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Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 10. Jahrgang, 1. Juniheft 1930, Nr 11.

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Academic year: 2021

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WiereichanSinn undSeele baut sichdas Kirchenjahrüber dembürgerlichen Jahre aufl DernordischeWinter wäretrostlos ohnedenFestglanzvon Weihnachten; nur im jungenGrün des Frühlingskann Auferstehunggefeiert werden,und zumPfingstfest gehörtdieüberschwenglicheFülledes jungen Sommersl Und doch weißman nochnichts von Pfingsten, so langeman nur voni Prangen derNatur spricht,denn sie gibt unseren Festenimbesten Falle Sinnbild, nichtaber Inhalt. Für viele ist geradedieses Fest fastleergeworden anSinn und Tradition; so mögenwir uns heuteumseine Deutungmühen.

Jn allen Straßenwerden frische Birkenreiserausgeboten zum SchmuckderHäuser. AuchinderKirchenehrwürdiger Nacht spielen

f

sieinhellerHeiterkeit. Dieser Brauchmagvon denPfingstmaien derWalpurgisnacht herrühren,vom Maibaum, um dendieAhnen tanzten wirwissen nichtvieldarüber. Aberschon Lutherüber- setztaus dempsalm»SchmücketdasFestmitMaien, bis an die HörnerdesAltars!« MagdasjungeGrün dernordischenBirke auch an germanische Vorzeit erinnern, der Gehalt unseres Pfingstfestesist dochderalttestamentarischen Sitte näherverwandt.

Jm dritten BuchMose,im23.Kapitelfindenwir dieEinsetzung derjüdischen Feste:»Das sinddieFestedesHerrn,dieihrheilig- haltenundMeine Festeheißen sollt,daihrzusanimenkommt.«zu- sanimenkommenbedeutet, nachJerusalem ziehen. DieFeiernsind Wallfahrtsfeste. Kein Einzelner kann sieallein feiern; sie sind imhöchstenundtiefstenSinn Gemeinschaftssache. Fünfzig Tage nachdem passahfestsolleinneues Fest ausgerufen werden und heilig gehaltenmit Speiseopfern,denErstlingsbroten und denjäh- rigenTämmerm Soistdasjüdische PfingsfesteinfrühesErnte- feftzerst spätereZeitenhabenihmdenzweitenSinn gegeben.Es wurde zurErinnerungsfeier an dieGesetzgebung aufdem Sinai.

Alle jüdischen Feste haben diedoppelte Beziehung:einmal zur Jahreszeit, Dank und Opfer dem Schöpfer,und dann zur Ge- schichtedesVolkes,Erinnern undDanken fürgöttliche Hilfe. Na- tionale und religiöseTradition verschlingen sich aufsinnigste.

Umdasjüdische Festder»Fünfzig Tage«zubegehen,war die kleine ScharderChristeninJerusalem einmütigbeisammen.Dort hattensie jenes Osterfest erlebt,beidemihrHerrund Meistersich selbstals Opferlamm gegeben hatte. Der alte Festbrauch war ihneninganzneuem Licht erstrahlt. Siewaren nachdem großen Ostererlebnis verwaistzurückgebliebenund warteten aufden ver- sprochenen Tröster.

An jenem ersten Pfingstfeiertag, den sie nach jüdischerÜber- lieferung begehen wollten, wurde dieVerheißung erfüllt; derGeist kamüber sie.Es geschaheinBrausen vom Himmel,wie eines gewaltigen Windes, so stehtesinderApostelgeschichteim2.Ka- pitelzulesen. Erst dieserWind machtedasFestzumchristlichen Pfingsten,—- dasfreilichweder Wald noch Haide feiert,dasnur geahntwird,wo Menscheninwartender GemeinschaftGott suchen.

DieSchriftredet mehrmals von-solchemWindesbrausen, derwie einHauch,einOdem Gottes ist.SostehtesschoninderSchöpf-

ungsgeschichte, Lutherübersetzt:einlebendigerOdem. Dashebräis sche Wort,,ruach« istdasgleichewiedasgriechische »pneuma«,es bedeutet Geistund Hauchineinem. Sowird esauch gebraucht, wenn Jesus denNikodemus unterweisenwillindenGeheimnissen derWiedergeburt: »DerWind bläset,woerwill,undduhörest sein Sausen wohl;aberduweißt nicht,von wannen erkommt und wo- hinerfährt. Also isteinjeglicher,deraus demGeist geboren ist.«

Dasist eigentlich schonPfingstevangelium.Hierward eseinem EinzelneninderEinsamkeitderNachtverkündet. AmPfingsttag ergreiftesdiegeeinte Schar. Siefangenanzu reden »inanderen Zungen«;wieflammende Zungen,hattesich, nachdemBericht,der Geist aus ihreHäupterniedergelassen. Jnflammender Rede,so sagtunserheutigeSprachgebrauch,preisensiediegroßenTaten Gottes. Jederversteht sie,jederglaubtseine Sprachezuhören.—- So war auchdasGesetzamSinai insiebenmalzehn Sprachen verkündigt worden, allen Völkern zugedacht. Vielleicht will aber das Pfingstwunder auchdas Ende dergroßen Verwirrung an- deuten,diemitdein Turmbau von Babel über dieMenschen kam, als Gott ihreSpracheverwirrte ...

Wirwissen nicht,wieweitunsere Pfingstgeschichte solcheKind- heitsklängedesMenschengeschlechtswieder aufnehmenwollte. Sie wird erzähltindemfeierlichen Helldunkel,dasnach »berückenden«

Stunden heiligen RauschesimGedächtnis haftenbleibt. Siezeigt- was dieserkleinen ScharMenschen Großesgeschah: siewurden eins,sieerlebten dasWir stattdesIch,und sie wußten, daß sie zugleichmit Gott einswurden, «heiligen« Geistesvoll.

DeshalbkenntdasPfingstliednur dasWirt »O heiliger Geist kehrbeiuns·ein.«Während derfrommeLiederdichter zuWeih- nachtenalsEinzelnersprechenkann: »ich stehandeinerKrippe hier«

undam Karfreitag: »gegrüßt seistdumir«.Pfingsten istdasFestder Gemeindeund dertiefeSinn unsererSprache hatindiesemWort Gemeinde«ebenschon diese Einheit inder Vielheit aufgewiesen.

pfingstenistaberauchdasFestdesÜberschwangs,desEnthusias- mus derPredigt, dieüberMenschenspracheund Menschenverstehen wirkt, wiederzündende Funkeund wobei doch,wenn der Glanz der Berückung verloschenist,die nüchterneWillenskraft aus- gelöstwird. DieHörer fragen zuletztdenApostel:»Was sollen wir tun...

Dem, dernach dem Sinn unserer Feste fragt, klingendie Antworten

ausdenJahrtausenden, einvielstimmigerChor. Man mußimMitsingenundZuhören geübt sein,um ThemaundLeit- motivden zufassen.Amreinstenwird dieFeierdann sein,wenn sie

Oratorien gleicht:Da nehmen dieChöreden alten Klang derChoräleaufund gebenihnunverändert weiter, aber dann erhebtsich dieEinzelstimmeund sprichtinderSprachedercZeit,

mit neuen Worten ewige Wahrheit zu verkündigen.Sowillauch

unserer zeit dasPfingstfest,neben dem Gedanken anseinenUr- sprung,aufheutige Fragen neue Antwort gebenüber den SinnwahrerGemeinschaft.

Das PanenropaMemorandumVon Briands. ,

Dr.K.Baden.

Am l7.Mai habendiediplomatischenVertreter Frankreichs den Regierungen der europäischen Staaten, dieMitglieder des Völkerbundes sind,ein»Memorandum über dieOrganisation eines Systemseines europäischenStaatenbundes« überreicht, das,lange angekündigt, nunmehr dieGrundlage einer vermutlich vielseitigen Diskussionbilden wird. Das Memorandum wurde vor seinem Erscheinenals einFragebogen bezeichnet.fMan siehtnun, daß es weit mehrist, daßes eine Art Programmentwurf für pau- europa ist,zudem dieeuropäischen Regierungen gebetenworden sind,bis zum Is.Juli eine Antwort zugeben«

Der Jnhalt desMemorandums ist kurz folgender: Jn ein-er längerenEinleitung wird darauf hingewiesen, welcheGefahren aus der ungenügenden moralischen undwirtschaftlichenEinheit Europas sich fürdenFrieden und dasWohlergehen derVölker ergeben. DieSchaffungeiner europäischen Gemeinschaft seinot- wendig. Diese müsse sichaber imRahmen des Völkerbundes halten und eineArt regionaleUntergliederung desVölkerbundes darstellen. Deshalb müßten auch diejenigenStaaten, die nicht Mitglieder des Völkerbundes seien,ausgeschlossenbleiben. Das heißt: Rußlandund dieTürkei sollenzudieser geplanten euro-"

;..päischenGemeinschaftnicht zugezogenwer-den. JnvierAbschnitten

’-.wir-dsodann-entwickelt- «

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l.die»Notwendigkeiteines allgemeinen,wenn auchnochso

elementaren Vertrages zur Aufstellung des Grundsatzes der

moralischen Union Europas und zurfeierlichenBekräftigungder zwischen europäischen Staaten geschaffenenSolidarität«.

2.Die»Notwendigkeiteiner Einrichtung, diedereuropäischen Union zurErfüllung ihrer AufgabeerforderlicheOrganesichert«.

Unter diesem Abschnittwird dieBildung von drei neuen poli- tischen Liörperschaften angeregt, nämlicheiner europäischenKon- ferenz,aufder dieVertreter dereuropäischenStaaten inregel- mäßigen Abständendie europäischen Probleme beraten sollen, ferner eines politischenKomitees als Ausführungsorgandieser Konferenz und schließlicheines Sekretariats zur Erledigungder technischen Aufgaben. Diesedreineuen OrganelassendasModell, nachdemsie gebildetwerden sollen,klarerkennen. Sie sind nach dem Vorbild des Völkerbundes gedacht,und zwar entsprichtdie europäische KonserenzderVölkerbundsversammlung,daspolitische Komitee dem Völkerbunsdsrat und das Sekretariat dem Völker- bundssekretariat inGenf, also auch« organisatorisch«solles ein europäischerVölkerbund sein.

Z.Wird über die Notwendigkeit der vorherigenFestlegung derwesentlichenLeitgedankengesprochen,diebeider Aufstellung desProgramms fürdieArbeit dergeplanteneuropöischenUnion

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Der Heimatdiensi .

maßgebend sein sollen.desMeinorandums, er DieserzeigtjedenfallsPunkt istamvielleichtdeutlichstenderwichtigstedie·poli- tischen Absichten,diediefranzösischeRegierungmitihremMeine-

randum verfolgt. Es wird daraufdeshalb sogleichnochMchek

einzugehensein.

4.Gibt das Memorandum dann eine ganze AnzahlPro·v grammpunktean, mit denen sichdieArbeit dervorgeschlagenkn paneuropäischenUnion beschäftigen soll, wie Wirtschaft Im allgemeinem«wirtschaftlicheAusrüstung, Transitfragen, Finanz- ineU, Hygienefragemintellektuelle Zusammenarbeit, interparla- mentarischeBeziehungenusw«DerSchlußabsatzdesMemorandums ist sodanneinAppellandieRegierungen und eine Betonungder Notwendigkeitpaneuropäischer Zusammenarbeit

DasMemorandum Briands wird zurZeitvon-den beteiligten Regierungengeprüft,und bevor dieAntworten der Regierungen vorliegen, istesnichtmöglich,inallen Details dazu Stellungzu nehmen. DieAufnahme inder internationalen pressewar mehr oder wenigerzurückhaltend,inEngland sogarrechtablehnend.

ZweifellosentsprichtdasMemorandum Briands einerinEuropa weitverbreiteten Überzeugung,die,unzufrieden mit denHinder- nissen, welchediezahlreicheneuropäischenGrenzenderwirtschaft- lichenEntwicklungdesKontinents entgegenstellen,und aus dem Bewußtseinheraus, daßdiebisherigewirtschaftlicheund geistige Vormachtftellung EuropasinderWeltbedroht, ja vielleichtschon

gebrochenist, »·»eineZusammmfRuW--Md-—-Stärkung derzGesamt- äfte Europas fordert. Die Idee, die. dieserüberzeugungzu- grunde liegt,ist, daßdie Völker Europas, die durchsoviele nationale, historischeunsd politischeGegensätzevoneinander ge- trennt sind,sichaufdemBoden wirtschaftlicher Zusammenarbeit treffenund von hieraus, alsovon derGemeinsamkeit wirtschaft- licherLebensinteressenaus, dieseGegensätzeüberwinden und aus- gleichen sollen. Als Beispieleiner solchenEntwicklungistder deutscheZollverein oft zitiert worden, der die wirtschaftliche Grundlagederspäterendeutschen Einheit gewordenist.Alsonicht derpolitischeWille, nicht irgendein moralisches Einheitsstreben dereuropaischenVölker, sonderndiewirtschaftlichen Notwendig- keiten,·die.Gefahr,daß dieübermächtigeKonkurren Amerikas und

baldvielleichtauchdieAsiensdieWirtschaftaer europäischen Voller amLebensnerv treffen könnte, ist ursprünglichdieGrund- lagepaneuropäischerBestrebungen. Jn diesemSinne hat auch Stresemannöfterzu dem Gedanken Paneuropas positiv Stellung

genommen. Das Memorandum Briands gehtaber von ganz

anderen Grundsätzenaus. SchoninderEinleitung wir-dder Ge- danke der Parallelität europäischen Einigungsstrebens und des, früheren deutschen Zollvereins ausdrücklich abgelehnt und gesagt- eshandlesich jetztum »eine völlig andersartige Konzeption als diejenige,diefrüherinEuropadieBildung von Zollvereinigungen bestimmt habe,diedieBeseitigung der inneren Zollgrenzenzum Zweck hatten«. Jn AbschnittZdes Memoranxdums wird über diese grundsätzlicheSeite der Angelegenheit dann ausführlicher gesprochenund derGrundsatzaufgestellt,daßdas wirtschaftliche problem dem politischenuntergeordnet werden müsse. »Da jede Fortschrittsmöglichkeit aufdemWegederwirtschaftlichen Einigung strengdurch die Sicherheitsfragebestimmtwird«,so heißtes,

»und diese Frageselbstengmit derdeserreichfbaren Fortschritts aufdemWegederpolitischenEinigungzusammenhängt,müßtedie Aufbaubestrebung,dieEuropaseine organischeStruktur gebensoll, zunächst aufdempolitischenGebiet einsetzen.... Esist daher logisch und normal, daßdiederGemeinschaftzubringenden wirtschaft- lichenOpfer ihreBerechtigung nur imAusbau einer politischen Lagefindenkönnen,dieaufdemVertrauen zwischendenVölkern undderwirklichenBefriedigungderGeister beru-ht.«Weiter heißt esdann: ,,Einesolche AuffassungkönntedenallgemeinenAusbau desSchiedsgerichtssund SicherheitssystemsinEuropa sowiedie fortschreitendeAusdehnung der in Tocarno begonnenen Politik derinternationalen Garantien aufdieganze europäischeGemein- schaftbis zurZusammenfassungderSonderabkommen oderReihen

sogSonderabkommen ineinem allgemeinerenSystemzurFolge za en.«

Wer diefranzösischeSicherheitspolitik seitVesrsaillesüber- blicktundbesonders verfolgt hat,wie Frankreichdiese Politikbei den Abrüstungssund Sicherheitsverhandlungen in Genf durch- geführthat, hörthierdurchaus bekannte Töne. Bei den Ab-

rüstujigsverhandlungenin Genfhat Frankreichskonsequentund unerfchutterlichden Standpunktvertreten: erstSicherheit,dann Ubküstullg.-Und hat zur Behandlung derSicherheitsfrage ein- besonders sogenanntes Ssicherheitskomitee durchgesetztdem die Aufgabegestelltwurde,dieSicherheitder Völkerbundsstaatenzu fordern. Auch auf den Londoner Seeabrüstungsverhandlungen dieses FFÜHJCHFShatFrankreichneue Sicherheitsforderungenge- stellt. SicliekheltTMftanzvfischenSinne und imSinne von dessen östlichenBundesgenosseniPolen und Kleine- Entente) heißtaber nichts anderes als Sicherheit des status quo· FixicisungUnd

Sicherung derheutigenBesitz-und Machtverteilung in Europa.

Derselbe Sicherheitsbegriff wirdnun auchzumAusgangspunkt fürdiefranzösischeKonzeption von«Paneuropa: Der· Weg«nach Paneuropa, der Wegnacheiner wirtschaftlichenRationalisierungi Europas, sollnur durchdenEngpaßderSicherheit,wie Frank- reich sie auffaßt, gehen,d.h.Paneuropasoll nur.gestattetwerden, wenn es diegegenwärtige militärischeundpolitischeHegernonie Frankreichsin-Europabestätigtundbefestigt.Wahren-dman bisher hoffte,wirtschaftlicheVerflechtungvundVerständigungunter»den europäischenVölkern werde allmählichdieLesungderpolitischen Gegensätze ermöglichen, istdieThesevonBriandsMemorandum geradeentgegengesetztdie,daßeine wirtschaftlichePerstandigung

undeinwirtschaftlicherZusammenschlußldereuropaischewvolker nicht möglich, ja nichteinmal erlaubtseien,bevor«nichtdie·poli- tischenGegensätzegeregelt seien.DieRegelungdieserpolitischen Gegensätzesollaber im Sinne «desfranzofischewSicherheits- gedankensdurch FixierungderheutigenGrenzenstattfinden.Wenn Deutschlandauf»derKonferenz von·Locarno ebensowie bei den Sicherheitsverhandlungen inGenfsichgegenein sogenanntes Ost- Locarno, d.h. gegen dieAufnötigung eines Vertrages, durchden wirunsere unmöglichen Ostgrenzendefinitivanerkennen und selbst garantieren sollten, wehrenmußteundmit Erfolg gewehrthat, so ergibtsichaus AbsatzZdesBriandschenMemoransdums,daß

wir aufdemWeg zuPaneuropa, wie Briand ihn sichvorstellt, diesemalten Bekannten, dem Ost-Locarno, von neuem begegnen allen,denn etwas anderes kann die oben zitierteFormel »fort-

schreitendeAusdehnung derinLocarno begonnenen Politik der internationalen Garantien aufdieganze europäischeGemeinschaft biszurZusammenfassungderAbkommen oderReihenvonSonder-

abkommen ineinem allgemeineren System«nicht bedeuten. Jn

dieserFormulierung stecktaber noch- mehr. Locarno war für Frankreichjanur eineAbschlagszahlung aufdasGenferProtokoll, dasbekanntlichderintegraleAusdruck desfranzösischenStrebens nachSicherungdesStett-usquogewesenist.In derebenzitierten FormulierungistdieschrittweiseVerwirklichungdesGenfer Proto- kolls alsZielderfranzösischenPaneuropaiPolitik wiederum klar vorgezeichnet. Mansieht also:diesranzösischePolitik ist, auchwenn esumPaneuropageht,konsequent.DieFrage istnur, obirgend- welcher FortschrittimSinne Paneuropas auf diesem Wege möglich seinwird. Wenndieheutige Unruhe Europasaufden durchdie Friedensverträge festgelegtenunmöglichen Grenzenmit in erster Linie beruht, wiewill man diese Unruhe beseitigen, wenn man dasPrinzipderUnabänderlichkeitdieser GrenzenzumAusgangs- punktnimmt? Die nun schonmehr-jährigen Sicherheitsverhand- lungeninGenf habenwenigPositiveszumErgebnis gehabt,und man kann hinsichtlichderLösungderProbleme von dieserSeite herbegründete Zweifel hegen.

Esließen sichzu Briands Memorandum noch mehrerekritische Fragenstellen. Wie wird sichderAusschluß Rußlands aus dein von Briand skizzierten PaneuropaauswirkenP Wie will

man die Sicherheitsfragein derneuen geplanten Organisation behandeln, ohne daß Rußlanid zugezogen wird, das dochbisher an den Abrüstungs-und Sicherheitsverhanidlungen inGenf beteiligtwar?

An einer Stelle seinesMemorandums erklärt Briand, die neue, von ihmvorgeschxlageneOrganisation solleFragenbehandeln, die imVölkerbund noch nicht behandelt worden seien. Bei derAus- zählungdervon derneuen Organisationzubehandelnden Fragen inAbsatz4desMemorandums machterdann jedocheine ganze AnzahlFragenkomplexe,wieHygiene, Transit, intellektuelle Zu- sammenarbeit uw., namhaft, mit denen sichder Völkerbund seit Jahren beschäftigt.Und schließlich hatdas dafür besonders be- stellte sogenannteSicherheitskomitee ineiner ganzen Anzahlvon längerenTagungen die Sicherheitsfrage, deren Prüfung und LösungBriand imAbschnittZseines Memorandums als grund- legcndfürdieneue europäische Organisation bezeichnet, immer wieder diskutiert, wobei es sichimGrunde auchnur um die europäischeSeite der Sicherheitsfrage handelte, diefür Frank- reichund seineBundesgenossenja auchdieeinzige wirklichinter- essante ist. Umsoauffälliger ist daneben, daß diejenige Frage, mit der parallelund in engster Verbindung nachFrankreichs eigenemWillen in Genf die Sicherheitsfrage behandelt wird, nämlichdas grundlegend wichtigeProblem derAbrüstung,in

Briands Memorandum mitkeinem Wort erwähntwird. Soll das

bedeuten, daßbeiden Verhandlungen dergeplanteneuropäischen Sektion desVölkerbundes,wiesieBriand erstrebt,dieAbrüstungss frage,dieinderSatzungdes Völkerbund-es ausdrücklichalseine derwichtigsten Aufgabendes Völkerbundes bezeichnet ist,aus- geschaltetwerden soll?

Die vorstehendenAndeutungen mögen genügen, um die Problematik aufzuzeigemdie Briands Memoranidum asufrollr Deutschland hat gewißkeinen Grund, sichderMitarbeit am Auf- bau eines besserenund geeinigterenEuropazuversagen,im Gegenteil. Kein Land Europas hat eineso hoheZahlvon Arbeitslosen, kaum eines soschwerewirtschaftliche Nöte, keines 167

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