DER BAUINGENIEUR
8. Jahrgang 22. Oktober 1927 Heft 43
BERICHT DES DEUTSCHEN EISENBAU-VERBANDES ÜBER DAS GESCHÄFTSJAHR 1926/27.
Über die allgem eine L a g e unseres Industriezw eiges ist schwerer als in früheren Ja h re n B erich t zu erstatten . N icht zu verkennen ist, daß, w ie in vielen anderen In dustrien, so auch im .Eisen bau ein frisch erer Zu g durch d as Geschäftsleben geht. Unw illkürlich lie g t es nahe, anzunehm en, daß nunm ehr doch vielleicht der Z e itp u n k t gekom m en ist, an dem der seit Jahren erw artete A u fstie g zu besseren Zeiten b egin n t!' E s ist schwer, hierzu S tellu n g zu nehm en; zu oft ist in den letzten Ja h re n auch der vo rsich tigste O ptim ism us enttäuscht worden.
Rein äußerlich betrach tet, scheint sich die allgem eine Wirtschaftslage nicht unw esentlich gebessert zu haben. Die in den letzten Ja h re n erschreckend ansteigenden Zahlen der Konkurse, der G esch äftsau fsich ten , der A rbeitslosen sind dauernd im Sinken begriffen, m ancher au f der W irtsch aft lastende D ru ck h at eine gew isse E rleich teru n g erfahren, R e gierungsmaßnahmen versuch en , In d u strie und H andw erk A rbeit zuzuführen, in ternationale A bm achungen zum W iederingang- bringen der W eltw irtsch aft sind m it E rfo lg fü r einige In dustrien schon getroffen, fü r ihren w eiteren A usbau setzt m an sich allgemein ein — und d as N äch stliegen d e: Die A uftragsbü ch er weisen einen steigenden A b satz auf.
Und trotz all dieser U m stän d e w ird m an sich doch v o r
läufig noch vo r der A nnahm e zu hüten haben, daß die ersehnte Besserung eingetreten sei und cs nun m it großen Sch ritten vorwärts gehe. V ielerlei G efahren drohen der aufkeim enden Besserung. E s b rau ch t nur hingew iesen zu w erden a u f den noch immer überm äßig hohen Steuerd ruck, a u f die von Ja h r zu Jah r wachsenden L a ste n aus dem D aw esplan, a u f die große allgemeine V erschuldu ng, nam entlich durch A u fn ah m e von Ausländsanleihen, die verzin st und zurückgezah lt werden müssen, hierm it im Zusam m enhang au f die höchst u n klar vor uns liegende G e sta ltu n g der K red it- und allgem einen Geldmarkt Verhältnisse! a u f die laufende Steigeru ng der sozialen Lasten, in welcher E n tw ic k lu n g noch im m er kein E n d e a b zusehen ist, und nicht zu letzt a u f das Problem , von dessen richtiger Lösun g die gegen w ärtige und zu kü n ftige E n tw ick lu n g vielleicht am entscheidendsten m it ab h än g t: die Lohn- und Arbeitszeitfrage. K e in e M aßnahm en als gerade die hier bereits getroffenen bzw. b eabsichtigten sind so geeignet, die ersten Ergebnisse einer sich anbahnenden B esserung vo rw egzu nehmen und jed e G ru n dlage fü r eine F ö rd eru n g dieser E n t wicklung wieder zu zerschlagen. N ich t ohne B ed eu tu n g für die zukünftige allgem eine G estaltu n g der W irtsch aftsve rh ä lt
nisse wird auch die vo rau ssich tlich sehr unbefriedigende E rn te dieses Ja h re s sein.
Prüfen w ir nach dem V orstehen den die E n tw ick lu n g , wie sie im letzten J a h r im E isen b au gewesen ist, so ist auch hier c>ne Besserung festzu stellen. D er A u ftragsein gan g ist nicht unbeträchtlich gestiegen. A uch eine bescheidene A ufbesserung der Preise h at P la tz gegriffen . A u f den ersten B lic k som it ein befriedigendes E rg e b n is. M an d a rf aber hierbei zunächst nicht übersehen, daß in den vergangenen Ja h re n der A u ftra g s
eingang sehr zusam m engeschm olzen w ar, a u f etw a 4 5 % des letzten Frieden sgesch äftsjah res. Die je tz t sich ergebende S te i
gerung bedeutet dem gegenüber also nicht allzu viel, und die Beschäftigung der W erk e b leib t noch beträch tlich h inter der etzten Friedensbesch äftigun g zurück. E s ist weiterhin d arauf hinzuweisen, daß die B esc h äftig u n g der Firm en im einzelnen sehr verschieden w ar. D er aus der G esam th eit sich ergebende Beschäftigungsgrad ist also fü r eine große M ehrzahl der Firm en
Bau 1927.
nicht ohne w eiteres zutreffend und ist in vielen Fällen ein weit ungünstigerer. E s kom m t w eiter noch hinzu, daß gerade große A u fträge in unserer In d u strie o ft eine lange V orbereitungs- zcit erfordern und so Alónate vergehen können, ehe die W erk
stattarb eit selbst beginnt.
Ähnliche E inschränku ngen ergeben sich auch für die Preise.
Die Selbstkosten bewegen sich trotz aller entgegenstehender Bem ühungen in aufsteigender Linie, und die E rlö se liegen oft nicht unbeträchtlich unter den w irklich entstandenen K o sten . E s sei nur erinnert an die Jah resabsch lü sse der Firm en aus dem Ja h re 19 25 m it ihren geradezu katastro ph alen Zahlen und an die wenigen Firm en, die daran denken können, für das J a h r 1926 einen bescheidenen Gewinn auszuweisen. W elche A ktiengesellschaft gew ährt heute eine R en d ite, die auch nur den E rträgn issen festverzinslicher P apiere entspricht ? Wo also w irklich Gewinne, Ü berschüsse erzielt werden, d a gilt es, sie in erster L in ie zur W iedererstarkung der verloren ge
gangenen oder erschütterten finanziellen G rundlagen zu v e r
wenden und erst w ieder den sicheren G rund herzustellen, auf dem ein neues Leben erblühen kann.
V on einschneidendem E in flu ß nach dem finanziellen E r gebnis w ar es dann noch, in welchem U m fang es gelang, eine m öglichst gleichbleibende B esch äftigu n g der W erke durchzu
führen. H ier sind im letzten G esch äftsjah r vielfach ganz außerordentlich stark e Schw ankungen zu beobachten gewesen.
E in em stoßw eisen E in g an g von A u fträgen m it kürzesten L ie fe r
term inen folgten Zeiten fa st völligen A u ftragsm an gels. E s liegt au f der H and, daß dam it jed er regulierende Einfluß au f N ied righ altu ng der Selbstkosten verlorengehen muß und aus einem vielleicht günstigen Abschluß eines E inzelgesch äftes sich noch nichts für das Gesam tergebnis ergibt.
A u f dem G ebiet der Versorgung unserer In du strie m it den benötigten W alzm aterialien h at sich die im Ja h r e 19 25 eingeleitete Syndizierung, abgesehen von U niversaleisen, M ittel
und Feinblechen, nun restlos durchgesetzt. In V erbraucher
kreisen h at m an diese E n tw ick lu n g und die hierm it im Z u sam m enhang stehenden internationalen V erständ igu ngsverh and lungen der E isen schaffenden In d u strie zeitweise m it einer gewissen Sorge verfo lgt. M it B efried igu n g kann festgestellt werden, daß eine fü r unsere Interessen ungünstige B ee in flussung, besonders des In lan d sm arktes, h ieraus nicht ein
getreten ist. N am entlich sei auch an dieser Stelle au f den V o rteil hingewiesen, der sich für die verarb eiten de In d u strie darau s ergibt, daß nunm ehr nach Ja h re n der U nsich erheit in der K a lk u la tio n — w enigstens für das M aterial, sow eit (lie W erksgrundpreise in F ra g e kom m en — w ieder m it einem sicheren F a k to r gerechnet werden kann.
E in e beachtliche Steigeru n g der M aterialpreise h a t sich aber ergeben durch eine E rh öh u n g d er Ü berpreise und da, wo es in B e tra c h t kom m t, durch die V ersch ärfu n g der A b nahm ebestim m ungen und die V erteu eru n g des Q u alitäts
m aterials (S t 48 und Silizium stahl). A uch die H ändlerzuschläge gaben Anlaß zu B eschw erden. W ir hoffen, daß es in den hier eingeleiteten Verhandlungen — nam entlich h insichtlich der Ü berpreise — gelingt, einen A usgleich der In teressen a u f m ittlerer Lin ie zu finden.
Die Zahlungsbedingungen und L ieferfristen gaben m ancher
lei Anlaß zu K lagen . E s ist freilich vo n je h er so gewesen, daß die verarb eiten de In d u strie m it längeren Zah lungsfristen ihrer Abnehm er rechnen m uß, als sie vo n der E ise n schaffenden In du strie eingeräum t bekom m t. In Zeiten der G eldknapph eit,
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B E R IC H T D E S D E U T S C H E N E IS E N B A U - V E R B A N D E S . D ER BAUINGENIEUR 1927 HEFT Mw ie w ir sie h a tten und w ie sie vielleich t in gleich sch arfer F o rm w ieder kom m en können, erw achsen h ierau s a b er erhebliche Sch w ierigkeiten. E in A u sgleich ist auch h ier drin gen d a n zustreben.
D as gleiche w äre zu w ünschen fü r die B elieferu n g unserer In d u strie m it den notw endigen W alzm aterialien . D ah in gehören eine schnellere E rle d ig u n g der A n fragen w ie auch B e stä tig u n g von B estellu n gen und h auptsäch lich In n eh altu n g d er F riste n fü r die L ie fe ru n g selbst. D er E ise n b a u er k an n seine L ie fe r
fristen nur ein h alten, wenn sie ihm gegenüber au ch eingehalten w erden. D ie N ach teile und V erärgeru n gen , die au s U n stim m ig
keiten über N ich tin n eh altu n g vo n L ie fe rfristen entstehen, sind
• o ft w e ittragen d ster A rt. F ü r den gesch äftlich en R u f einer F irm a ist p ü n ktlich e L ie fe ru n g von nich t gerin gerer B ed e u tu n g als gute Lieferu n g.
W ir ve rtra u e n d a ra u f, daß es der bew äh rten Z u sam m en
a rb e it zw ischen E ise n sch affen d er und E ise n verb rau ch en d er In d u strie gelingt, die hier an ged eu teten A n stän d e zu b e
seitigen. Sie m ochten, wie. zugegeben w erden soll, zum T eil in den V erh ältn issen der U m stellu n g und N eu organ isatio n ihren G ru nd haben, m it fo rtsch reiten d er K o n solid ieru n g d er V e r
k a u fsa p p a ra te der E isen sch affen d en In d u strie und der ge
sam ten V erh ältn isse m uß es ab er m öglich sein, auch hier be
friedigende Z u stän d e zu schaffen.
W enig förd erlich fü r eine nutzbringend e A u sw irk u n g der großen vo lk sw irtsch aftlich en B e d e u tu n g der ind ustriellen F a c h verb än d e, denen m an gerad e in den jetzigen K risen zeiten die W ege ebnen sollte, ist die E in stellu n g , die ihnen gegenüber noch im m er die b re ite Ö ffen tlich keit einnim m t. N u r d as B e streben, zu M onopolstellungen zu gelangen und K a rte lle zu sch affen , die ausschließ lich a u f egoistisch e W ah ru n g der In te r
essen der M itglied er abzielen, g la u b t m an in ihnen zu sehen.
D ab ei w ird und h a t sich die T ä tig k e it d er hier in F ra g e stehenden V erbän d e, besonders auch des D eutsch en E isen b au -V erb an d es, im m er nur d a ra u f b esch rän k en können, in gesunder W eise dahin zu arb eiten (wobei d as Z iel noch b ei w eitem nicht e r
reich t w urde), die w irtsch aftlich en A usw üch se eines sch ran ken losen W ettb ew erb s zu verh in d ern und die M öglichkeit zur E r lan gun g angem essener P reise anzubahnen. D ie sich erste G e
w äh r, daß über diese bescheidenen Ziele n ich t h in ausgegangen w ird, liegt nicht in gesetzlichen M aßnahm en, sondern in der N a tu r der S ach e selbst. Je d e r D ru ck erzeu gt G egendruck, und jed e Ü b ertreib u n g der obigen G ru n d sätze w ürde sofort eine fü hlb are K on k u rren z a u f den P la n rufen, w ie sie ü brigens durch die im m er vo rh an d en en A uß ensteh er sow ieso b esteht.
E s w äre nur zu w ünschen, daß den A rb eiten des E n q u ete- A usschusses, dem auch w ir b e re itw illig st alle A u fsch lü sse über unsere V e rb a n d stä tig k e it gegeben haben und dessen A rb eiten auch nach der p rak tisch en S eite hin nich t u n tersch ätzt w erden sollten, der E rfo lg beschieden w äre, hier w irklich au fk lären d zu w irken und fu n d am en tale Irrtü m e r zu beseitigen. E n d lich w ürde dann auch die A u ffa ssu n g verschw inden, daß m an dem U n terneh m ertum d as R e c h t eines in lan ger R e ch tse n tw ick lu n g geschaffenen Zusam m enschlusses b estreiten oder m indestens beschneiden muß, w äh rend die L o h n k a rte lle m it ihren a u f die A nforderungen der W irtsc h a ft w en ig R ü c k s ic h t nehm enden A u sw irku ngen den vo llen Sch u tz d er R e g ie ru n g genießen.
D ie allgem einen Z ah lu ngs- und Lieferu n gsb ed in gu n gen haben, eine Ä n d erun g nicht erfah ren . In der Z e it d er A rb e its
not haben sie leid er ihren p rak tisch en W ert m ehr oder w eniger verlo ren . H and in H an d d am it b estan d auch w e iterh in v ie l
fach eine große U nsich erheit in d er E in h a ltu n g nam entlich der Z ah lu ngsbed ingu n gen . W as d as bed eu tet, brau ch t nicht w e iter ge sag t zu w erden. E s sei a b er au ch an dieser Stelle d a ra u f hingew iesen, w ie ungeheuer w ich tig es ist, w ied er zu der a lten b ew äh rten V e rtra g streu e und g esch äftlich en Z u ve rlä ssig k eit zurückzu fin den, die ehem als unser G e sch ä fts
leben beh errsch te.
E in e u n erw ü n sch te E rsch ein u n g im V erd in gu n gsw esen ste llte d er vo n beh örd lich er S eite au fg estellte V e rp flich tu n g s
schein gegen d as B estech u n gsu n w esen d ar. E s haben viel-
leich t G rü nde zu dem V orgeh en bestanden , die Unternehmer ' fü r diü In n eh a ltu n g vo n S elb stverstä n d lich k e ite n schriftlich ve rp flich ten zu w o llen ; es muß aber festg estellt werden, daß das V erlan gen zu der A n erken n u n g des Sch eines fü r jede ernst
h afte In d u strie firm a eine unw ürdige Z u m u tu n g war. Dem einm ütigen W id erstan d der In d u strie ist es glücklicherweise gelungen, eine w esentlich e Ä nd eru ng des Verpflichtungsscheins durchzusetzen. B e a b sic h tig t is t ferner, in die allgemeinen L ieferb ed in gu n gen der B eh örd en einen besonderen Paragraphen, betreffen d G ew äh ru n g vo n G eschenken oder anderen Vor
teilen, im Sinne des ab geän d erten Verpflichtungsscheines auf
zunehm en, der diesen dann entbeh rlich m acht.
D ie im A u g u st 19 2 6 im B ereich des Reichsfinanzministe
riu m s zu n äch st probew eise als D ie n stv o rsch rift eingeführte R eich sverd in gu n gso rd n u n g h a t im L a u fe des Ja h re s in fast allen L ä n d ern und bei sonst in B e tra c h t kom m enden Stellen G eltu n g e rlan gt. U m ein vollkom m en es W erk handelt es sich hier noch nicht. E in V o rw ärtssch reiten a u f dem angefangenen W ege d ü rfte aber in ab seh b arer Zeit sich er zu einer Verein
h eitlich u n g und B esseru n g d er V e rh ä ltn isse a u f dem Gebiet des V erd in gu ngsw esens führen und d am it zu einer Verbilligung des gesam ten Lieferg esch äftes.
D ie B esc h affu n g von B e trie b s k a p ita l w a r auch im ab
gelaufenen J a h r w eiter eine der größ ten Sorgen. Besonders w irkte sich diese bei m ittleren und kleineren Firm en aus, die w eniger als große vo n der H erein nahm e ausländischer Gelder G eb rau ch m achen, w eiterhin aber au ch au s dem Inland nur unter erschw erten B ed in g u n gen — oder auch gar nicht — im W ege des K r e d its sich M ittel b esch affen können. Leider haben die m an nigfach en B estreb u n gen , A bh ilfe zu schaffen, noch nirgends zu befriedigenden E rgeb n issen geführt. Sonder
gebilde z. B . a u f geno ssen sch aftlich er G ru n dlage konnten sich wegen ih rer inneren Sch w ierigk eiten n ich t durchsetzen. Da, wo gew isse M aßnahm en i.i der F o rm vo n Absatzfinanzierungs
in stitu te n zu n äch st E rfo lg h atten , konnte vo n ihnen doch nur in seh r b esch rän k tem U m fa n g G eb rau ch gem acht werden, vorn eh m lich w egen d er entsteh enden K o ste n . Im großen und ganzen blieb m eist nich ts and eres übrig, als bei größeren Ob
je k te n vo n F a ll zu F a ll eine besondere Finanzierung aufzu
ziehen. L e id e r w a r solches aber au ch nur selten möglich, und m anches B a u v o rh a b e n m ußte d esh alb ein P la n bleiben. Um so freu diger ist d ah er d er kü rzlich vo n der Deutschen Bank eingeschlagene W eg zu begrüß en, du rch A ufnahm e eines Aus
lan d sk red ites und dessen un m ittelb are W eitergab e an mittlere F irm en hier eine W an d lu n g h erbeizufüh ren.
U nerm üdlich su chten w ir, bei d er F o rtfü h ru n g der Handels
vertra g sve rh a n d lu n g e n m it den versch ieden sten Ländern für die In teressen unserer In d u strie zu w irken . E s ist bedauerlich, daß h ier k au m E rfo lg e zu zeitigen sind. D ie praktische Ein
stellu n g unserer V e rtra g sg e g n e r ist leider eine andere, mal1 kan n sagen o ft genau die en tgegengesetzte, als die bei inter
n ation alen Z u sam m en k ü n ften eingenom m ene. W ä h re n d hier, so erst noch kü rzlich a u f d er W cltwirtschaftskonferenz, ein
drin glich dem A b b a u der schutzzöllnerisch en Maßnahmen das W o rt gered et w ird , su ch t m an diese in den Z ollverhandluiigen selb st rech t w irk sa m zu erh alten . Im m er wieder zeigt sU d as F e sth a lte n an der d eu tschfeind lich en N achkriegspolitik.
F ü r D eu tsch lan d w ird es tro tz der bisherigen geringen
Erfolge
au f diesem G eb iet keinen anderen W eg geben, als unbeirrt d aran w eiter zu arb eiten , sich w ied er gleichberechtigten Zutnt zum W e ltm a rk t zu versc h affe n . H an d elsverträg e z. T. in Form von P ro viso rien , b zw . M eistb egü n stigu n gsverträge und Xusah abkom m en sind im ab gclau fen en G e sch ä ftsja h r zustande g- kornm en m it D än em ark , F in n la n d , Ita lie n , Lettlan d , de n Fieder landen, Ö sterreich, Schw eden, Sch w eiz und der Türkei.
M it F ra n k re ic h ist endlich nach dreijährigem RmSen eb en falls ein H a n d e lsv e rtra g abgeschlossen, der am 6. r tem b er 19 2 7 in K r a ft tr a t, zeitlich u n b efristet ist und früh« c'-- am 1 . A p r il 19 2 9 beid erseitig g ek ü n d igt werden kann. ‘ A b b a u der fü r unsere E rz e u gn isse in B etra c h t kommen Z o lltarifp o sitio n 558 b rin g t d er neue V e rtra g nicht. Das <*
PER BAUINGENIEUR
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bestehende Pro viso riu m sah fü r unsere Erzeugnisse bereits die Anwendung der M inim alsätze vor.
Die Verhandlungen m it Polen, die auch schon auf eine zweijährige D au er zu rü ck b licken können, dürften die gleiche Entw icklung nehm en w ie die m it Fran kreich und lassen bei der bekan n ten E in stellu n g Polens nur bei größtem Optim ismus einen einigerm aßen befriedigenden A u s
gang erhoffen.
Auf dem G ebiete der E isen b ah n gü tertarife sind die zwei
jährigen Untersuchungen über eine R eorgan isatio n des gesam ten Eisenbahngütertarifes zum A bschluß gekom m en. N ach der ab i. August 19 2 7 in K r a ft getretenen N euregelun g wurden die Abfertigungsgebühren d er K la ssen B und C um 2 P f. pro 100 kg herabgesetzt und zur E n tla stu n g der N ahentfernungen bis 100 km wurde eine d egressive A b staffelu n g der A bfertigu n gs
gebühren vorgenom m en. D ie F ra c h tsä tz e der oberen K lassen sind gesenkt, und zw ar in der K la sse A um 5 % , in den Klassen B und C um 7 % , in der K la sse D um 2 % , die Zuschläge der Sätze der 10 -t-N eb en k lassen a u f die der entsprechenden Hauptklasse erfuhren eben falls eine H erabsetzun g. D as E r gebnis ist freilich noch w enig befriedigend.
Die Bem ühungen der In d u strie um eine organisatorische Neuordnung der T a rife m it dem Ziel au f w eitere E rm äß igu n g der Tarife und A bfertigu ngsgebüh ren w erden fortgesetzt. B e sonders fühlbar w ürden sich diese fü r uns ausw irken, wenn den auf eine S en k u n g der Frach ten fü r .nahe E n tfernu ngen gehenden B estreb u ngen ein E rfo lg beschieden sein würde.
Spielt sich doch sow ohl der gesam te M aterialbezug, als auch der Versand unserer E rzeu gn isse zum w eitau s überwiegenden Teil auf Entfern un gen unter 200 km ab.
Auf dem G ebiet des Ausstellung's- und M essewesens halten wir an unserem bisherigen S tan d p u n k t fest, daß hier gru nd sätzlich die größte Z u rü ck h a ltu n g geübt w erden muß. A n der
¡iir 1930 in B erlin geplan ten D au erbau fach au sstellu n g w erden wir uns beteiligen.
Der im V o rja h r m it einer nam haften V ersich eru n gs
gesellschaft geschlossene V e rtra g über M ontageversicherungen durch unsere M itglied er b egin n t sich v o rte ilh a ft auszuw irken.
Es wäre erw ünscht, w enn von dieser V ersich eru n gsart noch Mehr als bisher G ebrauch gem ach t w ürde, d a sich der Versicherungsschutz fü r die einzelnen Firm en d am it ve rb illigt.
In erfreulicher W eise w äch st in den K reisen unseres V e r
bandes die E in sich t von d er N otw en digkeit, sich m it den berufsgenossenschaftlichen F rag en , auch außerhalb der Z u ständigkeit der B erufsgenossensch aften , zu beschäftigen. V o r
nehmlich kom m t hier die so rgfältige V erfolgu n g aller b eab sichtigten gesetzgeberischen M aßnahm en in F rag e. E s ist selbstverständlich, daß sich der U nternehm er den sich aus dieser sozialen E in ric h tu n g ergebenden A nforderungen nicht entziehen darf. Sie m üssen um gekeh rt aber auch im e rträ g lichen Verhältnis zur L e istu n g sfä h ig k eit der In d u strie bleiben, in den letzten Ja h re n w a r dies nicht der F a ll.
Mehrfach h atten w ir auch in diesem J a h r Gelegenheit, bei den U nfallberufsvorschriften m it den Berufsgenossenschaften selbst zusam m enzuarbeiten und hierbei die Interessen unserer industrie zu vertreten .
Auf dem G ebiete des P rak tik an ten w esen s w ird unsere V e r
mittlung in steigendem M aße zur U n terbringung von ju ngen auingenieurstudenten in A nspruch genomm en. W iederholt stellten wir M ittel zur D u rch fü h ru ng vo n studentischen E x kursionen zur V erfügun g, w ie w ir in gleicher W eise wie m den Vorjahren, freilich im m er noch unerw ünscht ein
geengt durch die schlechten w irtsch aftlich en V erhältnisse, den Gesellschaften vo n Freu n d en an den Technischen ochschulen, einzelnen L eh rstü h len und den Stud en ten schaften Zuwendungen m achen konnten. E benso bedachten Wir die Ingenieurnothilfe.
In der V erb an d szeitsch rift ,,D er B au in gen ieu r" wurde
" c; en einer R eih e in teressan ter A bhandlungen über d as G ebiet
\\’S* ' ‘Senbaues eine ausfüh rlich e B esprech un g des „E n g e re n e tbewerbs zur E rla n g u n g vo n E n tw ü rfen für eine feste
Straßenbrücke über den R h ein bei K ö ln -M ü lh eim " ve rö ffen t
licht. D er E in gan g von A ufsätzen aus den K reisen der V e r
bandswerke läßt nach wie vo r zu w ünschen übrig.
D er Ausschuß fü r V ersuche im E isen b au h at im ab- gelaufencn G esch äftsjah r zwei Sitzungen abgeh alten . D ie au f A n trag der D eutschen R eich sb ah n -G esellsch aft im vorletzten B erichtsjah re beschlossenen Versuche zur E rm ittlu n g der ide
ellen K nickspannungslinie fü r den neuen S iliziu m stah l (S t Si) konnten durch das S taatlich e M aterialp rü fungsam t, B erlin- Dahlem , bereits in großem U m fange du rch gefü h rt werden.
Insgesam t wurden 75 S täb e m it Sch lan kheitsverhältn issen von X = 40 bis X = 12 0 geprüft. D ie P rü fstä b e entstam m ten vier Chargen, von welchen drei im B oß hardt-O fen tmd die vierte ini Siem ens-M artin-Ofen gewonnen w aren. D ie Chargen wiesen hinsichtlich der P- und S-G renze gewisse U nterschiede auf.
B e i dem Siem ens-M artin-Stahl la g die P-G ren ze am höchsten und am dichtesten bei der S-G renze. Die K n ickversu ch e er
gaben bei diesem S tah l die plastische V erform un g zwischen der P-G renze und der S-G renze sehr gering und den Ü b ergang von dem elastischen zum plastischen K n ickbereich infolge
dessen sch arf ausgeprägt, etw a zwischen den S ch lan k h eits
verhältnissen X = 73 bis X — 7ö liegend. B ei den drei B oß hardt- Chargen erstreckte sich dieser Ü bergang infolge der niedriger liegenden P-G renze auf einen wesentlich größeren Bereich und lag zwischen den Sch lankheitsverhältn issen X = 60 und /, = 90. H insichtlich der S -G re n z e zeigten der Siemens- M artin -S tah l und zwei Chargen des B o ß h ard t-S tah les gute Ü bereinstim m ung. Die am h äu figsten au ftretend en W erte lagen hier bei 37 bis 38 kg/m m 2. D ie S-G ren ze der d ritten B oß hardt-C harge la g höher, und zw ar m eistens zwischen 39 und 40 kg/m m 2. D ie aus den V ersuchen gewonnenen K n ic k spannungslinien entsprachen im plastischen K n ickbereich , ähnlich wie bei früheren, gleichartigen Versuchen m it S t 37 und S t 48, w iederum ungefähr den Streckgrenzen. Die A rbeiten werden noch ergänzt durch V ersuch e m it gleichen P rüfstäben au s einer zw eiten Siem ens-M artin-Charge und schließlich aus eiher T hom as-Charge. D ie P rü fstäb e, deren A bm essungen und d as P rü fverfah ren entsprachen im übrigen genau den bei früheren, gleichartigen V ersuchen m it S t 37 und S t 48.
D ie zu diesen V ersuchen verw endete Schneidenlagerung erm öglicht die P rü fu n g vo n S täb en m it einem kleinsten Sch lan k h eitsverh ältn is von etw a X = 40. D a im praktischen E isen b au auch kleinere Sch lan kh eitsverh ältn isse bei D ru ck stäben nicht selten Vorkommen, ist die K enntnis des V erlau fs der K nickspan nungslinien zwischen X — o bis X = 40 sehr erw ünscht. Hierzu bieten sich zwei W ege, einm al, indem man die K n ickspan nun gen aus der vo llstän d igen D ru ckdehnungs
linie nach dem von E n g e s s e r zuerst angegebenen und sp äter auch vo n K a r m a n angew endeten V erfahren berechnet oder in dem m an, nach einem V orschläge Z i m m e r m a n n 's , unter V er
w endung der 50-t-Sch neidcnlagerung bei Versuchen der ein
gangs geschilderten A rt die Stab m itten durch eine geeignete V orrichtun g festh ä lt und die K n icklän gen a u f diese W eise h a l
biert. B eide A rbeiten sind nach B esch affu n g der hierzu erforderlichen A p p a ra te bereits eingeleitet.
Z u r D urchführung der gleichfalls im V o rjah re beschlossenen V ersuche m it gegliederten D ru ckstäb en sind inzwischen fünf aus je zwei U -E isen bestehende P rü fstä b e m it versch ieden
a rtiger B in d u n g in je zw eifacher A usfü h ru ng b esch afft worden.
Die P rü fstä b e bestehen aus S i-S ta h l. H ierbei ist Vorsorge getroffen, daß säm tliche U -E isen e in e r W alzung entstam m en und ungefähr gleiche Fcstigkcitseigen sch aften aufw eisen. Die S tä b e werden zunächst zw ecks N ach p rü fu n g des von K a y s e r entw ickelten V erfahrens („Z eitsch rift des Vereins D eutscher In gen ieu re" J g . 19 17 , S eite 92) in dem In gen ieu rlaboratorium der Technischen H ochschule D a rm sta d t dem D ru ck b iege
versuch unterw orfen. D a die B ean sp ru ch u n g der S tä b e hier
bei unter der E lastizitätsgren ze gehalten w erden kann, sollen sie später bei reinen K n ickversu ch en V erw en d u ng finden.
A u f diese W eise werden gute Vergleichsergebnisse fü r beide P rü fverfah ren gewonnen.
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786 B E R IC H T D E S D E U T S C H E N E IS E N B A U - V E R B A N D E S . D ER BAUINGENIEUR 1927 HEFT 13
B e i den in hoch w ertigen B a u stä h le n au sgefü h rten B a u w erken kom m en in d er R e g e l auch N iete au s gleichen B a u sto ffen zur V erw en d u ng. D ie zulässigen B ean sp ru ch u n gen dieser N ietverb in d u n gen sind d aher entsprechend höher als b e i B au w erk e n au s S t 37. D a N ietverb in d u n gen bekan n tlich nur bis zur Ü b erw in d u n g d er gleitenden R e ib u n g als un
versch ieblich e G ebilde zu b e trac h te n sind, ist es erw ünscht, bei h och w ertigen N ietverb in d u n gen d as V e rh ä ltn is zw ischen B egin n der V ersch iebu n g (Ü berw in du ng der gleitenden R eibun g) und G e b ra u ch sla st bzw . B ru c h la st durch den V ersu ch zu er
m itteln. E n tsp rech en d e V o ra rb e ite n hierzu sind b ereits cin- gelcitet, und es ist b eab sich tigt, bei diesen V ersu ch en auch Fein m essu ngen zur B estim m u n g des K rä fte a n te ils der einzelnen N ie te anzustellen.
A u f d er großen 3000-t-M ascliine w urden im B e ric h tsja h r K e tte n stä b e au s S t 48, w elche für eine im B a u befin d liche H än g eb rü ck e b estim m t sind, dem V ersuch unterw orfen.
F ü r die D u rch fü h ru n g vo n Feinm essun gen bei kleinen M eßlängen w urden u n ter B e te ilig u n g der D eutschen R e ic h s
bah n -G esellsch aft v ier D ehnungsm esser S y ste m O khuizen- H u ggen b erger b esch afft. — D ie D eu tsch e R e ich sb a h n -G ese ll
sch a ft h at sich auß erdem an der D ecku n g d er P rü fu n gsgebü h ren des S ta a tlic h e n M aterialp rü fu n gsam tes in H öhe vo n 40 % b e
te ilig t und die K o ste n für die B esc h affu n g versch iedener and erer A p p a ra te zur H ä lfte m itgetragen.
V on verschiedenen S tah lw erk en und M itglied sfirm en des D .E .V . sind uns auch in diesem B e ric h tsja h r P riifstä b e in dan ken sw erter W eise u nentgeltlich geliefert w orden.
E in e r aus M itglied erkreisen ergangenen A n regu n g en t
sprechend, w urde u n ter M itw irk u n g der B e rlin e r B au p o lizei und des S ta a tlich e n M aterialp rü fu n gsam tes B erlin -D ah lem ein A usschuß fü r Feu ersch u tz gegrü n det. D as n atü rlich e S treben der E isen b au in d u strie geh t dahin, ihre K o n stru k tio n en m it einfachen M itteln so zu schützen, d a ß 'd e n bau- und feu e r
polizeilichen A nforderungen, ohne B ee in trä ch tig u n g der W irt
sch aftlich k eit, R ech n u n g getragen w ird . F e rn e r ist an zu streben, daß die versch ied en artigen und vielfach zu w eit gehenden F eu ersch u tzvo rsch riften der B eh örd en fü r ganz D eutsch lan d verein h eitlich t w erden und insbesondere, daß alle feuerpolizeilichen A nford erun gen den ü b erh au p t m öglichen B ra n d w irk u n ge n einzelner F ä lle an gepaß t w erden. Sch ließ lich ist au ch d a ra u f h inzuw irken, daß die P rä m ie n fü r die F eu e rve rsich eru n g von E ise n b a u te n a u f den S ta n d der bei anderen B au w eisen üblichen h erab ged rü ck t w erden. — D er A usschuß fü r Feu ersch u tz h a t in seiner ersten S itz u n g b e
schlossen, nach diesen G esich tspu n k ten zu arb eiten . D u rch einen U nterausschuß sollen zu nächst a lle bish er üblichen M ethoden und die d a m it gem achten E rfa h ru n ge n , ferner alle V ersuchsergebnisse, die a u f dem G ebiet des F e u e r
schutzes b islan g gew onnen w urden, gesam m elt und im A n schluß d aran die fü r den E isen b au w ich tigen R ich tlin ien h erau sg earb eitet w erden. Schließlich soll a u f G rund dieser V o rarb eiten ein besonderer V ersu ch splan a u fg c stellt werden.
B e i der D u rch fü h ru n g der V ersuch e ist die Zuziehung aller zuständigen B eh ö rd en , der F eu ersch u tzm aterial- In d u strie, der B erlin e r Feu erw eh r und gegebenenfalls auch des V erband es der Feuerversich eru n gsgesellsch äften in A u s
sich t genom m en.
D ie K om m ission fü r h och w ertigen B a u s ta h l h a t im B e rich tsja h r zur H au p tsach e bei der A u fstellu n g der „ V o r läufigen V o rsch riften fü r die L ieferu n g von E isen b au w erk en aus S iliz iu m b a u sta h l" der D eutschen R eich sb a h n -G ese llsch a ft m it
g ew irk t. B eson dere, durch die H erstellu n g des S iliziu m b au stah ls bedingte V erh ältn isse haben zu w eitgehender V erw end u ng dieses B au sto ffe s, auch bei m ittleren und kleineren B rü ck e n , gefü hrt.
D ad u rch haben sich m ancherlei Sch w ierigk eiten bei dem B ez u g des M aterials ergeben. D ie eigentliche V e ra rb eitu n g des S ili
zium bau stah ls h a t bisher keinerlei w esentliche E rsch w eru n gen geb rach t. D a S t 48 eben falls noch ve ra rb eite t w ird und die vo n der D eu tsch en R eich sb ah n -G esellsch aft veran laß ten V e r
suche zur d auerhaften K ennzeichnung d er Walzmatcriajien durch E in w alzen einer P e rln a h t od er-A u fsp ritzen eines Metall- streifen s zu keinem rechten E rfo lg gefü h rt haben, erfordern die L a g e ru n g und A u sein an d crh altu n g der verschiedenen Bau
sto ffe die besondere A u fm e rk sa m k e it und S o rg fa lt der Beleg- sch aft. E in e baldige B esch rän ku n g a u f die Verwendung eines einzigen hoch w ertigen B au stah le s w äre schon aus diesem G ru nde dringend erw ünscht. Je d e n fa lls w ürde die Ausschaltung eines der beiden gegen w ärtig noch zu verarbeitenden hoch
w ertigen B a u stä h le den E ise n b a u a n sta lte n fühlbare Erleich
teru n g bringen, und die größeren, dann anfallenden Be
stellungen w ürden w ahrscheinlich auch eine Verkürzung der L ie fe rfristen und m öglicherw eise auch eine Erm äßigung der M aterialü berp reise m it sich bringen.
In zw isch en sind die V ersu ch e zur Unterscheidung der versch iedenen B a u sto ffe m ittels K u geld ru ck - oder Schlagprobe a u f unsere V eran lassu n g beim S ta a tlich e n Materialprüfungsamt neu aufgenom m en w orden. E in abschließendes Ergebnis wurde a ber bisher noch nich t erzielt.
D ie K om m ission fü r B rü ck en b au -V o rsch riften hat bei verschiedenen kleineren E rgän zu n gen und Änderungen der R eich sb ah n vo rsch riften m itg ew irk t. E rw äh n en sw ert ist hier
un ter die im E in vern eh m en m it dem Normenausschuß in
zw ischen d urch gefüh rte E in ig u n g a u f einheitliche, für den H och- und B rü ck e n b a u g ü ltige Sin n bilder fü r Niete und S ch rau b en . D ie bei dem G ru n d an strich im W erk zu ver
w endende B leim enn ige muß nach einer neueren Verfügung der R eich sb ah n -G esellsch aft der Chem ischen Versuchsabteilung des E isen b ah n w erks B ran d en b u rg-W est, K irch m öser, zur Unter
suchu ng ein geliefert w erden. D ie K o ste n dieser Untersuchung h aben die E ise n b a u a n sta lte n zu tragen . Sind diese Kosten auch n ich t w esentlich, so bilden sie doch im m erhin ein Glied d er K e tte , die bei ständ igem A nw achsen zu fühlbarer Erhöhung der H erstellu n gsko sten fü h rt. — Ü ber die Zulässigkeit der B erech n u n g des Zusch lages fü r Gewichtsabweichungen be
stand en vielfach U n k larh eiten . Im Ein verneh m en mit der H a u p tv e rw a ltu n g und dem R eich sb ah n -Z en tralam t wurden die B estim m u n gen d arü b er durch besondere Verordnungen in ein
deu tiger W eise ergänzt.
D ie F ra g e der durch die ,, V orläu figen Fertigungsvorschriften fü r E ise n b a u w e rk e '* vom 26. A p ril 19 2 6 festgclegten weiteren H a ftu n g der E ise n b a u a n sta lte n fü r nich t bedingungsgemäß gelieferte W erk sto ffe konnte tro tz verschiedener Verhand
lungen leider noch keiner zufriedenstellenden Lösung entgegen
gefü h rt w erden. D ie G esch äftsstelle h a t inzwischen den Ver
such unternom m en, eine neue R egelu n g, w elche den Eisenban
an sta lte n w esentliche E rleich teru n g en bringen könnte, herber
zufü hren. D a fü r sind jed och zeitraub ende Erhebungen not
w endig. D ie ein fach ste und n atü rlich ste, vo rläufig aber nicht d u rch fü h rb are L ö su n g w äre die, daß die H aftun g für den B a u s to ff durch die eigentlichen L ie fe re r, näm lich die Walz
w erke, übernom m en w ü rde.
D er N orm enaussch uß d er D eu tsch en Industrie hat einen nach den V o rschlägen S ch a p e r-K u lk a ausgearbeitete11 E n tw u rf der B crech n u n g svo rsch riften fü r Straßenbrücken u-r öffen tlich t. D er E n tw u rf h a t b ereits b ei der Berechnung vr- schiedener neuer S traß en b rü ck en A nw en d u ng gefunden. D|e H erau sgab e des en d gü ltigen N o rm b lattes kann jedoch erst paC E n tsch eid u n g über die in großer Z a h l eingegangenen Änderung'
Vorschläge erfolgen. . ,
D ie neuen Preuß ischen HoclibaubcStimmungen sin inzw ischen auch von W ü rttem b erg übernommen worden*
Ü ber einen im B e ric h tsja h r durch die Geschäftsstelle an Preuß ische M inisterium fü r V o lk sw o h lfa h rt gerichteten Antra?
zur V erbesseru n g und E rg ä n z u n g verschiedener Einzelbesti®
m ungen schw eben gegen w ärtig V erh andlungen. Von besonn*
W ich tigk eit ist, daß verschiedene, sich w-irtschaftlich unS“ n^
ausw irkend e V o rsch riften im Sinne unseres Antrages gen w erden. D a au ch die B e rlin e r B au p o lizei unsere Anträge^
dieser R ic h tu n g u n terstü tzt h at, besteht die Hoffnung, unsere Ä n d eru n gsvo rsch läge angenom m en werden. Die n»
DEI! BAUINGENIEUR
1927 HEFT « K A D E, D ER U M BAU DER M OSELBRÜCKE B E I GÜLS. 787
Berliner Baupolizei zw ecks Zulassu ng der H and elsgüte für Trägerkonstruktionen, w elche nach den neuen .preußischen Bestimmungen m it 1400 kg/cm 2 beansprucht w erden dürfen, eingeleiteten V erhandlungen haben unter M itw irkung des Vereins deutscher E isen h ü tten leu te zu w eiteren Erhebungen und Feststellungen gefü hrt. E in e grundsätzliche Regelung der Frage ist im abgelaufenen G esch äftsjah r noch nicht erzielt worden.
Das Preußische M inisterium fü r V olksw ohlfahrt h at Ende 1926 durch besonderen E rla ß die E in rich tu n g der P rü fin ge
nieure für S ta tik ins L eb en gerufen. Gem einsam m it den anderen Verbänden der B au in d u strie haben w ir bei den vo rau s
gegangenen jah relangen V erhandlungen gegen die B eru fu n g von Prüfingenieuren S te llu n g genom m en und den A usbau der bestehenden B au p olizeiäm ter gefordert. E s ist aber lediglich gelungen, den seitens der freiberuflichen Ingenieure geplanten Entwurf so zu verbessern, daß keine E rh öh un g der P rü fu n gs
gebühren ein treten d arf, und daß auch A ngestellte zugelassen werden. In dein durch d as Preußische M inisterium für V o lks
wohlfahrt ins L eb en gerufen en Ausschuß fü r Prüfingenieure, welcher über die eingehenden A n trä g e und B ew erbungen zu entscheiden h at, ist unser V erban d m it zwei w eiteren V e r
einigungen der B au in d u strie vertreten , ln drei bisher er
folgten W ahlgängcn ist über eine große Zah l von Bew erbungen bereits entschieden, und es sind auch au s den Kreisen unserer Industrie fü n f H erren zu Prüfingenieu ren gew ählt. Unsere weitere positive M itarb eit in dem Ausschuß für Prüfingenieure wird davon abhängen, ob die gew ählten angestellten H erren vom Preußischen M inisterium fü r V olksw ohlfahrt im Sinne des oben erw ähnten E rla sse s auch als Prüfingenieu re be
rufen werden.
In einer an d as R cich sw irtsch aftsm in isteriu m und das Reichsministerium des In n ern gerichteten E in g ab e haben frei
berufliche Vereine und V erb än d e offen bar zw ecks E rw eiteru n g des Tätigkeitsbereiches ih rer M itglieder die E rric h tu n g von Architekten- und In gen ieu r-K am m ern bean trag t. H ierzu ist bereits der E n tw u rf eines R ah m engesetzes au sgearbeitet. D a der En tw u rf die G efah r einer w eiteren B evo rm u n d u n g der Industrie enth ält und den freiberuflichen Ingenieuren und Architekten Sond ervorrcch te zu schaffen beabsichtigt, haben wir gemeinschaftlich m it den industriellen F ach - und W irt
schaftsverbänden in einer E in g ab e an das R eich sw irtsch afts- miriisterium gegen den E n tw u rf S tellu n g genomm en. E in erster E rfolg dieser E in g a b e ist darin zu sehen, daß das R e ich s
wirtschaftsministerium bereits Besprechungen eingeleitet hat, zu welchen die beteiligten In du strien zugezogen w aren. Die
weitere Fü h ru n g in der W ahrnehm ung der industriellen B e lange ist von dem R eich sverb an d der deutschen In d u strie übernommen worden.
Die Kom m ission für w irtsch aftlich e B etrie b sfü h ru n g h a t im B erich tsjah r 3 Sitzungen ve ra n sta ltet und h ierbei die vom A W F herausgegebenen R ich tlin ien für W irtsch aftlich k eits- Untersuchungen im Förderw esen besprochen und V orbereitungen für die U ntersuchung der Förd eru ng in verschiedenen W erk stätten in die W ege geleitet. Außerdem w urden noch v e r
gleichende Versuche m it gewöhnlicher und disperser B le i
mennige, U ntersuchungen über ,den S ch n ittw in k el vo n S p ira l
bohrern und Erhebungen über die B earb eitu n gskosten von Silizium baustahl angestellt.
Die Kom m ission h at außerdem V ertretungen benannt für den Fachausschuß für A nstrichtechnik des V .D .I., fü r den Ausschuß für P reß lu ftb etricb und fü r den V erbrau ch er-A u s
schuß der W erkstoffschau.
Am 20. und 2 1 . M ai 19 2 7 fand in H am b urg die von 4 1 T e il
nehmern besuchte 3. T agu n g der B etriebsingenieure sta tt.
A m ersten Tage wurden zwei V orträge, und zw ar über „ F o r t sch ritte im A nstrichw esen“ und über „D a s Gedingewesen im E ise n b a u " gehalten. B eiden V orträgen folgte eine längere und lebhafte A ussprache. — A m zw eiten T age w urde zunächst die S ch iffsw erft der V u lkan-W erke A .-G . besichtigt. D aran schloß sich eine F ilm vo rfü h ru n g über „W ege zum w irtsch aft
lichen E rfo lg ", gleislose Fö rd eru n g an, und schließlich ein V o rtra g über die W irtsch aftlich keit des elektrischen N jet- erhitzers. Die V o rträge m it den sich anschließenden A u s
sprachen werden wie üblich als Broschüren erscheinen.
Die G esch äftsstelle ist in letzter Zeit m ehrfach bei behörd
lichen wie auch p rivaten B au p län en in B au sto ffan gel ;gt 11- heiten beratend zugezogen worden. Verschiedentlich w ar h ier
bei zu beobachten, daß von V ertretern anderer B auw eisen in einseitiger und unsachgem äßer Fo rm gegen die A nw endung der E isenbau w eise vorgearb eitet w ar. W enn es uns auch hierbei gelungen ist, noch rechtzeitig m it E rfo lg einzugreifen, so muß aber doch befü rchtet werden, daß in vielen uns nicht zur K enntnis gelangenden F ä lle n die rührige W erbearbeit fü r andere Bauw eisen die E n tsch eid u n g von vornherein zu U ngun sten der Eisen bauw eise beeinflußt. Auch in der P'ach- und T agespresse finden sich neuerdings wieder m ehrfach A n griffe polem ischer A rt gegen den E isenbau . In einzelnen F ä lle n haben w ir berichtigende Erw iderungen veran laß t. K ü n ftig wird sich aber im H inblick a u f das Überhandnehm en dieser A ngriffe eine kräftige und sachlich aufklärende W erbearbeit nicht um gehen lassen.
DER UMBAU DER MOSELBRÜCKE BEI GÜLS.
Von Oberingeniour Knde, Stevlcradc.
Unter den B rü cken u m b au ten , die die deutsche R eichsbahn
hi den letzten Ja h re n vorgenom m en hat, zählt der U m bau der Aloselbrücke bei G üls (dicht ob erhalb Koblenz) der E isen b ah n linie Koblenz— T rier, dem U m fan g nach, nicht zu den größten, wohl aber m it zu den schw ierigsten . E r ist um so bem erkens
werter, als sowohl beim U nterb au, a ls auch beiin Überbau Arbeitsvorgänge zur A nw end ung gekom m en sind, die bisher im deutschen B rückenbau in solchem Ausm aß nicht zu verzeichnen
"aren.
Die zweigleisige M oselbrücke bei Güls w urde in den Ja h re n 1876 -1879 von der G uteh offn ungsh ütte, Oberhausen erbaut.
Ubschon sie d ank einer vorzü glich en U nterhaltu ng sich in äußerst gutem Z u stan d e befand, genügte sie im U nterbau wie
™ herbau doch nich t m ehr den neuen V erkehrsbelastungen.
le Roichsbahndirektion T rie r entschloß sich daher zu einem 'ollständigen U m bau und v e ra n sta lte te im F rü h ja h r 19 25 unter nivhreren B rücken bauan stalten ' einen engeren W ettbew erb, der
Ü berbau und U nterbau zugleich um faßte. D ie H au p trich tlin ien des W ettbew erbs w aren folgende:
D ie landschaftlich bevorzugte L a g e der B au stelle erford ert eine besonders um sichtige A b w ägu n g der fü r den U m bau zu wählenden gesam ten F o rm geb u n g; vo r allem soll die glückliche W ahl eines an und fü r sich gefälligen H au p tträ g e rsy ste m s diese F o rd eru n g erfü llen ; vo n schm ückenden B eigab en ist nur sp a r
sam er G ebrauch zu m achen. D er von der U n terk an te der je tz t vorhandenen B ogenüberbau ten nach oben und von den d er
zeitigen P feilerfluch ten nach der Seite hin begrenzte L ich trau m muß auch vom neuen Ü berbau freigehalten w erd en ; eine V e r
stärk un g der Pfeiler quer zur Stro m rich tu n g is t ausgeschlossen.
D er U m bau soll erfolgen entw eder v
1. durch V erlängerun g der vorhandenen U n terb au ten nach O berstrom und E rstellu n g eingleisiger Ü b erb au ten a u f dieser V erlängerung. N ach der In betriebnah m e dieser Ü b e rb a u te n . sollen an die Stelle der alten zw eigleisigen Ü b erb au ten neue
K A D E , D E R U M B A U D E R M O S E L B R Ü C K E B E I GÜLS. DER BADINOE!
1027 REET
eingleisige Ü b erb au ten gesetzt w erden, die gleich zeitig a u f der stro m ab w ärtigen S eite einen öffentlich en F u ß w e g vo n 2,5 m n u tzb arer B re ite erh alten, oder
2. durch E rric h tu n g neuer zw eigleisiger Ü b erb au ten au f neuen P feilern e tw a 1 5 m o b erh alb d er alten B rü c k e . D ie alte
Abb.
2
. Pfeiler und Briickenquerschnitt im alten und umgebauten ZustandeBrücke soll gegebenenfalls als Straßenbrücke weiterhin ver
wendet werden.
D er B ah n b e trie b a u f der s ta rk b elasteten M oselbahn d a rf nich t gestö rt w erd en ; die Z e it des eingleisigen B etrie b e s muß a u f ein M indestm aß besch rän k t bleiben.
Sondervorschläge können eingereicht werden, falls sie hin
sichtlich einer Fristverkürzung und namentlich bezüglich der Dauer des eingleisigen Betriebes erhebliche Vorteile ver
sprechen.
D as neue B a u w e rk h a t dem L a ste n z u g N zu geniigei U n ter den zum W ettb ew erb au fgeford erten Brücken!
an sta lte n befan d sich auch die E rb a u e rin der alten Brücke, G u teh o ffn u n gsh ü tte O berhausen A ktien gesellsch aft, die für T iefb au arb eiten die T iefb au u n tern eh m u n g H .Butzer.Dortm u
hinzuzog. E s wurden der Reit bah n d irektio n gemeinsam aus arb eitete E n tw ü rfe für ihre bei«
U m b au vo rsch läge eingereicht, neben a b er auch der Sonderv schlag, u n ter Aufrechterhaiti des E isen b ah n verkeh rs an gleiche S te lle der alten Brüt neue zw eigleisige Überbauten setzen u n ter Mitverwendung t bestehenden U nterbauten. Vera . lassu n g zu diesem Vorschläge g eine B esic h tig u n g der Baustcl d ie zeigte, daß wesentliche Vc teile entsteh en könnten, vo rn eh i lieh w egen der dicht bis an d<
bestehenden Bahnkörper herai reichenden B eb au u n g auf di G ü lser Seite, wenn eine Beih h a ltu n g der bisherigen Bahnachs m öglich w äre. Angestellte Voi Untersuchungen ergaben, daß mai sich d a m it — bei Aufrechterhai tu n g des Eisenbahnverkehrs - keine leichte Aufgabe gestelll h a tte . E s m ußten Bogenforffl, H au p tträgeren tfern u n g, Pfeilerab
m essungen und Arbeitsvorgang«
m eh rm als geändert werden, L’
schließ lich die Möglichkeit der D u rch fü h ru n g des Vorschlages be
w iesen w ar. A b b . 2 gibt Pfehr- und B rückenquersch nitt im alt*-- und um gebauten Zustande wieder D ie R eich sb ah n nah m nach eingehender Prüfung den Sonder- vo rsc lila g m it einigen V erbesseru ngen an und erteilte darauf 2- die G u teh o ffn u n gsh ü tte — a ls G encralunternehm er — und a»
die T iefb au u n tern eh m u n g B u tz e r den A u ftrag zur gen)®- sam en A u sfü h ru n g.
E in e kurze B e sc h re ib u n g d er a lten Brücke, entaom®^
einer V erö ffen tlich u n g in der „Z e its c h r ift des Bauwesens" vo»
Ja h r e 18 8 2, sei v o ra u sge sch ick t. D an ach h a t das B a u w e r k dr«
gleiche Stro m ö ffn un gen von je e tw a 63 111 lichter Weite und Abb. 1. Die
DER BAUINGENIEUR
1027 H E IT 43 K ADE, D ER U M BAU DER M OSELBRÜCKE B E I GÜLS.
789
,SO*
7
SStA bb.
3
. Ansicht der alten Brücke.gewölbte Seitenöffnungen vo n je 17,5 m lichter W eite (A bb. 3).
Das Bauwerk ist schief und bild et mit der S tro m rich tu n g einen Winkel von 8o°. D ie H a u p tträ g e r der Stromöffnungen sind schw eiß eiserne B ogen -Z w ick elträger ohne Scheitelgelenk m it p arabolischem Untergurt und d oppeltem Streben - zug. Die K ä m p fe ra u flag er sind durch unm ittelbares stu m pfes A u f
setzen der U n tergu rtu n g au f eine A uflagerplatte ohne jegliche Zwischenschaltung vo n Gelenken gebildet; außerdem sind
die verlängerten O ber
gurte noch besonders auf den Pfeilern ge
lagert, ebenfalls ohne Zwischenschaltung von Gelenken. Diese A u fla gerung entspricht nicht mehr den heutigen A n schauungen und ,h a t sich auch nicht ganz bewährt. D ie H aup t- trägerentfernung b e
trägt 5 m, die oben liegende F ah rb ah n h a t nur zwei m ittlere Längsträgerzüge, als äußere L än gsträg er die
nen die H au p tträger-
obergurte. D ie genieteten Q uerträger sind zwischen den L a n d p feiler a u f der Gülsgr Seite sowie unter.dem linken Strom - Obergurten der H a u p tträ g e r ein gesp an n t; W ind verb än d e sind pfeiler ist d ich t gelagerter K ie s in solcher S tä rk e vorhanden, in den beiden G urteben en angeordnet, Q uerrahm en sind daß d a ra u f gegründet w erden konnte. B eim rechten Strom -
nicht vorhanden pfeiler sowie bei dem Lan d p feiler und W iderlager auf der Mosel
A bb.
4
. Aufstellung der alten Brücke.Längsschnitt
.andpfeiler i Jnsicht
Abb.
5
. Ansicht und Längsschnitt der Brücke nach dem Umbau.Die A ufstellung d er Ü berb auten erfolgte seinerzeit nach Abb. 4 auf R ü stu n gen , die noch sehr an die F o rm der L e h r
gerüste steinerner B rü ck e n erin n ern ; a u f A bb. 4 erkennt man in der M ittelöffnung d as B estreb en , ein m öglichst gleichm äßiges Belasten der R ü stu n g d u rch d ie einzelnen B ogenstü cke ein
zuhalten.
Die gew ölbten Seitenöffnu ngen bestehen aus Ziegel- mauerwerk m it S tä rk e n von 0,77 m im Scheitel und 1,4 2 m im Käm pfer. D ie Fu n d am en te der L a n d - und Strom pfciler sind aus K alk -T raß b eto n , d as K ern m au erw erk der P feiler ist
aus Tonschiefer-
u n d G r a u w a c k e n - B r u c h s t e in - M a u e r w e r kher
gestellt m it
einer
V e r b le n d u n g d e r V o r k ö p f e b is H o c h w a s s e r lin ieaus Basaltlava
u n d d a r ü b e r a u s r o t e m P f ä lz e r S a n d s t e in . P f e il e r Längsseiten u n d G e w ö l b e s t ir n m a u e r n s in d m it R u h r k o h le n sandstein
v e r b l e n d e t . U n t e r d e m L a n d w i d e r la g e r u n d d e mweiser Seite wurden die Fu nd am ente u n m ittelb ar au f den hoch
anstehenden Felsen gesetzt. Die G rü ndu ng der P feile r is t in offenen B augrub en erfolgt, die bei den L an d p feilern d u rch e in fache Pfah lw änd e abgeschlossen, bei den Stro m p feilern durch Trichtersch ü ttu ng der Sohlen innerhalb von P fah lw än d en und aufgesetzten B eton -Fan gd äm m en gebild et w aren.
W ie die A bb . 3 zeigt, h atte m an m it der alten B rü ck e ein ausgezeichnet in die L a n d sc h a ft passendes B a u w e rk errich tet.
E s Is t daher die F o rd eru n g der R eich sbah n zu versteh en, daß sich auch das neue B au w erk m indestens ebenso schön in die L a n d sch a ft einfügen sollte. D iese und die übrigen beim W e tt
bewerb gestellten B edingungen konnte bei der gegebenen D rei
teilung des Strom es wiederum nur der B ogen als F o rm fü r das T ra g w erk der Ü berbauten erfüllen. A b b . 1 und 5 stellen die B rü cke nach dem U m bau d ar. Man kann ruh ig behaupten, daß
Koi/enzer U fer
Grundriß
DER BAUINGENIEUR 1027 HEFT 43
KADE, DER UMBAU DER MOSELBRÜCKE BEI GÜLS.
D ie zur V e rstä rk u n g der Ziegelsteingew ölbe unter
betonierten E isen beton gew ölb e erh ielten 45 cm Scheitelstärke und 65 cm K ä m p fe rstä rk e . Sie w urden au s hochwertigem B eto n im M isch u n gsverh ältn is 1 : 5 gegossen. D ie Verbindung des neuen m it dem alten G ew ölbe zur gem einsam en statischen W irku n g geschah durch lange, in a ltes und neues Mauerwerk eingreifende R u n d eisen d ü b el. W äh ren d d er Zeit des Abbindens und d er E rh ä rtu n g des B eto n s w u rd en E rsch ü tteru ngen durch eine G le isa b fa n g k o n stru k tio n au s I-T rä g e rn a u f durch das Gew ölbe gesteckten H olzpfosten von dem neuen Gewölbe fern
geh alten . D es einh eitlich en A u sseh ens w egen erhielten Ziegel
gew ölbe und B eto n g ew ö lb c eine V e rk leid u n g aus Ruhrkohlen
san dstein .
D ie B od en p ressu n g bei den L a n d w id erla g ern wurde auf das zulässige M aß von 5 kg/cnx- durch A n h än gu n g eines Eisenbeton
sporns m it A u f last aus M agerbeton an die V o rd erseite der Wider- lagcrfu n d am en te h erab ged rü ck t. D icV erb in d u n g au f Zugzwischen Sporn und altem W id e rla g e rf und am ent w u rd e durch 1,5 m in d a s a lte M au erw erk eingreifende R u n d eisen erzielt (Abb. 5).
die reizvo lle M osellan dsch aft durch die ru h ige und geschlossene W irku n g des neuen B au w erk s nu r gewonnen h a t 1 .
D er U m bau um faß te im w esentlichen folgende A rb e its
vo rgän g e :
x. D ie V e rstä rk u n g d er Ziegelsteingew ölbe der Seiten - SO+
7
SS/JaMotm/awfFrpggL.
Neuer Quader
Verlängerter Vor köpf Tronspor/brücke
¿ s r n ¿j m ä. LarssenSpundyvd
MM&iS
Utes Fundament
Ute Spunt&mct* Neuepfundin
A b b . 6. Quer- und Längsschnitt eines Strompfeiler.
Neuer Wder/agskorper
1
hqchwer/.ßefon7
:b\
1Ibbruch Öffnungen durch U n terb eton ieru n g neuer E isen b eto n gew ö lb e
und die entsp rech en d e V ergröß eru n g ih rer W iderlagergruncl- fläch en .
2. D ie V erg röß eru n g der vo rh an d en en L a n d - und Stronx- p fe ilcr im F u n d a m e n t und A u fb au , w elche b ei den S tro m p feilern a u s einer V erlän geru n g um je 3,5 nx stro m a u f und stro m ab , bei den L a n d p feilern aus einer V erlän geru n g um je 2 ,5 m stro m au f und strom ab und einer S o h len verb reiteru n g b estand .
3. D a s A usw echseln der alten Ü b erb au ten der S tro m öffnungen gegen neue in der W eise, daß die neuen Ü b e r
bau ten seitlich der alten a u fg c stellt und in betriebs- (V
'LdteSounc/wandi Fangedomm \ Tronsporfgerust
t i.Tp
A b b .
7
. Grundriß eines Strompfeiler:'s s '. j" D ie U m g esta ltu n g d er P fe ile r w a r nötig, um für die Auf-
’dp p lageru n g der neuen Ü b erb au ten genügend P la tz und Mauer- m assen zu sch affen und um die vorgeschriebene Bodenpressung
| ; p von 6 kg/cm - w egen der w esen tlich verm eh rten Pfeilerbelastung Cj n ich t zu ü berschreiten.
D ie A rb e ite n an den P feilern m ußten m it Rücksicht auf den sehr regen Z u g ve rk e h r m it größ ter V o rsich t und
Sorgfalt
’W A t y ’ß d u rch gefü h rt w erden. Sie erfolgten in trockenen Baugruben.
■ /\ Querschott B e i dem rech ten L a n d p fe ile r m it hochliegendem Felsgriuul er-
\ Y ü brigte sich eine besondere A bschließ u n g d er Baugrube, beim lin k en L a n d p feiler w urde diese durch eiserne Spundwände her- :\ /; g e ste llt, bei den Stro m p feilern du rch 1 ,5 m b reite Fangdänuue
; V ; aus Ton zw ischen doppelten L arssen -Sp u n d w än d en , Soweit letztere w egen d er alten Ü b erb au ten nich t geram m t
werden
, . . [¿»-r. ... . konnten , erfo lgte d er A bschluß m ittels Bohlenw änden (Abb.t*
u. 7). D ie äußere S p u n d w an d der F a n g d ä m m e wurde nach
; .g, . [ . . j . been deter A rb e it w ieder gezogen, die innere blieb zum
Schutze
y y h P der P fe ile r bestehen und w u rd e e tw a 1 5 cm über Fundam ent
e n im Scheitel p la tte abgesch n itten . U m in d er H öhe d er Kämpferauflager altes und neues M au erw erk bestens zu verbinden, b e s o n d e r s
X
1
W-77
-
350-20
w Windverband ansch/usse
Scheitel- Gelenk
fertig em Z u stan d e in einer Z u gsp au se un ter gleichzeitigem H erau ssch ieb en der alten Ü b erb au ten eingeschoben w urden.
4. D en A b b ru ch d er alten Ü b erb au ten .
5. D en A b b ru ch der die Ü b ersich t über den B ah n k ö rp e r behindernden A u fb a u te n a u f dem rech ten W id erlager.
D ie Ä n d eru n gsarb eiten an dem U n terb a u geben die A b b . 5, 6 und 7 w ieder.
1 Ein von Künstlerhand geschaffenes Bild der neuen Brücke wird in Kürze dem Eisenbahn-Museum, Berlin, als Wandschmuck dienen.
aber auch um ein gu tes Z u sam m en w irken des verbreiterten K ä m p fe rm a u e rw e rk s zu erzielen, h a t m an um den ganzen P feile r d ich t ob erh alb und u n terh alb d er A uflagerquader zwo w agerech te B an d a g e n au s je a ch t R u n d eisen vo n 30 mm Durch
m esser gezogen, die beim alten M au erw erk in entsprechend an
geb rach te A u ssp aru n g en in B eto n v e rle g t und durch Aus einanderziehen im neuen M au erw erk v e ra n k e rt wurden (Abb. /,•
D u rch die A n o rd n u n g dieser B an d a g e n w urden gewissermaßen große w agerech te E ise n b e to n trä g e r gebild et, die eine gute V- Teilung d er großen K ä m p fe rd rü c k e a u f d as ganze lfe if
m au erw erk sich ern. D ie neuen A u fla g e rq u a d er bestehen au-
ÖfentlFußweg
■•rtß) ,
v
5
o m zU50 W-IO
BI
3007
L iu som »vsom o
w WindwrbandonscMüsse Betbn aus hoch w ertigem P ortland zem ent im M ischungs
verhältnis i : 4. D ie beim A bbru ch der P feilervorkö pfe ge
wonnenen B a sa ltla v a q u a d e r konnten größtenteils für die neue Verblendung w ieder v e rw a n d t werden.
d e r Bä uH Ö E N IE U R
11127 H EFT 43 K ADE, D E R U M BAU DER M OSELBRÜCKE B E I GÜLS.
zu tun, die Pfeilhöhe so groß gew äh lt werden, daß die K ä m p fe r
drücke innerhalb der Grenze blieben, bei w elcher ein U m bau der alten Pfeiler in technischer und w irtsch aftlich er H in sich t noch möglich w ar. D er m ittlere B ogen teil w u rde d abei in die äußere
S tu fe des lichten E isen b ah n p ro fils hineingefü h rt, d am it w a r eine H aup tträgeren tfern u n g gegeben, bei der die A u flager der neuen H au p tträ g e r so w e it von den alten Bogenlagern zu liegen kam en, daß die M auerw erksabänderungen an den Pfeilern auch w ährend des E isen b ah n verkeh rs sich noch gut durchführen ließen.
F ü r das E insch ieben und A b setzen der neuen Ü berbauten auf die: K ä m p ferlager m ußten klare statisch e V erh ältn isse geschaffen werden. Die H au p tträ g e r erhielten deshalb Scheitelgelenke und Zug-
Schn/tta-a
ZBMSsl
81750-77 8-500-71 8-550-20
A b b . 9. B o g e n am K äm p fer. A b b . 1 0 . Q uerschnitt im Scheitel.
Die Soh len verb rciteru n g der Lan d pfeiler w urde n o t
wendig, w eil d is P fe ile rv e r
längerung allein infolge des Überwiegens des H orizontal schubes der anschließenden Stromöffnung n ich t aus- reichte, die vorgeschriebene Bodenpressung ein zuh altcn . Die V erbreiterung erfolgte innerhalb eiserner S p u n d wände; die a lte H olzpfalil- wand wurde in H öhe der Fundam entunterkante a b geschnitten, die F u n d a m e n t
verbreiterung u n ter W asser geschüttet und die übrigen M auerarbeiten in trockener Baugrube erled igt. D as neue Fundamentmauerwerk wurde mit H ilfe reich lich er V e r
zahnung und zahlreich er 1,2 bis ‘1,5 m tief ein greifen d er Rundeisen von 30 mm S tä rk e in gute V erbind ung m it dem alten M auerw erk g eb rach t (Abb. 5). E in einh eitlich es Zusam menwirken ist auch um so m ehr gew äh rleistet, als man zur V o rsich t durch eine große A n zahl von R o h ren
Zementmörtel un ter die alte .
und neue Fu n d am en tsoh le preßte, w odurch etw aige H ohlrau
sicher ausgefüllt w urden. .
B ei dem fü r die neuen Ü berbauten z u r A u s u rung g ^ kommenen T ra g system „V ollw an d b og en m it K äm pfergelen -en konnte, ohne dem A ussehen des B au w erk s irgendw ie - ruc
ßnosF.
Schm tta-a 6¿am.
320-75
u jfflm k
A b b . 1 1 . Regelquerschn itt außerhalb des Sch eitels.
N ach dem bänder zur A ufnahm e des Eigengew ich tssch u bes.
Einschieben und A bsetzen wurden die Zugb änd er w ieder e n tfern t und die Gelenke geschlossen. F ü r E igen gew ich tsb elastu n g ist som it die statisch e W irkun g des D reigelenkbogens geblieben, für V erkehrslast w irken die H au p tträ g e r als Zw eigelenkbogen.
792 K A D E , D E R U M B A U D E R M O S E L B R Ü C K E B E I GÜLS. DER BAUINGENIEUR 1927 HEFT 43
\S.0.+76S t
S ch n itta -a
nmoo-n- UV5O70O71
4Lam.320-lS
^2lam J?0V im m u
Schni/tb-b ß/Xsf.
w- Wmc/verboncfonscb/üsse .15070070 BI50070
D ie beigefügten A bbild un gen 8— 12 stellen d ie K o n stru ktio n in ihren E in zelh eiten d ar. D ie H a u p tträ g e r sind d op pelw and ig ausgebild et, ihre Stehblechhöhe b e träg t am
Abb.
12
. Endquerrahmen.K ä m p fe r e tw a 10 5 0 m m, im S ch eitel 2000 m m. D ie zwischen A uflagero ber- und -unterteil ein geschaltete K a lo tte erh ielt Stell- keile, um kleinere U ngenau igkeiten beim A bsetzen der B ogen
Abb.
13
. Aufstellung der neuen Überbauten.a u f die bereits fe rtig verlegten A u flageru n terteile ausgleichen zu können. D ie Q uerträger sind teils zw ischen die H a u p tträ g e r gespan nt, te ils m ittels S tä n d e r a u f die H a u p tträ g e r ab gestü tzt.
A u skragen d e K o n solen tra g e n a u f der stro m au fw ä rts gelegenen S eite den öffentlich en Fu ß w eg. D ie F a h rb a h n lä n g strä g e r sind im m ittleren B rü c k e n te il zw ischen den Q uerträgern, sonst als
d u rch lau fen d e T rä g e r a u f den Q uerträgern angeordnet. Eine F a h rb ah n u n terb rech u n g b efin d et sich im m ittleren Brückenfeld.
D ie L ä n g strä g e r in den E n d feld ern lagern einerseits a u f den Pfeiler
au fb au te n , andererseits m itte ls Tangentialkipp
lager a u f den vorkragen
den E n d e n der Längs
trä g e r des benachbar
ten F e ld e s. V om Haupt
w in d v erb an d liegt der m ittlere T e il in der Fah rb ah n eben e, im übrigen in der Mittel
flä ch e der H auptträger
bögen. A ls Nebenwind
ve rb ä n d e in der Fahr
b ah n dienen die ent
sprechend verstärkten und zusammengekup
p elten Schlingerver
bände d er Fahrbahn
lä n gsträg er, die ihre A u flagerd rü ck e einer
seits a u f die Endportale, an d ererseits auf den m ittleren T eil des H au p tw in d verbandes abgeben. D er Fortfall a ller lotrechten Quer
verbin d un gen und die p o rta la rtig ausgebilde
ten Endquerrahm en tragen nich t unwesent
lich zum guten Aus
sehen d er B rü cke bei.
D ie R üstun g für die Ü berbauten mußte e tw a 25 m oberhalb der alten Brücke er
rich tet werden, damit die w ährend der Auf- im G ange befindlichen A rb eiten an den gestö rt w urden. D em F o rtsc h ritt der Ar- U n terb au ten entsprech end, w urde mit der Ö ffnung am Gülser Ufer begonnen. Noch wäh
rend diese Öffnung im B a u w ar, wurde bereits m it der mitt
leren Ö ffnung angefan
gen ; die d ritte Öffnung w urde nach Fertig
stellu n g der ersten Öff-
• nun g in A n griff genom
m en. InderRüstungder m ittleren Öffnung war für den Schiffsverkehr eine D urchfahrt von 1 S in lich ter Breite und 6 m lich ter Höhe über d em höchstschiffbaren W asserstan d freizuhal- ten. Siewurdemitgenie- teten Kastenträgern als R ü s tträ g e r überbrückt- F ü r die d ritte Ö ffnung konnte d as G erü st d er ersten Öffnung w ied er v e rw a n d t w erden.
Stellung Pfeilern beiten
noch nich t an den
B e i der seh r kurzen B a u fris t fü r die Strom öffnungen - -be
d in gt durch die V o rsc h rift der Stro m b au b eh örd e, daß
Rüstungen
im S tro m nu r in d er Z e it vo n A n fan g A p ril bis E n d e Oktober sich befinden d u rften — m ußten die A rb eiten an Unterbau im