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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 21.

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Academic year: 2022

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Brrauggrgehennun E.»A.Roßmäszlen Wöchfentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: DieConchylien.Einenaturgeschichtliche Humoreskc von Dr·W.Medicuö. Der Jndusienkalk. (MitAbbildung.) DieBauwerke derKorallenvolypcn.

bildung.) Zur Thiersceleuknnde. Kleinere Mittheilungen.

(Schiuß.) (MitAh- 1861.

Die gonchylien

EinenaturgeschichtlicheHumoreskevon Dr.W.Medicndd (Schluß.)

Wirsindnun amEndedeserstenNaturreichsange- langtund treten in das zweiteüber:was bietet das PflanzenreichdenBewohnern unserer Phantasiewelt?Nur Gutes, keineeinzige Giftpflanze; sondernAlles,wasnur

immer indiesem Reiche wächst, läßt sichesen. Furden Gaumen ist alsovortrefflichgesorgtundbesonderseine Füllevon Obstund genießbarenFrüchten vorhanden, worunter gerade die edelsten Sorten, welche beiuns auf die Tafelkommen,sodaßsich ein ganzcomfortables Dessert zusammenstellenläßt. Dazubietetsichzuerstder»Apfek«

(D01iumpomum)an. Eineandere eßbareFrucht sinddie

»Cornelkirschen«(Vol. varia), derenGenuß allerdingsnicht inganzDeutschlandbekannt undüblich ist, obwohl sie theilswildwachsenundauchvielfachinGärten,besonders zulebendigen Heckengepflanzt werden;dieFrüchte gehen auchunter demNamen DürlitzenDiedritteFrucht,wo- vondieMuschelweltein Abbildbietet,istdie»Stacheruuß«

(Purpurahippocastanum), freilichimgewöhnlichenLeben nochunbekannter alsdievorige; dochwerden inmehreren Gegendendie mit viergekrümmtenDornenbesetztenNüssedie- ser Wasserpflanzeverspeist.NunfolgenedlereObstarten, zunächstdieKastanie,Undwährenddievorige noch rohin derSchale steckt, so ist dieseebenrechtzumAuftragen,eine

»gebrateneKastanie«(Littorina littorea). Es mangelt auch nichtdasnothwendige ZubehöreinesDessertsnach

denRegelnderKunst,die,,Mandel« (Cytherea pectinata), wovon hiereinebesondereSorteausdrücklich»Seemandel«

(Bullaeaapart-Ugenanntwird. Eine andereFrucht,welche einähnlichesKlima verlangt,wie dievorige, istdie»Maul- beere« (Ricinula Morus), bekannter undhäufigerbei uns gepflanztzudemZwecke,ummitden Blättern desBaumes dieSeidenraupenzufüttern.EinkühlendesObst fürdie heißenSommertage istdie»Erdbeere«(Cardium u-nedo);

dochist hier eigentlichnichtunsereErdbeere gemeint,son- derndiefast gerade so aussehendeFruchtdesErdbeerbaums, einesimmergrünenStrauches, welcherin den warmen Län- dernund schonimsüdlichstenDeutschlandwächst,Edler als allevorausgehenden Früchte istdie»Feige«(Pyru1a ücus), und denBeschlußdesDessertsbildet die»Datt"el«

(LithOdOmus Hebophasus)- Unter allen diezärtlichste- welcheinEuropanur ausnahmsweisenochgedeiht.

Außer-denObstartenfehlen auch nichteinPaarandere Früchte-WelcheMitEssigeingemachtalsbeliebteZuspeise dienen-zuerstdie»Gurken«(Margine112).Nebendiesen finden sichauch inMengedie,,Oliven«(01iv-I)..welchebei uns alseinausländischerLeckerbissensehonziemllchselten aufdieTafelkommen.

«

Dadieletztern zumSteinobstge- hören,wie dieKirschenundZwetscheniso enthalten sieauch inihrem JnnerneinenKern, den,,OliVeUkerU«(Colum- bellarustica).

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Dawirsounvermerkt indieKüche gerathen sind,so wirdes denHausfrauenliebsein,weiterzuerfahren, daß esdreiverschiedeneSorten von »Zwiebelschalen«giebt, eineschlechtwegsogenannte(D01ium olearium), einegroße (Anomiaephjppium)undkleine (Anom. cepa); darandaß esnur Schalen sind,brauchensiesich nichtzustoßen,denn eineZwiebel besteht ja, selbstinderBotanik, ausnichts alsSchalen. Auch GemüsestehtderKöchinzuGebot, obwohlnicht viele Sorten, zuerst,,Schvten« (solensiliqua) und,,Hülsen«(sol.legumen),worunter wirunsnachder gewöhnlichenRedeweiseetwa BohnenundErbsenzuden- kenhaben. DiedritteGemüsesorte sindeine Art,,Knol- len«(Turbine11a rapa), wieman inmanchenGegenden statt Rübensagt,esist nichtsAnderes alsweißeRüben oderTurnips.

VonunserneinheimischenGetreidearten sindetsichnichts als,,Gerstenkörner«(Bulimus obscurus). wasabergerade eineGattung ist, welchediemanchfaltigsteAnwendung zu- läßt.Wieder zärtlicheristderReis, diebekannte, aus Indien stammendeGetreideart, welchenur indenwärm- stenGegendenEuropasgepsianztwerden kann,unddessen Körner, die ,,Reiskörner«(Cypraeanucleus). diebeliebte wohlschmeckendeSuppe,Breiund andereDelikatessengeben.

Nachdemwirnun FleischundEier,mancherlei Gemüse undStoffzuSuppenfürdieBürger unsererkleinenWelt aussindig gemacht haben, müssenwirunsumsehen,obes nichtanSalzzurWürze gebricht;undsieheda!wirfinden waswirsuchen,undzwarnichtvon demwiderwärtigen grobem-sondernfeinkörniges,keineSalztrümmer, sondern

»Salzkörnchen«(Cypraeavitellus).

Die Weltistnun erschaffen, ThiereundPflanzen sind erschienen,derSchauplatz ist vollständig geschildert, auf welchem unsere zehn Erdenbürgerauftreten. Wirwollen jetztnachsehen,was für ein Lebensie führen,mitwelchen GeräthschaftenundBequemlichkeitensie ausgerüstet sind, undwie sie sichdieZeitvertreiben. AnderSpitzewar der

»General«,ersollesauchhierbleiben. Esistleicht zu errathen, daßermitallerleisoldatischem Zubehör versehen seinwird, undvorallenDingen hatereinenvorzüglichen

»Säbel«(solen ensjs), andensichseine ruhmreichenEr- innerungenvomFeldederEhre knüpfen.WennderGeneral einen Säbel hat, so hatder Säbel eine»Scheide«(solen isaginkyund obenamGriffeeinen»Fechtkorb«(Cassis cornuta). DerGeneral,welcher nicht blos einHaudegen, sondernauch ein trefflicher Reiter ist,besitzteinenausge- zeichneten,,englischenSattel« (Placunaseligundgehtnie- malsohne,,Sporen« (Turb0 calcar.) Vorn aufderBrust trägterein,,Ordensband«(Conus vexillum),keinen Revue- orden,sonderneinenehrlicherkämpften.UnterdemOrdens- bande trägterabernoch etwas, das nichtjederGeneral hat-ihmschlägtein,,Menschenherz«(Hemicardium car- disset)- Da ersich auchfür diesoldatischeAusrüstung flühekerJahrhunderte interessirt,sohatersicheine Samm- lungfmittelaltcrlicher,,Sturmhauben«(Cassis)von den verschiedenstenFormenundnachchronologischerReihen- folge angelegt.

Vonden-hohesOfficierenderSeemacht führt jeder

»Admiral«eine bestimmte Flagge,undzwardererste die

»Prinzenflagge«iBUWl)hysjs·),der,,Oranienad1niral«

aberdie,,Qranienflagge«OderOrangeflagge,undzwar eine doppelte (Conus aurantius undVoluta velelun1). Der

»Capitän«, welcherdenLanunddieRichtungdesSchiffs lenktundbefehligt, hatimmer eine,,Landka.rte« (Cypkaea mappa)vorsichliegen. Häufigsiehterdurch sein»Teleskop«

("l’elescopiumindicator) ,entwederUmLandamSaume desHorizontszusuchen,oder einnahendes Schiffzuer-

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kennen, oder des Nachts,umausdemStande der Gestirne dieZeitsowohl,alsdieLängeundBreitezu erkennen, unterwelcherman ebensegelt.BeiTageundbeihellem Wettererkenntnicht alleinderCapitän, sondern auch jeder SchiffssoldatundMatrosedieZeit ohne Kunst nacheiner aufdemVerdeck ingehörigerHöheangebrachten,,Sonnen- Uhr«(so1z,kjumperspectivum). Alle Seemänner,vom Admiral biszumCapitän,vertraut mitdemElemente, woraufsieschwimmen,sindjeden AugenblickaufSchiffbruch gefaßt,undhaben deshalb ihre kostbarstenundunentbehr- lichstenHabseligkeiteninein»Köfferchen«(Nassaanni- laria)gepackt.

Die,,Jungfrau«mitdenPurpurlippen trägtander Brustihr eigen lieblichesSinnbild, eine,,Rosenknospe«

(Bu11aaplustre). Siedreht nachalterdeutscherSitteden Fadenander,,Spindel«(Fususcolus),umsichihreAus- stattungselbstzuerspinnenundkeinenfremden Faden auf sichzutragen. Wenn das vonihrer zierlichenHandge- sponneneGarnzu Linnenverwebtist, spanntesdieJung- frauzurBleiche aufdenRasenundbegießtesmitder

»Gießk(11me«(Äspekgi11um). Doch ahnungsvolle Gefühle regen sichindemBusenderJungfrau, baldLust,bald Wehmuth,undsie greiftzur»Harfe«(Harpa ventricosa).

Sie hauchtLebenin dasedleInstrument undaus den Saiten entströmtunter ihrenzartenFingerneine ,,milde Musik« (Voluta hebraea). ,,Amorettchen« (Harpanobilis) umschwebendasholdeBildderAnmuthunddesLiebreizes.

Unsere zweite Gruppebilden,wieman sicherinnern wird, das,,Trödelweib«unddie,,Hexe«.Wasführtdas Trödelweib Alles inseinemKrame? Ein buntesDurch- einander, wie es ein Trödelladen mitsichbringt; natürlich kanninderAufzählungnichtmehr Ordnung sein,alsin demTrödelkrameselbst.Unser Blickfällt auf verschiedene Kopfbedeckungen,zuerst auf einige,die zuNationaltrachten gehören,eine ,,ungarische Mütze-« (leeopsis hungarica) und eine,,polnische Mütze-«(Cassistestjculus). Einevon denvorigen himmelweit verschiedene,vondernichtzu be- greifen ist,wie sie in dieHändederTrödlerin gefallen sein soll, isteine,,Bischofsmütze«(Mitraepiscopalis). Doch wirtrauen unsern Augenkaum!Hierwirdgarein»Car- dinalshut«(Mitracardinalis) feilgeboten.Sollte das Trödelweibetwa mitGaribaldi telegraphische Depeschen wechseln?Da liegtdieleibhaftige »Papstkrone«(Mitra papalis)! jedenfallseinverfrühtesFaktum.

Gerade danebenliegtnun indemwirren Kunterbunt eine»Bettdecke«(Cassisareola)undnebendieser friedlichen Nachbarin eine ,,Husarentasche«(Perna ephippium).

Außerdemsindhauptsächlichnoch Werkzeugefürverschiedene Gewerbtreibende zumVerkaufe ausgestellt,die einenmehr, dieandern wenigerihrem Zwecke entsprechend, zunächst ein ,,Winkelhaken«(Perna isognomon) Schreiner, SchlosserundMechaniker Noch einige Gegenständefür solcheArbeiter sind,,Schrauben«(Terebra) von verschie- denerGröße, FeinheitundEonstructionüberhaupt,eine ,,Feile«(ija squamosa) undein,,polnischerHammer-«

(Ma11eusvulgaris). ZudenstählernenWerkzeugen gehört auch Noch ein,,Böttcherbohrer«(Terebellum subulatum);

ebenso stehenaufdemBoden desKramladens fertigeEr- zeugnissederlBöttcheroderKüfer,nämlich ein ganzes Sor- timent ,,Tonnen«(Dolium) inabsteigenderGrößebis zum kleinsten,,T·önnchen«(Pupa).

DenvorübergehendenFischernbietetdieTrödlerineine

»Fischreuse«(Eburnaspirata) an,Vonwelchersiebehauptet, daßnurSeethiere l)ineingingen-aberdieseUnfehlbar.Von soldatischemGeräthehatsie gerade dreiPaar,,Trommel- schlägel« (Turritellatekebka). Endlich findenwirnoch

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einwunderlichesaltesDing, wofürabereinAlterthümler vielleichtvielbezahlenwürde,nämlicheine,,Lazarusklappe«

(sp0ndy1usgaederopus)oderLazarusklapper,wovon man heutzutagegarnichts mehr weiß.SolcheKlappern hatten ehemalsdieAussätzigeninmanchen Ländern, um damit Lärmzu machenund sodieVorübergehendenzu warnen, daßsie derAnsteckunghalber ihnenausdemWegegingen.

Wielebtundwebt aberdieKameradin desTrödel- weibes, »dieHexe«?Sie erscheintvor Allem,wiejede ordentliche Hexevon einem weiten lustigen ,,Mantel«

(Pecten pallium)umflattert. Unter demübrigenaben- teuerlichen Hexenrathe befindet sich aucheine ,,Keule«

(l«’jstu1ana clzrva), von welcherman aufmehralszau- berischeEingriffeindasSchicksalderMenschen schließen möchte.Umihre Hexentränkezu brauen,hatsie im Klei- nen eineseltsam gestaltete,kupferne »antikeLampe«

(Anostoma depressa), für einengrößer-enSudabereinen OfenmitKesseldarauf. Bei derersterenbrennen die DochteinzweiSchlangenköpfen,inwelche dieLampean beiden Endenausläuft; diesesindübrigensnichtgleich groß, sondernes istein ,,großer Schlangenkopf« (Cyp1saea maukitianey undein,,kleiner« (C.caput serpentis) daran.

Daneben istimmer auchder ,,glühendeOfen«(Turbo chrysostomus),woraufderKessel steht,indendieHexe ihre fabelhaftenundschauerlichenJngredienzien wirft, wäh-

·

rendsie dasHexeneinmaleinsableiert. Halblautmurmelt inabgemessenemTone dieHexedie Namen von Stoffen vorsichhin, welchesienachderReihein denKesselwan- dernläßt: ,,Otternköpfchen«Cypran monetu), ,,Hahnen- kamm« (Ostrea.crista galli),,,Drachenköpfchen-«(Cyprnea stolida),,,Pelicansfuß«(Rostellarja pespelecani), ,,Spin- nenkopf groß«(Murex crassispiney und »klein« (Mur.

tenuispina). «

Alleshinein!

soendigtderheisereGesangderHexe. Dochimmerhef- tiger entfacht siedashöllischeElement, dieFlammen schla- genhochüberdenKesselauf, und ausdemvorhin glühen- denist jetztein,,feuriger Ofen«(Cassis ruf-Ugeworden.

Undsiehda!dieHexescheint nocheinmalsogroßzuwer- den, nach einerspannungsvollen Pauseundaufdendrei- maligen feierlichen Ruf: Erscheine!tritt ein,,Gespenst«

(Conusspectrum)aufundhuschtvorüber.

Doch selbsteineHexebleibtnichtganzungestraft für denbeständigenUmgangmitdemFeuer;sieist nichtnur

andenHänden, sondern auchimGesichteundanandern Stellen desLeibes voll,,Brandflecken«OWNEROkOsUs Abernochweniger ungeahntVerbleibtderEingriffin eine fremdeWeltundderUmgangmitGeistern; jeneWeltselbst, die in dieunsrige hereinragt,rächt sichandemvorlauten Eindringling,derFürstderHölle drohtmitseiner gierigen ,,Teufelsklaue«(Pterocera chiragra),anwelcher sechs Finger ausspreizen,umsein Opferzupacken!

DerersteVertreter einerfarbigen Rasse,undzwarder malayischen, istder»SultanvonJava«, jener Insel, welche unterderHerrschaftderHolländer steht, doch so,daßauch nocheinheimische,tributpflichtigeSultane regieren. Der Sultan von Javaträgt,wieesseinem Range zusteht- einen,,Kaisermantel«(Volutanantica). DieVorliebe allerOkientalen für TeppicheundTapeten, mitwelchen ihre Zimmerausgekleidetsind, eitlebekannteSache;

unser Sultan hatinseinemStaatsgemacheine,,persische Tapete«Wascjolakja trapezium). DerSultan hältstch eineeigeneMusikbandedieihmvonZeltzUZkitzuseener Unterhaltung vorspielm muß;wer aberGerstackersReise nach Javagelesen hat, weißauswelchemWIVVWCVVVVU Tönen einesolche japanische Musik besteht-Unddaßes

-Kaffee.

326 gelinde gesagteine»wahreBauernmusik«(Conus hebraeus) ist. AusderselbenReisebeschreibungwirdman sichauch erinnern,daßeingroßerTheilderBevölkerungvonJava ausChinesenbesteht,welchenamentlichdenHandel betrei- ben,so daßdiemeistenWaaren chinesischerHerkunftsind.

SobeziehtauchderSultan von Javaseinemeisten Be- dürfnissevon chinesischenKaufleuten,erverläßtnieseinen Palast ohneeinen,,chinesischenSonnenschirm«(Umbrella indica),denseineSklaven überihn halten. Fürdie reli- giöseErbauungderChinesen, welcheeinenbedeutenden Theil seiner Unterthanenausmachen,hat derSultan TempelnachihremCultus erbauen lassen, welchebei uns

unter demNamen Pagodenbekannt sind,einegrößere

,,Pagode«(M0no(10ntapagodus)undeine»kleinePagode«

(M.tectum persjcum). Die Pagodensind mitlustigen ,,Wendeltreppen«(sca1aria) versehen, welcheganzmitder übrigen zierlichenBauart harmoniren. Jede Pagode,in ChinaoderJapa,hatein,,chinesischesDach-«(Ca1yptraca tectum sjnense); auf diesen Dächern liegenlauter »Hohl- ziegel«(Tridncna gigas)vonechtemchinesischenPorzellan, undjede Fensterscheibedarunter isteine,,chinesischeFenster- scheibe«(Plucuna placenta).

Die Vertreterin deräthiopischenRasseistdie,,Mohrin«.

Sieerscheintnach ArtihrerLandsmänninnen, und wie es dasheißeKlima will,fastganzimparadiesischenZustande-, ihr einziges Kleidungsstückisteine»Mohrenbinde«(b’usus morio). Aberkeine Wilde, sonacktsieauchgehenmag, vergißtsichzuschmücken,so wenigundsoviel, alsdie feinsteDamedercivilisirtenWelttheile. AuchdieNegerin trägt stolzaufihrem Haupteeine»Mohrenkrone«(Volut-ct aethiopica). Einen sonderbarenContrast mit demAb- zeichenderköniglichenWürdebilden die Kinderspielsachen, welchedieeinfache TochterderNatur vondengewinnsüch- tigenEuropäern gegen dieSchätze ihrer Heimath einge- tauschthat. Sievergnügt sich,miteinem»Radkreisel«

(R0tella)einSpiel,,Kegel«(Conus) umzuwerfen. Noch einSpielzeug ergötztdenSinn derMohrin, dasunsern Kindern so oftderheiligeChristbeschert,eine,,ArcheNoah«

(ArcaNoae).

DieletzteFigurinunserer kleinenWeltistdie,,Wittwe«, deren Trauerkleidung früher beschriebenworden ist.Wohl hat sieRecht zu trauern, dennihr istdie,,Dornenkrone«

(Neritinacorona)derLeidenaufsHaupt gedrückt,unddes LebensMai blüht ihr nichtwieder. Währendsonstder emsigeMann mit liebendem Sinne fürdenErwerb sorgte, muß sie jetztmiteigner HandundimSchweißeihresAn- gesichtsdastäglicheBrodverdienen. Zu diesemEndzweck undzumAndenken an einealteLiebhabereidesSeligen treibtsie einwenig Bienenzucht,undhat dazu,,Bienenkorb«

(Pupauva)und,,Bienenkörbchen«(P. muscorum) aufge- stellt. Allein dergeringe ErtragderBienenzuchtreicht nichthin, diebescheidenenLebensbedürfnisseder armen Wittwe zubestreiten; sie hat sich daher nothgedrungenzu einerhärternArbeitentschlossen,einen kleinen Seidenweb- stuhlausihren geringenErsparnissenangeschafft,undwirft

UUUfleißigdasIWebeVschiffcheM(V01va candjda) hinund her, seidneBänder zumVerkaufezu weben. Außerdiesem größerenhatdie Wittwefür besondersfeinesGewebe auch ein,,kleinesWeberschiffchen«(V01vaspelta). Dreimal am Tage,Morgens,MittagsundAbends siehtMan sie Mit ihrem,,Milchnapf«(sjgaretushaliotideus) zu einembe- nachbarten Hause gehen,Um sich ihren Bedarfzuholen;

denn sie trinkt, wiealleWitwen, leidenschaftlichgern VonZeitzuZeitund mitdenabnehmenden Tagenimmer häufigerträgt sie auchihren »OelkVUg«

(Turboolearius)beisich,um imnächstenKaufladen ihn

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frisch füllenzulassen;dennleideristsienichtdieWittwe von Sarepta, derenOelkrug nichts mangelteundderen Mehl nicht verzehretward. Wenndie Wittwe weitergeht, alsbis zu einemdieser Nachbarhäuser,dannhat sie gewiß eine,,Tasche«(Ranellackumena) anhängen.Was sie darin führt,istnicht schwerzuerrathen. Dem ganzen FrauengeschlechtwohnteinangebornerTrieb,fürdes Leibes Nothdurftzusorgen,undeine eigneFurchtvvrdemHunger inne; so hat auch sie Eßwaareninihrem Beutel,undzwar nichtsGemeines, dennBackenundBäckelnistderletzte Punkt,in demselbsteine Wittwe zusparen anfängt,esist

»Blättekkuchen«(Chama Lazarus). Aber,höre ichdie

ÅLJHD

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Leserin, welchegernden Männern ihre Unwissenheitin der Haushaltung unter dieNase hält,mit einemironischen Lächelnrufen,wiekannman dennBlätterkuchenbacken ohneButter? Daran hatdie Wittwe auch gedachtundhält deswegenimmer einen,,Butterweck«(Conus betulinus) vorräthig.

Möchte esnun demVerfasser gelungensein,derschönen Leserinund demLeser sovielTheilnahme fürdieaufge- tretenen Personenunddas ganzePhantasiereichderMu- scheln einzuflößen,daß siederWittwe mitfreundlichem Lächeln wünschen,was erihnenzumAbschiede zuruft:

Wohlbekomnst

N

Yer Hudusienlåallå.

Indusium nannten die altenRömerdie obereTuniea, dieetwa unseremMantel oderOberrock entspricht. Das giebtunsalsoeinekomischeErklärung diesesNamens einer KalkschichtderTertiärformationen.Natürlichkönnen wir nichtdaran denken,daßwirindieser SchichtetwaUeber- reste alterrömischerGarderobe zuerwarten haben,denn diejüngstenTertiärschichtensinddochimmernoch viel älter, alsdieältesteRömerzeit.

Garderobenstückesind es aber doch, was diesen,nament- lichinFrankreichvorkommenden,Tertiärschichtenden Namen gegebenhat,nur daßsie nicht Menschen, sondern Thieren, undzwarInsekten,zurBekleidunggedient haben.Gewiß ist esüberraschend,daßesganze,wenn auch nichtsehr mäch- tige, Kalksteinschichtengiebt,welche,wenigstenszumTheil, ausdenHüllen vorweltlicher Insekten zusammengesetzt sind.

Dazukommt,daß dieseHüllenansichschonvonbesonderem Jnteressesind, indemsieeinensonderbaren ZugimLeben dieser Insekten begründen,undendlich,indemdieser Indu- sienkalknachweist,daßdiedamaligeJnsektenweltindiesem Punktemit derheutigen übereinstimmt.

Diese Jnsektenhüllensind etwas anderes,alsdiePup- pengespinnste, wenigstenssind siedieses nichtallein,sondern auchLarvengespinnste, welche nicht festeZufluchtsstättenfür dieLarvensindwieetwadieZellengebäudederProcessions- RaupeindenAstwinkelnderEichen, sondern wirklichewenn auchnur rohe sackähnlicheKleider,welchedie Larvestets mitsichherumschlepptunddiesichdiesemitihrenSeiden- fädenaus allerhandkleinenGegenständenzusammenflickt.

DieInsekten, welchesich solche Hülsenkleiderweben, bilden eineFamiliederlibellenartigenoder netzflügeligen Insekten (Neuropteren). Man nennt dieFamilienach dem Namen deransehnlichstenihrer Gattungen, Phryganea, Phrl)ganiden,zuDeutsch meist Köcherjungfern oder K öcherfllegen,eben wegendieser oft köcherähnlichenHül- len. Siehabeneinevollkommene Verwandlungwiedie Schmetterlings-dih-sie sindalsLarven mehroderweniger wurmförmigUndalsPuppen bewegungslosundunfähig Nahrung aufzunehmen.JndiesenbeidenZuständenleben sie aufdemGrundederGewässer,während sieim vollkom- menen Zustande,mit4großenFlügeln versehen, fliegend undauf Pflanzen kriechendaufdemLande lebenundman- chenSchmetterlingen, namentlichdenMotten,ofttäuschend ähnlichsehen. (Fig.5, 6.)

Jetzt interessirtunszunächstblos dieLarve,denn sie alleinistdieVerfertigerindersonderbaren,oft höchstkunst-

vollenGewänder. Wirsehen Fig.3die Larve dersehr verbreiteten Phryganea fluvicornis, gelbhornigen Köcher- jungfer,innatürlicherGrößeund ausihremKöcherher- ausgenommen. DiedreivorderstenLeibesringe nebstdem Kopfesind mit einer derbenpergamentartigen Hautbeklei- detundtragen drei gegliederteechteFüße· Nur dieser Theilwird von derkriechenden Larve aus demGehäuse hervorgestreckt.Derübrige,von diesemimmerumschlos- seneTheil ist weichhäutigundläßtdie innernOrgane hin- durchschimmern.Da dieLarve nur losevon derHülle umschlossenistunddieseihr nicht fest ausliegt, sowürdees ihrkaum möglichsein,dasbei manchen Artenwohl sechs- mal schwerere,aus Steinchen zusammengesetzteGehäuse hintersichherzuziehen;es würdeihrnoch schlimmergehen, alsunsmitweitenStiefelnaufkothigen Lehmwegen.Wir bemerkendaheranihrem Schwanzende (Fig.s)zweizurück- gekrümmteHäkchen,mitdenensichdie Larvein dem Sei- denfutterihres Gehäuses festhaktund so dasselbeimmer festhält. Auchkannsichdie Larvebeliebigweitausdem- selbenhervorstrecken,indemsie jene Hafthakenweitervorn oderweiterhinten einsetzt.Sie kannesauchwillkürlich ganzverlassen,oder man kannsie zwingendieszuthun, wodurchdiePhryganidenlarvenwesentlichvonden Schnecken verschiedensind,welcheletzterenbekanntlichuntrennbar mit ihrem Gehäuseverbunden sindund esnicht verlassenkön-

nen. Daher sind auchdieSchneckenschalenmehralsblos Gehäuse,sie sindeinTheilderSchneckeselbst, gewisserma- ßeneinäußeresGerüst, welchesdieSchnecke durch gewisse Ausscheidungsorgane ebenso unwillkürlichbaut, wiewir unsereKnochen. DasSchneckenhausist also keineswegs einErzeugnißdesKunsttriebes Dies ist aberderFall mitderLarvenhülsederPhryganiden. Diesesindunter Verwendung fremder KörperchenalsBaumaterial durch Seidenfäden, welchedie Larvewie dieSchmetterlingsraupen durcheineigenesimMaule ausmündendes Spinnorgan austreten läßt, zusammengefügteeigentlicheGebäude, welche nur ungefährdieGestaltdesBewohners haben, während dieSchneckengehäusesichgenau,wenigstensimInnern,dem UmfangederSchneckeanpassen. »

JnderWahldesBaumaterials undinderForm ihrer Hülse sinddiePhryganidenbewohneranvbestimmteGrund- gesehe gebunden,aber-esbleibtihnen innerhalbderselben immernocheingewisser SpielraumzUaUscheinendwillkür- licher Selbstbestimmung- Franz Julius Pictet, auch einer dervielenberühmtenNaturforscherdes kleinenFrei-

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