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Das Bollwerk : die NS Monatszeitschrift Pommerns, 1941 H 5

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Academic year: 2022

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N-

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Aus öom I n h a l t eeitc

Pommerfd)4d)me6ifd)e Dolfsuerbunbenbeit / Don tDemoc Dittfddag... 81

$Ttai=2It»enö / Don ©tto (Bräunte ... 82

(Eine tOanöerung 6urd) tuet Tibrtaufenbe / Don Prof. Dr. §rieörid) © o lg cr.. 83

König $de6rid) iDilfjelm I. in Kerftin / Don ©alter @ci)rö6er ... 86

Der bltnöe Bauer / Don 3Utoater ... S7 (Ein neuftettiner Künftler / Don Nubolf 0ettinger ... 88

Die golöenen 9lpoftel non Stettin / Don £). J. Breifig ... 89

Der leiste Petg in Pommern / Don £). Pamreng ... 90

©o leben fie unter uns / Don IPilbelm porftel ... 92

Der graue §abcn / Don B ita oon ©aubecfer ... 93

Kulturleben in Pommern ... 95

Bül)nenfünftler - ein neuer ©taub / Don IBilbelm PTii<f>ael Rtunbt... 97

Beid)spommernbun6... 98

Bud)befpred)tmgen ... 99

(Ehepaar / Don Paul Silier ... 99

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F E L D M Ü H L L

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S T E T T I N - O D E R M Ü N D E

(3)

t / 1

. 0 0 6 3 o llt u e u f

M O N S T S S C H R I f T f ö R K U L T U R U N D H 6 I M S T I N P O M M 6 R N

1 2 . 7 a l ) c g a n g / ifj e f t 5 ( S t e t t i n / - M a i 1 9 4 1

H tit ber ilm fe h r bes beutfdjen Dolfes 311m arteigenen U)e=

fen notlgcg fid) gleidjlaufenb ein £)imnen6en 311 einer bem nor=

bifdjen Htenfdjen gemäßen ©efdjidjts* unb Suiturauffaffung.

Der unoerfennbaren Bbfefjr non ben oolfsroibrigen 3beologien bes orientaiifd)=rDmanifdjen Htittelmeeraumes folgte bie innere tDieberoereinigung m it bem eigentlichen ©ueüpunft aller Kultur bes 3lbenbtanbes, bie Hinneigung 311m ©eburtsraum germani=

fdjen Htenfdjentums - jum norbifdjen ©ftfeefreis.

IDie lebenbiges Jener brängt aEgemach eine geheime

©efjnfudjt bie Beften ber norbifd)en Doffer immer mehr gu einem gemeinsamen Befenntnis, bas feinen ©runb in ber na=

turlidjen Blutsnerroanbtfcbaft hat. ©0 fdjrieb ber norbifdje Obfen in einem B rie f an ben fd)les3n.''ig=hc'irteinfci)cn © djrift=

fteller 2fbolf ©trobtmann: ,,3dj betrachte bie ffanbinanifche Htenfdjheit nur a(3 ein Hbergangsftabium 311 einem 3ufammen=

Schluß bes ganzen großen germanifdjen ©tammes. ¡Denn id) müßte, baß mir fdjließlich flehen bleiben foEten bei einem ifo=

Herten ffanbinaDifdjen Derein, bann mürbe ich niemals mehr bie Jeber ins Tintenfaß tauchen, um biefe ©ache ?u förbern."

Der IBelteabaum yggbrafil beginnt mieber 311 grünen unb fünbet finnbilblich bie HHebergeburt unb Jreunbfchaft jener Dölfer an, bie gerabe im Bereich ber ©ftfee bie roeltgefchidjtlidje Aufgabe hoben, aus ber Derbunbenheit ifjeee gemeinfamen, lahrtaufcnbe alten germanifdjen Kulturen bas 2fbenblanb in frieblidjer ^ufammenarbeit neu 311 bauen. ©0 müßten fich ins=

befonbere ©djroeben unb Pommern, bie hiftorifd)c „Brücfe 3um Horben", 311 lebenbiger geiftiger (Einheit finben.

©djroeben unb Pommern finb auf bas engfte oermanbt, pa=

ben blutsmäßig bie gleiche ©runblagc unb meifen auch uon ber Jrühgefdjidjte her bauernb Pedifelbegichungen ber Derfcfjiebem ften 2lrt auf. Die feit lahren in Deutfdjlanb lebcnbe fchroebifdje

©chriftftclierin Clara Horbftröm (geboren 1866) hebt bie befon=

beren blutsmäßigen Binbungen bes fdjroeöifdjen Dolfes 311m bentfdjen heroor; fie Schreibt u. a.:

„©djroeben mürbe arm fein ohne ben großen beutfdjen Bru=

ber . . . Diefe beiben Dölfer haben ja nicht nur einen gemein=

farnen ©tamm, fie haben fid) aud) roäfjrenb. ber lei3ten 3al)r=

hnnberte blutsmäßig 3um T eil D e r m i f c f j t . . . 3n Horööeutfd)=

lanb, befonbers in pom niern unb Hlecflenburg, finbet man Diel

fchroebifdjes B lu t. Dor etmas mehr als fjunbert 3ahren gcljör=

ten ja Bügen unb Teile non Pommern 31t ©djroeben . . . Hnb oiele ber heutigen Bräuche in Deutfdjlanb, bie aus alten feiten Stammen, erinnern mich Start an ©djroeben. 2ludj im Bruber=

lanbe füblidj ber ©ftfee roerben jeßt 3 uffeft unb Hlittfomm er gefeiert, fdjroebifche HSufter begegnen einem in ben Hanbroebe=

reien, ungähligc Binber haben fdjroebifdje Hamen. H lir fommt es oft oor. als roäre ber ©eift meiner idjroebifdjen Heimat, fo roie er in meiner SHnbbeit roar, nadj Deutfdjlanb gefommen;

unb ber SDunfdj in m ir roirb immer ¡tarier, baß bie Hlenfdjen in Deutfdjianb mie in ©djroeben biefe beiben Täuber fo lieben möchten, roie idj fie Hebe." (ffroiegefpräd) 3roifchen ben Doffern, Tübecf 1940.) Da fann es heute niemanb rounbernefjmen, roenn im Doifstum , in © itte unb Brauchtum, mancherlei ©teichßeiten, Cähnlidjfciten unb Derroanbtfdjaften beftehen.

iPie bie Dolfsfunblidjen ünterfudjungen, insbefonbere burdj genaue Bunbftagen, ergeben haben, finb es oor allem folgenbe Doifsbräudje, bie fdjroebifdje unb pommerfdje ffRenfdjen bis auf ben heutigen Tag pflegen: „3 u lfla p p ", „© tiepen", „Tonnen^

abfdylagen", bas Bacfen non „fjeißroecfen" unb bas Tansen ber

„fdjmebifdjen ©uabriEe".

Der 3ulflappbraudj, ber ini ilmhergiehen oerfleibeter ©e=

ftalten in ber ,,3 roölften3eit" befiehl, ift nidjt auf ben fdjroebifdjen

«Einfluß in ber Seit ber ©djroebenherrfdjaft in Pommern 3urüc?=

3ufüljren. Das Derbreitungsgebiet ift Diel größer als ber Be=

reidj unmittelbarer fchroebifdjer (Einflußnahme. Die ältefte Be=

Schreibung biefes Brauches flammt oon T rn ft H loriß 6lrnbt, ber in feiner „Jveife burdj ©djroeben im 3ahrc 1804" com fdjroe=

bifdjen 3 ulflapp berietet unb babei auf ben gleichen Brauch ' n Bügen 311 fpredjen fommt. Daß fid) biefer Brauch nicht auf-bas fdjroebifche Herrfdjaftsgebiet begrengen läßt, ift m it Beroeis für einen Diel älteren, blufsmäßigen ^ufeiromenhang.

Die Brücfe jroifdjen Jaftclnadjt unb ©fterfeft brlbet bas

„©tiepen". iHnber laufen 311 mehreren geroöhnlich burdj ben

© rt unb ©tiepen m it ^roeigen Derfdjiebenfter 21 rt ihre Hadjbarn unb Befannten foroie audj bie Titern unb ©efdjroifter aus bem Bett. Jü r bas ©tiepen erhalten fie bann ©cfchenfe. Der gleiche Brauch lebt in ©djroeben. Oludj roieber ein beittlidjes Jeidjen

S1

3 > / V b \ / l - H |

(4)

bafür, baß ©ommern foroie Hde66eu11d)lan6 feßlecßtßin unb

©eßmeben einen einheitlichen S u lturfrels bilden.

Befonbers in Dorpommern unb auf Bügen ift bis auf ben heutigen Bag bas „Bonnenfcßlagen" als © ettfpiel her Burfcßen im ©cßroange. (Es befteßt bei biefem ©piel eine gemiffc Der»

roanbtfcßaft m it bem ©fingfttaubenabroerfen. Die B u rg e n galoppieren unter einer aufgehängten Bonne hindurch uni»

fcf)iagcn m it öiefen Knüppeln banaeß. © e r ben Boben bei* Bonne gerfcßlägt, roirb jum „Sobenfonig" ernannt, © e r bagegen bie gange Bonne ßerunterfnüppelt, ber ift „Bonncnfonig". Öen Slbfcßluß hüben ber Slmgug m it ben Königen burd) bas D orf unb ein froßlicßer Bang. Slucß bei biefem ©piel geigt (Ernft

©toriig Slrnbt bie Slßtilicßfeit m it bern fcßmebifcßen Bonnen»

fehlet gen auf. © a s itnfer großer lanbsm ann bamals nur erft geahnt bat, ift heute burch bie moberne Forfcßung als richtig ßeroiefen roorben: nicht nur ©ommern unb ©eßmeben finb oer»

tpanbt, fonbern alle Doller -norbifdjet Baffe hüben gufammen eine große Sulturgemeinfcßaft.

Sillen befannt finb bie (Jaftnachisgebiicfe roie Faftenbregeln unb „Beißmeden", (etgtere heute aüerbings oorroiegenb oon Bädern gebaefen. ©efentiieh aber babei ift, baß bie beiß©ec?en baß fie als „beitroeefen in STtelf" gegeffen roerben. ©cßon aus nicht fo oergeßrt roerben, roie fie ber Bäder ßerfteüt, fonbern ber elften fyä-lfte bes 16. Bctßrßunberts liegt ein Zeugnis über bie „ßete toegghen'' oor. Slus Dorpommern ftammt eine Be»

feßreibung (1781), bie befagt, baß bie Bußroeden bamals genau fo bereitet mürben mie beute.

© ie bie oorßer ermähnten Bräuche nun nicht auf beutfeßen Boben ßefeßränft roaren, fo hüben auch bie „beißmeden" einen gemeinfamen oolfifcßen Sefitg ©ommerns unb ©djroebens foroie anderer norbifcher ©ebiete. © ie Saifer naeßguroeifen oerfueßt, ift ber Brauch bes b e>ßtüe,i Enhadens gmeifellos oon Deutfeß»

lanb naeß ©eßmeben gemanbert. Darauf roeift feßon bie feßroe»

bifeße Begeicßnung „ßetroägg" ßin. Dem entfpreeßen ebenfalls bie bäuifeßen Hamen für bas ©ebäd „Brunsm iger Boiler'' unb

„8 u tte r» 8 o ü e r". Die B ^ ß ^ c fe n finb in ©eßmeben etroa im 17. 3aßrßunbert eingefüßrt, genau roie um 1800 ber ©eiß=

naeßtsbaum bortßin gemanbert ift. ^rembe Bräuche fann ein Dotf nicht innerlid) aufneßmen; es muß fieß immer um art=

eigenes ©Uten» unb Braucßgut ßanbeln, roenn Bräuche oon einem D olf gum anbern med)feln unb bort aueß feelifcß ein»

murgein follen. ©ommerfeße unb feßmebifeße Bräuche formen besroegen fo übereinftimmen ober gar überpflangt roerben, roeü beibe - ber feßroebifeße unb ber pommerfeße ©tenfeß - raffifd) oermgnbt finb.

Don gang befonberer Bebeutung in biefem fUtfammenßang finb letgtlicß nod) bie „©cßroebentänge", bie faft in bem gleichen

©ebiet befannt finb mie ber „Segel", ©äßrenb bie elfteren in Bügen unb Dorpommern bis gur ©roine unb üeder fieß oer»

breitet haben, fonnte fieß ber pommerfeße „Segel" aüerbings barüber hinaus bas gefaulte ©ebiet bis gur ©ber erobern, Dolfstünüicß unb am ßäufigften benutgt ift für biefc „fcßmebifcßen Bange" bie Begeicßnung „feßroebifdge © uabriüe", in ber j'ebocß oerfdiiebene form en unb mannigfaltige liebcßen miteinbegrif»

fen finb. ©o beifpielsmeife aus ber ©egenb oon ©emmin, Sin»

flam, Stfebom unb ¡$rangburg=8artß ber „Bummelfcßottifdje” , gu bem fid) ber in oielerlei Raffungen befannte Bangoers gefeüt ßat:

Sluf Bügen - aüerbings oereingelt aueß auf itfebom - roirb noeß ber „Dabber»©licßel»Daug" gelangt, ber aueß gu ber

©nippe ber „©cßroebentänge" gerechnet roerben muß. öagu ge»

ßort ber nedifeße Ders:

„©iftern oabenb mir Dabber ©tießel bor, Dabber ©tießel m ir giftern oabenb bor.

Be fbt bei ©fern ool an bat Snei, ßueß! Dabber ©ließet, roo beit bat mei!"

Dielfad) befannt auf bem pommerfeßen ^eftlanb, aüerbings faum füblicß ber Derbinbungslinie £oüg»©olgaft, ift aueß ber

„Dunfelfcßaften", beffen Begeicßnung oon bem Bangoerscßen herrüßrt:

„Summ m it mi in'n öunfelfcßatten, fumm mit mi naß’n B eußößn rup!

© i roiü'n boßn grar as be Satten, tiefen unner bei Stufen rut."

Slndere Bezeichnungen für bie „feßmebifeße■©uabriüe" finb- ber „Baftülianer", „©dntbbelbüchs” , ber „©roßoatertang" unb ber „© olg after". Das Silier biefer „fcßmebifcßen Bange" ift nicht gu beftimmen. Die altefte ©ueüe ftammt - roie beim „Segel” - aus bem Üoßr 1864. ©elbftoerftänblicß finb bie Bange felbft oiel älter; fie geigen bereits feßon im Hamen hinüber über bas not»

bifeße ©leer unb beuten bie engen fcßroebifcß»pommerfcßen Dolfstumsbegießungen an.

©ommern unb im erweiterten ©inne Deutfcßlanb ßat

©eßmeben feine ©pmpatßien niemals oorentßaiten, ohne Büd»

fießt auf bas ©torungsfeuer ber internationalen Draßtgießer, Buben, Freimaurer unb Sriegsßetger. Bet'chsleiter Stlfreb Bofen»

berg fpraeß einmal baoen, baß Deutfcßlanb „innerlid) groß ge»

nug fei” unb befennt: ,,© ir glauben, baß über ben oerfeßiebenen Begierungsfyftemen unb innerpolitifcßen ©ringipien bie große

©cßidfalsgemeinfcßaft ©fanbinaoiens unb ber ©ftfeeoblfer lieht."

O T T O G R A U N K E

D' leito ©ünn gütig fdjlape. ©cßummerftun’n

©ummt lif' ehr ©cßlaplieb in c S un’n;

SIp S'ifd) un itüfier roraf’t bei Daaf, D ’ tt'eif Suiüuft fichelt ©aat un Braaf.

Baro’n up e holte Sropptoib fitt

<£ Sügfe un toeft lub: fumm mit!

©eßlütt roo im (Dort för b’ eroig Soog’

(E (Eerbemäub fi’ e brefenb ©og'? - Sin beipet (aeft bei blroenb bal.

© tili! 3s bat nid) b’ (eiu> Sad)tigal?

STia’ fndit mi’ e baut, pebb lif’fe, l if ,

© tor Y jonid) in ihrm ©avabief’ ! ilegbi im Sufcßroatf tufeßle troei,

©ei fluftvc wat oom fei’ge S1ai.

£)’ leite Hacßt’gal fingt eo’ fäutc illin n ’ - Sin b’ dobeoagcl fiüggt felbiti.

„©lubber ©ittfd), ©lubber ©ittfeß, fief mi moal an,

mttr id denn Bummelfdjottfcßen bangen fann!

Bad un Beßn, be ftnn to feßu.

©lubber © ittfd), mo geißt bat fdgon!"

©' ßog' Bimmel prangt im ©teernefieb;

© tili mannte in b' Slncnblicßfeet flu min ©ebanfe. tl'eclteroib B ü d t oon e ©ecl all Ülebbecftrit. -

(©ftp ommetfeße Stunbart)

(5)

O stsee -W e lle n Ra6ierung oon Srctnj © djfitt

Öine HJanberung burd) wer yatjutaufenbe

W i e b a ö Wl eev p o m m e r f c t y e s i l n n b e c f d j a f f t

Eöir gingen am © tranie oon Preroro na<ß Eöeften. JTtein Begleitet mar ein alter Pom=

mer, iem Me Sfüfte feit einem ßalben 3M©=

ßuniert oertraut mar. Der uns gegen Hori=

toeften lag Me läffig gefeßtoungene £inie bes

©anbftranies, ie r fieß naeß ie r £anifpiße oon Borger © rt et ft re (ft, u n i mit leifem Eüellen=

feßtage orbnete ias JTieer Me äußerften

©tranbfiefel um, Me ißm in feinem ©reng=

faum no<ß nid)t paffenb ju liegen fdjienen.

Eöir blieben fteßen u n i faßen nad) ©flen gu=

rücf. 5!us toeiter $erne flangen faum ocr^

neßmbar Me einzelnen ©cßläge einer Hamme herüber, Me Me Pfäßlc eines im ft)erben be=

griffenen Bußnenbaues feftf<ßlug. „(Ein ü)ett=

fampf ^toifeßen g»ei feßr oerfd)ieienen Bau=

meiftern” , fagte i(ß, „ia s ¿Heer reißt ©ani=

fern für © an ifo rn oon ie r Stüfte u n i »eitet unerbittlicf) feinen Baum u n i ie r ©eeßnifer ftellt iem feine Bauten entgegen, ?u ienen alle ¿Ttittet ie r Eleujeit Me ©toffe u n i Me Kräfte ßerbeifd)affen müffen. JTiit allen Siiäd)=

ten oerbüniet er fi(ß gegen ias itteer."

„ i i n i aueß oom ¿Heere fann man fagen, iaß er es fid) geraie ßier cigentlicß jum öer=

bünieten toirbt” , bemerfte mein Begleiter,

„benn Me Bußnen fclbft feßüßen ien © tra n i ni(ßt, foniern ie r © a n i tut es, ien ias ¿Heer fclbft 3»ifd)en Me Bußnen fpült. Bas ¿Heer ift ebenfo bereit, aufjubaucn toie ?u jerftcren, es roirft nur feine Strafte aus. ©erabe ßier am Barßer © rt ßaben mir ias befte Beifpiel Der uns liegt ie r © tra n i, beffen © a n i Me EUeilen ausgetoorfen ßaben. ©üilicß iaoon fommt jener fladje ©ee, ßinter iem ie r Stic-’

ferntoali beginnt. Od) fann mieß nod) ie r jfeit erinnern, als Me © tra n ilin ie io rt ent=

lang ging, too ßeute oor iem BOalie Me EUiefe in ien ©ee ßineinroäcßft. ©eitiem ßat ias iYtecr Mefcn ©anbmall iaoorgebaut, u n i Me Pflanjen ßaben oom la n ie ßer Beftß oon ißm ergriffen, foroeit Me Sraniung fie nicht ßiniert, Me gelegentlicf) übet ien © tra n i feßlägt. ©oroeit Me ©räfer ooriringen fonn=

ten, ßat fieß bann Me Bünc gebiliet; ienn Me ©räfer ßalten ien Jlugfani feff, ie r über

ien faßten © a n iftra n i lanieinroärts getoeßt toirb. Bas ßat tooßl 30 bis 40 3aßre ge=

bauert, bis fo ein neuer Büncntoall fertig roar."

„Oßre 3 aßlen fin i genauer, als ©ie oieb lei(ßt fclbft toiffen", warf icß ein. „£offen ©ie uns oerfolgen, roas ias ¿Heer ßier in ien früßeren 3 aßrßunierten gefeßaffen ßat.” .

EDir überftlegen Me grasbemaeßfene äußerfte Bünenfette u n i gingen längs eines ©eftells füitoärts in ien EUali. ©ine Bünenfette folgt ßinter ie r aniern, nur Me erfte mit ©ras beftanien, Me »eiteren mit BDali. Ülls » ir Me fiebente Bünenfette überfd)dtten ßatt.en, ftanien » ir auf iem breiten EOege, ie r oon Prero» naeß iem £eucßtturm füßrt. Dd) 30g eine Startenffijje aus ie r ©afeße, es » a r Me EOiebetgabe einer alten Starte, Me Me fcß»e=

iifeße Begierung fu r j oor 1700 ßat ßerftellen laffen im gleichen ¿Haßftabe, »ie ßeute unfere

¿Heßtifcßfarten ißn ßaben, 1 : 25 000. ¿Han erfennt ia ta u f ieutlicß, iaß iamals io rt, » 0 ßeute Me ©traße naeß iem £eud)tturm füßrt, Me © tra n ilin ie lag.

(6)

•Siebenmal i>at feifbem bas HPer einen

©anbftrcifcn not bie Hüfte gcfcßüttct, unb fie- benmal fmbcn bie ©räfer ißn erobert, ben Slugfanb auf ihm feftgebalten unb fo eine Dünenfette entfielen laffen. Dazroifcßen lagen Seiten, in benen ber ¡Dcllenfcßlag burcß bie

¡Dinboerhältniffe etroas anbers gelenft mürbe unb bie ¡Dellen ebenfo oiet roieber abfpülten mie fie anfdjroemmten. Siebenmal bat fidj bie=

fer Hhythmus mieberbolt in 2 ^ 3abrßunbcr- ten, alfo breimal im 3af)rbunbert.

iff ein eigentümlich Iebenbiger Sufam- menbang, ben man mit bei* üergangenljeit ge- minnt, menn man in einer £anbfcßaft fiebt, uon ber man S t r i t t für S t r i t t verfolgen lann, mie fie gemacbfen ift. pier, roo beute ber Sabrroeg oerläuft, tummelten fid) bie Hin- ber am Stranbe in ben 3abren, als 1701 ber Hurfürft oon Branbenburg fid) bie preußifcße Hönigsfrone auffeßte. D a s £ a n b , ü b e r b a s m i r e b e n g e g a n g e n f i n b , m a r b o m a I s n o cb n i cf) t b a. 211s bie näcßften beiben Dünen nörblicß ber Straße fertig ge- baut mären, Jam 1740 Jriebrid) ber ©roße ju r Regierung, unb bie eierte Düne mar eben in ber Bilbung begriffen, als unfere Däter fid) uon Hapoleons StBingßerrfcßaft befreiten.

Slnfer gefcßicßtlicßer S inn mar mach ge- morben unb mir befdjloffen, ben iDeg in bie Dergangenbeit meiter fortzufeßen, uon Düne

?u Düne, begierig, mie roeit zurücf mir ßt'er bas ¡Derben bes peimatbobens verfolgen fonnten. 3enfeits ber groeiten Düne gegen

fühlten mir uns in ben ©türmen bes Dreißigjährigen Htieges, zmifeßen ber fünften unb feebffen in ben ©ntfcbeibungsj’abren ber

£utßerzeit. Hodj 8 bis 10 Dünen meiter, unb mir ftanben in ber SHt, als bie Pommern- ber?öge_ bie erften beutfeßen ünfiebler ins

£anb riefen, ais bas pommerfeße £anb im

©übmefien bis über Berlin hinaus reichte unb bie ©egenb füblicß ber Jinoro an bie branbenburgifeßen 21sfanier oerloten ging.

700mal hol ber beutfehe Pflug feitbem ben pommerfeßen Boben umgebrochen, aber ßier- hin brang er nicht, ^ ic r lohnte ber Beben ben 2tcferbau nicht, hier ficbelt fid) fein Dorf an.

Hur bie Dünengräfer, bie bamals bas neu angefchmemmte £anb eroberten, bie ben ^lug=

fanb fefthielten, auf bem mir fteßen, - biefe Dünengräfer finb inzroifeßen meiter nach Hor- ben geroanbert, ihre Hachfommen finb es oiel- Ieteijt, bie mir an ber Hüfte heute mieber im

Hampfe fehen. ihnen folgte ber ¡Dalb unb ber moofige Hafen, ©r bedte ben Beben zu unb erhielt uns feine formen. Hur bie ©¡der- mäffer, bie oon Hegen unb ©au genährt mur=

ben unb aus ben abgeftorbenen Pflanzen- teilen ffumusfäuten in fid) aufnaßmen, haben eine leichte Üerroitterung bes ©anbes jumege gebracht. Die eifenßaltigen Hlineralien bes

©anbes begannen zu roßten, unb ber Boben nahm eine feßroadje, flecfige ©efertönung an anftatt ber faßt meiß erfdjeinenben $arbe ber heute neu entfteßenben Dünen. Den ©anb ber füngffen Düne fehen mir noch faßt frei ba=

liegen zmifeßen ben palmen ßinbureß, ben

©anb biefer um oiele ßunbert 3aßre älteren Dünen müffen mir mit bem ©paten aufgra­

ben, mie mir bes lüerfzeugs ber Jorfcßer be=

bürfen, um bas £ebcn unferer Üorfaßren aus jenen alten Stilen roieber fla r oor unferm innern 2Iuge entffehen zu fehen. über ift uns bas gelungen, bann finben mir bamals ben gleichen Hlenfdjenfern mie heute im Deut- fdien, unb ber Ieidjfe Hoft, ber uns fein Silb oerfcßleiern mag, mar nicht feinem £cben eigen, fonbern ift bie ¿folge ber langen Sroi- feßenzeit, bie uns ben alten Suftanb eben nicht ungetrübt überliefert hat.

Hber folche ©ebanfen fprecbenb, maren mir in ben ©teufenroeg gefommen, ber an ber SBrfterei auf bie Hicßtung oon Preroro aus- münbet. HHr ßtelften feft, baß mir hier nun in ber Jeit iPiftefinbs maren, bann famen mir an ben Heu £angfeer iDeg. Hun folgten mir nach ¡Heften. Das roar ber ©tranb, als bie Singeln unb ©aeßfen nach Britannien ßin=

überzogen. Haße ber ¡Peftfüßte bes Darß folg­

ten mir roieber einem ©eftell nach ©üben, lie b e r maren mir über roeitere zehn Dünen hinroeggefommen, alfo 300 3ahre meiter zu- rüd. 3eßt mußten mir naße am Slnfang un­

ferer Seitrechnung fteßen. über fonnten mir uns auch uoeß auf unfere Säßlung perlaffen?

HMr hatten ja nur ben ünßalt, baß in ben letzten 230 3aßren fieben Hßythmcn ber Dü- nenbilbung aufeinanber gefolgt maren, aber ob ber erfte biefer Hhytßmen fofort am 21n- fangc biefer Seit begonnen hatte, mußten mir nießt. ¡Dir fonnten innerhalb biefer runb 200 3aßre alfo rooßl einen fcßler oon einem 3aßr=

3cßnt unb meßr gemacht haben. Hun auf faßt

?mei 3aßrtaufenbe rüdmärts übertragen, fonnte fid) ber $eßler oerzeßnfadjt ßaben. Olir fonnten nießt mehr auf bas 3aßrßunbert ge­

nau jebe meifere Düne einer beßtimmten Seit Zufcßreiben; ober etroa innerhalb ber näcßffen Dünen mußten mir bie ©tranblinic freuten, mie fie ju r Seit ber ^ermannsfcßladit, zum Beginn unferer Seitrecßnung, beftanben hatte.

tth'r roanberten meiter. Heine ilnterbre- djung, feine mcrflicße SInberung überhaupt bezeichnet ben ©infeßnitt, ben mir mit bem Hullpunft unferer 3ahreszählung in bie ©e=

fd)icßte ßineinbenfen. Dm gleidjen ¡Dellen- fdjlage ber 3ahrßunberte fommt uns ber

©trom ber ©efeßießte entgegen, unbefümmert barum, meldjc Ziffern mir auf bie Hleilen- fteine an feinem Hfer feßen. 21ber gegen bie 9 0 , Düne hin, alfo etroa ber Hütte bes leßten 3aßrfaufenbs oor unferer Seitrecßnung ent- fprecßenb, änbert fieß bas B ilb boeß. Bisher maren alle Dünen parallel aufeinanber ge­

folgt. 3cßt liegt eine ¡Diefe oor uns, bie große Bucßhorfter Hlaafe. Dn fie reießen rooßl oon lüeften ßer noeß ältere Düncnroällc hinein, aber fie ftoßen auf bie jüngeren in einem fpißen iD in fe l ¡Dir fonnen biefen tüecßfei an maneßen Bobcnbilbungen anbermärts nach- meifen, er beutet auf eine Hlimaänberung hin, im Sufommenhang mit ber bie iDinboerßält- niffe, alfo ber ¡Dellenfcßlag, fieß änberten. 21ucß bie Dorgefcßidjte fennt biefen IDecßfei, fie fprießt oon bem Hlimafturj ber ©ifenjeit. Die ooraufgeßenbe B ronjejeit mar froden unb marm gemefen, bann aber folgte eine Seit raußeren unb feuchteren Hlimas. Die ©rnte- ertrage roerben bamit abgenommen ßaben, bie Dichte ber Beoölferung maeßte bie ©rnäßrung immer feßmieriger, unb baßer mag ber erfte Slnßtoß ju ber ßtarfen ¡Danberbemegung rüh­

ren, bie bie germanifeße IDelt ergriff in jenen 3ahrbunberten, als am Hüttelmeere bas roeft- römifeße Slcicß aufblüßtc unb unterging.

Die Dünengruppe meftlicß unb fübroeßtlicß ber ©roßen Bucßhorfter Hfaafe, bie bem trod- neren Hlima ber Bronzezeit entfprießt, zäßlt runb 40 Dünen, umfaßt alfo gegen 1K 3aßr- taufenbe. Der Boben biefer Dünen ift feßon erßeblicß ftärfer geroßtet als ber ber mittel­

alterlichen Dünenbilbungen. Hlan hat besßalb bie ganze ©ruppe aud) rooßl als bie ber

„©elbbünen" bezeichnet. ¡Denn'roir fie bureß- manbert ßaben, befinben mir uns fomit runb oiertaufenb 3oßpe oor ber ©egenroart.

p a rt an ber ©übgrenze ber bronzezeitlicßen Dünen läuft ber „Hfedlenburgifcße SDeg" ent­

lang. 21ucß füblid) pon ißm liegen an ber

D ü n e n b i l d u n g a n e i n e w a c h s e n d e n A n s c h w e n

m u n g s k ü s t e Jenseits des kahlen Sandstrai des halten die Dünengräser de Flugsand fest und bewirken di Bildung eines Dünenwalles (a Rückt durch Anschwemmung di Küste weiter hinaus (b) dan dringen auch die Dünengräse weiter vor. Auf dem neu ge wonnenen Boden entsteht ei neuer Dünenwall (c). An de deutschenOstseeküste sind dies Anschwemmungen in solchen Rhythmus erfolgt, daß im Jahr hundert drei neue Dünenwälh entstanden.

(7)

Dünen auf dem Darß

2lufn.: 2Ir<f»o £$Ü. (änotfj)

IDeftiüfte bes Sarß nodj tceifere öünen, aber He ftaben mefentlicß anbete $ormen. 3as fommt öaf)er, baß fie im ©cßuße Einst toeitee öftlicß gBlBgEnsn © teilffifte entftanben mären, baß öiEfe ©teilfüfte aber burdj Me 3ranbung ailmaßlicß immer meßr angefreffen un6 naeß

©üben gebrangt rourbe unö baß baburcß Me

.Dünenfette meft(id) bacen nun in ungefdjüß»

tere £age farn unb ebenfalls con ¿Er 3ran»

¿ung angegriffen mürbe. 3(n ©teile ¿tr lang»

geftredten Dünentcälle, bureß ¿¡e mir bisßer gefommen maren, finben mir sin unregel»

mäßig fuppiges ©elänbe, äßnlicß mir es ßeute in ©ftpommern ¿it Dünenlanbfdjaftcn um 3ügenmalbe unb ©tolpmünbc 3eigen. iDiefe gsgEn 5000 Jafyve alten Dünen finö nun non

¿Er Dermitterung feßon fo ftarf gebräunt in ibtEn oberen ©anbfeßießten, ¿aß ¿er Harne

„Sraunbünen" gereeßtfertigt ift. hier fonnten mir unfer iüanbetung in ¿ie Üergangenßeit nicht meiter fortfeßen. iDenigftens cerfagte

¿ann ¿ie ^äßlung ¿er 3aßrßunberte; ¿enn ¿ie Hnregelmäßigfeit ¿er ^Iitgfanbßügel maeßte uns nicht nur unfießer, fonbern mir mußten aud) ¿amit rechnen, ¿aß bei ¿er Jerftörung

¿er ebemaiigen Dünenfüfte aueß Dünenfetten Böliig gerftort fein fönnen, Me in unferer

SSßiung ¿och mit berucffidjtigt merben müßten.

©d gaben mir unfern iDeg gegen ©üben auf in ¿em 3eroußtfein, uns an ¿er Hüfte ¿er jüngeren ©teingeit gu befinben. Der Htedlen=

burgifdje tüeg führt uns nad; ©ften auf f)re=

reu' gu, unb batten mir bisßer ein ©elänbe burtßmanbert, bas in cier 3 aßrtaufenben rem Hleere angefeßroemmt mar, fo betraten toir nun eine beroalbete Hochfläche, an beren Horbtanbe bas Hteer non 4000 3aßcen ge»

nagt ßat. IDo bamals bie ©eilen branbeten, liegt beute bie iüiefcnfläche ¿er ©roßen 3 udj=

borfter Hiaafe. Daß ber Singriff bet 3 ran=

bung, ber hier einft eine ©teilfüffe fdjuf, auf»

börte unb bas Hleer ffatt beffen begann, cor bie alte Hampflinie feibft eine feßüßenbe 2(n=

f(ßroeminung gu legen, muffen toir teieberum auf einen Hlimatoecßfel gurüdfüßren, auf je­

nen Hlimatoecßfel, ber bas trodne unb tcarme Hlima ber ©congegeit einleitete.

©ie lange batte bas HTcer oorßer an ber

©teilfüfte genagt? © it fonnen bas ber Hüfte bes Darß feibft nicht anfeßen, aber toir fön»

nen in bet Düncnlanbfcßaft, bie fi(ß con Htis»

örey gegen tDeften auf ©roinemünbe hingieht, fcftftelfcn, baß fidj roäßcenb ber gleichen Jeit bort 150 Dünenfetten bilbeten. Dos ergibt

nod) einmal fünf 3aßrtaufenbe. Heuntaufenb 3 abte mürbe banaeß ber Slnfang ber erften Hüftenbiibung in öorpommern gurüdliegen.

2Iber gab es cotßer feine Hüffe? ©emiß; nur lag fie tiefer unb ift beute con ber (Oftfee oer»

bedt, beren ©piegel cor etroa neun 3 abrtau=

fenben gu feiner jeßigen hoße bureß einbriti»

genbes Horbfeeroaffer aufgefüllt mürbe („£>=

torina»©enfung” ). © ir ftanben auf ber höbe unb blidten naeß Horben über ciertaufenb 3 aßre Hieeresarbeit ßinmeg, bie mir eben in menigen ©tunben bureßmanbert ßatten.

„Sils unfere Öorfaßren in ¿er ©teingeit ßier ftanben”, fagte mein 3egieiter, „lag un­

mittelbar 3U ißren <$üßen bas Hieer. ©cßabe, baß fie ßier nießt eines ißret Hiefenfteingrä»

ber errießtet ßaben. Hacß biefer ©anbetung in bie 13orgeit füßle ich midj ißnen fo noße, baß ich gerabe3u naeß einem llebensgeicßen con ißnen cerlange.”

„3 e r himmel fommt uns 3u hüfo", er»

miberte icß, auf ein ßerangießenbes ©emitter ßinmeifenb, beffen erfte öonner uns erreieß»

ten. „Die JHänner con bamals roaren cs ja, in beten ijergen jene herrliche ©öttergeftalt

©onars entftanb. ©ie ift bas Hrbilb aller

©otfoorftelfungen ber 3eutf(ßen geblieben.”

85

(8)

W A L T E R S C H R Ö D E R :

fiönig f riet) rieh LUilhclm I. in ßerftin

3 u u n f e r c r D c r ö f f c n t l i c h u n g : S a n s f b u c i - e in p o m m c r f c h c t G o t m n h e

3n 6er Startfolge biefer '3citjd)cift braute Brofeffor Dr. fjans Kania, Botsbam, in 6er Jlbßanblung über 6ie ©ntfteßung bes Hamens

©ansfoud 6cn £ebenslauf bes ©rafen ©. Cßr.

oon ittanteuffeUSerftin un6 erroäßnte babei, baß biefer intereffante Htann im 3aßte 1731 fogar 6en Bcfucß Sriebricß fDilßelms I. in Kerftin un6 Summerfrei erhalten ßabe. über 6iefen Befucß - 6er Befißer bes ©Utes ßatie felbftoerftänblicß alles getan, um 6en ßoßen

©aft am 2. Üluguft roürbig tu empfangen - finb mir bureß ein ßoeßbeutfeßes ©elegenßeits=

gebiet, 1733 in Hamburg gebrueft, in allen

©intelßeiten unterrichtet.

Danacß hatte Jriebrid) il'üßelm I. auf fei=

ner Beficßtigungsreife in ben ©ften, bie er jährlich tu maeßen pflegte, foeben bie ©tobt Belgarb befueßt.

Der König fam naeß Belgarb früh in groß unb ßoßer Compagnie nach 2lrt ber Potentaten

unb thät bafelbft bas £ager febön mie aueß bas Regiment befeb’n bes ©enerals oon piaten.

2lls er mit ber Beficßtigung fertig mar - ba fuhr ber König roicber fort unb fprach: Kerftin ift nun ber © rt, roobin ich micß feßt menbe.

Drauf ging’s im ©rabe mie ber IDinb;

bie £eute liefen nach gefeßroinb unb fagten mit ©efebide:

Der König muß oßn allen ©djein bem ©rafen feßr gemogen fein, fonft blieb er mobl jurüde.

2lls nun im föalbe „Kummerfrei"

ber König anfam um ©iod brei - empfing ißn bort ber © raf unb brachte ißn im tüagen nach Kerftin, roo bie Bauern „m it

©anten unb ©efebrei” ihren König begrüßten.

„Sllsbalb fam ßier ein Bauersmann, ber ©cßult, ßerangetogen.

Der übergab nach Bauern 2lrt non pommerfcß=glatten ülorten gart faft einen Pollen Bogen."

Diefes platfbeutfcbe ffiebiebt, mit bem ber bamalige ©cßulte non Kerftin, fjans Boneß, namens ber oier ©rtfebaften Kerftin, Krudcn=

bed, ©anbeiin unb Srüßn ben König roill=

fommen ßieß, lautete folgenbermaßen:

tje rr Künning!

©auben Dag! HMll 3y meiten roer id bin?

3d bin bei Klaufft im Dorp, bei ©cbulte oon Kerftin, unn büt 3uro, trutfte

in all ußs Buurc Habmen päl)l bufenb, bufenb mal

hier in Kerftin millfabmen.

iDy freuggen ußs oäßl nießr, boat 3y hier fpräfen an, as menn my mit bei B rut

tßo irft tßo ©turne goßn.

©o plcggt man füllen eis ubs um bat h a rt tbo mofen;

bodj as ubs 3unfer Iei3t

im fjarmft ber famm oon Dräfcn, bei fo oäßl leime ©yb

fyn hus unn hof oergatt, boa roas ubs ud ball fo,

boa freugte my ubs matt.

© a tt fegg id näbl oon „tD a tt” ? Uly freugben ubs tbo bägen;

benn ßcroro my bod; am €nn en gauben herrén fragen, bei nicb cn Kinb oertßornt

bei Hümmcnb ömerlaft!

Dat Beir, bat £off unn ©elb, bat fitt by ©mm nicb faft.

fDillt ußs by bürer ©yb

an Brot unn ©aat gebräfen, bei gifft ubs £üben geen,

lett ubs by ubfen ©träfen;

menn ußs en Beerb afgeißt, menn reits en hbft ümföllt, fo feggt ßei: gräm by nicb,

hier ßeft bu mebber ©elb!"

hei lib ’t nieß, bat ßier roer börf up ben Boten ftarroen, ben ©lien lett bei nicb

oör fyner ©yb oerbarmen.

©yn Scubbing gifft bei bem, bei nu nicb royber fann, lett Büßten Süßten fyn

unn b lifft en ©bbelmann.

Drüm mas’t ußs ßartlyf leim, bat ßei tßo hus mas tarnen.

Docß ba ußs Künning fülmeft, ußs Daher unn h etr tßofamen, ußs allerlciroftc h err,

by ußs oöm föagen fpringt, fo is’t, as menn ußs hart

gant utß bem £ieme bringt.

föenn nu bei mebber feim, bei oör troeißunnert 3aßrcn by fynes Samens Kol?

faft utß bei h « t muH faßten *) mer roeit’t, bei feßämt fíd molí

unn mürb ball bleif ball rotß,

*) SDlit Bern ijirouetS auf Ben SfiaBen toirB eine SeßeBenijeit au® Bem ftapre 1531 anaefpiclt.

®cr Samaliße Seftper, Efjriftof non Stünnteuffet, Befafj einen änpmen fRaBcn. Eine® ¡Sonntag®, a(®

fein $ e rr au® Oer SHrdje iant, faß 6er StaBe trauriß auf 6em $acß. „SSoriiBcr 6entft 6tt naeß?" re&etc iPianteuffel ipn an. „Ü6er Sic Su=

tu n ft!" war 6e® SRaoen Antwort. Söeil öer 9iaBc aBer fonft nodj nieijt ßcfprocfjcn patte, 6acpte fein

©err, Baß Ber Seufet au® ipnt fpräetje, uttB auf Ber ©teile erfepoß er Ben SlaBen.

bei mas förroaßr nieß flaut, as bei ben Samen feßobt.

Dei Same fäb: „ü d benf, matt fünftig marb paffeire;”

unn feißt, bunn faeß bat Ding allreits ben Ulagen feußre, roomit ußs £annsßerr ßüt

tbo ußfein 3unfer fümmt.

Dei Same faeß ußs ©lüd, bat ßüt fyn ©infang nimmt.

Dat boll my miß baoör, brüm tarnen my mit hupen, nidj, bat my roillen ßier

matt fräten un matt fupen.

©yb naueß! £lßs Künning fcßall ußs ma roillfaßme fyn ut Kerftin, Krudenbed,

©anlin unn utß ber Krüßn.

Heßmt fo mit ußs oerleim, 3y ßartleiro £annesoaber;

bci’t nidj trüg mit 3um meint bat is’n Bärcnbraber.

Dis Dag, fo maßt id ©cßult!

mutt im Solenner ftaßn, ben mill my alle 3aßr

fo as’n £eft begaßn;

bes 2lroenbs noeß baoör, mill my mit ©llernfaßlcn an ußfe Dormegsbößr

’n feßmarten Samen mablen.

Bot? bufenb! Wenn bit man ußs leime 3unfer fußt, benn is ’n ©unne Beir

an biggem $eft nieß myt.

herr Künning, glömt ußs-bat, my meiten 3umen Haßmen;

ben 3um ©rotoaber ßett, ben ßemro 3y ud befaßmen.

Kloppt 3uu'en Sygenb af noch öfter as bis hüb unn blyrot fo, as 3y fünb, bc beft herr oon be U)clt.

©ott lat 3uro ßunnert 3aßr mit ö o lf unn Jaßnen ftußen, bem bütfeßen S y f tßom ©roft

un bem Jranjmann tßom Bußen, bem Daberlanb tßor £uft,

ber reeßten © af tßor Hütt.

©ott gäro 3uro alles, mat ber Slfgunft meßr oerbrütt.

©eißt, beter fünn roy’t benn ud all ußs Dag nieß meinen.

Hu, fo oäßl Bläber ßier

up ußfen Dornbufcß greunen, fo mafen greunt unn feggt:

„D it Bsrnmern is bod) myn."

iln n fünb 3y Benunern gaub, fo benft ud an Kerftin!

(9)

©cfcßtärocn tßo Herftin ben lebten Dag an brey bes SHaßnbes, bar tu}] meygn

unn infeußrn ©ras unn i5EU/

fotücn aeßtgig ©tieg 3aßt

nugr nagen naom eyften ßillgcn iDyßnacßten,

morup bei 3uben nod)

as buntme Düroets mähten.

Hans Boneß, ©cßulte tho Herftin, im Hamen 6er oeir Dörper Herftin, Htucfen»

bei, ©anbelin unn Hrüßn.

Diefes plattbeutfcß0 ©ebießt ift natürlich feine große bießterifeßr £eiftung. töie mollten mir fic auch in jener Seit, nod) bagu bei einer fol=

dien ©eiegenbeit, ermatten? Die plattbeutfcßo

©pradje friftete 6amals nur ein feßr füntmer»

lidjes Dafein. Sin ernftbaften Dichtungen ift faum etrnas norßanben. Bei 6em meiften, mas mir aus jener Jeit fennen, hanbelt cs fid) nur um folcßo ßumorgemürgten ©olegen»

ßeitsgebidjte, um Begrüßungs» un6 §eft=

gebidjte, mic fie - um eins 6er befannteften Beifpieie gu nennen - nod) groei STlenfcßen»

alter fpäter 6er Boftocfer Diebericß ©eorg Babft oerfaßt bat, non 6effen „Probuctionen”

©oetbe im 3ab« 1820 febdeb: „Hö<bft feßaß»

bar finb feine ©e(egenbeitsgcbid)tc, bie uns einen älteren bitfömmlidjen Juftanb in feft=

lieben Slugettblicfen neu belebt roieber bar»

ftellen." Damit meift ©oetbe mit Becßt auf ben hoben fulturbiftorifd)cn Olert bin, ber in biefen Dichtungen ftccft. ülnb uon biefem ©e»

fiebtspunft aus ift auch bas Herftiner Begtü»

ßungsgebid)t oom 3tifirc 1731 butebaus rnert»

uoU. -

Hac| biefer Begrüßung gebt bie Jabrt toei»

ter unb ber Honig fommt nach „Hummerfrei'’.

Desfelben Hobe SUafeftät

ftieg ab, unb mas er ferner tbät, mar bas - er ging fpagieren in biefem £uftbaus moblgetan unb fabe feben IDinfel an, ließ nichts als ivreube fpüreti.

ll'ieber unb mieber märtet ber ©aftgeber mit neuen Hberrafhungen auf. ©3 gebt fdjließlicb meiter nach Herftin, mo man uor bem alten H£rtenßaus »erfährt.

Hier marb bem Honig Borgcftellt, ob eine Hammer ober Jelt ihm Herberg geben feilte;

Slucß ob er etroa in ber ©heun’

mie fein ©ebraueß fonft pflegte fein, feßt tüobnung nehmen mollte!

Das 3elt ftunb gleich am ©arten an auf einem grünen DMefenplan, ber luftig mar befchaffen.

Slls nun ber Honig feben D rt befchaut, fpracb er allfofort:

„3m Jelt, ba mill i<b fd)lafen."

Balb barauf, um fünf Hßr, trifft man bann im ©artenbaus gufammen.

©ie fcbmauchten in bem ©artenhaus, bran oben hing ein ©d)ilb heraus, genannt „gum luft’gcn Srubcr”.

©s roaten mobl an Pffigiers, an ©enerals, £anbfaDaliers bei feebs bis fieben Juber.

Slnb baß ich Md) nießt mo Begier -

fo gäbt’ gu febem Jubet Bier,

bas fannft bu leidjt ermeffen.

Silit biefen bat ber Honig fein

©obaf geraueßet bis um neun, ba ging’s gum Slbcnbeffen.

Slls man fid) nun gegeffen fatt, fo bis ©locf elf gebauert hat, ba ließ ber Honig ft eben ben barten ©chemel, brauf er faß, unb ging im ©arten, btes unb bas barinnen gu befeben.

3n ben belaubten ©ängen fanb man überall im Bollen Branb Biel luftige Denifen.

Das Ding heißt ¡Illumination, Das hat ber Honig ohne Hehn burdjgeijenbs gut gepriefen.

Dias men’ges fei baoon genug.

©s brannten erft in einem Jug bes Honigs beibe Hamen.

Darunter hielt ein ©enius ber Pommern ihren alten ©ruß auf piattbcutfcb: „DSeeft mitlfabmen!’' Hernach bes Honigs ©benbilb in £ebensgröße Ijelb unb ntilb, mobei noch bies geroefen:

Jur Bed)ten bie ©ereeßtigfeit, man fonnt’ auf feinem ©rbetisfleib

„fuum cuique” lefcn.

Jur £infen mar gleich einem Helb bas Büb ber ©apferfeit geftellt mit biefem ©ptudj umfd)rieben, ben unfer Herr gu eigen bat:

„Hec foli cebit.” Pt: ber ©bat, bas Bilb, bas muß man lieben.

3cß hatte Biel Jcit, ihm unb feiner Slrbeit gugufehen. ©eine Haltung unb bie SIrt unb Dleifc, mie er feine ©agesarbeit Berrichtete, becinbrucftcn mich tief.

©r mar nicht immer blinb gemefen. ©inft»

mals ein gefunber, fräftiger lebensfroher Bauernburfche, mar er als ber nicht erb»

berechtigte ©oßn Bon H°f gu H °f gegogen, um fein ©elb gu Berbienen. ©eine Slrbeit mürbe geachtet; gcfcßäßt mürbe er Bon alt unb jung, erfeßnt uon mancher jungen Bauern»

toebter, menn er bes ©onntags ben (Tang»

hoben betrat, ©r hätte gut unb gern ein»

heiraten fönnen, menn er nur gemellt hätte.

3n feiner STtilitärbienftgeit mar er nod) geraber unb ftattlicher gemorben. Slls er mit bem Beferoeftocf in bas heimatliche Dorf gog, ftanb fein ©ntfebluß feft. ©r mürbe nod) für eine furge Jeit als Hnecßt arbeiten!

Dann traten feine ©rfparniffe fo groß, baß er bei ber Heirat nidjt nur nah bem Hcl’- ratsgut gu feben brauchte.

Hart unb furchtbar fcßlug ihn bas ©eßief»

fal. Beim Helsßacfen traf ein © plitter fein rechtes Slugc. ©ine ungenügenbe ärgtlicbe Beßanbluttg ließ ihn langfam erblinben. ©in Hnglücf fommt feiten allein: ©aubheit, menn auch nicht bis gum Ießten ©rab, mürbe bie Hamerabin ber Blinbheit

5riebti«b Olilßelm I. hat an allem - ber Dichter fchilbcrt unb erflärt noch meitere

©genen - große ^reube. Slucß Derbheiten ftö»

ren nicht.

©olch £ebett marb bis STtittcrnacßt unb brüber fröhlich gugebracht.

Drauf marb C3 auch geenbet, roeil unfer Honig, müb rom ©eßn, als er fehl’ lange gugefeßn, fidj nun ins Jett geroenbet.

Stm nähften STtorgen nimmt er „bis gum Ießten Simen” am ©ottesbienft teil, bann rnirb um elf Slßr gu Hlittag gegeffen. Slucß bies Beifommenfein roirb rom Dichter aus»

führlich gefchilbert. D lir erfahren, rner an ber Htittagstafel teilnabm, mie bie piäße oertcilt maren unb mie fröhlich es guging.

iPic ßöcßft nergnügt unb rooblgeneigt ber Honig fief) bei ©ifcf> gegeigt, bas ift nicht ausgufprechen.

©r aß unb tranf bes beften üleins

Bom Hngarlanb Bott Hummer eins;

Silan fing faft an gu gedjen.

Slud) bracht er ferner bei bem ©eßmaus noch mattdjerlei ©efunbhcit aus, bis baß es ©ins gefd)!agen.

Drei ©tunben mar ber Hetr am ©ifd), bann ftanb er auf gefunb unb frifch unb eilet nach bem IPagen.

Die ©tunbe bes Slbfcßiebs mar ba. Silan münfeßte bem hob^n ©oft allerfeits eine g!ücf=

hafte Slcife unb hoffte auf balbige iPicber»

f eßr.

Slus bem lebensbefahenben mit offenen Singen bureß bie Hielt manbernben bemußt im bäuerlichen £eben fteßenben Silanne mürbe früßgeitig ein ftiller, befeßeibener, manchmal mit allem ungufriebener Sllenfd).

©s fiel ihm fdjroer, mit ber Dielt abgufdjlie»

ßen. ©s mürbe ihm gum nicbetbrücfenbften

©efüßl, fein Bollmertiger Slrbeiter meßr fein gu fönnen.

©ein Bruber naßm ißn gu fid> auf ben Hof. Hier erlernte er mit ber Jeit fo manche Slrbeit, bie er mit bemunbernsmürbiger ©e=

fh id lih fe it, regem ©ifer unb beifpiellofer

©infaßbereitfhaft burhfüßrte.

Der Hof mürbe ißm gur Heimat, ©r Berließ ißn nie. Sluf ihm fanb er fid) fo gured)t, als ob er bas Bolle Slugenlicßt befäße. ^ür bie ©iere bes H°fes forgte er Bon früh W0 fpät. ©r half beim Drefcßen mie ein gefun»

bet Slrbeiter. ©ine maßte Hunftfertigfeit bc=

mies er beim Holjierfleinern. Beinahe troßig erlebigte er biefe Slrbeit, bei bet er einmal fein Slugenlidjt nerloren hatte Silit ben Hänben erfühlte er bie Sllitte bes Hel^fleßes, feßte bie ©piße bes Beils barauf unb fpal=

tete ißn.

©r fprah niemals. Das £eib hatte ißn ffumm gemäht, ©ein ©efießtsausbruef mar

blinbe 3 auec / e.N s«Ls,Nls

87

(10)

ftarr, teilnahmslos, als fei ißm febes £eben entfloßen. 3<ß gwelfelte, ob er noti) eine

©eele befäße, Me Soeub unb £eib empfin»

ben tonnte.

Stnb 6cd) fpürte id) eines ©ages ißr Dor»

banbenfein.

QMeber mar er mit holgbacfen beschäftigt.

(Es war jene unrußenolle je it, ba Deutfd)»

ianö fid) entfcßloß, gegen Me peinige tthil»

fü r an ber (Dftgrcnge bcs 3eid)es (Stellung gu neßmen. 3cß faß am offenen Jenftcr bes Bauernßaufes, wartete auf Me Had)tid)ten im Bunbfunf unb faß ber faft wie ein Ethin»

ber anmutenben Mrbeit bes Blinben gu.

Mus bern Jtunbfunf ertönte leife Sinter»

ßaltungsmufif. piößlid; enbete biefe unb ging in Mlarfcßmufif über Mite Mtärfcße we<ßfel=

ten mit neuen Mlar'fd)Iiebern. 3d) batte bie

©onffärfe erbebt, fo baß bie folbatifcfte Mtu»

fif über ben gangen £fof erfdjallte.

Da faß id), au'e plöfglid) ber Blinbe fein Seil nicberlegte, laufdjenb ben Sopf ßob unb ißn gu mir wanbte. flod) fcfjien er fief) fam»

melnb gu borgen. Dann batte er ben Dollen CFnftalt ber Stange erfaßt unb in fid) auf»

genommen. Die (Erinnerung an jene Seit, in ber er biefe £ieber fang, in biefetn J\bytß»

mus marfdüerte, trieb eine ißeHe in fein grau»

geworbenes, oermittertes <Seficf)t. Die 'Jüge ftßienen fid) gu beieben, unb feßt lächelte er

fogar. ©eine fcbmalen £ippen bewegten fid), ais fummten fíe irgenb einen ber £ieberte;cte mit. ©einen Sjänben war längft bas Beil entglitten, fíe fcßlugen gufammen mit ben roippenben Süßen ben (Taft.

£ängft feßon batte bie folbatifcße Seiet»

ffunbe mit bem £iebe „<D Deutftßlanb, bo<ß in ©ßren" ihr ©nbe gefunben. Mbcr nod) immer faß oor mir auf bem yaufloß ber biinbe, ßalbtaube Bauet mit einem feinen

£ä<ßeln in ben ¡fügen, er, ben id) bereits für einen innerlid; toten Mtenfdjen hielt, ber troß feiner £eiben eins aber immer geblie»

ben war: ©olbat!

Mittäter.

E in Neuftettiner Künftler

B E S U C H B E I W I L L Y L Ü T C K E

Muf ber Sunftßanbwerfausftellung im

©raffimufeum gu £eipgig würbe eine 3ntar=

fientür gegeigt, bie für ben neuen Batsßer»

tenfißungsfaal gu ©ßorn beftimmt ift unb beren ©ntwurf oon bem Heuftettiner Sünftler tö illy £üt<fe ftammt.

EDir nabmen biefe ©clegenßeit gum Mn»

laß, ben Sünftler gu befueßen unb uns mit i'bm über feine ©ätigfeit in ben oergange»

nen 3aßten gu unterhalten

Da wären erft einmal bie ©riginalfartons ber beiben dntarfien, bie je gwei Mieter hoch finb unb figürliche Darftellungen aus ber bewegten ©efcßiißte ber ©tabt ©ßorn geigen.

iTüt feiner Mrbeit im befreiten beutfeßen

©ffen bat EDilly £ütcfe bort wieber ange»

fangen, wo er polnifchet Mnbulbfamfeit bal»

ber aufbören mußte. Damals arbeitete er für ben beutßßen ©djuloerein in Polen.

Deforatioe Mtalereien an ber ©oetßefißule in ©raubeng, an ber ©djillerfcßule in Po»

fen, EDanbteppicße für bie ©icßenborffcßule in Dirfcßau, gefeßnißte ©üren, f<ßmiebe=

eiferne ©rnamente unb t>erfd)iebene Miale»

reien an ber Dürerftßule in Bromberg, bas waren fo Arbeiten bes Sünftlers, eße er nad) Eleuftettin fam. Denn feßon 1937 mußten bie Arbeiten an ber Sromberger Dürerfcßule ein»

geftellt werben, weil ber Pole immer unbulb»

famer würbe.

Mus bet ?eit feiner ©ätigteit in Polen bat £ütcfe eine befonbers fdjöne ©rinnerung in Sortn bes non ißm fünftlerifd) geffalteten Parteibuches ber 3ungbeutfcßen Partei. Mucß bas £ieberbucb ber 3ungbeutfd)en nennt als üerantmortlicßen für bie Bucßgeftaltung Eöilly £ütcfe.

EDäßrenb feiner ffieuftettiner $eit bat er an ber Musgeftaltung ber »erfeßiebenften 3ugenbberbergen mitgearbeitet, fo am ff3.=

heim £ubow unb an ber 3ugenbßerbetge Demmin. Dangig, bas feine urfprünglicße heimat ift, ließ ißn aber nießt los: 3n ber

„Paul»3enne<fe»3ugenbberbetge” ßängt ein

3,50 mal 6,00 Mieter großer EOanbteppid), eine Mufnäßarbeif in ber Mrt, wie w ir fíe im Bilbe geigen, ein hanfamotio. Eüilly

£ütde beßerrfeßt bie fd;wierige ©eeßnif bie»

fer Mufnäßarbeiten meifterlicß; unfere Bilber,

bie ein Mlotio aus ©ßorn geigen, beweifen bas. ©s ift bewunbernswert, wie es bem Sünftler gelang, mit ben fpröben Mtitteln ben fcelifcßen ©eßatt bes Vorgangs ausgu»

buufen.

t t t f t t t t t t t f f t

Aufnäh-Teppich mit Thorner Motiven Hufnaijmen: Mtáiít) Boltroert

(11)

3oßt nach ¿cm Polenfrieg routée £ütcîc fofort roieber in ben 21ufbau eingefcijaltet.

© eit einem 3al)r etroa arbeitet et in Cijorn u n i ift bort mit einer Beiße fünftlerifcßer Arbeiten rertreten. ©o finb zur jc it brci

©obelinteppicßc in 21rbeit: fu t bas ©âfte=

haus ber ©tabt ein Dianamotio, für èen îlrtusbof ein Slttusijofmotit) uni) ein ©obelin

„fiam pf bes öeutfcijrittcrs gegen ben ©la=

nen", ein figürii<f)=fymboIifcf)cs Biotin, bas für ben BatsßerrenfißUngsfaal beftimmt ift.

Der Sünftler tüillg £ütcfe ift außerorbent=

lid) oieifeitig. Befannttid) entwarf er aud) eine Danjiger Briefmatfe. ©benfo ftammt 6er ©ßrenbürgerbrief, 6en 6ie ©tabt <5am=

mcrffein bem 2\eicf)sarbettsfüf)rer überreichte,

aus feiner f)anb. Den tteuftettinern roerbcn oon feinen Arbeiten bie befpratiocn JTiaIe=

reien im Jorfthous unb bie £)olzreliefs in ber ©tabtfparfaffe befannt fein. 211s neuefte 21rbeit faben mir einen gelungenen (Entwurf einer p ia ftif „Steines Btäbdjen mit Puppe”, bie in einem Sranfenbaus 2lufftellung fin=

ben roirb. Bubolf ©ettinger.

H. J. B R E I S I G :

EI NE BEGEBENHEI T AUS DER GRÜNDERZEI T

t f t l t t t

3a, bas war ne<b „2fitonffettin”, obroobl es lange fcßon bicfen Bauten zugunsten non Damm batte abtegen müffen. Diel war bie

©tabt um 1870 noch nicht über ben ilmfang bet alten ©tabtbefeftigung hinau3gcroacf)fen;

gerabe oberhalb ber ©rünen ©cßanze ent=

ftanb bie Heuffabt. Das eigentliche ¿eben aber bewegte fid) noch im alten Baume.

£uifenftraße, Boßmarft unb bie Dotnftraßen waren bas SDoßngebiet ber guten ©tettiner Familien. 3n ihren Raufern wohnte bie $ein=

geiftigfeit, bie Carl £ubwig ©cßlcidjs 13et=

gangenheit befonnte. itnb war fie oielleicßt aud) nicht ganj fo wcimaranifdj, wie er fie rücffcßauenb faß, bie ©tettiner empfanben fie fo unb weilten fie auch oon ben anberen fo gefehen haben.

Diefes £ebens?entrum faß anbers aus als heute. Die Drei ©tiepen unb manch anberes feßbne ffaus ftanben noch, unb (Originale, wie ber foftlicße £ouis Blut?, ein aus Berlin 3U=>' gewanbertcr, etwas turbulenter Uhrmacher, erfreuten unb ärgerten ihre Btitbürger. Btit=

ten in biefem ©tabtibyll, an ber ©de ©roßc Dom= unb ©dmhftroße, lag bie 21blerapo=

thefe. ©ie ift aud) heute noch an biefer

©teile, aber es ift ein anber £eben um fie ßoeßgefommen. Das alte Batocfhaus fteht auf ben ©runbmauern eines Slofters. Dort ßat=

tie bie „©rauen Bfönche” gehäuft, bis ber lutßerifdje 2\ot fie auswies; cs war recht frieblid» bei biefer „21ustreibung” jugegan*

gen. Das ©tettiner Oolf begnügte fid), ben fonberbaren ^eiligen einige „£iebenswürbig=

feiten" naeßzurufen - es fonnte noch beffer ptattbeutf(h, als leiber heutzutage. 3m übri=

gen aber zogen bie Biünnefes unbehelligt ab, burften fogar alle ihre ©diäße mitnehmen, was bem Bat mit Bücffidjt auf bie ©tabt=

finanzen allerbings fauer genug anfam.

B tit ber Biönchsnieberlaffung wußte zu=

nächft niemanb etwas Bestes anzufangen;

fie »erfiel unb wäre wohl ooilig IDüffung ge=

worben, wenn nicht fddießiicß ein hoher B at Zum Bußen ber Bürgerfchaft bie 2lpotßefe eingerichtet hätte. Damit hätte ja nun unter bas Sapitel „©raroe Btünnefes” endgültig ber ©d)Iußftrid) gezogen werben firnnen. Der B at badjte wohl fo unb ber 2Ipotßefer auch- Die guten ©tettiner fonnten fid) aber oon

biefem ©hf ma noch lange nicht trennen.

3war ben Biöncßlein weinte niemanb eine

©ränc nad). 21ber waren fie wirflicß fo ganz fpurlos Derfcßwunben? ©s ift merfwürbig, baß bemfenigen, ben man unter ben Befißen*

ben weiß, nocß immer Beichtümer ßinzu=

gebichtet worben finb. £oß einmal einen

1000=Btarf=©cßein feßen, fo bift bu über=

morgen für beine lieben Dolfsgenoffen fferr über 3d)ntaufenbe. ©o war cs benn auch ben Btünnefes ergangen. IDas fie mitgenom=

men hatten, ba3 war offenbar. 2(ber war bas wirtlich alles? Die ©tettiner zweifelten feben=

falls baran. ünb fo fam es, baß bas alte

Einzelheit aus dem Thorner Teppich von W illy Lütcke:

Sie zeigt nicht nur die Technik der Arbeit, sie offenbart auch die Kunst des Ausdrucks

(12)

Kloftergrunbftücf als ijo rt oetborgenen Bei<ß=

tums befonbete Achtung genoß.

¡¡ließt lange oor bem Stiege 1S70 batte bie Apotßefe einen neuen fjrrrn befommen.

©ie muß rooßl etwas oerroaßrloft geroefen fein. 3ebenfalls entfdjloß fiel) bet Befißer 3U einet grünblicßen Überholung. ünb bie fiel für ißn in eine böfe 3 eit. Die ©rünberjaßre machten fief) bemerfbar, unb biefe befamen Sunäcßft einmal bet ehrbaren Blaurersunft gut, ciel ju gut, roenlgftens nad) 2Infld)t bet Bauherren. An allen ©efen unb ©nben mürbe gebaut, oon Arbeitslofigfeit roat feine Bebe, um fo mehr non Blangel an Bauarbeitern,

©o fam es benn, baß im öerßättnis non

£obn 3U ieiftung unb Jirbeifsjeit bie eigent=

liehe Dominante ber £oßn mar. Dabei ging es ben Herren Blaurern fo gut, baß fie f<f)on am frühen nachmittag, fobalb bie ©tunbe oom 3 afobifircf)turm fchlug, bie Seile i)in=

warfen, oom Soblmarft fid) Drofchfen holten unb baoon fuhren; natürlich nicht 31t B lut*

tern, fonbern in bie Sneipe, » 0 es ßoh ßer=

ging unb manches M a l fogar ©eft herhalten mußte. Obre grauen roaren wohl bagegen, aber barauf fonnten fie feine Bücffießt nehmen.

Der Apotßefer mar auch bagegen, aber barauf nahmen fie noch weniger Bücfficßt. (Er mar ein ßersensguter, ßumorooller Blann.

Allein bas ging benn bocß 3U weit. Eöas blieb ihm anberes übrig: er mußte in erfter

£inie hinter feinen Blaurern herfein unb fid) mehr braußen als in ber (Dffigin aufhalten.

Das mar recht unangenehm, surnal ihm ba=

burch faum nod) Jeit für feine fchr oieI=

feitigen Drioatintereffen perblieb. Den ffetren Blaurern paßte biefe für fie ungebührliche Antreiberei fhon gan3 unb gar nicht. © 0 roar bie Arbeit unerquidlidj für beibe Beile, unb

©ott weiß, mas aus ber gansen Überholung geworben märe, wenn nicht bie Arbeit plöß=

lieh einen rätfelßaften Auftrieb befommen hätte.

Die Seiler feilten inftanb gefeßt werben, alte Kloftergeroölbe, viele Bieter unter ber

©rbc. ©iel) einmal oon ber ©chuhftraße in bas Sellerfenfter. ©ief unten ift jeßt bort bas £aboratorium. Damals lag alles voll

© h u tt. ünb ausgerechnet über biefen alten

© h u tt fielen nun bie Blaurer mit gerabe3u fanatifdjem Arbeitseifer her. ©ie räumten unb räumten unb hielten fid) nicht einmal mehr an ben ©tunbenfcfjlag. ©inmal bradjten fie ein mächtiges ©cßlüffelbunb mit nach oben, bas fie im © h u tt gefunben hatten,

©ottte es ben tt)eg 3U mäi'henhaften ©haßen öffnen? Der Apotßefer marf es auf ben B ifh , ba gerfiel es in roftige ©plitter. Da­

mit mar cs alfo nichts. Aber bas fonnte ben

©ifer nun nicht mehr abbämpfen. Dm ©egen=

teil, roaren bie © hlüffel bageroefen, bann fonnten bie ©haßtrußen ja n ih t mehr roeit fein.

© 0 ging bie Arbeit im ©turmtempo weiter, ©hon mar ber leßte Sellerraum in Singriff genommen, ba [türmten bie Blaurer plößlid) in bie (Offijin: „UM ßebben fei, roi [ebben fei, äoer bellen!" „tta , roas habt ihr benn nu?” fragte ber Slpothefer. „tta, bei troötf golbenen Apoffels!”

ttun mar es alfo heraus. Das mar ber

©runb für ben unbegreiflichen ©ifer geroofen.

Sille 3roölf Slpoftcl, lebensgroß unb aus lou=

terem ©olbe, hatten bie ttlönchiein befeffen unb, ba ein golbener Blann bas Dielfacße eines natürlichen £cihnams wiegt, bei ihrer Austreibung im ßinterften Sellergeroölbe oer=

borgen, „©hafsföppe” , fagte ber Apotßefer, benn bas mar fein £ieblingsausbrucf, „ba werbet ihr fhon mas Becf)tes gefunben haben!” Aber bas 30g nun n ih t mehr, ©s half ihm nichts, er mußte mit in ben Seiler, um ben märchenhaften ©haß 3U befeben unb - 3U teilen.

©ine ©taliaterne gab fümmerlihes £id)t, aber roas fie ba geigte, mar roirflicß über=

roältigenb. Don ber töanb her ftraßlte ein golbiger ©hein aus, nein, eigentlih fhien es, als fei bie gan3e tüanb mit ©olb über=

3ogen. Aber Apothefer roaren fhon bamals

flMe ber leßte Dcß in Brunnern gefeßoffen mürbe, lefen mir in ben „Bropinsialblättern"

pon 1825, wo es pon bem Brebiger ©urtius in Bribbernoro bei tl'ollin „unter ben Kenn=

3cihen ber ©laubroürbigfcit" roie folgt bc=

fhrieben wirb:

Smifhen £üb3in unb Serglanb war früher ein faßt unburcßöringlidjcs SBalbmoor, burh bas ein fhmietiger Jußfteig ging, ber auf Bohlen ruhte, bie oon Bfrften unterftüßt ma»

ren. Bier fei bem Brebiger ©cßroars aus

£üb3in oft auf feinem Dienftmege ein Bär begegnet, ber ihm ftets rußig aus bem töege gegangen fei, fo baß er gar feine Jurcßt mehr gehabt habe. -

©inige 3 afjre fpäter geht ein rüftiger ©ee=

faßrer in bas B rü h , um fid) Banbftöcfe 3U hauen, ©r floßt im D icfiht auf eine siemlicße

©rhößung aus gufammengetragenen ©träu=

hetn unb Bloos unb ließt hier 3roel junge Bären, ©r binbet fie fhnell mit ©triefen unb bringt fie bem fferrn oon £üb3in. Der läßt fie aufsießen unb fhenft fie bem fjersog. „Da ber Drins bie gesäßmten Beftien in ©tettin frei unißergeßen ließ, fo tarnen babei bie Bäcfer» unb Sleifcßerbuben n ih t feiten in ©e=

fahr." -

„Balb barauf fteßt in ber nemlicßen ©e=

genb ber bortige 3äger Blolbenßauer abenbs auf bem Anftanbe, um großes IBilb 311 fcf)ie=

ßen. Unerwartet förnmt ißm, faum 40 ober 50 © d ritte entfernt, ein großer Bär 3U ©e=

fihte. ©r feßießt ißn in bas B latt ber linfen

©eite. Das ©hier roenbet fih um, unb geßt, unter großem Brummen, in bas B rü h ; hat ftarf gefhroeißt, mar aber nirgenbs 3U finben."

tta h einem 3 aßr trifft er roieber einen Bären. ,,©r brennt ißm eins oor ben Kopf unb fießt ißn por feinen Augen nieberftürsen.

Als er auf wenige © h ritte heran ift, rih te t

nühterne Blamier ber BMffenfhaft. B lit ruhiger ©acßlihfeit g riff er nad) bem gol=

bigen iüutiber, unb ba mar ber ©raum auch fhon 3erftoben. „©hafsföppe!" Damit frü=

melte er einen ttiebetfdjlag aus ©hmcfel,

©alpeter unb Kalffinter 3U Boben. Dann ging er lacßenb roieber nah oben unb naßm mit fih wohl ben allerleßten ©raum pom alten golbenen ©tettin.

Da aber bie Blaurer bei ber Arbeit warm geworben roaren, blieben fie im 3 uge, fo baß bie ¡Überholung fertig mürbe, beoor ber große Krad) bie ©rünberselt befeßtoß. ©o bradjten bie Apoftel boef) noh ©egen, ben ©egen an=

ftätibiger Arbeit.

ünb wenn ißr es n ih t glauben wollt, baß man im alten ©tettin foldje ©räume ge=

fponnen ßat, fo weiß id) cs eben beffer. Denn ih habe es oon meiner lieben Blutter, unb bie mar bie ©echter jenes Apotßefers.

fih bas ©ier noh einmal auf, um bann aber tot 3U Boben gu finfen. Beim Ablebern fin=

bet nun ber glücfticße ©hüße 311 feiner n ih t geringen üerrounberung auf bem linfen üor=

berblatt feinen gansen ehemaligen ©cßuß pon 3roei Kugeln hießt am Knohen liegen, aber oötiig oerroahfen." ünb ber B e rih t feßüeßt mit ben Ülorten: „ttad; biefer Seit ßat man, ba bie IDalöungen immer lih te r unb bie B rüher in föiefen oerroanbelt worben, oon feinem Baubtßier biefer A rt etwas oernonu men.” - Das muß alfo um 1750 herum ge=

roefen fein, ©b biefer Bär aber ro itflih noh ein ©ohn ber BMlbnis mar, bleibe baßin=

geftellt.

Da für bie ©rtegung eines Bären im 17.

unb 18. 3ahrf)unbert Brämien begaßlt rour=

ben, laffen fih aus ben Arcßioett bie leisten

©rinnerungen an Bleifter Deß noh feftftellen.

tta h einem ©hreiben bes Blagiftrats 3U Damm oom 21 . ©ftober 1724 an bie pom=

merfeße Kammer waren bei ber öorftaöt 3 „Bauptrinboieh” oon einem Bären getötet,

©s fonnte fein IBolf geroefen fein, weil ben

©leren am Bücfgrat bas Jleifh ausgeriffen unb bas B lu t ausgefogen mar. Dn ber näd)=

fiten ttaeßt fhleppte er swel ©iere weg, fdjarrte fie in bie ©rbc unb bebeefte fie mit Boß, Kräutern unb ©traud), „fo baß man Sugleih öie Klauen bes Bären erfennen fonnte." -

Don nun an mürbe er immer feltener. © 0 famen nah einer Aufteilung oon 1727 in fjinterpommern auf 32 alte, 6 BlitteU unb 47 tteftmölfe nur ein alter unb 3mei junge Bären. - 1730 feßoß ber ©berft oon Borcfen 3u Altroigshagen (Kreis Anflam) einen alten unb sroel junge ©iere. - 1735 „beftellte ber

£anbjäger ttolte 3U ©oloro einen Bären unb 5 alte tDölfe im ll'olfsseuge". 1739 fing er roieber 2 . - Die Jahl aller in 4)interpommern 1737/38 getöteter Bären betrug S. - Auf

4 Öer le^te in Sommern

(13)

vlufn.: 23iI6at*d)it» (<oci)malfticf))

Jn b e i1 g e fd jü is te n f ^ e im a t

liegen D»er t)ecrücl;e pommerfdjE Otvcinb unb Me weite Oftfee unb bieten ben

^ebüeftigen jnit bee gefudnen Öetjolung bie $eeube am ftbönen Daterlanb

Befdiwerben 6er ©tabt Damm hielt 6er ©ber=

forftmeifter d. pertefelb, ©tettin, auf Soften 6et ©fa6t eine Bärenfagb ab, ju 6er Damm ntcfjt nur JTtannfchaften ftelien, fon6ern auch 6ie „erforöerIid)en Seuge" herbeifd)affen un6 jurüefbringen mußte. Das €rgebnis 6er 3agb wirb uns [ei6er nicht mitgeteilt.

1743 jerriß ein Bär bei © tettin 5 JUnber

„un6 fd)Ieppte 6ie Cabaoer auf einen f)au=

fen". Da 6en ©tabtfehüßen 6ie Bären/ag6 oerboten mar, erhielten „fämmtliche ©tettin*

fd)e Jorftbebienten 6en Befehl, auf 6en Bären 3ag6 ju machen". - Das Pier muß aber ent*

hemmen fein; 6enn im nächften 3aßr jerftorte es einem Befißer 98 ©tuet Bienenftöcfe,

„welcher ©cf)a6c bei einem Preifc oon 1 B thlr. pro ©tuet fid) auf 98 21tt)Ir. belief".

(Bericht 6es ©beramtmanns uem 25. ilta i 1745 an 6ie Sommer.)

1749 fan6 eine 3ären/ag6 im Papenwaffer uon ©tepnißer $i|chern aus einem Boot ftatt,

„ohne Puloer un6 B le i” . Der Bericht meI6et barüber:

„31n 6en ©berforftmeifter d. B a rfu sj in

•Jrieörichswalbe, ffochwoblgeboren. - £w. u.

f. w. überfenbe fjlcbex einen Bären, welchen 6ie hiefigen $ifd)et 6icfen Morgen ganf; jeitig im Papen=iDaffer angetroffen un6 nach einem harten ©egenfampf entlieh 6enfelben 6arin er*

fd)lagen; ©ie hegen 6as unterthänigfte Der*

trauen ju <£w. u. f. tu., 6aß bicfelben gnä6ig geruhen werben, t»or ihnen ?u forgen, 6aß ihnen 6as georbnete Pracmium roegen ihrer Müf;e un6 fjerhhaftigfeit, fo fie hiebei ange*

wanbt, angebeyen unb gewähret werben möge, übrigens wünfehen <£m. u. f. w. unb bero hohen paufe ein gefegnetes Pfingftfeft unb Debat t e mit allem Befpect <£ro. gaß ge=

horfamfter Diener (tasner.”

Die Prämie für einen getöteten Bären be*

trug im 15. 3ahrhunbert 6 JTtarf, für einen Puchs 4 unb für einen töolf 2 M a rf. 3m 18. 3ohr hunbert gab man für alle brei 31rten benfelben ©ab- - Dntereffant ift bie 3!bleb=

nung einer erhöhten Prämie an bie beiben Jifdjer mit folgenber Begrünbung: „Die $i=

fdfer finb nermuthlich auf feine Bärenfagb ausgegangen, fonbern haben biefen oon otjn*

gefäljr angetroffen unb ©elegenßeit gefunben, fich beffen ju bemächtigen, cs wirb ihnen fein geringes p ia ifir gewefen fein, unb wenn fie

91

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ben an öem Begriff 3amunö=£abufer Öolfsfunft mitgemirft. unö 19- 3al)rbunöert finö es oorncbmlid), öie öer 3amunöer Öolfsfunft ihren Stempel aufgeörüeft

plm 21. hier mußte er öie Beoolution erleben, unö hier oerbraeßte er in einem unfagbar fernerem inneren Bingen öie gualoollften ©tunöcn feines £ebcns. ©ein

Gin anöeres, öas heute gang auffällig toirö, ift öie Poriiebe für öie Surg» oöer Sofeform öer Hamen. H iit öem erften Huftreten öes Hamens füitti nimmt

lerer Reife geben. JTlan hat als Srunö für einen foidyen Schritt öie Patfadyc angeführt, öaß Snglanö öer größte Käufer unferes roichtigften Olusfuhrartifels,

©erabe eine Süßne, bie nielfacß nor ©olbaten unb Rrbeitern in abgelegenen ©ebieten gu fpielen berufen ift, barf -nießt nur erheben unb aufrütteln motten,

gezogen, öas, in öen lebten 3 abt'3ebntcn uerbümmert, nur öureb Aufträge öiefer 2lrt neu belebt meröen bann, Durch öie Heberolle 2Iusgeftaitung aller (Eingeh

gen ©cblaf. 2lus öiefem roeefte ein febarfer IDinö peters Matrofen, öie aber öie Soje öes &lt;Sifd)ers leer fanöen. 2luf öem Sahn roar er nicht unö auch

hunöerte ootn ©reifengefd)led)t regierte Pommern toäfjrenö öiefer langen 3eit troig gaßlreicher ^eßöe niemals in öem Htaßc oon f?riegsgreueln heimgefud)t