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Neue Monatshefte für Dichtkunst und Kritik, 1875, Bd. 1, H. 2.

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Academic year: 2021

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VerlaglumGeargStint-.

NWxLouiieustraße32.

(2)

——-—0H0 zehruar1875. 0F0—0——

Ynlgalt

Seite Yom stummderZEer LustspielineinemActvon Hedwig Dohm. 93 Avrnagesl VonMoriz Carriåre . . . . . . . . . . 110 GedichtegriechifchercIyrilieLVerdentschtvon Emanuel Geibel . . 112 Fliermometepztudien Novelle vonHeinrich Bertau . . 118

Gedichtc.VonGottfried Kinkel. . . . . . 132

cHieliesliededVonTheodor Storm, Stephan Miloeo, Wilhelm

Jenjen,B.v.Oberkamp . .. . . . 134

Acset ofttzieljungUndAnlagen. EineFabelvonHans Hopfen . . 136 Haiitische Zeitglossetr.VonHermann Lingg . . · . . . . . 137 cLiternrisrljeAusblick VonWilhelm Goldbaum . . . 139 cFeineAufgabefürdiedeutschencKünstler VonLudwig Noire . 144 Aphorismenüber csbeinrirljeObeineVonEduard Grifebach . . 152

eSslritifkljeRundbliräe . . . . . . . . 161

Aeber Montankettüte.VonHieronymus Los-n- Ieitz Neunf- nachgekasseneschrifteknVonAlbertSind-ten Vatbatossa’9Vrauttverliet. VonFelix Dahn.

ZurKritik derFerilili Miøcelletn

AugunfererYriefmappe . . . . 169

Fehler JaschingsspalLVonFerdinand Kürnberger.

ZurårieggkgrinVonFelix Dahn undLudwig Noikksx Eilet-mischeFreibeuterei. VonAugust Ubbelohde.

Die»Ur-tenZiiouqtghefjW erscheinen regelmässigamEndejedes Monats imUmfangbon5—6Bogen Xex. eleg. geiz.

Ver JahrgangIrr-stehtnun 2Wändenenje6Zeiten PreisproHand6Marti;pro Quartal 3Math; proHeft1Mart-.

AlteBuchhandlungennndpostenstalteu nehmen Bestellungenan.

(3)

VomoStumm dergis-tm 93

Vom Stamm derAsta

Lustspielineinem Act von Hedwig Dohm.

(MitfreierBenutzungeinesälterenspanischenStoffs.) CZum erstenMalaufgeführt im Königliche-: SchauspielhauszuBerlinam31.December1874.)

(AlleRechtevorbehalten.)

Aetsonetr.

Georg Wer-non Bankier- Helene, seine Frau- heinrichGewalt-.

TrunanvonHeimiiurg,einejunge Wittwe.

ØugcnvonMaus-seid, ihrBruder.

Eineiiaimnerjnngscn · OrtderHandlung:Baden-Baden-

Zimmer in einem Gasthof.ImHintergrundeeineThür·

Auf jeder Seitenumerirte Thüren.Auf derrechtenSeite derBühne ein breiter, demZuschauer sichtbarer Balcon.

Zwischen derThür nnddemValconeinSchrank. Rahe anderThürzurLinkenein Tisch mit Schreibzeug.Jm Hintergrunde,nach rechts,einTisch, Sopha, Stühleu.s.w.

Auf dem Tisch istdasFrühstück servirt.

Erste eHcenh Helene(amFrühstücksrischesitzend).

Wes-net (am Tisch, rauchend, eine Zeitunginder Haut-ANun,Helenchen,bistDuzufrieden? Hatte ich nicht Recht,alsichDirvonBaden-Baden vorschwärmte? SiehDicheinmal um: dies Zimmer dieser Kassee (schlürstdenKassee) diese Cigarrenundvorallen Dingen(steht auf mu-sieht durchs Fenster)dieseLandschaft! Selbst einenGoldmenschen,wieich bin, stürztsiein die Unkosten einigerHochgefiihle.Kommein- malher, Helene, und sieh durchdiesPerspectiv.

(Helenethutes.) Nim,wassagstDU? Was meinstDudazu?

Helene(aleichailtig).Rechtnett!Ganz hübsch!

Werner. Rechtnett! Ganz hübsch!So?

Undweiternichts? Aber, Helene,dasistja eineBeleuchtung,einLichtzauberä- laHilde- brandt. Unddiese Fontaineni Dieses Quellen undGurgelnundRieseln oüber alle Be- schreibung!Unddortdrüben,dieduftigeForm mitdenseinenträumerischenLinien Glaube-

1. 2.

Wcrncr.

Lorrain,wieerleibtundlebt!(Setztfich.)Und die Kellneri EinGemüth haben diese Leute hier!

DenkeDir: gesternredeich soeinenbrunetten Gargon sranzösischan,underantwortete mir- deutsch, jawohl, deutsch! Seitdemichdiese patriotisirten Kellner entdeckthabe, glaube ich fest-, daßdieMenschheit aufdemWegezur Vollkommenheit begriffen ist. iErbemerkt,daß Helenezerstreutist·) Aber Dufkühstückstjagar nicht, liebes Kind. Woran denkstDu?

Hele U e(sichzusammenneh1nend).? Annichts- Woran sollte ich auch denken?—- Reisen wir baldwieder ab, Georg?

Werner. DuäußerstDich ja recht freund- lichüberBaden-Bodens Indessen,wenn Du willst, könnenwir schonmorgen unsere Zelte hier abbrechen.

Helene. Ach ja, lieber Mann; bitte, bitte!

Werner. Helene, sieh micheinmalan!(Da sie sich abwendet, nimmterihreHand.)Dubist traurig,Helene!

Helene. Ich, traurig?Gottbewahre.Ge- wiß nicht, lieberGeorg. WillstDunicht nocheinStückchenZucker?

Werner. Kind,gibDirkeineMühe,Dich zuverstellen.Dubist traurig,undzwarseit unserer AbreisevonMünchen.WaskannstDu nur haben?SonstPflegtestDUAuf derReise vergnügtundheiterzUsein weißt Du noch,

7

(4)

94 FerneManntslgeftefiirYichtkmrstnndertjk

damals inderSchweiz,wiewirganzversessen darauf waren, mit Muth, Gottvertrauen, Führernund Stricken bewaffnet,unserLeben aufdenSpitzen verschiedener Eisbergezuba- lanciren?

Helene. UmGotteswillen, Georg, schweig!

Erinnere michnichtan jeneunglückselige Schweizer-Reise.

Werner. Duhast Recht. Ichbinauch

wirklichzuzerstreut! Dir kanndieseErin- nerung nicht fataler sein,alssieesmir ist.—- Derarme Iunge!

Helene. Sterben zumüssen, so jung, so gut, so schön!

Werner. Ichhatte dentreuen frischen Menschen wirklich liebgewonnen.Auf unseren VergwanderungenwarerstetsanmeinerSeite.

Duwarst auchimmer dabei. Ia,welcherver- nünftige Menschkommtaberauch darauf, sich das Lebenzunehmen! Hätteesnichtinden Zeitungen gestanden, ich hätteesnimmermehr geglaubt.Und keinMensch weißeigentlich so recht,warum ersich auf diesem ungewöhn- lichenWegederBadegesellschaftempfohlen hat.

Helene. Odoch, Georg, doch! Niemand zweifeltedamals daran, daßeineunglückliche Leidenschaft oGott! ihnindenTod getrieben.

Werner. UnglücklicheLeidenschaft wa- rum nicht gar? IchsageDirja,erwarein ganzvernünftiger Mensch.

Helene. Nun, und was beweistdas?

Meinst Du, daß VernunftundSelbstmordsich ausschließen?

Werner. Gewiß.EinSelbstmörder istein Narr,dereinenDummkopftödtet.

Helene. Dufreilich,Duglaubst nichtan einegroßeLeidenschaft Duwürdest Dich niemals ausLiebetödten Pedant!

Werner. Gott bewahremichdavor!

Helene. Nichteinmal für Deine eigene

Frau! -

Werner. Wenigstenswürdeichesäußerst ungern thun. Ichwürdemirsagen: Georg, entwederbetrübstdudieFrau, dieduliebst, aufdasschmerzlichste durchdeinenTod, und daswäreeineGewissenlosigkeit,eineGrausam- keit-—— oderdieSchlange frohlocktüberdas Ende deines Lebens und denAnfangihrer jungen Wittwenschaft; undindiesem Falle, gestehe ich,würdeich nichtdiegeringste Lust verspüren,das Entree zuihren Amusements mitmeinemLebenzubezahlen.

Helene. Duargumentirst nicht übel;Du

vergissestnur dasEine: Werwahrhaft liebt, derreflectirt,derphilosophirt überhaupt nicht·

Werner. Der stirbt! Nicht wahr?—- Ichbi nun thörichtgenug, mireinzubilden, daßichDirlebendigmehrnützenkannalstodt, hintermeinemComtoirtisch mehralsdaunten imGrabe. Habe ich nicht Recht, Helene? Thue ich nicht, obgleich ich lebendig bin,allesMög- liche,umDichzurglücklichstenkleinenBankiers- frauBerlins zumachen?("Herzlich.)Lenchen, liebesLenchen, solltemirdaswirklich so wenig gelungen sein?

Helene. Aber,lieberGeorg,wersagtdenn das?

Werner. Wirklich,meinKind, ich begreife garnicht, wieDuohne michlebenwolltest, ohnemeineLiebe, ohnemeinGeld. Ichver- sichre Dir,wennDu was derHimmelver- hüten möge einstWittwe werdensolltest,es

würde mich mehrum Deinet- als um

meinetwillen schmerzen.

Helene. Jchweißesja längst, daßDu derbeste Gatte,derbeste Mensch,derbeste Vankierbist ja,ganzgewiß.

Werner. DeinBeifall istmeinStolz. Doch Dubist heutetwasgereizt lassenwirdieses todesahnungsschaurige Gespräch fallen! Wirf lieber einenBlick indiesreizende Thalund athmediereinefrische Bergluft,daswirdDir wohlthun.

Zweite Hcetm vorige. Engen.

(Während Werner durch dieossene Baleonthürschaut, erscheintEugenleise durchdieMittelthürimHinter- grund,HeleneneinenBriefzeigend,denerinder

Handträgt.) Helen eAhn erblickend, erschreckend). O mein Gott!

Eugen (flüfternd).Still! (Er zeigt dringend auf denBriefundbittetsie durch sein Mienenspiel,ben- selbenzunehmen.)

Helene(leise).Unmöglich!

Wern er (sich umwendend). Jst Jemandda?

(Eugenistschnell durch die Thürwiederberschwunden.) SprachstDumitmir,mein Kind?

Helene (vekwikct). Ich? Iawohl ich fragte Dich ob Duwohlbemerkthättest

Wetner (immernoch inderBalcont·hür).Tu meinstdenReisewagen,der da untenvordem Hdtel hält? Ja wohl;eine Damesteigtaus einallerliebstes graziöses Persönchen.(Nimmt sein Lorgnon.) Holla!sehe ich recht? Lenchen, wennmich nichtAllestäuscht keinZweifel, sieistes. Helene,wenn Duwüßtest!—- —- Rathe einmal, rathe!

(5)

Jmn Stammdergleite-a Helene (bemüht sich zusehen). Aberweristes denn? Kenne ich sie?

Werner. Daswillichmeinen! Einekleine, pikanie,reizendeWittwe denk’andie Pension!

Helene. Camilla?

Werner. Getroffen! Ichhalte sie wenig- stensdafür.

Helene. Wie istdasmöglich?Wiesollte Camillagerade jetztnach Baden-Baden kommen?

Undallein? Ich muß mich davon überzeugen

laß mich hinunter- Werner. Bleibe lieber einstweilenhier.

Das Gepäck scheint ihrUngelegenheitenzu machen; ichwill ihrmeineDiensteanbieten undbeidieser GelegenheitmirGewißheitver- schaffen,obsieeswirklich ist-

Helene. Warte doch bitte, laß Mich hier nichtallein!Ichwillmitgehen.

Werner. WasfälltDirein?FürchtestDu Dichetwahierbeihellem lichtem Tage?Ich könnte mich ja doch wohl getäuschthaben.

Warte hier;ichbin imAugenblickwieder da.(Ab.)

DritteFirme.

helenr. Gleich daraus Eugen.

Helene. Georg läßt michallein. Wenner inzwischenkäme meinGott,daister schont

Eugen (schnell eintretend). Aus Mitleid, gnädige Frau, nur ausMitleid nehmenSie diesen Brief!

Helene. Nimmermehr. WelchesRecht, mein Herr, habe ich Ihnengegeben

Eugen. Leider keins! Aber hörenSie michan nur einenAugenblick! Seitfünf Tagen folge ich Ihnen, stummwiedasGrab.

SeiteinerWoche, gnädige Frau,beteichSie an. Ichkamnach München, sahSieund liebeSie. IstdasmeineSchuld? Plötzlich reisenSieab,heimlich,desNachts,ohneAb- schied.Wardasrecht,meineGnädige2Mein

Schmerzläßtmirnoch sovielBesinnung,ein Eifenbahnbilletzulösenundmich in ein Eoupe

-zUstürzen-UMIhnenzufolgen.

HFISUTDieseVerfolgungeben,dieIhnen ivvIelVergnügenzumachen scheint, finde ich absurd.

Eugen. Sagenwir:unverschämt.

Helene. Wohin ichdenBlickwendenmag, treffe ich IhrAuge

Eugen. Jch liebe Sie!

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Helene. Wenn ichvor einemHdtelab- steige, sindSie es,derdenSchlagmeines Wagens öffnet

Eugen. Ichliebe Sie!

Helene. Ueberall Sie, und immer Sie! —-

Eugen. Wenn das »Sie« Ihnenlästig fällt, sagenwir»Du«!

Helene. Ich frage Sie,meinHerr,obein Mann von Ehreeinsolches Benehmenvor seinem Gewissen rechtfertigenkann!

Eugen. Nichtimmindesten. Sie haben vollkommen Recht:meinBenehmen istunver- antwortlich nennen Sie esverbrecherisch, wahnsinnig; nennen Siees,wieSiewollen!

Werabergibt IhnendasRecht,Vernunftund Besonnenheitvonmirzuverlangen?Fordern SieLiebe vonmir

Helene. Welche Sprache gegenübereiner verheiratheten Frau!

Eugen. Verheirathet!Ichglaube nichtan dieEhe; ich glaubenur, daßSieunaussprech- lich reizend sind!(WillihreHandküssen; sieent- zieht ihmdieselbe.)

Helene. EntfernenSie sich,meinHerr, aufderStelle! Sie, einmirvöllig fremder Mann,wagenes

Eugen. Fremd? Völlig fremd?Keineswegs Ich brauchenureinWortzusagen,undSie erfahren, daß icheinerFamilieangehöre,welche dasGlückhat,vonIhnennichtnurgekannt, sondern auch leidernur theilweise

geliebt zuwerden. Ich werfemeinImag- nitoabund

Helene (dienurhalbhingehörthat).UmGottes willenschweigenSie! Ich höredraußenGe- räusch.(Gehtnach der Thür.)

Eugen (ihrdenWegvertretenb). Besorgen Sienichts,gnädigeFrau; ich binderdiscretefte MannunterderSonne.

Helene. Gehen Sie, gehen Sie!Ichwerde versuchenzuvergessen,wasSiegesprochenhaben.

(BeiSeite.) Ich zittrevorAngst!

Eugen. Siewerden diesen Brieflesen!

Helene. Ichwerdeihn nicht lesen.

Eugen. Eristmitmeinem Herzblutge- schrieben!

Helene. Undwenn erauchmitTinte ge- schriebenwäre gehenSie!

Eugen. Siewollenihn nicht lesen? Gut—- soverbrennen Sie ihnwenigstens;aber nehmen müssenSieden Brief.

Helene work Angst. Für sich).EsistCa- milla’sStimme. WennmeinMannmich hier

Jst-

(6)

96 Bette MauertslgeftekiirYiclgtknnstundYritjk

träfe,allein miteinemFremden!(Laut.)Ent- fernenSiesich so schnellalsmöglich!Siesehen meineAngst;ichbitteSieslehentlichdarum!

(EiltabdurchdieMittelthiir imHintergrunde) Eugen (will ihrfolgen)sNur einWortnoch, eineinzigesWort!

VierteFerne.

Eugen(allein. Kehrtnach demBdrdergrunde zurück undzerreißt den Brief). Undich behaltemeinen Brief!Schade erwnr miteinemFeuerge- schrieben,keineLucretia hätte ihm widerstehen können. Wasnun? ObichmeinVorhaben ausgebe?—- Unmöglich! Erstensliebeichdie kleineSprödeinderThatganzwahnsinnig;

unddann,soohnejeden ErfolgdasFeldzu räumen,wäregegenmeineEhre.Ohne Kampf keinSieg;kämpfenwiralsoundwagenwir dasAeußerste!Dort isteinValcon. Dieser Gasthofs-Salon steht jedem FremdenzurBe- nutzung frei.Nehmenwirunsere Positionund warten wirab; vielleicht habenwirspäter mehr Glück. (Trittauf den Balcon, dessenGlasthürervon außenschließt.)

Jünste geme.

Camilla. Helene. Wer-ten EineKammerjungfen (CamillaundHelenetretenArminArmein.Werner, mitGepäck beladen,folgt ihnen. DieKammerjungser,

ebenfallsGepäcktragend,folgt Werner.) Camilla. JchkannDirnicht sagen,meine liebetheure Helene,wieich mich freue, Dich wiederzusehen,undsounverhofft.

Helene. Fürmich isteseinewahrhaft märchenhafteUeberraschung.(Sich umfchauend, für sich.)Jch athme auf;erist fort!

Camilla (zurKammerjungfer,auf eine Thür zur Linkenzeigend).TragedasGepäck nachNr.6, dasistmeinZimmer.

Werner (einen KastenvonMahagoniholzhaltend).

Und was sollmitdiesem wuchtigen Kastenge- schehen?

Camilla (lächelnd).Andemhabe ichkeinen Theil;mein liebenswürdigerBruder hatihn miraufgebürdet sovielich weiß, istesein Pistolenkasten.Siehaben wohldieGüte, ihn einstweilen aufdenTischzustellen. Mein Bruder undich,wirhabenunshierin Baden- Baden einRendez-vous gegeben. Ichkomme ausRom,erausParisoderirgendeinerandern WeltstadtEuropas Unterunsgesagt,mein guterBruder Eugen isteinwenigmauvais sujet.

Er-hat soetwas vonDonJuan oderManfred odersonsteinemfashionablen Ungeheuer in sich,»

istaberübrigenseinganzcharmanterjunger Mann. Soll ichDiretwasverrathen, Helene?

Erschwärmt für Dich-

Helene.Ohne michjemals gesehenzuhaben?

Camilla. Nach dem,was ich ihmvonDir erzählt habe.Erbehauptet,Dumüßtestreizend fein. Sind Sieeisersüchtig,HerrWernerT

Werner. EinOthellobinich gerade nicht;

indessenmöchteich doch nicht fürmeinenGleich- muth stehen,wenn Jemandsich erdreisten sollte, Helenchen ernstlichdie Courzumachen.Allein daran ist wohl nichtzudenken;bisjetzt wenig- stens hat nochNiemand esgewagt,auchnur miteinemBlicke,geschweigedenn

Helene (leisezuWemer). Sei nichtböse, Georg. Duweißt, ich habekeineGeheimnisse VorDir;abersie(anCamilla deutend)Will Mit etwas anvertrauen. Duverstehst?

Werner (leise).Ich verstehe.(Laut.)Verehr- testeFreundin, Sie entschuldigen mich wohl, wenn ichSiejetzt verlasse; ich habe noch einige Einkäufe fürmeinekleineTyranninzubesorgen.

Heslene. WillstDuschon fort,lieberGeorg?

Werner. Jchmuß. Adieu,meinKind;

aufWiedersehen, gnädige Frau. Jch lasseSie Beide mitgutemGewissen allein;spricht sie, dieSchlange, schlechtvonmir,dannistespure Berläumdung. EsisteineSchwächevonmir, aberichliebe diese kleinePersonweitüber ihr Verdienst(Ab.)

sechste »Steue.

helenr. Camilla- Helene. Meineeinzige, liebste Camilla,wie lange,wieunendlichlangehabenwirunsnicht gesehen!

Camilla. Nichtein einzigesMal seit derPension. Was liegtAlleszwischendamals undheut!

Helene. Was habenwir seitdemerlebt, gefühlt, gelitten!

Cami lla. Wir habenunsinzwischenBeide verheirathet,DuinBerlin,ichinWien.

Helene. UndbistDuglücklichgewesen, Camilla? JchhabeeinePhotographieDeines Mannes gesehen.Was für ein schönergläu- zenderCavalier!

Camilla. Sehrglänzend,inderThat!

Darum bedurfteerauch stetseines leichten FirnissesvonScandal,um seine Reputationzu conserviren. Soglänzendwar er,daßerschließ- lichum einerTänzerin willen, ausderersich nichts machte,die abergeradein der Modewar,

(7)

VomStummderZern.

sichimDuellerschießenließ. Uebrigens haben wirniemalseinunfreundlichesWort mitein- andergewechselt wirliebten unsnicht.·

Helene. ArmeCamilla! UndDu, solebens- lustig, sovollsprudelnder Heiterkeit,wiehast DuDeinSchicksal getragen?

Camilla. Ungefähr so,wiediemeistenv FraueninmeinerLageesgetragen habenwür- den. Im ersten Jahre grämte ich-mich still weg,ohnealleHintergedanken.Ichwareine lebendigeElegie: thränenden Augeswandelte ich umher;was ich sprach,waren Seufzer, Wasich dachte Jammer. Jm zweiten Jahre fing ichannachzudenken. Jch hielt Monologe;

ich sagtemir: Camilla,dukönntest soglücklich sein!Warum bistduesnicht?Warum mußt

i

du,wieTantalus, imUeberflußdarben? Wa- rum darfstdunicht glücklich sein?Warum nicht? Ichsah zwei Wegevormir. Der eineführtezueinemstillen Landfitz,einerArt Kloster,ineinerschöneneGegend,woich,ein Bild erhabenerTugend, einsammit meinem SchmerzundmeinemPianino,aufdieFreuden desJenseitshoffend,meineErdentage gottselig hätte beschließenkönnen. Fast hätte ich diesen Weg eingeschlagen;aber, Helene, ich fürchtete-—

vor Langerwcilezu sterben. Womit sollte ichdiePausen zwischendemDiner unddem Clavierspielausfüllen? JnallenRomanen,die ichgelesen, mochten sie aufderHöheoderin derTiefe spielen,pflegtendieFrauen, die sichderEinsamkeit ergaben, ihre Mußestunden, außermitMusikmit Reue auszufüllen·

Nunfrage ich Dich: woher sollte ich,einauf HymeusAltar schuldlos geopfertes Lamm,die Reuenehmen?

Helene. Aber sagtman nicht,liebeCamilla, daßimBewußtsein strenger Pflichterfüllungein ächtesundreines Glückzufinden sei?Sagt man nicht—-

Camilla. Was sagtman nichtAlles! JchhabekeinenEhrgeiz,undichwillDiroffen iah,mir verlockendererschien. Nachdenkener-

97

smehrzuGrunde alsUnglück. Wer nicht igeliebt wird, istnur derSchatten eines

iMenschen,überalleinsam. Unddarum fühlte Vsichmichvon einermaßlosenSehnsuchtnach

; GlückundLiebeerfaßt. Da,imentscheidenden

?Augenblick

Helene· Besannst Du Dichzurguten HStundeeines Besseren—- nicht wahr,meine TFreundin?

Camilla. Da —- starbmeinGatte, und

ichwar frei. ·

Helene. Undwillstesbleiben? Verzeihe derFreundindiese Frage.

Camilla. Dir kann ichesanvertrauen, Helene.DenkeDir,ich habeeinenwahrenBack-

;sischstreich begangen: ich habe mich verliebt.

Helene. Jnweni-

Camilla· Jn einen jungen Kausherrn, einengebornen Hamburger,denichimvorigen JahrinHelgolandkennengelernt.

Helene. Underwidert erDeineNeigung?

Camilla. Natürlich!Odervielmehrum- gekehrt: ich erwidre dieseinige.Erist sehr reich; ich habe michabervorläufig noch nicht entschließenkönnen, ihnzuheirathen

Helene. Undwarum nicht?

Camilla. Weil er mich zu sehr

liebt.

.Helene. Dasist jagarnichtmöglich.

Camilla. Doch,Kind! SeineSeelesteht immer inBrand-

Helene. Ach,DuGlückliche!Ein solcher

sMann war immerderTraum meinerJugend.

Jch sage Dir,Camilla,esgibt phlegmatisch

Männer,die

Camilla. Aber, Kind,Dusteckst javoll netter Vorurtheile! Glaube mir,jede Liebe hat ihre Jllusionen,undjede Illusionhat ihren Lendemain. Selbst derfeurigsteVulkan be- ruhigt sich,der Sturm tobt.aus wasdann?

Helene. Mag sein. Unddoch gliche imeinGeorgDeinem Verliebten

gestehen, daßderzweite Weg,denichvor miri

) Camilla. WarumnichtgartEinBankier lundeinVulkan! DankedemHimmel, daß zeugtebeimirdieErkenntniß, daßeseinfach Ier Dir einensolidendauerhaftenMann ge- diePflichteinesjeden Menschen sei, sich seinen

AntheilandenGenüssendesmenschlichenLebens zuverschaffen —(sch«1khest)wiesichvonselbst versteht, ohnederehrenwerthenDameMoral zunahezu treten.

Helene. Jch hätteniegeglaubt, daßDu soleichtsertig denken könntest.

Camilla· MeinstDu? JchkannDir sagen,Helene:NichtsrichtetdenMenschen

schenkt hat,derDich ohnealleFragevon Herzen liebt.

siHelene. Eristeinguter,einwahrhaft EguterMensch; aber, Camilla, eristeinAll- s tagsmensch,unddieSeele willdoch auchein-

jmalihrenSonntag haben. Ichkanndas iGefühlnichtlos werden, als erwarte mein iHerz nochimmer —-

i Camilla. Jrgendwen?

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