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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1863, No. 50.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Bretatmnrtl Redakteur E.Jl. Roßmäszleu AmtlichesOrgandesDeutschenHnmboldt-Bereins.

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenund Postämter fürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: EinNaturforscherleben. (Forisetzung.)—DerOhrwnrmundeinFo11nverwandter. Mit

Witterungsbeobachtungen.

Abbildung. Physikalifche Wanderunge11.VonPh. Spiller. k-FürdenWeihnachtstisch. (Schluß.) 1863.

Oktin Aaturforscherlebeu

KeineDichtung.

(Fortsetznng.)

Jn diesen Sätzen,dieichsämmtlichnochaufrechthalte, istein Bedenken ausgesprochen, welchesichjetzt nichtmehr habenzu dürfenglaube.EsistdasBedenken,daßich,,es füreineUnmöglichkeithalte,dasUebelganzaufzudecken, sondernseine Wurzelnblosangedeutetwerdenkönnen-«

MeineaufmerksamenLeserundLeserinnenwerden fo- fort merken, daß essich hierum denSchlußsatzmeines Prospektes handelt, welcher HerrnStieber zuseinemoben mitgetheilten Geschichtchenführte.

Obgleich ichjenem Worte treu bliebund »aufden häßlichenKriegzwischen Kircheund Naturwissenschaftge- flissentlichnichteinging«,sohattederPolizeimanndoch Rechtgehabtmit seiner oben mitgetheilten Aeußerung;

denn offenund verdeckteifertedieultraorthodoxe Partei, welchejetztwiederkecker alsjeinDeutschland ihrHaupt erhebt,gegendasneue Blatt undüberhauptgegenmeine Schriften. Wie diesmich mehrundmehrzurAbwehrund dann undwann selbstzumAngrifftrieb, darüberwerdeich

am Schlussemeines ,,Naturforscherlebens«nochEiniges vorbringen.

Jetzt habe ich noch einigeWorte über dieZugeständ- nisse,dieichin meinemBlatte ebennichtmachenzu wollen fest entschlossenwar,hinzuzufügen.Jndemvorstehenden

ArtikelausunseremerstenJahrgange istzwarschondeut- lichgenugdarübergesprochen,aber ich sageesjetztnoch deutlicher: ichwollte mich blosansolche LeserundLeser- innenwenden,welche etwas lernen wollten. Jch hatte gemeint,derenmüßtendoch inDeutschlandeinesehr großeZahl sein.

Jetzt,nachdemderfünfteJahrgangvon »Aus der Heimath«seinem Endenaheist, darfman eigentlich wohl annehmen,daßdasBlatt seinenihm überhaupt erreich- baren HöhepunktderVerbreitung erreicht habe. Erist sehrtiefunter meinenErwartungenzurückgeblieben.

WiedieSchulddavon zuvertheilensein mag auf die Schultern des Herausgebersund derMitarbeiter, der KünstlerunddesVerlegersoderobselbsteinTheildavon auf die SchulterndesherrschendenLesegeschmacksfällt.- darüber kannhier füglichnicht die Rede sein.

LeidererhältderVerfassereinesBuchesundderHer- ausgebereinerZeitschriftüberdenAnklang,denerdamit findet,nur sehr unzureichendeKunde. Denn selbstdie HöhedesAbsatzesist kein ganzsichererMaaßstab,dader Verfasser nicht weiß,obseine Leser geradesolchesind,wie ersie beiAbfassung seinesBuches imAugegehabt hat.

Dieseletzterwähnte,gewißzubeklagende Thatsache

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bringt mich folgerichtig aufeinenGedanken, denichhier auszusprechenmichdringend veranlaßtfühle.

Wirhaben schonzuwiederholtenMalen vonderSta- tistik gesprochenund in ihreinen der bedeutendsten ZweigemenschlicherWissenschafterkannt,dererstinneue- rerZeit aufgehörthat,ein dürrerAst zusein,undsichmit lebendigenBlättern undBlüthenbedeckthat. Aber eine Knospeanihmistbeinahenoch nichterschlossen,wenig- stensistsienoch langenicht zu vollerEntfaltung gediehen.

Jchmeinediegeistige Statistik. Es istmirunbe- kannt,obman hierinschon über den NachweisderBücher- erzeugung unddesBücherverbrauchsindenverschiedenen Ländernhinausgegangen ist,obman angefangen hatzu untersuchen,wie dieeinzelne Vertheilungderverbreiteten BüchernachdenStänden undBerufsklassensichverhalte.

Zu wissen,welcheStände,welcheBerufsklassenlesenam meistenoderam wenigsten, welcheBücher lesen sieam meistenoderamwenigsten würdeeinentiefenBlick in dengeistigenZustandderVölkeröffnen. Ich verhehlemir nicht, daßdieLösung dieser Aufgabe,dienur von den Buchhändlernübernommenwerdenkönnte,ihre sehr großen Schwierigkeiten habenwürde, zu denenaußeranderen auch die kommen würden,daßdieVermöglichkeitderKäufer unddasprocentige Verhältniß ihresStandes zuderGe- sammtbevölkerunghinzukommen.Es verstehtsichvon selbst, daßdieLeihbibliotheken hierbeieinegroßeRolle spielenwürden.

Eswäre mirinhohemGrade wichtig,eineStatistik desLeserkreisesmeinesBlattes zuhaben;undschwierig zubeschaffenwäresieeigentlichnur hinsichtlichderdurch diePostbezogenenExemplare.GanzinUnkenntnißbin ich übrigensdarüberdoch nichtgeblieben,denn ichhabe durch einensehrausgedehnten Briefverkehrmitmeinen LesernundLeserinnenwenigstenseinenkleinenTheilder- selbenkennen gelerntunddieser hatmich frischundaus- dauernd erhalten.Jchhabe nämlichdadurcherfahren, daß einesehr ansehnlicheZahlderExemplare unseresBlattes inHändekommt,denen man sievon einer gewissenSeite sicher gern vorenthalten möchte in dieHändevon Volksschullehrern. Garmanchervondiesen, welche sichmitmirinpersönlichenBriefverkehr setzten, hat mich dringend gebeten, seine Mitleserschaft ja nicht kund werden zulassen.

Das öffneteinentraurigenBlickindasVerhältniß derVolksschule,wie esvielleichtnochhäufigerstattsindet alsman glaubt.WährendHerrSt. vongewissenLeuten ,,seine Spitzbubennicht verderbenlassen«wollte,sowollen diesegewissenLeutevon derNaturforschung ihre Schul- lehrernicht,,verderben lassen«.DiesBeidesnebeneinander gestelltgiebtviel zu denken!

DochamSchlussewerdenwir, sounliebsamesist, aus diesefinstreSeitenoch etwasausführlichereingehen müssen- weilgenau genommen meinganzes öffentlichesLeben gegen dieselbegerichtet ist.

Es bliebemirnun noch dasdritte Erfordernißzur Herausgabe dieserZeitschriftzurBesprechung übrig,nach- demwir als das ersteundzweitesachliches Wissen unddieKunst der Auswahl und derDarstellung des Stoffes kennengelernt haben. DiesesDritte nun istKenntniß und Liebe desVolkes. Jchhabe schon frühereiniges hierübervorgebrachtunddarf michdeshalb auf wenige nachträglicheBemerkungen beschränken.

KenntnißdesVolkesgewinntman nur impersönlichen VerkehrmitdemVolke,währendman imäußerstenGegen- theildurchpersönlichesFernbleibenaus denKreisendes Volkeszujenem schiefenUrtheileüber Daswas imVolke

·beite.

788 lebt kommt, was sich schonso oftdenThronen unheilbrins gendgezeigt hat.

Meine Leserwerden indemLebensgange Adolfsan vielenStellen gefunden haben, daßeräußerenAnlaßge- nugerhielt,sichunter das Volkzumischenundso dessen Lebens-undWeltanschauungkennenzulernen. Einsolcher Umgang sagtdemNaturforscher mehralsEinem, deres nichtist,weildasMaaßdesnatürlichenWissensundUr- theilensimmereinewesentlicheGrundlagefür diegeistige PersönlichkeiteinesMenschen ist.DieserAusspruchmag vielleicht Manchem,wenn auch nicht geradedemLeserkreise dieserZeitschrift,gewagt, vielleicht sogar als eine Ueber- hebung naturforscherlicherBerufseitelkeit erscheinen. Daß demnichtso ist, dafür liegtjaabereben ein Beweisinder Verfolgungder naturwissenschaftlichenAufklärungvon Seiten derOrthodoxie,und diese überhebtmichhierder weiterenAusführung obigen Ausspruches.

Jchlernte mein ganzesLebenhindurchdentiefen Stand desnaturgeschichtlichen Volkswissens kennen; ich sahe, daßman nicht vielmehralsNichtsvorsinde,um darauf weitereBelehrung aufbauenzukönnen;ich lernte damit diegeistige PersönlichkeitdesVolkeskennenundbe- urtheilen.Daß ichestrotzdemnichtzutief stellte,sondern eherzuhoch,dasistmirvonmeinenFreunden oftgenug vorgehaltenworden.

Soll ichnun auch nochsagenundmichdesBesitzes dieses Erfordernisses rühmen, daß ichdas Volkliebe?

Man sagteswohlinderJugendseinemMädchen und dann seinenKindernundderenMutter, daßman sie liebt, abermeinemVolkeeszusagen hält micheineehrfurchts- volleScheu ab. DasVolkstehtmirzuhoch, daß ichwa- gen könnte,ihmmeineLiebedarzubringen,dennich habe jakein Recht,eszuunterlassen. Wennichaberdiesnicht wage, so nehmeich miretwas Anderes heraus:dieVer- sicherung, daßichkeinehöhereFreudekenne,alsfür das Volkzuarbeiten. Freilichsoll einjeder Schriftsteller, demHerzundKopf aufdemrechtenFleckestehen,anseiner Arbeit stetsFreude haben;aber esist dochsicheretwas Anderes,eineandere ArtvonFreude,ein so rechtausdem HerzenhervorquellendesVolksbuch,alseingelehrtes Buch über dieDreieinigkeitslehrezuschreiben.Eigentlichkann nur derVolksfchriftstellervon sichsagen,was ichindem Vorworte zur.2.Auslagedes3.Theilesmeines »der MenschimSpiegelderNatur« sagte, »daßman imVolke dieMenschheitsiehtund sein Thun undStreben der Menschheit verpflichtet weiß.«

Jchnannte vorhin,um nun wieder inden Gang

meinerkleinenGeschichtezurückzukehren,dieZeitvon1859 bisheute Frohnjahre. Jchbittedasnur so zuverstehen, daß ich seit dieserZeitdieVerfügungüber meineZeitund meine Arbeitsbeschlüsseverloren habe,wieeseben dem Fröhnerergeht,der seinesHerrnFeld bestellenmuß.

Jnmeinem FalleistdaszubestellendeFeld freilicheben sosehr mein eigeneswie Derer, inderenDienstichar- Aberimmerhin hatte ichmirdenzwingendenEin- fluß aufmeinganzesSeinundThundochnichtso groß gedacht, als ichihn -fand,undsehrbald nochmehr gefunden habenwürde,wenn mirnichteineso tüchtigeKraftinder Persondes Zeichners,Herrn Thiem e,zurSeite gestan- denhätte, auf dessen gewissenhafteund sachverständige AusführungderihmübertragenenArbeiten ich mich sicher verlassenkonnte. Wennman dieJllustrationenderZeit- schriftvonAnfanganmitanderen vergleicht,so wirdman eingestehenmüssen,daßsie instreng wissenschaftlichenWer- kenoftwenigertreuangetroffenwerden. HerrThiemeist ebeneinsvondenseltenenZeichengenies,denennichtsent-

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gehtundwiesie alleinderNaturforscher,dernicht selbst zeichnet,brauchen kann.

DiefühlbarsteFolge,welche dieGründungunseres Blattes fürmichgehabt hat, istdie,daßes mirseitdem zurUnmöglichkeitwurde, längeralsaufhöchstens1oder 2WochenmeinenArbeitstischzuverlassen.Was demNa- turforscherdasReisen ist,dashabeich erstseit dieserZeit ganzwürdigengelernt. Jchmöchtejedem Naturforscher, dersichdieFrische seines Schaffens erhaltenwill,dringend abrathen,unterdievielgeplagten Zeitungsherausgeberzu gehen,esseidenn,daßsichdabeiseineArbeitauf die Re- daktion imeigentlichenSinne und nur dannundwann einmal einenselbst geschriebenenArtikelbeschränkt.

Dochverlasse ichlieberdieseAngelegenheit,dieohne allerleiUnliebsamkeiten doch nicht zu Ende zusprechenist-

Diejenigenmeiner LeserundLeserinnen, welcheden erstenJahrgangkennen, erinnernsichwohl nochdesArti- kels in Nr.20,,HumboldtsBestattung«unddesin Nr.27 darauffolgenden: ,,Humboldt-Vereine«.Jnersteremruht derersteKeimdesGedankens undinletzteremdieLeben- digmachungdesPlanesderHumboldtsVerein e.

Am14.Sept.1859 hätte Alexander von Hum- boldt sein90. Lebensjahrvollendet. Er war wenige Monate Vorher geschiedenund aufdiesenersten Geburts- tagdesTodten wollte ichseine Wiederauferstehungim Volkegründen.

MeineLeser, denenja allwöchentlichunserBlatt als ,,AmtlichesOrgan desDeutschen Humboldt-Vereins«in dieHandkommt,wissen,welcheBewandtnißesdamit hat.

Aufmeinen Aufruf hatteessichzunächstinSchlesienge- regt,undamerstenGeburtstagedes todtenHumboldtfand aufderGröditzburgzwischenBunzlauundLöwenbergdas ersteallgemeine Deutsche Humboldtfeststattunddie Grün- dungdeserstenHumboldt-Vereinsfür Schlesien.Wenn dieStiftungdesDeutschen Humboldt-Vereins jetztnach Ablaufvon 5Jahrenalsgesichertundlebensfähigzu be- trachten ist, sogebührtderDankdafür namentlichdenda- mals aufderGröditzburg versammelt gewesenen Festge- nossenundunter diesenganzbesonders HerrnRudolph SachßeinLöwenbergundHerrnTheodor Oelsn er in Breslau, welcherletzteregleichvon AnfanganderGe- schichtschreiberdesDeutschen Humboldt-Vereins geworden

undgeblieben ist. «

Nannte ich auch eben dieStiftungdesHumboldts-Ver- eins,,gesichertundlebensfähig«,so darf ichmirdennoch nichtverhehlen, daßesindenfünf Jahren seinesBe- stehensdamitnicht sofördersamvorwärts gegangen ist, wieman wohlerwarten konnte undwie,ich mußesge- stehen,ichesselbsterwartet hatte. Wenn man abernach demGrunde dieserErscheinung fragt,so wirdsiebegreif- lich,wenn auchdeshalbnicht minderbedauerlich-

DerPlan,womöglichinjederStadt, ja sogaringro- ßen DorfgemeindenHumboldt-Vereinezu errichten,derauf derHeimreisevon Humboldts Leichenbegängnißam 10.

Mai 1859 inmirzurReife kam, hattebereits indem allerersten Artikel,denichfür unser Blatt schrieb,geschlum- mert,denndas ,,Gebirgsdörfchen«sollteaneinem,wenn auchnur erdichteten Beispiele zeigen,wieesdreithatkräf- tigenjungenMännern gelungen sei,ineiner Dorfge- meinde naturwissenschaftlichenSinn zu«wecken. Diese ganze kleineErzählungist—- ichWAVMIVdessendamals garnicht einmalbewußt—- gewissermaßendasnovellisirte Programmdes Blume« andessen Spitze ich sie stellte- Daß sie diesesabersein sollte,drückteich unwillkürlich durchdenBeisatzzurUeberschriftaus,,Eine Perspektive in dieNaturgeschichtedesVolkes-H Freilich ist diesePer-

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spektiveeinelange, lange Pappelallee,diegarnichtaus- zusehenist.Trotzalledem müssensich dieJüngerderHu- manitätdaran machen, diese Perspektive auszugehen.

Wiebeijedemseines Zielessich bewußtenundbeharr- lichenStreben dieeinzelnen Schrittenachdiesem Ziele hin folgerichtigganzvonselbstkommen,sodaßderStrebende dabeikaumwählt,sonderneinfach folgt,,,muß«,soerging esauchmirgegendasEndedeserstenJahrgangesvon

»AusderHeimath«.Die inderSache selbst liegende Nothwendigkeit erzeugte ohnemeinZuthun inmirden Gedanken,daß meinVorschlagderHumboldt-Vereinedes- halbsolangsamgedeihe,weilderUnterbau dazu fehle.

Erstjetztnach vollenvierJahrenkommtesmirzumBe- wußtsein, daßein imSpätjahr1859geschriebeneskleines Buch ein unerlaßlicherSchrittauf meinem eingeschlagenen Wege gewesenist,währendich damals glaubte,derGe- dankedazuseimirwasman so sagtvonselbst gekommen.

Mein Motto »ichmußte«ist bisheutenoch immervoll- kommenwahrgeblieben. Wenn man sichnur ganzund recht einem leitenden Gedanken hingegeben hat, sokommen Einem dieweiteren ganzvon selbstund man thutwohl, zu,,müssen«,d.h.mitBewußtseinderfolgerichtigenNoth- rvendigkeitzugehorchen·

DiesBüchelchenist»dernaturgeschichtliche Un- terricht. Gedanken undVorschlägezu einerUmgestal- tungdesselben«.k)Jchwidmete esdemdeutschen Lehrer- standeundschloßdiekurze WidmungmitdemSatze:

»Ich übergebeEuchdaskleine BuchohneweitereVor- rede. Jstesja selbstnichts weiteralsdie Vorredezudem großenWerke, an demJhr alleMitarbeiter seinsollt.

Denn ichhalteesfüreingroßesWerk, die Natur in den Augenihrerdenkenden AngehörigeninihrVolles Recht einzusetzen-«

EswarmitSicherheit vorauszusehen, daßdaskleine radikale Buchindem verschiedenstenSinne Aufsehen machen werde, und eskannsicher nicht Dünkelgenannt werden, wenn ich diesumsomehrerwartete, alsichauf diesemGebiete seit11Jahrendurch zahlreichealledem- selben Ziele zustrebende SchriftenzusehrindenVorder- grundgetretenwar, alsdaßman meineWortehättetodt- schweigenkönnen, dasgrausamsteVerfahren, welchesdas literarische Vehmgerichtkennt.

Jcherwartete vorAllem,daßdieOrthodoxieübermich herfallenwerde;von Seiten derLehrererwartete ich eine Hinweisung aufdieindieser Hinsicht unzureichendeSemi- narbildung,ja selbst Lehrerträgheitfürchteteicheiniger- maßen.Vonden edelnVorkämpfern fürdieHebungder Volksschuleerwartete ichlebhafte Zustimmung. Soistes auchgekommen;nur dieLehrerträgheithat sichzu meiner Freude fastgarnichtgezeigt.JmGanzenaberhabe ich zubeklagen,daß ich dochnur einenkleinenTheilderKri- tikenzuGesicht bekommen habeundwieesscheint fastnur diebeistimmendemEs würdenichthierher gehören,für meineLeserundLeserinnen,diemeinkleinesBuch selbst nicht kennen, eineZusammenstellung seinerKritiken ein- zuschalten.Nur daswillicherwähnen, daß selbsteinem unserertüchtigstenund unabhängigstenDenkerüberdie Schulreform,Lüben, meinBetonen ,,desfreudigenBe- WUßtleiUsder irdischenHeimathsangehörigkeit«starke Skrupelmachte,weiles ,,einer schlimmen Mißdeutung fähig sei«.Einbesonderes Gewicht legeichaus eineener-

gischzustimmendeKritik ausOesterreich inder,,Zeit- schrift fürdieösterreichischenGymnasien«, welche diesen Skrupelnichtkennt.

kj LeipzigbeiFr. Brandstettcr.1860. 15Ngr.

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Wennimmerhin auchaneinemmeinereigenenBücher anknüpfendtrage ich dennoch kein Bedenken, hiereiner KlageundMahnungWorte zugeben,unddaß ichdies ebenbeiGelegenheit-dieses Schriftchens thue, dazuer- muthigt michdas SchlußworteinereingehendenBespre- chung unseresalten tapferenDiesterweg: »derVerf.

überläßtdenpraktischen LehrernVieles; keineraberwird esbereuen,dieAnsichtenundWinke desnaturkundigen

ze.Mannes kennengelerntzuhabenund zu bedenken-«

AlleBeurtheilungen dieverurtheilenden thatenes wenigstens widerwillig stimmtendarin überein,daß meinkleinesBuch einereformatorische Bedeutung habe,die ja auch offen aufdemTitel inAnspruchgenommen ist.

Nun binich jaweitentfernt, hiermiteinerganzneuen Reformideeals meinemgeistigen Eigenthum hervorzutre- ten,sondern ich weiß,daß ichnuralsOrganeinergroßen Reformpartei austrat, undjeder Angehörigedieser Partei erkenntdasin demBuche Gesagtealsauch inseinemNa- men gesagtan, wenigstensinderGrundanschauungund indenHauptzügen.

WasistabereinePartei? Lerntesdurch Versetzung deseunddesi!Es istdasaktiveGegentheilderpassiven Partie.WenneineParteinichthandelt ist siebloseine Partie. Erinnern wirunsjetztan dassolonischeGesetz, welches inZeitenderGefahresJedemzurPflicht macht, Partei zuergreifen. Daß unsere Zeiteinesolonische sei,wirdwohlNiemand leugnenwollen, schon deshalb nicht,weilunsereZeitinzehnerleiKrisen liegtundjede Krisisihre GefahroderwenigstensdieVerpflichtungder höchstenAchtsamkeitmitsichbringt.

Sollte ichhierinnehalten müssen,umerstdemoder jenemmeiner LeserRedeundAntwort zustehen, welche jetztandemWortePartei Anstoß nehmen? Wohl mög- lich,unddarum thue iches.

Wenngleich ich wohlerwarten darf,daßausdergan- zenvorstehendenSchilderungmeines Entwicklungsganges obschonderselbeblosdieberuflicheSeite meinesThunsim Augehat,hervorgehe, daß icheinParteimannbin,so willichdoch,neinich ,,muß«diesausdrücklicherklären.

Jchkannunmöglichdiese Aufzeichnungenohne dieseErklä- rung schließen,und sollteich dadurch manches ängstliche Gemüthvonmirstoßen.

Welcher Parteigehöre ichan? Vielleichtwirdjetzt selbst diese Fragelaut, obgleichmeineAntwort darauf sagen muß,daß dieFragevon wenig Nachdenkenzeugt.

Jch gehörenatürlich einervon zwei Parteienan. Denn mehralszwei giebtesnicht,wennwirunsandasvorhin Gesagteerinnern,daßeinePartei handeln muß.Wenn alsoTausende,die sichwederzu dereinennoch zuderan- dernstellen, sich einbilden, sie wären auchParteien, soirren sie sichgewaltig.Der schwäbischeParlamentarismus (in Deutschlandderältesteundausgebildetste)nennt sie ganz richtig Mittelpartien. Sie sinddas Grau zwischendem SchwarzunddemWeiß.

Diejenigen,dererwegenichüberhauptnur dieseEin- schaltungmache derenaberunter meinen Lesernund Leserinnenhoffentlichnicht vieleseinwerden wenden mirjetztein,daß ichjetztvonpolitischerParteiung spreche, die nichthierher gehöre.

DiePolitik,die Kirche, dieSchule,dieWissenschaft, dieGemeinde, HandelundGewerbe Allesmenschliche Angelegenheiten,welcheinihreruntrennbaren Verknüpfung dasden Menschenvon demThier Unterscheidendeaus- machen, dieeinzelnen MenschenzurMenschheitverbinden- IndemdieMenschheit ihrem Ideale zuschreitet, mußder Fortschritt aufallendiesenGebieten gleichmäßigstattfin-

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den.EsgiebtalsowohleinenaufverschiedeneGebietesich vertheilenden Fortschritt,aberimmerhinnur einenFort- schrittundnur eineFortschrittspartei. Wersichzudieser bekenntmußaufallenjenenGebieten denFortschrittwol- len,mußauf allenfürdenFortschritt thätig sein,wenn immerhindasbeschränkteMaaß menschlicherKraftunddie BerechtigungderWahl geistiger Thätigkeitesmit sich bringt, daßunsereFortschrittsarbeit nichtimmer, ja selten eineaufallenGebietengleichmäßigthätigeist.Dasaber mußichaufdasentschiedenstebetonen, daßes demKultur- gange derMenschheit gegenübernur ein Vorwärts und einRückwärts giebt, alsonur eineParteidesFortschritts undeineParteidesRückschritts.

DiehiereineParteidesStillstands,eineconservative Partei behauptenwollen,sindimJrrthum, denndasLe- ben derMenschheit stehtniemalsstill, seine Wandelungen sprechensicheben indenErscheinungenaufjenenGebieten aus.

Wenn ich mich vorhineinenParteimannnannte, so muß ichnun hinzufügen,daß icheinParteimanninder ebenkurz bezeichnetenGleichmäßigkeitdesVorwärts auf allenGebietenbin. Demmuß ichhiernochhinzufügen,daß alsomeinBlatt, indemessich ein Volksblatt nennt, ein Parteiblatt istundsein muß, HältesJemandderMühe werth,meine Parteipersönlichkeitnäherkennenzu lernen, als sieihmvielleicht aus »A. d.H.«hervorgeht,denverweise ichauf meinVolksbuch»derMenschimSpiegelderNa- tur«. Wereinmalsich dabeiberuhigt hat,daßichesmir herausgenommen habe,zuNutzundFrommenAnderer diese Aufzeichnungenausmeinem LebenderOeffentlichkeit zuübergeben,derwird esjetzt gewißnichtfalschauffassen, wenn ichinunserem »FürdenWeihnachtstisch«indieser Nummer hinterdemebengenannten Bucheeingeklammert habe ,,mein Herzblatt«. Jnihm habe iches,wenn auch nochnicht allseitig erschöpfend,versucht,dieEinheitdes Fortschritts aufdemGrunde dernatürlichenWeltanschau- ung(,,im SpiegelderNatur«),meininnerstesStreben zu zeichnen,undich trage keinbescheidenesBedenken,hiernoch- malsanDiesterwegsWortüberdasBuchzu erinnern, wasich schonfrüher(Nr. 21)mittheilte.Freivon aller Autoritätsanbetung, legeich doch gerade aufDiester- wegsUrtheileingroßesGewicht,weileraufdemkirch- lichenGebiet kein Radikaler ist.

Wieumfangreich ist alsodie Arbeit derFortschritts- partei! Welche Füllevon Macht liegtinihr,wenn sie ihre Kräfte vereinigt!

Undnun kommeichnach dieserUnterbrechungzumeiner KlageundMahnung,beiderichobenabbrach.

Möge endlichdie einegroßeFortschrittspartei»welche

man rechtfüglich auchdie Partei derHumanitätnennen darf,aufhören vereinzelt Vereinzeltesunddarum leicht zu untergrabendeszuschaffen, mögesie sichendlichzurSoli- daritätihrer InteressenundihrerArbeitverbinden!

Jch schalte hiereinen Satzaus einerFlugschriftH

ein:

»Wie Großeswäre zuvollbringen gewesen,wenn in den,,TagenderReaktion-' dieVolksausklärung unter welchem erhabenenWorte ich sittliche,intellektuelle und religiöseBildung zusammenfasse—— von denDemagogen zurParteisache gemachtworden wäre. Ja, dieseneinst mitderBrandmarke von MainzbezeichnetenNamen wirwollen ihn jetztinseinerreinenursprünglichenBedeu- tung zurückfordern;,,Demagogen«seidundwolletsein,

’) Roßmäßler,dieFortschrittsparteinnddieVolksbildung Berlin beiO.Junke.1862.5Ngt«.

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