einBeispielderzweitenArtdieenglischeRevolution-
kveslcheotete. dem KönigeKarl dem ErstenThronund Leben
Hatnun in Amerik«imFrühjahr1861 irgendeiner dieserGründevorgelegen?Gewißnicht.Seit einerReihe von Jahrenhatten beidenPrasidentenwahleiistetsdie Süd- staatlerdieMehrheitgehabt,»undalleAnordnungen durch- gesetzt,welchesiefürihrePlanefürzweckiuäßfghielten-»J!
derHoffnung,daßdiesvon Neuem derFa M Wude hatten siebeider PrasideiiteuwahlimJahre 1860mit- ewählt,undsiewaren unterlegen· StattUUUsWiedas Ell
»demfreienStaatenothwendigist, sich demWillender Mehrheitzufugeu,oderdochwenigstensabzuwarten,ob die-
selbeineiner solchenWeise austreten würde,daßden Sklaven- halterii ivirklichzurErhaltung ihrerExistenznichtsanderes übrig bleiben wiiihr Eigenthumzurde,erhalten,als miterklärtendenWaffensievoninvornherein,derHanddasicg
sieunter solchen Umständen nicht mehr Mitgliederdes Staates seinwollten. Der richtige undderamerikanischen Verfassungangenie sseneWe·iväre»gewesen,daß sie versuchten, durch Darlegung solcher rundsatze,welcheden Beifall derMehrheit des Volkes finden,sichimSenat und im Staatenhaus zuWashingtoneineMehrheitzusichern,die esverhindert haben wurde,daßdiemöglichenPlänedes
neuen Präsidenten vonIhnen Dinge gefordert hätten, welche
unausführbarwaren.«Statt aber diesen gesetzlichenWeg einzuschlagen,·w»elcherihnendieMöglichkeiteinervollenBe- friedigungall IhrerForderungen eröffnete, suchten sie ihr vermeintlichesRecht,d.h.die Fortdauer ihrer Herrschaftim Staate,mit Gewal tzuerlangen.Diese Anwendungvon Gewalt, welchedurchkeinedringendeund unüberwindbare Nothwendigkeitentschuldigtwird,ja, welche sogaralsüber- flüssigangesehenwerden muß,indem eseinenvollkommen
RsetzlichenWeg zurAnbringuiig etwaiger Klagenund zur bstellungetwai erUebelstände, (welche übrigens nochgar nicht vorhanden, sondernnur alsMöglichkeitvondenSklaven- halternangenommen wurden,) gab, sieverdient nichtden NamenRevolu tion, sie istweiternichtsalseine Nebel- lion, welchesichvon der Revolution unterscheidet wiederMeu chelmord von einem imVertheidigungs- kampfebegangenen Todtschlag.
Undweil dasVerhältnißderRebellion zurRevolution einsolches ist, deshalberscheintesauchthöricht,fürdie Rebellen dieselbenRücksichtenu verlangen,wiesieIjeder freiheitsliebendeMensch fürdieT)eilnehmereinerverungluckten Revolution verlangenkann-
MagdasSchicksalvonJefferson Davis sein,wel- cheseswolle,mag eram Galgen,imKerker,in der Ver- baiinungoder friedlichinseiner Heimath sterben,wirsind nichtdarüber imZweifel, daßer,der so unsäglichesBlut- vergießenohneNothwendigkeit veranlaßt hat,der Tausende undaberTausendevon Kindern zuWaisen,vonFrauen zu Wittwen gemacht,nur niusichundseinen Parteigenossendie HerrschaftinderUnionzuerhalten,esnichtnur unzweifel- haftverdient hat,von derStrafe desGesetzesbetroffenzu werden,sondernauch gar keineAnsprüchedarauf hat,die SympathieenfürsichinAnspruchzunehmen,welchewir mitsovollemRetedenenschenken,welcheindemKampfe für einepolitischeJdee,derenGeltendniachuiigaufdemfried- lichen Wege nicht möglichist, unterliegen-
SprechsaaL
— Jn einemBriefe,welchenderKaiser Leopold von DeutschlandimJahre1790anseine Schwester schrieb, fin- detsich folgendeStelle,welcheglspolitisches Glaubensbe- kenntuißeines habsburgischen
Furstemwohlverdient,der
Nachwelt erhaltenzu werden. Er chreibt: -
»Ich glaube, daßderSouverain, auchdererbberechtigte,
nur derDelegirte,derBeamte desVolkes ist,daßerihm all seineKraft,seineMühewidmen.soll,daß JedesLand einGrundgesetzodereinenVertrag zwischenVolk und Sou- verainhaben soll, welcherdie AutoritätundGewaltdesLetz- terenbeschränkt,so daß,wenn derSouverain denVertrag nicht einhält,erdamitauf»seine Stelle verzichtet.Jchglaube, daßdieExekutivgewaltbei demSouverain ist,dieLegisla-
lative aberbei demVolkundseinenRepräsentanten,daß diesebeijedem WechseldesSouverains neue Bedingungen,
neue Einschränkungenseiner Machthinzufügenikönnen.
Zaube,daßder Souverain weder direktnochindirekt indie ivil-oderStrafgerichtsbarkeitsichmengen, oderKommissio- nen, Delegationen einführensoll.... Jch llaulse, daßder Souverain demVolkeüberdieFinanzen jä)rlicheine voll- ständigeRechnunglegen soll,daßernicht dasRecht habe,
neue Steuern oderwasimmer für Auflagen auszuschkeibem daßnur dasVolkdazu berechtigt ist,wenn derSouverain dieBedürfnissedesStaates dargelegtunddas Volksie durch seine Repräsentantengeprüftundgebilligt hat...... Jch
glaube,daßderSouverain diese Bewilligung einholensoll eijedem WechseldesSystems,beiallenneuen Gesetzen,bei PensionenundBelohnungenz....daßdasMilitärnurzur VertheidigungdesLandes,niemalsgegen dasVolkverwen-
detwerden darf-« »
Der,dersolches geschrieben,undmit solchenGrundsätzen vielleicht Oesterreich sowohlwieDeutschland hätte wesentlich fördernkönnen,er starb, nachdemer17Monateaufdem Throne gesessen hatte,einen schnellenTod, dessenUrsache heute noch nicht aufgeklärtift.
·
— WirhabeninNr.21unseresBlattes überdie alte
Kreisordnungiund überdiegutsherrliche Polizei und überdie othwendigkeit ihrer Abänderunggesprochen.
Jetzt istinRücksichtauf diese Kreisordnungvom Abgeord- netenhausedieWegeordnungabgelehnt worden,und zwar, wieesindenMotiven desKommissionsberichts eißt, weil, währenddieentscheidenden BeschlüssedenKreiständenzu- stehen-,sowohl die Stadtkommune, wie auch die Land- gemeindenaufdenselbenimhöchstenGrad ungenügendver- treten sind.Wiediese Vertretung ist, ergiebt sichaus der Zusammenstellung,welcheimJahre 1860,als eineneue
Kreisordnung berathenwerden sollte, gemachtwurde. Danach waren aufdenKreistagen: 1)Rittergutsbesitzermiteiner Virilstimine: seltenunter»2»(»),meist30bis50,mitunter sogarüber100;— 2)stadtischeKreistcigsabgeordnete:1bis
5oder6,selten darüber;— und Z)Kreistagsabgeordnete derLandgemeinden:3bis6.— Diese Zahlenzusamineii- stellung zeigt wohl eindringlicherals alle·WortedieNoth- wendigkeiteinerneuen GesetzgebungaufdiesemFelde.
Bei dieser Gelegenheitwollen wiraucheinenJrrthum berichtigen, welcherindemerwähntenAufsatz enthalten ist.
Wirhabendortgesagt,derAbgeordneteLette sei Präsident desLandesökonomiekollegiums.Dasistnichtrichtig, derselbe war bis1854allerdingsMit lieddieses·Kollegiums,wurde aberdamals sowohlausdiefiemKollegium,wieauchaus demStaatsrath entlassen,und hatselthmnun nochdie eineStellung alsPräsident des XENIEN-Kollegiums einesGerichtshofeszurEntscheidunguber diebeiden lösungenund
Gemeinheitstheilungen»eUtsteheUd»FU
Streitig-
keiten DadieKenntnißdieekEntscheidungenfurdie oito verwickeltenAblösungenundGemeidetheilungenvongroßer Wichtigkeit ist,sogiebtdiesesKollegiumschonseit langer als15Jahren seine Entscheidungengesammelt in derZelt- schrift fürdieLandeskulturgesetzgebungder»preußi- schenStaaten heraus. DieseZeitschrift enthalt außer diesenEntscheidungen auchalleindiesenZweigderVetwgltung einschlagendeErlasse»1mdBekanntmachungenderhoheren
Behörden,dierichterlichenEntscheidungenubekbedeutendere, in ie-Agrar-undKulturgesetzgebungeinschlagendenGegen- stände,undAehnliches. -
DruckundVerlagvonFranz Duncker inBerlin. — Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber:Dr.G.Lewinstein inBerlin.