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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 22.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichegVolksblatt Vernuggegrhrnnun E. Il.Roßmäszlen Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: AusValencia. DieMetamorphosederPflanze.

No. 22»Baumstämme. VonDr.Karl Klotz.(MitAbbildung.) Kleinere Mittheilungen· Für Haus undWerkstatt Verkehr. BeiderRedaktion eingegangeneBücher.

(MitAbbildung.) Gedrehte

Aus Valentini-)

Berauschtvon denwürzigenLüften,welchemichinder Glorieta anweheten,aus derich eben in mein Zimmerin derFonda francesa heimkehrte,will icheinekleineSchil- derungderberühmtenVegaoderHuertadeValeneiamachen.

Nichtohne einige Besorgnißum ihren Ruhmgegen- überderreizendenVegavonMureia, ausderich eben komme, hatteich sie betreten undinderThatich binzweifelhaft- welcher ichdenVorrangeinräumensoll.

DerTag, dermichVonAleoy nachValeneia brachte, war einerdergenußreichstenmeinerganzenReise;undich gestehe, daßeinennichtunbedeutenden Antheilanmeiner Befriedigungdie überallwahrnehmbarenSpurendermau- rischen Bevölkerungwaren, welcheeinsthier ihreunermüd- licheThätigkeit entfaltete,um ihren grausamen Besiegern einenparadiesischenGarten zuhinterlassen. «

Bei San FelipedeJativa beginntdiegroßeEbene, welchederRioJuearund derRioGuadiana durchfließen und welchesichbisandasMeererstreckt·Diegenannte Stadt,am Fußedes Termino deBenigasii liegend,über- raschte michdurchdieüppigsteEntfaltungeinesReichthums

anSüdfruchtbäumen,wieich siein Mureia undMalaga nicht gesehen hatte.UeberhoheGartenmauern ragtennoch hochempor dieKronen derblüthenprangendenGranat- bäume, derOrangen-und Lorbeerbäume,überragtvonden dunkelgrüneneolossalenKronen derFeigenbäume,welche

se)S. Nr.18,S.275.

wiedervon derschlankenDattelpalme tiefuntersich gelassen wurden. HinterderStadt, derenRingmauern unverkenn- barnoch diealtenmaurischensind,throntauf zwei durch Be- festigungsmauernverbundenen Bergspitzeneineausgedehnte maurische Festungvon ungemein malerischerGestaltung.

DietischgleicheEbenederVega ausgenommen,welchenach NordostdieAussicht offenläßt,istderGesichtskreisvon zackigenKalkbergeneingeschlossen;nurdienicht sehr fernen Montes deAlciraragen ausderVegaempor.SanFelipe deJativa gehört unstreitigzuden schönstenPunkten Spaniens, denNiemand unbesuchtlassen darf,der einmal bisValeneiagekommenist.

DichtbeiderStadt begannenschondiebewässerten Reisfelder.Sie macheneinen ganzeignenEindruck» Die Reisstöckewaren etwa 1Fuß hochundstanden hiernoch einzeln,nochNicht indichtigerVereinigungzu einemwahr- haftso zu nennenden grünen Teppich,wieichspäterein- zelne Felderbei Valeneia sah. JndemWasser,ausdem diefeinenGrasblätter desReiseshervorragen,«spiegeltsich derblaueHimmel einwahrer Himmelauf Erden-der stattderSterne diezarten Blätter einernahrungspenden- denPflanze trägt!Dochauch dieserHimmel hat seinever- derbenbringenden Wetter;es sinddiefiebererzeugenden Aushauchungendesstehenden Wassers, WelchesVOR. den SonnenstrahlenbisaufeinenhohenGraderwärmtWird- undsichzuletztganz undgarpmitdengrünen Algenfäden erfüllt.

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JnAlcirawartete meinereineangenehme Erinnerung

andasdeutscheVaterland eineEisenbahn. Nachdem ichlange Zeitüberallnur daran erinnert worden war,daß spanischeCultur ebennochlangekeinedeutscheCulturist, fand ich hier, freilichvon denSpaniernselbstammeisten angestaunt, diesesWerk einerCulturstufe, auf welcher SpanienimAllgemeinen nochlange nichtsteht.EinBahn- hofnebenPalmen diesmachteeinenEindruckauf mich, denich fasteinenmährchenhaftennennen möchte.

Erfrischt durchein Glas gefrorneLimonade, dieman imheißenSpanienüberall inkorkumhülltenGefäßenherum- tragensieht, durchflog ichdieherrlicheBega, so daß ich einenzwarnur flüchtigenaberumfassendenUeberblicküber sieerhielt.Eswar, alswennichstill ständeunddas Rund- gemäldeeinesherrlichenGartens anmirvorübergerollt würde.

DieEisenbahn istweiter bisJativa beabsichtigt-H Man bohrtdasBret,wo esam dünnsten ist,dennbis dahinistvonBodenschwierigkeitenkeine Rede. Dasfertige Stück,vonAlcira biszumGrao de Valencia, istin acht kurzeStationen getheilt.Wir durchflogenesinwenig mehralseinerStunde. ZuerstkamenwirnachAlgamesi, dessenName, wie derder meisten übrigenStationen, arabisch ist.Hier fand ich,zurReiseindiesichfleißig tummelnde Stadt Valencia bestimmt, großeKörbevoll von denGespinnstenderSeidenraupe aufgestellt. Rings

ummichherstandenin denFelderninregelmäßigenReihen dienun kahlenundnachderEntlaubung kunstgerechtbe- schnittenenundausgeästetenMaulbeerbäume,derenBlät- terinkostbareSeide verwandelt zuihren Füßenstanden.

EinreizendesBeispieldesmächtigenStoffwechselsin der Natur,derFormundLebenimewigen Kreislaufe erhält.

Außerdenbekannten weißenundgelben sah ich hierzum ersten.Maleauch hellgrüneGespinnste. Zur rechten Hand erblickteich,soglaubteichwenigstens,zumeiner Ueber- raschungin weiterAusdehnungdasdunkelblaue Meer. Es war abernur derungeheure Albufera, einLandsee,der durcheinenAusflußmitdemMeerezusammenhängt,aber süßes Wasserenthält. Benifayo,diefolgendeStation, bekräftigteseinenmaurischenNamen durcheinen, den klei- nenOrthochüberragendenmaurischen Thurmvonder ge- wöhnlicheneinfachen viereckigenGestalt. Vielespanische Ortsnamen fangen sichBeni an,welchesimArabischen bekanntlich,,Stamm«,eigentlichEnkel, bedeutet. Ein Wald von Südfruchtbäumenentzognun denAlbuferameinen Blicken. Orangenbäume,riesige Feigenbäume,Granaten, im traulichen Vereine mitunseren Aepfel-, Aprikosen- undNußbäumen,bildenumdiefolgendeStation Sillaeinen wahrenWald. DieOrangenbäumezeigten hiereineHöhe vonwenigstens30Fuß. EinsolcherBaum sieht freilich anders ausalsunsereJahrhundertealtenrund geschorenen Krü»ppel-wie z. B. dieberühmteOrangeriedesDresdner ZkljmgetsEssindüppigekräftigeBäume mitweitaus- greifendenvaestendermalerischen dichtenKrone. Die Aprikosenbauinekonnten dieLast ihrer reifen Früchtekaum tragenUndMerkmerzumTheil nochdieGröße unserer größtenAepfelbaukneWie überall in der Vegavon Valencia, sofalsdIchauchhierdieMaulbeerbäume besser alsindermurccanischevngezogenundsorgfältigerausge- ästet·Siestehenda,einer wie der andere, wie eineReihe Soldaten, kurzstämmig,so daßman dasAbstreifender Blätter fast ohneLeitervollziehen kann;niemalshatdie Krone einenMittelast, sondernalleAestesindwagerecht gezogen. Jchfand, daßmanihnenstetsnur 7—»108weige

s)Seit jcuekZeit,aisichdortwar,ist sie längstvollendet.

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zumTreibenläßt. Während hierdie Kronen derMaul- beerbäumeschirmförmigsind,sind siein derVegadeMurcia kugelrund.Nach Silla,auf deutsch,,Stuhl« wermöchte in einemsolchenGarten nicht seinenSitzaufschlagen? folgennochCatarroja, MasanasaundAlfafarumdann, anderhölzernenPlazadetoros, demTheaterder Stier- gefechte,vorüber in Valencia einzutreten,von wodieletzte Station vollends bisandenGrao deValencia führt,am

Meeresufergelegen;dennValencia selbst liegteinestarke halbeStunde vomMeere entfernt-

Dieandere,praktische HälftederVegabildet die Plaza,derMarkt,von Valencia. Umsie in derumfang- reichen,sehrunregelmäßigenStadt zufinden, folgte ichdem Zuge,nicht desHerzens, sonderndesMagens,d.h. ich folgte, aus demHausetretend, denLeutenmitleeren Handkörbenund gelangte so sicherundaufdemkürzesten Wegezu meinemZiele. EinReisender,dermehralsdie Gasthäuser,KirchenundTheaterkennenlernenwill,darf nieversäumendenMarkt großerStädtezubesuchen.Von ihmausthutereinenBlick in denZustanddesObst-und Gemüsebaues,derViehzucht,des Ackerbauesund derLebens- weisederBewohner. Welchein Getümmel! DieMarkt- plätzevonMureia, Granada undMalaga,.dieich früher bestichthatte, sind nichts dagegen.EssprachmeinenNatur- forschergeschmacksehran, daßichhierdieungeheuersten VorräthevonLebensmitteln ineinSystem gebrachtfand.

Essitztundsteht nichtAllesbuntdurcheinander, wiez.B.

inLeipzig. Hier fanden sich40—50 Gemüsehändlerinnen, welchenur Salat,Bohnennndgrüne Erbsen hatten;dort nicht wenigeremitköstlichenneuen Kartoffeln;dortmit Tomaten (Liebesäpfeln,Lycopersicumesculentum), Arti- schokenundEalabazassgurkenförmigeKürbisse);dortfand ichganzeReihenvon Getreideverkäufern,hiereinenTrupp vonCaracoleras, VerkäuferinnenvonLandschnecken,und ganzwoanders dieVerkäuferinnenvonSeemuscheln(na- mentlichDonax trunculus). Unter einerZeltbedachung, diewenigstenseinRegimentSoldat bergenkonnte,sahich ungeheure MassenvonAprikosen, KirschenundOrangen ingroßenKörbenaufgestapelt,dieOrangenkörbeobenan meistmiteinigenmit einem oderzweiBlätternamStiel, zum Zeichen ihrer Frische.Vonweitem schon wehtemirdie Luftdie Kundezu, daß ichmich demPlatze näherte,wo dieLieblingskostdesspanischenVolks, ZwiebelnundKnob- lauch,inStaunen erregender Menge theilsinHaufen, theilsinlangen Schnüren aufgethiirmt lag-en.Darunter diewohlschmeckendesüßeCebolla, eineeiförmige weiße Zwiebel, welcheichhiervonderGrößeeinesKinderkopfes sah.JchzählteineinemBund,an welchemein Mann zuheben hatte,nur 14Stück. EinekleineStraßewurde blosvonVerkäuferngeschlachtetenundbiszurPfannezu- bereiteten Geflügels eingenommen.Der Fleischverkäufer warLegion;undnun erstdasGetümmelaufdemvonallem Uebrigen abgesonderten Fischmarkt! Seefischealler Art, großeundkleine,vonallenFarbenundGestalten,wurden vonhundert Kehlen aufeinmal ausgeschrien. Wennich damitdeustillgemüthlichen,wöchentlichdreimaligen, markt- voigt-beaufsichtigtenLeipziger Wochenmarkt vergleiche!

Hierist’s alleTage so Sonntags erstrechtk Doch ich darfdenBlumentheildes Marktes nichtvergessen,denn eristinSpanien, wo man die Blumen nochmehralsin Deutschland liebt,einegroßeZierde desselben. Georginen undNelkenbildetenseinen HauptschMUck-

Jchwar nichtdereinzigeMann, der mitseinemBün- delchenvomMarkte heimkehrte,dennmansiehtinSpanien fast mehr einkaufendeMänner alsFrauen, selbst rechtan- ständigaussehende.MeinEinkaufbestandin einemTaschen-

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tuch voll Landschnecken,,,n0 parn comer«, nichtzum essen,wieich schon oft habe sagen müssen· Währendman beiuns denLandschneckenhöchstenseineverabscheuende Beachtung schenktund-fast unbegreiflichsindet,wiesichdie Wissenschaftauchmitdiesen ,,garstigen Thieren-«befassen mag,habe ichnun inSpanien aufdenMärktennachund nach14Arten vonLandschneckengefunden, welche gegessen werden. AufderPlazavonValeneia hatte ich alsoeben wiederGelegenheitdesbequemstenSammelns, indemich mirfür wenigeCuartos ansehnlicheVorräthe wissenschaft- lich sehr werthvoller Schneckenkaufte.

Wasich seitMureia nicht wiedergefundenhatte, fand ichindemwunderschönenValeneia wieder,denUmgang gleichstrebenderMänner derWissenschaft.DieProfessoren JgnacioVidalh undJose Arigowurden durch dieschnell befreundende VermittlungderNaturforschungmir liebe FreundeundnamentlichderLetzteremeintreuer Begleiter aufmeinenwissenschaftlichenJagdzügen. Ja, auchdasist einSegenderNaturwissenschaft,daß siedieHerzenzu ein- anderführtundnimmer zwischenihren Jüngerndietren-

nendeScheidewanddes gegenseitigenNeidens von Ruhm

««)Seitdem derWissenschaftnndseinen Freundendurchden Todentrissen.VidalwarderbedeutendsteOrnitholog Spatiiens.

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undEhreaufkommen läßt. GedenktmeinFreundDon Jose, so füge ich hier diesemnun acht JahrealtenBriefe hinzu,imfernen SpanienwieichindiesemAugenblickeder spanischundfranzösischradebrechendenPlaudereien aufun-

seren Exeursionen,dieihm durchmeinendeutschenSammel- eifermanchmalschierzuunspanischenStrapazenwurden?

Gedenkt er noch erder vielJüngere seines,,mi nifko«(meinKindchen),wieermichvon demTagean schwerzweisenannte,woermichwie die Wärterinaneinem ummich geschlungenenRiemen hielt,alsichmichaufden SchlammgrundeinerLagunedesRioSeeowagte,umdie prächtigeMelanopsjsDufourci zuerlangen?Wieich Mich. förmlichverstecktentkleidenmußte,umplötzlichin diekrhstall- klareAeequiadela Tanda zuspringen,umMuschelnzu suchen,daeresdurchaus nicht zugebenwollte, weilerfürmich verantwortlich sei?Denkt meinFreundnochdaran undan viele andere kleineAbenteuer? Jchzweifle nichtdaran.

Wennereinmalseinen Freund,denApothekerin Vallde Ujä besucht,so mußerwohl sichdaran erinnern,daß mich aufdemRückwegeeinKnechtalsDoüa Dulcinea de Toboso hinter sich aufdasPferd nahm,ummichinfinsterer NachtdurchdieüberschwemmteVegavon Burriana zu loots"en, nachdemwiraufderHinreisedieHühnervom Davonfliegen abzuhalten gehabt hatten,die wirfürdie schlechtverseheneKüchederPosada mitgenommenhatten.

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YieMetamorphoseder Pflanze

Es wirdn.urwenigenmeiner LeserundLeserinnen unbekannt sein, daß Goethe auch aufdemGebieteder NaturforschungBedeutendes geleistet hat, ja hierundda schöpferischaufgetreten ist.Beider»Farbenlehre«undbei der»MetamorphosederPflanze«erinnert man sich ebenso sehrandenSchöpferdesFaust,wieman anihnerinnert wirdbeiBetrachtungderWolkenformen,deren gestaltliche FestigungdurchHoward Goethewahrhaft begeisterteund fürdieWitterungslehregewann.

DieKunst,die antikeKunstwares,wasdengroßen DichterzurgeistvollenBetrachtungderNatur hinzog.Als

erinJtalienandenFelsenderprächtigenAcanthuspflanze, demVorbilde desLaubwerks andemkorinthischenSäulen- knauf, begegnete,dakeimte inihm schnellder Gedankeder

»MetamorphosederPflanze«empor,denerinjahrelanger Geisteserwägungzu einerWissenschaftvorbereitete. Dabei istes vonbezeichnenderBedeutungfürdiesteifleineneNatur- forschung jener Zeit, daßdieHerren Naturgelehrten,na- mentlich diedeutschen, lange Zeitnichts wissenmochtenvon diesemWerkeeinesDichters,weilsieesfüreinenunberech- tigtenEinbruch inihr privilegirtes Gehegeundfürpoe- tischeTräumerei hielten. Der FranzoseLorenz de Jussieu undnochmehrderGenferDeCandolle mußte erstdurchAnerkennungderGoethe’schenMetamorphosenlehre ihrerseitsdiedeutschenNaturforscherzurBeachtungdes deutschenGedankenszwingen.EineSünde,diewirDeut- schenUnsauchheute nochzuSchuldenkommenlassen.

Weshalbdie genannte Pflanze,Acanthus mollis, soganzbesonders berufenwar, inGoethe diesenGedan- kenanzuregen, davon sollunsnächstenseinmaleineAb- bildung derselben schnellereundeindringlichereKunde ge- ben,alsesohneeinesolchedieBeschreibungVekmöchtes Wirhabenunsjetzt zunächstvoreinerVerwechselung

zuhüten:wirdürfen nicht übersehen,daß unsereUeber- schriftMetamorphoseder,,Pflanze«,nichtder»Pflanzen«

sagt. Diese Lehre hatesalso nichtmit denForm- wandlungenzuthun, welche jede Pflanze währendihres Lebens durchläuft, sondern vielmehrmitderverschiedenen gestaltlichenAusprägung, welchederGedankeBlatt und Axe imPflanzenreiche erfährt.

Schonmehrmals, amausführlichstendurchdieArtikel von Klotz,,Blattbildung«und »Formund Wandlung desBlattes« (1860,Nr.28,35und36)habenwir er- fahren, daßdievielerlei Gebilde derPflanzengliedersich dochallesammt auf zwei Grundformen, gewissermaßenzwei Formgedanken zurückfiihrenlassen.Welchediese seien, ist

an einem Baume wieaneinemNelkenstockenicht schwer zuerkennen;essinddiegestrecktenStengelbildungen:

derStamm oderStengelunddieWurzelmitihrenVer- zweigungenund dieanersteremsitzendenmeistzuFlächen ausgebildeten Blattgebilde. Die ersterenbilden die Axe,anwelcherdie letzterensitzen.

Hier ist vorläufigderKürzewegen eineralltäglichen Auffassung Folge gegeben,dernämlich,welchedieWurzel füreindemStengel gleichzuachtendes Gebildehält,da

man beisehrvieleneinjährigenGewächsen,z.B.bei einem jungen LevkohstockStengelundWurzel soin einanderüber- gehen sieht, daßman einenGrenzpunkt zwischenbeiden kaumangebenkann.

Wennwirabereben denStengel(an BäumenStamm genannt)mitseinen Verzweigungennur imGegensatz zu denBlattgebilden dieAxenannten·,so müssen wirnun sofort zugeben, daßdieWurzelnichtindemselben Sinne wiederStengel denNamen Axebekommen darf, weil die Wurzel niemals Blattgebilde hervor- bringenkann.

«

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Demnach zersielediePflanze nichtinzwei, sondernin dreiHauptglieder: Wurzel, AxeundBlattgebilde.

Beschränkenwirunsjetzt aufdiebeidenletzterenund sehen, zuletztandemabgebildeten Beispiele,wiesichan

ihnendieMetamorphosederPflanze ausspricht, ohneeine umfassende Darlegung dieses wichtigen,wenn nicht wich- tigsten Theilsderorganisirten Körperweltzubeabsichtigen.

Dabei ist jedochzubetonen,daßunser abgebildetesBei- spielwiejedes Beispiel nicht beweist,sondern bloserläu- tert unddaßdiedargestelltePrImel, welcheeben inMenge inunsernGärtengeblühthat, eigentlichmehrin dasGe- biet der Lehrevon den Mißbildungen, Teratologie (S.Nr.20)alsindas derMetamorphosenlehre gehört, zweiGebiete, welche,obwohleinander sehr nahe stehend, dochwohlzuunterscheidensind.DieMetamorphosenlehre,

um deren klareUmgrenzungundAuffassung Schleiden

diegrößtenVerdienste hat, beruht aufderEntwicklungs- geschichteder einzelnen OrganederPflanzeundist im Grundenichtsweiter,alsdieZurückführungjedes einzelnen Organesentweder aufdie Natur desAxenorgansoderauf die desBlattorgans.

Gewöhnlichsträubt sich unservon derSchönheitbe- stochenesUrtheil dagegen, dieBlüthen für Blattgebilde undalsoimGrunde für dasselbewiedie Laubblätterzu halten,undamwenigsten fühltman sichgeneigt,die Staub- gefäßemitihren oft langen haarfeinen Staubfädenals Blätter anzuerkennenund nicht Staubgefäße,sondern Staubblätter nennen zusollen. Dasselbe giltvon den Stempe·ln,dienachderselbenAnschauungnun Fruchtblätter zunennen sind,oder richtigeraus einem odermehreren Fruchtblättern bestehen.Esisteben dieThatsache, daß sichausnahmsweise diese so wenig blattähnlichenOrgane inwahre Blattformenumwandeln können, ein Beweis für dieEinheitin derManchfaltigkeitdesBlatt-begriffs, abge- sehendavon, daßnamentlichbeimanchen Stempeln deren ursprünglicheBlattnatur an sichschon leicht ersichtlich ist, wieausdenBalgfrüchtenderGattungen Nießwurz,Sturm- hut, Akeleyhervorgeht (S.1860, Nr.35, S. 554,Fig.2.)

Einrecht augenfälligerBelegvon derRichtigkeit dieser Auffassung istnebenvielenanderen derabgebildeteFall bei derPrimeLwieüberhauptvieleGartenpflanzen hierzu besserdienen alsdiewildwachsenden. Unsere Figurver- vollständigtdieReihevonMetamorphosenforinen,welche uns dasBild inderebenangeführtenNummer unseres Blattes veranschaulichte.Wirhattendortunterdendarge- stellten Fällendennochnicht,daßderKelchblumenkronen- artigwird—- alsoeinevorwärtsschreitendeMetamorphose

—, sondern bloseinRückschreiten*)des Kelcheszur Laub- blattformanderabgebildeten Rose.

Die Garten-Primel—- eineSpielart der gemeinen schwefelgelbenFrühjahsprimel(Prjmu1a elatjor) unserer WaldwiesenundGebüsche— entfernt sichvonderStamm- form Meistnur inderFarbeder Blumenkrone, während

R) lests Rucklchkeiten,ebensowiedassichdeingegenüber- stellende»V0kschtelth-lltmitVorsichtaufzufassen.Es soll darin keineRittlgokdmmgderWerihbedentungderTheile für dasPslanzenjebtw stZUDEMUnr- wenigstensniehreine räum- licheStufenfolgc Ptkltlbenausgedrücktwerden. Ohne Zweifel habendieLaubblattek»Alle wichtigereLebensbedeutungalsdie KelchblättcroderReichswka- IMPwenn anderdort abgebildeten RosedieKelchzipfel zuLaubblatterngewordenwaren, so wäre diesphysiologisch wohleheremFortschrittalseinRückschritt

zunennen. AberdawirimLllIstIIWUM--pleBlüthe höherals

dieBlätter stellen,sokannnian ini

gewissenSinne denKelch

—·alseinenTheilderBlüthe AlsUbkk denBlättern stehend ansehennndeseinerücksehreitendeMetamorphosenennen, wenn dieKelchzipfel blattartigwerden.

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dieFormderBlüthenundBlätter unverändert bleibt.

Garnichtseltenaberprägt sichamKelchederEinflußder Gartenkultur noch weiterausundzwarindoppelterWeise:

invor- undinrückwärtsschreitenderMetamorphose (siehe d. Anm.), indemderKelchentweder der Blumenkrone oder denBlättern ähnlichwird.

DenersterenFallsehenwirabgebildet.Essiehtaus, als wärenzweiBlumenkronen ineinander gesteckt.Da wiraberdieuntere von keinemKelche umschlossensehen, soistesklar,daß dieseunterescheinbareBlumenkrone der kronenartig gewordene Kelchselbstist, dessennormale Ge- staltwiranderdarübergezeichnetenPrimelblüthesehen.

FastnochüberraschenderistderandereFall, der aber vielseltnervorkommt undmirdaherzurAbbildungdies- malnichtzu Gebotestand.Erberuht darauf, daßdiefünf spitzenZipfel,in die derKelchanseinemRandezerspalten ist,inebensovieleechte zungenförmigeBlätterauswachsen, zwischendenendie dannmeist etwas verkümmerte Blumen- kroneamGrunde eingeschlossensteckt.

FragenwirunsnachdenUrsachen dieserMetamor- phosen,derenübrigensbeieinigerAufmerksamkeitimLaufe einesSommers sehrvieleaufzufinden sind, so ist daran leidernoch nichtvielBefriedigendeszuantworten.

DenörtlichenUrsprungderBlattorganehabenwirin demzuletzt angeführtenArtikel(1860,S. 551)kennenge- lernt,woeshieß:»das Blatt, gleichvielwie essich nachher weiterdarstellt,entsteht seitlich unterhalbdesVegetations- kegelsderAxe,seine Spitzeentwickelt sichfrüheralsdie unteren Theile-«AndieserStellehabenwiralsoden Keim einermetamorphosirten Bildungzusuchen.Dies kann nicht andersgeschehenalsmitdemanatomischenMesserund dem Mikroskop.Waswir dannsinden,kannsichnachherna-

türlichnicht weiterentwickeln,weilwire zerstören;wir wissen also höchstensdurch vergleichendeS küsse,nie durch unmittelbare Beobachtung,was daraus geworden sein würde.

Undwenn wir die erstenmikroskopischenZellenanlagen, diewirabnorm gefunden haben,eben darum fürdie Keime vonMißbildungenhalten dürfen, so wissenwir nicht, wodurch dieseabnorme BildungderZellenanlagen bedingt sei. Ferner wissenwirkaummehr, welcheweitere äußere Bedingungennun hinzutreten müssen,umdieab-

norme Entwicklungder abnormen Anlage herbeizuführen

undzuunterhalten.Wirwissen nichtsweiteralsganzim Allgemeinen, daß aufdenBeetenunsererGärtenhinsicht- lichderBodenbestandtheile,desBegießens,derBeschattung oderBesonnung,hinsichtlichderVermehrungsart,derVer- pflanzungandere Bedingungen statthaben, als aufdem freienStandorte derwildwachsendenPflanze. Dies Alles ist ohne ZweifelvonEinfluß,aberwie dasistuns fast nochganzunbekannt.

Diese BetrachtungenlassenunsdieGartenkunstzum Theilin einemsehrzweifelhaftenLichteerscheinen;siebe- ruht theilsin einemerfahrungsmäßigenAnwenden erprob- ter,theilsin einemProbirenneuer MaaßregelmHatnun einmalinFolgeeines neuen Verfahrenssich einErgebniß herausgestellt, hat sichauseinem Samen eineneue mehroder wenigerveränderteSpielart entwickelt,so sind wir immer nochnicht sicher,daßeinzweitesmal,wowirgenau wieder ebenso verfahren, sich dasselbeResultat ergeben werde;denn wirwissen nicht,objene angewendete Maaßregelan sich eswar,wasdieSpielartzurFolge hatte,odernichtviel- mehrmitdieser unserer Maaßregeksichirgendeinanderer FaktordesBodens verband, denwirgarnichtkunnten undalsodaszweitemalnicht mitbenutzenkönnen.

EsruhtebenimSamen undimStandorte,zuwelchem

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letzterenwirhier auchdieatmosphärischenKräfte rechnen, dieUnterlagezu einerunendlich manchfaltigenBethätigung derchemischenundphysikalischenVorgänge,derenResultat MischungundEntmischungderStoffeundGestaltungder sich zuletztergebenden Stoffverbindungen ist.

SowirddasLeben inseinemWesenunswahrscheinlich ewigeinRäthselbleiben,andessenLösung tausend Forscher sichabmühenundindieser Mühe GenußundFreudeund

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indieserihren Lohn haben. Abersietheilensich dabei in zwei getrennteLager.DieEinensuchendasZielvordem Wege,d.h.sieschaffen sichinder»Lebenskraft«einan

sich selbst unbewiesenesnndunerklärtesErklärungsmittel;

die Andern scheuendieVergeblichkeitdeslangen, langen Weges nicht,der,wenn ersieauchnichtzumZiele führt,sie ansich schon erfreut,denneristeinWeg durcheinreiches GefildezahlloserFormgebildedermanchfaltigstenSchönheit.

Mißbildnng der GartenprimcL neinelängsdnrchschnittencabnorme,beinenormale Blüthe.

AW

HedrehteBaumstämme.

VonDr. Karl Klotz-

BeiGängenum dieinnereStadt Leipzig habe ich schon mehrmalsdarangedacht,denLesernundLeserinnen eineErscheinungvorzuführen,dieeigentlichnur demBlin- denentgehenkann,auchanderwärts, und zwarrecht häu- figvorkommt, auchschonmehrfach besprochenundge-

deutet wordenist,noch immer abernicht in denSpalten unserer-ZeitschrifteineBesprechnng fand,unddoch-Weines Erachtens,einesolcherechtwohlverdienen dürfte, seies auchnur, um Einen oderdenAndern aufmerksamzUMa«

chen,das,waserwohlschon längst,undmehrorts sah,nun

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