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Heft
4 -"—’.1»9.»16 Jahrgang einzerheft 10 Pfennig Viertelj.
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Unabhängige
zur Förderung der deutschen Seegeltung und der deutschen Flottenpolitik Zeitschrift des«Eingew
Vereins ,,Marinedank«,Berlin SW68, Kochstr. 28X29,
sama-den Bist-Admiral i.O.dem-am Lieds-I unsRudolf Qmu -
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Deutschland zur See Heft4
----Julius-It Ins-·
Die deutsche Handelsflotte im Kriege
V ei Ausbruch desWeltkrieges undEng-
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landsMittelmächteHinzutrittwurdezudendasFeindengewaltigeder A- RetzdesÄberseeverkehrs,dasdeutscheMi- 0
Tatkraft und Zåhigkeitinmehrcis siebzigjährigem schweren Ringen um dieganze Welt gespannt hatte, mit jähemRuck zerrissen.
DieBrücken,diediedeutscheHandelsflotte zum Vorteil aller Völker, besonders aberzumsWohle des eigenenVolkes. überdieOzeanegeschlagen hatte, sodaß die Meereswüsten die Völker nicht mehrtrennten, sondern verbanden, mußten abgebrochen und eingezogen werden« Dieeinst überall inimponierender Zahl auftretende deutsche Handelsflagge verschwandschnellvon denWelt- meeren; teilssuchte siedenSchutzneutraler Häfen, teilswurdesie das Opferderzahlloer feindlichen Jagdschiffe, undnur wenigengelang es,einen Hafen inder Heimat zu erreichen. Selbstdie Handelsschiffe in deneuropäischenund inden Deutschland nächstgelegenen Gewässern konnten zum großenTeil nichtzurückkehren,daz.B.
England undRußlandsieindenkritischen Tagen vor Kriegsausbruch inrechtswidriger Weiseam Auslaufen verhinderten undbeiKriegsausbruch
sofort beschlagnahmten. .
DerSchutz.dendieKriegsflotte derHandels- schiffahrt gewähren sollte, hatte versagtundmußte nach LagederDinge versagen. Die Zahlunse- rer Kriegsschiffe im Auslande war fürdiese Aufgabe zugering,auch fehlteihnen, besonders nachdemFall Tsing-taus, jeder«Stützpunkt,sie waren selber vogelfrei und eine sichereBeute derjagendenfeindlichen Geschwader; dieHei- mateflötte hatteandere wichtigereAufgaben zu erfüllenundtatdas ihre,wenn siebis zueinem gewissenGrade dieRord- und dieOstseeder Handelsfchiffahrt freihielt. Deutschlands höchst ungünstige Lage zum offenenWeltmeer machte esdermächtigen englischen Flotte nur zuleicht, dendeutschen Äberieehandel zusperren. Hätte England eine ähnliche geographische Lagewie Deutschland, sowürdeimFalle eines Krieges mit einer größeren Seemacht selbst seinemeer- beherrschendeFlotte gegenüberder Aufgabedes Handelsschutzes versagen.
Esistniemals von deutscher Seite versucht worden, inAbiedezu stellen, Laßdiedeutsche
.«Handelsfchisfahrt durchdenWeltkriegdenschwer- stenSchlag empfangen hat, der ihr gegeben · werden konnte. ·Richtallein der gesamte Ge- schäftsbetrieb hat aufgehört, sondern schwereun- mittelbare Verluste anwertvollftem Schiffsmate- rialhabensie betroffen,un) eingroßerTeil der früheren Ausgaben gehtweiter, neue für Für- sorgesind hinzugetreten. Was die·en Einbußem Verlusten und Ausgaben an,Einiiahinen aus demKriege gegenübersteht, darfzurzeit nicht«
bekanntgegeben werden,,kann aber das Soll in keiner Weisedecken. Esist alsokeineswegsein«
rosigesGegenwartsbild. das die deutsche Han- delsschissahrt im Augenblick bietet, aber esist dochweit von dem entfernt, was ihreFeinde ihr wünschen,und imSchoßeder deutschen Han- delsmarine selbstistman himmelwe.t vonjeder Verzagtheit entfernt und blickt mitVertrauen indieZukunft, deren Gunstman miterprobter Genialität undEnergieerzwingen willundwird.
IstdochdiedeutscheHandelssiotte indenschwer- stenKämpfen großund starkgeworden,· der Kampf, dieÄberwindung der schwerstenHin- dernisse gewissermaßen ihrLebenselement.
Als der Krieg begann. hatte Deutschland eineDampfertonnage von5 134 720Brutto-Reg- Tonnen, diesich auf2090Dampfer verteilte. Die ziemlichgeringeSeglertonnage wird annähernd diegleichewieam
1, Januar 1913 gewesen sein, wosiefür2420 Schiffe447870 Brutto-Reg- Tonnen betrug. DieschwerstenVerluste hatte dieHandelsflotte gleichim erstenatriegsjahra seiesdurchKapeiungen, seiesdurch Beschlag- nahmungen und dergleichen. Llohds Schisssres gister 1916—17 führtnämlichnur noch 1706 Dampfer mit3890 542 Brutto-Reg.-Tonnen für dasJahr1915auf,was sür Deutschland alleinan Dampfern eineEinbuße ron 1244178 Tonnen ausmacht. DerHauptverlust kommt wohl auf dieBeschlagnahmeinfeiiidlichenoderursprüng-
lich neutralen unddann feindlichen Häfen.Lord Eecil teiltekürzlichimAnterhause mit,daß
144deutscheSchiffeinEngland
14 » » »Frankreich,
30 » » »Rußland,
59 » » »Italien,
71 »
—
»Portugal, zusammenalso318deutscheSchiffe seit Kriegs- beginn beschlagnahmt wären,von denen diein England, Italien undPortugal beschlagnahmten von jenenMächten verwendet würden. Hierzu sind neuerdings etwa 20inneutralen griechischen Häfenvon derEntente beschlagnahmte deutsche Schiffe getreten. DurchdieEingliederung dieses Schiffsraubes indieeigeneHandelsflotte erklärt sichzum Teil auchdievon Lloyds Register an- gegebene geringe Einbußeder britischen Han- delstonnage, dietrotzder gewaltigen Verluste durch AsBoote nur 59 825Tonnen betrug, wäh- rend Frankreich 711-16 Tonnen einbüßte, Ita- taliens Flotte aber durch den Diebstahl um 255245, Portugals um 211277Tonnen«zunahm.
Ratürlichsinddiegestohlenen Schiffe nacheinem siegreichenKriegedemrechtmäßigen Besitzerzu- rückzugebenund ist ihmfürdiewiderrechtliche Benutzung Schadenersatzzuleisten.
Aber dieVerluste durchVersenkungen usw.
liegen zurzeit nochkeinenäheren Angaben vor;
genaueres indieserBeziehung weißman nur über dieTätigkeitfeindlicher cUisBoote inder Ostsee,inder fortgesetztÄberfälle auchinneu- tralen Gewässern stattfinden. Immerhin dürften diese Verluste beiweitem nicht so groß»seinwie diedurchdieBeschlagnahme entstandenen-
Aber derWeltkrieg findetdiedeutsche Han- delsflotte nichtnur als leidenden Fastor; sie ist auchaktiv instarkem Maßeundmitwichtigen Aufgaben anihmbeteiligt undverdient auchin· diesemSinne einen Ehrenplatz inderGeschichte des Krieges. In welchemungeheuren Aiaße diebritischeHandelsflotte für-die unmittelbare Kriegführung herangezogen ist,ist bekannt. 42 v.H. dieser Riesenslotte stehenim Diensteder britischenAdmiralität. weitere 42v.H. sind für dieBedürfnisse der Verbündeten bereitgestellt, so daßtatsächlich trotzdergewaltigen briiischen Handelsflotte in England bittere Rot anFracht-
raum herrscht. cWiegroßbei uns dieInan- spruchnahme der Handelsflotte für Kriegszwecke ist. darf vorläufig nicht tekanntgegeben werden;
bei der Vielseitigkeit der Verwendung dieser Schiffewird auch inDeutschland derProzent- satzkeingeringer sein.
Zunächsthatte für die Kriegsmarine das zahlreichehochweriige Personal derHandelsflotte, » das am 1.Januar 1913 77 746Kopfe betrug, eine sehr große Bedeutung; denn esbewahrte sieunter allen Amstanden vor Alangel ange- schulten Kräften bei stärkeren Verlusten und Vermehrungen del Schiffe-bestände Run ist allerdings diehier genannte Kopfzahlbei weitem nichtgreisbar gewesen; denn zahllose deutsche Seeleute sehnen sich noch heuteaisIiilernierte nachder Heimat. Aber was vorhanden war, war injeder Beziehung mehr als ausreichend fürdenBedarf derKriegsiiiarine, unddaßtrotz- dem auchdieHandelsniarine keinen Mangel an ersttlassigendirasten leidet,das beweistdas An- ternehnien mitden Handels-A-Booten.
Betreffs derVerwendung vonHandelsschiffen zu Kriegszwecken denkt man zunächstan ihre vornehmste Verwendungssorm ais Hilfskreuzer.
Wieviel deutsche Schiffe wirilichalsHilfskreuzer ausgerüstet wurden und tät.gwaren, istvor- läufig nichtbekannt. Sie mußtenannähernd dasselbeLos habenwieunsere Auslandskreuzer, weil siegleichihnenanden-ivölligen Fehlenvon Siützpuntten litten. Rachkurzer Tatigieit gingen ihnen Kohlen, Alunition und Proviant aus, und siemußten-sich inneutralen Haseninter- nieren lassen,oder siefanden —- zum größten Teil durch freiwillige Selbstbeinichiung in un- gleichemKampsemit überlegenenGegnern ,—
auf offenem Aieer mit wehender Flagge eln ruhmvolles Ende. DieRamen ,,KaiserWilhelm Ler, Große«, ,,Eup Trafalg«ar«k",,,Kronprinz Wil- helm«,,,Prinz Eilet Friedrich«U.-a.werden in derSeekriegsgeschichtefortleben.
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Rur einHilfs-
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kreuzerkehrtenachglanzvollerKreuzfahrt ruhm- vollindieHeimatzurück:GrafDohnas ,,Möwe«.
Eine andere, ebenfalls wichtigeRolle hatten UnsereHandelsdampfer infernenGewässernals Begleiischiffe der Auslandskreuzer zu spielen, um siemitKohlen, Munition und Proviant zu versehen, ihnen Gefangene abzunehmen, neue Beute zuerkunden und dergl.· Manche inter- essante Episode habendieSchiffeindiesemge- fahrvollen Diensteerlebt. Man wird nochvon den Erlebnissen der Begleitschiffe der .,Karls- ruhe« hören,von der ,,Patagonia«, ,,Erefeld«, ,,Asuncion« und ,,Rio Regro«. In gewissem Sinne könnte man auchden kleinen tapferen Llohddampfer »Ehoising« hierher rechnen, derdie .,Ayesha«·Männe«rnachArabien brachte.
Eine besondersgefahrvolle Verwendung fan- denviele kleinere Handelsdampfer als Minem leger. Esseierinnert an denHamburger Bä- derdampfer ,,Königin Luise«,an den»Meteor«, diebeide beiihren erfolgreichenAnternehmuns genruhmvoll untergingen, undan die,,Möwe«.
Anzähligeandere erfolgreicheSchiffedieserArt sind bisher aus guten Gründen noch nichtbe- kanntgegebenworden. Daß zahlreiche Handels- dampfer als Patrouillens und Wachlschiffeund alsbewaffneteBegleitschiffe für Handelsfahrzeuge inderOstsee tätigsind,darüberist bereits häufig in denZeitungenberichtet.— DeraktiveAnteil der deutschen Handelsflotte amKriege ist alsoeinganz gewaltiger und wird erst späterimvollen Am- fange überblickt und bewertet werden können.
Esistaberschon jetzt anzuerkennen, daß sie ihre Schuldigkeitinüberreichem Maßegetan hat.
And in dieserBedrängnis durch und in dieser-Tätigkeit fürdenKrieg habendieleiten- denKöpfe unserer Handelsslotte keinen Augen- blick ihre.eigentlicheAufgabe, die»Vermiittung des HandelsundVerkehrs überSee,vergessen, sondern sie nicht allein,wenn auchinbeschränk- testem Amfange, durch das geniageMittel des Handels-A-B«otes zu lösengesucht;«denn auf dieihnendurch unsereFeinde indendüstersten Farben geschilderte und angedrohte Zukunft habensie sich ungebrochenen Aiutes unu voller Siegeszubersicht auch aufwirtschaftlichemGebiete gerustet. OodasExperiment mit denHandels- A-Booten gelingt oder nicht, läßtsich zurzeit noch nchtentscheiden.
Wie aber die deutscheHandelsflotte inden ihr angediohten und auchsicherenschwersten Wettkampf mit denHandelsflotien derFeinde und der ganz außer-gewöhnlich durchdenKrieg gestärttenReutralen einzutreten gedenk.·,darüber hatGeneraidirettor Ballin derHambui«g-Ainerika- Linie kürzlich einige interessante Aiitteilungen gemacht. ErerzähltedemVertreter derKopen- hagener ,,Berlingske Tidende«: »Die Hamburg- Aiiierika-Linie baut gegenwärtig »Bis·marck«.
dasgrößte SchiffderWelt,von 56 000Tonnen, ferner das Turbinenschiff ,,Tirpitz«von 32 000 Tonnen und drei andere Schiffe von 22 000 Tonnen aufderVulkanwerft. BeiBremen sind
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nicht wening als neun DampferinBau, von denen viermit 18 000Tonnen Tragfähigkeiidie
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größten Frachtdampfer der Welt werden. Aufder Ftensburger Werft, wowirdreigroße Passagier- Frachtdampfer inBau haben,bestelltenwirvor einigen Tagen nochzwei Schiffevon je13000 Tonnen, beiTecklenborginGeeftemündewurden zwei Frachtdanipfer von je17 000Tonnen für den Verkehr durch den Panamakanal gebaut.
DieEsHamourgseüdanierikasLinie baute indem Schiff ,,EapPolonio« einbedeutend verbessertes Schwesterschiff des als Hilfsireuzer bekannten
,,EapTrafatgar«. DerRorddeutsche Lloydbaut inDanzigzwei große Schnelldampfer »Columbus«
und ,,Hindenburg«von je35 000Tonnen, ferner
»Munchen" und,,6eppelin" vonje16000Tonnen- zwölfweitere Schiffe von 12000Tonnen. DE AstikasLinie baut sechs.die»Hansa-LinieCth, die Kosmos-Lin«.e zehn Schiffe,drei- GWBS zwischen90V10 und 13000TonnencWanth
Diese in keinerWeise erJUPfeNdeIPZahlen zeiget-« das-zdiedeutsche Fvuelsflotteinaltem Aiiisange, abermit
neueBsa
MTUMAIglelchnachJrievensschiusz ausdes zeanenerscheinenwird.
GJtab Alsin Erdmänn·
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-T«,"’z""«.1;»istdas Watt. Vomhohen Rande
· desDeiches,der dasfruchtbareMarsch- landgegen die Wut derWogenschützt,
- - schweiftder Vlick weithin über ein Gebiet, das die bee freigelegt hat. Welch wunderbares Bwittergebilde, vondemman schwer sagen kann,ob es eigentlichzum Meere oder zumLande gehört. HierträgtesdenCharakter festenBodens, indem harte,festeTonmassen aufragen, die dem Schiffer»gefährlich-;werden können,wenn erbeifeichtemWasserstandeüber siehinwegfährt;. oder es habensichIxMuscheLs undSandbänke aufgebaut. An anderen Stellen wieder trifftman auf feinen,fast flüssigenSchlick, derkaum denFußeines Vogelsträgt,«wenner sich aufdiesemtrügerischen Voden niederläßt And dann gibtesStellen, wodasWasser noch seine Herrschaft behauptet hat. .I»;Dassindaller.
hand größereUnd kleinere Lachen,indenenes sich gesammelthat,einer tapferenRachhut ver- gleichbar, die nochstandhälts wenn dasÄGros
derArmee dieFluchtergriffen hat. Auch die
-
grabenartigen Prielen sind noch eineWeile ge- füllt, bisdas letzte Ebbewasseraus ihnenabge- flosfen ist.—Aber dies Anland besitztallerhand Schätze,dieihmdasMeer
aus seinem unerschöpf- lichen Reichtumzweimal desTages beschert. Wie emsigwaten Großeund Kleine indenTümpeln undPrielenumher,um dortdie wohlschmeckende KrabbeundandereKleins beutezuerjagen,derder Rückzug abgeschnitten ist.
Ananderen Stellen die-·
nen die Gaben desMee- resderIndustrie. Müh- samwerdendortMuschel- schalen gegraben, aus denensicheinausgezeich- neter Kalkbrennen läßt.
Sowandertdaszerbrech- liche GehäusederScha- lentierchen wohlalsVin- demittel inirgendeinen stolzen Van, denesstark- undfestmacht.".Auch die Vögel.die nimmersatten Piraten,findenüberreiche VSUIQ Nichtse, Se-
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haglichauf
machküste
Her-Da Noch-use
mach Desw- Moskau-oDeutschland
zur Seefchwalben,Wrackvögelund Möwen kommen zu- Tausenden. um sich aufdemWatt zum leckeren Male niederzulassen. Wer Vögel schießen will, findet im
Watt reich- licheGele- genheit;
doch viel- leicht zieht esderJäger vor, den Seehundzu beschleichen, dersichbe-
demSande sonnt.
Aberwehe demAnkuns digen, der sich beim
Tiefstande desWassers zuweit.an das Watt
hinaus- gewagthat, und dernun vonderFlut überrascht wird,die denVoden nachund nachver- schlingtl Wäre das
Watt ein
gleichmäßi-
. « ges, sanft
anfteigendes Gelände, sowürde das Wasser Schritt für Schrittvordringemeswürde dann selbstvor seinen-Gefahren warnen und den Rückzug ermöglichen. Die Anebenheit desVo--
SteilküftederNormandie
—Strand beiStubbenkammer MachGaswerkVildewtlas) Seite8
7 Die Tiden
den-zläßt seinKommen aberheimtückischerschei- nen. DerWanderer draußenstehtvielleicht auf feinerkleinen Grhöhungund bemerkt nicht. wie
ihmdieFlut bereits denRückweg abschneidet Sowird siezum Feinde, derauchvon hinten angreift",und derdenMenschenumzingelt hat, eheer sich versieht. Selbst wenn derRückzug einigermaßen rechtzeitig angetreten wird,bieten dochdie bereits mehr oder weniger gefüllten Prielen oftHindernisse, die nur ein geübter Schwimmer besiegenkann. Wie mancherAn- glücklichehatimWattenmeer seinen Tod gefunden.
FlutundEbbemodeln dasVild desGeländes nichtüberall wesentlich. Wer einmal Gelegen- heit gehabthat,amschönenStrand von Saßnitz undStubbenkammer zuwandern, derweiß, daß der schmale Wegunten beibee nicht merklich breiter wird,aberauchkeineGefahrbesteht, daß ihndieFlutverschlingt. Anders liegenfreilich dieVerhältnisse an der Rordsee. Hier ändert sichdieLandschaft mitdenGezeitenvollständig.
So führtzum Veispiel zurbeezeit einfahr- barer «WegvonDuhnen beiKuxhaven bisnach dem10Kilometer entfernten Reuwerk, und es kanndanndieWattenpost ungehindert verkehren,
AcadRistbech VilderaM
während bei Flut das flache Wattschifs Dienste
tunmuß. »
Land undWasserliegen instetem Kampfe, undeinBlickaufdieganze Küste zwischen Füt- land und denScheldemündungen läßtdaser-
Meuwekk MachDiekcke.schnithasi
kennen. Hier habenfurchtbare Sturmfluten ge- haust; sie habendieDünen zerstört, welchedie Naturfreundlich zum Schutz errichtet hatte;sie habensichdas Wattengebiet erobert, aus dem nun jeneInselnalsRestedesFestlandes empor- ragen, dieman imallgemeinenalsdiefriesischen bezeichnet. Auch dort, wo sich heutedieübe 8000Quadratkilometer große Zutderseeausdehntk war einst blühendes Land undlachendesLeben Das Meer begann miteinem Angrissaufden kleinen Binnensee Flevo; es,riß ihnzueiner Meeresbucht auf; einigeJahrzehnte späterwar jener großeSee entstanden, dessen Boden auch heute nachetwa· 700Jahren von der Kultur nochnicht zurückerobertworden ist. An einem furchtbarenWeihnachtstage vereinigtensich Flut, Sturm undEisschollen,umdiealteStadt Thorum
an derEms zu zerstören und einigedreißig Dörfer,drei Klösterundfünfzig Kirchenzuver- nichten. Damals bildete sichderDo,llart. Auch wo sich derJadebusen ausbreitet, lagvordem fruchtbares Gebiet. Weiter erwähnendieChro- nisten besonders gewaltige Sturmfluten, bei
denen Hunderttausende von Menschen umge-
kommen seinmögen. Dieeine trafdenStrich zwischen Südholland und Vordbrabantz die andere suchteaneinem sinsterenAllerheiligen- tagedieKüstenvon Holland bisJütland heim Das Meer mag beidiesenKämpfengewiß eine Million Menschenverschlungenhaben.und-wenn man ihmauchmitderZeit durch Eindeichungen wieder fruchtbaren Boden abgewonnen hat, bleibt dochein weites Anland übrig.das als verlorenerBoden zubezeichnenist. Besserge·
geschütztwaren dieKüstenFrankreichs,woviel- fach steile Felsen amAferderWuchtderWogen standzuhalten vermögen.—
Die Theorie von Ebbe und Flutist ein schwierigesGebiet. Vor allem kommthier«die Mondanziehung inBetracht, und es sei deren Wirkung an der Hand einer kleinen Skizze (sieheSeite 5) erörtert,welche annimmt, daß unser Planet überall von einer gleichmäßig tiefenSchicht Wasser umgeben-sei Auf dem
«Bildchen bedeutet MvdenMond, Eden Erd- mittelpunkt, derKreis HBIF dieGrenze einer umdieErde verteiltenWassermasse. Nunziehen bekanntlich zweiMasseneinander stets an,auch wenn es sich nichtumMagnet undEisenhan- delt,und dieseAnziehung nimmt aus einebe- stimmte WeisemitderEntfernung ab. Infolge-v dessenwird also derPunktBmehr, derPunkt Fweniger angezogen als E. Man denke sich nun dreiGummisäden vom Monde Mausnach derErde gezogen. Ein nachEreichendersei mittelstark. einnachBgehenderstark,einnach
x
Deutschland zur See
Fgesührternur schwach gespannt. FreieBe- weglichkeit des Systems vorausgesetzt, werden sich dannBundFvon Eentfernen, indem B demPunktEgewissermaßenvorauseilt»während F gegen Ezurückbleibtj Die leicht nachgiebigen
Wassermassen bilden dann zwei ,,Fluten«,deren Höhen etwa bisAund Greichen.
Nun kannabereinBergnur
aufgehäuftwerden,wenn an- derwärts Material wegge-
nommen wird. Infolgedessen
bildetsich ganzvon selbstbei HundJeine.,E»be«' aus, und ebensomußdas Wasseraus jenemganzen Kugelkreisesin- ken.derdurchdiegeradeLinie HEJinderVerkürzungdar- gestellt ist.DieErklärungder FlutausderdemMonde ab- gekehrten Seite pflegt dem VachdenklichenSchwierigkei- tenzubereiten;vielleichtmin- dert unsere Darlegung diese einwenig,wenn sie auchna- türlich hinkt, wie jedesBild.
Stünde derMond Mfest,
« und drehtesichdieErdein
24Stunden einmal um eine feststehendeAchse HJ, sowürden Flut und Ebbe an jedem Tagezweimal wechseln,und man erhieltedann einperiodisches Spiel mitAbschnitten von sechs Stunden. Nun dreht sich aberderMond seiner-
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seitsum dieErde,und dieserAmstand bewirkt.
daßdieselben Erscheinungen aufdem Wasser nichtschon nach24Stunden, sondern erst nach rund 24Stunden und 50Minuten wiederkom- men. DieGezeiten verschiebensich also täglich fastum 1Stunde,"und dieZwischenzeitzwischen FlutundEbbebeträgt beinahe 6undeineviertel Stunde. Das Maximum derFlut heißt Hoch- wasseroderHochmeer; ihm stehtdas Niedrig- wasser gegenüber; beiStillstand des Wassers spricht man von Stauwasser;nachdem Lande zufließendes Wasserheißt Flutstrom imGegen- satzzum Ebbestrom. Das niederdeutsche Wort Tidenfür Gezeitenhängtbeiläufigmitdemeng- lischen Tides zusammen, dasineinem allgemei-
neren Sinne überhaupteinenWechselbedeutet»
Die täglicheVerschiebung dieser Wechsel ist freilich unbequem genug, undinBadeorten, wo sichdas Lebenund Treiben nachden Gezeiten zurichten hat,müssen förmliche Kalender aus- gegeben werden, damit jederweiß.wieerje- weils seinenTageslauf «einzuteilen hat.
cNunmußaber auch dieAnziehungskraft der Sonne berücksichtigtwerden. Ihre Masse ist rund 27Millionen malso großwiediejenigedes Mondes. Nach dem Gravitationsgesetz von Aewton müßtedie Sonne alsoeine 27Millionen malso große Anziehungskraft aufdieErdeaus- übenals unserTrabant. DieSonne ist jedoch etwa 400mal soweitvon uns entfernt als der Mond, und nachjenemGesetz«mußdaherdie Anziehungauch400X400mal kleiner sein,weil siesichmitdemQuadrat der Entfernung ver-
Deutsche Wattenküste machDicke-eschauen-is
Heft4 Deutschland zur See.
ringert. cLiun nimmt aber die »flutzeugende Kraft« noch außerdemimVerhältnis derEnt- fernungab,und darum ist derBetrag400drei- mal als DivisorinRechnungzustellen.Dem- nach istdieflutbildende Kraft derSonne nur 27Millionen geteilt durch400 mal 400mal 400,dasheißt 0,42,wenn diejenigedesMondes
s-"1ist.DerQliond wirktalso reichlich zweimal
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genauer 2,2mal— sostarkwiedie Sonne aufdieWassermassenein.
Dennoch spieltdieSonne ingewissen Situationen eine bedeutsame Volle.
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zeigtdasBildchen, welchesdieEntstehung derSpring- und Vippfluten schematisch darstellt. Beil haben wirNeumond;
Sonne undMond wirkenjetztimgleichen Sinne,undesbildet sicheinefluterzeus gende Kraft,diedenWert 2,2 -s-1oder
3,2hat. FlutundEbbewerden darum -
besondersstark sein,undman sprichtvon einer Springflut. Eine solchetritt aber auchbei Bollmond ein (1l);denn hier
-kommt dieSonne dem Monde in dem-
selben Sinne zuHilfe, wenn sieauch von der anderen Seite her wirkt· Beim ersten und letztenMondviertel (IlI) bekämpfenbeide Körper einander dagegen insofern, als-der eine dort Flut erzeugenwill, wo der andere Ebbe herzustellen bemüht ist.
Kraft beträgtdann 2,2—-1oder1,2, und dieser Betrag istnur rund 40Prozentvondemjenigen, derbeiSpringfluten gilt. Diesebesondersnied- rigen Wasserstände heißen taubeoderVippflutem welchletztereBezeichnung mit dem englischen neap oderniedrigzusammenbringt Sounschäd-
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lich die Vippfluten imallgemeinen sind,sover- derblich können dieSpringfluten werden, wenn siesichunter derPeitschedesWindes zuSturm- fluten aufbäumen.
DiehierangestelltentheoretischenBetrachtun- genmüssenallerdings noch auf dieWirklichkeit umgestimmt werden. Zunächst ist festzustellen, daß jede Wirkung ihrer""Arsachenachhinkt,und
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sdaßdarum aucheineeFlut erst spätereintreten wird,als derMond seinenhöchstenStand über dem betreffenden Punkte erreicht hat.- Aller- dings sinddiefeDifferenzen bekannt, undder Schiffer findetinseinenTabellen Auskunft über diesogenannteHafenzeitwichtigerOrte. Das ist eineAngabe, wann nachGreenwicherZeitan einemTage des Boll- oder Meumondes das ersteHochwasserdes Nachmittagseintritt. und daraus berechnetersich dann denöeitunterschied bei anderen Mondphasen. DieKonfiguration
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derMeere greift ferner indieGestaltung der Jlutgrößenein.und währendinBinnengewäs- serndieGezeiten kaumzubemerken sind,findet man inMeerbusen und Flußmündungeneinen Stau, bei dem die HöhederSpringflut bis auf15Meter wächst.
DieWasserhöhenwerden mittels besonderer Pegelgemessen,von denen hierdrei abgebildet sind.Diemittlere Illustration stellteinen
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Schwimmerpegel dar und es ist nicht schwierig, dessenPrinzip zu verstehen.
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seinerseitsdiegezähnte StangeT mitdem. Schreibstift csteuert.Dieser Stift gleitetaufderWalzeW,dievon einem oben befindlichenVhrwerkin 24 Stunden einmal um ihreAchse gedreht wird. Auf ihr
. zeichnet sich«dann dieFlut-undEbbebewe-
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gung auf,undman erhältdieKurven einer- Wochenebeneinander zeitlich ungefährum eineStunde versetzt. Diebeiden anderen Bilder veranschaulicheneinen Druckluftpegel. Hier preßt dasWasserbeimSteigen undFallen dieLuftin einerfestangeordnetenGlockeÄmehroderweniger zusammen.und deren Drucküberträgt sichdann durcheineRohrleitung lnachdembeliebigweit entfernten Vegistrierapparat. Dortwird ineinem Manometer U derKörpersgehobenundgesenkt,und dieserüberträgt seineBewegungen schließlichaufdie
»Federc,welcheeineKurve auszeichnet,vonderhier ebenfallsein Stückzusehen ist. R.Heimerding
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- Deutschland zur See-«-
Teilansicht destürkischenMarinearsenalsimJahre1798
Die Türkei als Seemacht
-»m Mittelalter war das Osmanentum nichtnur zuLande erfolgreich,sondern
»f««auchzurSeeentfaltete es einegroße ZTIts-.-Tatkraft. Wenn in den Geschichts- werten, diejeneZeit behandeln, immer wieder von denmohammedanischen Seeräubern dieRede ist,so darfnichtaus denAugen ver- loren werden. daßmitdieserBezeichnung füalich diemeistenSeefahrer,gleichgültig, welchemVolke sieangehörten, gekennzeichnet werden dürfen.
Icherinnere nur andieWikinger, dieEngländer derÅra Elksabethund Eromwell, diesichhaupt- sächlichausBriten undFranzosen rekrutierenden Bukanier, die nordischenLiekendeeler und die HolländerxAls späterdieTürkei auf denab- steigenden Ast ihrerEntwicklung geriet. große Gebiete abbröckelten, blieb das natürlich auch aufihreSeegeltung nichtohne Einfluß Russen
— dieErbfeinde der Türgei—, »
Franzosen und Engländer i
habenwiederholt stattlichetürs kische Flotten, zumTeil mitten im Frieden (Rawarin) ver- nichtet. Sokames,daßdie ehemals machtvolle Seewehr desGrofzherrn mehrundmehr zurBedeutungslo gkeit herab- sank.IndensechzigerJah- rendes 19.Jahrhunderts hatte - Sultan Aboul Azis,derden Seeangelegenheiten ein sehr lebhaftes Interesse entgegen- brachte und sich sogar, mit allerdings negativem Erfolge, alsSchiffbaukonstrukteur ver- suchte.eine stattliche Flotte von Panzerschsffen erbauen lassen;5große Fregatten und einDutzendkleinerer,inEng- landund Frankreich geschaf- fenerPanzerfahrzeuge lagen damals vor Dolmabagdje zu Anker, äußerlich tadellos,tat- sächlichvon sehrgeringem Wert. Ichbinvon 1873bis 1875 in Konstantinopel ge- wesen, und während dieser zwei Jahre fanden nur vier Fahrten dieser Schiffestatt:
imHerbstvom Bosporus ins Goldene HornundimFrüh-
jahr vom Goldenen Horn
inden Bo-sporus. Keinerlei Äbungensanden zujener Zeit statt; undman erzählte, daß einturiischesKriegsschiff das zu irgendeinem Zweck nach Malta geschicktwerden sollte, nach einigerZeitheimkehrte undderKommandant beküm- mert meldete: ,,Maltayok«.
,,Matta givt’s nicht; wenig- stens konnte ichesnicht fin- den.« Jedenfalls erlebe ich,
·daßeinAviso,dereinenSon- dergesandtennach Athenbrin- gensollte,unterwegs-scheiterte.
Sokanndenn nichtwunder- nehmen, daßdieFlotte im Kriege1877178 gegen Rußs land versagte. Derbritische
·Reorganisator«Hobart Pa- scha beschränkte seineTätig- keitdarauf, einhohes Gehalt mit Anstand zuverzehren.
Aberauchwenn ereinewirklich ersprießlicheTätig- keithätte entfalten wollen, hätte—-erdamit kaum Erfolggehabt-.Denn auch späteringleicher Hin- "
sicht tätigedeutscheSeeofsiziere,wiseStarke und Kalau v.Hofe,sind trotz ihresgutenWillens ge- scheitert.Das erklärtsichmitden eigentümlichen örtlichen Verhältnissen Berständige Sachlichkeit und Zielbewußtseinfehlteneben-, Launen und unbegründetes Mißtrauen hinderten sachliche Arbeit. DieGleichgültigfeitdesTürken ließalle Lehren derGeschichte unbeachtet. Soverfieldas Borhandene, Modernisierungen wurden infolge Geldmangels niefertig, diewenigenReubeschaf- fungenblieben unausgenutzt, bisauch sie durch Rostunbrauchbar geworden waren. Es fehlte dauernd das Verständnis dafür, daß Schiffs- material allein nochkeine Flotte darstellt,son- dern dieses erstdurchzielbewußte Ausbildung
Derrussische Kriegshafen TheodosiaimSchwarzenMeer wird von dem türkischen Panzerkreuzer .Gamidikh« beschossen
vonBesatzungen einen militärischenWert erhält.
SolcheSchulung kostet harte Arbeit und viel Geld;inderTürkei fehlteesanletzterem,und erstere istdemtürkischen Ofsizier nicht sympatisch.
Dieseberufliche Gleichgültigkeit, dieses Fehlen
von Streben wurde sogarvom Sultan Abdul
Hamid ll. begünstigt,derinsteterFurchtvor Militärrevolutionen lebte. Erstalserschließlich doch durcheine solchebeseitigt war und die Jungtürkenund dertatenfrohe Enver Pascha ans Ruder gelangtwaren, sollte nichtnur das Heersondern auchdieFlotte zuneuem Leben erwecktwerden«Esist erklärlich, daßman fch betreffsderletzterenandasseemächtige Engxftd mit derBitte um Unterstützungwandte; -er glücklichkonnte diesereingeschlageneWegnicht genannt werden. Britische Seeoffiziere haben nieeinderartigesVertrauen gerechtfertigt,son- dernsolche Gelegenheitimmer nur dazu ausgenutzt, umder Schiffbau- und Waffenindu- strie ihres Landes lohnende Aufträge zu verschaffenund imübrigendafürzusorgen, daß die ihnen anvertraute Flotte militärisch wertlos blieb. Davon habenderAd- miral Limpus und dieihm unterstellte britischeWarme- mission keineAusnahme ge- macht. Dietürkische Regie- rung hatte1911 inEngland ein Großkampfschifs bestellt.
Eswar 1914 fertig, bezahlt und hattedie Probefahrten hinter sich. Die Äbergabe wurde jedoch hingezögertund diebritische Regierung be- schlagnahmtedasSchiff,das derbritischen Flotteals,,Erin«
eingereiht wurde. Ähnlich gingesmiteinem anderen Schiff,das dieTürkeiBrasi·
lienabgekaufthatte,unddas inEngland sichimBau be- fand. Es führt jetztden Ramen ,.Agincourt". Im Frühjahr1914 war inEng- land eindrittes Großkampf- schiffinBau gegeben worden, außerdem2kleine Kreuzer und 18große Zerstörer,in Frankreich2Eli-Boote Am zunächstetwas zuhaben,wa- rendiealtendeutschen Linien-·
schiffe angekauftworden. Bor- handenwaren außerdemein 1874 abgelaufenes Panzers schiff,einnoch6Jahre älterer Küstenverteidiger,3geschutzte kleineKreuzer,32bedeutungs- loseKanonenboote, 12Ber- störer,10Torpedoboote. zu- sammen64 125Tonnen. Ab- gesehenvon den Küstenbe- festigungen erhielt auchdie türkische Flotte durch die deutschen Schiffe ,,Goeben«
und,,Breslau« erst dasjenige Rückgrat,das ihrgegen die erdrückende Äbermacht der russischenSchwarzmeerflotte diegroßen Taten ermöglichte.
Fest- Kontreadmiral a.D.
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Oeni
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Deutschlanxdzursee
seit«i;
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Bord
eines.
ingrelles, durchdringendes
«
Glockenzeichen. — Der Zeiger am Maschinen-
· - J telegraphen springt - eilfertigaus»Äußerste Fahrt - vorausi«, undXpromptgibt der wachthabende Maschi- nist den Befehl an Deck zurück, während er schon mitderandern Handden Schieber des Dampfrohs res soweit als möglich öffnet, daß die stahl- blanken,öltriefenden Kol- benstangen wie rasend auf-sundniederjagen. die ganze gigantische Kraft der fünfzehntausendpfer- digen Maschinen «andie wirbelnden Schraubenüber- tragend. — Wie eingewal- tigerRuckgehtdasdurchdas ganze, rundnur einhalbesTau-
«s-:ndTonnen großeBoot.Derüber- schlanke schwarze,niedrige Rumpf bohrtsichin dienächste anrollende Seehinein,als wolle erdieganze alte Rordsee auf denRückennehmen,und die
LeuteaufderBrücke,diedas Schütteln und
Torpedobootes
wenn die,Waffe aufdenschmalen, roten Streifen anMützeundKra- genpatte sostolz istwieaufeine
Auszeichnung.BornKommans danten biszumjüngsten Hei-
zer herunter verlangt hier jedeFahrt anKörpers und Rervenkraft das letzte und gelegentlich noch etwas
mehr,undselbstderKrieg hatderTorpedowaffe an
reiner Anstrengung
kaummehrbringenkön-
nen, als sievon den
A
Leuten auch schonbei
jederFriedeensübungver- langtwurde und verlangt werden mußte.— Bisübek- 37SeemeileninderStunde laufen,dieBoote beivoller LeistungderMaschinen. Das bedeutet für unsern Wacht- habendenaufder Brücke, daß seinFahrzeugmitjederMinute sichum mehr als einen Kilometer vorwärts bewegt. .Reben und vor seinem messerscharfen Borsteven aber, den erbeieinigemSeegang nur noch zeit- weise zu sehenbekommt, so dicht,daßman
Ducken schon lange vorher aufgegeben haben, vonderBackausdieFlaggeamHeckdesandern
quittierenmiteinem stillenFluch—die einenim «
««
zum Greifen nahehat,liegtschondas nächste HinblickaufdieDisziplin,der andere, derHerr Torpedoboote imAngriss Vppt derFlottille, undjede Fahrt- oderKurs-
Koncmandant, weilerbeimlautenSchim- . «
— . änderung, aus dernichtmit Gedanken-
pfen erfahrungsgemäßauchdenMund schnelle und unbedingter Sicherheit die
vollWasserbekommt—dieneue Ladung, erforderlichen Folgerungen gezogen und
die niemanden nassermachenkanm als indieTat umgesetztwerden, mußmit
erlängst ist« Das Fahrzeug jagtdurch tödlicher Sicherheit einen Busammenstoß
die Seewieeinriesigek Walfisch»schlins bringen. —- Sagt man aberdenFlotten-
geknd Und stampfendUndseltenMehr als oder GeschwaderführernderGroßen schon
zueinem gutenDritteil sichtbar.— bemerkenswerte Anlagedafür nach,immer
Einrichtiger Matrose muß nichtnur geradedas Signal zugeben, was die
..Seebeine«. sondern auchanjedem Finger Kommandanten nach Lage der Dinge nicht
einen Angelhaken haben, istein altes glaubenerwarten zudürfen, so übertreffen
Seemannswort. unddergroße Anbekannte, dieFlottillenchefs siein dieserHinsicht
deresgeschaffen hat, hatdabeinoch nicht
«
beiweitem. Daßallediese Herren dabei
einmal gewußt,was einmodernesTor-· eine besondere Vorliebe fürausgesucht
pedobootist,sonst hätteerwahrscheinlich— schlechtesWetter haben, ist letztenEndes
nocherheblich weitergehende Ansprüche verständlich,aberwassieinsolchenFällen,
gestellt. Selbst mancher seebefahrene Mann, wenn eingewöhnlicherMensch es für
denseineDienstzeitaufeinsdieser schwar- unmöglich erklären würde,auchnur die
zenAngetüme führte, hat hier sich schon SpitzedeseigenenBootes vonderBrücke
wundern gelernt überdas,,was einSchiff Makkosen aus zusehen,anSignalenundManöveni
an Rollen und Stampfen leistenkann. beimSplissen befehlen leistenkönnen, istunbeschreiblich
HierheißtestrotzDampf undfehlender Wenn wirklichfürirgendjemand, so
Takelage Seemann sein; kein Wunder, darfesfürden Torpedomanndas Wort
Zins dkm get
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Institut-nunIIItsIIIlutuknnlillltnlnl«nnnusuilitns«s« «s IsnuznttthWUU « sitt-ununt-
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Maschinen zittern undschwingen, auch kaum zu
nennen. Esgehören echteSeemannsnerven dazu.
sich hier erholen zu können von denAnstren- gungen derWache.
Anddennoch hängtvonden modernen Kriegs- schiffsseeleutenwohl kaum einer soan seiner Waffeundauch nochanseinemSchiff,wieOf- fizierundMann aufdenTorpedobooten. Für denjungenOfsizierdieersteundeinzigeMög- lichkeit,insojungen Jahren schonzueinem selbständigen Kommando zukommen.— Kom- mandant zusein,—- fürdenMann beialler strengen Disziplin und beialler Anstrengung des Dienstes anDeckdoch auch Befreiung von
·
manchenkleinen,demSeemann dochimmer we- nigsympathischen militärischen Dienstmomenten, und neben alledem, oft unbewußt,der eigene Reiz, soengwienieaufden großen Schiffen demElement desSeemannes verbunden zusein.
— Sie wollen eine Klasse fürsich sein,diese Angehörigender»schwarzen Wasse«inderMa-
rine,und nichtzuletzt dieser Ehrgeizhatmitdie
« Flotte geschaffen, die heute in Sieg und
Laden des TorpedosiLancierrohres » Untergang, beiCoronel undvor demSka-
gerrakwie beiden Falklandsinseln die Achtung auchdesgrimmigsten Feindes
sichzuerzwingen wußte. Sie wollen etwas Besonderes sein,dieDorpedo- bootsleute — gerade sowie die Jägerunseres Landheeres, die ebenfalls mit besonderem Stolz ihre grüne Tracht zur Schau tragen. Andvielleicht nichtmit Anrecht. DieJäger sindeine Truppevonauserlesenen Leu- ten und dasselbe gilt vom TorpedobootspersonaL Wie dieJägermitVorliebe aus dem Personal der Forst- verwaltungrekrutiertwerden, sonimmtman dieTorpedo- bootsleute aus derFischer- bevölkerung,dennderDienst aufdemTorpedoboot erfor- dertseefeste Vetruten, diedie Seeund ihre Tücken schon kennen. Aeuerdings wird der Torpedobootsmann freilichet- was indenSchatten gestelltvon derneuestenund feinstenWasse, derA-Boot-Wafse. Aber unsere braven Torpedoleute können sich trösten. Ihre Leistungen in diesem Kriegfindnicht verborgen geblieben.
Ansere blauen Jungen habenalleihre Pflicht reichlich getan.
»unmöglich« nicht mehrgeben,und Offizier wie Mann müssenvomersten Tageandazuerzogen werden,in jedem Augenblick undunter allen
Amständenalleszuwagen,wie s — .
-denn im letzten Ernst der -
Schlacht,wenn die Stunde des
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großen Einsatzes gekommen ist,das eherne »Mananden Feindi«dieeinzige Losung fürdieWaffesein mußund ist.— Auf sechs-, acht-, zwölftausendMeter Ent- fernung mit 21 bis 22 sMeilen Fahrt nebenein-
ander herlaufend, feuern dieSchlachtschiffeausallen Geschützen,diesieindas Gefecht bringen können,was ausdenglühenden,brüllen- den Riesenrohren heraus- will. Zu haushohen Säulen steigtdas Wasser empor, wo einsolches Geschoß in dieSee schlug,undmitten hinein in die Chaosblitzenden,zuckendenFeuers jagen zwischen Riesenleibern der
Panzer hindurch,inVeichweitefast » . . , » ,
vorbei andenmächtigenSteven der - -
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Issz Giganten derSee, diewieBerge aus
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demkochenden, schäumenden Wasserauf- ragen, dieTorpedoboote zumAngriff.—--—-
Zehn-, zwölftausend Meterl — Rund zehn Minuten Fahrt fürdierasendschnellen,schwar- zenAngeheuer, abersie gehen,dankderFeuer- schnelligkeitdermodernen Schnellader durcheine HöllevonFeuer und Stahl, und dieErziehung vonJahren desFriedens gipfeltindieserknap- pen,halbenStunde, diederganze Angrisfund der Rückng in das Feuerlee der eigenen Schlachtschiffe dauert. — Van an denFeindl— Bei alledem mußgerade derTorpedoboot- mann (OffizierwieMatrose)auch heute nochein- sehen lernen,daßdie»christlicheSeefahrt«ein rauhes Handwerkist.
Wird eranDeckbeinur einigermaßen schlech- temWetter allefünfMinuten fast ersticktunter denGießbächen grünen Wassers, die wieüber eineKlippeüberdasniedrige Boot wegbrechen, so sindunter Deck dieriesigen Maschinen, dieKoh- lenunddieTorpedos imGrunde dieeinzigen, dieAnspruch aufden geringen verfügbaren Raum haben, und, vom Kommandantenselbst angefangen, müssendieMenschensichindieser« Hinsichteinrichten lernen, wieder Landbewoh- ner eskurzweg für unmöglich haltenwürde...
And veinGenuß istder Aufenthalt in den
dumpfen, engen "«Qiäumen,zwischendenkahlen. ..« . «
schwitzenden Stahlwänden.dieimRhythmus der Vtitte: Torpedoboot als Pvftbvvt
Vi,
Anten: Aufsischen einesTorpedos
OMC
Deutschland
zur See Seite 9Der Platz an der Sonne
Historischer
cRoman ausKurbrandenburgs See-
undKolonialgeschichte
vonGeorg Lehfels
wes-wXX
raf
Christian hätte diese MeldungF-
undVorstellung sein-er militärischenXII
«·Würd-e ebensogutauchin lateini- k » skscher Sprache machenkönnen-, denn er war ein Schülerdes Grauen Klostersin Berlin.Naule betrachtete mit Staunen diesen feierlichen Heroldunderwiderte:
»Herr Graf, es istmir eine besondere Ehre,inIhrer CompagniademBefehl Sei- ner kurfürstlichen Durchlaucht folgenzudür- fen.«
"
Ein leichtes, würdeVolles Neigen des braunlockigenHauptes d,es Grasenwar die Antwort, und wieder klirrten dieSilberspo- ren. Ihm war das Lächeln,das Iulianes Lippen so reizvoll umspielte, nichtentgangen und eineleichteNöte stieginseine so jugend- lichen Züge,denen ermitMüheeinebeson- dereernsteWürde zugeben verstand.
Seine blanken Augen konnten sichvon Iulianes Antlitz nichtwenden. War esdas zarte Gesicht oder war es das zierliche HäubchenmitdemeigenartigenSilberschmuch welches sie fesselte?
·
AuchIuliane fühlte diesenBlickundeine feineRöte zoginihr Gesicht,verlegen schlug siedieAugennieder. Darauf stellteBenjas minNaule seineFrauund TochterdemGra- sen Christian vor. Mit vollendeter Höflich- keitführteder junge Graf die Hand von Mutter und Tochteran seineLippen,wobei esschien,alsoberbeiIuliane etwas länger verweile. GrafChristian betrachtetediesen Handkußals besondere Gunst den bürger- lichenDamen gegenüber.Aber Iuliane sah soganz ander-s,sovornehm aus. Dann mußteman sichsauchüben, denn dieDamen bei Hofe nahmen den jungen Grafen noch nichtganz ernstund boten ihmwenigGe- legenheitzueinem Hiandkuß,wie erhierin sovollendeter Weise gegebenwurde.
»Herr Graf«, fragte Naule, »Ihr habet Euch sehr früh schondieSporenverdienet?«
,,Sehr früh,mein Herrl«erwiderte er- stauntChristian. »Mankann nicht frühge- nug seinen Dtegen fürSeine Kurfürstliche Durchlaucht ziehen.«
,,Was«, rief überrascht Iuliane, und sie konnteeinetwas übermütiges Lachennunnicht mehrunterdrücken überdenfeierlichen Chri- stittn,dermitderWürde eines Feldmarfchalls austrat. ,,Was, Ihr, Herr Graf, habet diesen Degen schonmalgezogen unddamit ernsthaft gefochten?«
»Im Iunius anno vorher, Made- moiselle«, gab ihr Christianmit etwas be- leidigter Miene zur Antwort, daß seine Männlichkeit so unterschätztwurde. »Inder Schlachtvon Fehrbellinritt ichanderSeite Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht. Vor der Schlacht durfte ichDero Gnaden den Brust- harnisch umlegen, damals nochals Page.
Item reichteichSeiner Gnaden dievom Filzhutbedeckte Eifenhaube· Sie war etwas schwerer als dieEure, Mademoiselle, die von Elfenhand gewoben scheint, währenddie Sein-er Durchlaucht8Pfundeschwerwar und nicht so kleidsam istwie dieEure.«
Iuliane mußteüber diesesKompliment
wieder erröten. » —
»Dann bestieg mein kurfürstlicher Herr sein Roß,zog den Degen«—- hierbeizog Christian gleichfalls seinenDegen, so daß die Damen erschrocken zurückwichen, »und setztesichan dieSpitzedesführerlosgewor- denen Negiments Mörner, wobei er mit starkerStimme rief:Getrost,tapfere Solda- tenl Ich,Euer FürstundnunmehrigerKapi- tän,will siegenoder ritterlichmit.Euchzu-
gleich sterben.« -
Christian trieb die Schilderung seines Schlachterlebnissessoweit, daßer mit gleich
FULL-er
stenden DamenStimmezurießdie Worte des Kur-»Und es wurde eine gloriofeBataille, Mademoiselle, nach welch-erKurfürstliche Gnaden meine bescheidenenMeriten mitder Stelle eines Kornetts imLeibregimentbe- lohneten.«
»So jungnochl« riefnun bewundernd
Iuliane. , .
»Unddochalt genug," Mademoiselle,für den Fürsten und Brandenburg zu sterben, wenn esdasFatumwill. HiegutBranden-
burg allewege!« .
Damit steckteder kriegsbegeiftertse junge Graffeinen Degenwieder einund trat mit einer Verneigung von Iuliane fort.
»Ichbin bereit, Herr Graf Schwerin«, sagte Naule, der seinen großen hochköpfigen Filzhut ergriffen hatte.
Nochmals eineVerneigung zuden Da- men,und mitdemGesicht diesen zugewendet, rückwärtsschreitend, begab sichmitdemselben würdevollen AnstandGraf ChristianzurTür und gleich darauf schloß sich diese hinter Christianund Naule.
AlsbeideaufderStraße angelangtwaren und indieOdserberger Straße einbogen,die von Berlin über die Lange Brücke zum Schloß führte, standIuliane oben am Fen- sterunddrückteihr zierliches Näschenandie Scheibe,um diesendrolligen Kornett noch einmal sehenzukönnen.
Da brachen auch durchden bishergrauen Schneehimmel einpaar Sonnenstrahlen und fielenindasZimmer. UndinIulianes Haar funkeltees wie gleißendes Gold.
»Welcheinkomisches Ionkherrchen,«rief lachend Iuliane, »abertapfer!«— —
Währenddessen führte der junge Graf Christian seinenSchutzbefohlenendemSchlosse entgegen.
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Eswar MarkttaginBerlin, unddie. Stra- ßenwaren heutelebhafter vonMenschenser-- fülltals sonst. Bald hatten-;Christian und Raule dielang-eBrückeerreicht,dienochals ein schlichterHolzbau die Spree zwischen Berlin undCölln überspannteund-die beiden Städte verband.
Das war daserste Mal, daßNaule flie- ßend-es Wasserindieser für ihnneuen Stadt sah. Er blieb zumitten der Brücke stehen und warf einen prüfendenBlick auf den schmalen Fluß,derfast unmerklichinschmut-- ziger Farbehier floß.Sein Auge suchte nicht etwa nacheinemmalerischen Reiz, sondernes prüft-e,inwieweit sich«wohl dies-ermüdeFluß für Schiffszweckeausnutzen ließe. Ermußte dabei an diesaufdenUferseitenmitBäumen bepflanztenGrachtenderholländischenStädte denken,diewieWasseradern Stadt und Land
Zugchziehetn
und Träger zahlreicher Schiffen. - -
Graf Christianlegtedenprüfend-enBlick Naules,deranderlinksseitigen Brüstungder Brückestand,anders aus underklärte:
»Dieses, Monsieur Naule, nennt man den Spreefluß. Und das Fachwerk,swas Euer Augedort hinten überdem Fluß hochragen siehtunddasuns denweiteren Blickzudem sicherweiternden Fluß verlegt,das istder Mühlendamm. Ein gar wenigangenehmes, mehlstäubiges Handwerk, wo auchvielerlei Krämervolk längsdesgenannten Dammes zu beidenSeiten seineBuden aufgeschlagen hat
«
und seineWaren feilhält-.«
Benjamin Naule schütteltenur denKopf, wieman einenFluß derartigverbauen konnte und damitdiefreieSchiffahrthemmte,anstatt die KraftdesFlusses für diese möglichstaus- zubeuten. Ihmwar derzweiteNebenarm der Spree beim FriedrichWerder ja noch nicht bekannt.
« «
»Dort, mein Herr Maule-«mit diesen Worten deutete derKornett aufeinGebäude, dassich fasthartamjenseitigen UferzurLin-
kenvon er . »Nurdas daistwas
fürKavaiere. Der Marstall Seiner Kur-
fürstlichen Durchlaucht,134Pferdel Und dort,ihm gegenübererblicketIhrdasSchloß.«
Naule wandte sich nachder angegebenen Richtung undsahnun den ältestenTeil des Schlosses nachder Spreezuliegen.Eswar eine gar stattlicheAnhäufung verschiedener Gebäude,vordenen sich längsdesUferseine aus Steinguadern hergestellteArtKaje,wie man in Hollandsagt, hinzog. Grau unddüster ragtederalte SchloßbauindenWinterhims melhinein. Mehrere eckigeundrunde Türme mit patinisertem Kupferdach slankierten die nochvon denerstenMarkgrafen stammenden Bauten. Ein Teil schien ihm dieSchloß- kapellezuenthalten.
Der junge Graf ließ jedochNaule nicht lange Zeit, diesenBau zubetrachten.
»Kommt,mein Herr;ehedortdrüben von derDomkirche, welche Ihrvor Euch aufdem PlatzbeiderStechbahnmitdemsieumgeben- den Friedhof mit den zweiTürmen ragen seht,dieTurmuhr zum Schlagederzehnten Stunde ausholt,müssenwirimSchlosse sein-«
Sie schritten daher eiligdemBrückenende zu, undNaule konntenun, alssiedenvordem Schlosse liegenden Platzb-etraten,den neue- ren Teil des Schlossessehen«der vom Kur- sürsten bewohntwurde. «
Vor dem Schlossezog sicheinarkadens artiger Vorbau hinund über diesem erhob sichderzweistöckigeSchloßbaumitdarüberbe- findlichen fünfGiebelbauten. Vonzweirun- denEcktürmen wurde derBau flankiert. In derMitte deserstenStockwerks sprangeinvon Säulen getragener Altan hervor,andemver- schiedene heraldischeEnbleme der Kurfürsten erkennbar waren, unter anderen auch das Kurzepter. -
.Dochder»junge Graf hatte esjetztgar eilig,underdurchschritt schnellmitNaule das Schloßtor,wo ein gedoppelter Posten die Wache hielt.
Ietzt,woNaule denSchloßhofbetrat und ersichnun demHerrschernahte,dessenFlagge erzuerst aufsMeer geführt, dieselbe Flagge, mitdembrandenburgischenroten Adler,dieer hiervom Turm wehensah,dawurde erdoch in seinem Innern ein wenig unruhig. Er fühlte soetwas wieeineentscheidendeStunde für sein Leben,diejetztindiesemSchlosse für ihn schlagenwürde.
III.
Friedrich Wilhelm,derGroße Kurfürst,be- fand sichinseinemArbeitszimmer imSchloß und betrachtetenachdenklichdasvorihm auf einem Tisch stehendeModell einer Fregatte, welchesin allseinen Teilen vomFlaggenknopf biszumKiielaufdas gienauesteinallen Ein- zelheiten der Wirklichkeitnachgebildet war.
Die Kriegsfregatte, derenGeschützmündungen zubeiden Bordseiten aus den Pforten der Batterie ragten,zeigtediefarbige, malerische Ausführungder Kriegsfregatten des xVIL Jahrhunderts Die am Bugwie am Heck befindlichenVerzierungenwaren aufdaskunst- vollste geschnitztundreich vergoldet. Ganzbe- sonders war dies am Heck der Fall,wo ein verschlungenes»F.W.«, umgeben von den Attributen des Mars und Neptun,wohl auf denNamen Friedrich Wilhelmdeutete.
Ebenso reich vergoldetwaren dieprunkvoll ausgeführtendrei großen Laternen, diesich am Heck derFregatte befand-enundden Ab- schlußder Kampagnesh bildeten, welchedas vor dieser liegen-deDeck inallmählicherAn-
steigung überragte. ,
Drei Mast-enmit ausgespannten weißen SegelnindenNahentrugenallerlei Wimpel undFlaggen,undamFlaggstockbeimHeck,die Laternen hoch überragendkwehtedieKriegs- flaggedesstolzen Seeschiffes,dassich hierden AugendesKurfürstendarbot. DiesesModell hatteNaule demKursürstenvor einigerseit
·) Abs-M Werkes Cis-indess