2..Maihefi 1932 Jahrgang Xll M. 10
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- Einzelverkausspreis: so Rps.Onmatdimkt
lnkommilliom zentralverlagsngBerlinilj 35Halbishklich 3.25Mai-le-III-lich6,50illa-it Stiel-eint zweimal monailich DurchjeaetPost-tatzubeziehen mittellungenaet
Reichszenikale lurHeimatdienst Rachdructsämtlicher Beiträge,mitAus- nahmedergraphischenVorstellungenund sonstigen Abbildungen,nur mitQuellen-
angabegestattet
AusdemJUHCIVUgrarpolitik isi SachederNation,vonReichsininisterDr.h.c.
Schiele ! Deutschepsingsibräuche,von Florian Kienzl ,Das Memels deutschtumimKampf,von Dr.W.pagan, Berlin «, Politische Chronik , Zum«100. TodestagKarlFriedrich Zelters,von Dr.Ulbert K.Henschel , ZurZeitgeschichte ,Das HambacherFest(1832— 27.Mai— 1932)·
0 Ztn Vordergrund reszhtsdas berühmte Qrantotz imHintergrnnd dieehr-
B llre aUf D an Z i g - würdigeMarkenkirchn einhervorragende-s Denkmal dernordischen Backsteingotit
Der Heimatdienst
Reichskanzler Dr. Brit-sing
hielt am sonntag, den F.Mai, vor Vertretern der Reichs- und staatsregierung, der Heeres- und Marineleitung, desDiplos
matischen corps und der Presse eine Frogrammatische Rede, dienicht zuletzt an diemapgehenden stellen undan dieVölker jenseits der deutschen Grenzen gerichtet gewesen ist- Von den vielen, nicht zu iibersehenden Eöhepunkten dieser Rede des Reichskanzlers reproduzieren wir hier einen, der hoffentlich auch inParis und London und inallen anderen Hauptstadten der Weltden gewünschten Eindruck erzielt hatt »Hört man indenstaatskanzleien und indenKontoren der Wirtschaftskönige
der Welt nicht den immer stärker anschwellenden chor derer, denen die beschämende Ergebnisarmut der bisherigen inter-
nationalen Beratungen der wirksamste Zutreiber ihrer extremen, ja·reoolutioniiren Fronten ist? sieht man nicht, dajsaus den Gräbern uernichteter Völkerhoifnungen ddmonische Geister der Verneinung und Zerstörung erstehen? Wir können
nicht mehr warten, weil die Völker nicht mehr warten wollen und nicht mehr warten werden.
eine Multiplikation der Konferenzem sondern die beschleunigt-e und die ganze Tat.
Was uns not tut, istnicht
ImZeichen dieses Tatwillens muli
Lausanne stehen, sonst wird es nicht zum Meilenzeichen desLebens, sondern zum Weg-weiser desZusammenbruchs werden.«
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Aglrarposisik Sache der Nation - Von KeichsmlnisterDr.h.c.Schien.
Die Schlagwortparolen, die seitJahrzehnten die Agrarpolitik beherrschen, sind angesichts derernstenWirtschafts- und Währungslage schon stark verblaßt. Daßman inderLand- wirtschaft beiderimmer noch fortdauernden Unken- tabilität dem bedrückten Herzen Luftmacht,indem man die Agrarpolitikschlechthin ablehnt,ist nicht verwunderlich. Daßman inKonsumentenkrieisen, wo heutemit demPfennigge- rechnetwerden muß,neidvoll aufdiebeträchtlich niedrigerenWelt- marktpreise hinblicktund seinenUnwillen über dieAgrarpolitik äußert,diescheinbardendeutschen Verbraucher um den Genuß dieserniedrigen Agrarpreise bringt, ist menschlichnur zuver- ständlich.Man kann es auchkeinem Industriellen ver- denken,dembeidem rückläufigen Export unddem völligdanieder- liegendenBinnenmarkt die Sorgenüber den Kopf wachsen, daß er sichnun durchdieseoderjene MaßnahmederAgrarzollpolitik- beeinträchtigt glaubt. Abereines bleibt trotzallembestehen:Unter demDruckederSorgeumdieErhaltung un-
serer Währungund um dieSicherstellung derLebensmittelversorgung unseresVolkes beginntsichdieEinsicht Bahn zubrechen, daßdie Agrarpolitik eine Sache
DieEinnahmender deutschen Landwirtschaft
Ineiner solchen Zeitdarfman nichtglauben,mit denalten Rezeptendes Liberalismus sderKrise wirklich zuleibegehenzu können. Nicht der niedrigfte Preis beherrscht die Exportmärkte, sondern der politisch und wirt- schaftlich stärkste Staatswsille. Das deutlichsteBei- spiel hierfür sehenwirindem klassischenLand desFreihandels —- inEngland,dasmitbrutaler Konsequenz seine Empirepolitikbe- treibt. Durchdieletzten englischenZollerhöhungenwerden z.B.
von unserer schon stark zurückgedrängtenAusfuhrweitere 700Mil- lionen RM.,das istfastdieHälftedesfür1932noch erhofften undzurBezahlung unsererAuslandsanleiheverpflichtungenerforder- lichenAusfuhrüberschusses, aufdas schwerste getroffen. DieEr- schütterung unsererwelt- und nationalwirtschaftlichen Situation ist sotiefgehend,daß ishr auchnur mitaußergewöhnlichenMaßnahmen wirklichbegegnetwerden kann. DiejenigeSanierung, die nicht äußerstenfallsauchmitRadikalmaßnahmenderKriseandieWurzeln geht, istdieteuersteund gefährlichste.Sie bedeutet nur einHinterherhinken hinter dem rapidenAblaufderKrise,eineBekämp- fung »derNot mit völlig unzu- länglichen Mitteln.
der gesamten Nation ist.
Wir müssen,darum gehtmeinBestre- benseitAnbeginnmeiner Amtstätigkeit,die Agrarpolitik mehrdenn je heraus- heben aus dem Streit der Inter- essenten und der Parteien. Wir müssendie Agrarpolitik bewußteinordnsen indiegroße Linie derStaatspoli- tik, diezum sozialenund wirtschaftlichen Wiederaufbauund Neubau imInnern und zur außenpolitischen Freiheit derNation führen soll.Esist unerträglich,wenn zum BeispielderButterzoll, dervielleicht wichtigsteFaktor im SchutzederVerede- lungswirtschaft, von denInteressenten ge- wisser Jndustriegruppen zum Handelsobjekt gemachtwerden soll. In einer Zeit,wo alles nach Siedlungspolitik drängt, ver- langeneben höhere Gesichtspunkteals die Geschäftspolitik,die nur an Augenblicks- interessendenkt,denSchutzderländlichen Veredelungswirtschaft, die diewirtschaft- licheGrundlage fürjedenSiedlerbetrieb bildet.
Wir müssen auch
Zucker.Weanaoak - Milchu.Eier --Flelscherzeuqun
loskommen von
wirtschaftspolitischenReminiszenzen. ,-Das Zeitalter des Freihandels, der aufblü- henden Weltwirtschaft, der wachsenden
oesamtverkaufserlösin MillionenPM.davon
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»in-Wwes-zpro-,- 1927s-z19279192V019M1
Wenn man das wahre serer deutschen Wirtschaftslage
»U« will, soläßtsie sich deutlichen mit dem Bilde einer
lagerten Festung. Wir leben
unter dem Drucke einer vierfachen
Blockade. AufdemGebiete derKredit- und Währungspolitik,s»derHandelspolitik und derTributpolitik sindwir vom Aus- lande blockiert. Wir sind auf unsere eigene Kraft angewiesen.
Dererste GrundsatzfürdasDurchhals ten einer belagerten Festung istdieSicher- stellungderNahrungsmittelversorgung. Des- halbist heute— und dasist erfreulicher- weisevon allenTeilen desdeutschenVolks nunmehr begriffen—- die Agrarpolitik, die aufErhaltung unserer landwirtschatlichen Produktionsgrundlagen gerichtet ist,in
erster Linie ein Erfordernis der Ernährungspolitik.
Die zweite Konsequenzder Lage ist Wirt- Bild un-
verstehen am besten ver-
be-
lxsvs
kräfte im eigenen Lande. Dort, wo noch unerschöpfte Produktionsmögs
internationalen Wirtschaftsverflechtung ist .
vorbei. Die Welt istheimgesucht von den apokalysptischen
Rseitern, Krieg, Revolution,Inflation. Die gesamteWelt ist ärmergeworden,und was noch schlimmer ist:DieSaat desUn- friedensist so tiefundweithin über dieganze Welt ausgestreut worden durchdas Diktat von Versaillesunddieanderen Verträge, daß jederinderWelt demandern mißtraut, sich innerlich aufUn- abhängigkeit,au dieMöglichkeitdesKampfeseinstellt, nichtaber auffriedlichen andel und Verkehr. Daherfindenwir überallin allenLändern derErde Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftspolitische Absperrtendenzen, Autarkiebestrebungen,Protektionismus injeder Form. Daherfunktioniert auch nichtmehrderfreieHandeldes Kapitals, derKreditausgleich zwischen kapitalreichen undkapital-
armen Ländern was dieVoraussetzung für jeden freien Handelder
Warebildet. berall istdieExistenzderStaatsgebildedurchwirt-
scehfcåfhtlicheZusammenbrücheundsoziale Krisengrößten Ausmaßes g
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rdet.
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lichkeiten mit gesichertemAbsatzaufun- serem eigenenBinnenmarkte vorhanden sind, mußunter Zu- rückdrängung nicht absolut notwendiger Auslandseinfuhren die heimische Produktion gefördert und verstärkt werden. Das giltjetzt namentlich fürdiegesamte ländlicheVer- edlungswirtschaftund fürdiedeutscheForstwirtschaft
Ichweiß sehr wohl, daß derartige Strukturwandlungen einer VolkswirtschaftvielschmerzlicheOpfererfordern. Aber aus dem ZwangederVerhältnissekommen wir nun einmal nichtdurchdas Klagenüberdieverlorenen Abs atzmärkte hinweg, sondernnur durch tatkräftigen Neubau im Innern. Erst auf der
Grundlage einer im Innern erstsarkten wider-
standsfähigen deutschen Wirtschaft werden wir
auch die Krasftreserven für den Kampf um die
Exportmärkte wieder gewinnen.
Dasdritte Erfordernis,dassichaus derTatsachederWirtschafts- blockade ergibt, istdie rationellste Verwendung un-
Ver Heimatdienst
sere sVol kseinko mme ns. Jedereinzeln-e i»nseinemPrivat- haushalt,dieöffentliche Handunddiegesamte Volkswirtschaft müssen gewisse konsumtiveAusgaben,insbesondere fürLUxuswa ren
und entbehrliche Auslandserzeugnisse, soweit
einschränken,daß größereTeiledesVolkseinkommens, seiesdirekt durch Jnvestierungen,seiesindirekt durchSparen,zurVerstärkung
landwirtschaftlichenProduktion derHebelderAgrarpolitikänZuk kunft angesetztwerden muß, erscheintes mir zweckmäßig,·drei Gruppen zuunterscheiden: i. Ackerbauprodukte,2.die Fleisch- wirtschaft und Z. die übrigen Produkte der bäuerlichen Veredelungswirtschaft, insbesondere der Molkerei und GeflügelwirtschaftunddesGartenbaues.
unseresProduktivkapitals in der Volks- wirtschaft freiwerden. — Durcheine nach diesen Grundsätzen ausgestaltete Wirt- schafts-undSozialpolitikwerden wir auch dieWiderstandskraft von Staat
und Volk ür das Ringen um
unsere au enpolitische Frei- heit stärken und neu beleben.
Das istin großen ZügendasFazit, das ichaus unsererwirtschaftlichen Lage ziehe,unddarum komme ichzudemstaats- politischen ceterum oensem A gra r-
politik und nochmals Agrar-
politik. —- Deswegenist für mich auch dieSorgeum dieWiederherstellung leidlich auskömmlicher VerhältnisseinderLandwirt- schaft nicht eine berufsständische Angelegenheit der Landwirt- schaft allein, sondern eine Aufgabe weitsichtiger Staats-
p o-l i t i k. -
Rückblickend auf die letzten Jahre können wirfeststellen, daßes bis aufden heutigenTagdemzähen Selbstbehauptungss willen unseresLandvolkes und derAgrars politikgelungenist,das deutscheVolk im wesentlichenselbständigzuernähren. Mehr als 6 Millionen hatten imvergangenen Winter zwar keineArbeit,abersiekonnten vordemSchlimmsten,demHunger,bewahrt
DieGetreidepieise in Deutschlandu.am Weltmorlete
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Ihrem Produktionswert nach sind diese drei Gruppen einander etwa gleichwertig.
Nicht berücksichtigtistdabei zunächstdie Waldwirtschaft, die insder Landwirtschaft eine Sonderrolle spielt. Bei denAcker- bauprodukten, dem erstenDrittel der landwirtschaftlichen Produktion, istes ge- lungen-—— das muß jeder sachlicheBeur- teiler anerkennen —4,ein tragbares Ver- hältnis zwischendenProduktionskostenund den Preisen der landwirtschaftlichenEr- zeugnissezu sichern. Starke Schutzmaß- nahmen ermöglichtendie Loslösungder Preisederwichtigsten Ackerbauproduktevon derWeltmarktentwicklung. Die Schutzmaß- nahmen wurden wirksamunterstützt durch das Systemder Vserwendungszwängefür Jnlandsw-are. DieBrotgetreidemärktewur- den in Zeiten des Hauptangebotsdruckes durch das Austauschexportverfahren ent- lastet. Das Zusammenwirken allerdieser Maßnahmen führte zu auskömmlichen Preisenfürdiepflanzlichen Nahrungsmittel DiePreisschere beiden pflanzlichen Nah- rungsmitteln kann nahezuals geschlossen angesehenwerden. —- Bei derzweiten Gruppe derlandwirtschaftlichen Produk- tion,derFleischwirtschaft, handelt es sich gegenwärtigzumentscheidendenTeil nur nochum eininnerwirtschaftliches Pro- werden. Auchfürden kommenden Winter
dürftedieGefahr derHungersnot,wenn
dieWitterung sich nicht als allzu unss ««,1929
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234l1234f12z411030 1931
blem. Die verschiedenenErhöhungender Vieh-undFleischzölleindenletzten Jahren, dieBeseitigung derGefrierfleischeinfuhr ha- OZ-
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12 1925 2627l1028 günstig für die neue Ernte erweist, « - gebanntsein. Der Vol lstreckungss chutzimganzen Reich unddasSicherungsverfahren im Osten verhinderten, daß trotzder Krise wesentliche Flächen unbestelltblieben. Die Schaffungdes Früchtepfandrechts und des Garantie- fo nds vo n 90Mil l ione n fürdenDüngemittelbezug durch dasReich gemeinsammit dervorzeitigen
Einführungder Notierung von Getreide zurLieferungimSeptember,diedemLand- wirt eine Kalkulationsgrundlage gab,be- schleunigteden DüngerbezugderLandwirt- schaft. Es kann damit gerechnet werden, daßeine einigermaßen ausreichende Dün- gung durchgeführtwird. Wir habendem- nach die Gewißheit, daß mindestens die lebenswichtigsten Nahrungsmittel, Brot, Fleisch, MilchundKartoffeln, auchimkom- menden Jahr in Deutschland ausreichend vorhanden seinwerden. Seit 1927konnte bis1931unserEinfuhrüberschußanLebens- mitteln auf etwa ein Drittel herunter- gedrücktwerden. Die erstenMonate des Jahres zeigengegenüber1931einen wei- teren Rückgang der Lebensmittel- einfuhr um etwa Zov.H.DerEinfuhr- überschußan Lebensmitteln wird infolge- dessenimJahre 1932voraussichtlichnicht unbeträchtlichunter der Milliardengrenze liegen. 1927betrugernoch ZZH Milliarden RM. — Wir sind demnach in un- serer ·Nahrungsmittelversor- gunlg ·nichtder Willkür unserer politischen Gläubiger unter- worfenz Unsere Außenpolitik
kann einen festen Kurs steuern,
ohne Gefahr zu laufen, das
Volk dem Hunger auszusetzen.
Auch die durch den Rückgangunserer Ausfuhrüberschüsfe und die starken s Kreditrückziehungendes Auslandes be-
dingteVerknappungunsererDevisendeckeverliert erheblich füruns anSchreckenundfürunsereWährunganGefahr, weilwirwissen, daßunsereRahrungsmittelversorgunginihrenGrundbestandteilen ausreichendgesichertist,auchwenn wirkeineDevisen mehr fürden Bezugvon ausländischenLebensmitteln zurVerfügung haben.
BeiderBeurteilung derErtragsfähigkeitderLandwirtschaft undinsbesondere,umfestzustellen,anwelchen Punktendernormalen
viehsu Buiiekpieiseins- Deuischlondu. amWelimakkt
Preisein RHied:
bendieEinfuhrvon Viehzueinem fürdie Gestaltung unserer Viehmärkte nicht mehrentscheidendenFaktorwer- denlassen.DeranhaltendeTiefstandderViehpreise istinAuswirkung derRekordfuttermittelerntenderletzten Jahreundderum dieJahres- wende 1929l30 überhöhten Futtergetveideeinfuhr von 2Mill. Tonnen in ersterLinie eine Folge übergroßer Schweine-
bestände, diedringendAbsatz suchen,die Rinder vom Markt verdrängenund aufeine verminderte KaufkraftderBevölkerung sto- ßen.Auch die Fleischverbilligungsaktion derReichsregierung, diebisher bereits rd.
soMillionen PfundFleisch verbilligte,und damit weitgehendzusätzliche Absatzmöglichs keiten für500ooo Schweineoder 160 000 Rinder schuf,konnte bishergegenüberdem Riesenangebotvon Schweinen keine durch- greifendeErleichterungderMärkte bringen, obwohlauch gleichzeitigdienoch vorhande- nen Ausfuhrmöglichkeitenfür Vieh,unter EinschaltungdesgenossenschaftlichenAppa- rates,so gut wie restlos ausgenutztwurden.
Nachalledem wird eine durchgreifendeGe- sundung unserer Viehmärkte jedoch erstdann eintreten, wenn dieSchweinebestände auf den normalen Stand zurückgeführtworden sind. Nach den vorliegendenSchweinezahs lungenmuß hiermitindiesemSommer ge- rechnetwerden. Bei derFleischwirtschaft derzweitenwichtigen Gruppederlandwirt- schaftlichen Produktionist demnach trotzdes unerhörten TiefstandesderPreisedieLage nichthoffnungslos. AufGrund derEnt- wicklungder Viehbeständekann vielmehr damit gerechnet werden,daß auch hier so wiebeidenAckerbauprodukteninabsehbarer Zeiteinausgeglichenes Verhältniszwischen Produktionskosten undPreiseneintritt.
Diedritte Gruppederlandwirtschaft- lichenErzeugungumfaßtdie übrigen
rodukte
deifbägiseräichenVer-
edelun swirt chaft. Als solcheind eon ers zunennen
die ErzeifgnissedesrMolkerei- und Geflügelwirtschaftund .des Gartenbaues. ProduktionskostenundPreisehaben·hier nochkeinen Ausgleichgefunden. Dieentscheiden-deUrsachedieserTatsacheist aber nicht,wiebeiderFleischwirtschaft, dieUberproduktionim Innern, dieauf eine ungenügendeKaufkraftstoßt.DasS wer- gewicht liegt hier vielmehr-in der noch immer
Preisein W
UT
Der Oeimatdienst
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unbefriedigenden handelspolitischen Situation.
OhneeineBesserung dieser Situation könnenauchdieEntwicklungs- möglichkeitenderSelbsthilfe,diegeradebeidenlandwirtschaftlichen Veredelungsprodukten besondersgroß sind, nicht zur Entfaltung kommen. Erforderlichisteinstarker Schutz fürdiegenannten Be- triebszweige der Landwirtschaft geradejetztvor allem aus drei Gründen: 1. Dieländliche Veredelungswirtschaft bindetinbesonders hohemMaßeArbeitskräfte.2.IhreRentabilität ist entscheidend für dieGesamtertragsfähigkeitderLandwirtschaft Z.DieSiedlungs- plänederReichsregierungmüssenzueinem Fehlschlag führen,wenn -
nichtdafür gesorgt wird, daß auchdiewichtigsten Erzeugnisseeines Siedlerbetriebs,das sindaber dieProduktederbäuerlichenVer- edelungswirtsch-aft,vor allem Vieh, MilchundEier,zuauskömm- lichen Preisen absetzbar sind.wer siedelnwill, muß auchderArbeit desSiedlers dennötigen handelspolitischenSchutz gewähren.
Dievolle Rentabilität geradederländlichen Veredelungswirts schaft ist demnach fürdieLeistungsfähigkeitdesBinnenmarktes be- sondersunentbehrlich. Durchdieletzte Butterzollerhöhung istes gelungen,dieMilch-verwertungderLandwirtschaftum etwa 2Rpf., stellenweiseauchumZRpf.jeLiter günstigerzugestalten. Da- durchkonnte derbisherige starke VerlustderLandwirtschaft um 400bis500 Millionen RM. gemindertwerden. Doch nochimmer liegengroße Produktionsmöglichkeitenin Deutschland auf dem agrarischenGebiet ungenutzt. TrotzstarkerZurückdrängungder Auslandseinfuhr indenletztenJahren gabenwir imerstenViertel- jahr1932nochimmer aus fürdieEinfuhr von Schmalz, Speck, Fleisch usw.42Millionen RM.,Gartenbauprodukte 83Millionen
RM. Butter und Käse45Millionen RM.,Eier, Fische,Wein
75 illionen RM., HolzundZellstoff23 Millionen RM. Ein«
Schutzgegen dieEinfuhr dieserprodukte würde nicht nur im Inland neue Urbeitsmöglichkeiten schaffen,erwürde»vorallem auch beidemletztenDrittel iderlandwirtschaftlichenErzeugnisse gesunde Rentabilitätsverhältnissebringen und damit dieGesundung der Land-wirtschaftunddesBinnenmarktes einleiten.
Umdieszuerreichen, istesnotwendig,allelandwirtschaftlichen Schutzmaßnahmen,insbesondereauchfürdiehandelspolitisch ge- bundenen produkte,demvolkswirtschaftlichenBedürfnis entsprechend undmitdernötigenLabilität zuhandhaben, sowieesbeiGetreide bereits geschieht. In ähnlicher Weise muß auchderHebelbeider Fo rstwirts ch«aftangesetztwerden. DieLage hat sich hierin zunehmendem Maße so zugespitzt, daßWaldboden inbreiten Strichen desdeutschen Ostensbereits unverkäuflich geworden ist.
Unsere Ausfuhrist seit1929um etwa Z,9Milliarden RM.
zurückgegangen. Dadurch sindinDeutschland,etwa 1,5Millionen Menschenarbeitslos geworden. Etwa 1 Million kannman von der
Gesamtarbeitsloggkeitvon 6Millionen als saisonmäßigarbeitslos absetzen. ZZH illionen Arbeitslose hätt-en dem- nach ihr Schicksal der Arbeitslosigkeit dem Ver-
sagen des Binnenmsarktes zu verdanken. Dieses
Größenverhältnis zeigtinallerDeutlichkeit,woderHebelzurÜber- windung unser-er Kriseangesetztwerden muß. De r B inne n-
markt kann aber nur durch konsequente Agrars
politik zur Gesund-ung gebracht werden. Des-
halb wiederhole ich mein staatspolitisches
eeterum censeot Agrarpolitik und nochmals
Agrarpolitikl Das ist»die Forderung, der sich
heute keiner mehr entziehen kann. Agrari
politik istheute Sache der Nationl
J Arm ejfformn Kienzf
pfingstenwurde ursprünglich—- nochzurZeitdesKirchen- vaters Tertullian —- fünfzigTage lang gefeiert. Erstvom achten Jahrhundert anverringerte sichdieZahlderFesttage. Pfingst- sonntagundPfingstmontagsind schließlichübrig geblieben.Freilich bildete wohlvon jeher
der Schlußtag, der
»Fünszigste«(pente- koste= Pfingsten), den Höhepunktder Feierlichkeiten.Daließ man, wie die frühe- ren Urkunden bezeu- gen, Rosen, feurige Kugeln oder Flocken von der Kirchendecke fallen,dasenkteman eine Taube herab,da deutsete man durch po- saunens und Trom- petenstößedas Win- desbrausen beimEmp- fangen des Heiligen Geistesanund durch Unzündenvon Lich- tern die Erleuchtung der Auserwählten.
Von diesen kirch- lich-en Bräuchenha- bensich einige— in teilweise sehrverän-
derter Form — bis
heuteerhalten. Zum BeispielinOberbays ern das ,,Pfingft- lichtln«: Kinder ge- hen singend mit
brennenden Kerzenvon Haus zu Haus. Im Niederösterreichischen
istdaunddort das,,Heiligengeistfangen«üblich:dieBauern ziehen aufdieBergeshöhenmitKreuzen,Laternen undWaldhörnern,um denHeiligen Geistanzurufen. Inanderen deutschen Alpengebieten
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DieFrühlingsfeierinNorddeutschland
Einer derjüngerenKnechtewirdandemHauptfeiertage zum»St.Georg,derLindwurmtöter« ausgeputzt undalsPersonifilation desjungenJahreszumAnführer erhoben,währendman hinter ihm denDrachen, einengefesselten BärenalsBersinnbildlichungdesWinters,führt. Bermummungen umgebendieHauptgruppe
werden inähnlicher qumachung diegrünenden Felderumritten — davermischt sich schon Ksirchlichesund Weltliches, andächtigeEr- innerungundHoffnung aufeingesegnetes Jahr.
DasPfingstsest stehtebenauchimZeichendesFrühlings,der erwachenden Flur. Es ist das naturnächste und fröhlichsteder Iahresfeste. Freilich, dieStädtermüssen sich damit begnügen,jun- ges Grün (,,Maien«) indieHäuserzutra- gen,Fensterund Tü-
ren zuschmückenoder sichzueinem feier- lichenPfingsttrunkzu versammeln,wiees—in ihrer altväterlichen Tracht die Halloren der Salzstadt Halle tun. Aber draußen, auf dem Lande,in den Marktfleckenund Dörfern,regtsichdie ausgelassenste Laune, wird der Frühling mitSpielund Mums menschanz empfangen.
Jede Landschafthat ihren eigenen Fest- stil. Doch gehen fast alle Pfingstspiele auf altgermanischen Kul- tus.zurückund ha- ben daher meist die gleich-e natursymbw lischeBedeutung:»BeschwörungderfruchtspendendenMächte.Da haben wir in Norddeutschland den Umzug des»,,Pfingstbären«, derauchinderNähevon Berlin gebräuchlich ist. In phantastischer Maskerade reitet auf einem SteckenpfersdSt.GeorgalsFrühlings-