• Nie Znaleziono Wyników

Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 28.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 28."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

- .sssssssssssi sit-His

"."snis»«,·-«isksi

ern

Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt MkanrgegehrnnunE.Il. Roßmässleu Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für pierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

EinedramatischeSteue. DerSkorpion.

bildung.) DasLächerlicheumMitternacht Kleinere Mittheilungen.

(Mit 1861.

Inhalt: DerGymnasial-Aetus imFreien.

No. 28. Ab

HerGnmnasiabglcctusimFreiens-I

EinedramatischeSeene.

Die Akademiewolltenicht untersucht wissen,wasdasWortMonas

grasnmatikalischbedeute? wer eszuerst gebraucht habe?wasesbei demXenokrates anzeige?obdieMonaden desPhthagorasdie Atomi desMoschus gewesenu.s.ro.?Wasistihrandiesenkritischen Kleinig- keitengelegen?undbesondersalsdann, wenn dieHauptsachedabei ausdenAugen gesetzt ist?

Lessing, d.junge Gelehrte,S.Aufzug,15.Austritt.

Personen.

HerrProfessor Cellarius, Rectoreines Gyninasinms

- Borniann, ein

LungerRechtsgelehrter, Ietzt Protokollaut ineinem königl. Justizainte

Richter, einjungerArzt.

Köhler, ein1unger«Theolog,jetzt Hauslehrer.

Bauer, einjungerPhilosoph.

(AllevierhabenvorsechsJahrendasGymnasium desHerrnProfessorCellarius verlassen.) Otto, derfünfzehnjcihrigeBruderdesHerrnKöhler, Schüler

einerhöheren Realschule

»DerSchauplatz isteinoffener, hochnnd·malerisch gelegener OrtamSaume einesWaldes, mitderAussicht aufdienahe gelegene Stadt, inwelchereinGymnasinmblühet;dasWetter spschön»daßesselbstdem seltenausgehenden HerrnReetor ausfällt AußerdenGenanntenwird·derSchauplatzauchvon allerhand Schlangen, (sidecl)seU-FlnxetpZeisigen, Käfern, Schmetterlingen,WespenundanderenJnsekten belebt-dieAber nichtmitsprechen, alsoalsStailstellzUbetrachten sind-

n n U

Reetor Cellarius (trittausundsieht-sichüberallum).

Ja,ich kannnicht irren, hier mußessein; dIeVeschVerUUS

«)Esgeschieht aufdenWunsch mehrerer Freunde,welche seit1847DiehochwichtigeFrage »dieNaturgeschichteausdem

THE

paßtgenau auf diesenOrt. Jch begreifeabernur nicht, warum siemichinihrem lateinischen Briefezueinersehr wichtigen Zusammenkunft,wiesiesagen, geradehierher beschiedenhaben?Hieristdoch keinpassenderOrt,sich mit gebührenderRührungderSegnungenderalma scholazu erinnern, und einederartige Absichtkanndochnur der Grund zuihremKommen sein. Allevier, Bormann, Köhler, Richter undBauer, waren tüchtigeSchüler, Gymnasium«auch heuteIsvchkastganz auf demselben Standpunkte stehend erachten, daß hierdiesekleinedrainatischeSeenenoch- malszumAbdruckkommt. Sieerschienanonym 1847zuder Zeitals inDresden derHerausgeber, L.Retchenbach, H.Köchly, H.E-·R1»chterund Fr. Wigard ineinem

»Gyncnasialverein«dieoffentliche Aufmerksamkeit auf diesen beklageuswerthen Mangeldeshöheren Unterrichts zulenken suchten.Diebalddarauf eintretendepolitische BewegungUber- fluthetewiesoVieles auch diese friedlicheReformhestrebung diegleichwohlverdient, ausderTagesordnungderZettgeschichte zu leiben. Jchsindewenigstensnach14 Jahren keinen Grund etwasWesentlichesvon dem zurückznnehmen,was ichindemSchriftchendamalsniedergelegt herbei nMiletltlich ist derSchluß heute noch ebenso wahrwiedamalsund wirdcs ewig bleiben,daerkeineZeitfrage ist- sonderndenKernder

Frageausdrückt.

(2)

An Osternist's schonsechsIahregewesen, daß sie abgingen.

WiedieZeit vergeht! Ichbinneugierig,zusehen,was sechs Jahre aus denIünglingen gemacht haben. So mancher jungeMann istvon miralsmaturus zur Univer- sitätentlassenworden, und manchemderselbenwerdenin Amt undWürden bereits dieHaaregrau zuwerdenbe- ginnen. ObsiewohlAllemitDankundAnhänglichkeit sichdesGymnasiumsund derMänner erinnern mögen, denen sie dieGrundlage ihrer Gelehrsamkeit schuldigsind?

Werweiß?! Dochdiese viergewiß;dennsiehattenetwas Tüchtigesbei unsgelernt, undmüssenalso auf diesem soliden Fundamentegewiß grundgelehrteMänner gewor- densein, JchdenkenochimmermitStolzandiescharf- sinnigen Conjecturen Köhler’sundanBauer’s elegante Wortstellungin seinen lateinischenspeciminibus. Ob wohlRichter, der Medicinstudirenwollte,seine antiqua- rischenStudien fortgesetzt haben mag?Erwar inder Roma antiquazuHause,alswenn erUnterAugustusdort dasLichtderWelterblicktgehabt hätte.Bormann war derLeichtestevon Allen,jedochvonHerzeneinguter Jüng- ling,nur etwas vorlaut undzudergefährlichen,gefähr- lichen Demagogie hinneigend. Wieoft habeichihnüber denbösenpolitischenZeitungenertappt!Dasistaberjetzt noch vielschlimmerals damals vorsechsJahren. Was in Berlin undKönigsberg vorgeht, scheint unsere Primaner leider oftmehrzuinteressiren,als diewelterschütternden BegebenheitendesFokiRomani. BöseZeitendas! Man istmanchmalkaumimStande, dennöthigenEifer für die klassischenStudien zuerhalten. Dazukommt dasWüthen desRealismus. Nun, derHimmelwirdunsernhohen BehördeneinEinsehen geben, daßderHumanismusaus diesenAnfechtungensiegreichhervorgehe.(Nacheiianain«e·) DieHerrenlassen lange aus sichwarten. (Siehtsich mit Wohlgefallennni.) Es istheute,wieichbemerke, wirk- lich schönesWetter. Ich möchte wissen, wie schönesWetter in demgöttlichenItaliensein mag,womeinkleinerlockerer Horatiussovieldavon sang.Obes dortwohlviel anders seinmagals hier? Ha,wieherrlich dufteteshieroben!

Somochteeswohl sein, Horatius,alsdusangst:

ljbct iucerc,modo sub antiquailice,

modo intcnaci gramineH »

liFrsiehtan dem·Baume, unter drin ersteht,indieHöhe-J

·ObdieseralteBaum wohleineilexseinkönnte?Ach,es müßteherrlich sein,wenn eseinewäre,unddann,sichdar- unter ausstreckend,sagenzu können: libet iacere sub an- tiquailice. Dort unten höreicheinenBach fließen:

—- labuntur altis interim riij aquae;

Queruntur insilvisaves;

Fontesque lymphisobstrcpunt manantibus, somnos quodinvitat levcs.") Horatius,dumeinLiebling,duerschließestmirmitdeinen VersendenZauber diesesOrtes. Owieman Allesinder BeleUchtUngeurerMuse,ihr göttlichenDichterdesAlter- thums,·stkahlenderwerdensieht.Wohlan,du alterBaum, seiduJetztmeineantjquailex. Sieh,ichsetzemichan deinenFUßLIlbet jacere,dennichbinmüdegeworden;

vielleicht kommt auch einsomnus levis. ((Fr setzt sichnn- iekdenBaum. BaldFuten Bormann, Richter, Köhler, Bauer nndOtto zusammenauf.)

«

«Köhler· Ah!dasind Sieja!Nun, dasistschön- s) Jetunter alterEich«zuWWbehaeti m,

bAufweichem Rasenpolster jetzt.

g h

·'«') Jn hohen Ufernrinnt indeßderBach dahin, JmWaldetöntderPogelSang;

DieQuellen plätscherninderWellen»Lauf:

Wasihninleichten Schlummer wiegt.

436 daß Siegekommen sind. IchgrüßeSie ehrerbietigin unserAllerNamen und heißeSie hierandiesemuns AllenheiligenOrtewillkommen.

Reetor Cellarius. EndlichkommenSie,ichwarte schon lange,undmirscheintesdoppeltsolange,weilich nicht wußte,warum ichhier, hieran diesemsonderbaren Orte Siezuerwarten hatte. Doch,daswerdeichjabald erfahren.Nun,seinSiemirnachsechsjährigerTrennung herzlichwillkommen. Siesehen, daß ich Ihrer Auffor- derungFolge geleistet habe. Apropos, wer vonIhnen hatdenndenBrief geschrieben?GewißmeinlieberKöhler, daswar immermeinbesterLateinerinPrima. Eristein wahres Muster CiceronischerLatinität. NurEineshätte ichdaran auszusetzen, daßSie dasheutigeDatum nicht nachdemrömischenKalender angesetzthaben. Sollten Sie dasschonverlernt haben?Ei, ei! Esist dochsoleicht, wenn man essicheinmaleingeprägthat. SehenSie, Sie dürfennur den erstenMonatstag alsGeltenden-,den18.

vor dennächstenEalenden alsldus und Bormann. Bitte,lassenwirdas. Wirhabenwegen ganzetwas Anderem Sieersucht, hierherzukommen,und

gorAllem,daßSiegekommen, dafür unsern herzlichen

an.

Rector Eellarius. Nun gut,ichversparemeine Repetition des römischenKalenders aufdenNachhauseweg.

Alsonun lassenSie mich«zunächstdenGrund unsererZu- sammenkunftwissen.EsmußjawohlderGrund inIhrer Qualität alsehemaligercives almae scholae undmeiner alsrector liegen,dennin welcher anderen Absichtkönnten dennSieausallenEcken undEnden unseres Vaterlandes hiermit mirzusammengekommensein?Aber, liebenFreunde, warum dennhier? Hiersub diowiedie auguresP Wir habenuns seit sechsJahren nicht beisammen gesehen.

Warum wähltenSie nichtdieRäume,wosieachtJahre langtreu vereint dengöttlichen Studien desAlterthums oblagen? DochSiesehen,ich binIhrer kleinenörtlichen Grillegefolgt, jetzt folgenSiemirnach der Stadt. Die Aula desGymnasiumsist bereit, indemversammelten coetus discipulorum, in demSie nochmanchenalten Schulkameraden sindenwerden, Siefestlichaufzunehmen·

Ich habeeinen kleinenSchulactus arrangirt,ichwerdeSie willkommen heißen,undauch derPrimuswirdIhnenin einerSapphischenOdeim Namen derSchülereinsalvetel zurufen. Sie glauben nicht,was so einSchulactusfür einLabsal fürAlleist. Darum kommen Sie.

Köhler. Halt,HerrRector! Wir wollen unseren Actus hier halten,undwirrechnendarauf,daßSiehier beiunsbleibenund unshiernach derReihe,Einennach demAnderen,anhören.EswirdunseremArtus auch hier, geradehier, nichtanWürdeund Ernst fehlen.

Rector Cellarius (verblüfft). Wiemeinen Sie

-—das? Was wollen Sievonmir?EinActus? hier?—- Würde?Ernst? Erklären Siesich deutlicher!

Bauer. Das soll sogleichgeschehen.Darum ohne UmschweifezurSache,zuunserer ernstenSache! Hören Sie! Du,Bormann, hastdas erste WortnachderVerab- redung.Dann spricht Richter, dann Köhlerundzuletzt ich.Sie,HerrRector, mögenreden, sooftSiewollen«

denndieses Recht mußderAngeklagte haben- RectorCellarius (sieht sie dcchihe nach verdutztan).

DerAngeklagte?

Bormann. IchalsRechtslkUUdigerhabedieAnklage, die wirjetztallesammtgegenSte- Herr Rector, erheben, zufassenundauszusprechen. Doch nein,nichtgegenSie selbst klagenwir. Kannman denPapismusinderPerson einesPfaffen anklagen?WirklagengegendasPrineip,

(3)

j———-»—- ——...——--—---....»». » .,-—,-.--.—--. 437

gegendasSystem, dessenTräger, HegerundPfleger,oder, fürSiedergünstigsteFall, dessenSklaveSie sind. Darum aber, weilSiejetztalsjenesSystems Verkörperungvor unsstehen,darumklagenwirSiejetztan!UnsereAeltern, was sageich, unserVolkvertraute unsundmitunsviele andereKnabenvor 14Jahren Ihrem Gyrnnasiuman,um dortzueinstigenGelehrten vorgebildetzuwerden. Hören Siewohl!zuGelehrten! wissenSie, was einGelehrter ist?Nein, Sie wissenesnicht, denndasist Ihr einziger Vertheidigungsgrund, daß Sie nichtwissend gesündigt haben. IchwillIhnen sagen,wasIhneneinGelehrter ist.

Ein Gelehrterist.Ihnen derjenige Mensch, welchereine möglichstgroße Masse aufsichselbst beruhender Wissens- objeeteum ihrerselbstwillensich angelernt hat,nachdem ersich,gleichvielwasseineMuttersprache sei, ausdiemög- lichst langsamste Weise ausdemGymnasium achtJahre langmitLateinundGriechischundmitdem, waszuder Zeit,alsjene Sprachen lebendigewaren, lebteundwebte, zuschaffengemachthat.EinsolcherGelehrter stehtüberall da,woersichfindet,alleinundaußerZusammenhangmit derwirklichenWeltunddemLeben,unddie Natur istihm

nur dasMittel zummateriellen Leben undseineNeben- menschen theils seine Experimentirphantome, theilsdie Folien für seinen glitzerndenSchimmer. Das ist ein Gelehrter nachIhrer Fagon,wiesiezuTausenden auch jetzt noch anzutreffen sind. NunhörenSie, wie wiruns dasBildeinesGelehrtenmalen· EinGelehrter nachun-

serer Weise stehtvorerst zu dem Leben undderNatur,mit einemWorte zuderihn umgebendenWirklichkeitin dem Verhältnissedesunterrichteten Bewußtseinsundderaner- kennenden Würdigung.Erfühlt.daß seineGelehrsamkeit wieerselbstöhneBoden,ohneAusgangs-undohne Stütz- punkt seinwürde, wenn ervergessen könnte,daßdieihn umgebendeErdnatur seine Heimath sei,inwelcheralle Wurzeln seinesgeistigenundleiblichenLebensliegen·Er erkennt, daßinderNatur undimwirklichenLeben die Quelle liegt,daraus erdenBaum seinerGelehrsamkeit netzen undersrischenmuß, sollernichtunfruchtbarwerden undverdorren. Indem erdiesfühltunderkennt, bleibt undisterMensch,MenschimschönenSinne derirdischen Heimathsangehörigkeit,derUntergebenheitunterdieweise- stenundgerechtestenGesetze,derallseitigstenVervollkomm- nungs-VerpflichtungundderBerechtigung,über eine Welt vollOrdnungundSchönheitzuherrschen-.Diese seineedle Auffassung seines Menschen-Seins, welche mitihm jeder seinerMitbrüder zutheilen berechtigtundverpflichtet ist, färbtund erwärmt jedwedes Ding,von demersichden StoffzuGelehrsamkeitentlehnt,undschütztihndabeivor bodenloser Ueberschwänglichkeitwievor gemeinemUtilis- mus. Welcher Kreis essei,denerzueinemgelehrten Systemeausbeutet undausbaut, eswird überihmdie WeihewahrerWürde schweben,erwird einorganisches Glied des geistigen Organismus menschlichen Wissens

ein. -

s

Jetzt fragenwirSie, was habenSieundIhr Gym- .nasium dazu gethan, daß unsere Gelehrsamkeit,zu deren AneignungSieunsvorzubereitensichdasAnsehen gaben, diese Weihe erhalte, daß sieeinsolches organischesGlied werde? Sieschweigen,weil Sieschweigenmüssen. Wir wollenIhnen sagen,wasSie gethanundnichtgethan haben. Sie habenuns achtJahre lang wesentlichblos mitdemErlernen, nein,nicht mitdemErlernen,sondern mitdemHandhaben zweiertodtenSprachenund fürdas Lebenwenig praktischeBedeutung mehr habenderGeschichte beschäftigt.Nach achtjährigerBeschäftigungmit den alten Sprachen istkaumeinervonunsdereinenderselbenmäch-

438 tig geworden·Selten isteinedervortrefflicheninjenen Sprachen verfaßtenSchriftenvon Ihnen mituns ganz durchgelesenworden,so daßwir ein Bildvon derselbenek-

halten hätten; fastniehabenSieesfür nothwendigge- halten,unsindenGeistjenerSchriftstellerundihrerWerke einzuweihen,um uns sozu einemgebildetenUrtheilin solchen Dingenzubefähigen.Statt dessenhabenSiedas Studium deraltenSprachenalsein Mittel benutzt,um deninEntwirrung oftganz bedeutungsloser Spitzsindig- keitensich ergehendenScharfsinn inunszu üben,waszwar aucheine, aber einesehr verfänglicheSeitederGeistesbil- dung ist. Siehaben, ohneesvielleicht zuahnen, uns dadurch zuEasuisten,zutrocknenRegelmenschen gemacht undwesentlich dadurchinunsdenKeimzusprüchwörtlich gewordenertrockner Stubengelehrsamkeit gelegt. Das SprachstudiumwarIhnenunsgegenüberdasVehikel,die dünne Suppe,in deralles Uebrige,zumTheil sogardie Religion aufgelöstsein mußte,womit esIhnenbeliebte, unsernderNahrung bedürftigenGeistzufüttern. Und was davon sichnichtdarinauflösen ließ,daswurde uns vonIhnenalshalbverbotene,halberlaubte, meist schlecht bereiteteZukost gereicht.Das habenSie gethan. Nichts aberhabenSiegethan,um in unseinesichereundbreite Grundlage zueiner dausgeglichenenund harmonischen höherenBildungzulegen. DaßwirMenschenwaren, die alssolchewissen müssen,wosie stehen,wassie sind,das

habenSie vergessen. In unserer Heimath,inder Natur, welcherwirinjedem AugenblickeunseresLebens alsorganischeGlieder angehören,habenSie unsalsdie unwissendstenFremdlinge entlassen. In unserer politischen Heimath:inderGeschichte,an derenFaden unsere Tage nochfortspinnen,inderKentnißvon demgegenwärtigen BildungsstandpunktedesMens chengeschlechtes,in derKennt- nißdermenschlichenNatur unddesmenschlichenGeistes undGemüthes habenSiesichbemüht,unshierinden- jenigenGradvonWissensselbständigkeitzugewähren,den derjunge akademischeBürger aufdieUniversitätmit- bringen muß,undohnewelchenerdortbaldderVerfüh- rung, balddemrathlosen Hin-undHerfahrenunterdem ihmzumLernen Dargebotenenerliegt?HabenSie sich immerbemüht,une,soweitesaufdemGymnasiumaus- sührbarist,AnknüpfungspunktefürdasUniversitätsstudium mitzugeben? HabenSieendlich sich bemüht, IhreSchul- zuchtmit derErstarkungdessittlichen Freiheitsgefühlesin unsinEinklangzubringen,und merkenSiewohlauf

habenSieinderhöchstenIhrer Classen durch weise AngewöhnungundAnhaltungzueinemsittlichenSelbst- regimentunszubewahren gesuchtvordenGefahrenderauf derUniversitätplötzlicheintretenden freienVerfügungüber Wollen undNichtwollen, ThunUndNichkthun? Sie schweigennoch immer;Sie vektheidigensich noch immer nicht? Darum willichesfürSiethun.Wirwollen nicht ungerecht seinWirwollenehrllchUndungenöthigtIhnen dafür danken, was SieDankenswerthesanunsgethan haben. ZunächstdankenWirIhnen denndarauf legen Sieja selbstdasMeisteGewicht—, daßSieandenalten SprachenunszUselbstvekleugnungsvollerHingebung selbst

aneinansich wenigbelohnendesStudium gewöhnthaben-, daßSieeben dabeiunsern Schakfsinnübtenz daß Sieuns Blicke in einegroße,wenn auch weithinterUnserem Rücken liegende Zeitthunließen;daßSiedurchZergliederungdes Mechanismus von abgeschlossenenundsoobjectivgewor- denenSprachenunsin die GesetzederSpracheüberhaupt einweiheten; daßSie uns endlichindemSprachwissen selbstdieBefähigung ertheilten,überdieSchrankeder nationalen Verschiedenheitenhinauskketend-andergelehr-

il

,

(4)

439

tenEntwickelungderWissenschaftenempfangendundselbst- thätigunsbetheiligenzukönnen,dennwirerkennendie Bedeutsamkeitder sogenannten klassischenSprachenals allgemeinerWissenschaftssprachean. Endlichdankenwir Ihneneinegewissegeistige Reife,welcheman oftmitdem Namen geistige Gymnastikbenennen hört, welcheunsaber ausIhrerHand nicht kam als ein mitbewußtseinsvoller-

strebendem Eifer gereichtes Geschenk, sondern als-die ohne Jhr beabsichtigendesDazuthnn, von derinneren Kraft jedes anhaltendenundconsequenten geistigenStrebens her- vorgetriebene Blüthe. Dies istes,was wirIhnenzu dankenhaben,undwaswirIhnen jetztvon HerzenDank wissen,dennwirsind keine Undankbare. Aberdasist auch Alles. Esist aberlange nichtgenug,umauf seinerGrund- lageUnszuGelehrten, zuI-gebildetenGelehrten,von nach- folgenden Lehrernundvon demgrößtenLehrmeister,der täglichen Erfahrung, erziehen lassenzukönnen. Unsere Anklagewirddadurch nichtaufgehoben! VertheidigenSie sich,damit wirJhre Vertheidigungsgründeentkräften.—- Sie thunesnoch immer nicht.So lasse ichdennnoch meine persönlichenKlagpunkte folgen,dieichalsJurist Ihnen vorzuhalten habe.

Jchverließ heutevor sechsJahrenmitmeinenvor Ihnen stehenden FreundendasGymnasium, undzwar, wieSie michglauben gemachthatten,alsmaturus; also doch wohlauchmaturus anUrtheilüber diezweckmäßige EinrichtungundAuswahl meines juristischen Studiums;

dochwohlauchmaturus anGeschmack fürwahrewissen- schaftlicheBildung?Leiderwar esnichtso!Ohne eigenes Urtheilundohne eigenen Geschmackgriff ich nachdem, was ältere Eommilitonen undbestehendeVorschriftenmir anriethenundvorschrieben.Sobinichdennindreijäh- rigemCollegiendiensteinJurist geworden,d.h. ich wußte nachdreiJahrenquidjuris. Aber durchIhreSchuld, diemichohne Ahnungvon einemlebendigen Organismus vonGelehrsamkeitließ,war mein juristischesWissen ein fast unzusammenhängendesHaufwerk,undschonimersten Jahrederpraktischen AnwendungwerdeichmitSchrecken gewahr, daß ichvon Natur UndLebennichts weiß,und dochfürNatur undLebenmeinWissenfruchtbar machen soll.MeinejuristischenGeschäftebringen michalleAugen- blicke mitderGeist-,Willens- undGemüthsweltderMen- scheninsolcheBerührungen, welchevonmeinerSeite, und zwaroftohnemirZeitzulanger Ueberlegungzulassen,eine EntscheidungüberFälleausdieserWelterheischen.Daich aberaufdemGymnasiumnichtgelernthatte,meinVerhält- nißzu meinenMitmenschenundüberhauptzu meinenMit- geschöpfenrichtigzuwürdigen, so fühlteich keinenDrang aufderUniversität Anthropologieund Psychologiezu

»hören«,dennsiewaren mirjanichtvorgeschrieben;und sostehe ichdenn, blosmitmeinen leiblichenOhrenund Augenhörendundsehendunddabeihöchstensvon meinem BischenMutterwitzunterstützt,oftinrathloser Verlegen- heitvordemAngeklagten;undwenn bei dem Mein und DeinderRechtsuchendeneineKenntnißdernatürlichen DingeinFrage kommt,wenn MaaßundRechnungzu Hülfegezogenwerden.müssen,dann stehe ich oft verlegen da;denn wiehatte»Ichauf derUniversität Naturwissen- schaftUndMathematiktreiben sollen,daSiemich ohne Geschmack dafür,Unddennochals inaturus, entlassen

440

hatten? Jawiehätteichsie treibenkönnen, daich, wenig- stensdieNaturwissenschaften,vondenunterstenElementen hätte beginnen müssen?Man sprichtdemDeutschenjetzt dasGeschickderGesetzgebungskunstab. Auchdasistzum großen Theil Ihr Verschulden;denn wer nichtinden Jahren,wodietiefsteundwärmsteAuffassung stattfindet, in demGymnasialalter, fürdieGegenwarterwärmtund begeistert, sondernimGegentheilgerade indieser Zeitmit Gewalt dertodten Vergangenheit angeschmiedetwird wie soll der einjuristischerSchriftgelehrter dannim Stande sein, fürdieGegenwartundfürdasLebengute Gesetzezumachen?—- Doch ich höre auf,Vorwurfauf Vorwurfzuhäufen,undichschweigedavon, daßSiees schmählichunterließen,mirLiebefürmeinVolk einzu- pflanzen. Jetztschütztmichnoch meineJugendund heitere Lebensanschauung,daßichnoch nichtdasbin, was sovieleJuristeninhöheremBerufsaltersind,undzwar wesentlichdurchdiefortzeugendeVerschuldungihrer Gym- nasialbildung sind: grundgelehrteGesetzeskundige,aberun- praktischeMenschen,welche überihre Gesetzbücherhinaus- nichts sehen,alsunschuldige,verdächtigeundverbrecherische Menschen, eingekerkerte, verfolgteundnochfreiherum- laufendeDiebeundandereMissethäter; die sichannichts weitererfreuenkönnen, alsanihrem juristischen Handwerk, weilsieweiternichts gelernt, für nichtsweiterTheilnahme inihrem Busen haben,inwelchen edlereKeimeinjenem Alter nichtgepflanztworden sind,inwelchemereinfrucht- barerBoden fürjedes SchöneundErhabene ist,indem Gymnasialalter.

(NachBeendigungderRedeBorma11n’s siehtman dein Rector,derimmernochhartnäckigschweigt,innereUnbehaglich- keit undeinSchwanken zwischenObundObnichtan. Otto bücktsichplötzlichdichtvorseinen Füßenundfängtmitder HandeinevorbeikriechendeSchlange.)

Rector Eellarius (entsetzt)·Mensch,wasthunSie?

(Unwillküklich zurückweichend.) Wenn Sie oder einervon unsvon diesem giftigen Thiere gestochenwürde!

Otto. Gestochen?Womit denn?stritt ihmnäher.) Rector Eellarius (retirirt). Nun, mitderzwei- spitzigenZunge; sehenSienicht,wiesiedenRachen auf- sperrtundnach allenSeiten hinzüngelt?

Otto. Glauben Sie imErnste,daß dieSchlangen mit ihrer weichen Zungestechenkönnen? Die giftigen SchlangenwerdendurchdenBiß gefährlich,keineeinzige durchStechen. Ha, ha, ha!ich möchtewissen,wieesdie Schlangen anfangen sollten. DieseArthier istaberkeine giftige.

Reetor Eellarius Und wenn Sie esdochwäre!

Bitte,thunSiedasThierweg. »

Otto. Und wenn Sie es dochwäre? Wie mei- nen Sie das? Dies isthierdiegemeine Ringelnatter;

daßich Siekenne, genau kenne,das könnenSie mir aufsWortiglauben Wie soll sienun dochgiftig sein können?

Rector Eellarius Wie könnenSie sogewiß

behaupten, daß diese Schlange nicht giftig sei!Mein Gott, sie könnteesdochsein, und wieleichtkönnte dann einervon uns, undzunächstSie selbst- Unglück- lich sein.

(Schlnß folgt.)

Cytaty

Powiązane dokumenty

Ueberhaupt, du liebe deutsche Eiche, was mußt du dir nicht Alles gefallen lassen! Gedankenreich wie du bist, stehlen dir Andere deine Gedanken. Denn bald wird nun das Heer

Jm See von Neuchatel wie in den andern Schweizer Seen sind die Pfahlbauten nicht nach demselben Plane aus- geführt. Die alten Bewohner Helvetiens hatten mit dem so überaus

»Die bisherige Darstellung beweist zwei Hauptthat- fachen, die, wenn sienicht angefochten werden können, die nothwendige Grundlage der Universalge- schichte sind· Die erste

sehrBedürfniß, daß sie inGefangenschaftnicht lange leben, wenn man ihnen nicht von Zeit zu Zeit Thiere mit Haut und Haar zum Verschmausen giebt, damit sie ihre Gewölle machen

Letzteres erd zerfetzt in Alkohol und Kohlensäure, die Auflockerung des Teiges geschieht also auf Kosten eines Theils des Mehles Beachten wir ferner, daß die Leitung der Gäh- rung

Und nun bat sie mich, wenn ich wieder käme, doch ja recht vorsichtig zu sein, damit mir nichts geschähe. Jenen Tag sah ich den Hund nicht, als ich aber nach längererZeit meinen

Da sich die Geschwindigkeit der Bewegung gleicher Luftmassen binnen gleichenZeiten umgekehrt wie der Querschnittder Leitungen verhält, so ist klar, daß die Geschwindigkeit der Luft

Nach Bifsis Vorgang durch- schnitt Schiff bei zweien von 5 saugenden Hunden den Trac- tus olfactorius (den Geruchsnerv nahe an seinem Ursprung aus der unteren Fläche des