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Aus der Heimat, 1937, Oktober

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Q\M but (flnUuvU-

'SytMwfyU' sfiiHt 07

O&v&fw 1937

5)er iBerlaf! beljäll fid) baś auSjdjlieöÜdje 9ied)t bet 93ermelfältigung itnb Sjetbreitimg bet in btefet Setlage ^mtt ülbbtud gelangenben Otigittalbeiträge not.

&reu$burg als preu&ifcfje (BarnifcmftabL1)

Son ©r.

i>.

StR e n 3.

SRod) roätjrenb bes erften Sdjtefifdjen Krieges tjattc ^riebrid) ber ©roße mit ber (£inrid)tung ber preußifdjen Śerroaltung in ber neuen ißrooing begom nen;2) gleid) nad) bem ^rieben oon ©restau ging er baran, Sdjtefien mititärifd) gu fidfern: bie Heftungen mürben ausgebaut unb runb 35 000 3Rann StRilitär in ben Stabten Sdjtefiens in ©arnifon gelegt.

©erabe biefe StRaßnaljme oerfeßte bie neuen Untertanen bes Sßreußem fönigs in nidjt geringen Sdjreden. Sßre Abneigung gegen jebes StRilitär ftammte nod) aus ben Seiten bes breißigjäßrigen Krieges, roo bie giige'llofe Sot=

batesfa geraubt, geptünbert, gefdjänbet, gemorbet unb gebrannt tjatte, roo fie nur tonnte. Sober Sotbat roar best)alb oertjaßt, unb jebe Seriitjrung mit itjm routbe ängftlid) oermieben. ©ifrig roaren bie Stänbe barauf bebadjt, jebes ©in=

rüden faifertidjer Sruppen in Sdjtefien gu oerljinbern. Sfjren SBiinfdjen roar bie öfterreidjifdje Regierung roeitgetjenb entgegengefommen, gumat ba fie it)re Sruppen meift in anberen Sßrooingen braudjte. Sts ^riebridj II. am 16. ©e=

gember 1740 bie fd)Tefifd)e ©renge überfcßritt, tjatte SOtaria ©tjerefia nur roenig tneßr als 1000 StRann in ber Sßrooing, bie in ben Heftungen oerteilt lagen.

3eßt foltten auf einmal 35 000 StRann in Sdjtefien untergebracßt roer=

ben. ©ie Unterfunftsmöglidjtcit in ben Heftungen roar nur fetjr gering, unb Äafernen roaren nidjt oorßanben. ©er weitaus größte ©eil ber StRannfĄaften mußte alfo in Sürgerquartiere gelegt roerben. ©as roar für bie Sdjte-- fler etroas oötlig SReues, unb bradßte Saften, bie fdyroer brüdten. groar erhielten nur bie accisbaren Stabte ©arnifon, unb ber Quartierroirt roar nur gut ^ergäbe oon Obbad) unb Saget unb unter Umftänben Neigung oerpfticß-- tet; über bie Raufer roaren and) nur Eiein unb reichten meift nur gut Untere

!) Sitcratur: Gtammlifte aller Regimenter unb Corps ber Höniglid) preußifdjen 9lrmee. Berlin 1784 ff. — Großer Generalftab, Sie Hriege ßriebrieß bes Großen, Seil III. 93b. 1. —_ Sange II. Gb„ Jpeerfdjau ber Sotbaten ^riebriib bes Großen, Seipjig 1856. — Pfeiffer, Sr. Grnft, Sie Renuereifen griebridjs bes Großen, Berlin 1904.

— Spuler o. Plesanbcr, Sie Rltpreußifcße '•Urmee 1714—1806 unb ißre Biilitätiirdjen- büdjer. Berlin 1937. — Boß o. ffiilßelm, Sie Regimentsnamen ber altpreußifdjen 9lrmee.

Berlin 1904. — Sffiedjmar o. §. fyrfjr., Braune £ufaren. Berlin 1893. — Rieben o. Gagen, Gefd)id)te bes Sragoncr.-Regiments Honig ffriebrid) III. 2. (Sdjlejifdjes) Rr. 8. Berlin 1909.

Rangliften ber 9lrmee.

2) Bergleidje „Rus ber ipeimat" Bb. V. 6. 108.

(2)

bringung ber familie eben gerate aus. Wenn aud) bie Quartiergeber eine

©ntfcßöbigung in ©etb — für einen beweibten Wann 12, für einen unberoei'b-- ten 8 gute ©rofcßen für den Wonat — erhielten, fo waren fie bod) aucß an ber Aufbringung biefes Seroisgetbes beteiligt unb mufften außerbem nod) bie Unbequemticßfeit tragen. Aber ffrtebrid) wußte, baß er bie neue droning nod) einmal werbe oerteibigen müffen, unb er fprad) wieberßolt aus, baß er immer auf bem qui vive fteßen müffe, um nidßt burd) Säffigfeit gu oerlieren, was er burd) Sätigfeit gewonnen. So mußten ftd) benn bie Scßtefier in bas Unoen meiblicße fügen.

Aucß unfere Stabt Streugburg erßiett eine ©arnifon, Aaä) bem Stieben oon ©restau 1742 rüdten ipufaren bes Regiments oon Aaßmer in Streugburg ein, unb and) ber Aegimentsftab begog ßier Quartier. Aber lange ßaben fid) bie Aaßmer^ufaren bei uns nicßt aufgeßatten; bereits im folgenden 3a'ßr ßatten fie in Wilitfd) unb Seften'berg ©arnifon bezogen. Scßon 1744 brad) bann ber gmeite Scßlefifdje Strieg aus, in bem ja urtfer Streis Streugburg gong befonbers gelitten tjot.3) ©rft nod) ©eenbigung biefes Krieges würbe Sireugburq auf Iän=

gere geit ©arnifonftabt. Am 1. 3anuar 1746 gogen Seite oom

^ufaren.-Aegiment Ar. 3

in unfere Stabt ein unb blieben bis gum 3at)re 1799 ßier.4) Sas Regiment beftonb aus 10 ©sfabronen unb war auf bte Stabte ©ernftabt, Streugburg, Ston-- ftabt, Sßttfdjcn, ©uttentag, Soft, Sanbsbetg, Aofenberg, Aeicßtßal unb Subliniß oerteilt. 6s würbe im 3a'ßre 1740 in ©otbap errietet; ben Stamm bitbeten gwei ©sfabronen bes §ufaren=95egiments Ar. 1; burd) Sragoner unb Aeugewon bene würbe es 1741 auf 5 unb 1742 auf 10 ©sfabronen gebrad)t. Seine ©in=

länber erßiett es aus ben Kantons ber ÄüraffienAegimenter Ar. 1 unb 9 unb oon 1798 ab Ar. 1 unb 8. Sie Uniform beftonb aus: bunfetbtaue tßelge mit einem weißen ©orftoß, bunfetbtaue Salmons mit gelben Aufftßlägen unb fra­

gen, beibes mit gelben knöpfen, Scßnüren unb einer golbenen Sr eff e fcßlangem förmig befeßt, gelbe Sdjärpen mit weißen knöpfen, gelbe Säbettafcßen mit wei=

ßen ©orten, ‘pelgmüße mit weißem Stotpaf; bie Sßetge unb Salmons ber üffi=

giere waren mit 5 Aeißen gelber knöpfe unb golbenen Scßnüren befeßt. Sie Aegimenter würben bamats nicßt nacß Aummern genannt, fonbern trugen ben Aamen ber Stommanbeure. Unfer Aegiment ßatte fotgenbe ©ßefs:

1740— 1741 o. ©onbemer (Sriebricß Asmus)5 6) 1741— 1745 Watocßow o. Walocßowsft) (§pacintßus)e) 1745—1757 o. Wartenberg (Hartwig Hart)7)

1757— 1758 o. Warnen) (Start ©mannet)8) 1758— 1773 o. Wößring (©ßriftian)9) 1773—1777 o. Samoggq (Stepßan)10) 3) 23ergleid)e „Tins öer §eimat" 935. V. S. 114 ff.

4) Siad) Synfer ift Streugburg feit 1792 nidjt ntefjr ©arnifon ber 3. Sufaren.

6) 9?af)m 1741 ben 5lbfd)ieb.

6) Stóurbe in bem ©efed)t bei ©rof^StrefjIit; ant 12. 4. 1745 burd) Unoorficfjtigfeit eines feiner eignen $ufaren oermunbet unb ftarb ant 17. 4. 1745 gu 33rieg.

") 53ei Slltdiunglau ant 3. 5. 1757 gefallen.

8) ipatte als Solbat unb Sdjriftfteller einen 3tuf; naljm 1758 feinen Wdiieb und ftarb am 8. 5. 1780 gu 53restau.

") 9lls ©encraltnajor am 1. 5. 1773 in Streugburg gaftorben.

10) 1777 in %'itfdjen geftorben.

(3)

1777—1785 n. Rofenbufd) (§>ans CSfjriftop!))11 12) 1785— 1788 u. Heöszegg (Had ßranz)")

1788—1796 ö. 5?öf)Ier (©eorg Subroig ©gibius)13) 1786— 1797 o. b. Srenf (fjriebrid) 2’ubroig)14) 1797—1803 o. 6d)ulg (Sietrid) ©tlijelm)15) 1803—1806 o. Spiefe (Ruguft RMhelm)16).

Sie Hommanbeure roarcn bem Honig für bie Rusbilbung ber Sruppe oerantroortlid). Sieje mar erfdjroert einmal baburd), baß bas Regiment in 10 (Sarnifonen lag, unb bann baburd), baj) bie Hantoniften erft brei Rlonate nor ben ©eneralrenuen eingezogen unb gleid) nach benfelben roieber entlaffen rour=

ben, bamit fie non ii)ren ©utsherren in ber 2Birtfd)aft nerroenbet roerben fonn=

ten. $aft jebes 3al)r fam ßriebrid) ber Sroße nad) Sdjlejien, um über feine Sruppen Renne abjufjalten. Sie Spezialreouen über bie einzelnen Regimenter mürben meift in ben ©arnifonorten abgetjalten. Ham ber Honig auf feinen Reifen nidjt in ber Umgebung ber Stabt oorbei, fo mußte bie betreffenbe Sruppe nad) ber nädjftgelegenen Reifeftation fommen. Sas mar bei ber Hreugburger

©arnifon immer ber galt, jriebrid) mar überhaupt nur roenige Riale auf bem regten Oberufer; nur jroei Rial ßat er unferer Stabt einen Sefud) abgeftattet:

am 2. Ruguft 1746, roo er non Rreslau über Dels nad) Hreuzburg fam unb f)ier übernachtete17) unb am 21. Riai 1779, roo er am 4. Sage feiner Oberfd)le=

fienreife non ber geblißer (£ifent)ütte über bie Holonien Sßrinßom, ipeinridjsfetbe,

©eorgenberg nad) Hreuzburg tarn, um bas ßanbarmentjaus gu befidjtigen,13) unb roeiter über Honftabt, bie Holonie Sßiaftenthal nad) Rrieg reifte. Reibe 3Jia=

le hatte er bie brüten ipufaren hier nicht befidjtigt. Sie Spezialreouen fanben ftets oor Rrieg ftott. Unfere irmfaren jtnb bei ben Refidjtigungen nidjt fd)Ied)t abgefdjnitten. 1784 ernannte ber Honig bei ber ©eneralreoite in ©oljlau fogar einen Unteroffizier bes Regiments auf ber Stelle zum Leutnant unb nerfprad) ihm, bie Offiziersausriiftung zu befdjaffen, roeil er roahrenb ber Rttafe bei bem Hüraffier=Regiment non Roßlen eine ßüde bemerft unb mit feiner Rbteilung in oollem Salopp an bem Honig notbei in bieje eingebrungen mar.

Rn allen Hriegen ber bamaligen geit hat unfet §ufaren=Regiment rußim n ollen Rnteil genommen. Sie Stammlifte non 1805 berichtet bar über: „1741 hatte bas bamals nur 5 ©sfabronen ftarfe Regiment bei HIofter Seubus bas Urtglücf, überfallen unb faft zu ©runbe geridjtet zu merben, mürbe aber halb roieber nöllig errichtet. 1744, roo es bie Snfurgenten aus Dber= unb Rieber=

ftijlefien jagen half, griff bas Regiment in Spleffe ein anfehnlidjes Cforps feinb-- lid)er Hanallerie an, hieb eine große Rnzahl nieber unb machte 200 ©efangene.

“) 31 Is ©eneralmajor am 13. 9. 1785 in ^reujburg geftorben.

12) 1788 als ©eneralmajor penjioniert.

13) (Erhielt 179G ais ©erneralmajor bas §ufaren=9łegiment 9tr. 7.

14) 1797 geftorben.

ls) 1803 ais ©eneralmajor geftorben.

16) 1810 ais ©eneralmajor geftorben.

17) 23ei biefem SefucEje ließ fid) jfriebrid) ber ©roße and) bie ^reujhurger geuerfpriße, auf bie man in ber Stabt feljr ftolj mar, oorführen. 9?ad) altem ©raud) erhielten bie Siingften ber gunftmeifter, bie fie bebienten, ein „ffäffel" ©ter bafiir.

2)ie Stabtrcdjnung führt bie 21 nsgabe non 11 ©rofcßen bafur pflichtgemäß auf unb hat Io bas geugnis bafiit bewahrt.

15) Heber bie ©efucße griebrid) bes ©roßen in Freusburg oergleidje auch: Sd)olj 2Iuguft, ©e[d)id)te bes ßanbarmenhanies Streujfwig OS. Oppeln 1936.

(4)

1745 machte es bei ©roß--6treßliß auf ben breimal ftärferen geinb eine fo tapfere Blttade, baß bacon ein großer Seil getötet uttb 300 Blann gefangen mürben. (Es oerlor jebocf) ßierbei feinen (Eßef.18) ©leidje Braoßeit beroies es bei Oberberg, roo es ein ©ragoner=9tegiment in bie Pfanne ßieb, eine Stanbarte erbeutete unb über 100 (befangene einbrad)te. 1756 macßte es beim (Sinmarfd) in Bößmen bte Bluantgarbe. (Es mürbe bei Blujeft angegriffen, fdjlug aber ben geinb mit einem Berlufte oon etlichen 100 gurüd. 1757 fodßt bas ^Regiment in ber Stßlacßt bet tßrag, mo es auf bem linfen ginge! ftanb, unb breimal auf bte öfterreicßifdße Haodlerie, roelcße roeit überflügelte, einßieb unb pm brüten 2RaIe ben geinb roarf; and) befanb es ficß bet (Eollin, roo es ebenfalls auf bem linfen giügel ftanb, unb aisbann, ba es auf bem redeten ungliidlid) ging, bte IRetraite ber Slrmee bedte. Bei Beutßen maren nur brei (Es'fabronen gugegen.

ferner ßieb bas Regiment 1757 bei “UlIKBunglau über 1500 Kroaten nieber, oerlor aber burd) einen ©cßuß feinen braoen (Eßef, ben ©eneraI=9Jtajor oon

©artenberg. 1758 roarb es mit gut Belagerung oon Dllmüß gebraucßt, unb roarf beim iRiidmarfcße aus SRäßren bei Banbsfrott ein (Eorps feinblicßer HaoaK lerie. ©en SFtcft bes gelbguges macßte es roiber bte Sdjroeben in ber äRarf unb in Sßommern, befonbers bei geßrbellin, mit oielem ©lüde. 1759 focßten in ber Stßlacßt bei Hunersborf nur 5 (Esfabronen, in ber Blftion bei Sßretfcß ßin=

gegen bas gange Regiment. 1760 ftanb es mit cor ©resben, roar in ber Stßlacßt bei Btegniß, in ben dlftionen bet tpoßengiersborf, bei Sorgau unb bei gobten mit oielem iRußme. 1761 roar es in Sadjfen, roo es ftch bei oerfcßiebe=

neu ©elegenßeiten ßeroortat. 1762 leiftete es im Steffen bei iReicßenbad) feßr gute ©ienfte, besgleicßen bei SRcuftabt unb IRatibor in Dberfcßlefien, foroie es oorßer bei ben oerftßtebenen Bingriffen auf Burtersborf unb Beutmannsborf roar, ©en baprifcßen ©tbfolgeftteg ßinburcß roar es bei bes Honig Blrmee. 1778 ßatte bas 2. Bataillon beim (Einmarfd) in Bößmen unto eit Seutfcß^rausniß ein ©efecßt, robbet es oom Regiment Haifer-ipufarcn oiele nieberßie'b unb 80 SCRann gefangen naßm. 1792 macßte es ben gelbgug roiber bte grangofen unb ftanb mit in ber Hanonabe oon Balmr), roie and) bei ber “Belagerung oon Ber=

bun unb bei ©ranb Sßre. 1793 ßielt bas ^Regiment bei ©unbersßeim eine ßarte Ha no nabe aus unb tat fid) im groeibtüd'fd)en bei oerftßiebenen ©elegenßeiten, befonbers bei Blltftabt unb Biinbad) feßr ßeroor. Bei Bliescaftel oertrieb es mit Beißülfe einer Sägerfompagnie ein (Eorps grangofen. Bei tRemlingeu in 2otß=

ringen tat es fid) bei einigen ©elegenßeiten, roie autß bei Ipornbatß ßeroor, unb bedte im ©inter meiftenteils allein mit bem güfvlierbataillon 9lr. 13 ben 9tüd=

gug ber Blrmee oon ber ©egenb oon Banbau bis bei ffiotms, roo es fid) oorgüg=

lid) ausgeiößnete. 1794 roar es bei einigen Keinen Borfällen forooßl unroeit Stier, als and) im groeibrüd'ftßen unb Saarbrüd’fcßen. 1795 marfcßierte es natß ©eftpßalen unb roar guerft im Bliinfterfcßen, um nocß gu redjter geit bie bafelbft fteßenben Haiferlidjen gu unterftiißen, fob aß bie grangofen nicßt roeiter

Doobringen fotmten unb fid) über bie ßoKünbißße ©renge gurüdgogert."

Ob bie fmfaren natß ber ÜRiidfeßr aus bem gelbgug oon 1795 nod) natß Hreugburg gurüdgefeßrt ftnb, fteßt nicßt gang feft. 3ebenfalls erßielt nufere Stabt im 3aßte 1800 als neue ©arnifon bas

güfilter-Batatllon o. 9tofen 91r. 7.

©iefes rourbe im 3aß re 1787 in IReitßenbad) aus bem ©arnifonregiment dir. 8 gebilbet unb lag bis 1795 in dleicßenbacß unb oon 1796—1799 in Si-- roiercg in ©arnifon. ©ie Uniform be ftanb (1790) aus grünen 9iöäen mit rofen--

(5)

roten Sluffcf)Iägcrt unb klappen uni) meinen Unterfleibern. Sie SBataillons- rfjefs maren

1787— 1788 o. 6d)mibtt)enner (ffne-brid) Benignus)19) 1788— 1800 o. ©djulfc (Start Buguft)20)

1800—1806 d. Stofen (Sondern (Stuft).

©einen (Srfat) erhielt bas Bataillon feit 1787 oorn 3nfanterie--3tegiment 0. Kropff Str. 31, bas oon 1743—1796 in Breslau unb oon 1796—1806 in üBarfdjau in ©arnifon lag.

1790 übernahm bas Bataillon ben ©djui) ber ©renge in ber ©raffdjaft

©lat). 1793 rüdte es an bie fd)tefifd)=poInifd)e ©renge unb im fotgenben Śatjre nad) 'Polen, fpier Ijalf es ben 5etnb aus bem Saget ©tata oerbrängen, rote and) bie gburagterung oon ©laroforo oollgie'hett, bedte SRagagine oon 5ßtlice, (Egar=

norotec unb 'ßincgoro; elfteres befonbers roätjrenb bes Steffens bei ©gefocgin.

hierauf rüdte es in bie SBoiroobfcfyaft ©enbomir bis Opoczna oor unb entroaff=

nete einen 'beträchtlichen Seil feinblidjer, oon ©arfdjau fommeuber Sruppen.

3m 3at)te 1806 nahm bas Bataillon an ber unglüdlidjen ©d)lad)t oon 3ena teil unb mürbe bei Umpferftebt gefangengenommen unb aufgelöft.

Stad) ber Berfteinerung bes prenffifchen feeres auf 42 000 SJtann, bie burd) ben fd)mod)oollen ^rieben oon SiXfit ergroungen mürbe, beherbergte Streugburg nur nod) oom 26. Stooember 1808 bis gnm 29. SRärg 1809 eine (Esfabron bes 1. ©djlefifäjen §ufaren=Stegiments unb oerlot bann feine ©ar-- nifon. Sie Bürgerfd)oft mar bornit nid)t red)t gnfrieben. 3Bie fjatten fid) bod) bie ©d)lefier geänbert! Bis fie 5ßreußen mürben, roollten fie oon ben Solbaten nicfjts roiffen unb äd)gten unter ber Saft ber (Einquartierung, ^ünfttubftebengig 3al)re (Ergie'hung burd) bie preufnfdjen Könige hatten aus benfelben ©djlefietn oaterlanbsliebenbe, opferbereite, efjrlie'benbe, tapfere 5ßreuj)en gemad)t. Sßieber-- holt bat bie ©tabtoerroaltimg barum, bod) roteber eine ©arnifon nod) &reug=

bürg p legen, (Enölid) im 3at)re 1850 roaren bie Bemühungen oon (Erfolg gefrönt, unb im Stooember hielt roteber eine (Esfobron bes

4. $ufaren--3tegiments

in unfere ©tobt ihren (Etnpg. Sas Stegiment ift 1741 in Breslau unb Ohtcm aus Steuangeroorbenen errichtet roorben. ©ein erfter Hommanbeur mar Oberft

©raf 3ftbor oon öobit), bem 1743 Start ©uftao oon Solban folgte. Siefer ift als führet ber braunen tfmfaren im groeiten 6d)Ieftfti)cn Striege and) in um feiern Streife roieberholt p nennen. Sas Stegiment mad)te bie brei ©dylefifdjen Striege mit, nahm an bem Baprtfdjen (Etbfolgefrieg, bem Stheinfelbpg 1792—1795 unb bem unglüdlichen Striege oon 1806/07 teil. Bei ber 3teuauf=

ftellung bes preu^ifdjen feeres nad) bem Stl'fiter ^rieben mürbe aus ihm bas 1. ©d)!efifd)e ipufaremStegiment ge’bilbet, oon bem eine (Esfobron fd)on einmal oier SJtonate lang, rote oben berichtet, in Streugburg in ©arnifon lag. gnm groeiten 93M hielt eine (Esfabron, unb groar bie britte, am 9. Stooember bes 3af)res 1850 feinen (Einguq in unfere ©tobt, mährenb ber ©tab unb bie elfte (Esfobron in Oels, bie groeite in Of)Iau unb bie oierte in ©treten untergebradjt mürben. Siefe ©arnifonen mürben bis gnm 2. 3uni 1860 beibehalten. SBä'h=

renb bie] er gehn 3al)re mürbe bas Stegiment geführt oon w) 3Burbe Äomimmbant non ©lag.

20) ©itrbe ^iriaaibetommanbeur.

(6)

1850— 1851 (Pßilipp ńprtns con ©rop 1851— 1855 (jreißerr filler non ©ärtringen 1855— 1856 tum Sdjüß

1856— 1859 ©raf gu StoIberg-dPernigembe 1859—1863 oon Kölidjen.

'ills bie ip uf aren in Kreugbitrg eingogen, trugen jte (pelge uni) Oolmans oon brauner gmrbe, bie (felge mit fdjroargen Spcl^norftog, fragen unb 9tuf=

fdjläge maren ebenfalls braun, bie (Reitßofe roar oon graumeliertem Sud) mit ßeberbefatj. Oie ipofen rourben nicßt angegogen, fonbern an ber Seite gugefnöpft unb Ratten bal)er an ber Seite ipolg-- ('fpäter (ütetall)--fnöpfe mit Sud) ii'bergogen, bie einen Soll auseinanber (tauben. Seit 1852 trugen fte ipofen mit Sdjliß.

Oie Säbeltafdjen roaren aus fdjroargem Sober mit bem föniglidjen (Ramensgitg aus (Dteffing. Oie (felgmütien Ratten einen (Borber= unb ipinterfcßirm gum Sluf unb (Rieberflappen unb gelbe Kolpats. 1853 rourbe an Stelle bes (feiges unb Oolmans ber Sltttla eingefüfjrt.

Oas (Regiment ßatte im 3aßre 1812 im ßelbgug (Rapoleons gegen (Ruß;

lanib mitfämpfen miiffen, Ijatte fetbftnerftänblid) an ben (Befreiungsfriegen teil»

genommen unb roar and) im 3aßre 1848 gut (Befämpfung ber polnifdjen 3nfur;

reftion in (fofen tjerangegogen roorben, roobei es bie ©efedjte bei Oftroroo,

©roß--Sopola unb (Racgforo mitgemacßt ßat.

©erabe als bie irntfarett 1850 in Kreugburg eingogen, bro'fjte ein Krieg groifdjen (Preußen unb bem Silben Oeutfdjlanbs ausgubrecßen. Oie gefamte preußifdje Slrmee rourbe baßer mobil gemadjt. Oie Kratgburger ©sfabron mußte besßalb fofort nad) Dels in (ütarfcß gefelgt roerben, roo fte in bet Um-- gebung, in ßubroigsborf, (Retfcße unb ©Ugutß einquartiert rourbe. Oas (RegU ment lag fpäter in ber ©egenb oon SibtjIIenort, (Breslau, Kapsborf, ©roß-- (ütoßnau unb (Rogau. dim 7. Februar 1851 traf bann ber (Befeßl gum 21b=

rüden in bie Quartiere unb gut Oemobilifierung ein, worauf am 9. Februar ber (Rüdmarfcß angetreten rourbe; am 10. Februar roar bie Oemobilmadjung in ben ©arnifonen beenbet.

Oie Stabt Kreugburg ßatte gut Unterbringung ber braunen ipufarcn an ber Stelle, roo fcß ßeute bie Ka ferne befinbet, ein ©inquartierungsßaus für 60 dRann erridjtet, in bem amß bie (ütontierungsfammer untevgeßmdjt roar. ger=

ner roaren Ställe für 63 (ßferbe unb bie (Reitbaßn gebaut roorben. Oie ÜBatije unb bas Slrreftlofal befanben ftd) auf bem (Ringe. Oer ©jergierplaß lag bei (Reußof, ber Sdjießftanb im Stobtroalb an ber Stelle, roo er ßeut nocß oorßan-- ben ift.

3m 3aßre 1859 erlebten itnfere ipufaren eine groeite (ütobilmacßung. 3m Slpril roar ber Krieg groifdjen bem oon fjranfteid) unterftütjten (ßiemont gegen Oefterreicß, bas feine |>errfdjaft in Oberitalien oerteibigen mußte, ausgebrodjen.

3n Oeutfcßlanb naßm bie nationale (Bewegung in (Erinnerung an bie napoleoni»

fdje Seit einen ousgefprodjen frangofenfeinbli cße n ©ßarafter an. (Ruf ein Süfegefucß Oefterreidjs orönete ber (fringregent oon (Preußen, ber fpätere Kaifer (EBilßelm I., bie (ütobilmacßung an. Oer (Bunbestag rourbe gebrängt, ben Krieg an $ranf-- reid) gu erklären. Oa aber (Preußen ben Oberbefeßl über bas (Bunbesßeer forberte, fürcßtete einerfeits (Rapoleon, baß ficß bie ©inigung Oeutfdjlanbs burd) ben (Rationalfrieg gegen bie $rangofen unb anberfeits Srang 3ofepß, baß fcß bie ©inigung Oeutfdjlanbs unter (Uusfcßluß Oefterreicßs troll»

(7)

jteljen tönnte. ©eshalb fanben fid) bie beiben Wonatd)en in einer perfönlid)en

^Begegnung am 8. 3uli in bem Wunfdje, ben 5!rieg p beenben, unb am 12. 3uli rourbe bei Rorfriebe oon Rillafranca gefdjloffen, bem bei enbgültige Triebe p ßürid) folgte, in bem Oefterreiü) bie 2ombarbei an Napoleon III. übtrat, bei jte an Sßiemont roeitergob. ©ie preujfifthen ©nippen maren in ben ©ornifonen friegsbereit geblieben, 9lm 31. 3uli rourbe bie ©emobilifierung befohlen.

3eł)n Wonate fpäter rourbe bas $ufarenregiment in neue ©ornifonen oertegt unb jroar bei Stab mit ber 1. unb 2. ©station nad) O'tjlau, bie 3. unb 4. ©station nad) Strehlen. 91m 2. 3itni oeriieffen bie braunen £ufaren ^reuj- bürg, um in ihren neuen Stanbort p rüden.

©ie Verlegung bes ipufarenregiments ftanb in engem gufammenlfang mit ber im 3al)re 1860 burdjgefii^rten Reorganifation bes preuffi'ftijen feeres,

©iefes befanb fid) im roefcntlicijen immer nod) in bem guftanb bes Saures 1814.

©as 9BeI)rgefet) enthielt ßroar ben ©runbfot) ber allgemeinen 2Behrpf[id)t; aber es rourben jäl)rlid) nur 40 000 Refruten eingefteHt, roätjtenb bie ©inrooijner-- pf)l injroifd)en non 10 auf 18 Willionen geftiegen roar, ©ie fyriebensftärfe bes ipeeres betrug immer nod) 135 000 Wann; oon ben 65 000 Wilitärtaug- lidjen tonnten immer nur 40 000 als Refruten eingefteHt roerben. ©eshalb forberte ber Sßrinpegent bie ©rrid)tung oon oier ©orbe= unb 32 2iniem3nfan- terie-Regimentern nebft ad) t ^ üfili e r=93a t a ii I o ixen, jroei ©arte-, 16 2inien=

Raoallerie-Regimentern, au|erbem geringfügige Information für Artillerie unb ©rain, foroie ©tijohung ber 5topfpt)I befteljenber ©ruppenteile. ©aburd) rourbe bie ^riebensftärfe bes preuf|ijd)en feeres oon 135 000 auf 212 000 Wann erhöht.

©ie Reugrünbungen ber Regimenter rourben pnädjft baburd) burd)- geführt, bof; ber Sßrinpegent gleichzeitig mit ber ©emobilmadpng bie Beibehal­

tung ber befteljenben ftriegsformationen befahl Rad) tiefem Uebergangs- ftabium rourbe am 7. Wai 1860 bie Reuaufftellung oon 108 ^Bataillonen unb 40 ©Stationen angeorbnct; burd) Slabinettsoröre oom 1. 3uli 1860 rourben bie Offiziere in bie neuen ©ruppenteile reifest, unb am 4. 3üti erhielten fie ihre neuen Ramen. ©iefer ©ag ift and) als ©rünbungstag ber neuen Regi­

menter anpfehen.

3u ben neu gegriinbeten Regimentern gehörte and) bas „3. fombinierte

©ragonerregiment", bas aus oier ©Stationen beftanb unb folgenbermafjen ge- bilbet rourbe:

bie 1. ©station burd) bie 5. ©station bes ©ragoner-Regiments Rr. 4.

bie 2. ©station burd) bie 1. bes 2eib=jrmfaren=Regiments Rr. 2.

bie 3. ©station burd) bie 5. bes <pufaren--Regiments Rr. 4.

bie 4. ©station burd) bie 5. bes ijbufaren-Regiments Rr. 6.

©as Regiment rourbe ber 11. ^arnlleite-SBrigabe in Rreslau pgeteilt unb erhielt am 4. 3uli 1860 ben Romen „2. 6ti)tefifd)es ©rogoner-Regiment Rr.

7", ber am 21. 3anuar 1862 in ben Ramen „2. 6d)Iefifd)cs ©ragoner-Regl ment Rr. 8" geänbert rourbe.

©ie ©arnifonorte roaren für ben ©tab unb bie 1. ©station Dels, für bie 2. ©station Kreugburg, für bie 3. Rernftabt unb für bie 4. ©station

Romslau. (Gdjluf) folgt.)

(8)

6efd)id)fe ber Dorfgemeinde Simmenau

'Bon § e i n r i d) © a ro e l.

(gortfeßung)

3m 3aßre 1830 brad) in 2Barfd)au bie Beoolutton aus, an bei halb gang ißolen teilnaljm. ,©ie in ^teußen angrengenben ©ebiete mürben in eine nicf)t geringe Unruhe oerfeßt, ba man Srfdjeimmgen fürdjtete, bie man aus früherer Seit Eannte. Um Buspliinberungen ber Ortfdjaften burd) gufammen«

gerottetes polmfdjes ©efinbel gu oebijinbetn, mürbe eine 9Irt ßanbfturm orga«

nifiert unb bie ©örfer oerftänbigten ftd) untereinanber, um ftd) gegebenenfalls gegenfeitig Reifen gu Eönnen. ®od) blieb Simmenau oon irgenbmeldjen Un=

rußen biefer 9Irt oerfdjont.

3m 3aljre 1831 brang bie (Hjolera, bie in ißolen ausgebroäjcn mar, and) bis in bie ©renggebiete BreuBens oor unb behüte fid) bis nad) Kempen aus. Blan traf alle Borftcßtsmaßnabmen, um ein ©eiterumjidjgreifen biefer anfteclenben HranEßeit gu o-erEjinbern. Sine ftrenge ßlbfpetrung oon ben an«

grengenben Sßolen mürbe oorgenommen. ©ebäube mürben beftimmt, bie eoen«

tuell gur Bufnaßme ber Oranten bienen füllten, ©er Beließt mürbe auf bas ftrengfte überroadjt unb felbft bie Sßoftfadjen mürben feßr oorfid)tig be'Ejanbelt, um auf biefem ÜBege eine Uebertragung gu ocrmeiben. ©od) mürbe and) oor biefer Seudje bei Ort bemal)rt.

©as 3at)r 1834 geiĄnete fid) burd) eine große ©iicre unb ©euetung aus unb bie ärmere BeoöIEerung batte febr gu leiben, ©od) mürben oom ©nt aus Maßnahmen getroffen, um fdßlimmes gu oerbüten.

©as 3aßr 1836 mar feiner Witterung nad) gleichfalls anormal, ©er fcßöne Blonat 9Jłai erlebte eine ftarte Hätte unb nod) am 26. Blat erreichte ber ßroft feinen $öE)epttnEE. ©afür fetjte am 4. ©egember ein ftartes ©emitter mit Sturm unb ipagel ein.

Bad) bem Bßeggang oon Sßaftor Baud) folgte im Hircßenamt ber Sßaftor Sari gtiebrid) ^Iastnba. Sr mar am 25. Bpril 1807 in ©arnoroiß geboren.

Sein Bater mar ßetnroanbbänbler unb Hircßenbiener. Seine Bttsbtlbttng er«

hielt er guerft in ber St ab tfcßute in ©arnomtß. ©ann befudjte er bas ©tjmna«

ftum in ©letrotß unb ging 1827 nad) Breslau gur Unioerfität. Seinen Stu«

bien lag er brei 3 ab re bis gum Saßr 1830 ob. 1834 mürbe er gum ©enerol«

fubftitut in Breslau berufen unb am 15. Buguft 1834 orbiniert. 1835 mar er

‘pfarramtsoerroefer in Simmenau feit bem 17. Booember unb bis gum 11.

Bprtl 1836 gemeinfdjaftlid) mit ^ßaftor Baud). 3m 3al)re 1844 mürbe er gur

‘^rootngialfpnobe geroäblt unb mar 1855 unb 1865 Blitgtieb oon ©eneral-- Eird)enoifitationsEommifftonen. Sr betätigte fid) amß probuEtio burd) $er-- ausgäbe oon Sutlers Element Hatedjtsmus in beutfä)er unb polnifcßer Spraye,

©ann gab er einige Eieine Sdriften beraus g. B. Beffelßans: Sdjreiberbau 1852 unb 3an Sßotrggma: Bamslau 1852. 1854 oerließ er bie ©emeinbe Simmenau unb mürbe nad) Sdfeibelmiß unb Bticßelroiß berufen.

1842 mar in Simmenau ein neues Säjulbaus erbaut morden, roobet ein älteres ©ebäube fteßen blieb, ©er Beßrer unb Organift Senft oerftarb am 26. 12. 1844 nod) niä)t 55 3aßre alt an ©idftfdpnergen. Sr batte fdjon lange ootijer oertreten merben muffen. Bbfnoant Blote aus Sdjönfetb unb ein Hanbiöat ber ©beologte hoben bie Bertretung ausgefübrt.

(9)

©as 3aßr 1848 brachte ber ©emeinbe Simmenau Eeincrlet Unruße, wäßrenb bod) fonft ber Rreis Slreugburg oiel ocn Slufrüßrern ßeimgefud)t rour=

be unb eine geittang wegen ber SBorfälle in Stofen unb Bürgsborf ber 93elage- rungsguftanb über ben Syrers oerßängt werben muffte unb SOtilitär oerfcßiebent=

ltd) ßerangegogen würbe, um bie Buße gu fitßern. ©od) ßat ißaftor ißtasfubo in bem Gcßuloifitationsprototoll oom 14. 3uni 1849 fotgenbe Bemerkungen eingefeßt: „6s gehört gu ben Grrungenfißaften ber Steujeit, büß ber Gd)ub befud) immer unregelmäßiger wirb. Stur allmäßlitß werben biefe Berßättniffe fuß oebnen taffen, bie burd) unreife ©elüfte nad) ffreißeit gewaltfam ßeraut-- befcßworen worben ftnb." ©an ad) gibt er eine 9luffteIIung über bie 9lbwefen=

fjeit ber Gtßüler in ben einzelnen Stunben, bie atterbings gang ungewößnltd) ift.

Sotß ftn'b folcße Grfcßeinungen nid)t bebeutfam gewefen unb wobt and) balb oeifcßmunben.

91m 24. Slprit 1843 eines Sonntags Bormittags, als ber Beßrer in ber S^ircße feines SImtes waltete, würbe bas red)te Scßutßaus im Organiften-- garten gelegen auf unerklärliche 9Beife ein Staub bei flammen. Gs würbe balb neu aufgbbaut unb gwar trug ber Sßatron gwei ©rittet unb bie ©emeinbe ein ©rittet ber Stoften. ©ie Hirtßcngemeinbe* trug jebod) nur ein ©rittet gu ber Organiftenwoßnung bei. ©as neue Gtßulßaus würbe an bas ©nbe bes ftßönen ©artcns gebaut, ©ie hoffen für SBoßnung, Stallung unb Gcßeune beliefen fid) auf 3 000 ©ater.

©as 3aßr 1852 kann als ein ftßwarges 3aßr in ber ©efcßitßte ber

©orfgemeinbe Simmenau begeitßnet werben. 3n biefem 3aßr ßiett ein böfer

©oft Gingug unb rief riete SRenfcßen in jungen unb ßoßen 3aßren m bie (Ewigkeit, ©er ©oft war bie Gßotera. Sie fudßte Simmenau mit beifpiellofer 9But ßeim. guoor ßatte fie in ^reugburg oerßeerenb gewütet. gunätßft wa-- ren brei Rinber an ber Stußr geftorben. 91m 12. September begann bie Seu=

cße unb ßiett bis gum 30. ©egember an. ©er Slnfang tag auf ber ©tasßütte.

©ort lebten 114 Sßerfonen. Bon biefen würben in furger geit 25 baßingerafft.

Slnfang Oktober griff fie trot) alter Borficßtsmaßnaßmen and) auf bas ©orf über. Sie forberte bort 79 Sßerfonen unb oertilgte gange Familien. 9tm 11.

Oktober ftarben 13 B^tfonen unb man ßat SJtüße geßabt, bie 2eid)en ßeraus- gufd)affen. 3m ©lodftßen ipaufe, bas bem gum ffitorftißen Slretfcßam geßörem ben maffioen ipaufe gegenüber liegt unb gwifcßen ber Gdßmiebe unb bem 9Bisgi)-- fcßen §aufe maffio erbaut worben war, ftarben 21 Berfonen. ©er $erb ber Hrankßeit befcßräntte fid) aber auf 8—10 Käufer, ©er 9Birtf<ßaftsinfpektor Sllbert ©urin macßte fuß um bie Bekämpfung ber Seutße feßr oerbient, ©er Baron oon Büttmiß, ber mit ben Seinen nad) Breslau geflüchtet war, bracßte bie größten Opfer, um feiner ©emeinbe beigufteßen. SJtutlofig'keit unb Setbft-- fucßt naßmen überßanb. ©er Bfarier bes Ortes erlag enblicß fetbft ben oie'Ien Slnftrengungen unb erfcßütternben Stufregungen unb fcßmebte oier 90otßen lang in Bebensgefaßr. ©ie Seitßen würben an bem ©age nad) bem Sobe füll begraben unb gwar auf bem neuen fjriebßof. (Es fcßeint, als ob biefer gerabe in ber (Eßolerageit neu angelegt worben ift. ©er fßlaß war oon bem Bircßem patron gum Begräbnisort angemiefen worben. Sinks oon bem großen 90ege füllten bie Gßolerateiißen begraben werben. 6s würben gum ©eil große Blaffengräber gemadßt. 3n biefe legte man bie Seitßen nebeneinonber oßne Sarg, ©ie Gßoteraepibemie bes 3äßres 1852 ftettt fomit bie größte Bata=

ftropße bat, bie feit Blenftßengebenken bas ©orf getroffen ßat unb wie fie

(10)

ßöcßftens nod) mit ber peft in bem bretßigjäfjrtgen Kriege oergliißen roerben tarnt

91m 26. 12. 1844 ftatb Organift unb Ceßrer Senft, bet nod) nidEjt 55 3aßre alt geworben roar, an ©icßtfcßmergen. Stßon lange guuor mußte er oet=

treten roerben. Nbjuoant StRofe aus Scßönfelb ßalf in bei Vertretung. 2Iud) ein Hanbibat bei Sßeologie übernahm lange Seit ßinburd) ben Unterließt. Oer Unterhalt bes Organiften beftanb gu einem Seil aus Naturalien. hierüber ßeißt es in einer Verufungsurfunbe: „bei) {eher iperrfdpft, roenn (Sott bie Gicßclmaftung geraten läßt, ßaben ißm bie £ertfcßaften bepbe oerfprodjen, aus gutem SBillen jebe ein StiicE in SNaftung gu neßmen. — 3ßm fefbft bem Orga=

niften rourbe eßebcm einen Sonntag um ben anbern eine NUttagsmaßlgeit ge=

reid)t, roeltßes aber feit 1742 mit Vereinigung bes Perzipienten baßin geänbert roorben ift, baß nun unb p immer roäßrenben Seiten anftatt biefer fäßrtid)en Nlaßlgeit am Sonntage oon jebem Oomtnio befonbers aufs gange 3aßr 1 Scßeffel Horn, 1 Viertel Gtbfen, ein Vierlid) Vier gegeben roerben füllte."

Oer Nad)folget bes ßeßrers Senft roar 3oßann ©ottlieb Campei. Gr roar 1842 als Nbfuoant nad) Simmenatt gefommen. 3t”et Saß re lang mußte er auf ber ©lasßütte oier 3RoI roöißent'Iid) Unterricßt erteilen. Gr ßeiratete im 3aßre 1845 bie füngfte Socßtcr feines Vorgängers, bie aber feßon am 13.

8. 1846 ftatb. Sein Vrubet gtiebriä) Soßattn Campei rourbe gum Nbjuoanten berufen. Gr tarn am 8. 4. 1845 gu ffuß oon ©roßburg bei Streßten nad) Sim=

menort. Gr rourbe roieberum ber Nacßfolger feines Vtubers unb blitb in Simmenau bis gum 3aßre 1878, roo er penfioniert rourbe. Oeffen Nadffolger roar ber Organift Gßriftian ©ruber unb auf biefen folgte SBenber.

9luf ben paftor ptasEuba, ber Simmenau 1854 oerlaffen ßatte, folgte 3oßann Garl Oßeobor Clbidßt. Oiefer roar am 30. Npril 1818 gu VSielfaroies bei Vuf im ©roßßergogtum pofen geboren. Sein Vater roar ber VauinfpeEtor 3oßann ffriebritß 2BÜßeIm Clbicßt in Oppeln, guleßt in pofen. Gr befueßte guerft bie Glementarfdßule in Pofen, bann bie breiflaffige Votbereitungsfcßule unb fpäter bas ©pmnafium bafelbft. Vei ber Oeilung bes ©pmnafiums in ein eoongeliftßes SBilßelms- unb Eatßolifcßes 3Rariengpmnafium Earn er auf elfteres in bie Sertia. 1839 bis 1842 ftubierte er in Vreslau. 1844 abfobierte er bas erfte, 1846 bas groeite Gjamen in pofen unb rourbe 1848 in Vreslau orbiniert.

1848 bis 1854 roar er in Namslau paftor fubftitutus, bann bafelbft polnifcßer Paftor. Nad) Simmenau berufen rourbe er am 30. OEtober 1854 bafelbft feierlid) empfangen unb am 1. Nboent besfelben 3aßres burd) ben Gpßorus Hern aus Hreugburg inftalliert. 9lm 8. Nptil 1865 ging er als beutfeßer paftor nad) pieß.

Nbicßt ßat für bas fireßließe Geben bes Oorfes unb für bie Hebung ber Pfarre oiel getan. Gr füßrte Ntiffionsgottesbienfte in Simmenau ein unb ßat and) bas ©efangbud) für Scßlefien halb nad) beffen Grfcßeinen für ben beut=

ftßen ©ottesbienft angenommen. Oie pforrroibemutß ßat er teils oon ben päcßtern, teils oom Oominium feibft übernommen. Gin maffioes SloIIgeböube ift gebaut, ebenfo bie Umgäunung um Pfarre unb ©arten neu ßergefteUt roor=

ben. f^ür bie Hircße, beten Neubau ßöcßft notroenbig geworben roar, ßat er ein ©runbftüd erftanben.

Srüt bie roirtfcßaftlicße Gntroidelung bes Oorfes Simmenau ift in ber erfteu ipälfte bes 19. 3aßrßunberts bie Gntfaltung bes ©utes Simmenau gerne-- fen. Seit 1795 befanb es fieß in ben §>änben ber familie oon Cüttroiß. Oie

(11)

tiiittroitj Robert fid) reidfid) Wilße gegeben, 5as ©ominium i)od) p bringen. So rourbe im 3al)re 1823 eine ©laslptte errichtet, bie einer Wenge non Wenfdjen

©rot gab. freilich beftetjt fte Ijeutptage nid)t mehr.

SRuboIf oon Ciittroit) fjat burd) feine großartigen Unternehmungen bas

©orf beinahe roeltberiihmt gemacht, ©er Flachsbau mürbe großzügig betrieben.

Sine umfangreiche Schafzucht gehalten. 3m 3al)re 1859 mürbe bie große

©ampfbrauerei gebaut, ©od) tarn bas ©ut 1866 aus dem ©efiß ber familie oon Süttroiß unb geriet in $önde, bie pm ©eil nid)t mehr fo pfleglid) mit bem ©etriebe umgingen, ©od) blieb bie Sanbroirtfdjaft nod) muftergültig 1866 oerfaufte iRubolf oon Süttroiß bas ©ut an ben polen ‘peter oon Walems fi, ber and) ©raf Walerosfi genannt mürbe, ©iefer hotte es nur etroa fünf 3ahre in feinem ©eftß. ©ann oerfaufte er es im 3a'hre 1871 für 2 400 000 Warf an den ^reiherrn oon irmppmanroPalbella. 9lls biefer ftarb beiütrtfd)af=

teten bie (Erben bas ©ut. ©er Sd)ioiegerfohn ffreiherr ©ubotf oon Hüns'berg mar rneift hier, ©ie Srben oerfauften bas ©ut an Souts Halisfi — einem 3uben — für 1650 000 Warf im 3at)re 1906. ßranpfen, 3toIiener, ©el=

gier, polen, Ungarn, ©Öhmen famen in biefer geit hierher, um bie 2anbroirt=

fdjaft p ftubieren.

Unter allen ©efißern bes ©utes ift ben ©orfberoohnern eine perfön-- Iid)feit in bauernder (Erinnerung geblieben, nämlid) ber ©aron ©ubolf oon Üüttmiß. Unter ihm mürbe bie gepflafterte Straße angelegt unb bas Stijloß gebaut, ©ie tpergensgüte bes alten $errn lebte nod) lange in ben §ergen aller

©eroofjner. Unenbliti) oiel hat ber ©aron im 3ahre 1847 getan, als bie ©eue=

rung auf bas fpdjfte geftiegen mar. ©er Sad Horn p 170 pfnnd galt eine geit lang 13 ©aler. Hunderte ron hungrigen hat ber ©aron oft fpeifen laf-- fen. Hein ©eitler unb fein Sammler ging leer aus feinem §>aufe. Ob miir-- btg ober unroüröig, banad) mürbe nicht gefragt.

1907 oerfaufte Halisfi bas ©ut für 2 650 000 Warf an ben Wajorots-- befßer non Hutscjforo bei pfeffert, Honful ron ©eder.

©ie alte Hircße mar im 3ah re 1614 erbaut unb mürbe allmäf)lid) ban=

fällig. Sin Sleubau mar notroenbig. ©od) machte es unendliche Wüf)e, ben giendan in bie Wege p leiten. 6d)on im 3ahre 1826 mar amtltd) feftgeftellt morben, daß der alte Hirdpmbau ohne ©efafir faum nod) benußt roerben fönnte.

©ennod) begnügte man fid) mit einer Reparatur, die den ©etrag oon 1 000

©alern oerfd)Iang. 3m 3ahre 1835 erroiefen fid) die durchgeführten 91epara=

innen für ungenügend und es mürbe roiederum ein fReubau beantragt, ©as Winifterium ftellte einen ©eihilfebetrag oon 6 000 ©alern in 21usfid)t. ©as profeft fd)eiterte jedod). ©ie ©eputierten maren oöHig ungenügend oorbereü tet. Sie machten oiele Sd)mierigfeiten. Sdfießlid) bogen fie daljin aus, daß fte in der unpraftifdjften Weife oorfd)lugen, den ©ottcsdienft p alternieren,

©er plan des Neubaues fcßeiterte roiederum.

3m 3ohre 1840 nahm paftor piasfitda den plan oon neuem auf. Wan richtete pnädft einige ©ittgefudie an das Dberpräfibium. fernerhin roandte man fd) an den Winifter ©rafen p Stofberg. Schließlich mürbe eine ©er=

teilung auf beftimmte 3al)resbeiträge für jedes einzelne ©emeindeglieb durd) den paftor und die Ortsgeridfe nad) ©illigfeit feftgeftellt und am 28. Würg 1842 eine petition an bie föniglidje ^Regierung eingereidjt. ©arin mürbe bat*

gelegt, mie das beanfprudfe ©arlehen allmählich getilgt merden foHte und mehrmalige Steifen pr ^Regierung nad) Oppeln fdfenen pm gicie p führen.

(12)

Stoß allebem tauften neue ©ebenfen auf unb ein abftißläggiger ©efcßeib fet=

tens ber Regierung rourbe erteilt.

91m 8. Segember 1842 rourbe roieberum ein ©ittgejud) an bas 9JUnifte=

uum eingereicßt. 9hm rourbe oon ben öanbräten ber beiben Sreife ein Ser=

min am 6. 9lpril 1843 abgeßalten. gunätißft rourbe eine Vergrößerung ber befteßenben ^irtiße ins 9luge gefaßt. Sod) erfennt man halb einen 9teübau für notroenbig an. Sin fpegieller ©auplnn roirb entroovfen. Sine lange, aber feßr luftige ^orrefponbeng roirb mit bem liebensroürbigen, aber mit Arbeiten feßr überladenen ©auinfpeftor ©edmann in Slreugburg unb mit ber Slönigl. 9tegie=

rung in Oppeln geführt. ©nblitiß erfolgt am 19. Sllärg 1846 ein neuer Sennin in Simmenau burd) bie beiben Herren Sanbräte. Sas ©aüprojeft unb bie 9lrt ber 9lusfüßrung roirb feftgefeßt unb angenommen. 9fun macßt bas 9Jfinifte=

rinm eine gange 9Mße von ©usftellungeu. ßür ben 5. Sanuar 1847 feßt ber Rreugburger ©auinfpeftor in Simmenau einen Sermin an. Ser ©ntrag bes Rafters, bie Salriftei größer gu maeßen, roeil bie goßt ber Sxommunifonten oft meßr als 300 beträgt unb barum es groedmäßiger roäre, biefelbe ßinten, als an ber Seite angubringen, roirb angenommen. Sin ©Itargemälbe roirb fd)on in Süffelborf für 800 Safer beftellt. Sen 10. ©uguft 1847 roirb bie umgeänberte geitißnung enblitiß fertig. 3m 28inter roerben feßon 200 000 SRauergiegel burd) ben Sßatron unb 72 klaftern Kalfftein burd) bie ©auernfeßaft angefaßren. Ser

©eginn bes ©aues feßeint gefießert unb bas giel fd)eint erreitißt gu fein.

Sa fommen bie glorreid)en Sage bes 9Jlärg anno 1848 unb com aufge=

taueßten SOtinifter Ipanfemann erftißien bie erbauließe Srflärung, bie ©emeinbe Eönnte bauen, roie fie roollte, eine Unterftiißung ober ein ©nabengefeßenf aber fei nitißt gu etßoffen. 9HIe ©oitgeöanfen oergingen bei ber gerrüttung unb Unftd)erßeit ber fogialen ©erßältniffe unb ber Sage bes Staates. Sie gerfalle-- nen ©iauergiegeln rourben anberroeitig oerroertet. Ss rourbe baoon eine Süiv gergntbe unb ein 2Birtsßaus erbaut. Sie Soften ber Slnfußr bes SMffteines rourben burd) ben ißatron ben ©auern oergütigt unb fomit alles alte oernießtet.

1853 taud)en neue ©augebanfen auf. SRan befcßließt burd) freiroillige

©eiträge einen ©aufonbs gu gründen. Sas gegebene roirb ben cingelnen gut-- gejtißrieben unb fpäter auf amtlicße Verteilungen angereeßnet. Ser §err ^ir=

eßenpotron rerfteßt fidß gu vorläufig 100 Salem jäßrlitiß. Viele §inberniffc finb gu überroinben. Sinem Seil erftißeint ber eingefdjlagene 98eg gu longfam.

Sie rooCen ben ©au fofort beginnen unb bie erforbertidjen Summen fofort be=

ftißaffen. Socß ftißien man burd) folcße 9lebensarten ben gangen S^Ian nur ßin-- tertreiben gu roollen, roeil forooßl bem ßirtißenpatron als and) ber SOteßrgaßl in ber ©emeinbe es ftißroer fallen bürfte, bie benötigten Summen in furger geit aufgubringen. 3n einer öffentlitfjen Kundgebung rourbe nunmeßr erhärt, es roerbe eine |>ausfammlung bnrtiß groei rertmuensroürbige ©litglieber oeranftal-- tet roerben unb baraus ber ©aufonbs gebildet roerben. Von bem gefummelten

©elb füllte gunöd)ft ein 9tentenbrief getauft roerben Ser ißatron rourbe mit bem Kauf bes ©tiefes, ber bamals im 9Bert niebrig ftanb, beauftragt. (Sr roollte nod) einen niebrigeren Sßreis abroarten. Sod) fliegen bie ©riefe halb unb fielen nitißt me'ßr. Ser patron erbot fttiß baßer, ber Kirtißengemeinde ben burtiß fein gögern entftanbenen Stißaben gu erfeßen, unb ßat bies and) roirfließ getan.

(gortfeßung folgt.)

(13)

Bae bie „Sdjlefifdje &ern-(£i)romfa über ben äreis ftreujburg betidtfef.

Stitgeteilt non Sr. $. St e n j.

3m 3at)re 1710 erfdfien im Verlage bes Sud)f)änblers Sodann Ceonßarb Suggeln, gebrudt bei Steldjior ©ottfrieb tpein in Nürnberg eine ©tjronif oon Sdflefien, bie ben Sitel fü'fjrt: „Scßlefifdje ^ern=©f)ronide Ober ßurße jeboct) grünblid)e ©eograpt)ifd)=tpiftorifd)= unb Sßolittfd)e Sadjricßt oon bem <j>erßog=

ttjum Sdjlefien, ^Botinnen Sie Sejdfaffenfyeit bes Canbes, unb ber barinnen fid) befinbenben gürftenttjümer, tperrfcßafften, Stabte, Softer, giüffe, Serge, etc. 3ngleid)en berer Sdjlefifdfjen £>erßoge Urfprung, Sbftammung, Sb tt) ei lung, unb Sßraerogatioen, wie aud) berer Sd)tefifd)en Dber=Segenten Drbnung unb golge oon Sßiafto an, bis auf ben jeßigen ©lowürbigften unb SUerburd)Iaud)tig-- ften JOSEPHUM, Sömifcßen tapfer, unb gn fmngarn unb Sötjmen Slönig; Sidjt weniger bas Sdjlefifdje Segiments^oIicet^Striegs^Steuei^ammer^ unb Stüng=

SBefen, nebft bem Seligions-Staat mit möglidyften gteiß abgeßanbelt worben.

Sebft ©iner umftänblid)en ©rgeßlung oon ber ©jecutions=©ommiffion ber Sltranftäbtifdjen ©onoention."

Ser Serfaffer ift nid)t genannt; es ift 3ot)ann Saoib Röster. 3öas weiß er ü'ber ben Rreis ßreujburg 52 berichten?

1. Das (£reuf}burgifd)e Beidjbilb,

barinnen Greußburg, Cat. ©ruciburgum, eine woljloerwatjrte1) Stabt an ber Sßoßlnifcßen ©ränße, fieben Steilen oon Srteg gelegen, ßat ein gürftticßes Schloß, unb treibt großen Raubet mit iJJoßlnifcßem ©ut, als §>onig, Ceber,

#ad)s unb gtad)s. Sn ber '•ßfarr^Slircße bafelbft ift eine wunberwürbige ©e=

fd)iä)te, fo fid) bafelbft gugetragen, abgemaßlet. Semtid) ein adjtjäßriger Stna-- bc, ©ubigius genannt, fpielte Sn. 1581. ben 27. Stap auf bem ©ewölbe ber 3\ir=

cßen mit Saßlen,2) unb fällt burd) ein großes runbes Cod) ein unb brepßig ©Heu ßod) ßera'b, wirb aber oon einem oier unb fiebenßig jäßrigen SMd--Stößer im ging unb galten aufgefangen, unb oßne Schaben auf feine güße geftellet. ©s ßat biefer Hnobe nad) folcßem galt ein ßoßes SIter erlebet, unb ift ft als ßird)-- Anetßt bafelbft Snno 1641. am 68. 3aßr feines Stiers geftorben.

3n biefem SSeidfbilbe finb oiet S0rfffdjafften, bie tßeils ber gi'trftlidßen

©ammer, tßeils ber Sitterfcßafft gngeßören.

2. Das 73iffd)mf<f)e Beid)btlb,

barinnen Sitfcßen, Cot. Sicinum, eine ßart an ber ißoßtnifdßen ©ränße gele=

gene Stabt, ad)t Steilen oon Srieg, auf einem fruchtbaren, aber etwas fanbig=

ten Sob en. Sie tßoßlnifcße Spracße 52 erlernen, fd)iden bie Sdjtefier iß re

’) Sie $>efeftigungen ber 6 tab i rourben alfo 1710 für bebeutenb angefeljen. Sie bab en ja and) in ben ©djlefifdßen Kriegen 5röörid)s bes ©roßen eine Stolle gefpielt. Ä.

©. Sietmann fagt in feiner im 3&f)re 1763 erfctjienenen „SZeite ©uropaifeße Staats- unb Steifegeograpbie" in bicfer 33ejief)nng über Sreujburg: ,,©s ift eine gar gute, mit mau­

ern unb tiefem ©raben ocrfeßene Rönigtiiße Sreisftaöt . . ."

2) Sagten = närrifdje Sänbetei, albernes ©efcßmäß, bebeutet fjier Spiel.

(14)

hinter in großer Slngaljl ßierßer in bie Scßute.3) ©s roerben jgßrtid) etlidje Btärcfte ßier gehalten, roetcße bie ipoladen gor ftarćE frequentiren, ober babeg mancßmat bie großen Snfotentien4) oerüben. 5)as Breßlauifcße Bistßum, roel- djes Ślnno 970. ju Scßmogra von ©ielao angeleget roar, rourbe 75. 3aßr ßer- nati) 91nno 1045. roegen bei Striegs-©efaßr auf Söitfäjen5) verleget, unb ift biß 1052. bofelbft verblieben, ba es ©afimirus I. nacßer Breßlau transferiret. ©de­

fer Ort ift fünften auä) berühmt roorben, roegen ber ungtüdticßen Sißladßt, bie

©rß-iperßog StRojimilion 9Inno 1588. mit bem Sßoßtmfößen ©roß--©ant)ler 3Q-"

moisft) ßiett, nod) roetcßer Bitfcßen ganß ausgeptünbert rourbe. ®er bamolige

‘Pfarrer bes Ortes,6) roeldßer bet) benen ©raufamteiten, fo bie Po laden ba- mots verübten, nicßt raufte, roie er mit bem Beben bavon tommen füllte, faffete fid) enbticß 9Jtutß, unb gieng felbften gu ben gamoistq, unb rebete ifjn mit folgenbem ©dfticßo an:

Hostis es, an hospes? nam quis te dixerit hostem, Qui patrio victos victor amove cedis?

3u ©eutfd):

Bift bu ein ffreunb, ober ein ©oft? beim roer rootte bid) einen ffeinb nennen, ba bu als ein Ueberroinber ben Ueberrounbenen mit vättertießer Siebe begegneft.7)

©eteßes bem ©roß-Kanßlet als einem feßr gelehrten $errn bermoßen rooßl ge­

fiel, baß er ißm niefjt nur eine Salve--©arbe8) gab, fonbern and) mit einem Beutet voll ©ucaten befdßenfte.

©eit biefes ©eidfbitb unb bas ©reußburgifeße, gleidgam ein befonbers Cänbgen jenfeits ber Ober gufammen ausmaeßen, fo finb fie immer mit ein- anber vereinigt geroefen. Sie finb aueß eine gute ©eite an bie Oppetifcßen

$erßoge verpfänbet geroefen, aber ipetßog ffriebrieß ßat fie 9Inno 1536 roieber eingetöfet.

Bandenait,9) Bifti)borff, ©olforoiß, Omecßau, profeßtiß, tfteinersborff, 3toßforoiß,10) Scßmarbt, ©itmsborff, finb bie vorneßmften 9titter-Siße in beg- ben ©eießbitbern.

3. Das ©otiffäbfijdje Beidjbilb

roirb burd) bie Cage bes Breßlauifcßen ©eidßbitbs ütamstau von bem Oets- nifeßen ffürftentßum abgefonbert, unb liegt groifeßen bemfeiben unb bem Brie- giftßen ©eießbitb Spitfdtjen, bas Stäbttein ©onftabt, ift nidjt fonbertieß; liegt 3) lieber bie berühmte Sßule in pitfßen, bie mitunter non 150 Schülern, morun- ter bie meiften non ausroärts, aus Saßfen, Sßlefien unb Polen maren, befußt mürbe, vergleiche üoelling, ©efdjidjte ber Stabt pitfßen. $reslau 1892. S. 171—178.

4) 3nfoIentien = Unoerfßämtheiten.

6) §ier ift bem 9>erfaffer eine ißermeßflung unterlaufen; bie Orte finb Sßmograu bei Dlamslau unb Stiegen bei Sc kg.

6) Oer Pafior hieß Sarthotomäus Senlius.

7) Oie Ueberfeßung ift ungefdßidEt unb lautet b eff er: „Sift bu ein fyeinb ober ein ffreunb? aber mer mößte bieß einen ^einb nennen, ber bu als Sieger bie ©eficqten mit väterlicher Siebe beßanbelft?

8) Salne ©arbe = Paffierfßcin, fyreibrief. Oer polnifße Rührer gab bem Pa- ftor alfo einen Siusroeis, ber ihm Schuß unb Sicherheit gemähren follte.

°) ©emeint ift Santau.

10) ©emeint ift iRofßtoroiß, heute 3töftfelbe.

(15)

aber in einer fruchtbaren ©egenb an ber Stobra,11) gehört benen Herren oon

^ßafabowsfp. Sür bem Sßofjlnifchen $l)or ift eine bermafsen üble Vriide, bah man tool baoon bas alte Sprichwort fagen fann:

Stiriaci fontes, Polonici pontes, Germanorum jejunia, Nil valent omnia.

©ie Stepermärfifcben 33runnen,

©ie tßof}Inij(hen SBriiden,

©as ©eutfdje Saften, Stub alle nidjts wert!).

©ie Slbelidjen Siße in biefem 2Beid)bilb jinb Seutfcf)--3Sirbit5, Sfolung, Simmenau."

©ie gange SlermCEhronif umfaßt 520 Seiten im Sormot 9%X16%

geniimeter. SBenn bei biefem Umfang bie 91ad)rid)ten über bie einzelnen Orte auch nid)t befonbers ausführlich fein fönnen, fo oermtffen wir bod) bas, was uns heute befonbers intereffieren würbe. 38 ir erfahren g. 93. nid)ts über bie gabl ber (Einwohner, über ihre ©efchäftigung, über bie 93efd)affenheit ber Raufer ufw. ©agegen fällt uns bie Neigung bes 93erfaffers gur (£rgä£)lung Meiner aneftotenf)after 6>efd)id)ten auf. So erfd)eint iljm in Rrengburg ber Sturg bes Sungen oom SMrdtengemöI'be, in ißitfdfen bas (Erlebnis bes Pfarrers Senfius mit bem 'ßolenführer gamofsfi unb in Honftabt bie f«habhafte 33rüde als wichtig unb mitteilenswert.

31uf Seite 159 gibt ber 93er faff er bann eine <£f>araftcriftif ber Sd)lefier, bie oon guter ^Beobachtungsgabe unb flarem Urteil geugt unb best)alb l)ter mitgeteilt werben foil. (Er fdjreibt:

„3Bas nun and) bie (Einwohner Sd)lefiens anbelangt, fo ift ihr ©emperameni Sanguineo-melancholicum,12) incliniren überaus fet)r gur $oefi unb SOlufic, wie bie ©eutfdjen ihnen benn allerbings bie Stichtigfeit unb Steinigfeit ihrer

©id)tfunft ohnftreitig gu banden hüben, inbem SJlartinus Opitius13) gu erft bas (Eis gebrochen, fie flnb leutfelig, fmtnblid), hbfüd), batbei aber eingegogen, f«hüd)tern, unb oon feiner Verwegenheit, hülfen jtcf) äußerlich reinlid) burd)=

gefjenbs, fo gar bie 33auren, in Slteibern unb $6äjd)e, befleißigen fid) bei ©ot-- tes-Surd)t, halten bie Rinber fleißig gur Schulen, unb oerfdpden fie, wenn fie erwachfen, in frembbe Sauber. 3Bie aber jebe Station a ud) ihre angebohrne Softer, fo giebt es and) unterfäjiebliche, welche oon Südlichen ©emütße, Iang=

famen, feboch hernad)mahl5 unoerföhnIid)en gorn, unb barbet) überaus wol-- lüftig unb wanfelmüthig flnb, unb ben SJlantel nach allen 3Binben gu hängen

") 3ft ein Srrtum.

12) (Eine Kiifdjung oon ßebßaftigleit unb Seidjtblütigleit mit 6d)mermitt unb Srübfinn.

1S) SJtartin Opife rouobc am 23. 12. 1597 in ©unjlau geboren, ©er ©erfaffet ber SenvCEponil begiefjt fid) per auf bas ,,93ud) oon ber beutfcpn ipoeterep", bas Opitj

1624 erf deinen ließ unb bas halb allgemein &u £errjd)aft gelangte unb mit ifjm lei ber ber eintönige üllejanbrincr, ber and) im ©rama regelmäßig angeroanbt mürbe, bis ißn Seffing burd) ben fünffüffigen 3<tmbus oerbrängte.

(16)

roiffen. Sas Srepptir--Harten=SpieI14 15) ift in feinem Sande fo üblid), als Ijiet, unb roird ciel geil damit oon müßigen ‘ißerfonen oerdocben. Sebod) trifft man insgemein in Sdjtefien eljriidje Sente an, to eld) e jedermann, abjonbertid) benen f^rembben, gerne bienen, unb ©oil unb intern tapfer bifj auf ben lenten

©luts=Sropffen getreu fepn. ©as bie ©eibs--©erfonen in Sd)tefien betrifft, fo tjalte id) für genug gu fepn, menu ich SJliĄaelis Steanbri judicium16) oon it)nen anfütjre, welcher fprid)t: Veneres et puellas Silesiae tales esse, ut vel silicem subigere possint ad amandum.10) Unb toos bet Sluctor des (Tfjtonici Storimbergenfis meldet: Sexum femineum in Silesia venustum esse, et a Habilem, sect sine pudicitia tarnen labe."17)

©ergleidjcn mir damit die ©fjarafteriftif, die unfer Sandsmann ©uftao Steptag im gm eiten ©and feiner „©rider ans ber beutfdjen ©ergangen'heit"

oon ben Sd)lefiern gibt, ©r fagt:

Sie befthen „etwas oon ber teidjten Sorgtofigfeit ber Slaoen und oon itjrer ©irtuofitüt, die gauge Sebensfraft im ©enup des Stugenblicfs gu fongen=

trieren. daraus entftand ein lebhaftes ©olf oon gutmütiger Slrt, Weiterem Sinn, genügfam, tjöftid) und gaftfrei, eifrig und unernetjmungstuftig, arbeite fam, wie alte Seutfd)e, aber nidjt oorgugsroeife dauerhaft und nidjt oorgugs-- roeife forgfättig; oon einer unübertrefflichen ©laftigität. aber ot)ne gewichtigen

©ruft, betjende und reidjlid) in ©orten, ober nidjt eben fo eilig bei der lat, mit einem meinen ©emüt, fehr geneigt fremdes onguerfennen und auf ftd) wirfen gu taffen, und bod) mit nüchternem Urteil, welches ihnen die ©efatjr oerringerte, das eigne ©efen aufguopfern; beim ©enujj heueret, ja poetifcher als die mei=

ften anderen Stämme, aber in feinem idealen Sdben oieIleid)t ohne die ©röpe maj'fioerer ©otfsnaturen."

©ergteid)en mir die beiden ©harafteriftifen, dann fällt die Uebercinftim=

mung in den ©rundgügen ins Singe, ©erbe Ije'ben bie poetifche ©erantagung ber Sdjlefier ijeroor, beide betonen ihr f)öftidt)es, freundliches ©efen, beide tür­

men ihre ©aftfreiheit; beide find aber and) nicht blind gegenüber den Sdjroä-- d)en unb fyet)Iern, oon denen ja fein Sterblicher frei ift, und weifen da auf den SRanget an Säuert)aftigfeit und die Steigung gu ffioufetmut hin.

14) Die Drapplier (nid)t Drepplir)4arte ift bie ttalienifdje Drappolatarte, bic ftd) in Sdjlefien lange erhalten hQt- Sie beftcht aus nietmal 9 Ślattern, nämlich: Se = Äönig, (Sanallo = Sitter, gant = Sned)t ober Sube, gehn, Senn, 9Id)t, Sieben, gmei,

©ins mit ben ©mblemen: Spabe (Sdjmerter), ©oppe (belebe), Denare (Pfennige) uni»

Saftoni (Städte).

15) Das Urteil 9Jtid>ael Seanbers. Dieter mar ein ausgegeid)neter £>umanift, ber 1525 gu Sorau geboren unb am 26. 4. 1595 als Settor ber SUoftcrfctiule gu glfelb ftarb.

Suffer burd) feine gefdjäpten Seljrbücher ber gtiecfjifdjen Spraye ift er burd) fein „Opus aureurn et gnonologicnm" berühmt geroorben.

16) Die grauen unb Stäbchen in Sdjlefien finb fo, baff jte fogar einen Stein gur Siebe nerloćEen tonnten.

17) Das meiblidjc ®efd)ted)t in Scfjlefien ift anmutig unb umgänglich, unb ohne priibe gu fein bodj ohne Slatel.

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mat IV. Ser ©anbei in ber Sößreibroeife bes Darnens mürbe in ber bamaligen geit bie ©erroanbtfdjaft nidjt ausfißließen. Dian ßot ben Dtann leibhaftig oor Singen:

Sie ©eiftlid)en bes ^onftäbter Sänbdjens oon ^onftabt, Würbih unb Simmenau hatten aus alter geit ben Auftrag, jeben Sonnerstag in ber Kirche gu Oels eine 8f3rebigt gu holten.

Sn jener gett ßaben marofei er enbe Solfeaten feer feinfelitßen Armeen, maßrftßeinlid) ffrangofen, einen ©inbrucß in feie Sotengruft unterßafb feer Hin cße ausgefüßrt.

fchmad in ber Boufunft&#34; nannte. 6s roar als erfter Seit einer periobifdjen ipeftfolg-e gebad)i, fanb aber leiber feine weiteren Bad)foIger. Sief es $eft ent- hält nichts

©&gt;ie alte öolgfirdje, bie auf bem ffriebtjof im ©&gt;orf ftanb unb bis gu tfjrem Rbbrudj ben Rreugljerren oom roten Stern (Dlattfjias'ftift gu ©reslau) unterftan'b, roirb in

burger Rircße. Sie roirb ßier als „Riicße Unfrer Sieben ffrauen&#34; begeießnet, roas ftd) aber rooßl urfpriinglicß nur auf bie oben erroäßnte Rapelte fupra facriftiam

Śad) biefer umftänbltdßen Sefcßreibung ßabe id) nicßt nötßig bin?“ gu feiert, mit welkem großen Vergnügen id) biefe Snftolt gefeßen ßdbe. Saum tonn root in einem

Slnt 22. Oftober ließ ber Stittmeifter bie Wagiftratsmitgtieber roieber gufammenrufen; biefe aber beforgten neue ©rpreffungen unb gingen ben So- ten bes ü. Krifffa möglichft aus