Oekonomische Ne
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Herausgegeben Von
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«. Christian Carl Undrä
NO.25.
Oekononrische Geographie.
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Ueber den Feldltanund- die Viehzucht in
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( Italien.
Wenn man von denAlpen hinabsteigt,welche die Natur alseinen Schutzin Jtafliensssineinem Halbzirkelausgeth-iirn1that,der jedoch-nurdieGewalt desNordwindes zn-br·echen,,nichtaberweder Völler- wanderungen,- noch-Kriegeaufzuhaltenvermag-: sobe- grüßtman dieses-LandgernmitseinemaltenNamens
Garten von Europa, nnd-ruft mitPlinius «
aus:Unec-estltalia Diis sacra (dieß-ist«das denGöt- terngeheiligteJtalien). So erscheintesaufeinmal demWanderer inüberraschenderSchönheit, er-mag
nun durchdiedkiickendesLuftdes-dumpfenW artig-.- thals,oder-durchdieFelsenreihendesSinrplo nI, oderiiberdieStraßedes« St. G ottha rd,oder-auch- iiberdeneinsamen, jetztsoderiihmtenSt. Bern hard indesThales Ebene hinabsteigem,
Nicht foblendend ist«dieAnsicht«wenn man über deneinförmigenMon tCenis seinen Weg nimmt, wodieEbenenvon PiemontnichtmitsolchemGlanze vordieAugentrete-n,.wiedießmit den,«von Reben, bekriinztenGefildendes-Domo- dsOssala ,mitdem:
ZauberspieledesLa goMag g ioreundmildenHeri- peridengiirtensseiner Inseln der Fall ists.
Die nnadsehdar großenFliichenvon P«’iemont nnd der Lo mdard ei sindsmitmenschlichen Bewoh- nernübersiilltzmitBäumen gl·eichsam-"iibersiiet;von einer Kultur beglückt,wieman sie nirgendweiterin Europafindet»sDer horizontalen Lage ihres Bodens hat sich- gewissermaßender moralischeund physische
OekornNeuigk. Nr.255 18285
Charakterder Bewohner-der Lombardei verschn- licht;eristzueinergewissengleichförmigenRuhege- kommen ,welche zwischenderbrennenden Leidenschaft- kichkeitdesNea politaners und demtiefsinnenden GleichmuthdesTeu tschendieMitte heilt-
Unr·von deinEinfluße,dendieSumpfgegenden
UndMa r enr men ausalle VerhältnisseJtalie ns»
haben,und-von derenKultur einen richtigen Begriff zuMeinigen-,mußeineBemerkungvorausgeschicktwer- den« Denkende Freundeder Landwirtlxschafthaben, unddiesmitRecht,den,»Vorschlaggethair,. Italien in dreiRegionen,- nachdendreiArten seiner Kultur, einzutheilen (man. seheSim o n di Sismondi).
Die erste dieserAbtheilungen beginntam Fußedes BergesCenis" bei Suz a,understreckt sichbis-·ein-Z adriatisch eMeer. sDie ganze Ebene derLem- dardef, durch denLandesPo-inzweifastsgleiche TheileabgesooåListunter dieser Abtheilnngs begrif- fen. In diesem, durchaußerordentlich große Frucht- barkeit begliickten Erdstriche folgtErndte aufErndte ohne Unterbrechungunds irnpassendstenFortgange.Die Feldmarken sind- deshaldinSchlcige abgetheilt«,so,. daß- man dieBestellungundBenutzung derselbenSchlag- wsir thschastnennen könnte.
DerBauer ist hier erblicher Pachterkderden Er- tragdes Bodens? mit dem«Eigenthümerdesselbenins-:
parat-ertheiltnnd,ohne jemalsEigenthiimedznwer-- den, dochmitdeinJnteresseundderLiebeseines«Herrn
andenBoden haftet-und denselbeninerblich steter Fol- ge-fastniemals VerliißtkDieseBevölkerunghat sich-s mitdenFremden wenigVer-wischt,unddaher hat-.sich
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o.
uigkeiten
undVerhandlungen
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beiihnenderUrtypus derlomzbardischenPhyä-
isiognomieam bestenerhalten. -. « Diezweitederbemerkten«Regionengehtam süd- lichenAbhangederleen ninen hin,von denGrän-?
zen derProvencebis an dievon Calabriem Sie könnteschicklichdieGegenddesOelbaums heißen,weil . das WesentlichedieserorientalischenKultur darin be-
steht7»daßdieBewohner ihre BergezuTerrajsen um- gestaltet haben;und da sieweder Ackernoch Wiesen besitzen,lediglich mitdemErziehenund Pflegender Fruchtbziumessichbeschäftigen
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V Die dritteRegion istdie derb issen Lust oder der Maremmen. Sie erstrecktsichvon Pisa bis Ter- racina, welchebeidezwischendem Meereund der erstenKettederA penninenliegen-. Glucklicherweisek ist diese Regiondiekleinste.Einetddtende Atmosphäre
«hat ihre Bevölkerungaufs Grausamsteverringert;die ehemals soglänzendgeweseneBeschaffenheit ihrer Städte, ihrerDörserund deren Kultur ist verschwunden,und mitdiesen mehrere der Ortschaften selbst.—
Aufden«ungeheuernFlächenihrerzunatürlichen Wie- sen gewordenen Felder ernährensichzahlloseHeer-den, welcheebenso,wie zu denZeitenderPatriarchen,das alleinigeBesitzthnmnomadischerSchäferund Hirten sind. DiesetreibenihreHeerdenzurWinterszeit aus den-nördlichenGegenden Jtalie ns hinwegund aus diejenigen,VonihrenBesitzerngemietheten Höhender A pe n ninen,«dieGenu aVonToskan aundMo- dena trennen undMacchi egenanntwerden. Eini- gedieserHirtenbringen Pferde,and.eRindvieh,wie- derandere haben«Schase,und non-Weführen-Zie- genhierher. DieWeiden von Toskan amiethenste bloßaufdieZeitdesWinters. Noch istzubemerken, daßkeinerdererwähntenHirteneinegemischteHeerde hat,sondernimmer nur einedergenanntenViehg—at-
tungen bringt. .
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, DieseshirtlicheNomadenleben,das inandernkul- tivirten Ländern-höchstschädlichseynwürde,füllt hier sehrvIpassendkeineLiicke aus;dennnur durchdiesesTwird
esmöglich,dieHöhenderApennin en,woschondie süßenKasta nien·(noch.rv'eitmel)r,alsin den nörd- lichenLändern die Kartofseln) das vorzüglichste NahrungsmittelderhöchstärmlichenBewohnerausma- chen,abzuweiden,vundeinenBartheilnochaus Gegen-
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vden zu ziehen,auswelchendieSchiipsungdenMen- -
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sehennebstdemAckerbauaus immer-verbanntzuha-.»
benscheint. — «
·.«-»DerEinfluß dieser sinnreichenBenutzungder ita- lienisch enWiisten erstreckt sichnoch weiter undselbst aufdasGanze; denn durchdieseBenutzungwirdes möglich,daßeingroßerTheil der Lomba rdei,Flo- renz undandere italienische Staaten denAcker- bauganzausschließlichikultivirenkönnen
, ohnedarin durch zugroße,oder auchgleichfdrmige Anstrengungen fiirdieViehzucht-beschränktzu werden.
Pichtallen ViehracenbekiimmtjedochderAufent- haltinden Maremmenz .sie«müssendurchganze Generationen daran sichgewöhnt haben- Alsmanim JahreIer eine Merinosheerde von tausendStück—- verleitet durchdieWohlfeilheitdes Weidepreises—hin- einbrachte,kamen sieben hundert Strick ineinem einzigenWinter um’sLeben.
Pisa und dem Meere empfindetman die Nachbar-—
schaftderMaremmen. DieBäume werdenselten,
dieHäuserliegenweitvon einander-,derAckeristnicht mehrin sokleineStrecken Vertheilt, das Land fängt
»schon an, einigen großenPachternzitzugehiirenunddes- halbmehrimGroßen bewirtbschastetzu werden. Nicht weit von Pisa und«gewissermaßenauf derGränze
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zwischenslorentinischer Kultur und no«mad«i- scherViehzucht in der Wüste, liegt einesnoch von denMe dieäer n·begründeteAnstalt, welchein gewisserArt denUebergangvonbeiden machtl«Sie liegt zwischenP isn und demMeere,wo zwischender MündungdesSerchioundArno dieGewässereine kleine Ebene, gleichdem Delta in.E-gi)pten, ent- weder angeschwemmtoderfreigelassen haben, deren Boden aberzu sehr«smitMeeressand .vermischt:ists,als daß-er fürdenAckerpslugpassend seyn könnte-Funddes;
halbmitFuttergewächsenundGräsern besäetwird. Auf dieserEbene findet sichdieimniergriine Eiche AlexsemperEorerjs);aucherhebt sich CUfdessebe .-ein.Gemischvon WeideundHolzung,welchedirIta- liener Macchie nennen. Hier sindStutereienund Schäfekkies angelegt- DFO Pferdellbenfreiundwild in Stämmen abgesondert;einjederStamm besteht aus mehreren Stuer nebst Fiillenvonverschiedenem AlterundeinemHengste. Diese-Stämme verwischen Schoninder Nähevon
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sicheigentlich niemals-; ereignetsichaber ja eineVers mischan, so entstehteingrausamer-Kampfzwischen denHengsten, derselbstwohldenToddeseinen, ja«
auch wohlderbeidenStreiter zurFolge hat. Auch ha- ben,wieman sagt,dieStämme denihnen überlasse- nen ganzen Weidebezirkgleichsamunter sich getheilt, so, daßkeinerlvdemandern zunahekömmt.X
Noch mehrgegendasMeer hinweideteineHeers deKarneele, diejederzeitausmehr,als einhundert
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Stücken besteht. DaßandiesemStrandeeinesolche HeerdeKameelelebt, istschonseitdenKreuzziigenbe-- kannt,alszuwelcher ZeitdieStarnmthiere voneinem Großmeisterdes Iohanniter-Ordens hierhergebracht
wurden. .
Ebene,diebloßeinWaldunddasMeerbegränzt,so, daßman-beiihremAnblickglaubt,ineineWüsteAra-
biens versetztworden zuseyn. .»
An denMiindungendesArno lebtundweidet
-eineHeerde Kiihe,diejederzeit mehralsfünfzehn hun- dertStückbeträgt,ingänzlichwildem Zustande,wes- halbdiese Thiere auch sehrscheuundwilder, alsdie PferdennddieKameele sind. Diese Kühe habendas Eigenrhiimliche,daßsie schonimvierten Monate nach
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demFUle kkkile Milch mehrindenEutern haben.
DieVondenselben fallendenKälber werden, wenn sie YOU-Wen MUUUUabgestoßmsind,eingesungenund
andiekleinenPachterimArnothale verkauft;den Kühenaber raubtman,-wennsie-siebenJahrealtge-·
worden sind, ihrLeben,ineinerArtVon Jagd,«die aber mitmancherlei Gefahr siir die,«Jagendenverbun-
denist. . - .
.VonPisa ab,bis zuCastel fiorino, nimmt die Kultur stufenweiseab ;« zwarsiehtman nochüberall- WeinstöckeundOelbäume,alleindieFarbe ihrerBlät- terist bleich,demBoden ähnlich,dersee trägtunder- nährtzHäuserdrängennur um dieKirchen sichherum, unddieCypresse ist beinahedereinzige Baum,dermit ernstemDunkel sie noch umschattet. Ganzhörtend- lichdie Kultur aufbeiCastel siorino, nichtweit
VonEmpoli; dieWüste fängtan, und istdiemehr genannteMarem ma oder die Gegendderbösen
Luftj sz
Eben so, wiedieCampagna von Rom siehthierderBoden,von denBergen betrachtet,aus,
Diese Thierelebenaufeiner unabsehbaren
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195 nämiichwieeinwogende-s Meer.AusdenErbshungm erblicktman VerfalleneMauern ,inden.Vertiefungen zerstreutexHiitteminwelchenihre wenige-nBewohner kiimmerlich ihrLebenfristen,nndnichteinmalGeistes- kraftgenug besitzen, sichVondiesem verpestetenBoden zuentfernen. AufderhöchstenHöhe liegtdieehrwür- digeRuine Volterra. Jn derganzen Runde herum siehtman wederBäume nochSträucher, bloß hie und daerhebt sichnochein alter Eichenstamm,alsRaine.
undzugleichalsMonumentalter,ausgestorbenerWäls der,deren ebengenannteUeberbleibselaberauchVon Zeit zu Zeit seltenerwerden;denn junges, ausdem Boden etwa hervorkommendesHolzkannnicht fort- wachsen,weildieHeerden,welcheindiesen Bezirken weidenund welcheVon denEingebornenMatt-hie genannt werden,diejungenHolzpflanzen abnagenund so jedeNaturpslanznngvernichten.«DerAnblickdieser alten Eichenstämmemachtauf dasGemiitheinenoch traurigereWirtung,sals derderbeachtungswerthenRai-
nenz denn jene, alsRuinen derNatur« sagendem Beobachter-,daßdieNatur,dieiiberallsonst stets Verjiingt,hierselbstim Sterben liegt.»
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Zufolgeder, unter demVolkeVerbreitetenSa- ge,und nach dem UrtheileSimon Sism ondi’s, dem klassischenGeschichtschreiberder Republikendes
Mitt«elalyters,.soszwienachdem, desNaturforschers Ba rd-i.—-beginntdieGeschichtedesVerfalls dereben benannten Gegen-demvon der ZeitdergroßenPest, dieimsechzehntenJahrhundertItalien heimsuchte, und einensehrgroßenTheilderBevölkerungverschlang.
Derdiese-rVerheerungentkommeneTheilder-.Bevölke- rung, war zusehr Verringert,alsdaßervermögend gewesen wäre,demEinflussederbösenLuftmit glück- licher Energiezuwiderstehen.DiesesUnverrnögennahm
»mitjedemJahre,undinfast geometrischerProgression zu, und bewies klar dieWahrheit dessen,was Len-
-eisie beiGelegenheitderBeschreibungvon Rom bestreitet, nämlich: daßeinegroßeVolksmengedas besteMittel sev,derbösen Luftzuwiderstehen.Es ist dießseineBeobachtungs«von derenRichtigkeitman sichinderletztern ZeitinRom sonnenklariiberzeugen konnte,wodieErscheinungeines schnellen Abnehmens nndschnellen«WiederziunehmensderBevölkerung,in einemZeitraumvon»wenigenJahren, nebst dendamit
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verknüpftenWirkungen bemerkbar war«Als eineunausbleibliche Folgederverringerten Volksmenge sankdas Grundeigenthumxim Werthe, und zwar hier«-' so sehr, daßesdiegroßen Gutsbesitzer Toskanas um sehr geringe Preisean sich kaufen konnten, unds
damit war alle Hoffnungzur Wiederkehreiner guten Kultur in diesenGegenden verloren. Was zuvor»der freieEigenthümereinzeln fiirdieKultur möglichma- chenkonnte«vermochte nicht mehrdieHand dessenz der«nuriinGroßenwirthschaftet,nndAlles,wasselbst derhochherzigeLeopold ersann,um dieMarem- . inen derKultur wieder zugeben, mußte nothwendi- gerWeiseandenwidrigenVerhältnissenscheitern.Das aus den Maremmen gleichsam heraufsteigendeFie- ber tödtete innerhalb wenigerJahre dieangesiedeiten Kolonien.
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So istman denngezwungen worden,diesenBo- densich selbstzu überlassen,«jedeKultur von demselben zuentfernen;und stattdieser,bloßin dergesunden Jahreszeit,einensnomadischenHirtenstammvon-derHö- heder A pe nnine nmit seinenHeerdenherabznrnfen.
WährendderDauer desWinters entsteht aus diesenGräbern seineherrlicheVegetation,welcheden- Heerdensehr wol)l-bekömmt,»undsoistesdenn dern
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menschlichenScharfsinne möglichgeworden, die einsa- menGrasplätzeder Apenni nen iinSommer zu be- nutzen,undderPestundVerheerungauchnochdiereich-»
liche Viehnahrung einigergesundenWintermonate ab- zutrotzen,sodenBewohnern derUmgegendendieMit- tel zuVerschaffen, sich ausschließlichnur aufdieBe- arbeitungdesfruchtbarenBodens ,der fastgarkeiner Brache bedarf, zubefleißigen, sodas Gleichgewicht
»zwischenAckerbaunnd Viehzucht,indieser getrennten Art,zuwechselseitigemBeistand-ehervorzubringenjund soin derMarem ma viermal hunderttausendScha-
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fe, dreißigtausendPferde,sowieauch eine unzählbare MengeVonKühennndZiegen,reichlichzuernähren.
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Im Schooße diesesBodensjwelcherdem Men- schen ans ihmzu lebenverweigert,wirke-ndagegenthe- inischeProzesseim Großen,«dnrchwelcheAlaun, Schwefel undeinigeMittelsalze hervorgebracht
»werden, durchderen Gewinnungeingroßer Theilder angriinzendenBevölkerung seineLebensbediirfnissesich erwirbt. IndengesundenMonaten bearbeiten dieGe-
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winnendendiesen ZweigderBetriebserweit,und berei- chernsichan diese Weise noch durchdieZerstörung.
So wie derFrühlingkom-mt.(?lpril undMai), ver- -.läßtdievöllig nonmdische Bevölkerung diese Gegend,
nnd iibergibt sieder Todtenstille, welchedenganzen Sommer hindurchhier«waltet und nur durch dasKni- stemDerSchwkselflammenunddie kleinenunterirdischen
Explosionen unterbrochenwird. -
FröhlichziehendieHeerdenandenA pennin en hinauss, hinter ihnendieHirten"—(denZuschauer erin-
—nernd«andieBewohnerder tatarischen Steppen) aufihren häßlichenPferden, bewaffnet,gieichden Ko- saken,mitlangen Lanzen, gekleidetimgröbstenTuche und nochnicht gargem achten Fellen,dieHeerden inOrdnunghaltend durchwidrigesGeschrei,das in derEntfernungdemRufenakrabischerHorden gleicht.
Seltenfiihrt derWegeinesReisendenihn dann durch
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dieseverpestete Wüste. Miteinem einzigenBlick über-
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siehtman dieTrauer dieser ganzen Gegendvon-den Hö- henderVolterra.ZudieseraltenStadt,demTodten- monumente derGegend, fiihrteinvon Alabasterblen- dendweißer—Weg.Einanderer Wegvon Marmor bringst den Wandererzueiner,dem unvermeidlichen Verfallen geweihtenNuineniiadn Ein wahrerSarkasmus am
Grabe der-Geschichte. «
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Durchdie ToskanischenMaremmen hindurch;
gehtderWegbisnachA qu apendent e,woman den Kirchenstaat betritt. Hierzeigt sichderBoden in einerandern Gestalt. Das Auge,nicht mehrvon der NacktheitundWeiße desselbengebleirdet,-erblicktschwar- zen-v·ulkanischenStaub, aus dessen Oberflächeei- ne kräftigePflanzenwelt sich erhebt,undsokömmtman
,
baldanf-bald-absteigendandieUferdesSees von
Bolsen aundV ico. DieseGegendist größtentheils vonungeheuernWäldernbedeckt,welcheVondenA pen-"
nsin enbis zumStrandedes Meeres sicherstrecken.Die ganzeGegend ist arnian Menschen,deren ehemalige Mengedieböse Luftund dieZeitverringerthat;doch findetmanaufdenvon Bäumen freienStellen sdieser Alles bedeckendenWälder, nochVielen Getreidebau, besondersnghedenRuinender vielenverfallenenStädte.
DieErndten sind sehr ergiebig.-Sieben Jahrelangwird derBodenalsViehweidebenutzt,von welchenUnzahlbare HeerdenvonHornvich, Pferdenund Schafensich ernäh-
ren,alleinnach Verlauf einigerSommer werdendie,den ThierengenießbarenGewächse,vonstachliche«UndAndern ungenießbarenPflanzen, mehroder wenigerverdriingt.
DieletzternVerhrenntman dannauf ihrem Standorte,oder siewerden vielmehrvom Boden abgebrannt,welches Denn,wenn dieFlammeiiberdiese Felder so rechtwel- lenförmighinwegt,einen schönenAnblickgewährt
Ja dem-Jahre, inwelchem einsolcherAcker be-
,sägtwerdensoll, geht derPflug sieben Mal durch dieOberflächedesBodens, um dieWurzeln rechtzu zerstören;deralsdann eingesiieteWeizenlohntimAll- gemeinenmitsachtfiiltigerFrucht. Hierkann man den Bewohnern keineswegesMangelangehörigerKulturi-
rungdesBodens Schuldgeben,wie.dießin denMa- r e mmen vonTos ka.naderentgegengesetzteFall ist
·-und dennochhauchtdieErdepestartige Dünste aus;
-auch istin denEwigen WiildernxdieLuftzuungesund, alsdaßman dortzurVerdächtigenJahreszeitnur eine einzige NachtmitSicherheitverweilen könnte.
DieseWälder habeneineBeschaffenheit,»wieman sievielleichtin Nordamerika wieder findet.Die Axtkömmtin dieselbennur fiirdieBedürfnisseder nächstenBewohner und machtsichindenselben kaum bemerkbar. Das Holzwird fast einzigund allein zur ArbeitindenEisenwerken benutzt-—zuwelchen man das-Material Vom-derInselE l banach Br a ceia n o herüberbringt. DieseWiilderdeckenzweiDrittheiledes Landes« dessenHaugpunktViter boist, undauch
Vondem nochiibrigbleibendendritten Theile, wird nur immer dersiebente-Theil zumGelteidebau be- nutzt
« ·" ". ’
"-So nnbeschreiblichgroßunddichtdieWaldungen imKirchenstaate sind, soholzleer istesum die«
Hauptstadtherum. Bei Monte Rosaszsindetman, andenViehroeiden, nochGruppenvonsehr schönenEi- chen,inderganzen iibrigenEbene aber,bisan die«Ge-
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birgeVon Alba no, stehtbloß hieund nocheine
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immer griine Eiche. KeinFlecken, keinDorfzeigt sich- demAuge,allesscheintaus-gestorbenzuseyn,unddie Heerden,dieman mitihren halbwilden, ineungeger«b-
tenThierhiiutengehiilltenHirten sieht-scheinenseinem
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Nomadenoolke anzugehören,dashier bloß durchzieht.
Dieböse Luft undEntoölterung,welcheletztere vondererstern herbeigeführtwordenist«,sinddiezwei
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l97 großen-ietzt schon beinaheunbezwingbarenMächte,von welchen«zubefürchten steht, daß siedasMenschenge- schlecht,Vondiesenehemals so herrlichen Gefildenbald gänzlichverdriingenwerdenFZurWinterszeitweidenauf Diesen Stoppeln, welchedieHirtenaus denGebirgenSa- b in ums undaus den A bruz zen,umeinen geringen
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Preis-zur Benutzungder Weide bekommen, »Heerden von mancherlei ViehartenzimSommer hingegensieht wan,wegen Mangelan Vegetation., Allesöde und leer.wozuauchdieFurchtderHirten,Ibordenzu die- ser Jahreszeit hierherrschendenFiebern, vielbei-trägt, Welche durchdie Trockenheirder Luft entstehen,und denHirten hierzu bleiben unmöglichmachen, weßhalb siedennmit ihrenHeerdenaufdieHöhenderApen- ninen hinaufziehen.
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Ein anderer Theilder hierbekannten Viehzucht, bestehtindem theilswilden theils zahmenRindviehr das von der-u ngar schenRare abstammt,unddurch seine großenundschönenHörner,vor allenandern Ar- tensich auszeichnet. Diese Thierelebenauchhierden Sommer hindurch,allein-·viele ihrer Hirten sterben auch VondenEinwirkungender litt-acauiva lbösen Lusti-;
manche gewöhnen sichzwarsandieselbe,allein sie ha- bendochalleeinbleiche-sAussehen,siechen,lebenZnicht lange. Gleich den Tatar-en sind sie,diewenige Zeit desSchlafens abgerechnet, beständigzuPferde, was wegenderWeitlciufigkeitderWeidestrecken,diejihnen Vonderhier seyendenStutereien Überlassenwerden«un-
umgiinglichnothwendig ist,um dasViehgehörigzu-
sammenzuhalfen. s
IndenWäldern werden auch Schweinegemästet undinden;MoriisienlebenwildeBiiffelbeiderlei Ge-«
schlechts., » « - . ·
Diezu dengenannten Heerden erforderlichenHir- ten kommen sämmtlichaus den Gebirgen,undeine fkleinesAnzahlVieh,dasman ihnenmit zu· brin-
»genundhierzuweidengestattet«ist, nebsteinerhöchst schlechtenKost,der elendeLohn, siir welchen sieeinem
beinahevölliggewissenTodesichverkaufen. Vonihren Weibern undKindern werden sieniemals begleitet-;sie bleiben deßhalbauchnichtsiirbeständigin Nana- remmen, undkönnenfolglichauch nichtderStamm einer künftigenmöglichenBevölkerungwerden. Sie sindebenfallsinungegerbteThiersellegekleidetzgroße