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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 49.

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Ein naturwissenschaftlichenBalkghlnti.

AmtlichesOrgan desDeutschenHumboldt-Vereins.

Bernargegehennun E. Il.Rohmäsklen

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfür«vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: DerMenschnnddieAtmosphäre derBuche.

Mittheilungen. Verkehr.

No. 49

VonDr.OttoDammer. DieBlätter-Matten (Mit Abbildung.) Einige BeobachtungeneinesLaienamAquarium. Kleinere 1861.

Yer Menschund dieAtmosphäre

VonDr.Otto Damme-n

Wenn wirvon unserem Zimmer hinausblickenweit über die Ebeneweg nachdementfernten Waldehinundin klaren scharfen UmrissendieWipfelder Bäume sichab- zeichnen sehengegendenblauenHimmel,wenn wiram

WaldessaumdenrüstigenFußgänger dahinschreiten sehen, sowerden wirunswohldesRaumes bewußt,derzwischen unsunddengeschautenGegenständensich ausdehnt,aber dieLuft,diediesenRaum erfüllt, vergessenwirvollständig, wir blickendurch siehindurchund nichts erinnert uns an

ihr Dasein.Nuntreten wirselbst hinausinsFreie,und beidenerstenSchritten fühlenwir von dereinenSeite einenleichten Druckauf dieentblößtenTheileunseres Kör- pers, eswehtein ,,leisesLüftchen,«welchesuns die Kör- perlichkeitderLuftinsGedächtnitzruftundunsmahnt, derGewalt zugedenken,welchebewegte Luft.entwickeln kann. Wenn derWind dieBäume in schönenBogen beugt,wenn ·ermit GewaltUnsforttreibt,Unsniederwirft, heulenddurch dieStraßen ziehtundals Orkan Häuser einstürzt,dann machtdiebewegte Lust ihreMachtebenso furchtbar geltend,wieinBewegung gesetzte Felsen,wie derBäume entwurzelnde,vom Schneewasser geschwollene GießbachimGebirge.Wenn wiraberauf freiem Felde

stehenund fühlen selbstden schmeichelndenHauchdes leisesten Lüftchensnichtmehr,wenn dann kein Blatt am Baume sichbewegt,undder Himmelin ungetrübtem tiefemBlau über unssichwölbt, keinVogeldieLustdurch- schneidet,dannwerden wirirreanderBewegung derLuft unddieRuhe,welche wirempsinden,übertragenwirwillig auchandieleicht beweglicheLuft-UU»dIstdlesedenn wirk- lichwohlin vollkommener Ruhe begriffen?

AusdemSchornsteindesnahenHauses steigteine blaue Säule senkrechtin dieHöhe,wirdoben breiter und breiter, undbildet ein kleines Wölkchen,dasaber nichtwesentlichsich vergrößert.NachdemRande zu immermehrsich lichtend, könnenwirkeinescharfeAbgrenzuugdesRauchwölkchensvon derLustbemerken. Was triebdenRauch in dieHöhe, was machtihn,wo ernicht weitersteigt, verschwinden?

DieWärme dehntalleKörperausundfolglichwirdein KubikfußLuftbeihöhererTemperatur weniger wiegenals einKubikfuß Luft bei niedrigerTemperatur, warme Luftistalso specifischleichter,sie wirdinderwenigerer- wärmtenemporstreben.Wirhaben hierineinestetswir- kendeUrsachezurBewegungderLuft.Seies,daßdie Sonnenstrahlenvom Bodenzurückgeworer,die unmittel-

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baraufdemBoden liegende Luft stärkererwärmenalsdie höherenSchichten, seies,daßamAbend,wenn dieSonne hinabgesunkenist, derwarme Boden allein dieunteren Lustschichtenerwärmt und so einenaufsteigendenStrom verursacht.Jstnun ,auchüberallGelegenheit gegebenzu dieser BewegungderLuft,hervorgerufen durchdie Son- nenstrahlen, sowird siedochamAequatoram stärksten seinundhiereinenmächtigenaufsteigendenStrom verur- sachen. Wennaberdie Luftvom Boden aus indieHöhe steigt, so mußvon denSeiten nachdieserStätte desEm- porsteigenshin Luftzu strömen,unddieseLuftkannnur auskälterenGegenden,vondenPolenherkommen.Anderer- seitswirddieerhitzte LuftdesaufsteigendenStroms all- mälig sich abkühlenunddamit dasVermögen,noch höher zusteigen,verlieren. UnddavondenPolenausnachdem AequatorLuftzufließt,so muß umgekehrtauch ein Strö- men nachdenPolen hin stattfinden,und zwar wird die all- mäligweiterundweiterabgekühlteLuft sichsenkenundüber undnebendemvondenPolennach demAequator ziehenden Strom hinfließen.Wirkönnenhier diesevon derSonne erzeugte,und durchtellurische Verhältnisse mannigfach modisicirte BewegungderLuft,welche dieHauptursache allermeteorologischen Processe ist, nichtweiter verfolgen, wirwollenUnsnur anihrklarmachen,daßstets inder AtmosphäreStörungendesGleichgewichts stattfindenund daßdeshalbstets ein Streben sich bethätigenwird,das Gleichgewichtwiederherzustellen.Diesgeschiehtdurch die BewegungderLuft,die bald mitfurchtbarerGewalt als Verderben bringenderOrkan, bald alslieblichesFächeln desleisestenLufthauchessich kundgiebt.Aberauch dann, wenn wir, wieunter denobengeschilderten Verhältnissen, nichtsalsBewegungslosigkeitderLuftwahrnehmen,be- trägtdieGeschwindigkeitderselbennoch immer 2bis21J2 FußinderSecunde, oderetwa szz Wegstundenin einer Zeitstunde. UnsereNerven beginnenimgesundenZustande denLuftstromerst bei einerGeschwindigkeitvon·4Fußan zuempsinden.6bis8FußGeschwindigkeit hatdasLüft- chen,daswirallelieben,ohnewelchesdiefreie Luftuns kaumangenehm dünkt;einlebhafterWind macht30bis 40Fuß,einheftigerWind40bis 60Fußin der Secunde, ein Orkan, der BäumeentwurzeltundDächerabdeckt,120 bis150Fuß,oder 30bis37deutsche.Meilen in der Stunde. (Pettenkofer,)Nehmenwir nun einemittlere GeschwindigkeitderLuftvon10FußinderSecunde an, sowürdesich z. B. durch einenRahmenvon 6Fuß Höhe

-und2FußBreite, inwelchenziemlichknapp einerwachse-

ner Mensch paßt,infreierLuft inderMinute 7200, in derStunde also 432,000 Kubikfuß Luft bewegen,eine Quantität, welchebeiläusigdievon denLungeneineser- wachsenenMenscheningleicherZeit verbrauchte Luftmenge Umdas36,000fache übertrifft.

Dieser ungeheuren Luftmenge gegenüberverhaltenwir unsabwehrend,wirmäßigendenuns umfließendenLuft- strom,cheleindemwirunsHäuser bauen, theils durch unsere Kleidung-Beidedienendenselben Zwecken, unseren VerkehrmitdeV»AtZUvsphärebeständigzuunterhalten,in keinemAugenblickIhnzuunterbrechen, aberbisaufdas NothwendigezubeschräklkemWir könnten unsereKleidung einHausnennen, daswirmituns·herumtragen,undunsere WohnungeingroßesGewand,inwelchem wir herum- gehen. Das beweglicheZelt Istsozusagendasarithmetische Mittel zwischeneinemMantelUnd einemHause. (Petten- kofer.)

DasHaus solldenVerkehrmit deratmosphärischen LuftinkeinemAugenblick unterbrechen,wenn wiraber in ein Zimmer treten, inwelchemvielePersonen athmen,

772 ohne daßeinedirecteVerbindungderZimmerluftmit der Atmosphärevorhanden ist,wenn wirindiesem Zimmer eineneigenthümlichenGeruchwahrnehmen,dannmüssen wirdochbehaupten, daßderVerkehrmitderAtmosphäre unterbrochen,oder aufeinzugeringesMaaß zurückge- führt ist.

Esfragt sich,inwelcherWeisewird derVerkehrder ZimmerluftmitderAtmosphäreinunsern Wohnungen unterhalten.

Wirathmen Luftaus unddiese Luft soll nichtzum zweitenMal indieLungen gelangen dürfen,weilsieun-

fähigist,denAthmungsproeeßgenügendzuunterhalten.

Dadrängt sichdenndieFrage auf,ob unsin einemZim- mer dieganzedarin befindlicheLuftzu Gebotesteht,ob wirnicht vielmehr aufdieuns«zunächstumgebende Luft angewiesen sind,diedurch unser Athmenbedeutend ver- schlechtertwerdenkann,ohne daßdiegroßeübrigeMenge Luft desZimmersandieser VerschlechterungTheil nähme.

Hierbeierinnern wir unssehrbald,daßeinTropfen irgend einerstark riechendenFlüssigkeit,zumBeispieleinesäthe- rischenOels, in die Ecke einesgroßenZimmers gegossen, insehr kurzer ZeitdasganzeZimmermitdemeigenthüm-

"lichenGeruch erfüllt.Dieskann nichtanders geschehen, alsdurchBewegungderZimmerluft,undwirsinden auch leicht dieselbe UrsachederBewegungimZimmerwieder, die wirimFreienalsdieErzeugerindermeteorologischen Processekennenlernten. Sind wirdochselbsteine Wärme- quelle,um vieleTemperaturgrade wärmer als dieuns umgebendeLuft,dievon unsstetigWärmeempfängt·Ein ungeheiztes niedriges Zimmer,inwelchemvieleMenschen sich versammeln,wird bald einehöhereTemperaturanneh- men. DieLuft,dieunmittelbarmitunsinBerührung kommt, erwärmtsichundsteigt auf,dieausgeathmete Luft besitztdieTemperaturdesKörpersundstrebt ebenfallsder DeckedesZimmers entgegen.Schonhierdurchwirdeine StrömungimZimmer entstehen,die die entferntestenLuft- theilchen allmäligunszuführt,unddie mitdenProdukten derAthmung geschwängerteLuft stetigvon uns entfernt.

Aber dasZimmer istkeineGlasglocke, welches,wiediese, hermetischverschlossenwerdenkann,ThürenundFenster mögen noch so gut ,,schließen«,sowirddoch stets durchdie Fugen derselbeneinLuftstrom stattfindenUndwenn man alleMüheundSorgfalt daraufverwendet hat,diesen Luftstrom aufdasgeringsteMaaßzubeschränken,sobleibt dochnochderOfen,derfreilich durcheine,,luftdichte«Thür unschädlichgemachtwerden kann, sobleiben vor allen Dingendie Wände.DieWände?Nunfreilich,man frage dochnur denKranken mitgereiztem Nervensystem,derin seinem Bett liegt,welchesan einerWand steht,dieins Freie führt,obernicht überZugzuklagen hat.Wirsind sowunderbare Menschen, daßwirdasnichtvorhanden glauben,waswirnichtdirektwahrnehmen,undwasGoethe vom ,,gelehrten Herrn« sagt,dasgilt ebensosehrundnoch vielmehrimgewöhnlichenLeben.

Weilwirmitu nsernNerven denLuftzug,derdurch die Wand insZimmer strömt,nicht alsZug empfinden- darum meinenwir,seier nicht vorhanden,unddochhat Pettenkoferdurch eine Wand hindurchmitseinemMunde ein Lichtausgeblasen.Nämlichso: ,,DenkenSiesichaus einerZiegelsteinwandeinviereckigesStückherausgeschnit- ten, etwa von 4QuadratfußFläche. DiesesWandstück schaltenSienunalseinDiaphragma zwischenzweiStücken einesBlasrohres ein,undrichtenessVzU-daßdieLuft voneinemStückindas andere nurdurchdie Wandhin- durchgelangenkann. Umdieseseinfacherbewerkstelligen zukönnen, läßtman sich durcheinen Maureraufluftdichter

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UnterlageeinsolchesStück Wand mitZiegelsteinenund Mörtel aufführenundüberziehtes,nachdem esgehörig ausgetrocknet,aufdendrei schmalenSeiten mitGips, dernach dem Trocknen geöltundzuletztmitHarzsirniß überzogenwird. Die beiden gegenüberstehendengroßen Flächenaber,welchederInnen- undAußenseiteeiner Wand entsprechen.bedecktman mitMetallplatten, die in derMitte von einemRohrstückdurchbohrtsind.Die Rän- derdieser Metallplatten werden mitKlebwachsundHarz- sirnißluftdichtmitdenRändern desMauerstücksverbun- denundmittelst SchraubenundKlemmen andie Wand angedrücktundfestgehalten.Stellt man nun vor die eine OeffnungdesRohrsein brennendesLicht, begiebt sich auf die andere Seite desMauerstücksund blästdurch das Rohr, so dringtdieLuft durchdenganzenMauerkörper hindurchundsammeltsichjenseitsimRohr,vor dessen MündungdasLichtbrennt, zu einem nahezu ebensoleb- haftenStrom, alseraufderandern Seite derMauer erregt worden ist.SeineStärkeist in derRegel hinreichend,

um mitLeichtigkeitdasLicht auszublasen."Umaber dies Experiment würdigenzu können,mußman bedenken,daß dieMauerfläche (le2 U «) denQuerschnitt desRohrs (121X2D««)um das2860fache übertrifft.Da sich die GeschwindigkeitderBewegung gleicher Luftmassenbinnen gleichenZeiten umgekehrtwiederQuerschnittder Leitungen verhält,so ist klar,daßdieGeschwindigkeitderLuftim Rohr aufdie ganzeWandflächevertheilt,einesehr geringe, für unsereSinne nicht mehr wahrnehmbare sein muß- Denn wenn auch inunseremBeispieldieGeschwindigkeit derLuftimRohretwas über10Fußin der Secunde be- trägt,sobrauchtsie sich durchdasWandstückdochnurmit einerGeschwindigkeitvon nochnicht VzLiniein derSe- cundezubewegen!Unddiescheinbar bewegungsloseLuft imFreien bewegt sichin der Secunde 2bis272 Fußvor- wärts. Gleichwohlwürden durcheineWand, 6Meter langund5Meter hoch,bei derhalben Geschwindigkeitun-

seres Versuchsdoch noch54Kubikmeter odereirca2160 Kubikfuß Luft dringen! Mächtigwirdaber diese Luft- strömung verringert durch feuchteWändeund ganznasse Wändeschließenluftdicht.

Wennman im Winter indieSpalte der wenig geöff- netenThüreinesgeheizten ZimmerseinLicht naheam Boden hält, so siehtman bekanntlichdieFlammedes Lichtes in die Stubehineingeweht,in derhalben Höheder Thürebrennt sieruhig, senkrecht,und oben wird dieFlamme hinausgeweht·Diewarme leichte LuftdesZimmers strebt höherundhöherund dieschwerekalteLuft dringtunten ein. Esist leicht ersichtlich,daßdies Strömen umsostär- kerseinwird,je größerderTemperaturunterschied zwischen derLuftimZimmerundderimFreien ist. Pettenkofer bestimmteinseinen schönenUntersuchungenüber dieLuft inWohngebäudenin einemkleinenZimmervon 3000 Kubikfuß(75Kubikmeter),beieinerTemperaturdifferenz von20odenLuftwechselineiner Stunde zu95Kubik- metern,beieinerTemperaturdifferenzvon190zu75Kubik- metern Und bei 40Temperaturdifferenzzu22Kubikmeter.

UmdieGrößedesLuftwechselsdurch die Spalten der FensterundThürenkennenzulernen,verklebte P. sehr sorgfältigalleSpaltenundSchlüssellöcher,unddochbetrug derLuftwechselin einerStunde bei190Tewperaturdiffe- renz54Kubikmeter. DieBedeutung dieser Thatsachewird abererst ins klarste Lichtgestellt,wenn wirweiter hören, daßbeihalb geöffnetemFenster,aberbei einerTemperatur- disserenzvon nur 40derLuftwechselin dergleichenZeit

nur 52Kubikmeter betrug. Lediglich dUVchdieWände drangalsobeigroßemUnterschiedderTemperaturimZim-

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merundimFreien mehr Luftalsdurch dashalb geöffnete Fenster,wenn esimFreiennicht viel kälter war,alsim Zimmer. Bei gleicherTemperaturdifferenz,wieindem VersuchmitverklebtenFensternundThüren, erhobsichder LuftwechselineinerStunde auf94Kubikmeter,alsim Ofeneinlebhaftes Feuerbrannte.

Wir lernen hierausdenWerthdesBrennmaterials fürdie Armen imWinter kennen.Wenn beiden kleinen Fensternder engenZimmerder ArmenderLuftwechselauf einäußerstgeringes Maaß herabgedrücktwird, soschaffen wirdemArmen durchdasBrennmaterial nichtnur ein Mittel,demschädlichenEinflußder Kälte entgegenzuwir- ken, sondern wirbefreien ihn auchvon derungesunden Luft,indemdurch dieerhöhteTemperaturdifferenz zwischen seinemZimmerundderfreien LufteingrößererLuftwech- selhervorgerufenwird.

Wiegroßabermuß dieser Luftwechsel sein,umallen Anforderungenzugenügen,um dieLuftstets so rein zu erhalten, daßvon einem schädlichenEinfluß aufdie GesundheitderBewohner nichtdie Redeseinkann?Selbst- verständlichspielt hierdieGrößedesZimmers, dieZahl derBewohnerundderUmstand,ob dasZimmer Tagoder Nacht,odernur wenigeStunden bewohnt ist,diegrößte Rolle· UmdeshalbzurBeantwortungdieser Fragezuge- langen,müssenwirzunächst wissen,wievielLuftein MenschineinerbestimmtenZeitzumAthmen gebraucht, undwiesichdieausgeathmete Luftvon dernoch nicht geathmeten unterscheidet.Daessichhier nichtumwissen- schaftlicheStrenge handelt, so gebe ich nichtdieResultate dergenauesten Untersuchungen,die ich mirfür’einenspäte-

renArtikel vorbehalte, sondernnur leichtzu verwendende Durchschnittszahlen, diefür unsernZweck vollständigge- nügen.BekanntlichenthältdieAtmosphäre 20,9Sauer- stoffund79,l Stickstoff, dazuim Mittel IXIWWKohlen- säureundwechselnde Mengen Wasserdampf. Diese Luft wirdeingeathmetund dafüreineanKohlensäurereichere Luft ausgeathmet.Man kannannehmen, daßeineLunge ineiner Minute 5LiterLuft ausathmet, welche 4Proeent Kohlensäureoderin24Stunden 288Literenthält,welche etwa 570Gran wiegen.Der Menschathmetabernicht alleinmitderLunge, sondernauch mit.derHaut,inunserem kaltenKlima freilichnur in unbedeutendstemGrade,doch werdenimmernoch durchdieHautin24Stunden 12Li- ter Kohlensäureausgeschieden. Dagegen übertrifftdie Wasserausscheidung durchdieHaut diejenigedurch die Lunge reichlichumdasDoppelte,undman kannerstere gut auf800,letztereaberhöchstensauf400Grm. anschlagen.

Wirhaben schon wiederholtdeshöchstunangenehmen Geruches gedacht,dendieLufteinesZimmers besitzt,in welchemvieleMenschenathmen.DieserübleGeruchent- stehtdurch dieFäulniß organischer Stoffe, welcheinder ausgeathmetenLuftgelöstsind,dennesisteineEigenthüm- lichkeit fastallerLösungen,daßsienicht verdunstenkönnen, ohneeinegeringeSpur derinihnengelöst enthaltenen Stoffezuverlieren. Theilswerdendiesemitfortgerissen- theils sindsieflüchtigerNatur undmischensichumso leich- terdenGasenbei.IhreMengebeträgtin24Stunden kaum 10Grm., abertrotzdembieten sie uns einensehr gutenAnhaltzurBeurtheilungderGüteeinerZimmer- luft.LeiderfehltesaneinerMethode, diese Stoffe irgend- wieleichtundsicherzuwiegen,und wir wärenalso lediglich aufdasUrtheil unsererNaseangewiesen, welchesalsein, beiverschiedenenMenschen höchstverschiedenes,keinever- gleichendeZusammenstellungerlaubt. Was derEineab- scheulichsindet,wirdderAndere kaumwahrzunehmenim Stande sein, jedenfallsaberisteineLuft, welchefürge-

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sunde Nerveneinenunangenehmen Geruch besitzt,entschie- denuntauglichzumAthmen. »Wir dürfenunshierdurch- ausvonunserem Gemeingefühlleiten lassen.Was in der moralischen Sphäre unseresWesens das Gewissen, das istinderleiblichenderInstinkt,AppetitundEkel, Em- pfindungen,welche unsvielfach beherrschenundbestimmen, ohne daßwiruns dernäherenoderentfernterenGründe stets klarbewußtwären.«

Wirwerden also,umbestimmenzu können, wieweit dieLuftunsererWohnzimmer unbeschadetvon derfreien Lustinihrer Zusammensetzung abweichendarf-UUVsolche Luft zuuntersuchenhaben,wiesie sichinZimmern befin- det, in denenLeutenachihrer Wahlleben undwelchesich erfahrungsgemäßinderselben behaglichbesinden,wenn sie auchdengrößerenTheildesTagesdarinverweilen. Hier bietetuns aberdieKohlensäureeinentrefflichenMaaßstab, indem wireineMethode besitzen, diesesGasleichtund sicherin einemLuftgemischzubestimmen. Jnsieben Fäl- lenhat PettenkoferdenKohlensäuregehaltguterZimmer- luftzu67-»,Theilenin 10000 Theilen bestimmt,das Maximum betrug 89X10Theileundwirsehen,wiegering derUeberschußimKohlensäuregehaltguter Zimmerluft gegendenderfreien Luftist,dasich inletzter durchschnitt- lich leoooo Theile Kohlensäurefinden.

Wenn essichnun nachder andern Seite hindarum handelt,bei wiegroßem KohlensäuregehalteineZimmer- luft entschieden untauglichwird, sohabenwirinFabrik- sälen,in Kneipenund Schulennachzuforschen,wojederdie dortbesindlicheLuft schlechtnennen wird. DieLusteines Arbeitssaales,in welchem25Arbeiterinnen beschäftigt waren, untersuchtePettenkoferund fanddarin24710000 Theile Kohlensäure;in einemgefülltenKneipzimmerwies

ernach 272stündigerAnwesenheitderGästein einemFall sshooospineinemandern 49X10000Theile Kohlensäure nach.DieLufteinesbesseren Schulzimmers, inwelchem 70SchülerinnenimAlter zwischen9und 10Jahren2 Stunden lang verweilten, zeigte 77J1o » o oTheile Kohlen- säure,undman braucht überSchulluft wahrlichnichts Weiteres hinzuzufügen.Esergiebt sichalso,daßwireine Luftvonmehrals20-«,000TheilenKohlensäure,die ausLungenundHaut stammt,"ohnenur imMindestenzu zaudern, für schlechterklären,unddaßwirunszubemühen haben,denLuftwechselinunsrerWohnungso zureguliren, daßderKohlensäuregehaltderLuftnicht über10X10000

Theile,oder 1pro mille anwächst.Wie vielLuftaber werden wirhierzufür einen Menschenbrauchen?Esläßt sichdasVerhältnißnachPettenkoferinfolgendem einfachen Ausdruck geben:Die Mengederfrischen Luftmuß die Mengederausgeathmeten Luftumsovielübertreffen,als derKohlensäuregehaltderausgeathmetenLuftgrößerist, alsdieDifferenzzwischendemKohlensäuregehaltderfreien Luftunddemeiner ersahrungsmäßigguten Zimmerluft.

Da diese ausgeathmete Lust4Procentoder400j10000 TheileKohlensäureenthält,derKohlensäuregehaltderfreien Luft dUkchschUIttlich5X10000,dereinergutenZimmerluft dUVchUittlichetwa7X1000»,mithin-die Differenz 2A0000

beträgt, so btaUcheUwir zurErhaltungeiner reinenLuft das 200fachefrischeLuftimVergleichzurMenge,die wir ausathmen.Dies istnur seht wenigmehr,alsIJ2 Procent derMenge,welcheunsbeimittlererGeschwindigkeitder LuftimFreienzu Gebote steht——- Wirathmenin einer

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Minute 5Liter Luftaus, mithinineinerStunde 300 Liter, das200fache dieser Mengesind 60,000 Literoder 60Kubikmeter,diewirnothwendig brauchen,um nicht dem üblenEinflußunreiner Luftausgesetztzusein.

Betrachten wirnun mitdieser Zahl vergleichenddie Resultate, welchePettenkoferinseinem Arbeitszimmerer-

hielt, so sehenwir,daßbeieinerTemperaturdifferenzvon 200zwischenZimmerluftundäußererLuftderLuftwechsel genügendwar für mehrals11-2 Menschen,beistarkem Winde,also starkem Luftdruck aufdie Wand, würdesich diesVerhältnißnoch günstigergestellthaben, dagegen nahm derLustwechselbeigeringerer Temperaturdifferenz schnell abund beieinem Unterschiedvon nur 40zwischender WärmedesZimmersundderfreien Lust betrugernur dendritten TheildernöthigenGröße.Wenn aber unter letzteren VerhältnisseneineVergrößerungderOeffnungen, einhalb geöffnetesFenster schnellwieder denLuftwechsel beinaheauf daserforderlicheMaaßerhöhte,solernen wir andererseits,den EinflußeinesOfensnichtzuüberschätzen, daderselbebeilebhaftem Feuernur für 11J2 Menschen ausreichenden Luftwechselverursachte,undwenn wirstreng seinwollen,nichteinmaldenLuftwechselum diefüreinen Menschen erforderliche Größe vermehrte.

Esergiebt sich hieraus,daß bestimmtüberalldort künstlicheVentilation Platzgreifen muß,womehrereMen- schen aus andauende BenutzungeinesRaumes angewiesen sind. WennwiraberbisherbeiunsinössentlichenAnstal- tennur sehrwenig,inPrivatwohnungen fast Nichtsge- than sehen fürdieErhaltungeinerreinen, gesundenLuft, somüssenwirdieUrsachefür diese,Generationen verderb- licheLässigkeitnur inmangelnder Einsicht suchen,diefrei- lich Denennichtkommenkonnte,welcheinderSchule wohl KatechismusundGesangbuchlernen mußten,denenaber nichts gelehrtwurdevondenerstenBedingungenzu einem gesunden,gedeihlichenLebenunddenMitteln ,daszuer- reichen,wasMenschen überhauptzu erreichenmöglichist-

Werer wirschließlichnoch einen Blickaufdie Mittel, einewirksameundgenügendeVentilation zuerreichen.Den LuftwechselabhängigzumachenvondemTemperaturunter- schiedzwischenaußenundinnenistdurchausunzureichend, denndieserUnterschied wechselt,dasBedürfnißaber bleibt stetsdasselbe. EbensoistesmitZugkaminen,dienichtsehr vielleisten, ebenfalls abhängigsindvon denherrschenden Temperaturen und vor allem,wiealleVorrichtungen, welchedieverdorbene Luft entfernen sollen,dieMög- lichkeit offen läßt, daßneben guterLuftauch einTheil schlechteLuftausCorridoren, benachbartenZimmernu.s.

w.alsErsatz einströmt,dennderErsatz fürdieabgeleitete Luft erfolgt gleichmäßigvonallenSeiten, woOeffnungen vorhanden sind.Darum istesrationell allein,frischeLuft von einembestimmtenOrther zuzuführen. Diesever- drängt ohneweitereVorrichtungendieschlechteLuftund wenn man vielthunwill, kannman eineOeffnung,die ins Freieführt, anbringen.DieVorrichtungenaber, frische Luft herbeizuführen,werden beipasseud construirtenAppa- raten,nichtkostspieligersein,alsdie vielwenigerwirksame FeuerunginZugkaminen.Mit HülfekleinerTurbinen von70Procent Nutzeffectkann ein Mann in8Arbeits- stundendieLuft für120Menschen auf24’ Stunden (å«

Stunde 60Kubikmeter)fördern.

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YieBlätter-AbartenderBuche

Magus silvatjca).

DiewissenschaftlicheBeobachtungderPflanzenblätter, jaselbstnur dieeingehende Betrachtungihrer Gestalt-und Stellungsverhältnissekann fürdenaufmerkenden Freund derum ihn grünendenund blühendenPflanzenwelteine unerschöpflicheQuellevon angenehmerundbelehrenderUn-

Fastvonselbst drängt sichdanndieVergleichungeines Baumes miteinemPolypenstocke,einerKoralle, auf, dessen einzelnekleinePolypenthierchen ebenfallsdieErbauer des gemeinsamenWohnhausessind, mitdemsieebensoEins ebenso organisch verwachsensind,wie die Blättermitdem

« Fig.5.

Fig.1. Das normale Blatt von Fugus silvatica. Fig.2. Hornhaum. Fig.3. Kasus sjsntica vak.

quercifolizu Fig.4. P.S.var. asplenifolia. Fig.5. F.S.var. crist2t2, terhaltungwerden. SiegewinntangeistigerWeihe,wenn

man die Blätter nichtmitdemrömischenDichterfür»das Haar desWaldes« hält, sonderninihnen selbstständige Wesen, gewissermaaßendiePflanzen- Individuen sieht, welcheaufdemgemeinsamenWohnungsraum,demStamme oderStengel, entstehenundvergehen, nachdem sie ihn für nachkommendeGeschlechterihrerundeinerhöhernArt, der Blüthe,vergrößerthaben.

Baume. Sovielhabenwir aus früherenBetrachtungen schonerfahren, daß sichimPflanzenreiche,wenigstensbei derübergroßenMehrzahlderPflanzen,derBegriff Indi- viduum anders gestaltet,alsimThierreiche,daßder Baum nimmermehrIndividuumindemSinne wie dasPferd ist.

Wennwir das Blattsoauffassen,wieobenangedeutet wurde,wennunsdasBlatt dieeigentlichePflanzeder nie- deren und dieBlüthedie einerhöherenRangordnungist,

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