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Neue Monatshefte für Dichtkunst und Kritik, 1876, Bd. 4, H. 2.

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Academic year: 2021

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Herausgegeben

Osrar Blumenthai.

1v.gem.Heft2.

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. Leipzig-

s: -: Ernst Julius Bäuchen -

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(2)

: August1876.:

Inhalt

»Mva-

Seite

cFünfTreppen hoch. Erzählungin LiedernvonAda Christen . . 97 DerEntsinnst-dirNovelle nachdemDänischenVonMaxHeinzcl 106

Gedichte.VonC.Ferdinand Mayer 137

InGoetlje’oGeburtstag VonS.Heller . 139

Eineliterarische Reise.VonHieronymus Lorm . . 147 Jsayreuther TagebuchblätteicVon Oscar Blumenthal 154 WieenglischeFeiiartikel entstehen.VonH.Beta 158

pariser Theater-briefe.VonGottlieb Ritter . 162

KritischeRundblikke. . . . . . . 170

DerEortschritt VonHans Herrig.

Mist-eilend

Die»kleinenMonatsl)este« erscheinenregelmäßigamEndejedes Monats imUmfangVonmindestens6Bogen Lex.eleg. geh.

Dersaht-gnug bestehtans2YändcnZuje6Hektor-.

Preispro Band 6Marti;proQuartal 3Mark; proHeft1 Mark.

Alle BuchhandlungenundPostanstaltennehmen Bestellung-enan.

(3)

Fünf Greyyrn hoch. 97

jüns Treppenhoch.

Erzählung inLiedern.

VonAdaChristen.

- .I.

FUUfTreppenhoch, fünf Treppen hoch Wennesauchobeneinsam ist,

·DemHimmel nah,dem blauen Dusehnst Dich nicht hinunter Die Tauben nur vermögen noch Und wie DeinkleinerVogel,bist Jn unser Heimzuschauen. Du immerfrohund munter.

Tiefunten liegtdieWelt,esdringt Fünf Treppen hoch,fünf Treppen hoch,

Nurin verlornen Tönen Halt’ ichDichtreugeborgen:

Herauf,wassobetäubendklingt, Wasgiltdie Weltmir unten noch, Jhr Jubelnundihr Stöhnen. Mitihrengrauen Sorgen?...

II.

Ich frage Dichnimmer WerfragtdieKnospe

Ob Dumich liebst, Wie baldsie sprießt,

Ob Du mir Deine Wie baldsie ihren

Seelegiebst... s Kelcherschließt...

WerfragtdieBlume, Wennihren Duft, Siehauchetindie

BlaueLust?

Ill.

Baldjährt sichunser Hochzeitstag, WiebistDudemuthsvollesKind

Woich durch NachtundKälte, l Sohilflosdortgesessen!

Diehalbin meinenArmenlag ImSchornsteinwimmerte der Wind.

Herauftrug,dieErwählte. IchkaUUesnieVergeseri«»

Mein heißesBlutbegehrte Dich, Doch rührte michDeinBangen, UndeinemtiefenMitleid wich

MeinliebendesVerlangen.

(4)

98 ReueMonats-heit-fiirYirhtlmnstundBrit-Eh

Jetzt schlägtdieUhr Eischeltenur Sonst geh’ich nicht hinaus!

Meinliebster Platz, Jst immer, Schatz!

BeiDirimstillen Haus.

VielPrachtundGlanz Jm Wirbeltanz Vorbeida unten jagt.

Nachall derMacht UndKleiderpracht Hab’ sonst ichniegefragt.

IV.

Jetztaberschleicht Sich schmeichelnd-leicht GarmancherWunschzu mir:

Sohohe Schuh, EinKleiddazu Brächt’ ich sogerne Dir.

Eilächlenicht!

Einarmer Wicht

Träumt viel denlangen Tag.

Fernmuß ich sein, UndDuallein ...

DasistdiegrößtePlag’!

Die dummeUhr!... Jascheltenur Undjagemich hinaus.

Viel Arbeit harrt, Fürmich bewahrt, Jnmeines Meisters Hans.

Die ArbeitgehtmirvonderHand AbermeinSinn ist trüb, JchliebeDichund bauausSand

DennDu...hast michkaumlieb.

V.

Jch süge fleißigRadzu Rad... Doch thutdasHerzmirweh!

Jch mußdran denkenfrühundspat Bisich Dich wiederseh’.

Dann sagtmir: »Ich gehörDiran!«

Deinliebliches Gesicht, Esküßtmich wohlDeinMündchendann,

Doch...DeineSeelenicht...

vI.

Jch mußdieMenschen immerwieder segnen, DiegütevollmireinstmeinHandwerk lehrten.

Binich dochEinervondenVielbegehrten!

Undjedem Meisterkannich stolz begegnen.

NurTräge schreien stetsvonMüh’undFrohne»»» NachWillkür kann mit meinerZeit ich schalten.

Umihrentwillennur magicheshalten, Alsobich stündenochimkargenLohne.

(5)

Fünf Treppen hoch. 99

Bald willich Meister seinundnicht Geselle, Unddarum heißtesfrischdieHänderühren, Dann kannichbaldinjenes Haus sie führen, Das sieerinnre andieliebsteStelle.

Vll.

DieliebsteStelle ...arme kleineWaise!

Dieliebste Stelle,war imfremden Haus... DochdankbarhängtDeintreues HerzanMenschen, Diedorteinst lebten,undDich sorglich pflegten, AlsDunochklein undschwachundhülflos warst... Wenn DuimDämmerlichtedesErinnerns Mirsprichstvon altenfrohenKindertagen, Dann wirdlebendigmirdieholde Zeit.

Jch sehe mich,denunbeholfnenBuben —- Mit sonnverbranntemAntlitz, großen Ohren, DenheißenKopf durcheure Büsche stecken Undschüchternausspähn,ob desNachbarsKleine Sich noch herumtreibtin demgroßenGarten.- UndmeinemLockruffolgstDurasch!

Duwarstmir einekluge Spielgefährtin, Und denkeichwie DeinekleinenFüße Frischwegmit mirdurch FeldundWaldgelaufen, Sofaß ichkaum wieschnelldieZeitverrann.

MirwirdzuMuth,alsobwirwiederschritten DurchalleRäumein«dem kleinenHaus, Alsoberstündenjene guten Menschen Undmich begrüßtenaus der Ferneschon.

DieTauben weiß ichalleherzunennen, DieaufdemFirst sichblähen, schnäbeln,zieren, UndsichimKreise drehend bücken,stolz GleichwiedieHofherrnvorgeputztenDamen.

Die kleinenZickleinmachentolleSprünge, Doch ihre Mutter,diebedächtigeZiege, Schloß Freundschaftmit mirfürein StückleinBrod, Das ich gesalzen ihralsKödergab.

DerschwarzeHaushundmit demZottelpelz, LiegtvordereichnenThürundbelltsichheiser, WennVagabundenvolkdesWeges kommt;

DieHühner,dielang fürverloren galten, VoneinerKüchleinschaarumgeben plötzlich Dortausdenhohen dichten Büschenkommen- Wosiegebrütet stillundwohlveksteckt.

UnderstdieBäume,diebreitealteLinde, DielängstmeinLieblingwar! ...

778

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100 ReueWanntnhektrfürYirhtlmnntnndKritik

DerFliederstrauch,derseine hohen Zweige BisandasDachdesniedernHauses streckt, Undmit den blauen Blüthenbüschelnleise ImWindeandieschmalen Scheiben pocht DieSchlehenheckendie denGartensäumen Vermengtmitmanchemwilden Rosenstrauch DierothenHagebutten,unddie blauen Schlehen, DieaufgereihtanaltenWollenfaden, GarköstlichesGeschmeidefür Dich gaben.

UnddraußenvorderHeckerechtsundlinks, Dastehenbei dermorschen Gitterthüre DiebeidensteifenschattenlosenPappeln, Die immerstaubbedecktundängstlichscheinen, Weil niemals frischesGrün die Blätter schmückt, Undweil einstetes Zittern sie durchirrt.

Ambesten doch gefälltmirstetsdasHäuschen.

Statt einerFlur hatesdiegroßeKüche.

AnbeidenSeiten sind zweiStuben nur.

DiehabenRaum für karges Hausgeräthe.

Jch seheAllesganzgenauwieeinst:

DengrünenOfenmitderplumpen Bank, Den schweren TischmitfestgefügtenBänken, Darüber dann,dortin derFensterecke, Mit Tannenreis umkränzteHeiligenbilder, Das Messingherzmit blankenFlügeln dran, Und mitten drindasrothe Seelenlämpchen; Das grobgeschnitzteBettgestellvollhoher Kissen, Die buntbemalte Truhemit demSonntagsstaat ... Diekleinen, bleigefaßtenScheiben, Jaselbstdaswurmdurchbohrte Holzgesimse, Diefestgestampfte sandbestreute Diele, DasAlles stehtvormir,bekanntundlieb Alswärichdortgewesenall’ dieTage.

Ganzunterm DacheabersteckteinStübchen Viel kleinernochalsunser stilles Nest... Dasteht auchnur einschlichtesKinderbett, Aufdem einschläferigesMägdlein kniet, Das seine schmalenHände folgsam faltet, Undmühsamnachlallt,wasdie alteFrau MitihremWackelkinn undtausend Runzeln Jhmvorspricht, jedes langeWortbetonend, AlsmüßteGott dasganzbesonders hören.

AmFenster lehnteeinweißgelockterMann Mitklugen starkenunddoch gütigenZügen;

ErregtdieLippen nicht,erbetetleise...

(7)

ojiint Gnme hoch. 101

UndseinerauheschwielenvolleHand LegtsederleichterausdesKindesKöpfchen, AlsübermanntvomSchlafesflüsterndumsinkt Undtiefe AthemzügedurchdasStübchenwehn...

OoOos«-...o.·«i«o«·.0dO«...

vlL Jchzog dann fort,undalsichwiederkam WarleerdasHaus...die Altenlängst gestorben, DasblondeKindweitin dieWeltgegangen ... Jch mußtelange lange langesuchen Bisichesfand...

BeihartenMenschen fand ichwiederDich, BeiharterArbeit ...ohne WunschundKlage, Somüd undeinsam, ohneGlück undJugend... Baldkam die Stunde, woDich innigliebte Mein starkesHerz!

WoichderArmuthund der Arbeit Sohn, UmDich,DublassesKind desElends, sreite, Dasmichnichtliebte,abermir vertraute UndvormirstandvollSchreckundscheuemZagen Und weinend schwieg...

DochalsDuspäterDeinekleineHand Vordem Altar gelegt hastin diemeine, Alsich süns Treppen hoch Dich junges Wesen Herauftrugin dielustigeHochzeitskammer, Dawar ich stolz!

VielstolzeralseinmächtigerFürst DerseineBraut heimsührtingoldneSäle ...-

Dublinzelst, schüttelstkicherndDeineLocken, Weilichvonjenem Tagewieder träume JmVollmondlicht...

Weil wiederichdiehehre Seligkeit Die damalsmirgeworden,ganzdurchschwelgeP Doch horchenur, Du blondeUeberkluge:

DasHäuschen,woalsKinderwiroftspielten, SchenkichDireinst!

Vielleichtschonmorgen kommtdasGlückherauf,

UndschüttetgelbesGoldinunsere Hände... Vielleichtbleibtesnoch fortdiekurze Weile,

(8)

102 Beitr Monats-hefti-kiirerhtlnmst nndFrrjtih

Und kommteinst ungesehen angeflogen Ganz ohneGold.

UnddochdasganzeGlück!...ich höre oft DenleisenFlügelschlaginsolchen Nächten, Undeinefeine Kinderstimme flüstern:

BaldwirstDumichin Deinen Armenhalten Jchbin dasGlück!...

BisdahinaberlaßmeindunklesHaupt An DeineKnielehnen, laß michträumen InmeineZauberweltentzücktversunken, Umwoben von geheimnißvollenMächten Jm Vollmondlicht.

VIIL

Eilache nicht!eswerden wohl DubistdieJugend,ichbinjung, Nocheinmal meineTräumewahr, Wirsehen weit,wirgehen weit, Wennesnichtmorgen kommensoll, Wirhaben MuthundKraftgenung, KommtallesGlückdochübersJahr. Vorunsliegteinelange Zeit.

Eilachenicht!undsage nicht Jch seiein Träumer ...einPoet... DuselberbistmireinGedicht

Wie keines in denBüchernsteht.

IX.

HorcheinmalaufdenGlockenschlag, !Hochobensaßenwir allein

InmeineAugenschau! Unddraußenwar esgrau...

VoreinemJahr,mit Stund undTag Heut’ sitzenunten wir beimWein, WürdenwirMann undFrau. DerHimmel ist soblau!

Wo werdenübersJahrwirsein?...

Jch weißesschier genau!

DaführinseigneHausichein Diejunge Meistersfrau.

X.

Dukannst tanzen?... Dukannst tanzen!

Dichzierlichschwingen!? Dichflüchtigheben

An meinerHand An meinerBrust

DenReigenschlingen, Und weiterschweben.

Jch dachteniedran, Ichdachtekaum

Daß icheskann, Eswäre Raum

Miteinmalfand Für solcheLust.

DeineitlerMann Jetzt lachtDeinMann

Daßertanzenkann!... Daßertanzenkann.

(9)

cjiinf Treppenhoch-. 103 XI.

Dutanzest so schön!mitneidischenBlicken Verfolgen Dich Alle,meinvielfüßesWeib!

DieFrauen,sie zischeln,fragenundnicken, JchaberumfpannedenblühendenLeib.

Geliebte,nur ichwillDichleitenundführen, NurichwillDich pressen festandasHerz.

Esdarf DichkeinAndrer zumTanze erküren, Mich streifeDeinAthem,mir lächleDeinScherz.

XII.

DasistderFrühling,meinjunges Weib, Das istdie Liebe...meinjungesWeib ErmachtdasHerzDirklopfen. Diestill Dichüberkommen...

AufDeinen Blumenwangenglänzt Unddie Dein zitterndes scheues Herz DerThauinhellen Tropfen. , ImFrühlingDirgenommen.

XIll.

Nein!...Nein!... Ja?...Ja?...

Esistkein Traum. EsistdasGlück!

Wasjetztwie einer Braut WasDumiranvertraut DirbangdenBusen hebt, Verschämt-geheimnißvoll,

AusDeinemAugeschaut, Wasich nichtüberlaut

DurchDeineGliederbebt JndieLüfte jubeln soll,

EsistkeinTraum, EsistdasGlück

Nein!...Nein... Ja!—«Ja«-s

le.

Vielschnelleralsichesgedacht, VomKirchthurm flogerdurchdieNacht Vielhellerkam dasGlückuns noch, Mitseiner schlafbefangnenLaft, Wirwohnen ja fünf Treppen hoch Nunküssesanftden kleinenGast DahatderStorchesraschgebracht. Undharrebis das Glück...erwacht.

XV.

Wenndas·WeißeMondenlicht WenndesFrühlings Athemzug

Durchdie klarenScheiben rinnt, SanftumDeineStirne schwebt,

Und DeinholdesAngesicht Undzuweilennur imFlug

SachtmitSchleiern überspinnt, DeinelichtenLockenhebt,

Wenndas KindanDeiner Brust TräumtvoneinerfernenWelt Ahnt mir, daßesunbewußt

Mit denEngeln Zwiesprach hält.

(10)

104 ReueMonat-heitreflirYjchtlmnstnndBrit-Eh

·

xv1.

DeineStirne istes UndDeinMund, UndDeineAugen

Sokindlich-rund.

DeineLockensindes, DeinGesicht, Nurbleichwie Du

JstdasKindchen nicht.

DeinLächelnistes, DeinZuckengar, Dasimmer HeimlichesWeinen war.

XVII.

Doch schärferalssonst istderSchmerzenszug AusDeinemAntlitz ausgeprägt.

DugönnestDirnicht Ruhgenug, ZutreuhastDudasKindgepflegt.

Doch weißeralssonstist heuteDeinMund, Und DeineAugen glänzen erregt.

Duredest mühsam?...Thumirnur kund Ob einenWunschDeineSeele hegt.

Doch schwereralssonstDeinekleineHand Sich jetzt ausmeinenScheitel legt, Duwirst sokalt!... Sag,was entschwand

AusDeinemAugwiefortgesegt?... Doch reglos...starrwieDeinholder Leib,

DeinHerz nicht raschanmeinemschlägt... Herrgott!...MeinWeibl! ... MeinWeib!...

Wachwiederauf...

MeinWeib...

XVIII-

AnzündendasLicht... Dashelle Kleid,

Warum? Wozu DasimFensterschwebt,

Beleuchten UndbewegtvomWind

DieödeRuh—- Sosachteweht,

Diefeuchten, Alstrügesdas Kind

Einsamen Kissen, Das gestern...gelebt, Daseigene Leid,

XIX.

Vorbei.... AlleFreud,

Für allezeit. JederStern!

Nichtsbliebzurück. Wohin ich seh,

Dahinterweit HilflosesLeid

DasGlück... UndWeh...

Dahinter fern

(11)

Fünf Treppen hoch. 105

XX.

DurchdiefrostigeschweigendeNacht Scholldumpfes Klopfen An meinerThür... Dahab ich gedacht Dubisterwacht!

Undsie habenmir Dich heimgebracht... Oh!...KalteTropfen FielenaufdiesenTraum derNacht.

XXL Ich habe mich heute redlich gemüht.

DieSchläfe pochen,die Stirne glüht, Solangebinich gesessen.

UndfügteRadundRädchen geschwind, UndsprachmitMeisterundGesind,

Lern’ichalso vergessen?...

XXlL

WiedraußenAllesvorübertreibt Dashebt sichaufdenZehenundschaut...

UndwiesieAllelustig sind... OhwärendochdieScheibenblind!

Zuweilen stautessich,dannbleibt Eslacht michanvertraulich-laut. AmWerkstattfensterstehneinKind. MeinjungesWeib! ...Meinkleines

Kind...

XXIlL

Einholdes Wort,einweicherTon Doch jählings istderZauber fort Zog seltsamdurchmeinLeben, Dermich so lang umsponnen, JmVollmondlichtalsKnabeschon DerweicheTon...dasholdeWort...

Hört ichsein leisesWeben. l JmVollmondlichtzerronnen.

XXIV.

Dahin ist sie Jchlebenoch!

DasMondlicht fällt herein...

Fünf Treppen hoch... Fünf Treppen hoch!

Vereiusamtundallein.

(12)

106 ReueManutslzrktefürerlgtlmrrstundYritiln

DerTulpenprinz.

Novelle nachdem Dänischen vonMaxHeinch

Unterallen denLandhäusern,diesichgleicheinemBlumengürtelumdassüdliche"Haar- lemschlangen,war dasvan Geldern’swohldasprächtigste;dennvanGeldern entsprach seinemNamen und, wenn man von einemgewissenRivalen absah, konnteman ihn wohl fürdenreichstenMann in derganzen Provinz Nordhollanderklären.

Drin inHaarlem,wo ereinegroßeFabrikbesaß, klappertenüberhundertWeb- stühle; draußenvorm Thor dehnten sich,bedeckt mit demschimmerndstenLinnen, riesige Grasflächen hin....undalles Dies gehörtedemreichenvan Geldern,demersten Senator derStadt,demMitgliedederProvinzialstaaten,vorwelchemAlleehrerbietigst denHutzogen mitAusnahmeeinesEinzigen,überdessen Mißachtung sichvan Geldern abermehr ärgerte,alsersichüber denunterthänigenGrußder Andern freute.

VanGeldern war nichtblosFabrikbesitzerundKaufmann, erwar auchGärtner undzwarineinersoweitenAusdehnungdesBegriffs, daßman ihn schonBlumen- Fabrikantnennen konnte. Da wodieBleicherei aufhörte,begannendieschnurgeraden Reihen seiner Tulpenbeete,diewie Linien in einemSchreibebuchaussahen,undwenn derFrühling kam,dagabseinenDuftundeinenFarbcnglanz dort, daß Jeder, der vorüberging, entzücktwurde. Auchvan Geldern war entzückt;abernicht soüber den lieblichen Duftunddasblendende Farbenspielder Blumen ,alsvielmehrüber denKlang derguten holländischenDukaten,dieihmderGarten einbrachte;denn damalskaufte

man eineauserlesene Tulpenzroiebel nichtbeiHinzoderKunz für winzigesGeld, sondern man mußteeinengartiefen Griffin den Geldbeutel thun,wenn man etwasBesonderes habenwollte.

Nunkommenuns diese Preiseganzmärchenhaftvorunddochsind sievollkommen historisch.

Esherrschtedamals eineManie,einewahnsinnige Begier nach seltenenundeigen- artigen Tulpenundman spekulirteinZwiebeln,wieman jetztinPapieren spekulirt.

Man bezahlte füreine,,semper Augustus«13000 undfürdreiZwiebelnbisweilen

30000 Gulden. Das war eineEpoche für Kaufleuteundvan Geldern wußte siezu

benützen!

Diewirklich hervorragenden Arten, die ,,Pinzen«,wievan Geldern siezu nennen pflegte,wurden nichtin dengewöhnlichenLinienbeeten aufdemFeldeangebaut,

(13)

VerJuly-aktive 107

sondernwiePrinzen ihre Palästeundihren ausgewähltenKreis haben,zuwelchem gewöhnlicheSterblichekeinenZutritterlangen, so hatten diese kostbaren Prachtblumen auch ihren Palastundzwar eingroßes PflanzenhausinvanGeldern’sPrivatgarten, welcher sichvon demreizenden LandsitzbiszumHaarlemerMeer erstreckte.Damals rauschtendieWogen desselbennoch frischundklar bis zu dem Bollwerkheran,aufdem vanGeldernjedes Mal,wenn dieSchiffe ihre theuere Frachtinsichausnahmeii-die be- zauberndsteAussicht genoß.

DieserGarten war vanGeldern’sStolzundwenn fremde Reisende nachderStadt kamen, sowurdeerihnenvondem altenDieftler,dervanGeldern’shochmögendetlGärtner vorstellte,stetswieeinebesondere Merkwürdigkeitgezeigt.UndDiestlerwar einsehr geschaftseifrigerFührer,wenn ermitseinenkrummenBeinen und mit dergroßenHorn- brille aufderspitzen Nase durchdieGängedesGartens wackelte. VonjedemBaum wußteereineErzählung, welchein derRegel ihren Ursprungvondengeheimnißvollen WäldernCehlonsoderSumatras nahm,um dann mitdemPreise,denvan Geldern

dafürbezahlt, abzuschließen.Vonjeder seiner Tulpen wußte Diestler aufdasGenauste, wievieleExemplare vorhandenwaren, welche Königeund fürstliche Personen van Geldernmitihren Bestellungen beehrt....unddann kam derunausbleibliche Preis, welcher fürdenalten DiestlererstdeneigentlichenDuftderBlume bildete...unddie Fremdenzogenfort,überwältigtvonderTulpenprachtdesvanGeldern’schenGartens, undbewunderten den altenDiestlerwie einenorientalischenZauberer.

EinesschönenMaimorgensschiendie Sonne klar undumgoldetealldieseBlumen- pracht,unter der bunteSchmetterlingeundemsigeBienensichinbeständigerFlucht hin undhertummelten.

Indemlangen Gange, welcher aufdereinenSeite von einer hohenMauer be- gränztwurde undausder andernvoneinerdichtenTaxushecke,ausdereneingeschnittenen NischenMarmorfauneund nackteNymphen hervorguckten, sahman zweiGestalten gleich leiiigfamUndgleichsteifmitabgemessenemSchritt sichbewegen, so daßderrotheStrand- kies mitfeinem glimmernden Licht fast taktmäßigunter ihnen knisterte. Diese zweiGe- staltenwaren sehr verschieden.

Dererstewar einhoher, breitschulterigerMann miteinemstolzen, ernsten Gesicht, ruhigen, wasserblauen Augenundeinerkrummen Nase,dieineinemwunderlichen Gegensatz-ezu demkleinen, runden,vollkommenbartlosenKinnstand.

·

warvonKopfbis zuFußinstahlgrauenSammet gekleidet,wenn man nämlich dieBeineausnahm,dievon den KnienanmitweißseidenenZwickelstrümpfenbedeckt

erschieneipJVelcheihrerseitsin ein paarhochhackigenSchuhen steckten,aufderenOber- leder zWelDmmantschnallenleuchteten.Seinendreikantigen,mit einerAgraffe geschmückten Hut trugfdervMannnicht aufdemHaupte, sondern schwang ihnmiteiner gewissen koketienZierlichkeitin der linkenHand,denn dieunförmlicheAllongeperücke,diein schwerenLocken-dasGesichtumschloß,gestattetekeine andere Kopsbedeckung. Jnder rechten HandhieltderMann einblankpolirtes japanisches Rohr, dessen Griffund KnopfmirgeirlebenemGoldzierratgeschmücktwar,und mittenin derknitternden,ausge- zackten BusenkkallfefunkelteeinemächtigeNadel, welche,miteinerdoppelten Reihe ächrerPerlen eingefaßt-inder MittedasBildeinerjungenDametrug. Jeder,der damals dieser imPVUireUdeUGestalt begegnet wäre,würdeaugenblicklich mit Aus- nahme-Wiegeiagr-einesEinzigen, sein unterthänigstesKomplimentgemachthaben;

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