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Ein naturwissenschaftlichenBolkøhlattzBersnggegeheunnnE.»A.Uns-müßten Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfür vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.
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anhalt: RechtsundLinke. VonDr.KarlKlotz.— Alte undneue ZeitderBaumrinde.
No« 27, (MitAbhi1oung.) — Der Wolf. DerHase.VonDr.Her-neun Mast-in — Kleinece Weinhei-- 1861.
langen.— Für HausundWerkstatt — BeiderNedaktion eingegangene Bücher.
Rechtsund ostinligk
Bon Dr.KarlKlotz.
AufdemExercierplatzstandendie Rekruten, undnicht ohneein Schaudern vernahmderVorübergehendedie Don- n"erworte,welchederMeister auf dieHäupter seinerSchü- lerbeschwor;wasmochtensiewohlverbrochenhaben?Sie hattenwiedereinMalRechts um mitLinks um Ver- wechselt;weiterNichts.WeiterNichts?!DieSchulknaben stehendaundlachen,wie kannman nur RechtsundLinks verwechseln!Ja, undwasfälltdir ein,daßduunsjetzt dergleichenDinge auftischest,— werdet ihr sagen,— wie hängtdenn das mitderNaturgeschichtezusammen?O, leider näher,als eswünschenswerthwäre. Seht,liebe Leser,was die Botaniker Linksum nennen, das
nennen dieZoologen Rechtsum;unddiesenJammer
kannich euch nichtlänger vorenthalten- DurchdieForschungenderNeuzeitsind wirsoweitge- kommen, allesErnstesdieFrage aufwerfenzudürfen:
giebtesüberhaupteineGrenze zwischen Thierreichund Pflanzenreich?undgleichwohlistesmöglich-daßdie beiden Schwesterwissenschaftenüber eitlenBegriff,über denman sicheigentlich schoninderElementarschulehätte sollen geeinigt haben,entgegengesetzterMeinung seinkönnen.Es klingtunglaublich,aber esist so; aUch hierMachtsichder alteFluchderSprachverwirrung geltend,derdieMenschen seitdemThurmbauzu Babelgenin hat.
Und duschämstdich nicht,werdetihrmirvielleicht ein- Wenden-eiUeUSchandfleckdeinerWissenschaftsounum-
wunden vor unsaufzudecken?Nein,ichhalteessogar für Pflicht,dieMängelnicht zuverschweigen,sondern durch eineoffene Darlegungvor derabscheulichstenBegriffsver- wirrungzuwahren, indieihr möglicherweisegerathen könntet. DerWissenschaftaber,denkeich,geschiehtkein Abbruch,dieConfusion ist ihr nicht ureigen, diese gehört VielmehrderZeit,undwirdundmußmitderZeitbeseitigt werden.
Verständigenwir« uns nun, was derZoologunter Rechtsumbegreift,und wiederBotaniker dazu kommt, dasEntgegengesetztedarunter zuverstehen.Stellenwir unseineWendeltreppe vor; siekannsogebaut sein, daß
man dieMittelsäule (Spindel)beimAufsteigenimmermit derrechten Hand erfassenkann,sich alsoum seinerechte Seitedreht,mitandernWorten, dieSacheausderVogel- perspektivebetrachtet,dieselbeRichtungverfolgt,welcheder ZeigerderUhr beschreibt.WirpflegendasRechtsum zunennen. Steigtman dieselbeTreppe hinab, so—geht’s Linksum; sollesabwärts auchRechtsum gehn, so müßte man gerader aufdemKopfe laufen!Stelleichmich da- gegenvorderWendeltreppehin,undsehezu, wiedieLeute hanUsteigeN-so seheich sievonderrechtennachderlin- kenSeite aufsteigen; ich denke, diesistklar· Der Technikersagt mik, dieseWenderteeppeistlinksgedeeht.
Sehe ichnun eineSchlingpflanzesichUmeiUeN Stabwin- den,so finde ich hiereinganz ähnlichesVerhältnißLdie
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SchlingpflanzeistdieWendeltreppe,der Stabderen Spindel.
Jchsehe,daßdieWindungenvonmeinerRechten zu meiner Linkenaufsteigen,undichsage, diePflanzewindetsich links. Denkeich mich freilichindiePflanze hinein,bilde ichmirein, ichwäreeineSchlingpflanze,undwändemich
amStabeemporz odereineAmeise,dieaufderSchling- pflanzehinanliefe,nun, so müßteich freilichsagen, ich winderechtsum. Jchkann miraucheinbilden,ich wäre dieSpindel,unddieSchlingpflanze schlängesichanmir in dieHöhe;dann gingeesebenfallsvonderLinkenzur Rechten. Jenun, hier liegtdasganzeZerwürfniß!
DieBotaniker denkenbeiBestimmungdesRechts undLinks inderNatursichin denGegenstand hinein, ihrRechtsumentspricht alsoderBewegungdesUhrzeigers;
derCorporaldenktsich auchinseineRekrutenhinein,wenn
erkommandirt,sie sollenRechtsumkehrtmachen-,dieRekru- tenabermeinen— durchdrungenvom GefühlderSub- ordination —, erfassedieSache ,,zoologisch«undbetrachte sienur alsObjekte.
Wenn ichvon demSprachgebraucheder Botaniker rede,someineich allerdingsbei weitemdieMehrzahl,und dienamhaftesten Autoritäten; gleichwohlgiebteseinzelne Abtrünnige unter ihnen, welchedieSache,,zoologisch«
(subjektiv«,wiesich Alex.Braun ausgedrückthat) fassen,
— undhierdurch istdenn einenicht geringe Eonfusionin derbotanischenLiteratur entstanden,— so daßman bei VorkommnissenderDrehungsverhältnissesich stetserst orientiren muß, obderAutor zur,,Rechten«oder zur ,,Linken«gehört.
Esdürftenun nicht ganzüberflüssigsein,zufragen, welchederbeidenBezeichnungsweisendienaturgem äßere sei? Gewißwerdet ihrmirgernzugeben, daßman von einemKörper,anwelchemman einerechteundlinke Seite nichtzuunterscheidenvermag, — alsoetwa von einer Kugelodervon einemEylinder— beiUmdrehungennicht gutsagenkann,erdrehesich rechtsum oder linksum, sondern daß dieseAusdrückelediglich fürdendavorstehenden Beobachter,dersicheinerrechtenundeinerlinkenSeitezu erfreuen hat,vonBedeutung sind. EinsolcherKörper ist aber derPflanzenstengel.DieUebertragungderVerhält- nissedesmenschlichenKörpers aufihnistkeinenaturge- mäße, istreinwillkürlich;zudem ist sie eigentlichnur da möglich,wosichderKörperum seine Achsedreht,in den meistenFällenaber, woDrehungenimPflanzenreiche sich sinden, liegtkeineAchsendrehungvor, sondernnur eine schraubenförmigeBewegungoder eineschraubenförmige Richtung,die wiralsBewegung auffassen;diegesetzmäßige Anordnung gewisserOrgane läßt sich— oft— auf Schrau- benlinienbeziehn.*)
Auf Schraubenlinien aberläßt sichdieBezeichnungs- Weiseder Botaniker nur dannanwenden, wenn die Be- VZEAUNgvon unten nachoben erfolgt;imandern Falle, lessahenwirja vorhinbei derWendeltreppe, istdie Be-
zeichnungngeradeerverkehrt. Stellen wirunsz. B.ein SplmlgsfaßV»DV-— ihrAllekenntes,— wirsindberech- tigt,anIhm- MJ Bezug aufdiePflanze,der esgehört,ein Qberendeundein Unterendezuunterscheiden.Dieschrau- benfötmigeVerdickungsschichtseinerWand nennt derBo- taniker,derSelbstverleugnunggenug-besitzt, sichindas Spiralgefäßhineinzudenken,rechts·gewunden,wennwir, davorstehend,dieWindungenzurLinkenaufsteigen sehen.
si) Daß ich hierbeidieBlattstellung meine,seinur an- gedeutet. Jch müßtezuvieleinschalten,wollteich diese Verhält- nissehierorts auseinandersetzen-»UndFklaneMitdaher- auf
einen zukünftigenArtikelzuverwklselhMWelchemdieStellung
derBlätterbesprochenwerden wird- Kr-
420 Wersagtdennaber, daß diese Berdiekungsschichtinder Richtungvon unten nachobenentsteht,««alsoeinerBe- wegungvonuntennachobenentspricht?Esist sogarwahr- scheinlich, daßderumgekehrteFall stattfindet!DenZoo- logen,derdenGegenstandvorsich stehen hat,kanndies nicht stören,derBotaniker kommt,ermagesanfangenwie erwill,inEonfusion. DerZoolog legtdasSchnecken- hausvorsich hin,dieSpitze sich zugewandt,mitderMün- dung aufdenTisch;ersindet, daßdieWindungenvonder SpitzeausnachderMündungzu— undindieser Rich- tungentstehensieja— von derLinken zur Rechten aufsteigenunder nennt das Hausrechtsgewunden.
Er kannesauch umdrehen,immer steigendieWindungen von derLinkenzurRechten auf;demZoologen fälltes nichtein,sichin dasSchneckenhaushineinzudenken,undin denUmgängenvonderSpitzevorzukriechenbis zur Mün- dung. Ichwillhierbemerken,daßdiemeisten Gehäuse rechtsgewunden sind;beigewissenGattungenundArten (Clausilia., Physa)aberfindet sichregelmäßigein links- gewundenes Haus, bei Anderen (z.B.in derGattung Helix)nur ausnahmsweise.
Sollte es, fragenwirnun noch,nichtrathsam sein, sichnur EinerderbeidenBezeichnungsweisenzubedienen, undwelchevon beidensolldannbeibehalten werden; soll derBotaniker nachgebenoderderZoolog?
Allerdings sollte vernünftigerweisedieDrehungum dieAchse,dieSchrauben-oderSchneckenlinie,dieSpiral- bewegung,in allen ZweigenderNaturwissenschafteine gleicheBezeichnunghaben,undnichtin einerDisciplin— derBotanik —
gerade entgegengesetztaufgefaßtwerden, alsin den andern! Dieso isolirt stehendeBezeichnungs- weiseder Botaniker aberist,wie wirsahen, fürdieMehr- zahlderFälle nichteinenaturgemäßezunennen, undsoll einevon beidenParteien zurücktreten, so müssenesent- schiedendieBotaniker, dieobendrein erstseit De Eandolle deralten,ursprünglichenAnschauungsweiseVater Linne"’s untreu geworden sind.Professor Nägeli(inMünchen)hat esneuerdings geradezu ausgesprochen, daßdie Botaniker gezwungen seien, ihre Bezeichnungvon Rechts-und Linksdrehungfrüheroderspäterzuverlassen,undseinVor- schlag,statt derfatalen WorteRechtsundLinks eine
neue, vondenHimmelsgegenden hergenommeneBe-
zeichnungsweiseeinzuführen,dürftevielleichtdazubeitragen, weitereEonfusionzuumgehen. Eine senkrechtvor uns hingestellteSchraubenämlichsteigtentweder vonSüdnach Ost,Nord,West;odervon SüdnachWest,Nord, Ost;
imersteren Fallenennen wirsiesüdöstlich— unddies istdielinksgedrehte SchraubenliniederBotaniker, die rechtsgedrehtederZoologen,— imletzteren Falle heißt siesüdwestlichzdiesistdierechtsgedrehteSchraubeder Botaniker. EsistkeinZweifel,wirhaben hiereine Be- zeichnungsweise,welche dieselbe bleibt,mögenwirnun die Schraubevorunshinstellen,oderunsalsSpindel hinein- denken oder gar alsSchraubenliniein dieHöhedrehen!
Wärenun aberauchdieBezeichnungder Botaniker die naturgemäßere,undstündedenZoologenauchnichtdie EinstimmungderübrigenWissenschaften,sowiederSprach- gebrauchdesgemeinen Lebenst)zurSeite, soMüßkenwir trotzdemdenZoologen ihre Bezeichnung lassen,da beiihnen eineReformationeinenunübersehbarenUnfugin der No- menclatur herbeiführenwürde,währendes bei den Bota-
«·) Jch habe wohl nichtzUfurthka-daß mich hier Jemand desJkkthumsbeschuldigenundandieRekrutenerinnern wird?
Sie sind Sub1ekte,dekEDUARle welchervorihnensteht, denkt nur für sie.
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nikernweiternichtsbedarf,alsbeiErwähnung hierher gehörigerVerhältnissesich jedesMal klarauszusprechen, welcher Partei man angehört. Ichwill übrigensmit meinerschlichtenDarlegung nichtetwa eineRevolution hervorrufen, dazuwäreauch hier durchaus nichtder Ort,
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ich habe vielmehr euch,liebeLeser,nur die Sache vorge- tragen,wiesieist,umeuchvorderConfusionzuwahren, unsabervor demVorwurfe,wirbrächtenimmernursolche Geschichten,mitdenenwirParade machen könnten,und schwiegenwohlweislichüber diestreitigenPunkte!
Alte und neue ZeitderRaumrinde
Welche Entstehungund innereGestaltungundwelche Bedeutung·fürdas LebenderBäume,sowie auchüber- hauptaller vollkommen entwickelten Pflanzendie Rinde habe, istuns durchdenausführlichenArtikel desHerrn Dr.Klotzin Nr.7, 8und9dieses Jahrgangesbekannt geworden.Wir wollenjetztsehen, daßdieRindeauchfür dieErdgeschichteeineBedeutung hat, insofernwirnatürlich dieEntwickelungsgeschichtedesPflanzenreichszurErdge- schichte rechnen, soweit sich diese Entwickelungsgeschichte nachdenversteinertenUeberresten frühererPflanzenwelten beurtheilen läßt.Bei derUmfänglichkeitderbaumartigen Pflanzen istesnatürlichfasteineUnmöglichkeitgewesen, daß sichganzeBäume unzertheiltindenSchichtgesteinen erhalten konnten;undwenn auchhierund da, wie wir be- reitswissen,ganzeversteinerte Baumstämmegefundenwer- den, sosinden sichandenselben dochniemals diedazuge- hörigenBlätter undFrüchte,wenn wirdiewenigen Fälle ausnehmen, daßanStamm- undZweigspitzenderStein- kohlenzeitBlätter undFrüchtenochansitzend gefunden worden sind.
JndenallermeistenFällen sindenwirdieStamm- undWurzeltheileunddieBlätter, BlüthenundFrüchte voneinandergetrenntundzwarfastniemalsinnaherBe- nachbarung, so daßwirdaraus ihre Zusammengehörigkeit abnehmenkönnten, sondernmeistvoneinandergetrennt, so daßwirgar nicht wissen, welche Blattgebildezudiesem oderjenem Stammgebildegehören.Dabei kann esauf- fallend erscheinen, daßmanhäusigerundingrößererManch- faltigkeitdieBlattgebilde findetals Stammtheile,mit denen möglicherweisejeneinVerbindung gebrachtwerden könnten. Diezarten, leichtzerstörbarenBlätter früherer Pflanzenweltensind in vielgrößererMenge undManch- faltigkeit aufunsgekommenalsdiefesterenStammtheile, letzterewenigstensnur selteninihrenerkennbarenGestalt- verhältnissen,dadieselben meistentwederzerstücktundfast immer entrindet, demVersteinerungsprozeßunterworfen sind. Freilichisthier nichtzuvergessen, widerlegtaber
«dasebenGesagte nicht,daß es inderHauptsacheBaum- stämmegewesensind,woraus dieunermeßlichenStein- undBraunkohlenflötzesichbildeten. Jn diesen istabernur insehr seltenen FällendasZellgewebe nocherkennbar«so daß sogarein noch lebender namhafter Naturforscher,um nicht mit dermvsaischenSchöpfungsgeschichteinsGedränge zu kommen,dieSteinkohlen für Ablagerung ursprünglichen Kohlenstoffserklärt. DerUmstand, daßwirnur selten wissen,wievorweltlicheBlätterundStämme zusammen- gehören,verursachteinenlästigenUebelstandinderPa- läontologieoderVorwesenkunde,wieVolgerganzpassend (nachdemVorgangvonVorzeitundVorwelt)jenesgrie- chischeWortübersetzt,damitdieNaturgeschichtederjenigen belebtenWesen bezeichnend, welcheinderVorzeitgelebt haben.Daesnämlichnothwendigist, daßmatt TUFhdke erkennbaren versteinerten ThiereundPflanzen,Wtedle
lebenden, mitGattungs-undArtnamen belegt, sokommt man hierinbeiderNamengebung versteinerter·Pflanzen- resteinVerlegenheit.JneinemBraunkohlenbeckensinden wirz.B.in denwechsellagerndenSandstein-, Schieferthon- undBraunkohlenschichtenBlätter,FrüchteundStamm- theile,inwelchenletzterenmitdemMikroskopdasHolz- gewebe oft noch sehr deutlichzu erkennenist. Aberdiese dreierleiTheile hängen nicht mehr zusammen,wirwissen alsonicht,wiesie zusammengehören.Amhäusigstensinden wirindemangenommenen Braunkohlenbecken,besonders indenSandstein-undSchieferthonschichten,die Blätter undzwar insolcherVollkommenheitdesAbdrucks,wiesie einSiegelunddasdazu gehörigePetschaftnur zeigenkön-
nen. Wirsind demnach vollständigbefähigt,die zu Tau- sendenvorliegendenBlätterabdrücke nachArten vonein- anderzuunterscheiden,wobeiwirunsnichtbeirrenlassen vondenkleinerenVerschiedenheiten,welchedie Blättereiner Baumart unter sich zeigen.Wirdürfenunsalsoberechtigt glauben, jederBlattart einenbesonderenNamen zugeben- Dabei kommenwiraberschonin eineVerlegenheit,indem wirnämlich nicht bestimmt wissen,wieweitdievorliegen- denverschiedenenBlattarten zuverschiedenenGattun- gen odermöglicherweisezu einer Gattung gehörten;
dennwenn auch das Geäderhierbei einige Fingerzeigean dieHandgiebt, so wissenwirdoch, daßesselbstanunsern lebendenBaumblättern nichtausreicht,wir würdenz. B.
dasBlatt dermexikanischenweidenblättrigenEicheQuer- cus salicifolia) durchausnicht füreinEichenblatt halten können,wenn wireseben alleinvor unshätten. Nachdem wir uns durchumsichtigeErwägungübeloder böseaus dieser Verlegenheit gewickelt haben, verfallenwirin eine andere, wirsinden nämlichindenselbenSchichten hierund daeinzelne FrüchteoderSamen und zwarentwederge- trennt vonden Blättern odermitverschiedenenArten der- selbenuntermengt. Hier istesnun zuweilen unmöglich zuentscheiden,ob undwiedieseBlätter undFrüchtezu- sammengehören,undnachdem wirdenBlattern Namen gegeben haben, so habenwirjetzt dasselbeRecht,diesauch mitdenFrüchtenzuthun,kommen aber dabei in die Ge- fahr,einerFruchteinenPflanzennamenzugebenundeinem Blatte einenPflanzennamenzugeben, welche, ohne daß wireswissenkönnen, vielleicht einer undderselbenArtan-
gehören,wiroctroyirenalsodervorweltlichen Flora zwei Pflanzennamen, wosiein derThatblos eine kennt. Die Grundlagen derVorwesenkunde sindnun einmal nicht immerdiefestesten!Erwägenwir dasGetrenntseinderge- fundenenPflanzentheile einerseits, ihrenofthöchstunvoll- kommnen Erhaltungszustandandrerseits, bedenken wir ferner, daßeinOrganwie das Blatt anverschiedenenThei- lenderPflanze— oft wenigstens—- unter ganzverschie- denen Formen auftritt, daßes beigewissenPflanzen-ich brauchenur den Maulbeerbaum zunennen — ganzge- wöhnlich,man kannwohl sagen willkürlichmit denForm-
k-·-—————————.
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Verhältnissenspielt,bei andern —- hierwillichnur anden Epheu erinnern,wenn erblüht;andenüppigenStockaus- schlagvonLinden 2c.—- doch wenigstenszuZeitenund unter gewissen Lebensverhältnisseneinetotale Umgestal- tung erfährt,so mußman es ganznatürlichsinden, daß sichAlexanderBraun hierüberfolgendermaßenaussprechen konnte: »Währendman unbekannte lebende Pflanzen, solange BlütheundFruchtnicht zu Gebotestehen,in der Regel unberücksichtigtbei Seite legt,wagt man beiden f os silen Pflanzen Familie, GattungundArtnachbloßen Blättern, janachFragmenten vonBlättern zube- stimmen.Beider Wandelbarkeit derBlattformenin einer undderselbenFamilie istesdann freilichnicht zuverwun- dern,wenn selbstübervollständigbekanntefossileBlätter dieAnsichten sehr verschiedensind;wenn dasselbeBlatt für EicheoderWeide,RhamneeoderLaurinee,Myrteeoder Proteaceeu.s.w.gehaltenwird.« Ein ganzähnliches aberistesauchmitunter beidenfossilenStämmen oder Stammtheilen. Sie sindgewöhnlichdurchdenDruck mächtigerGesteinsmassenflach,bretartig zusammengedrückt;
nur bei nochaufrechterStellungbesitzensie ihren urspüng- lichen cylindrischen Umfang.Wasübrigens diese aufrechte Stellungbetrifft, soist hierunterzuverstehen, daßdie Stämme dieSchicht,inwelcher siebegraben sind, recht- winklig durchsehen, so daßsiealso,wenn diese Schicht eine Verwerfung erfahren hat, immerhin aucheinemehr oder weniger schrägeStellung einnehmen.
ManhatStämme von mehrals 30Fuß Längege- funden,undamPühbergebei Bonn einenaufrechtstehen- denStamm von zwölf Fuß Durchmesser!Von diesen Stämmen ist, besondersin derSteinkohlenformation, sehr oftnur dieinSteinkohleverwandelte Rinde erkennbar, währenddasinnereGewebedesStammes zerstörtundder Hohlraum durch Sandstein, SchieferthonoderandereGe- steinsmafseerfüllt ist.JndieserAusfüllungfindensich—- beiläufigerwähnt— sogarnichtseltenauchTheileganz anderer Pflanzenvor!— Wirkönnenuns alsobeisolchen Stämmen oderStammtheilennur andiejenigenMerkmale halten, welcheunsdie Rinde bietet,währendwirbeian- deren wirklichversteinertenBaumstämmen (vergl.Jahrg.II, 711) dieZellendesHolzkörpersgar wohl nochzu erken- nen undausihren VerhältnissendenbetreffendenPflanzen- restenmitmehroderweniger Sicherheitdie Stelle anwei- senkönnen, dieihnenimSystem zukommt.
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Es dürfte nichtganzuninteressant sein,ein Mal ein Paarderwichtigsten fossilenStämme etwasnäherzu be- trachten!
Besonders interessantwegenihres außerordentlichen Reichthumsan Pflanzenrestenundnebenbei auchwegen derpraktischenBedeutung dieser Reste istdieSteinkoh- letsfvrmation Freilich sinddiese Pflanzenmassen, so welt sienämlichdieKohlenflötzeselbst zusammensetzen, zumgrößerenTheilinderWeise zusammengedrücktund
Umgeblldet-»daßoftmalsalleundjedeErkennbarkeit einer Form Verwlschtist;wennauch nicht so oftalsman früher annahm,dennwirwissen durchGöppert, daßauch mitten in derStemthke Pflanzentheile,und zwar besonders stammartigenochthl erkennbarsind, sodaßsichdennin deutschenKohlenflotzenbereits überachtzig Pflanzenarten innerhalbderKohleselbst»Uachweisensließen.
Zunächst muß ichJUfUhremdaßdie Calamiten eine sehr allgemeineVerbreitungbesitzen;ihre meist plattge- drückten Stämme zeigeneine«quereGliederungundzahl- reicheLängsfurchen;sie undihreVerwandten, die Equi- setiten, werden inderJetztwelt durchdieSchafthakme (Schachtelhalm,Equisetum) ersetzt, Welcheallerdingsnur
424 ein bescheideneresLängenmaßerreichen alsihre riesigen Vorältern,dennman hat Calamitenstämmevon40Fuß Längeund3FußDickegefunden,undauch dieEquisetiten erreichendieGrößeeinesmäßigenBaumstamms.
Farnstämme, charakterisirtdurchgroße,quincuncial- gestellteBlattnarben, welche in derForm ihres Umrisses undderaufihrer Fläche sichtbaren— bekanntlichvonden in dasBlatt (beidenFarnindensogenannten »Wedel«) austretenden Gefäßbündeln gebildeten— Zeichnunggute Unterscheidungsmerkmale bieten, sindin derSteinkohlen- formation keineswegs so häufig,alsman früher annahm, indem man nochandere Stämme (Sigillarien) fürden Farn zugehörighielt. Man hatdieFarnstämmemitbe- sonderenNamen belegt,daman nicht weiß,zuwelchenvon denzahlreichennachden Blättern garwohl unterschiedenen Arten siegehörenmögen.Von dergrößten Wichtigkeit dagegenundinmanchen Steinkohlenterritorieningroßer Mengeangehäuftsind diegewaltigenStämmederSigil- larien und derihnenverwandten Syringodendren;be- stehen dochz. B.inOberschlesienKohlenflötzemeistaus Sigillarienstämmen!AußerdenSigillarien sind die Stigmarien, Lepidodendren und Knorrien von besondererWichtigkeitfürdieSteinkohlenformation.
DiegenanntenPflanzenkommennichtalleininbedeuk tendenMassenvor,sondernessind auchzahlreicheArten
— vonSigillarienalleinschon67sicher unterschiedene—
von ihnen beschriebenworden. Das Unterscheidungsmerk- mal aberbietetdie— Rinde.Hauptsächlichaufihre Sculp- tur unddieGestaltundAnordnungderBlattnarben stützt sichdieSonderungdieser verschiedenenGattungen undArten.
Die Sigillarienstämme finden sich,beieinigen FußenimDurchmesser,von 30—60 Fuß Länge; jain Nordamerika hatman sogar100Fuß langeStämme ge- funden;doch sinddiesimGanzen immer nur seltnere Fälle unddasbeiWeitem gewöhnlichereVorkommen bildenkurze Stammstücke.An diesenStämmen undStammstücken aberistnur noch dieRinde erhalten, welchejedenfallseine nichtgeringeFestigkeit’besessenhabenmag. ,,Lyell bemerkt, daßdie Rinde dermeisten großenstammartigen Pflan- zenderKohlenformation sehr dauerhaftgewesensein müsseimVergleichzuihrem Innern. Auchkommedieselbe VerschiedenheitderErhaltungsfähigkeitbei« vielenjetzigen- Baumarten vor. So besitzez. B.Betula papyracea in denWäldern Neuschottlandseineso zäheunddauerhafte Rinde,daß ihrStamm oftäußerlichnoch ganzgesundund frisch erscheint, währenddochallesHolzbereitsausgefault ist. DieindenMoorflächen stehendenundsubmergirten Stämme sinddannbisweilenmitSchlamm gefüllt,gerade- sowiediehohlen SigillarienstämmederVorwelt-« (Nau- mann, Lehrbuchd.Geogn.)
DieinnereGewebsmassederSigillarienstämmebesaß jedenfallsnur einegeringe Festigkeit, sieistmeistenszer- störtund derHohlraummitGesteinsmasse ausgefüllt.
Wirhabenesalsobei einersolchenSigillarieimGrunde nur. mitRinde zuthun,wiewir bei einemausgestvpften Thiernur einen.Balgvorunshaben;können unsalsonur andie Rindehalten,undnur solcheMerkmale-sehn,welche dieseunsbietet. Wir sindenihreOberflächemeistsehr regel- mäßig cannelirt, so daßparallele glatteLelstendurchschmale Furchengetrennt werden. Auf diesenLeIsteUsitzenNarben wieSiegel, — daherderName Sjglllakia—, siesind sehr regelmäßigquincuncial angeordnetundverschiedenge- staltet.(Jch muß hierb"etonen,siesind nichtunterends zu- gespitztundgekielt,wie beidenLepidodendren!)
Bei einigenArten stehen dieseNarben sodicht bei-