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Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1938 H 10

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Academic year: 2022

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(1)

S T E T T I N

O K T O B E R 1 9 3 8

N e tte lb e c k P r e i s 6 0 P f .

DER GROSSE POMMER NETTELBECK

V e it Stoß — d e r Deutsche

So b a u te S tettin

im 18. J a h rh u n d e rt

*

D er g eh eim n isvo lle R ufer

P o m m ern in a lle r W e it

Blick in den O sten K u ltu rleb e n in Pom m ern u. v. a . m .

..

(2)

Preisw erte G e s e lls c h a fts re is e n m it A u to und Bahn nach B in g e n (D u r c h fü h r u n g R e is e b ü r o D r. C a r l D e g e n e r )

¡eden S o n n a b e n d a b B e rlin , W o ch en re ise . . a b 69,— RM.

A ß m a n n s h a u s e n (R b. C a r l D e g e n e r )

W o ch en re ise, so n n a b e n d s a b B e r li n ...a b 72,— RM.

R ü d e s h e im , A u to re ise a b u. bis B e r li n ... 90,50 RM.

N a c h B a c h a ra c h m it d e m MER.

W o ch en re ise, jed e n S o n n a b e n d a b B erlin . a b 75,— RM.

F e r ie n a n d e r M o s e l m it S t a n d q u a r t i e r B e r n k a s te l (MER.) je d e n S o n n a b e n d a b Berlin ... 80,— RM.

F e r ie n a m R h e in u n d a n d e r M o s e l m it d e m M ER.

e in e W oche S ta n d q u a rtie r Bacharach

e in e W oche S ta n d q u a rtie r B e rnka stel, a b B e rlin , G e sa m tp re is fü r 16 T a g e ...119,— RM.

B a h n r e is e nach N ie d e r la h n s t e in — S to lz e n fe ls

8 v o lle T a ge, a b u nd bis Berlin . . . ... 75,— RM.

N a c h B ad Ems

a b und bis B e rlin , W o c h e n re is e ...a b 79,— RM.

Prospekte u nd A n m e ld u n g e n :

Breite S tra ß e

51

Fernruf Nr. 258 91

V e rtre tu n g d e r H a m b u rg -A m e rik a Linie V e rtre tu n g des M itte le u ro p ä isch e n

Reisebüros (MER 2 a)

Jm fiilforocth „muffet unö ßinO"

nimmt Die 1190. mit 4111 Ernte- hinöergärten Oer Bouernidiofl Die Sorge um Mir* ftinöer ob.

N icht im m er haben Sie so vie l Z e it, um in Ruhe und Beschaulichkeit Ihre Z e itu n g zu lesen, denn Ihre F re izeit ist durch A rb e it b e g re n z t, und da heif)t es „schnell lesen"

und das W ic h tig s te aus dem G eschehen des Tages herausfinden.

A n solchen arbeitsreichen Tagen m erken Sie erst, w ie übersichtlich und g u t g e o rd ­ net d er Inhalt d er „Pom m erschen Z e itu n g "

ist. Ereignisse, d ie Sie nicht übersehen d ü rfe n , sind besonders herausgestellt und durch Schlagzeilen ke nn tlich gem acht. Da­

durch e n tg e h t Ihnen nichts — ein Blick g e n ü g t und Sie sind „im B ild e ” .

ü b e rz e u g e n Sie sich doch einm al selbst vo n d e r a k tu e lle n „P o m m e rs c h e n Z e itu n g ".

W ir lie fe rn sie Ihnen 6 Tage ko sten frei.

Ein A n ru f unter 2 58 91 g e n ü g t schon o d e r aber Sie g e b e n Ihre A nschrift in einer unserer A n n a h m e ste lle n in d er Stadt auf.

Die Z u s te llu n g e rfo lg t dann am nächsten M o rg e n .

Es lo h n t sich bestim m t, tä glich d ie le b e n ­ d ig e , übersichtliche und re ic h b e b ild e rte

ü O o m m c t f d i e

zu lesen! Sie ist d ie Z e itu n g m it dem w e ltu m sp a n n e n d e n N achrichtendienst.

(3)

^3 olitDerf

MONATSZEITSCHRIFT FÜR NATIONALSOZIALISTISCHES GEISTESLEBEN IN POMMERN

9 . f l a l j v g a n g t c 1 1 1 n , © f t 0 b c r 1 9 3 8

■J» G .

e f t i o

v *

grojje ^omtnerBettelbecf

%tx

f e i n e m 2 0 0 . C i e b u r t s t a g am 20, .Scptembet* 1938

ie Hettelbecfs, 6ie eine öer fcßmacboollften unö ßärteften ©pochen öarftellt, lenft öen Blicf immer roieöer 3U»

rücf auf öie ruhmreichen «Taten un6 Schöpfungen Jrieörich3 öes ©roßen unö feines oeröienftoollen Daters. P e r als ein Piffenöer öurd) öie äußeren ©atfacfjen öes ©efdjeßens hinöurcbfchaut, roirö mit großer «Sorge öie Jrage aufroerfen: „P ie fonnte öas fraftcolie Preußen, öa3 sang

©uropa in Sdjad) gehalten unö nach blu»

tigften Kriegen befiegt Ratte, bereits 20 3aRre nad) öem ©oöe Jrieöricßs oollfom»

men gufammenbrechen?" Peld) geroal»

tiger ©egenfaß groifchen 1786 unö 1806 - groifchen Potsöam unö 3cna=2luerftäöt, öanad) öer Borfe in © ilfit feine maßiofen Jotöerungen öiftierte! - können groei 3abrgel)nte in öer ©efd)id)te eines Dolfes fo Diel morfd) meröen laffen, mas groei große preußenfönige aufgebaut haben?

P a n bat öarauf eine nicßtsfagenöe unö feRr einfache Bntroort gegeben: öas eße=

mats rut)mreid)e Preußen fei „auf öen Lorbeeren Jrieöricßs öes ©roßen einge»

fcßlafen". 3n LDaRrReit aber fann bei öem Doli oon einem <EinfcRIafen nicRt ge»

fprocßen meröen - alieröings mar öie maßgebliche (JüRrcrfcRaft öes Staates ein»

gefcßlummert. IDir haben nämlich Bei»

fpiele, roie geraöe öas Dolf mancherlei

©efahren erfennt unö feine Jührungsfteh»

len öarauf aufmerffam macht. P as aber entgegnet man öem Dolf: „H ur feine Aufregung! - Buhe ift öie erfte Bürger»

pflid)t!" P ir roiffen auch non Boiberg, mie öer große Bürger öiefer Staöt - Bettelbecf - um öie Sicherung feiner Rei»

matftaöt beforgt ift; mie fchreibt er an öen P a g iftra t öer Staöt, öaß Olnftalten ge»

troffen meröen follen, um öie ©inquar»

tierung öer Solöaten ficßerguftellen.

V O N P A U L E C K H A R D T

Seine roeife Dorausficßt beroeift öiefer revolutionäre Bürger auch, als er öem

©ouvernement Boiberg oorfcblägt, Dor»

rate für öie 311 erroartenöe Belagerung bereitguftellen.

Der ©brift non loucaöou aber meiß nur eine Bntroort auf öie Onitiatioe Bet»

tclbecfs als öem Dertreter öer Boiberger Bürgerfchaft: „Die Bürgerfd>aft! unö immer roieöer öie Bürgerfchaft!" ©s ift unfchmer eingufeßen, öaß öie norroärts»

örängenöe, gläubige reoolutionäre ©efin»

nung auf feiten öer gefunöen Bürger»

fcßaft, auf feiten öes Dolfes gu finöen mar; öie Beaftion ftanö im ¿ager öer Jüßrung.

Jrieöricß IDilhelm II., öer Hacßfolger öes ©roßen Jrieöricß, mar meöer müröig, noch öagu imftanöe, in öie Jußftapfen fei»

nes Dorgängers gu treten, ©in Staats»

mann hat öie Pflicht, öie ©unft öes Olugenblicfes rüdfidjtslos für fein Dolf ausgunüßen. Der preußifcRe Staat hätte ficß öem forfifcßen ©roherer mit geroal»

tiger Bampfesfraft cntgegenmerfen fön»

nen, menn freie Bauern unö Siebter fo»

mie oerantroortungsbemußte Bürger öen Jahnen öes Reeres gefolgt mären. iPo ein tüchtiges unö noch öagu milliges Dolf öauernö mit Unfreiheit beftraft unö mit ünmünöigfeit belaftet roirö, muß öas On»

tereffe für eine gemeinfame Sache fd)min=

öen unö ein Bampf gegen einen äußeren Angreifer fcßroach unö laßm geführt rocr»

öen.

Rier aber roirö uns öie tatfäcbliche Sd)roäd)e öes öamatigen Staates offen»

bar: gutregierte Untertanen - aber ein Dolf ohne Pitbeftimmung unö Pitver»

antroortung für öas eigene Scßicffal! So mar es nur eine naturnotroenöige Jolge öer beftehenöen Derhältniffe unö öer fal»

fcßen Beßanölung foroie ©rgießung öes Dolfes, öaß öie Janfaren öer frangöfifcßen Beoolution öen preußifd)en Staatsbau erfcßütterten. Beoolutionsßeere Regten über einen reaftionären Staat.

P a s aber nod) heute jeöen aufrechten Deutfchen beörücft, ift öie roüröelofc Rai»

tung öer ftaatlicßen unö militärifdjcn Be»

fehlsftellen Preußens. ©ßne Scßroert»

ftreicß fiel öas beöeutuugsoolle ©rfurt mit 10 000 P a n n ; Spanöau öffnete öie ©orc;

am 14. ©ftober 1806 fanö öie Schlacht bei 3cua unö Buerftäöt ftatt, fcßon am 27. ©ftober 30g Hapoleon in Berlin ein.

©inem frangöfifcßen Beiterforps ergab fich öer 3iemlid) ftarfe Beft öes preußi»

fchen Reeres bei Prenglau; öie ftärfftc Jeftung Preußens, Pagöcburg, ergibt fich mit 24 000 P a n n unö 600 Bananen einem roeitaus unterlegenen Jeitiö. Die Beiße folcRer „Relöentaten" fann beliebig oerlängert meröen. üiber öie helöenßafte Derteiöigung Boiberg aber rümpft man öie Hafe unö fällt ein fcRänölicRes Urteil über öie tapferen Derteiöiger: unfinnig roäre öocß öie überfpißte Bei3ung Tlapo»

Icons - außeröem fei öie Staöt Boiberg öurcßaus fein ftrategifcß beöeutfamer P unft - jeglicher IPiöerftanö riefe öocR nur unnötiges Blutoergießen hervor.

Slßnlicß mie öie feigen Beöensarten 1919!

©b öie Derteiöigung einer Staöt unö Jeßling 00m rein militärifd^ftrategifcßen Stanöpunft aus Dorteile bringt oöer nicht, fpielt hier im Scßicffalsfampf eines Dolfes nicht öie geringfte Bolle; roefentlid) aber ift, öaß foIcRe Dorlnlöer öer ©reue unö ©apferfeit Runöerttaufenöe innerlich geftärft haben in feiten öes ilnglücfs. 3n Bolberg unö in ©rauöeng rouröe öie preu»

ßifcße ©ßre unö öamit öie Braft öes öeuf»

fdien Penfcßen leibhaftig unö fichtbar!

(4)

füie ein leucßtenber ©tern in bunfler Hacßt Icucßtet 6ie ©tabt Dolberg unb ißr großer Hettelbocf in jener 3eit burcß bas Dunfel bes fcßmeren ©cßicffats. Hettel»

becf ift ein regier Horbbeutfcßer oon altem

©cßrot unb Korn. ©ein ©efcßlecßt flammt aus ber Priegniß, mo noeß beute ein Hit»

tergut m it Hamen Hettelbecf su finben ift.

Hm 20. ©eptember 1738 mürbe er als

©obn bes Brauers unb Branntmeinbren»

ners 3of)ann Daoib Hettelbecf unb ber

©atßarina ©opbia ©reiffen in Dolberg ge»

boren, oon bereu Pater er bas IPifinger»

blut geerbt bat. ©r fdjreibt in feiner

©elbftbiograpßie barüber:

„ . . . fobat6 ¡cf) tjabe lallen fönnen, ftanb aueß mein ©inn barauf, ©cßiffer ju werben.

Klein h an9 bagu trieb mich fo gewaltig, baß icß aus jebem ^oljfpan, aus jebem ©tücf»

cßen Baumrinbe, bas mir in bie fjänbe fiel, Heine ©cßiffcßen fcßnißelte, fie mit ©egeln oon $ebern ober Papier ausrüftete unb ba=

mit auf Hinnfteinen unb ©eicßen ober auf ber Perfante hantierte."

iPenn ber Bruber feines Paters mit bem ©cßiff im Hafen lag, batte er nirgenbs Bube, fonbern fprang bei ben ©eeleuten herum. (Er ift baneben aud) ein großer

©arten» unb Haturfreunb gemefen, pflanzte unb oerebelte ©bftbäume in bem fleinen ©arten, ben iljm ber ©roßoater gefeßenft batte. Hettelbecf erlebt, mie ijriebricß ber ©roße ben Bürgern feiner Heimatftabt „in oorforgenber ©fite” einen gemaltigcn ^raeßtmagen ber bamals noch oöllig unbekannten Kartoffeln feßenfte.

©enau erinnert er fief) in feiner ©ebens»

befeßreibung an bie „ftürmifeße Berne»

gung", in bie bie Kolberger Bürgerfcßaft geriet, unb baran, mie mar. fie oerab»

feßeute: „Die Dinger riechen nicht unb fdjmecfen nicht - unb nicht einmal bie Ejunbe mögen fie freffen. iPas ift uns ba=

mit geholfen?”

H fit 8 3abren bereits ftubiert Heitel»

becf bie „Hnroeifung gur ©teuermanns»

fünft”, laßt fid), ootn Feuereifer unb oon ber ©iebe 3u biefer ©aeße gepaeft, oon einem Kotberger ©eemann meiter in bie Hegeln biefer Kunft einfüßren. Hacßts, im IPinter bei eifiger Kälte, menn bie ©Itern glaubten, er fteefe in ben marinen Gebern, fcßleicßt er fiel) beimlid) auf bas £eftungs=

roerf, mißt mit feinen Dnftrumenten bie (Entfernung ber ihm befannten ©ferne oom 3enitb ober porijont unb berechnet banach bie Poltjöbe. Durchfroren fommt er oft erft morgens beim - unb feßroere Prügel oom Pater belohnen bie Kühnheit ten. Da bas Klettern gum rechten ©ee»

mann gehört, mar es auch nicht meiter oermunbertich, baß ber fleine Hettelbecf eines ©ages mit anberen 3ungen ben

©urm ber Kircße unb fcßließlicß aud) bas Kircßenbach felbft befteigt, fo baß i)un=

berte oon ©euten ängftlicß gaffenb bie IPaghalfigfeiten bemunbern . . .

Bei ©rreießung bes 14. ©ebensjaßres geßt er gur ©ee, bureßfäßrt bie (Oftfee, be=

fteigt ein ©cßiff, bas naeß ber hadan»

bifeßen Kolonie ©urinam beftimmt ift, mirb, als ber ©teuermann über Borb fällt unb ertrinft, Hnterfteuermann.

3n ©türm unb ©tranbung, als Hefter in (Jeuersbrunft mäcßft ßier ein ftablßarter Htann ßeran, feßlägt fieß auf ©flauen»

fd)iffen im ©gean herum, ©pater er»

richtet er in feiner ifeimatftabt eine Haoi»

gationsfcßule, aus ber oiele tücßtige Ha»

pitäne unb ©teuermänner ßeroorgegan»

gen finb. Had) mancherlei meiteren $aßr=

ten unb Hteutereiabenteuern fommt er 1806 naeß Holberg gttrücf. Hber bie un=

glücflicße 3eit berichtet er felbft:

,,H1ir als feurigen Patrioten, 6er öle alten feiten non unfetes großen $ricbrfct)

©aten nocí) im Kopfe hatte, blutete gleich fo oielen bas fjerg bei 6er Hacßrid)t oon 6em entfeßtießen ©age oon denn unb Huerftäbt unb feinen näcßften folgen.

3<ß hätte fein Preuße unb abtrünnig oon König unb üatertanb fein muffen, menn m it’s jeßt, wo alle Hnglücfsweiien über fie gufammenfeßlugen, nießt fo gu ©inne ge»

wefen wäre, als müßte ich eben jeßt auch

©ut unb B lu t unb bie letzte Kraft meines

£ebens für fie aufbieten. Hießt mit Heben unb ©cßreiben, aber mit ber ©at, baeßte icß, fei ßier gu helfen; - jeber auf feinem poften, oßne fieß erft lange, felg unb flug, rot» unb rücfmärts umgufeßen! HUe, für einen, unb einer für alle - barauf war mein ©Inn ge»

(teilt; unb es hätte fa feine ©ßte unb ©reue meßr unter meinen ianbsleuten fein müffen, meinte icß, wenn nießt ©aufenbe mir gleich gefüßlt hätten, oßne es ebenfomenig als ich in lauten, praßlenben lüorten unter bie

£eute 3U bringen.”

Hilo ftreefen bie iPaffcn. 3aber benft nur an fid) unb läuft nad) Haufe. ,,©au»

fenbmal lieber fterben", feßreibt ©neife»

nau an $rau oon ©rüßfcßler, „als bies rnieber erleben. Hber, aber, unfere ©ene»

rale unb ©ouoerneure. Das mirb roun»

herbare feilen in ber ©efeßießte geben . . . "

3tn Kampf um Kolberg, bas bie $ran=

gofen mit Hbermadjt belagern, geigt fid) erft recht bie Befonncnbcit unb ÍPeitfid)t, bie ©reue unb unbebingt reoolutionäre

©efinnung Hettelbecfs. Kolbergs Bür»

gertum ift ftolg, tapfer - breimal haben es bie Hüffen mit großer ¡Pacht im ©ieben»

jährigen Krieg belagert. Hießt benft man baran, fieß ben ^ranjjofen gu ergeben! Der Kommanbant aber, ein (Dbrift oon ©ou.»

cabou, mili bie ©tabt ben (JrangDfen über­

geben. Hettelbecf nennt ißn einen „abge=

ftumpften Hiann", ber einmal im bage»

rifeßen ©rbfolgefriege ein Blocfßaus mutig gegen bie ©fterreießer oerteibigt batte unb nun 31t „bem Hufe gefommen

mar, ein befonbers tücßtiger «Offigier 31t fein". H iit feinen Hbergabeabficßten feßt er fid) jeboeß nießt bureß. Dragonerleut»

nant oon ©cßill fomie meßrere (Offigiere unb bie gefamte Bürgerfcßaft unter $ülj»

rung oon Hettelbecf miberfeßen fieß ißm.

Der feßon faft 70jäßrige Hettelbecf men»

bet fieß im Hamen ber Kolberger an ben König in Htemel unb forbert einen neuen Kommanbanten, ber entfcßloffen ift, bie

©tabt um (eben Preis bis 311m leßten Blutstropfen 31t ßalten. Hettelbecf ßat

©rfolg: Hiajor oen ©neifenau erßält oom König ben Befeßl, bie ©tabt gu oertei»

bigen. 2lm 29. Olpril 1807 trifft er in Kolberg ein.

Pon jeßt an finb beibe: ber reoolutio»

näre Bürger unb ber tapfere preußifeße (Offigier, unermüblicß in bem gemein»

famen Hbroeßriampf. ©neifenau ßält bei feinem Dienftantritt eine Hebe, bie „fo einbrucfsooll unb rüßrenb mar, mie menn ein guter Pater mit feinen lieben Kinbern fpräcße. illle s marb aueß bergeftalt er»

feßüttert, baß bie alten bärtigen Krieger mie bie Kinber meinten unb mit feßlueß»

genber ©timme ausriefen: fie mellten mit ißm für König unb Paterlanb leben unb fterben!” ©neifenau füßet bie ©nippen bei ber Perteibigung - Hettelbecf ßat fein großes Perbienft als getreuer unb opfer»

bereiter Perbinbungsmann groifeßen Korn»

manbanten unb Bürgerfcßaft - Hettelbecf ßilft bei ben ©cßangarbeiten unb geleitet bie englifdjen prooiant» unb Hlunitions»

feßiffe fießer in ben Hafen. Hls beifpicls»

meife am 19. Htai bie englifdje Brigg mit brei meiteren englifeßen ©d)iffen bei ftür»

mifeßem lüetter oor Kolberg freust unb fein ©otfe fieß finbet, bei ber großen ©e»

faßr bie ©eitung ber ©cßiffe 311 überneß»

men, ruft Hettelbecf „m it fetter" aus:

„Hlögli<ß ober nießt! ©s muß oerfudit roerben! HUein, icp feße aueß nießt ein»

mal, baß bas Ding fo gar ßalsbrecßenb märe. 3cß mill felbft ßinfaßren!" Balb faffen meßrere ©eemänner Hlut unb faß»

ren gu ben ©nglänbern. Hettelbecf führt, felbft am ©teuer, bie englifdjen ¿fahr»

geuge mit ©efeßenfen ber englifeßen He»

gierung in ben Hafen Kolbergs. Hm 15.

unb 24. Hlai.1S07 feßreibt ©neifenau bem König oon Preußen:

,,©s finb hier 3wei oerbionftDoIIe Bürger, ber ein, namens Hettelbecf, ift Bürgerreprä»

fentant. Üiegen feiner ©infießten, ©reue unß Pienfteifer ßabe icß ißm bie ©bljut über bas gan3e ünunbationswefen übergeben, ba

©igennuß felbigem bas iOaffer abftahl. ©b»

gleicß feßon über 70 3aßre alt, ßat er bei Jeuersbrünften ben gefäßrlicßften Poften, unb bei ©efeeßten fißt er 3U Pferbe unb er»

muntert bie ©otbaten.

Per Bürgerrepräfentant Hettelbecf war ebenfalls gegenwärtig (bei bem ©efeeßt am

(5)

17.) uní» erftaftete míe ben erfícn Berießt.

©cine éTcitígfeít ift unbegrenzt, uneraeßtet feines ©reifenalters, unb ieß braune ißn ju allem. 3cß fenbe ißn i»en anfommenben ©d)íf=

fen entgegen, um felbíge ju refognofzíeren.

Ocß laffe bureß ißn ¿ebensmíttel für bíe Gruppen ßinausfd)affen. € r muß mir ble Slberfcßtoemmung betoaeßen, unb roo id) ted)=

nifeßer Dinge untunbíg bin, muß er mir Kat erteilen, ber immer mit ©aeßfenntnis gege­

ben toirb. On allen tDinfeln unb Bäben laffe id) bureß ißn leid)t feuerfangenbe Dinge auf=

fpüren unb folcße entfernen. üurz, er íft einer ber erften unferer Staatsbürger unb oerbient einen ßulbreicßen ©lief oon <£t».

STtajeftät.”

Die Perteibigungsmetbobe mar Die:

Dingriff íft Die befte Perteibigung. Öen ijtanzofen toirD Durd) oorgebaute PerteP bigungsmerfe bas ©eiänbe genommen, fo baß fíe überhaupt ferner an bie ^eftung feibft bEranf Dmmen- öie lüolfsberg*

fdjanze roirb oon ben ^ranzofen genom=

men, bie mit 1000 Htann 150 Preußen gegenüberfteben. Pie 'Preußen meßren fidi

roie bie -ioroen. 10 Hiinuten fpäter nimmt

©neifenau ben ^ranzofen bie ©eßanze mieber mit einem ©renabierbataiilon ab.

Om 3uni allerbings - naeß 25 Pagen ber Perteibigung - geßt bie ©eßanze enbgüP tig in ben Befiiz bes ¡Jeinbes über, d is dnerfennung aber für bie außergemoßn=

liebe Papferfeit bei ber Perteibigung ber primitmen ©eßanze erbalten bie pommer=

feßen ©olbaten freien dbgug - feibft mit allen ©efeßüt3cn!

ifiad) einer fureßtbaren Befeßießung ber

©tabt tritt am 2. 3uii ber IPaffenftilP ftanb in Kraft, auf ben halb banad) ber Triebe zu P iifit folgt. Koiberg ift unge=

beugt unb unbefiegt aus bem Kampf ßer=

porgegangen - banf bes unerhörten ©in=

faßes ber beiben Rührer Hettelbeef unb

©neifenau foroie ber ©olbaten unb Bür=

gerfd)aft oon Koiberg.

Hettelbeef ift getreu ben iPorten feines Paters gefolgt, bie er ihm zur "Seit ber Belagerung Kelbergs burd) bie Buffen febrieb: „P u mußt Pieß feßt barauf be=

filmen, 3oad)'m/ mo Pein piaß ift. Hießt in ber mciten SPelt, fonbern ba, mo Pu Zuerft bas ©onnenlicßt gefeßen unb mo fieß Peine Hiutter über Peine PDiege ge=

beugt ßat. ©ollteft Pu aber anbers ben=

fen, fo bift Pu mein ©oßn nießt meßr."

d is im Pezember 1809 ber König unb bie Königin in ©targarb meilt, ßat HetteP beef eine perfbnlid)e dusfpraeße mit bem König, toorüber ber große Pommer na=

türließ Jeßr erfreut mar.

Om 3aß!-'e 1814 oerßeiratet er fieß nocß=

mals mit 76 3aßEen. dus biefer ©ße ging eine Poeßter ßeroor, bei ber ber Ko=

nig Pate ftanb unb bie ben Hamen ber Königin, iu ife , trug.

©ncifenau faßt fein Urteil über HetteP beef in ber Konigeberger Leitung (3aßr=

gang 1S07) mie folgt zufammen:

„(Es ift tooßltuenb in einer 3ext, too Sfeinmut bie Qerzen befeßteießt, bas Silb eines Klanncs aufftellcn z« tonnen, ber im alten beutfeßen ©inne unb 5Ttut JTCUioncn feiner ^eitgenoffen ooranfteßt. Deutfeße, fpie=

ßampf um itolbcrg 1807. ©emälbe oon J. ©rotemeier Aufn.: sAUeben, Koiberg

311

(6)

gelt eud) baran! rtettelbecf ift 70 3aßte alt unb ßat feßon in 6er benfwürötgen Belage»

rung bes ©iebenfäßrlgen Krieges feine Da»

terftabt Kolbetg oerteibigt. Dn 6er feßigen Belagerung berfelben tut er basfclbe als

©reis, was er bamals als Jüngling tat. ©r ift allgegenwärtig. Jünbet 6er Jeinb bureß feine Baubißgranaten ein Baus an, fo ftei)t er mit 6er ©prlße 6es ©eßlaueßes ßoeß oben auf 6er gefäßrlicßften ©teile. ©r gebt nießt uon 6annen, bis 6as Jener 6arnie6er ift.

©reift 6er Jeinb ein Bußenroerf an o6er 6ie öerfeßangungen, fo fißt er gu Bferbe, reitet füßn ttu'e ein 3üngling, ermuntert im ßef»

tigften Jeucr 6ie ©ruppen, bolt Blunition berbei un6 ift ebenfo bei 6em Jeftungsfom- man6anten, um ißm B e rie t über 6as ©e=

feeßt abguftatten. Dft 6as ©efeeßt oorüber, fo Jcbafft er £ebensmittel für 6ie ermatteten

©ruppen hinaus, ffeigt fief) ein ©cßiff, worauf man ffufußr uon Kriegs» o6er Blunbbebürf»

niffen erwartet, fo ift er 6er erftc an Bor6 un6 6er erfte gurücf, um Kunbe baoon gu bringen. 21uf 6en B66en un6 in 6en f)äu=

fern 6er Bürger hält er Bepifion, um alles Icießt ©nbgtinblidje 6ort meggufeßaffen. Bet Kommanbant bat ibm bie ©bbut über bie Ülberfcßwemmung übertragen, unb webe bem, 6er aus ©igennuß ober üblem QMen bas Blaffer um eine £inie Derminbern wollte!

B)o an ben pielfacbcn ©eßleufen etwas B>a|»

fer bureßfiefert, wirb et es gewähr. Seine Blaus bürfte bie Pämme bur<b!6(betn, unö er würbe es fofort wittern. Sberall geigt er

©infießt, B lut unb Patriotismus. Pies alles tut er umfonft, unb Bettelbecf ift nießt reich-

©s ift ein BHmbcr, unb man muß ftaunen, woßer er bei feiner ununterbrochenen ©ätig»

feit, bei feinem hoben Jllter bie Kräfte bet»

nimmt. B ur eines fonnte ihn barnieberwerfen:

Ülenn ber Sommanbanf bie Jeftung über»

gäbe! . Pies Bnglücf würbe er nießt über»

leben. 51ber mein guter Witter! Pies perje»

leib tut bir 6er Kommanbant nießt an. ©t wirb bir bie Jreube maeßen, fieß mit feiner braoen ©arnifon, por ber ber Jeinb bereits eine ßeilige ©eßeu ßat, als Blänner gu weß»

ren. £cbc beswegen noeß lange, beinen 3eit»

genoffen ein Beifpiel bes Blutes unb ber

©ätigfeit.

©piegelt eueß batan, ißr Peutfcßen!"

Hettelbeef erlebt noeß in polier forper»

ließet unö geiftiger Jrifcße öen Befrei»

ungsfampf. € r fagt felbft 60311: „Jranf»

reieße Slbermacßt lag am Boöen . .. iTlein altes £>erg feßlug mir fugenblicß freuöig bei feöer neuen ©roßtat, tpelcße öie preu»

ßifeßen lüaffen uerrießtet; icß faß mit beim»

licßem ©folg öen ©taat auf öem ©ege, eine immer glängenöere unö eßrenuollere

©teile unter öen europaifeßen Bläcßten einguneßmen."

Ja ft Söfäßrig, ift Hettelbecf am 29. 3a=

nuar 1824 gur großen Brmee abgerufen tüoröen.

1806 roar ebenfo t»ie 1919 nießt €nöe geroefen, tnoßl öer Jufammenbrucß einer alten © eit - guglekf) aber aueß öer ge»

maltige 51ufbrucß gu neuer i^errließfeit öes öeutfeßen Üolfes.

Seit 3cutfd?c vo

1938 — ein ücit»©toß»3aßr?

aeß ben Eingaben bes nürnberger

©cßreib» unb Bedjenmeifters 3oßann Beubörfer in feinen „naeßrießten non Künft»

lern unb tDerflcuten” aus bem 3aßre 1547 ift ber berüßmte Bilbfcßnißmeifter Öeit ©toß 1438 geboren. Pemnacß alfo fönnten w ir mit Becßt ben 500. ©eburtstag bes größten beutfeßen ©pätgotifers in biefem 3aßr feiern.

Bllerbings ßat bie tüiffenfdjaft bie Hberlie»

ferung bes nürnberger ©cßreibmeifters Beu»

börfer mit gutem ©runb angegweifelt unb barauf ßingewtefen, baß, wenn Öeit ©toß tatfäcßlicß 1438 geboren wäre, er noeß mit

„78 3aßren feinen leßten ©oßn Blartin er»

halten, mit 85 3aßren ben Bamberger 21Itar unb mit 88 3aßten eine große Beife, oon Bürnberg naeß Breslau, unternommen ßaben müßt” (Pinflage). Paß biefe ©atfaeßen eine große Slnwaßrfdieinlicßfeit für fieß ßaben, ift unfeßwer gu begreifen. ©0 ift man ßeute im allgemeinen ber Slnficßt, bas ©eburtsjaßr naeß allen ©egebenßeiten unb Jufammenßän»

gen auf 1447 feftlegen gu fonnen.

£Denn 1938 nun aueß als ein öeit»©toß=

3aßr im befonberen unb als ffeit ber 500.

BHeberfeßr feines ©eburtstages nießt ange»

fproeßen werben fann, fo ift es bennoeß an ber $eit, gebüßrenb auf ben Bleifier ©toß als einen ber größten Künffter bes bcutfdjen Blittelalters aufmerffam gu maeßen unb ißn bem Bergen unferes öolfes näßer gu brin»

gen. Paßer gebüßrt aueß ber ©tabt Breslau ungeteilte Olnerfennung für bie unübertreff»

Iieß=porbiIbIicße Öeit»©toß=2iusfiellung, bie in ben bebeutenben Baßmen bes großen uolfsbeutfeßen ©urnfeftes ßineingeftellt mor»

ben ift. ©in glücflicßer Jeitpunft für bie Slusftellung in Breslau, bas bie Bauptffabt eines oftbeutfeßen ©renggaues ift; eine glücf»

ließe ©elegenßeit für ben großen Blelfter, ber fein feßßnftes SBerf auf einem oorgefeßobenen Kulturpoften bes Peutfcßtums im ©ften, in Krafau, gefeßaffen unb bamit ein unwiber»

legbares 3tugnis beutfeßer © ^öpferfraft ab»

gelegt bat.

fllcnfcß unb Primat

Per Blenfcß bes Blittclaltcrs, feft in bie angeborene ©emeinfeßaft, in ben ©tanb ein»

gefügt, tritt im allgemeinen als ©ingelperfön»

licßfeit wenig in ©rfcßelnung; Künftler unb anbere bebeutenbe Blänner treten oft befeßei»

öen hinter ißrem töerf gurücf, fo baß es für - gewoßnlicß feßwieriger Jorfcßungsarbeit be»'f öarf, um etwas ©enaueres unb Befonberes aus bem £eben biefer mittelalterlichen Bien»

feßen gu erfaßten. Bbnlicß liegen bie öer»

ßältniffe aueß bei bem Bleifter öeit ©toß.

töenn feßon, wie bereits ausgefüßrt, über fein

©eburtsfaßr Bnilarßeiten unb Bleinungspcr»

feßiebenßeiten befteßen, fo ta rn über feinen

©eburtsort ebenfalls nießts mit unbebingter

©ießerßeit ausgefagt werben. Pinflage (Pie urfunblidjen Beweife für bas Peutfcßtum bes öeit ©toß im „Blüncßener 3aßrbucß ber bil»

benben Kunft”, Banb 10 ber neuen Jolge 1933 — fieße aueß: K. Pinflage, öeit ©toß, ein beutfeßer Bleifter, in „Per Jranfenbunb", 3aßrgang 1933, ©eite 42 flg.) fonnfe in fei»

ner biesbegüglicßen Jorfcßungsarbeit ©üb»

beutfcßlanb als B e' lr,at bes Bamens ©toß feftftellcn; aus ©uellen bes 14. bis 16. 3aßr=

ßunberts erg,ab fid), baß ©räger bes Bamens

©toß oor allem anfäffig waren in Bauens»

bürg, Bürnberg, ©eßweinfurt, Jranffurt am Blain, Pinfelsbüßl, Ball in ©irol, Jüffen, Blemmingen unb anberen ©>rten im ©üben bes Beicßes. Pie neueften Jorfcßungen 21boIf 3ägers (öeit ©toß unb fein ©efcßlecßt im ©ammelwerf „Beue Öeit»©toß»Jorfd)un=

gen” , öerlag Bir 3el/ icipgig 1938), bie mit Pinflages ©rgebniffen bureßaus übereinftim»

men, ßaben bie engere Beimat bes Öeit ©toß giemlicß einwanbfrei lofalifiert, inbem 3ager ben ©ippengweig feftftellcn fonnte, aus bem ber Künftler ßeroorgegangen ift; unb 3war ßanbelt es fieß um eine feit 1379 in Bauens»

bürg einßelmifcße Jamilie ©toß, beren be=

fannteftes Blitglieb woßl ber „Banbelsßerr itlricß ©toß ber Bltere” war. Piefer Blrid)

©toß nertrat bergeit bie weltberühmte Ba=

oensburger Banbelsgefellfcßaft Btal unb Dos * Bumpitg in Breslau, fomit ben töeg ber ©toß feßon früßgeitig naeß ©ften mcifenb.

Per öater bes Künftlers war feßr waßr»

fcßeinlid) ber 1452 oerftorbene Pinfelsbüb»

ler Jriß ©toß, beffen Jamilie, wie naeßgewie»

fen werben fonnte, mit ber genannten Ba=

oensburger £inie in perwanbtfcßaftlicßen Be»

gießungen geftanben ßat. Bacß bem ©obe bes öaters ernährte bie Blutter bes Bleifters im harten ©^iftengfampf als SDirferin bie Ja»

milic, bagu erwarb bie löitwc im 3aßrc 1454 bas Bürnberger Bürgerrecht. Pamit fteßt aber einwanbfrei feft, baß bet Bilbfcßnißer öeit ©toß fein Bürnberger Bürgerrecht oon ben ©Itern ererbt unb nießt, wie behauptet worben ift, als ein Jugereifter felbft erwor»

ben ßat. Piefe ©atfaeße wirb ebenfalls bureß bie Bürnberger Bürgerbücßer beftätigt, bie

(7)

feit 6cm 3aßre 1429 ausnahmslos erhalten [in6. 3ebet Sleubürget mürbe in bas Bürger»

bucß eingetragen. Da nun bet ¡ftame bes Zünftlers barin nie Dcrgcidjnct nmrbe, ift bie tlnnaßme ficßerlitß beretßtigt, baß öeit

©toß fein „^ugegogener” mar, fonbern bas Bürgerrecht oon ¿3auTc aus befaß.

Silber bie 3ugenb» unb tlusbilbungsfaßre fünben aiebet Bericßte noeß Slrfunben. SlMe unb »o er ben Söeg eines Künftlers befeßrit»

ten, miffen mir nid)t. „tlber bie ßöcßfte SOaßt»

fcßeinlicßfeit befißt boeß bie tlnnaßme, baß er mit bem STteifter, ber 1478 ben Störblinger

©eorgs=2IItar feßuf unb ben man — oßne eigentlich jroingenbe Beroeife, ja, faßt gegen fie — mit bem eine 'geitlang in Starnberg lebenben ©imon £ainberger ibentifijiert ßat, in Berüßrung gefommen fein bürfte, nafür»

ließ feßon in 3aßten, bie »er bem Störblinger tllta r liegen . . . tllle Sitöglicßfeiten ¡jufarn»

.mengenommen, ergibt fid) bie Sltöglicßfeit einer ©cßulung am ©berrßein unb in Stürn»

berg bei Kräften, bie mit ben ©rrungenfcßaf»

ten ber oberrßeinifeßen iKunft pertraut mären, b. b. mit einem neuen Bealismus ber ©ber»

fläcßenbeßanblung unb mit feinem ©egen»

fpiel, einer füßn unterfeßneibenben, fompli»

jierttefte $ormenbemegungen bemältigenben

©emanbburcßbiibung . . .” (Pie ©roßen Peutßßen, ßetausgegeben non £D. tlnbreas unb SDüßelm non ©cßoljs, Propyläcn=öcrlag, Berlin 1935, 3b. I, ©eite 338—339).

Die fferfunft foroie bie oermanbtfcßaftlicßen Begießungen ju ber Baoensburget ©toß»

lin ie Hären bas noeß nielfacß umftrittene Problem, marum gerabe ber ju fener nod) pöllig unbefanntc Öeit ©toß ben großen tluftrag erßielt, für bie Krafauer Sltarien»

fireße ben tltta r ju feßaffen, ber ben ßoßen, roeltumfpannenben Bußm bes Slteifters be»

grünben unb ißn in bie Beißen ber ©trugen unferes öolfes erßeben feilte. ^uteifellos ßa»

ben nämlid) bie Breslauer üermanbten, be»

ren Begießungen bis Krafau unb roeiter in ben ©ften ßineinreießten, jmifeßen ber beut»

feßen Sltariengemeinbc in Krafau unb bem

nürnberger Slteiftcr öerbinbung gefeßaffen unb ben tluftrag für ben Sltarienaltar per»

mittelt.

3m 3oßce 1477 gibt Deit ©toß, roie bas Stürnberger ©tabtbueß berietet, bas Bürger»

reeßt ber freien Beicßsftabt auf unb ¡¡ießt nad) Krafau — mit feiner $rau Barbara unb bem fleinen ©tanislaus. jtmölf 3aßre arbei»

tet er in Krafau an feinem Sfauptlcbcnsmerf, bem „Sltarienaltar", für ben et bie in bama»

liger 3eit feßr ßoßc ©umme potr 2800 ©ul»

ben erßält. tim 25. 3uli 1489 beenbet ber Slteiftcr fein großes tDerf, bas bie St'elt in

©rftaunen unb ßödffte Bemunberung perfeßt.

Der beutfeße ©tabtf<ßreiber in Krafau, 3°=

ßantr ifeybeefe aus Öamm bei ©tettin, feßreibt, baß „ber Bußm bes Slteifters halb bie ganje ©ßriftenßeit erfüllte” , Slngeteilte tlnerfenrmng mirb bem Slteifter in Krafau guteil. Deutfcßc mie Polen roiffen bas große Können unb ben genialen ©ebanfenreießtum bes Deit ©toß pollauf ?u roürbigen, mas u. a.

autß barin jmn tlusbrucf fornmt, baß fein

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Krafau, Sltarienfircßc

A u f n a h m e n : S t a a t s a r c h i v

(8)

Jlpoftel, Srafcmer Htarienaltar

Harne in Stafauer 5iften u n i Hrfunien immer u n i immer tm’eier bis ju feiner i)eim=

reife nach Hütnberg iurcß ebrenoolle <£r=

toäßnung berporgeboben toiri.

5lus Berichten ie r 3aßte 1484 fotoie 1489 gebt beroor, baß et als JTteifter feiner ju n ft tätig mar, in ie r er 1490 mancherlei 9tr>£ftig=

feiten toegen übler Hadjreie u n i Detleum=

iung 3u fchlidjten bat. Sie in © trcit ge=

ratenen Parteien, jtt ienen ein ©ifcßler, ein Biemer, ein ©teinmeß u n i ein ©olbfchmieb geboren, bringt Heit ©toß 3U polier ©inmü=

tigfeit, iaß fie oon feßt ab toieier $reuni fein u n i fid) gegenfcitig für jufünftige jei=

ten helfen u n i fötiern tnollen. (Eine eßren=

oolle iPabl macht ihn 1491 ebenfalls 3um

^unftmeifter; u n i fcßließlid) nennt ihn iic le^te Srafaucr 51uf3eid)nung aus iem 3abre 1,498 in rühmlicher ^eroorhebung „tmagister

m echanicorum “ , toas ohne Jtoeifel ein rechtes Zeugnis für fein großes ©efcßic?, feine geniale ija n ife rtig fe it u n i nicht 3uleßt aud) für feine betnuniernstoerte Üielfeitigfeit iar=

fteiit.

Had) öolleniung ies „Sitarienalters” er=

hält ie r Zünftler oiele Aufträge, fo oom poI=

nifcßen Sönig Safimir IV ., oon ©rsbifcßöfen, Bifcßöfen, oon reichen Bürgersleuten u. a.

B a li aber hält es ihn nicht länger in Sra=

fau; iie ©cßnfudit nach feiner Heimatftait Hürnberg laßt alle übrigen ©ebanfen u n i ©t=

toagungen in ien i^intergruni treten. H tit feiner Stau Barbara u n i acht Sinbctn reift er ju Beginn ies 3aßres 1496 nad) ie r freien Beicbsftait jurücf. ©ein ©oßn ©tanistaus führt iie iüerfftatt ies üaters toeiter u n i feßt iam it als fein ©rftgeborener in 30)'ab=

riger ©ätigteit iie öeit=©toß=©rabition fort.

©tanislaus, © olifdjm iei u n i ©cßnißer, ßaf, 31 3af)io alt, 1494 ettoa ias 5Tteifterred)t in Stafau erhalten, nacßiem er auf feiner ©e=

fellenmanierfchaft aud) längeren Slufentßalt in feiner ©eburtsftait Hütnberg genommen hat.

5lis ein tDohlhabenier feßrt öeit ©toß in iie £>eimat 3urücf, in ier er eins ier £jäu=

fer ertnirbt, iie iurd) eine oon Soffer Hta):i=

milian oeranlaßte 3uienaustoeifung leer ge=

toorien toaren. ©ein Beid)tum roirft fid) 3«

einer geraie3U unfagbaren ©ragif in feiner neuen ©ätigfeit in ie r ^eim atftait aus.

B a li nach ie r Beife muß er feine Barbara 3u

©rabe tragen —• u n i als er ie r oielen Sin»

ie r toegen ein 3al)r iarauf ©briftina Bei=

nolt, iie ©ocßter ies Hofungsfcßreibers, i>ei=

ratet, entroicfelt fid) wegen ier Verausgabe ies oäterlicßen (Erbteils feiner $rau mit ien

©eftamentsejcefutoren ein gerichtliches ©piel, ias fid) über 3eßn 3aßto in iie Hänge 3ießt.

Da er neben feinen fünftlerifchen Säßigfeiten aud) eine „finati3= u n i faufmännifcße 5 iiet"

befaß, beteiligte er ficß an ijanielsunterneb=

mungen. Durd) eine „groß buberep" feioch to iri er 1503 in oerabfcßeuenstpettet u n i i)in=

terliftiger Eüeife oon einem nürnberger Sauf=

mann um fein fauer erarbeitetes Öetmögen gebracht. (Bericht u n i ©efeß oerfchaffen ißm feine ©enugtuung, fein Becßt. ©o fcßreitct er — eine rechte Htichael=Soblbaas=Hatur — 3um eigenen 51ustoeg u n i begeht, um fid) felbft Dergeltung 3U fiebern, eine oerbangnis*

oolle, iunfle ©at. H tit fnapper Hot entgeht er ier gan3en mittelalterlichen ©efeßes*

ftrenge; iem ©infaß feiner Srcunie nur C3 3U oerianfen, iaß er nicht iie ©oiesftrafe er=

litt. Htüllners ©hronif berichtet iarüber:

„51m ©ritag oor © t. Barbaratag hat man Deit ©toß, einen Bilifchnißer, falfcßer Brief halben, iurd) beie Bacfen gebrannt un i feßtpöten laffen, fein Heben lang nit aus ier

© ta it 3U fommen.” ©in ©naienbtief ies fiaifers befreit ien großen Sünftler b a ii ia=

nach oon ie r erlittenen ©cßanbe. Dm ©d)tcE=

fal ies Hteifters gehen eigentümliche 3üge nebeneinanier heri ©igenoerlangen u n i öffentliches ©efeß geraten in einen tragifeßen Sonflift; 5lcßtung u n i 5Id)tung, ibeltrußm u n i ©cßuli fin i faum jemals miteinanier fo ftarf u n i ein3igartig perquieft getoefen toie in iem fdjaffensreießen u n i fd)öpferifd)en He=

ben ies Htcifters ©toß. © ta rf hat ißn ias Beroußtfein, als ein ©ebranimarfter 3U leben, beflemmt u n i hart beirangt; toabrenb ie r Betrüger, ie r ißm ien ©rfolg feiner 51r=

beit geftohlen hatte, frei u n i unbeengt ein=

herfeßreiten fonntc, mußte er, ie r ftets ciel ienfenie u n i gerechte Htann, feine Jreißeit lange b e g re if feßen. ©eine innere ©röße u n i ©eelenfraft bemeift er iaiurd), iaß er, allen feßroeren ©d)icffalsfcßlagen u n i ©otgen 3uroiier, fieß in feßier übermenfcßlidjer 51n=

ftrengung immer uneier 3U einem freien formen u n i ©eftalten iurd)fampft u n i 3U feinen früheren Heiftungen nod) piele erßa=

bene tüerfe ßinsufügt.

©roß aller ©cßuli u n i feßroerer ©eßmaeß blieben ißm feine Baoensburger üerroaniten eine treue ©tüße, toas fid)erlicß unsroeiieutig auf feine Baoensburger 5tbftammung ßin=

(9)

weift, Mobl alle ©ohne bes Meifters naß*

men ißren £ebensmeg nad) Siebenbürgen,

©cßlefien, nach bem ©ften unb gingen ben Jußtapfen ißres großen Daters nad), ber ein*

fam in Hürnberg, bas 2lugenlid)t bereits per*

loten, im 3aßrc 1533 beti illarfd) in blc

©roigfcit antrat.

der ©freit um bie Dolfsjugcborigfeit Häufig trat im M ittelalter, wo ber ein»

Seine nid)ts, fein „©tanb" aber alles galt, eine fiünftlerperfönlid)feit ootlfommen hinter ißren tDerfen jurücf, wie bereits angebeutet mürbe. Das ¿Dort trat ins belle ©ageslicßt 'ber ©efcßicbte; allein ber Menfd) t>erfd)manb im ffintcrgrunb unb int Dunfel ber Dcrgef*

fenfjeit. ©in fpäteres Befinnen unb Ha$*

benfen über bas £eben eines folgen Men*

fd)cn, ber jw ar ©eniales gefct)affen batte, Don bem aber nicbtsbefforoeniger fümmerlicb be*

richtet mürbe, mußte gar leicßt ju H nflar*

beiten, falfcßen Hberjeugungen unb 5lnfid)=

ten, ja, ?u ©ntftellungen ober gar unbewuß*

ten Jälfcßungen führen. ©o ift es auch t>cr*

ftänblicb, baß fid) um ben beutfcßen Meifter Deit ©toß ©efcßicbten legenbärer 5lrt su bil=

ben uermocbten, baß ein © treit um feine bod) fo fla r unb einbcutig feftftebenbe beutfdje Dolfsjugeßörigfeit ausbrecßen fonnte: Deit

©toß, ber Deutfcße, mürbe als ein gebürtiger Dole bingeftellt. ©ßne ^toeifel mar bas aus ben genannten ©rütiben burcßaus erflärlid)

— unb aus nidjt genannten Motinen aud) nerftänblid). Hm ber tüabrßeit willen muß febocß unter Berufung auf unantaftbare bifto*

rifcße ©atfacben unb ©egebenbeiten auf bas Deutfcßtum bes großen Sünftlers ßingewie*

fen werben. Silles fpricßt nur für, nichts gegen bie beutfcbe ’ Dolfssugeßorigfeit bes nürnberger Bilbfcßnitjers. Don feinen beut*

fcßen Derroanbten aus Breslau in ifrafau befanntgemacht, übernimmt Deit ©toß oon ber bortigen ©emeinbe ben Stuftrag ju r ©e*

ftaltung eines Marienaltars, für ben bie Deutfcßen ausfchließlich bie M itte l aufbracß=

ten. 3m J a \)K 1511 bezeugte ber polnifcße Bifdjof 3an Konatffi, baß in ber Marien*

fitcbe „bas M ort ©ottes feit ©migfeit unb über alles Menfchengebenfen hinaus ln beut*

fcßer ©ptache gepredigt worben ift". Der bereits ermahnte ©tabtfcßteiber 3 oßann ^ey=

becfe nerfaßte nad) Dollenbttng bes Srafauer Marienaltars eine Hrfunbe, in ber es beißt, baß fein Dole (Selb ba?u beigefteuert habe;

baß fich jedoch bie polnifcßen Bürger über bas M erf luftig gemacht unb geglaubt hätten, es mürbe niemals fertiggeftcllt werben. Be*

beutungsDolI aber ift bie Bemerfung bes ge*

nannten ©tabtfcßreibers, baß ber Marien*

altar gefchaffen würbe oon „Magifter Üittus, 5llmannus be norinberga” („M eifter Deit, einem Deutfd)cn aus Hürnberg").

Der polnifcße ©elebrte Dtsfrü? glaubt, Deit ©toß ftamme non bem Srafauer Bot*

gießermelfter tjans ©tocßfe ab, beffen Harne mit bem „altpolnifchcn fto fj” -gufammenbän*

gen foll. Hun fann aber, wie Dinflage (f. o.) tiacbgemiefen bat, ©tocbfe wegen „notorifcßer Mnberlofigfeit" nimmermehr ber Dater bes Sünftlers geroefen fein; unb außetbem mar

©tocbfe gar nicht einmal D o^/ fonbern plel*

meßr ein Deutfcßer aus Breslau, was natür*

Kd) Doch ' n bet „Daterwahl" bebeutet. Die Hrfunbenforfcßung bes nürnberger ©eiehrten B. ©dfaffer (Deit ©toß — ©in £cbcnsbilb, Hürnberg 1933; ©Raffer, Deit ©toßens £e*

bensgang, Das Bayetnlanb, 1933, ©eite 393 bis 398) erbrachte ben Hachmeis, baß es in Hürnberg nor ber Beife bes fninftlers nach Srafau mehrere Befißer feines Hamens gege*

ben hat unb baß ber älteftc ©ohn ftets unb ftänbig Hürnberg als feine ©eburtsftätte an*

gegeben bat unb baßer Deit ©toß mit feiner

$tau fomie bem ©tanislaus nad) Sftafau ge*

reift ift. Der leibliche Bruber Meifter Deits würbe in Stafau niemals anbers als „ber

©d)mab” , b. ß. ber Deutfcße, genannt, ©r feßreibt felbft in feinem „©eftament": „M atis

©tos ober ©eßwab, als man mieß nennet

ßier su ¿anb . . .” (Breslauer Jlusftellungs*

füßrer 1938 „Der beutfeße Meifter Deit

©toß” — ©eite 6). Deit felbft feßrieb ein*

gig unb allein beutfeß, ßattc aueß niemals polnifcß gelernt.

Die polnifcßen Miffenfcßaftler, bie mit ber Materie oertraut fittb, haben bas Deutfcßtum bes nürnberger ©cßnißers niemals ange*

zweifelt. Der polnifcße ©ermanift 51. Sleq*

fomffi fommt 1924 auf ©runb feiner Munb*

artenforfeßung ju bem ©rgebnis: „©toß mar ein Deutfcßer aus Hürnberg.” Bemerfens*

wert ift auch bie Slrbeit bes eerbicnftoollcn polnifcßen Deit*©toß*$orfcßers ©?yblomffi

„Deit ©toß im £icßte ber miffcnfdfaftlicßen unb pfeuboroiffenfcßaftlicßen 5orfd)ungen (Sra*

fau 1912). Der polnifcßc Miffenfcßaftler gibt freimütig ju : „©einen Dornamcn feßrieb er (©toß) $eyt, Deyt, Deit, aber nie polnifcß

Jtttarfigur in ber HTarienfircße A u f n a h m e n : S t a a t s a r c h i v

(10)

Eölt ober P it.” Dte non bem Srafauer Sunft»

füfiortfer ©epfjy fegen 1898 oerßffentlldjten

„¿interfucgungen ber Sommifflon ju t (Erfor»

fcßung ber Sunftgefdücgte in Polen” bringen im rollen töortlaut Stafauer Slrcgivallen, öie eindeutig für bie beutfge Slbftammung bes JTtelfters fpredjen (Had) ©appof, Breslauer JlusfteHungefüfjrer 1938, ©eite 4).

Der immer triebet ron einigen Polen in bie Debatte geworfene Propaganbaname „ £Dit

© ttro fj" ift ron ©rabotrffi (£ücf, Deutfge 2lufbaufräfte in ber (Entwlcflung Polens, planen 1934, 3b. I, ©eite 159— 160), ber felber rorfier bie richtige beutfeße ©djreib»

treife amoanbte, um 1850 frei erfunben mor»

ben. 2!ls einmal bie polnlfcße Poftrertraltung für bie Verausgabe ron ©ebenfpoftfarten unb 3riefmarfen bei ber Srafauer Olfabemle naeß ber rldßtlgcn ©cßrelbwelfc anfragt, ba crflärt bie CÜfabemte ohne rorberige triffenfd)aftli(be

Slnterfud)ung ben erfunbenen poInifd>cn ila»

men als red)tmüßlg unb „bureß ßlnlanglld) lange ¡Überlieferung begrünbet” (wie oben),

©eitbem tragen bie Poftfarten bie iluffcbrift

„HHt ©twofs” , bie 3ricfmarfen bagegen

„P it © to fj” . Demgegenüber jeboef) fgrelbt ber beiannte ©togfenner, ber Pofener Pro»

feffor für Vunftgefcßlcßte ©sqefny Dettloff in einem ijdtungsartifel: „Der Befcßlug bes Jlusfdmffes für Sunftgefcßlcßte ber Polnifcben Olfabemie ber IXHffenfcgaft l)at, ftatt bie Stage enbgültig wlffenfcßaftltd) ?u erlebigcn, mit Vilfe ron ITtomenten, bie mit ber IBlffen»

fg a ft ni<bts ju tun ßaben, neue Perwirrung ßlnelngebracßt. Dcß (ebenfalls werbe weiter»

bin „©toß" bbreiben trog ber polnlfcßen 2lfa»

bemie ber ij):ffenf(ßaft unb trog Brlefmar»

fen” ) (wie oben).

Diefc nldjtbcutfcßen ©timmen, bie ben beutfd)en, b. ß. ben tatfäcßllcß gefcßlcßtllgen

©tanbpunft als richtig beweifen unb bejeu»

gen, tonnte man beliebig nermebten. Da bas (Ergebnis bo<b immer nur bas gleidje bleibt, feien no<b 3wei Preffeftimmen angeführt, bie non befonberer Deutlídjíeít finb. On einem Tluffaß ber „P ologne L itté r a ir e “ wirb ©tog gefcßlcßtstreu ein „s c u lp te u r a llem and né a N u re m b e rg “ genannt. (£ücf, Deutfcbe 2luf=

baufräfte in ber C ntw iilung Polens, platten 1934, S b. I, ©cite 160— 161.) Cbenfo gibt Puget auf bumoruolle 2lrt ber LDaftrpeit bie (Ebre unb fd)rcibt im DHuftrawanny Surfer Cobgienner nom 9- 3uni 1932 über Pelt

©tog: „Der ©(beim ©tog unterfcßrleb fid) mitten im Dom (su Srafau auf bem Safimir»

grabmal) auf bayrifd)!" (wie oben). Die Stage an bie ©efcßlcßte ergibt alfo nur eine Antwort, bie ßieb» unb fticbfeft ift, nämlid) bie, bag Pcit ein Dcutfcber war.

Sortfcgung folgt.

Bo baute Stettin im i8*0atydtunDett b ° r n nhard S aac

ie ©runbriffe ber VOohngäufcr im iSort Preußen, auf ber ©roßen ©afta»

bie unb in ißren ©eitenftraßen geben uns beute nod) ein anfcgaulicges B ilb von ben bamals gebräucglicßften ©ypen. Dabei fei nod) einmal fürs auf bie Bebeutung ber eßarafteriftifegen D a c ß a u f b a u t e n ßingemiefen. 3n feiner fparfamen 31rt vermieb befanntlicß ber ©olbatenfonig, roo er es irgenb einrid)ten fennte, ben Bau von üafernen. ©ie fofteten ißm nur

©elb, bas er ofonomifeßer anlegen fonnte.

©o unterftüßte er lieber m it ©elb unb Baumaterialien alle Baumilligen. Diber mic er ftets bie Pflichten unb tPoßltaten geregt verteilte, fo geroäbrte er auch biefe Dergünftigungen nidjt ohne entfpreeßenbe

©egenleiftungen auf ber anberen ©eite.

3eber Bauherr mußte im Dacßgefdjoß eine ju r ©traße gelegene ©tube aus»

bauen unb gier bie unverheirateten ©ol=

öaten bes Königs aufnehmen, ©ine fegt einfache unb praftifd)e ©ßfung! 21ud) bies mar mieber eine KRaßnahme, burch bie v e r f e ß i e b e n e Aufgaben gleichseitig geloft mürben. ©0 mürbe gebaut unb ba»

m it fü r Arbeit geforgt, es mürbe ber iPoßnungsnot abgeholfen unb für bie

©oloaten © uartier gefd>affen. Darüber hinaus aber hotte biefe iTtaßnaßme noch etmas ©rsießerifeßes an fich- Die mili»

tärifeße D ifsiplin ber ©olbaten übertrug fid) nämlid) gans unm illfürlid) bureg bas ffufammenieben auf bie Bevolferung.

iln b bas mar in einer 3 eit, in ber es noch feine allgemeine SDeßrpflicßt gab,

eine unbebingte ilotm enbigfeit. 3m §ort Preußen lag biefe ©olbatenftube über bem ©ingangsflur. Dluf ber £aftabiefd)en Docftabt, mo man bie gleiche 5lnorbnung getroffen hotte, roaren nach außen fyn febesmal smei öaehftuben in e i n e m Dachausbau vereinigt morben, ba man hier 3mei bDohngebäitbe su einem öop=

pelhaus vereinigt hotte.

©eiber hot eine fpätere 3eit, bie nur einen pemmungslofen Bloterialism us fannte unb unbefchmert mar von irgenb»

meldjer baufuttureüen Derpflid)tung ber Slllgemeinheit gegenüber, bie Harmonie biefer anftänbigen Doppelhäufer grünb»

lieh serftort. ¿as finb Baufünben, bie bebauerlichermeife nie mieber gut 311 machen finb.

©0 fahen m ir in großen jügen bie

©eiftungen einer je it, bie alle ©chmierig»

feiten überroanb, um © te ttin aus ©d)utt unb 21fd)e neu erftehen 30 laffen unb feiner roirtfdtaftlichen ©efunbung ent»

gegensufügren.

i5riebri<h ber ©roße hot einmal in be»

311g auf feinen Pater ben fdioncn Der»

glcid) gebraucht, baß mic ber ©chatten ber ©id)e, ber uns umfängt, ber Ä raft ber

©id)el 311 verbanfen fei, bie ben Baum fproffen ließ, fo mären in bem arbeits»

reichen ©eben biefes dürften unb in ber IDeisgeit feines fDirfens bie Urquellen bes fpäteren glüdlicgen ©ebeißens 31t er»

fennen. .STtan fann ohne roeiteres biefen Öergleid) in Besiegung bringen 3ur bau»

liefen ©ntroicflung © tettins. IPas ^rieb»

rief) iDilhelm I. gefegaffen hatte, maren große richtunggebenbe Aufgaben. iTtit ihnen hotte er gemiffermaßen ben ^eim 31t einem neuen baulichen ©chaffen gelegt.

Dies fortsufeßen, bie ganse © tabt 31t buregbringen unb bie eingeitlid)e Normung SU vollenben, mar bas verpflicgtenbe Der»

mäd)tnis, bas er feinen Hacgfolgern hin»

ferließ!

IPenn in ben erften 20 3ohren unter preußifeget Rührung bie Onitiative sum Bauen meßr ober meniger auf feiten ber Regierung gelegen gatte, fo verlagerte fid) biefe naeg 1740 immer megr auf bie ©eite ber privaten Bauherren.

ÍOagrenb $riebrid) tDilgelm I. vieles felbft gatte bauen müffen, um erft einmal bie Bicgtung ansugeben unb bie SPirt»

fcltaft mieber in ©ang su bringen, fo fonnte naeg feinem ©obe bie Bautätigfeit rußig ber infolge ber roirtfcgaftlicgen ©e»

funbung immer großer roerbenben joß l von Bauluftigen überlaffen merben.

Patte bie Regierung bes ©olbaten»

fonigs in erfter ©inie eine Baußilfe in

^orm von ©anb, von IfTtauerfteinen aus ben alten Befeftigungen unb von ^0(3 aus ben foníglíchen unb ftäbtifegen porfíen ge»

roäßrt, fo ging S'riebricg ber ©roße basu über, regelrechte Bausufcgüffe, fogen.

" P r o s e n t g e l b e r , ben Baumilligen 3ur Derfügung su ftellen. Das maegte natürlid) eine forgfältige i'Ibermacgung notmenbig, benn es mußte geprüft merben, ob bie 3ufcgüffe aueg igre ricf)tige Dcrmen»

(11)

bring fcmöen. Stöße unb Hebengebäube mürben g. 25. nicht begufdjußt. 3lußerbem aber mußte barauf geartet roerben, baß fid) bie $affabengeftaltungen bem Stra=

ßenbüb gut einfügten. Die Slbermadjung bieder Aufgabe mürbe befanntlid) jemeils ben © a n b b a u m e i f t e r n übertragen, bie (Jriebrid) ber ©roße ber Kriegs* unb Domänenfammer gugeteilt hatte unb bie in S tettin neben ben fjafenproj'eftcn unb ber inneren ffolonifation ben föiebetauf*

bau unb Ausbau ber Stabte, oornef)m=

iid) ber 7 3 r o ü i n g i a l f ) a u p t f t a b t ' S t e t t i n gu bearbeiten batten.

iiußerorbentiid) intereffant finb foroobl bie Einträge, roelche an bie Kriegs* unb Domänenfammer gerietet mürben, mie auch bie Beridjte ber Kammer an bas

©berbaubepartement in Berlin.

So ging bereits im Oaßre 1754 ein Schreiben nad) Berlin, bas barauf f)in=

mies, baß „in Stettin bie ©ogementer außerorbentlid) rabr" mürben. €0 ßeißt bann mortlid): „Baß aber ßier noch eine große 2lngabl Raufer oorbanben, roelche nad) ber alten Bauartf) cingcrid)tet, unb morin faum im unterften Stocfroerf ein paar Stuben, in bem obcrften aber nichts als l e b i g e B e b e n Befinblid) finb, fo mürbe bem obigen ÜTtangel feljr baburcb abgeßolfen feyn, menn bie oberften ©ta=

gen mit mehreren tDoßnungen ausgebaut mürben."

3lus biefen 3lusfüf)rungen gebt alfo beroor, baß feßr miete Raufer noch ben

©pp bes mittelalterlichen logen. Speicher*

roobnijaufes geigten, in bem lebiglid) bas

€rbgefd)oß ausgebaut mar, mäbrenb bie

©bergefcboffe nichts als Bobenräume ent=

hielten.

©atfä<hli<h ' m ^ aufe ber groeiten ffälfte bes 3«t)^i)un^erts mit fjilfe oon

©rogentgelbern fel)t oiele IDohnungen in biefen atten Bürgerf)äufern ausgebaut roorben.

(Eine ftaatliche tförberung in größerem ilmfange feßte atlerbings erft ein mit ber glücflid>en Beenbigung bes Siebenjährig gen Krieges, als Stettin unter einer regetrehten IBobnungsnot gu leiben batte.

3m 3abre 1764 befam bie Kriegs* unb öomänenfammer Cßnroeifung, bie nod) nicht ausgebauten Raufer gu befid)tigen unb entfprccbenbe. Dorfdjlägc gu machen.

3ur Dorausfeßung für bie ©eroäljrung oon ^ufdjüffen machte bie Regierung b i e S c h a f f u n g n e u e n I D o h n r a u * m e s. IDer aber „fü r eigene fjanblung ober bie eigenen fteigenben 2Infprüd)c an IDohnraum unb nid)t gum Beften ber 3111=

gemeinbeit" baute, befam feinen jitfchuß.

So hieß es ausbrücfiicb in ber Derorb*

nung.

©leidjtoobl mürbe bie günftige ©elcgen*

beit, fid> mit ©rogcntgelbern auf billige IDeife neue Raufer gu oerfdjaffen, gut (genüge ausgenüigt. Befanntnft bie 23e=

folution ^riebrid) bes ©roßen oom 3abr 1765, in ber er gegen bie ©efd)öftemache=

rei mit fjäufern einfehreitet. ,,©r habe

Juhrftraßc — heute!

nid)t gemeint eine längere ben fid) non ihren fjäufern einen übertriebenen iOert einbilbenben ©igentbümern am ©nbe felbft nachtbeilige ilacbficht gu geftatten!"

©roßbetn gab es Bürger, bie es fehl' gefebieft oerftanben, alle Vorteile für fid) in 3lnfpruch gu nehmen unb bie ergan*

genen Derfügungen gu ihren ©unften

ausgulegen. 3lus einem ©efud) eines Sdjufters JTteyer oom 3abre 1772, um nur ein Beifpiel angufübren, gebt beroor, baß er fhon einmal abfehlägig befhieben morben mar, unb gmar mit ber Begrün*

bung, es müßten gunächft bie „muffen Stellen" mit 3ufd)üffen gefördert merben.

JTteyer batte nichts «Eiligeres gu tun, als fid) biefe Begrünbung fofort gunuße gu machen.

„ . . . mein ¿jaus brobte ben ©infall unb fanf mürflid) fdjon, mithin, menn ich fol=

djes nicht rettete, in ber Abnahme gu

¿jülfe fam unb gleich roieber barauf los baute, fonbern liegen ließ, mar es eine müßte Stelle. 3cf) habe es aber gerettet unb ein ieber roeiß, baß ich es oon ©runb aufgebaut." ©r meift bann meiter barauf bin, baß er bas ©elb gum Bau fid) ge=

lieben habe in ber fieberen ©rroartung, Baufreiheitsgelber CProgentgelber) gu befommen. Hun müffe er aber fürchten, gum armen ÍTtann gu merben unb bas ge=

rabe burd) ben Bau, ben er bod) „S r . ífg!.

ITlajeftät IBißcn gemäß gu tljun" für feine Sdjulbigfeit erachtet habe! Diele feiner

¿Ttitbürger hätten bod) Baufreibeitsgelber erhalten, marum nicht er? ©r fonne nidjt glauben, baß er ber eingige fein feilte, ber feinen Bau gu feinem Schaben oorge*

nominen hätte.

öabei mußte er gang genau, baß bie Einträge auf Begufchuffung oor Baube*

ginn gu ft eil en maren. ©r hätte uubebingt abmarten müffen, melden Befcheib er be=

fam. 3lber er míe oiele anbere gogen es oor, fich ben Dorfhriften ber ^Regierung gu entgieben unb nach eigenem ©efehmaef gu bauen, gumal bie Käufer auch in ihrer äußeren ©eftaltung gemiffen Bebingun*

gen untermorfen maren. So mar bie 3lr=

beit ber ©anbbaumeifter nicht immer gang leicht, © ft genug maren fie 3lnfeinbungen ausgefeßt. Öa fíe nod) bagu anfänglich bie ©ebüßren für ihre ©atigfeit perfon*

lid) befamen - eine ¿Ttaßnahmc, bie fpäter abgefdjafft mürbe - fo mar es nicht fchmer, fíe gerabe in biefem © unft angu=

greifen unb gu oerbächtigen.

So mürbe bem Baubireftor IDilbelm

¿faafe, ber oon 1772 bis 1776 tätig mar, oorgeroorfen, er habe um höherer ©ebüf)=

ren mißen bie Baufoftcn abfidjtlid) hD<h angefeßt. öie ilnterfudjung, bie .oon bem tüd)tigften aßet- ©anbbaumeifter unb für feine 3eit bebeutenbften preußif^en 3lrd)iteften, bem befannten ö a o i b

© i 11 y , oorgenommen mürbe, ergab bie oößige ilnljaltbarfeit ber 3lnflage. Die (Jcftfteßungen ©ißys enthalten fo ínter*

effante iTtitteilungen über bie Slnfprüche, bie bamals oon ben Bauherrn gefteßt mürben, baß fíe furg ermähnt merben müffen: „öaß bie Saufleute hier fehr an=

317

(12)

feßnlid), bauerhaft, aud) in Äbfid)t bes inneren Äusbaues alles fel)t gierlid) an=

fertigen taffen" fagt (Billy gur Bed)tfer=

tigung paafes, „ift 6ie ürfache, baß 6er Änfcßlag fcf)r l)od) fich belauft, nid)t baß er (paafe) aus geroinnfltditiger Äbfid)t exorbitant f)of)e greife angefetgt hätte." - lDäl)renb nun cincrfeits 6ic alten Bür=

gerßäufer lebiglid) einen erweiterten 5lus=

bau ihrer <Obergefcf)offe erfuhren, entroif=

feiten fid) anbererfeits 6ort, wo oon

©runb aus neu aufgebaut rourbe,. gang*

lief) n e u e © r u n b r i ß t y p e n . Dabei ift d)arafteriftifd> bas Beftreben, bie

„fchroarge Süche" burd) einen bireft be=

lichteten unb entlüfteten Baum abgulöfen.

(Bin ßeroorragenbes Beifpiel biefes ©yps ift ein ( E n t w u r f aus ben Bf u ft e r = b l ä t t e r n D a o i b © U l y s , bie biefer im Aufträge bes ©berbaubeparte=

ments anfertigen mußte. ©s Ijanbelt fid) um eine 3*3immer=töof)nung, in ber fid) gu beiben ©eiten eines fenf=

recht gur ©traße oerlaufenben Bfit=

telflures je eine größere ©tube oon an=

geneßmften Proportionen entroicfelte. On ber rücfroärtigen pausl)älfte lag bann auf ber einen ©eite bie feitlid) gelagerte

©reppe mit einer fleinen ©tube unb auf ber anberen ©eite, ootn $lur gugänglid), bie Sücße, baneben gu ißr gehörig eine Üorratsfammer unb gur üorberftube ge=

hörig ber befannte „Älfooen".

B fit guneljmenbem IDoblftanbe nahmen naturgemäß aud) bie ©runbriffe an 5lus=

maßen unb Baumgahl gu. hierbei ent=

micfelte fid) in ben adjtgiger Oaßren ein

©yp, bei bem als gänglid) neues ©lement ber p a r a l l e l g u r © t r a ß e oerIau=

fenbe B littetflur ßingufam. Der bisherige

©runbriß hatte ben Bauteil gehabt, baß er bie ©oßnung burd) ben f e n f = r e d) t g u r © t r a ß e oerfaufenben B fittelflur in groei ©eile gerriß.

hierbei ßattc man fd)on oerfudjt, im

©bergefd)oß bem Sibelftanb, baß ni<f)t alle

©tuben oon ber Diele aus gugänglid) mären, burd) ©infcßaltung eines neutra=

len Baumes, bes fogen. „©ntree", abgu=

helfen. Äus bem IBunfd), bie Bäume einer iPoßnung nunmehr aber fämtlid) untereinanber gu oerbinben unb ein ab=

gefcßloffenes ©anges gu fdjaffen, mar bie=

fer neue ©yp ßeroorgegangen. ©r mar außerorbentlid) praftifd), ba er gleidjgeitig bie Anlegung oon Bfietsroohnungen er=

möglid)te, bie am ©nbe bes 3al)tf)unbert8 immer gefragter mürben. Das paus ©ui=

fenftraße Br. 9, bas noch oor einigen Jal)=

ren bie urfprünglidje tfaffabe geigte, ift 1788 gang in biefer Ä rt gebaut roorben.

On ben 3ufd)ußaften heißt es in begug auf biefes paus: „Der oon ißm (bem Sriegs= unb Domänenrat 3immermann) unternommene unb nun gänglid) ooll=

führte große Bau ift oon ©runb auf maf=

fío. Die ©ebäube finb fd)ön unb eine 3ierbe ber ©tabt. ©r hat barin feßr ge=

räumige iPoßnungen etabliert unb 6a=

burd) gum befferen ilnterfommen ber

©taaSsoffigiere ber ©arnifon mehreren Baum gefchaffen, fobaß gegenwärtig ber

©berft oon ©fíen bie U n te rla g e be=

wohnet.”

Der B fittelflur ift übrigens fcf)on ba=

mals roieberßolt als „Sorribor" begeid)=

net roorben, ein Ülusbrucf, ber befannt»

lid) in ben Bfietsroohnungen bes 10- 3abrbunberts gang allgemein für ben

©oßnungsflur gebraucht rourbe. ©ßaraP teriftifd) für bie Änfprüd)e, bie man am

©nbe bes 3af)rl)unberts an bie ÍDoí)num gen ftellte, finb übrigens bie Äußerungen eines 3Ptgenoffen. Der ©djulrat ©eil be=

richtet folgenbermaßen:

„Bfan begnügt fid) nicht mehr mit roe=

nigen ©tuben unb oermietet bie übrigen.

Bein, ber perr, bie Bfabame, bie Demoi=

feiles ©öd)ter, ber funge perr, bie Diener, bie Bfagbe, feber roill feßt feine eigene

©tube haben. B fit Sommern ift bie Die=

nerfchaft nicht gufrieben, im ©ínter muß bas 3immer geßeigt werben fönnen; bagu fommen bann noch bie fDußftuben, Di--- fitengimmer, ^eftfale, ©ntreegimmer unb roas für Barnen bie ©tuben noch mehr haben mögen. Diefer ©ujeus hat fid) auch feßon bis gu ben panbroerfern hetab oer=

breitet; bie jungen ©eufe, welche entroeber bei bem ©anbesfollegium als Beferenbar fiepen unb oon ihrem eigenen Üermögen leben müffen ober als ünterbebiente oon einem geringen ©eßalt leben, bebürfen fept feber ein bis groei ©tuben, ba fonft ihrer 2 bis 3 gufammen roohnten. Die Saufleute bewohnen ihre päufer meift allein unb bie anfepnlichften panblungs=

häufer hctEii e' ne beträchtliche Diener^

fchaft um fich, welche auch mehrere ©tu=

ben einnimmt."

Bid)ts geigt beutlidjer ben gewaltigen roirtfdjaftlichen Äuffdjroung, ben ©tettin unter ber Begierung ^riebrichs bes ©ro=

ßen genommen hatte, als biefe bis ins ein=

gelne gehenben Beobachtungen eines 3eit=

genoffen.

Äußerorbentlich fritifd) rourbe bie Bau=

plaßfrage! ©d)on ^riebrid) © illjelm I.

war gegroungen geroefen, burd) Derlegung ber $eftungsroerfe neue Baupläße gu fdjaffen. Je mehr gebaut rourbe, um fo mehr machte fich Bfangel bemetfbar, gumal bie päufer auch ín Breiten=

ausbehnung gunahmen.

©o blieb nid)ts anberes übrig als oon ber bisherigen 3roS9efci>c# autüeif e gur D r e i g e f d j o ß b a u r o e i f e übergu=

gehen. Die nod) peute erhaltenen brei=

gefchoffigen päufer in ber ijuhrftraßc, in í*V J r < V e r i r r > 7 ,a tfe . t u Í í/ » f ft tX /r t t . h r u s / t

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Suifenftraße Hr. 9. iDohntjaus bes ßriegs= unb 6omäncnrates Jitnmcrmann íntrourf (©taatsarchio)

Cytaty

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