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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 2. Dezember, Nr 48, 1865

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»M- 48» Sonnabend-,2. Dezember. 1865.

Die

Verfassung.

Wechenblattsiir das Wolle

Eis-im Sonnabend. Preisvierteljährlichbei·allenPreuß.PostHistalten472Sgr..,«beidenautßekpkeußischenPostansialten

HgchåausinBerlin bei allenZeitungs-Spediteurenincl.Boteulobn

6chr.,inderErpedition, Taubenstr.27, 41X2Sak· Josekate

"

dieZeile3Mgr.

—-

Wieunsern Lesernausderihnen zugekommenen zweitenAusgabeder·vorigenNummerbekannt geworden ist,wurde dieerste Ausgabe derselbenwegendesLeitartikelsx»Schas·stuns eine guteVolk»sschule»!«mit Beschlagbelegt.Da eineVerbreitung des»Blattes ·noch»nichtstattgefundenhatte»wurdenunsdiekonsiszirten Eremplare,ohnedaßeinegerichtlicheUntersuchungeingeleitet,zuruckgeliesertgvirselbsthabenbei deraufmerk- samstenDurchsichtindemArtikelNichtsentdeckt,was nachunsererAnsichtmitdeii»GesetzeninWiderspruchsteht, undso sindwirnichtimStande, durcheine Selbstcensur denArtikelin eitler nichtzubeanstandenden Form unsern Lesernmitzutheilen

Das Herrenhaus nnd dieVerordnung vom sJubelgeschrerulzerdiebekannteVerordnungvom 10. Nov.

10November 1865» Id.l Sie bilden sich namlichein-oder siewollen wenigstensandernLeuteneinreden,daßdasHerrenhaus NachArtikel 83 derVerfassung sollendieMitglie- durchdieseVerordnungendlichaus seine eigenen Füße derdesHerrenbauses ebensogut»Vertreterdes ganzen zustehen gekommen ist. Ja,sieposauuenüberallaus, Volkes«sein,wiedieMitglieder des Abgeordnetenhauses daß jetzt der König selbst nicht mehrdie Macht Aberwenn wirschlechtwegvon unsern »Volksvertretern«habe,diesesHerrenhaus jemalswieder uniziigestalten»

sprechen, sodenkenwir gewöhnlichnuran dasAbge- GewißhabendieHerrengar-keinevernünftigeBer- ordnetenhausundnichtandasHerreuhausDas Volk anlassuugzu»solch-einFreudengeschreiSie sind noch kümmertsichebenimallgemeinenweuigumdasHerrenhaus,lange»nichtHerruberdieKroneund ebensowenig

welches in unseremStaatsleben sa auchnur so viel sindsieHerruberdasPreußischeVoltgeworden. Sie MachtundGewalt hat, als dieFliegierungihmjedes werdendas hossentlich noch selbstzu ihremSchmerz Mallassenwill. DieRegierunghataberseitderEin- ersahren

sührungderVerfassung,und zwarunter demjetzigen Abersehenwir dochzu,wasspesdenneigentlichmit Könige, schon zweiMal gewechselt,dasersteMal ge- derVerordnungvom I()«.November aussichhat»

schahesimJahre 1858, als der liberale Fürstvon DieseVeordnung giebtnämlichdem sogenannten HohcnzollernMinisterpräsideiitwurde,unddaszweitekleinenLandadel die 49 Stimmen imHerrenbausewie- Mal imJahre1862 alsder jetzigeGraf Bismarck der,dieernachdem»Erlaß«Vom 5,kszovenjbek1861 andieSpitzederRegierungtrat· Das ersteMal zeigteverlieren sollte. Zugleichbestimmt sie (das istdas die Regierung demHerrenhause,daßes aufgar Wesentliche),daß dieseZahlVon S)()Stimmen, dieer schwachenFüßen stehe,indem sie durch zahlreicheEr- jetztwieder bekommensoll,von nun annicht mehrdurch

nennuni neuer MitgliederdasStimmverhältuißänderte. eineAnordnungdesKönigsallein verändert werden

Daßaberdiese Aenderung nichtbedeutend war, dasdars. Vielmehr sollkünftigeinförnilichesGesetz,also habendieletztenJahre gezeigtAbersolltedieRegie- auchdie Zustimmungdes Herrenhansesselbstdazu rung,wasdenndochüberkurzoderlangmöglichwerden nöthigsein.

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«

könnte, zum drittenMal wechseln, ja,dann könnte es Jndeß stehtdie ganzeSacheaufkeinem sicheren mit dein jetzigen Herrenhausevorbei sein. Dann Boden. Umunsdasdeutlichzumachen,müssenwir wirdvielleichtdie KronedurchdenGebrauchihrerver- an dieArt undWeisezurückdenken,wie das jetzige fassnngsmäßigenRechte schondafürsorgen, daßesauch Herrenhaus entstanden ist· NachArtikelSz,SC,67 teine "vierWochen»mehrinseinergegenwärtigen und 68.derain Februar 1850 beschwoteth Ver- Gcstaltbestehenbleibt · fassungsolltedieErste Kammer (das jetzigeHerrenhaus)

Das wissendieHerrenReaktionäreso gutwiewir, iozusammengesetztwerden,daßdasHauptgewichtaus unddocherheben siesetzteinsolautes und gewaltigesneunzigMitgliedersiel,diejedesMai ans sechsJahre

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gewähltwerden sollten.DieZahlderWahlersollte30 Mal sogroßsein,wie die der zuErwählenden,und zwar solltenesdiejenigenUrwählersein,die indenbetreffen-«

denWahlbezirlendiehöchstendirektenStaatssteuernbe- zahlten Das RechtzuwählenHihattenalsodie2700 Wohlhabendstenunter unsernGutsbesitzern,Kaufleuten undGewerbetreibenden,ohne daßesdabeian Rittergut und adlige Namenim entferntestenankam. Gewählt aberkonntejederunbefcholtenePreuße werden,'d—er«.40 Jahre alt-war,--detnPkeUszlfchenStaatsoersbandefett5 Jahren angehörte,imBesitzderEhrenrechtefstchbefand, inBerlin ohneDiätenlangere Zeitlebenkonnte,und

das Vertrauen seinerWähler sicherworben hatte.

AbergeradedieseBestimmungenwaren fürdie damali- gen ,,Konservativen«der Stein des Anstoßes.Sie wollten nichthaben,daßein bürgerlicherGutsbesitzer oder einKaufmannoder sonsteinGelverbetreibender indererstenKammer sitzen sollte. Eskamihnenda- her sehrzuStatten, daßdienachder beschworenen Verfassung zusammengesetzteErsteKammer erstam 7.August1852in’s Lebentreten, und daßbisdahin dieErsteKammer sobleiben sollte,wiedieoktroyirte Verfassungvom 5.Nov. 1848 sie angeordnet hatte.

Denn unter derZeit schiedendie etwas liberalen Mi- nisterans derRegierung aus,und anihreStelle traten schonumWeihnachten1850 diehochkonservativenHerrn v. Westphalenundv.Raumer Jetztsuchteman die EinführungeinererstenKammer nachderbeschworenen Verfassungzuvermeiden. DieSachewurde künstlich soindieLängegezogen, daß endlichbeide Kammern nach Ablaufdes Ursprünglich festgesetztenTerrains dasAbänderungsgesetzvom 7.Mal 1893 stimmten.

DiesesGesetznun legteesin dieHanddesKönigs, unter gleichzeitigerAufhebung derArtikel65,66,6"

und68 derVerfassung,die künftigeErsteKammer ohnejeglicheMitwirkung derVolksvertretung undeinzig und allein durchKöniglicheAnord- nung zu bilden. Dabei wurden nur zwei Bedingungen gestelltErstens solltedieErsteKammer lediglichaus solchenMitgliedernzusammengesetztwerden«dieder König selbst beruft,undzwar beruft »miterblicher Berechtigung oderauf Lebenszeit« Zweitens sollte die ,,KöniglicheAnordnung« nichtwieder durchden Königallein abgeändertwerden können,»sondernnur durchein mit Zustimmung der Kammer zuer- lassendes Gesetz.«

Man hatnun behauptet, daß diesesganze Gesetz schonvon vorne herein keine verfassungsmäßige Gültigkeitgehabt habe..Die Volksvertretung,sagtman, ist nach der Verfassung gar, nicht berechtigt gewesen, einem solchenGesetze IhreZustimmungzu geben,denn dieVolksvertretung habenachArtikel107, verglichenmitArtikel62, wohldas Recht,»gemein- schaftlich«·undin,,Uebereinstimmung« mttdem Könige die Verfassungabzuändern,aber siehabe nichtdasRecht,d»enKönigallein zu derVorttahme einerVerfassungsanderungzu bevollmächtigen.Die Volksvertretung sagtman, befindetsichindieserBe-

das Recht,dieFeststellungdesbesagten Vertragsd ziehnnggenau inderLageeines Rechtsanwalts dem von seinemMandanten Vollmachtgegebenist,«einen Kauf-oder.sonstigenVertrag ,,gemeinschaftlich·««"undikk

»Uebere1nst1mmung«miteinem drittenVertrauensmann festzustellen...,z.sEi,nk-.solcherRechtsanwalt hatauch nicht km

VertrauensmannazlxleinzuübertragenVielmehrwird derVertragnur rechtsgültig,Wennerwirklichvondem VechtssaznwaltUnd—demVerirrt

«

singnu »gemeiinschasst- lich«-Inndin,z.-,-,tebereinstimmuanmiteinanderfestge- stelltwird. Ebenso,schließtman, hatkeineVerfassungs- Veränderung(wie auchkeinanderesGesetz)irgendeine Gültigkeit,wennsie nichtvonder Krone Und der Volks- vertretung,,gemeinschaftlich«und in»Uebereinstimmung«

miteinander festgestelltist.

»tDochdemsei,wieihmwolle. Auchdiejenigen,die dieseAnsichtnicht theilen sollten, müssen doch wenig- stenszug»eben,«daßdie.,,KöniglicheAnordnung«-,durch welchedre-BildungderErstenKammer festgestelltist, nurso»wetteine verfassungsmäßigeGültigkeithat,als sie»mrtdem Gesetzevom 7.Mai 1853 über-- einnimmt Aber esist schon langeundoftbehaup- tetworden, daß dieseUeber-einstimmunginwesentlichen Punkten nicht stattfindet

Jene ,,KöniglicheAnordnung«nämlichbesteht,so nimmt man an,ausder»Verordnung«und dem»Re- glement«vom 12. Oktober 1854. Darin sinddie Wünsche derer,denen die ursprünglichenVerfassungs- Bestimmungen besonders rni ’eler»x,Lamerle auchda- durch-erfüM,«-vaß an ·d:te·telledernennztg Mitqlie- der,welchevon denhöchstbestenertenUrwählernerwählt

werdensollten,nunmehrneunzig Tliittergutsbesitzer gesetztwurden. Dieselbengehörenausschließlichdem Adel an, dennobgleichdieErwählun bürgerlicherRit- tergutsbesitzernicht ausdrücklichveröoteniishso verbietet siesich doch durchdieNatur derSacheganzvon selbst.

Jndeßliegtdarin nochkeineAbweichungvon demGe- setze.Wohlaberwirdeine solche Abweichungindrei Beziehungengefunden. Erstens sollen diese90Rit- tergutsbesitzer»des.alten und befestigtenGrundbesitzes«

Undnoch fünfandereKlassenvonMitgliedernnicht nach demuneingeschränkten Wollen desKönigsberufen werden können- Der König darf sievielmehrnur dann berufen,wenn siezuvorvon denbetreffendenGe- nossenschaftengewähltund ihmpräsentirt sind.

Zweitens sollendieMitgliederallerdiesersechsKlassen nichtmit »erblicherBerechtigung-«undauch nichtunter allenUmständen»aufLebenszeit«in»dek,ErstenKam-

mer sitzen,sondernnur so lange,alssleImBesitzedes- jenigenGutes oderAmtes sichbesmkselhdaszuihrer Präsentation erforderlichwar- Ste stndinWirklichkeit also nichtMitglieder»aufLebenszeit-LDrittens hat indem»Reglement«die Krone sichdas Recht»Ok- behalten«,künftigdurchbloßeVerordnung ,,anderwecte nähereAnweisungenwegenFeststellungderLandschafts- BezirkeundAusübungdesPräsentationsrechtesSeitens derVerbändederGrafenund des alten unddesbe-

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festigten Grundbesitzes zzlkreffeU«s Auchdas sptllMkt demGesetzenichtim Einklangestehen.·d d · t Obdiese Ansstellungenbegrundetsin oer nich, müssenwirdemeigenenNachdenken»unsererLeseraber- lassen

«

InBetreffdeszuletztangeguhrtendrittenPunk-

tesweisenwiraberdaraufhin,da es eradederhier erwähnte»Vorbehalt«ist,von welchemie»KroneGe- brauch machte,alssieam 5.November 1861, zur·Zeit

desliberalen MinisteriumsdieZahlder99R«itter-·

gutsbesitzer»desaltenundbefestigtenGrundbesitzesaus Ltlherabsetzte,nndalssiespjetztam-10.-Novem«be-r,alio

zurZeiteineskonservativen Ministeriums,diese»Zahl

wieder auf90 erhöhte.Wenn der»Borbehaltzu Rechtbestand, sowar sie ohne ZweifelauchbeideMale inihremRechte.Aberdann versteheti«1vir»1iicht,wie

esmitdemGesetzevom 7.Mai 1853 in Einklangzu brinan ist,daßdieKroneam»10.November1860die- senVorbehaltohne ein ,,mitZustimmungderKam- mern«,d.h.derVolksvertretung, erlassenes »Gesetz«

definitivaufhebenkonnte.

Was nun dieBedeutungder neuen Verordnung fürdiefernereEntwicklungunseresStaatslebensjam betrifft, someintdie»Kreuz-Zeitung«»,daßdieKrone

selbst jetzt nicht mehrim Stande »sei»eine wesent- liche Veränderunginder egenwartigcenZusammen- setzungdesHerrenhauses zu ewirken.·Jederwesent«- lichen Veränderung (diesienaturlichjeine »Verfalschung nennt), ist jetzt, so sagtsiee»einRiegelvorgeschobenz

nur die Nevolntion wurde nochdas Hausum-

gestaltenkönnen.« . b ,

eine leerePrahlerei, hinterwelchersienur ihreeigene AngsfverstecktsDer-König hat immernoch das Recht, »ausbesonderemVertrauen«soviel freismnige Männer,wieerirgend will,indas Herrenhauszuthe- rufen. JnAusübungdiesesRechteskann ernochim- mer einefreisinnigeMajoritätimHerrenhausezutWege bringen AllerdingsgehörtdazuwiedereinWechsels-der RegierngWann dieserWechseleintreten wird,wissen wirnicht;abererwird eintreten;und wennerein- tritt, dann wird auchdasHerrenhausausverfas- sungsmäßigem ·Wege umgestaltetwerdenEine

»Revolution«,diedie,,Kreuz-Zeitung«surchtetund androht, ist dazuganz undgarnicht nöthig. ,

Wir meinen,die ,,Kreuz-Zeitung« und ihre Freunde, wieihnenschonanderswo gesagt ist, solt- ten doch wahrlichdie»let3tensein,die denTeufel

dei-»chplution«an die Wand malen.

PolitischeWochenfchau·

Preußen.JnwenigenWochen istderTermin zuEnde, WelchenDieVerfassungfürdieEinberufung der Kam- MeTU bestimmt Essteht somitderZusammentriit derselben bevor, Undeskannnichtfehlen, daßman sich vielfachmit derFrage beschäftigt,welchesdieVorlagen seinweiden,die dieRegierungmachenwird,undvorallein,welchesdieStel- iYUSsei-UWird-Me.dieRegierungderzweitenKammergegen- UbekeinnehmenMAX InBezug aufdieVorlagen hießes nochvor wenigen Wochen-daßdieRegierung außerdem Entwurfe des Staatshaushaltsgeseszes für1866 auchVVUNeuem einenGesetzentwurfzur Feststellung Aberdas istweiter nichts, als.

derArmee-Reorganisation einbringenwerde, sowie daß sieeineVorlagewegeneiner aufzunehmendeuAnleihe und ween derEinverleibung Lanenburgs machen werde. Jetztwirdvon einerSeite,welchegewöhnlichdie AnsichtenderRegierungzukennenvorgiebt, verbreitet,die Regierungwollenur denEntwurfzumStaatshaushaltse- gesetzvorlegen,undvor jederweiternVorlage sehen,wieich die Kammer dieser Vorlage gegenüberverhaltenwerde.Aller Wahrscheinlichkeitnachist damit auf dieverschiedentlichlaut gewordene Ansicht hingedeutet,man werde jetzt nichtnoch einmal indiespezielle Berathungdes Budgetseintreten, bevor nichtdiesichereAussicht vorhanden fei, daßdieAn- sichtenüberEinnahmenund Ausgaben, welchedasAbgeord- netenhausbei feineU·AbstimmungenüberdasBudgetkund- iebt, auchwirklichbei·de«rcsssisihrungdesStaatshaushalteszur

Eseltungkommen. Wirwissen jetztnatürlichnoch nicht,ob diese Ansicht,wenn sieimAbgeordnetenhauszurSprache kommen sollte,denBeifall der

Mehrheit unserer Abgeord- neten findenwird, aberwirwollen heut dochauf einenUm- standaufmerksam machen,der nothwendigeintreten muß, wenn dieRegierungnur den EntwurfdesStaatshaushalts- gesetzes vorliegtMag das Hausineine Berathungdes Budgetseintreten odernicht,ausjedenFall mußvorhereine sehr gründlicheuud eingehendeVorberathungineinerKom- missionstattfinden,welchesich,fallsdasHauseineDurch- berathungdesBudgets beschließt,vieleWochen hindurchaus- dehnenkann. Während dieserganzen Zeit würdedasHaus alsdann Seitens derRegierungkeinenStofffür seine Ar- beitenhaben,undmüßte seine Plenarsitzungenaussetzen,falls esnichtanderweitigMaterial fürseine Debatten erhielte.

Daßineinem solchenFalle dieseudalenBlätter nicht spar-

samsein würdenmit demVowurfderFaulheit, das lehrt dieErfahrung. Daraufwolltenwirheut schon aufmerksan machen

Uebrigens glaubenwirnicht, daßesdenVolksvertretern anStoffzuBerathungen fehlenwird. Einestheils werden voraussichtlichans derMitte derVersammlungheraus An- träge gestellt werden, welche unser gesammtes Verfassungs- lebensotiefberühren,daß ihreDiskussionvon deräußersten Wichtigkeitfeinwird. NachdenErfahrungenderletzten JahrewirdwahrscheinlichdieFragewegen derKontingentis rung derdirekten Steuern, welche wirschon wiederholt inunseremBlatte besprochen haben, vor allem zur Be- rathungkommen, undwirhoffen,daßeineeingehendeund gründlicheBesprechnng dieser Frage,wenn aucheinaugen- blicklicherErfolgnichtinAussicht steht,dochdazudienenwird, dasVolküber diehohe Bedeutung dieser Frage fürdie fort- schreitendeEntwickelung unseres konstitutionellenStaatslebens aufzuklärenund sodie Ausführungdieser Maßregelfür spätereZeitengründlichvorzubereiten

« Andererseitsaberhoffen wir, daßdemLandtageeinreicher StoffzurBerathungvondemVolkeselbst durchPetitio- nen gebotenwerden wird. Wie wichtigeinesolcheBethei- llglltigdesVolkesdurch KundgebungseinerAnsichten ist,das hatin neuesterZeitwieder dieGeschichtedesHandels- vertrages zwischendemZollverein und Oesterreich gezeigt.AlsderselbedemAbgeordiietenhausezurBerathung vorlag,dasprach sicheinesehr großeZahlvonMitgliedern auswirthschaftlichenGründengegendiesenVertragaus«Von Seiten derzunächstBetheiligten,nämlichdesHandelsstandes- lagennur sehrvereinzelteKundgebungenausSchlesienvoi- welche sichgleichfallsgegendieGenehmigungdesHandels- vertrages aussprachen.BeiderAbstimmung genehmigtedie Kammer denVätka Jetztwerden indertheinproviuz undWestfalenwiederholt Stimmen laut,welchesichgegen

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diesenVertragaussprechen. Hätten diejenigen,welchejetzt überdieFolgendesHandelsvertragesmitOesterreichklagen, rechtzeitigihreStimme erhoben unddenLandtagvonihren AnsichteninKenntnißgesetzt,sowärensolche Kundgebnnen, wiewirüberzeugtsind,von sehr großemEinflußauf as ResultatderAbstimmung gewesen-

GrafvonBismarck hat alsMinistervonLauenburgmit dempreußischenHandelsministereinenVertragabgeschlossen, durchwelchenPreußenvon Neuiahr1866 ab dieVerwal- tungdesPostwesensimHerzogthumLauenburgübernimmt.

DabisjetztnochnichtsüberdaskünftigeVerhältnissLauen- burgszuPreußen feststeht,somuß dasselbeals einfremder Staat betrachtet werden,undesstehtdaher zu erwarten, daß dieserVertrag den Kainmern ziir Genehmigungvorge- legtwerde·

Jn sehrvielenStädten desLandeshabenin den letzten WochenStadtverordneienwahlen stattgefunden.Der Umstand, daßmitsehr wenigen AusnahmenüberalldieKan- didaten der liberalenPartei mit sehr großerMajoritätge- siegt haben, stehtindirektem Widerspruchmitderinfeuda- lenBlätternso oftwiederholtenBehauptungvon dem,,gänz- lichen Umfchwunge.«

"l.803 und1865.

Der Schriftstellerund Gelehrte Professor Rogeard halteim vergangenen Jahre inParis unter dein Titel:

Bemerkungenvon Labienus (Le.spisopos deLabienus) einekleineSchrift erscheinenlassen·Dieselbeenthieltals GegenstückziidemLebenCäsars, welchesderKaiserNatio- leonIll. zurVerherilichung jenesGewalthabers und als Entschuldigung für seinenOnkel und gefchkielzknhatte- eineVerspottungdesNeffenundAdoptivsohnesCäsars,des Kaiser AugustusDie Verbrechen, durchwelcheAugustus dieGewalt ansichgerissen,dieLiederlichkeiteii,welcheersich zuSchuldenkommenlies;,waren so geschicktzusammengestellt, daßtrotz allergeichichtlichenTreueNiemandein dieBeziehun- genaufdieGegenwartentgehen konnten. (5"swurde des-

lilbV eineAnklagewider Rogeard erhobenlnnderwurde , , . .

! ihnalseinen Verbrechervor Gericht ziehentonnte?«

zuläiigereiiiGefängniß verurtheilt. Diesementzoger sich durch dieFluchtnachBelgien VorkurzerZeithaternun inBriisfeleinekleineBrochüre unterdemTitel: »Armes Frankreich« (pauvi-ei(’ranee)erscheinenlassen,inwelcher

er den Kaiser Napoleonill. unmittelbar angegriffenhat.

JnFolgedavon istRogeard von der belgischen Re- gierung gewaltsam über die Grenze gebracht worden«

DieserVorfall erinnert uns aneinenProzeß.welcherim Jahre1803 inEnglandwider denfranzösischenFlüchtling Peltier geführtwurde. Dieser lies;damals inLondon einJouriial unter dem Titel: ,,l’aml)igu·«erscheinen.In diesem Blatte hatteereine angeblicheRede des römischen Senators Lepidus widerdenDiktatorSulla abgedruckt,welche ganzso wiejeneerste Schrift Rogeards,zwar iiieinrömi- sches Gewand gekleidetwar, aberdoch-weiternichtsalseine VersvottungdesdamaligenerstenConsnls,späterenKaisers Napoleonl.enthielt.Wegen dieses Aufsatzeswurde ervor demGerichtderKings-Bench durchdenGeneralprokurator Lord Ellenborugh angeklagt: .das;er zueiner Zeit, wo Friedenmitder französischenRepublikgewesenwäre,bos- hafterWeisedieAbsicht gehabt hätte,den ersten Consul Napoleon Bonaparteherabzuwürdigen,inEnglandundFrank- reich HaßundHohngegenihn zu erregen, auchdieBürger-

l .

derfranzösischenRepiiblik aufzuregen, daß sieden Na oleon BonapartemitWaffenewaltder konsularischenWürløebe- rauben»undermordenmochten;unddaßerbosaft undge- setzwidrigdenFriedenunddieFreundschaftzwisenEngland undFrankreichzuzerstörengestrebt habe.« .

DerVertheidigertPeltierswar der späterals Paqu- mentsrednerund Geschlchtsschreiberso berühmtgewordene Mackintosh.Jn seinerVertheidigungsredesagteerunterAn- derem:»Die eigentlichenParteienindieserSache sind der erste ConsulvonFrankreich, Herrscherdesgrößten Reiches dercivilisirtenWelt undmeinClient, einarmer, geächteter Verbaniiter,der indiesemLandeeinenZufluchtsort suchte...

Jetzt«istvon Palermo bisHamburg nichteine freie Presse-mehrauf demfestenLande. JnEnglandallein bestehteine freiePresse, beschütztdurch unsere Gesetze,und

durchdenMuthunddieTapferkeit unseresVolkes. Esist gn·schauerlicheraber stolzerGedanke. Das Gebäude der Freiheit,welchesunsere Vorfahren errichteten, steht noch auf- recht, mittenunter denRuinen dereivilisirtenWelt steht esallein.Hütet euchdaherdurch nngebllhklicheStrengedie NeigungzurUntersuchung auswärtiger Verhältnissenieder- zudrucken.UnserNational-Jnteresse umfaßtzwei Punkte:

«diegefährlicheGrößeveinerMachtzuverhüten,und die

l

RuheEuropasszubefördern.Darum muß England die iniithige PrüfungdesBenehmensauswärtigerMächtebe-

-günstigen,EifersuchtüberehrgeizigeEntwürfe gernaufregen lassen.Diese wachsaine Eifersucht, dieser männ- liche Geistder Untersuchung belebt dieGemüther, und bereitet vor, eineni Angriff zu widerstehen, von dem man weiß,daßer droht.«-)« »Der erste CoiisulhatdemBestehenderschweizerischenRepublik Oein,»Eridegemacht-Müßte nun-dgs..V· lk»freier»Bri endas

GefühldesSchmerzesunddesMitgefuhlsunterdrücen,aus FurchtdenunbarniherzigenTyrannenzubeleidigen?Wenn TllloysReding") angelocktdurchdenRuhm dieses Reiches, inEnglandeinenZufluchtsort gesucht hätte,würdeman zu ihm gesagthaben,ermüsse seine Thränenverbergen,seine SeufzerüberdesVaterlandes Untergang ersticken, weilsonst sein mächtigerFeindihnaus seinemZufluchtsortevertreiben, Trotz dieser glänzendenVertheidiungwurde Peltierdoch verurtheilt FreilichkamfeineBestrafungnichtzurAus- führiing,dabald darauf-der KriegmitFrankreichwieder ausbrach,aberderfranzösischeStaatslenker war mitPeltiers Vernrtheilungkeineswegszufriedengestellt.JnseinerStaats- zeitnng, demMoniteur, erschienbaldnachderFällungdes UrtheilseinArtikel, der also lautete: »Warumsich damit aufhalten,fremdeUebelthätermitsolchemauffallendenPrunk voreinehrwürdigesGericht zuziehen?«Manszbrauchtihnen nur einmalimErnst zusagen: Schweigtlund sieschreiben nicht mehr;odergehorchensienicht,sohatman das Recht,

siewegzujagen. . ·

Ob dieseWeisungdes altenNTPVIEVU,Welchezuihrer ZeitEngland gegenüberfruchtlosblieb,vonseinem-Neffen gegenüberBelgien wiederholtUZVTDFJEIst? Wir wissenes- nicht.LeiderhataberhelzteiImJahre1865-dlebelgllche Regierung so gehandelt,»wkeNapoleonl.es1803»von der- englischenRegierungzwlmschteDen RuhmBelgienswird dasnicht vermehren-

le) Diesen Gedankenzubeherzigen, hatheutzutagediebelgische Regierung wahrlichalle Veranlassung ·

H«) Redingwar derFührerderschweizet Patklvten DruckundVerlagvonFranz Duncker inBerlin. Berantwortlicber RedakteurundHerausgeber:Dr.G.Lewinstein inBerlin.

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