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Aus der Heimat, 1933, November

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Academic year: 2022

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QUM) Aw

titowtfykwfy, ‘UiyaimSine- 1933 9tad)brucE Der Original-'ähtjfäjje oerboten.

9ol3(ird)cn im äreujimtger Streife.

Son Slrd)iteft grit; Söiebertnann« Sreslau.

SBenn mit mit roanberfrohem Sdjritt unfern ijeimotlidjen Slreis er«

obetn, bann begegnet unfer erlebnishungriges Singe immer roieber jenen bunElen, biifteren §oIgEirchen, bie uns als geugen alter CSefdtjidtjte erhalten blieben bis gur Steugeit. 9htr ber oberfIäd)Iict)e SBanberer roirb an biefen fo roertcoilen Sauten oorbeigeijen, ber mahrhafte ipetmatfreunb fdjäfet gerabe biefe Meinen, oft unfdjeinbaren Slird)Iein als bie föftlidjften Ueberlieferungen aus alter geit. 6s foli uns alle mit ftolger grenbe erfüllen, bah biefe roert«

oollen geugen im Äreugburger Greife befonbers gasreich angutreffen finb.

Unfere ungeteilte Siebe molten mir ben SIodtioIgEirdjen gumenben, als SJterE«

male befonberer Slrt fallen mir fie achten unb mit oerftänbnisoollem Sinn fd)ühen. 3m nötigen 3al)rhunbert finb ofjne Slot niete foldjer SlunftroerEe gerftört roorben, roeil unfere Säuern bie neuzeitlichen giegelbauten für „fei­

ner" hielten unb fidj ber hölgernen 5Eird)letn fdjämten. SBir aber roollen ba«

für forgen, bah feines ber malerifdjen Sauroerfe gerftört roerbe ober Schoben leibe. Sie junge (Generation roollen mir gut 6hrfnr<ht ergießen, bamit fie mit hellen Singen auf bas SBerf ber Sorfahren fd)auen möge. Sobenftänbiges Soiterntum unb echte beutfdje SorfEultur fönncn nur aus einer engen Ser«

bitnbenheit mit ber $eimat erroachfen. Siefe frönen alten 6d)rotl)olgfird)en finb bie älteften geugen norbifch--germanifcher Sieblungsarbeit unb bamit bie foftbarften SenEntäler einer ftolgen Srabition im (Grenglanbe.

Senn bie (Sef(f)id)te ber §olgfird)en roeift uns ben langen SBeg ber beutfchen Sieblungsarbeit. SBie bie oft oorljanbenen Satierungen beroeifen, ftammen bie älteften ber Slodroerffirthen nuferes Greifes aus bem 16. 3afjr=

hnnbert. Sas ift für bie $altbarfeit bes ipolges groor ein fd)öner Seroeis, aber für ben ^iftorifer ift biefe gal)l bureaus nid)t erhebenb. (Genau roie beim Scmernhaufe roiffen mir auch oon ben <polgfird)en, bah bie ftarfe Sra«

bition ber Sauljanbroerfer fie feit Dielen Sahrljuttberten nad) ben gleichen Saugefefeen unb «regeln entstehen lieh. Sie Sorgänger jener Sauten roerben barum, bas beroeifen gahlreidje gunbe unb Ronftruftionsteile aus alter geit, genau fo ausgefeljen hüben roie bie heute nod) oorhanbenen 5?ird)en. Ser

§olgbau hot im Saufe ber lebten taufenb Saljre feine Sauroeifen faum me«

fentlid) oeränbert. Sie oor einiger geit aufgebedte Sieblung in Oppeln, bie aus bem 11. Sahrhunbert flammt, geigt in ihren StonftruEtionen eine ftarfe Slehnlidjfeit, bie beroeisfräftig genug ift. Slber and) oorgefd)id)tIid)e Sau«

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refte itnb ‘ißfablbauteile befunben biefe alte Sautrabition gut ©erlüge. 9htä) bie erften ©ottesbäufer, bie gut geit ber ©briftianifierung Sd)lefiens gebaut mürben, mögen unferen £>olgfird)lein nicht unähnlich geroefen fein.

Wenn mir bie gefct)id)tlid)en unb fieblungsfunblid)en gufantmenböngc ergrünben mallen, bann geigen uns bie ÜBauformen bes beutfdben Dftens, baff jpolgEird)en im 93Iotiroerfbau nur auf einer beftimmten £inie oortommen. ©s ift jene Strafe, bie aud) als Wanberroeg ber Oftgermanen nad)geroiefen roor-- bcn ift. ©in midjtiges ©ebiet biefer SBauform ift in Sdjiefien gu finben. ©s gibt 93iotiroerffird)en in Sßommern unb in Oftpreußen, in ber Watt unb in ber beutfdjen gips. Sind) in Karpatborußianb fmb fte häufig genug gu ftn=

ben. Siber bie fdjönften unb roertooiiften SBeifpiele finben mir in Sd)Iefien.

Seiber fteljert im geraubten Oftoberfcfjiefien auch bie fünftierifd) roertaoliften biefer 9lrt.

Wenn mir jene Wanberftraßen rüdroärts oerfolgen, bann roeifen bie Spuren nad) Storben, bem ijperfunftslanbe nuferer germanifdjen Vorfahren.

£>ier ober finben mir and) fjeute nod) bie eingigen Serroanbten biefer $o!g=

fird)en — es fmb bie berühmten 3Jtaftenfird)en ber Wifinger, bereu aus- erlefene Hunftfcßäße immer bie nad)brüdiid)ften Sßemeife für bas können nuferer 9ii)nen hüben. ©as füblidjfte Sßeifpiei biefer 9torroegerfird)en fteijt in 33rüdcnbetg im Stiefengebirge. ©s ift bie Stirdje Wang, bie oor etroa 90 3ai)=

ren aus 23ang in Storroegen nad) bem ©ebirge oerpflangt roorben ift. Wir roerben bei ber ©ingeibetrad)tung oieie oerroanbte ^Bauteile unb ^formen Een=

neu lernen, bie fene gufammenbänge groiftijen norbifd)er unb oberfd)iefifd)er Runft beroeifen roerben.

Warum aber buben fid) allein biefe 93auroerfe als lebte Stefte germa=

nifd)=norbifd)er 93autunft erbulten? Shtn, es ftnö garnid)t bie eingigen 33e=

roeife, nufere fd)Iefifd)e Heimat ift reich an äbniidjen $unben. ©s fei nur an bie ßaubenbüufcr, an bie Umgebinbe unb an bie Sparrenbädjer erinnert, bie fämtlid) beutiicbe geugen germanifd)er 3Baumeifen ftnb. Wir aber mollert uns beute nur mit ben <poigfird)en befcßöftigen, roeil fie bie Sräger einer ftoi-- gen Ueberlieferung unb in unferem §eimatfreife febr gaijireid) finb. 6d)Ieften mürbe burd) ben Weggug ber 93anbalen nidjt etroa ein menfdjenieeres £anb, fonberti es blieben oieimebr gabtreicbe Sippen gurüd, bie burd) Sabrbunberte binburd) bas ©rbe ihres 23Iutes unb ihrer Kultur rein unb unoermifd)t er=

hielten. Oie aerabegu genialen Saufonftruftionen tonnten oon ben Siaroen nicht einmal nad)geaijmt roerben, gefdjroeige beim, baß fie eigene, beffere 93au=

roeifen mitgebrad)t hätten. Oenn bie norbifeße SBauroeife roar bem Oebnen unb Sieden ber Wölber abgeioufdjt, fie entfprod) ber bpnamifd)en ßraft bes ipoiges unb bem ©efüge bes Waibes. Oie germanifd)e Sieriiebe förberte bie Annfi ber Sdjnißerei unb ber Ruit gab ben 93auformen ein eigenes ©epräge.

©arum mürben bie erften Kirchen, bie befonbers funftooli unb ftatU lief) aus)eben foiiten, im alten germonifcben Stile gebaut, unb ber 93äter=

glaube, ber fid) roie ein Eoftbares 93efißtum erhalten butte, mürbe in bie cßrift-- iidje fyormenfpradje übertragen, ©ines biefer Wunber trat roieber einmal gu Sage: germanifdjes ©rbe, löngft oergeffen unb burd) fiaroifdje Sefiebiung oerfd)üttet, blühte ftotg unb ftart empor unb offenbarte fid) nod) einmal im d)riftiid)en Äuitbau. Oarum finb nufere <r>oigtird)en allein ben Wifinger=

bauten fo nabe oerroanbt. Unb bas groeite Wunber gefd)ab, als bie beutfefjen Stiidroonberer in Sc^Iefien gu fiebein begannen. Stad) einmal brad) bas ©rbe

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ber Soroäter ßinbutcß unb formte bas bauliche ülntliß bes Sanbes, nicßt fran«

fifcß ober fäd)fifd) (uor allem and) ntd)t flaroifd)), fonberrt norbifcß«germanifd) mürbe bas Saufcßaffen. 93oIl Straft unb ©igenart hoben fid) biefe Sauformen bis gur 91eugeit erhalten. Sa ftehen bie Gdjrotßolgfircßen in Oberfcßleften, bie Saubenßäufer in ben Sorbergen, bas Umgebinbe im Soberlanbe unb bie Umgänge in bcn giußtälern ber ©ebirgsbäd)e, fie alle ftnb geugen ber ger«

manifd)en Sefteblung ber gu oollem SFiedjte erfolgten SBiebereinbeutfdjung unferer ipeimat. Slls roicßtigfter 3euge im geiftigen ©rengfampfe mag bte Slodroertfircße auftreten. Sie geugt für bie ftarEe Serbunbenßeit unferes Solfes mit feiner Gd)olIe unb für bie 9tecßtmäßigfeit bes Sefißes im beutfcßen Often.

(Sine eingeßenbe 33efdjreibung aller ^otgtircßen bes Meugburger Strei=

fes mag einem fleißigen Gammler oorbeßalten bleiben. Siefer Sergleid) ein«

gelner Sauglieber foli nur ben Seroeis für bie gufammenßäuge mit norbifcß«

germanifcßer Sautunft erhärten, beginnen mir mit bem Godel, ber in eint«

gen gälten nod) aus ber grüßgeit flammen mag. Sie Serroenbung non runden ginblingsfteinen (roten Graniten, bie bie ©Ietfcßer aus bem SRorben brad)ten, ift roieberholt nad)roeisbar unb beutet auf ältefte Saugeit hin. 3n S a n f a u, 91 o f e n unb ©oltoroiß mögen barum bie Godel nocf) oon früheren Sauten flammen. 9lucß bie Serroenbung oon 9tafeneifenerg geht auf bie grüßgeit gurüd. Gemauerte Godel aus roten giegelfteinen gehören früßeftens bem 16. 3aßrßunbert an. ©s ift barum gu oermuten, baß an bie«

fen Sauftellen (g. S. in Sß r o f d) 11 ß) ein älterer Sau ftanb, ber bis auf bie früßefte geil gurüdgirtg, in ber bie Gtänber in ben ©rbboben eingegraben mürben, ©rft mit bem 3aßre 1100 begann ber fteinerne Unterbau.

Gdjrotßolgftrcßen erfennen mir an ben mädßtigen Salten, bie bas ©e=

roänbe bilben. Ser 91ame „fcßroten" begeicßnet jene grobe gerteilung ber Salten mit einer befonberen Gage, bie heute nod) beim gtmmermann im ©e=

brand) ift. 28tr muffen beutlid) gacßmertfirdhen unb Slodroerfbauten unter«

fcßeiben. Unfer Gdjrotßolg (ober Slodroerf) ift bie ältere Sauroetfe. Geßr gu Unrecßt fpraä) bie ältere ßorfcßung alle gadjroerfbauten als beutfd), alle Slodroerfe als flaroifd) an. Sie Glaroen haben oielmeßr oon ben Germanen bie Stunft bes Slotiroerfgefüges gelernt, aber es ift and) heute nod) ein beut«

ließet Unterfcßieb groifdjen bem flaroifdßen Mobenbau unb bem beutfeßen

©erfaß, ©erfaß ober gluten nennt man jene ©tioerbinbung, bie befonbers feßön beim ©ßorbau gut Geltung fommt. Siefe ©ßoranlagen ftnb nicßt, roic bei ben SRaffiobauten, als brei Seile eines 9ld)teds gu oerfteßen, fonbern fie finb oielmeßr eine altgeläufige rein germanifdße gierform. Siefe 9lbftißrägung ift aus ben Sängen bet Salten unb ber roirtfcßaftlicßen 9lusnüßung ber Gtämme gu oerfteßen. 3Bir finben folcße ©ßorfcßlüffe in SBürbiß, 91 o f e n, iß r o f d) l i ß, 9J1 a ß b o r f unb Safobsborf.

Sie ©doerbinbungen laffen einen (allerbings feßr ungenauen) Gd)Iuß auf bie Saugeit gu. Sie ipolgtircße in 91 o f e n geigt jene eßarafteriftifeßen

•„Gcßroalbenfdjroangginfen", roie fie ber gad)mann roegen ißrer gorm nennt, bie aus bem 18. Saßrßunbert flammen. Sie Mrcße ift in ber Sat im 3aßre 1788 errid)tet roorben. Sem 16. unb 17. Saßrßunbert geßört bie Mauen«

oerbinbung, bie fieß mit einem grobfantigen Slusfcßneiben begnügt, um bte Satfencnben flauenortig ausgubilben. Sie Seifpiele bafür finb 9B ü r b i ß unb Santan. vielter ift jene „Miüppelflaue", roie fte bas Seifpiel ber

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Meinen Kapelle in Dber = ©IIgutl) geigt. Jpier blieben, bet befferen ipali»

barfeit wegen, bie ©nben bet 93alfen um etwa 10 bis 20 gentimeter ßeroor- fteßenb, bie bamit bet Scfoerbinbung ein neues ©epräge geben.

Sie gute alte gimmermannsarbeit geigte bas Valfemoerf" unoerßüllt unb oljne bie ßäßlidje Verbreiterung, bie ber fpäteren geit angefjört. Sorg- faltig mürben bie 95alfen ausgeroäßlt, genau im ßot oerlegt unb ßanbroerfs- gemößig oerbübelt. Sie Fugen mürben anfänglid) mit 90toos oerftopft, fpäter mit 2eßro cerfdjmiert unb in ber 9leugeit mit 9Jtörtel ausgefüllt, gum Scßuß bes empfinblicßen feiges mürben jene Meinen glugbädjer angefeßt, über bie mir nod) ausfüßrlid) berieten müffen. (Erft bie 9teugeit, bie ben alten ipanb- merfsregeln fremb mar, ßat biefe Säcßer, angeblich, weil fie „unfdjön" feien, entfernt ©ute 93Iocfroerffird)en mit fid)tbarem Salfengefüge finben mir in Viirgsborf, Ober = C£lIgutf), 9t o f e n, 6d)önfelb unb 9Ö ü r b i ß.

©rft bie neuere geit, bie ben alten tpanbroerf'sregeln fremb mürbe, ßatte biefe Säd)er, angeblid) roeil fie „unjcßön" feien, entfernt. Sa für mürben bie Sßänbe mit £oIgfd)inbeln oerfleibet. Sas mag nod) angef)en unb fiefjt, rote bas Veifpiel in © o I f o ro i ß geigt, fef)r malerifd) aus. Vber bie VerMeibung mit einfacher Schulung entfpricßt nid)t bem alten ^onbroerfsfinn unb ift barum abguleßnen. 90t a ß b o r f, Safobsborf unb V t o f d) l i ß I)aben bamit öen alten 9teig ber Urfprünglicßfeit eingebüßt. ©s mag groar oom gelblid)en Stanbpunfte aus groecfmäßiger erfcßeinen, aber ber §eimatfreunb muß biefe Ueberfrembung bes alten 93Iodroerfd)arafters bebauern.

3ene ^Iugbäi^er, bie mir oben ermähnten, gehören gu ben Stilmerf- malen ber norbifd)en Vaufunft. Steine anbere 93auroeife geigt äßnlidje Seile, fein Veifpiel ift oon gleichem 9teig roie biefe gierlicßen Säd)lein. groar finb in unferm Streis nur nod) 9tefte erhalten; aber bie oerroanbten 93auten im

^reifi 9ßkß geigen biefe giugböd)er in iljrer urfprünglidjen Vebeutung. Sie ßaben bie Aufgabe, bas empfinblicße §o!g oor bem Scßlagregen gu fcßüßen.

Sarum umgießen biefe Säcßlein alle 9Bänbe, fie gieren ben ©ßor unb nehmen aud) ben Surm in iljren Sdßuß. 93ei tnand)en Rircßen finben mir aud) 2 ober 3 folcßer giugbäd)er übereinanber, roeil ber gimmermann mit Mugem Sinn ausgervd)net ßotte, roie roeit ber Scßuß eines folcßen Sacßes reicßt. 9Bir bür-- fen anneßmen, baß bis gur 9JUtte bes oorigen Saßrßunberts foldje Flugbäcßer bei faft allen ßircßen erßalten maren. Sn 93 a n f a u geigt ber ©ßor eine fcßöne Sadjbilbung, in V r o f d) l i ß unb 93ürgsborf finben mir 9tefte baoon u. in © o l f o ro i ß bilbet ein giugbad) ben Scßuß für bie ©ingangstür.

Sie ftärfften Vinbeglieber mit norbifdpgermanifcß unb altnorroegifcßen 93auten finb bie malerifcßen Umgänge, bie mir befonbers gaßlreicß bei ben

©allfaßrtsfirdjen in Dberftijlefien finben. Vis feiten gutes Veifpiel fei bie St. Vnnafirdje in 9tofenberg erroäßnt, aud) ©garnomang ift ein mertoolles Veifpiel für biefe 93auformen, bie nirgenbs beffer unb reiner erßalten blieben als bei ben oberfd)lefi|d)cn 93lodroerffird)en. 3m Streife Streugburg finben mir faum nod) befonbere Umgänge. Ob fie früher oorfjanben maren, ließ ftd) bisher nid)t feftftellen. 3ßr Jyeßlen märe mit bem ŚRangel an berühmten 9®allfaßrtsfircßen gu erflären. 90taffenbefud)e, bie bei 9tegenmetter unter folcßen Umgängen Scßuß fucßen, finb nicfjt gu erwarten. Unfer Streis oerfügt aber über eine befonbers reigoolle 93auart, bie allein aus ben Umgängen entmidelt mürbe, bas finb jene überbecften Freitreppen, bie bas 93ilb jeber Stircße fo malerifd) unb reigooll geftalten. 3n 93 a n f a u, 93 i f cß b o r f unb

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Eß r o f d) 1 i ß finben mir biefe 93auglieber, bereit geniale Ronftruftionen burd)- aus als 2Beiterentwidlung ongufprecßen finb.

Sas rotd)tigfte EDterfmal aber finb bie ©oumeifen ber Zürnte. 38er mit aufmerffametn 93IicE biefe ©auteile betrachtete, ber mußte immer roieber bie uättige Unabf)ängtgfeit biefer ©auten com ^ird)enfd)iff feftftellen. Oft finb Rird)e unb Surm nur lofe burd) eine ßölgerne Sede oerbunben. 3n gaf)Ireid)en Orten fteßt ber ©lodenturm völlig frei am ERanbe bes 51ird)hofes, manchmal fd)iißt er als Zorturm ben gugang. Siefe eigenwillige Stellung ergibt fid) aus ber feltfamen ©aumeifc. Sas Honftruftionspringip biefer Zür­

nte bilben vier Stiele, bie vom ©rbboben fcßräg nad) oben ftreben, um bie Ipoube gu tragen. Sorum finb bie 3Bänbe immer geböfd)t unb ber Snnen- raum ift frei von ©alten unb Honftruftionsteilen. Siefe ©auroeife fomntt geraben SBeges vom germaniftijen Ipallenbau, insbefonbere von jenen bemer- fensmcrten „S\önigsf)aIIen" fjer, bie als IBunber ber ERaumfunft angufpredjen finb. 91ud) bie EtRaftenfird)en Norwegens finb nad) betn gleiten Spftem er­

baut; ißr ERame „Stabroerflirdjen" beutet gur ©eniige auf biefe eigenartige

©auroeife hin.

91it Stänberroerftürmen ift im Greife ^reugburg fein Eütangel. 6s fei nur an ©anfau, Safobsborf, ©roß = ©luntenait unb Eß r o f d)- I i ß erinnert Äiihn unb frei fteigen bie wuchtigen Sdftönber auf, mit ge­

nialer Straft finb bie ©outeile geftaltet worben. 6ine ©bwanblung von ber alten ©aumeife bes Stänberwerfes gut ©arodfonftruftion ber Zürnte geigt uns bie $o!gfird)e in 38 ü r b i ß. 38ir finben hier eine EtRittelfäule, ber gimmer- mann nennt fie „Sfaiferftuf)!", bie gur ^onftruftion ber malerifd)en ©arod- hauve notwenbig geworben ift. ©is ins 18. Sa'hrßunbert hielt fid) bie alte lleberlieferung bes Zurmbaues, bann brodelt fte allmählid) ab unb wirb oer- geffert. Sie gweite Hälfte bes 19. 3ahrf)unberts ging foweit, an bie Stelle ber malerifdjen alten ipolgtürme maffioe ©auten gu feßen, bie mit ißrer fd)Iedhten Joint manche ber alten ©aitmerfe verfd)anbelt haben. Sas ©ottes- hatts in ®rof- ©lumenau geigt eine föftlicße, eigenwillige Söfung, bie faum ein gweites Eülal vorfommen biirfte, jene mit Sd)inbeln verfleibete ©or=

halle, bie ben Zürnt Kräftig unb organifd) mit bem Srbboben verbinbet.

Sie Zurmhauben biirfen nicht unbeachtet bleiben. Sie geigen uns b:e ftilgefd)id)tlid)e ©ntwidlung unb laffen oud) einen ungefähren Schluß auf bas eiltet gu. Sie ältefte Jornt bürftc bie oierfeitige Eßpramibe auf quabratifdjer

©runblage fein, wie fie uns ber Zürnt von © i f d) b o r f geigt. Sigenwillige, gang aus bem Material entwidelte ^aubenformen geigen uns ©anfau unb Safobsborf. 6s ift bte adjtfeitige Eßpramibe, bereit 6den in feltfomer 3Beife Vorfragen. 6s fehlt im Rreugburger Greife bie fdjlanfe ipelmfpiße, wie fie etwa in ERofenberg gu feßen ift. ©ang föftlid) ftnb aber aud) bie fleinen gmiebelßcuben entwidelt. Safür finben wir in O b e r = 6 11 g u t h ein fcßö- nes ©eifpiel. Sas ift fd)Iid)te, bobenftänbige Slunft, gang aus bem ßonbrnerf- licßen Sinn entwidelt. Sagegen ftnb bie offenen Rauben (©eifpiele in 3 a- fobsborf, ERofen unb 38 ü r b i ß) wahrfd)einlid) bem EtRaffivbau entlehnt.

6s gibt aber aud) eine anbere Zurmart, bie nicht align feiten attgu- treffen ift. Sas finb bie fleinen Socßreiter, bie, mir ißr ERame fügt, auf bem Sacßfirft auffißen (—reiten). 3ßir finben bie fleinften ©eifpiele in Ober- 6 11 g u 11) unb in O nt e d) a u, bagegen ift ©ürgsborf ein ©eweis füt bie ftattlidje ©röße, bie ein foldjer Sadjreiter erreichen fottn.

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Sort, ido ein Surmbau eins Wongel an ©elbmittein ober wegen fcßlecß- ter ©obenbcfd)affenßeit niäßt errietet werben tonn, muß ein ©lotienftußl ge­

nügen. 3n W a ß b o r f fteßt ein folcßer ©ufbau, beffen oberer Seil oßne ©er- fleibung blieb, bornit ber Scßall ber ©loden weit ßinaus ins Canb eilen tonn.

Sie Snnenräume unferer 6d)rotßoIgfircßen ftnb fo oerfeßieben, baß man fie foum auf einen ©enner bringen tonn. 3m allgemeinen finben mir ein red)tediges Scßiff unb einen eingegogenen Heineren ©ßor, beffen ©den ab- gefeßrögt finb. ©s gibt aber aud) quabratifeße Scßtffe, es gibt ferner quer- gestellte £>aupträume, gentralßallen unb aud) foltße mit Querfcßiffen. Sie Sänge ber ©ußenmänbe ergibt fieß aus ber Sänge ber Stämme, ©ine £öngs=

oerbinbung ift faum üblid). Sie formen ber ^enfter unb Suren finb oer- ßältnismäßig einfad). Sie entbehren bureßaus nid)t bes beforatioen Sißmuf- tes, aber ißre formen bleiben auf bie fiinftlerifcßen Wöglicßfeiten bes 3tni- nterntannes befeßränft. Ser 511eebIottbogcn, ben bie Sür in Sßr of eßliß bilbet, ift ein fd)öner ©eweis für ßanbmerflicße ^unft.

Sie Wänbe im 3nnern geigen meift bas grobe ©efüge ber ©alten, beten $uaen mit weißem ^ußmörtel ausgefüllt finb. Sie Sede toirb oon einem flacßen Sonnengewölbe gebilbet, bas ftef) aus ber fd)tnalen fpolgfcßalung ergibt. Ser fpäteren gett, bie weniger Wert auf biefe ©ingelßeiten legte, geßören bie fladtjen ©alten ober ^affettenbeden an, bie meift farbig oergiert ober gar mit ©anten bemalt finb. ©in feßönes ©eifpiel für bie farbige 3nnen=

ausftattung gibt uns bie §o!gfircße in 9J? a ß b o r f. Sie ßorm ber ©pfibc im

©ßorraum ift befonbers mertooll unb bemerfenswert. Sen fjußboben bilbet naeß alter Srabition ein ©efüge aus giegelfteinen, bas mit feiner Wufterung ben betoratioen Sinn ber alten Weifter oerrät.

Hunft unb ßormenfinn ßalfen mit fleißiger $anb, bie ©mporen gu ge­

halten. Siefe ©inbauten würben mit ber maeßfenben ©eoölterungsgaßl un­

terer Sörfer notmenbig. Sie finb meift fo ntalerifd) unb reigooll, baß fie bie Scßönßeit biefer Meinen ©ottesßäufer beftimmen. Oft finben mir babei aud) bie reigenben gierformen, gebreßte Säulen, gierlicß ausgefdprittene Wonb- bretter, profilierte Simfe unb bagu bie farbige ßunft edjter ©auernmalerei.

3n W a ß b o r f |lnb mit ©ejdßiti unb ßleiß alle ©auteile oon jenem milben

©antenwert in redßt plaftifcßer ©rt übergogen worben, mäßrenb Ober-

©Ilgutß einen alten, bureßaus bobenftänbigen gierftil geigt. Wie ßier mit gefeßidter £anb bas gimmermannsbeil tätig war unb wie bie einfoeßen roten Sinien eine beforatioe Slunft feßufen, bas ift beifpielßoft für bie gefamte ©oum- funft ber oberfd)lefifd)en ©lodmerffirdjen.

©on ben bauließen ©ingelßeiten oerbient ber Sriumpßbalfen unfere be- fonbere ©eaeßtung. ©r ift mißt aus bem Waffiobau übernommen worben, fonbern aus ber Stonftruftion folgericßtig entwickelt worben. Sein ©orläufer ift ber Sriumpßbogen, ber gugleid) bie ©ufgabe ßatte, bie furgen Wanbteile bes Scßiffes mit ben Wänben bes ©ßores gu oerbinben. gierlicß würben bie

©altenglieber ausgefeßnitten, nur ber oberfte blieb beftimmt, ben ©erbanb gu erßalten. Siefe iłonftruftion treffen mir in Sß o I a n o w i ß, mäßrenb in Waßborf, ©ifdjborf unb © o 11 o m i ß bie Sriumpßbalfen erßalten blieben. 3n © r o ß - © I u m e n a u ift ber ©alten batiert (1672), ber oon

© o I f o m i ß geigt uns noeß bie alten Scßnißfiguren, in W o ß b o r f feßlen bie Figuren leiber. 3n ©iftßborf blieb uns nur noeß ber Hrugifigus er-

(7)

galten, aber bafür erinnert bie Sanbuht an bas alte 3nnentar jebes ©ottes=

haufes. Sie Satierung ftammt aus bem 3al)re 1626.

6s gibt noä) fo niete tnertnolle Gingell)eiten, bie alle für bie Stil=

gefd)id)te non aujferorbentlichem 9Berte ftnb. 2Rit Siebe unb Sebadft fallen fie gefammelt unb gebeutet werben. Sann erft werben wir bas föftlidfe alte Kulturgut ausfdjöpfen unb feine Schönheit lebenbig werben laffen. Safft uns mit Siebe unb Sefinnlid)feit bie alten ipolgfircfyen erleben. Sas ungemiffe ipalbbunfel liegt wie ein Schleier über bem 3nnern. Sunfle Schatten glie=

bern wie Huliffen ben einfachen Saum. Sie bunten Sefleje ber ©lasfenfter gittern über bas altertümliche ©eftühl. ©lißernbe Kringel wirft bas Sönnern lidjt übe: bie Elitäre unb Hangeln, weiße Strafjlenbünbel langen über poten unb Sreppenfäulen. ©robgefchnißte Heiligenfiguren geugen oom Hunft-- finn unb non ber f^römmigfeit ber börflidjen Hartbwerfer; aus fd)li<f)ten Safel=

bilbern fpridjt il)r guter 3ßille, bas ©otteshaus mit aller Siebe gu geftalten.

6dfte Hinber unferer oberfd)lefifd)en Heimat finb fie, fd)oIlenoetbunben unb lebenswahr. 2lus ben SBälbern bes Sanbes ftammt if)r Hleib. Sine föft-- Iic£)e ‘patina, fd)immernb unb meid) bedt bas ©efüge ihrer Sailen. gierlid)e Sid)trefle%e malt bas Sonnenlicht auf bie alten Salten, Segen unb 2Binb ha=

ben bie Säd)er gegauft unb bei febem Sturm äd)gt unb fnarrt bas Stänber=

wert ber Sürme. 3m Sdjuße ber alten Ulmen unb Sinben bergen fid) ihre Surmljauben, bie Sädjer werben non ben $ßipfeln ber (Eidjen unb Suchen fühn überragt. Stoofe unb flechten wuchern über ben alten Säjinbeln, ©rä=

fer unb ftelbblumen umranfen bas Salfenroerf ber Schwellen unb Steppen.

Sis faft gum Soben reichen bie fteilen Sacher herab, unb ihrer Süjinbetn filbrigcr ©lang fleht im harmonifd)en ©egenfaße gum ©rün ber Slätter. Seim Snblict biefer fturmgergouften, bod) ungebeugten Siodwerftird)en oergeffen mir faft, baff fie 9Senfd)enmerf finb. 2Bie flobige Senfmäler ber Sorgeit, wie Sunengeid)en bet Schöpfung fo flehen fie nor uns, Sßegweifer in bie ©efd)id)te unferer Heimat. Sie tragen auf ihren Schultern bie Saft mertooller Sra=

bilion unb ihrer Salten urtümliches ©efüge reicht bis an bie Schwelle ber Hultur unb aller Hunft.

2lu8 bem Briefroecbiel iroifcben ©uffao Jret)fag unb ©raf unb ©rafia IBolf Baubiffin.

Witgeteilt non prof, ©uftao 2B. gregtag (Wünchen).

(gortfe^ung.) gregtag an Saubtfjms.

Wittmod) 1 UI)r Wittags, 9. 3uni 69.

Wein lieber hochverehrter f^reunb!

So eben femme id) oon einem eiligen Slusflug nod) Sd)lefien hier an unb finbe 3hren Srief. 3d) antworte fogleid), fefir geärgert über ben gufalt, welcher ben Srief einen Sag in Hirgels Somtoir thattos aufhielt.

(8)

31)1 Stame barf unter feinem Unternehmen bes Sr. ©troußberg1) fteljn.

Sas mürbe (für mich) allein cntfcheibenb fein, nad) Kräften abguratt)en. Śr.

©troußberg ift ein patrioti'fd)er (Banner im größten ©til, oielleidjt ber groß=

artigfte ©peculant, ber jjeßt in Seutfdjlanb umherläuft, ein oergroeifelter Spie-- ler, ber ben größten Sfteig darin finbet, um Millionen gu roagen, u. babei, roie id) höre, allerbinas ein fühner financier oon ber rüdfid)tslofeften C£ntfchIoffen=

heit, nie um Slnsfunft oerlegen. 9111 e in Berlin überfehenb, feßt bereits ber größte ©runbbeftßer in Preußen beffen ©üter freilich meift im Sluslanb liegen, fämtlid) auf ben Stamen feiner grau gefd)rieben fmb, unb non bem ber ©hef bet jübipen tpanblung SKenbetsfoßn in SBerlin gu einem nuferer ftolgeften Sunter, einem Socius bes ©troußberg, fagte, er, SJtenbels- foßn feße feinen Stamen unter fein ©efd)äft bei bem Sr. ©troußberg beteiligt fei, u. er borge auch bem Sr. ©troußberg ohne Sicherheit nid)t 5 Shit-, li­

mit ©perhett ungern. Ob ©troußberg als ißrincipe u. SBillionär ober im Strafhaufe enben roirb, ift unftcher, er ift ein unheimliches Phänomen, u. baß er in SBaßtheit ein guter ^reuße p fein fdtjeint, tarnt für uns nod) oerl)äng=

nisooll merben.

Smeiter ©runb für Stid)tbetf)eiligung barf 3hnen maßt fein, baß bas gange tpafenprojeft, roelcßes ©f Slbalbert aufgegriffen hat, u. leiber bap be=

nüßcn mill fid) ©elb gu machen, fo feßr aus böje u. gut, aus ©djroinbel unb

^Patriotismus gemifcßt ift, baß fid) ntd)t als ©eförberer barauf einlaffen tarnt, mer nid)t fetbft in ber Sache $artei genommen hat. 3d) halte bas project nad) ben Stetigen u. Slnfcßauungen, bie id) im oorigen Sommer gefammelt, aller=

bings für ausführbar: ben Samm, bie ©ifenbaßn, bie tpafenanlage. Sie bei=

ben ©chroierigfeiten finb 1) eine breite ©anbbarre in 16—20 guß Siefe oor bet ©infahrt, über bereu 93emältigung an b i e f e r ejponirten unb ftarf roam belnben Hüfte nod; feine 9Bal)rfd)einIid)feitsred)nung gemad)t merben faun, u. gmeitens bie enorme Hoftfpieligfeit einer Slnlage, in roelcßer Silles für einen fün fügen $ a n b e I gefd)affen merben muß, bie ^Berechnungen bes ©fn Slbalbert finb gang fanguinifd). ©nblid) ifts ein Stifico. Sie Sänen haben baoon abgeftanben, roeil bas ©is ben $afen gu lange fperren mürbe.

Hänt' ber ipafen gu ©taube, fo mürbe er St ö m an Seutfd)Ianb fetten u. bie SBeftfüftc ©äjlesroigs fd)nell germanifiren. Sas mag ben ©fn SBisnt.

geloctt haben, ber übrigens in Sperfonenfragen u. foId;en Dpportunitätsgrüm ben eine unerlaubte greifjeit oon ©eroiffensfcrupeln befißt.

©troußberg mill Sismarf beroinnen u. ben Hönig begaubern, er hat bas aStbürfniß, bie gemeinen Operationen feines Sehens burd) patriotifdjc Opfer gu fournireu. ©f Slbatbert mill fcßnell ©elb machen, beibe merben nid)t feßr oerlegen fein, menu bie leßten 93efißet ber Slctien ißt ©elb oerlieren.

Saß aber 3f)t Starne and) nur in entferntefter SBeife mit foldjem Un-- ternehmen in 93erbinbung gebratßt roirb, ift unftattßaft. SBören Sie oorgugs=

roeife Sfßolititer, täglid) auf bem 33rett, fo fönnte ber 93rud)tl)eil oon ©roß=

artigem unb Spatrictifdjen, ber in bem ©cßminbel liegt, Sie bod) beftimmen.

i) ©trouSberg, 33etßel £>enrt) (richtig 33arud) $irfd) Strausberg), ©petulant, geb. 1823 in 9teibenburg in Oftpreußen, erroarb burd) ©ifenbaßnbau, fett 1863, ein großes Vermögen, faufte 33ergroerfe, gabrifen ufto., erlitt aber feit 1871 folcße 33erhtfte, baß er 1875 in Äon»

turS geriet, ©eft. 1884 tu 33erlin. ©ab 1876 eine ©elbftbiograpßie (jeraus (33erlitt).

(9)

2)enn es i ft etroas boran. 9lber 3Ijr reines, ibeaten 3ntereffen geroibmetes Beben, unb bie ‘łlrt u. 3Beife, rote 6ie ben Flamen 3f)res Kaufes repräfentirt I)aben, barf rticfjt burd) bergleid)en olterirt roerben.

3d) eile ben 23rief gttr ^oft gu tragen. Sfjnen liebe £ergensfreunbin meine innigen $ttlbigtmgett, 3BoIf I bie 3Bitte lieb gu bemalten.

©einen getreuen

iftegtag.

Btoubtffm an 'gregtag.

©acßroiß, 13. 3uni 1869.

Bieber oereßrtefter greunbl

93or Billern f)abe id) 31)nen meinen ßerglußften Sanf für 3ßren fcßönen 93rief gu fagcn, ber mid) über meine ©eigerung aufs oollftänbigfte beruhigt I)at. 3d) roar mir fjalb u. l)o!b erwarten, mein Steffe roürbe felbft nad) ©ad)-- miß lammen unb einen ©türm oerfucßen: bies ©emitter ift ober an mir oor- übtrgegogen. ©as mid) Slnfangs fcßroanfenb in meiner Slnficßt gemod)t f)atte, roar nicßt forool)! Slbalberts 23rief felbft, als bie früher non t'ßm eingereicßte u. an bie SJtiiglieber bes Steicßstags oertßeilte petition, bie roirtlicß feßr be- ftedjcnb abgefaßt roar, u. nad)toies baß eine große Blngaßl oon namhaften Scannern in ben £ergogtßümern fid) für bie Sacße intereffirten, — freilid) in ber irrigen Söotausfeßung, ber Staat roerbe fie in bie fmnb neßmen. Seit aber Sr. Stroußberg fid) an bie Spiße geftellt bin id) nöllig abgefdjrectt, unb tßeile alle 3I)rc 33ebenfen, — bis auf bas ©ine non 31)neu geltenb gemadjte, ber §af.m iron Stöm roerbe, roenn er gu Staube lamme, gufrieren. Sem ift and) ber tron Hiel ausgefeßt, ber bod) für einen ber beften in ber ©eit gilt, u. nod) meßr finb es bie oon Äarlslrona u. Äronftabt. Seßr leib ift mirs, meinen 93ettcr Scßeel^Ieffen nid)t über bas project geßört gu ßaben: er roar eben in biefeu Sagen auf ber Steife nad) Slarlsbab burd) Sresben gelomtnen u. ßatte mid) oufgefud)t, aber leine geil gehabt nad) ©adjroiß gu lommen. 3m 3uli roerbe id) rooßl auf ein ^>oar ©cdjen nad) §>oIftein geßn, u. roili 3ßnen bann, roenn id) gurüd'lomtne, alles mittßeilen roas id) oon oernünftigen u.

fadjlunbigen Beuten pro et contra geßört ßaben roerbe.

ßinftroeilen oerlebe id) ßier im fd)önften ©rütt eine angeneßme geil:

man ßat auf bem Bonbe fo oiel meßr rußige u. ungeftörte SJluße für ein an=

gießenbes Stubium als in ber Stabt. Stoißbem id) im grüßjaßr mit bem gangen Bioius fertig geworben bin, lefe id) jeßt mit großem 93eßogen an Stoff u. Spradje ben ©icero, u. übergeuge mid) t.üglid) meßr boomt wie oiel gu ftüß u. unreif man in ber Stegei bie alten Sdßriftfteller fennen lernt, bie man fpäter mit ging anberm Serftänbniß auffaßt. So ßabe id) namentlich im Bioius bie oielen eingelegten fingirten Stehen mitunter feßr berounbert, u. bin überrafd)t geroefen burd) bie gong äßnlicßen 33erßältniffe in roeld)em nadß bem groeiten

$unifcßen Kriege bie Könige gu Stom geftonben ßaben, wie in ben Steungiger Saßren u. roäßrenb bes erften Haiferreicßs bie ©ontinentalmäcßte gu gratt!=

reid). — ©attn gießen Sie nacß Siebleben? ©enn wir etwa ben lOten ober Ilten 3ult burd) Beipgig tönten, würben wir Sie noeß treffen? — Sopßie roili

(10)

nod) einen ©ruf) fytngufügen, alfo fdjlteffe id) mit heften (Empfehlungen an 3hre hebe 'Jrau, unb mit nochmals miebetholtem ©ant für 3f)re Tarnung, bie id) als einen 93eweis non wahrer fVreunbfdhaft angefehn habe. Ea con- solationc gaudeo, quam tu mihi, Gustave, adhibuisti tuis suavissimis litteriis.

9lati)fd)rtft oon Softe, ©räftn Vaubtffin:

Sa wohl, ja roohl, begleichen Satein oerfleht unfereins auch — mit bem bergen. ©tefes ©elegtamm bas ich in bem grünen Srbfenbeet empfing gu bem Sie ben £einemannifd)en Saamen mit mir aus u. einpadten, rührte mid) tief. 3d) wanbeite barin mit einer biä'en 93ade umher bie mit ber grüne ©im ter einbrad)te u. bie nun oor ben neuen Sommerlüften rnieber abgieht. 2lber aber in Sdjlefien waren Sie 93eibe u. lehrten nid)t in ©aäjwit) ein? ©ir hör­

ten oon 33abctte ben Strouffberg fd)ilbern ben ihr 93ater aud) meibet wie ben Sean 93al 3ean in ben fKRiferables. ©ang poetifd) hat fte ihn aufgefa#t: es fei offenbar, bah in feiner Vergangenheit Schlimmes läge ober er mache ben

©inbtucl nur für bas rnieber gut machen leben gu wollen!!!?

©s grüf)t Sie 93eibe oon bergen 3hre 6. 93.

gregtag an Vaubiffins.

Siebleben 5 Vug. 69.

©eine treuen ipergensfreunbe!

©s lebe Vangau. 3d) fei) es oot mir, bas Schloff — naä) S^fjotogra^

pljien — • bie fd)önen Väume, bie Seicf)e, ben 3nfpector unb bas Siebfte non Vllem, $crr u. $errin unter gutmütigen Vafallen patriardjalifd) wofjlthätig einen unerfd)öpflid)en, faft rxtcEjt gu bulbenben Vorrat!) oon menfdjenliebe aus- gebenb. 3d) foil tommen? ©s ift ein guter Vorfdjlag u. bas iperg ift bant­

bar, aud) würbe bie ©attin wohl treiben. Vber id) barf il)r jet)t gar nid)t bie Freiheit geben ohne mid) in Siebleben ousgubauern. ©enn fie ift f e h r tränt gewefen. ©s fing mit ©rippe an, würbe gaftrifd) u. neroös, unb fie tarn mir i'o herunter, bah id) einige ©age allen ©uth oerlot unb ber ©octor ein fel)r ernftes ©efid)t machte. Seit brei ©ocfjen liegt fie hart barnieber, feit 2 Sa­

gen hoffe id) Vefferung, aber fie ift noch f° fd)wad) unb immer nod) lange nicht fo, bah id) aus aller Sorge wäre. 3d) habe Vrtljur aus Bonbon citirt, auf ihren ©unfd), u. erwarte ihn in biefen Sagen. Unter foldjen Umftänben muh id) alle Sedptit eines armen ißoeten üben, begel)rungswettf)es Schöne in ber Sphantafie cusgutoften. ©s ift biesmal recf)t Sd)obe, benn biefer Vefud) ge­

hörte gu meinen frohen planen, ©enten Sie unterbeh in ^reunbfdjoft unfer.

Sie gamiliennad)tid)t/) weldfe id^r mit ©an! für 3ljr Vertrauen in getreuem tpcrgen berge, ift für unfern lieben ©olf jun. eine entfdjeibenbe Sad)e. 3d) fürchte, es wirb ihm nicht oerborgen bleiben, es wirb ihn fel)t erfd)üttern, unb td) oermcg nid)i gu beurteilen, ob ihm biefe ©ahnung an ben ©rnft aud) feines Bebens heilfam fein wirb, ©enn id) bin leibet nid)t im Stanbe gu be­

urteilen, wie er in feiner ©iffenfdjaft fid) häuslich einrid)tet, ob ©iffen u. 2 2) 25Sirtfc£)afttirf)e ©cbwierigfeiteit ber nädjften Angehörigen oon VaubiffinS Steffen gen. „3Mf II".

(11)

(Seift fo roeit ormncirt finb, baß er in mäßiger geit [tcß felbftftänbig roirb regen fönnen; aber id) roili in bem näcßften gierbft eine ©elegenßeit fueßen mit giei»

fd)er barüber gu fpreeßen. fyür eine onentaItfdß--btplomattfcße (Saniere mürbe bei bem gegenwärtigen Sßftem 93aron GcßeeHSßleffen ber geeignete SRann fein, ißrn ben (Eintritt gu oermittcln, bei einem äBecßfel ber einflußreicßen Sßerfonen muff man anbere ^ürfprecßer ijoffen. (Es roirb baran nießt fehlen, benn er ift ein lieber 3ungc unb fein (Sraf bofür eine bequeme ipanbßabe.

Sa 3ßrc ^reunbfdjaft mir aber einmal geftaitet I)at, in biscrete $a-- mtlienangelegcrißeiten ßineingureben, fo geße id) weiter. (Es roili mir gar nid)t in ben Hopf, baft 9iangau in ber näcßften (Seneration in bie §änbe eines Oeft-- reid)ers, u. roenn mir red)t ift, eines Hatßolifen Eommen foil. Sie (Segenb bort braudjr gute Preußen. Unb ferner, in bie tpanb eines, roie id) anneßme, rooßlßabenben ober gar reid)en groeiges ber familie, roäßrenb ber nädßftfoH genbt in foId)er Hrifis fteßt. Unb id) frage, ift bas burd) oerftänbige Ueben einfunft nid)t boeß oielleicßt gu ünbern, u. ift es gang unmögliä), baß 2BoIf jun. in fpäteren 3aßrßunberten feine 2BirtßfcßaftsftiefeI in 9tangau befohlen (affe.

(Es ift 9JIaforat? Seit roann, unter roelcßen 23ebingungen? ferner ift gang unbenfbar, baß Oeftreid) auf bie Succeffion oergidßte? ‘•preußen, (Eon=

feffton — bie ftörten rooßl nid)t. "über oielleicßt fänbe man bort größeres 3ntereffe bei (Eoentualitäten einer möglidßen Succeffion ftatt ber £errfdßaft ein (Eapitrl p nehmen, roelcßes in biefem ßall oßne große Scßroierigfeit auf bas (Snt p erßalien roäre, — mit 9Ienberung ber betr. SSeftimmung refp. Gonfeng ber eigneten —. Sann mürbe bas Heine 9BöIfIein tnapper fißen, aber boeß ftßen. 9JIit 100,000 Sßlrn — 150,000 ift in Deftr. oiel p gewinnen. 93or 3IIIem ift 9).=Singenborfs 9ved)t nngroeifelßaft. Unb erfte Vorfrage, mürbe mein roürbiger ßreunb fid) überhaupt ßerbeilaffen, naeß biefer 9üd)tung irgenb einen Gcßritt gu tßim, oorausgefeßt, baß biefer Gcßritt ein refpectabler fei u. irgenb eine gute 91usficßt böte?

Sas ift ein teuflifeßer Sßrtef geworben. Ser ßöllifd)e ©eift 9JfepßeIefto=

pßeles aus bem ^ßuppenfpiel roirb ißn bictirt ßaben, benn es ift feßt bie geit ber 93ogdfcßießen, roo bies ©efinblein in Sßüringen um’ßerroifd)t. 91ber ba ift roieb°r eine große SSerfudpng, bie geroößnlicße ßimmlifeße 93orfeßung gu cottigiren, benn unter uns, bie 9toIIen, roeld)e bort oben für uns guredßt ge-- feßrieben werben, finb mandpnal reeßt lüberltcß gearbeitet, 9Iatnen oerroed)feIt, fatfeße Gtid)roörter, non ben nicßtsroiirbigen Hnalleffeften gar nid)t p reben, roeldye einem bas iperg empören, ©tauben Sie mir, man ift im $immel and) feßr bureautratifcß, u. bobei vetgeßlid) u. geneigt Silles fabrifmäßig über et-- nen Hamm gu fößeeren. Unb es finb unter ben ©ngeln bort einige, oon benen icß nid)t roiinfeße, baß fie mir unter bie fjeber tommen. 3cß entßalte mid) bil=

lig weiterer Slnbeutungen, gumal and) bas Sßapier in miferabler SBeife gu (Enbe geßt. Unb um furg gu fein: 9BeßaIten Sie lieb

3ßten getreuen

fjregtag.

(12)

gicgtag an 9Saubtffms.

Cetpgig 14 9100. 69.

Weine geliebten ^reunbe!

Erbenleben ift erfprießliß, bod) gumeilen ouß oerbtießliß. Siefet Susfprud) eines gefßäßten Sißters briidt oöllig ben guftanb 31)res aller-- treuften ^reptag aus. 3d) ftede brin, id) f'ann nid)t heraus, unb id) bin nod) lange nißt fertig. 9tämlid) mit bem Beben Watßps3). Erft 13 Sogen ftnb gebrudt, Die Sruderteufel fommen um Wanufc. gelaufen, u. mir ift ber Hopf diet. 9lß, liebe §etgensfreunbe, biefes 3a£)r entfßroebte mir nid)t gar luftig.

Ser Gommer oerging über ber Kranfßeit meiner lieben f^rau, bie jeßt groar beffer ift, aber immer nod) reßt fßroad), oud) geiftig noß nid)t gu reßter Energie gekommen. 3d) I)abe jeßt Srtßur als pflegenben ©eßilfen aus Eng=

lanb citiert, u. ber gute Sunge mad)t feine Sachen roader u. unterhält unfere Seconoalescentin mit Seifegefßißten. Unterbeß fiße id) über Sriefen u. $tam=

meroerßanblungen in bem ©efüßl baß id) abfßließen muß, um gu meiner eßr=

lidjen Sßoeterei gurüdgufeßren. Sas ift frößlißeres 6d)affen, iß freue mid) Darauf oon gangem bergen, unb füßle, baß mir folße Verjüngung gut tßun roirb.

Geit 5 Sagen finb mir ßier, nod) ßabe id) außer $irgel Viemanb ge=

feßen, aud) 9.8cIf II noß nißt, aber id) roerbe in ber erften freien Gtunbe gu ißm monbeln. Unterbeß ift Sranb, Erbbeben unb rotßes Weer über bie Süßne geroanbelt, unb ©ermaniens Voller rüften ftä) gu bem mürrtfßen Sßarlamentsmefen Des 9®inters. Saneben fteigt ein bunfler Gcßatten oon Often ßerauf. Sas Verßältniß gu Vußlanb roirb fßleßt. Ser Haifer traut, ber Sßronfolger fanatifßer Sungruffe, es giebt bort in Burgern ßarten 3U"

fammenftoß mit ejßreußen, roie feßr bie alten Srabitionen Dagegen arbeiten.

Wir roäre lieber, roenn mir erft in Seutfßlanb fertig roären. Sa ift ja nod) reßt oiel gu tßun.

9lber um ferne gutunft forgen ift unnüß, am meiften für Den, Der fie bod) nicßt mad)en ßilft, außer burß patriotifße 9Bünfße u. gelegentlicßes ©e-- fd)rei. 3d) müßte lieber oon Sßnen aus ber ©egenroart ßören. Süßem raufd)en unb Geerofen in ipolftein, Stauben in 98acßroiß — es roar Diesmal eine fßleßte Wittelernbte, roie id) fürßte, unb bie Veoenue oon oertauften Sutten mäßig. 9Benigftens naß meinen Erfaßrungen an (Siebleber Vepfeln.

7 Sßlr 20 GIgr. bet gange Settauf, es roar ruppig, u. roenn man bereßnet, baß Dies bie gange Gimtaßme roar, roenn man noß etroa 15 göpfe groiebeln gureßnet, fo roirb man niebergefßlagen. 9Iuß bie 5türbfe blieben tlein, mit ausgefprod)ener Steigung gu Wiferabilität, nur bie fßönen Hronenfiirbiffe, bie iß Sßrer ©üte oerbanfe, beßielten 98ertß u. in biefcm 3aßre auß bie ßagon.

edjließe iß barnaß auf 9Baßroiß, fo mutßmaße iß etroa 50—60 Sßlr. für Stauben, für feigen roenig, außerbem freiliß bas ©emüfe, roelßes ber ©ärt=

ner oerbramßte, ber in biefem Saßt merfroürbig oiel nötßig geßabt ßaben mag.

Sie Soßannis u. anbere Seeren bringen mir beiberfeits nißt in Vnfßlag.

3) ^reytagS Süograyßie feines RreunbeS £arl fDlatfjy, be§ babifcben Staatsmannes, bie im SBinter 1869/70 erfcßien (fpäter aufgenommen in fjreytagS „©efammette Stierte", 93b. XXII).

(13)

9Jteine lieben ßreunbe, id) mödjte Sie beibe febr gern roieber einmal fel)n, beim bas Schreiben beforgt Silles gu oberfläcf)Iid). Siber id) weiß es jeßt gar nid)t gu madjen. 33is bas äHicßel fertig roirb. (Es foil nicht groß werben. Slber es ift — für mid) — tnübfamc SIrbeit, weil id) fein Sßabenfer bin; unb cs ift bod) in fofern feine freubige Slrbeit, weil bas Geben gar gu mübecoll war. SBtrb and) ben Genien unb bem Verleger feine große ßreube machen, fonbern gar Heine.

Sehr münfcße id) alles $eii in 3ßren guten ijeitnlidjen $ausi)ait, fröl)=

[id)e Stimmung in 3ßre bergen unb baß Sie an ben 9)iittnen|‘d)en um Sie herum red)t oiel fjreube erleben. 93ei)aiten Sie uns Sille lieb unb benfen Sie gütig an

31)ren treuen

ftreptag.

Cßrottif ber Stab! äreugburg 93on Sr. pßil. £>eibenfetb.

(gortfeßung)

9tacß oeenbigtem Gottesbienfte rourben gum Slnbertfen an bte aus f)ie- figer Stabt unb 33orftabt gebliebenen Rrieger auf bem alten eoangetifeßen Segräbnißptaßc gut Seite ber Kircße unb gro ar unfern bes (Einganges vom SRarfte, Unter iponb, groei junge Gießen gepflangt. Gin Gleiches gefeßaß aud) auf bem Segräbnißplaße ber cor bem potnifd)en Shore liegenben ^uratiaU Hircße burd) Serpftangung groeier jungen Gießen gegen ben Stoberbaeß, unfern bes Slusganges über ben Stöber auf bem Seießbamm.

3u biefer ^eicrlidjfeit hatte fid) eine Seputation bes SCRagiftrats, fämmt=

ließe Stabtoerorbnete unb Segirfsoorfteßer auf bem 9xatßßaufe oerfammett.

Sie gingen paarroeife unter bem Getaute aller Gtoden nad) bem eoangetifeßen Stabt=^ircßßof--Sßtaße in fotgenber Orbnung:

1) bie Seputation bes SCRagiftrats,

2) 4 £atßolifd)e unb 4 eoangetifeße SRäbcßett in weißen Meibern, roooon 4 baoon bie beibeit Gießen, beren Söurgetn mit einem weißen Sueß um-- rounben waren, an ben ßtpfeln bes Sudjes trugen,

3) bie fämmtließen Stabtoerorbneten unb 93egirts=93orfteßer, an weleße fieß noeß eine Btngaßt ßieftger Sürger unb Ginrooßner angefeßloffen ßalte.

Bits nun ber ßug auf bem eoangetifeßen ^ircßßofe in ber Stabt gum Slnpftangen biefer Gießen auf bem beftimmten ißtaße anlangte, bitbeten bie Seputation bes SRagiftrats, bie Stabtoerorbneten unb Segirfsoorfteßer unb bie aeßt SRäbcßen, roeteße bie beiben jungen Gid)en aufreeßt hielten, einen Hreis.

Ser erfte Beßrer ber ßiefigen eoangetifeßen Stabtfcßule, SReCtor Stoß- rießt in Serbinbung mit bem Gantor tpaaefe unb 3. Beßrer Seßreiber, fangen einige biefer freier angemeffene Gefänge eßormäßig ab. Unter biefem Gefange würbe nun bie Grube gum Ginfeßen ber Säume gegraben unb fo biefe beiben

(14)

©icpen auf 2 oerfdjiebenen ‘platen in geraber Cinie einige Scpritte con ein- anbei eingefept.

hierauf fjolte ber 3U9 in berfelben 2Beife bie für ben Huratial-^ircp- pof beftimmten 2 ©icpen com Statppaufe ab, unb biefelben mürben unter ben- felben geiertid)feiten eingefept.

Stlufferbem mürben in beiben Äirdjen (£1) renta fein, roelcpe bie tarnen ber in ben 'greipeitsfriegen (Befallenen aus ber Stabt, Ober- unb Stieber- ffillgutp tragen, errietet. 91ns ber Stabt felbft ftarben ben Sob fürs 33ater- tanb:

1) Sodann 3torooct, ben 22. Mai 1813 bei Sanken, 2) ßieutenant Sßrieoer 1814 bei ßaon,

3) Sodann Seisberg 1813 bei ©olbberg.

3m Sapre 1820 mürbe auf bem Sßlape cor ber eoangelifcpen Äircpe bem Seconbe-ßieutenant com oftpreufjifcpen Hiiraffier-Stegiment Steugebauer aus Säpnarbt, meiner bei Montmirail fiel, ein eifernes Senfmal mit einem fcproargen ^reuge errietet; baffelbe ift pent nod) bafelbft p fepen.

Sn bemfelben Sapre mürbe ber Rreis Ureujburg pm Stegiernngsbegirf Oppeln gefcplagen unb feit 1849 gehört btefer Slreis unter bas 51ppeIIations=

gericpt oon Stntibor.

9lm 6. Sluguft 1830 fcpenften bie ©efcproifter bes am 15. Stooember 1829 pierfelbft cerftorbenen, fei)r geachtet geroefenen Mitbürgers, bes 51auf=

um uns unb Stabtcerorbneten ©art ©ottlieb £erpog 100 Splr. p bem gmede, bie ginfen an bem Scbestage an 5 cpriftlicpe Lausanne p oertpeilen.

3m Sapre 1837 fcpeint pier bie ©potera pm erften Male aufgetreten p fein; in biefem Sapre mürben an 50 Sßerfonen aus ber Stabt ein Opfer ber Rranfpeit. 3m Sapre 1849 trat piernäbpft roieber bie ©polera ein, es ftar­

ben inbeffen nur 2 Sßerfonen. Sagegen ftarben im Sapre 1852 an btefer Rranlpeit 320 Sßerfonen.

Unterm 17. Sunt 1843 finb bie Statuten ber ftäbtifd)en Spartaffe, roelepe pier eingericptet mürbe, oon ber Höniglicpen Stegierung genepmigt roor- ben. Siefe Spartaffe beftept nocp gegenroärtig. Ser Sotal=23etrag ber ©in- lagen beläuft fiep gegenroärtig auf 2974 Splr. 8 Sgr. 4 Sßf.

9lm 4. Segember 1844 erpielt bie oon einem Ungenannten aus Hreuß- bürg burd) Stieberlegung eines Kapitals oon 200 Splr. errichtete Stiftung pr 9Serforgung armer Üranfen mit Slrgnet unter bem Stamen „griebricb-

©ilpelms-Stiftung" bie lanbesperrlicpe ©enepmigung.

3m Slpril 1846 fcpenfte bie oerroittroete gfran Stittmeifter oon Sroar- borosfa, geb. oon Stubnip, ber pieftgen Slrmenfaffe 100 Splr., um oon ben ginfen bes Kapitals fäprlicp ©rennpolj an bie Slrnten p oertpeilen.

3n ben Monaten Sejember 1848 bis Mörg 1849 mar über ben Slreis Hreußburg, tncl. ber Stabt, pfolge ber in Stieber-Stofen attsgebrod)enen 3n- furreftion ber 23elagerungs-guftanb oerpängt. Ser fcpon bamals Seitens ber Stabt nadjgefutpten ©rlangung einer ©aoaIIerie--©arnifon mürbe erft im Of­

tober 1850 ftattgegeben. Siefelbe beftanb bis pm 14. Sutti b. 3. in einer

©scabron $ufaren, an bereu Stelle fiep feit bem 14. Suli b. 3. eine ©scabron Sragoner pier befinbet. Sie Steitbapn ift im Sapre 1850 erbaut, in bem-

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felbert Saßre aud) ein non ben ©erber $offmann’fd)en (Erben abgetauftes ipaits gur Haferne eingerichtet roorben.

91m 1. 3uli 1852 fcßenfte ber Sßartitulier Sßomant) sen. ber ßiefigen 91rmentaffe 200 Sßlr.

91m 18. 9Iuguft 1854 roar hier eine feßr beträchtliche Ueberfcßroemmung, welche burd) cnßalienbe Segengüffe in ßieftger ©egenb oerurfacßt roorben roar.

5aft alle #ege, Srüden unb Stimme waren gerriffen unb gerftört. 6ed)s Sriiden unb baruntet 2 feßr fcßön gebaute mafftoe, roooon bie eine auf Dec Hreugburg-Sonftäbter, bie anbere auf ber Hreugburg-Oppelner Straße fid) oe- fanb, waren total roeggeriffen. Sie Strafe oor bem poInifd)en Shore bis an ben eoange!ifd)en Hircßßof roar ooller 2öcßer unb bas im beften ßuftanbe ge- roefene Gtraßenpflafler roar faft gang fortgefpült. Ser Samm ber neuen 33ad)e, bie Summe um ben fogenannten Scßloßteid), foroie bie Stimme um ben Stabtteicß waren an mehreren Stellen bitrdßbrocßen unb befanben fid) in ben- felben fo große Oeffnungen, baß oiele Saufenb fuhren Schutt unb (Erbe er- forberlid) waren, um biefelben roieber gu füllen. Ser Samm längs bes Stoberflußes, roeld)er gleichfalls burd)brod)en gu werben, in ©efahr ftanb, tonnte nur mit ber größten Hraftanftrengung erhalten werben. ŚBtire bie (Erhaltung biefcs Sammes nicht geglüctt, fo hätte unoermerblid) bie gange Sßaffermaffe aus bem Gcßloßteicße bie Stabt überfluthet. Ser Sd)aben belief fid) auf mehrere Saufenb Sßaler.

9lm 30. 9lpril 1858 würbe bie eoangelifdje Seminar-- unb ißräparanben- 91nftalt, roeldje in bem ©erberm. Horn’fti)en $aufe auf ber Hratauer Straße eingemiethet ift, feierlitijft eingeroeißt. 9lls Homtntffarius bes Sßrooingial»

Sd)uI=(EoIIegii fungirte (Eonftftorial- unb Sd)ulrath 9BacßIer. — 91ußerbem rooßnten ber geierlid)feit bei: bie Sdjul- unb (Eonfiftorial-Säthe Sd)ulg uns Oppeln unb Seilmann aus Sreslau, ber Hreis=2anbratß ©ruf oon Stouts, faft fämmtlidhe ©eiftlid)e eoangelifd)er (Eonfeffion aus ber hefigen Siöcefe, feßr oiele 2anbfd)ullel)rer, bas Stagiftrats--(EoIIegium, bie Stabtoerorbneten-Ser- fammlung, bas hier garnifonirenbe Offigier-(Eorps unb oiele anbere S^fonen oon Siftinftion. Sie Seminar- unb tpräporanben=91nftalt würbe eröffnet mit 28 ßöglingen, für welche oorläufig 2 2eßrer angeftellt waren, Seminarlehrer Stoftalsfi unb Hilfslehrer Seidßelt. Sie (Einroeihungs-5eierlid)fett begann am 30. 9lprit c. 10 Ußr. Son bem Sdpfßaufe begab fid) ber ^eftgng — guerft bie ßöalinge mit ißren 2ehrern, fobann ber Höniglicße Hommiffarius, oor welchem burd) ben Seminar-Haushälter ‘ißrießel ber Säßlüffel gum Seminorgebäube auf einem weißen 9lllas-Hlffen getragen würbe, gut Seite rechts ber 2anbratfj

©rof oon Stouts, gut Seite lints ber Sürgermeifter Stüller, bann bie übrigen Segleiter bes ßeftgnges — in bie eoangelifcße Sßfarrtircße, roofelbft ber 4ßafior prim. Spruffe aus ©onftobt, in Sertretung bes burd) Hranfßeit oerhinbert ge-- wefenen Gupeiintenbenten Hern, in beutfcßer unb polni)d)er Sprache bie ßefl- prcbigt hielt. Hierauf bewegte fid) ber ßng unter ©lodengeläute unb unter Sorantritt eines ißofaimenbläfer-Sßors über ben Starft bis oor bas Seminar- gebäube. Sort übergab ber Sürgermeifter Stüller mit einer furgen 91nrebe, in welcher er namentlich heroorßob, baß gwar bei ber Segrünbung bes Se­

minars bie eoangelifcße Seoölferung am meiften intereffirt fei, baß jebod) aud) bie Stitglicber ber anbern Honfeffionen ihren guten 9tntßeil an bem ßu- ftanbefommen beffelben hätten, ba bie erforberlichen Sefcßlüffe einmütig ge­

faßt feien — ben Sd)IüffeI bem Segierungs-Hommiffarius SSacßler, weldjer

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nad) einigen ©orten öes ©antes gegen öie görberer bee Unternehmens, bie

<f>aupttl)ür bes Seminargebäubes öffnete. Sn bem im gweiten ©toctwerf be=

finblidjen Hlaffengimmer hielt HonfiftorialWath ©ad)Ier bie ©eihrebe unb hierauf fprad) nod) HonfiftorialWatl) Sd)ulg aus Oppeln. SBeibe begeidjneten bie (Errichtung eines eoangeIifd)--poInifd)en Seminars als eine Sühne gegen bie eoangeIifd)=polnifd)e 33eoöIferung Oberfd)lefiens, ber man früher obfidjtlid) nur beutfd) fpredjenbe 2ef)rer gegeben habe. 93eibe begegneten attd) bas früher befolgte Verfahren, Oberfdjlefien gu germanifiren, als ein falfd)es unb oerfpradjen fid) einen befferen (Erfolg oon ber fehl gewählten Waßnahme, an ben eoangelifd)en Schulen Oberfd)Iefiens utraquiftifd)e Sehrer anguftellen. — Stad) 93eenbigitng ber Sd)ulfeierlid)feit fanb ein gemeinfd)aftlid)es Wittagbrot im Saale bes ©aftl)ofes gum dürften SBIiięher ftatt, an roeld)em fid) etwa 50 fßerfonen betheiligten, ©er gegenwärtige ©ireftor ber Slnftalt, Semeräf, würbe am 6. Wai 1859 unter 9Seti)eiligung ber ftäbtifd)en 93ef)örben burd) ben Su*

perintenbenten Hern in fein 9Imt eingeführt.

5lm 31. Oltober 1858 würbe auf bem neuerbauten Stathsthurme ber Hnopf aufgefe|t. ©iefer 5lft würbe in feierlicher ©eife oollgogen, nad)bem ber ©ürgermeifter Wiiller eine bie ®efd)id)te bes Stathhaufes betreffenbe ßeftrebe gehalten hatte. 51m Slbenb oerfammelte fid) bie 33ürgerfd)aft gum ßeftballe; ber 5lnbrang war fo groff, bah bie geräumigen Sofalitäten bie er-- fthienenen (Säfte faum gu faffen oermod)ten.

51m 19. Slpril 1859 würben burd) eine Jeuersbrunft mehrere ©eböube auf ber Hracauer Strafe gerftört. (Es würben an 6000 ©hlr. -Branbbonififa-- tions=©elber oon bei Sßrooingial=5euer=Sogietät gegahlt.

(Ebenjo würbe bie Stabt am 15. Wai 1860 oon einem bebeutenöen iBranbe heimgefudjt; es würben 5 23efit)ungen, baoon 4 auf ber Oftfeite bes Warftes unb bie eine auf ber Hrafauer Straffe, ein Staub ber flammen. Sie

^rooingial=Stäbte=S:euer=Sogietät hat allein 5357 ©hlr. 5 Sgr. 33ranb=93oui-- fifations=©elber begahlt. 93ei biefem 93ranbe fanb ein bejahrter <SoIbarbeiter=

©eljilfe ©eher, welcher, wäljrenb bas §aus fdjon in 33ranb ftanb, oon bem 93oben nod) einige ipanbmertsgeuge h°ten wollte, in ben flammen ben ©ob.

(©chlufe folgt.)

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