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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 48.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt

AmtlichesOrgandesDeutschenHnmboldt-Vereius.

Pergaggegeheuunu E.»A.Roßinäszlen

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für-vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: ZurNaturgeschichtederHeideDeutschlands »

No»48»inTalge.—- Parnassia. (MitAbbildung.) Düngcraus derLuft. VonDr.OttoDammer.

—- KleinereMittheilungen.—- Für HausundWerkstatt—- BciderRedaktioneingegangene Bücher.

Mittbeilungenvom Humboldt-Vcrein

Zur Aaturgesctjichteder OtbeideDeutschlands

Mittheilungenvom Hit--si1oldt-I?ekeininTusge"«).

UnsereödenHeidegründedesnördlichenDeutschlands bietennicht vielBesonderesfürdenFreundderNatur.

DermühsamfürdenAckerbaugewonnene, veredelte Sand ist zwarkeineswegeszu verachten, kannaberinHinsichtder Agrikulturnimmer eineConcurrenzmit dengesegneten Alluvionen derFlüsse bestehen,deren glücklicheBewirth- schastung leidernur einemTheilederLandwirthezu Gute kommt-

JnNachstehendemwollen wirversuchen,einekurze Schilderungunserer ländlichenUmgegendzumachen, bei derenDarstellungwiraberjedenkünstlichenundwissen- schaftlichenZuschnittausdemAugelassen.

Ringsumauf2Meilen Radius sindBergrücken,der tertiären Formation angehörend,mithäufigemKalkstein undMergelundobschonnur aus4bis600FußMeeres- höhesicherhebend,gebensiedocheinelandschaftlichePhy- siognomie,dieunser einsörmigesFlachland angenehmein- rahmt. AmFuße dieser Höhen,da,wo periodischsich Wassersammelte, sind ziemlichausgedehnteTorfmoore,

t) DieserBeisqtzdesHerrn Verfassers maganderen Ver- einenzeigen,worin unter Anderem auchihreAufgabenbe- ruhen.

welche. wiederum mitHeidegründenwechselnd,schwesterlich inunsereGegend sich theilen.Da,wojetztderPflugden SegendesBodens vermittelt, warvor demEintreffender Cultur diese Heidepflanze,welchedurchgängigauf Meeres- sand vegetirend, unsertrostlosesFlachlanddurchBildung

von Heidehumus Jahrtausende hindurchfürdel-IAckerbau zugänglichmachte.Wir NorddeutschensinddieserErica zugroßemDankeverpflichtet,eswürdewahrlich ohnesie sich nicht ein Ackerbodenhabenverbreitenkönnen,deruns Landleuten jetzteineziemlicheAusfuhrvonGetreidealler Artzuläßt.

Wirverdankenweiterhinviel unserem außerordentlich feuchten Klima, welchesdieBegrünungmitHeidebe- günstigte.Ohne diesehäUsigeUNiederschlägeinVerbin- dung mitunserergemäßigtenZonewürdenwirhierein SeitenstückafrikanischerWüste haben.Wieesdennja auch nochca.272Meilevon hierandenGrenzendessog.

Hümlings FlächenvonquadratstundengroßerAusdehnung giebt,in welchen der WindbaldhierbalddortSandhügel aufbautundauseinander wirbelt.Inmitten diesertrostlosen Dünestehen vereinzelteBänkeVVUeisenschüssigemMeeres- sand,altarsörmigauf Manneshöheerhoben,derenSeiten vomWindescharfabgeschnittensind.Siegabenimfinstern

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Glaubensalter Veranlassungzu Teufelsaltärenundwürden nochjetztdemAberglaubendienöthigen Behelfe liefern.

Wennnun auchrundumdieseDünediewohlthätigeErjca wiederihr Reich aufrichtet, hatesdennochderNatur trotz allerMithülfedesMenschennichtglückenwollen,dieses Sandmeer zumStillstandezubringen. Nichtdiebeschei- deneFöhre,BirkeoderSandseggemitHülfedesgünstigen Klimas hatesvermochtundistesdaher keineswegszu verwundern, wenn afrikanischeCulturländer inheißeren Klimaten, trotzmenschlicherKunst undMühen,insolchen Dünenuntergingen.

Da, wo dieHeideund somitallmäligwieder die Cultur desMenschen auftritt,beginntdieViehzuchtmit demkleinenSchaafe,demsogenannten ,,Heidschnuke«,von welchem Voltaire imvorigen Jahrhundertmeinte,daßdie menschlichenBewohnerderLüneburgerHeide alsogenannt

würden. .

Ein anderes Gemäldebietetuns dieWestseite unserer Umgegend. Hiereinmäßiges Hügelplateau,ist gleichfalls

nurmitHeide bewachsen. Wenige Fichtenbeständehemmen nichtdenBlickindieFerne. Hier ruhen seitunendlich langen Zeiten sogenannte erratischeGranitblöcke,jenewun- derbaren Wanderer, vor denen man seinen Hutziehen sollte,denktman sich imGeiste jene gewaltige Epochenor-

discher Ueberschwemmungen, jene großenEisberge, welche auf ihren Rückendiese bemosten Greise hierher trugen.

UnddasHistorischedieser Gegend. Unsereheidnischen Urväter wälzten dieseGranitcolossezusammen, bildeten OpferaltäreundDruidensteineundverrichtetenihren rohen CultusaufdiesenBlöcken, und dochistesfraglich,obdiese rohen NaturmenscheneinereinereAndacht beiihren Fest- lichkeitenempfanden,alswenn einNaturforscherheutiger TagedieEntstehung, BildungundVerschwemmungdieser Granite imGeistenachdenkt.

172Meilen vonuns, imsogenannten Giersfeld sollder MittelpunktdeswestphälischenHeidencultusgewesensein.

Dieneuere Hypotheseläßtdiedortigen Opfersteineinihrer

gegenseitigenAnordnung genau demSternbilde derZwil- linge nachgebildetseinunddie,,Alkekuhle«,einetrichter- förmigeVertiefungdesBodens von ziemlichbedeutendem Umfange, unsernheidnischenVorfahrenzuastronomischen Zweckengedient haben.

Vor20JahrengabesinunseremLande nochkeine gepflasterten Wege, vielwenigervölkerverbindende Eisen- bahnen.DasMaterial zudenWegebauten liefertenvor- zugsweise Geschiebeund Gerölleder vorhin genannten Gegend, abgerundete Granitstückebiszu einemFuß Durch- messer,hierKieselsteinegenannt. Später, alsman Pulver undMeißel besserzuführenverstand, wandte man sichzu denerratischenBlöcken,von denen einzelneSteine, nach- demsie intransportfähigeStückenzerschlagenwaren, bis

an50Wagenladungen Pflastersteine lieferten. Obwohles nun sich»ganzbequem fügt, daß auch dieseDiluvialgreise ihrThellmitbeitragen,uns leichtvon OrtzuOrtzu schaffen,Istesandererseits bedauerlich,daßdiePhysiog- nomieunsererGegenddarunter leidet,daßdiese Stein- colossefortgeführtwerden,undkönnen wires derRegierung aus diesemGrulee danken,daß siedurch einGesetzdie fernereVerwendungderSteinriesenzumWegebauverbot.

Schließlich sei nochmBezug auf diese Opfeksteine, hier Hünengräbergenannt, gesagt,daß, als dievor einigen Jahren durchdieseGegend gelegte Eisenbahn ihreEin- weihungundProbefahrt machte,auf einemdieser Opfer- steine einsolcher »Hüne«inhistorischerTrachteiner Büs- felhautmitdenvorstehenden Hörnernaufgestellt war, der nun verwundert indastolleTreiben des19.Jahrhunderts

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hineinblickte. Dem sinnigen BeschauereintieferGe- danke,wiesichLandundVolkimLaufe langerZeiten entwickeln.

Daß unsereLandleute keine anderenGesteinevonjeher mitNamen bezeichneten,alsdiejenigen,welche durchihr massenhaftesAuftretenoderalsKalk undSandstein zu technischenZweckeninVerwendung kamen, istinsofern leicht erklärlich,daeinFlachlandwiedasunsere wenig Auswahlbietet,unddaßessonachimAllgemeinenmitder KenntnißderGesteine sehr dürftig steht, liegt aufderHand.

Unddochist, als ob einegeheimeVerehrung fürdenStein durchunserLandvolk zieht.So wenn z· B.von hier Je- mand solcheGegendenzu betreten hat,wovieleQuarz- Conglomerate, sogenannteFeuersteineliegen,trägterimmer einzelneKnollenmitnachHause,um sie in eine Eckeoder aufdenSchrankzulegen nichtalsTalisman, auch nicht-zum Feuermachen,dieshat ihm längstdieWissen- schaft leichter gemacht, nur aus einer ArtgeheimerVer- ehrung undwüßtenwiralle,was uns Fr.Körnerso schönerzählt,wiederQuarzdurchHerstellungdesGlases denBlickinsweite Universum sowohlalsindieenge Welt einesWassertropfensvermittelt wahrlichwir haben Ursache,beimAnblickeinesFeuersteins andächtig zusein.-

Wirwollen nun die Steine bei Seitelegenunddamit diegeologischen EigenthümlichkeitenunsererOertlichkeit mitBlumen undLebenvertauschen.EsistausdemBis- herigen leichtzuersehen,daß wir einesehr dürftige Flora haben. Nichteinmal derzehnte Theilderfür Deutschland angegebenen Pflanzen istinunseremOrtevertreten. Und ausdiesemGrundekannes auch nichtbefremden,daß die PflanzenkundeimAllgemeinenkeineVerehrer hatte· Daß einearme Floraaberweniger NachdenkenundVerehrer wirbt, alseineüppige reiche, sollteman billigerweisemei- nen. Soz.B.stehtin unseren Schulbüchern »die Eichen, Ulmen undBuchensindmächtigedeutsche Waldbäume,«

unddochmag eshierkaum unter hundertLeuteneinen Einzigen geben,demjeeineUlmezuGesichte gekommen, undgleichwohlwohnenwirauch noch innerhalb deutscher Grenze.

NichtumderWissenschafteinenDienstzuerweisen

nur alsCuriositätwollen wirdiejenigen Pflanzen,deren Namen ursprünglichim Munde unseresLandvolkes wur- zeln,derReihe nach aufzählen.EsmaginsofernvonBe- deutung sein, daß,wenn inunsererGegendauch die Aera einerVolksnaturwissenschaft beginnenmag,mitihrem Auf- tretenzugleichdasVerlasseneineraltenVolksnamengebung statthabenwird.

SolchePflanzennamen wollen wir unberücksichtigt lassen,welche, wie z. B. die,,Quecke«wie überall inDeutsch- land, so auchhier ebensobenannt werden. Nur dieje- nigennennen wir, welchebislangeineneigenenprovin- ziellenNamen hatten,worunter sind:Ranunculus anwen- sis: Ackerhahnenfuß,hier ,,wildMirk«genannt;Ranunc- aquatiljs,hier JäckeloderJuckkrautgenannt, weilman beimDurchwaten mitunbedecktenFüßeneinspäteres,lang- andauerndes Juckenempfindensoll. Caltha palustrjs:

hier Osterblurne;Draba verna: Kummerblumez Lychnis rubra *):Konstantinopelgenannt, welcherZusammenhang mitdemHalbmondundderPflanzeobwaltet,ist nichtan-

gegeben;spergula sativa: Wassergeilzsarothamnus scoparius: Brahm; Genista germanjca: Heidhechelz

Mk)DaesdiesenwissenschaftlichenNamennicht giebt, so ist leidernichtzuersehen, welche Pflanze VlesensonderbarenVolks-

namen trage. D.H.

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Ribes nigrum: Buckelbeere;Bellis perennis: Mergen;

Pulicaria vulgaris:Plaggenrehrk;Achillen millefolium:

Rölk;Chrysanthemum leucanthemum: Hundeblume;

Chrysanthemum segetum: GellerscheBlume;Centaurea

cyanus: Tremsten;scabiosa succjsa: Trommelstöcke;

Angelica silvestris: Löhrken;Rhinanthus crjsta galli:

Drofruthen(Taubescheibe);Mentha arvensjs: Balsam oderKnuppenwurzel;Glechoma hederacea: Kiekdörn- tuhn; Plantagomaj0r: Wagentram; Polygonum persi- carja: Rehrk; Euphorbia peplus: BullenkrautzJuncus conglomeratus: RüskezIuncus capitatus: Hohlrüskez Juncus bufonjusx Koterboot;Cypergräserohneweitere Unterschiede,,Siel-oderSchneidgras«.

VonsüßenGräsern führennur zwei, höchstensdrei einenNamen undwerden z.B.HoniggrasalsweißersMe- helundStraußgrasoderRispengrasalsbraunerMehel undGlyceriaHuitans alsSchlabbegras bezeichnet;Equi- setum arvense: Ungerkz Equisetumpalustre oder Iim0- sum: Katzenrokkem

Damit istdieprovinzielleNomenclatur unserer Flora erledigt.Diewenigen Pflanzen, welcheNamen führen, mögenentweder infrühenZeitenvon unsern Vorfahren

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alsHausmittelinKrankheitoderdurch ihr lästiges Auf- treten alsUnkraut dieTaufeerrungen haben. Auffallend aberistes,daß ächte Volkshausmittel,z. B.,,Kamille«

hierortseinenselbeigenenNamen nicht führen,wozusie ihrer Eigenschaftwegeneherwieandere berechtigt sein möchten.

Schließlicherwähnenwirnoch einePflanze,mitder sichabergläubischeLeuteviel zuschaffenmachen.Sieführt den Namen SprengwurzelundhatdieEigenschaft, sofort beiBerührungjedes GeschlosseneundGebundene zulösen.

RindviehundPferdewerden,sobald sieauf einesolchetre- ten,ihrer Fesseln entledigt,undQuacksalber benutzendie- selbebeiihren Wunderkuren, besondersbeimZahnaus- ziehen·Musäus hat ihreinmaldieEhre erwiesen,sie in seine lieblichen Volksmärchenzu verweben. Wirhabendie Pflanze nicht sindenkönnen.Ob,,Naturwissenschaft«die Sprengwurzel ist,welcheauchdenAberglaubenausdem versunkenenGehirnetreibenkann? Dann, GottDank, wollen wirsiepflegenunderziehen!

Wir wollen inNächstemeinenBerichtüberunsere Thierwelt liefern.

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Yarnassicr

DemPhöbusund denMusen heilig liegtderParnassos, derzweigipfeligeinPhocisundaus seinerSeite sprudelt nochdercastalische Quell, aus welchemman dasheilige WasserzudenLibationen im benachbartenDelphi schöpfte.

Ansolch klassischeAnklängemahntunsdieeinfachschöne Blüthe, welcherLinne denNamen Parnassia palustris gegeben hat.

Wasihmoderwem sonstvor ihmden Gedanken ein- gegeben habe,demGötterbergegerade diesesPflanzenge- dächtnißzustiften,daskannkaumzweifelhaft sein,wenn schonallerdingsdaran wohl gezweifeltwerden mag, ob einAnderer durchdieselbe VeranlassungzudenselbenGe- dankenangeregtwerden möchte.DieParnassiablüthege- hört zu.denjenigen,welcheaußerden4normalen Kreisen:

Kelch,Krone,Staubgefäße,Stempel,noch weitere Gebilde zeigen, welchezumTheilauchjetzt noch ihrerLebensbedeu- tung nach dunkelund unerklärtgebliebensind,umsomehr, wenn nebendiesenfraglichenGebilden jenevier, wie inun- seremvorliegende Falle sämmtlichvorhandensind. Dann allerdings scheintman Ursachezuhaben, danachzufor- schen,wozudieseweitereZugabediene.

DieFragewozu,dievondermenschlichenSelbstsucht, welcheAllesfür sicherschaffenmeint,nur zuoft ohneBe- rechtigung aufgeworfenwird, istjedoch berechtigt,wenn man daswozuzurückbeziehtaufdaseigeneLebensbedürf- nißdesGeschöpfes, dessen Organeuns zudieser Frage anregen.

Es klingtwiederum rechtklafsischanmuthend,wenn wirsolcheGebildeunter demgemeinsamenNamen Nek- tarien zusammensassenhören,weilman wenigstensbei vielen derselbeneineHonigausscheidungbemerkte. Aber weilwederallesolcheGebildediese Fähigkeitbesitzen, noch

-

dieseihnenalleinzukommt,sohatMan dieseandenOlymp erinnernde Benennung aufgegebenUndbezeichnetsie Mit verschiedenenNamen, je nachdemsichdieseoderjene Auf- fassungihnen aufdrängt.

Daß wirjetztdie5zierlichen Gebilde imAuge haben, welchevorjedemder5Blumenblätter derParnassiastehen, undvon demunsFig.4einevergrößerteAbbildung zeigt, brauchtwohlkaumnochausdrücklicherwähntzu werden.

SiesinddemNamengeber ohne ZweifeleineErinnerung

anApollosLeiergewesen,wenn ihmnicht die ganzeBlüthe inihrer einfach schönenReinheitundzierlichenAnordnung würdig erschien,demDichterbergezuEhrenbenannt zu werden-

Vielleicht ist sogarderauffallend großeei-kegelförmige Fruchtknoten ihmalseinkleinesModell desBergesvor- gekommenundwirwerdengleich sehen,daß im Leben die- serBlume eineErscheinungvorkommt,welcheaneinauf dessenGipfel niedergelegtesOpfererinnert.

Die Parnassia gehört nämlichzudenziemlich zahl- reichenPflanzen,beidenenBewegungserscheinungenvor- kommen, Erscheinungen, welche namentlichinderneuern Zeit ausgezeichnete Forscherzum Gegenstand eifrigen Studiums gemachthaben.

DiefünfStaubgefäßederBlüthe legenderReihenach ihren Blüthenstaub,denhöchstenAusdruck pflanzlicher Lebensläuterung,alsOpfergabe aufderSpitzedes kleinen Berges,der derStempelist.nieder.

Wennwirzunächstdieeinzelnen TheilederParnassia- blüthebetrachten,sofindenwir inihnendiewichtigsteGrund- zahlderzweisamenlappigenGewächsefünfviermal ver- treten, indem zuden5Kelchzipfeln,Blumenblätternund Staubgefäßenebenjene5räthselhaftenGebildenochhin- zukommen.Umsoauffallendekist dieVierzahlinder ZusammensetzungdesStempelsaus4Fruchtblättern.

WenndieBlüthenochgeschlossenist,sogleichtsie einer weißenuntenvondemfünftheiligenKelch umfaßten Perle unddieStaubgefäßesind,daihreLängegenauderHöhe desStempels gleichist,aufwärts bis zurSpitze dieses letzteren angedrückt,wasnatürlich auch mit denfünfleier- ähnlichenSchuppenderFallist. NachdemErblühen

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breiten sich alleTheilezu einerschönenschneeweißenSchale aus, inderenMittelpunkte derkleineFruchtparnaßauf- ragt. NamentlichdiefünfStaubgefäßesind ganzzurück- gelegtund treffenstetsindenZwischenraum zwischenje zweivondenreinweißen,durchscheinendgeadertenBlumen- blättern. Jndieser Lagesind dierunden Staubbeutel weitentferntvon derSpitzedesStempels, wodie kleine Narbe liegt,die wiralsdenTheil desselben-kennen,der den befruchtendenBlüthenstaub aufnimmtundnachdemInnern desFruchtknotenszudenSamenknospen leitet. Dieser Fallkommrallerdingsbei vielenBlüthenvor,jawirwissen sogar,daß beidenWeidenundPappeln, beimHanfund beidemHopfen, StaubgefäßeundStempel nichtblosin

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dieLängedesStaubfadensreicht gerade aus,daßderan

ihrer Spitze lose befestigteStaubbeutel biszurNarbe reicht.

HiererstplatzteraufundschüttetdenBlüthenstaub aus. Dann fälltderentleerte Staubbeutel abundder Staubfaden biegt sichwieder zurückin seinefrühere Lage.

DasselbeManöver machtdann das zweite Staubgefäß, dasdritte,vierte,fünfteundzuletztbildenallefünf ihrer Staubbeutel beraubten Staubfäden horizontal abstehend einenfünfstrahligenStern,dessenMittelpunkt derStempel bildet, indemnun dieEntwicklungderSamenknospenzu demSamen beginnt.

Wirhaben hier alsoeine wirkliche, zu einemgewissen

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DieParnassia, Parnassia palustris L.

l.ZweiBlüthenstengelundeinWurzelblattz 2.derfünfspaltigeKelch; 3.einBlumenblattz 4.dieHonigseimpr

VerschiedenenBlüthen,sondern sogar auf verschiedenenExem- plarendiese1cPflanze stehen,unddaß Winde undInsekten sich ins Mittelschlagenmüssen,um ausweiterFerneden BlüthenstaubzudenStempelnzutragen.

BeivielenPflanzen springendieStaubbeutel, wenn inihnenderBlüthenstaubzuvollkommener Reife gediehen, d.h.zueinem losen Pulvergeworden ist, miteinerge- wissenGewalt auf undstreuendenBlüthenstaubals ein feinesWölkchenaus,daßerauf die vielleichtzollweitent- fernten Narben geschleudertwird. Anders beiderPar- nassia.WenndieseReifederStaubbeutel eingetreten ist, so richten sichdieStaubfäden, welche dichtamFußedes Stempels angefügtsind, einer nachdemandern emporUnd

Zwecke gemachteBewegung,welche nichtvereinzeltdasteht- sondern z. B.ebensobeidemBerberihenstrauchBekberis

vulgaris,vorkommt.

Wennman nun noch einenbewegendenGrund zu der Benennung dieserschönenBlume sucht,unddasMußuns doch wohlfreistehen—- so kann diese ungewöhnlicheBe- wegungserscheinung,dieses Darbringen eines Opfersan dasimInnerndeskleinenStempelhügelswaltendeEnt- wicklungsbedürfnißeben so gut wiediezierlichen fünf,an dieLeierdesApollfreilichnur entfernt erinnernden Schup- pen einsolcher Grund sein,wobeiesfreilich daich in diesem AugenblickekeineNachforschungendarüberanstellen kann, dahingestellt bleibe,obderNamengeber diesen

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Grund für seine Namengebungauchwirklich gehabt habe.

JedenfallsträgtkeineUnwürdigeden NamendesMu- senberges.

WoaberwächstParnassia? VielemeinerLeserund Leserinnen, welchediePflanzenoch niesahenundebenjetzt ausderenPortraitliebgewannen, werden sich wundern, wenn sie hören,daß sie zuden weitverbreitetsten deutschen Pflanzen gehört, freilichan einem Standorte blüht,wo

man keineBlüthen pflückt,sondernwonur derPflan- zenforscher seineErnte hält,unbekümmert um nasse Füße,dennnur aufschwarzemMoorboden gedeihtsie,auf ihmaberebensoallgemeininderEbenewieimGebirge.

AuseinemkleinenTrupp langgestielterherzförmigerBlät- tererhebt sichdereinfachebis1Fuß lange Stengel,der ungefährinseinerMitte einsitzendesBlatt undanseiner Spitze die Blüthe trägt,inwelcher diestrahlenartigge- schlossenenHonigschuppendurchihre hellgrüneFarbeund

diegelben DrüsenknöpfchenanderSpitzeder einzelnen Strahlen aufdemweißenGrunde derBlumenblätter an-

genehmin’sAuge fallen. SieblühtimAugustundSep- temberund fälltdurchdieansehnlichenrunden weißen Punkte,womit ihre BlüthendenMoorwiesengrundüber- streuen,leicht auf.JndenAlpenbegleitetsie bisinden SpätherbstdenTouristenbiszubedeutenden Höhen,ich fandsie z. B. noch weit über diegroße Scheidegg hinaus.

Hier freilichnimmt auchsiedenCharakterderAlpenflora an,sieverkürztihren Stengel, während ihre Blüthe eher größeralskleinerals inderEbeneist.

Werfenwirnoch einen Blickauf unsere Abbildungen, sosehenwirandenbeidenBlüthendieErfolgedesBe- wegungsspielesderStaubgefäße:die einenihrenStaub- beutelaufdieSpitzedesStempelsandrückend,dieanderen desselbenbereits verlustiginihre horizontale Lage zurück-

gekehrt. ·

—·Nt.-WJ-— ..-..-»—-

Yüngeraus derostuft

VonDr.OttoDamme-in

Wenn imGebirge,vonLustundWasser gelockert,ein Felsblockvon derHöhedonnerd niederstürztundendlich,die frischeBruchflächenachoben,von denersten Stämmen des Waldes aufgehalten, liegenbleibt, sodauert esnicht lange, bisdieOberflächedesnacktenSteins inderfeuchten Luft desWaldes sichmitdenAnfängeneinerneuen Vegetation bedeckt.Einunscheinbarer FlechtenüberzugmachtdenAn- fang,baldfolgen Moose,welchemehrundmehrdieäuße-

renTheiledes Steins zerklüftenundzersetzenundinihrem feuchten üppigenPolstereinemoderdemanderen Samen- kornGelegenheit geben,zu keimenundsichzuentwickeln.

Nach Jahrenkröntvielleicht eineFichtedenSteinund Bingelkrautund Heidelbeerenblühenin dem kühlen Schatten.

Aehnliches wiederholt sichingroßemMaaßstabebei Felsen,welche, durchuntermeerische Kräftegehoben,über demSpiegelderFluthalsneueInseln plötzlicherscheinen.

EinCocoewald bekränztnachJahren das jungeLand unddanktseinBestehen ebensokleinenAnfängen.

DiePflanzenbedürfenzuihrem Wachsthumnichts alsLuft,Licht, WasserundSalze. Letzteresindensie,so- weitsiemineralischen Ursprungssind, indenZersetzungs- produkten desfestenGesteins. Ackererde aberist zerriebener, zerfallener Fels,was im Bodensichsonstnochsindet,die Ueberrestevon ThierenundPflanzen,bedingtnicht die Möglichkeiteinerneuen Vegetation.Diesist durchdas Experimentbewiesen. Boussignault hatinausgeglühtem Thon und SandErbsen gepflanzt,dielustigaufwachsenden PflanzenmitdestillirtemWasserbegossenundmehrals dasvierfacheGewichtderAussaatgeerntet.

Aehnliche Versuche haben Wiegmannund Polstorff mitGersteangestelltundsindzuähnlichenResultatenge- langt.

DieverschiedenartigstenSubstanzenderPflanzenbe- stehennur aus Kohlenst0ss,Wassekstvss-SaUeVstVssUnd Stickstoffundeinigen Salzen,denBestandtheilen derAschen.

LetzterealleinbietetderBoden (z. B.indenangeführten Versuchen)undsomitist klar,daßallesandereausderAt- mosphärekommenmuß. DasWasser istdieQuelle des

Wasserstoffs,dieKohlensäure,welche zu vierTheilenin zehntausendTheilenderatmosphärischenLuftenthaltenist, giebtdenKohlenstoff her,Sauerstofffließt reichlich alsBe- standtheildesWassersundderKohlensäureundbildetüber- diesunverbunden zueinundzwanzig Procentnebenneun-

undsiebzigProcent StickstoffdieAtmosphäre. Jndeßist diese große Menge Stickstoff,sovielwirbisjetzt wissen, vonkeinerBedeutungfür diePflanzen,welche alleinaus derVerbindungdesStickstoffsmitdemWasserstoff,dem flüchtigenAmmoniak undderSalpetersäureihren Bedarf

anersteremzuziehenvermögen. Das Ammoniak aberist ingeringerMengeinderLuft enthalten, undimRegen- wasser,namentlichnachanhaltenderDürre istesmitLeich- tigkeit nachzuweisen.

DieAtmosphäreisteinehinreichendergiebig fließende Quelle vonNahrungsmitteln für dasBestehen derPflan- zen.Danun aberdieUmwandlungeinesNahrungsstoffsin Pflanzensubstanzunumgehbar abhängigistvon derGegen- wartdesandern,nütztderganzeatmosphärischeReichthum derPflanzenichts,wenn ihrim Boden dieSalze oder einsderselben fehlen.DieatmosphärischenNahrungsmit- tel sindstetszugegen, anders istesmitdenSalzen,die nurinfruchtbaremBodenindergenügendenMengeund inrichtigem Verhältnißzueinander angetroffenwerden.

Deshalb empfahl Liebig,denBodenmitSalzenzu düngen, mineralischeNähkstoffeihm zuzufügen;ihr reichekesVor- handensein befähigt diePflanzen, um so mehrderat- mosphärischenNahrungsmittel sich anzueignen.

Liebigsagt: »die FruchtbarkeitderFelder stehtim Verhältnißzur Summe der darinenthaltenen mineralischen Nahrungsmittel.«Sind dieseerschöpft, sohörtalles Pflanzenwachsthumauf,einebestimmte Pflanzeabersin- detvielfrüher vielleichtdieGrenzederMöglichkeit ihrer Existenzalseine andere, weil vielleicht geradeda3Salz-- welchessieingroßerMenge gebraucht, verhältnißmäßig innichtsoüberwiegenderMengeVOVhTUdeNist-

EineErschöpfunganmineralischenNährstoffenwürde vielfrühereintreten, ja schonnachwenigen Ernten,wenn nichtderfruchtbareBoden aus denBruchstückensolcher

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