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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt MkauggegrhennnuE. S.Roßmäszler.
Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.
No. 8.»»Moose«— diedochkeineMoosesind.
Inhalt: Unser täglichesBrod. vVonDr. Otto Dainnicr. — Zweibekannte undnützliche VonAng. Nöse.— Bannirinde. Von Dr.Karl Klotz. 1861.
(Foktseszung.)—Kleinere Mittheilungen.—Achter BerichtvondenUnterbaltungsabenden — Verkehr-.
Anser täglichesBrod.
VonDr.OttoDamnier.
WollenSie einegrößereMengeSoda kaufen,sogeben SiedemFabrikantendie StärkeundFarbedesgewünsch- tenFabrikatsanundSiesindsicher,genau nach«Bestel- lungdieWaare zuerhalten.Siekönnenlausjeder Zucker- fabrik nach Belieben grob-oderfeinkörnigenZucker erhal- ten, derFarbenfabrikant liefertFarbengenau von dem gewünschtenTon. Soist’s fastinjedem Industriezweig und einfach deshalb,weil dieMänner derTechnik ihre ExistenzabhängigwissenvondemGrade,wiesiedenAn- forderungenderZeit Genügeleisten. Diejedesmaligen Fortschrittemüssen siesorgsamüberwachen,was Einer kannmüssenAlle ebensogutleisten.Wieanders istes beiunsern HandwerkerntDiezunftgeschützteMeisterschaft weiß sichsicherinihremaltenSchlendrian,esfälltNieman- den ein,umNeuessich zu kümmern, diewichtigstenEnt- deckungengehen spurlosvorüber. Konkurrenzwirddurch jedes noch sokleinliche Mittel, nur nicht durchdenVorzug derWaaretodtzumachengesucht·DieGroßelternhaben schlechtesBrod gegessen,warumsollendie Enkelbesseres genießen?Ja selbstgegen eigenenBortheil istman blind.
IndenmeistenBäckereien,von denen ichhierimBeson- derensprechenwill,findetman noch dieselbenUnpraktischen widersinnigen Oefen,wie sie inHMUITUUMUndPompeji ausgegraben sind. »Jahrtausendesind daheran der GeistesträgheiteinerzunftgeschütztenMeisterfchaftspurlos vorübergegangen,deren-Gliedern es in dieHändegegeben
.ist,demPublikumdaswichtigste Nahrungsmittelgutoder schlechtzu bereiten.« (F.W«Grüner.)
MöchtendieHerrenihreralten Oefen sichimmerhin bedienen,derVeilust istschließlichihr eigener;aberin die- sen Oefenistesunmöglich,täglichauchnur annähernd gleichmäßigeWaare zu bereiten. Diewirklich wunderbare VerschiedenheitdestäglichenGebäckes hatnun nichtallein inderKonstruktionderOefen ihrenGrund, sondern sie wird bedingt durch jede einzelne BearbeitungdesTeiges.
Undfreilichdarfman nichtalleSchulddemBäcker zu- schreiben,ersteht auf ungewissemBoden, denn der Müller liefert nicht gleichmäßigesMehl. Deshalb istdasBrod baldweißer,baldgrauer, baldtrocken,baldnaß, wasser- streifig, zerborsten,zuwenigoderzustark vergohren,zu schwachoderzustarkgebacken,kurzman sindetunterdreißig Broden, dieman währendeines Monates vondemselben Bäckerentnimmt, kaumdreioder viervon gleicherBe- schaffenheitDasisteingroßerUebelstandundsolltedem- selpennicht aszhelfen sein?DieBäcker rufeneifrignein- ne1n, abersiegesgewißsagtdieWissenschaftja,unddie nächstenJahrewerden entscheidenwerRechtgehabt hak- Aberfreilich,der Bäckermußlernen, waseraufdemMehl- bodenhat,ermußlernen, wasSauerteig ist,ermußlernen, WasGährungistundwieersie leitenkann,et MUßsichge- wöhnen,genauzu arbeiten. DieGewerbefreiheitwirdihndies alleslehren,wirbrauchenkeineSorgedarum zuhaben.
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RühmenswertheAnfänge, bessresBrod zuliefern, habendieMaschinenbrodfabriken gemacht. Jstesauch nochnicht allensolchen Unternehmungen gelungenvoll- ständigihrenZweckzu erreichen,so istdasebendemMangel
anjeglicherErfahrung zuzuschreiben,aberes wäresonder- bar,wenn inunsern Tagen,woAllessichvervollkommnet, einFortschrittinderBrodfabrikation nicht gethanwerden könnte,namentlichdawirnoch dieersten Anfängeeiner rationellen DarstellungderBackwaaren zu machenhaben.
Jchwillhier zweineue Entdeckungen in der Bäckerei besprechen,die beidevielVon sichredengemacht haben.
Wirkönnen daran sehen, daßman nichtjeder anscheinend schönenEntdeckung unbedingtdenPreis zuerkennen dürfe, daßesselbstinderBäckereiunter Umständenrathsam ist, beimAlten nochzu bleiben undnicht jede sogenannteVer- besserung allzu enthusiastischaufzunehmen.
Ausgewachsenen Roggenzuverarbeiten ist fastun- möglich,das daraus bereiteteBrodläuftbreitundwird ungenießbar.DieUrsachedavonist, daß-diestickstoffhal- tigen BestandtheiledesSamens beiderbeginnendenKei- mungeinewesentlicheVeränderungerlittenhaben,inFolge derenderKleber seinewasserbindendeKraftverloren hat.
WiewichtigeinMittel wäre, solchendurchanhaltende Nässeverdorbenen Roggen dennochverbacken zu können, braucht nicht hervorgehobenzuwerden. Dr.Jul.Lehmann hat sichmitderAuffindungeinessolchen beschäftigtundist zu denbesten Resultatengelangt. EswurdemitGeneh- migungdeskönigl. sächsischenKriegsministeriumsinder Militairbäckerei zuDresden einRoggenverarbeitet, dessen Körnerfastalleausgewachsenwaren, unddieser absichtlich mitallenKeimen vermahlen.Es ergab1Scheffel,der 160Pfd·wog
Gutes Mehl 102 Pfd.
Nachgang 17 -
Schwarzmehl 1572 -
Kleie 16l2
-
lHiernachVerlust 9 -.
Von demgutenMehlwurden 40Pfd.mit31Pfd.
WasserunddemnöthigenQuantum Sauerteigverarbeitet.
Das erhalteneBrodwar breitgelaufen,dieRinde hatte sich abgelöst,einbläulicher Schliss sich gebildet,dasBrod war ungenießbar.VondemselbenMehlwurde nun aber- malsBrod bereitet,demWasseraberbeimEinteigen auf 3Psd. Mehlle Loth Kochsalz zugesetztundman erhielt ein Brod, das nichtmehrbreitliefund-genießbarwar.
Abernochhatte sichdie Rinde abgelöstundanderuntern Seite zeigte sichnoch einkleiner Schliff. Beides ver- schwand bei einemZusatzvon2Loth Kochsaltzauf3Pfd.
Mehl..DasBrodwar injeder Beziehung zufriedenstel- lend, locker, trocken,wohlschmeckend,ohneallen Schliff.
Diese einfache Operation, dasnöthige Salzindem Einteig-Wasseraufzulösenunddannganzwiesonstzuver- fahren, setztunsalsoin den Stand, ausgewachsenen Rog- gen ganzebensozuverarbeiten, wienichtausgewachsenen, derummehrere Thaler theurer ist. Große Mengen Rog- genwerden dadurch namentlichinnassenJahren fürdie Volksernährunggewonnen werden,diebisherverloren ge- gebenwerden mußten· HierzukommennochandereVor- theile,diedenKochsalz-Zusatz-auchbeigutemRoggen wünschenswertherscheinenlassen. GesalzenesBrod istent- schiedenverdaulicheralsungesalzenes,esschimmelt nicht undMehlmitKochsalz-Zusatzverbacktsichungleich weißer alsungesalzenes. Daßes derZungenicht schwer werden kann,sichandenGenuß gesalzenenBrodes überhauptzu gewöhnen, beweisen wohl dievielen Gegenden unseres Vaterlandes,indenensehr stark gesalzenesBrodgenossen
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wird. Durch einesolcheGewöhnungwürdeman innassen Jahren von demdann mitNothwendigkeit geforderten Salzzusatz nichtweiterberührtwerden.
,,Allen, welche sich fürdiewichtige Aufgabe zweck- mäßiger Volksernährunginteressiren, sind diese Sätzeleb- haftansHerzzulegen.« (Liebig.)
SchonvorJahren hat Liebig darauf aufmerksamge- macht,daßman einenZusatzvon Alaun oder«Kupf,er- vitriol zum Brod,derindenbelgischenBäckereiengebräuch- lichist,wenn feuchtgewordenes,älteresMehl schlifsiges Brodgiebt,vielbesserdurch Kalkwasser ersetzt.Denn während jene SalzederGesundheit nachtheilig sind,be- fördertderKalkwasser-ZusatzdieVerdauungundman er- reichtseinen Zweck ebenso vollständig. Auf1Eentner Mehlnehmeman 26—27 Pfundvollkommenklares Kalkwasser,wieman essichleichtdurchUebergießenvon gebranntemKalkmit· sehrvielem WasserundruhigemAb- sitzenlassen,bereitenkann, und vollende dieTeigbildung mit gewöhnlichemWasser. Wer, auch inder eigenen Haushaltung, diesenKalkwasser-Zusatz einmalversuchthat, wirdnicht leichtwieder davonlassen, zumalwenn erbe- denkt,daßdieskalkreichereBrodfürdieErnährungum vielesvortheilhafter ist. »EskannalseinedurchErfah- rungundVersuche ausgemittelte physiologischeWahrheit angesehenwerden, daßdemMehlderGetreidearten die volle Ernährungssähigkeit abgeht,undesscheintnach allem,waswirdarüberwissen,derGrund indemMangel deszurKnochenbildung unentbehrlichenKalkeszuliegen.
Phosphorsäure enthaltendie Samen derGetreidearten in hinlänglicherMenge,abersieenthaltenweitwenigerKalk alsdieHülsenfrüchte.Durch den oben genannten Kalk- wasser-Zusatzwirdnun-einVerhältnißderPhosphorsäure zumKalk,wie es in denHülsenfrüchtenvorhanden ist, her- gestellt.Dieser KalkmangekimGetreide erklärtvielleicht mancheKrankheitserscheinungen,dieman bei Kindern auf demLande oderinGefängnissen wahrnimmt, wenn die Nahrung vorzüglichin Brod besteht,undin dieserbeson- derenBeziehungmöchte dieseAnwendungdes Kalkwassers vonSeiten derAerzte einige Aufmerksamkeitverdienen.«
(Liebig.)
Da durchdenKalkwasser-Zusatzalleüberschüssige Säureim Brodvermiedenwird,so mußman denüblichen Kochsalzzusatzum einbedeutendes erhöhen,damit das Brod schmackhaftbleibe. Endlich giebt Liebignochan, daßdasKalkwasserdiewasserbindendeKraftdesKlebers erhöhe,dieAusbeute anBrodsomiteinegrößerewerde:
währenderaus19Pfd.Mehl seltenüber241J2PfdBrod erhielt(nachHeeren’sBestimmungen geben19Pfd. Mehl 25Pfd.31-·..,LothBrod), gab dieselbe MengeMehl mit 5Pfd. Kalkwasserverbacken,26Pfd.12Lothbis26Pfd.
20LothgutausgebackenesBrod.
Wirsehen hier also durch geeigneteZusätzezum Brod wesentliche Vortheile erlangen. SchlechtesGetreide wird gutesBrodliefern,unddiesBrod istverdaulicher,ernäh- render, sodaßdie genanntenZusätze selbstbeiVerarbei- tungvortrefflichenMehlesimmer noch dringend sichem- pfehlen.
" .
Wendenwirunsnunzu derzweiten angedeutetenVer- besserung.
AneingutesBrodstellenwirdieAnforderung- daß esgleichmäßigporössei.DieseEigenschafterhältesdurch einerichtig geleitete Gährung,beiWelcherdiesichent- wickelndeKohlensäuredenTeig auflvckett Wirleitendie Gährungeinentweder durchHefeOderdurch Sauerteig, abernichtdieHefeoderderImSauerteigwirkendeStoff liefertdieKohlensäure, dlese stammtvielmehrausdemin
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Zuckerumgewandelten StärkemehldesTeiges. Letzteres erd zerfetztinAlkoholundKohlensäure,dieAuflockerung des Teiges geschiehtalsoauf KosteneinesTheilsdes Mehles Beachtenwirferner, daßdieLeitungderGäh- rung mitgroßer Sorgfalt geschehenmuß, daßderZeit- punkt derGähre ängstlichüberwachtwerden muß, ziehen wir endlich inErwägung, daßderganzeGährungsproeeß einenichtunbedeutende ZeitinAnspruchnimmt, daßbei demselben stetsSäure gebildetwird,diederVerdauung geradenichtzuträglichist,daß außerder Stärkeauch ein Theildes Klebersvernichtet wirdunddaß endlichdasBrod vollkommen ungenießbaroder doch fürdieGesundheit höchstnachtheiligwerden kann,wenn man derGährung nichtdieerforderliche Aufmerksamkeit widmet; so istklar, daßdieAuflockerungdesTeigesmitHülfederGährung unpraktisch erscheinenmuß.DieAufforderung lag nahe, ein Mittel ausfindigzu machen,billiger, leichterund sicherer ein lockres Broddarzustellen,alsesbisher geschehenkonnte.
JnderKuchenbäckereiwendet man seit langedaskohlen- saureAmmoniak,sogenanntes Hirschhornsalzan. Jnder BackhitzeverflüchtigtsichdiesSalz,derTeigbleibtlocker zurück. Hier habenwirdenselben Zweck erreichtdurch ein ungleich einfacheresMittel, dassich aber indergröberen Bäckereinichtalsanwendbar erwiesenhat.
VormehrerenJahren machteDr.Whitingseinensehr sinnreichenVorschlag,derauchmehrfachin derPraxiszur Ausführung gekommen ist. Man mischte nämlichdas Mehlmitdoppelt-kohlensauremNatron, dasEinteige- wasser mitSalzsäure. JmschnellbereitetenTeigwirken Salzund Säure aufeinander,Kochsalz istdas Produkt, dieausgetriebeneKohlensäurelockertdenTeig. Aber— theilsistesschwierig,genaudasrichtige Verhältniß zwi- schenSalzundSäure-zutreffen,theilskonnte einesder beidenJngredienzien,wenn esalleinaufdasMehl längere Zeiteinwirkte, diesnachtheiligverändern,theils auchkam man in dieGefahr, Verunreinigungendergenannten Stoffe in einso wichtiges Nahrungsmittel,wie dasBrodist,zu bekommen. Diese Nachtheile zusammen ließen Whitings Methode nichtdauernd Eingang finden.
Neuerdings tauchtnun ein ganzabweichendes Verfah-
renauf,schonarbeitetman inPortsmouthundDockhead inBermondsey nach demselbeninumfangreicher Weise, unddeutscheundenglischeZeitschriftenstnddesLobesvoll vonderBackmethodedesDr.Danglish. Dieser Herr,ein englischer Arzt, läßteinWasserbereiten,welches,wie das ,,kohlensaure Brunnenwasser« unserer Mineralwasseran- stalten,unter demDruckeiniger AtmofphärenmitKohlen- säuregesättigt ist. Mit diesemWasserwird,unter gleich- bleibendemDruck,alsoinverschlossenenGefäßenmitHülfe eisernerArmeeingeteigt.Durch eingeöffnetesRohr dringt derTeig vermögedesimApparatherrschendenDruckes hervor,ein Arbeiterschneidetvondemwalzenförmigaus- tretenden TeigStückevon derLängederBrode abund diesekommenunmittelbar indenOfen. WiedieKohlen- säureausunserm SodawasserimGlase, so befreit sichdie KohlensäuredesTeigesunddieser.wirddadurchlocker.
SicherheitderArbeitunddesErfolges, Reinlichkeitund unfehlbareGüte desaufdieseWeiseüberhauptzuerrei- chendenBrodes sind verbürgt.Esfragt sich,obsichnicht auch- hierein»Aber-«alsbaldeinschleichtDieenglischen Berichtelauten äußerstgünstig- Säurefrei freilich muß dasBrodsein, dadurchetwaerzeugter Geschmacklosigkeit ließe sich durch Kochsalz abhelfen;ein SackMehl istin anderthalbStunden inprächtigesBrod verwandelt und dies.Brodist nach14Tagen erst rechtschmackhaft,dabei
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leicht verdaulichund,so erzähltman, Arbeiter,jaselbstdie Kranken inGuh’s Spital, die damit beköstigtwurden, ohnees zuwissen,genossendavon mehrundohnedenge- ringsten Nachtheilalsvon dembesten nachalter Methode gebackenenBrod.
Jch mußgestehen, diese letzteAngabe hat micharg- wöhnischgemacht·Wienun, wenn die mitDanglish- Brod gefüttertenLeutedavon mehr essen mußten?ich meine,wenn sievon derQuantität diesesBrodes nicht gesättigtwurden,dievon altemBrodhingereichthatte,sie zusättigen,mußdannnichtdas»durchlüftete«Brodmin- derernährungsfähigseinalsgegohrenesBrod? Unddieser Einwurf scheintinderThat gerechtfertigt. Wohl istes wahr, daßwirimDanglish-Brod dasStärkemehlmit- genießen,was wirbeiderGährungverloren geben, dieses Stärkemehl hat offenbarernährendeKraft,auchjener Theil Kleber, der beiderGährung zersetztwird,bleibthier für denMagenerhalten.
NachunsereraltenMethodebleibtdasMehlmitdem Wasser stundenlanginBerührung, eheesdurch die Backe hitze theilweise ausgetriebenwird. Während dieser Zeit müssenVeränderungenstattfinden, zumaldaeinsotief- greifender ProceßwiedieGährungimTeig verläuft.
Jedes Mehlpartikelchenwirddavonergriffen, nichtallein zwischen diesenentwickelt sich Kohlensäure, sondernaus diesen heraus,derzersetzendeStoff, gelöstin demWasser, durchdringt jedes Mehlpartikelchen, zerfetztesvon außen undvoninnenheraus,dasMehl,derKlebernamentlich, dervorher fest, dichtwar,wirdaufgelockert,zertheilt.Das
kannnachderneuen Methodenieerreichtwerden. Das
Mehlwird mitdemWasser gemengtund nun gebacken.
Mischen Sie doch einmal MehlmitWasserundschieben
SieesmitBrod indenOfen,ob Sie auchnur annähernd einebrodähnlicheMasse erhalten, abgesehen davon, daß diese nichtlockerseinkann.J- DieGährung hat nicht alleindenZweck,dasBrodzu lockern,siemacht esernäh- rungskräftiger, sie schließtdasMehl auf. Undwäre es dennnichtsehrin dieWage schlagend, daßgenaueVersuche dengrößerenNahrungswerth gegohrenen Viehfuttersdar- gethanhaben? Hierwerden ebenfalls durch Gährungdie Nahrungsstoffe aufgeschlossen,man hatdenErfolgeines solchen VerfahrensvorAugenundnun möchteman uns
dieses Vortheilsberauben? .
Was wir inderStärke und einemgeringen Theil Kleberbei derGährungverloren geben, trägtreichliche Früchte-,was dieGährung nachtheiliges erzeugt,nament- lichdieSäuren, das kanndurchZusätzewie dievonLiebig empfohlenenleichtunschädlichgemachtwerden,undsomit müssenwirwünschen,daß dasenglischeVerfahreninUn-
sermVaterlande keinenEingangfinde, dagegenaberdie vonLiebigundLehmann vorgeschlagenen Verbesserungen desBrodes immerweiter undweiterbekanntundausge- führtwerden— zuunserm eigenenVortheile.
Wir haben also hiereinBeispiel,wieman einaltes Verfahren, WelchemschondieältestenVölkerfolgten, nicht verwerfendürfe,weil esallerdingsnichtzuleugnendkNach- theilE·Mltsichbringt- sobaldeineneueEntdeckungauftaucht.
Esklmgt freilichschön,Brodinso kurzer Zeit, ohneBe- VUHVUNSdurchMenschenhändedarzustellen,aber wiegroß würde derSchaden sein,den wirunsdurch eineVerschwen- dungderwerthvonstenNahrungsmittel zuzögwUnd Verschwendungistes,wenn eingrößererTheildfsBrodes
alsdurchausnöthig,unverdaut wiederausgeschiedenwer-
denmuß,derVerdauung entgehtUndMlthm durchUeUe
Zufuhrersetztwerdenmuß.
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, Zweibekannte und nützliche,,9,eloose«— diedochkeine Zeioosesind.
VonAugustRöseinSchnepfenthal.
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DieVolkssprache—- undleiderauchdie Spracheun- serer naturunkundigen Dichter— bezeichnetmitdemAus- druck,,Moos«imAllgemeinenalleniederen Pflanzender unermeßlichenKryptogamenweltundunterscheidethöchstens einige auffallende nützlicheoderschädliche,,Schwämnie«, ,,Schimmel«und,,Seegräser«.Nurderlieblichen,grünen, weichen,,Moosdecke«desWaldes, deridyllischen»Moos- bank«,oderdemsinnigen ,,Mooskränzchen«mitJmmor- tellen giebtsie einederWissenschaft entsprechendeBenen- nung. Hingegendieanalten oderkränkelndenObstbäu-
men sichansetzendenweißlichgrauen ,,Moose«,die dunk- leren, lappigen UeberzügeanStacketen, Wänden und altenWaldbäumen, dieandenAestendichterWaldbestände hängenden,abenteuerlichen, langen »Moosbärte«, welche dieliebeJugendzuPerrückenundmartialischenBärten zu verwenden weiß,sindnichtsanderes alsFlechten. Eben- somüssendie,,Wassermoose«,dieanBrunnen undnassen Felsenwändengrüne, schleimigeUeberzügebilden,unddie fluthenden,zartenWasserfädeninFlüssenundTeichen, welchezuweilenalteFischezuMedusenund,,bemoos'ten Häuptern-«machen, sammtden,,Seegräsern«indasgroße ReichderAlgen verwiesenwerden.
Sosinddenn auch diezweihier abgebildetenkrypto- gamischenGewächse allgemeinunterdemNamen ,,islän- disches Undirländisches Moos« bekannt;ersteres gehörtaberzudenFlechten, letztereszudenMeeresalgen (Tangen);beidewerden alswichtige Haus-undArznei- mittel gebrauchtund machensogareinenTheilderkärg- lichenNahrungdernordischen Bewohner Europasaus.
Sollte darum einenähere Betrachtung derselben nicht vonInteresse- sein?
DieisländischeFlechte(Cetrarjaislandica Achar., Parmelia islandica Wald-» Lieben islandicus Linnå), Moos-,Brod-,Schuppen-,Tartschenflechte, Fig.1 wächstinallen gebirgigen Gegenden Europas, selbstauf niedrigen Vorbergen (z.B.umSchnepfenthal), hierund dasogarimflachen Lande; Früchte trägt sieabernur aus denAlpenundimhöchstenNorden (Jsland, Norwegen), wosie überhauptingrößerer Ueppigkeitvorkommt. Jn großer Mengewsrdsiein Thüringen(umSaalfeld, Schwarzburgu. s.w.),imHarzundFichtelgebirge,inOber- OesterreichundinSchlesienvon armen Leutengesammelt undandieApotheken verkauft. Früherkostete der Cent- ner7Thlr., jetztnur 3—4 Thlr.SieliebtlichteNabel- waldungenundeineUnterlageVon Kalk oderSchiefer;
doch sindetsie sichauchebenso häufigimUrgebirge auf freienPlätzen,jederzeitaberaufderErdezwischenMoos, Gras, Heidekrautundniemals anBäumen. Leichtistsie an den1——3Zollhohen Büscheln,an demeigenthüm- lichen Laube(Thallus)undder·FarbevonandernFlechten zuunterscheiden. JhrThallus (so heißtderKörperoder dasLaubderFlechtekd bestehtnämlichaus2—6 Linien breiten, sichwiederholt gabelig theilenden, lederartigen, flachen Lappen, dienachvorne etwas breiterwerden und die Dickevon starkem PapieroderschwachemPergament haben. Diezart,aberdornig bewimpertenRänder sind rinnenförmigzusammengeneigtundgekr-äuselt,oftsogar untereinander verwachsen;ein verdickter StieloderStamm, sowiestielrunde, spitze Verzweigungen fehlen gänzlich.
DieFarbeistoberseitsgrauoderbraungrünlich,auchwohl olivenfarbig-kastanienbraun,unterseits weißlich,baldmehr
grünlichoderbräunlich,mithellerenStellen, amGrunde aberstetsheller. Eingelblichrotherodergarblutrother Fleckenam untern, dieErde berührendenTheil istein charakteristischesMerkmal. JnfeuchtemZustandewird sie. wiealleFlechten, weichundbiegsam, ihre Farbeviel intensiverundnamentlich dasGrünlebhafter,währendsie bei trocknerWitterung hartundknorpelig briichigzusam- menschrumpft, sichvon derErdeabsondertundim Walde umher liegt. Man sammeltsiedaherambestenbei feuch- temWetter, trocknetsieanderLuftoderimBackofenund kannsie dann jahrelang aufbewahren.DieFrüchte (Apo- thecien) entstehenandenvorderen TheilenderLappenund gleichenkleinen, runden, flachaufliegenden,kastanienbrau- nen Schildchen; aufderentgegengesetztenFläche ihrerAn- heftungsstelleerzeugensieeinegeaderte Vertiefung.
Die chemischenBestandtheilederisländischenFlechte sind nachBerzelius:StärkemehloderFlechtenstärke(lnulin
= C« I-I40020)circa40pCt., fernereinbitterer. kry- stallisirbarer Extraktivstoff,Moosbitter (Cetrarin, Pieto- ljcljenin =
034 H32 01«-,)und in kleineren Mengen Guinmi.Syrup,graues Wachsundweinsteinsaure Salze.
Der reicheGehaltannährendenStoffenmachtdieselbe daher einerseitszueinemgeeignetenNahrungsmittel, wäh- rendanderseitsdie bittern,schwach zusammenziehendenBe- standtheileinVerbindungmitjenenihre Heilkraft bedingen.
DieZubereitung geschiehtauf folgende Weise: Zunächst wirdsiesorgfältigvonErdeundanderen Anhängselnge- reinigt, zerschnittenundin einentiefen Topfgebracht,um
siedurchallmäligesKochen mitWasseroderauch Milch (12Pfd.Wasser auf1Pfd. Flechte)ineine dicke,schlei- mige Massezuverwandeln. BeimAbkochen hatman auf öfteresUmrührenundAbschäumenzusehen.Willman ganzreineGallerte haben, so seihtman sievordemEr- kalten durchLeinwand undmischt,um denGeschmackzu verbessern,Salz, Zucker, ZimmtoderwährenddesKochens je nach UmständenFleischbrühe,Mehl, Kartoffeln,Mol-
kenunter. Dampft man sieunter Zusatzvon vielem
Zucker noch mehrein, sodaß siezueiner nochfesteren Massegerinnt, so erhältman diesogenannteMoospasta, dieman dannauchtrocknenUndpulverisirenkann.
WirdderGallerte außerZuckernoch KakaoundSalep beigemischt,so entstehtdie beliebteMooschokolade.
So wird die nützlicheFlechtein mancherlei Form Kranken empfohlenundzwargegenBrustleiden, chronische KatarrheundbesondersgegenLungenschwindsucht;auch alsNachkurbeiLungenentzündungundKeuchhustenwird sieangewendet.Soll siedurchihren Stärkemehlgehaltauf denerschlafftenundabgezehrten Körper vorzugsweiseer- nährend wirken, sokannman denwiderlichbittern Extrak- tivstosfvor demEinkochendadurch entfernen, daßman siein einerLösungvonkohlensauremKalioderPottasche (LaUge) entweder einigeStunden kochtoder24Stunden kaltstehen läßt«daraufabermitreinemWasser sorgfältigaUsWäschlL
AlsNahrungsmittelwirddieBkod-Flechte nur von denärmerenBewohnern Jslands UndandererUökdlischen Gegendenbenutzt, istaberzumanchenZeitendieeinzige Nahrung derselben.SiewirdzUMehl zerriebenundent- weder allein, odermitGetreide- undKartoffelmehlver- mischtzu Brod verbackenzauchalsGrützeundinMilch gekochtgenießtman siehäUsigs
Manche Leinweber bereitenausderselbenFlechte auch
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