Wirtschaftszeitung fü r die Gstseeländer, das Stettiner Wirtschaftsgebiet und sein Jfinterland
AMTLICHES ORGAN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER ZU STETTIN
Mitteilungen des Deutsch-Finnländischen Vereins e. V. zu Stettin, des Verbandes des Stettiner Einzelhandels e. V.
und des Großhandelsverbandes Stettin e. V.
H era u sg eb er D r . H. S c h r ä d e r , S y n d ik u s d er In d u str ie - u n d H a n d elsk a m m er zu S tettin
H a u p tsch riftle ite r u n d v e ra n tw o r tlic h für d ie B er ic h te ü b er das A u sla n d W . v. B u l m e r i n c q , v e r a n tw o r tlic h iü r d ie B er ic h te ü b er d a s In la n d Dr. E. S c h o e n e , d e n A n z e ig e n te il i. V.: O. H a h n , a lle in S tettin .
--- --- B ez u g sp r e is vierteljä h rlich 2,50, A u sla n d 3,— B eich sm a ik . — A n z e ig en p r eis lt. T a rii. --- V erlag: B a ltisch er V erlag G. m . b. H., S tettin D ruck: F is c h e r & S ch m id t, S tettin . S c h r iftle itu n g u n d I n se r a te n -A n n a h m e : S tettin , B örse, E in gan g S ch u h straß e, F e r n sp r ec h e r B am m el-N r. 35341. D ie Z eitsc h r ift e r s c h e in t am 1. u n d 15. je d e n M onats. Z ah lu n gen a u f d as P o s ts c h e c k k o n to d es B a ltisc h e n
V erlages G . m . b . H . , S te ttin Nr. 10464. B a n k v e r b in d u n g : W m . S c h lu to w , S te ttin .
G e sc h ä ftsste lle in H e lsin g fo r s: A k ad em isk a B ok h an d eln , A lex a n d ersg a ta n 7. F ü r n ic h t e r b e te n e M an u sk rip te ü b e r n im m t d er V erlag k e in e V era n tw o rtu n g .
nr. 12 Stettin, IS. Juni1932 12. Jahrg.
Ostdeutsche Verhehrsprobleme. I.
V on D r. H an s S c h r ä d e r , G esch äftsfü h rer des P o m m ersch en B innenschiffahrtvereins.
M an findet in den am tlichen, h alb am tlich en und w issen schaftlichen V erö ffen tlich u n g en ü b e r die W irtsc h a ftsla g e d es deu tsch en O stens, w ie sie du rch die irrsin n ig e deu tsch e O s t
g ren ze und die E rric h tu n g des so g en an n ten polnischen K o rri
d o rs e n tstan d en is t, ü b e r v e rk eh rsp o litisch e P ro b le m e v e r
h ältn ism äß ig w enig. W as in den D e n k sch riften en th alten ist, b eh an d elt die A b tren n u n g O stp reu ß en s, die u n g eh eu ren S chäden d u rch d en V erlu st d e r o std e u tsc h e n G ebiete a n sich, die so g en an n ten Z erreiß u n g ssch äd en ,’ ih re T ie fe n w irk u n g en und das b estritte n e P ro b lem d e r W irtsch a ftsfern e, d as a lle r
dings in so w eit u n b e stritte n ist, als d u rc h die um 651,7 k m v erlän g erte d eu tsch e O stg ren ze und die Z ersch n eid u n g d es ö stlichen B ahn- und B in n en w asse rstra ß e n sy ste m s die eisen b ah n k ilo m etrisch en E n tfe rn u n g e n O berschlesiens, S chlesiens und T eile d e r G ren zm ark n a c h O stp reu ß en , sow eit deutsche B ahnlinien in F ra g e k om m en, un zw eifelh aft g rö ß e r g e w o rd e n sind. V erg essen w ird d ab ei jed o ch häufig, d a ß d a s S ta ffe l
tarifsy stem d u rch seine scharfe v ertik ale S taffelu n g die F ra c h tsä tz e bei 600 km E n tfe rn u n g b ereits um 25o/0, bei 1000 k m E n tfe rn u n g um 45o;/0 sen k t od er, an d e rs a u sg e d rü c k t, die E n tfe rn u n g von 1000 k m künstlich auf 550 k m red u z ie rt u n d d ad u rch nicht n u r die d u rch die G ren zzieh u n g herbeigefü,hrte W irtsch a ftsfern e O b erschlesiens im V erh ältn is zu O stp re u ß e n stark m ildert, so n d ern auch die v e rk e h rsg e o g ra p h isc h e L a g e O stp reu ß en s, O berschlesiens, Schlesiens und S üd d eu tsch lan d s g eg en ü b e r d e r V o rk rie g sz e it erh eb lich v erb essert, und zw ar v erb e sse rt auf K osten d e r g ro ß e n A nzahl von UnternehV m ungen, die ü b er eine n a t ü r l i c h e g ü n stig e verkehrsi- o d er w irtsc h aftsg eo g rap h isch e L ag e, ü b er n a t ü r 1 i c h e g ü n stig e S tan d o rte verfügen, w ie z. B. die In d u strie des S tettin er W irtsc h a fts b e z irk s ; o d e r a b e r auf K o sten gew isser W irtsch a ftsg ru p p en wie d e r B innenschiffahrt und d e r K ü ste n schiffahrt. E s w ird von den A u to ren au ch n icht selten ü b e r
sehen, d a ß d u rch das S taffeltarifsy stem , in seiner W irk u n g v ersch ärft d u rch b e so n d e re A u sn ah m etarife und d u r c h b e s o n d e r e R e i c h s r e f a k t i e n , fü r d e n V ersan d und E m p fan g g ew isser G eg en d en und fü r gew isse W a re n auf Weite E n tfe rn u n g e n h e u te die G esam tfrach ten n ie d rig e r sind als vor d em K riege.
N iem als is t d a g e g e n b ish er u n te rsu c h t w o rd en , in w ie weit d u rc h die S taffeltarife, d u rch R eich sre fa k tie n und b e sondere A u sn ah m etarife die einst b lü h en d e d e u tsc h e _ K ü sten - Schiffahrt eingeengt, g e sc h ä d ig t und v e rk ü m m e rt ist, und J e m a ls is t b ish er d a ra n g e d a c h t w ord en , a u s n a tio n a l w irt
schaftlichen G rü n d en die u n b e stre itb a re S ch äd ig u n g d er B innenschiffahrt d u rch d as S ta ffeltarifsy stem u n d seine A u s
g estaltu n g d u rch A usnahm e- und M in d estm en g en tarife von der O d e rw a s se rs tra ß e , die a ls o std e u tsc h e r G re n z stro m h e u te
für O std eu tsch lan d die gleiche B ed eu tu n g h at wie d e r R h ein fü r W estd eu tsc h lan d , ab zu w en d en . W en n die O d e rw a s se r
stra ß e sta tt diesseits jen seits d e r d eu tsch en O stg re n z e ih ren L auf n äh m e und a n s ta tt bei S tettin bei G dingen d ie O stsee erreich te, so w äre d ieses k o s tb a re Ju w e l m it allen e r d e n k lichen M itteln zu d e r g ro ß e n W e ttb e w e rb s s tra ß e S üd-O st- N o rd a u sg e sta lte t, die n u r u n te r A ufw endung von H u n d e rte n von M illionen M ark S u b v en tio n en auf d e r a n d e re n Seite k o n k u rre n z ie rt w erd en k ö n n te. A ber die O d e rw a s se rs tra ß e flie ß t auf d eu tsch em G ebiet, und d e r n eue kau fm än n isch e G eist d e r R eich sb ah n g e sellsch aft, d e r m it d em D aw e sp la n zw an g släu fig g e b o re n w urde, sow ie die T rib u tb e la s tu n g d e r R e ich sb ah n h ab en b ish e r erfo lg reich alle V ersu ch e im I n teresse O std eu tsch lan d s, ja D eu tsch lan d s selb st, d e r O d e r zu g eb en , w as d e r O d er ist, a b z u w e h re n v erm ocht, w äh ren d die jew eiligen H e rre n R eichs v erk e h rsm in iste r w o h l alle fü r
so rg en d fü r d en au ch im In te re ss e d e r L a n d e sk u ltu r u n a b w eisb ar n o tw e n d ig e n A usbau d e r O d e rw a s se rs tra ß e und ih re R eg u lieru n g e in g e tre te n sind, die N o tw e n d ig k e it ih re r A us
g e sta ltu n g zur w e ttb e w e rb sfä h ig e n V e rk e h rs s tra ß e N o rd o s t
d eu tsch lan d s jed o ch m e h r o d e r w en ig er ü b e rse h e n h aben.
D u rch die vielfach fe stg e ste llte T a tsa c h e ein es ü b e r
w iegenden O stw e stv e rk e h rs zw ischen d en a n P o len v e r
lo ren en d e u tsch en O stg e b ie te n und d em d eu tsch en M u tte r
land e w ird leid er o ft in nicht fach m än n isch en K reisen d er A nschein erw e c k t, als h a b e es v o r d em K rie g e im O sten einen S ü d n o rd - u n d N o rd sü d -V e rk e h r n ich t g e g eb en . So w ar u n d is t h eu te noch d e r sich au f d en n a tü rlic h e n d eu tsc h e n W a ss e rstra ß e n b e w e g e n d e V e rk e h r in d e r H a u p tsa c h e ein N o rd sü d - u n d S ü d n o rd -V erk eh r, w en ig sten s b is zu d en S e e häfen. A b er a b g e se h e n d av o n w a r u n d ist h eu te a u c h d e r b a h n w ä rtig e V e rk e h r von N o rd e n n a c h d e m S üden und S ü d o sten sow ie u m g e k e h rt von erh e b lic h e r B ed eu tu n g , u n d es scheint, als sollte in s b e so n d e re d e r V e rk e h r a u s d e m S ü d o sten m it d e r R ich tu n g nach N o rd e n und u m g e k e h rt fü r D eu tsch lan d und seine W irtsc h a ft in Z u k u n ft von g a n z b e so n d e re r B ed eu tu n g sein.
N ich t d ie M ilderung und d e r A usgleich d e r so g en an n ten Z e rre iß u n g ssc h ä d e n d e r b lu te n d e n G renze, nicht die M ild e
ru n g o d e r B eseitigung d e r so g en a n n te n W irtsc h a fts fe rn e du rch m e h r o d e r w en ig e r g e e ig n e te M ittel re ic h t aus, um d e n d eu tsch en O sten v o r d em L e e rb lu te n zu b e w ah ren , es m uß vielm eh r d e r H a u p tg e fa h r, d e r H a u p tu rs a c h e des o std e u tsc h e n E len d s m it allen m ö g lich en M itteln b e g e g n e t w erd en , den G efahren, die die v erk eh rsp o litisc h e A u snutzung d e s K o rri
d o rs d u rc h k ü n stlich e V e rk e h rsa b - und V erk e h rsu m le itu n g e n , d u rch k ü n stlich e V ersch ieb u n g d e r W e ttb e w e rb sv e rh ä ltn isse
2 O S T S E E - H A N D E L N um m er 12
und d es S ta n d o rte s z a h llo se r U n te rn e h m u n g e n M itte le u ro p a s im G efolge g e h a b t h a t u n d w eiter im G efolge h a b e n wird,.
U e b e r die S in n lo sig k eit d e r E in ric h tu n g dieses K o rri
d o rs b ra u c h t k ein W o rt v erlo ren zu w erd en . W o llte m a n die w irtsch aftlich e u n d politische B e re c h tig u n g d ie se s K o rrid o rs a n e rk e n n e n , so w ü rd e n sich h ie ra u s d ie sc h w e rw ie g e n d ste n K o n seq u en zen e rg e b e n , in d e m auch a n d e re vom M eere a b g e sc h n itte n e S ta a te n äh n lich e K o rrid o re v e rla n g e n w ürden.
E s v e rlo h n t d e r M ühe, d ie P ro b le m e , die sich d u rc h d as B esteh en und vor allem d ie B en u tzu n g d es p o ln isch en K o rrid o rs d u rch P o len für die o std e u tsc h e V e r
k e h rs w irts c h a ft im b e so n d e re n u n d die m itte le u ro p ä isc h e V e rk e h rs W irtschaft im a llg em ein en e rg e b e n , zu u n te rsu c h e n u n d festzu stellen , w elche M ittel a n g e w a n d t w erd en m üssen und w elche M ittel a n g e w a n d t w e rd e n k ö n n e n , um die ü b e ra u s n ach te ilig en F o lg e n von d e r W irtsc h a ft d e r u n m itte l
b a r an lie g e n d e n o s td e u tsc h e n und d e r a n d e re n b e te ilig te n G eb iete a b z u w e n d e n o d e r d iese F o lg e n bis au f e in e n B ru c h teil au szu g leich en .
D ie V ersuche, d ie d e u tsc h e R e ic h sb a h n g e se llsc h a ft zu v eran lassen , die p o ln isch en D u m p in g -F ra c h ts ä tz e fü r d en sü d o ste u ro p ä isc h e n T ra n sit a u f d en S eeh afen S te ttin dan n zu ü b e rn e h m e n , w enn d ie eise n b a h n k ilo m e trisc h e n E n tf e r n u n g e n d e r b e tre ffe n d e n sü d o ste u ro p ä isc h e n V ersan d - o d e r E m p fa n g s o rte n ach S tettin w esen tlich g e rin g e r sind a ls die
e ise n b a h n k ilo m e trisc h e n E n tfe rn u n g e n n a c h G d ingen, sind leid er g rö ß te n te ils g e sc h e ite rt. E in erheblicher, T eil d es tsch ech o slo w ak isch en , ru m än isch e n , u n g a risc h e n usw . T r a n sits, d e r frü h e r seinen W e g ü b e r S tettin n ah m , ist b e re its ü b e r die W eic h selh äfen a b g e le n k t. D ie S ta tistik re d e t eine e rs c h ü tte rn d e S p rach e. F in a n z la g e und F u rc h t vor B e ru fu n g en sind b ish e r die H a u p ta b le h n u n g s g rü n d e d e r d e u tsc h e n R e ic h sb a h n g e se llsc h a ft g ew esen . W o b leib t a b e r bei d e r A u fre c h te rh a ltu n g d ie s e r P o litik d e r d e u tsc h e O ste n ? W o b leib t die o std e u tsc h e B in n en sch iffa h rt, w o b le ib t die o s t
d e u tsc h e In d u strie und d e r S ee h a fe n S te ttin ?
D ie O d e rw a s se rs tra ß e , die au f 700 k m sch iffb ar ist, w ird 1932/1933 a u fh ö re n , ein S te p p e n flu ß zu sein, sie w ird 50 T a g e im J a h r e lä n g e r vollschiffig sein k ö n n en . D ie M ö g lic h k e ite n d e r u n sa g b a re n S ch ad en a n ric h te n d e n Ueber.- sch w em m u n g en und d es A b sin k e n s d es W a ss e rs u n te r 1,40 im T a u ch tiefe w erd en s ta rk v e rrin g e rt sein. K a h n ra u m ist im U e b e rflu ß v o rh an d en . T ro tz d e m w ird die O d e rw a s se rS tra ß e fü r d e n V e rk e h r zum g ro ß e n T eil u n b e n u tz b a r b leib en , w eil b lo c k ie re n d e b a h n w ä rtig e Zu- und A b lau fsfrach ten au s d en In d u s trie g e b ie te n von und n ach C osel O d erh afen , B reslau, O ppeln, M altsch usw . d en k o m b in ie rte n B a h n -O d e rw e g d e r a rtig v erte u e rn , d a ß seine B en u tzu n g teils völlig ausge*- schlossen, teils ü b e ra ü s e in g e e n g t ist.
(F o rts e tz u n g fo lg t.)
Gegenwartsfragen der deutschen VerhehrspoliiiK.
V on D r. E . H a y, B erlin.
D ie d eu tsch e V e rk e h rsp o litik h a t in d en le tz te n J a h r e n w ied er fü r die d e u tsc h e V o lk sw irtsc h a ft stän d ig g rö ß e r w e rd en d e B ed eu tu n g und T ra g w e ite g ew o n n en . So w urde z. B. die F ra g e „ E is e n b a h n und K ra ftw a g e n “ d u rch die g e setzliche R e g e lu n g d es U e b e rla n d v e rk e h rs m it K ra ftfa h r
z eu g e n vom 6. O k to b e r 1931 in ein n eu es S tad iu m g e rü c k t, o h n e d a ß je d o c h h ie rd u rc h b ish e r eine e n d g ü ltig e B e frie d ig u n g b e id e r T eile e in g e tre te n w äre. Im G eg en teil h a t es d en A nschein, a ls o b d e r K am p f zum T eil v e rsc h ä rft, zum T eil m it a n d e re n F ro n te n in le tz te r Z eit neu e n tb r a n n t ist,.
A u s g a n g sp u n k t sind die n e u e rd in g s ü b e ra ll in d e r P re sse v e rö ffen tlich ten V o rsc h lä g e d e r R eich sb ah n , ih r d as a u s schließliche B e trie b sre c h t fü r die G ü te rb e fö rd e ru n g ü b e r L an d , also auch m it K ra ftfa h rz e u g e n , auf E n tfe rn u n g e n ü b e r 50 k m zu ü b e rtra g e n . D u rc h d iese B e s tre b u n g e n g e w in n t d ie F ra g e noch m e h r als b ish e r B e d e u tu n g n ich t allein fü r die b e te ilig te n V e rk e h rsm itte l, so n d e rn auch fü r die S tellu n g a n d e re r, h e u te no ch n ich t u n m itte lb a r b e rü h r te r V e r k e h r s m ittel in d e r V e rk e h rsp o litik .
D ie B e rso rg n is e rre g e n d e L ag e d e r d e u tsc h e n W irtsc h a ft e r to r d e r t g rö ß te S p a rs a m k e it in K a p ita la n la g e u n d B e trie b s fü h ru n g . D ie se r G ru n d sa tz v e rla n g t in d e r V e rk e h rs W irtschaft um so so rg sa m e re B e rü c k sic h tig u n g , als in d e n le tz te n J a h r e n e n ts p re c h e n d d eip allg em ein en R ü c k g a n g d e r w irt
sch aftlich en E rz e u g u n g eine sta rk e S ch ru m p fu n g d es V e r
k e h rs a u fk o m m e n s zu v erzeich n en ist und au ch fü r die n ä h e re Z u k u n ft n ich t m it einem zu sätzlich en N e u v e rk e h r g e re c h n e t w e rd e n k an n . E s b e ste h t k e in Z w eifel, d a ß a lle diese F ra g e n in n o rm a le n Z e ite n g a n z a n d e rs b e u rte ilt w e r d e n k ö n n ten . Auf d e r a n d e re n S eite ersch ein t es a b e r im h o h e n M aße b e d en k lich , au s ein er au g e n b lic k lic h e n N o tla g e h e ra u s , w ie sie n ich t n u r bei d e r R eich sb ah n , so n d e rn au ch bei d e r W irtsc h a ft v o rlieg t, F o lg e ru n g e n zu ziehen, d ie fü r d ie G e sta ltu n g d es d eu tsc h e n V e rk e h rsw e se n s a u f J a h r z e h n te hinaus von w e ittra g e n d s te r und g ru n d le g e n d e r B edeu- lu n g sein w ürden.
B ei B e tra c h tu n g d es P ro b le m s is t von d e r h e u te b e ste h e n d e n R e g e lu n g d es G ü te rfe rn v e rk e h rs m it K ra ftfa h r
z eu g e n a u szu g eh en . D ie N o tv e ro rd n u n g vom 6. O k to b e r 1931 b e z w e c k te , d e n P r e i s W ettbewerb zw ischen K ra ft
w a g e n und E ise n b a h n b ei „ G ü te rb e fö rd e ru n g e n ü b e r 50 k m g e g e n E n tg e lt fü r a n d e re “ a u sz u sc h lie ß e n , in d em d e r K ra ft
w a g e n an die E in h a ltu n g eines T a rifs g e b u n d e n w u rd e, d e r so b em essen sein sollte, d a ß d e r B e fö rd e ru n g sp re is bei E is e n b a h n und K ra ftfa h rz e u g auf gleich e G ru n d la g e g e ste llt u n d d e r g e m e in w irtsc h a ftlic h e A ufbau d es d eu tsc h e n E is e n b a h n g ü te rta rifs nich t g e fä h rd e t w ird. D iese R e g e lu n g e n t
sp ra c h d em A n tra g d e r R e ic h sb a h n , d em K ra ftw a g e n d ie E in h a ltu n g d es g e sa m te n R e ic h sb a h n ta rifs z u r P flicht zu m ach en . Sie g e h t s o g a r ü b e r d iesen W u n sch hinaus, w eil sie d en K ra ftw a g e n n ich t a n d en g e s a m te n R e ic h sb a h n ta rif, so n d e rn n u r an die d re i h ö c h ste n T a rifk la s s e n b in d et, d e r R e ic h sb a h n also die M ö g lich k eit z u r U n te rb ie tu n g in d e n
u n te re n K lassen und in d e n A u sn a h m e ta iife n b e lä ß t. E s m ag d a h in g e s te llt' bleib en , o b die T a rifb in d u n g ü b e rh a u p t z w e c k m ä ß ig ist, o b sie d em K ra ftw a g e n nich t einen T eil seiner B ew eg lich k eit, also einen sein er H a u p tv o rte ile nim m t und o b n ich t a n d e re R e g e lu n g e n , so z. B. die in d e r D e n k sch rift „ E ise n b a h n und K ra ftw a g e n “ d es D e u tsc h e n In d u strie- u n d H a n d e lsta g s d a rg e le g te n G e d a n k e n g ä n g e vorzüzieheni g e w e se n w ären. Je d e n fa lls k r a n k t die R e g e lu n g a n w e se n t
lichen M ängeln. E in m a l w u rd e d u rch § 34, 2 d e r V e ro rd n u n g bestim m t, d a ß U n te rn e h m e rn , die bei I n k r a fttre te n der R e g e lu n g b e re its G ü te rfe rn v e rk e h r b e tre ib e n , d ie G en eh m i
g u n g o h n e w eitere P rü fu n g erte ilt w erd en m u ß , w enn sie b in n en 3 M o n aten n a c h In k r a fttre te n b e a n tr a g t w ird. H ie r d u rc h sind eine U n zah l, n ach F e stste llu n g e n d e s D eu tsch en In d u strie- und H a n d e lsta g s bei d en In d u strie- u n d H a n d e ls k a m m e rn e tw a 90 v. H ., a lle r g en eh m ig u n g sp flic h tig e n U n te r
n e h m e r in die R e g e lu n g m it au fg en o m m en w o rd en , ohne d aß d u rc h n ä h e re P rü fu n g d e r M ö g lich k eit d e r P e rs ö n lic h k e it des U n te rn e h m e rs sow ie auch d e r w irtsch aftlich en T r a g f ä h i g k e i t
und E ig n u n g d es U n te rn e h m e n s irg e n d w e lc h e G ew äh r für die E in h a ltu n g d e r B estim m u n g en g e g e b e n w o ren w äre. D ie V ielzahl d ieser vielfach u n g e e ig n e te n E le m e n te e rs c h w e rt eine o rd n u n g s m ä ß ig e O rg a n isa tio n d es G ü te rfe rn v e rk e h rs d u rc h C learin g -S tellen und d erg li N a c h d e m die B estim m ung nun einm al d a ist, w ird m an sie nich t oh n e w eiteres’ w i e d e r
b e seitig en kö n n en . D ies a b e r h a t z u r F o lg e , d a ß n u r durch einen seh r allm äh lich v o r sich g e h e n d e n R e in ig u n g sp ro z e ß eine A u sm erzu n g u n g e e ig n e te r E le m e n te m it H ilfe d e r S tra f
b e stim m u n g en d e r V e ro rd n u n g m öglich ist.
E ine, w eitere S c h w ie rig k e it b e ste h t in d e r D u r c h f ü h r u n g d e r K o n t r o l l e . A b g e se h e n von d e r m a n g e ln d e n U e b e rsic h t ü b e r die V ielzahl u n g e e ig n e te r U n te r
n eh m er, die o h n e g e o rd n e te B u ch fü h ru n g o d e r so n stig e k a u f
m ännische K alk u latio n und als F a m ilie n b e trie b , lo s g e lö st von allen so zialp o litisch en B in d u n g en , fah ren , g ib t es m an n ig fach e M ö g lich k eiten z u r U m g e h u n g d e r T a rifb in d u n g . Bei d e r oft sch w ach en S t e l l u n g d es K ra ftfa h ru n te rn e h m e rs g e g e n ü b e r
seinem V e rfra c h te r ist die V ersu ch u n g zu U n te rb ie tu n g e n g ro ß , um ü b e rh a u p t T ra n s p o r te zu erla n g e n , a u f d e r a n d e r e n
S eite d as R isiko d e r B e stra fu n g v e rh ä ltn ism ä ß ig g erin g , da vielfach S tra fg e ld e r nich t b e itre ib b a r sind u n d selb st eine K o n zessio n sen tzieh u n g und E in zieh u n g d e s W a g e n s w eniger d en U n te rn e h m e r des vielfach no ch nicht o d e r n ich t voll b e z a h lte n W a g e n s als d ie K ra ftfa h rz e u g fa b rik trifft. H ie ra u s e rg e b e n sich au ch fü r d ie K ra ftv e rk e h rs w irts c h a ft s e l b s t
N ach teile, d a die g ro ß e n u n d seriö sen B etrieb e, die sich an die T a rifb in d u n g h a lte n , im W e ttb e w e rb m it den K l ^ "
U nternehm ern in N ach teil g e ra te n . All dies w ird v ersch arrt d u rc h d ie N o t d e r g e sa m te n W irtsc h a ft, die es jed em , aucn d em V e rfra c h te r, zu r P flicht m acht, m ö g lich st je d e n P fennig E rs p a rn is a u szu n u tzen . E r k a n n d ies h e u te von seinem S t a n d
p u n k t aus um so u n b e d e n k lic h e r, als ih n s e l b s t n ach d e r
h e u tig e n F a ssa u n g d e r V ero rd n u n g bei U m g e h u n g d e r T a r if b in d u n g n ach a u ß e n k ein e V e ra n tw o rtu n g trifft.
D ie zw eifellos h ie r v o rlieg en d en M iß stän d e h ä tte n g ro ß e n te ils v erm ied en w erd en k ö n n en , w enn re c h tz e itig V or- so rg e g e tro ffe n w o rd en w äre, d aß g l e i c h z e i t i g mit In k ra ftre te n d e r V ero rd n u n g o d e r w en ig sten s n ach k u rz e r U e b e rg a n g sfrist eine h in re ic h e n d e und sicher w irk en d e U e b e r- w ach u n g P latz griff. D ies ist a b e r leid er nicht d e r F all, ja so g ar heute, n ach m eh r als einem h a lb e n J a h r , sind k a u m die erste n A nsätze ein er U e b e rw a c h u n g in d en L än d ern , g esch w eig e den n irg en d w elch e ein h eitlich e R e g e lu n g für d as g esam te R e ic h sg e b ie t v o rh an d en .
D iese M ängel sind g e w iß zu b e k la g e n . Ih re A b stellu n g erscheint, nicht zu letzt zu r G esu n d e rh a ltu n g d e r R eich sb ah n , d rin g en d g eb o ten . F alsch ist es a b e r, au s d e r S äum nis ab zu le iten , die g e setzlich e R eg e lu n g h a b e ih re n Z w e c k v e r
feh lt und m üsse d u rc h etw as g ru n d sä tz lic h A n d eres e rse tz t w erden. H a t sie do ch noch g a r nicht zu w irk en b e g o n n en . E s is t schon im m er verfehlt g ew esen , bei d e r S chaffung von G esetzen die n o tw e n d ig e E in h eitlich k eit d e r L inie d u rch H in und H e r zu verlassen, in d em n eu e W eg e b e sch ritten w erden, o h n e d a ß a lle M ö g lich k eiten d e r a lte n R e g e lu n g a u s g esch ö p ft w o rd en sind. D ies gilt au ch h ier um so mehrm als m anche w irk sam e A e n d eru n g und E rg ä n z u n g d e r V e ro rd nun g d e n k b a r ist, o h n e d a ß dam it gleich d e r G ru n d satz d e r R eg elu n g v erlassen zu w erd en b rau ch te.
T ro tz d e m tritt die R eich sb ah n nun m it ih re n M o n o p o l
b e stre b u n g e n a n die O effen tlich k eit. Sie le g t d ie U n z u trä g lic h k e ite n d a r, die ih r aus dem K ra ftw a g e n w e ttb e w e rb erw ach sen , b eto n t, sie sei bei w eiterer A u shöhlung ih re r o b e re n G ü te rta rifk la sse n n ich t m eh r in d e r L ag e, d en h eu tig en v o lk sw irtsch aftlich en G ü tertarif a u fre c h tz u e rh a lte n . Sie w eist auch auf die so n stig en schädlichen W irk u n g e n hin, die d er K ra ftw a g e n w e ttb e w e rb a u f die v o lk sw irtsch aftlich en V e rk e h rs b ed ien u n g d e r R eich sb ah n ausübt. D ie se r A u sg a n g sp u n k t b e d a rf z u n äch st e in g eh e n d er B etrac h tu n g . Im G e sc h ä ftsb e ric h t d e r R e ic h sb a h n von 1931 steh t zu lesen, die P ro d u k tio n d e r d eu tsch en V o lk sw irtsch aft sei zu E n d e d es B e ric h ts
ja h re s um 40 v. H . seit dem le tz te n k o n ju n k tu re lle n H ö h e p u n k t g e su n k en . Aus d e r P r o d u k t i o n s g ü te re rz e u g ’ung!
stam m ten 3/4 d e r von d e r R eich sb ah n b e fö rd e rte n M engen, w elche die H ä lfte d e r G ü te rv e rk e h rse in n a h m e n b rin g en . D iese P ro d u k tio n sg ü te re rz e u g u n g sei E n d e 1931 auf d en S tan d d e r J a h r e von 1897/98 z u rü c k g e w o rfe n w orden. D ie V e r b r a u c h s g ü te re rz e u g u n g lieg e auf dem S tan d e d e r J a h r e 1905/06. D e m e n tsp re c h e n d h a b e sich auch d e r G ü te ra u s
tau sch d u rch die E ise n b a h n v e rrin g e rt. E r gin g nach d e rs e lb e n Quelle a b e r n u r auf d en S tan d von 1908 zu rü ck . H ierau s ist ersichtlich, d a ß d as V e r k e h r s a u f k o m m e n v e rh ä ltn ism ä ß ig g e rin g e re rü c k g ä n g ig e N eig u n g zeig t als die G ü t e r erz'euf gung. E s ' k a n n d a h e r w ohl n ich t eine so a u s s c h la g g e b e n d e E n tz ie h u n g von G ü te rv e rk e h rsm e n g e n d u rc h den K ra ftw a g e n zu v erzeich n en sein. D ies m ü ß te sich sonst in irg e n d einer F o rm au ch in d iesen Z eilen au sd rü c k e n , um so m e h r, a ls d e r selbe G esch äftsb erich t w eiter sagt, d e r s ta rk e R ü c k g a n g im G ü te rv e rk e h r v erteile sich auf alle G ü te ra rte n (nicht n u r a u f die o b e re n , vom K ra ftw a g e n b e so n d e rs b e d ro h te n G ü te r
k lassen ). H ie r sp rich t also die R eic h sb a h n k la r aus, d a ß ih re a u g e n b lic k lic h zw eifellos e rn s te L ag e in e rs te r L inie d u rch die allg em ein e W irtsc h a fts k ris e und n ich t d u rch den W e ttb e w e rb des K ra ftw a g e n s b e d in g t ist. S e ltstv erstän d - lich is t bei dem au g en b lick lich en T ie fsta n d je d e r au ch n o c h so kleine A bzug vom V e rk e h r sch m erzlich er s p ü rb a r a ls in g u te n Z eiten. Im m erh in d ü rfen a b e r nicht U rsa c h e und W irk u n g v erw ech selt w erden. W en n die R eich sb ah n auf die g ro ß e n G ü te rta rife rm ä ß ig u n g e n vom W in te r 1931/32 v erw eist, d eren E in n ah m eau sfälle sie auf 400 Mio b eziffert, so ist d em e n tg e g e n z u h a lte n , d a ß es sich, wie schon sein erzeit in d er S tän d ig en T arifk o m m issio n von W irtsc h a ftsse ite b e to n t
^ Ü ld e, d am als g a r n ich t um volle 400 Mio. h a n d elte, d a diese A usfälle n a c h d em S tan d d es V e rk e h rs von 1930 e rrech n et w o rd en sind, w o g e g e n 1931. und w eit m eh r no ch 1^32 sta rk a b g e fa lle n sind. A uch d ü rfen d ie E rs p a rn is s e d u rc h die B e so ld u n g sk ü rz u n g e n a u f d e r A u sg ab en seite nicht v e r
g essen w erd en , die fü r die K ü rzu n g en vom 1. A pril und o* N o v em b er 1931 m it jä h rlic h 259 Mio. und vom 8. D e zem b e r 1931 m it ru n d 200 Mio. — in sg esam t 459 Mio. im G esch äftsb erich t au sg ew iesen sind.
Z u d e m d ü rfte in d e r O effentlichkeit und au ch in d en A eußerungen d e r R e ic h sb a h n d e r U m f a n g d e s g e w e r b s m ä ß i g e n G ü t e r v e r k e h r s erh eb lich über- Sch ä tz t w erden. N ach F e stste llu n g e n d e s D eu tsch en In d u strie- Und H a n d e lsta g e s m it H ilfe d e r In d u strie u n d H a n d e ls k a m 1-
^ e r n laufen ü b e rh a u p t im G ü te rfe rn v e rk e h r an g e n e h m i
g u n g sp flich tig en F a h rz e u g e n in sg e sa m t n u r ru n d 11300 M o to rfa h rz e u g e und 2500 A n h än g er g e g e n ü b e r einem G e sa m t
b e sta n d an L a stk ra ftfa h rz e u g e n am 1. Ju li 1931 von 161000.
V on diesen k o m m t w ied eru m n u r eine v e rh ä ltn ism ä ß ig k le i
n ere Z ah l fü r r e g e l m ä ß i g e F e r n fa h rte n in F ra g e . D ies sind in d e r P lau p tsach e die g rö ß e r e n F a h rz e u g e , d a bei F a h rz e u g e n m it g e rin g e re m L a d e g e w ic h t im F e rn v e r k e h r n u r selten die U n k o ste n d u rc h die F ra c h t D e c k u n g finden. Von d en g e n a n n te n F a h rz e u g e n sind ru n d
32,9 v. H . F a h rz e u g e bis 2 t,
47,1 v. H . F a h rz e u g e zw isch en 2 urid 5 ,t,
8,6 v. H . = ru n d 970 W ag en , F a h rz e u g e ü b e r 5 t * ) S e lb st w enn m an an n im m t, d a ß die sch w eren F a h r zeu g e in d e r R e g e l m it A n h ä n g e r fa h re n und w en n m an \ihre A u snutzung re c h t h o c h v e ra n sc h la g t, k o m m en a n V e rk e h rs leistu n g en do ch n u r Z ah len h erau s, die im V erh ältn is g e s e tz t zu d en T o n n e n le istu n g e n d e r R e ic h sb a h n n u r einen g a n z g e rin g e n B ru ch teil au sm ach en . All dies m uß m an sich z u r B eu rteilu n g d e r G e sa m tla g e v o rw eg k la rm a c h e n .
W enn h ie rd u rc h d as G anze schon ein a n d e re s G esicht e r h ält, so ersch ein t es d o ch n o tw en d ig , sich d a rü b e r hin au s auch m it d e n E in z e lh e ite n noch n ä h e r zu befassen . A u szu g e h e n ist h ierb ei bei a lle r W ü rd ig u n g b e ste h e n d e r V e r
m ö g e n sw e rte von d em G ru n d satz, d aß k ein V e rk e h rsm itte l S elb stzw eck , vielm ehr a ls T eil d es G an zen d azu b estim m t ist, sow eit es seine E ig e n a rt erm ö g lich t, d en V e rk e h r so schnell, sicher und p re isw e rt w ie irg e n d m öglich zu bedienen! S ch o n h ierau s e rg ib t sich, d a ß die V e rk e h rsm itte l nicht n u r im g eg e n se itig e n W e ttb e w e rb , so n d ern au ch im V erh ältn is g e g e n seitig er E rg ä n z u n g steh en sollen. D ie E ise n b a h n ist ih re r E ig e n a rt und G rö ß e n a c h ty p isch es M a s s e n beföfrderungs- m ittel. Sie ist a n d en S ch ien en w eg u n d d am it a n d ie E in h a l
tu n g eines g ew issen F a h rp la n s g eb u n d en . Sie b ed ie n t die G esam th eit, wie d as bei einem so g ro ß e n B e trie b e n ich t a n d e rs m öglich ist, n ach b e stim m ten sch em atisch en G ru n d sätzen. D e r K ra ftw a g e n d a g e g e n ist ty p isc h auf die E i n z ie 1 b e fö rd e ru n g k le in e r G ü te rm e n g e n a b g e ste llt, an k ein e S chiene g e b u n d e n , d a h e r freizü g ig . D as g ro ß e A n g e b o t an F ra c h tra u m sow ie d e r d u rch die V ielheit d e r Kraft/- fa h rtu n te rn e h m e r b e d in g te sch arfe W e ttb e w e rb u n te re in a n d e r fü h rt zu ein er a u ß e ro rd e n tlic h e n B ew eg lich k eit u n d A n p a ssu n g sfä h ig k e it dieses V e rk e h rsm itte ls, die in diesem M aß e nie von einem g ro ß e n G e sa m tb e trie b erzielt w erd en könnte,, es sei denn, d aß h ie rfü r erh e b lic h e und b e trie b sw irtsc h a ftlic h n ich t g e re c h tfe rtig te A u fw en d u n g en g e m a c h t w ürden. W o llte m an den K ra ftw a g e n in ein S y stem ein zw än g en ähnlich d e m des h eu tig en R e ic h sb a h n b e trie b e s o d e r g a r in d iesen völlig a n d e rs g e a rte te n B etrieb selb st ein b ezieh en , so n äh m e m an ihm zugleich einen T eil seines u re ig e n ste n W esen s, w elches ih n bei d en V e rfra c h te rn in m an n ig fa c h e r H in sich t so b e lieb t g e m a c h t h a t. D a ß d iese B efü rch tu n g en nich t u n b e g rü n d e t sind, findet seine B e stä tig u n g au ch in alle dem , w as b ish e r an E in z e lh e ite n ü b e r die G e sta ltu n g d e s Mono<- pols in d e r O effen tlich k eit b e k a n n t g e w o rd e n ist. Mit R ech t w ird von d e r R e ic h sb a h n d a ra u f h in g ew iesen , d a ß ,,ein M o n o p o l r e c h t ohne g e g e n ü b e rs te h e n d e Moncvpoll;- p f l i c h t e n völlig u n d e n k b a r“ ist. D ies g ilt in s b e so n d e re für die B efö rd eru n g sp flich t, d. h. die P flicht, K ra ftw a g e n b e fö rd e ru n g e n zum m in d esten in all den V e rk e h rsb e z ie h u n g e n a u szu fü h ren , die b ish er solche V e rk e h re k a n n te n . D em g e g e n ü b e r sieht d e r M o n o p o len tw u rf d e r R e ic h sb a h n eine B efö rd e ru n g sp flic h t n u r fü r einige w en ig e H a u p tv e rk e h rs - l i n i e n vor und a u c h d o rt n u r fü r V e rfra c h tu n g e n , fü r die ein g an z e s F a h rz e u g b e ste llt w ird. A lle B e fö rd e ru n g e n in so n stig en V e rk e h rsb e z ie h u n g e n sow ie säm tlich e S tü ck g u t- u n d K le in fra c h tg u tse n d u n g e n , die n ich t ein g a n z e s F a h rz e u g a u sla ste n , steh en a u ß e rh a lb d e r B e fö rd e ru n g sp flic h t. Bei d iesen soll die R e ic h sb a h n d a s R e c h t e rh a lte n , F r a c h t
z u sc h lä g e zu erh eb en . Sie h a t es d an n in d e r H a n d , d u rch e n tsp re c h e n d e G e sta ltu n g d ie se r Z u sc h lä g e die B e fö rd e ru n g s preise so lch er V e rk e h rsb e z ie h u n g e n und d am it die B e n u tz u n g d es K ra ftw a g e n s fü r die V e rfra c h te r u n w irtsch aftlich zu m achen. N ach d en E rfa h ru n g e n , die im R a h m e n d es R e ic h s b a h n g e se tz e s und je tz t bei d e r D u rc h fü h ru n g des B ahn- sp e d itio n sv e rtra g e s g e m a c h t w u rd en , ist k a u m zu e rw a rte n , d a ß eine R eich sau fsic h t im E in zelfall zur V e rh in d e ru n g s o l
c h e r B e stre b u n g e n a u sre ic h e n d sein w ürde. So w äre m it S ich erh eit an zu n eh m en , d a ß d e r K ra ftw a g e n allm äh lich im m er m e h r vom F e rn v e rk e h r a b g e d rä n g t und led ig lich zu eiinem vielleicht etw as v e rb e s se rte n A bholer- und Z u b rin g e rd ie n s t
*) von 1,3 v. H . ist d as L a d e g e w ic h t u n b e k a n n t, w eitere 10,1 v erteilen sich au f M ö b e ltra n s p o rtfa h rz e u g e , T ra k to r e n und L eich en fah rzeu g e.
4: O S T S E E - H A N D E L Nunamqr 12
v e rw e n d e t w ürde. D iejen ig en B efö rd eru n g en , die g leich w o h l im F e rn v e r k e h r b e ste h e n blieben, w ären re in e L i n i e n - fa h rte n , an d en en die V e rfra c h te r g e g e n ü b e r dem h e u tig e n fre iz ü g ig e n T ra m p v e rk e h r v e rh ä ltn ism ä ß ig g e rin g e re s I n te r esse h a b e n .
N ach d em o b e n G e sa g te n fa h re n h ö c h ste n s etw a 10 v. H . d e s g e sa m te n L a s tk ra ftw a g e n b e sta n d e s im „ g e n e h m ig ten G ü te rfe rn v e rk e h r“ , alles ü b rig e fä h rt a u ß e rh a lb d e r h e u tig e n g esetzlich en R eg elu n g , d. h. e n tw e d e r auf E n t
fe rn u n g e n u n te r 50 k m o d e r im W e r k v e r k e h r . S elb st w enn m an an n im m t, d a ß ein seh r w esen tlich er A nteil d e r v e r
b leib en d en 90 v. H . auf d e n N a h v e r k e h r entfällt, so d ü rfte d o ch d e r Teil,, d e r im V V e r k f e r n v e rk e h r a rb e ite t, a n Z ahl im m erh in um ein B eträc h tlich es g rö ß e r sein als d e r h eu tig e g e n e h m i g t e G ü t e r f e r n v erk eh r. E s ist d a h e r k a u m d e n k b a r, d a ß die R e ic h sb a h n sich m it d e r M o n o p o lisieru n g d es g e w e r b s m ä ß i g e n G ü te rfe rn v e rk e h rs b e g n ü g e n w ird.
A uch trä g t je d e r M ono p o lb etrieb die N e ig u n g au fs G anze in sich. S ie w ird vielm ehr b e tre b t sein, zum m in d esten d en W e r k v e rk e h r ü b e r 50 k m in d a s M onopol m it e in z u b e ziehen, d. h. bei S ch affu n g d e s M o nopols w ü rd e d ie B e fö rd e ru n g von G ü tern m it L a s tk ra ftw a g e n ü b e r 59 k m jed em a u ß e r d e r R eich sb ah n v erb o ten sein. V e rs c h ie ie n e A euße- ru n g e n b e ru fe n e r V e rtre te r d e r R eich sb ah n (so V o ^ t in K ö l
n ische Z eitu n g N r. 254 vom 10. Mai und v. B eck in „ D e r D eu tsch e V o lk w irt“ N r. 33 vom 13. M ai) d eu ten d ie s teils an, teils p rech en sie es offen aus. In ein er A e u ß e ru n g von K a tte r in „D ie R e ic h sb a h n “ von 1932 S. 223 w ird so g ar v o r
g e sc h la g e n , d a s G ü terv e rk e h rsm o n o p o l n ich t erst von d e r G renze von 50 k m a u fw ä rts festzu le g en , so n d ern d en g e - g e s a m t e n L a s k ra tw a g e n v e rk e h r zu m on o p o lisieren , H ie r h e iß t es, *,ein d e ra r tig e s M onopol d ü n :e sich nicht au f d e n h eu tig en , d u rc h N o tv e ro rd n u n g e rfa ß te n G ü te rv e rk e h r b e sch rän k en , so n d ern es m ü ß te au ch d en W e rk v e rk e h r und ebenso, zum m in d esten in w eitem U m fan g e, d e n N a h v e rk e h r e in b e z ie h e n “ . H in sich tlich d e s e rste re n w ird als m öglich b e zeichnet, an b e stim m ten S tellen „ A u sn ah m en n ach d e m M uster d e r p riv aten G ru b e n b a h n e n “ zu zu lassen sow ie „ v ie l
le ic h t“ d en rein en K u n d e n v e rk e h r au szu n eh m en , d. h. den V e rk e h r den g ro ß e n G esch äftsh äu ser, F leisch er, B äck er usw . m it ih ren ein ze ln en K u n d en . W enn in zw isch en auch d ie s e ü b e rsp itz te n F o rd e ru n g e n d u rc h sp ä te re A e u ß eru n g en , w ohl nicht zuletzt auf G rund d e s allse itig e n W id ersp ru ch s, d e n diese V o rsch läg e g e fu n d en h ab en , z u rü c k g e s c h ra u b t w u rd en , so g e h t a u s ih n en do ch n u r zu d eu tlich d ie R ich tu n g d es G an zen h erv o r. E in K ra ftw a g e n m o n o p o l o h n e W e rk v e rk e h r w ü rd e n u r einen g e rin g e n T eil d e s K ra ftv e rk e h rs u m fassen , d em d ie R e ic h sb a h n h e u te die von ih r in allen Farbtönen) g e sc h ild e rte n S c h ä d ig u n g en beim ißt. E s k a n n d a h e r ern stlich nicht gezw eifelt w erd en , d a ß d a s E n d z ie l d e r B e stre b u n g e n nicht au ch a u f d e n W e rk v e rk e h r g e ric h te t sei.
E in solcher Z u g riff auf d e n p riv aten W e r k v e r k e h r , d. h. auf d a s R e c h t d e s U n te rn e h m e rs, seinen B etrieb in w irtsc h a ftlic h e r B ezieh u n g so zu g e sta lte n , wie e r es n ach L a g e d e r D in g e fü r zw ec k m ä ß ig an sieh t, w ü rd e a b e r einen g e ra d e z u u n g e h e u e rlic h e n E in g riff in die F re ih e it d e s P riv a t
u n te rn e h m e rtu m s b ed e u te n . W enn d ie R eich sb ah n d e m g e g e n ü b e r a n d e u te t, solche U n te rn e h m e n k ö n n ten von d e r M o n o p o l
g esellsch a ft fü r ih ren eig en e n und au ssch ließ lich en G ebrauch L a s tk ra ftw a g e n an m ieten , so g e h t d ies an d em K ern d e r S a c h e vorbei. D er W e rk v e rk e h r ist o rg a n isc h m it d em B e trieb de& W e rk e s v erw ach sen . E r stellt einen T eil d e sselb en d a r und lä ß t sich d a h e r n ich t ohne w e ite re s d u rch angefj- m ietete F a h rz e u g e , sei e s au ch z u r lan g fristig en u n d a u s sch ließ lich en \B e n u tz u n g , ersetzen . D er W e rk v e rk e h r b ietet nicht nu r d ie b efö rd e ru n g ste c h n isc h e n A n n eh m lich k eiten d e r H a u s-H a u s-B e fö rd e ru n g und d e r U n a b h ä n g ig k e it von F a h r plan, W a g e n g e ste llu n g und S ch ien en w eg , d e r V e rp a c k u n g s e rsp a rn is und d g l., so n d e rn en th ält in vielen F ä lle n au c h W 'erte, die nicht in G eld esw ert g e w e rte t un d d ie au ch nicht d u rch b e trie b sfre m d e K rä fte a u sg e fü h rt w e rd e n kö n n en . E s sind d ie s G e sich tsp u n k te' d e r R e p rä se n ta .io n , R e k la m e b e dü rfn is, vor allem a b e r d a s nicht zu u n te rsc h ä tz e n d e B ed ü rfn is n ach lau fen d er, u n m itte lb a re r, p ersö n lich e r V erb in d u n g zw ischen W e rk und seinen K un d en o d e r F ilialen. H a u p ts ä c h lich tri.ft d ie s fü r die B rau ereien u n d d ie L ebens- u n d G e n u ß m itte lin d u strie zu, a b e r auch zah lreich e a n d e re W ir t
sch aftszw eig e ziehen h ierau s erh eb lich en N utzen.
S chließlich d a rf au ch n ich t v erg essen w erd en , w elch seg en sreich e A u sw irk u n g en für d ie V erfrach ter in d e n le tz te n J a h r e n auch sonst n o ch a u s d e m W e ttb e w e rb d es K ra ftw a g e n s e n ts ta n d e n sind. D ie g ro ß e n g ru n d le g e n d e n B e trie b sv e r
b e ss e ru n g e n d e r R eich sb ah n , so in d e r A b fertig u n g , in d e n J-ieferfristen, im so n stig en K u n d en d ien st, ih r m annigfaches.
E n tg e g e n k o m m e n in ta rifa risc h e r H insicht, z. B. d ie E r m ä ß ig u n g e n d e r o b e re n G ü te rta rifk la sse n , sind zum g ro ß e n T eil d a s E rg e b n is d e r T a tsa c h e , d a ß ü b e rh a u p t ein W e ttb e w e rb e r v o rh an d en w ar. M an g e h t wiohl nicht feh l zu sagen, d a ß d ie A u fw en d u n g en fü r d ie se s E n tg e g e n k o m m e n u n d d iese B e trie b sv e rb e sse ru n g e n i n . ih re r H ö h e zum m in d esten d em en tsp rech en , w a s die B a h n sich a n A usfällen aus d e r V e rk e h rsa b w a n d e ru n g zum K ra ftw a g e n errech n et. S ollte nicht d ie d a u e rn d e b e trie b sm ä ß ig e B e u n ru h ig u n g d u rc h d e n W e tt
b ew erb d e s K rä ftw a g e n s d en H a u p tg ru n d fü r d ie h eu tig en B estre b u n g e n d e r B ahn bilden, d e m g e g e n ü b e r d ie eig en tlich en E in n ah m eau sfälle a u s d e r A b w an d eru n g z u rü c k tre te n ? Ist d ie s a b e r d e r F all, so zeig t sich a ls E n d z ie l in d e r („B e
frie d u n g “ d e s V e rk e h rs eine S ta g n ie ru n g d es V e rk e h rs fo rt
schritts, w en n d u rc h den F o rtfa ll d es W e ttb e w e rb s d e r A nreiz h ierzu g en o m m en w ird. In g leich er W eise entfällt d e r A nreiz zu v erb illig ten T arifen . E s w ü rd e som it bei einem M onopol zum m in d esten nicht m it ein er V erb illig u n g fü r die V e rfra c h te r zu re c h n e n sein.
V on d e r A u to m o b ilin d u strie sind fe rn e r B ed en k en g e lte n d g e m a c h t w o rd e n dahin, d a ß d u rc h eine M onopollisierung eine D ro sselu n g d e r M o to risieru n g ein tritt u n d d am it d ie d eu tsch e A u to in d u strie in ih rem A b satz e in g ee n g t w erde. D em w ird von d e r R eich sb ah n e n tg e g e n g e h a lte n , d a ß sich d a s M onopol ja n u r auf d e n g en eh m ig u n g sp flic h tig e n K ra ftfe rn v e rk e h r e r stre c k e n solle und d a ß d ie se r n u r ru n d 5 v. H . d e s g e sa m te n L a stk ra ftw a g e n b e sta n d e s au sm ach e. W ie schon o b e n an- g e d e u te t .trägt a b e r je d e s M onopol d ie N eig u n g zu r Aus/- sch ließ lich k eit in sich, so d a ß einm al h eu te in k e in e r W eise ü b e rse h e n w e rd e n k an n , ob n ich t in K ü rze A u sd e h n u n g s
b e stre b u n g e n d e r R e ic h sb a h n a u f d en N ah- u n d W e rk v e rk e h r zu e rw a rte n w ären. Z um a n d e re n w ird a u s d em D a rg e le g te n ersichtlich, d a ß bei einem K raftv erk eh rsib etrieb d e r R e ic h s b ah n zum m in d esten nicht m eh r m it ein er A u sd eh n u n g d es V e rk e h rs in d e m NM aß e zu rec h n e n sein w ü rd e, w ie d ies bei p riv a te r E n tw ic k lu n g in n o rm alen Z eiten d e r F all w äre. D ie A u to in d u strie w ürde zw a r in d er R e ic h sb a h n einen z a h lu n g s k rä ftig e re n A b n eh m er finden, a ls es h e u te vielfach d e r F all ist, auf d e r an d e re n S eite w ü rd e sie a b e r m it einem w e s e n t
lich v e rrin g e rte n A bsatz zu rech n en h a b e n , d e r sich au s den b e k a n n te n G rü n d en w ied eru m n ach te ilig auch auf ihre W e tt
b e w e rb sfä h ig k e it auf dem A u slan d sm ark t au sw irk t.
S chließlich g ib t es noch einen G esich tsp u n k t, d e r nicht u n m itte lb a r m it d e m K ra ftv e rk e h r selbst z u sam m en h än g t, d e r a b e r b e i seiner W ich tig k eit nicht ü b e rse h e n w e rd e n darf, d a s ist d ie G efahr, die eine M onop o lisieru n g d es K ra ftv e r
k e h rs für an d e re V e rk e h rsm itte l b ed eu te t. W er g ib t G ew ähr, d a ß die m o nopolistischen G e d a n k e n g ä n g e , n a c h d e m sie d en K ra ftw a g e n e rfa ß t h a b e n , nicht au ch w e ite rsp rin g e n auf den d an n le tz te n W e ttb e w e rb e r d e r R eich sb ah n , zur B in n en sch iff
fa h rt? U e b e r B ed en k en , d ie h ie rg e g e n von W irtsch a ftsseite a u s m it b estem R ech t g e m a c h t w erd en , k ö n n te e b e n so h in w e g g e sc h ritte n w e rd e n w ie im v o rlieg en d en F alle, wenn, n u r die w irtsch aftlich e M acht und d e r D ru c k d e r N o tz e it g e h ö rig ein g e se tz t w erd en . D e ra rtig e G e d a n k e n g ä n g e und H in w eise sind k e in e sw e g s so a b w e g ig , wie sie h e u te von m anchen S tellen h in g e ste llt w erd en . A nsätze, auch, h ier P la n w irtsch aft ein zu fü h ren , sen d en b e re its ih re S c h a tte n voraus.
N ach allem , w as h ier zur M o n o p o lfrag e g e s a g t w urde, ist es v erstän d lich , d a ß von zah lreich en W irtsc h a ftsste lle n im g a n z e n R eich e rn s te ste und b each tlich e B ed en k en und W id ersp rü ch e g e g e n d ie s e P läne laut g e w o rd e n sind. Die W irtsc h a ft erb lic k t in ih n en eine H e m m u n g d es Verkehrs'- tech n isch en F o rtsc h ritte s, w elche n e b e n allem ü b rig en auch noch g e e ig n e t ist, sie g e g e n ü b e r d e m A usland^, in d em solche H e m m u n g e n nicht v orliegen, w ied eru m auf einem G ebiete in ih re r W e ttb e w e rb sla g e u n g ü n stig zu beeinflussen. D ie Be
d e n k e n w ieg en um so stä rk e r, als h e u te b e re its k la r e rsic h t
lich ist, d a ß d e r W e ttb e w e rb d e s K ra ftw a g e n s nicht d e r a u s sc h la g g e b e n d e G rund ist für die h e u tig e N o tla g e d e r R e ic h s
bahn. D u rc h d ie S ch affu n g eines K ra ftv e rk e h rsm o n o p o ls k ö n n te die N o tlag e d e r R e ic h sb a h n nicht g ru n d le g e n d ge;
b e s s e rt w erd en . D esh alb g e h e n a b e r a u c h d ie H in w eise der R eich sb ah n fehl, sie m üsse d ie T a rife d e r u n te re n K lasse^
erh ö h en , w enn ih r d a s M onopol nicht g e g e b e n w erd e. E n t
w e d e r ist eine T a rife rh ö h u n g n ich t erfo rd erlich , d an n , b r a u c h t
m an auch k ein M onopol o d e r auch ein M o n o p o l k ö n n te an d e r N o tw en d ig k eit zu r E rh ö h u n g d e r E in n a h m e n n ich t v o rb ei
helfen. V ielm eh r h ä n g t d ie R eich sb ah n , w ie ih r G e n e ra l
d ire k to r g e leg e n tlich einer A n sp rach e vor ein ig en J a h r e n ge- sa g t h at, auf G edeih und V e rd e rb m it d e r W irtsc h a ft z u sam m en , , w ie in g u te n Z eiten, so auch in schlechten. Sie
w ird erst d a n n w ie d e r au fatm en kö n n en , w en n sie sich einer b e sse re n G e sam tw irtsch aftslag e g e g e n ü b e r sieht. '
E s k a n n d a h e r n u r b e g rü ß t w erd en , w e n n von d e r R eich sb ah n in den letzten A eu ß e ru n g e n Sie A u ffassung d e r W irtsch a ft als auch d ie ih re b e stä tig t w ird, d a ß zu n äch st einm al v ersucht w e rd e n soll, d ie b e ste h e n d e N o tv e ro rd n u n g w irklich d u rc h z u fü h re n und d a ß m an d a z u sow ohl an die E rg ä n z u n g d e r g esetzlich en V o rsch riften sow ie auch a n die straffe D u rc h fü h ru n g d e r K ontrolle h e ra n g e h e n soll. Bei d em
leb en sw ich tig en In te re sse , d a s d ie W irtsch a ft a n ein er g e su n d en R e ic h sb a h n h a t, w e rd e n sich b estim m t M ittel u n d W eg e finden lassen, die h e u te d e r N o tv e ro rd n u n g no ch a n h a fte n d e n M ängel zu b erein ig en .
M öge es g em ein sam em u n d ern stlich em B em ü h en von R eich sb ah n u n d W irtsch a ft g elin g en , d ie h e u tig e n S ch äd en h i e r d u r c h zu- b eseitig en , a n sta tt d u rc h einen K am p f a lle r g e g e n alle in d e r h e u tig e n Z eit u n n ü tz K rä fte zu versch w en d en .
Die Sozialisierung der Privafsdiiiialirf,
V on D r. G.
; E s ist das tra g isc h e M om ent in d e r b ish erig en o ffi
ziellen W irtsch a ftsp o litik , d a ß fast alle M aß n ah m en m ic h d an n einen w irtsch aftsso zialistisch en C h a ra k te r annajhm en und sozialisierend w irk ten , w enn es vielleicht nicht . u n m itte lb a r in d e r A bsicht d e r v era n tw o rtlic h e n S tellen lag , d e ra rtig e W irk u n g e n zu erzielen. D ie allg em ein zu n äch st au f p o li
tisch er G ru n d lag e b e ru h e n d e n staatsso zialistisch en G e d a n k e n g ä n g e d e r V erstaatlich u n g , M ono p o lisieru n g , K o n tro llie ru n g K o n zessio n ieru n g und S u b v en tio n ieru n g b e h e rrsc h te n d a s F e ld d e rm a ß e n , d a ß auch die n ach ih re r W e lta n sc h a u u n g nicht zum sozialistischen L a g e r g e h ö re n d e n W irtsc h a fts p o litik e r vön ihnen e rfa ß t w u rd en und zu p riv a tw irtsc h a ftlic h g e se h e n erstau n lich en R a tsc h lä g e n und F o rd e ru n g e n k am en . Bei d ieser S ach lag e ist es nicht v erw u n d erlich , d aß auch die P ra k tik e r sich d en Sinn v e rw irre n ließ en und in vö llig er V e rk en n u n g ih re r u re ig e n ste n In te re ss e n die g leich en F o r d e ru n g e n v e rtra te n , o h n e sich ü b er die le tz te n K o n se q u e n zen ih re r H a n d lu n g sw eise k la r zu w erden.
N u r aus d ie s e r d em Z u g e d e r Z eit fo lg en d en g e d a n k lichen E in stellu n g h e ra u s ist es zu v ersteh en , d a ß fü r die p riv ate F lu ß sc h iffa h rt O rg an isatio n e n g esch affen w urden, die b ereits den K eim zu eine* völligen E n tp riv a tisie ru n g d ieses <
b ish er tro tz allem noch zum g rö ß te n T eil in sich k rä ftig e n K lein g ew erb es in sich trag en . N u r so ist es zu v ersteh en , d aß sich die P riv a tsc h iffa h rt diese E n tw ic k lu n g oh n e le b h a fte re P ro te ste g efallen ließ und d a ß sich ein T eil von seinen F ü h re rn o ffe n b a r von d e r N o tw e n d ig k e it d e r Z w an g s- O rganisierung ü b e rz e u g e n ließ und k rä ftig in d en R uf n ach E rric h tu n g ö ffen tlich -rech tlich er K ö rp e rsc h a fte n mit m ö g lichst .w e itg e h e n d e n B efugnissen einstim m te. G lücklicherw eise gab es noch S chiffseigner, die sich d a g e g e n w e h rte n und d a s H eil nich t i n d e r E rric h tu n g einer Z w a n g s o rg a n is a tio n zu seihen verm o ch ten . G erad e u n te r d en p o m m ersch e n S chiffern w aren viele, die den G e d an k en d e r B e trie b sv e rb ä n d e selbst dänn no ch a b leh n ten , als seine V erw irk lich u n g d u rch N o t
v e ro rd n u n g sich erg estellt w ar. D as zeigte sich d eutlich in den g ro ß e n U e c k e rm ü n d e r und S te ttin e r S c h iffe rv e rsa m m lungen, in d en en S ch iffseig n er h äufig ih re r M einung d ahin A usdruck g a b e n , sie k ö n n te n von d e r E rric h tu n g von Be-
, t r i e b s v e r b ä n d e n , F rach ten au ss'ch ü ssen usw . k e in e w irkliche E rle ic h te ru n g ih re r L ag e e rw a rte n . W en n die V erb an d szü g e-
^ p rig k e it erz w u n g e n w ürde, sei d as von ih rem S ta n d p u n k t aus seh r b ed au erlich , o b sc h o n nicht m e h r zu ändern.
D ie d a ra u s g e z o g en e S ch lu ß fo lg eru n g w ar die im m er W iederkehrende F o rd e ru n g d e r E rric h tu n g eines p o m m ersch e n ß e trie b sv e rb ^ n d e s, w enn schon die P riv a tsc h iffa h rt z w a n g s w eise o rg a n isie rt w erd en sollte, d am it die in P o m m ern an-
R ö p k e .
sässig en und d o rt ih re n B eruf au sü b e n d e n S chiffer einen u n m ittelb aren , von k e in e r a n d e re n S eite a b h ä n g ig e n E in flu ß auf die G esch äftsfü h ru n g n eh m en k ö n n te n und einen, p ra k tisc h sich tb are n V orteil von d e r V erb an d szu g e-' h ö rig k e it d u rch A u skunfts- und R a te rte ilu n g seiten s d e r G esch äftsfü h ru n g h ätten . D iese W ü n sch e d e r pom m erschen, P riv a tsc h iffa h rt sind b e k a n n tlic h nich t erfüllt w o rd en . M an h a t es u n te r d em V o rw an d d e r zu g e rin g e n finanziellen B asis und d e r d a ra u s zu b e fü rc h te n d e n m a n g eln d en L e b e n sfä h ig k e it k le in e re r B e trie b sv e rb ä n d e fü r rich tig g e h a lte n , die pom m en:
sehen S chiffer, zum a lle rg r ö ß te n T eil g e g e n ih re n W illen ^ an d en fü r d ie G ew ässer zw ü sch en E lb e und O d er e r ric h te te n so g en an n ten M itteld eu tsch en S c h iffe rb e trie b sv e rb a n d an zu sch ließ en .
D a m it ist d as W o rt d es die V e rh an d lu n g en in den W a s s e rs tra ß e n b e ir ä te n fü h ren d en . R e g ie ru n g s v e rtre te rs n u r zu w a h r g e w o rd e n , m an k ö n n e d e r P riv a tsc h iffa h rt z w a r kein G eld, so n d ern n u r P a ra g ra p h e n g eb en . F ü r die p o m m ersch e S ch iffah rt w ird dieses W o rt e in e «b e so n d e rs s c h w e rw ie g e n d e B ed eu tu n g h ab en , w eil die p o m m e rsc h e n H aff- und B o d d e n fa h rz e u g e n ach ih re r E ig e n a rt n u r auf d iesen M ü ndungsl- g e w ä sse rn d e r O d er zu v e rw en d en sind und ih re E ig e n tü m e r in fo lg ed essen kein e G e le g e n h e it h a b e n , jem als d en Sitz d es V erb a n d e s o d e r au ch n u r O rte, an d en en sich w e s e n t
liche E in ric h tu n g e n b efinden, zu b esu ch en u n d u n m itte lb a re V orteile aus ih re r V e rb a n d sz u g e h ö rig k e it zu ziehen. D esh alb w ird die V e rb in d u n g des V e rb a n d e s m it d iesem T eil sein er M itg lied er sich w ah rsch ein lich auf die, z w a n g sw eise E in ziehung d e r B e iträ g e b esc h rä n k e n .
W ie aus d e n l e t z te n . M itteilu n g en d es M itteld eu tsch en S c h iffe rb e trie b sv e rb a n d e s zu en tn eh m en ist, sind die B eiträg e bisher n u r in g a n z g e rin g e m U m fan g e ein g ek o m m en , o b w o h l d e r V erb a n d schon u n te r dem 1. Mai b e k a n n tg e m a c h t h a tte , d a ß m in d esten s H ä lfte des B e itra g e s so fo rt zii zahlen sei. D a ß die B e iträ g e n u r aus G rü n d en d e r w irt
schaftlichen N o tla g e nicht fließen, d a rf nicht a n g en o m m en w erden. D enn die S ch affu n g d e ra r t rie sig e r V e rb ä n d e wie d es „ M itte ld e u tsc h e n “ g e sc h a h g e ra d e u n te r d e r D evise-
„ N ie d rig h a ltu n g d e r B e iträ g e “ . N ach diesem G ru n d satz w erd en die B e iträ g e zw eifellos so n ied rig a n g e s e tz t sein, d a ß sie je d e r auch noch so v e ra rm te S chiffer o h n e w e ite re s zah le n k an n . W en n die B e itra g sh ö h e also nicht d e r G ru n d d es m a n g e lh a fte n E in g a n g e s sein k a n n , b leib t n u r n o ch die, A nnahm e m a n g eln d en In te re ss e s d e r M itg lied er ü brig. M an-, g eln d es In te re ss e lieg t zw eifello s vor, und es e rk lä rt sich h ier aus d e r E rk e n n tn is d e r g än zlich en U n z u län g lich k eit a lle r für eine V e rb e sse ru n g d e r W irtsc h a fts la g e in d e r Flußschiff-'.
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