• Nie Znaleziono Wyników

Deutsche Monatshefte in Polen, 1939, Jg. 5 (15), Heft 7

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Deutsche Monatshefte in Polen, 1939, Jg. 5 (15), Heft 7"

Copied!
62
0
0

Pełen tekst

(1)

Dattfcfjß ^!Tonat0^ftß m Polen

9 d t fd ) n ft fü r (Bßfcfykfyte u n6 (B egentnart 6ce D e u tfd jtu m s in P o le n

3al)rgang 5 (1 5 ) 3anuar 1939 £)eft 7

öi'Etoi’ ßauöec, ßatfosoi'^:

riatiottalitatenftagen 0 fteucopa0,

tOir fm6 in 6ie 3e't öer Cöfung öet nationaiitätenfragen in Snittel=

unó ©fteuropa eingetreten. Hid)! öesroegen, roeii öie ^in fid jt in 6ie Hotroen^

öigfeit öer gececfjten Beijanöiung 6er Öolfsgruppen geroaci)fen roäre, löanon fann im allgemeinen feine 3le6e fein, fonöem 6eßI)aI6, roeii politifd) unhaltbare 3u=

ffänbe mit iflotroenbigfeit gu einer Bereinigung brängen, roenn ihre ©tunbe ge=- fommen ift. iln b biefe ©tunbe begann auf ber Uhr ber ©ef<hid)te gu fchiagen, als blbolf ^itie r mit ber Itebernahme ber Rührung bes Beides, feinem tüort, baß bie Dichtung unb 0o^haÜun9 bes eigenen Öolfstums bie 5td)tung unb ben

©chufg anberen Üolfstums bebinge, in ffRittet= unb ©fteuropa baburd) ©emicht unb ©eltung als poIitifd)e Bi<httinie uerfchaffte, baß er bas im grohbeutfdjen Beich geeinte beutfche Doif hinter biefe "parole ftellte. Durd) biefe Haltung rourbe es möglich, bie fubetenbeutfdje ^rage friebiid) gu lofen. öie friebliche Heuorbnung

inittet=

unb ©fteuropas ift in ©ang gefommen, unb gtoar auf ber ©runbtage bes lebensrechtes ber Doifer.

©s roar ber große gebier ber tfd)ed)ifd)en ©taatsfühtung, baß fie bas ©e=

roid)t ber parole bes Rührers nicht ernft nahm unb mit ihren fjugeftänbmffen baher immer gu fpat fam, ihr groeiter farbinaier Drrtum roar, baß fie an bas ®eiter=

beftehen bes Öerfaitler SPachtfyftems glaubte unb bie geopolitifdien ©lemente ihrer läge falfd) einfehäßte, baß fie glaubte, bie Bunbniffe mit raumfremben

©taaten roürben ißr halfen fonnen, ihre oernunftroibrige P o litif roeitergufuhren.

Dabei uerhinbert bie beutfdje IDeftbefeftigung bie foroiefo immer fchon fragliche

^ilfsbereitfhaft ber $rangofen heute in pra^i- Dies feilten anbere ofteuropaifhe Doifer ßch als reale ©atfache gang flar machen, iltachtpolitif fleinerer Doifer JTlitteU unb ©fteuropas, bie fi<h auf raumfrembe Bünbniffe ftüßt, aber auch Bünbnispolitif in irgenbeiner Blocfform untereinanber, bie gegen bie politiifche unb bie roirtfd^aftlidje Dernunft bes Baumes oerftoßt, muß fid) leßten ©nbes gegen biefe Dblfer felbft feßren, ba fie bie ©rbnung biefes Baumes burd) bie großen nacßbaroölfer nid)t aufhatten fann.

©s liegt im roohluerftanbenen ©taatsintereffe aller ofteuropäifd)en Doifer, eine fonftruftioe lofung ber Dolfsgruppenfragen, unb groar aEer in ben ©taaten roohnenben ©nippen, non fih aus he^beiguführen, ba nur burd) bie gerechte lofung ber Dolfstumsfragen bie ©tabilitat biefer ©taaten garantiert erfeßeint.

©s feßeint nötig, bureß ©efeiggebung unb Derroaltungspra^is, burd) ©rgießung ber öffentlichen Bleinung eine oollfommene Befriebung ßerbeigufüßren. Die Dolfer=

bunbsaera ber Beßanblung oon Dolfsgruppenfragen ift enbgultig uorbei, bit es ermöglichte, feitens ber Begierungen nießtsfagenbe ©rflarungen abgugeben, bie feine ober für bie betreffenbe Dolfsgruppe meift nur fcßlimme folgen hatten, bie bie entfd)eibenbe politifdje Bebeutung biefer fragen bureß einen ©cßleier oon

"Phrafen unb 3)aragrapßen oerbedte. Das politifcße ©eroidjt ber Dolfstums=

fragen ift heute befannt.

(2)

Ch'e Bedeutung öet 6urd) öas DeutJdje Beid) unó Otalien in tDien I)ei'bei=

gefüfjrten €ntfd)e:6ung in Dolfstumefragen ift ijeute in ii)ren Slusmirfungen nocf) ni<^t noil su übei'febem öoc^ ift beöeutlam, bag entgegen ber in DerfaiEes nfd)t eingefjaitenen Parole oom <5e[Bftbeftimmungsred)t iber Dotfer, bie iofung bet Dotfegruppenfragen ber Cfdjedjoftoroafei ftreng nad) bem ©tunbfai? bes Cebenö^

rentes aEer Dolfer burd^gefüljrt rourbe, jo bag ben Ungarn, ben ©lotoafen unb ben Itfrainern ibr etbnograpbifcb oertretbares ?led;t rourbe unb bie Cf<bed)en in <5ubetenbeutfd)Ianb n i^ t mefjr abtraten, als bem Öoifetumoprin^ip entfpcad).

Pie injroifd^en erfoigten 5tbmadE)ungen groifdten bem öeutf^en 3\ei^e unb ber CydjßEbpJtDWofei beroeijen, bag bie Cfc^edien jroar auf ben ignen oolfifd) gu-- fteijenben Baum fon^entriert rourben, bag aber bie lofung non ignen als oer=

nunftgemäg r-erftanben roirb. Ü)er fid) baran erinnert, bag gerabe bie Hationa=

titätenfragen mit bie Prfadje bes ODettbranbes oon 1914 roaren, roirb ermeffen fbnnen, roefdjen öanf bie tüelt ben Btännern f^uibet, bie ber ©ered^tigfeit freie Bai)n fd)ufen. öabei ift es fein ©eijeimnis geblieben, bag oor aEem ©nglanb, aber aud) ^ranfreid) mef)r burd) bie ©atfadje, bag fie fur einen ifrieg fid) nid)t genügenb ftarf füblten, als burd) bie geredeten §orberungen ber Dolfsgruppen beeinbrucft roaren. Ritter bat tro^ grogerer mad)tpo(itifd)er P t6gli<bfeiten in roeifer Ptägigung jsu feiner politifdjen parole oom lcbensrcd)t ber Üolfer ge=

ftanben unb eine lofung berbeigefubrt, über bie oiele (Staatsmänner in ©fteuropa nadjbenfen roerben muffen, ba fie guPunftsroeifenb ift.

CEus ben ©efdjebniffen ergeben fid) in (Europa rokbttge politifdje Öer=

lagerungen. ^mn erften fann feftgefteEt roerben, <bag ©orofetruglanb bei ber Beganblung bes gangen Komplexes ausgef^altet roar, obroobl es fid) um Peil- nabme an ben Beratungen bemühte, unb bag es fid) bur<b flid)teinbaltung feiner Bünbnisoerpflidjtung gegenüber ber ©fcbedtofloroafei aud) felbft ausgefdjaltet böt:

Pas Peutfd)e Beid) ift in ber ^ongentration oon faft 80 BPEionen beutf<ber BTenfd)en im feigen ©uropas gu bem entfdteibenben ^aftor in STlitteU unb

©fteuropa berangeroad)fen. ©s roirb in 3uPunft unmöglid) fein, in nationalitaten=

fragen eine erfolgreiche p o litif gegen bas beutfche Öolf gu machen, roenn es aud) burchaus moglid) erfdjeint, eine geitlang unfluge Blagnahmen in biefer Bichtung fortguführen. (HEe Bünbniffe, bie gegen bie frieblid)e, oernünftige unb gerechte ©rbnung ©fteuropas gebilbet roerben, bie ben Ontereffenausgleid) ber Dol=

Per anftrebt, roerben fid) als fM tffen erroeifen, hinter benen man PolitiP nur mit fchted)tem ©eroiffen machen fann. Pa bas beutfd)e Üolf nach bem maggeblichen unb binbenben Busfprud) bes Jührers in ©uropa roeitere territoriale ilnfprüd)e nid)t mehr erhebt, ift es beffer, eine PolitiP ber ehrlichen Hachbarfdjaft gu treiben, ohne iM iffen. Pas beutfdfe Dolf roirb fein Öerhalten immer banach einrichten Ponnen, roie ehrlich bie Had>barfd)aft oon feiten ber Anrainer genommen roirb. Pag babei bie Behanblung ber beutfdjen Dolfsgruppen, als unoerlierbare ©eile bes beutfchen Öolfes, fehr genau beachtet roerben roirb, foEte niemanb mehr überrafdjen.

©s hanbelt fich hier um ©ntroicflungen, bie tangfam reifen unb bie gu bem ©nbe füf)=

ren, beffen logiP fie in fid) tragen. tDer ben ^rieben in ©fteuropa roiE unb nicht bie

^erftorung, ber foEte fid) re^tgeitig für eine gerechte unb enbgültige Befriebung, ber in feinem ©taafe roohnenben Öolfsgruppen einfetjen. ^erftbrung aber roiB nur eine Beroegung in ©uropa herbeiführen, unb roirb fid) bagu feben Plittels bebienen, bas ift ber Bolfdjeroismus. Pertrage mit ©orofetruglanb, bie über bie ©rengficherung unb ben roirtfd)afttid)en Bustaufd) hinausgehen, bürften fid) für ofteuropaifdje Staaten nid)t als fruchtbar erroeifen.

Polens Blinifterprafibent hot im uorigen 3ahre in einer bebeutfamen Bebe bie Plare ©rPenntnis ausgefprochen, bag bie nationalitatenfragen mitentfd)eibenb für bas ©d)icffal bes polnifdjen Polfes finb. tPenn man bebenft, bag Polen feiner

(3)

Dülfsgaf)* nad), mir 24 STMfonen ^olen leben im polnifcbßn ©taat, nur gu öen

•mittleren Öoffern €urDpaö gehört, roenn au<b gu 6en road)Jenöen, 6aß im polnifdjen

©taat faft ein D rittel ^inbersnationale oorijanben finö, öann toirö man 6iefe ftellung öes gerrn SUinifterpräfiöenten als Beitrag gur (Erfenntnis öer ©atJadjenlage einfcbä^en. ieiöer bnt aber öieje Bebe irgenbroeldje grun6fa^(id)en Bemühungen gur fonftruftioen lofung 6er Öolfsgruppenfragen n i^ t eingeleitet, roie man hätte erroarten fßnnen. <Bs tnirb tuelmehr in 6er feit gtnangig 3af)ren gemahnten 2frt meitergearbeitet.

Dabei fann fid) 6od) aud) niemanb in Paten barüber hmroegtäufdjen, bag bie politifdje läge in (Europa fid) oeränbert hnt.

Polen ift gebietemagig burch1 bie €rroerbung bes iPeftotfalanbes ge=

roadjfen, bie im 3uge ber lofung fübaftbeutfcger fragen frieblid) möglid) rourbe. iPahrenb fi<h' bie Beaßlferung nid)t erheblich oermehrt tmt, ift bie önbuftriefapagitöt oor altem burch bie Prgynieger tOerfe unb bie:

Äarroiner ^ohte bebeutenb geroachfen. Peiber liegt biefe Onbuftrie ebenfo nahe ber ©rengen, roie bie oberfdjtefifdje unb bas Dombromaer Becfen. Das Derhättnis gum tf<hechifd)en unb gum ftoroafifchen Dolfe ift burd) bie aon Polen herbeigeführte €ntfd)eibung feiner Öolfsgruppenfragen in biefen ©ebieten ni<h't oerbeffert roorben. Das frangofifd^e Bünbnis hat fid) in ben ^rifenmonaten als red;t probtematifd) ermiefen, bas Bünbnis mit Bumanien hat groar bie Betaftungs=

probe in ber farpatho=ufrainifd)en ^rage überftanben, aber bod) gegeigt, bag Polens tfreimbjcgaftspolitif mit itngarn natürtid)e ©rengen hat, unb groar nidjt beim beutfcgen Dotfe. Die Erneuerung ber Abmachungen mit ©orofetrugtanb bietet fein ©egengeroicht für bie Hachbarfdjaft gum beutfchen Öotfe, auf roetche fi^ Polen erneut als auf bas roidjtigfte Element feiner geographif<hea ^age him geroicfen fieht. Otalien roirb nur einer oernünftigen P o litif innerhalb ber SBog=

lichfeiten ber A<hfe Bom—Berlin guftimmen, im übrigen gehört es gum Anti?

fominternblocf. Die innere Situation in Polen fdjeint fi<h nad) ber Bichtung eines Einparteienfyftems hin 3a entroicfeln, beffen ©d)roäd)e es bleibt, bag eine Dolfsberoegung, bie biefes ©yftem trägt, nicht oorhanben ift. Das ©elbftberougt=

fein bes polnifchen Dolfes ift burch Erroerbung neuer ©ebiete erftarft. ©erabe biefer Amftanb mügte bagu beitragen, eine groggügige nationalitätenpolitif angü=

bahnen.

Die roichtigfte Öolfsgruppenfrage Polens ift bie ufrainifdje, ba bas ufrainifd)e Üolf ben ©ften Polens ftarf befiebelt unb feit 3abrf)unberten alteingefeffen ift.

Es nütgt politifch nichts, roenn man oon polnifcher ©eite Afrainer, Buthenen unb Eutejfgy unterfdieibet, bas finb alles Afrainer, gegen 5 Abillioneu, bie eine alte Dolfsfultur unb eine ruhmreiche ©efdjichte haben, auch eine gehobene Di^tung unb fDtffenfd)aff, alfo bie Hferfmale eines eigenftänbigen Dolfes. Das ufrainifd)e Üolf mad)t in ©fteuropa 40 BiiHioneu Btenfcben aus, fein ©chicffal ift mit bem ber ruffifdjen ^rage oerfnüpft. Polen fonnte bei einer gerechten unb finnnollen P o litif ben Afrainern gegenüber, bie eine groggügige P o litif auf roeite ©id)t fein mügte, grogte politifdje Alogli^feiten in biefem ©eile ©ft=

europas haben, roobei ber ^oberationsgebanfe eigenftänbiger Dolfer eine Bolle fpielen roürbe. Polen fonnte bie Erabition bes fagiellonifdjen Staates, ben ©e=

banfen oom ©elbftbeftimmungsrecht ber Dolfer angepagt, in ber £ofung biefer fragen fi<h nulgbar machen- ©b bie fefgige Behanblung ufrainifd)er fragen gufunftsroeifenb ift, müffen mir bem Arteil bes polnifchen Dolfes überlagern

An ber roeigruffifdjen Beoolferung (1^ Blillionen) hat Polen grogte Er=

giebungsarbeit gu leiften, in ber fid) entfd)eibet, roelcgen iPeg bie tOeigruffen bei ber Entroirrung bes ©efamtfomptejces ber ruffifdjen fragen gegen roerben*).

*) Die 3ubenfrage in Polen roirb in einem ber nädjften ^efte biefer ^eitfdjrfft ausführlid) befjanbelt roerben.

(4)

©cra6e ńafiurcf), öag "poten groge Cef(e ófefer Pftcolfec in fernen ©rengen umfdjließt, ift ihm eine große poütifcfje Aufgabe im ®ften gugetoiefen, 6ie nur auf 6em Boben 6er 0Dlfifd)en ©ere^tigfeit unö einer fonftruftioen, meitßergigen un6 großgögigen £o:fung 6er Dolfsgruppenfragen mit €rfolg in Eingriff genommen metöen fann. öaß 6ao Derßältnio Polens gum öeutfdjen 3leid)e bei 6er Ibfung 6er großen politifcfjen fragen ©fteuropas oon entfdjeibenöer Bebeutung fein roirb, ift feit öem Btacßtanftieg öes beutfdjen Bolfes Elar getuorben.

Dfe über eine JTliUion ftarfe 6eutfd)e Öolfsgtuppe in Polen ift nad) 6er

£>eimf)o[ung ®efterrei^s unb öer ©uöetenbeutfc^en öie ftärffte öeutfcße Dolfs^

gruppe in ©fteuropa. €s ift nidjts natürli^er, als baß ßd) bas Dntereße bes beutfdjen Dolfes bem ©rgeßen unb ber Beßanblung biefer Dolfsgruppe befonbers gumenben mirb. IPenn aud) ber ^üßrer in €uropa territoriale 2lnfprüd)e nid)t meßr erßebt, fo bebeutet bies nidjt, baß fid) bas beutfdje Dolf an bem ©d)kffal feiner beutfcßen Dolfsgruppe in polen besintereffierL/' 5lüd) bas polnifdje Dolf unb bie polnifdje ©taatsfüßrung füßlen mit ben polen im Deutfißen Beicße.

Da feßt anbere Üolfer ©fteuropas, bte ©lotnafen unb bte ilfrafner, in uertrauensooller ^ufammenarbeit mit bem beutfißen Dolfe gegen*

über ben beutfdjen Dolfsgruppen neue ID ege einfdjlagen, follte man fid) aud) in Polen überlegen, ob bie bisherige Haltung oon Dermattungsbeßorben unb offent*

lidjer BTeinung niißt bo<ß einer gereißteren 2lnerfennung ber aufbauenben, ftaats*

treuen ©inftellung ber beutfdjen Öolfsgruppe roei<ßen follte. Das mürbe mit fid;

bringen müffen, baß bie bis feßt auf bem papier fteßenben Punfte ber iTtinber*

ßeitenerflarung oom Hooember 1937 in bie tOirffidjfeit umgefeßt merben, roeiter, baß bie (Einßeit ber beutfißen Dolfsgruppe in Polen burdj bie ©eneßmigung ber

©aßungen bes „Bunbes ber Deutfdjen in Polen" anerfannt roirb. Die roi<ß=

tigfte Dorausfeßung für ein gebeißliißes 3uJQtnmenIeben ober roäre eine neue Raffung bem beutfcßen Dolfe gegenüber, gu ber bas polnifdje Dolf oon feiner

$üßrung ergog'en werben müßte. On ber ßaßgefdjroangerten 2ltmofpßare, bie feßt ßerrfcßt, fann nidjts ©utes geheißen.

Die beutfcße Dolfsgruppe in polen roünfdjt nidjts fcßnli^er, als baß groifcßen bem polnif<ßen unb bem beutfcßen Dolfe eine eßrticße $reunbfcßaft erroacßfen -mocßte.

SOerncr ©djul^, Berlin.

Die 6ßutfd)ß 0ftftß6Iung im tüßftli^ßn

©cßon feit ben ^orfeßungen € r i^ ©eßmibts, bie er in feiner ßeute noeß nießt überßolten ©efeßießte bes Deutfcßtums im £anbe pofen niebergelegt ßat, roiffen w ir, baß aueß nadj ber mitfelalterlicßen ©ftfieblung im Pofener Canbe bie ©ieb*

lungstätigfeit nießt gerußt ßat. 2lbet erft bie Arbeiten jüngerer ^orfdjer ßaben oolle Slarßeit batüber gebra<ßt, baß w ir es mit einer großen gufammenßangenben

©ieblungsroelle gu tun ßaben, bie fftitte bes 16. 3oßtßunberts in Sjintetpommern unb ber JTtarf Branbenburg begann, bie großen tDalb* unb ©umpfgebiete beiber*

feits ber bamaligen beutfcß=polnif<ßen ©renge burdj Bobung erfdjloß, um bann fcßließli^ in bie beutfdje ©treufieblung JTlittelpolens unb tDolßgniens ausgu*

laufen.

Hießt biefe ©ieblungsroelle in ißrer ©efamtßeit, fonbern nur ein fleiner

^lusfcßnitt, bie Beßeblung ber tüeftßälfte bes Heßegaues, fott ßier bargeftellt werben, ©ie fnüpfte an ben mittelalterlicßen beutfcßen Dolfsboben an, ben in ben lanbftridjen bis gur Lübbow, einem Hebenflüßcßen ber Heße, bie leßten branbenburgifdjen Ptarfgrafen aus asfanifdjem Houfe Einfang bes 14. 3aßr=

(5)

Märk. FritdJand

Tüt z

.Schlappe

m K o l

H e u t i g e d e u ts c h - p o ln is c K e G re n z e

G r e n z e von 1368.

Deutfcfye Oftfieölung im meftlic^an H et^gau.

(6)
(7)

bunöerts gefdjaffen Ijatten. DIjr unö tfjter Celjnsteute (Tatighit üeröanften ©toöte um öeutfdj-^rone, un6 © floppe mit öen umliegenóen Dörfern if)re <Ent=

ftefjung. €rftredte fid) öod) 6amals 6er marfgräftidje €influß fogar bis auf öte ne^eburgen (Jilebne uni (tgatnifau! Den Jlüdgang öer branbenbuigifdjen itiadd 2. 3t. 6er töittel8bad)erf)errfd)aft in 6er iTlarf ma^te fid) 6er poinifdje Sonig

^afim ir 6er ©rojje gunu^e un6 uerieibte um 1367 alles £an6 bis gur Drage, einem an6eren Hebenflügdten 6er Jfleije, feinem 3^eid) ein. dm 15. Jafytfyunöevt tarn es 6ann in öiefen ©ebieten teiimeife su einem Äücfgang 6er 6eutf^en 23e=

fieölung. € rft 6ie 6eutfd)e ©ie6lungsmelle 6es 16. 3abri)un6erts erfdjloß 6ie roüft gerooröenen ©ebiete aufs neue.

Das 16. 3al)rf)un6ert braute in © ft6eutfd)lanö mie in Polen 6as ©nffteljen öer ©utsijerrfdjaft, 6. f). öen üebergang 6es 5l6els gu eigener lanötmrtfdjaftlidyer iTätigfeit. 3n <Dft6eutfd)lan6 rouröen 6ie freien ^insbauern gum ©eil iljres Befiiges beraubt unö 6ie gefamte Bauernfdjaft gu ^ronöienften auf öen neu ent=

ftanöenen aöligen ©ütern ober Öorroerfen gegroungen. 3lud) in Polen oerlief 6ie ©nüm'cflung in älmli^en Bahnen. 3n beiöen idnóern famen öaöurd» 6ie aftiueren ©lemente 6er Bauernfdjaft in Bewegung. 3n Pommern unö 6er Plar?

gogen öie geflüd)teten Bauern gunad)ft auf öie lanöesfierrlidten 5lemter unö fd)ufen fid) in óeren tüälöern öurd) Boöung eine neue ijeimat. Durd) öiefe Boöungen längs 6er ©renge glaubten öie polnifdjen ©taroften 6ie bisljer inmitten oft meilenroeiter iBälöer uerlaufenöe ianöesgrenge gefäfjröet unö waren beftrebt, aud) auf polnifd>er ©eite Dörfer gu gri'möen. Süeil fid) aber öie an 3al)l nid)t ftarfe unö wenig fejjbafte polnifdje Beuolferung öiefer lüälögebiete, meift 5lfd)=

brenner, ©eerfdjweler unö Beutner, öafür nid)t eignete, griff man auf öas öeutfdje

©lernent gurüc?, öas aud) fenfeits öer ©rengen öie JPälöer roöete. Da öer pol=

nifdje 5löel öem Dorbilö öer ©taroften folgte, mar ungefähr bis gum 3t>l)te 1630, alfo in 6— 8 3al)ti5elinten, öas uorljer nur gum ©eil erfd)loffene ©ebiet gwifd)en Drage unö Äüööow bis gur He^e |erab oon öeutfdjen Bauern befieöelt. ©d)on

©nöe öes 16. 3af)rl)unöerts überfd)ritten öie erften öeutfdjen ©ieöler öen ftetgeflufj, öer fjeute auf jener ©trecfe gmifdjen ^reug unö Sbfd) öie ©renge bilöet. B is gu öen ©djmeöenfriegen grünöeten fie in öen unmittelbar fuölid) öer iletje liegenöen Begirfen 15 neue Dörfer. 3n 9 weiteren Dörfern liegen fie fid) als ©ingel=

gumanöerer auf wüft geworöenen ^offteßen nieöet. ©eilweife erlangten fie in öiefen Dörfern fogar öie $Itel)rf)eit. 3n einem öiefer Dörfer, in Poöonin bei ßolmar, ftogen w ir 1641 erftmalig auf öie beute in ittittelpolen no<b üblidje Be=

geidjnung S a f d) u b e n für öie öeutfdjen ©ieöler pommerfdjen ©tammes.

Die ©rogpolen bis gur Sttitte öes 17. 3dbtbunöerts oermüftenöen ©d)weöen=

friege bracbten au<b öie öeutf^e ©leölungstätigfeit für mehrere Jafyvgefynte gum

©tillftanö. 5lls fie wieöer begann, ging fie unter anöeren formen oor fid) als g. ^ n ©<bweöenfriegen. iöäbrenö öamals öie Deutfdjen faft nur neue Dörfer aus wilöer iPurgel grünöeten, übermog fegt gunädjft öie ^lusfüßung öer

©ieólungslflcfen in öen wüft geworöenen polnifdjen Dörfern. Befonöers in öer Umgebung öer ©täöte Kfd) unö ©garnifau fam es auf öiefe füeife gur rolligen

©inöeutfcbung ganger Dörfer. Die polnifdje Dolfsfraft war aßem 2lnf<bein nad) öamals ni<bt ftarf genug, um öiefe iüd e n aus eigener Äraft gu fd)liegen, fo öog öie polnifdjen ©runöljerren, Könige wie Uölige, öeutf^e Bauern anfieöelten. ©rft als öie meiften ©ieölungslücfen gefcbloffen waren, fam es feit Beginn öes 18.

3abrbunöerts wieöer in größerem ittaße gur ifleugrünöung öeutfdjet Dörfer.

Über wäßrenö bis gur fftfitte öes 17. 3ob^buttöerts öie Dörfer mit ©d)ulgenoerfaf=

fung unö Dreifelöerwirtf<baft, öie fog. ©cbulgenöörfer, Überwegen, beoorgugten öie ©runöberren feßt öie oon ßoßänöifdjen iPennoniten in öer H3etd)felni'eöerung eingefübrte unö oon öen Deutfdjen balö übernommene i^orrn öes ijoßänöeröorfes.

(8)

Heben 6ec etons freieren ©tellung 6er Bauern waren ©elbftoerwalhmgaredjt 6er 6emet'n6e un6 6ie fjauptfacfilid) auf tDiefenroirtfdtaft unö Diefjsudjt abgeftellte

^orm 6er ©treifenftur Śennsei^en 6er ^ofIari6er6orfer.

2Jfs 6ie graßpDtnifdjen <Brun6f)erren 6ie Sonn 6es 5)DlIän6er6orfe0 ju r 5(nfieótung 6eutfd)er Koioniften übernaljmen, oerftan6en fie es fofort, 6ie <Selbft=

berriicbfeit 6er <5emem6en ju brcdjen un6 6amit au^ 6ie beffere Bedjtsfage 6er i)Dttan6ertmrte mel)r un6 met)r 6er öer Bauern in 6en Scfmlgenborfern anju=

gieicben. 5Iuf 6iefer etwas Jd)led)teren red)tlid)en ©runblage entftan6en 6ie 3at)I=

reidjen Hollander o6er £)aulan6ereien 6es Bafener £an6es, 6ie nod) fj^ute gum gtogen ©eit 6as tüort £)autan6 ats Hatnensbeftanöteil führen. Bei 6er ©d)mat=

beit 6er (JtieJjmeöetungen, an 6enen entlang óie 3at)trei<ben ^ottan6er66rfer 6es .'Pofener £an6es entftanöen, würben 6ie eingetnen ©treifen 6er $turen immer brei=

ter un6 fd)Iiegti<b oft ?u einer Sette twn fompaften Blocffluren. infolge 6es we=

nigen gut Öcrfügung ftebenöen Hie6erungstan6es griffen 6ie eingelnen Befitganteite gwangstäufig weit auf 6as böb^r tiegen6e £an6 bwuber. Da 6er 6ort fteben6e IBatö erft in fabrgebntetanger Arbeit allmäbtid) gero6et werben mußte, fo modtte wobt bei 6en nacb 1772 begw. 1793 ins £an6 gefommencn preußifcben Beamten öie fiUeinung entftanöen fein, 66ie Hamen ^oüänber un6 ^ottanö auf 6ie B o6e=

tätigfeit (bauen) gurücfgufübten feien un6 6aß fie 6aber beffer ats fjautänöer ober

£>autan6 gu begeicbnen wären.

Bis gut Befißergreifung burd) Preußen waren im fPeften 6es Heßegaues :30 berartige ^ottänberborfer, größtenteils fübticb 6er Heße, atfo auf boute pot=

nifdiem ©ebiet, entftanben. töie bie wenigen im 18. 3ob^btin6ert nod) angelegten

€>d)ui$enbDtfetr fo oerbanften au<b einige biefer ^ottänber 6er 9tuffiebtung un=

rentabel geworbener üorwerfe ibr ©ntfteben. Die meiften waren febocb aus witber tüurget entftanben. SPenn 6er in ber gefd)it6erten ^orm nertaufenóe tfänbesausbau fowoßt nor6ti<| wie fübli<b ber Heße no<b bis in bie erften 3abt:r gebntc bes 19. 3abtbuu6erts anbiett, fo waren óo<b g. 3t. 6er Slebernabme öes Heßebiftriftes bur^ Preußen im 3obr'e 1772 bie boute noeb beftebenben Dolfs=

tirmsgtengen im wefenttid)en feftgetegt. 3m töeften öes Heßegaues lebte gu

€n6e bes 18. 3ab*buribert8 in ben ©ebieten nörbti^) 6er Heße fein Pole meßr.

©öbtid) bes $ tuff es tagen bie Hationatitätenoerbättniffe fo, baß 52 rein öeutfdjen Dörfern nur nod) 7 polnifcbe gegenüberftanben. 9tu(b non ben 30 gemifd)tnol=

fif^e n Dörfern fyatte nod) ein großer ©eit eine erbeblidje beutf<be Hfebrbeit.

2lber niebt nur auf bem ianbe, fonbern aud) in ben meiften ©täöten bes Heßegaues naßmen öie Deutfdjen eine öberragenbe ©tettung ein. 2tts fpätmitteP alterticbe beutfd)e ©rünbungen ßntten gwar bie fübticb ^ tiegenöen bas

©^ieffat oieter beutf^er ©täbte in Polen teilen muffen: Die Potonifierung ißrer beutfeben ©inwobnerfebaft feit ©nbe bes 15. 3Qb';bnnbcrts. tPo aber, wie in (iitebne, ©garnifau unb Sotmar, feit ber STtitte bes 17. 3nbrbunberts bie ©ud)=

madjerei burd) öie Deutfdjen eingefübrt würbe, öa madjten fie balö wieber einen erßebticben 2tnteit ber Bewobnerfd)aft aus. Die im 18. 3nbt bnnöert nus einem Dorf entftanöene ©ud)mad)erftabt ©djontanfe bnt niemals Polen in ißren Hfauern beherbergt. Die anberen ©täbte, ltf<b unb Buöfin, blieben gwar polnifd), erhoben ftd) aber aud) nidjt über bas Hioeau armfetiger Stderbürgerftäbte. Bei öer Befiß=

nabme bes Heßebiftriftes burd) Preußen madjten bie Polen in ben 3 ©ud)ma(ber=

ftabten ^iteßne, ©garnifau unb Śotmar nid)t einmal meßr % öer ©inwobnerfdbaft aus. 'Slud) wenn w ir bie bort feßr ftarf oertretenen 3uben außer Betragt taffen, überfteigt ber Stnteit öer Polen nidjt 30—40 progent. Die ©täbte nörölid) ber Heße waten natürlich rein öeutfd).

© 0 gebt atfo bas Deutfd)tum beiberfeits ber Heße in ©tabt unb £anb auf bie beutfdje ©iebtungstätigfeit gut potnifdjen 3 ^ gurücf. Die in ißren Stus=

wirfungen bisbet weit überfdjäßte friberigianifd)e Sotonifation im Heßegau berußt

(9)

natnHd) wie 6i'e im neumärfifdyen töartf)e»nel5ebrud) gum größten «Teil auf 3^ücf=

tuanberem aus "Pol^n. 2\unö % 6er nacf) 1775 angefxeöelten lan6lid)en unö 5/e 6er ftööiifdjcu 3uroau6erer ftammten aus 6em fpäteren ©üöpreufjen o6er anöeren Ceifen 6es damaligen Polen, öam it dürfte menigfteno für den tüeften des Hcigegaues die iTi)sfe roiderlegt fein, daß das öeutfdjtum erft gut preußifdjen 3®^

ins Land gefommen fei.

iöafter ©dßmner, Breslau.

Q k B e fte ó lu n s ößö 6ß u tf^ ß n 6 ü 6o ftß n 0* ),

3u Beginn der d>riftlid)en 3ritred)nung gaben bie m it den ©neuen vn=

roandten germanifdjen ©tämme der STtarfomannen und <üuaden ißre ©iße im heutigen fjeffen auf, gogen oftmärts und drangen in die oon den ©udeten ringsum umfdjloffenc bof)mifd)e Becfenlandfdjaft und ifjr Borland f!ttäf)ren ein. £)ier bildeten fie bald einen der fraftooUften germanif<f)en ©taaten der 32tt oor der Öolferroanderung. öie Tiefte der feltifdien ürbeoolferung der Boier rourden ger=

manifiert, übertrugen jedod) ißren flamen auf die STtarfomannen, die ficf) fpüter Bofoari — Bafuoaren, d. f). ijaiern nannten.

lfm diefelbe 3ßib “ Is die SBarfomannen und ©uaden Boßmen und lUätjren befeßten, tjatten die Bomer die gangen ©ftalpen in ißr Beid> etnbegogen und deffen nord=©renge an die öonau oorgefdjoben, die immerbin einigen ©djuig gegen die ITtarfomannen bot, gumal damals fi<b nördlich des ©tromes ein breites, fdjroer gu paffierendes ürtualdband die öonau entlanggog. 2tber diefer natürliche

©rengriegcl tourde oon einigen Slußläufen durdjbrochen, bie es den itlarfomannen und ©uaden doch ermöglichten, hin und wieder die Heberfchreitung der öonau=

grenge gu uerfuchen, um in die unter der romifchen l)errfd)aft gu Kultur gefommenen Tllpenprouingen eingubrechen. öiefe ©inbruchspforten roaren die Jtegenfenfe, die aus Böhmen über (fürth und Cham und den Begen flußabwärts bis gu deffen ITtündung in die öonau führte, die ^eld(aift)fenfe, die das irtoldau=

tal mit dem öonautal durch die uralte ©algftroße oerband, und oor allem die Gliederung des $lußfyftems der GTlarch, wo der 3l'0nng durd) das niedrige itläh=

rifche ^öflflland oon Böhmen h^' nm weiteften und bequemften offenftand. l)ier hatte auch gwifchen 165 und 180 n. 3®. der romifche Saifer GUarfus Glureltus fernere Tlbwehrfämpfe gegen die an die öonau oordringenden friegerif^en GTtar*

fomannen gu beftehen. Um die Öonaugrenge fiebern gu fonnen, legten die Bomer nun am ©üdufer des ©tromes eine ^ette mächtiger ©perrfeftungen an den am meiften gefährdeten ©teilen an. ©o entftanden R egte casifcrai (Begensburg) und Servtodiuimm (©traubing) gegenüber der Begenfenfe, LienitSia (lin g ) und Launlalouim (£or<h) gegenüber der ^eldaiftfenfe und Vtodiobona (fth'en) fowie das mächtige Carnuntum (0ainburg=Petronell) gegenüber der GRarclj^GRündung. ©roß diefes

©rengf^utges erwies es f i^ bald als unmöglich, die ©ermanen oom ©indringen in das römifdje 0 fta lp engebiet dauernd abguhalten. ©egen ©nde des 4. 3abr=

himderts wird die öonaugrenge oon den ©ermanen, fueoifch=allemanifä)en, mar=

fomannif^=quadifchen und anderen ©d^aren endgültig überrannt und diefen nun oon den Bömern der ©ebuß der Hordgrenge ihres Beiches anoertraut.

Glo^ größere Unruhe fam über die germanifchen Boiler, als die furcht=

baren hunnifchen Beiternomaden fid) im heutigen Ungarn niederließen und oon da aus alle umwohnenden germanifdjen ©tämme ihrer ^errfchaft unterwarfen.

2Hs nach ^ent Code des tqunnenfonigs Uttila 453 das 0unnenretch nad) furger öauer wieder gerfiel, wurden die ©ermanen im ©ebiet des fpäteren 0efterrei<h=

Ungarn wieder frei, gerieten aber lange 3 eit nicht wieder gut Buße und ©eß=

*) ®ortrag, gehalten im ©enber ■®Ieitoih.

(10)

I)ofttgfdt. Om noróHdjen niebcroCterreid) ließen fid) 6ie aus Pommern ftammen=

6en 2lugier niefter, 6ie balö auf frie&lidjem u)ege aud) über öie Donau fübroarts brangeu. Das romifdje 2leid) felbft rourbe bereits oon germanifdyen ^eerfüßrern regiert. Der teßte berfelben, ber ^eruier ©boafer, ßatte ben [ef3ten romif(^en Saifer oom Cfjtone geftoßen unb oerfudjte nod) einmal, bie Donaugrenge aufju=

ridjten, inbem er ben ©taat ber Äugier oerni($tete. Slllein furg barauf, im J. 488 faß er fid) gegroungen, bie Donaugrenge freiroillig aufgugeben unb einen großen ©eil ber bortigen römifdten Semoßner nad) Otalien gu überfiebeln, iüaß=

renb ber lie ft fid) in bie 2llpentäler gurüdgog. tüenige Jat)te barauf mürbe bas meftromifcße Heid) ©boafers felbft eine Deute ber ©ftgoten bes großen ©ßeobori^

unb bamit gerieten aud) bie 2ltpenprooingen mit Slusnaßme bes Otlpenoorlanbes füblid) ber Donau unter bie gotifdje £jerrfd>aft. fPößrenb biefer ^eit, etroa in ben 3al)ren 530 bis 550 brangen bie ürtarfomannen = Daiern — es bleibt bunfel, auf roeld)e tDeife bie iUarfomannen in ben ©türmen ber oergangenen 5 3al)r=

ßunberte gum ©tamme ber Baiern geroorben finb — burd) bie Begen= unb Selb=

aiftfenfe in bas feßt nid)t meßr geflößte ifliemanbslanb nbrblid) unb füblid) ber Donau bis gum $uße ber 2llpen ein, mo fie fid) meftlid) bis an bie Ofar, öftlid) etroa bis an bie ©raifen ausbeßnten. 2ln ©tette ber oom ©boafer oernußteten J^ugier ßatten oftlicß ber © r a i f e n bie ^eruier oorübergeßenb eingericßtet, roaren aber ißrerfeits oom Dolf ber langobarben, bas oon ber (Blbmünbung ftammte, oerbrängt roorben. f3id)t lange blieben bie ©angobarben ßier bie Had)=

barn ber Bayern, ba fie nad) füeftungarn roeitergogen unb ßier einen ©taat grün=

beten. Dod) gerieten fie roegen bes Befißes bes ianbes groifd)en ©aoe unb Drau in © treit mit ben gleußfaHs germanifdien ©epiben, bie -bamals ©iebenbürgen, bas Banat unb einen ©eil ilorbferbiens befaßen. Onbeffen ßatten bie ©ftrbmer unter Saifer 3iIftinian in groangigfäßrigem Kriege bem Beid) ber ©ftgoten in Otalien ein €nbe gemadjt (554), roaßrenb bie ^ranfen, bamals fd)on bas macßtigfte ber ©ermanenoolfer, fid) oorübergeßenb bereits bie Bayern unterroar=

fen unb einen großen ©eil ber 2llpen befeßten. ilm bie ©ermanen gu entgroeien, ßatte 3uftinian bie langobatben eingelaben, bie füboftlidjen ©eile <ber formal nod) gum romifcßen Bci(ße geßorigen Blpenproüingen gu befeßen, roas aueß gefd)aß.

Onbeffen ßatten bie langobarben mit Beroittigung bes Saifers bie Broaren, ein ben £)unnen äßnlidjes afiatifcßes Beiteroolf gu einem gemeinfamen A ngriff auf ißre gepibifdjen Hebenbußler aufgeforbert. Die Elmaren unterfo(ßten groar bie

©epiben, erroiefen ßcß aber ben ©angobarben als nod) laftigere Hadjbarn, fo baß biefe es oorgogen, 5Ó8 tüeftungarn freiroillig gu raumen unb nacß Otalien ausgu=

roanbern, bas fie in roenigen 3aßtEn müßelos eroberten.

tDaßrenb bie ©angobarben mit bem Busbau ißrer ^errfcßaft in Otalien befdjaftigt roaren unb oon ©üben ßer in bie Blpen ©irols einbrangen, begannen aud) bie Bayern oon Horben burd) bie ©(ßarnißflaufe unb ben Onn aufroarts in

©irol eingubringen. ©ie Ü b e rtritte n ben Brenner, folgten bem ©aufe bes ©ifaef unb befiebelten allmaßließ bas obere ©tfcßtal unb bas puftertal etroa bis in bie

©egenb ber ßeutigen beutf<ß=italiemfcßen ©pracßgrenge, roo fie nun neuerbings ttadjbatn bet fid) alletbings balb romanifierenben ©angobarben rourben. ©benfo befiebelten bie Bayern bie Blpentäler ©algburgs, bie rooßl fcßon um Ó00 in ißrem Befiß roaren. Hm bie gleidie 3eit brangen oom ©üboften ßer bie ©laoen als Hntertanen ober Derbünbete ber Broaren in bie ©älet ber Drau unb H fur ein unb befiebelten in furger $eit geraufd)los bie (flußtäler ber ©ftalpen in Äärnten,

©teiermarf, ja fogar ©ber= unb Hieberofterreicß. Heber bie Donau ßinroeg reid)ten fie ben tDeftflaroen, bie gleid)geitig aus ben itarpatßen in bas oon ben Bayern oerlaffene boßmifdje Beden unb beffen mäßrifd)e8 Dorfelb nad)gerüdt roaren, bie

£)anb. Hm 624 gelang es bem ^ranfen ©amo, bie ©laroen forooßl in Boßmen rote in ben ©ftalpen gu einen, unb nad) Bbfcßüttelung ber Boarenßerrfcßaft ein ma<ß=

tiges Beicß gu grünben, bas felbft ber Koalition ber getmamfcßen Hacßbatn, ber

(11)

(Jranfen, Bayern unó langcbaröen erfolgreid) €ro<3 bot. iftur 6en iangobaröen glürfte es, um 630 6en ©laroen 6as ©ailtal im heutigen tarnten gu entreißen un6 es ifjrem italienifdjen ©taate einguoerleiben. Olber nad) öreißigjaljrigem Beftanöe brad) ©amos ©faroenreid) [djneli gufammen. Öen Bayern ©ar es ein Icid)tes, 6ie bünne Derbinbung ber OiipenJIamen m it ibten ©tammoerroanbten in Böhmen unb STtai)ren im öfterreichifd)^ üipenootlanb gu burd)ftoßen; nur im töiener Beden halten fid) no^ einige fiaroifdje ©ieblungen. öam it aber roar erft bie Dorausfehung für bie nun einfetjenbe enbgüitige beutfdje Befiebtung ber <öft=

alpen gefdjaffen. öiefer bayrifdje ©toß ins 3entrum ber ©iaroenmad)t bürfte im Iei3ten Diertei bes 7. 3af)id)unberts erfolgt fein, üm bie gleite 3 eit gerieten aud) bie ©laroen in Kärnten unb ben angrengenben ©ebieten ber ©teiermarf, bie t y n ein ^ergogtum gegrünbet batten, oöllig in bie Olbbängigfeit ibrer lango=

barbifd)en Hadjbarn in Otalien. € rft um 730 fonnten fie fid) in blutigen Kämpfen non ber langobarbifdjen ©berberrfdjaft befreien, ^urg barauf erfolgte aber ein

©egenfcblag oon feiten ber Baiern gegen bie ©laroen; es gelang ben Baiern oor 750, bas gange €nnstal unb bie ©ater bes 'palten= unb Ciefingbadjes in ©ber=

fteiermarf ben farantanifdjen ©laroen gu entreißen. Um 750 fab fid) ber Saranter=

bergog Borutb, bebrängt oon ben inbeffen roieber erftarften Slroaren in £lngarn, genötigt, felbft bei ben Baiern ein ©djutgbünbnis gu erbitten, öiefes Bünbnis bilbete bie ©inleitung gur ftaatlidjen unb nationalen 2lnglieberung Sarantaniens, b. b- bes gangen flaroif<ben Ollpengebietes in Kärnten, ©berfteiermarf obne bas bereits bairifdje ©nnstal mit feinen Hebentälern, © fttirols unb bes iungau an Baiern. öer Cinbeutfcbungsprogeß follte alterbings nod) mehrere 3ab’;I)unberte bauern. B is 772 behielten bie farantanifdyen ©laroen nod)^ ibt einbeimifcbes Berrfd)erbaus, bann rourben bie öfterreicbifd^n 2tlpenlänber oon bayrifd)en ©rafen oerroaltet. ©o entroidelte fi(b balb eine beutfcße berrfcbenbe ©berf^i<bt über einer unterroorfenen ftaroifdjen Slnterfcbicbt. öaneben aber entftanb aud)/ bauptfäd)li^

butd) bie rege ^olonifationstätigfeit ber im Ollpengebict oon ben bairifdjen ^er=

gogen reid) befdjenften bairifdjen Bifdjofsfirdjen — befonbers ©algburgs unb Paffaus, aber aud) Jreifings unb Brixens •— eine beutfdje bäuerliche llnterfd)id)t, bie oon 3ab^3ef)rit 3U 3abr3ef)nt ftärfer rourbe.

Om leigten ö ritte l bes 8. 3ab1--f)uni)ert0 bas bayrifd)e £)ergogtum ebenfo roie bas i?önigreid) ber iangobarben in ©beritalien bem ^ranfenreidje l^arls bes ©roßen einoerleibt roorben. $üt bie €inbeutfd)ung bes ©ftalpenlanbes batte bies ben großen Dorteil, baß bie oon ben Baiern begonnene l?olonifation nun m it ben ungleich gtößeren JTtadjtmitteln bes fränfifdjen lDeltreid)es fort=

gefelgt ©erben fonnte. 3n einer Beiße oon ^elbgügen 791'—805 oernid)teten bie

^eere i^arls bes ©roßen enbgültig bie itlad)t ber Kroaren in ilngatn. Die ©ren=

gen bes fränfifdjen Beidjes rourbe feßt nad) ©ften bis an bie Baab unb bis nad)

©yrmien bin oorgefdjoben. Die ©laroen, bie fid) im töiener Beden bis babin nod) gehalten bntten, rourben bis gegen tüienerneuftabt gurüdgebrängt. ©eftlid) oon ißnen, groif^en Donau unb piatfenfee, rourbe ber Beft ber 2(roaren angefiebelt unb gur ©aufe gegroungen. ©üblid) oon ber Baab bis an bie Drau nahmen feigt bie oftroarts gebrängten ®arantanet=©laroen ben piaß ber Broaren ein, allein unter fränfifcßer ©berbobeit, ebenfo roie bie Kroaten füblid) ber Drau bis an bie 'Jlbria unb an bie 3etina in Dalmatien unter fränfifcber ©berboßeit ftanben. Bus ben neueroberten ©ebieten rourben groei ©rengmarfen gefcßaffen, eine nörblicße oon ber Donau bis gur Drau, unb eine füblicße, oon ber Drau bis an bie Bbria reicßenb. Sircblid) rourbe bas ©ftalpenlanb 811 burcß einen ©cßiebsfprud) i^arls bes ©roßen groifdgen bem ©rgbistum ©algburg unb bem oerroelfcßten Patriardjat Bquilefa geteilt unb groifcßen ißnen bie Drau als ©renge beftimmt, bie bann im großen unb gangen bis auf ben heutigen ©ag bie ©renge groifcßen ©laroentum unb Deutfcßtum geblieben ift. Denn fo roenig bie Äircße oon Bquileja gur €in=

beutfcßung ißres tBiffionsfprengels beitrug, fo groß roaren bie Derbienfte ber

(12)

‘baytij^en Sirene un6 namentlid) ©algburge in öiefei; ^infid)t. Das Bietum

"Paffau folonfftert 6ie Öonoii entlang, öutgenöe non Moftern roerfeen gegtfinbet tmó werben gu Srennpunften 6er óeutfd)en ©tebtungs^ unb Bobetattgfeit. Öas

©rfebemen bet itngarn am €nbe bes 9- 3cif)^bunbert8 unterbricht gwar für ein halbes Jabtfjunbett bte bapi'fcbe ^olonifatton, aber bte ©cl)lad)t auf bem Ćechfetb 955 w irft bte Ungarn in bas b ^ te nod) oon tf)nen bewohnte ©ebt'et gttrucf unb gwi'ngt ffe gur ©efjhaftigfeit. (Es erwei'ft ßd), bag bte beutfehe ©febtung am <Oft- alpenranb nur geringen ©djaben gelitten ßat, unb bag fogar bte tn ber faroltn^

gtfdjen $eit entftanbene beutjd)e Befteblung bes Burgenlanbes grogentetls erhalten blteb. ©os 5llpenlanb wirb fegt burch eine Bei'he non Burgen gegen ©ften geft<hert.

Iflun erhält bte beutfehe, b. Ę. oorgugswetfe bayrtfdje Solontfatton einen neuen Sluftrieb. öas wtebergewonnene ia n b an ber öonau wtrb gur Betchomarf 'gemacht, 996 hören wtr für btefe gum erftenmal ben Hamen ©ftartcht — ©efter^

retch- ■jwangtg 3ahre oorger, 976, wtrb ber erfte aus bem ruhmretdjen ©cfdjlecht ber Babenberger JHarfgraf an ber Donau. Dm ©üben btefes ©ebtetes, b. I).

tm heutigen ©tetermarf, fiärnten unb Sratn, entfteht gleichfalls eine Bettje oon Hlarfen, bte 976 oon Bayern abgetrennt unb gu einem felbftänbtgen ^ergogfum Särnten oeretntgt werben, ©trol blteb bagegen bayrtfdjes ©raffd>aftslanb. Die

?hd)lid)e ©rgantfatton, wie fte gur üaroltngergett tn ben 2llpenlanbern eingerichtet worben war, würbe im Cdltgemetnen wteber gergeftellt, nur bag "paffau fegt neben

©algburg erhöhte Bebeutung erhielt. 3tber aud) alle anderen bayrtfehen Bts=

turner unb Ülöfter ßattm im heutigen ofterretchtfchen Sllpenlanb Beftg erworben, ebenfo wie bte (Jamtlten ber Hlarfgrafen, ©rafen unb ihrer Dafallen. i?trchltd)e unb weltltdje Herren uberboten ftd) tn ber ©rünbung oon Äloftern, unb wo ein Slofter entftanb, würben ringsum bte rtefigen füalbungen gerobet unb tn 2lcfer=

lanb oerwanbelt, auf bem beutfehe Bauern angefegt werben tonnten, ©o ent- ftanben neben ben fegon tm 8. jaßrßunöert oon ben Bayerngergogen gegrünbeten Sloftern Sremsmünfter, HTattfee, Hlonbfee unb Dnntcgen auf bem (Toblacger (Jelb in ©ftttrol, fegt tm 11. Jaßrßmbert in dev ©ftmarf Hlelf, Slrbagger, <£rla unb

©üttwetg — befonbers legteres Mofter gat gu betben ©etten ber Donau otel gerobet — ; tm 12. Jaßrßundert folgten ffergogenburg, ©ettenftetten, Mofterneu- bürg, JHartagell, 2lltenburg, bas ©cgottenfttft tn töten, ©t. Slnbra a. b. ©ratfen,

©eras unb Bernegg. Heben btefen Benebtfttnerfloftern entftanben bte bret .3tftergtenferflofter tfetltgenfreug, ^toettl unb ©tlienfelb, legteres fegon am Beginn bes 13. Jaßrßunderte. Jn ©berofterretd) ©raunftrdjen, iambaeg, ^ansgofen, Jletdiesberg, iuben u. a.; tn ©tetermarf oor allem CJlbmonf unb ©t. £ambred)t, bann ©eefau, Bein unb Dorau; tn Samten ©t. ©eorgen, ©fftaeg, Hltllftabt, ©t.

Paul, Dtftrtng unb ©aoant; tn ©trol Heufttft, tÖtlten, Hlartenberg unb otele an- bere. Hocg megr als die Slofter robeten fegt bte weltltcgen ©runbgerren metft bayrtfeger iferfunft, bte fett bem 10. 3uhrhunbert öngaber groger ©ebiete tn ben .'Jllpenlänbern würben. © 0 würben alfo bureg bte fortfegrettenbe Bobung unb ben Ausbau ber ©teblung 00m 10. bis gum 12. 3agrgunbert tn Zürnten unb

©tetermarf bte 23efte ber flawtfcgen ©teblungen bis auf wenige, bte ftd) noeg bis ins 13. 3agrgunbert ergtelten, oollfommen etngebeutfegt.

H ltt bem aEmägttcgen Dorfdjteben ber poltttfcgen ©renge -ber ©ftmarf unb wogl aueg bes ^ergogtums tarnten unb feiner oftlicgen Htarfen würbe aud) ber beutfege Dolfsboben gegen ©ften gtn erweitert. Die ©rengwälber gegen Hngarn würben oon Deutfdjen befiebelt. On Hieberofterretcg würbe nod) tm 11. 3<d)t- gunbert bte ©gaya-Hlardtgrenge in bauernben Kämpfen gegen Hfagrer, Bolen unb Ungarn befegt. ©d)on balb naeg ber Hlttte bes 11. 3ogthunberts wtrb bte beutfege ©teblung bereits tn bas fübltd)e Hlügren hineingetragen. Om 12. 3ug^

(13)

fjunöert tmtö aud) oom nie6erDftecreid)ifd)en tüalöüfertel aus juerft 6te mafjtiJdje unö 6ann b it bo^mi'fdje 6rengE t>on óer 6eutfd)en ^otonifatfon überfc^n'tten, bk bal6 tief naęb Botjmen bmdnreicbte.

Beginn öes 13. 3ai)rf)nn6erts roaren 6ie £än6er an 6er öonau unö in 6en ©ftolpen bereits nbifig einge6eutfd;t. 2iucb im @u6en batte 6as öeutfdjtum, namentüd) in tarnten, 6ie Öraugrenge bis an öie STtauer öer Sarnifdjen lilpen un6 6er Kararoanfen Ü bertritten, iöie bente nocb öie ©rengc óes getloffenen italieni[d)en begro. flotöemfd)en Dotfsboöens gegen 6as 6eutfd)e Dolfsgebiet bilöet.

5tber aud) fm füöiidjen ©teiermarf unö in ^rain, 6as politifd) feit ©tto öem

©rojjen mit öem ^ergogtum tarnten unö öamit mit öem öeutfd)en fteicbe ner=

bunöen blieb, mad)te öie öeutfd)e ©ieötung (Jortfdjritte. töenn aud) öie "Patriardjen von liq u iltja , öenen öas (Bebiet füöiid) öer örau tud)Ud) unterftanö, nid)t öen gleidjen €ifer für öie öeutfdje Solonifation beroeifen fonnten, mie öie bayrifcben Sircbenfürften, fo gab es im 11. unö 12. 3abrbunöert óo<b eine Xeibe non öeut=

fd>en piatriaröben, öie öie Knfieölung öer Deutfdyen fel)r begünftigten. über au^

in Ätain batte öie bagrifdie ^ircbe ausgeöebnte Bedungen unö auf ibrem Boöen uottgog fid) öie öeutf(be ©ieölung nicbt anöers, roie in öen ©ebieten norölid) öer örau. üud) öie roettlid)en Herren in i?rain riefen öeutfd)e ©ieöfer ins £anö.

Dor allem maren es bier öie mächtigen ©rafen non ©rtenburg, öie im Üerlaufe öes 14. 3abebunöerts öas ringsum oon Bergen umfdploffene Äarftgebiet oon ©ott=

t e e mit öeutfcben Bauern befe^ten. lim ©ottfcbee entftanö fo öie grojjte öeutfcbe Öolfsinfel im füöflaroifcben ©ebiet. On ^ra in unö Sdnterfteiermarf ift es aber gu einer notligen ©inöeutfdjung nie gefommen. On ©teiermarf füölid) öer Drau unö in tarnten blieb öas Deutfcbtum auf öem flauen £anöe nur auf ©pracbinfeln roie Cilli, Pettau unö STlarburg befcbränft, uor allem aber auf öie ©taöte, öie bis ins fpäte ip . Jafyvhunbevt ibren öeutfcben ©barafter nicht oerloren.

Den atlerftarfften ©influ)? bat öas Deutfcbtum feit öem ©ieg Saifer ©ttss ö. ©roßen auf öem £echfelö auf öie Ungarn ausgeübt, ^ergog ©eifa unö fein

©obn ©tephan öer ^eilige, öer um öas 3abr 1000 fein £anö gu einem chriftlicben Königreich mad)te, batten öie !fRad)t öes roeftlichen Hacbbarn fennengelernt unö roaren gu Berounöerern öer öeutfcben ©igenfchaften unö öer öeutfdjen politifchen

©rganifation gerooröen, öie fie auf Ungarn übertrugen, üucb öie ungarifd)e Kirche rouröe nach öeuffchem Dorbilö organifierf, unö es muröen öann m'ele öeutfcbe hohe unö nieöere Klerifer nach Ungarn berufen. Deutfd)e Krieger ftanöen fdjon unter öem erften chriftlicben ilngarnfonig in ungarifdjem ©olö, öer ihnen hier roie anöersroo im Zeitalter öer flaturalroirtfchaft in ^orm oon £anöfd)enfungen begablt rouröe. ünd) öie ©üd)tigfeit öer öeutfcben Bauern lernten öie ffetrfcber Ungarns feljr früh fdjatgen. Om füölkben Burgenlanö öürften fi«b öeutfdie ©ieölungen noch Qn0 öer oormagyarifdjen 3 eit her er=

halfen haben, öie öeutfcben Bauern in öer oftungarifchen Kolonie ©gatmär=

riemeti führen ihre ünfetgung — roas alleröings bcftriften ift — auf öie öeutfcbe ©emablin König ©tepbans öes ^eiligen, ©ifela, öie ©ochter öes Bayernbergogs Heinrich öes 3änfers unö ©chroefter öes öeutfcben Kaifers ^ein=

rid) I I . gurücf. On größerer 3abt öagegen rouröen öeutfcbe Bauern erft in öer JTTitfe öes 12. 3abtbunöerts unter König ©eifa I I . (1141—01) ins £anö gerufen, unö groar nach Siebenbürgen unö nad) öer 3ipS; me fie ei ne öoppelte üufgabe gu erfüllen batten, öie £lrbatmad)ung öes unbeßeöelten £anöes unö öen mili=

tarifdjen ©rengfcbuß. ^ür öiefe £eiftungen erhielten öie öeutfd)en ©ieöler oo-m König Freiheiten, öie ße bß<b ^i£ ^ a ffe öer ungarifdjen Bauern erhoben unö fit r>or öen ^errfcbaftsanfprücben öes magyarifcben üöels fcbüigten. Die öeutfd)en Koloniften, öie nad) Siebenbürgen famen unö öort öie Doroater unferer heutigen ©iebenbürger=©ad)fen rouröen, ftammten feöocb nicht aus ©acbfen, fon=

öern aus öem fülofelfränfifdjen, insbefonöere aus £u)cemburg. Die erfte tOelle öer öeutfd)en Befieölung ©iebenbürgens unter öer Ólegierung ©eifas I I . ließ

(14)

fid) im €m6en öes lanóes, in ftem „desertum" jmiJcijen Ülavof^ unó 5lluta niefcet/

auf öem „ßonigsboöen" um 6ie fid) fpater entroidelnöe ©taöt ^ermannftabt. Der Harne 6es ^onigsbodens erinnert fymtt nod) öaran, öag baa bisfjer unbefiebeltc lanb unb feine neuen Betnobner nur öem Äönig unterftanben unb nid)t in öae Üomitate» ö. b- ©raffdjaftefyftem 6es übrigen SXngarn einbegogen maren. 6d mtftanöen nod) unter ©cifa 11. etwa 200 beutfdje ©ieblungen auf i?b'nig0boi6en aber au<b auf ^omitatsianb, 6ie erft fpater frei mürben. Diefe ©ieblungen bingen urfprünglicb nidjt gufammen unb maren burd) Streifen nod) unbefiebelten „(5rei=

lanbee" (fog. pnaedtam) uon einanber getrennt, riümabh'd) mürbe aber non ben einzelnen Sieblungen aua baa ^reilanb in BefÜ3 unb unter Kultur genommen, fo bag fcbtieglicb um ^ermannftabt, ie f^ ü rd ), S<benf, iCefenborf unb Biftrit? ein gefd)Ioffenea beutfcbea Siebfungagebiet enitftanb. ©rogen Derbienft um bie meitere beutfcbe Befieblung Siebenbürgena batte aud) gier bie Äirdje, inebefonbere bie 1200 gegrünbete 3ifr ir3ienferabtei ^erg, bie auf bem non igr erroorbenen reicgen Befig beutfcge ©emeinben fcgon jenfeita ber Olluta in bem bamale fcgon teilroeife oon ben Rumänen- befiebelten tranfytoanifcgen ©ebirgelanb grünbete,

©in jmeitee gtogea beutfcgea Siebiungagebief im fübficgen Siebenbürgen, oftiitf) oom Sonigaboben, baa fog. Burjenlanb um Sronftabt oerbanft bemfelben beutftgen

©rben, ber fpater baa beutfdje ©ftpreugen fd)uf, feine Begrünbung. Der ungarifcge ^onig ^(nbreaa H . rief 1211 biefen beutfcgen Bifterorben nacg bem bftlidjen Siebenbürgen, um aud) gier bie ©renge üngarns burd) bie bemägrten Deutfdjen fd)ü^en gu laffen unb mögt aud), um in biefen einen Scgug gegen bie inbeffen übermäditig gemorbene magyarifcge Sibelaofigarcgie ^u gaben. Die Deutfcgen, bie ber ©rben ?u Befieblung bea Burgenlanbea gerbeirief, roaren aber feine Heufiebler aua bem Heicg, fonbern 2lngegorige ber fd)on beftegenben Sieb=

lung ber ^ermannftabter Protnng. 3um S ^ u g feinea Gebietes legte ber ©rben eine 3agl oon Burgen an, balb aud) augergalb bea igm non ^onig ^tnbreaa über=

laffenen ©ebietea, roie benn ber ©rben übergaupt balb bie 2lbfid)t erfennen lieg, einen non Hngarn unabgängigen felbftänbigen ©rbenaftaat gu fd;affen. Diefea Beftreben, baa in ben 2lugen bea ungarifcgen Soniga ale ^od)oerrat erfdjeinen mugte, erroecfte balb beffen ^Irgroogn. Olle aber ber beutfcge ©rben fcglieglicg fein £anb gegen eine 3agre0gaglung bem Pap ft ala oberften iegenagerrn übergab, rücfte ^önig 2lnbreae 1225 mit Heereamadjt ina Burjenlanb ein unb oertrieb ben ©rben, ber im 3agte barauf in Dreugen eine neue groge Aufgabe unb Heimat fanb. Die beutfd;en ©rte aber, bie er gegrünbet gatte, blieben unb gebiegen.

•Daa Burjenlanb blieb unter eigener Dermaltung unmittelbar bem ^önig oon Hngarn unterftellt. ffutn Beroeie, bag Sbnig ^Inbreaa feinen ©roll gegen ben

©rben nicgt auf bie Siebenbürger Deutfdjen ala folcge übertrug, bient bie ©at- fadje, bag in bemfelben 3ag« 1224, in meldyem bie Hebergabe bea Burgenlanbee burcg ben Hitferorben an ben Papft ftattfanb, ber Äont'g ben 2(nfieblern ber £)er=

mannftäbter p ro o in j, alfo bea itonigabobena ben „golbenen Freibrief" perlieg, ber ben Deutfdjen bie Becgte ber Selbftoermaltung ficgerte unb igr ©ebiet 311

einer einzigen uerroaltungaeingeit jufammenfcgmeigfe. Dafür mugten bie Deut=

fegen eine fägrlidje Steuer oon 500 STtarf Silber unb eine beftimmte Kriege»

mannfdjaft an ben ungarifcgen Äönig ftellen.

5luger ben genannten ^auptfieblungen um ^ermannftabt, bea Höfner= unb bea Bur^enlanbea entftanben in Siebenbürgen no<g meitere beutfige Sieblungen pon geringerer Beöeutung um bie <5tabt Htebiafcg, bie oiel langfamer sum gefdjloffenen Sieblungagebiet gufammenmudjfen, ala bie älteren unb grogeren Holonien. Dm legten Diertel bea 13. 3agH)U'ri>ert8 aber mar aud) biefea ©ebiet ale „Hfebiafdjer unb Scgelfer Äapitel" menigftena fircglicg geeinigt, menn aueg bie politifege ©rganifation ber fogenannten 3mei Stügle erft nacg längerem Kampfe in ben 30=er 3agten bea 14. 3agtgunberta erfolgte.

(15)

3m laufe öiefes un5 bes fotgenöen 3af)'-,f)unöerts tuar auf 6em Baifan Im

©ömanlfdjen Beld) aus tlclnen Anfängen eine neue ©rogmad)t entftanöen. 6ie fd)IIegII<{) öem nod) Im 15. 3al)tt)un6ert In t)Dl)er Blüte fteljen&en ungatlfd)en

<Staat un6 damit aud) der deutfdjen ©ledlung In Ungarn — außer In @Ieben=

bürgen —• ein pprläuflges (Ende machen feilte, ©eit der ©d)Iad)t bei ffnoßäcg im 3al)re 1526 — ftaatsredjtlld) feit 1540 — ßatten die lü rfe n den größten

<EeI( itngarns mit der landesßauptftadt ©fen beßerrfd)! und nur ein fdjmaler

©rengftrelfen Im füeften und Hordtoeften des landes mar den legitimen (Erben des leßten ilngarnfbnlgs, den ^absburgern, geblieben. Die türflfdje ilerrfdjaft/

nur auf Ausbeutung bedad)t und federn fyftematlfdjen rolrtfdjafflldjen Aufbau abgeneigt, ermles fld) felnestoegs als ©egen für Ungarn. Das rüd’fId)tsIofe Be=

fteuerungsfyftem, die fö lllfü r und ^abfud)t der lofalen türflfd)en inftadjtßaber und die allgemeine Bed)tsunfld)erl)elt ließen roelte ©trecfen frud)tbaren landes oer=

öden und menfdjenleer roerden. Aber nld)t nur für die Ißneu unterroorfenen länder bedeutete ißre ^errfcßaft den 23uln, aud) die ©ürfen felbft roaren feit der łn itte des 16. 3aßtl)undertß non der i)Dße Ißrer auf foldatlfdje und raffifdje Tugenden gegründeten (Erfolge In einen ftaatlldjen und mllltarlfdjen Detfalls^

juftand geraten. 3m la u fe des 17. 3af)A)underts ßaften die ©ürfen uon den Äalferlidjen und den Polen bereits mand)e Hlederlage ßinneßmen müffen. Am dlefem rafd)en dTlacßtoerfaE gu fteuern, oerfucßte 1683 der ©roßmeflr ^ara JTluftafa mit einem rieflgen ^eere nod) einmal tDIen, das BoIIroerf des Deutfd)=

turns und der abendländlfd^en Äuttur, dem Halbmond gu erobern. Aber das Anterneßmen fd)elterte an der ©apferfelt der belagerten tölener und an der mltltärlfd)en Aebertegenßelt des aus Erlegern aller deutfdjen ©aue gufammen’

gefeßten (Entfaßßeeres. Anter den ATauern SPIens rourde die rleflge türflfcße Armee oernldjtend gefcßlagen und bis nad) Angarn ßlneln nerfolgt.

©bgteid) das Deutfcße 33eld) durd) die mit den ©ürfen Im Bunde fteßenden ijrangofen Im Truden bedroßt rourde, entfcßloß fld) Halfer leopold 1., den '$&£{=

frontenfrleg gu roagen, und, da die Innere ©cßroacße des ©smanentelcßes nur einmal gutage getreten roar, die Bücferoberung Angarns gu oerfucßen. Der füßne p la n gelang. 1686 fiel die ^auptftadt ©fen (Budapeft), 1689 rout ble Donaugrenge erreldjt und die Heftung Belgrad durd) den jungen Surfürften non Bayern, Aftajc ©manuel, für den Äaifer erobert worden. Hun feßten aber infolge der frangöfifdjen 23ü(fenangrlffe auf die Bßelngrenge und öle Aotroendlgfelt Ißrer Abroeßr, gu der öle In Angarn fampfenden ©nippen abgegogen roerden mußten, Bücffd)läge ein, die auiß der tapfere „©ürfenlouls", Alarfgraf ludrolg non Baden, m'(ßt roenöen fonnte. ©(ßon droßte Angarn uon Heuern die Beute der ©ürfen gu roerden, als der geniale Prlng (Eugen non ©aooyen 1697 das ©berfommando auf dem ungarlfcßen üriegsfcßauplaß erßlelt und nod) Im glei(ßen 3df)re das türflfdye

^eer bei fjnita an der ©ßelß oernldjtend fcßlug. Dn den folgenden ffRonaten roar der größte ©eil Angarns famt ©lebenbürgen oollfommen non den ©ürfen befreit;

nur In der ftarfen ^eftung ©emefeßoar, die das fogenannte ©emefeßer Banat, ö. ß.

das Dlerecf grolf(ßen den iflüffen SParofiß, ©ßelß und Donau und den Dorbergen

©lebenbürgens beßerrfdjte, fonnten fi(ß die ©ürfen nod) ßalten. 3m Frieden oon

^arlorolß (1699) mußten die ©ürfen groar auf Angarn oergldjten, fonnten aber das Banat und ©yrmlen beßalten. Der Jrledensfcßluß ßatte alfo das IPerf der Bücferoberung Angarns nur ßalb oollendet gelaffen.

Hod) uor dem Abfcßluß des Friedens begann die ßabsburgif(ße dbeglerung öle Aufbauarbeit In öem durd) die türflfcße Allßrolrtfcßaft fdjon verrotteten und In öem andertßalb 3oßr2eßnte roäßrenden Srleg völlig verroüfteten und entvöl=

fetten Angarn. 3m fogenannten „©Inti<ßtungsroetf des Äbnigrelcßs Angarn"

rourde eine polztlf^es und fulturelles Programm aufgeftellt, das die fpätere ©nt=

roid'lung Angarns in der (Jolgegelt auf das nadjßaltlgfte beeinflußt ßat. Don dem gefamten Programm des „©Inri^tungsroerfes" roar jedo(ß öle A3Ieder=

(16)

beoölfetung Ungarns non öer allergrößten polütfdjen, nationalen, rmrtfdjaftlicfjen un6 fulturellen <EragtDeite, öie Anregung 31t 6iefen folonifatorifc^en ifHaßnaßmen fdjopfte öfe faiferlidje Regierung aus óer Seoolferungsießre jener merfantili»

ftifdjen fDirtfdjaftstljeorien, 6ie eben bamais in öen 6rei beöeutenben Dolfsroirten 3oß. 3o<:>^)iw Sedjer, 'Philipp tDitijelm non ^ornigf un6 IDilijelm oon ©djrober namhafte Öertreter fjatte.

öer ungarifdie ©taat toar toieöer ijergeftellt toorben unb bie faijerlidje 3^e=

gierung batte großzügig unb oßne oiel ju prüfen bie roeiten unter ber türfifdjen

^errfcfjaft berrenfos getuorbenen (Bebiete in riefigen latifunbien teils an bie un=

garifdjen 'Stbelsfamilien, teils an bie ungarißben unb ofterrei(bif<beri ^odjftifte unb Flößer oerf<benft ober gu einem ladjerlicben „Stnerfennungspreis" überlaffen.

€benfo großzügig mürben bie faiferii<ben ©enerafe, bie fid) um bie Wieber=

eroberung oerbient gemadjt bitten, oon ber ^rone mit ©üterfdjenfungen belohnt,

©inen großen ©eit aber bebiett bie ^rone für fi<b felbft gurücf, um bamit bem burd) ben fangen 3tt,eifrontenfrieg teergeroorbenen ©taatsfacfel neue ©innabme=

quellen gu eröffnen, öas tonnte aber nur geßbeben burd) Befeßung bes ©eb- lanbes unb ber ©teppen mit Bauern aus ©anbern mit bobet Kultur, bie fid) auf bie Bearbeitung unb ^rud)tbarmacbung bes Bebens beffer oerftanben, als bie fulturell unb fogiat gutüdgebliebenen magyarifcßen unb rumanifdjen ^robnbauern unb bie flaroißben Meinbäusler unb gürten. €in folibes roirtfdjaftlid), moralif(b unb fulturell bofbentmid’eltes Bauerntum aber roar nur im öeutfd)en Bei<be gu finben. ©o tag es nabe, baß bie faiferlicbe Begietung guerft beutfcße Bauern aus ibren eigenen Onbern, aus ben 2llpen=, nod) mebr aber aus ben ©ubeten=

lanbern, ebenfo toie aus ben babsburgißb'en Befißungen am ©berrbein unb in

©<btoaben nad) Ungarn fanbte. Bis ber ^aifer aber getoabr rourbe, baß er bas, toas er als £anbesberr oon Ungarn getoann, als lanbesberr oon ©efterretcß oer=

lor, toanbte fi<b bie Bauerntoerbung an bie fleinen ^ürftenftaaten ©übbeutf<blanbs, too bie Bauern infolge ber Kriegsnote, ber Üerßbtoenbung unb ©illfürberrßbaft oieler ißrer dürften ber £)etmat mübe getooben toaren unb willig ber faiferlidjen fOerbung folgten. Der Donauftrom, ber bie fjeimat biefer fübbeutfdjen 5lustDan=

berer mit Ungarn oerbanb, roar bas naturgegebene unb billige ©ransportmittel für bie ibrem neuen <5d)i(ffal entgegengiebenben JTTenßben unb ibre £jabe. Denn ße brachten außer ißrer überlegenen Kenntnis oon ber Bebauung bes Bobens ißr toertoolles ©erat, aber aud) oielfad) ©elb mit.

©o entftanben auf ben ausgebebnten ftaatlicben, oon ber ungarißben ijo f- fammer gu "preßburg oerroalteten Domänen, aber auch auf ben großen £ati=

funbien ber magyarifcben toie ber ofterreidußben toeltlidjen unb geiftlicben ©runb=

berren, bie rafd) ben tt)ert ber beuffcßen ©iebler fcbaßen gelernt bitten, ba ße, tote es im Beridjt eines erfahrenen ungarifdjen Sjoffammerrates )eiier 3 eii beißt:

„oor aßen anberen Hationen gu jeglicher Brbeit gefcbidt" ßd) ertoiefen, allmäblicb bie g r o ß e n u n b f l e i n e r c n b e u t f d j e n b ä u e r l i c h e n D o l t s = i n f e l n U n g a r n s . Diefe ©nttoicflung rourbe oom tDiener ^ofe umfo fräf=

tiger geforbert, als ßd) ber magyarifcbe Bbef feßr balb als politißb unguoerlaßig unb regierungsfeinblid) ertoies unb ein großer ©eil feiner Ungehörigen in ben

„Kurruggenfriegen" im Bunbe mit ben ©ürfen fid) betoaffnet gegen bas bobs=

burgtßbe Jjertfd)erbaus erhob, dn ber Bnfeßung bes guoerläßigen beutf^en

©lementes hoffte bie tDiener Begierung ßd) eine toirffame ©tüße gu ßhaffen, toenn aud) bie oößige ©inbeutfdjung Ungarns, an bie optimiftifdje Bäte bes Kaifers bacßten, nur ein ©raum blieb.

ün Jener 3eit alfo entftanben bie beutfd)en Bauernborfer im blutigen tDeft=

Ungarn, im Bafonyertoalbe, im toeftungarifdjen Ulittelgebirge unb am plattenfee.

©ehr früh ßbon begann aud) bie beutfcße ©ieblungstätigfeit im ©raner unb Komorner Komitat, auf ber Donauinfel ©d)ütt, fotoie in ben ©fener Bergen nabe ber £)auptftabt, Befonbers gablreid) tourben bie beutfdjen Bauern auf ben ©ütern

(17)

6er 6fterrcid)ifd)en ©enerale angefe^t, tDobe: aud) ^er ©berfelbberr 'Pdng (Eugen beifpielgebenb oorangmg. Śtuf feinen Bedungen Promontor, 6er öonaUr i'nfel (Egepel bei ©fen=Peft un6 Bellge im örau6onautmnfel öer Baronnya er­

blühten balö oolfreicfje 6eutfd>e Bauernborfer. Dem Beifpiel 6es "Pringen folgten feine gleichfalls in Ungarn mit ®ütern botierten Unterfelbberren ^eifter, Brauner,■

^arrucfer, 6er nachmals als Äolonifator 6es Banats berühmte (Braf Ulercy unb Deterani, 6er fich ben (Bb^nnamen eines „Daters 6er Deutfchen" etroarb.

Uud) im norölichen Ungarn blühten beutfcbe ©ieblungen auf. B is tief in bas heutige ^arpathoruhlanb hinein, roo ihm 6er Saifer Bedungen gefchenft hatte, brachte bas berühmte franfifche ©efchlecht 6er ^reiherten unb1

©rafen ©«hönborn, öas im 17. unb 18. 3ahrhunbert eine Bei'be fübbeutfcher Beidjsbistümer faft roie ^amiliengüter innehatte unö einen ^eichsuigefanjler geftettt hade/ bäuerliche Untertanen aus bem fernen ^ranfen. ©ine ber größten beutfchen ©pradjinfeln im florboften Ungarns oerbanft einem magyarif^en '5lri=

ftofroten, bem ©rafen ©änbor Särolyi, ber bis 1711 im ^urujjenfrieg gegen ben

^aifer gefod)ten bade/ feine ©ntftebung. ©ein magyatifcher ipatriotismus bin=

berte ben ©rafen, bem ein großer ©eil ber reichen Befißungen bes 3^ebellen=

führers T^afocgy in ben Äomitaten ©atmär unb ©giläghi gugefaffen mar, n i^ t gum ©chüler ber großen SPienet ©heoretifer bes Stterfantilismus gu roerben unb fiel) oon ber Uebergeugung burd)bringen gu laffen, baß ber b^eidjtum bes

£anbes „in ber Ulenge mohlgenährter leute" befteße. Diefes ©ebiet hat ©änbor Säroly feit 1712 mit Bauern aus bem roürttembergifd)=babifd)en, gum geringen

©eil auch aus bem bayrifd)=fd)roeigetifd)en Bobenfeegebiet befiebelt, bie gu ben

©tammoätern bes h^ute etma 40 000 itbpfe gäßlenben ©athmarer Deutfd)tums an ber ungarifd)=farpatf)oruffif<ben ©renge mürben.

Den größten ffunöertfaß an beutfchen Bauern, bie com ©nbe bes 17. 3abr - ßunberts an in Ungarn angefiebelt mürben, meifen neben bem Banat unb ber Batfcßfa, r>on benen noch bie T^ebe fein roirb, bie Äomitate ©olnau unb Baranya, bas ©ebiet im Ulünbungsroinfel ber Donau unb ber Drau, roelcßes aud) bie

©chroäbifche ©ütfei genannt mitb, auf. Das Äomitat ©olnau gählt heute nod) auf 100 ©inroohner 28 Deutfcße, bie Baranya fogar 38.

3u biefer länblich=bäuerlid)en ^olonifation gefeilt fieß oon Unfang^ an bie;

ftabtifd)=bürgerlid)e unb bie inbuftrielle. ^tnat mar bas ©tabtbürgertum im ^etn f^on immer beutfcßflammig geroefen, feitbem es ©tabte in Ungarn gab,^ ba meber bas ßerrfd)enbe feubale ©lement, noeß bas unterbrüefte unb fulturell tieffteßenbe frDnbäuerlid)e bei ben Ulagyaten im ©tanbe mar, ein Bürgertum aus eigener

&raft gu ergeugen. Uber bas beutfeße ©tabtbürgertum mar in öer ©ürfengeit unb in ben Sriegsfaßren oollftänbig gugrunbe gegangen. Unter bem ©(ßuß ber faiferlicßen Regierung, fornoßl ber ungarifßen ßoffammer mie bes Stlilitars ift!

feit öer iPiebereroberung ©fen, bie alte ßauptftaöt, als ^eftung unb ©arnifon, aber aueß als ftabtifeße beutfeße ©ieblung, mieberaufgebaut morben. Sriegs=

oeteranen, fjaubmetfer, ©emerbetreibenbe, faufmännifße Unternehmer, Beamte unb ©ffigiere oorroiegenb beutfeßer Ubfunft mürben ißre erften Bürger; unö bis ins 19. jtobißuttöert blieb (Dfen eine beutfeße ©tabt. ©roße ^toe^bauten, mie bas Onoaliöenhaus, bie ^ofburg, ipalüfte für Beßorben unb Üriftofraten ent=

ftanben, bie Baumeifter unb Urcßiteften roaren fOiener Zünftler unb ber öfter-, reicßifdje Barocf mar bie Äunftform, bie halb öer ©tabt bas ©epräge gab. ©ine, richtige öfterreid)if(ße Mnftlerfcßule entfteßt in <öfen=Peft, unb bureßbringt mit ißrem Äunftmillen bas gange lanb. Balb geigen aud) bie Prooingftäbte bas gleicße baroefe Bilb mie bie lonbesßauptftabt unö bie übrigen ©tabte (Defterreicßs.

Unb mit bem road)fenöen SBoßlftanb, ben bie faiferlicße Üerroaltung allmählich ins Canb bringt, beßnt fieß bie beutfeße Kultur, bie ber magyarifeße Übel unroilU fürglicß felbft annimmt, auf alle ©ebiete bes lebens in Ungarn aus.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Itejjcn jafjlreidje © lasf)ütten entftEf)£nsc). D er gefteigerte ^olgbebarf ber Heuftäbte gog srocingstäufig bas 2tnfcßtöetten .ber ^otgpreife nacf) fid). ©tm e

poinifchen ©prache oöer öes poiitifchen Polen guerfennen roolien. HTan hielt hier öen toirflichen ©atbeftanö für offenfunöig genug, um öer feineren

balb öer gmifcbeneuropaifttjen D offsförper gefom m en ift, ift faft überall eine öeutfdje füurgef öiefer © efelffcbaftsgruppe nad)juroeifen. iTteift ift ein

@ie oerfübren leicbt ju bem Beftreben, möglidift oiele ©tubenten biefen £anbf«baften gujufdjreiben unb finb besbalb befonbers nadiguprtifen.. ©ine Darftellung ber

JTtofjr, D as prtpatJd)uItoefen ie r ieu tfd jen eoang.. ©nbers, D ie ilttefü berfer. &lt;£rjaf)Iung... Etvorfenfen, D ie Befiebtung bes

©o laßt er fl(ß für bie fratijöftfdje^ Solonialatmee anroerben. 'Sunadjft ein Seutfdjcr unter Buffen, ein Bürgetlidier unter -BoIJcfieroifen, bann ein Jrember unter

mirtfebaftete9). Danad) lägt fid) bei öen litauifdjen Bauern in länger befieöelten ©ebieten öeutlidj eine Derfleinerung öer bäuerlidjen ©teilen feftftellen, öie

^augin Otnna m argar.. Öaburch oerfielen gablreidje © em einben ber ooHigen 5 tuflofung; anbere rourben berart gef^roadjt, baß fie Jich nicht mehr halten