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Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1940 H 10

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Academic year: 2022

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(1)

Sibtiateka

S T E T T I N

O k t o b e r 1 9 4 0

H eft 10 / 11. J a h rg a n g

Das K önigstor

Bildarchiv des Bollwerk

(2)

lüiiijclm Hicolaus PracfycnsEy: tüie id) es febe. €tn Gfitmärfer erlebt Pommern unö Dan3i g ...111

Bogislao oon @el<botw: f im i Kriege un6 3i»ei Generationen . . 115

SPalter 0d)roeber: Bemann pioeb. 3u feinem 70. Geburtstage 116

Örei Gebiete oon Hermann Ploe^ . . . . . . . . . . 117

€ri<b GÜI30®: üon 6er „Jörftlifen Drücferye 3U Bartb" . . . 118

(braun jRcfert’ne^t: iüas gibt cs in einer öffentli<ben Büberei

g u tu n ? ... 120

pluguft Binricbs: 3<mbarm... 121

llulfürleben in Pom m ern... 122

gut TlusfteUung im Sanöcsmufeum. tDic id)es fcf)c.

lubiläumsfpicipian Oes ©EEifsmalöEE @taötif)EatErs.

ÖiE SOintsrarbEit öee £)3. bEgann.

Hun Erft EEd)t! gut Bucfya>ocf)E 1940.

Keid)epommernbun6 ... 124

(3)

X )a ¿ ¡ 3 3 o í l t p e r f

MONATSZEITSCHRIFT FÜR NATIONALSOZIALISTISCHES GEISTESLEBEN IN POMMERN

3 « © tnrn nrii 3 li bcr Sonne lic fll Ser ((eine ÿ ln tj SüISiucfju1 Üiottioorf

2ßie td) \A)t,

( E i n Q f t m ä r f e r e r l e b t P o m m e r n u n ö © a n g í g . . . und es mar eine dunfle Had)t ohne

©terne, als 6er £a?arett3ug, 6er uns aus dem tDeften brachte, in einer fleinen ©tadt in Pommern I)ielt. £0ir füllen auf eine Burg fommen, 6ie nun int Kriege £a;jarett mur6e.

©o faß ich mid) feßon in 6en meßr o6er me=

niger alten STtauern 6iefer „B u rg ” liegen, im Bitterfaal ließet ausgeftopfte Töildfcßmeine - leicßt oerftaubt - neben gemaltigen ©Ieß=

fcßaufeln, neben T)irfcß=, D\el>= u‘n6 2lßnen=

bi!6.

leßt fahren 6ic großen 2Iutobuffe mit uns in 6ic itad)t, dunfle Bäume fäumen 6ie

©traße, 6ie durd) 6as meite f[acße £an6 ?um 3icle führt.

3m abgefeßirmten £id)t 6er ©eßeinmerfer leuchet eine Ortstafel auf: „Bü66oro". fetter roer6en im $acßroerf eines ißaufes 6ie meißen Felder, um mie6er im Dunfel 3u oerfinfen.

©cßon taudjen - nun im TRondlicßt - mädjtige (Türme auf. Der ll'agen rollt 6urct) 6as Cot in 6en meiten £jof. Unendlich ragen

6ie näßen (Türme in 6en nacßtßimmel.

©chüi3en6 liegt 6as fchmere ©dülfdacß auf 6en niederen Bauten, dort über den meiten

©tufen auf runden ©teinfäulen das €ßren=

mal - Ordensburg Sröffinfee -!

ilu n bift du Jremde - nur im Bild ©e*

feßene - eine alte Befannte gemorden, und id) bin glüeflid) geborgen dein ©aßt.

£ieblich umfpült dein freundliches Ufer der ©ee - ruhig ¿iebt darüber ein ©toreß, der frößlicße Drgel Pommerns.

(4)

3 nt SmtieSroitfeHm — S te ttin . . . mit) ittittiioitttcn in ijc in

©o wirb mir bas - ad) fo ferne ¡Pom=

mern - in ben tüelen ¡Dechen befannt, oer=

traut unb nun geliebt. IDie herrlich liegt bas weite, fruchtbare £atib in ber ©ommerfonne.

IDeite Selber, an beten Banb bas UMlb am 2lbenb äft -, an flachen ülfern immer roieber freunblicße ©een, bie ben I)Df)en Tjimmel fpie=

geltt. Der tl'alb ucll fdjlanher lie fe rn - es riecht nad) ©ommer ttnb ttabeln.

iin b auf biefer fruchtbaren ©djolle liegen bie fdjweren fjöfe ber Bauern, liegen ble alten ©üter unb ©täbte. Der rote Sacfftein leudjtet immer roieber burd) bas ©rün.

Bot ragen bie (Türme über bie alten Dächer unb immer roieber nimmt bas ©tabt=

tor ben iDanberer doü ünnigfeit auf, ber

offenen 21uges für all bas ©d)bne Tinfehr hält. Sreunblid) lächelt febes Tjaits ber lan=

gen ©traßen^elle - febes mit anberem ©e=

fid;t. Dn bürgerlid)er (Eintracht fchmlcgcn fid) ber reiche ©iebel unb ber einfache Sirft an=

einanber unb erzählen bir genteinfam uon frohen unb harten ¡Tagen - uon türieg unb Srieben, non ebler Dergangenljeit unb fto(=

3em ©ein -.

Doll EÖit? fteeft ein ©iebel feine 6 amm=

lung oon Junftfdjilbern in bie ©trage - 3eu=

genb nom et)rfamen Tjatibroerh ber 2>ntmer=

leute -, roer ginge fehl, barunter eine ©aft=

ftättc gu oermuten. ttid jt roeit baoon fließt 3roifchen alten Tjäufern unb alten Bäumen bie Drage. Der Tjejcentunn läßt an grimmige

Selter benfen, unb bas „junge ¿jedem", ein Heines blonbes Jitäbei, bas mir beim 3eich=

nen gufießt, erjählt, baß fie barin rooljnt.

Dann eilt fie gur ©chule, 3urüd(ad)enb 311 bem ©ebirgsjager, ber am frühen STiorgen feßon an ber drbeit ift.

Das tTtüßlentor - in roeldjer ©tabt fteßt es nicht - blicht in feierlicher Buße auf bie bunte Bewegtheit bes neuen Tages -, ficht 311 bett anberen Türmen, bie in altersgrauer

©emeinfdjaft bie fchötte ©ilhouette hüben ber

©tabt ©tolp.

©o feße idj im £aufe ber iDocßen, nun nicht mehr an bas roeiße Jimmer bes £a=

3aretts gebunben, immer mehr non ¡Pom=

mern. <£s erfreut bie ¡flöße unb locht bie Seme - cs giel)t mich in bas befreite Dan3ig.

©lüchlich barf [ich feber fcßäßen, ber bieß, bu ftol3C, fchöne ©tabt, feben bitrftc.

Doll ebler tl'ürbe fteigen bie fcßmalen Käufer aus bem Dunhel ber engen ©affen - im Dämmern liegt ber Beifdjiag - unb im rollen £icf)t bes ftrahlenben Tages leuchten bie reichen ©icbel.

3mmer roieber ficht bas iDab^eicßen Dan3igs - ber Turm ber Btarienfircße -, über bie fteilen Dädjer herein in bie fcßmalen

©fraßen, auf ¡piäße, roo fchöne Brunnen ftchen.

¡Die ein 3uroel liegt bet Dom, unb in

©pißen unb Türmen löft fid) ber gewaltige Bau in bie ewige ¿jelle bes Tages. ¡Jn oer-

H 6 R M Ä N N P L 0 6 T Z :

Daß id) gct>c, wo fie gingen/

daß id) flehe, wo fie ftarnden/

ift in meiner Heimat £andett einer nur non taufend Hingen/

Hingen/ die mid) heilig halten/

3auberfüß und jauberfeft/

daß der fremden ©turmgeroalten feine gerrt mid) aus dem Heft/ -

weil id) gel)C/ roo fie gingen/

weil ich fteße/ aw ftanden/

weil oh meiner fjeimat fanden

£iebe fißroebt in heilgcn Hingen.

(5)

fcßwenderifcßer <JütIe fdjenft die ©tadt das

©rnament. Portale und ^aTfaöen geigen 6ic fiSftlid)("te p ia ftif - in edlem Eöettftreit fißen 3wifcßen ©äulen und an Senftern funftuolle (Bitter, faßbare Püren tragen wertoollen Befcßlag.

Draußen am EDaffer fteßen die ©peicßer - weitßin die fjanfeftadt fündend, das Sran=

tor, das tDaßr3eicßen am EDaffer, darf nach den laßrßundertcn emfiger CJtrbeit nun rußen, nur die Sette mit der fcßweren Sugel bewegt fid) langfam, als wie ein Pendel.

Sind es mar im Ejerbft 1539, da mir auf ftaubiger ©traße gegen lemberg 3ogen, ßörte die ©tadt »oll ©crge das Drößnen des Sampfes. Picßt lange brauchte fie um ißr

©d)id'fal 31t fiircftten, und fie mar frei und unfer. Hur die polnifcße Poft geigt noeß ßeute die ©puren des „©turmes” .

EDefterplatte! ijeute liegt fie coli ©onne, damals im beißen $euer unferet ,,©<ßleswig=

polftein’'. 3el’l r ummert find die fcßweren Punfer, der EDald durcßfämmt »oti ©e=

fcßoffen, und jeder ©tamm tragt Parben.

Der polnifcße 21dler in ©tein über dem (£in=

gang des ©ffijiersfafinos ift 311 Pode ge=

troffen.

(Befangene Polen 3erfägen beute die

©tämme, die der Sampf 311 Boden fcßlug, und non draußen leuchtet die ©ftfee herein, ffoppot und pela »erfcßimmern im ©onnen=

ließt, und in 3arter Pinie permäblen ficf> f)im=

mel und (Erde.

nun füßrt mieß der Eüeg 3urüc! 3ur

©tadt. Das fleine Boot bringt mieß über das EDaffer - dort liegen ©djiffe aus Bußland,

©cßroeden, Porroegen, und feßroere Ballen bebt der Stau ans £and.

Pin Sllorgen »oll ©onne fießt mieß auf der Jaßrt - weiter gen ©ften. Der neue Pag foll mir licarienburg 3eigen - die ftol3e und mücßtigfte Burg des Bitterordens. EDeitßer feßieft fie feßon den erften ©ruß entgegen, meitßer grüßen die Pürme. 2(m ©tadtplaß neben dem alten Batßaus ßält der 2lutobus.

Pun wandere icß die fteile gepflafterte ©traße an alten päufern porbei hinunter 3ur Pogat und über den ©teg ans andere Ufer, ©egen die ©onne feßauend, geigt fieß feßt die Burg in ißrer feßonen Sontur, weit ausgtbreitet Hegt fie mit ißren JTtauern und Poren am

$luß. 21m ßeißen Pacßmittag neßmen muß die füßten Bäume auf. Da und dort märe ein weniger der Eüiederßerftellung meßr gewefen, aber 3urücfdettfend bleiben immer die fcßlan=

fen ©äulen des 2”lemter - überleitend in die d^ippen des ßoßen ©ewölbes, bleiben die alten Sresfen, die wunderoollen piaftifen, die aus dem palbdunfel der 2lltarfcßreine ßerabbliefen. EDcite ©äuge füßren uns, frühe Prußen fteßen an weißen EDänden, und im=

mer wieder betreten w ir Bäume ooll ©<ßbn=

ßeit.

21uf dem ©teinpflafter des weiten pofes

»erflingen die ©cßritte der Befucßer, dureß das Per fällt das grelle -ließt. Der 2lbend bringt mieß gurücf naeß Dan3ig - langfam

fäßrt der ?ug über die Dirfcßaiter Brücfe, .'pnuätiire in Stnrgaiti . . . in jprcn&enS (itjnierficr 3eit frfjritt burctj fie Sie itünigin «nifc unten fließt die EDeicßfel. Bald werden die

?üge naß und com «Dften in polier Jaßrt über die Brücfe donnern, die die Polen »or einem 3aßr gefprengt batten und nun wieder

»or der iertigftellung fteßt. Pacßt ift es, als der 3ug Hi Dan3ig einfäßrt, und doeß nießt - Dansig ift nießt oerdunfelt. ©0 fann iä) noeß einmal dureß die ©traßen und ©affen wandern, um non all den Softbarfeiten 2lb=

feßied 3U neßmen. ©o grüße iß noeß diefen und jenen ©iebel, der mieß fo oft bei Pag erfreut - noeß einmal grüße icß das EDaßr- geießen, das fteil am Pacßtßimmel fiel) »er=

licrt: der Purm der PTaricnfircße. ©ang ftill und »erträumt liegen die Beifcßiäge »or ge=

fcßloffenen Poren und doeß laden fie ein 311 r IPiederfeßr.

Der EÜagen fteßt bereit, ein ©teyr 220 - alfo aueß ein ©ftmärfer -, uns diesmal gegen Eüeften 311 tragen. Doll ©onne ift wieder der Biorgen, weiße EDolfen fegeln auf dem weiten Blau 'des pimmels, und auf der ©traße feßnurrt der Plotor nimmer müde, um uns die weite, fomtnetliße landfß aft.

Dramburg - ©targard - das EDalltor nimmt uns auf, und in nerlangfamter $aßrt geigt die ©tadt fcßnell ein paar Söftlicßfeiten, dann geßt es wieder auf die landftraße - weiter gegen ©tettin.

Bon ©ften fommend überfeßneiden ßoße Srane die weieße ©ilßouette der ©tadt, über die ©derbrüefen ift bald der Sern erreießt.

Ommer wieder erfreut das für uns „ ©e=

birgler” feltene pafenbild, und länge fann

ns

(6)

man in ias bewegte ©efdßebe non ©cßiffen, Blenfcßen un6 Blaffer fcßauen. 3n ihm fpie=

geln fid) bie alten, fd)önen Refte bet ©pei=

cßerjcile, bie Sollwert unb £aftabie einft fäumten.

Das Betliner unb Königstor flanficren in baroder ©$önl)eit ben Parabe= unb Kö=

nigsptaß. Dort pulft bie Bletropole Pom*

merns, unb wenige ©cßritte getrennt ftebt man in ftillen, büfteren ©affen, bet Rltffabt, unb empfinbet fcßmerglicb, wieoiel ©cßönes bier Kriege unb Slnpo’munft jerftört unb oer=

baut haben, ©o ftebt auch bet „fcßone Srun=

nen" - auf alle SäUe ift er bur<h mich fo getauft - in fcblechter ©efelifchaft am Roß=

m atft. llu r brei ober tuet freunbliche fjäufcr - Unb bie fchöne Bleibe, bie ihn gtiäbig be=

fchattet - finb wahre Steunbe.

Hiebt weit baoon ift bet ©peichet pom=

merfcheji Kulturgutes: bas £anbesmufeutn.

©cßon wenige ©tunben nad) meiner 3infunft bin id) beglücfter Befudjer - feierlich 66=

grüßt! Bloßl mußte fid) feßt ber große tap=

fere ©olbatenfonig bie fplitterfidjere pülle ge=

fallen taffen, bod) an feinet ©teile empfangt ber funftfinnige Pommernberjog Barnitn IX unb feine ©cmahlin 3(nna.

(iiitite r Senießtfjeit (iegi der •’pafen

€5d)on beim erften flüchtigen Bßfucf) erfreut bie Unterbringung unb glücflicßfte Ülufftellung ber ©ammlung. Doll ©taunen ftebt man oor ben jablreidteti ©cbäßen, bie uns bie ©rbe erhielt unb nun fcfjenft. Bon ber ©teingeit bis gut frühbeutfeßen ?eit fprechen bie Junbe 31t uns - B'affeti unb Bausrat unb ooll Bewunberung ift man ob ber Jormenf<hön=

heit unb ©rnamentif. 3n bunten Farben unb oolten ^otrnen fprießt bie pommerfche üolfs=

fünft. 3n ©ueffäften fteben an ben papiernen päuferfronten bes Parabeplaßes ^innfolba=

ten - eine Kompanie bes 2. Dnfanterie- Königs=Regiments ift uor bem £anbfjaufe angetreten, bort, am Königstor, ftebt man Sriebticß ben ©roßen oor ber $ront einer

©renabierfompanie.

Daneben bie wirtlichen Uniformen unb Blaffen - bamals niel £ißen, oiei ©lau?.

3m Dunfel bes „golbenen ©aates” ftebt bas ©aframentshäuschen aus ber KIoftcr=

firdjc oon Kaljow - es ift wie ein ©inbaum.

Kirchliche p ia ftif - ©olb auf ©oib - giert bie B'änbe, unb aus ben nifeßen ber fj°ben wappengefdmuicften Jenfter lächeln BLaöoti=

neu, bod) unb in (Ehren hängen bie cbrroür=

bfgen Sahnen ber fiegrcichen pommerfchen Regimenter.

(5) SitOarctjiu Sottiucrt

Dr. Kunfel läßt mir freunblicßerweife Blönd)s= unb ©cufelsfapitell „enthüllen” unb

•mich einen Biicf tun in ben herjbaften

Bu=

mor bes ÍTÍeifters, ber fíe fd)uf. Slnb wäb=

renb id) bie ©reppe h*nabfteige in bie be=

wegte ©traße, muß id) noch lächeln über ben lachenben (Teufel, ber fid) oor Sreube felbft in ben ©d)wang jwieft - ba er ben fünb=

haften Blond) bei ber Kapuje erwifcht.

Der leßte ©onntag in Pommern feßenft mir bie Sreuöe, bas „fd)öne ©or gum ttor=

ben” 311 fehen: ©tralfunb. ©in freunblicßes

©egenftücf ju t würbeoollen ©cßönbeit Dan=

Der Jlbenb führt mid) 3urücf - ileubran- benburg grüßt nod) mit feinen fd)önen ©oren, unb halb fteben w ir in Pafewalf, an bet

©tätte, wo unfer Süßtet im Bleltfrieg, ge=

bienbet oon ben ©iftgafen ber B'eftfront im

£ajarett lag bis er wieber ben feilen

©ag fchauen burfte.

Blöge unter feiner Süßrung über bies herrliche £anb aud) halb bie peile bes $rie=

bens auffteigen unb bunt bie Sahn6” ttnferes

©ieges oon feßönen ©iebeln wehen.

W I L H E L M N I C O L A U S PRACHENSKY

©öerlcutnant in einer ©ebirggöioifion — SOTaler uni» 9ircf)itcft in $mt3örucf (Tirol).

(7)

B O G I S L A V V O N S E L C H O W :

M m uñó m í OBciwfltíoncn

Genau ein üiorteljaßrßunöert naci) bem Weltfrieg folgte ißm 6er jeßige Stieg, un=

oermeibtieß geworben 6urd) 6en Waßnfinn bes Jatanifcßen Dcrfoillet Vertrags. Wieber wie not 25 3«ßrcn 30g eine junge Hlannfcßaft in 6en Stieg. Wieber ßat fie fid) ißrer Dätet oon £angemarcf un6 ifjrer Gtoßoäter pon

© t. Pripat mürbig gegeigt, Hocß ßat ii>r Gr»

leben feinen Hieberfcßlag gefunben, nn'e ba»

male bas (Erleben bet Däter im „Wanberer

?mifcßen beiben Welten" CBeftalt gewann, iin b boeß b litft uns aus ißren Briefen, aus ißren Gr?äßlungen unb Berichten ein Gefidjt an, ernft unb entfcßloffen, faft fnabenßaft nod) unb bod) fd)on männlicß hart, ein Ge»

fid)t, in beffen öligen bet Geift eines neuen Gefdjledjts im Umriß fid) ab?eicßnet.

Plan fann ben Geift, ber uns aus ben Blättern bes „Wanberers 3wifcßen beiben Welten" non Walter Jlejc entgegenmebt, als ben Dbealismus bet Deutfdjßeit be?eicßnen.

Bei ben meiften allerbings mar es tneßr ber nationale Dbealismus, ber feßon ihre Bätet auf ben ©cßlacßtfelbern bes beutfd)=fran3Ö»

fifdjen Srieges befeelt batte. Der Glaube au bie Größe bes Beicßs unb an ben Glan3 ber Welt non Weimar waren bie beiben Grunb=

fräfte jener Generation t>on 1914. Das Sennjeidjnenbc biefer Haltung iff, baß fie nod) in polier Derbunbenßeit fteßt mit ber, aus ber bie oorangebenben Generationen bes 19. 3aßrßunberts lebten, mit bem Obealismus ber ©tubenten, bie fid) um ©<blU unb £üßom fd)arten, wie mit bem berer, bie bas Beicß mit fd)affen halfen. 2illerbings ein merflicßer iluterfdncb beftebt feßon 3mifd)en bem 3bca=

lismus ber Sörnerfcßen Gefängc unb bem ber Briefe bes Walter $le>*. fjunbert 3aßre ?u=

oor mar es bas 2lufflammen einer aus bem i>aß gegen ben ilnterbrücfer unb ber Glut ber £iebe 3ur fjeimat geborenen £eibenfcßaft.

1914 mar aud) ein Slberjcßäumen unb ein fubelnbes ©ießperfeßmenben in bem'•Ginfaß berer, bie if»r junges £eben für bie bebroßte Hation ßingaben. 2lber je länger befto meßr reifte aus bem Jrüßling biefer jünglingßaften Begeifterung bie Jrucßt entfdjloffener 5Ttänn=

lidjfeit, bie fid) gerabe in bem Zermürben bes jaßraus, faßrein täglid) gleidjen Grabens be=

mäßrte.

Gs gibt eine ©teile in bem „Wanbeter jmifeßen beiben Welten”, in ber leiußtct bas Gigenfte bes Geiftes berer oon £angemarf in unnergleid)Iid)em Glan? unb einer cingig=

artigen ©ymbolfraft auf:

„ü )ir marfen bie ftaubigen Sleiber uon uns unb ließen uns oon ben füßlen guten U'ellen treiben. Dann lagen mir lange in bem reinlichen Gras unb ließen uns pon Winb unb ©onne trodnen. 211s leßter fprang ber Wanbetoogel aus ben Wellen. Der Jrüßling

mar gang maeß unb flang oon ©onne unb Dogelftimmen. Der junge Wtenfcß, ber auf uns 3ufcßritt, mar pon biefent Jrüßling trun»

fen. B iit rü(fgeneigtem fjaupt ließ er bie litaifonne gati3 über fid) ßinflutcn, er ßielt ißr fülle unb ftanb mit frei ausgebreiteten 2trmen unb geöffneten pänben ba. ©eine

£ippcn fcßloffen fid) 31t Goethes inbrünftigen Derfen auf, bie ißm frei unb leid)t pon ben

£ippen [prangen, als ßabe er bie ewigen Worte eben gefunben, bie bie ©onne in ißn hinein unb über ijer? unb £ippen aus ißm ßcrausftrömte:

Wie im IHorgeuglansc Du rings mieß anglüßft, Jrüßling, Geliebter!

iftit taufenbfadjer £iebesmonnc

©i(ß an mein fjet? brängt Deiner ewigen Wärme íjeílíg Gefühl, Slncnblicße ©d)öne!

Daß id) bidj faffen möcßt' 3n biefem 2(tm! - - -

Jeueßt oon ben Waffern unb oon ©onne unb 3ugenb über unb über glänjenb, ftanb ber jmangigjähnge in feiner feßlanfen Bein»

ßeit ba, unb bie Worte bes Ganymeb tarnen ihm fd)licßt unb feßön unb mit einer faft fcßmerglicß ßeden ©eßnfud)t oon ben £ippen.

„Da fehlt nur ein Hlaler!" fagte einer oon uns. 3<ß feßroieg unb mar faft traurig, oßne fagen 31t fönnen, warum. SXnfer Wanber»

oogel aber ließ leicßt bie 2trme fallen unb trat mit ein paar rafeßen, frifeßen ©djritten in nufere Bütte. W ir fcßleuberten uns bie lebten Waffertropfen oon ben fjänben unb griffen nad) unferen Sietbern. Balb feßritt mir ber Jreunb mieber im grauen Waffen»

roef, ber bie hohe Geftalt fnapp unb fleib»

fam utnfdjloß, unb mit eingeßängtem Degen 3ur ©eite. Der fjeltnranb umlief bie troßige Jorm feines eigenwillig geftredten unb präcß»

tig gewölbten ©djäbels, unb wie er mit frei ausgreifenbem ©cßritt ben oon fernen Don»

nern leife erbrößnenben Wälbern entgegen»

f cßritt, fd)ien er, oon Jreube unb Sraft be»

benb, begierig eine flírrenbe 9ufunft 3U ßoreßen.

Wenn es hämmerte unb bas rote, blaue, bunte Blüßen oon Jleifcßblumen, Dergiß»

meínnídjt, Salla unb Jebernelfen auf ber

©umpfwiefc braußen im Glan? ber ©terne unb £cucßtrafeten faß! unb farblos mürbe, trat aus bem bunflen Walbe brüben bas 21benteuer wie ein fd)önes Wilb unb feßaute 31t uns ßerüber, bie w ir an ber Bruftweßr unfeter bunflen Gräben ftanöen unb laufcß»

ten. 3ebe 51ad)t ging oon ber Sompanie eine

©ffijierspatrouille ins Dorgelänbe, unb wir

brei £eutnants, ein Btecflenburger, ein ©cßle»

fiet unb ein Gßüringer, ßatten un3 in biefen Dienft ?u teilen, ^unoctlen gingen w ir aud)

?u ?weit mit unferen £euten hinaus, wenn w ir einen befonbers guten Jang maeßen ?u fönnen glaubten. 512 ei ft aber ging nur einer als Jüßrer. 5inb es war bann ein fcltfames Gefüßl, wenn man lauf<ßenb an ber Bruft»

meßr ftanb, unb braußen im Dunfel fnat»

terten plößließ ruffifiße unb beutfd)c Ge»

weßre, ober bas bumpfe Stachen betonieren»

ber fjanbgranaten mürbe laut. Das Warten unb Wieberfeßen folcßer ©tunben, non benen man nie fpraeß, läßt lltenfcßen ineinanber waeßfen wie Bäume. Diele Worte freiließ mürben nie gemaeßt, unb es blieb bei einem

©eßer? ober £>an6fcßlag, wenn ber anbete ßinausging ober wieberfam.

Wie ßätten junge fje r3en nießt ineinanber maeßfen Jollen in biefen Jrüßlingstagen unb Jrüßlingsnäcßten, in benen fie gemetnfam im»

mer-inniger oertraut würben mit Grbe unb

£ u ft unb Waffer, mit ben linben ©tunben ber 51ad)t unb mit ben bellen ©tunben ber blüßenben Gage! Wie leife ©onnenmellen fommen bie Grinnerungen an unferen erften Sriegsfrüßling in ben 2tuguftomcr Wölbern 3U mir, wo icß au<ß fein mag. Die litibe, junge Gütigfeit, bie in ein paar ßetten Grau»

äugen lebte unb frifcß unb mann aus einer lebenbigen 5Tienf<ßenftimme Hang, brad) wie ein ßelles ftarfes £i(ßt bureß bie Jenfter meiner ©eele, bureßfonnenb, was bumpf war, bureßwärmenb, roas füßl unb ooll ©djatteu war . . ."

Gs liegt wie ein ©cßimmer über jener Welt oon 1914, bie Goetße, bas Heue Gefta»

ment unb ben ^at'dlßufira im Gemißter ßatte, aber gugleicß ber ijaud) bes itnwiberbring»

lidjeti. Slnb wenig nur feßeint bas junge Ge»

fcßlecßt oon ßeutc mit benen oon bamals 31t oerbinben. Wie anbers ber Gon, ber einem etwa aus bem Briefe eines ber 3ungen oon ßeute entgegenflingt, wenn er oon feiner Jeuertaufe in Polen berießtet:

„Gnblicß eröffnet unfere 21rtillerie bas Jeuer. Gs fingt unb gifeßt großartig über uns weg. Balb haben w ir ini Gehör, was eigene 2(bf<ßüffe unb polnifdje Ginfcßläge finb. 512an roirb babei feßon fießerer. ,Jeuertaufe!' benfe icß. Unfere Däter ßaben baoon ergäßlt. 5Ttan fann fieß bas nod) gar nießt rießtig oorftellen.

Gin ftolses Gefühl überfommt einen, ©cßließ»

ließ ßören bie feinblicßen Ginfcßläge auf. 51 uu fommt einer nad) bem anberen aus ben £ö»

eßern gefroeßen. Gs ift uns wie ein Grmacßen naeß feßmerer Grftarrung. Glücf haben wir geßabt. Hur feeßs Derwunbete bei ber Sotn»

panie. lln b bann geßt es porwärts.

Gin £lnteroffigier wirb mit feiner Gruppe als ©päßtrupp bis 311 ben erften fjäufern ber

115

(8)

ddi' uns liegenben cDrtfcßaft oorgefcßlcft. (Eine Qleile bleibt alles ftiU. Dann plößlicß heftige

©d)ießorei unö panögranatenbetonationen.

Dann roleöer ©tille. Oleröen alle 3urücffom=

men? Da fommt ein (Befreiter unb melbet, baß im erften paufe mehrere Polen gemefen feien, bic fic oertrieben batten. Darauf pirfeßt fid) ber ¡Jug weiter ocr. Die brennenben päu=

fer hinter uns werfen ein magifeßes £icßt über bas ©elänbe, auf bein w ir oor muffen.

IXh'r finb beutlicß oom Feinb 311 erfennen, ber feinerfeits im tiefen Dunfel ßoeft. Das ift bas Peroenfißetnbe babei. tü ill ber Pole uns in einen pinterßalt locfen? Pcß gehe als ©i=

eßeter bis an ben Jaun in ber Habe ber erften päufer oor. nichts paffiert. ©ßnc ©e=

genweßr fommt unfer 3ug bis ju r ©tabt.

paus für paus wirb bureßfueßt. ¡Dir müffen uns ben Bücfen beefen unb päufer in Branö fteefen. P tit aufgepflanjtem ©citengcwcbr tappen w ir uns öureß ©arten unb 3®une weiter not. ©ine Bretterwanb wirb mit bem Selben öurcßfcßlagen. JTätfelßaft unb gefaßt^

lieh liegt bie Pacht oor uns. Da! Bewegte fiel) bert nicht etwas im Fsufterraßmen? ©s ift nur ber Fouerfcßein, ber fiel) im Jenfterglas fpiegelt. hinter uns fcßlägt £oße auf £et)e aus ben Däcljern. Dicfer, beißenber ©ualm fcßwelt burch bie oerlaffenen ©affen. Befehle feßwir»

ren hin unb her. ©traßenjug um ©traßen=

311g wirb gefäubert. ©nblid) hoben w ir bie

©tabt burd)ftoßen. 2lu f ber näcßften pöbe

angelangt, fchen wir unter uns ben unbeim=

lieh btebelnben Jeuerfeffcl bes brennenben

©rtes. ©chwefelgelb fdjießen flammen burd) fchen fchrägliegenbes Dad)gebälf. Ü'lbcr bem

©an^en ein riefiger rötlicher Jcuerfchein, burchjegcn nen jnfammengeballten buiud)=

weifen."

Dem blnfcßem nach finb es ?mci Pleiten, fe tief nen einanber oerfcßieöen, baß fautn eine Brücfe nen ber einen gut onberen führt.

Pier ber warme glüßenbe Dbealismus ber PlanöeroogeP3ugenö, ber, wenn auch unter bem Sriegsgefdjehen ju r PTännlichfeit geßär=

tet, bod) aus bem lebt, was man in $riebens=

feiten an ©chönßeit in Patur, Dichtung unb Sun ft in fich hineintranf. ©s war ber übea=

lismus ber ftarfen ©cfühle unb bes b&ißcn p e t3ens, ber ebenfe bie öeutfeße peimat, öle beutfehe £anöfchaft, bie man fich auf Fuhrt erwanbert hotte, mit giüßenöer £icbe um=

faßte, • wie ben beutfehen ©cift, ben man fiebernb in bureßwaebten Pachten fich jum Befit; gemacht hatte, ©s war ber Pbcalis=

mus, ber fid) auch iw oferten Sriegsfahr nod)

„ friegsfreiwillig fühlt wie am erften ©ag", jener „unbeugfame unb ?u feiner Senjeffion bereite CJöealismus, in bem allein bas peil für ©egenwart unb Jufunft unferes llolfes liegt", unb ber batan glaubt, „baß bie PTenfcßbeitsentwidTung ihre für bas 3nbi=

oibuum unb feine innere ©ntwicflung ooll=

femmenfte Form im ö e lf erreicht".

2lu f ber onberen ©eite fleht eine £>al=

tung, bie nicht weniger jung unb fünglings=

haft bem großen ©efchehen gegenübertritt.

Jlber an bie ©teile bes £eud)tenben unb

©chwingenben ift bas öerßaltene unb Süßle getreten. Picht bas Abenteuer blicft wie ein feßeues Plilb ben jungen Stieget* oon 1939/40 an, je wenig ihm ber Blicf fehlt für bas

©cßaufpiel btennenber Dörfer unb einer oen

£eudjtfugeln erhellten Pacht, ©onbern i)in ift eine Pufgabe geftellt unb fic wirb gelöft.

Plan empfinbet ben Peroenfißel ber ©cfahr.

PTan bangt auch um bie Kameraöen, bie auf

©pähtrupp oern finb. 2lber bas ©ntfcf>ei=

benbe finb nicht bie ©efüßle, fenbern ift ber Befehl unb bie felbftoerftänblidje Durdjfiil)- rttng biefes Befehls. Das eigene 3d) reagiert mit ber ©xaftheit, mit ber man im ©pert es gelernt hat, bie notwenbigen Bewegungen ausjuführen.

Slnö bed): „Feuertaufe! - Pnfere lläter haben baoon gefprod)en. - PTan fann es ned) gar nicht richtig faffen. - Das ©efühl bes <oteiges überfommt einen.”

©c fchließt fid) ber Kreis. £Die Pole in

©pannung flehen, fc ftel)t gwifchen bet ©ene=

ration bes Pleltfrieges unb bet oen hcute bas blnbersfein. 2lber was fic oerbinbet wie ber lebenbige ©trom, ber gwifchen ben Polen ben Fünfen ber «Tat entjünbet, ift bas eine, bas beibes ift: Plirflicßfeit unb Dbee, ift ißr öelf.

W A L T E R S C H R Ö D E R :

f)etmann ? u f e i n e m 7 0 . C ! 5 e b u e t 6 t a g

peimat, bich liebe ich1. Du gabft mir alles, alles fchier, Drum leb’ unb fterb’ ich bir, nur bir.

ilnb fchwänöe in ber tDelt bie ©reu, 2lus beinern B lut erftänb fie neu.

Pimm, Pommern, mein fjerg!

Kein Ulort fönnte bie ©cfinnung unb bas £ebensmerf unferes großen £anbs=

mannes beffer fennjeidjnen als biefe letjte

©trephe aus feinem „Pommernlieb” , pioeß’

Denfcn unb ©innen gehörten immer ber pei=

mat. B lu t unb Beben, peimat unb ©ltern=

haus hoben ihn nach feinem eigenen Be=

fenntnis bis heute butebs £eben getragen.

Permann pioety ber pommerfdje £yrifer, wirb am 31. ©ftober 70 3aßte alt.* Der

©ag oerpflichtet bie peinigt, bem Dichter er­

neut ju banfen für alles, was er ihr gemefen ift unb was er ihr unb barüber hinaus bem

* ¡permewn Jßloek ift itt E rctloiu (tlr . Samm in) ßeßoren. E r befud)te Sie SBoliSfcguIe in ääottin, öic ipräpararticencmftolt unö öaS © entinar in E am m in, tuuröe 1890 $ u rn= unö ® !u fitte f)re r an öcr $rä=

paranöenanftatt in Srieöfeeä, 1895 Sßoligftfjullcfirer in S te ttin . 1925 tra t er wegen eines .c3cr,feiöcns in öen Siufjeftanö. S3iS Enöe 1982 leßte tpioep öann sumeift in ßfterreieß, in öer 3täf)e SSieitS;

feitöem ift er toieöer öcmernö in © tettin .

beutfehen üelfe an hei'tTid)cti £tebctn ge=

fehenft hot.

©in £ieb, was ift ein fleines £ieb?

©etiug^ baß ©taub bem ©ob entfließt, genug, baß ©ott ju r ©rbe gieht in einem £ieb, im fleinften £ieb.

Plccß’ ©chaffcn galt ber peimat unb ber beutfehen ©eele. Das war fein 9iel in Beruf unb äußerem Plirfen, bas war bie Prfadje, baß er im 3ahrc 1903 in ©tettin eine ©nippe bes Dürerbunbes, bie Dürergefellfdjaft, ins

£cbcn rief, bas war auch ber ©rutib, warum er fchließlid) - nach langem ^ögern unb fchen in reifften ©ebensjaßten - fein £ebensbuch unb £ebenswcrf, ben ©ebichtbanb „H ein unb B ro t” ** ber ©ffentlid)feit übergab.

Das ift ein munbcroclles Bud). ©ati3 föft=

liehe ©cbichte flehen barin, immer rein unb fein, was ben In h a lt angeßt, immer treffenb unb fauber in Form unb Bhythmus. per=

mann pieeß ift eben ein waßrer Dichter, ein heimotgebunbener unb becß weltoerträumter Pect oon tiefftem ©emüt, reichfter Pßantafie

* * „ÜBeitt uttö S lrot". ©eöicßte. §erau»gege=

ßett oom Stunftmart, attündjen. Qm Stunfttoart^

Slerlag © corg ® . SB. Ealirocti, 1920; 2. Sluflage 1921.

unb größter ©pracßbeßerrfchung. £eft nur einmal „Plein unb B ro t” , unb es geht euch bas per? auf! Da fpürt ihr bann felbft, wie alles unmittelbar unb ed)t empfunben ift, baß alle biefe ©ebießte aus ber ©iefe einer fern=

beutfeßen ©eele flammen. Pnb gwar ftrömen bem Dichter, wie icß weiß, bie ©ebanfen unb lüorte für feine £ieber ganj oon felbft gu, fo baß er meift Pfüße hat, alles ebenfe fcßnell ju Papier ju bringen. Das ift aber immer bie 2irbeitsmetßDbe fehöpfetifeßet ©elfter unb großer Dichter gemefen. ©e fd)ufen auch

©d)tller unb ©oetße, ©torm unb PTörife ißre Plerfe. ©s ift ber (Quell, ber wirflicßen Dicß=

fern aus ber ©celenticfc empcrguillt.

Bei ben Pamen ©term unb PTörife benfe ich batan, baß fleh Pleeß nach bem ©ebießt

„Die hohen Drei" biefen beiben Dicßterfelle=

gen, bastí ©. F- PTeyer befenbers nahe oer=

bunben fühlt. Slnb bod) ift unfer £anbsmann ein oöllig (Eigener!

t)ier rebet ein Pommer, ein Pieberbeut=

feßer ju uns, ber ebenfe F«ube am ©täume=

rifeßen unb Bemantifcßcn wie am pumer unb am ©pufßaften, am ilnheimlidjen unb ©e=

ßeimnisoollen hat. Fucilicf), ein Pommer mit weitem LDiffen unb großem Können, ein

(9)

Pommer mit M ie n ta n 21ugen uní» Jeuer ím per jen!

JTÍan muß bíefen ÍTÍann mit bem feßarf- fantígen ©harafterfopf nur einmal gejeßen ober gar geßört ßaben, um ißn nie mieber gu »ergeben, ©tunbenlang fann man feinen ebenfo temperamentvollen míe geiftfprüßen»

ben Worten laufcßen. 3d) batte vor 3öl)ncn, als id> noeß in ©tettin lebte, bafüt ein fenn=

geießnenbes (Erlebnis, permann pioefg mar mit ben ©einen bei uns. ©r ßat míe immer bas Wort. Da fommt unoermutet ©lifabetß Slug aus Daher gu Befucß, ben lefetn ©tet=

tincr Leitungen burd» maneßes feßöne ©ebießt befannt. liad» furger Dorftellung íft aud) fíe für ben íleft ißrer 21nrocfenßeit nießts als anbäeßtiges ©cßroeigen. Sreiließ, tags barauf befomme icß oon ißr einige feilen, in benen fie ißre ©orge um mein Befinben ausbrüeft;

icß muffe rooßl fra n f fein, ba icß ja am geffri=

gen Üacßmittag - ungefaßt grnei ©tunbcti lang - lein ©terbensroörteßen gefagt ßätte.

„ Wein unb B rot" - ein mirflief) beutfd»es Bttcß! ©o innig, fo fdjlidü, fo tla r unb maßt!

(Ein Bud) ooller ©innigfeit unb 2\ube, ooller 2lnbad)t unb ©ßrfureßt. 2lucß bie tl'e it bes überfinnlicßen unb bes ©öttlicßen ift pioetg nießt fremb. üon ftarfer, mannßafter 2\eli=

giofität rebet gu uns bas feßöne ©ebießt

„über bem 21dtag” .

CJllXe ©ebíd)te bes Banbes finb gleid) forg=

faltig ausgeroäßit. Die eingelnen Onßalts»

abf(ßnitte formen fieß gu einem gef(ßloffenen

©angen. 3ßre überfeßriften lauten: ©ltertj=

ßaus, 3«9enb, peimat, peilige Üatur, ©toß=

ftabt, Plein peim, pcimcßenftille, Ibertraute

©äfte, ©(ßattenfpieie, ©raue ©age, Bcfucß aus ber Jrernbe, poße ?eit.

ffmei peimatgebießte, bagu bie ©ebießte

„©rmaeßen im Winbe" unb „öermeßt" mögen in biefem peftc bie gange (Tiefe unb ben

Woßliaut ber piocfgfeßen l y r i f gum 2lusbrud bringen!

2fucß bie tiefe ilaturoerbunbenßeit, bie mir in feßr vielen ©ebiditen beobachten fön=

nen, offenbart ben pommetfeßen Picßter. Wir erleben immer mieber unfere peimat. 3n ebclfter ©praeße gaubert pioeß uns bie fcßön=

ften lanbfcßaftsbilber vor bie ©eele. Wieber

.^crtitoitn iptoefc Slrdjiu gifeijer & © djmi&t

iiberrafeßt uns babei ebenfo bie üietfeitigfeit bes ©toffes roie bie öieltönigfeit ber

©praeße. 3ebe ^ortn meiftert ber Picßter burd» feine fpracßfcßöpfcrifcßc ©emalt, bie vielfach fogar neue Wertformen feßafft. ttu r in roenigen ©ebießten ber fpäteren Pnßaits*

abfpnitte greift bie Pßantafie bes Dicßters gu überfüßnen Bilbern unb Dergleichen, baß man Plüßc ßat, ißm gu folgen.

Wie realiftifcß ift bann mieber bas ent=

güdenbe 3byd „©in ©tünbeßen im Ütonb", morin ber Picßter bas leben in feiner pei=

matftabt Wodin fcßilbcrt! Ünb mit berfelben feinen Beobacßtungsgabe erfißaut er bas le=

ben ber ©roßftabt. P lit tiefffem fogiaiem Üerftänbnis fießt er ißre ©cßäben. Diefes reine illenfcßentum, biefes fogiale Plitgefüßl ift ein ©tü(f oon pioeß’ Wefen. ©s fommt in einer großen Jabl oon ©ebießten gum 2tusbrucf.

3d) möcßtc aber biefen 2tuffaß ni<ßt bc=

fcßließen, oßne noeß einmal auf bie ©cßönßeit ber ©praeße unb auf bie blßytßmenfülle, auf bas Ülufifalifcßc in pioeß’ ©ebidjten unb Ballabcn ßingemiefen gu ßaben. Pie Ü tufif liegt bem Picßter tief im Blut. @ic ift ißm

©Kid' unb Sreubc bes lebens. 21ud) bafür gum ©eßluß nod» ein perfonlitßes ©rlebnis.

permann pioefg mar mieber einmal in mei=

nein paufe. 3<ß fann ißm bas foeben er=

feßienene plattbeutfcße lieberbucß „Pommetn- fang” in bie panb geben. Per Picßter fießt hinein unb ift $euer unb Stamme. Surg ent*

fcßloffen entlebigt er fiep troß eines fanften Proteftes feiner ©attin ber lode, feßt fieß an ben Slugel unb fteßt nießt eßer mieber auf, bis ade 116 JTieber gcfpielt ober gefungen finb. ©o feßr begeifterteu ben Piißter in biefem 2Iugcnbiief Jllufif unb bie STtuttcr*

laufe ber peimat.

ünb nun, lieber Sreunb Ploeß, ein ßerg=

licßes ©lücfauf gum 70. ffieburstag! Ocß roeiß, baß bie in „Wein unb B ro t” oeröffentlicßten

©ebipte unb Badaben nur einen gang oer- feßroinbenben Brucßteil beffen ausmaeßen, mas ©ie als Picßter in einem langen unb reießen leben gefeßaffen ßaben. Üloge feßt bie übrige ©rnte nießt meßr lange auf fieß matten taffen!

D R 6 I G 6 D I C H T 6 V O N H G R M Ä N N P L O G T Z

(Jrwadfen im llüinbe

©inft bin icß im Dunfel aufgeroaeßt

unb ßab nießt gemußt, mas mieß munter ge=

madjt. ••

iPar erft fo regenmelobifeßes Tropfen, bagmifeßen - mie aus bem Jauberfreis ein Stopfen

geifterleif’, -

©rbmännlcinmillc unb - ©tide.

2lus ftarrem Punfel guod’s mie Jllonbfeßein=

raueß,

floß filberfarben gufammen gu gitternber Stammen heiligem Bing,

bis alles vor meinem feßreefbebenben paud) mie ©raum gerging.

Pa mar es, baß icß völlig aufgemaeßt unb plößließ mußte, mas mieß munter ge=

maeßt:

ein ©ternminb ßer bureßs ^enftci: ftrid) - - cs ftieg einer ©eele ©ebet für mieß burd) bie atmenbe ilaeßt.

' ü m ü E l j t

ll'id niemanb mehr im lid)te fteßn, roid nod) ein päuslein rnciter geßn;

es foll ber tl'inb,

ber liebe, Hebe ©ommerminb mieß noeß ein ©türftein mcitermeßn.

21m liebften bin icß boeß adein;

adein unb bas ift rounberfein, hüllt mieß bie STacßt,

bie liebe, liebe ©ommernaeßt in ißre Ülutterfeßnfueßt ein.

ünb mas mir fehlt, bas ift ein üfunb, ber mieß reeßt ßergßaft füßt gefunb, nur nod) einmal,

ein eingig füßes, liebes Ülal in einer leßten fußen ©tunb.

ünb menn id) ftürb, fo hätt’ iep gern ein Blümlein naß, ein ©ternlein fern, unb baß ein 21ug,

ein liebes, liebes JTtenfcßenaug gu päupten ftünb, - bas hätt icß gern.

7m OTärdienlfaften

21cß, fönnt id) feßlafen! ©inmal felig feßlafen mie in ber Sinbßeit, menn bie Ütutter farn unb mieß gur ©eelfaßrt naeß bem Ütärcßen*

ßaften

in ißre lieboerfcßränften 21rme naßm.

21m Bettranb ßingefauert, ffrieß fíe leife aus meiner © tirn mand) miberfpenftig paar unb fang traumlinbe mir ins perg bie Weife, bie ood ber peimat Duft unb ©bem mar. . ünb fah mieß an mit bangbureßbebter Srage - ein Blicf aus ©tcrnenßöß! - Paß nod) ber

JTTann

erfeßauernb fteßt in Weißen jener ©age, ba gang ein leben in fein leben rann.

21cß, fönnt icß feßlafen, einmal felig feßlafen mie in ber Sinbßeit - - menn bie ÜTutter

fam - - -

1)7

(10)

E R I C H G Ü L Z O W :

Bon k r »^órftlífen Btúcfetpe« ¿u Bartt)

' V ; ; • -

_ U dtp en h m s

Stfllofi ÍUartl) S)ilíumí)iu Soítiucrl

In Mefem labre haben nur trots bes Krieges Me Jünfbunbertfabrfeier bet Bud)- btuderfunft befonbers in Jïîain? unb £eip?ig fcftlid) begangen unb haben uns unb Me IBett dadurch mit frohem ©tot? an Me ent=

fcheibenbe Sulturtat erinnert, bie oon Deutfcßland ihren Xusgang nahm. Heute fjflt auch unfere pommerfche Heimat eine große 3af)i Iciftungsfähiger Druderelen auf?umei-- fen, bie bie fd)roar?e Hunff STteifter ©uten=

berge in faft feber fieinen ©tabt uertreten.

X is man 1840 bas oierbundertjäljrige lubet=

feft ber ©rfinbung ber Budjdruderfunft feierte, gab es nur drei?ef)n ©tobte in Born»

mern, oon benen man ba3 Borbanbenfein einer 3ucf)bruderei meiben tonnte, Hach ben Begtünbungsfabren georbnet maren es foP genbe: © tettin 1569, ©teifsroalb 1581, Barth 1582, ©tralfunb 1628, Holberg 1658,

©targarb 1671, Hoslin Î816, ©toip 1825, Demmin 1832, Paferoalf unb Xnflam 1833, Putbus 1835 unb iPoigaft 1839. Dn Lüirf=

lichfeit maren es fogar nur ?mölf ©rte; benn Barth hatte Jefne Druderei in?mifd)en iängft mieber oerloten unb erhielt erft 1848 miedet eine neue. Dafür hot Barth aber ben Bubm, baß bie alte Druderei oon 1582 „?u ihrer 3eit in gant? Deutfchland, roo nidjt bie oor=

nehmfte, dod) eine ber fdjönften Bud)- drudeteyen gemefen ift” .

tl'ie ©tettin oerdanfte cs aud) Bartl) bem pommerfchen ^er^ogshaufe, baß es eine Druderei erhielt. Sur? beoor ^er?og 3ar=

nim IX, 1569 abbantte unb feinen fünf

©roßneffen bie Regierung übergab, fertigte er mit ihnen gemeinfam bie erfte pommerfche Bud)brucferbefta(Iung aus. Der eine ber fünf Hachfolger, Bogifiam XIII., begnügte fid) mit ben Ämtern ifieuenfamp (Jran?burg) unb Barth unb nahm feinen tDohnfit? feit 1574 ober 1575 in bem oon ihm groß?ügig aus=

gebauten ©d)Ioffe ?u Barti). t)ier lebte er ftiii unb befchaulich unb forgte oäterlich unb unermüdlich für bas ihm unterfteiite fleine

©ebiet. ffu biefer Jürforge gehörte es aud), baß er in ber ©tabt 1582 eine Bud)druderei einridjtete. ©Han ?ä()lt heute minbeftens 63 Bücher unb ©cßriften, bie in Barth da=

mais gebrudt mürben. Das befanntefie unb großartigfte biefer iPerfe ift bie 1588 et=

fdüenene plattbeutfche Barther Bibel: „Biblia Dat is: De ganße bütifie © d jrifft / Dübefd).

D. ilTart. £uth. Bat ber teften ©orrectur flytich coüationeret / tuibe na berfüluigen emenbetet. Barth- l n ber Sorftlifen Drüde=

rye / börd) Hans tBitten. M. D. LXXXVIII."

Damit ift in Barth bie erfte unb für lange 3eit ein?ige pommerfche Bibelausgabe er=

fd)ienen. Daß fie in piattbeutfeher ©praeße gebrudt mürbe, oerftand fid) bamais uon feibft; benn noch um 1610, fo berichtet im

bin fange bes ad)t?cbnten labrbunderts ber tügenfdje ©efd)ichtsfchreiber iBadenroder,

„prebigte man in Pommern unb Bügen in Bieder = ©äcbfifd)er ober p la tt = ©eutfdjer

©prache".

Das große Bibelmerf brauchte natürlich längere Seit ?u feiner Bollenbung, ?umal bei ber bamaligen technifchen ©ntmidlung bes Drudoerfat)rens. Xußerbem mar es frag=

lid), ob bas IPerf genügenben Xbfaß finden roerbe. Xud) fuer forgte beshalb f)er?og Bogifiam umfidjtig oor. ©rft im labre 1931 bat man ein Drudpmüleg für bie Barther Bibel im ©tettiner ©taatsard)ÍD gefunben, bas bereits oom 23. X p ril 1584 batiert ift.

Hierin beftimmen fämtliche fünf herzoglichen Brüber einmütig, baß ?ebn labre nad) ©t=

fdjeinen ber in Eingriff genommenen Bibel=

ausgabe biefe nicht naebgebrudt unb feine anbere Xusgabe in Pommern oerfauft mer=

ben bürfe. Xußerbem merben alle obrigfeit=

ließen ©teilen ermahnt, für jebes Hirchfpiel ein ©xemplar ber neuen Xusgabc an?ufchaf=

fen. Das fdjeint aud) mirflid) durdjgefübrt morben ?u fein, mobutd) es fid) erflärt, baß and) noch heute ocrbältnismäßig Meie

©jcemplare ber Barther Bibel erhalten finb.

©ie ift ein rechtes iTieifte tro e tf geroorben, biefe Bibel „ in ©edjfifdjer fprach". Befon=

bers ließ fid) ber £jer?og ben Bübfcbmud angelegen fein, ©rft oor breí labren hat Dr. Bafe aus bem ¡Bolfcnbüttler Xrcbio allerlei Xftcn Deroffentlicßt, bie uns be=

meifen, baß ber ijelmftebter £lnioerfitäts=

Drudet lafob iu ciu s bie ?ahlreid)en £)ol?=

fdjnitte fertigte nad) bem Blufter bes ©bomas

©uarinus ?u Bafel. Das ©Titelblatt Ijat fogar ben bamais roobi befannteften Zeichner Deutfcß=

lanbs ?um Berfaffer, lo ft Xmman (geb. 1539 in 3rMd), geft. 1591 in ttürnberg); aud) bas

©Titelblatt oor ben Propheten unb bem Heuen

©eftament bürfte oon ihm flammen, menn es auch nicht feine ©ignatur trägt. üngefäl)r 170 Xbbilbungcn maren für bas gefamte iPerf geplant; runb hundert finb aber fd)ließ=

lieh nur hineingefommen, bauen entfallen 33 auf bas Heue ©eftament. 3el)n la ljrc fpäter - man benfe an bas oben ermähnte Drudpriuileg uon 1584! - hat übrigens ein

©ohn bes lafob £ucius genau biefelben

?>oI?fd)nitte noch einmal in einer Hamburger Bibel benußt. Das ©itelblatt ift in ?mei färben, rot unb fd)mar?, gebrudt, in einigen

©jcetnplarcn auch nod) bunt getufdjt. Pier=

?etjn oetfehiebene Drudfchriften finb für ben D rud bes ©e^tes angeroanbt morben, ein Bemeis für bie Beichhnltigfeit bes Hlaterials in ber her?oglid)en ©ffi?in. Der ganje Banb umfaßt 1616 ©eiten.

Der Druder ift, mie fchon aus bem ©itel=

blatt heruorgeht, Hans ¡Bitte, auf Iatcinifd) lohannes Xlbinus genannt. Bor ihm ift nod) ein gemiffer Xnbreas ©eytner an ber Barther Druderei tätig gemefen, oon bem man ober nichts Höheres meiß. ffons IPitte mar 1560 ?u Xpenrabe in £>olftein geboren

(11)

X ttcl& litU ber 31<irtl)cr łlib c l SÜtlöcird/hi Söoltiocrt

unb würbe 15S7 aus ber braunf<hmcigijd)en ilnioerfitätsftabt Sjelmftcbt naefi Bartl) be*

rufen. Don f)ter aus 30g er fpäter mit feiner fam ilie nad) £übed unb fiebelte fdüießüd) als ilnioerfitätsbruder nad) ©reifswalb über, wo er 1629 ftarb. ©ein Bilbnis bängt noch bsuib in ber Barti)er ttird)e, an ber Horbwanb hinter 6er Stängel; gang genau in betfelben 2Irt fin6 6rei weitere Biióniffe gemalt, 6ie 6rei bamalige Bartbcr ©eiftlidje 6arftcIIen. Biefe ©atfadje fd)eint 6afür ¿u fpred)en, baß man 6em Bibelbruder eine befonbere Bebeutung beilegte.

©inen befonbers großen Ütnteil an bem

•¡uftanbefommen ber Barther Bibel bat aber fid)er(id) aud) nod) ber ©reicher bes fungen, fpäter als befonbers t'unftfinnig befannten ffergogs PbiliPP H-, ber 1573 in Jranjburg geboren tnorben war. Diefet Crgießer, Br.

für. STiartin Ptarftalier (1561-1615), tuar ein ©oI)n bes aus B ib u r g im Breisgau ftammenben btrgtes unb Profeffors ©eroa*

fius Btarftaller, ber 1578 in Celle als £eib*

argt bes pergogs oon Braunfd)weig*£üne*

bürg ftarb. On Barth feit 1586 tätig, wohnte er in bem fpäter fo genannten „Saoalier*

häufe” Slofterftraße 4 (heute ©tubienrat Brüggemann gehörig), bas nachher ber Qer*

30g oon ihm erwarb unb als Sanglei ge*

brauchte. ©d)on im Jahre 1588 erschienen brei Prüde aus feiner Jeber in Bartl) unb aud) in ben folgenben Jahren bringt er faft regelmäßig eine ober mehrere ©chriften her*

aus. ©einen gelehrten Briefwechfel über pommerfche 2tngelegenf)eiten peröffentlid)te nod) 1753 ber ©reifswafber Profeffor Bäh*

nert im ¿weiten Batrbe feiner „Pommerfd>en Bibliothef".

Om Jahre 1605 mußte ijergog Bo*

giflaw XIII. feine geliebte ©tabt Barth enb*

gültig neriaffen, um bic Slachfolge in ©tettin angutreten. ©eine Pruderei, bic er in einem befonberen Sgaufe auf bem ©djloßhofe in Barth untergebrad)t hatte, nahm et mit nad) ber ffouptftabt. Cs würbe ihr ein £ofal auf ber Pberburg oor bem iTtüßlentor angewie*

fen, unb mehrere Prüder werben noch ge=

nafmt, bic an ihr tätig gewefen. Pod) aus bem Jahre 1030 wiffen w ir oon einem Buche, bas mit ben Bartl)cr ©chriften in ©tettin gebrudt worben ift. Bann foli ber ©d)weben*

fßnig ©uffao 2Ibolf fie getauft unb ber Hni*

oerfität Porpat gcfd)entt haben, bie 1699 nad) Pernau oerlegt würbe, fo baß bie Pruderei oielleidjt nod) eine britte IDanbe*

rung angetreten hat - wenn fie bamals nod) brauchbar war! Pie Eingaben über Porpat

unb Pernau, bie bisher überliefert würben, fitib neuerbings burd) ein 2(ftonftüd bes

©tettiner ©taatsardjios als fel)r zweifelhaft erwiefen worben. Danach waren Beftc ber alten Sarther ©ijpen nod) 1654 in ©tettin Dorhanben unb würben auf Befehl bes leigten Potnmernhergogs Bogíflaw XIV. feiner

©chwefter 2tnna pergogin oon ©roy „oer*

ehret". Pie ©chidfale ber alten „Jürftlichen

Pruderei” finb /ebenfalls aud) beute immer noch nicht reftlos aufgehellt, unb es bürfte für manchen $orfd)er eine lodenbe blufgabe fein, eine genaue £ifte ber in Barth gebrud*

ten Pierde unb ber oon ihnen in öffentlichen unb prioaten Bibliotl)efen nod) oorhanbenen

©templare aufguftellen fowie ©ingelfjeiten über bie ©efd)id)te ber Pruderei unb ber Prüder 311 erforfchen.

Uhr wollen dem üolfe feierlid) ocr|pred)en/ daß mir imitier cingedenf fein werden der ffeifigfcif unferer niutterfpradjc, 6er iüürde 6er iJunft, 6er 311 dienen in unfere f)anö gelegt ift; 3ur f)6l)ercn <ftjre und 311m €>ewinn des deutfdfcn üolfes.

auf daß jenes fcfjönc und edle HJort Hölderlins für uns jeßt und in den ferneren ^Hen fjinab redjt bel/alten möge:

„tDas bleibet aber/ ftiften die Öidjter."

töeinhcber auf bem erften ©roßbcutfd)en Öid)tertreffen in IPcimar.

U 9

(12)

iJöns gibt tQ in eineu öffentlichen 3üd)erei tun?

Ü)enn 6« büherliebenbe £efer fid) ©e=

bauten barüber mad)t, mas mol)! bie Blänner unb grauen tun, bte fid) bte Vermattung unb Verleihung oon Büchern ju r £ebensaufgabe erroäfüt ijaben, gebt er in ber Regel tton bem aus, mas ißn felbft in bie Bücherei führt, oom Büdjergetiuß. Diefe Bibliotbefare unb Bibliotbefarinnen, bentt er, bai>eti e3 boct) febr fd)ön. Da fitzen fie in ben © h ah=

tammern bes ©elftes unb tonnen t>om Blor=

gen bis 311m Bbetib lefen, roas ihnen beftagt,

©r(ebtüsbüd)et aller B rt, Romane, tunft=

gefd)id)tlid)c unb fonftige roiffenfd)flftlid)e IVerfe. ©ie betommen immer bas tteuefte in tabellofeti ©?cemplaren uom Budthänblcr 3ugefd)icft. tt'irtlid ) beneibensroert!

@0 ift es nun allerbings nid)t, unb ich möchte hütsufügen: glücflidjetmeife nid)t;

benn es märe fhümtn, tuenn ber bibliott)e=

tarifche Beruf, fo beneibensmert er im ü b ri­

gen fein mag, eine B rt geiftigen ©düemmer- bafeins märe. ©eroiß, fomoßl in ber roiffeti- fd)aft[id)eri Bibliothef rnie in ber Votfs=

bücherei ift es bie oerantmortungsoollfte Bufgabe bes bibliothefarifchen Petfonals, baß es auf ©runb feiner forgfäitigen beruf=

liehen Vorbübung unb im Tjinblicf auf ben itnfer Volfstum förbernben IVert bie Beu=

erfcheinungen bes Bud)hanbels baraufhin prüft, mas für bie jemeilige £eferfdjaft in Betracht fommt. Bber biefes prüfenbe £cfen fpieit fich faft gans in ben bienftfreien © tun- ben ab. Die Dienftftunben finb reidjlich aus=

gefüllt burch bie Brbeiten, bie fich auf bie Vermaltung ber Bücher beziehen. Der £efer macht fid) meift über biefe Vorausfeßutigett feiner Büchettterforgung um fo meniger ©e=

banfen, je glatter fie fich abtoiefeit. ©s rnirb aber gerniß manchem Benußer öffentlicher Büchereien mititommen fein, einen Süberblicf über bas gu gemimten, mas bort fojufagen hinter ben Suliffen oor fid) geht.

jitnächft hanbelt cs fich barutn, aus ber überfülle beffen, mas ber beutfehe Verlags»

bucf)f)cinbel bas 3ahr über unb namentlid) in beti erften IBintermonaten ßerausbringt, aus3umä()len, mas ben ortsanfäffigen ©orti=

mentsbudthanbiungen 3ur £ieferung aufge=

tragen merben feil. ©in großer ©eit baoon tann auf ©runb ber Bnfünbigung, bie bas

„ Börfenblatt für ben beutfehen Suchhonhoi’

täglich bringt, fogleih feft beftellt merben, ba bte Berfönlichfeit bes Vetfaffers unb ber R uf bes Verlegers »olle ©ernähr für B rt unb tüert bes betreffenben Buches bieten.

Vieles tann jebod) ?unächft nur ju r Bnfidit eingeforbert merben, ba bie empfehlenbett IDorte, bie ber Verlag feinen Sleuerfheirtun»

gen mit auf ben SDeg gibt, jutn minbefteu bie Jrage offen taffen, ob bas Buch ben in ber Büdterei oorßanbetien Beftanb in einer IVeife ergänzt, bie feine Bnfdjaffung

V O N E R W I N A C K E R K N E C H T

aus öffentlichen Bütteln rechtfertigen. On bet miffenfchaftlichcn Bibliothef ift babei oor allem noch 311 ermägen, ob es fid) um ein it'e rf hanbelt, bas auch für fpäterc ©e=

fchlechter feinen Wert behält b3t». für biefe neuen hiftorifchcn tüert geroinnt, rnie etma fo manche auf bie unmittelbare ©egenmart be3Üglid)e Veröffentlichung. 3n ben Volts»

büchereien bagegen, bie mit ihren Beftänben lebiglid) ben jEitgcnDffcn bienen molien unb bie beshalb immer micbet bas ausfeheiben, mas nur noch inftorifhes Dntereffc hat, muß jcmeils überlegt merben, ob unb in melchetn ütnfang ein Buch gleich eingefeßt merben tann, mornit 311111 Beifpici auch oft bie Sragc oerfnüpft ift, in toteoielen ©;cemplaren es ermorben merben muß. ©elbftoerftänblih tann ber Bibliothetar biefe Bücher, auch roenn bie Prüfungsarbeit auf bas porf)an=

bene Perfonal nod) fo gefchictt »erteilt rnirb, nicht alle in ber ©efchminbigfeit gan3 butcf)=

lefen, 3umai gerabe bie töintermonate als bie ftärffte £efc3eit feine geiftige ©pannfraft burd) bie Busleihearbeit fchmer belüften, ©r muß fich oft für bie ©ntfdjeibutig über Bn=

fchaffung ober Hicf)tanf<haffung ein ooriäufi- ges Slrteii nad) Bcfprechungen in litotarü- fd)en, miffenfchaftlichen unb politifchen Zeü- fd)tiften hüben, ©in oorläufiges, benn fpäter muß et niete biefer Bücher bod) noch richtig lefen, um fid) fla r barüber 31t merben, für meld)c £cfer feiner Bücherei bas ein3etnc Bttd) in Betracht fomtnt.

Oft es nun glüctlich fo meit, baß bie Be=

ftetiung hinausgegangen unb bas Buch fle=

liefert ift, fo muß es in einer Zugangslifte oer3eid)net merben, bie bie ©runblage hübet für bie Rechnungslegung ber Bücherei unb für bie ftatiftifchen Seftftcllungen, ohne bie fein georbneter tOirtfhaftsbetrieb ausfem»

men fann. Bei allen Büchern, bie ungebun»

ben besogen merben - unb bas finb bei miffenfchaftlichen Bibliothefen bie tneiften - fd)Iießt fich bann bie Zurichtung für ben Buchbinber an. Buch merben in ben großen mobernen Büchereien bie ©inbätiöe bet Bücher, eße biefe in ben Verfehl' gegeben merben, im ©prißoetfahren mit einer bünnen

£acffchicht übersogen, bie fie gegen Be=

feßmußung feßüßt. Daburch rnirb nicht nur ihre £ebensbauer oerlängerf, fonbern 311=

gleich toirb ber£efer gegen Übertragung oon Sranfheitsfeimen rocitgehenb gefhüßt. ©ittb fie bann fchließlid) noch burch ©tcmpel als öffentliches ©igentum gefcnnseidjnet, fo er»

folgt ihre ©intragung in bie Satten» unb in bie Banbfataloge. Das ift namentlich in ben miffenfchaftlichen Bibliothef en, bie aud) oiele Bücher aus früheren daßrljunbcrten ermerben müffen, eine fnifflichc Brbeit, bei ber peinlich genau auf bibliograpfnfhe Rid)t=

linien geachtet merben muß, menn ber Be»

nußer hernach in ber £age fein foll, bas Vothanbenfcin eines beftimmten Buches unter ©aufenben, ja Ijunberttaufenben oon

©iteln ficher unb fdntell heratts3ufinben ober bas © h rifttu m über ein beftimmtes SViffens»

gebiet 3Uoerläffig 311 überfchaucn. lenem iTachroeis bient ber alphabetifche Sfatalog, ber in ber ©tettincr ©tabtbücherci meit mehr als 200 000 Zettel enthält, biefetn bet ©ach- t'atalog, ber bort 114 Soliobänbe umfaßt.

Die Brbeit am ©ad)fata!og feßt gerabe bei ber miffenfchaftlichen Bibliothef ein faft ali=

feitiges, immer auf bem £aufenben gehal­

tenes Hüffen unb bamit 3ugleid) unter anberem ein bauernbes ©tubium oteler Zeü=

fchriften ooraus. Büt befonberer Sorgfalt muß ber miffenfd)aftlichc Bibliothetar felbft=

ocrftänblid) alle Deröffcutlichungen oerfolgen, bie 3U feiner ©tabt unb 311 feinem ©au itt irgenbeiner Besießung flehen. 3a, auf biefetn

©ebiet hat er auch noch oieloersmeigte arddoalifcße ©ammel= unb €rfchließungsauf=

gaben, auf bie hier nicht näher eingegangen merben fann.

Bnf ©runb all biefer Vorarbeiten ift ber Bibliothefar bann in ber £age, feine fchönfte unb midjtigfte Bufgabe 3U beroältigen, näm=

lieh, bem £efet bie 03ege 3U ben Büchern 31t 3etgen, ißm biefe lUege nah Blöglichfeit ab^

3ufüt'3en, ja - ein menig füßn ausgebrüeft - felbft gemiffermaßen ber lebenbige £Deg 31t ben Bühern 3U fein, ttamentlid) menn ihm babei ein gut trainiertes, ftets bereites ©e=

bähtnis 3U hüfe fommt, fann er bem £efer, oft ohne baß biefer es merft, feßr nüßlicf) fein. 3n ber miffenfchaftlichen Bibliothef barf fid) ber Bibliothetar babei in ber Regel me=

nigftens etmas Zeit nehmen, 3umal es fich häufig in erfter £ittie barum hanbelt, ben

£efer 3ur rihtigen felbfttätigen Busmertung bes ©ad)fatatoges foroie ber nachfhtaflotfiH't^

bes £eefefaals ansuleiten, n ih t feiten aber auef) um bibliotbefarifho Buffpürung unb Zufammenftellung oon $ a h fh r tfttum, 3U bem fid) bei £efer felbft n ih t burchfinben fönnte.

3n ber öolfsbücherei, mo fih 3utn minbeften im SBinter bie £efer an ber Busleißefhtanfe ftauen, müffen fih bagegen bie ausleihenben Stauen unb Blamier mit ungemöhnlid) an=

gefpannter Buftnerffamfeit unb tDenbigfeit rafh oon einem £efer auf ben anbern um=

ftellen. B ur toer felbft oerfuht hat, eine gute Busleiße 3U mähen, bas heißt mit fteter Be=

rücffihtigung bes oolfstumsförbernben ©in=

nes ber öffentlidjen Büheroerforgung aller Uolfsfreife unb mit möglihfter Berücffihti“

gung ber Bebürfniffe unb Säh'flfeiten ein3elnen £efets bie Beftänbe feiner Bücherei 3u aftioieren, roeiß, mas es heißt, ftunben=

lang an ber Busleihefhrar|fe 3« fteßen unb babei auh bie tehnifhen i>anögriffe fehlet^

los 3.u erlebigen. (Die ©tettiner Üolfs=

(13)

bü«ßerei=£jauptftelle unb il)re Jroeigftellen Ijaben beifpielaroeife im Iefjten Sriebenajaßc inegefamt runb 291 000 Sänbe cerließen, roobei nod) zu bebenfen iff, baß erfaßrunge»

gemäß feibft bei einem te ile n Bücßerbeftanb ben erfüllten £eferroünfcßen eine minbeftens ebenfo große 3<*ßl l’ Dri ßöünfcßen gegenüber»

fteht, bie 3ur ffeit nießt erfüllt roerben fön»

nen, bie aber aueß bie Ülrbeitafraft bea bibliotßefarifcßen Perfonals beanfprucßen.)

©3 ift ein Dienft am Sunben, ber gebiegene 3üd)er= unb iTtcnfcßenfcnntnie, ftrenge bc»

rufließe ©clbftzucßt unb nid)t juießt einen feften ©tauben an ben IDert be3 guten 3u=

d)ca für l M f unb Dolfagemcinfcßaft ooraua»

fef?t. $ür una £eute com Sacß ift e3 immer eine $reube unb ber befte £oßn, roenn rote erleben bürfen, baß una biefer ©taube mit unfern liefern uerbinbet.

©cßließlicß fei jebocß über bem bibliotße»

farifcßen Bücßerciperfonal bas tecßnifcßc nießt cergeffen. lüenn in einer Südjerei oon 3ef>n=

taufenben ober gar zjunberttaufcnbcn non Bätiben nießt febea Sud) nacß feiner Sücf»

gäbe pünftlid) roiebet bort eingereißt tcfrb, roo e3 nad) CÜusíunft ber Sataloge hinge»

hört, ift eine rafeße unb fiebere Sebienung bea £efera unmöglich, aueß roo ba3 bibliotße»

farifeße Perfonal nod) fo befähigt unb bereit ift, baa rechte Such an ben rechten Wann zu bringen. (Durcß eine Seßleinftcllung fann ein Such auf JTtonate ober 3aßre hinaus für bie Benutzung oerloren fein.) iSenn feine ge»

roiffent)afte Sucßpflege getrieben roirb, roenn inabefonbere bie Sücßer naed) ihrer Sücfgabe nicht auf Sefd)äbigungen burchgefehen unb gegebenenfalla bueßbinbetifeß roieberßergeftettt roerben, fann bie roiffenfcßaftlicße Sibliotl)ef ihre Seftänbe nicht einer fernen Hacßroelt überliefern (roaa zum Seifpiet bei bem Pa»

pier ber fTotjaßre bea ISeltfriegea unb ber

^Inflation ohnehin fd>on feßroierig ift), unb bie Öolfebücßerei fin ft halb auf jenen ©ief»

ftanb fterunter, ber leiber cor 3aßrzeßnten

nod) für baa Sluafeßen mancher folcher Sü=

eßerbeftänbe bezeießnenb roat. IDenu bie JTtaß»

nungen auf Sücfgabe überfälliger Bücher nicht rechtzeitig auagefd)rieben roerben, müf»

fen ca bie £efer burdj ©infeßränfung ihrer Bücßerauaroaßl büßen, unb bie JTtoglicßfeit, faumfelige £efer zur Jtücfficßt auf ißre JTtit»

lefer 31t erziehen, roirb cerfäumt. UMc über»

all, roo im Dienft fulturellen £ebena tüür»

bigee ober gar iTtufterßaftea geleiftet »er»

ben .feil, müffen aud) im Üolfabücßeteiroefen alle Sräfte geiftiger u n b materieller ©rb=

nung planmäßig zufammenroirfen. Saß bies in Deutfcßlanb feibft unter ben ©rfeßroerun»

gen gcfchicht, bie ber Krieg mit fid) bringt, ge()t beutlich aua ber ©atfaeße ßetcor, baß bie Ülrbeit im ftaatlichen roie im gemeinb»

ließen Bücßereiroefen nirgenbs ina ©toefen gefommen ift. ü)ir bürfen alfo zuoerfid)tli(h barauf hoffen, baß ißr ein glücflichea Sriega»

enbe eine neue, fruchtbare SDeiterentroicflung bringen roirb.

A U G U S T H I N R I C H S :

c w lltttttt

3 eber im Dorfe roeiß, baß 3anl)arm ein Jcßlauer unb geriffelter Kerl ift. ©0 leicht übertölpelt ißn feinet, breimal überlegt er altea, ehe er fid) Zu einer ©aeße entfchließt, unb breimal breßt et (eben

©rofeßen um, ehe er ihn auagibt.

©r t)at einen runben, fleinen ijo f - zroei Süße unb gerabe genug

£(cfcr unb Obeiben, baß ea für feinen Bebarf langt, roeitab com Dorf, in ungeftörter ©infamfeit gelegen. ©0 braucht er níd)t niel £eute, nur einen 3ungen unb eine große bTtagb; bamit fann er bie Jlrbeit tun, roenn fíe alle brei fleißig finb. ilTit bem 3ungen hat er bieamal fein ©lücf gehabt - er nimmt immer einen fold)en, ber nod) zuv

©d)ule geßt unb nur für bie Soft arbeitet -, ber ift träge unb fcßläfrig, forooßl bei ber Arbeit, ola aud) in ber ©cßule. freilich hat er immer feßon z»ei ©tunben ftramtue Ütrbeit unb einen brei»

ciertelftünbigen ©chulroeg ßinter fieß, roenn er in ber ©cßule erfeßeint - roen n er erfeßeint, beim im ©ommer geßt bie Arbeit cor. „Die

©cßule läuft ja nicht roeg", fagt 3anßarm.

2lber ©tine - eine foldße JTtagb ßät 3an()arm nod) nießt gehabt, folange er benfen fann. ©ie ift nießt feßr groß, aber ftarf unb runb, unb roenn fíe ißren Bocf aufgefeßürzt hat, baß ber tüulft roie eine biefe EDurft über ihren breiten i)üften liegt, bann arbeitet fíe feibft 3anßarm, ißren Srotßerrn, über ben Raufen, obgleich ber boeß roaßr»

haftig roeiß, roaa arbeiten heißt.

3a, mit ©tine, baa hat er gut getroffen, ©ie ift nießt zu jung unb nießt zu alt, fo in ber bTtitte ber 9®anzig, prall unb ftroßenb con ©efunbßeit unb Sraft, unb bie roafferblaucn Slugen in ißrem breiten, fotnmerfproffigen ©efießt feßen immer zufrieben unb unoer»

broffen in bie il'elt. ^uroeilen liegt fogar ein cerftecfter ©cßalf barin, ber 3anßarm ttnrußig macht. Die feßroerfte íírbeít ift ißr gerabe reeßt;

roenn fíe Dünger aufläbt, nimmt fíe bie Sorte fo coli, baß ea roitflicß roaa feßafft; einen ©aef biteßl roírft fíe allein auf bie Sarre, unb fo»

gar pflügen fann fíe roie ber befte Snecßt.

itu r einen einzigen $el)lcu ßat fíe - fíe arbeitet nießt nur für Z»ei, fíe ißt auch für stnei. Daa ift fcßlimm, benn 3anßarm ift fpar»

fam, feßr fparfam fogar, unb ©tinca ju n g er roírft einen bunflen

©cßatten in ißr fonft fo licßtea Silb.

3anßarm ift nod) 3unggefelle, trotz feinet oierzig 3aßre. ©r ift oft baran geroefen, fieß eine Stau zu nehmen, aber z®ei Dinge ßaben

ea immer oerßinbert: einmal hatte er 2(ngft cot ben Soften, unb bann oot ben grauen feibft. Die iPeibet haben ißre Hücfen - er traut ben £angt)aarigen nun einmal nießt, er ßat baa böfe erlebt bei feinem alten Jreunb tjinrieß, Per ganz unb gar unter ben Pan»

toffel gefommen ift. Hein, eine Stau muß roie ein gutea Pferb fromm im ©efeßirr geßn, baa fagte fein Dater immer, unb baa ift aueß feine iTieinung. ©ie müßte fo ftill unb ergeben allea ßinneßmen roie feine bTtutter, bie roillig mit 3anßarm zufammen ben Pflug z^ö, ala fie nod) feine Suß hatten. 2lbcr fo eine ift fdjroer zu finben.

Die meiften bTtägbe, bie er in all ben 3aßren geßabt ßat, hätten fieß gern genug ala Bäuerinnen in fein roarmea STeft gefetzt. 3tber 3anharm roar 311 fd)lau, unb ob fie ea nun plump anfingen unb ihm nad)ta in bie Dong tarnen - bann ftelltc er fid) fd)lafenb unb roar bureß fein ^lüftern unb Poltern zu roeefen - ober aueß fein, inbem fie ißm bei ©elegenßeit mehr zeigten ala nötig roar, er ließ fieß nicht fangen.

Darum feßnürten fie alle naeß einem 3aßr, oft feßon nadj einem ßalben, ihr Bünbel unb cerfeßrien ißn ala hartnäefigen ©onberling unb filzigen Snicfer.

Don ©tine ßat er bergleicßeti nießt zu befürchten, ©ie oerforgt ißn genau fo gut unb fo regelmäßig roie bie beiben Süße, bie

©cßrocine unb Setfel, ben ijunb unb bie Säße, im übrigen fümmert fie fid) nießt weiter um ihn unb benft nur an bie Ctfrbeit.

21ber 3anßarm benft jeßt oft an ©tine. ©r belauert fie förmlich, um grünblicß hinter ißr IBefen zu fommen. ©eroalttätig ift fie nießt, baa merft er baran, roie fie mit bem Öieß umgeßt. ll'enti fie nur nießt fopiel effen roollte. 21ber immerhin, roenn fie feine 5rau roäre, fparte et feeßzig ©aler jäßrlicß an £oßn, baa roiegt feßon aller»

ßanb auf.

ll'ocßenlang redjnet er murmelnb bie beiben Poften gegenein»

anbet auf unb ift feßon beinaße z« einem günftigen ©rgebnia gefom»

men, ba muß er ganz zufällig feßen, roie ©tine mit fräftiger Sauft bem faulen 3ungen ßinter bie ©ßren fdjlägt, baß ea nur fo fnallt.

Daa jagt, ißm einen foteßen ©eßreef ein, baß er feine ganze Becßnung über ben l) aufen roirft unb fid) fcßleunigft zurüefzießt.

ilm itta rtin i befommt fein ^erz boeß einen ©toß. 2lla er ©tine bie breißig ©aler £oßn für baa ßalbe 3aßr auf ben ©ifcß züßlt;

geßt fie etroa nießt gleicß ina Dorf, um fieß ein Sleib zu taufen,

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ben an öem Begriff 3amunö=£abufer Öolfsfunft mitgemirft. unö 19- 3al)rbunöert finö es oorncbmlid), öie öer 3amunöer Öolfsfunft ihren Stempel aufgeörüeft

plm 21. hier mußte er öie Beoolution erleben, unö hier oerbraeßte er in einem unfagbar fernerem inneren Bingen öie gualoollften ©tunöcn feines £ebcns. ©ein

Gin anöeres, öas heute gang auffällig toirö, ift öie Poriiebe für öie Surg» oöer Sofeform öer Hamen. H iit öem erften Huftreten öes Hamens füitti nimmt

©in folches Regiment, friegsftarf unö mit oielerlei Auf- gaben unö Derrlcfjtungen behaftet, fam nicht ohne einen Jflach-- riebtenoffigier aus, gu öem öer Blafor

gen ©cblaf. 2lus öiefem roeefte ein febarfer IDinö peters Matrofen, öie aber öie Soje öes &lt;Sifd)ers leer fanöen. 2luf öem Sahn roar er nicht unö auch

hunöerte ootn ©reifengefd)led)t regierte Pommern toäfjrenö öiefer langen 3eit troig gaßlreicher ^eßöe niemals in öem Htaßc oon f?riegsgreueln heimgefud)t

bensfaßig ift, roenn er forgfam gehegt unb gepflegt roirb, fonbern es ift eine bleibenbe lebenbige HTacbt, bie unfer ü o lf immer roieber ergriffen bat unb

fchroiegen roerben, baß manche feiner Schlußfolgerungen aus ben ©rabungsergebniffen oon 1934 auf gebturfeilen unb irrigen Porftellungen über bas in W ohin