• Nie Znaleziono Wyników

Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 5.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 5."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

-

(

«-.sss

sm-

«

WWUHM««· ss

» 4., .

: s-- .

-.’ «

·

's.

« ro

·«’ sk-

.

«.,·-

k«3«--s.—-F.l «-

«M».other-·USE-Armse-

d

Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt«

»s-N

’JH«MKL«

.

T.

anumn

MrrauggegeheunnuE. g.tRoßmäsklen

·Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: Zur FrageüberdieUrzengnng Generatio aequivoca). VonH. Hoffmann. Die Alpenpflanzen (Mit Abbild.) Der

No. 5.

Unterhaltungsabcnden. Verkehr.

Zur Frageüber dieArzeugung sgetieratioaequivooas

Fenek (Canis Cerdo). VonDr.L.Boot-h. Selbsthülfe seines audkriechenden Schmetterlings Kleinere Mitthetlungen. FünfterBericht von den

(MykologischeStudien über dieGährung)

VonHermann Hoff-nann-

(Ausd.Annal. ChemienndPhysikvon Wöhler, LiebigundKopf-. Bd.115.H. 2.)

Unterden Beweismitteln fürdieUrzeugung(A. d.H.

1859,S.141)stand-bis jetztdiescheinbarzeugungslose EntstehungdersogenanntenHefenzellen ingährenden Stoffensoziemlich-obenan. Frisch eingemachterBrod- teigkommtnacheinigenStunden inGährung,undunter-

suchtmanihndannunter demMikroskop- so findetman inihmebendieunendlich kleinenGährungs-oderHeku- zelleFLVVUdenennichtbezweifeltwerdenkann,daß sievor- herimWasser«undimMehlenichtvorhandenwaren,son- dernerst währendderGährung, nachdemVolksausdruck,

»entstandenwaren«.

EsistdarumfürdiepraktischeSeite derUrzeugungs- fragevongroßerWichtigkeit,daßjetztvollkommenerwiesen ist, daßdieGährungszellennicht von selbst,d.h· durch

Urzeugung entstehen. ,

JndemnachfolgendenAufsatzesindneuere Beobach- tungen hierüberzusammengestellt x

»DerUrsprungderHefe,Tvelcheinfrischenungekoehten Obstsäftenentsteht, istvon denjenigen, welchedenGlau- benaneinespontaneZeugungüberwundenhaben,gewöhn- lichimInnernderZellen jener Früchtegesuchtworden, auswelchendiezurGährung bestimmten Flüssigkeiten aUsgepreßtwaren. JnderThataberstammt dieseHefe

———-

ausschließlichvonderOberflächedieser Früchteher,wosie alsfeiner AnflugVon bekannten Pilzen, wie0'1'dium, Monilia,Torula etc., leicht aufzufindenistundmiteiner Messerspitze abgeschabtwerden kann. Setzt man diese SchabselmiteinemTropfen Wasserunter dengeeigneten Cautelen zurKeimungan, sofindetman schon nach24 Stunden einegroßeMengebrutbildender Hefenzellen,welche von denendesgährendenTraubensafts nicht verschieden sind. BegreiflicherweisewerdensolchePilzzellen,welche in zuckerhaltigeFlüssigkeitenVersenkt,Brutabschnüren—- und somit Hefebilden- anstattFädenzu treiben,wiediesin unmittelbarer BerührungmitderLuftzugeschehenpflegt-

nicht blosausdenFrüchtenderObstbäume abgesetztz derWindVetbtettetdiesemyriadenweisevorkommenden Ge- bildeüberallhin,undesist anderweitig nachgewiesenwor- den«daßdieFruchtstieleder Trauben einkräftigeret Gährungserregersind,alsdieFrüchteselbst. »

»

Wenn man durch heftigesundanhaltendes Schütteln einesmitZucker versetztengährungsfähtgenFrUckZtsnftes-

z. B. ausStachelbeeren,mit2Volu·men«»WasserdieFlüs- sigkeitsoverdünnt,daßjene PtlzöellenleIchtandie Ober- flächederFlüssigkeitssäuletretenkönnen,Wleesthrgewöhn- licher Luftgehaltalsdann mitsichbringt,sotrittkeineGäh-

»-i-- :

»- (

(2)

67

rungimInnernderFlüssigkeit,sondern Schimmelbildung aufderenOberflächeein« Auch dieBierhefe stammtin letzterInstanzvon nichtsanderem her,alsdengewöhn- lichstenSchimmelpilzen; wenigstenskannman mitden Sporen derselben(wie AscophoraundPenicillium) Gäh- rungeinleiten undbeigeeignetemVerfahren Hefeerzeugen, sowieauchingünstigenFällenausderBierhefe selbstdiese Fadenpilzewiedererziehen. Doch istzurBildungvon fruchttragenden Zweigen stets nothwendig, daßdieBege- tation nichtin derTiefeeinerFlüssigkeit,sonderninun- mittelbarer BerührungmitderLuftvor sichgehe. Bringt manmitBrandpilzen behaftete grüneRosenblätter,wiesie imHochsommer so häusigvorkommen,in einegährungs- fähige Flüssigkeit,soist es einLeichtes, Hefeinsolcher Mengezu erzeugen, daßman damitTeig ansetzenundzu lebhaftem Gehen bringenkann. «

DieHefezellen, solange sieinlebhafter Vegetation sind,bildenverästelteKetten, welcheaus einergrößeren Anzahlvon Einzelzellen zusammengesetzt sind; allmälig zerfallen sieundsinkenvereinzeltzu Boden, ohne deshalb sofortabzusterbenDerUnterschied, welchenman zwischen- Obw undUnterhefe angegeben sindet, istinderNatur nicht begründet,undmuß aufdieUnterscheidungsprossen- dervon dervollkommen ausgebildetenundruhenden Hefe zurückgeführtwerden.

DaßinderThatdieZerlegungdesZuckersnur und alleindurchdieunmittelbare Berührungmitderlebenden Hefezellehervorgerufenwird,daß dieselbealsokeinezufäl- ligeundbegleitende ErscheinungbeiderGährung ist, geht

u.a.ausfolgenden Versuchen hervor.

Versenktman in derAbsicht, künstlicheHefezu bil- den—- einige Schimmelsamenbleibenduntereinegährungs- fähige Flüssigkeit,indem man ein damitangefülltesRe- agensröhrchenmöglichstschief,fast horizontal, legt,wodurch diespecifischleichteren Sporen verhindertwerden an die freie Oberflächeundsomit unmittelbar andieLuftzutre- ten;sosiehtman schon nach Tagesfristan diesenSporen, undnur anihnen,diefürAlkoholgährungcharakteristischen Gasbläschensichentwickeln. Einanderer Versuch istviel- leichtnochbeweisender.Man füllteinaufrechtstehendes ReagensrohrmitZuckerwasserund halbirtdieFlüssigkeit durcheinenfesten,biszur Mitte hinabgeschobenenPfropf von Watte, aufderen obere Flächeman alsdann Hefe schüttet.Jn diesem Fallekannman leichtdenobernTheil derFlüssigkeitbis zum vollständigen Verschwindendes Zuckers vergährenlassen, währendderuntere Theilunzer- setzfbleibt, zumBeweise, daßbei derGährungkeine der Diffusionfähige,unorganisirte Substanz betheiligtist,daß vielmehrdieGährung unbedingtandie Vitalität gewisser Pflanzenzellen geknüpftist·Jch sage gewisser Pflanzen- zellen, nicht jeder beliebigen;denn selbst nichtallePilz- sporen habendieFähigkeit,wie dennz. B.die Samen des Ehampignons nichtdiemindesteGährungserscheinungver-

anlassen. »

AbernichtdieGährungallein, sondernauch die ge- wöhnlichinderfreien Natur vorkommenden Fäulnißer- scheinungen überhauptsindan dieEinwirkunglebender Zellen gebunden, seiendiesnun pflanzliche,oderthierische (Jnfusotie11),oderBeides vereint. Bereits vor längerer Zeit hat Schwarm diesesnctchgewiesenundSchröterneuer-

dingsdurch seinebekannten Versuchebestätigt,indemLetz- tererzeigte, daß organischeFlüssigkeiten,welcheman unter VerpfropfungdesGefäßesmitBaumwollenwatte längere Zeit kochte,nichtverwesen- sondern sichoollkommen frisch erhalten. Jch habe diesen Versuchin einerWeise modifi-

68

cirt,welcheüberseine BedeutungkeinenZweifel lassen dürfte. Ineinsorgfältigverkorktes Kölbchen,worinsich Harnoder eine andereleichtezersetzbareFlüssigkeitbesindet, wirddurch den Kork eine dünneGlasröhregenauschließend eingeschoben,derenfreiesEnde1—2 Zollweitum- und hinabgebogen ist. Wenn man indiesem Apparatedie FlüssigkeiteineStunde lang sieden läßt,alsdann dieäußere OeffnungderGlasröhre vorübergehendwährenddesAb- kühlensmitWatte verpfropft, sokannman dieselbebelie- bige Zeitaufbewahren,ohnediegeringsteAenderung wahr- zunehmen;esbildetsichindemangeführtenFallekeine SpurvonkohlensauremAmmoniak,dieFlüssigkeitbleibt klar«und behält ihre saureReaction. Daßesinder Thatdie lebendenPilzsporen sind,undnichtetwa beliebige staubfeine Körperchen,welchedieZersetzung solcherFlüs- sigkeitenveranlassen, gehtaus folgendem Versuche hervor.

Man füllteinReagensrohr aufdreiViertheilevoll organischerFlüssigkeitund setzt dann einenWattenpfropf auf,durchwelchenzwei starke Drähte hindurchundindie Flüssigkeithinabreichen.Amuntern Ende des einenistein Glasröhrchenbefestigt, welchesinseinem Innerntrockene PilzsporenvonbeliebigenSchimmeln enthält,unddessen beideEnden horizontal abgebogen, fein ausgezogenund zusammengeschmolzensind. Der zweitedaneben befind- licheDraht istunten ineinen kleinenRing gebogenund hatdenZwecknacheingetretenemErkalten dereine Stunde lang gekochten Flüssigkeitdie beidenEndendesGlasröhr- chens zuzerbrechenunddadurchdievorherdarineingeschlos- senen PilzsporenmitderFlüssigkeitinBerührungzu brin- gen. JenePilzsporenertragenohne Schadenim trocknen ZustandedieseHitze;man sieht sie nach wenigen Tagenauf derOberflächederFlüssigkeiteinendichten Schimmelrasen bilden, und dieFlüssigkeitzerfetztsich,alswäre sie unmit- telbarderfreien Luft ausgesetzt.

EswirftdieseinLichtauf dieAppert’scheMethode desEinmachens von Früchtenunddergl.inluftdichtver- schlossenen Blechbüchsen; diese zersetzensichnur deshalb nicht,weildiegleichzeitigund unvermeidlichmiteinge- schlossenenPilzsporen durchdassiedendeWasseroderdie heißenDämpfe getödtetworden sind.

Manwirdhiernachnicht umhinkönnen, denPilzsporen undzwarvorzüglichdenen vonSchimmelpilzenimHaus- haltederNatur einebedeutende Rolle beidenProzessen derZersetzungundSpaltungorganischerSubstanzenin ein- fachere Atomgruppen zuzuerkennen. Fürdieepidemisch auftretendenKrankheitenderSeidenraupe war dieserZu- sammenhäng seit längerer Zeit sogut wiebewiesen;und auchbezüglichgewisserPflanzenseuchen,wieder Trauben- undKartoffelkrankheit, isteineandere Auffassung nicht mehr statthaft;zumal, seit gezeigtworden ist, daßman dieKartoffelkrankheit künstlicherzeugenkann, wenn die Knollen mitden Sporen desKartoffelpilzes(Peronospora solani)künstlichimpft. Wennman zerschnitteneKartof- feln,dieSchnittflächenachoben, mit einer dünnen Schicht Erdebedeckt,auf welcheman Kartoffelblätterlegt,die mit demgenanntenSchimmelüberzogensind, undnun einige Zeit hindurch täglichmitWasser begießt;sosiehtMan,wie von derzunächstinsicirten SchnittflächeTUS dieKnolle ganzindergewöhnlichenWeisevon derbekannten Fäule ergriffenwird,undmittelstdermikroskopischenUntersu- chunggelingtesnachzuweisen,daß diesMdemVerhältniß stattfindet,als dieKeimfädendesSchimmelsvon der Oberflächeaussichdurch dieZellenderKartoffelknolle hindurchin dieTiefe wucherndausbreiten.«

W

(3)

69 70

·

YieAlpenpftanzen

Wennwirunsvon derNordseeküsteingerader, süd- wärtsgerichteterLinie durchganz Deutschland anden Wegmachen und dabei. alleBäume undSträucher hin- wegdenkend,dieFormenderGräserundKräuter allein imAuge behalten,sofindenwirerstobenaufdenAlpen- höheneinenvollkommen übereinstimmendenCharakterder Pflanzenwelt, dagegeninderEbene undaufdenniederen HöhenstufeneinehundertfacheZerfällungdesselben.

FürdiebunteManchfaltigkeitderPflanzentrachtUnten undfürdiegroßeUebereinstimmungdortoben, liegendie GründenatürlichindenumgebendenBedingungen, welche theilsim Boden, theilsin derLuftzusuchensind, wobei diese theils selbstdiebedingendenStoffe,theilsblosdie Träger derselben sind.

Vonderstengellosenkleinen Masliebe biszu demviele Ellenhochemporrankenden Hopfen findenwireinereiche Stufenfolgevonhohenundniedrigen,großenundkleinen Arten. Das mäßige Wiesengraswirdam Teiche zum Rohrwalde,undKletten undDisteln, mancheDoldenge- wächse, NesselnundWeiderichkönnen imBuschholzeuns selbst überragenund unsermVordringeneinHinderniß werden« Undlösenwireinzelne Pflanzenindividuenaus diesemKräuterwalde heraus, so sinddiesnicht selten wahre Riesen,diewirkaum tragenkönnen,obgleichsienur die KindereinesSommers sind.Diesgilt besondersvonder Klette(Lappa.major)undderAngelikawurzel(Angelica sjlvestris) unserer fruchtbarenAuenwälder,oderauchvon derKrebsdistel(0n0p0rdon acanthjum) inSchutt zer- fallenerRuinen, ohneWiderrede derstattlichstenunserer deutschen Pflanzen

Und betrachtenwirdieManchfaltigkeitderBlätter- formen, so ist geradeammeisten durch dieseeine überra- schende AbwechselungimVegetationscharakterderEbene bedingt. Aufderstillen Waldwiesewallen imMorgen- windediehaarförmigzerschlissenen hohen Blätterbüschel

»desebendeshalb sobenanntenHaarstranges,Peucedanum officinale-,während nichtweitdavon amSumpfe Rohr- undJgelkolbenund Schwertlilien(Typha, angustifolia undlatifolia,sparganiiim ramosum u.Irispseudacorus) mitnocheinigenanderen inihrenBlättern einenWald

vonSarrazenensäbelnausdemWasserspiegelhervorstkecken- Doch giebtes auch inderEbeneeinPygmäenvölkchen.

Es sind diesnamentlichdieSandpflanzen,welchein der kar- genMuttererde, welcherwirebendeshalb diesenNamenver-

scsgemzukeinemkräftigenGeschlechtgedeihen konnten;da- furaberauchsich demGesetzdesSprichworts »ander Schollekleben«fügtenund auf besseremBoden baldab- sterben, nachdem sie einigeGeschlechterhindurcheineüp- pigere Constitution annahmen. Wirbrauchen nicht nach demsprichwörtlichgewordenen ,,märkischenSande« oder nachderLüneburgerHaidezureisen,um denEinflußdes Sandbodens auf denCharakterderPflanzenweltkennen zulernen;jedeGegendhat wenigstensein kleinesbeschränk- tesSandgebiet;UndWenn esauch Nochsokleinist, soer- kennen wirdaraufdenEinfluß aufdieVegetation.

Auchdermagere Feldrain,dieTrift,dieverangerte Waldblöße,dieSonnenseitedesHohlwegstreffenihre AuswahlnachderHöheunterihrenPflanzengästen.

Das sindaberallesnur inderManchfaltigkeit"des großenGanzen sichverlierende Ausnahmen, obgleichge- würdigtvondersinnigenFreundinder Natur, welchesich, vondersoforterkanntenBesonderheitdervorihr stehenden

X

Pflanzenzwergeangezogen, einMiniatursträußchenpflückt,

in demjenachderJahreszeitentweder dasVeilchenoder derzierlicheQuendel dasduftendeElement, unddasFrüh- lingssingerkrautoderdieFeldnelkedengelbenoderrothen.

Farbeneffektbildet. ·

Hier,andiesem kargen Tische findenwirdieProle- tarier desPflanzenreichsundinihnendie Vorbilder der Alpenpflanzen, jaineinigendietreuen Ebenbilder dersel- ben. Aberdiesen,denAlpenpflanzen, fehltesnichtimmer

anNahrungsstoff,undnichtdeshalbbilden sieeinZwerg- volk;dennoft ist ihrStandort reichanModerstoffenund

anlöslichen Salzen. Es ist mehrdertäglichejäheTem- peraturwechsel,dieKürzederVeetationszeit,derlange lastendeDruckdesSchnees,was ienichthoch aufschießen läßtundnamentlich sehr oft ihrLaubaufniedrigenEnt- wicklungsstusen hält.Ja,wirdürfenuns nichteinbilden, esbereits zuwissen,warum jene Riesen auf ihren Felsen- schulternnurZwergedagegenunsere Hügelzwerge«Pflan- zenriesentragen.

Habenwirjetzt unser Auge aufeinenBesuchbei d'er Alpenpflanzenwelt vorbereitet, so steigenwirnunbergauf, lange Zeit durchsaftigeBuchenwälder,denensichdieFichte zugesellt, anfangs so schönundregelrechtwie dieFichteun-

serer Vorberge,dannaberimmer mehr abgewettertund zerzaust,je höherwirsiefinden.Jhr folgtdasKnieholz, dannderZwergwachholder,undendlich sehenwirscheinbar unverhülltdieFlankenderemporstarrendenAlpenleiber, inderklaren, dieFerne verkürzendenAlpenluftmitwar-

menFarbentönen übergossen,diewir verschiedenenGesteins- beschaffenheitenderFelsenbeizumessengeneigt sind. Nur hierunddasteht nochwieeinUeberrestausgrauerVor- zeit,woauchhieroben noch Waldleben heimischwar, eine düstereArvei)mittenunter demsichamBodenschmiegen- denVölkchenderAlpenpflanzen.

Wennwirzumersten Malemittenunter diesemstehen- so fühlenwiruns mächtig überraschtdurchdendurchaus veränderten HabitusderPflanzen,denwirvorher sonoch niemals sahen;dennselbstdervorhin zugegebeneFall,daß manche SandpflanzendastreueEbenbildderAlpenpflanzen seien, istnur bedingt richtig,indemdiesenEbenbildern doch noch einCharakter ihrerVorbilder fehlt,der unsnament- lich durchdieerste unsererdreiAbbildungen veranschaulicht wird.

WieinderFormenweltderlebenden Wesen überall, baldmehrbald weniger ersichtlich,eineVerknüpfungder auseinander strebenden Gegensätzedurch zahlreicheUeber- gänge stattfindet,soerscheintauch derCharakterderAlpen- pflanzennichtplötzlichaufeinergewissenHöhenstufe,we- nigstens nicht allgemeinauftretend. Erstwenn wir der Schneegrenze nahe gekommen sind, sehenwirnur Alpen- pflanzeninihrercharakteristischenAusprägung.Dasinken selbstdieWeiden unten bei unsBäume oderstattliche Stkäuchek zUZwergenherab,undwirmüsseneine-ganze Weideausreißen,weilsiezu kleinist,um selbstsiikunser MlmatursträußchenunseinZweigleinabbrechen zu können·

Dakann es unswiderfahren, daßwiraufeinerkurzrastgen TriftzU wandeln glaubenundwenn wirniedersehen,soer-

kenntauch unser hierobenunbewandertes Augedieunver- lennbarenWeidenblätterder-Krautweide-salixherbacea.

"«)S.»AusderHeimath«1859.Nr.46.

(4)

71

JederTrittunseres Fußesbedeckte ein kleines kaumeinen Zollhohes Weidendickicht.

Diejenige Pflanze,anwelche wir bei derAlpenpflan- zenwelt zunächstdenken, dieAlpenrofe, hat ebenso wenig denausgeprägtenCharakterderAlpenpflanzenalssie wiebekannt eineRoseist. Sie geht auchnicht bis hinaufinjene eisigen Höhen,wo dieGrenzedes Lebens hoher Pflanzen ist, sondern hält sichunter 7000—-7600

«Fuß Seehöheundschafftsichdaselbstauf hinlänglichdurch- feuchtetemGrunde einenhumusreichenBoden. Sieistbe- kanntlich ein kleinerStrauch,derselbstbisauf2000 Fuß herabsteigend,woichihnanden VorbergendesSemmering fand,bis2Fuß hochwerden kann. Diesistabernur die eine der beidenArten, diegewimperte Alpenrofe,Rhodo- dendron hirsutum, währenddieandere Artsierostfar- bige Alpenrofe,Rh·ferrugjneum, nichtleicht überfußhoch wirdundseltenbis.3000 Fußü. M.herabsteigt.

WodieAlpenrofeganzeFlächenbekleidet, wie ich dies,

72 welche aufdenAlpenInderNähederSchneegrenzewachsen.

Aberunter diesen besinden sich einige, welche auch tiefer vorkommen, jazu meinerVerwunderung fandich selbstdie Parnassie, Parnassia palustris, UnsererVorbergenoch .·

unter derSpitzedesFaulhorns inderGesellschaft echter Alpenpflanzen,denensiesich freilichdadurchebenbürtigge- macht hatte, daß sie ihren schlankenSchaft aufdenvierten TheilderLänge verkürzthatte, aufdemdanndie pracht- volleweißeBlüthe echt alpenpflanzenmäßigprangte. Fer-

ner fand ichkaum50Fußunter demGipfeldergenannten Panoramaspitze unser Waldvergißmeinnicht, Myo- sotis silvatica, mitso großentiefblauenBlüthenundso verändertem Habitus, daßich anfangs glaubte,dasduftende Alpenvergißmeinnicht, M.suaveolens, gefunden zuhaben.

Schon aus demVorhergehenden geht hervor, daß Kleinheit, Zwerghaftigkeit einsderMerkmale derAlpenpflanzensei. DiesesMerkmal wirdnochda-

1.Saxifmgnbryoidesz 2. Ranunculus alpestris; 3.saxifragn 0pposjtifolia.

O

leiderlange nachderBlüthenzeit, aufdemWege nachder Wengeralpvon Grindelwald aus aufderJtrammenalp fand,damacht siedenEindruck einesHeidel-undPreisel- beerfeldes,wiediese nicht selten geräumteSchlägeunserer Waldgebirgeüberziehen,Damals konnte ichnurahnen, welchePrachtdie Millionen rubinrothen 6—10blu1nigen BlüthentraubenüberjeneStelleausgießenmögen.Und docherhandelte ichdreiTage späterfür einige Rappenein blühendesAlpenrosensträußchen,welches einwagehalsiger Geisbub am abschmelzendenRande einesLauinensturzes gepflückthatte-,wodiezumErblühengerüstetenBlüthen- köpfchenerst jetztaus ihremSchneekerkerbefreitworden waren.

Dennochistwenigstensdie,nachderFarbederBlätter- rüekseitesogenannte, rostfarbige Alpenrofeimmer die Ge- nossinechterAlpenpflanzenindemSinne, wiediese jetzt von»mir aufgefaßtwerden. DernächstliegendeSinn ist naturlichder,diejenigenPflanzen Alpenpflanzenzunennen,

durchgewissermaßenverstärkt,daßdieverschiedenstenArten vonAlpenpflanzen,wenn sie beisammenvorkommen,mehr oderwenigergenau dieselbe Größeodervielmehr Höhe einzuhalten pflegen, so daßbei denhöchstgelegenenAlpen- matten eherals beiunserenWiesenderVergleichmit ,,Sammet«« zutrifft. Oft freilichsind dieBodenflächen, diesieüberziehen,vielzuklein,etwa bloseinFelsblock, umanetwas matten- oderwiesenartigesdabei denken zu können. WennVergleichungauch hiervielleichtambesten erläutert,sokannman einesolche dichtekurzePflanzenbe- kleidungderetwas gewölbtenwenigeGeviertellengroßen OberflächeeinesBlockes ambesten miteinem darüberge- decktenVließe vergleichen,fodicht undfVstapelartigdrän- gensichdiePflanzenstöckchenaneinander.

Dieses Vließartigewird durchein zweitesMerkmal derAlpenpflanzenbedingt—·»na«turlichblosderausdau- ernden Arten, denn dieeinjahrigenkönnenes ja nicht haben das istdiereicheBestockung,wiewirdiese

(5)

73

durch UnsereFigur1dargestellt finden. Dadurch gewinnt einausdem Samenkorn aufgekeimtesPflänzchenallmälig« immer mehr Umfangund wirdzuletztzu einemoftvoll- kommen kreisrundenschwellendenPolster,sehr ähnlichden Moospolsternauf unserenalten feucht gelegenen Ziegel- dächern.

DerPflanzensammler,dermitseiner großen blecher- nen BotanisirbüchseaufdenAlpenherumsteigt,undgar nichtweißwo erzuerst zulangen soll, istdanningroßer Verlegenheit,wieerdiese Pflanzenbrode,dennsosehensie oftaus,»einlegen«soll,wieerdiekunstgerechteZuberei- tung für seinePflanzensammlungnennt. Jede solchekreis- runde Pflanzeninsel,welcheeileichtvomFelsenabhob,in- demnur die imMittelpunkt stehendeWurzelin eineKluft des Steines eindrang.ist dochein zusammengehöriges Ganzes,eine Pflanze,dieernicht theilenmag. Preßt

erdasDing sowieesaufdemFelsen lag,sowerden allediezartengroßblumigen Stengelchen,deren viel- leichthundertsind, niedergepreßtund das giebteinen häßlichenKlumpen. Diesnöthigt ihn, solchesichreichbe- stockendeAlpenpflanzenganzgegenihreNatur zubehan- deln: ermußsie wie einBrodinsenkrechteSchichten thei- len,diedann Vielleicht singerlangekleineModelle eines Wiesenprosilesbilden, obeneindichter Blätterrasenmit zahlreichen Blüthenstengelchen,unten einebenso dichter bodendurchmengter Filzvon Adventivwürzelchen.Oft hängeninsolchenPflanzenpolsterndieeinzelnenkugelrun- denkleinblättrigenStöckchenblos durch zarte Rhizom- sprosse zusammen,wie wirdasimGroßenandemHaus- laub auf unseren Lehmmauern sehenkönnen,unddurch den DruckderPflanzenpresse fälltdann einesolchenied- liche Pflanzencongregationauseinander.

WirhabeninderEbene keineeinzige Pflanze, welche diesen so höchsteigenthümlichen,einem Moospolsterglei- chenden Habitus zeigt-,denn selbstdasdichtgedrängte knäuelförmigeLaubsprossebildende kleinereHauslaub, sempervivumsoboliserum ,ist viel zukolossal,um mit jenenAlpenpflanzen verglichenwerden zu können. Allen- falls Gnapbaliumdioicum (jetztAntennarja dioica),das Wienwthe Fuhrmannsröschen oderauchwohl Katzen- pfötchengenannt, bildetauf sandigen Waldblößenzu- weilensehrkleinblättrigeundvielstengelige Rasen. Auch derbekannteMauerpfeffer, sedum agre, bildetauf dürrenLehmmauernoft dichtgedrängteRasenmit sehr zahlreichenStocksprossen.

74

Wegen dieser AehnlichkeitmitMoospolsternführen mehrerevon diesenAlpenpflanzennebenihrem Gattungs-

namen denArtnamen muscosus, muscoides oderbryoides,

moosähnlich.

Was, aber denechten AlpenpflanzenVorzugsweiseihre Schönheitverleiht,dasistdiewenigstensbei vielenunver- hältnißmäßiggroßeundvollkommene Blüthe,währenddie Blätter, wie wirsahen, dagegen meist äußerstklein bleiben undmanchmal,wieFig.1zeigt,kaumgrößeralsMoos- blättersind.

DerkleineAlpenranu nkel, Ranunculus alpestris, Fig.2,hat größereBlüthen,alsunseremeistenWiesen- ranunkeln. Derstengello seEnzian, Gentiana Mau- 1js,rechtfertigtseinen Namen zwarnicht,dennganzet-

mangelternichtdesStengels, aberseinebisbeinahe2 Zoll langedunkelblaue Glockenblume kommt doch beinahe stengellosaus derWurzel zwischendenBlättchen hervor.

DieEnzianeerinnern unsendlichaneineandere Eigen- schaftvielerAlpenpflanzen,andiePracht ihrerBlumen- farben. NamentlichdasBlaukommtbeiihnenin einer TiefeundReinheitvor, wogegendasberühmteBlau un-

sererKornblumen weitzurücksteht.DieBlumenkrone von Gentiana verna, nivalis, glacialisundanderen Artenist von einemAzurblau, welchesman brennendnennen könnte, weiles dasAugeblendet. Auch unserdrittesabgebildetes Beispiel,dergegenblättrige Steinbrech,Saxjf1-aga oppositifolja, hatprachtvoll blaueBlüthenundkannuns gleichzeitigalseinBeispielderWandelbarkeit desHabitus innerhalbdesBereichseinerGattungdienen, dennwer erkennt inFig.1und3zweiArten EinerGattung?

Dochwann würdeich fertigwerden,Euch-vondenAl- penpflanzenzuerzählen,wenn ichdamitso langefortfahren wollte, alsStoff dazudaist,undalsmeineFreudedaran

dauerte

Siebildenebenein kleinesenggegliedertesVölkchen, welchesaberso für sichbegeistert,wieGeorg Forster fürdie unschuldvollen Tahitierundihre reizendeNatur eswar.

Sollen wiresbeklagen,daßesbeinahe unmöglichist, es denAlpenpflanzeninunserenGärtenerträglichodergar behaglichzumachen?-Wir habenkeinRecht dazu,denn sie sinddasErzeugniß ihresBodens, undgegendasRecht desZusammenhangs zwischen UrsacheundWirkung darf« keineKlagelautwerden. Man suchtes zubegreifenund nimmtes dannruhig hin.

esw

YelZiemli,Caniscercia

VonDr.c.Iznnkn.

(BkieflichcMitthcilunganDr.A.Brehm.)

ZudeninteressantestenThieren, welcheichaufmeinen ReiseninNordafrikakennenzu lernenGelegenheithatte, zähleicb denWüstenfuchs(deUFenekderAraber),welche1c in derSandwüstedes UödSsuf,deröstlichenSaharaAl- geriens, nicht gerade seltenist.DerCharakter dieses Thie- resist durchseineeigenthümlichenKörperkamenschonäußer- genugsam ausgeprägt;dennWährendder den AusdruckderSchakfsichtigkeit,Klugheit-Schlauheitund Feinhökigkeitträgt, zeigtderschmaleLeib Und diezarten dünnenLäufedieGewandtheitundSchnellfüßigkeitan denerstenBlick. Die ganzeHaltungaberbeweisteine

großeScheuUndEmpsindlichkeitgegenrauhe Temperatur- VthältmsseSeineKörperlängebeträgt16—17 Zoll- dleHöhebis zurSchulter 772 Zoll,dieLängedesSchwan- zes7—8Zoll.

WasdemFenekvonvornhereineinabenteuerlichesAn- sehen giebt,undihn gewissen FledermäusenähnlkchMacht- sinddieaufrechtstehendenOhren, welchenur umeinenZoll kürzerals derKopfsind,.deren innererRand aberweißbe- haart istundzwarderartig,daßvonderOh»köss»11UUgzwei Haarbüscheraufsteigen welchesichs-vieleanm emerYorte fortsetzen,die abernachderOhrspltzezukurzerunddünner

Cytaty

Powiązane dokumenty

Sehr leicht kann man den Grad der Wasseraussaugung einer Schiefersorte kennen lernen, wenn man ein genau gewogenes Stück eine Viertelstunde lang in Wasser siedet und es dann

Ueberhaupt, du liebe deutsche Eiche, was mußt du dir nicht Alles gefallen lassen! Gedankenreich wie du bist, stehlen dir Andere deine Gedanken. Denn bald wird nun das Heer

Jm See von Neuchatel wie in den andern Schweizer Seen sind die Pfahlbauten nicht nach demselben Plane aus- geführt. Die alten Bewohner Helvetiens hatten mit dem so überaus

»Die bisherige Darstellung beweist zwei Hauptthat- fachen, die, wenn sienicht angefochten werden können, die nothwendige Grundlage der Universalge- schichte sind· Die erste

sehrBedürfniß, daß sie inGefangenschaftnicht lange leben, wenn man ihnen nicht von Zeit zu Zeit Thiere mit Haut und Haar zum Verschmausen giebt, damit sie ihre Gewölle machen

Letzteres erd zerfetzt in Alkohol und Kohlensäure, die Auflockerung des Teiges geschieht also auf Kosten eines Theils des Mehles Beachten wir ferner, daß die Leitung der Gäh- rung

Und nun bat sie mich, wenn ich wieder käme, doch ja recht vorsichtig zu sein, damit mir nichts geschähe. Jenen Tag sah ich den Hund nicht, als ich aber nach längererZeit meinen

Da sich die Geschwindigkeit der Bewegung gleicher Luftmassen binnen gleichenZeiten umgekehrt wie der Querschnittder Leitungen verhält, so ist klar, daß die Geschwindigkeit der Luft