• Nie Znaleziono Wyników

Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 12.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 12."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

H.is... »so-nosey-Auds-

(»J-«

I;«»

»

)-·««I« ,

. ««-

Ab - .-Ist-us«--.».i«.E

void-»..sk«k-«J,»·(»

Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt. MknnsjgegrhcnnunE. S.Rossmäszlen Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: DieCom. DerFrühling istda!ZumGeburtstagceinerFreundin. (MitAbbil-

No« I2« Mag-)—- DiezwingcndeLiteratur. —«Kleine-re Mittbcilungcn. FürHans nndWerkstatt Verkehr-.

Anwarmen, sehrfeuchtenundbuschigenOrten des ganzen OstabhangesderAnden wächstwildundwirdna- MentlichinBolioia angebauteinkleines,nur wenige Fuß hohesBäumchen, die Co c a(Erythr0xy10nCocaLamarclc).

welches seinerWirkungaufdenmenschlichenKörperwegen zudeninteressantesten ErscheinungendesPflanzellkeichs gehörtUndwahrscheinlichauchbei unsinkurzer Zeiteine große Rollespielen wird.

Seit einigen Jahren begegnetman infast allenein- slchlagedndenwissenschaftlichenZeitschriftenMittheilungen uberdieCoca,UndimJahre1859hatDr. Mantegazza

inMailand, dermehrere JahreimLandederCoca zuge- brachtundalsArztprakticirt hat,eineigenesWerk über dieCoea geschrieben,von welchemDr. Schildbachin Schmidts JahrbücherneinenAuszug giebt,demich hier wiederdiejenigen-Mittheilungenentlehne,aus denendie wunderbaren Eigenschaftender Coeahervorgehen,

Dieetwa172Zoll»langenUndIZoll breiten drei- nervigenund ganzrandigenCocablätter werden jährlich 2bis4malvon denBäumchengeerntet,inder Sonne schnellabgetrocknetUnddannzuetwa 25Pfund schweren Broden, Cesto genannt,inBananenblätterundgrobes Wollengewebeeingepackt,derenin Bolivia schon1832 jährlich 400«,000gewonnen wurden. Getrocknete gute CoeahateineschönhellgrüneFarbeUnd eitlenschwachen

anHeu undChoeoladeerinnerndenGeruch.Gekautgiebt siedeniZahne leichtnach, hateinenbitterlichen,nichtunan-

genehmenGeschmack.Der schön grünaussehende Thre- aufguß hateinen angenehmenmit nichts vergleichbaren Geschmack.

DerGebrauchderCoea war 1859 noch auf Bolivia, PeruunddieargentinischenRepubliken Salta und Jujui beschränkt,wosie einenwahrenSchatzderJndianerund Cholos(MischlingevonJndianern und-Weißen)bildetund TagausTageingekautwird.

Sie nehmen1bis2Drachmen (IX4bisVz Loth) auf einmal, indem sie mitetwas Zuthatvon Llieta,einem Gemengevon gekochtenBataten undeinerpotaschereichen Pflanzenasche,einePilledaraus machen. DieLlietareizt dieSpeicheldrüsen,wodurch die Cocaschnellererweichtwird.

Diese Pille, Acullicogenannt, wirdvonSpeicheldurch- drungen langeimWinkelder Backegelassen,bisnurein fasrigerKlumpenübrig geblieben ist.EinmäßigerEven- Efser,Coquero,genießttäglichhizbis1 Unze(1—2Loth), dieerfürdieMorgen-Und Abendarbeit inzwei Mahl- zeiten theilt. Vielebrauchentäglich4bis8Loth.

Die Jndianer fangendasEma-Essenschoninder Kindheitanundes ist ihnennicht blos einGewohnheits- bedürfnißwieunsdasTabakrauchen, sonderneinunent- behrlichesMittel.dieBeschwerden ihrer hartenArbeit in

einer rauhen7500 bis15,000Fußüber dem Meeres-

spiegel hohen Gebirgslagezuertragen· Dem Gebrauch folgtnatürlichoftderMißbrauch,dernamentlichim Verein mitTrunksuchtdietraurigsten Folgen-jedoch Mehrbei

(2)

179

denSchwarzen, MestizenundWeißenalsbei denIndia-

nern nach sich zieht.

Wennman einenBissenCoeain denMund nimmt,so saugt sie sichschnellvollSpeichel auchohne Anwendung derdenMund zustark reizendenLlictaundverwandelt sich währenddesKauens sehrbaldin eine weicheMasse,deren Saft anfangseinenbitterlichen, spätereinenkrautartigen Geschmackhat. Bald nachdem dieserindenMagenge- langt ist,empfindetman indemselbeneinGefühlvon- Wohlbehagen,mitdemeinergutenVerdauungvergleich- bar, welchesnamentlich nachdemEssen sich bemerklich macht. Jn letzteremFalle beginnt5bis10Minuten nach- demman mitdemKauen angefangen hat,eineangenehme Aufregunganzuzeigen, daßderVerdauungsproceßmit größererLeichtigkeitundSchnelligkeitalsgewöhnlichvor sich geht«wassich

überhauptan langsamerund beschwerlicherVerdauung leiden. Dabei treibt die EocadieVerdauung nichtüber- mäßigan, dennHerr Mantegazzahatbei2Jahre lang fast täglich selbstinstarkenPortionen fortgesetztem Genuß von Eocaniemals eineStörungdesMagenserfahren·

WahrscheinlichsteigertdieCocadieAbsonderungdesMa- gensaftes,wie sieauchdasNervensystemanregtundinseiner Thätigkeitunterstützt. Dieselben wohlthätigenWirkungen hateinwarmer Aufgußvon V4bisIXYDrachme aufeinen BecherWasser,wobeiman dieselbeEoca sogleichnoch ein oderzweimalmitderselben Menge Wasser aufgießenkann.

Obdie blendendeWeißederZähnederquueros blos durchdieReibungdesfortwährendenKauens oderdurch einestofflicheWirkungderCocabedingt sei, wagtMante- gazzanichtzuentscheiden.

UeberdieWirkungderCocaaufdasNervensystem sagt derAuszugin denSchmidt’schenJahrbüchernFolgendes:

Bald nachdemman 1bis2DrachmenCocagekaut unddenSaft verschluckt hat,beginnteineEmpfindungvon lauer, inalleFasern dringenderundsich über die ganze Körperoberflächeverbreitender Wärme. Nach und nach wird man sichgrößererKörperkräfte bewußt;man fühlt sich kräf- tiger, beweglicher, arbeitsfähiger;beiManchengehtein schläfrigerZustand diesemGefühlvonKraftvoraus, wel- cheserst nach größerenGaben eintritt. Dieser ersteAb- schnittdesCocarausches ist sehr verschiedenvondemnach geistigenGetränken. Beiletzterem istdas Nervensystem

von übertriebenen undheftigen,stetsunregelmäßigenBe- wegungen begleitet,esentstehteineVerwirrungvonGe- danken undMuskelthätigkeiten,beidemCocarauschda- gegenfühltman dieneue Kraft vollständigundallmälig denKörper durchdringen,wie dasWasserineinenSchwamm eingesaugtwird. Daher bestehtdasVergnügendieses Zu- standesfastganzindemgesteigertenLebensbewußtsein, ohnedaßman sichgetrieben fühlt, diesenGewinn anKraft auch sofortzu verwenden. DieEmpfänglichkeitundErreg- bakkeitNehmennicht zu; dieVerstandeskraft dagegenwird gesteigert-dieSprache lebhafter, manfühlt sichgeistigmehr ausgelegt-,DaaberdieEmpfänglichkeitnichtingleicher Weise gestelgert,Oftsogarvermindert wird, istman zu höherengeistigenAfbeitenweniger geeignet.Darin ist dieCocasehr VerschledenvomKasseeundnähert sichdem Opjum· NachdemGenussevon 2bis4Drachmenbe- ginntman sichimmermehr vonderäußerenWeltzutreu-.

nen und vertieft sichineinglücklichesBewußtseinder FreudeunddesintensivenLebensgefühls.Einefastvoll- kommeneUnbeweglichkeitbemächtlgtsichder Muskelnund selbstdieAnstrengungder Worte fällt lästig,weilsie die RuhederAtmosphärezustökenscheint-iU dieman sichge- besondersdenenbemerklichmacht, welche.

180

taucht fühlt.VonZeitzuZeitaberwirddieFülledes LebensübermächtigunddrängtzumAusbruchinenergische WorteoderAeußerungenderMuskelkraft.Jm Allgemei-

nen jedoch sind diese plötzlichenAusbrüche vorübergehende WillensregungenundbaldkehrteineglücklicheTräumerei zurück,welchedasvollkommensteunddabeivöllig bewußte Hochgesühlder ,,göttlichen«Faulheit herbeiführt.Die durch3bis4Drachmen Eoca bewirkteSchlaftrunkenheit kanneinenTagdauern, verliert sichaberallmälig, ohne eineSpurzuhinterlassen.Man glaubtin Amerikaallge- mein,daßdie EocaeinenWeinrauschundumgekehrtWein einenCocarauschniederschlagen könne;von derWahrheit desErsterenhat sich Mantegazza mehrmalsüberzeugt;

dasLetztereaberbezweifelter.

DiegrößteGabe, dieMantegazza je gekauthat,waren 18Drachmen (41-2 Loth)ineinemTage. Es war dies daseinzigeMal, daßerdasDelirium desEocarausches biszumäußerstenGrade genoß,undergesteht gefunden zuhaben, daß dieses Vergnügen,,alle anderen-physischen Genüsseweitaus übertreffe.«

Seit vielen Jahrhunderten hatman sichindemge- nannten TheileAmerika’svonderaußerordentlichenWirk- samkeitderCocaüberzeugt,undMantegazza rühmtden

warmen Aufgußals das heilsamsteGetränk nach dem

Mittagsessen, besondersbeischwachemMagenodernach einemzureichlichen Mahle. DerCocathee, gewohnheits- mäßig genossen,stimmt dieübermäßigeReizbarkeit herab undistbesonders sentimentalenundnervenschwachenFrauen zuempfehlen.DieCocainderGabeweniger Drachmen gekaut machtunsfähig,derKälte,derFeuchtigkeitund allenstörendenEinflüssendesKlimas undaufreibenderAn- strengungenzuwiderstehenundist daher Bergleutenund ReisendeninSumpfländernundinPolargegendenzuem-

pfehlen,dasie nichtblosdieKräftezu denerforderlichen Anstrengungen schafft,sonderndie verlornen wiederherstellt.

Das bisherMitgetheilteläßtes nun ganz be- greiflich erscheinen, daß Mantegazzainseinem Buchedie außerordentlichstenHeilwirkungenvon derEocarühmtund erzählt.Erhatdie EocabeiPersonen jedes Geschlechts undAlters,jeder LeibesbeschaffenheitundRasse,inGegen- denmitdenverschiedenstenKlimaten alsHeilmittelver- ordnetundsteht nichtanzuversicheru,daßdie Eocabei Verdauungsleiden,beigroßer Nervenschwäche,selbstin GeisteskrankheitenAußerordentlichesleistet,wofür selbstin deinAuszugeeineZahlvon Heilungsfällen erzähltsind.

DiegroßeBedeutung dieseswunderbaren Gewächsesliegt offenbardarin,daßesaufdieVerdauung, also aufdie Blut- bereitung,undaufdieNerventhätigkeit also aufdie beiden wichtigstenLebensvorgänge zugleichförderndeinwirkt.

AusdemMitgetheiltenunddem wasichhierunberück- sichtigt gelassen habe, geht hervor, daßwirhiereine dem OpiumgenußderOstindierzwarähnlicheErscheinungvoruns haben,daßaber dervernünftigeGebrauchder Eoca,selbstder gewohnheitsmäßige beidemOpium zuletztimmerzum Elendführend innerhalbderSchrankedesZulässigenund Heilsamen bleibt,wofür Mantegazza selbstein Beweisist.

Eins aber kannich hierbei nichtunbetont lassen:die AbhängigkeitderLebenserscheinungunddesSeelenzustan- des dieeinenaturfeindlichePers-teifür dieBeherrschet desi«sülldigenLeibes«erklärt, von einer Pflanzedurch Vermittlungebendieses sündigenLeibes.

DieEocaisteinervon den Stoffe-mdurchwelche sich mitungewöhnlichemErfolgdieEinheitvon Körperund Geist studiren läßt.

W

.

(3)

h—.-—..« » .».-

181 182

Yer Frühlingistda!

(Zu1nGeburtstage einer Freundin·)

nichtblos weil im Kalender beidem 20.März

»Frühlings-Anfang«steht, sonderninWahrheitUndWirk- lichkeit,wenn auchnochnichtunterfrohlockenderAusstellung allerseinerwiederneu gewordenen Schöpfungen.

,,SaftundKraft« wosie sindoderwosiefehlen:

oft bezeichnenwirmitdiesen zweiWorten kurzundrund dievorhandeneoderdievermißteinnerliche Vollberechtig- ungzuthatvollemSein.

SaftundKraft istdasMerkzeichendesEintritts des Lenzmonates. ObgleichwirandasWort LenzdenGe- danken an alldiesonnigeUndwonnige PrachtdesMai knüpfen,so hat diesinnigeundeindringende Anschauung UnferesVolkesdiesenNamen doch nichtdemblüthenprang- endenMai, sondern mittiefem Verständnißdemoftnoch sehr unbehaglichenMärz gegeben;denneristinWahrheit derLenzmonat,derWeckerdesLenzes. Nach langerWin- terruhe kehrtSaftundKraftin die Bäume zurück,umdas langeVorbereitete zurEntfaltungzu treiben.

EntschiedenheitundWahrheit ringender Kraft liegt.

imBeginnedesLenzes.Wirsindgewöhnt,denOstenan die Stelle desHorizonteszuverlegen,wowir die Sonne ausgehen sehen,undmachendarin oftkeinenUnterschied, derdochsobedeutendist.

Am20.MärzwirdeineWahrheitausdemOsten.

Merken wiruns dieStelle unseresHorizontes,wo andiesemTagedieHimmelsleuchteheraufkam,merkenwir

»uns ihnalseineMahnung,daßheutederTagderWahr- heit,derwahre Ostermorgenist,anwelchemdas sieg- hafte Vordringen anhebt,nach vollendeter Rückkehrvom

treulosen Rückzuge.

Lernen wir dieZeitverstehen! AuchdieZeitdes Lenzes; nichtblosdas,wasanderOberflächeliegt.Das kannUnsleichttäuschen,weil esuns zugering scheint.

Verstehe, Freundin, auch nichtfalsch einige Pflänzchen, welcheDu gleich nachderBeseitigungdesSchnees blühen sahst,alsdasindvornehmlichdieVogelmiere undder Purpurne Bienensaug aufdenBrachäckernund auf denödenGemüsebeeten.Glaube nicht,das seienvor-—- witzigeRevolutionäre, dievorderrechten Zeitkommen.

Nein,diesindimmerda,selbstmitten imschneefreienWin- terlassensiesich ihr Dasein nicht streitig machen;dassind dietreuen Demokraten desPflanzenstaates,welche das RechtderlebendigenEntfaltung auchmittenin der Reaktion desWinters behaupten.

Jene PionnieredesLenzes sindandere. Siehdort denblühendenHaselbusch!DerLebenshauchderLüfte streichtdurchsein Gezweig,dasseine Köpfe schüttelt,als wollten sie fragen: ,,ist’sdennschon soweit?«

Tausendfältigschicktdaneben dieWeide die Silber- blickeihrer Blüthenkätzchenauf«Umschau,undauchdiever- z'agte Espeöffnet auf hoherWarteihre langbewimperten Blüthenaugen.

Dasdürre Laub des Bodens-die»sichwie eineewige Krankheitfortschleppe11·denGesetzeUndRechte«einerver- klungenenZeit,erdrücktdie darunter liegendenLebenskeime.

Nichtdoch! esdüngt sieblos.

·

DerDrangdesLebensschiebtdieAbgestorbenenbei Seite. Siehnur hierdasblauäugigeLeberblümchen, wie essichdazwischenhervordrängt-daßman TMdenSieg derbegonnenenVerjüngungglaubenmuß, muß.

Dort fährtderdräuendeSturm mithartem Stoße

zornigdurch dieWipfel, aufdenennoch manchdürres Blatt hartnäckigfestnebenderKnospesitzt:welcherdie Zeitgehört.Eswillnichtweichen.Es wirdaberwec- chenmüssen,bald, bald.

UnsereTritte wühlendas inderscharfenMärzluft dürrundtrockengewordeneLaubauf, daßes wie Ketten- gekassecklingt. DerWind rafftesaufundtreibtdieAb- gelebten hinausauf dieWiese, daßsiekopfüberdahin jagen WiefeigeSünder vordemstrafenden Rächer,bissieblind- lings aufdengeschwelltenSpiegeldesSumpfesgerathen.

wosie endlich niedersinkenundwerdenwozusiealleinnoch taugen: SchlammundModer.

Hier steht schon,demAugedesFrühlingskundigen erkennbar,eineknospende Schaarvon Hain-Anemonen aufder desGrün gewärtigenWaldwiese. Bald wer- densieihre Köpfeaus demverhüllendenDreiblatt frei erhebenundihrnochgeschlossenesAugederSonne zu- kehren.Dortstehtbereitsamquelligen Waldsaumeunter einem HaselgebüschdieSchuppenwurz alsVorhut aufihrem Posten. Esisteinstrammes Gewächs.Das gebräunte,bärtigeBlüthengesichttrotzigunter denbreiten Deckschuppenhervorstreckendhob sieüberNachteine ganze LastvonfaulenBlättern mitihren starkenSchulternempor.

Dichtnebenihr stehtindemGoldmilzkraute das Sinn- bildder,,GleichheitundBrüderlichkeit«,dennesduldetnicht- daßeinsvonseinen Blüthenkindern höhersteh-ealsdasan- dere; sieallestehen,gleichzeitigundgleich bescheidenerblü- hendinEinerEbenebeisammen.

Veilchen,die unsVorhin aufdenStraßenderStadt angebotenwurden, sindbereits nicht mehrdieschwach- duftendenPfleglingedeswinterlichen Gewächshauses:hier stehen sieamtrocknenWaldsaumeundhaben ihreBlumen früher entfaltetalsihre noch zusammengerolltenBlätter.

Achtedarauf,daßdasVeilchen ein Vorbild desin Kolonien sichverjüngendenStaates ist.EineMengekleineblühende StöckchenhängendurchfußlangedünneAuskäufermitdem Mutterstocke zusammen.

Hier,woWindundSonne freihereindringenkönnen in dieoffeneFlankedeslaublosenWaldes, findenwirden Boden freierwerden von denmodernden Ueberrestender Vergangenheit Hierstehendiezweiernannten Herolde desLenzes, dessenGlöckner undPförtner,zu Grabe zu läuten die gebrocheneMacht des Unterjochersund zu erschließendiePfortedesLenzhimmels:Schneeglöckchen und Himmelsschlüssel. Die träge Lastdestodten Laubes ahnete nicht, daßunter ihr, trotz ihrindumpfer Finsternißdie Beiden sichim Stillen rüsteten,wenn die Zeit erfülltseinwürde,aufihrem.Postenzusein,

Kommen diese frankundfreiundsonder Scheu herein indalswiedereroberteLand derLenzesfreudeundLenzes- freiheit, so sieh dagegenhierdasLungenkraut an. Es willauch.unter denErsten sein,woesgilt,einBefreiungs- fest zufeiern.Aberesfehlt ihm dazuderfrischefröhliche Muth,dierechte, echteEntschiedenheit. Vorsichtig,wie es seinerganzenSippschafteigen ist,wickeltessein Haupt zwischendenSchultern heraus. So langeseineBlüthen- augennochgeschlossensind, zeigt sich fein Gesicht Wohl rosigundfroh,abernachdemErschließenändertsichdie Farbein trübesBlau, alserschreckeesvordemSturmes- gepolterdes«Befreiungskampfes.EsverstecktdasGrün

(4)

183

seines DaseinshintereinemdüsternBraun seiner zurück- bleibenden Blätter.

Doch was suchenwiranderOberfläche;wirwollten jadanicht suchen! .

Unter unsern Füßenlebt es,regt sich’s,drängtund

treibtesallgewaltig. .

MuthundHoffnung, EntschlossenheitundSelbstver- trauen istindasVolkderGewächsezurückgekehrtDas Erstorbenewillwiederleben,dasBeraubte willeswieder wagen, zuerwerben,willseines Erzeugnisses sichwieder freuenundesinneuer SicherheitallerWeltzeigen.

Der hart gefroreneBoden, das schlummerndeVolks- gewissenderPflanzen,regt sich wieder. Millionen Wür- zelchenfühlennebensichdenErwecker, daserquickende,das Alles lösendeund zuNeugestaltungtreibende Wasser.

Allefühlen sichdavon durchdrungenundeineZelletreibts derandern zu.

Wer siehtesdieser scheinbar erstorbenen ,,deutichen Eiche«an, daß sieinnerlich vollDrangundLeben,voll von Gedankenanneue Schöpfung ist?

Der Winterselbst begreiftdiesamwenigsten. Fühlter auchseine Piachtim innersten Kerne gebrochen, soversucht

eresdoch nocheinmal,undnocheinmal,dasFeldwieder zugewinnen,undschütteltnocheinmalseinen weißenKerker- pfühlüber dasHauptderwiederfreiseinWollenden aus.

Esist zuspät! Jm Innern desBaumes gährtund arbeitet esfort. DiezeugendeGedankenkraft,die aus dem Piutterboden in dieWachgerufenedrang,gewinnt,jeweiter siesteigt,aninnererFruchtbarkeitundGestaltungsfähigkeit.

Geläutert und veredelt tritt endlichdermächtigeStrom desLenzblutes, sich tausendfältigtheilend,andieKerker- pfortenderKnospen.

Dahinter liegengebannt,nichtlebendig nichttodt geknebeltundanderEntfaltung gehemmt,Millionen ent- wicklungsfähigerKeime, berufenund fähig,dieWelt zu verschönern.

Nun dehnen sich indenkleinenlichtlosen Kerkerzellen dielange Gefesselten.Schnellerwachsensieüber dasMaaß desengenRaumes hinaus.DieMauer wankt, die Steine weichenaus ihren Fugen, der blaue Himmel leuch- tethineinundeinfrischerLuftstrom erquicktdiegepreßten Glieder. Jede KnospewirdeingesprengtesGrab,daraus dasjungeLebensichhervorwindet.

Leuchtende«Freude ringsum. AufMillionen eben erschlossenerundnochhalbschlaftrunkener Augen blitztder StrahlderSonne dasWillkommen im freien Leben.

Nochistesheute nicht soweit. Aberwirwissenalle, daßesbaldsoweitseinwird. Freilich,dieEiche die derDeutsche sichzumSymbolderdeutschen Krafterkoren hat sie kommtimmerzuletzt.Sieist bedächtig,gründ- lich;denn mitam tiefstenvon allen Bäumen gehender WurzelholtsieausdemtiefunterstenGrunde ihrLebens- markherauf.

Wenn sieerstda.ist,dann istdasEriösungswerk vollendet.

Ja, fürAndere Wohl, doch gerade für sie nochnicht.

—- Wiekommtesdoch,daß geradeunser deutscherBaum demgeringstenSpäkfwste erliegthFast alleübrigendeut- schenBäumelassen sichdochvon derihr Haupt nocheinmal erhebendenReaktiondasnichtwiederrauben,was sienn- terderGewährdesaufrufenden Märzerrungen hatten!

Es istnun einmalso!DergewaltigeBaum vergißt seineKraft. Abererist fleißigUndbeflissen,seineVerluste zuersetzen;aber wiederumbedächtig;undsosteht einevom Spätfrost getroffene Eiche langeda wieeingeschüchtert,und erst nach langerZeit, wo ebendieZeitallerwärts ge-

181

sichert ist.hat siedas wiederGeraubte wiedererrungen, wasAnderesichgarnichthattenrauben lassen.

Ueberhaupt,duliebedeutscheEiche,was mußtdudir nicht Alles gefallen lassen!Gedankenreich wiedubist, stehlendir Andere deineGedanken. Denn baldwirdnun dasHeerder Gallwespen überdichkommenundseineKunst- stücke aufdeinenBlättern undTrieben und andeinen KnospenundandeinerRindemachen.Dann preisendie LeutediegeschicktenGallwespen. Aber haben diesedenn jeneArbeitengemacht?Sindesnicht vielmehrdeine Werke?

Hierund dort kommendann auchinhärenemKleide diehäßlichenProcessionsraupen geradewiederum über dich undbauen aufdenbequemstenStellen deinesStammes ihr vielzelligesKloster,daraus siealleMorgeninlanger Procession hervorziehenund dichkahl fressenunddabeidieLuft mitgiftigemStaub verpesten,dersichvonihrer Hautablöst.

Doch derMärz ist jada,derLenzverkünder;diesmal wird’svielleicht bessermitunserer Eiche.Unsere Lenzes- freude lassenwirunsnichtstören.

Siehnur rechtaufmerkendum dich!Summire mit deinenAugenalldie kleinenStimmchen,diederMärzuns brachte. Sehenkannstdujetzt freilichnur, wenn dubis jetztsahest. Sonst siehestduvielleicht nicht,daßdortjenes Erlengehölz,nochebensoohneLaubwiedenganzenWin- terhindurch, jetztdochandersaussieht, alsvor einigen Wochen. DieErle istmit PappelundUlme wiedas liebelustigeArbeitervolk, das zurEheeilt,bevorderge- meinsameHeerdwohnlicheingerichtetist. DieErleblüht vordenBlättern, wiesichderPflanzenkundigeausdrückt, dennderzarte rothbraune Ton, derdie fernenErlenwipfel dortfärbt,errührtvondenBlüthenkätzchenher,-welche bereitswiederverwelktabfallen,wenn die Blätter erst nach-·

kommenwerden.

JmNadelwalde regt sich noch nichts.Fichte, Tanne und Kiefer sindmißtrauisch,wenn nicht verzagt. Sie lassenAndere vorangehenundauchdann noch,wenn sie nachkommen,ergehtesderTanne undFichte oft wieder Eiche,wenn dervertriebeneFeindnocheinmalzurückspringt.

Jetzt ruhendieKnospendesmathematischen Geschlechts nochintiefem Schlafe.Wennsieerwachen werden, wollen wiresnicht versäumen,namentlichderKiefereinen Be- suchzumachen,denn essiehtgarabsonderlichaus, wenn dieNadelpaare mitihrer silbernen Scheide sich langsam hervorschiebenunddannentweder anderSpitzedesjungen Triebes einigeweiblichekirschrotheBlüthenzäpfchen,oder anderBasis desselbendiezahlreichenmännlichenBlüthen- kätzchen,strotzendvonschwefelgelbemBlüthenstaub,stehen.

Aberwirbleibenlieberin derZeit,da wirstehen;die kommenmuß, wird kommen.

Wiegeschiehtesdoch,daß wir beimFrühjahrserwachen mittieferer Jnnigkeit nachdenunscheinbarenSpuren der erwachenden Pflanzenwelt spähen,diedochgesuchtsein wollen,alsdielauten Klängeder wiederheimgekehrtenbe- fiedertenSänger vernehmen,dieanunserOhr schlagen?

Auch wirfolgten diesemZuge unbewußt.Beruhtervielleicht aufdemmächtigenGesetzedernatürlichenOrdnung?Denn vorallemmußdochwohldiePflanzenweltdieLebensgewähr darbieten,ehedasThierlebensich wiedereinrichten kann.

Nunaberklärt sichderbisher verworreneEindruek,den dieVorläuferderThierweltauf unsmachten,zu klarem Verständniß seiner Einzelheiten,Undnatürlichsindes die Vögel,allerMenschenLieblinge-WelcheUnsfesseln.

Nur wenige hatten sichdein-Druckegefügt. Der ProletarierSpatz mußsichfVeIlIchallesgefallen lassen undläßtsichalles gefallen. Erschlägtsich durch’sLeben wieesebengehenwill. Erist nichtblosdurch seineNie-

.-.- .

M

Cytaty

Powiązane dokumenty

Sehr leicht kann man den Grad der Wasseraussaugung einer Schiefersorte kennen lernen, wenn man ein genau gewogenes Stück eine Viertelstunde lang in Wasser siedet und es dann

Jm See von Neuchatel wie in den andern Schweizer Seen sind die Pfahlbauten nicht nach demselben Plane aus- geführt. Die alten Bewohner Helvetiens hatten mit dem so überaus

»Die bisherige Darstellung beweist zwei Hauptthat- fachen, die, wenn sienicht angefochten werden können, die nothwendige Grundlage der Universalge- schichte sind· Die erste

sehrBedürfniß, daß sie inGefangenschaftnicht lange leben, wenn man ihnen nicht von Zeit zu Zeit Thiere mit Haut und Haar zum Verschmausen giebt, damit sie ihre Gewölle machen

Letzteres erd zerfetzt in Alkohol und Kohlensäure, die Auflockerung des Teiges geschieht also auf Kosten eines Theils des Mehles Beachten wir ferner, daß die Leitung der Gäh- rung

Und nun bat sie mich, wenn ich wieder käme, doch ja recht vorsichtig zu sein, damit mir nichts geschähe. Jenen Tag sah ich den Hund nicht, als ich aber nach längererZeit meinen

Da sich die Geschwindigkeit der Bewegung gleicher Luftmassen binnen gleichenZeiten umgekehrt wie der Querschnittder Leitungen verhält, so ist klar, daß die Geschwindigkeit der Luft

Nach Bifsis Vorgang durch- schnitt Schiff bei zweien von 5 saugenden Hunden den Trac- tus olfactorius (den Geruchsnerv nahe an seinem Ursprung aus der unteren Fläche des