• Nie Znaleziono Wyników

Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 43.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 43."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

EinnaturwissenschaftlichenVolksblatt MrunrgrgrlirnunuE. »R.Roßmäszlen AmtlichcsOrgandesDeutschenHumboldt-Vereins.

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: Ein versunkener Welttheil. Von ErnstKrausk.—- DerWeizenundeinPflanzen- bastard.(MitAbbildung.) DieEibenbäunie aufdeinRothsteininSachsen. Earre’sEts- bereitungsniethode. Caselli’s Pantelegraph Kleinen Mittheilungen. Verkehr. Beider Reduktion eingegangene Bücher. Bekanntm u.Mittheilungend.Deutschen Humboldt-Veretnö.

No. 43. 1861.

cLinversunkener Welttheil

VonErnstKrause

Von GeschlechtzuGeschlechterben imMunde des Volkes Erzählungen, Sagen aus derVorzeit fort,für derenWahrheit nichts Bürgschaft ist,wenn nichtdie Ueber- einstimmung,mitwelchersiehierunddaundandenverschie- densten Orten berichtetwerden, selbstvon Stämmen, die kaummiteinander inBerührungtraten. WasderSohn

vom Vater vernahm, übergiebtertreudemSohne,undso empfangen späteEnkelKenntnißvondenfrühestenSchick- salenUndHeldenthaten seinesVolkes,ohne daß diese je niedergeschriebenwaren indenerstenZeiten. Dochder

Geschichtsforscherwürde übelfahren,wenn ersolchenTra- ditionenimmeraufsWortglaubenwollte,gleichalswenn einGeldstück,nachdemes durchtausendundoftschmutzige Händegegangen,nochebensoreinunddeutlicherscheinen wollte, wie esvom Prägstockgekommen. Jeälter desto abgegriffener, werthloser,bis,zuletztNiemand mehreinen Pfennig dafürgebenmag. Wie keinMenschvonseinerEnt- stehungundersten Entwicklungaussichselbstdiegeringste Kenntniß besitzt, sokenntkein VolkdieGeschichteseiner UrzeitundKindheitsepoche,und wases«davonerzahlt,ist

nur dasWerkderPhantasie,welche keinunbeschriebenes Buchbinderblattvor demHistorienbuchederMenschheit

willstehenlassen. DieAngaben erhaltenerstSicherheit, wosieanfangen chronologisch bestimmtzuwerden«

Wieindessen vereinzelte Kindheitserinnerungen,wenn ihrEindrucklebhaftwar,nochdemsilbernen Kopfeunver- gessen geblieben, so erzählendieseUeberlieferungenoft, namentlichausihrendunkelstenZeiten,von großenNatur- revolutionen,welche natürlichin eineinmythischenGewande vorgetragenwerden, dieaber fürdenNaturforschervom größtenInteressesind, daeroftinihnendieBestätigung seiner Forschungen,oderAnregungzuneuen Untersuchun- genfindet.

SoerzählengleichmäßigdieVölker querZonen schau- derndvon ungeheuren Fluthen,dieplötzlichüber die Län- derhereinbrachen,unddassündigeMenschengeschlecht,un- fähig sichzuretten,inihrenwildenWogen ersäuften. Nur einPaar, soerklärt überall diedichterischeMythedieFort- dauer desMenschengeschlechts,ein Mann undeinWeib, besseralsdieUntergegangenen,wurdendabeivonderer- zürntenGottheiterrettet, entwederauf einemSchiffe,oder indemsie,gewaknt, sich auf einen hohen Berg geflüchtet Bei denverschiedenstenVölkernkehrtdabei derZug wieder, daßTaubenalsKundschafterüber dieWasserebenefliegen

(2)

675

müssen,bissie zuletzteingrünesReisundSchlamman denFüßen mitbringen.*) AuchderRegenbogen erscheint wiederholentlich nach geendeter Fluth, ein Zeichendes Friedens,amHimmelsgewölbe.Soweit wäre in denun-

endlichen AusschmückungenundVariationen der Tradition immer nochdasProdukteineseinfachenDenkvorganges zu erblicken: höchstseltsamaber, undfürdenPsychologen dünkt michvom höchstenInteresse,-ist imFortgangder SündfluthmythedieBeschreibung, auf welche Weisedie Ueberbliebenen einfrommes greises Ehepaar—dieErde

von neuem bevölkerten. Deukalion undPyrrha, heißtes

beidenHellenen,hubenSteine vomBoden und warfen siehinter sichüberdenKopf,und die Steine des Deukalion

wurden Männer, diejenigenderPyrrha Frauen. Diese

nämliche Sage fand der berühmte ReisendeRobert SchomburgkbeidenMacusi-Indianern, welcheamobern Mahn,undimPaearaima-Gebirge (Südamerika) wohnen, indem dereinzige Mensch,derdiegroßeUeberschwemmung überlebt,aus denSteinen Menschen erweckthabe. »Fragt man die Tamanaken am Orinoko«,erzähltAlex.v.Hum- boldt, ,,wiedasMenschengeschlechtdiegroßeFluthüber- lebthabe, soantworten sieohneZögern: daß sichein Mann undeineFrauauf denGipfeldeshohen BergesTamanacu an denUferndesAsiveru gerettetunddann dieFrüchte derMauritiapalme überihre Köpfe geworfen,aus deren Kernen Männer undWeiberentsprungenwären,welchedie Erdewiederbevölkerten.« BeidenLitthauern gehteine ähnlicheSage um, mitdemUnterschiede,daß hierdie Steine aufderErdeliegenbleiben. Das-greife Ahnenpaar derLitthauererhieltnachderSündfluthvondemversöhn- tenGotte PramzimasdieWeisung,über die Gebeineder Erdewegzuspringen, wodurchein neuesGeschlechterweckt werden würde.’Siesprangenneunmal undneun Menschen- paare, dieAhnenderneun litthauischenStämme, erstan- denausdenSteinen.

Unter denunabsehbaren Mythenanklängenderver- schiedenenVölkerstämme beweistwohlkeinBeispielschöner, alsdasebenangeführte,daßselbstdieungebundene freieste Tochterdes menschlichenGeistes,dieGöttin,welcher Goethe denApfel reicht,diePhantasie,eineNaturerscheinungist, dieüberallnach denselben GesetzenihreGebildeformt, ohneWillkür.

« Doch wirvergessennicht,daßnur die ArtundWeise, wiederkindlicheSinn der VölkerdieNaturereignissedeutet, Dichtung ist,während hinterdemdunklen lebensvollen EpheugewandederSage ernstundmahnenddie Ruinen derVorzeit stehen, hindurchblickenddurchdiejungen Spros- senundTriebe, diesichan ihnen emporrankenundfest- heften.

NaturkundigeundAlterthumsforscherimschönstenVer- ein habeninneuerer Zeitvielfach versucht-,deralten GötterundHeroenbilder faltenreiche Gewandung zurückzu- schlagen,um ihre wahreNatur UndAbstammungzuer- kennen. MancheHieroglyphe istdabeientziffertworden, doch auchMancheGestaltstehtnochdichtverhüllt,undkein SterblicherVlelleithhebt ihrenSchleier.

MitRecht»OIJMbesondern Aufmerksamkeit erfreuten sichhierbei diejenigenTraditionen,welche sichauf gewisse VeränderungenderErd-OberflächebeziehenundinderThat konnte hiereinegenauereUntersuchungamehesten durch- geführtwerden, dabelderlangsamen Veränderungdes Bestehenden jaderSchauplatzderbetreffendenVorfälle nochheutedieSpurenderselbendemKundigen aufweisen sp) Vergl Buttinann, überdenMythosderSündfluthz Bopp,dieSündfluth. Berl.1829.

676 muß,vorzüglichwenn dieKatastropheeinegewaltsame gewesen-

Vor allem sindhierdiesogenannten Samothrakischen Mythen zuerwähnen, welche wohlvon keinemNatur- forscherderIetztzeit mehr für ,,Mythen« gehaltenwerden dürften.DieInsel Samothrakewurde von demReste einesUrvolks bewohnt,-welchesanseinen UfernderFluth einenOpferkultus gewidmethatte,umsie,dieehemalsge- waltig hier gewüthethabe,zubesänftigen.Sieerzählten nach Diodors Bericht,das schwarzeMeer seiinhöchst entfernterVorzeiteingeschlossenesBinnenwasser gewesen, dasendlich,durch diewasserreichenStröme,die sich darin ergießen, angeschwellt, ausgebrochen sei,undsicheinen WasserabstußindasmittelländischeMeerin einergroßen Fluth selbst gebahnt habe:denBosporusundHellespont Daß dieser zerstörendeAusbruch,mitwelchemOtfr.Müller auchdieMythevon derZertrümmerungLyetoniensdurch PoseidoninVerbindung bringt,einmalstattgefunden haben müsse, istnach den obwaltenden Verhältnissengar nicht zweifelhaft; sollman also,wenn einanerkannt höchst alterVölkerstammvon ihm Kenntnißzeigt, glauben,es habe seine Nothwendigkeit durchNachdenkenundSchlüsse erkannt,odernichtvielmehr,eshabe ihn selbsterlebtund überstanden?DergleichfallsuralteMythusvonderAuf- richtungderHeraklessäulendeutetdaraufhin, daßauch derDurchbruchderWasserbei Gibraltar in einerZeitge- schehen,wobereitsMenschen existirten.Strato vonLam- psakus,derausführlichüber beideDurchbrüchephilosophirt hat undihreUrsachenundFolgen,wie dievonStrabo erhaltenen Fragmente«beweisen, aufs bestezubeurtheilen wußte,Strato setztsogarvoraus,dieletztereVerbindungs- straße sei erstzu einerZeitentstanden,woderAmmons- tempelinLibyenbereitserbautwar. Denn selbiger müsse infrühererZeitunmittelbar am Ufer des Meeres gelegen haben.welches dannbeijener Eröffnung soweitabgestossen undvomUfer zurückgetretensei: nichtanders erkläresich dersostarkeBesuchunddieaußerordentlicheBerühmtheit desIupiterorakelsin den altenZeiten.

ObigeTraditionen desklassischenAlterthums haben dendänischenNaturforscher Steenstrupzueinerentspre- chendenDeutungderGesionssageveranlaßt. Gefion,die ironischerweiseverheiratheteGöttinderjungfräulichenUn- schuld, pflügtemitihrenvierSöhneneingroßesStück LandausSchwedenheraus,andessenStelleein Seeent- stand, undversetzte dieses ihrvom König Gylsi geschenkte Gebiet als Insel (Seeland)in dasMeer. Allerdings nämlichmageinstSeeland einTheildesschwedischenFest- landesgewesen,underst durcheinengewaltigen Aufruhr derWasservonihm getrennt sein.DieSpureneinersol- chen in(geologischzu reden)jüngsterZeit stattgefundenen Umwälzungsfluthsindwenigstensanallen Ostseeufern unverkennbar. DerStoßkam ausdembottnischenMeere, welches,ehemalseinBusendesPolarmeeres, durch Hebung desContinentes zu einemgeschlossenenBinnensee geworden war. VonzahlreichenZuflüssenüberfällt,durchbtctchdas Wasser seinen schwächstenDamm, diesüdlicheLandenge, derenUeberbleibseldieAlandsinseln, stürzteingerader Richtung südlich,undwühltebreiteBuchtenander nord- preußischenKüsteaus, dasLandweithineinmitSand undGerölle überschwemmendVon dortzurückgewallt rißdiewildeStrömung zuerstdieInsel Rügen,welche die Sage-ebenfalls nochdemfestenLandegehörendaufführt, los, undbahnte sich Ausflüssein dieNordsee-wobeieben auchSeeland durcheinenMeeresartn (den Sund)von Schweden abgepflügtwurde. Diese verheerendenFluthen machten solangeEpoche,bisüberalldurchWasserstraßen

(3)

677

dasGleichgewichtim Niveau dergrößernMeere herge- stelltwar.

Vonnichtminderem Interesse,alsdieerwähntenFlu- thensagengistdievonvielen altenSchriftstellernverbreitete, ursprünglichausAegypten stammende Nachrichtvon der ungeheuren InselAtlantis, welche weitjenseitsderSäulen desHereules gelegen haben soll.

DieausführlichsteAuskunftüberdieseInsel, giebt PlatoinseinenbeidenDialogen ,,Timäus«und,,Kritias«, woererzählt, daßSolon, alsernachAeghpten gereist war, umin dieWeisheitderdortigen Priester Einsichtzu erlangen,voneinemPriesterzu Sais dieNachricht erhal- tenhabe, Athen sei schoninuralter Zeitvon derGöttin Neith (Athenae) gegründetworden,undhabe schon lange, sowohleineaußerordentlicheAusbildungdesGeistes,wie namentlich seiner Kriegsmachtbesessen.

,,Vielenun undgroßeThatenEures Reiches,die in unsern Schriften angegeben sind, setzenin Staunen. Eine aberbesiegtalleandern anHerrlichkeitundGröße.Denn dieSchriften sagen, daßEuerStaat einsteinerMachtihr Ziel setzte,welche mitgroßem StolzegegenEuropaund Asiaheranzog,von jenseitsaus dematlantischenMeere herkommend,dennzujenen Zeitenkonnteman diesesMeer beschiffen.VorderMündung,dieIhrin Eurer Sprache die Säulen desHeraklesnennt,lageineInsel größerals Libyen und Asiazusammengenommen Vonihr konnten damals dieSeefahrerzuden anderen Inseln kommen,undvon diesen Inseln aufdasganzeFestland gegenüber.Denn dasMeer,welchesvorjener Mündung liegt, scheintein SeemitengerEinfahrt, jenesaberwürde mitvollemRechte ein Meer unddasdaranstoßendeLand einFestlandgenanntwerden können.

»Aufdieser großenatlantischen Insel bestandeingroßes undwunderbares Königreich,welchesüber die ganzeInsel herrschteundviele andereInselnundTheiledesFestlandes Außerdem beherrschteesnachderandern SeiteLibyenbis nachAegyptenundEuropabisnachTyrrhenien. Diese gesammte Machtaber, zu einereinzigen vereinigt, versuchte damals Euerundunser Land und alleGegenden innerhalb derMündung aufeinemZugezuunterjochen. Damals aber,oSolon, strahltedie MachtEuresStaates vorallen Menschen durchTapferkeitundStärkehervor.

,,AllenvorangehendanMuthundkriegerischenKünsten, seiesalsFührerderHellenen,seiesnothgedrungenallein- stehenddurchAbfallderAndern, gerietherin diegrößten Gefahren, schlugaberdieAngreifenden zurückunderrichtete Siegeszeichen. Erverhinderteauch,daßdienoch nicht Unterjochtenunterworfen wurden,die Andernaber, so viel ihrer innerhalbderSäulen desHerakles wohnen, machte

erfreiohne Mißgunst.

,«,AlsaberinspätererZeit außerordentlicheErdbeben undFlutheneintraten, bewirkte einschlimmer Tagund eineschlimmeNacht, daßEuerganzesversammeltes streit- baresHeervon derErdeverschlungenwurde, undzugleich dieAtlantisinsel ebensoinsMeerversank-

,,Deshalbist auch jetzt jenesMeerunzugänglichund schwerzuerforschen,weil dertiefeSchlamm, welchendie InselbeimVersinkengebildet,dieSchifffahrt verhindert.«-

DieungemeineSeichtigkeitundderSchlammdesMee- resjenseitsderHereulessäulenwarimganzen Alterthum gefürchtetund gaben dazu vielleichtdieungeheurenFueus-

bänkeanderWestküsteAfrika’s,derenOberfläche6—7mal dieAusdehnungDeutschlandsbeträgt,Veranlassung,wenn nicht,wieHumboldtvermuthet, hinterderganzenSchiffer- sage bloße ,,punische List« steckt.

Seitlanger Zeit haben sichdieGelehrten bemüht,die

678 Sagevonderversunkenen Atlantis auf ihren Urgrundzu- rückzuführenAber alledieseErklärungsversuchesielen mehroderweniger unglücklichaus, undesistüberflüssig, dieMeinungen Bailly’s, Büffon’s,Lebronne’sundAnderer hierüber zuwiederholen.

«

Wienun, wenn dieungeheure InselAtlantis zwischen Europa, AfrikaundAmerika wirklichexistikthätte-sJu

neuerer Zeit gewinnteinesolcheAnsichtimmermehrfesten Fußunter denGelehrten,undvondenverschiedenstenZei- tenher findetdieAnnahmeeinesnachundnachtiefer gesun- kenenFestlandes,dessen höchsteGebirgsspitzeninGestalt derAzoren,Canarien,Madeira 2e.nochemporragen, immer mehrGlauben.

O.Heer gelangtzueinersolchen Voraussetzung durch VergleichungderKüsteklfaunaEuropas mitder amerikani- schen, RetziusdurchSchädelvergleichungenderAfrikaner undUreinwohnerAmerika’s. Namentlichaberhat Unger nachgewiesen, daßdieeuropäischeFlorain derTertiärzeit dieüberraschendsteUebereinstinimungmitderdamaligen undnochjetzigenFloraNordamerika’s zeigt.Sowie unsre jetzigeFloraeinegrößtentheilsausAsienerhalteneist,war diejenigederBraunkohlenzeiteinenordamerikanische. Unger hatdiesschonvor15Iahren behauptetundsprachimver- gangenen Iahre (1860) seineUeberzeugung dahinaus, daßdiesnur durcheine,wenigstens theilweise Verbindung mitAmerikadurchfestesLandmöglichsei, welche alsoin derBraunkohlenzeitbestandenhaben müsse.

Wollte man nun aberauch, auf solcheundweitere Gründegestützt,annehmen, daß dieseAtlantis noch zur Braunkohlenzeitexistirt habe,understspäter, wahrscheinlich ebensoallmälig,wiesichandereEontinente nochjetztheben, untergesunken sei, so wirdman dochZweifellaut werden lassen,daß solcheThatsachezurKenntnißderMenschen gelangtseinkönne,dadoch zurBraunkohlenzeit wahr- scheinlichnochkeineMenschenvorhandenwaren. Existirte aberjener Welttheilzu einerZeit,woEuropanochlange vonGewässernbedeckt undvonFluthen heimgesuchtwurde, sokonnteauch auf ihmdas untergegangene VolkderAtlan- tidenleben,undeinehohemitihm verschwundeneKultur- stufebesessenhaben.DaßdasMenschengeschlechtübrigens wirklichälterist,alsman bisher anzunehmen geneigtwar, daraufscheineneinigeneuere Entdeckungen hinzuweisen.

Man hatinNordamerika nichtnurMeiischenknochenmit denGerippenderlängst ausgestorbenenriesigenVierfüßler vermengtgefunden, sondernauch ein, durcheineSteinwaffe erlegtesMissurium,*)Beweis,daßinZeiten,vondenen wirdurchaus keineschriftlicheUrkundebesitzen,schonMen- schendie Erdebevölkerten. —-

Sosteigtvor demgeistigen AugedesNatursorschers

vonneuem dieungeheure Atlantisinselaus dem Meeres-

schlammeempor,nachdem sie langeJahrhunderte vergesse-n unter dembodenlosenWasserspiegelgeruht.

I)ManpflegtIII-zunehmendaßdasAussterbenverzum Theilriesigen antediluvianischen Quadrnpeden ungefährUMDie ZeitdersogenanntenGletscherepochestattgefunden habe, wäh- renddiePeriodedergewaltigenEnaliosaiirierschonvielfrüher ihre Endschaft erreichthabensoll.Daß indeß einige Gattungen der.LetzternebenfallsdieEiszeiterlebthaben,davon sahBer- sasserein merkwürdigesExempelinSagard aufRügen.Da vielleichtkeineNachrichtvon ihmindieOcffentlichkeit gelangt ist,undessich doch möglicherweisenni das einzige Exemplar einesSauriers handelt, welchespekJetztwelt vollständig(init Haut undHaar,wieinan zufew-«pflegt)iiberkoiiimenist, soerlanlse ichmir einigeNotizmübck dasselbe beizufügen.Vor einer Reihevon JahkeutriebanderKüstevonJasniund imFrüh- soinniereinunbekanntes todtesUngeheuer heran, von circa 40FußLänge.DieLandleuteundFischer,dieesdaselbstent- deckten, hieltenesfüreinenNiesenfischdernördlichenMeere,

(4)

679

undbrachtenalsbald Kunde davon indienahgelegenenOrt- schaften.Neugierige,diesich hieraufnachdemUfer begaben, fandenindeßdasUnthierinsostarker Fäulnißbegriffen, daß esauf große EntfernungendieLuft verpestete,undwenige sich nahe herauwagten. Undso ist beklagenswertherWeise wegendie- ses Umstandes (und auchzumTheilweilman keinvorweltliches Geschöpfvorsichzusehen glaubte)dasThiervonNiemanden gezeichnetworden, undichkonnte nichteinmal erfahren,obdie Oberhautgeschuppt,odermiteinem chagrinartigendicken Leder bekleidetgewesen. Später,alsdasFleisch verwestwar,hatman dieKnochenzumTheilals Merkwürdigkeitgesammelt,wenn auchohneAhnung,daßman etwas anderes als« einfremdes Meerthiergerippedariubesitze·DenSchädeldesThieres sah ich flüchtigimGasthausezuSagard, erhieltaberaus Ungefällig-

680

keitdesBesitzers nicht Erlaubniß, denselben umständlicherzu untersuchen.Einzelne Wirbelknochen desselben,imBesitzedes freundlichenPostmeisters HerrnSchepplerdaselbst,konnteich indeßgenauer besichtigen.Siezeigten aufbeidenSeiten eine muschelförmigeoder flach trichterartige Vertiefung,wiesiena- mentlichbeiJchthyosanrussehrdeutlichhervortritt. DieZähne

waren völlig glatt,während siebeiJchthhosaurusundPlesio-

saurusgewöhnlichmitfeinenNinuen versehensind,—- fürdie letztere Gattungwar außerdemderSchadel sehrgroß.

DasExemplar,jedenfallsvorundenklichenZeitenimPolar- eisc eingefroren, hatte sich auf dieseWeise,bisinunsre Zeit unverwesterhaltenkönnen,undwarerst jetzt durcheinenunge- wöhnlich heißenSommer herausgethautworden.

per Weizenund einYflanzenbasiard

Wenn man dieMenschen-Stämmealskulturgeschich- tlicheErscheinungen auffaßt, sodarfman nievergessen, gewisseThier-undPflanzenformenmitihneninVerbindung zustellen.Diese sinddanngewissermaßenalsäußereTheile, dieuntrennbar mitjenen verbunden sind,zubetrachten.

WirdürfenunsdenSüdseeinsulanerebenso wenig ohne Cocospalme undBrodfruchtbaum, als denAraber ohne Dattelpalrne undKameel,denLappenohne sein Rennthier, denEskimo ohnedenSeehunddenken. Sohochwiruns selbst aufderStaffelderGestttungdünken, so stndwirdoch nichtweniger,alsdiegenannten Naturvölker,angewisse PflanzenundThiere so innig gebunden, daßwiruns, wenigstensso weit wir dabei inunsernWohnsitzenblieben, ohne diesegarnichtdenkenkönnen.Weizen, Roggen, Hafer undGerste,Rind undPferd,SchafundHundsind nicht blosdiefortwährendenBegleitervon uns,sondern stndfür uns unentbehrliche Lebensbedingungenundzwar seit so langer Zeit,alsunsereGeschichtereicht,jaüber diesehinaus findenwir aufdemGebiete derSagedieseThiereund PflanzenalsdieBegleiter unseresStammes.

Hiermithängtesnothwendig zusammen, daßwirfür sie dieselben ursprünglichenWohnstättenwie fürunser eigenesUrvolkannehmen,daßalsohierinfürjene,wiefür unsselbst, dieselbenVermuthungenundUnklarheitendes Wissens vorliegen. Wir lassenesjetzt dahin gestelltsein, obdiegroßevon OstnachWest sich bewegendeVölker- wanderung UnsererVoreltern jene Wesen selbst aufunsere gegenwärtigen eigenen Wohnstättenmitgebracht haben;

darüberistaberdieWissenschafteinstimmig, daß jeneund- nochmancheandereKulturpflanzenundKulturthierein Deutschland nichtursprünglichheimisch, sondernvorun-

denklichlangen ZeitenausnachMorgen liegendenLändern an deUtschemBoden eingeführtseien.Man sucht wenig- stensdort·ihre Urheimath.

Esbildet einen derwichtigstenundzuunablässigen ForschungenanfpvrrcendenZweige aufdemgroßenGebiete derNaturgeschlchteunseresErdkörpers,welchebis über die Grenzen seiner Atmosphärehinausreicht,denUrsprungs- stättenunseresVolkes, sowieanderer Völkerund denen ihrer Thier-undPflanzenbegleiternachzuspüren.

Dasnamentlichdurch dieEngländervermittelte Vor- dringen europäischerKultur nach Asienhatesmitsichge- bracht, daßman indenneukennengelerntenoderwenig- stensgenauer durchforschtenGebleten nachdenwilden Stammformendergenannten Thier-undPflanzenformen umherspähte.Man hates bisjetztnochnichtweiterge- bracht,alszugewagtenVermuthungen.Wennjemalseine

sotrostlose Zeitwiederhereinbrechensollte, daßdadurch für langeunsereheutige WissenschaftundGestttungund eineGeschichtedavon verloren ginge, sowürde man in Amerika zuderAnnahme berechtigt sein, daßdasPferd daselbstalsUreinwohnerheimisch sei,weilesineinem vollkommen wildenZustandediePampasundLlanosbe- wohnt;wirwissenaber,daßes vor derEntdeckung durch Columbus demganzen neuen Continent fehlteunderstseit jener Zeitdaselbst eingeführtworden ist. Es sindalso einige hundertJahreausreichend gewesen,eindurchviel- tausendjährigeZuchtveredeltes nndandie menschlicheGe- sellschaftgefesseltesThierinungebundener Freiheitwieder verwildern zulassen. Hier istesnun vonhohem Interesse undvon großerBedeutung fürdieunsbeschäftigendeFrage, jenewildenodervielmehrbloswieder verwilderten Pferde mitdemzahmenPferdezuvergleichen,umzuuntersuchen, welcheVeränderungeninGestaltundNaturell dieseVer- wilderung hervorgebracht habe.

BehaltenwirdieseErfolgeundErscheinungenimAuge, so müssenwirbegreifen,wieschweressei,die wilden Ur- formenund ursprünglichenHeimathsbezirke derjenigen ThierenndPflanzen auszusuchen,diewirbisher nichtan- derskennen,alsin unsererGesellschaft,sodaßwirsieun-

sere Hausthiere,Getreide,Gemüsenennen.

Esistein angenommener LehrsatzderGeschichtswissen- schaft, gewisseGebieteAsiensalsdenUrsitzundAusgangs- punktunsererKultur zubetrachten,esliegt alsosehr nahe, indiesenGebieten die Urformenjener PflanzenundThiere zusuchen.Dabei habenwir unsjetztaberaneinewichtige Thatsachezu erinnern, nämlichdaran, daß einelangean- haltende PflegeeinerThier-oderPflanzenart für unsern Gebrauchnieverfehlt,an dieser gewisseVeränderungen, die indennachfolgendenGeschlechternimmer bleibender werden, hervorzurufen.Für diesen Satz habenunsbe- sondersdiejenigen PflanzenundThiere einigeBelegege- liefert, welcheaus Amerikaeingeführtwordensind, beidenen wiralso bestimmt wissen, welche Zeitlängeausreicht,um solcheVeränderungenhervortretenzulassen.Alsbesonders lehrreiches Beispiel dieserArtnenne ich die beliebteGeor- gine,inderen zahllosen Spielarten von unnachahmlicher Regelmäßigkeitim Bau undvon unbeschränkterManch- faltigkeitinderFärbungundZeichnungder Blume die unsnoch wohlbekannte, einfache Stammformkaumwieder zuerkennenist. Das istja ÜbthTUptderTriumphder Gartenkunst, daßsie vielePflanzen, die sieaus ihren natürlichenStandorten herein aufihre Beeteholt, allmälig zu andern Formennöthigte.Obesnicht vielleicht derselbe

.-..-——--.—-———q-——

(5)

681

FallmitdenGetreidepflanzensei,istwenigstenseine zu- lässige VermuthungWasWunder also, daßman die Ur- formen unserer Halm-GetreidearteninverschiedenenGräsern gesuchthat,welche mitihneneineverwandtschaftlicheAehn- lichkeithaben?OhnederNatur Zwang anzuthun,kann

man freilich bishernur sehr wenige solchermuthmaßlichen Ur-Getreidegräsernachweisen,undauchvondiesenwenigen keines,gegendessenAuffassungalseinessolchensichnicht dieerheblichstenEinwändemachenließen.

Jn neuerer Zeit hatman auch dieBastardirung

mit in dasBereichderUrsprungsdeutungmancher Kultur- pflanzengezogen, nachdemman ebenfallsdurchneuerliche

682 Diese künstlicheBefruchtung istinderGärtnerei sehr häufiginAnwendung,undwirverdanken ihrviele neue

Blumensorten,dieman eben wegenihrer Bastardabstam- mung ,,Hybriden«*)nennt.

Dieaus solchen, durch künstlicheBefruchtung hervor- gegangenen Samen erwachsenenPflanzen,welche alsodie Bastarde sind,bringen sehroft keinenodernichtkeimfähigen Samen hervor,undindiesemFallekannnatürlich eine Vermehrung derselbennur durch StecklingeoderSenker stattfinden. Dennochaber tragen dieBastardpflanzen häu- figer,alsmanlangeZeit geglaubthat, keimfähigenSamen, undeinegroßeAnzahlvon fruchtbaren Pflanzen,selbst

1.Achrevomeiförmigen Walch, Acgilops ovata. 2.Aehrevomgemeinen Kolbcnweizen,Trjtjcumsativum muticum· B.Aehrevon einemBastard dieserbeiden.

· ·

vielfacheForschungen nachgewiesen hat, daß freiwillige BastardbildungenimPflanzenreicbe sehr häufigvorkom- men. Esschiendaher vielleicht zulässig,manche Kultur- pflanzen für Bastardezuhalten,deren elterliche Abkunft zu ermitteln wäre.

Wennman denBlüthenstaubeinerPflanzenart aufdie Narbe derBlütheeinerverwandten Artbringt,sogeht ausdieser Befruchtungein Samehervor, welcheralsechter Bastard zwischendenbeidenElternpflanzenalsMittel- schlagmitten innestehtundentwedervon beiden Eltern gewisseKennzeichenansichträgtoder vorwaltend mehrder Vater- oderderMutterpflanze ähnelt·

Sträucher,z. B.Weiden,hältman inneuerer Zeit für Bastarde, welche sich, durchUebertragungdesPollensvon einer Artaufdieandere durchVermittlungdesWindes undderInsekten,in derfreienNatur selbstgebildet haben.

DiekünstlicheVermittlungvonBastardirungist gegen- wärtig geradezueineLieblingsaufgabevielerPflanzenfor- scher,undesist dadurchdiegeschlechtlicheFunktionder StaubgefäßeUndStempelaußer allenZweifel gestelltwor-

»«··)RichtigerHibridcn, dainderlateinischen·Sprachenuk

Pibnda,inderBedeutungdesVlcndli11gs,Mischlings,vor- ommt.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Sehr leicht kann man den Grad der Wasseraussaugung einer Schiefersorte kennen lernen, wenn man ein genau gewogenes Stück eine Viertelstunde lang in Wasser siedet und es dann

Ueberhaupt, du liebe deutsche Eiche, was mußt du dir nicht Alles gefallen lassen! Gedankenreich wie du bist, stehlen dir Andere deine Gedanken. Denn bald wird nun das Heer

Jm See von Neuchatel wie in den andern Schweizer Seen sind die Pfahlbauten nicht nach demselben Plane aus- geführt. Die alten Bewohner Helvetiens hatten mit dem so überaus

»Die bisherige Darstellung beweist zwei Hauptthat- fachen, die, wenn sienicht angefochten werden können, die nothwendige Grundlage der Universalge- schichte sind· Die erste

sehrBedürfniß, daß sie inGefangenschaftnicht lange leben, wenn man ihnen nicht von Zeit zu Zeit Thiere mit Haut und Haar zum Verschmausen giebt, damit sie ihre Gewölle machen

Letzteres erd zerfetzt in Alkohol und Kohlensäure, die Auflockerung des Teiges geschieht also auf Kosten eines Theils des Mehles Beachten wir ferner, daß die Leitung der Gäh- rung

Und nun bat sie mich, wenn ich wieder käme, doch ja recht vorsichtig zu sein, damit mir nichts geschähe. Jenen Tag sah ich den Hund nicht, als ich aber nach längererZeit meinen

Da sich die Geschwindigkeit der Bewegung gleicher Luftmassen binnen gleichenZeiten umgekehrt wie der Querschnittder Leitungen verhält, so ist klar, daß die Geschwindigkeit der Luft