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Der Heimatdienst : Mitteilungen der Reichszentrale für Heimatdienst, 10. Jahrgang, 1. Augustheft 1930, Nr 15.

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Academic year: 2021

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Die Männerdes Verfassung-werte von Weimar.-

Von Oberregierungsrat Dr.Wilhelm Ziegler.

Nachstehend veröffentlichenwirein

fekürztesKapitelaus einemdemnächstimZentralverlag,Berlin,erscheinendmWerk»Geschichtederdeutschen Nationalversammlung 19l9-1930«. Jndie

derWeimarer Nationalveksamnilnng.

Wenn man heuteaufalle dieselbstgeschaffenenund unver- - schuldetenFährnisseund Unbilden zurückblickt,denen das Ver-«

fassungswerk, solange es unter derHandderNationalversamms

«

lungwar, ausgesetztwar, dann wundert man sichbisweilen dar- über, daßes schließlich doch heilund wohlgeformtans Lichtdes Tagesgekommen ist« DaßdasReichindenWirren derRevolu- tion standhielt, scheintuns eingutTeil Glück—- oderGnade —-

je nachdem, wieesdereinzelne seiner Religionnachnennen mag.

Aber daß dieses Mal, schonimStadium derKonsolidierung und derStabilisierung, dasGefäßderVerfassung nichtandenKlippen und Kanten des Parteistreites zerschelltist,dasscheintuns in ersterLinie das Werk und das Verdienstvon Männernl Der Männer,diedieHandüberdieses kostbarste Heiligtum desjungen souveränenVolkes gehalten haben. Wer waren dieseMänner?

So wiedieWeimarer Verfassung heutevor uns steht,ist sie nichtdasWerkeines Einzelnen,entsprungenaus demHaupteeine-s einzigen genialenSchöpfers. Anders wie dieReichsversassungvon -1871, dieja. fast ausschließlichaus Bisniarcks Federgeflossenist.

EsisteineKollektivarbeit, anderdieBestenderNation mitgears

beitet haben, anfeuernd und prüfend,vorwärtsstürmend und

zügelnd.Eines einzigen Anteil andiesem Werkistklar sichtbar,

der von Hugo Preuß. DennseineganzeVorstellung, undseine «Visionvon derkünftigen deutschen Reichsverfassung ist klarniedergelegtinseinem Entwurf vom Z.Januar mit derein-

.leitenden Denkschrift. Seine historischeRolle insderwechselvollen Entstehungsgeschichteder Weimarer Verfassungist ziemlichum«- stritten. Er stehtim Kreuzfeuerzwischen Freund undFeind.

Aberwenn man

CBchdieZüge seiner Konzeptiondes neuen Staates heuteaus den uellendokumenten zueinem einheitlichen Profil zusammensetzt,dann entbehrt diesesBild nichtdergroßenLinie, auchwenn Preußvon Vorurteilen und Einseitigkeiten vielleicht

nichtganzfrei gewesen seinmag« ,

Hugo Preuß war Professordesöffentlichen Rechtsan der

Berliner Handelshochschuleund schondem Stadium desweisen

Mannesalters näheralsdemderfrischen Tat,alsermit60Jahren

am 15.November 1918von FriedrichEbert zumStaatssekretär-

desReichsamts desInnern berufenwurde als erster»Verfassungs- minister«desneuen Deutschen Reiches. Eshatte eineDosismora- lischenMutes dazugehört,alser amTage vorherim,,Berliner Tageblatt« seinenArtikel ,,Volksstaatoder verkehrterObrigkeitss staat?« schrieb,indemer»denneuen Machthabern« zurief: »Ihr könntdem geschlagenen deutschenVolkeErhebung,demzerrütteten deutschen Staate neues Leben unmöglichunter Entrechtungseines Bürgertums,unmöglichimZeichendesKlassenkampfesbringen«

Das spricht für seinen Charakter. Wie esumgekehrt auch fürden männlichen Sinn von FriedrichEbert spricht,daßertrotz dieses und sogarau Grund diesesunerschrockenen Artikels ihmschon amnächstenagedasAmt desArchitekten derneuen "Reichsver-

sassungantrug. Klar und geradewar auch sonst Hugo Preuß’

..taatsrechtliches Den-ken. Nichts einfacherin seinerKonstruk- tion als sein Verfassungsentwurf vom Z.Januar: dreiTrägerder Reichsgewalt Reichsregierung, Reichspräsidentund Reichstag (bestehendaus Volkshaus undStaatenhaus). Reichspräsidentund Volkshaus, alsRepräsentantenundOrganedeseinheitlichendeut- schen Volkes,von diesemunmittelbar gewählt,das Staatenhaus alsRepräsentantundMitwirkungsorgan derLändervon denLand- tagender Einzelstaaten gewählt. Darum herum keineSchnörkel oderVerstrebungen,dienur-dasklareFachswerkverunstaltenund verdunkeln. DieDemokratie war für ihnsein ersterGlaubens- artikel,und zwar die»nationaleDemokratie«. AndieserDemo- kratie undihremunverfälschten demokratischen Wesen haternicht rütteln lassen,undwoernachgeben mußte, haterdafür gekämpft.

Darum haterimmer wieder betont, daßdasInstitut desReichs-

gäsidentenneben demReichstagund alsGegengewichtgegen den eichstageinEcksteinderDemokratie, unddaßdieWahl dieses Reichspräsidentendurchdas Volk dieunentrinnbare Konsequenz dieseserstenGlaubens-undLehrsatzessei.Immer wieder hater von dem «unechtenParlamentarismus«inFrankreichgesprochen,

wo derPräsident durch das Organ (dieNationalversammlung) gewählt wird, demereigentlich ebenbürtig gegenüberstehenmüßte.

Auchin derWahldauer für Reichspräsidentund Reichstag hat er im Sinne einer stetigenDemokratie sich für möglichst lange Fristeneinesetzt.-Aus dieserGrundaufsassung herauswar ihm auchdas ystem derunmittelbaren Volksbefragungdimmer un- bequem,etwas Störer-des Erhat einmal,schonindererstenVer- fassungskonferenzvom 9.bis 12.Dezember,davon gesprochen, daß er,,an dasReferendumnicht ohneBedenken herantrete. Eswirke nachdenErfahrungen inderSchweizmindestensinsozialerBe- 238

seinBild-

und der Geisteswelt des Freiherrn vom Stein.

emBuchunternimmt seinVerfasser-.Oberregierungsrat Dr.WilhelmZiegler,dieerstehistorische Darstellung ziehung eherreaktionär alsfortschrittlich«Unddieseinnere Ab- neigunggegen denUnsicherheits-undStörungsfaktorderVolks- abstimmungkannman immer wieder durchalleseine Meinungs- außerungeninderganzen Verhandlungsreishesbis zumAbschlußder

Reichsverfassungverfolgen.

Er«war Jenseitsallerdogmatischen LieblingsisdeeneinDemo- krat mit gesundem Menschenverstandund echtemSinn auchfür Staatsautorität.

»Vielleichtinzwei Fragenwar eraber dochderGefangenevon

sich selbst,befangeninseiner Vergangenheit undimruhigenBlick getrübt.Das war inseinerStellungzuPreußenund zudem Rategedanken.

Jnseiner StellungzuPreußenmerkt man gan deutlichdie

Eierschalenseiner Vergangenheit. Hier siehternurzdieSchatten- seiten, gleichals obdas neue PreußenderTestamentsvollstrecker desalten»Preußenssei,dasihm—- derwirklichdasZeugdazu gehabthatte —- nie dieWürde eines akademischenLehramtes hat zuteilwerden lassen.Und dann inderRätesrage Auchhierhat ereinmaldieBezeichnung,,reaktionär« gebraucht,undzwarinder Kabinettssitzungals vom 28. Januar über denVerfassungsentwurf,

von demGedanken-einer zweiten, räteartigen,,berufsständifchen

Kammer« dieRede war, .«

Genau sowar ihmdieBerücksichtigungdesSozialisierungss gedankensin der Verfassung un-behaglich.Diese Dinge lagen ihm nicht. Und man hatinstinktivdas Gefühl,alsobhierdochdie

innere Kapazität, das organischeFassungssvermögenvon Hugo

Preuß versagt hätte, hier,wo es sichumdieerstenSilberstreifen einer neuen ZeitimZeichenderberussständischenundInteressen- vertretungen handelte. Auchdarin war erDemokrat im besten Sinne,wenn auchDemokrat deralten Zeit, derZeitvon 1848

Den er ja

über alles»verehrt hat und zudem et-sich,aus innerster Uber- zeugung, in seiner ganz

pezsönlichenEinleitungsrede zur Ver- sassungsberatung am 24. ebruar 1919 vor der National- versammlung durch das Schlußzitatbekannt hat. Auch die Zügevon 1848 kehren ja deutlichinseinemEntwurfvom Z.Ja- nuar wieder,sogarbisaufdieFormulierungimeinzelnen,sowohl imStaatsaufbau wieindenGrundrechten. Nur ineinem haben ihndieSpuren von 1848 immer wieder geschreckt,inderSorge,

man könnte sich auchdiesmal indergründlichen Durchleuchtung derTheoriederGrundrechte soweitverlieren unddurcheinander- reden, daßschließlichdieStunde für die praktischeTat versäumt

würde. Undschließlich,erwar Anhängerder,,nationalen ema- kratie«. ZunächstGroßdeutscher.JnseinemEntwurfvom s.Ja-

nuar waren Deutsch-ÖsterreichundWien ausdrücklichals,,Gebiet«

des neuen Reichesvorgesehen. AuchinderStunde derzermüri benden KrisederFriedensvertragsberatungen haterzudenleiden- schaftlichften VerfechternderAblehnungimReichskabinett gehört.

Sostehtetwa diePersönlichkeitunddieVerfassungsvisiondes

Demokraten Hugo Preußaus dem wirren

Geschehendieser Tage vor uns. Manches istinder ,,Weimarer Verassung«anders e- worden, wie eres sich gedachtund gewünschthat. Manche Asd- strichehatermachenmüssenund mancheHoffnungen opfern.In manchemwar er vielleichtauchsubjektiv eingesponnenund ein- gekapselt. ·Aber indenentscheidendenLinien derdemokratischen Grundauffassung war er klar und von sicherem Instinkt. Und Carl Schmitthatvöllig recht,wenn eraus Hugo Preußdieinnere Sorgevor dem«Parteienstaate«heraushörtund überihn chreith ,,Hugo Preußkonnte seine Theorie desneuen Staates ni tmehr formulieren. Aber mir scheint, daßes inderKonsequenz seiner letztenÄußerungen liegen muß,neben dieMächtedesParteien- staates auch KräfteundFaktoren desneutralen Staates zusetzen.«

Auchuns scheint,als obdarin der

tiegeKernderinneren Haltung

undStaatsgesinnung von Hugo Preu bloßgelegt ist.

Nocheinanderer ist ziemlich deutlichinseinemgeistigenAnteil amVerfassungswerkerkennbar. Vielleichtaus demgleichen Grunde wieHugo Preuß.Dennauch seine entscheiden-deMitwirkungfällt indieersteEntstehungszeit,daderKreis derBaumeisternoch ziemlich begrenztwar, und diegeistigen Fäden noch nicht so dicht kreuzundquerdurcheinanderliefen wieinderKollektivarbeit der

späterenAusschüsse.EsistFriedrichEbert. Vielleichtist sein ntellektueller Anteil als gestaltenderDenker und Komponist nicht so umfangreichwiedervon Hugo Preuß.Erwar derpraktische Politiker, derdieBrückezumVolk selbst schlugunddieTages- kämpfe durchsechten mußte.Erstandindervordersten Linie,war

derKommandeur imersten Schützengraben,während Hugo Preuß,

seinerFunktion entsprechend, mehrdem dirigieren-denStabe zus- gehärte.Unddoch hatte FriedrichEbert imentscheidendenAugen-

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Ver Heimatdiensi ·

«

vonKöpfenund tarken Individualität-enausgereicht, wennnicht blickdenetenundur rünglichenstrategischenBlick. Erhatte

UnmittelbarchdasAuge dieStrömungenimVolksleben unddie wirklichenKräftelagerungen. ErhattedieHandam Pulse seiner Zett-während HugoPreußdenGelehrten undden

Profßssornicht

verleugnenkonnte. Wie FriedrichEbert an den ents eidenden Wendepunkten,in der ersten Länsderkonferenz am 25. Ro- vemsber1918,inderzweiten Länderkonferenzam25.Januar 1919,

«im KampfumdieUationalversammlung unddann umdieRettung des Verfassungsentwurfesganz klar und nüchterndiemittlere Linieherausstellteundauchdurchsetzte,das gehört zudenwirklich staatsmännischenLeistungen. Erhattemit intuitivem Blickdie rechte Richtungerkannt und ließ sichimentscheidendenAugenblick f·weder von irgendwelchenDogmen oder Ressentiments verleiten oderirreführen.Mit klaremBlickundfester Hand haterimmer dasSteuer indieHand genommensund sodieentscheidendenVor- aussetzungen dafür geschaffen, daßdietheoretisch richtigenGrund- linien fürdensAufbau desneuen Staates auchpraktischdurch-

gäeßtund später verwirklicht werden konnten. Ohneseinen sieren Blick und seine ruhige,aber festeHandwäre alleVer- fossungsarbeit Material für Denkschriftenund Akten geblieben.

Hierabergesellte sichdieTat zumGedanken:eineglücklichegegen- seitige Ergänzung. Niemand hatbesserdiesich teilenden unddurch- kreuzenden StrömungenderZeit aufgefangenundineineinheit- liches Bettgeleitetundniemand hatbesserdieverschiedenenGrup- pierungendertatsächlichenKräfteinVolkundStaat zueinheit- licher Aktion zusammengeführtalsFriedrichEbert.

- Und darin besteht vor allem einunverjährbares praktische- Verdienftum dieRealisierungder eimarer Verfassung. Daß sie aus derTheorie zurgreifbarenWirklichkeit wurde, das sist sein unvergängliches Verdienst.

Jn derNationalversammlung selbst ist derKreis derArbeiter am Neubau derReichsverfassungziemlichklar umgrenztdurchdie MitgliederdesVerfassungausschusses. Dieserwar dasGehirn,das derRationalversammlungund übersiedem deutschenVolke die

endgültige ,,Weimarer Verfa ung«geschenkthat. Es istein ziemlich stattlicherKreis, au densich hierdieArbeit verteilt.

DennderVerfassungsausschußhat28Mitgliederumfaßt.Wohl istderoderjenerimLaufeder EntwicklungindenHintergrund getreten, undderoder jenerStellvertreter istanseine Stelle in denVordergrundgerückt. Aberimgroßen ganzen liegt hier eine

—- seltene«- Musterleistungvon Kollektivarbeit vor. ,,VieleKöpfe, vieleSinnel« Hier haben sie sich wirklich einmal

izugemeinsamer Arbeit verschmolzen.ZweiMänner aberragen, ra stung,über dieScharderanderen Köpfe hinweg: Eonrad Hauß- mannund Konrad B e y erl e,beidebeinaheLandsleute. Dereine (Beyerle)aus

«Waldshut imsüdlichen Schwarzwaldundderandere (Haußmann)aus Stuttgart.

ConradHaußmannsFührerrolle beiderBeratungundDurch·

formungderReichsverfassungist schon äußerlichklar. Erwar derVorsitzensdedesVerfassungsausschusses.Aber diesesAmt war für ihn nichtnur dekoratives Gewand,sondern eineheilige Auf- gabe. Man kann beinahesagen, daßersichvon derhistori chen Missiondurchdrungenfühlte,indiesemAmt demdeutschen olke dieihmgemäßeund lebensnotwendigeVerfassungzuschenken.

Immer wieder inseinen Briefen kommt erdarauf zurück,anseine Frauund anseinenSohn. Gerade da,woer ganzungeschminkt, undoffen sich ausspricht,woermanchmalgeradezu beichtet, kehrt immerdiesesThema wieder,daßes inseine Hand gelegt sei, hiereinehistorische Missionzuerfüllen.Bis«inseinzelneschil- derte er gelegentlichdenHerga( derAusschußberatungemUnd man spürtblutwarm, wieer dangelebtund gewebthat,wie er

sichdeser Aufgabe geradezu geopfert hat. Ein heiligerEifer,der überihnkam. Darum haterwohlauchnur dieunerhörtenphy- sischenStrapazenüberwunden,diedieseParforcesLeistunggerade anseine,desVorsitzenden,Natur gestellthat.

Eonrad Haußmannwar einbekannter undgeachteter Rechts- anwalt inStuttgart. Auch darin kamdiesegeachtetebürgerliche Stellung zum Ausdruck,daßer schon seit 1890Mitglieddes Reichstages war. Damals gerade ZZJahre alt. Jetztwar er immerhinschon imbiblischenAlter, im62.Lebensjahr,angelangt.

JmVerfassungsausschußselbst haterpersönlich vielleichtweniger geredetalsvielederandern Mitglieder. Aberum so größerswar seinAnteil als DirigentdiesesvielstimmigenOrchester-s. Die

ganzeouveränJnstrumentierunghater meisterhaftbeherrschhgeradezu Dazukamihmvor allenDingen indiesem,fastreinen Juristen-auschußmit demstaatsrechtlichenThemaseine länzende juristische egabung zustatten. Esift heute nochein enuß, zu lesen,wieermanchesmal dieinderDebatte auftauchenden Willens- tendenzen einzelner Abgeordneteraus demStegreif zum knappen parlamentarischenAntragformuliert.Dieser,s;tzt« sofort Aber hiersprichtNichtnur dasreinjuristischeTalent. Hierverrätsich zugleichdieHanddesgetnltenden Juristen, indemsich künst- lerischeAder und Denksarse miteinander paaren. Aber auch diese Begabunghätte noch nicht zurFührungüberdiesenAusschuß

ftihrerLei- «·

Anträge.

die menschliche ualität hinzugekommenwäre. Er war auch menschlichsauber»von menschlicherWärme undAusstrahlungskraft.

Man brauchtnur seinenklaren undblanken,kernigenund freien Kopfmit demreinen und gütigen Auge,demAdlerblick unddem männlichen Schnauzbart anzuschauen,und man siehteinem echten,

edlen Me chenins Gesicht.DiesemenschlicheWärme hatihm

seineArbetaußerordentlich erleichtert,wie erselbsteinmal be- richtet. Er stehtmit allen im Ausschuß—- einerlei welcher partei—- ,,aufvertrautem Fuß«. »Sie halten michallefür loyal unddarum fürihrenFreund.«Underistsich selbstbewußt, daß diesein--Kapital« ist,dasihn hoffen läßt«dieganzeArbeit zum Schluß doch »unter Dachund Fachzubringen«.Dabei verteht ersichaber auchauf« Psychologie, auf die KunstderMensen- behandlung. Erhat einen leichtenSchuß Macchiavellismus, wenn es dieStunde erfordert. Charakteristischdafür istseineSchilde- rung derentscheidenden Sitzungdes Verfassunigsausschussesüber dieFlaggenfrage.Wieerhier,um dasWerknicht aufsSpiel zu setzen,mit rücksichtsloszupackender HandundeinwenigListdie Fäden- zum fertigenKnoten schürzt,das

zeigtauchdendurchdie

parlamentarischeErfahrung

geschultenReapolitiker. Wenn essein

muß,beherrschterauchdiese ittel. »So machtman Fahnenund Gesetze.«DamitschließterdenBericht.

Weniger sichtbar istdieRolledeszweiten,,Führers«,Konrad Beyerle, damals indieOffentlichkeitgetreten. Seine Arbeit war stiller-und vielleichtauch entsagungsvoller. Denn imAus- schuß selbst ist er"noch nichteinmal allzusehrins Rampenlichtge- treten. Sein Verdienstliegtvor allem indermühsamenundauf- opfernden gründlichen Durcharbeitung des gesamtenStoffes mit demAugedesJuristen unid derFederdesformendenundprü- fenden Redaktors. UmeinBeispielaus demtäglichen Leben zu wählen, könnteman sagen,er istder,,Chefredakteur«der Ver- fassung gewesen. Zunächsteinmal istes—- historisch einwandfrei—- seiner Personzudanken,daßderansichideale,aberschwergreif- baredes Gedanke derNaumannschen,,Grundrechte« nichtdemSchicksal Papierkorbs verfallen ist.Erhatdenersten,wirklichbrauch- baren Entwurfder,,Grundrechte« gemachtundwar das geistige HauptdesUnterausschussesfür die ,,Grundrechte«, aufdessenVor- arbeit der Verfas ungsausschußselber später gefußtund weiter- gebauthat. Er tvor allem auch indemRedaktionsausschußs der fortlaufend die,Ergebnisseder Arbeit des Verfassungsaus- schusses sprachlichund stilistisch gesäubertundpoltertunsddarüber hinausauch kompositorische Vorschläge gemacht hat,dieFederge- führt.Er war dieSeele des Ganzen. Au ihn geht auchder

»Planeiner Gesamteinteilung der Reichsve assung« urück,der schließlich auchdas Gerüst fürdas endgültige Verfa ungsdokui ment abgegeben hat. Beyerle war, leichHaußmann, Jurist.

AberimUnterschiedvon Haußmann Wissenschaftler, Professorder RechteinMünchen. Jhmkamindieser parlamentarischen »Funk- tion geradedie wissenschaftliche Gründlichkeitund Objektivität seines bürgerlichenAmtes zustatten. Sein juristischer Kollege Dr.«Düringer,alsDeutschnationalerdemrechtenFlügeldesParla- ments zugehörig, hatdieseshistorische Verdienstvon Beperlevor derUationalversammlung sel« inlebenden Worten festgehalten.

Undman kannwohlmitRe tsagen, daß ohnediese, zumTeil stille,aberproduktiveundunermüdlicheArbeit von Konrad Beyerle sich die Vollendungder,,Weim-arerVerfassung« mindestenslänger hinausgezogenhätte, zum Schadendes Ganzen.

Amstärkstenwaren imVerfassungsausschußxgemäßderFrat- tionsstärke, die Soialdemokraten vertretenk Vonihnenstandenin dererstenReihe uarck,Meerfeld, Katzensteinund Hildenbrand.

Dr.Max Ouarck, Thüringer als Landsmann, war von Hausaus Jurist,war aberdann bald aus demjuristischen Staatsdienstaus- getretenundin dieJournalistik übergegangen.· letzt«war er Chefredakteurder,,Volksstim-me«inFrankfurta. . Ein kluger Kopf,aberaucheinschneidigerFechter,derschroffsteunter den VerfechterndessozialistischenProgramms,leidenschaftlicherUni- tarist. Als Jurist von Hausaus auch gutbewandert aufdem GebietdesVerfassungsrechtsdesJn·undAuslandes. DerRhein- länder Johannes Meerfeld, Journalist undRedakteur seinem Berufe nach,zuletztSchriftleiter deralten traditionsumrankten

»RheinischenZeitung«in Köln,««war«vor allem an derFrage ,,ReichundLänder« undindenKulturfragen besondersinteressiert.

Erwar einscharfsinniger Denker,gewandt inWortund Schrift.

Amfleisßigstenwar wohlSimonKatzenstein, ein aus Gießen stammender sozialpolitischer Schriftstellerund Genossenschaftler.

Erhat wohl kaumeineAusschußsitzungversäumt. Jmmer wieder stößtman aufseinenName-ninderDebatte undinderListeder

Aucherwar akade isch gebildeterJuristvon Hausaus, aber seinerzeitaus politische Gründen durchdiehessische Regie- rung alsReferendar entlassen. Auf ihn gehtvor allem derGe- danke der Ergänzungder ,,Grundrechte« durch die ,,Grund- pflichten« zurück.Als Vertreter Württembergs wirkte dersym- pathischeKarl Hild enbran dmit, einMann derausgleichenden Objektivitätundvon strengerSachlichkeit.Auch einbesonders 239

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sichergestellt werden sollten. Es zeigte ssich sehr bald, daß diese Ordonnanzen einer der Hebel werden sollten, mit denen die französische politik im Rheinland ihre Ziele zu

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