M äs. Sonnabend, 10. Juni. 1865.
Die Verfasung.
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»denn Preis vierteljährlich bei·
allenPreuß.
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allenZeituiigs-Spediteureu
incl.Botenloh
Postanstalten 472 Sgrsp
beiden«-außerpreußis«
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Sgr.,
inderExpcdition, Mohrenstr. 34, 413 s In scrate
dieZeile
3Sgr.
Das freie Wort im Abgeordnetenhaufe.
,,Konservireii« ist bekanntlich ein lateinisches Wort und heißtauf Deutsch erhalten.»Darum nannte
manin früherenZeiten diejenigePartel
ImStaase IRS
»kon- servative«, deren Bestreben
eswar, die Einrichtungen, die Gesetze und die Verfassung des Landes zu erhalten.
Man warf den Konservativen damals nur vor, daß sie neben den guten und heilsamenauchsolcheEinrichtungen konservirenwollten, die mit der Zeit ganz untauglich nnd schlechtgeworden
waren.Aber heut zu Tage hat sich die Sache
Bist umgedreht..»
«schworene Verfa
unbesitzen,
dieso manches Schlimme abgeschafftund» noch mehr Schlimmes abzuschaffen
ver-sprochen hat, seit der Zeit machen vorzugsweise
nursolche Leute aus den Namen »koiiservativ« Anspruch, welche zu alten, längst als nicht mehr zeitgemäß
er-kannten Einrichtungen zurückkehren wollen, also nicht die bestehenden,
aiidie Stelle jener getretenen Ein- richtungen erhalten wollen.
Diesen falschen Konservativen ist
vorAllem unsere Verfassung in ihrer jetzigen Gestalt ein Dorn im Auge.
Sie hassendieselbe mit einer so blinden und geradezu gott- losen Wuth, daß eines ihrer Hauptblätternoch neulich den ,,Fiirsten und Obrigkeiten« in’s Gesichtgerufen hat, es sei unter Umständensogar ihre Pflicht, alle die heiligen Eide zu brechen, mit denen sie
vordem An-
gesichte Gottes die Verfassungbeschworen haben. Durch
le
Fzklnstrengungen dieser falschen Konservativen ist es allvicihlig gelungen, zehn zum Theil der trefflichsteu Artikel der ersprünglichen Verfassung theils aufzuheben, thells aszemdern Darunter sind
u.A. die Artikel, welche Zke Aufhebung der schonwikthschaftiich so schäd- lichen Jldeckomsmsle, die Aufhebung der gutsherrlichen Polizei Und dle Einführung einer
neuenKreis- und Gemeindeordnung verlangt hatten»
Jndeßist das imfGanzen dochwohlgezimmerte Schiff Uflsekft Verfassung ntht lekk geworden trotz der Schäden, die die
Verschlimmbesseker Ihr aUgethan haben. Ja, das kasasslsngsichisf i·t auch heute noch fest genug,
ummitten
inden Stürmen, die der Konflikt, unter dessen
Seitdem wir eine be-"
Druck das Land leidet, mit sichbringt, doch immer noch die hohe See halten zu können. Aber gerade das hatten die falschen- Konservativen nicht. erwartet, und deshalb sturzen sie jetzt
inihrem übergroßen Aerger sich auf eine der untersten, festestenPlanken des Schiffs. Diese, dicht neben dem Kiel, wollen sie gern erschüttern, denn
wennsie gelöstist, so scheint uns das Schiff unserer Verfas- sung in der äußersten Gefahr.
Diese Planke ist der Artikel 84 der Verfassung Er lautet: »Sie« (die Abgeordneten und die Mitglieder des Herrenhauses) »könnenfür ihre Abstimmungen in der Kammer niemals, für ihre darin ausgesprochenen Mei- nungen
nurinnerhalb der Kammer auf den Grund der Geschäftsordnung-« (die nach Artikel 78 jede Kammer oder jedes Haus sich selbst giebt)« zur Rechenschaft ge- zogen werdenXJ Jst diesePlanke erst morsch, ja, dann ist
audas freie Wort ersäuft. Jn den Abgrund ist versun
endie letzte freie Stätte,
vonwelcher
ausdie Wahrheit noch in Unverhüllter Gestalt in das Volk und zum Thron dringen kann.
Die Sache verhält sich aber so: Jn der Militär- frage hatte besonders Gneist sich auf Gründe und Thatsachen berufen,
uinder Krone und dem Volke zu beweisen, daß das Abgeordnetenhaus die Reorganisa- tion des Heeres nicht als eine verfassungsmäßige und nicht als eine mit der Wohlfahrt des Landes verträgliche betrachten kann. Ferner, und das gab den besagten so-
enannten Konservativen einen noch viel stärkeren Anstoß,
hatte unter andern Rednern besondersTwesten bei den Verhandlungen über den gegenwärtigen Zustand unseres Gerichtswesens ebenfalls eine geschl»ossene Reihe
vonGründen Und Thatsacheii angefuhrt,
umseine Meinung über dasselbe zu rechtferti·
en.Er suchte nämlich
Uzeigen, daß bei unseren erichten und in unserer Justizverwaltung gar Vieles nicht so fei,
Wle manwünschenmüsse. Ueber diese Reden, besonders über die letztere
nun warendie falschen Konservativen außer sich
vorZorn, und warum? Nun- WEII sie die
von
Gneist und Twesten angeführten Gründe und Thatsachen sar nicht
gu widerlegen im Stande
waren·
Was blie ihnen
aso übrig,
wennsie solchen
Reden gegenüber nicht immer wieder zum Schweigen oder zu bloßenScheltworten verurtheilt sein wollten?
Natürlich nichts Anderes, als den verhaßten Gegnern nicht etwa mit Gründen, denn die wußten sie ja nicht, sondern mit Strafandrohungen den Mund zu stopfen.
Darum drängt seit jener Zeit die jenen falschen Kon- servativen zu Gebote stehende Presse mit aller Macht dahin, es möge dem Artikel 84» eine Auslegung gegeben werden, die offenbar nicht darin enthalten ist, und die auch das Obertribunal »fi«üher entschiedenzurückgewiesen hat. Er soll nämlich kunstig so verstanden werden« daß ,,Privatinjurien, Verleumdungen und andere verbrecherische Aeußerungen«, die im Abgeordneten- oder Herrenhause ausgesprochenwürden, keine »Meinungen« wären, und daß sie daher eben so gut
vondem gewöhnlichen Kriminal- richter bestraft werden müßten, als
wennsie Jemand
anirgend einem anderen Orte gesprochenhätte oder sie in einer Zeitung hätte abdrucken lassen.
Natürlichbegreifen wir mit unserem einfachen Ver- stande nicht, wie eine ausgesprochene Jnjurie oder Ver- leumdung irgend etwas Anderes sein kann, als eine
»ausgesprochene Meinung«, gleichviel, ob der Spre- chende diese Meinung wirklich hat oder
nurvorgiebt.
Denn
wennich zu Jemandem sage: »Du bist ein Dieb«-, so ist das gewiß eine Jnjurie, sobald es nicht meines Amtes war, ihm das zu sagen; und,
wenn erin Wirk- lichkeitnicht ein Dieb ist, so ist es nochdazu eine Ver- leumdung. Aber dieseJnjurie oder Verleumdung ist doch in der Gottes Welt ni
tsAnderes, als eben die
»Meinung«, die ich wirkli oder angeblich
von»dem Gescholtenenhabe. Oder mache ich etwa den ehrlichen Mann zu einem Diebe,
wennich sage, daß
ereiner ist? Das kann doch mit gesundem Sinn kein Mensch in der Welt behaupten. Was dann die anderen »ver- brecherischenAeußerungen« betrifft, so können damit
nurAufforderungen zum Ungehorsam gegen die Gesetze, zum Bruch der Verfassung, zum Hochverrath verstanden sein. Aber solcheAeußerungensind ja doch auch eben nichts Anderes, als die geäußerte»Meinung«, daß es wünschenswerth wäre, dies oder jenes zu thun und zu vollbringen.
Dabei versteht es sich ganz
vonselbst, daß jeder anständige und rechtschaffene Mensch es auf das Stärkste tadeln muß, wenn ein Vertreter des Volkes
siclå
zu einer wirklichen Jnjurie hinreißen ließe, und da wir allesammt denjenigen für ein unwürdiges Mit- lied der Landesvertretung erklären würden, der wirk- iche Verleumdungen ausspräche oder wirkliche
ver-brecherischeAeußerungen thate. Aber die Entscheidung darüber, ob die Aeußerungen eines Volksvertreters wirk- liche Jnjurien, wirkliche Verleumdun en, wirklich verbrecherische sind, diese Entscheidung gaben, eben so wie die Preußische, alle Verfassungen in der Welt, so-
ardie Staatsstreichs-Verfassung des jetzigen Franzö- ischen Karls-W einzig und allein den gesetzgeben- den Versammlungen und ihren Präsidenten überlassen Unsere Abgeordneten sind dann noch einem anderen Richter unterworfen, den die Mitglie-
l-
der des Herrenhauses nicht zu fürchtenhaben. Die- ser zweite Richter ist das Preußische Volk selbst;
und dieses Volk wird wahrhaftig keinen Abgeordneten wiederwählen, der sich wirklich verbrecherische Aeuße- rungen erlaubt hat.» Würde jemals jenen beiden Rich- tern, welche über die Aeußerungen unserer Volksvertre- ter zu Gerkcht sitzen, dem Hause selbst in der Person seiner Prasidenten und dem gesammten Volke, welches sein Richteramt
ander Wahlurne ausübt, noch ein drit- ter Richter, nämlich der gewöhnliche Gerichtshof, der z. B. über Preßangelegenheiten urtheilt, hinzugefügt, so darf
manja unter Anderen
nurdie Paragraphen 101 und 102 unseres Strafgesetzbuchesansehen,
umsich zu überzeugen, daß
manmit der reinsten und vollsten Ueber- zeugung und durchaus der Wahrheit gemäß irgend einem Beamten oder RichterUngerechtigkeit, Gesetzes-Uebertre- tung»en, Parteilichkeit oder auch
nurUngeschicklichkeit oder Unsahigkeit vorwerfen, und doch gar leicht als Beleidi- ger oder selbst als Verleumder mit Gefängniß bis zu achtzehn Monaten bestraft werden kann. Ja, hat
manirgend ein veraltetes Gesetz schlecht oder eine Staatsein- richtung oder obrigkeitliche Anordnungthöricht oder
ver-kehrt genannt, so kann
manmöglicherweise auch zwei Jahre Gefängniß bekommen. Von anderen Aeußerun- gen, die unter Umständenauch wohl einmal berechtigt sein möchten, die aber dochselbst in diesem Falle eine fünfjährigeGefängnißstrafe oder gar zehnjährige Zucht- hausstrafe nach sich ziehen können,auch
wennder Rich-
terein völlig unparteiischer Mann ist
vonsolchen Aeußerungen wollen
wir aberganz schweigen.
Genug,
wennder Artikel 84 der Verfassng im Wege der Gesetzgebung so ausgelegt werden sollte, wie die Heißsporne
inder konservativen Presse es wünschen, so wäre die Planke,
vonder wir eben gesprochen aben, durchlöchert, und das Schiff der Verfa sung mü te zu Grunde gehen. Aber mit dem Wüns
enist
esnicht ethan, und deßhalbhabeneinigeMitglieder des Herren-
gauses welchejene Wünschezu theilen scheinen, den einzigen
Weg, welcher zum Zie
efuhren konnte, eingeschlagen,sie haben nämlich den in unserer vorigen Nummer mitgetheilten Antrag
eingebracht Allerdingshat dieser Antrag keine Aussicht, esetzeskraft zu erlangen, aber so entschieden wir uns auch gegen die Tendenz des Antra es aus
e-sprochenhaben, der Weg, welchen die Antrag teller
ein-geschlagen, ist der durch die Verfassung vorges riebene Die Worte in dem Antrag, falls die vokge chlagene Auslegung des Artikels 84 nicht angenommen wurde,
so
a»könnte
unlie damitfdiePkonsxxäutionellf li ür
reUunmög i chVer- ge-
inciiht igvesildenß, Fallen wohl nlkr den Antrag selbst kräfttgstUnterstützenz wenn aber die ,Norddeuts
eLill- gemeineZeitung«hianngt- es müsse eigentli
m,t heißen, die PreußischeVeifassung könnte, sondern
»iemuß« (dann) unmogltch gemacht werden,
»sV kltngt das besonders iii einem Blatt, welches als regierungsfreund- lich bekannt, sogar als offiziöses Organ dek Regierung
angesehen wird, ganz bedrohlich, und
manfuhlt ich
ver-sucht, darüber nachzudenken,woher denn alle solche
Zornreden, solche Warnungethsolche DVLJHUU-
gen kommen, und
waseigentll hinter ihnen steckt. Es scheint uns fastz als
odie Heißsporne der konservativen Presse alle dieseRedensarten nicht
andas Volk- sondern
ancerganz andere Adresse richten.
Politische Wocheuschau.
Preußen. Das Hauptereigniß
derWoche ist
diealler- dings·vorausgesehene Ablehnun
dergeforderten Marine- Anleihe
von10Millionen. D1e Verhandlungenbeschränkten sich wesentlichauf
diepolitische Seite der Frage, ohne daß jedoch
vonSeiten
desMinisteriums dem Hause eine
neueAufklärung
überdie Stellung Preußens in der fchleswig- holstein’schen»Frage gegeben wurde. Die ganze Verhandlung,
undganz besonders die Zähigkeit, mit welcher die Re ierung
ander
Bewilligung der Anleihe festhielt,
undsogar sich zu- frieden erklärte,
wenn mansie eventuell, d. h.
nurfür
denFall bewilligen würde, daß Preußen sich iU den Besitz
VVNKiel setzt, ließ den Eindruck zurück, als ob
esderRegierung
vorAllem darauf ankomme, durch irgend ein Votum der Volksvertretiing eine Unterstützung bei ihrem Auftreten Ein der schleswig-holstein’schen Angelegenheit zu erhalten« Diese Wahrnehmungist, wir können
esunsnicht verhehlen, »eine erfreuliche,
dennsie zeigt uns, wie keine Regierung
ineinemkonstitiitionellen Lande sich der Erkenntniß verschließen kann,, daß sie
inallenDingen
derUnterstützung
derVolksverm- tung dringend bedarf.
»Man
spricht jetzt se
rernstlich
von dembevorstehenden Rücktritt
desJnstizministers,» doch dürfte dieselbe schwerlich
vordem Schluß der Kammersessionerfolgen. Wie
esheißt, soll derselbenach der Pensionirung des hochbetagten Kanzlers
vonZauder, Kanzler des Königreichs Preußens werden. Aller- dings wird dieses Gerücht
vonofsiziöser Seite als grundlos bezeichnet,
aber der»Glaube an dieRichtigkeit desselben
kanndadurch nicht erschüttert
werden.Einem Streit, welcher in dem
Abgeordnetenhaus zwischen
dem
Ministerpräsidenten und dem A geordneten
v.Virchow stattgefundenhat, legt
manvielfach die Bedeutung bei, daß derselbe ein Duell zwischen den beiden Bet eiligten herbei- führen
werde.Wir glauben nicht, daß der inisterpräsident
denProfessor Virchow fordern wird,
undnoch weniger steht Seitens des Abgeordneten Virchow die Annahme einer svthen Forderung in Aussicht. Mit Pistolen oder mit Sabeln läßt sich doch wahrlich der Zwiespalt zwischen
demMinisterium
unddem Ab eordnetenhause nicht auskämpfen.
S leswigsHolsteiiu ie Einberufung der Stände
von1854 it jetzt
vonOesterreichzugestandenworden, dochsollensie
nurzu dem Zwecke zusammentreten,
umdas Wahlgesetz
von1848 anzunehmen, und Wahlen auf Grund desselben
aus-schreiben. Es ist mit der Einigung über diesen Punkt aber noch keineswegs eine vollständige Eini ung zwischenPreußen
nndholsteinj Oesterreich chen Frage erzielt über die ferneren worden. S ritte Man in rechnet darauf, der schleswigs Paß bel der persönlichen Zusammenkunft beider Monarchen in Karlsbad endlich eine feste Vereinbarung in dieser Be- ziehunggetroffen werden wird. Wir allerdings glauben nicht Pakapi denn dle Interessen Preußens und Oesterreichs gehen
mdlescr Fthe sv weit auseinander, daß jede Vereinbarung seht bald Wiedkk zU
UeuenDifferenzenführen muß.
Der GTVBHEVZVS
VVUOldenburg hat seine Ansprüche auf den Thron.der Hekzvgthümer
vonNeuem geltend ge- mackzt Und betreibt seme Sache, wie
esscheint, in Berlin perspmich. Er Wolxte ZU dIeseM Zwecke auch nach Wien ge- hen- doch hat
erdiese AbsichtTUfgegebemMöglich,daß
ervon
dort
vonvornherein benachrichtigt worden ist, daß seine Bemühungen vergeblichsein-werden.
Oesterreich. Der Kaiser ist nach Ungarn gereistund in Pesth mit großem Jubel empfangen worden. Vielfach knüpft
mandaran die Hoffnung auf eine endliche Beilegung der Streitigkeiten mit Ungarn, doch dürfte dieselbe
andemhartnäckigen Widerstande der Ungarn gegen «eineGesammt- Volksvertretung des ganzen Kaiserstaates scheitern. Die Un- garn wollen ihre eigene Verfassiinz und ihren eigenen Land- tag, über welchem kein anderer fie)en soll, beibehalten.
Wie
esscheint, erwartet
manin einigen Grenzdistrikten in Tyrol nnd «in»i Venetianischen einen neuen Ausstaan versuch der italienischen Partei. Jn Venedig hat
man einesehr bedeutende geheime Pulverfabrik entdeckt. Dazu kommt- daß
ausEngland· die Nachricht
voneiner beabsichtigten Ex- pedition Garibaldis angelangt ist, als deren Ziel Venetlen bezeichnet wird. Unter sol
enUmständen ist
aneine Re- duktion der in Venetienste enden Armee nicht zu denken.
Frankreich. Die Stimmen, welche eine Zurückberufung der französischen Truppen
ausMexiko verlangen, werden im-
mer lautenJm Abgeordnetenhause ist diese Rückberufung
vonThiers bei Gelegenheit der Budget-Debatte sehr ein- dringlich befürwortet worden. Dennoch verlautet, daß die Regierungvon Neuem 50,000 Mann dorthin schickenwerde,
um
den schwankenden Thron des Kaisers Maximilian zu stützen. (Wenn dazu noch Zeit ist!)
-Jtalien. Die Verhandlungen zwischen dem Königreich Italien und dem Papste nähern sich,
wasden kirchlichen Theil derselben anbelangt, ihrem Ende. Es dreht sich
nurnoch
umeine einzige Frage,
umdie Form des Eides, welchen die Bischöfe
indem Königreich künftighinleisten sollen. Es ist keinem Zweifelunterworfen, daß eine Verständigung darüber sehr bald erzielt werden wird. Wie
esaber mit den politi- schenVerhandlungen, deren Führungnicht mehr abgeleugnet wird, steht, darüber herrschtnoch ein tiefes Geheimniß.
»England. Die amerikanische Regierung hat
andas englische Kabinet sehr energische Noten wegen der Be ünsti-
gunkgemgerichteh welche den Kaperschiffen der Rebellen
taatenzu «heil
ewordensein sollen. Jn Folge dessen hat jetzt die englische egierung den Beschlußgefaßt, kein Kriegsschiff der Rebellenstaaten mehr als Kriegsschiffanzuerkennen, so daß dieselbenjetzt in keinem brittischenHafen mehr anlegen kön-
nen.Man hätte einen solchen Befehl schon
vor«längerer Zeit erwarten müssen, da dadurch allein der Seeräuberei, welche die Rebellen trieben, ein Ziel zu setzen
war.Nord-Amerika. Der ehemalige Präsident der Rebellen- staaten, Jefferson Davis, ist mit noch mehrerenMitglie- dern der ·Rebellen-Regierung des Hochverrathsangeklagt und durfte seine Verurtheilung zum Tode wohl mit Sicherheit zu erwarten stehen« Der Prozeß gegen die Mitschuldi
endes Mörders Booth dauert noch immer fort. Ein dire
erBeweis für die Mitwissenschaft des Jefferson Davis hat sich noch nicht gefunden, dochist der allgemeine Eindruck entschie- den ein solcher,daß
man aneine AufmuntetUUg-
WeUUNicht
Rradezu
aneine direkte Aufforderung Seitens der Rebellen- egierung oder dochihr nahe stehenderPersonen glauben muß.
Die Verwerfung der Anleihe.
Warum hat das Abgeordnetenhaus die Anleihe
von 10Millionen Thaler
,welche
vonder Regierun zur Befestigung des Kieler Hafens, zur Anschaffung
vonsjcsanzerschiffen und
zur Bewaffnung der Kriegsschiffe mit schweren gezogenen Kanonen efordert wurde
,abgelehnt?
Die ntwort ist sehr einfach. Mit der Befestigun
vonKiel kann doch nicht eher vorgegangen werden, als is
esim rechtlichen Besitz Preußens ist. Außerdem
wardie Re-
gierung noch gar nicht im Stande, sich näher über ilre
Fiel betreffenden Ansichten auszusprechen.Auf Befrageu )at
derRegierungskommissar in
derKommission erklärt:
derPlan sei noch ein Embrio, also erst im Entstehen begriffen.
Nun ist
esdoch bisher noch nie
voneiner Landesvertretung verlangt worden, daß sie sitt Pläne, die noch nicht hin- reichende Reife besitzen,
um an dasLicht
tretenzu können, Geld oder gar Anleihen bewilligen solle. Schulden Macht
man
doch überhaupt
nurdann,
wenn mansich des Zieles,
dasmanerreichen will, «klarbewußtist. Denn erst in dem Augenblick,
ivomanzu solcherKlarheit gelangt ist, kann
manbeurtheilen, ob das Schiildenuiachen eine Nothwendigkeitist.
Die Anschaffuiig
vonPauzerschiffen und schweren gezoge-
nenGeschiitzenist gewiß eine Nothwendigkeit
undalssolche auch
vonder Kommission des Abgeordnetenhauses und
vondiesem selbst als solche anerkannt
worden.Jndeß kann
manweder Schisfe noch Kanonen allzu schnell fertig machen. Es gehörtdazu Zeit. Das hatte auch die Regierung wohl ein- gesehen iiiid sollte daher die
vonihr verlangte Anleihe
von 10Millionen nicht auf einmal, sondern
imLaufe
vonsechs Jahren, also jährlich 12,-3 Million, verwendet werden. Da fragten sich
denndieAbgeordneten:
warumist dazu eine Anleihe nöthig? Es ist ja ganz klar vorauszusehen, daß in diesemJahre bereits die veranschlagtenEinnahmen die Ausgaben
ummehr
als12X3Millionen übersteigen werden. Selbst
wennwir annehmen, daß wieder kein Staatshaushaltsgesetz zu Stande kommtnnd
dieRegierung wieder die ganzen Lasten der Re- organisatioii ausgiebt, so muß doch ein derartiger Ueberschuß eintreten. Der Voranschlag
desStaatshaushaltsgesetzes ist angefertigt worden, ehe
man dieErträgnisse
desJahres
1864 kannte. DieRegierung hat deshalb demselben,
wie dasregelmäßiggeschieht, den Durchschnitt der Einnahmen
ausden Jahren 1861, 1862 und 1863 zu Grunde gelegt.
Als aber das Abgeordnetenhaus
andie
Berathunfg ging,
waren
die Ergebnisse des Jahres
1864bereits ekannt.
Das Haus konnte daher die weit höherenEinnahmen dieses Jahres mit
inRechnung ziehen
undwarso im Stande,
dieEinnahmen
aus denForsten,
denHiittenwerken und
denEisenbahnen
umfast
2Millionen höher anzusetzen,
alsdies in dein Entwurfe der Regierung «eschehen
war-Was wird hiervon die Folge sein?
Die Einnahmen werden die Ausgaben
ninannähernd zwei Millionen übersteigen. Wird hiesür keine Verwendung gefunden, so fließt dieser Ueberschuß in den Staatsschatz
nndbleibt dort
alstodtesKapital zinslos liegen.
Bei solchenVerhältnissen
war eswahrlich nicht geboten, eine Anleihe
zubewilsigen. Dadurch wäre
dasunnatiirliche Verhältnißentstanden, daß die Ueberschüsse
ausden schwer
vom
Volke aufgebrachten Steuern zinslos in
denStaats- schatzhinterlegt
nndaußerdem dem Volke noch die Verzin- sung einer
neuenAnleihe aufgebürdet worden wäre. Dazu konnte das Abgeordnetenhaus doch unmöglichseine Zustim- mung geben. Die Kommission erbot sich daher, die gefor- derten Summen im Budget zu bewilligenz· Als
nunhierauf die Regierung ablehnend antwortete, da blieb der Kommission
nurübrig,
demHause die Ablehnung der Anleihe vorzuschla- gen, welchem Rathe dieses auch mit großer Majorität ge-
folgt ist.
·Der Herr Ministerpräsident hat daher nicht recht,
wenn erim Abgeordnetenhause sagt: »wenn schöne· Worte Geld wären, dann hätten wir der Freigebigkeit, mit der sie
nnsbehandeln,
nurdankbare Bewunderung zu .zollen.« Geld
wollte das Haus wohl bewilligen; aber
eswollte zu einer neuen Schuld seine Zustimmung nicht geben, weil»die»Mittel zur Befriedigung der verlangten Bedurfnisse vollständig vorhanden sind.
SprechfaaL
—-
Die feudalen Blätter sinden nicht Worte genug
umdie Rede zu tadeln, mit welcher
derAbgeordneteJzwesten im Abgeordnetenhause die Justizverwaltuug beleuchtet hat,
undeinstimmig erklären sie, daß ein solcherAngriff auf die Justiz nicht
auszu
denbilligen sei. Jn Folgendem geben
wirzwei Stellen
stenographischen Berichten
desLilbieordnetenhauses
unddes Herrenhaufes,
umzu beweisen, daß owohl
derjetzige Ministerpräsident als auch
dasHerrenhausmitglied
vonBelow, welcher Letztere Mitunterzeichner des Antrages auf eine
neuegesetzliche Deklaration des Artikel
84der Verfassung ist, einen Angriff auf die Gerichte nicht gescheut haben,
wenn»ein solcher ihrer Ueberzeugung nach nothwendig
war-Sitzung der Zweiten Kammer
von8. März
1849.v.
Bismark: Bei der notorischen Schlafsheik unserer Gerichte
imletzten Jahre,
beider, ich
kann esnicht anders nennen,
alsbei
derFeigheit
dermeisten unserer exekutiven
undadministrativeii Behörden in den Provinzen ziehe ich den Schluß
u.
s.
w..Herrenhans-Sitzung
vom.18. November
1863.v.
Below. Meine Herren! Als die Verfassung ent- worfen wurde,
warim ganzen Lande noch die lebendie Ueberzeugung
vonder Unparteilichkeit des Preußischen Ricg
terstandes vorhanden. Es thut
mirwehe, aber ich halte es-
daich auf dieser Stelle stehe, für
meinePflicht,
die Unver-antwortlichkeit dieser
Stellezu benutzen im Dienste des Vaterlandes. Ich muß den Vorhang dreist hinwegziehen und sagen: aus dein politischen Ge- biete existirt die Unparteilichkeit preußischer Richter nicht mehr. Sehen Sie sich im Lande um! Die Kreisgerichte sind häusi vereinigt
zupolitischen Klubs in Verbindung mit den Re tsanwaltenz Vormundschaften, Aus- leihung
vonDepositen, Alles wird benutzt,
umpolitischen Einfluß zu üben, ja
esist vorgekommen und
esliegt die Thatsache
vor voneinem Gnaden esuch, das überreicht
wor-den ist und
dasbetreffende Gen t,
·welches die Verurthei- lung ausgesprochenhat,
ineinerpolitischen Sache natürlich, aufgefordert wurde, sich gutachtlich
uberdie Begnadigung zu äußern, die Richter privatim den Betreffenden erklärten:
Hättet Ihr Euch
anunsgewendet, so wäret Jhr be nadigt
worden; da Jhr Euch
andenKönig gewendet, so solt J)r zusehen,daß Jhr noch ferner sitzt-
»(Ruf: Hörti Hort!)·
.Jch erkenne auch den Nothsthd dann-, weil»eine.Ver- dunkelung durch politischeLeidenschaften beim Richterstande besteht, und häusig
einekorrekteAUWeUdEIFg Und-daher rich- tige Handhabung
derGesetze Ulcht auszuthkm lit-
Briefkasten.
.Herrn H. L. in ?, früher in W. Wir bitten Sie-um nochmaligeAngabe Ihrer Adresse
daIhr letztes Schreiben verloren gegan
enist« ·— Herrn C. K. »in S Reklaimren Sie
nurdas latt bei der Post, welche jede Yestellung
an-nehmen muß.. Eine Zusendung
vonhier wurde entweder verhältnißmäßigsehr bedeutende Kosten mach-en oder sehr lau faM gehen— Jm Uebrigen besten Dank sur Ihre Be-
-
.
mü )ungen.
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