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Die Katholische Familie. R. 6, no. 30 (1899)

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Academic year: 2022

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(1)

3IIuftrirte JX>od)?nfd?rtft für bas fatfyolifcfK Dolf,

h<s6eionber? für Me gsereOrer bet 9f. gtamlfte unb bte SSitgClebec bes con SPapff J.to X III. elngeffiflree»

„Afffl. jpevetns bet cftriftC. ^amtfieti ju £ßten ber ßt. giamUte tion •grajaretB“ ._________

«ufiÄbnra, Sonntag ben 23. ^uli 1899.

•*>ie totSolifd» Ramilie" etfAfint wüdjentliifi, 16 etiten ftarf; 3)rei» merteliäörifl mit btr gtllagt „tu* »ul« *1»* ‘ mir

*• ®(o.: bei birfrrem *ortirbts«9 bitlis«. «Oe iSo|t»ttft>tbitionen unb »lirtjljanblunflru ntümtn »rfieaunp'ii on. fltbtn ionnetü«»

»itb io« Blatt «uSgejtbfn unb »et(tnbet. — 3nftratt: bie einfuattifle 'tiftit»nlt »btt bereu iHaum SS 'Bffl.

ftittJjlidje« äöodjeitfalettbe*.

S o n n t a g , 23.3uli. 9. Sonntag nach s^fingftcn.

HpolItnariS, öifcfyof unb 9Watt«rer, t 75. Ci*

boriuS.

SDiontag, 24. 3uli. ©jviftina, ÜJfarttyrin. t 300.

2franjt8fu8 SolanuS.

®tenftag< 25. 3ult. 3afobu3» Wpoftel, t 44.

(EljriftopljotuS, 2Rartt)ver, t 251. £f)oma§ öoit iiempiS.

S K i t t r o o * , 26. 3uti. ?lnna, ÜKutter äftariä.

Uaftor. ©imcon.

® on ne rfta g, 27. 3u(t. Pantaleon, Slvjt unb äftarttjrer, t 303. Mutfiufa.

S r e i t a g , 28. 3ult. Snnocen? I., sl3apR, t 417- 9iasatiu§ unb (SetfuS, ÜJfarttyrer, t 68.

© am ftag, 29. Sufi. SRavtfja, Sungfrau, +67.

Pcutitcr §miniacj nnd) Jlfingßrii.

t9tact|bru<t üerboten.l

»oanaelm m : Oefitä nmnt über 3ieru(a[em.

Cut. 19.

^aft bu, geliebter Sefer, jemals ein £>erjer=

greifenbereS Sdjaufpiel gefeljen als baS, ineldjes baS heutige (Soangelium uns »otfüljrt?

2)er §eilanb loeint über Igerufalem. SRingS bie

©c^aren, bie ifym einen £riumpf)}ug oeranftalten, it)re Kleiber auf ben 2Beg at« breiten, ^5alm=

jroeige fdjroenten unb bie Suft mit iljrem jubeln*

ben §ofannaruf erfüllen. D6 rooljl ber alte Delberg jemals einen fo fronen £riumplj}ug ge=

fdjaut? Db moljl ber -äJJoria jemals ein fo lautes, (jimmelan bringenbeS ^ubelgejaudjje per*

nommen? Unb ber $eilanb? (Sr meint. Sieber geilanb, madjt eS bir benn feine greube, bafr bie 33olfSfdjaren bir foldje Siebe befunben? 3ft eS benn Unred]i, baf? fte bid) als KJeffiaS feiern?

2Bürben benn bie frommen Soroäter, bie ^eiligen

^ropljeten, raeldje bidj im ©eifte porauüfagten, fidj biefem Subei nicfyt anfdjtiefjen ? SBütbe benn ein Äönig 35aoib, ein QfaiaS, ein 3ere=

miaS bir nidjt audj mit greube als bem mefft- anifdjen Äönige Ijulbigen? Sieber £eilanb, marum freuft bu bicl) nidjt mit ben Sdjaren? 9ld^, ^ätte feine Umgebung fdjauen fönnen, roaS er im

©eifte fdfjaute, fte hätten auc^ gemeint! 6r meint nid^t über bie ©d)aren unb iljte meffianifc^e öegeifterung, er meint über Sfrufalem. $ a lag bie Stabt oor iljm, in fiterem ©lan^e mit iljren 3inren U11^ türmen, une bie Sonnen*

ftra^len fielen mie leud^tenbe ®li^e jurücf oott bem »ergolbeten 35ac^e beS Tempels, — nichts als

^3rad^t unb $errli^!eit. 9lber fein aHfe§enbeS

(2)

310

Sluge flaute oon biefer Stelle ein anbereS Silb.

Äriegä^eere ringsum, junger unb @lenb unb blutige ^roietracht btinnen, oiele $unberte oon Äreujen aufgerid^tet unb an jebem ein ©lieb feines 33olfeS angenagelt unb nun Sturm unb Schutt unb 33ranb unb SSerroüftung unb grau=

fame SJle^elei, unb bann ein einjiger gröfer, raudjenber Trümmerhaufen an Stelle aU ber leudjtenben ^Prad^t. Sollte er ba nicht meinen?

316er trauriger als aU’ bieS mar bie SSer*

anlaffung ju biefem erfdjütternben Strafgerichte, bie Sünbe, bie Verftodtheit feine« SSolfeä. $öre nur, roie er bem bitteren SBelje feines liebenben

£erjenS 3luäbrucf gibt! „D bafj bod; aud) bu eS erfannteft unb jroar an biefem beinern Tage, roaS bir jum ^rieben bient! 5Jun aber ift eS oor beinen . Slugen oerborgen." 2ßas mürbe ihnen benn jum ^rieben bienen? SBenn fie ihren -BteffiaS erfennen unb ihm ljulbigen rooHten.

(Sr ift ber griebenäfönig, ber audj ber $önigS=

ftabt fo gern ben ^rieben gebraut hätte. Slber fie moUte ihn nidjt. ®ie Sparen aus ©aliläa, bie Pilger, bie junt Dfterfefte famen, Ratten ein offenes §erj für aU’ baS ©rofie, bas fie gefetjen unb gehört Ratten. Sie freuten fid) über bie 2Bunber, über bie Sehren, über bie Siebe. Sie jubelten iljm >u. 216er anberS fteHten fid) bie

§äupter beS SSolleS ju ihm, bie *pijarifäer unb Sdjriftgelehrten. 2IIS ber §eilanb baS erftemal

ben Tempel betrat, ba mar eS ein 3ürnen über baS (Introeiljen bcS ©otteSljaufeS. Unb ^eute ift eS ein äBeinen über baS hewinbrechenbe ©e*

fdjid. „e s ift »or beinen älugen oerborgen."

SGBarum? §at ber §eilanb eS uer£)üHt, baß fie eS nic^t feljen tonnten? -Rein, es ift oerborgen, roeil fie bie 3tugen nidjt öffnen rooüten. S ie maren bltnb, roeil fie nic|t fehen rooHten. SQJaS nü^t bie heße Sonne am §imtnel, roenn jetnanb fid) bie 2lugen oerbinbet, um fie nicht ju fel;en?

®aran erlernt man, baf; jum ©lauben ©laubenS*

roiHigfeit gehört. „©lauben !ann nur, roer glauben rotlX." So ber 1)1. 3luguftinuS. @r Ijat 9k$t.

3lber roenn roir nun unfere 2lugen auf bie ©egenroart ridjten, fönnte ber §eilanb nid^t aud^ über manche Stabt meinen? 3Jlüfjte er nid^t 2Sehe rufen bei bem hatten 3>ubel, ber auS berfelben ertönt? 2ldj, bu guter ©ott, roie oiele, roie entfe^lidj oiele, bie nicht erfennen rootlen, roaS ju ihrem grieben bient! 28ie oiele, oiele, bie ihr $nie nid)t mehr beugen wollen oor ihrem

$errn unb ©ott! Unb bu, lieber Sefer, roie ftetjt eS mit bir? So ll ber $eilanb aud) über bich roeinen? §alte eine ©eroiffenSerforfd^ung unb frage bidj, mit roelchen 2lugen er auf bid) herabfchauen mufj! Unb roenn bu feufjenb ju*

geftehen mufjt, baf} eS fein freubiger Slicf fein fann, bann gehe in bich unb beffere bid)! $einem

$eilanb barfft bu feine Thränen «uSpreffen.

$ie Sßeretyrmtfl bet* Ijeiligen SJlutter Slrnta.

Ä ie ^eilige SWutter Slnna, SJiutter ber aller*

Z J feligften Jungfrau, roirb feit alten Seiten in ber Äirdje oerehrt, roeil fie oon ©ott bie hohe SÄuSjeidjnung erhalten hat, bie ©ebenebeite unter ben ffieibern jur Tochter ju ha&eni e‘ne 2luSjeichnung, bie geioife im Verhältnis ju ihren Tugenben geftanben. Die Äirdje preift bie mütter*

liehe ^römmigfeit ber l)e'^Sen 3lnna, roeil bie

@h^en ihrer Tochter, roeldje na<h ben ®orten ber heilige Schrift ftets oon allen ©efchledjtern felig gepriefen roirb, auf fie jurüdftrahien. ©ott hat bie heilige 2lnna in befonberer 3öeife auSs erroahlt, um bie 2lbftd)ten feiner eroigen Siebe ju erfüllen, inbem fie getoürbigt rourbe, bie Seele ber heiligen 3Jtaria jur Tugenb unb Unfd;ulb ju bilben. deshalb roirb fie oorjüglid^ oon ben chriftlidjen @heleuten angerufen, um burdj i^rc gürbitte ben Segen ©otteS bei ber @rjieljung ihrer fiinber ju erlangen, unb bie Äunft fteUt fie am Iiebften bar als eine ehrroürbige 9Jtatrone, roel^e baS hei^9e ^inb im ©efefc beS §errn unterri^tet.

Sftacfj bem heiligen S3ifd)ofe ©piphaniuS ift ber 9lame Stnna gleid)bebeutenb mit „©nabe".

S)er heilige ^ohonueS ®ama?cenuS fchreibt: „®ie

©nabe gebar bie Herrin, biefe roirb burch ben 9Jamen SWatia bezeichnet." Ueberhaupt ha^en biefe betben §eiligen ber alten jtirdje oiel über Joachim unb Slnna gefc^rieben. Äaifer ^Juftinian lief? um baS 3»ahr 540 in ßonftantinopel unter ihrem Titel eine $irdje bauen, Reliquien ber heiligen 9lnna roerben in mehreren finden beS SlbenblanbeS, fo in $üren, SBien unb 9lom, oerel)rt.

§ür bie roeite Verbreitung ber VerehnwS ber heiligen Slnna fpredjen bie oielen uns noch erhaltenen Silber. SemerfenSroert ift an ben*

felben, ba{i fie bie ^»eilige geroöljnlich im grünen Hantel barftellen. ®iefe garbe ber Hoffnung follte roohl anbeuten, ba§ mit ber heilen 2t«” a bie Hoffnung ber nahen (Srlöfung erfc^ienen Seht oerbreitet roaren bie Silber, auf welchen bie heilige 3lnna bie 53Jutter ©otteS unb biefe roieber ben §eilanb trägt. Solche ®arfteHungen

(3)

311

Ijiefjen 3Jlettertien ober S t. Slnna=Sel6btitt.

2lud^ finb an biefer ©ruppe roo&t bie Sinnbilber ber brei göttlichen lugenöen angebracht, wobei bann ber Jjeiligen Slnna ber Slnfer, baS Sinn=

Wb ber Hoffnung, jugeteilt ift. Söie bie ^eiltfle

©lifabetl) oon Üljürtngen, fo roirb S t. Slnna mit fetet fronen abgebilöet, roeil fte bie breifache Ärone als Jungfrau, ©attin unb ©itroe wer*

biente. SSiele fd;öne Segenben über baS Seben ber ^eiligen Slnna (i^re Begegnung mit bein

^eiligen ijoadjim am golöenen !£hot beS £em>

^elö, roie fte baS breijährige Äinb SKaria jum Stempel geleitet, welches bann bie fünfjejjn Stu=

fen beS ijempels allein tjinauffteigt u. f. ro.),

»on benen fcljon ber heilige ^ieronpmuS berichtet, finb auf ben Äirdjenbilöern bargefteHt, roie in ber Siarfusfirche ju 33enebig unb ber fchönen 3Biefenfirche ju (Soeft, in reeller baS ganje Seben 3Kariä in gelbem abgebilbet ift.

StlS bie fünf greuben ber heiligen Slnna roerben in ber SSoIfSanbadjt genannt: 1. ihre SluSerroahlung jur 9Jfutter Sltarift, 2. bie 2ln=

fünbigung beS (Sngelä, 3. bie ©eburt 3Jtariä, 4. bie Opferung im Tempel, 5. bie Slufnahme ber heiligen Stnna in ben $immel. hierauf be- Jügliche Silber finbet man oft, fo in ber frönen SJariahilftirche ber 9Jtünd^ener SSorftabt Stu. ®a§

bie heilige 3Jiutter Slnna, roie fie ber S3olfSmunb Sern nennt, in ber ©^riften^eit als bie Patronin ber ©Itern »erehrt roirb, rourbe fd^on ermähnt.

Sie ift ferner bie Schutsheilige ber Bergleute.

UeberaH in erreichen, namentlich aber ftlberreidjen

©ebirgen finbet man alte S t. Slnna Kirchen unb Kapellen, ober eS ftnb ganje Stäbte nach ihr benannt, roie Slnnaberg im fädjfifdjen ©rjgebirge.

@S roirb biefeS Sßatronat ber heilen Stnna baburdj erllärt, bafj in ber heiligen Sdjrift bie Butter ©otteS mit bem -Btonb unb bem Silber, ber §eilanb mit ber Sonne unb bem ©olbe »er*

fllidjen roirb. bem ©nabenorte S t. Stnna»

berg befinbet ftdj ein alles S3ilb, Sföaria unb Slnna barfteßenb, roeldje baS göttliche ßinb groifcljen fich h“ &en. ®ie heilige SKaria hot eine ÄönigS*

frone auf bem Raupte unb ein $epter in ber

$anb, bie ^eilige Slnna tragt eine Silienfrone.

®er ©ebäd^tniStag ber heiligen Slnna roirb in oielen ©egenben, namentlich in Sööhmen, oon ben ^Bergleuten als ein gefttag gefeiert. 3Me ganje Änappfdjaft roohnt in $eiertag8tradjt, in fleibfamen bunllen Uniformen, ber heiligen SOleffe bei unb jieht bann in ^rojeffion, roie fte ge=

Jommen ift, auf ihren Samtnelplafc jurücf, auf welchem ein frohes Solfsfeft gefeiert roirb.

3n bem geroerfreid^en Sachfen rourbe fefjon im 9)iittelalter ber S t. Slnnatag mit befonberer

$eierlidjfeit begangen. 1494 ermirfte Äurfürft

$riebrich ber äßeife ein S3reoe, um in Sachfen ben Slnnatag als hohen geiertag ju feiern. (Sine Äupfermünje mit bem ®itbniffe ber ^eiligen hatte ben -Kamen „Stnnapfennig". Sluch alte Siegel unb SBappen, roie ber Stabt 33raunSberg, beren Patronin S t. Slnna ift, enthalten baS 33ilb ber

^eiligen.

äSegen ihres mütterlichen G^aratterS roirb bie heilige Slnna als 33efchü£erin ber Slrmut an*

gefehen unb afs $elferin in ber 9Jot angerufen,

©erabe bie armen Stanbe haben fie jur Patronin erwählt, fo in vielen ©egenben bie Sienftboten, in ^Belgien bie Spi^enflöpplerinnen, tuelc^e in ben SBerfflätten baS $ahr hinburch fatnmeln, um baS geft ihrer Sdjulsheiligen gemeinfam ju be=

gehen. Sluch wirb bie heilige Slnna angerufen als 9?otheIferin in SBaffergefahren, unb in ben ju ihrer @hre erbauten Slnnen-ÄopeHen beten bie Sdjiffer um Slbroenbung ber ©efahr. Sinne SBitroen nehmen ihre 3ufluc^t ju ber gürbitte ber heiligen Slnna, non roeldjer, um ihren mütter*

licken Sinn ju preifen, eine liebliche Sage er*

jähtt, bajs fie nach bem bethlehemitifchen Äinber*

morbe bie Seichen ber $inber beftattet habe.

9Jein bie Sippe, rein baä $erj, SiUen blüben btmmclaärtä.

Sterne glänjcn etoifl flar, Steinbeit jtert bie ©ngclfdjar.

Sitien, ©terne, @ngc(fibar 3mmer meine ©etynfudjt roar.

©liibe, roie bie Oilie rein!

(Slfinje, roie tote ©terne fein!

®ann bie (Sngelfdjar begtiirft

®ii^ mit Stlienlronen fctjmücft.

(Siadjbtutf oerbotfn.)

B a ö ift bn§ @fa^uliec äßatiä?

(©ebtug.)

T*Siefe SSerljeifsung ber SÖlutter ©otteS hat fich m it bem Sfapulier unb ftirbt bußfertig, ober er bis jefct berart erfüllt, ba^ ein ©eifteS= i ftirbt unbu^fertig; aber bann ftirbt er geroifj Wann fagen fonnte: „@ntroeber ftirbt ein Shriftl nicht mit bem Sfapulier. SGBenn ihn burch feine

(4)

©djulb 3JJaria nicht ber Unbußfertigfeit entreißt, bann roirb fte geroiß 9Jlittel unb SBege finben, t{jm iljr ©nabenfleib ju entreißen; ja, bet Un=

bußfertige roirb bet @rfte fein, ber eS ablegt, beoor er in ber Unbußfertigfeit ftirbt. HJfatia roirb i^r 2öort galten."

§ier einige 33eifpiele.

3n einem ©pitale lag ein Iafterl;after SRenfdj am Sterben. SBertoanbte, ber $riefter, bie barm- herjigen ©chroeftern, äße fpradjen ihm ju, feine 3tedjnung, bie große ©cfjulbpoften aufjutoeifen hatte, mit bem §immel in Drbnung ju bringen.

3lHeS roar umfonft. ©o oft man ihm mit folgen

$umutungen fam, flopfte er felbftgefäüig an feine Sruft unb fagte mit Reiferer ©timme: „® a unten ift’S ©fapulier; mehr brauch’ ich nicht;

mit bem fommt feiner in bie §öße." Umfonft fucfjte man ihm feine falfche Sluffaffung beS

©fapulierS begreiflich *u machen; er ftarb oljne

©aframente, ohne 2lu§föfjnung mit ©ott. 3lber er ftarb auch nidjt m it feinem ©fapulier; beim lebten 2Secf)feln feines §embeS ftreifte er unbe=

merft auch fein ©fapulier ab. @r ftarb unbuß;

fertig, oljne ©fapulier.

3m Stiege oon 1870 rourbe ein franjö=

ftfcher ©oleat fdfjroer oerrounbet in* eines unferer Sasarethe gebraut, in roel^em barmljerjige

©chroeftern bie Äranfen pflegten. ® a ber 3lrjt feine Hoffnung auf Teilung geben fonnte unb ber ©olbat fatljolifdj roar, fo fucfjte il)n bie Pflegerin jum ©mpfang ber ^eiligen ©aframente ju betoegen; aber ber^ranjofe antroortete fcfjroff:

„Igd) habe oljne ©ott unb bie Äirdje gelebt, ich roitl auch ohne Äirche ftetben." Silles 3u«ben erroieS ftdjj als nutjloS. ®ie fromme ©dfjroefter betrübte ftdj feljr barüber unb fann fort unb fort auf Mittel ju feiner ^Belehrung. (Snblich glaubte fte, ein foldjjes gefunben ju haben. ©ie bat iljn, roenigftenä ihr »u ©efaHen, ba fte iljn ja fd^on oiele Sage gepflegt habe, ein ©fapulier ftcfj Umgängen ju laffen unb baSfelbe bis ju feinem iobe ju tragen. 2Benn ich 3hnen,"

jagte ber ©olbat, „einen ©efaUen bamit erroeifen fann, fo mag eS gefcfyefjen." 2lm nädjften $ag

^atte fich fein ftarrer ©inn fdjon geänbert, er roiberftrebte nun nicht länger ben §eilSmitteln ber Äird^e, unb roo^l oorbereüet ging er bem SCobe entgegen.

$n ben fatholifdjen 2lnnalen roirb oom Sßriefter ^Ijolon über £>errn oon SaHepranb gol=

gen'eS gefc^viebcrt:

3m 1838 fam es mit £eirn oon SaHepranb jum ©terben. SaHeqranb, im 3a^re 1788 Sifdfjof oon Slutun, hatte, roie befannt, baS Unglücf, ben Slnforberungen ber Sfteoolutio*

näre nachjugeben. ß r leiftete ben @ib jur ßioit*

oerfaffung beS ßlerus, unb felbft feinen priefter*

licken 6()arafter oergeffenb lebte er roie ein ge*

roöljnlicher SBeltmann. §infichtlich be§ religiöfen unb moralifcHittlicfien SebenS roar biefer ge*

fehiefte ©taatSmann baS allgemeine SlergerniS beS erften ®rittels unfereS 3al)rhunbertS.

2lbbe ®upanloup (fpäter SBifd^of oon Drle*

ans), roel^er bie ^Beid^te beS berühmten 33e*

festen gehört hatte, reifte burdj SeHe^, roo idf>

$rofeffor am ©eminar roar. Sßir befragten ih«

roegen ber Gcinjelheiten biefer ^Begebenheit unb erfuhren, baß §err 2:aHet)ranb einen ooHflän^

bigen SBiberruf, forote feine gänjliche Unterroür*

figfeit unter bie fatt)olifche Äirche unterjeichnet habe; baß er reumütig gebeichtet habe unb bei ooHer Sefinnung unb flarem ©eifte eines roah*s haft chriftlid^en SobeS geftorben fei.

2Bem fchreiben ©ie biefe ^Belehrung ju ?"

fragten roir 2lbb6 ®upanloup. 33iefelbe grage richtete ich an §errn oon SaHe^ranb in feinen lebten 3ügen," antroortete ber Sifchof.

„•Statt jeber 3lntroort 50g ber ©terbenbe ein

©fapulier aus feinem Sufen heruor, baS man noch nicht gefehen hatte, unb geigte mir baS Silb ber aüerfeligften 3un9frau, baS er jörtlich fußte, roobei feinen 2lugen Spänen entquollen."

Sieber Sefer! ® u bift rooljl SKitglieb ber

©fapulierbruberfchaft; fei audj ein re^t roürbigeS-' Sßer einen Drben trägt, muß auch nach ben Drbeneftatuten leben. ^Betrachte baS ©fapulier nicht als ein ßaubermittel, baS bir ©nabe unb §eil oerbürgt, auch roenn bu lein roürbiger Verehrer ber aüerfeligften ^unftfrau bift! S ift bu noch nicht mit bem (Shrenfleibe SJlariä befleibet, fo laffe bich aufnehmen in bie 33ruberfchaft 00m heiligen ©fapulier! Seidjt fann bieS gefchehen^

ohne Sefchroerbe fannft bu baS ©fapulier tragen, oon niemanb brauchft bu bie SrlaubniS baju j«

erbitten; niemanb braucht bu eS ju jeigen, man trägt eS ja unter ben Kleibern; fein 3Jlenfch braucht e§ ju roiffen; roenn nur bu eS roeißt unb beoenfft, baß bu baS Sljrenfleib ber Wutter

j ©otteS trägft, unb roenn 3Jlaria eS roeiß, bann ift’^

oorläufig genug.

12

(5)

QIn§ nuferer ^HbcramMc.

313

3eber Jiompitger lenft feine S tritte aud; nact) bem Jtoloffeum, jenem Orte, roo fo niete 1)1. Märtyrer iljre Segeäpalme errangen. §eute ift es nur nodf) eine 9iuine, aber aud) als fold)e noclj ein imponierenbeä Säumer!. günfjig Weter fteigt eä Ijinauf, Stocfroer! türmt ftd) über Stocf roevt, Si^reifje über Si^reilje. 100,000‘’öienfctoen fonnten barin ben Spielen beirootjnen. Sie Äaifertoge roar mit unermeftlictjer Verfcfyroenbung

gas fololfrunt in $üttt.

©tauben. Dpfermutig, freubig tauften fie Slu t unb Seben für bie SNarterJrone unb ben unoer- ganglidfjen £>immeI§lot)n. §eilig unb gemeint roar alfo ber Soben burclj baä S3Iut unjiifjliger

©giften, 6c rourbe aud| befudjt unb oerefjrt biß in unfere Seit. ^apft Öenebift lieft bie Stationen erridjten; in ber sJJiitte ber 2ltena erfjob fid; ein fd)lid)teä flreuj. $aS Volt pilgerte in großen Scharen unter gilfjrung einer öruber*

«uägeftattet; aud^ bie übrigen entfprad>en bem ftbaft jeben greitag Ju biefem 1)1. Orte unb be*

Sujuä ber altrömifcfoen $eit. C>ier faft eine ent= 1 trachtete ba§ Seiben beS $eitanbe§. ® a8 bauerte

5ns goloffcum in JJom.

menfdjte ,ßufd()auerfdf)ar un^ roeibete fiel) an ben Dualen if)ter SJUtmenfdjen. Surdj lünfilidfje Raffinerien bratfite man bie Ääfige ber rcilbew

£iere auä ifjren unterirbifd&cn Vertieften. 3n ber Witte ift ber freie $Iat}, bie 2lrena, auf ber bie ©Iabiatoren, fpater bie (Stiften mit ben Stieren Jampften. §ier ftanben bie gelben — unfdjulbige Äinber, jarte Jungfrauen, ebte grauen, SJJänner in ber 23lüte unb SSoHfraft beS 2eben§,

©reife an ber 9^eige ifyrer Jage, ©ebulbet unb gelitten liaben fie Ijier für ifyren ©ott, iljren

bis jum 1870. ® a rourben Äreuj unb Stationen ^nauägeroorfen, bie 6rbe aufgeroüfjlt unb buid) roüfte Ürinfgetage ber 1)1. Drt ent*

roeiljt. fie^t man nur bie gremben, rocldjje aus Slnbac^t ober Neugier baS floloffeum be*

fudjen. SGBie lebenbig preb gt biefeS bie 33er»

gänglidf)feit aHeS grbifcfjen, bie eroige Sauer ber ßirdje, roctdje auf einen gelS grgrünbet ift. 3Jlit 2Del)mut im §erjen, baft audi) biefeS Heiligtum 9iomä bem Verfall enlgegengeljt, ru^en unfere 93licfe auf bem ßoloffeum.

S ta n b c ^ rc b iflt fü r bie Siutölttiflc ittib äRämter,

gehalten non Pfarrer l a u r u ä © e r l e t>on ßarloljulb am 11. ©iai 1899 au§ 2lntaft beö TOÜjäfyrigen Jubiläums in ber £>eil. flreujfirctye ju SlugSburg.

(©djliijj.)

VNiete junge Seute, felbft gut e rlo g e n e , Äinber non §aufe fortfd&iden in ben Sienft, in V geljen in furjern ju ©runbe, roeit fie fpäter bie SBerfftätte, in bie 2lnftatt: fudjet ^enfefaften, in böfe ©efellfdjaft geraten. ©Jüfjt il)r eure Se^rmeifter, Selber, bie Sd^u^engcl eurer £nb»

(6)

linge finb. -Jiidjtä ift mehr ju fürsten als ber r e li g i o n ä f e i n b l i c h e , g o tte n tfre m b e n b e

©eift, ber gerabe bet unerfahrenen $ugenb nadj=

jagt. ber baS ©eroiffen fo jart ftimmenbe $audj ber ©otteSfurcht aus bem jugenblichen $erjen toeggeärgerl, bann ift o i e l oerloren! ®ann ift bem SBöfen S^or unb Sfjür geöffnet. Saffet midj noch auf einen argen i?inberfeinb ober oiel- mef)v S u g e n b f e i n b aufmerffam machen unb oor bemfelben mit aller Snergie warnen! ©n glaubenSlofer unb leid^tfinniger ^rofeffor hat ein=

mal gefagt: ®er ^Jienfc^ fei, toaS er effe. ®aS ift nun falfdj! 216er richtig ift, bajj ber Wenfiij toirb ober fchon ift, toaS er ltrfl! 2Bir Seel*

forger fönnen ba aus Ueberjeugung reben. Saffet boch nid^t fdf)lecl)te Sefereien in bie §änbe ber

$inber, ber jungen Seute, glaubenSfeinblid;e, / ftttengefüfjrlidje. (Sine junge Seele ift fdjnell

oergiftet, u n h e i l b a r angeftedt!

Meine lieben greunbe! 2Sir leben nid^t ein jeher bloS für fid) unb au s fiel). 2Bir leben in einer ©efeHfd)aft, in einer ©emeinöe, tn einem Staate. 3Bir l)aben barum auch fojiale Pflichten, ©ie gegenwärtige ©efeßfchaft fdjreit unb feufjt nach M ä n n e r n oon (Sinfic^t, oon 5£^at!raft, oon ©emeinfinn, oon Dpfergeift, nad) groftherjigen unb ebelmütigen M än nern, nad) Männern oam ©eifte beö SßelterlöferS:

„Mich erbarmt biefeö SSolf!" „$ e r ift fein lein guter Menfch," fagt ber Ijeilige $hoinaä oon Slquin, „ber nicht für baS ©emeimoefen ( forgt." hätten mir noch bie herrlichen @eg=!

- 31

nungen beS ShriftentttihS, loenn unfere 33 ä ter nicht ben lat^olifc^en ©lauben aus ben mitunter red^t ftürmtfchen ^erioben biefeS gahrhunbertS h e r a u s g e r e t t e t unb uns als baS foftbarfte Erbteil Übermacht hätten? SSohlan, auch mir müffen ben fatholifdjen ©lauben mit all feinem Sichte, mit feinem Seben, mit feinen Siegen, mit feinem jroeitaufenbjährigen 9M)me, mit feiner roelirettenben ÜJtacht bet SRadjroelt überliefern.

®aS ift einfach eine $ f l i d ; t ber $anlbarfeit, eine Pflicht ber ©eredjtigfeit, eine ‘ßflidjt ber Siebe, eine $flidjt u n f e r e r @ h * e ! 2luS biefem

©lauben, aus ben 2Sal)rfätsen unferer alten 2BeIt*

firche, aus bem ^erjen ber Sraut beS 2Mt-- erlöferS nehmen mir ben 33alfam für bie fojialen 'Jiöten: Sicht, Siebe, ©eredjtigfeit!

®am it uns aber bie ßraft nic^t mangle, bamit es uns an Sid;t nie fehle, burdjforfdjen mir uns felbft in ber Stille unfereS i^er^nS, belennen unfere fehler oor bem beoollmäd)tigtett

^riefter, halten mir baS eigene §erj in 3er»

fniifcljung in baS fünbentilgenbe S3ab beS Sufs*

Berichtes. Unb bann treten mir ooH ©taube, Siebe, Sertrauen, ®emut, Verlangen bin jum Sifdje beS $errn, um baS örob beS SebenS ju empfangen.

$a, Männer, Jünglinge, oereinigt eudj mit

$efuS GijriftuS, bem SSieberherfteHer ber ManneS«

mürbe, bem §eilanbe ber Sßelt! Unfere $a=

j role mujj bleiben: M it G!)riftuS, für Shr'f*u§’

I Simen.

14 -

UntcrljaltcnÖcö für Die fatljolifdfje ^atnilie,

Q krdtct.

(£r}ät)Iurg für ba>3 SBolf 5U ®f)ren beS Ijt.'HittoniuS ooit ffirid; Är aff t . [Wa®btB< ontoten.]

tSortfctjung.)

3^em guten ©eiftlidjen fdjnitt ihr Slnblid in.’S

$er*. „Margaretha,“ fagte er meii^, „fei bodj ftarfer unb mutiger; benfft bu benn gar nicht baran, bafj bu ^flirten haft ßegen beine Äinber, unb bafe betn 3)tann btch jet^t nötiger hat als jemals?"

„D bod;, §odhmürben," haU($te ^'e 3lrme unb fchludte an ben Jljränen, bie in ihren Slugen aufftiegen. „I)e r ©ebanfe h*e*an hält midh ja allein aufrecht; ohne ihn märe ich f^ 011 lange unter ber Saft meines ßlenbeS jufammen=

gebro<hen."

„Unb fann bi<$ benn bie Hoffnung," fuhr ber ©eiftlidfje fort, „nicht ein raenig aufrii^ten?

3eigt ber ©lanj beS §offnung§fterneS nicht nach oben, roo hoch ^*^er 'hm ® flter oon uns allen thront, ber feine Äinber auf Srben nimmer oerlaffen fann?"

Margaretha nidte ihm thränenben SlugeS ju.

„Vertrauen mir auf biefen unferen aUgü*

tigen 33ater," tröftete ber ©eiftlidje roeiter; „er fann unb roirb beinen unfchulbigen Mann nicht im Stiche laffen."

„©eroi^ nicht, §err Pfarrer, geroi^ nicht!"

„Unb bann rooUte ich bid^ auf noch etroaS anbereS aufmerffam ma^en. ® u roei^t, mir haben fehr balb ben S t. älntoniuStag. ®er heilige 2lnfoniuS ift aber ein mächtiger ^ürfprecfjer

(7)

- 315 -

Qm £f)rone beS SWerljöchften unb §at fic^

fdfjon oielmals als folget bewährt. Gr roirb gerabe ba gern um feine gürfprache angerufen, too auch mir berfelben fo bebütftig ftnb: man erfleht feine §ilfe meiftenS beim Suchen nadf) irgenb einem werten ©egenftanbe, man bittet, bafj ber liebe ©ott auf feine gürfpradjje unfer Sluge gnäbig auf benfelben ^inlenlen möge."

grau sJ)largaretha’S Slugen leuchteten auf.

„Unb fudjen mir nicht audj nad) etwas fe^r 2Bic!jtigem?" rebete fic^ bet Seelforger in immer

^öljere 33egeifterung hinein. „gorfchen mir nid^t nach ber SBafyrfycit in jener unglücffel'gen 33ranb*

fadf)e?"

„ S e haben recht, £°chwürbcn, feljr recht,"

fcljluchjte bie arme grau.

„SBenben mir uns alfo in biefen Sagen unb befonberS am gefte beS Zeitigen SlntoniuS an jenen grofjen gürfpredfjer bei ©ott. öeftür*

men mir iljn mit ben äöaffen beS ©ebeteS, unb er wirb uns fieser feine SBermittelung beim 3lBer=

höchften nid^t oerfagen."

„® ant für biefen 33orfd)lag," atmete 9Jlargaret§a auf, „oielen ®anf! Gr bün!t mir gut, unb icf) werbe i^n mit meinen Äinbern be=

folgen."

„Äomm’ bod^ auf S t. 9lnton mit beinen Äinbern morgens nach ber ^eiligen ^Jieffe 'mal ju mir in’S Pfarrhaus," ptauberte ber ©eiftlidjje weiter; „mir wollen bann jufammen ju bem großen ©otteSmanne non $abua beten."

„©erne, §err Pfarrer!"

„Unb nun ©ott befohlen, meine Tochter!

Äopf hoch unb ben 2Jlut ni<Jjt oerlieren! $er alte ©ott lebt nodjj."

Gr ftanb auf unb rüftete fid(j jum 2lbfdjiebe.

Sitternb oor froher Hoffnung legte bie f^ioer»

geprüfte grau ihre Siedete in bie bargebotene

§anb beS SeelforgerS.

„28ie fönnen mir 3hnen nur bie ®üte unb gürforglichfeit uergelten, bie Sie uns fcfjenfen, hodfjwürbiger §err?" meinte fte mit banfglänjen*

ben 2tugen.

„3öie Jannft bu nur fo fpredjen, meine Tochter! Son ©üte !ann hier feine Sehe fein.

3ßaS ich tfjue, ift meine Sßftidjt unb weiter nichts."

Gr fd^ritt bei biefen Sßorten jur £hüte Unb rief ber armen grau nochmals ju :

„2tlfo nur auf ©ott oertraut, Margaretha, auf ©ott unb feinen jjeljren 9luSerroäE)lten, ben

^eiligen 2lntoniuS!"

Margaretha nidfte Seifatt. 5Bie ^offnung8= froh fdjaute bie Schwergeprüfte jefct fcljon b’rein!

3$re Stimme flang fdfjon Jlarer, als fte noch­

mals t^ren ®anl für ben 23efudj unb bie em*

pfangenen Sroftworte auSfpracij unb julefct noch ben frommen ©rufe „©elobt fei I^efuS GhriftuS!"

f)injufügte.

„S n alle Gwigfeit, 2lmen, Margaretha!"

Hang es iljr jucüdE, unb rafch entfernte ftch ber l)od^mürbige $farrfyerr.

* *

*

®er gefttag beS ^eiligen 2lntoniu8 mar angebrochen. ®ie §i§e, bie feit einigen lagen geherrfdjt, hatte fich nod) gefteigert; bie Sonnen»

ftrahlen brannten fdjier unerträglich auf SßürgiS nieber.

2lm äufierften §orijonte türmten ftd)fd;wär}*

lidjjoiolette Sßöllcljen auf. Sd^roer roie ©lei laftete bie fd^roüle Suft auf bem SJlenfdjjcn.

„®S gibt ein ©eroitter," fagte Wargaretha G^rftein ju iljren Äinbern, als fie aus bem

§aufe trat, um in bie Äircfye ju ge^en.

SGöie fie eilte, bie gute grau, roie fte tro£

ber S ie b te iljre S tritte nach bent ©otteS^aufe befd^leunigte I 21^, mar ja S t. SlntoniuS*

tag, unb heute rooEte fie bie 33itten, bie fie fdjon längere 3^it an biefen grofjen ^eiligen um bie Gntbecfung beS roirflid^en SranbftifterS an SRerg»

leinS Gigentum gerietet h“ tte, oerboppeln unb oerinnigen.

GS waren benn aud; ©ebete utib Hilferufe oon einer SEßärtne unb £iefe, wie fte nur feiten aus ber 33ruft eines sIWenfd^en ju fommen pflegen, bie SRargaretha währenb ber he*l'0eu 3Jleffe ju

©ott unb bem heiligen Slntonius emporfanbte.

^nncrlid) geftärft unb getröftet ging baS arme SBeib nad^ ber heiligen Dpferhanbtung in’S ^farr»

hauS hinüber.

Sie würbe freunblid^, wie immer, h>e* em»

pfangen unb gebeten, ftdj in baS 2lnbachtSjimmer beS SeelforgerS ju begeben unb bort ein roenig ju roarten. 3n bem 3'mmer ftanb auf einem

£ifchchen eine Statue beS he'^9eu SlntoniuS;

biefelbe war heute Ju Gl;ren beS SageS mit Slumen gefchmüdt. SSor baS Sifchchen war ber Söetftuhl beS ^farrherrn gerüdft; man fah, ber würbige ©eiftlidje hatte f'1^ evf* wenigen Minuten baoon erhoben unb offenbar fchon red^t innige Sitten ju bem ^eiligen emporgefchicft.

grau Margaretha roarf fi^ ebenfalls auf ben Söetftuhl nieber. 3JJit je einem Slrme um>

fchlang fte ihre jioei Äinblein unb begann aber*

mals ihre 2lnbad)t }u bem großen ^eiligen oon Sßabua. Sie betete juerft leife, mit gebätnpfter Stimme; allein ber $rang ihrer Seele würbe immer gröfjer, fo bafe baS arme SSeib jule^t faft

(8)

laut fpraf. ©ie merfte nichts oon bem, roaS um fte oorging, fo fefyr roar ifyr §erj »on ben

©ebeten ergriffen.

^Derart roar e8 Wargaretlja auf entgangen, bafj bie Satire beS anftofcenben ©emafeS ftf geöffnet fjatte unb leife ein Wann in bas*

jelbe eingetreten roar. @S roar 2lnton Werglein, ber ju feinem ©taunen uom Pfarrer eine @in=

tabung für ben ©t. äntoniuStag in’S SßfarifauS erhalten Ijatte.

Werglein trat lin fiff unb unruhig ein.

© feu blicfte er f if n af allen ©eiten in bem Simtner um unb ffrad förtnlif jufammen, als er Wargaretfja’S betenbe ©timme aus bem N af*

bargemafe ju f if IjerüberffaHen ^örte.

WUtlerroeile roar baS 9öetter über Sßürgis Ijereingebrof en, naftbunfleS ©eroölf beffattete ben §immel unb ffroer praffelten bie Siegen*

tropfen an bie genfter. $a*roiffen judten grelle SBli^e burf bie Suft, ber Sonner rollte betau»

benb über baS ®ovf l)in.

Werglein judte bei jebem 33lifcftraf)le unb jebem iDonnerfflage jufammen; fein ©efiftS;

auäbrud oerförperte baS Gflenb eines bofen ©e*

roiffenS.

Jn biefem Slugenblide trat gerabe ber Pfarrer ju fm ein. „Werglein," begann er fogleid), „ i f l»abe b if rufen (affen, um bir (jeute an beinem ^eiligen Namenstage ein roenig in’S ©eroiffen ju reben. 3 f roeifs aus (Sifat)*

rung, bafs bu beinen Namenäpatron ftet8 bof üerefjrt fjaft, unb Ijoffe, bafs auf bie Seibenff aft für’ö Printen biefe (Sfyrfurf t n ift ganj aus ber

©eele getilgt fyat."

Werglein füllte f if geffmeifelt; eine flü f-- tige Seroegung ber gceube irrte über feine »er*

f f roommenen 3üge. (Sr nidte feinem ©eelforger beiftimmenb mit bem Sopfe ju.

„93ei biefer SBereljrung für beinen Namens*

patron," fe^te ber ©eiftlife feine gurebe fort,

„beffroöre i f b if nun, gel)’ in b if, lege bas Safter be8 SrunfeS ab unb erforffe bein ©e*

roijfen, ob basfelbe n ift au f aufjerbem nof oon ffroerer © fulb belaftet ift."

„§eiliger 2lntoniuS," erffaHte e8 au8 bem Nebenjimmer, „erhöre, ei^bre uns!“ Warga*

retfya at)nie n iftS »on ber 2lnroefenf)eit ber bei*

ben Wänner unb betete n fig roeiter. „33er*

fag’ un8 beine gürfprafe n ift beim lieben

©ott!"

Werglein roar bei ben lebten SBorten beS Pfarrers blafs geroorben roie eine Seife. 6r ffüttelte f if leift, gleif als ob er einen läftigen

©eoanfen uon f if abffütteln rooÜe, unb fagte bann mit bebenber ©timme:

„ J f oerftefje ben Sinn Jljrer lebten ffiorte n ift redjt, .£>ofmürben!"

„ N i f t ? ® u oerftefyft ijjn n ift ? "

® e8 Pfarrers ©timme bob f if $u erregter

#ölje, feine Slugen glanjten in ^eiliger Segeifte*

rung, fo bafs Werglein oor ijjrem ©fimmer ;u Soben f f auen muftte. Srofcbem blieb fein £>erj bart; furj erroiberte er:

„Nein, i f nerftelje ifjn n ift."

„Nun, fo rnufs i f beutlifer fprefen. SBeifjt bu n ift, roer ber Sranbftifter beineS §aufeS roar ? ©agt bir bein ©eroiffen n ift, bafs Wartin ßfrftein unffulbig ift an bem Serbrefen?"

galjl judte ein 33li£ burf bas 3immer.

SDBar es bie SSirlutig biefeS angfterregenben SifteS unb beS bumpfen $onnerS, ber iljm folgte, ober roar es bie gofge ber lebten, fo inljalts»

ffroeren 2Borte beS ©eelforgerS: Werglein gitterte am ganjen Seibe unb roif ffeu bem ernften, burfbtingenben Slide bes Pfarrers aus.

2)u ffroeigft," nu^te biefer bie nerroirrte

©timmung beS jruntenbolbeS aus, „bein 2luge (ann bem meinigen n ift offen begegnen. ®ieS fagt mir aber ffon genug; es oerrät mir, baft bu um ben ©lenben, ber geuer an beine §abe gelegt bat, roeifjt. Jf t ’S n ift fo?"

Werglein antwortete abermals n ift.

„N o f immer feine älntroort?" brängte ber

©eiftlife. „Älopft ber laute Nuf ©otteS, ber jurSieue ma^r.t, nof n ift anbein§erj? S3ebft bu n ift nor ber ftrafenben §anb be8 §errn jurüd, bie ben ©fulbigen alljeit unb allerorten erreif en fann, bie ben einen ©ünber mit langer jefjrenber Äranf^eh f f lägt, ben anbern aber mit feinem ®onner unb ©Ii£ jermalmt?"

0in gräftlifer 23li£ftraf)l jerrift in biefem atugenblicte, roie jur Seftätigung ber 2Borte be8 feeleneifxigen ^SriefterS, baS naftbunfle ©eroölf am §immel. ®ie *{5farrrool)nung roar in ein Flammenmeer getauft unb ffimmerte entfetjlif roieber in bem roeifjblauen, grellen Sli^eSglanje.

Sugletf erbröljnte ein ®onnerffIag, fo ^eftig unb marferffütternb, bafs bie @rbe ju beben ffien.

(@d)lu§ folgt.)

(9)

- 317

tflcttte Sjueßclbilber.

5« gonntag eines finbes in einer mobernen JFamilie.

arld§en ift ein $inbe oon jeljn ^aljren.

gür ben Sonntag fjat er einen neuen Matrofenanjug befommen. gürroaljr, er fi§t tabeHoä, baä mufj nidjt nur bie gamilie, fon=

bern bie ganje -ftachbarfcljaft betätigen. §eute geht ber SSaler auänahmäroeife jum $odjamte unb nimmt feinen Spröfjling mit, benn eä fommt barauf an, baf? Darlehen auch beferen mirb.

®er ©otteäbienft ift ju Gnbe, a6er eä geht jefct nicht nach §aufe, fonbern in’8 SBirtähauö. $er S3ater roeifi, bafe er ©efeUfcfjaft bort finbet, unb er roitl audj etroaä oom Sonntag Ijaben, roie er fidj auäbrücft. Darlehen getjt natürlich mit.

&er 93ierfrug roirb nid;t an bem Spröfjling

»orbei gereicht. $arldjen roirb’ä im bumpfen Sofale aber bodj langweilig; er fel)nt fidj tjinauS.

Äa^en unb $unbe beä ffiirteä unb ber ÜRadjj;

barfdjaft müffen jefct unter bem Uebetmute beä Änaben leiben. @8 geljt auf ein Uhr loä.

Äarldjjen fommt roieber jum SSater unb flüftert ihm in’ä D^r: „28ir müffen nach $auä gehen, fonft fdjimpft bie Mutter roieber." „§ier h“ ft bu einen 9ii<fel," antroortet ber SSater, „faufe bir etroaä!" Siunme^r hat er roieber eine Stunbe Stulje oor bem Änaben. (Snblic^ gegen jroei Uljr roirb aufgebrochen. 3Bie ßarldjen gefagt, fo gefdjieht eä. ®ie grau madjt über baä lange Sluäbleiben beä Manneä SSorroürfe. Unter 2Bort=

roechfel roirb baä Mittagämahl eingenommen.

Um ein Mittagäfcfjläfdjen ju galten, ift eä ju fpät geroorben, benn für ben SJlachmittag ift mit

„greunben" ein „gamilienauöflug" geplant, ^n Gile geht eä jur öaljn, bamit ber gug nicht oerfäumt roirb. $aä 3iel ift natürlich roieber eine SReftauration. ’Radfjbem Kaffee getrunfen, eilt Darlehen mit Äameraben in’8 greie, roo ber neue 2lnjug auf feine $auerf)aftigf«it geprüft roirb. Gä ift acht Uhr. Darlehen ift mübe.

Gr brängt bie Gltern, nach £aufe ju gehen.

Söieber roirb er mit einigen ©rofdjen befriebigt.

greubeftrahlenb eilt Darlehen Ijinauä, roo er nodjj Äamerabeit oorfinbet. Unter biefen jeidjnet fid) namentlich SKobert auä. Gr ift fc^on iroölf 3a£)re alt, ft£t baju in ber jroeiten ßlaffe beä ©pmnaftumä. ffieit erhaben bünft er ftch über bie „SSolfäfdjüler". 2lucij er ^at ©elb, unb feiner SteHuna entfpredjenb befteßt er fidj ein

©laä 33ier. 2llä hätte ßarl fein ©elb ^iefür!

Sofort folgt er bem Seifpiele beS Sateinfd^ülerä.

3tuä bem einen roerben jtoei. Siel) ba, ba fteljt audfj ein Slutomat! 9iid)tig, eä gibt Gigaretten.

Schnell fliegt ein 3«ljner hinein, unb in ben

$änben ber Änaben befinben fich bie geroünfdfjten Schachteln. Gine Saube oerbirgt bie munter unb tapfer qualmenben §elben. Gnblidj gegen jefyn Uljr roirb ber §eimroeg angetreten. Gä ift gut, bafi eä fc^on bunfelt, benn ber roacfelnbe ©ang ßarlc^enä roirb nidjt entbedEt. ®oc§ bie

§in= unb §erbetoegungen im Gifenba^nroagen fann Äarlcljen nid^t oertragen. Gr roirb treibe»

roeifj, falter ©d^roeife tritt auf feine Stirne, unb nun fommt bie — 23efd;erung. 5Der Sßater bonnert,bie3Kutter jammert. 3Bie eine Seid^e roirb ßarldjen nat^ §aufe getragen. Gä ift Montag Morgen. 2Bie beö Änaben Äopf fc^merjt! Gr fann nidjt jur Schule geben, unb er ift aud) gerne bamit jufrieben, bafe er jul;aufe bleiben fann, benn er Ejat feine Schularbeiten ange>

fertigt.

sJJun fage mir, lieber Sefer, liebe Seferin, roaä roirb auä einem foldjen Äinbe? Unb roer trägt bie Scfjulb baran? ® ie G l t e r n .

glas nidjt ift, kann roerben.

3n itremä (Defterreic^) ftubirte oor meljr alä 60 3 “ ^rcn ein 3üngling, öen baä Sd^idEfal auf alle nur erbenflid^e SÖBeife oerfolgte. Gc roar fef(r fleifeig unb in jeher Sejieljung baä Mufter feiner ÄoDegen; boc^ roar er eine arme, elternlofe SBaife unb Ijatte aud) fonft auf ber roeiten Söelt niemanben, an ben er ftd(j im Notfälle roenben fonnte. Gä fehlte i^m forooljl an bem nötigen ©elbe, um feine Stubien nadj ber Gltern $obe fortfe^en ju fönnen, alä aud) an 33üdjern, Kleibern unb anberen unentbefyr=

licken Mitteln, oljne roeldje eä ein ®ing ber Unmöglic^feit ift, ein nur l)albroegä anftänbigeä Seben ju friften. Mochte er auch barben unb fparen an jebem ©rofcljen, ben ihm eine milb=

thätige §anb jugeroenbet, mochte er il)n oor bem üluägeben auch jehnmal umfehren, er fant bodj auf feinen grünen 3n?etg unb litt fort»

roäljrenb ben bitterften Mangel.

Gineä Xageä unterfud^te unfer granj jum roeifj ©ott roie oielten Male feit Monatäanfang feine geringe ©arfdjaft roieber, jäijlte ©roj^en unb Pfennige bebäd)tig jufammen unb ma^te ft<h bann, als bie 9iedl)nung fo jiemlidj be»

(10)

318 - friebigenb auöfiel, auf ben 2Seg, um einem atmen in ber 9iadj&atfcfjaft roohnenben Sdjjneiber einen 93efuc^ abjuftatten, benn fein einziger Diotf, ber ohnehin an altmobifdjem 3uf<hnitt un^ an gabenfdjeinigfeit feineSgleid&en juckte, roar an mehreren Stellen red^t bebenfliclj in bie 33rüdje gegangen. Unb morgen feierte man fdjon baS Ijolje Sßfingftfeft. 2ln einem folgen Sage fonnte er boch nidf)t in einem burdilödfjerten 3tocfe in ber Äirche erffeinen!

SDemütig Hopfte granj an ber SE^üre an, roeldje jur 2öerfftätte beS 9JteifterS ©orner führte; bcfdfjeiben nahm er fein £t'äppdjen ab unD trug feine 33itte oor: „® er §err 3Jleifter roolle boch bis morgen früf) fo gefällig fein, feinem 9tod£ ein gnäbigeS Stuge jujuroenben."

sK it $ennerbliden mufterte ber Sdfjneiber ben SRotf, fd&üttelte ben Äopf unb fpracf) fic^

baljtn auä, baß eS ferner fei, „foldj mürbes

$eug" noch jufammenjuflicfen; „unb big morgen fdfjon gar nidfjt, ba heute nod) fo otel ju tljun fei!" M ein, roaS oermag nicht eine geroanbte Stubentenjunge!

llnfer granj tjatte nicht umfonft bie eble Iftebefunft ftubiert, unb nad) unb nach mußte aud) baS SReifterpaar berfelben unterliegen.

„9tun, toir rooHen fehen!" tjieß es julefct.

„borgen um 0 Uljr fönnen Sie anfragen."

SiegeSfreubig eilte $arl in fein ©achfämmerlein hinauf.

2lm anberen 3Jtorgen podjte er roieber an ber ffio^nung beS SdjneiberS unb fragte bemütig, ob fein 9tocf fdjon fertig fei? 3a, fo gut eS anging, habe idj if>n jufammengeflidt," roar bie 2lntroort. „2BaS bin ich fcfjulbig?" fragte ber Stubent. — „Scfyulbig?" erroiberte Ijatb geringfc^ä^enb, halb gutmütig SReifter ®orner.

„Scfjulbig? Sie haben ja oljneljin nidjt gar oiel ©elb. Sinctn armen ©tubenten habe ich fd§on öfters etroaS umfonft geflidt, jaulen Sie, roenn Sie einmal Sifd^of finb!" Unter taufenb ®anfeSergießungen ging granj jur £f)ür l)inau§, inbem er fein ©elbbeuteldfjen roieber in bie Safdje ftedte, ganj erfreut, bieSmal fo leisten ÄaufeS baoongefommen ju fein.

Ungefähr oierjig Qa^re fpäter bereifte ber neuernannte Sifdjof oon S t. gölten feine ®iös gefe unb fam hiebei aud) in bie Stabt ÄremS, in roelcher er einft fo fümmetlid) ftubirt hatte, unb roo ÜJleifter ®orner ein altes fiebenjig*

jä^rigeä SDJänndjjen, noch immer fein armfeligeS ÄleiberauSbefferungSgefdfjäft führte. $er ^o^ro.

Sifcjjof befahl feinem Äutfdjjer, oor ber SBoIjnung beS SdjjneiberS anjutjalten, ftieg aus bem ÜBagen unb erflomm mit oieler 3Jlüf)e bie brei kreppen, roetclje ju SSeifter $ornerS ®adjfammer führten.

2Bie erftaunte ber alte 3Jiann, als er feinen fachlichen Dber^irten in fein enges Kämmerlein eintreten fajj; er glaubte oor 3lefpeft unb 33er»

rounberung in bie (Srbe finfen ju müffen, braute eS aber bloß bis jum eljrfurdjjtSooIIen ^lieber*

fnieen. ®er 33ifdljof f)ob ben -Bteifter ^ulbooH läc^elnb auf unb fagte gütig: 3dj bin l)ier, mein Sieber, um alte Sd&ulben ju bejahen!"

3n ftarrem Staunen falj ihn SKeifter ®orner an. 3a, ja!" roieberljolte ber ßirdjjenfürft,

„oor etroa oierjig 3 °^ cn haben Sie mir einen 9locf geflidft, unb jroar bamals unentgeltlich, baS

^eißt, S ie fagten, als id(j bejahen rooHte, fd^er=

jenb: Sie, roenn Sie einmal öifdjof finb! 2lus i^rem Sd&erje ift nun burd§ ©otteS Rügung 6rnft geroorben, unb ich bin beShalb hieher gelommen, um meine bamalige Stubenten=

fd^ulben bei 3^nen< guter ÜJieifter, ju berich­

tigen. "

®er arme ®orner, ber fich an nichts $er=

artiges mehr erinnern fonnte, roar 2lnfang§ ganj fprachloS; enblich ftotterte er ganj mühfam: „3ft nicht möglich! Sro. bifd^öflid^en ©naben, rein unmögliii)!"

„® aS hat 3 h « roerthe grau bamals aud^

gefagt, als ich 3|jnen meinen alten 3tocf jum SHuSbeffern bis jum nädfjften ^fingfttag übergab,"

erroiberte läd^elnb ber 93ifdf)of, „unb boch ift er bis jur erbetenen Stunbe fertig geroorben! £a§=

felbe roar auch bei mir ber^aH; benn roaS nid^t ift, fann noch roerben!

®er bifthöflid^e Sd^ulbner jahlte reichlich mit SinfeSjinfen jurüdf, unb Stteifter ®orner genoß bis an fein feligeS 6nbe, baS oor etroa

’iO 3ahren erfolgte — feine grau roar ihm fdjon oor geraumer ^eit imüobe oorangegangen

— in einem 3'mmer beS bifchöflichen SßalafteS ju S t. gölten eine herrliche Verpflegung.

„3Jlein Sebtag ift mir noch fern 9£odE fo gut bejahlt roorben roie jener arme Stubentem rodf! @8 bleibt boch eroig roahr: S03aS nicht ift, fann roerben," fo pflegte ber glücflidjje 2Reifter Corner oor feinem jeligen $infReiben noch recht oft ju fagen, roenn er bie flehte oorftehenbe ©e*

fdfjichte feinen aufmerffamen gahörern im trau*

lidjen Greife oon greunben erjagte, ober roenn ihn fein ht>het bifd^öflicher ©önner hu^ooH be>

fudfjte, roaS beibeS nicht feiten gefdfjajj.

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Sonntag, 2.‘älpiil.. Unb mit bem ganzen SebenSlauf ift eS nicht anberS. ®aS irbifche Seben im ganjen unb grojjen ift eine Äarrooche. Die @rbe bleibt @rbe unb

Damit genug für heute, fürwahr, närrifch geht eS in ber SBelt ju. 3 n einem größeren ©emein oefen wohnen aber atterljanb Seute jufammen, unb ba fann es benn

©efdjäft, roeldjeS (edlerer oorfjer inne ()atte, übernahm. Ter Sater fyatte fid) für feine fon nur ein Zimmer, bie täglirfje .Sioft unb ein Keines Safdjengelb

bent 5Jhmbe felbft ertaubte Speifen ju »erfagen, bem Üluge bagegen fünbljafte Slicfe ju geftatten. Sind) beine Dfyren follen faften.. S^eSnial Jowmt er juvücf unb

nommenen jTittbeS zeitigen roirb. Sichtet aber baS ßinb bie Autorität beS SeljrerS nicht, fo roirb es auch balb btc ber Gltern nid^t mehr refpeftieren, unb bie

ttfle Voft*(ifpfbitionfn unb ©u(t)&amp;anblunflrn nehmen »eftfUmiflen an. Orbrn AJonnrtftaf wirb io * B latt «uftgearbtn unb üerfenbet.. ©erabe einen foldjen loitl aber

3ur 3eit beS DobeS Gljrifti trat eine Sonnenfinfternis ein, trofcbem bantalS ®ollmoitb mar. So ll nun bamit gefagt fein, bafe ber Wonb feine Stellung oerliefe