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Die Zukunft, 27. Juli, Bd. 36.

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Berlin, den 27. Juli 190!.

f J sxs s s

Lucae Offenbarung.

Das erste Kapitel.

Ausschl-istdesBuches; Ermunterung, eszulesen.JsraelsSchuldundStrafe.

FröhlicheAussaatnndschrecklicherHerbst.VonzweenSonnen.

Mies

istdieOffenbarungdesHerrn,seinem Knecht gegeben, auf daß Deranderen Knechtenzeige,wasin derKürzegeschehensoll. Selig ist,der daliesetundderdahörctdieWortederWeissagungundbeisichbe- hält,wasdarinnen geschriebenist; denndieZeit ist nahe. NahedieZeit,da inIsraelGutes undBösesingleichenSchalengewogenunddieSchale desBösen,wie ein desZielessehlenderPfeil, hinabschnellenwird,dieweil desLasters Gewichtschwererin dieWage fällt.Dennhoffährtigwaret-Ihr, iibcrnahmctEuchundkonntetgenugnichtderSchätzehäufen,dieRost doch undMottenfressen. Fröhlich schrittet Jhrüber dieFlur hin, unklugen Kindern gleich,dieleichtenHerzensderLehre entliefen,undstreutetmit flinkem FingerdieSaat in dieFurche,ohnezufragen,was derBoden t1«agen,ertragenkönne.Vieltausendfach, also sprachet Jhrzu dem War- ner nebenEuchundin dereigenen Brust, giebterunsjedesSamen- korncsSegen zurück.WieinjedemLenzdieguteSchnur ihrer Schwieger,sewirdseines Schoß-esFruchtbarkeitinjedemHerbstuns Freude bescheren.Lernt EureBlindheitniesehen?DieZeit,zuernten, ist gekommen.WasaberwardausEurer Saat? Schlagetanmit Eurer SicheLmitscharferHippe:die Ernte derErdeistdürrgeworden.Wohl lacht EuchdieSonne, Wochen lang; dochdienicht,die allerKraftjunge

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Flügel leihtundden Keimausdem Kornlockt, sonderndiesengcnde,die KnochenundHirnmüdet,denfleißigenWirth faulwerdenläßtundmit frühundspät glühendemStrahldieErdfestedörrt. Jhr Antlitz flammt wie desrothen Drachen,denJohannesamHimmel sah:derhatte sieben HäupterundzehnHörnerundauf seinenHäupternsiebenKronen. Und sowardmirgesagtvoneinergroßenStimme,alseinerPosaune: Siehest Dudieses Zeichen,dannsetzeDich ohneSäumen undschreibeDeinGesicht in einBuchundsendeesandieGemeinen inAsien,genCphesusundgen SmyrnaundgenPergamusundgenThyatiraundgen Sardes undgen PhiladelphiaundgenLaodicaea., Dieses that ich,alseingetreuer Knecht.

Vas zweite Kapitel.

VondesWahnes Vermögen,altenundneuen Götzen.Und vonfalschenApostelu.

Hochmuthhatte Euch übermocht.Denn nichts frommt Euchals schlechteZeitundnielebtJhrdemHerrnalsinZerrissenheit,beiMißwachs, Ungemachaller Art und inDürftigkeit.Nun aberwaresgeschehen,daßJhr zuSegenkamet und in denGlanz;undgleichtrübtesichEuerSinn. Nicht lässigwartJhr gewesen,hattetimSchweißdesAngesichtesgeschafft,denin gleißenderSchlangenhauteinherkriechendenFluchzuerfüllen;undstaunten die Völkerweithin,bis zu den vier Enden derErde,denGogundMagog.

Undbegannen,zuflüstern,undsprachen: Diesekannten wirnichtbisauf denTag,derist; hielten sie für geringeLeute,dieanderSchollehaften,arm anGold und edlemStein, knappem,undankbarem BodenmühsamdieNoth- durft abringendz lachten ihrer, hießensie Träumer, SchächerundZecher, demBuchbaldundbalddemBecher geneigt,undmüssennun merken, daßunsvorihnen aufderHutzuseinziemt;dennausderErdestampfen sie Schatzum Schatz,ihreArbeitistderNachbarschaft wohlgefälligund bringen aufdenMarktdie WaaredesGoldesundSilbers undEdelgesteins unddiePerlenundSeideundPurpurundScharlachundallerleiThinen- holzundallerleiGefäßvonElfenbeinundvonköstlichemHolzundvonErz undvonEisenundvonMarmor und Zimmet, Räuchwerk,Salbe, Weih- rauch,Wein undOel; undihreKaufleute habenzulachen.SolchesGespräch kamauchzuEuch,denn die Weltistkleingeworden.UndwuchsEuerStolz und wolltetnun Alleshabenundmehrals Alle.UndanAllensahet Ihr nichts mehrals dieFehler,nanntet sie hartherzig,dumm undtreulos und schlugetandieBrust,darinnen TreueundGlaubeundKraftundRedlich-

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keitwohnen.Denn die Väterhatten fürEuch gesiegt,darbend Euchdes Wohlstandes Ruhbett bereitet;denSöhnen solltederErdkreis gehören, als dem aus aller Menschheit erwähltenVolk. Ahmtetdenvon MachtundgestapeltenGüternstrotzendenReichen nach, schlepptetaus allerHerrenLändernherbei, was an Einrichtungen, Gesetz, Frucht, Gedanken Euch nützlichschien,undbedachtetnicht, daßder Bodenlangein Demuth gebetensein will, eheerFremdes, auf ihm nichtGewachsenesträgt.

HattenJene Reisiger helleHaufen:Ihrwolltetmehr haben; Märkte und Käufer: mehr; FahrzeugeallerArtundfest gefügtgleicheinerMauer:

mehr.Dennwarum Jenen, nichtuns, dieErde?Vermögenwirnicht,was siekönnen,undsind weiser, nüchterner,reinerim Wandel undHandel?

UndDenen,dielängstnachdemGoldenenKalbegefchielthatten,war nun guteZeit. Zwar mahnte Mancher, nichtvordemaltenGötzenwieder zu knien.Doch ringsum regtensichfleißigeHände,durchdieNachtgarglühten dieFeuer,in derenSchein gearbeitetward,undweichlichenLotterthumes fahestDukeineSpur.So dientKeiner dem Kalbe. EssenundSchlote sind, Erdschlündeund DämmedieWahrzeichenunsererZeit;undindieserZeit istuns geheißen,starkzu werden undderHeidenheitinunsererWaare unsereGesittungzubringenundunserenEhristengeist. Zu solchemWerk riefenViele,die imKleid derApostelgingen; und ermatteten nicht,zusprechen:

Draußenliegt,weit über denWassern,Eurer KinderanFrucht unerschöpf- lichreichesLand ; dassolltJhr, ehedieNachtsinkt,bebauen!GroßeSchrift- gelehrtewaren darunter undgewaltigeHerren,derenStimmen siebenmal siebentausendHändengebot.UndJhr folgtetdemRathe Dieser, so sich Apostelnannten und Männervonmorgen.

Vas dritte Kapit el.

VondesReichesMachtundHerrlichkeitAllerErdengräuelgroßeMutter.

Unddesneuen WesensGlanzbeugtensichalleHäupterin allen Städten.DennderGlanzkamvom Golde. HämmernundPochenund StampfenundRasselnvon einemzumanderenMorgen.Gütermüssen fertighinausund Gütermüssenwir wirkenfüralleLande. Weilaberoft der Mondwechselt,bissolcherGüterPreisin den Säckelfließt,und weil auchandereVölkerWagenundSchiffemitweithinzuführenderWaarenlast 1«i"1ften,ist Zweierlei nöthig: Waffengewalt,die denBedürftigenzwingt, vondemStarkenzukaufen,und Münzegenug,umwarten undderHörigen

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Hungerstillenzukönnen,bis die GüterdenVergiitergefunden haben.

Alsowardes vollbracht.WermochtedazuWasserundLand Eurem Schlachtgeräthnochwiderstehen?Undtraten Männerzusammen, ernste, erfahrene Männer,undberiethenundsprachen:Einer vermaghier nichts mehr;zu Vielenmüssenwir uns schaarenundeinKopf dennochseinund einSchlund; nehmen müssenwir,wasirgend zuhabenist, auchderWittwe Scherflein,dennvielerHellerZifferrundet sich stattlich,undesDenen leihen,die vollmuthiger Unternehmenslust sind; soaberSolche fehlen, müsseninZögerndenwirdieLustwecken. Undthaten,wiesie gesagt;und nannten eseineBank, gleichdemGefügeaus HolzoderStein, woder Wanderer Ruhe findetundneueKraft.UndgabenZinsundvomZinswieder Zins, auf daßAllekämen,diefüreinesHellersWerthzuverleihenhatten.

UndwareinGeizhals, dersichvonseinerHabe,daßsie ihm nicht entschliipfe, nichttrennen mochte,Demwardgesagt: WillstDu dasDeineungenützt indieTruhelegen,stattdaßessich,fürDicharbeitend, mehrt? Fester sindun- fereTruhenalsDeine undschnellerjungtDeinHeller,wennerbei anderenliegt.

So Du uns aberfürDiebehältst,hebedenBlick undschaueaufDie überuns.

Jhrersind Wenige;dochJedesNameistdem Vertrauen einsichererHortund demSchiffDeinesHoffensein Anker.Bis insKleinsteprüfensieunserThun, führendieAufsichtundsitzenimRath,derAllesbeschließt; und die Besten desLandeswählenwir zusowichtigemWerk. Dasjedochwar nur Leim, um Gimpel aufdieRuthezu locken. DennDieimAufsichtrath saßen, hattenzwarNamenvonfeinem Klang,waren desneuen Handelswesens aberunkundigundwußtengarnicht,wasin derBankgeschah;hörtenauch nichtgerndavon,weilsiedenSinn dochnicht verstanden hätten. Zweimal imJahrkamensie zusammen, seltenöfter;wiesollten siedafassen,was hundertKöpfeanmehrdennhundertTagen erfonnen,hundertHändeverwirrt undentwirrthatten?DenKaufleuten hatten sie,Würdenträger,verabschie- deteFeldhauptleute,HofdienerundAmtmänner desKönigs,umhohenPreis ihrenNamenverkauft;undwarengeachtetundward Keinermehrbewundert dennEiner,der inrechtvielerHandelsgeschäfteAufsichtrath saß.Die das Geldbrachten, erfuhrenvonAlledemnichts;undkamenAlle, so daßdie BankleihenkonntenachOstundnach WestundneueBedürfnisseschaffen, neue GemarkungeinhegenundbrachliegendeFelder düngen.Undwuchs desReichesMachtundHerrlichkeitundregte sichüberall Neid undschien nichtsdemVermögenunerreichbar. Dochtmnochgrünen-Holzsaßschonder Wurm. DennMammon war Gott;undgalt nichtsAnderes mehrals

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blanke,geprägteMünze,woher sie auch kam;werdereneinenhohenHaufen geschichtethatte, herrschte;undkriimmten sichihmalle Rücken.Dientendem neuen GottSchriftgelehrteundKünstlerundlief,wassichauf seinenVor- theil verstand,ausdemschlechtenSoldedesKönigsdenKaufleutenzu. Und warwie znBabylon,wovonEuchIohannesverkündethat:vondemWeibe- dassaßaufeinemrosinfarbigenThierundwar gekleidetmitScharlachund Rosinfarbe,mitGold und edlen Steinen undPerlen;undtruganderStirn den Namen: DiegroßeBabylon,dieMutter aller GräuelanfErdenIhr aberschlossetdieAugenundschlugetandieBrust, darinnen Treue und GlaubeundKraftundRedlichkeitwohnen-,undwußtetinZuversicht:Uns geschiehtnach Verdienst.

Das vierte Kapitel.

Von Staat,BanknndSchreibern.DasdreizehnteZeichen.Zengnngin Sünde- Nach Verdienst ist Euchgeschehen.UnerschöpflichdiinkteEuch dieser ErdeSchoßundunmeßbardieMenge gemiinztenGoldes. Undsiehe:Ihr irrtet.DasgemeineWesen habt IhrzuEuremKnecht,ausderBank einen Throngemacht; herrschtetundherrscht noch heuteundlachtdesScheines, in den die altenTrägerderVolksmacht sich kleiden;dennIhr leitetden«

StaatundlenktihninEureWege.DesHimmelsLichtgenügteEuch nicht.

Ihr kiinstelteinanderes,dasdieNacht EuchzumTag machen soll.Was insieben Tagen geschaffenward, verschmähtIhr, fangtdasWehendes Windes,die inEisenundSteinschlafendeKraft, laßtEuerFahrzeugzuLand undquasser vonunsichtbarenGewaltentreibenundprahltvor demHerrn, derEuchin den Staubwies:Nichtlangemehr, sotragen selbstgefertigteFlügel uns zu Deinem Himmelempor!IchabersageEuch:DerBaumEures Stolzeswächstnichtin denHimmel.Brüstet Euch immerhinundsprechet, derinderHütte entlieheneHellerbaueamanderenEndeder Erdeeiserne Stm1«3en,bringe reichlirlInZinsundvomZins wiederZins.Demthörichten Knaben gleichetIhr,srdie WeitedesprächtigenRockesnicht«ausfüllen konnteundvergebensmjedem MorgendieGliedermaß,obsiedennnoch Nichtgewachsenseien.Eines HandwirdEureRechnung zerreißen;und auchdenWahn,mitseinen SchwärenwerdeLazarusbis zumletztenTag fürdenReichenfrohnden.SeidIhrdennwirklichblind undsaht nie,wie esUoch Iedem erging,dersich übernahm,desVermögens Grenze nicht kannte?Als dieKraft schwandundIhr merktet, daßaufdemMarktauch

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aus anderenLändern Waare feilwar,zwangetIhr listigdenStaat,Euch lohnendeArbeit zugeben.DemWasserder Ströme sollteerneueBetten graben,neue SchiffskörperzimmernundgegendesFeindes Wurfgeschoß härtenundinWaffen ausziehen,in weiterFerneeindichtwohnendesVolk zuknebeln, daßesfortanbeiEuchalleinkaufe.SooftSolches Euch gelang, schrietIhr, alsumfingedieVrunst EuchmitheißenArmen: Gerettet sindwir, gesichertistunfererKinderfruchtbaresLand!UndkauftetSchreiber, daßsienurGutesmeldetenundKeinemverriethen,wieesinWahrheitum Euch stand,desVolksguts Verwalter,was Ihr planetundwoesEuch fehle; daßgerade fehlet, wasIhranbetetundnichtentbehrenkönnet.Zwölf ZeichenwolltetIhr nicht sehen, zwölfdumpfe Donnerfchlägenicht hören;

demdreizehntenaberfolgete erstderBlitz.Undalles Volk blickteumsich undfah. Nichts halfnun dieSchlauheitderSchreiber,diesichstellten,als seiensieüberrafcht,alsbrechekrachendnurMorscheszusammen,demFrevler- handdenScheinblühendenLebensaufgetiinchthatte.Alles Volksiehtent- setzt,was ist.Eineneue Weltmitunverbrauchter Kraft lächelthöhnisch Eureskleinen,hastigenMühens UndIhr steigertdieHastundEiner über- bietetdenAnderenimErfindenlockendenGaukelspieles.Immer höheren Zins versprachetIhrundTheilanreichemGewinn undließetnicht ab, neue Werkstättenzu bauen. DennneueLeimruthenbrauchtet Ihrundkein Trugwar zuschlecht,dieHellerheranzurufen.Und bei desBlitzes Leuchten erstwardoffenbar,wasIhrin Sündegezeugethattet,und dasGewimmel siecherKinderkränkelnder Eltern.

Das fünfte Kapitel.

Gleichnißvomverlorenen Sohn.VonTrebern unddeingeniiistetenKalb- MahnuuganJohannem.

DerguteVaterfchließetkeinem Kinde dieThür,undhätteesfeinem AlterdeneinzigenStab geraubt. DeßzumZeugnißerzählteicheinst Euch vondemMann,der zweenSöhne hatte;undderZweitgeborenewar leicht vonSinn. Ging hinundbrachtedasihmvomVatergetheileteGutum mitPrassen, nahm fchlechteWeibsbilderauf seinLagerundlebeteinjeglichem Betrachtals ein arger Sünder.Da seineHabeverthanwar underdarben mußte,verdangersicheinemBürger, auf dessenAcker der Säuezuhüten.

Undbegehrete,seinenBauchzufüllenmitTrebern,die die Säuefraßen;

aberauch dieseTreber gabNiemand ihm. ZumVater schlichcr,beugte

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sichundsprach,erwolleder Sünde entsagenundtugendhaftwandeln.

Weit wurden ihmdie Armegeöffnet;undward eingemästetKalbihm geschlachtet,das besteKleid gebrachtundHandund FußmitZier- rath geschmückt.Das vernahmderErstgeborene.Der warein Acker- bauer.Hörte,alservomFeldheimkam,dasGesängeund denReigen,ward zornigund wolltewissen,warum Jenem,derin den StädteneinLuderleben geführtunddasVatergut vergeudet habe,ein Kalb geschlachtetwerde, währender, dergehorsamundstill seitdenJünglingsjahrendieScholle pflüge,nieeinenBocknochLämmleinerhielt,.daßerbeifetter Speisesich freuemitfröhlichenFreunden. DesVaters Antwort habeich Euch auf- gezeichnet;undist Keiner,dersie nichtweisenannte undliebevoll. Und wie mitdiesesMannes zweenSöhnen, sollesgeschehenmit Eures Lan- desverfeindeten Kindern,so JhrbeiZeit Euch besinnetunddurchalte Vernunftdasneue Wesen ersetzt.Wollet Jhr Solches nichtundweicht derHochmuthnichtvordemFall:wahrlich, Jhrwerdetallzu spätdannan Johannemdenken und Alleswirdaus seinerWeissagung erfülletwerden, Von denKaufleuten,die Leidtrugen,weilihreWaarenNiemand mehrkaufen mochte,undvon denSchiffherren, SchiffleutenundDenen,dieaufdem Meere hantiren; auf ihreHäupterwerdensieStaub werfenundschreien undweinen.DennlebtJhr so fernevonBabylon?DiesichApostelhießen, werdenängstlichihr Antlitz verstecken.Undüber derSündenstadtSturz, diehinsankwie imBeben der Erdeverschlungen,dersie einsteilendentstieg, wirdFreudeimHimmelsein.

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Aus BerlinS Baugeschichte.

Tsm

vorigen Jahrendete einverhängnißvollerAbsturzandemsonstals

VIhöchstharmlos betrachtetenTitlis imBernerOberlanddashoffnungvolle LebendesberlinerPrivatdozentenderNationalökonomie Dr.Paul Voigt.

Man glaubte schondamals, zuwissen,wieviel dieWissenschaftindiesem erst achtundzwanzigjährigenManne verloren hatte;man wußteauch, daß BoigtimAuftragedesInstitutes fürGemeinwohlinFrankfurta.M.an einerUmfangreichenStudie über dieEntwickelungderstädtischenGrundrente inBerlin unddenübrigen deutschenGroßstädtenarbeitete;erhatte einige Kapiteldaraus alsHabilitationschriftderberlinerUniversitäteingereichtund veröffentlichtekurz darauf einigeandereErgebnisseseinerStudien unter dem Titel»HypothekenbankenundBeleihungsgrenze,einBeitragzurFrageder MündelsicherheitderHypothekenpfandbriefe.«Damals bestandin einigen parlamentarischen KreisendieAbsicht,denPfandbriefender—Hypothekenbanken Mündelsicherheitzugewähren,undVoigt hielt sich für verpflichtet,aufGrund derErgebnisseseiner UntersuchungengegendieseAbsichtzuprotestiren,daer namentlichin denneueren StadttheilenBerlins undseineranschließenden Vororte denBeweis ganz ungeheurer Uebertaxirungenundebensounge- heuerlicherUeberbeleihungenhatte erbringenkönnen. DieBrochure machte großesAufsehen; ihr istmitzudanken,daß jene Absichtvereitelt wurde, und derfurchtbare ZusammenbruchderSpielhagenbankenhat kurze Zeit daraufgelehrt,wieRechtBoigtmitseiner AnklageundWarnung gehabthatte.

Jetzt ist durchAndreas BoigtinFrankfurta.M.dashinterlassene ManuskriptdergroßenArbeit,aus der diebeidengenanntenVeröffent- lichungen Auszügeboten,zumeinenTheil herausgegebenworden;undjetzt erstkannman dieGrößedesVerlustes,dendieWissenschaftindemfrüh Dahingeschiedenenerlitten hat,in seinemvollen Umfang erfassen.Der ,,GrundrenteundWohnungfrageinBerlin undseinenVororten« betitelte Band eristalsersterTheil bezeichnet istein Werk, wieesnicht häufig aus derWissenschafthervorgegangenist.Ein ungeheurer historischerund statistischerStoff istmit vorbildlicher Klarheit dargestellt.Es trägtalle KennzeichenderSchule Schmollers,zuderen begabtestenVertretern der Verstorbenegehörte.

DerhistorischeTheil,mitdemdasWerkbeginnt, schildertdieEnt- wickelungderGrundrente undderWohnungfrageinBerlin von denältesten ZeitenbisaufdieGegenwartinfünf Kapiteln-H

V)1.ZurälterenGeschichteBerlins (bis1640). 2.DieBau- und WohnungpolitikdesMerkantilismus. Z.Die UmgebungvonBerlinvorBeginnder modernenEntwickelung4.Die moderneEntwickelung derberlinerBorortebis 1887.

5.Diemoderne Entwickelungderberliner Vororte von1887biszurGegenwart.

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AusBerlins Baugeschichte. 145

DerersteTheil ist namentlichfürdenReichshauptstädtervonlebendigstem Interesse.Wirsehen, unterstütztdurcheineReihevonUebersichtlarten,wiesich inallmählichemWachsthumumden Kernderkleinenmittelalterlichen Handels- und Acker-DoppelstadtBerlin-Kölln Vorstadt nach Vorstadt ansetzt,und zwar weniger durcheinen organischenProzeßdesWachsthumsalsunter derEinwirkungdesWillens derHerrscher,die einsehrlebendigesInteresse haben, ihre Residenzstadtzuentwickeln. Dasistmiteiner Liebe undSorg- faltverfolgt,alswäredieserSchlestereingeborenerBerliner gewesen-

VomhöchstenJnteresse für unsere Zeit,inderdoch mindestens schon eineHälftederbodenresormerischen»Ketzereien«,nämlichdieVerurtheilung desftädtischenBodenwuchers, sogarin diezünstigeWissenschaftAufnahme gesunden hat, istdie Boden- und BaupolitikdesMerkantilismus, vom GroßenKurfürstenbiszumTodeFriedrichsdesGroßen.Esist bekannt, daß Schmollerund seine Schule sichmitErfolg bemühthaben,denMer- kantilismus vondemFluchderLächerlichkeitzubefreien,dendieAnhänger derNaturlehreundihre Vergröberervom Manchesterthum auf ihn gehäuft haben. Hier sprichteinestarkeWahlverwandtschaft,dennderMerkantilismus ist jainvielerBeziehung heutewiederTrumpfund wirdgeradevon der genannten SchulealsHeilmittelgegenalleSchädenempfohlen,dieangeblich dieböse TheoriedesInisser mirs-, lajsser aller verschuldet haben soll.

Ob diese Ehrenrettung gänzlichgelungen istundgelingenkann, darüber habe ich hier nichtzuurtheilen;aberdasEineist sicher,daßdieSchilderung derWohnung-undBau-Politikdieser anderthalb Jahrhunderte unsindie tJelIstePeriodederHohenzollern-Geschichteeinführtundgeeignetist,uns mit tiefstemRespektvor denMännern zuerfüllen,dienichtnur dasZiel, sondern auchdie Mittelsahen,unddas Bedauern zu erwecken,daßunssolche Männer nicht mehr beschiedenzusein scheinen.

Die Hohenzollernundihre Beamten,Stadtpräsidentenoderwiesie sonsthießen,hatten nichtdengeringstenRespektvordem,,geheiligtenEigen- thum«,wenn essichumGrundeigenthum handelte.DasalteVolksbewußt- seinwar inihnen noch sehr lebendig,daßderGrundundBodenursprüng- lich EigenthumderGesammtheit,derGemeinde,gewesen seiunddaßder Herrscher,alsdassichtbareHauptderGemeinschaft,einObereigenthumam

GrundnndBodenhabe,mitderBefugniß,zwarnichtdenUsus, wohlaber denAbususzuhindern.Eswurdedennauchsogehandelt,alsseidas alte setmcmischeRücken-Nutznngrechtin Kraft,dasdemInhaber einesBoden- stiickesdenGebrauchnur so lange gewährt,wieer esnaht,dasaberden

»Heimfall«andieGesammtheit verfügt,wenn dieNutzung aufhört.So

derordnetederGroßeKurfürst, daßwüsteBaustellenaus derZeitdesDreißig- IährigenKriegesvon denNachfolgernderursprünglichenBesitzerbinnen einem

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146 DieZukunft.

halbenJahremitHäusernzubesetzenseien; sonstwürdensie eingezogenund anderen Baulustigen unentgeltlichabgegebenwerden.

AberdieseklarenPolitiker begnügtensich nichtnur mitnegativen Maßregeln,nichtdamit,HindernisseeinergefundenStadtpolitik wegzuräumen, sondernsie griffen auch positiveindurch FörderungderBauthätigkeit.Die Baulustigenwurden mit«Steinen, Kalk,Bauholz, Fuhrenundsehr häusig auchmitgroßenSummen baaren Geldesunterstützt Ja, häufigwurden Häuserganzauf KostenderkurfürstlichenoderköniglichenKasse gebautund

anBürger verfchenkt. Voigt zeigt sehrklar,welcheMotivefür dieseetwas drastischenMaßnahmenvorhandenwaren, die.dochnatürlichdasplatteLand zuGunstenderStädteundnamentlichBerlins belasteten:eswar erstens dernatürlicheWunschderbrandenburg-preußischenHerrscher,ihre Hauptstadt zu einermöglichststattlichenAnsiedlungzuentwickeln,undzweitensdasfehr lebhafte Interesse,dasderFiskusan derAccise hatte,diesichinjenen Zeiten schwacherSteuerleistungfähigleitimmermehrzumRückgratderStaats- sinanzenausbildete.

VielwichtigerjedochalsdiesedirektenBeihilfenzum BauvonHäufern, vielwichtigeralsdiese eigentlicheBaupolitikwar fürdieGesundheitder städtischenVerhältnissedieBodenpolitikderHohenzollern.Sie haben durch- gesetzt, daßbis überdenTod Friedrichs hinausvon einer eigentlichen städtischenGrundrente nur ganz vorübergehenddieRedesein konnte,ob- gleichdieStadt Berlin indieserZeitan EinwohnerzahlundUmfang riesig zunahm, theils durchEinwanderung fremderElemente (Hugenotten, Salzburgeru.s. w.),theils durch VermehrungdermilitärischenBevölkerung- diejadamals noch FrauenundKinder umschloß,theils durch Zunahme der am kurfürstlichenund königlichenHofe angesessenenBeamtenschaft.

DiesesWunder wurde dadurch erreicht, daßaus demdamals noch sehr großenDomänenbesitzinderNachbarschaftderHauptstadtimmer Grund undBodeninsehr ausreichendemMaß fürdieZweckedesWohnungbaues ganzumsonstoderdochnur gegeneinen·fastnominellenZinszurVerfügung gehaltenwurde. Dadurchwurdewirksam verhindert, daß sichindenälteren StadttheileneineeigentlicheRente entwickelnkonnte; sowarBerlin die ge- sündesteGroßstadtEuropasundfeineEinwohnerbisindietieferen Hand- werkerschichtenhinunterdiebestbehausten,zufriedenstenundloyalstenStaats- bürger ihrer Zeit. Mit welcherEnergiedieRegirungdieEntstehungeiner Grundrente zuverhindern verstand, gehtauseinerVerordnungFriedrichs desGroßenaus demJahre1765 hervor.WährendderZeitdergroßen Kriege,inderersten RegirunghälftedesKönigs also,war dieBaupolitik, dienamentlich sein Vater,dervielverlästerteSoldatenkönig,mitderihm eigenen zuckendenEnergiegeförderthatte, einigermaßenvernachlässigtworden;

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AusBerlins Baugefchichte. 147

neue Stadttheilewaren kaumangelegt worden;undsozeigte sichzumersten MaleeineStauungderBevölkerung.DieFolgewar eineziemlichwilde BodenspekulationundeinebeträchtlicheSteigerungderMiethen,dadieBau- thätigkeitmitderZunahmederBevölkerung nicht Schritt gehalten hatte.

Zum BeispielwurdeGrumbkows HausinderKönigstraße,das1750 für 19000Thaler verkauftworden war, 1765 für50 000Thalerweiterver- äußert.DieverwöhnteBevölkerungfingzuklagenan; wichtigerwar viel- leicht, daßdieOssizieremitihremServis nichtauskommen konnten. Und soerließderKönigam fünfzehntenApril1765 eineVerordnungandas Kammergericht,diegleichzeitiginallen berliner KirchenvondenKanzeln verleerwurde unddie inihrem wesentlichenTheillautet: »Wir habenmit demgrößtenMißfallen wahrgenommen, daßinUnsererResidenzstadtBerlin derbisher eingerisseneWuchermitHäusernunddieaufs Höchstegetriebene Steigerungder Hausmiethen, ungeachtet Unserer dieserhalbimmediate erlassenen scharfenVerordnungen, nochbisdato beständigfortdauereund Beydes groß Theils seine SchutzwehreindergemeinenRechts-Regul: Kauf bricht Miethe sinde,alswelchebisherdenKäufer berechtigt,denMiether ungeachtetseinesmitdemVerkäufereingegangenerKontrakt noch nichtzu Ende, nachGefallen auszutreibenodervonihmeinso hohenMiethequantum durchdieDrohungderAustreibungzuerzwingen, daß Käufer sich dadurch entschädiget,jagewonnen, wenn erauchdasHausweitüberseinen wahren Werth erkaufet.DaWir nun einelängere,densichvonihren Häusern einenübertriebenenWertheinbildendenEigenthümernamEndeselbst nach- 1heiligeNachsichtzugestatten nicht gemeinet sind, so habenwirnöthigge- funden,bis Wirallenfalls noch würksamereMaßregelnergreifen,indessenin Unserer ResidenzBerlin die bishero beachtetegemeineRechts-Regul: Kauf brichtMiethe, aufzuheben.«Diese VerordnungwurdedurchenergischeAuf- nahme derBauthätigkeitkräftigunterstützt.

DadieStadt sichschon soweitgedehnt hatte, daßbei demMangel geeigneter VerkehrsgelegenheiteneineAnlagevon neuen Vorstädtenkaum noch aufdiePreisederJnnenstadtgroßenEinfluß gehabt hätte, ließder KöniginderJnnenstadtsehrvielekleineHäuser niederreißenund durch große mehrstöckigeMiethhäuserersetzen,dieereinfachandiebisherigenBe- sitzerderGrundstückebedingunglosverschenkte. Jn zehn Jahren,von 1767 bis77,entstanden149solcherBürgerhäuser. ZugleichwurdefürdieCivil- bevölkerungdadurch Platzgeschaffen,daßdieGarnison mehrundmehraus denBürgerquartierenherausgezogenund inneu erbauteKasernen gelegt wurde. DerNachfolgerFriedrichs desGroßen setzte nochbis1789 die ThätigkeitseinergrößerenVorgängerfort;dannerlahmte,wie in allenDingen, auch hier sein Eifer. VondaanbeginntdiegoldeneAera desGrund-

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durch hysterische Reden zu nützen glaubte, fiel, mußte fallen. Durch die Schuld der Liberalen, die nicht begreifen, daß man einen Fehler eingestehen kann, ohne sein

Das mag sein, wird man mir sagen; und doch können die Kriege erst dann aufhören, wenn alle oder die meisten Menschen die Theilnahme am Krieg.. Die Weigerung eines Einzelnen, er sei

feiner Neuheit willen predigt und mit Stentorstimme ruft: »Der Lebende hat Recht!« Der Lebende, dem ja meist eine bessereVergangenheit zum Glück im Wege steht. Man braucht nicht

«Newbutgh,Miramar, Der Gefangene von Sedan), während eine vierte (Der Sergeant von Bourg-la-Reine) lediglich als Gefäß meiner Ansichten über Krieg, Mord, Todesstrafe und

borgt, daß seine religiösenErinnerungen überall an semitischenUeberliefe- rungen orientirt sind, daß aus der durch diese moralischen und religiösen Vorstellungen

an sich mißtrauisch, daß sie nicht versucht, die bestehendenEinzelentwickelungen unter eine neue, höhere Ordnung zusammenzufassen,sondern, daß sie von jenen eine einzigehervorgreift

Jch hatte diese Göhre zuerst gar nicht beachtet, als sie plötzlich bei der guten Speisekamtner, die ich hielt, üppig zu wachsen anfing und eine Patientin mit der

,,Ueber den Fluß«, antwortete sie und trabte weiter- Die Garnifon der 195er wurde im Norden durch einen Fluß begrenzt, der im Winter meist austrocknete Schon in seinen