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Die Zukunft, 14. Dezember, Bd. 37.

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Academic year: 2022

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Berlin, den ·14(.Dezember I901.

f J Fs

Der Prinz-Gemahl.

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Bischenanders hatte ichmirsdochgedacht. Nicht gerade paradiesisch.

CFJDasgiebts ja seitderniederträchtigenApfelgeschichteüberhauptnicht mehr.Immerhinnett,auskömmlichundbesserals zuHause;nichtgarso engerGarnisonstiefel Hoheithier,Hoheitda, eigentlichdochnurStasfageund nichtmalungenirt. Chorund kleineRollen,wieMiazusagen pflegte, dassüßeBcast.Repräsentiren,dasMaul haltenundsehen,woman bleibt.

Hundelebenin einerLuxushütte;Luxus für unsere Verhältnissewenigstens.

DieliebeVerwandtschaftnannte es dasGroßeLooszundWindelweich,die treueHoschargenseele,heultebeinahevorGlück.Jetzt besiehterdenSchaden.

AusRandundBandwarich nie;aberich ließdieSachenichtohnegewisses Behagen an michkommen.Erstens machts Jedem Spaß, sovorAllerAugen als derfür solchePartie passendsteKerl bezeichnetzuwerden; gutge- wachsen,Zutrauen weckend,Manieren, Hirnund BrustumfanginOrdnung, Grandseigneurundmale. Mancherwar jabösabgeblitzt. Zweitensdie politischeBedeutung;internationaler Rekord; FaktorderWeltpolitik.Und dann: blutjung, bildhübschund einKönigreich!Naja: nichtwie beiuns;

nichts ossenodergeheimAbsolutes, nichtsmitPatriarchenmachtundaller- leimystischenAngelegenheiten.DaßdieLeutehier ziemlichekligsind, selbst- bewußtundanBotmäßigkeitnicht«gewöhnt,wußteich, hoffte aber, nachund nacheinen etwas strammerenZugindieChosezubringen.Ganz sachtund unauffällig; denn enfin habe ich nichtszusagen.Wollteauch nicht. Jm Gegentheil.Erstmalakklimatisiren.Alles very interesting gefunden, trotzdemesmitunter geradezu kasinohastledernwar. DasdickeBier,die

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vielenBilder, blutiges FleischundjedendrittenTagRosenkohl.AberAuf- ga-be,Mission;unddochetwas mehraisance alsvorher.Hattesotreffliche Vorsätzeeingepackt.NichtKönigzdaranwarnichtzudenken.Wozuauch?Unter solchenVerhältnissenkeinübermäßigbeneidenswerthesMetier. Jede junge Frau aber,warmirstetserzähltworden, ist währendderFlitterwochenweiches Wachs. Verliebt, alsolenksam.Jchwolltemichnichtvordrängen,sonderndurch würdigeZurückhaltungwirken undallmählichdann dieFädenindieHandkrie- gen.NichtetwadasLandentnationalisiren; Gottbewahre:nuraufpassen,daß dieLokomotivenichtinfalscheGleisekommt.DieJnteressender beiden Völker sind bequemzuvereinen,-weisenimGrundeja nachderselbenRichtung.

Vor allenDingendieStimmunghierkennenlernen. Nichtmit dem Säbel rasseln, nichtzu vielFrömmigkeitundHeimatherinnerung;denaufgeklär- tenprince bourgeoismarkiren. Wardann ersteinThronfolgerda... DerGedankehattewasKomischesfür mich;undwasFatales.DerBengel würdeKronprinz heißenundvielmehr seinalsich, der,beiLichtbesehen, seinersterUnterthanwäre.VerzwickteGeschichte,komplizirterals mit’ner Dame,wodieGalanterie Allesausgleicht:Herkules,derde bonne mine Amphitrite seineHosentragen läßt.An denJungeninhöhererRangklasse dachteich nicht ohnehorr0r. Daslagabernochin weitemFelde.Haupt- sache,denLeutenmal mitpositiverLeistungunter dieAugenzugehen,damit siemerken,wasUnsereins soim Nebenamtkann.DerTeufel sollmichholen, wenn ichmeinePflicht nicht sehr ernst nahm, mich gewissenhaftvorberei- tete; hatte jameinenganzenPlandarauf gebaut.Undnun? Avortå, Planundsoweiter. Aberschließlichbinichdochnichtandem avortement schuld.Von mirhingsnichtab undichkann,wie BülowbeimZolltarif, sagen: »Ich habedasMeinige gethan, ErzbischöflicheGnaden«

sie

Uebrigens:Bülowl Deristmir mitseinem »nationalenEgoismus«

auch geradezurunrechten Zeitin dieSuppegefallen.Erhat gutreden.

Hierbeutetman dieSacheausundfragt,obesnöthigwar,solchesGewächs zuimportiren.Jchgebeeinem derHerrenvomDienstzuverstehen,ersolle.

sichauchbeimirgefälligstetwas mehrschustern:»NationalerEgoismus!«

Jch geheausderkinderlosenWochenstubeaufdieJagd:»NationalerEgois- mus!«Ja,Schwerenoth,binichdennalsWickelfrau gemiethet?Undwenn wenigstens nochwas zu wickeln wäre!Daßdie Redereienvondergroßen Flottebekanntwurden,mit derman einesTagesdenStockfischenhierdie Kolonien wegschnappenkönne,war schonschlimm; seitdemoffenenBekennt-

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nißzumEgoismus habe ichsganzverschüttet.Längstfürchtetdieschlechtbe- waffneteSippschaft,verschlucktzuwerden;jetztbinichderSchwarzeMann.

WieRechthatteQuer,alsermichwarnte: Die Leute werden Sieimmerals eineauf ihre UnabhängigkeiteingetrageneHypothek-betrachten!

Dabei sindwirglücklich.Ehrenwort. Etwas kommt überall mal vor; undnatürlichhatdieräthselhafteVerfrühungmeine Launenicht gerade rosiger gefärbt.AberwasdiegemeinePreßcanaille erzählt,ist einfachaus denFingern gesogen.KeineSilbewahr. ZärtlichwiePriapusundThisbe.

Undnichtszumachen. Jchwar sofort fürschroffstesDementi. Windel- weichrieth entschiedenab.Dannwürdeeserst rechtgeglaubt. JnHessen habeman Jahre langdementirtunddadurchdenwildesten GerüchtenEin- laß verschafft.UndobichdasjüngsteBeispielvomGraf-Gemahl schon vergessenhätte. Je stärkerderTonderBerichtigung, desto festerdie Ueber- zeugung: Allesund noch Einiges ist wahr.ErhatvielErfahrung;und dieThatsachen haben bewiesen,wieverständigseinRathwar. AuchmitGe- richtenist hier nichtviel zumachen;keinProkuratormagfürmichdenFinger rühren, Alsoein dickesFellanschaffen;Kuhhaut genügtabernicht.Kaum eineZeitung ohnediealbernsten Lügen.UnddieWitzblätter.Wirsindan dieStelle derBalkanmajestätengerückt.Wennichnur wüßte,was man mirvorwirft!Keiner kannsagen,ichhätteenttäuscht.JnSerbienwarnoch einZweifel möglich,wodieSchuld liege;aberhier.! Jedem, schreibensie vonHause,seiesinsolcherStellung anfangs so gegangenwiemir;mit der

«

Zeit gebesichs. Schöner Trost.InzwischengrinsendieSchuhputzerEinem- in dieZähne, undman sollvonfrühbisspäthuldvoll lächeln.

Il-

AlteScharteken sind gräßlichlangweilig; mußte aber doch wissen, wic dieseAsfairen sonst abgelauer sind. Franz Stefan,derLothringer, 1708 bis1765. NeunundzwanzigjährigeEhemitMaria Theresia. Sech- zehnKinder· AlleAchtung.UndGeneralstatthalterder Niederlande. Da- beibehieltMadame Zeit,dasHeiligeRömischeReich DeutscherNation zu regiren,underbrauchtesichindiesemRefsort nichtzubemühen.Als die UnterbrechungenihrerRegententhätigkeitzuhäufigwurden, verlieh diestatt- licheDamethn immerhin fehrschöneTitel,ließihn sogarzumKaiserkrönen.

ErsollsichumPolitiknichtbekümmert,aber,soheißtes, um»dieHebungvon WissenschaftundKunst,HandelundGewerbegroßeVerdiensteerworben habcn«.Warum auchnicht?Dazuwäre ichalleTagebereit,wenn hier überhauptwasGescheiteszumachenwäre.Jedenfalls hatergutgelebt

Bl«

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undeinenanständigenPostenGeldhinterlassen. Zweiter Fall: Albert, derKoburger. Daweißman schon mehr.AucheinhübscherKerlund Heirathaus Liebe mitNachhilfedesbelgischenOnkelsLeopold.Tour comme chezn0u8. Auch darin, daßihm anfangsübelmitgespieltwurde.

DieEngländermachtensichüberihnundseinfatherland lustig,in denWitz- blättern wurdeseinGefolgealseineHordequalmenderundsaufenderWald- menschendargestellt,dasParlament gab ihm eineApanage,vondererknapp dieBallhandschuhebezahlen konnte,undalserdenTitelKingConsort wünschte,fragteman höhnisch,ob er,fallsseineFrauvorihm sterbe, sich vielleichtKönig-Wittwernennen wolle. Nachder neunten Entbindung erst konnteerden pauvren TitelPrjnce Consort durchdrücken.Dabeihatte ersichverengländert,soweitersirgend konnte,undander Rivalität der beidenpolitischenParteienwieandemschlechtenRufdesWelsenhauses wichtigeBundesgenossengefunden.AlleJahreprompteinKind:Daswurde ihm hoch angerechnetundschließlichwar seine Positionganz gut.Den Gedanken,dieKronrechte nach kontinentalemVorbild zuerweitern, hat ersichbaldabgewöhntund nur imVerkehrmitdendeutschenVettern noch überlegeneWeisheitzurSchau getragen. ZuHause hieltersichstill, fischteeinBischenim Trübenund,,wirkte gemeinnützig«:Musterfarm, Armenschulen,BesserunganstaltenundähnlicheSachen,diehier nichtzu machensind. Selbstwenn man vielmehrGeldhätte,könnteman denLeuten hier nicht zeigen,wie derBoden auszunützenundViehzuzüchtenist.Und alsichneulichvonmeinerAbsicht,bei derResidenzspätereinKadettenhaus zubauen,ein Wortfallen ließ, hießesgleich, dazu sei hier wohlkaum der geeignetePlatz.HolderHenkermeine..achnein:meinerFrauLandeskinder!

Oderliebernicht.Dennzuihnen gehörtja auchderMann derLandesmutter.

DerLothringerund derKoburgerkamenauskleinen ingroßeLänder.

KeinEngländerkonnteLeopoldsNeffen füreinengesährlichenHaifischhal- ten. UnddochistderschöneAlbert,trotz allerGeschicklichkeit,Jahrzehnte langseinesLebensnicht froh geworden.Wiewäreesihm erstergangen, wenn seineVickysolchesMalheur gehabt hätte! DiesealtenHistoriensagen mir garnichts.LiebeMüh’ umsonst.Tollistnur, daßman sowasganz ruhigdruckendars.MeinNekrologkannja rechtniedlichwerden.

Eigentlichwar meineStellungvomAnfanganschief.Mandenkt sichs so einfach.ErsollDeinHerrsein! Auch ohneTitelundAmt wirdsich eineArtvonVormundschaft ergeben,man wirdGutes thuntöxinen undsür

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dasSchlechte nichtzubüßenbrauchen. Nachherkommtsganz anders. Jeder paßt auf,obman nichtzu vielEinfluß habe, sich nichtetwainStaatsge- schäftemische. Staatsgeschäfte!Dinge,die meinerFraudenKopfwarm machenUnd daskünftigeLebenmeincsKindes gefährden,sindfür michStaats- geschäfte,umdieich michnichtzu kümmernhabe. »Seifroh, daßDu davon nichts verstehst,meinHerzKlingt fabelhaft,wennmannachzweimonatiger EhebeimFrühstücksitzt.Undso gehts manchmalbis tiefin dieNacht. Depe- schen,Vorträge,Empfänge.Jchkannsehen,woichbleibezichversteheja doch nichtsdavonKann michaber,weilmanmichüberallkennt,auchnichtnachmei- nem Geschmackamusiren.Soll immerparatsein,wenn fürFamilienglück geradeeinehalbeStunde frei ist.Madame istmüde,nachlangenUnterschrei- bereieninderRegelabgespannt, nervös,wie allejungen FrauenumdieseZeit, undwillsichfürdieAbendtafel auffrischen. »Du haft dochden ganzenTag nichtszuthungehabt, Liebster; da könnte Deine Launeschonbessersein.«Da- rau,daßichdenhalbenTag herumgelungertund gewartet habe,denktsienicht.

Jage ichzulange, sobinichlieblos. Ladeich mirFreundeaus derHeimath ein,sogiebtcht-ede: Aha, jetztbringterseineLeuteandenHof!TrotzAlle- demsindwirglücklich.Jch geheüber meineGrenze nicht hinaus.Dem Ministerpräsidenten,dermirvonderHoffnungdesVolkes aufbaldigesach- gemäßeErledigungderThronfolgefrage sprach,habe ichgeantwortet: »Ex- eellenz,esistmeinunerschütterlicherGrundsatz,michnieinStaatsgeschäfte zumischen.«DerguteMann war einfach starr. Lange nicht so gelacht.

SeiteinemVierteljahrdieerste vergnügteViertelstunde Wüßte ichnur,wasich hierzuthun habe!

di-

EinBriefvonQuer,der denKlatsch nicht ernst nehmenwill:

»Das vergehtmit demTag. Albert undFerdinandvon Koburg habendieWitzblattern überstanden. Schlimmer scheintmirAnderes.

ErstensdernationaleEgoismus.Wirstehennun einmalin demRuf, nach dieser RichtungGrenzverrückungenzusuchen.UndeinerRegentinder Niederlande läßt GoetheinsGesichtsagen: ,Willein Volknichtliebernach seinerArtvon denSeinigen regirtwerden alsvon Fremden,dieerstim LandesichwiederBesitzthümerauf UnkostenAller zu erwerbensuchen,die einenfremdenMaßstab mitbringenundunfreundlichundohneTheilnahme herrschen?«AnJhrem Taktzweifleichnicht; dochkeinguterWilleschütztvor Verdächtigung. Besonders nichtineinem,saufle 1«espect,sounnatür- lichenVerhältniß Jchbinsehr für KöniginnenEsisteine alteMarotte

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vonmir undichkannmichdaran berufen, daß Elisabcth,Maria Theresia, Katharina bitte: trotzdem!—,Viktoria undTse-Si ihr Geschäftganz vorzüglichbesorgthaben.DerProzentsatzderBrauchbarkeit ist wesentlich höheralsbei gekröntenMännern. Undheutzutage namentlichwäreesdas einzig Richtige.AmEndeentdecktnochirgendein,Quellenforscher«,das

SalischeGesetz-seinur die Reaktiongegen bis insFrankenreichfortwirkende Restes;.»desMutterrechtes gewesen.sAberimErnst: ichgehenochweitersals Treitschke,dermeinte,die RolleeineskonstitutionellenKönigskönne eine klug beratheneFrau fast nochbesserals einMannspielen;,denneineFürstin darf, ohneAergernißzu erregen, mit der naivenUnbescheidenheitderWeiber Alles,was unterihremNamengeschieht,für ihr eigenesWerkausgebenund dieGalanterie der Männer gestattetdenFrauenstets,über unverftandene Dinge zuversichtlichabzusprechen.cDasist ironisch gemeintundmündet in einUrtheil überAlberts Viktoria,dassofalschistwiebeinaheAlles,wasder PreußenteleologeüberenglischeZuständeschreibt.DieQueen hat.vielmehr undvielweiterreichendenEinflußgehabt,alserahnt,undgeradewir könnten

.. .Item, ichbinfürKöniginnen.Diemüssensschontolltreiben,um verhaßtzu werden. Dilettiren sieinKünstenundWissenschaft:allesMög- lichefüreine Dame! Sind sie schnellmit dem Wort fertig: präsenced’es- prit. Wechselnsie jäh ihre Meinung: famoses Weib,·daskeinenEigensinn kennt.Selbst tyrannischeAnwandlungen einerDame erträgtmanunddenkt, wieEgmontüber dieschoneinmal citirteRegentin: ,Weiber möchtenimmer gern,daßsichAlles unterihrsanftes Ioch gelassenschmiegte,daßjederHerknles dieLöwenhasutablegteundihren Kunkelhofver«mehrte«.Redseligkeit,romanti- scheVorstellungen, FreudeanPrunkundPutz:Alles dünktaneiner Dame natürlich,reizt nichtzuhartemTadel. Im ärgstenFall lächeltman mit- leidigüber die arme,schwacheFrau. DochderManneinerKönigin,dernicht König ist, hat fürsganzeLeben eine Niete gezogen.Gehtsschief,dann wälzt man dieHauptfchuldauf ihn; gehts glatt,dann ists sicher nicht seinVer-

dienst.UnddieEhe selbst!Wennwir denTagzuvierundzwanzigStunden rechnen,hat für sechs,achtStundenderMann dieunentreißbarcUebermacht undnichtskannohne seineInitiative entstehen; währendderübrigenZeit hatersichgefälligstzufügenundauf jeglicheInitiativezuverzichten. Fe- ministen behaupten jetzt,Mann und Weibkönntenschwierige,ganzverschie- deneGeschäftetreibenunddochinvortrefflicherEhelebenzsowerdeeskünftig immerundüberallsein.Mir fehltderGlaube. Ich fürchte,beisoüber- lastetenMaschinenwirdesnieohne gefährlicheReibungen abgehenund

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die Männer werden denEhezwang fliehen,wenn sie, stattderGehilfin, dieihrLebenmitlebt, nach aufreibenderArbeit eineIndividualität«mit derberiichtigtenAuslebenslustundvondesTagesQualzerrüttetenNerven finden. Doch ich bescheidemichgern und warte desneuen Wunders. Wie abersolldasExempelstimmen,wenn die Frau, außerdenAnstrengungen derMutterschaft, nochdieintensivsteGehirnarbeitzuleisten hatundder ManningeschäftigemMüßigganglebt,wenn sievonihmdieFrische,das erquickendeEingehen auf ihreJnteressenerwartet,dasganze Bündelwillig gewährterDienste,dasdemBegatter seit JahrtausendendieFrau,die Mutter derKinderbereitethat?Wenn derMannnur füreineFunktion gewähltist,zwar diewichtigste,dochdieauch,dieamMeistenden Neidreizt?

Im Bienenstaat—derja sehr eindringlichfürmeinenGlaubenandieNütz- lichkeitdespolitischenMatriarchates spricht kommtderDrohnenjunker, derbeimHochzeitflugzurBefruchtung zugelassenwar,seiner Königinnie mehrzunah.Wollteer, imHochgefühlseines leichtenSieges, üppigneben Frau Weisel thronen,immerdenersten,privilegirtenHofherrnspielen,dann bekämeersbald mit dem GewimmelderArbeitbienen zuthun..

Na,soschlimmistsnun nicht. GeschäftigerMüßiggang!Füreine Funktion!Undüberhaupt!LästigerPassagiernachgerade.

»Freimuthnichtverübeln..leidigePflicht,unbequemeWahrheiten.

Blech. ,,Uebrigens giebtes hierschonwieder eine andereSensation.Derzweite SohndesFreiherrnvonWindelweichhatsicheinerrussischenJüdinverlobt.

LodzoderOdessa.VierMillionen;Rubell Pour Famåljoration de la- race, sagteerbeimJagdrennenzwassehrnöthigist. Aussehenmachtsgenug.

EineFamilie,diesichrühmt, schonunter demzweitenDedoungefährden Wettinern gedientzuhaben.UndumschnödesGeld undmitderVerpflich- tung, seinemalten Namendennochälteren des bravenSchwiegervatersau- zuhängen!«..Skandal, daßderAltesichzu demSchacherbreitschlagen ließ!Immerwieder derGoldregen,ganz wie bei Leda. Mir kannsrecht sein.

NuralsschlechtesBeispiel fürdieMasse sehrzu bedauern. DerarmeKuno wirdjanieHerrimHausewerden ..ObderPremier jetzt endlich abge- fertigtundMadame für michzusprechenist?..EinzigeFunktionlEigent- lich unverschämt;DerguteMannsollmeinPrestige hier nochkennen lernen- Ach..»Als ichnochPrinzwar vonArkadien..

W

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Guyaus Kunstphilospphia

Wie

AesthetikGuyaus ist ntilitarisch.Siestammtaus einer geistigen Strömung,diewährendeinesgroßenTheilsdesneunzehntenJahr- hundertsgeherrschthatunddieman alsdasResultateinertief greifenden undfurchtbarenmoralischenKrisis bezeichnenkann. Sieerörtert undbe- gründetPrinzipien,die alsdieBasis menschlicherBewußtheitzubetrachten sind.Siebeschäftigtuns noch immer, dennsie istvonBestandnndeswird vielleichtnichteinmaldiesemJahrhundert beschiedensein, siezu klären. Man darf sichalso nichtwundern,ihren Widerhall aufallen GebietenderPhi- losophiezuvernehmenundinihrdenGrund für vorübergehendeAnsichten zufinden,diein beredtenWorten ihre Verkündungübernehmen.

Man darfwohlsagen,daßuns dasneunzehnteJahrhunderteine Er- neuerung, einegeistigeWiedergebnrtderWissenschaftgebracht hat. »Die Menschheit«,sagt Guyau, »hattesich bisher aufdreiGleisen bewegt:dem religiösen,demethischenunddemkünstlerischen.DerGeistderWissenschaft hatdieGrundlagenderverschiedenenReligionen fastganz zerstört; heute greifterdieüberkommenenPrinzipienderMoral an, ja,er scheut nicht mehrvorderKunst,demletztenRest sentimentalerWeltanschaunng,zurück.«

Guyau istzuwissenschaftlichveranlagt,umdieWichtigkeitdesWissenszu bestreitenoder gar denKampfgegenseineüberragendeBedeutung mitzu- machen.Aber er liebtdieKunstundmöchteeineLanze für sie brechen.

ErsuchteineVermittlungimGeistesdermodernen Wissenschaftundnimmt sichvor, endgiltigzuzeigen,daß das LebenselbstdasPrinzipderKunst bildet,daßdieKunstdenErnstdesLebensspiegelt.

Diemoderne Zeit hatdieReligiositätfrühererZeiten vernichtetnnd namentlich jene gewaltigenOrganisationenüberdenHaufen geworfen,die man als dasWerkdes phantastischenMittelalters bezeichnethat. Die Renaissance hat KunstundReligionzuscheidengewußt;dieKunst hat sich dann hinter metaphysischeTheorien geflüchtet,dieinnerhalbderGrenzender Vernunftblieben,sichalsderenVerkörperungausgabenund ihreunüber- trefflicheSchönheit für sichinAnspruch nahmen. So kamderTag,da daspositiveWissen sichauch diesesGebietesbemächtigte.Dieexperimentelle PsychologiemachtesichzurAufgabe,dieEmpfindungzuanalysiren, ihrege- heimstenFormenzuenträthseln,denProzeßdesgeistigenLebens zu zer- fasern. DemPhänomenderWillensbildung,demdesEntstehensderGe- dankenwurdenachgespürt, ineinemAugenblick,dadieWissenschaftdie OberflächederErdemitunfaßlicherSchnelligkeitumgestaltete,die National- ökonomie einegänzlicheUmwälzungerfuhr,indemsievom Ackerbanindie

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GnyausKunstphilosophie. 415 Jndustrieepochehinübertrat,undschließlichdie»reine« Wissenschaft,ins- besonderedieNaturphilosophie,in fünfzig JahreneinegründlichereUm- wandelungerfuhralsfrüherinJahrhunderten.ZugleichhattedieKunst, diederRenaissance ihre freie Entfaltungverdankt, dieoberflächlichen,aber liebenswürdigraffinirten FormendesachtzehntenJahrhundertsangenommen und beharrtebeiihnen.Währendeineneue RiesenweltanihrerSeite er- stand,betrachtetedieKunstsie mitverständnißlosenBlicken, imVollgefühl ihrer eigenenJgnoranzundinlnabenhafte Empfindeleienverloren. Esbe:

durfte ersteinesgewaltigen.Anstoßes,damitauchdieKunst sichzurHöhe derzeitgenössischenWissenschaftaufschwingenmochte.Der Künstler neigt zurBequemlichkeit:erbetrachtetedieWissenschaftalsseine Feindin, prokla- mirtdieUnverträglichkeitvonWissenundKunstundscheutejedeInitiative.

Dafür hat sichdieWissenschaftgerächt: siehatdieKunst analysirt, fast ohne siezukennen;nur mitihren Bastardformen beschäftigtesie sichmit Vorliebe. Da fandsiebequemeAngriffspunkte:inderGeschichtesah sie siemitreligiösenFormen verquickt;in der Gegenwart empfand sie sie, von einigen gewaltigenEinzelerscheinungenabgesehen,alsschwach"undge- brechlich, ohne ersichtlichesZielund ohnekontrolirbaren Zweck.Undwie vorherdieReligion, so prophezeitenun auchdieWissenschaftderKunstden UntergangodereinschwächlichesWeitervegetirenimSchattenderSiegerin.

Wohernun die dreiTheorien,dieGuyauin der Vorredeseiner Kunst- philosophiezusammenfaßt?Eine ersteTheorievon wissenschaftlichemund philosophischemCharakter führtdieKunst,wie dasSchöne überhaupt,auf einSpiel unserer Anlagen zurück;dieseTheorie negirt nichtdieKunst; sie räumt ihr vielmehreinebedeutendeFunktionimmenschlichenLeben ein. Sie seizwar eineeitle,aber gesunde Uebung unserer höchstenAnlagen... DieserTheorieüber dieKunstalsästhetischesSpiel reiht sicheineandere,«

radikalere an. Wenn dieKunst nichts istals einSpiel,so steht sie tief unter derernstenArbeitderWissenschaft. Hat siedannwirklichdieZukunft vor sich,dieman ihr verspricht?DasSpiel istKindern nothwendigerals reisenMenschen-.Es giebteineAnzahl »positiver«Menschen,fürdiedie Kunstüberhauptnur eine Kindereiist. WirdsichinZukunft nichtdie ge- sammteMenschheitzudieserAnsichtbekennen? ...Schließlichtragen unsere modernen Künstler selbst nicht wenig dazubei, dieKunstherabzuwürdigen, indemsie siezueinerreinen Formsache machen.Die Maler rühmenDas, was sieinihrem Argotchic nennen, dieDichter ihrerime riehe. »Die Form wirddereinzige Gegenstand ihrerVorliebe. Undnichtnur inder Theorie: auchinWirklichkeitscheintdieKunsteinSpielderGeschicklichkeit odereineKrastprobcimgeschicktenGebrauchderAugenundOhren.« Gegen diesedreiAnsichtenerhebt Guyau Einspruch.ErwilldieKunstvor dem

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416 DieZukunft.

Verfallretten. ErsuchtüberallnachdenQuellen derJnspirationzund da

ersieimBereichederIdeen nicht findet,wirderRealist, suchtersieim Leben undkommtzu derFormel:»Die Kunst istdasLebensclbst.«

DerSatz ist ungeheuerlichparadox.Die Kunst hängtvom Leben ab. Ja. Aberdochnur soweit, wie dasLebenverstreute Schönheitenund vereinzelteHarmonien enthält.DieKunst istdasidealifirte Lebenundnicht dasLebenschlechthin.SieentleihtdenRealitätendie Elemente, diesiein Einklang bringtundvereinheitlicht,indemsienatürlichenVorgängeneinen besonderenGenius einflößt,deraber wiedervom JntellektdesKünstlers abhängt.Wollteman behaupten,dieKunst seidasLebenschlechthin,sohieße Das,ihrenüberlegenenCharakter, ihre Harmonie, verleugnen,derenwunder- bareRhythmeneineberedtereSprache sprechenalsdasLeben,- undihrerein geistigeNatur inAbredestellen,diesichderBewegungenundderihrerGe- schöpfebemächtigtund zur strahlendenHöhe reinsterVernunft empor-leitet Kurz:dieKunst ist nichtdas Leben,sie istnurDeutungdesLebens. Guyaus Utitität-Aes1hetikdagegen beruhtauf demUtilitätcharakterderKunst,der seineVorstellungvon demerhabenenPhänomenderSchönheitverengt.Jhre Quelleglaube ichineinerTheorie gefundenzuhaben,indiesich geradebe- sonders hochbeanlagteundvornehmeGelehrte heillos verbissen haben. Diese Theoriemindert nachmeinerAnsichtdiemeisten ästhetischenArbeiten und hebt ihren Werth fast völlig auf. Es istdieSpieltheorie.Sonderbarer Weise hat sieeinDichterderPhilosophie sicheinverleibt: Schiller hatzu:

«

erstdasWortvon derKunstalsSpielinUmlauf gebracht.Erformu- lirtedamiteinenkantischenGedanken. AberSpencerunddiemeisten seiner Zeitgenossen,diesich in-derFolgemitderAesthetikbefaßten,gabender Theorieimblinden Vertrauen auf ihren Urheber positioe Grundlagen. Jn einerderbemerkenswerthestenStudien überGoethes FaustschließtsichPierre Lafsitte,derNachfolgerAugusteComtes an derSpitzederPositivistem dieser Theoriean. Jch erhebegegensiedennachdrücklichstenEinspruch,daich glaube, daßdieFrage aufeinganzanderes Gebiethinüberzuleitenist.

DieBehauptung, daßdieMußebeimMenschen die ungebrauchten Kräfte aufrütteleund dieThätigkeitauf Aktehinleite,derenNutzen nicht einunmittelbarer sei: nämlichaufdasSpiel,untderLangeweileeineAb- leitungzuschaffen,istebensoverführerischwieeinfältig. Hier darfman denUrsprung derKunstkaumsuchen. Jchmeine, daßspielendnichtsGroßes sichschaffenläßtunddaß dasPrimitioeimSpielejedcsWesensinWirk- lichkeitganzanderszu deutenist.WennderUrmenschzumBeispieltanzte, dann—spielteernicht:ervollzog vielmehreinengottesdienstlichenAktvon höchsterWichtigkeit.AlleReisendenstimmendarinüberein, daß dieTänze derWildeneinenreligiösenCharaktertragen. Der Fetischanbetertanzt,um

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