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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 9. Dezember, Nr 49, 1865

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M 49. Sonnabend, 9. Dezember. ·li865.

Die

Verfassung.

Wochenhlatt sitedag- Welle

, -—,-—

Erscheint jed

73x4 Sgr«-inBerlinbeiallenZeitungs-Spediteurenincl.Botenlohndie 6Sgr.,inderExpedition, Taubenstr. 27, 4IX2 Sen-

Zeile3Sgr. «—·

senSonnabend Preis vierteljährlichbeiallenPreuß. Postanstalten 41X2Sgr., beidenaußerprenßischenPostanstalten Jnserate

Bei dem heranuabenden Ende des Jierteljahres ersuchen wir unsere Leser Um rechtzeitige Erneuerung desAbounenients, damit siedasBlattohnellnterbkechulm regelmäßig Eorterhalten Gleichzeitig ersuchen wir unsere Veser durch grölztmöglichste Verbreitung unseres Blattes demselben ihreUnterstützungzukommenzulassenk

Ueber etwaige Unregelmäßigkeitenin der gustelluug unseresBlattes bitten wir,beidem betreffenden Spediteur oder der betreffenden Postanstalt Beschwerde zu fuhren, da wirtvon hier aus unser Blatt regelmäßig an jedem Donnerstag mit den Abendzügenversenden, sodaßesauch in den entferntesten Gegenden unseres Vaterlandes am Sonnabend Abend in den HändenunsererAbonneutenseinkann·Sollte, trotzunseres Beniühens, inkeiner Weise gegen eine gesetzlicheBestimmung zufehlen»doch einmal durcheine Beschlagnahme nnseres Blattes eine UnregelmäßigkeitinderVersendung eintreten, sowerden, davon sindwir über- zeugt, unsereLeser diese Unregelmäßigkeituns nichtzur Last legen, sondern uns ihr Wohl- wotlexrnach wie vor erhalten.

Die Reaktion.

Die »Probinzial-.li2orrespondenz«sagtihrenLeser-u inUJGesicht,es-seieinbloßer»Wahu«,daß »jetzteine traurige Zeitfür Preußen« sei. Ungeachtetderbudget- tosenVerwaltung,soschreibtsie, habedie-Regierunges dochzuWege gebracht,daßdas-Volkdie»jetzigeZelt ganz und gar nicht mehrfüreine »traur»ige«jansehe.

MitsolchenundähnlichenRedensarten willsienatur- lich diesemoderjenemhohenGönner weiß machen, daß daspreußischeVolkwohl arseine besondere Freude

an demjetzigenZustandesat,unddaßnur dieRegie- rung, abernichtdasVolk, esfüreinen ,,beklagens- werthenZustand«ansieht, daß das,von derVerfassung unbedingt gebotene, Gesetzüber denStaatshaushalt auchinderbevorstehenden Sitzung unsererVolks- vektketuna,wie die,,Prov.-Korr.«voraussieht,nichtzu Stande kommenwird.

Jndeßwäre esdochmöglich,daßdieHerrenvon der

»Prov·-Korr.«selbstan dasglauben,was sie schreiben oder schreibenlassen.Dann läßtsichmitihnennicht streiten, abereskanndochnochimmerOhrenim Lande geben,denen dasGerede der ,,Prov.-Korr.«wie« eine Stimme derWahrheit klingt,unddiesicheinreden las- sen,daßdieWorte,die aus demVolkekommen,weiterz »

sGegnernbeigelegthätten·Nein, diese Herren selbst nichts sind,alseinbloßesschreckhaftesMärchen.

;lichgern, daß dieRegierung nicht »guten Muthes«

dem Landtage entgegen geht. Auch habenwirniemals behauptet, daßdieRegierung esist, welche »einen Erfolg»schonin der Fortführungder sogenannten budgetlosenVerwaltungfinde«.Wohlaberlachtdie Reaktionsichdaiuber in’sFäustchenUndnichtblos kn’sFaustchenNein,sie hat es offenund laut in ihren Blatternverkündet,daßdasNichlzustandekommesn desverfassungsmäßigenStaatshanshaltsgeselzesge-

radeihr»Siegist,unddaßjetztihreSachetikiuniphiren

wird. DieseReaktionhatsichseitfast,vier Jahren selbstzureifrigstenVorkämpferinderRegierungauf- geworfen;»siehatbehauptet,daß siedemKönigemit

der unbedingtestenTreue nndmit dertiefsten Unter- wursigkeitdiene,und dabei hat sie unläiigit-Wie wirvor achtTagen zeigten,dieunverschämtePrahlerei sicherlaubt,daß sieder KronejetztdieMachtgenommen habe, sichUnd das Land ·emals Wieder Voll der

,,konservativen«Majorität des Herrenhauses freizumachen. Jetzt, behauptete sie,könne nur Uochdie ,,Revolution«diese Majorität ineine freisinnige und ovolksthümlicheumwandeln.

Daher haltenwir esfiirPflicht,mitdieserReaktion endlicheinmaldeutschzureden.

Reaktion istkeinName,den etwa Wir Unseten Trlealle demglaubenwirder,,Prov·-Korr·«herz-lnennen sichReaktionäre undsierühmensich,daßsie

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mitallenKräftenan einerrechtgründlichenReaktion arbeiten. »Reaktion«aber isteinlateinischesWort und heißtaufdeutschsovielwie »Zurückführun",

»Zurücktreibung«,»Zurückbringung.«EinpolitischerEse-

aktionärist alsoderjenige,derdengegenwärtigenStaat in einenfrüheren,nicht mehr»vorhandenenZustand wiederzurücktreibenundzuruckdräugenwill.

Wir fragen:wieweit willuns denndieReaktion zurückdräugen?

Sie will nichtdas ganze Alte, sondern siebeab- sichtigtauch»eineNeuerung,nämlichdie, daßdieoberste Herrschaft-uber denganzenStaat nur demScheine nachindiealtenHändezurückkehre,inderWirklisch- keit aberan diereaktionären Herren selbstüber- gehensoll.

Zuerst alsomöchtedieReaktion den preußischen Staat scheinbar in denselben Zustand zurückbringen, inwelchemer sichvor demMärz1848 befundenhat.

Natürlichistsieviel zublind,um zusehen,daßeben aus diesem Zustandedamals alledieDingehervorge- gangen sind,überwelche sie selbst geradeam meisten sichbeklagt.Der König,sagtsie,sollwieder,,herrschen undregieren«geradewiedamals. Er sollvölligun-

umschränktsein;keineVerfassungund keinRechtdes Jolkes sollihmimWegestehen.Er sollnicht nöthig haben,aufirgendwen imLandezuhören,alseinzig undalleinaufdie Stimme derjenigenRathgeber,dieer selbst nach seinem absolutenBelieben sich gewählt hat, unddieereben so nach absolutemBelieben wiederent- lassenkann. Seine Rathgeber, seine Minister sollen keinem Richter,keinerVolksvertretungund überhaupt keinemMenscheninderWeltverantwortlichsein,als ihmganzallein. Das Volksollebenso wenigwie da- mals dasRecht haben, seinen Willen, seine Wünsche, seine Meinung durchdenMund seinerVertreter aus- zusprechen.Wir sollen auch nicht mehrdasRechthaben, in Vereinen und Versammlungenüberunsereeigenen Angelegenheitenzusprechen.Wirsollen auchinZeitun- genund BüchernnichtsAnderes mehr lesen dürfen,als was dievon denMinistern eingesetztenBeamten zu drucken erlauben. Ja,derKönig selbstsoll,womöglich, garnichtsAnderes aus demLandezuhörenbekommen, alswas seine MinisterundRathgeberunddieHerren vom Hofe ihmerzählen.Dabei soll Alles,was der König nach Anhörung seiner Räthe befiehlt, ohneWei- teres Gesetz sein.Der BürgerundBauer soll nichts zuthunhaben,alsstummundblindzugehorchen.Er sollbezahlen,was nachdem bloßenGutdünken der Minister ihmanSteuern undAbgaben auferlegt wird;

Und seinsauererworbenes Geldsollausgegeben werden, ohne daßer einmalIzu hören bekommt, wofürund wo«u.

6Dassiehtnun freilich so aus,alsobdieHerren von derReaktiondieAbsichthätten,ganz ebensowillen- lose Unterthanenzuwerden,wiewir esseinsollen.

Aber daran denkensienichtim Eutferntesten. Jm Gegentheil,sie denken, daßie alteabsoluteMonarchie nur dem Namen nachwieder hergestelltzu werden

braucht,undsiehoffendannsofestbeiHofezusitzen,da stedas OhrdesKönigsganzallein fürsichhabekk

DerKönig,denkensie,wird dann gar nichtanders konnen,alsLeuteausihrerMitte zuseinen Ministern zu»machen;undimmer so»zuregieren,wiesiees erade wunschenundunter Umstanden verlangenSie Hoffen,

daßsie selbstdann dieHerren imLande über uns Alle seinwerden.

Das wäre dann derRückschrittbis vox 1848, Aber es wäre auchnur der erste,dem nochein zweiter folgenmuß,wenn sie ihr Ziel ganz erreichenwollen«

Der zweite Rückschrittsollbisvor 1807 zurück- gehen,unddamitsiedenmachenkönnen,sollgeradedie wiederhergestellteabsolute Monarchie ihnen dieZügel desStaates indieHändegeben.Alle dieschönenund vortrefflichenEinrichtungen,welchewir von 1807 bis 1813 besondersden großen Staatsmännern Stein undScharnhorst verdanken, sollenvon Grund aus umgestoßenwerden, soweitsie nämlichsichirgend noch umstoßen lassen.Die Rittergüter sollenwieder ausschließlich,soweitesgeht,indieHändedessAdels

kommen. Der Bauer soll wieder in die alte

Unfreiheit zurückfallen;er lsolldem Gutsherrn wieder zudenalten Dienstenverpflichtetwerden, so

»weitdieselben heutzuTagenochzugebrauchensind.

Er soll wieder,wiedamals, seinen Hofnur verkaufen underwerben, seine SöhneundTöchternur verheirathen können,wenn es der·Gutsherr erlaubt. Auch soll

der Bauer es sichruhig gefallen lassen, wenn

dieJagd des gnädigen Herrn wieder über seineFelder geht,unddas WildseineSaaten und seineErnten zerstört.Auchder Bürger sollwieder Lasten tragen,von denen der Edelmann frei ist,und der Handwerker sollwieder indiealten Zünftegezwängt werden,damiternicht übermüthigunddamiterwieder ebensoarm werde,wiefastalle,«Haudwerksleuteesvor sechzigJahrenwaren.

Das undnochgarmanches Andere,besonderswas SchuleundKirchebetrifft,habendieHerrenvon der Reaktion imSinne;unddasnennen siemitheuchleri- schemMunde »GottesOrdnung«,zu der daszucht- loseBürger-und Bauernvolkzurückgebrachtwerdenmüsse.

Allendiesen Plänen steht freilicheine garernsteund heilige SacheimWege.Das find alle die Eide, welcheder König und alle Beamte, alle Mit- glieder des Abgeordnetenhauses und des Her- renhauses auf dieVerfassung geschworellhaben—

AbergeradegegendieseEiderichtetdie Reaktion ihregiftigstenPfeile. Mit dergrobstenVerdrehung der Worte und derThatsachenhat sieseit Jahrund Tagzubeweisengesucht-daß durchdenEidaufdIC Verfassung eigentlichNiemand gebunden, Niemandzu irgendetwas verpflichtetsei.NochganzvvxKurzem hat diejenigeunter den reaktionärenZeitschriften,die geradefürdievornehmstenLeserbestimmtIst,nämlich die»Ber1iner-Revue«,dienamenloseFrechheitgehabt, zubehaupten,daßdiebeschworene Verfassung ein Ding sei, das eigentlich gar nichtmehr

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iellnichtexiszierhsoikönneslåe

a

« beten i en von ieman em me r

gkhhalltsecnmwerivenDerKönig, sagtsie, ist alsovoll- kommenberechtigt,»dieVerfassungsurknndesofortzu- zumachenund bei«Seite zulegen«,»bis sie,«was lnatürlichnie geschehenwird, einmal wieder

Von selbstzum Leben erwacht.

Darauf istnichtszuerwidern,dennman mußau- nehmen, daß solcheWorte dochnur indenWind ge- sprochensind.

Politische Wochcnschau.

Preußen Wennman»vonallenGerüchten,welchedhne jede GewißheitihrerRichtigkeitinderLuft«herunischwirren,

;1bsieht,soist eiientlichaus der vergangenen Woche»sehr wenig politisch ichtigeszumelden.·JuBezugausdie

schleswig-holsteinische Frage scheintesallerdings,als ob dieAufnahmederVerhandlungenzurHerstellungeines Desiniiivumg bevorstehe,dochzeigtsichziemlichdeutlich,daß dieAnsichtenderpreußischenund österreichischenRegierung so weitauseinandergehen,daß nicht wohleinbaldigesEnd-e derlich mitVerhandlungen abzusehenschweren Opfernwiederist.einigesOesterreichchatGeldinseineFjer·assenend- bekommen, undeszeigtinFolgedessengarkeineNeigung, aufdieJdee eines Verkaufesseiner Rechte ausSchleswig- Holftein einzugehen.Zubemerken ist,daßderGroßherzog

vonOldenburgseinen AnsprüchenausdenThronvon Schles- ioig-Holsteinentsagthabensoll;wieesheißt,isterzn die- semEntschlußgelangt,weilerdieSchuldenlast, welchexs dein

neuen Reicheaufgelegtwerdensoll (etwa30MillionenThit.

existire,und weil

KriegstoftennndeinebensogroßerAntheilanderdänischeni Staatsschuld), für zu groß hält;wir lauben aber, das Hauptmotiv seinerAblehnung istderUmtand, daßerein- gesehenhat,eswerde ihm nichtgelingen, seine Ansprüchezu begründen.

Am3.d. M.finddieProvinzial-Landtage zusam- mengetreten.VonSeitenderRegierung ist ihneneineVor- lage gereichtworden über dieAufbringungder Grund- steuer-Veranlagungs-Kosten, dievon denProvinzen

an dieStaatskasse zurückezahltwerdensollen.Estresfen hiervonaiisf dieProvinzBrandenburg1,048,9·39Thlr., aufdieProvinz Sachsen 1,236,012 Thlr., auf»dieProvinz Schlesien 1,432,033 Thaler,auf dieRheinprovinz 842,114 Thaler, Pommern 662,440 Thaler, Preußen 1,095,409 Thaler, Westfalen 186,203Thaler. —- Wie unsereLesersicherinnern werden,hatdasAbgeordnetenhaus auf denAntragdesAbg.v.Benda beschlossen,daßdiese Kosten nichtvondeneinzelnenProvinzen zurückerstattetwer- densollen, sondern daß sieauf denStaatsschatzübernommen

werdensollten. , » . »

Schleswig. Die Behördenschließeneinen Verein nach demandern, sieverbietendieAufhängungderBilder des

HekzvgsFriedrichvon Augustenburgund seinerGemahlin, sikiverbietenmehrere inHolsteinerscheinendeZeitungen, welche VllenPIEYUgUstenburgischeFahne festhalten,allesdassollen Bewelleseln,»wie wenig Anhang dieseParteiinSchleswig hat«Merkwnxdigist,daßdasVolkso ihökichtist, daßes

gussolchemVorgehengerade zu derentgegengesetztenAnsicht

vmmt. .

.H.vlsteiti.Det»österreichischeStatthalterhatbeiver-

schiedenenGelegenheltenselneMeinungdahinausgesprochen, daßernicht gesonnensei, irgendwieindiepolitischenAu-

selegenhektendesHetzvgthnmsgewaltsam einzugreifen.So ater In WilfterdemversammeltenVolke gesagt: Jch

werde nachwie vor an denin derProklainatiou beim Antritt 'ineiner provisorischen Regierung ausgesprochenen Grundsätzenfesthalten,ich werdestetsdiegeistigenundmate- riellenInteressenderEinwohnerdesHerzogthumsHolstein sowiedie«bestehendenLandesgesetzebeachten, damit keinHol-«

teiner bei meinemeventuellen Weggehenvonhiersagenkann, ichhabe rechtlos regiert. Jchwillhier im Lande nichtals tiirkischerPascharegieren«,unddenGeistlicheninElmshotn hatergesagt,ihreAufgabeseies,derBevölkerunginder augenblicklichso zweifelhaften Lage MuthundZuversichtein- zusprechen.Ergedenke,fügteerhinzu,dasLandalsehr- licherMann zu verlassen.

- Nassau.·VoreinigenTagenfandiiiderStändever- sammlungbeiGelegenheitderFrageüberdieBewilligung einiger Stipendien surStudirende derkatholischenTheologie eine interessanteDebatte statt. Die MajoritätdesAus- schusseshattebeantragt,diegeforderten Stipendien fürkatho- lischeTheologen, welcheinderAnstaltdesBischofs Ketteler zuMaiiizvorgebildetwer-den,nichtzubewilligen.Hierüber entstandeinelebhafteDebatte. DerStellvertreterdeskatho- lischenBischofszuLiinburg sah sichveranlaßt,denBeschluß desfranksurter Parlaments, welcherdieAufhebung eines geistlichenOrdeus bezweckte,lächerlichzumachenI dezAbg.Dr. Siebert diente ihmmitfolgendenWorten:

L»VorAllem muß esmich Wunder nehmen, daßderHerr StellvertreterdengeistlichenOrdennichtgenannthat,dein jenerBeschlußdessrankfurterParlainents gegolten.Er aalt derAusiveisungder Jesuiten,jenes genieiiischiidlichsten allerJustitutc, (ZurusSeitens der KlerikalenxNein eshan- dzltesichum»dieLigoriaiierund RedeinptoristenlsAbg.

Sieb ert(sortsahrend):MeineHerren,nennen Sie die Or- densleiite JesuitenoderLigorianer.Esist bekannt, daßdie Jesuiten sichunter verschiedenenNamenundinverschiedenen Trachtenmitlangenundmitkurzen Röcke-ndaeinschmuggeln,wo

man sie-verdrangthat (Heiteikeit). Der Parlaments- beschlußgalt alsoden Jesuiten, und dasganze ge-

sitsteteZeitalter ruftjenein Beschlusse ,,Bravo« zu Mit sichereniTaktehattedas Parlament die AxtandieWurzel alle-sUebelsgelegt.·Es hatteerkannt, daßdiejesuitifchen BestrebungendensenigenZielen feindlichgegenüberstanden, welcheaufdieEinheitundFreiheit Deutschlands gerichtet waren; und»iweiin»inunserenTagenwiederum eindeiitsches ParlamentiiberdieGeschickedesVaterlands znentscheiden berufenseinwird,sowirdesjenenBeschlußdesersten-Par-

lauients sicherlichgutheißen.(Beifall links, Widerspruchrechts.) RedenmirdieHerrenvonderJeiiseite nichtvon denIzu- standeninAinerrka,»denn siebekämpfenjatäglich«die bürgerlicheFreiheit, welchein AmerikaihreTriumphe feiert.HelerSie (zur Rechten)uns Zustände schaffen,wie sieinAmerikabestehen,wirwerden uns überdieEr- folgederHier-archieund desJesuitismus beruhi- gen ko«iinen.Gerade dieser Geist istes,welcherin der ,,Kettlerischen««Anstalt großgezogenwerden soll;esist nicht derGeist, welcher anfunserendeutschen Hochschulenwaltet, nichtderGeistderwissenschaftlichenForschungdenwirmit Stolzdendeutschennennen, sondern derGeist,derausder Encyeliea unddeinSyllabus spricht-nichtderächt christliche- huinaiie GeistderDuldungundLiebe, sondernderGeist desHassesundder·Unterdrückung.(Bravo)Eswäreselbst- mörderisch,wenn wir ausLandesrnitteln die Waffenschmieden wollten,welchegebrauchtwerdensollen,nichtumkatholische Lehreund Sitter vertheidigen,sondernum diebürgerliche Freiheitzuvernichten.« (AnhalienderBeifallin derVer- sammlungundunter denZuhörern.)—- Die Anforderung wurdenach langerenDebattengestrichen-

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JmKlub.

lEinGespräch.)

»P-FkseN e n: KommerzienrathSchnappmeier,

Wichtigmeier, Rittnieisterv.Eßmeier.

«(Jn einemschön ausgestattetenZimmersitzenan einem Tisch,ausdemsich Resteeines Diners und mehrere theils volle,theils geleerte Flaschen Champagner befinden,Kom- merzienrath Schnappmeierund Geheimrath Wichtigmeier.) Kammerzienrath Schnappnieier. Haben-Sie schon gelesen, Herr Geheimrath, daßman eswagt,von derRe- gierungzusagen:»SiesehedernächstenKauimersessionnicht guten Muthesentgegen-«

Geheimrath Wichtigineier. Nein. Was Sie mir sagen, istIaganz unerhöitl dieseLiterateu sinddochein verwegenesVolk. Man hätte glauben sollen, daß siedurch dievielenVerurtheilungeninFolgederstrengen Handhabung des Preszgesetzeseingeschüchtertsein würden. Abernein: in itninerneuen Wendungenwagensiees,Unser herrlichesMi- nisteriumanzugreifeu. Diese Menschengleichen wahrlichden Fliegen, welche, sooftnian sie auchmitgewaltigemSchlage von derNasenspitzeverscheucht,sichdochstetsvon neuem auf dieselbe Stelle setzen. Esistkaumglaublichl Also nicht gutenMuthes sollUnsere tapfereRegierungdernächsten Kamniersefsion entgegensehn?Was kanndamitgemeint sein?

Offeiibar zieltdas aufdenVertragmitderKöln-Mind-

ner Bahn. Pahl was will dieKammer dagegenthun?

Wenn sie auchdenVertrag für unverbindlichfürdenStaat erklärt,diedreizehnMillionen habenwirinderTascheund keinKammerbeschlußkannsie daraus eutferneu.

Koinmerzienrath Schnappmeier (bedenklich).Ver- zeiheuSieeineFrage, Herr Geheimrath.Glauben Siewirk- lich,daßdasAbgeordnetenhaussoweitgehn könnte,denVer- tragfür ungültig zu.erklären?

Geheimrath Wichtigmeier. Das halte ichaller- dings für sehrwahrscheinlich,aberseinSieganzruhig,die Regierungwirddurch solcheineUngüitigkeitserklärunggewiß nicht erschüttertwerden,dasiedieHauptsache,dasGeld, schon eingestrichenhat.

Kommerzienrath Schnappmeier. Sie erschrecken mich! ichhabenieandiese Möglichkeitgedacht. Für die gegenwärtigeRegierungmag dieSache allerdings nichtbe- sorglich sein.Die Kammer hatkeinenExekutor,durchwelchen siedemMinisteriumdiedreizehnMillionen abnehmenlassen kann;aberdenkenSie dochandieZukunft! WelcheVer- lustekönnenfürdie Aktionäre derKöln-Mindener Bahnaus einerUngültigkeitserklätungdes ganzen Geschäftesentsprin- gen!WieallemenschlichenDingewirdauchdas Ministe- riumBismarck einmal seinEnde finden.Wenn dann die liberaleParteian’sRuder kommtunddenfrüherenBeschluß zurAusführung bringt,indem siedie Köln-Mindner Aktien

zwangsweisezum Nennwerthe ankauft!Behaupten doch ie Blätter dieser Parteischonjetzt einstimmig, daßdie Re- ierungalleinnicht berechtigtgewesen wäre, dieses ges etzlich

sestgeftellteRechtdesStaats zuaverkaufen.Bedenken Sie doch,wasdann aus denAktionärenwerden soll,welche diesesRecht derRegierung fürbaare dreizehnMillionen undunterAufgabeanderer wichtigerRechte abgekaufthaben!

SagenSie mirdochaufrichtig Jhre Meinung.Wardie Regierung wirklich nicht befugtzumAbschlußdesVertrages?

Geheimrath Wichtignieier. Nun,nun! seinSie nur nichtgleich so ängstlich! Wirsind jaunterunsund sodarf ichJhneuwohlsagen, daßman allerdings bisher Geheimrath

setz aufgehobenwerden. Eskannau nit wol eleunet

werden«daß jenes-AnkaufsrechtderchKölcthisMithnFrBgahn

durchein Gesetz festgestelltworden ist.Es ist dahergar nichtunmöglich,daßdasini Januar zusammentretendeAb- geordnetenhaus,hierauffußend,inseinerOppositionswuth denVertragfürunverbindlichfürdenStaat erklärt. Jn- deß»bis zurAusführung dieses Beschlusses,in dervonJhnen befurchtetenArt,wirdnochvielWasserüber die Erdelaufen undnoch manchesausdemGedächtnißderMenschenheraus- spülen. Inzwischen ziehnSieJahr fürJahr eineimmer setterwerdende Dividende ausIhrenKöln-Mindnernund kommtesjaeinmal schlimm,sohabenSie jaJhreVerbin- dungen, durchwelche Sie zeitiggenugWind bekommen,so daßSieJhreAktiennochvordem AusbruchdesUnwetters verkaufenkönnen. (Der Kommerzienrath schütteltihm herz- lich dieHand. JndemAugenblicktritt derRittmeisterv.

Eßmeier grüßendindasZinitner.)

,Geheimrath Wichtigmeier (fortfahrends).Dochwir sindvon dem AusgangspunktunseresGesprächesabgekoni- men. Jn»welchemSchandblatt haben Sie,meinwertherHerr ökoninierzienrathdenndiefreche Behauptung gelesen,»daß

die Regierungdernächsten Kammersession nicht guten Mutheseiitgegensehe?«Jchfinde, daßdieUnverschämtheit derliberalen Presse,trotzdervielenVerurtheilungen,täglich größerwird. Unter solchenUmständen istesPflicht eines jedentreuen Beamten,nach KräftendieBehördenzu unter- stützen, welchezur VerfolgungderPreßverbrechenangestellt sind. WelchesBlattwar esalso,iudeinSiejenen Satz gelesen,ich möchtegern meinenFreundden Staatsanwalt Fangineier darauf aufmerksammachen.

Komuierzienrath Schnappnieier. Jch muß sehr bedauern, Jhre Fraenichtbeantworten zukönnen;alsmeine Augen aufjenen eldtistwurich soentrüstet,daß ich das Blatt sofortbei Seitewarf, ohneauchnurseineZeileweiterzu lesenundnachdemTiteldieserruchloseuZeitungzusehen.Nur sovielweißich michzueri1inerns,daß jeneWortedasEnde einesAufsatzesbildeten.

·

Rittmeister von Eßineier (andenTisch tretend). Jch bitte dieHerren,esnichtübelzunehmen,wenn ichmich in ihr Gesprächmische;aberichbinimStande einenJkrthum aufzuklären.Dievon demHerrn Kommerzienrathangeführ- tenWorte bilden allerdingsdasEndeseineslängerenAr- tikels. DerselbestehtaberinkeinemSchandblatt, sondernin unserertrefflichenProvinzialkorrespondenzundeswirdinjenem sehr gutenArtikel dieKammer bereits imVoraus tüchtig abgetrumpft. Unser verehrterHerr Kommerzienrath hättesich vonseinempatriotischen Eifer nicht so fortreißenlassenund denSatz zu Endelesen sollen,dawürdeergefunden haben, daßjeneihm so anstößigeStelle einenganz anderen Sinn hat. JmZusammenhanglautet er,wieich michnochgenau erinnere, also:»Die Regierung sieht dein bevorste- henden Zusamnientritt des Landtages Ulchtgu- ten Muthes, aber mitgutem Gewissenentgegen«.

Geheimrath Wichtigmeier·.So, dasIst allerdingset- wasganzAnderes. HerrKommerzienrathich begreifeesgar nicht,wieSieso unaufmerksamlesen konnenl(DerKommer- zienrathblicktbeschämtnieder,derGeheimrathaber»siehtsich freundlichum, fülltdreiGlaser,erhebt sichundfahrtalso fort): StoßenSiean,meine Herren:

»Eslebe das guteGewissenunseres verehrten Ministeriums ·Bi·smarck!«

Alle xdreiLuniseinander anstoßend)Hoch! Hochund immer angenommenhat,einGesetzkönnenur durchein Ge- inochmalsHoch.

DruckundVerlagvon Franz Duncker inBerlin. BerantwortlicherRedakteurundherausgebenDi-.G.Lewinstein in Berlin.

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