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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1863, No. 45.

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt

AmtlichesOrgandesDeutschenHumboldt-Vereins.

M Edeln

Berautmnrtt Redakteur E.Il.

FIE»XA—(s) P O -»» .

Werkmeister-.

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenund Postämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: Dasfünfte Humboldt-Fest. VonTh.Oelsner. sFortsetzungJ Unser täglichenBrod.

No« 45« MitAbbildung Physitalischc Wandel-ungernVon Ph. Spiller.—- Kleinere Mittheilungen. Verkehr-. Witterungobeobachtungem

Yag fünfte Csmmllioldt-Fest, abgehaltenzu NeichenbachimVoigtlandcam 14.,15. und16.September 1863.

VonTheodor Oelsner inBreslau.

(Fortsetzung.)

Hier nöthigenuns auchdie Gutes verheißendenZeich- nungen aus der Real- und Sonntagschule Rei- chenbachs(Lehrer: Julius Zimmermann) und diealler- liebsten Arbeiten ausderKinder-Lehrwerkstatt zu KlingenthalAufmerksamkeitab: Körbchen, Consolen, Kästchen,kurz allerhand Geräthe für NutzUndLuxusaus dünnen Brettchenzusammengefügt,die·indenfeinsten Musterndurchbrochenausgesägtsind.Vieles,was nicht ursprünglichdemVoigtlandoderseiner Nähe angehörig, müssen wirals nichtstrengvor unserForumgebührlich beiSeite lassen soz.B.dieNähmaschine,dieeinfache MaschinezumAusringenund Glätten derWäscheund zumVertheilenderStärkein derselben, diephotographir- ten Waaren-Etiketts von FürstenauinLeipzig Und eilendenLernmitteln zu,denallgemeinen,wiedenen fürdenSchulunterricht insbesondere.

Lernen kannman zwarüberall,undauchaufdem bishierherzurückgelegtenWegehattenwirGelegenheit dazu beijedemSchritte. FürDen,derlernenwill, giebt esüberall eineSchule, sagtdasSprichwort Dasind es dieFragenüberdenUrsprungderverwendeten Stoffe,die Fragen:wiewirddasgemacht?wozu wirdes angewen-

det? diebald immerweiterführen,vondemfertigen Werkeaufdas Werkzeug,von diesemaufdieVervoll- kommnungimLaufederZeiten,von daauf die damit verbundenen menschlichenZustände—- ja,so kann man von einemHolzstiftanderStiefelsohlerasch bis mittenin dasPhilosophirenunddietiefsten,verwickeltsten Gedanken hineinkommen!

Soist freilich Lernmittel fürdenAufmerksamen, Lern-undDenklustigendie ganze Welt,vom kleinstenGot- tesgeschöpfeundkleinstenMenschenwerkeanzumgrößten.

Jmengerenundbesonderen Sinne meinenwiraberdochda- miteinMittel,welchesauf die bequemere, sichrereErreichung desZweckesbesonderszugerichtet ist.Also z« B, Vor- richtungen (Apparate) zurVeranschaulichungbestimm- terVorgänge, Erscheinungen, Kraftwirkungen,dieman, wie sie die Natur giebt,seltenso abgesondertundnicht von-Nebenwirkungen,Nebenerscheinungendurchkreuzt ha- ben kann,daßman sie besondersmitungeübteremAuge

klar Undselbstständigzuwürdigen vermöchte.Oder Zusammenstellungen vonAbbildungen,von Präpa-

raten aus irgend welchemNatur- undWissensgebiete;

überhaupt Zusammenstellungenzur Uebersicht,Verglei-

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chung,zurKenntnißderKlassen, Ordnungen,Arten,der BerwandtschaftennndVerschiedenheiten—- also Sam m- lungen; unddakommenwirhier geraderOchtmittenhinein!

DaliegendieMineralien, welchederBodendesVoigt- landes birgt,zumTheilauchdesLaien Augefesselnddurch FarbenndGlanz,wiedieErze,dieSpate;»zumTheil unscheinbar, wiedieGelberde, derheilwirkendeMoor von Elster, unddieAcker-Erden, die insolcherlei Sammlungniemals fehlensolltenunddoch leider fast stets fehlen. Hierher gehörtauch einflüssigesMineral: derGe- sundbrunnenvon demlieblichen, idyllischenBadeorte Elster.

LängsderWand hinüberdasganzeZimmerläuftdas kleine Abbild des voigtländischen Erdbaues, derGebirgsdurchschnitt,aus großenUndkleinenBrocken heimischenGesteinszierlichUndnaturgerechtzusammenge- fügt,mitdenThaleinschnitten,denFlüssen,seinem Göltzsch- thal-ViaductunddenDurchbruchsmassen dereinstiger Feuer- gewaltdurchdiesichwidersetzenden Lagergesteine.Nun, da wollen wirbeiläufigdochfragen,obesnichtzweck- mäßigwäre, statt sogenannter ,,Krippel« mitfantastisch aufgethiirmtenStädten, fabelhaftenBäumen undFelsen undpapierenen Allerlei-FigurendenKindern zurWeihnacht- freudedergleichenderNatur nachgebildete, sehr wohlfeil herzustellendeKunstwerkeeinzubescheeren,denen immerhin, wenn man will,dasbeliebte ,,Bergwerk«mitdenbeweg- lichenFiguren eingefügtwerdenmöge,nur einwenigwahr- heitgetreu;oderauchähnlichesmitderErgötzungzugleich Belehrende,wiez. B.kleineBrettschneide-,Wind- oder Wassermühlen,Förderschachte,Wasserpumpen, Spring- brunnen (Heronsbrunnen),Hüttenwerke, Dreschmaschinen mitGöpelu.dgl.m. verstehtsich alles beigrößter Einfachheit,doch inrichtigemModell, nicht bloßespiele- rischeMaske!

WieVielesläßtsich oft mit Kleinemleisten,undwie gern,wiedankbar,wiedurstigwendet sich dieJugend(so- fernsie nicht durchfalsche Erziehungschonverdummt oderverbildet, mithin soodersoabgestumpft ist) solchenGelegenheitenzu,welcheihr Anregung geben,ihre anTrieb, an FragenundErwartungenreicheSeelebe- schäftigen,wiebautsiedabaldaufeigeneHand weiter und weißdiegeringfügigstenMittel sich dienstbarzu machen!Dochwirkommen baldauf diesenPunkt zurück.

Nurnoch einen Umblick indemnaturgeschichtlichenRaume!

Dahäuftundgruppirtsich Alles, was derebenin seinen Repräsentantenbetrachtete Boden trägtund nährtan

Pflanzeund Thier:andenWänden dieHerbarien,die Mumien derKinder Flora’s,inderMitte ihrelebendigen Genossen,Blumen,FrüchteundKüchengewächseausdem herrschaftlichenGarten zuFriesen, undzurSeite die sauberengetrockneten Bkoose. HierArbeit dergeschickten Biene und desfleißigenSeidenwurms, dorteineMena- gerievon,,Otterngezüchte«ungefährlichin Spiritus ver- spundet. Dort dieSchaardergesiederten Hainbewohner als obsie lebte(vonDr.BrehmundvonOberländer in Greiz); dazwischen hatsich einweißerStaar verirrt,wel- cherimAugustzuFriesengeschossenworden, undeinarm kleinHähnchen,arm durchseinen Reichthumandreien Beinen,beklagtdieböseLaunederMutter Natur, welche ihmzuvielGliedmaßen,aberzuwenigLebengönnte.

Noch weißesdieWissenschaftnicht,wiedieNatur gegen ihr eigenes Gesetzspielen kann,undwenigernoch weiß sie dasWarum; wohl belauschtesiedenWerdevorgangauch imDunkel desEies und denUrsprungderPerleinden Tiefen—- aberdieRegion derletzten und höchsten Fragen ist verschleierter alsselbstZeugungundSter- ben.—Perlen, hier liegenauch sie, Perlenvon Süßwasser-

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muscheln,einStolz Voigtlands, ausderElfterbei Oels- nitz;leideristesnichtFischenszeit,sonstlohnte wohleine Excursion dahin.UndhiersindBruchstückeausjenenrie- sigenUrkunden derErdumwandlungen, ,,Versteinerungen«

trennen wirsie,»Petrefacten«,zuFelsgewordene Lebenss

zeichenderUrzeiten;unter ihnensind die RestevonRhi-

noceros tjchorhinus, beiOelsnitzgefunden,bemerkens-

werth.Hierauch nochandre ausgegrabeneUrkunden,aber ausMenschenzeitt allerhandGeräthe, Werkzeuge,sonder- licheinfachgestaltete Bergmannslampenvon Thon, aus derFundgrube ,,Constmtia«beiSchönfels, Zeugnissemit welchen Ntitteln im17.Jahrhunderte man dortdenBerg- baubetrieben.

DiePhysikwie dieNaturgeschichte nachallenSeiten hinineinerReichhaltigkeit,wieman sienicht leicht größer beieinemVereine ineinerkleinenStadt sinden wird,re- präsentirendieSammlungen des Reichenbacher Vereins für Naturkunde (,,Humboldt-Vereins«).

Hierist iauch vielerlei Material anAbbildungenund lite- rarischen Hülfsmitteln aufgestapelt, TischeundWändebe- deckend·Daran reihensich zumEinblickindie Weltdes Kleinstendieausgezeichneten mikroskopischen Präparate ausdemInstitutevonEngellundComp.inWabern bei Bern, dievon Lehrer Peter ausgestellten stereoskopischen Bilder alsBeilagezudesDr.Rühle, ProfessorsderAu- genheilkundezuLeipzig,SchriftüberdasStereoskop (Leip- zig, Teubner’s Buchhandlung),und dieSammlung von Reliestandkarten aus Hestermann’s Buchhandlungzu Altona,ausgestellt ebenfallsdurchPeter. Diephysikali- schen Apparate undMaschinen-Modelleendlich (vonHu- gershoffinLeipzig),denen auch einvom schlichtenWeber- meisterGustav Bauer inReichenbachgefertigterelektro- magnetischer Erregerganzwürdigsichanreiht,leitenuns hinüberzujenen Dingen,dieunsdasKapitel,,Volis- lehrmittel« erläutern sollen,welches beiden geschäft- lichen Verhandlungen deserstenTagesbereits inRede kam. Hering undPeter sind die Namen, mitdenen wireshierzuthun haben;beiPeterabermußesheißen:

»undEomp.«—- wir werden baldsehen,warum« Zu- nächstgebenwir das Verzeichnißderphysikalischen Apparate,welcheHerrHering, Bürgerschullehrerin Rei- chenbach,für18Thaler,nebst15Ngr.fürVerpackuug, liefert: 1) zweiPendel;2) eingleich-undungleicharmiger Hebel-,3)beweglicheundunbeweglicheRolle-, 4)Flaschen- zug;5)schiefeEbene;6)ApparatzumNachweisderBe- wegung-Gesetze;7) ApparatzumNachweis derFall-Ge- setze-,8)communicirende Röhre; 9)einSpringbrunnen;

10)einHeberz11)Wasserpumpeauf Gesteclz 12)Appa- rat zumNachweisdesDrucks derFlüssigkeiten aufden Boden derGefäße;13)Heronsball; l4)Prisma; 15) Farbenscheibe;16)Camera obscura;17)Magnetvon überlPfd. Tragkrast; 18)Compaß;19)galvanisches Element (Zink-Eisen);20)Elektromagnet;21) eingang- barerelektromagnetischerZeigertelegraphz22)Elektrisir- maschine.

Man wirdzugeben, daßman Mehr füreinesobe- scheideneSumme nicht verlangenkann, unddaßjeder Verein,derMitwirkung für Volksbildungin Sichtnimmt, sowiefastjegliche Schulgemeinde imStande sein dürf- ten,sich dieZusammenstellungdieser Apparate anzuschaf- fen, welche genügendist, die elementaren LehrenderPhysik veranschaulichenzulassen.Sieerfüllen deutlichundfolg- samihre Aufgabeund sind (ganzvorzugsweiseNr. 12!) auf höchstsinnreicheundcompendiöse,zum Theilneue

Weise hergestellt,immer mitdeneinfachstenMitteln die beabsichtigte Wirkunghervorrufend.

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Mit ihnen HandinHandgehendieApparateund anderen Lernmittel vom LehrerGustav Peter in Weida.

Zuvörderstauchvon ihnendasVerzeichniß,mitdemBe- merken,daß HerrPeterbeiderdiesjährigenallgemei-

nen deutschen Lehrer-Versammlung zuGera

nochMehr-es dergleichen ausgestellthatte, wovon leider Manches wegenunterwegserlittener Beschädigunganden Glastheilennicht mitnachReichenbach gesandtwerden konnte. Wirsahen hier:1) einMetronom; 2) eine Deci- malwage;Z)einenCommutator; 4) eineneinfachenAus- lader;5) einenallgemeinen Auslader nachHanleyz6) ein Debustop; 7) einKaleidoskop;8) eineZwingezumEin- spannenvon Scheibenfür Klangfiguren;9) einenelektri- schenPapierbusch;10) einen berganrollenden Kegelmit schieferNoli-Ebene; 11)einenApparat zumBalaneiren aufderSpitze;12) eineBriefwage,nachP’s Angabever- fertigetvon Gustav Kluge;13)fünfzehnBilder zum Spiegel- undLinsen-Stereoskop;und 14) dasCha- rakteristischstesürdieganzeArt——«»ein Stück zurPhysica pauperun1« (Naturlehre fürdieArmen),wieP.esbe- nannt hat:einensogenannten Gänsefchlitten,»zum Er- weise,daßman auch beim Speisen einer Gans einen guten Gedanken haben kann« —- nämlich den,dies zangenförmigeKnöchelchen,welchesüberdem BrustbeinederVögel sitzt,zurDemonstrationderLehre

vom Schwerpunktzubenutzen,indemman daraus in Ver- bindung miteiner Gabel das Nämlicheherstellt,was unsren Kleinen als ,,Sägemannmit derKugelunten dran«Spaß macht.

Eswärevergebliche Mühe,dieseRichtungaufdas Demonstriren mitdeneinfachsten Mitteln, auf die wir geradefürdenVolksunterricht unddie,,I)hysictrpaupe- kam-· so viel Gewicht zulegen habenundfür diees eben ,,überalleineSchulegiebt«,hier mit Worten weiter be- schreibenzuwollen-,man muß sichdergleichenLernmittel selberansehen,oder sichmitdemgute-n Gansbraten- Gedanken alsBeispielgenügenlassen,benebst Dem was

die beiden Knaben Hugo und Bruno Peter in

ibrer ,,Kindlichen Festgabean dendeutschen Humboldt- Verein zum5.Humboldtfeste«dargebracht haben. Peter derVater schreibtdarüber: ,,... Meine beidenKnaben übersendenzweirecht anfchauliehe Beweise geo- metrischer Lehrsätze Dieselbenwollen ihrerseits einenkleinenBeitrag im Sinne desdeutschen Humboldt- Vereins,dessen Streben jadieVetallgemeinerungderNa- turwissenschaftenist, diesemzuFüßenlegen. Auchdas Streben, dieMathematik, als Hülfswissenfchaftder 9·katurwissenschaften,zupopularisiren, geht jamitjenem HandinHand,undin diesem Sinne bitteich diekindliche Festgabe annehmenzuwollen« Unddasehenwirnun voruns eine simpleunscheinbare Papierkapfelmitpapiere- nen Dreieckenundeineandere mitPappstücken,beidefrei- lichscharfundsauberzugeschnitten.Unddarinnen, lesen wir,sollvor Augen erwiesenwerden l.derSatz,daßdie 3WinkeleinesDreiecks stets= 2Rechtensind,und2.

derbekannte »PythagoräischeLehrsatz«,daßdasQuadrat

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derHypotenusedesrechtwinkligenDreiecks gleichistder Summe derQuadrate beider Katheten. Undso istes:

dererste Beweisistandenpapierenen Dreieckensogeführt, daßdieselbenindenMittelpunkten derSeiten zusammen- gebrochenunddieWinkelder3Eckendort zu einemge- streckten Winkel= 2 Rvereinigtsind. Die8Pappstiick- chen aber zumPythagoräischenSatze(oder ,,Magisterma- theseos·«)legeman einmal so,daßsiedasDreieck mit seinen3Seiten-Quadraten darstellen, sodannaberordne man die Stücke (4 Dreiecke undlkleines Vierreck), in welchedasHypotenusenquadratzerlegt ist,so, daß sie ein großesundeinkleines Quadrat bilden, welche sichnun von denbeidenQuadraten derKathetenbedeckenlassen.

DasrechtwinkligeDreieck bleibtnatürlichübrig

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Unddamit wäreunsere Rundreisedurch die Ansstel- lung beendiget.Wir wünschen,nächstesJahrnoch viel mehrederBeiträgezurgeistigen Speisung derAr- menregistrirenzu können garManchen giebtesnoch inunsrem Deutschland. derinbescheidenemWirkungkreise auf dergleichensinntundgarManches wardso bereitser- sonnenundangewandt, undverblieb inengerAbgeschlos- senheitundwardvergessenmitdemErsinnerundErsinder zugleich. MögedasBeispielderbeiden kleinenPeteran alldiesen versteckten gutenGaben zumPaulus werden, dersieherausvredigetausihrer schädlichenZurückgezogen- heit, daß sie sichderWeltzunutze nicht fürderunter den Scheffelstellen, sondern aufdenLeuchter-, welcheraufgerich- tetwerden soll nächstesJahrindergutenStadt und MuseuslättezuJena!

(Schluß folgt.)

—-

Anser tägliche-«-Brod.

DieehrlicheArbeitum dastäglicheBrod giebtdie BerechtigungAuf dieMitgliedschaftinderbürgerlichen Gesellschaft.Wieversunken,wieabgekommenvonihrem

Ziele mußdadiebürgerlicheGesellschaftsein, welche für diese ehrlicheArbeitnichtdiehöchsteEhrehat!Undleider istdemvielfach fo.DieArbeit wirdvielfältig geringge-

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achtet, währendderaufgehäufteUeberschußihres Lohnes

dasKapital oft längstnichtmehrin denHänden desErwerbers,inhohen Ehren gehaltenwird.

EinVolk verdient denstolzenNamen einesVolkes nicht,welchesseineRechteandieSeinigen nachanderem Maaße abmißt, alsnachderehrlichen Arbeitumdastäg- liche Brod, beidemandemNamen Arbeiter derMakel derNiedrigkeit haftet.

WasistdennunsertäglichesBrod, um welchesder Gläubigebittet,umwelchesderThätigemitseinerganzen Kraft ringt?

LeiderfürViele,für sehrVielederbuchstäblicheBe- griff;und dazu fürHunderttausende ichredevon Deutschland nichteinmal dasnahrhafte Roggenbrod, sondern fades Haferbrod.

DünneHalme,welcheselbstwieHungerundKummer aussehen,mitkleinenhartenKörnerninderunscheinbaren Aehre nicht stolzeBäume mit strohenden Früchten spinnendenFadenvon Millionen LebenvoneinemTage aufdenandern. Kann esdenneinfleischessendesJäger- volkbegreifen, daß soKleines soGroßes leistenkann?

Ja, fürdennichtblosmitdemAugeSehenden muß der AnblickeinesKornfeldes gedankenzeugend,ehrfurchtge- bietend sein.

WemaufdemKornfelde sein ,,täglichesBrod« wächst, dersieht aufdasKornfeldund weißwasdaraufsteht,er freutsichunddenktimvoraus andengestillten Hunger, wenn dieHalmeunter denschweren Aehren schier brechen wollen.

Jhraber,denen dastäglicheBrodein weiterüppiger Begriff ist, Ihrsehtdasnicht,Jhr wißt vielleicht nicht einmal,obdasFeld, dessen segnendes RauschenEuerOhr kaumhört, RoggenoderGersteoderWeizen trägt.

Ja,esist so! Wenesnicht trifft,derereiferesichjetzt nicht;zu schämenaberhat sich,wersichvonmeinen Wor- tengetroffen fühlt.UnddanngeheerhinzuseinemLeh-

rerundfrage ihn zürnend:warum hastdumich mitden GrundsäulenderGesellschaftnicht bekanntgemacht?

Wievielevon meinenLesernundLeserinnensichjetzt getroffen fühlenwerden, ich weißesnicht;das aberweiß

ich,daßderen Einige seinwerden. Aber auch die

Uebrigenwerden gern einmal Roggen, Weizen und G erste genauer ansehen,als sieesbisher gethan haben werden,und dann alsZugabeauchdenHafer, welcher imrauhen Gebirgedenarbeitenden Menschen hunderttau- sendfältigzumTischgenossen desarbeitenden Thieres macht!

DieAbbildungen entlehne ichausmeinen,,Vier Jah- reszeiten«.

Wes LandesKinder Roggen, Weizen, GersteundHa- fer sind dasweißkeinMensch mehrzusagen.Wahr- scheinlichliegt ihre HeimathweitnachMorgenhin, woher jaalleKultur überunsernErdtheil gekommen sein soll.

Wildwachsendwerden sienirgends gefunden,undwoman eineoderdieandere dieservierGetreidearten wildwachsend zufinden glaubte,dadarfman vielmehr glauben, daßdies verlasseneWohnstättenverschwundenerBevölkerungenseien- denndervielfache WechselindenVölkerwanderungenläßt annehmen,daß inden vonUraltersherbevölkert gewesenen Erdtheilen jeder jetzt unbewohnte kulturfähigeLandstrich zuirgendeinerZeiteinmal bewohntwar. DieGetreide- artenbliebendannverwildernd zurück.DieWohlthaten dieserVierreichenweitüberdieGrenzenderGeschichte hinaus; obgleichesvielleicht einerlangen Zeit bedurfte, bises demMenscheneinfiel,dünneGrashalmemitwin- zigenKörnchenalsBrodfruchtzu bauen. DieGeschichte

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derErfindungen hatwiealleGeschichteihresagenhaften Urzeiten, wohinsich kaumdieVermuthungwagt.

"

DieFamiliederGräser,vonwelcherwir bereitsweit über3000Artenunterscheiden, hältinihreneinzelnenAn- gehörigenihre Grundgestaltzwarfest,ergehtsich aberden- noch in einemweitenSpielraum von Abänderungender- selben wenigstens hinsichtlichderGröße.Esgiebtunter ihnen ebenso ZwergewieRiesen. Das kleinekaumein Fingerglied langehaardünne Zwerggras, Mibora

verna Pal. Beauv.,überziehtwiemancheMoose klafter-

großeStellen wie miteinemzartenFlaum, währenddas Bambu s rohr,Bambusa arundinacea L.,inverzweig- terBaumgestaltvonmehrals50FußHöheganzeWäl- derbildet. Robert Schomburgk fandin Guiana einen Bambusstrauch, dereinenRaum von 368Fußbedeckte, mit956Trieben,die zumTheil65Fuß hochund27Zoll imUmfangdickwaren. SolcheRiesensindesjedochnicht, welchedenMenschenNahrung spenden;unter diesenist derMais, ZeaMays"1-.,nocham größtenundnächst ihmdasZuckerrohr, saccharum ofticinarum L.

DerMais erinnert uns daran,daß unsereGetreide- gräserinanderen LändernStellvertreter haben.Was in Amerika derMais leistet,das übernimmt fürMillionen AsiatenderReis ,Oryza sativaL» deraberseineweißen enthülstenKörner nachallenandern Welttheilen sendet;

wirerinnern unsandenHierse,Panjcum miliaceum L., unddürfennichtvergessen, daßunter denNamen Gerste, Weizenund Hafer uochmehrere Gattungsverwandte stecken,diewirjetzt wenigstensdurchNennungihrerNa- men inihrverdientes Rechteinsetzen:Dinkel oder Spelt, Triticum Speita L.,Emmer, Tr.-dicoccum L.,Einkorn, Tr. monococcum, Hartweizen, Tr.

darum, Englischer Weizen, Tr.turgidumL.,Pol- nischer Weizen, Tr.polonicum; diesechszeilige Gerste, Hordeum hexastichon L., dieHimmels- gerste, H.vulgare L,diePfauengerste, H.Zeocri- tonL.;derFahnen h afer,Avena orientalis. undeinige minderwichtige. Sie allegebenuns ihre mehlreichen Körner,von denennur dasmehrkugeligeMaiskorn von derbekanntenlänglicheirunden Gestaltabweicht.

Vondenabgebildeten4wichtigstenGetreidearten sind 3Aehrengräserundnur derHafer isteinRispengras.

Das WeseneinerechtenAehre bestehtdarin, daßsichder Halm ineineregelmäßig gegliederte Spindel fortsetzt, aufderenGliedergelenkendieGrasblütheninverschiedener Zahl und Anordnungangeheftetsind. Diesekleinen Blüthengruppensind oft wiederkleine Aehrenmiteiner kleinengegliederten Spindel, aufderenGelenkendanndie einzelnen Blüthen sitzen. DieseAehrchen sindbei dem Roggen zweiblüthig·(g),beiderGerstedreiblüthig(a), und beidemWeizenmeistfünfblüthig(e).

Was eineRispesei sagtuns derallbekannte Hafer, von dem Fig.4nur einRispenästchen zeigt. Beider RispetheiltsichderHalmanseiner Spitzeinweiterver- zweigte Aeste, welchediemehrblüthigenAehrchen tragen.

OhneunsaufdenfeinerenBau derGrasblütheim Allgemeinenzu verbreiten, genügeeshier,daß beiden4 vorliegenden reifenGetreidearten das Samenkorn entweder lockervon den 2Blüthenspelzen umschlossenodervon ihnenwievon einerSchale bedeckt ist. Nach außenfolgen danndieKelchspelzen oderKelchklappen entweder zuje2füreinAehrchenoderzuje2für jedes einzelne Blüthchen.

Wir beginnen unsereBetrachtungmitdemam ein- fachsten gebautenRoggen, vonwelchemwireineganze Aehre(3)undeiueinzelnesAehrchenmitdemzugehörigen

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Spindelglied(g)sehen. ZUbeiden SeitendesAehrchenssteht eine schmale etwas gebogene Kelchspelze,Undvon den2 Blüthenspelzenjedesderbeiden Blüthchen zeigt sichdie äußerelangbegrannetUndäußerlichan einerkielartigen Kante mitsteifen Borstchen besetzt.Die innereBlüthen- spelzeist dünn undhäutigUndgrannenlos.

DasRoggenkorn ist schmallänglich,Unten spitz, obenabgestumpftUndmitkleinenHärchen beschopft,es

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liegteinedünneZellenschicht,welcheKleber, dennährend- stenBestandtheildesMehles, enthält· Hierüber verweise ich aufdenArtikel»BrodUndArmuth«unddiedazuge- hörigeAbbildungimJahrg.1861,Nr.44.

VondiesemNormalbau desRoggenährchenskommt nicht selteneine abnorme Abweichungvor. Zwischenden beidenBlüthchensindetman immer,wenn man sieetwas auseinander biegt,einfeinesetwa 21x2Linien langes

1.Zweizeilige Gerste, Hordenm distichon L.,neinAeln·cl)en,daneben links ein StückGranne vergr.,bcSamen- korn, vordere undhinter-eSeite.—2.Ge1neiuechizen, Triticum vulgare L..deineinzelnes Aebrchenmitdemzu-«

gehörigen Spindelgliede,edasselbeauseinander gebreitet,man unterscheidetdaran diebeidenKelehtlappeu« unddiefünf Blütbchen:1,2, 3, 4, 5,von denen4und5verkünimert sind;feinSamenkorn von derinnerngefurehteuSeite,darüber 3andere von derRückenseite,dasmittelstekräftigsteilt aus deni2.Vliithchen.-—3. Gemeiner Roggc11, 8601116Cekektle L.,gwie d;ihSaiuenkornvonbeidenSeiten, anbunten dieKeinistelle.—- 4.Der gemeine Rispcnhafer, Aventi-

sattva L.,undzwarnur einTheileinerNiepezlkwiei h. (Alle Figuren sindnat.Gr.)

sieht düstergraubraunausUndistmeist etwas runzelig.

Man Unterscheidetdaran wieauchandemWeizenkorn deutlichzweiverschiedeneSeiten,vondenendieeineLängs- furchezeigt(i),die anderehatamspitzenEndeeineläng- liche meistetwas eingesunkenerunzeligeStelle, Unterwel- cherderKeimliegt(h).Außerdemverhältnißmäßigklei- nenKeime wird wie beidenanderenGetreidearten derganze übrige TheilVondemstärkemehlreichenEiweißkörper gebildet.Nurunmittelbar unter dersehrdünnenSchale

Fädchen.Dies ist dieaufeinertiefen Stufe stehenge- bliebeneAnlagezueinemdrittenBlüthchen.Diesever- kümmerte Anlageentwickeltsich zuweilenzu einemvoll- ständigendritten Blüthchen,welchesdannundwann selbst einenSamen trägt.

DerWeizen, Undzwardergemeine Weizen, Triticum vulgareL., istganzanders gebaut.Aufden Spindelgekenktn stehteinwirkliches Aehrchein welcheswie- dereinegelentige Spindel hat, aufderenGelenken jeein

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