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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1863, No. 21.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt

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Beruutnmrti.Redakteur E. El.Roßmäszlen AurtlichesOrgandesDeutschenHumboldt-Vereins.

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen-

Inhalt: EinNaturforscherleben.(Fortsetzung.) EinigeEntwicklungsstufendesGrasf1«oscl)es.

No.21.

Witterungsbeobachtungen.

Mitlebildung.— lieberdieArten derFortpflanzungec.Ie.Von.S. Couradi. (Schluß·) Einiges überdieZuchtdes Pflaiiirtelibartnies. Kleiner-eMittheilungen. Für HansundWerkstatt 1863;

ostinAaturforsaserleben

KeineDichtung.

FortsetzungvonNr.12Ot).

Vl.Adolf als Volkslehrer.

Darüber kannuntersolchen Volksfreunden.welche den durchschnittlichenZustandderdeutschen Volksschulekennen unddieBildungsaufgabeunsererZeitdamit vergleichen, keineMeinungsoerschiedenheitsein,daßeseineebenso würdigealsgebotene Aufgabeist, nachKräftendazu bei- zutragen,dievonjenerandenKindern gelassenenLücken

andenErwachsenen ausfüllenzuhelfen.

Wennnun auchsolcher,sourtheilender Volksfreunde immerhinkeinegeringe Zahl seinmag,so sind Derenleider dochnur sehr wenige,welche essichzurAufgabeWachen- dieserihrer Meinung öffentlichAusdruckzugebenundsie mitEntschiedenheitundThatkraft geltendzu machen;UND die nochWenigeren,diehier thatsächlicharbeiten, werden von ihrenGesinnungsgenossenmeistwenn nichtfeigdoch faul,imStiche gelassendadieseihre Schuldigkeit gethan zuhaben glauben,wenn siejene Wenigenloben und preisen.

Indemsich unsereErzählungimmermehrderGegen- wartnähert, nähert sichunsauchimmer mehrdie Ver-

i)Bielseitig dazu aufgefordert,fahreichnachzweimonat- licherUnterbrechungmitdieserErzählungwiederfort. D.H-

pflichtung,daßdas Erzählte zugleicheinSpiegelbild unsererGegenwart sei.Wirhaltenesdaher geradehinfür unserePflicht—- danicht blosunterhaltender Zeitvertreib fürunsere LeserundLeserinnensvonunsbeabsichtigtwird undaußer diesemallenfallsnoch Dem oderJenemeinen WegzumnaturforscherlichenBeruf zuzeigen dieeben gerügte Sachlage inEinklangmit unserenallgemeinen öffentlichenZuständenzubringen. Wir werden dadurch jene Sachlagenicht blosrichtiger,sondern auch milderbe- urtheilenlernen, weilwirsie alsdasnothwendige Ergeb- uißunsererZuständeerkennenwerden.

Dergewaltige Rückschlag,derdenJahren1848 und 1849folgte,die damit nothwendigverbundeneEinschüch- terungdesnachRuhe verlangenden Volkes,dieAbleukung seiner Sympathienvon denallgemeinenstaatlichenauf die inneren,mehrpersönlichenHandels-undGewerbsinteressen ließ allesöffentlicheLebenmehrund mehr ersterben;das sichfester als je schließendeBündnißzwischen staatlicher undkirchlicher Reaktion, die immerstraffereAnziehungder ZügeldesPreßgesetzes,diemehrund mehr beschränkte Ausübung desVereinsrechtsmachte dasVolk vollends vergessen, daßes injenenbeidenJahreneinöffentliches Lebengelebt, sichumöffentlicheZuständebekümmerthatte-

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AusFurcht,derüberalldrohenden StrafederGesetzes- übertretungzuverfallen,entwöhntesichdasVolk,sichder Rechte,dieihmdieGesetzgebungnochgelassen hatte,zu bedienen, und verlordadurch denAnspruch aufbessereGe- setze;denndasist eineWahrheit,welcheman nichtoftund nicht lautgenugpredigenkann:einVolk, welchessich nichteinmal des Rechtes inseinem ganzen Um- fange bedient, welches ihm seine mangelhaften Gesetze gestatten isteiner besseren Gesetz- gebung gar nichtwerth.

MitdemErsterbendesöffentlichenLebensabermußte auch die Debatte derSchulfrage ersterben, welchemehrwie vieleandere eineöffentlicheFrage ist;sie mußteum so mehr ersterben,alsdieSchulfragevon jenen zweiverbün- detenGewalten demVolkezueinemRühre-mich-nicht-a

gemachtwurde.

Nichtblosdiepreußischen,,Regulative«,sondern auch dieSchulverordnungenanderer deutschenLänder können alsBeweis angeführtwerden,daßdie deutscheVolksschule, unbeschadetmancherVerbesserungenindenhöherenSchul- anstalten,indemletzten Jahrzehentanvielen Orten eher rückwärtsalsvorwärts gegangen ist;undwenn wirLand- fchullehrerunddieLehrerkleinerStädte befragen,sower- denviele,wenn nicht diemeistenüberEinengungdesLehr- gebieteszuklagen wissen,wenn sieunabhängigenCharak- tersundsicher sind,daß ihre Klagennicht»hinterbracht werden«-

Wirwissen schon, daß Adolfinseiner Eigenschaftals Mitglieddes SchulausschufsesderNationalversammlung Gelegenheit gehabt hatte,einentiefen EinblickindenZu- standderdeutschen Volksschulezuthun,denndamals hat- tensichdieLehrerderFurchtvor solchem ,,Hinterbringen«

entrafft;eineSelbstbefreiung. welche freilich wenigNach- halt hatte. Ebensowissenwirbereits,daßeinSonntags- morgen Adolfzur Erkenntniß seines wahren Berufes brachte.

Der reine Junihimmelblaute überder sonntäglich stillenStadt, währendAdolfausdemFensterdesKäm- merleins, das ihmunddenSeinigenalsAsyldiente,auf dieStraße niederschaute,dieerdesweitvorspringenden MansardendacheswegenfreilichnurzurHälfteüberblicken konnte. »Da gab«,wie unsereRedeweise sotreffendsagt,

»einGedanke denandern-« Wirwollen aberhiernicht versuchen, diese Gedankenreihenachzudenken;nurdenEnd- gedankenwollen undmüssenwirmittheilen.

Der Gedanke war eineFrage, diesichAdolf stellte:

giebtesnichtvielleicht eineDarstellungsform.ummitVer- meidungdestrocknen Lehrtonesdas VolkmitdenEle- menten derNaturwissenschaftvertraut unddiese ihmlieb undwerthzu machen?SeineLiebezumVolke, seineKennt- nißdesVolkesundbesondersfein ausdiesenbeiden sich ergebendes richtiges Urtheilüber diezweckmäßigsteForm desgeistigenUmgangesmitdemVolkegab ihmdenGe- dankenein,dennovellistisch erzählendenLehrtonzuver- suchen-Erwollte im GeistenachdemLebengezeichnete handelnde Personenum sich versammelnundmitdiesen lebend,verkehrendundantäglicheLebens-undZeitereig- niffeundZustände anknüpfendnaturgefchichtlicheGespräche undUnterhaltungeninkeineranderen Ordnunganeinan- derreihen,als wiedieselbeaus diesem Verkehrsich erge- bendezufälligeoder mitAbsicht herbeigeführteVeranlas- sungenan dieHandgebenwürden. Ueber dasTreiben derMenschenin Staat undKirche,in Gemeindeund Werk- stattwollteerdenAllesdurchdringendenHauchdernatür- lichenWeltanfchauung ausgießen.Er wollte einBuch schreiben,vondem erEinsgewiß,Einsaber nochnicht

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wußte:erwußtegewiß,daß fein VersuchdiePfaffenpartei zurGegnerin habenwerde, erwußte aber noch keinen Ti- telfür sein Buch. Erstereskonnteihnabernicht abhalten, unddenTitel fandnachhereinFreundzudemfertigen Manuskripte sehrbald.

Esmagebensooftvorkommen,daßeineanhaltendin einseitiger Richtung thätig gewesene Geistesarbeit sichnur schwerin eineandere Richtung fügt,abervielleichteben so oftmagesgeschehen,daßdiesesdeswohlthuendenGegen- satzeswegenum soleichtergeschieht beiAdolfwar letzteresderFall. Ueber ein vollesJahrlanghattedie mitdempolitischenKämpfenverbundene einseitigeGedan- kenrichtungunddieimInnerstenaufwühlendeGemüths- erregung, welchedastäglicheUnterliegenbei denAbstim- mungen nothwendigzurFolge haben mußte,Adolffür die friedlicheArbeitseinesBerufes fast vollständig verschlossen.

Erkonnte selbstnichtohne einiges Mißbehagenandie Rückkehrauf seinen Lehrstuhldenken, wozu nochderUm- stand kam,daßerseine amtliche StellunginFrage gestellt erblickenmußte,dennergehörtejazudenParlamentsmit- gliedern, welcheihren Regierungen thatsächlichdas Recht derAbberufungbestrittenunddieser nicht Folge geleistet hatten. SowärealsoAdolfs Rückkehrzuseiner Wissen- schaftvielleichtfraglich gewesen,wenn diese nicht geradein Frankfurtdiehumane Richtung erhalten hätte.Abereben diese Richtungzogihnnun mitunwiderstehlicherGewalt zuderNaturwissenschaft zurück.Was bisheralsentwick- lungsfähigerKeim inihm geruht hatte:dieErkenntniß, daßanStelle einerauf Offenbarungsglauben construirten einenatürlichbegründeteWeltanschauungdemVolkegege- ben werdenmüsse diese Erkenntnißbeflügelteseine Fe- der.Mit einerwahren Begeisterungschriebervierzehn Tage langandemerstenBändchenjenes noch namenlosen Buchesundlasjedes TagewerkAbends seiner Frauund Schwägerinvor,undalserfertigwar, sollteihmeinur-

theilsfähigerFreund seine Meinungdarübersagen·Aber schonnachVorlesungdererstenBogen gebot dieserein Haltundschlugvor,dasManuskripteinemgrößerenKreise vorzulesenundzurBeurtheilung vorzulegen. DieserFreund war es auch, welcherdenTitel erfand:»DerMenschim SpiegelderNatur«, ein Titel, derfreilichschonaufden ersten Seiten desBuches selbstdeutlich, jafast wörtlich enthaltenwar. AnsechsAbendenlasAdolfvoreinembis aufSiebenziganwachsendenKreise seineArbeit vor, die, wie siederwarme Erguß seinerLiebe zum Volkewar, vom Volke,dennerdurftemitRechtseine Zuhörerals vollbe- rechtigte Geistes-undGeschmacks-RepräsentantendesVol- kesbetrachten, mitwarmer Liebeempfangenwurde.

Wir habenuns erlaubt,dieEntstehungdiesesersten volksthümlichenGeisteserzeugnifses Adolfssoausführlich zuerzählen,weilesgewissermaßendasProgramm füralle seine späteren populär naturwissenschaftlichenWerkewar, undvonwelchem13Jahre späterA.Diesterweg, der greise Vorkämpfer für BefreiungderVolksschule,ineiner Kritikeinesneueren BuchesAdolfsinden»Rheinischen Blättern-· sagte:»Herr*wurde denLehrern zuerstdurch seinschönes, edles weil veredelndes Werk: »DerMensch imSpiegelderNatur« bekanntundlieb.«

Verweilen wirnicht längermitAdolf inderFremde, welcheihm jedochdurch LiebeundFreundschafteine traute Heimathwurde undbisheute gebliebenist. Eilen wir schnellüberdenRiß hinweg,derseine bisherigeLebens- stellung umstürzte. Jm August zurückgekehrterwartete ihn die Suspension, einHochverrathsproceßwegenseinerBe- rheiligungandenStuttgarterBeschlüssen,deneraberin allenJnstanzen vollständiggewann, unddieQuiescirung

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vom Amte, zu derenfreiwilliger Beantragungersichver- anlaßtsehen mußte.

Allesdaskamihm nicht überraschend,dennerkannte genau seine Lage;vor allemkannteergenausichselbst.

Mit etwaswenigeralsderHälfte seines bisherigenEin- kommens kehrteerimMärz1850 mitfeiner Familiein seineVaterstadt zurück,einfreier Herr seiner Zeitund seiner Kraft,einbeflissenerDienerdes Volkes,derforthin seinzu wolleninihm feststand. Jener Brief gingnun in Erfüllung,den Adolf, wie wir früher erzählten, schonimJuni1848 anseine Frau geschriebenhatte.

GewißwarAdolfalseiner von Denen zu beneiden, dieals vorzugsweiseberücksichtigteSchülerdergroßen Lehrmeisterin Tagesgeschichte mehralsAndere Gelegen- heithaben,dasöffentlicheLebenverstehenzu lernen, weil sie nicht blosZuschauer aufderBühne desselbensind,son- dern,freiwilligodergezwungen,mithandeln. Eine wirk- same Dosispolitischen Gesinnungs-Extrakteswar ihmzu kostengegebenworden. Getragenvonderzustimmenden Theilnahme fastdesganzenStädtchenswar erim Mai 1848 inlangem Wagen-undReiterngaufdenBahnhof Dresdens geleitetworden; stillwar er 1849 indunkler NachtinseineWohnung zurückgekehrt,Und Voneinerihm gebrachtenAbendmusik sindihmder oderdiegeheimenBe- steller ebengeheim geblieben;aber dennoch schwangensich beiseinemWeggange1850 gerade99seiner»Freundeund Zuhörer«zudemMuthe auf, ihmeinensilbernenEichen- kranzzuüberreichen,was freilichEinigen nichtgut be- kommenist. Diesüberhaupt hierzuerwähnengebietet dieDankbarkeit, wieesdochwohlausdemselbenGrunde auchnothwendigist,nachträglichnochzuerwähnen, daß 40vonjenenMännern, welchedasZuhörerpublikumdes vorhin erwähntenManuskriptes gewesenwaren, Adolfbei einem Abschiedsfesteeinen silbernen Becher überreichten.

SeinWahlbezirk hatte ihn vollständigvergessen.

Ehewirjedoch Adolfnachseinemheimathlichen Asyl folgen, müssenwirmitihm nocheinmalindasJahr1849 zurückkehren.

WennAdolfzujenerZeit durch gewisseDingezu über- raschen gewesenwäre,sowürdeesihn allerdingsüber- raschthaben, daß ihm, nachdemersichaufseine Vorlesun- gen desWinterhalbjahreseinenMonat langvorbereitet hatte, erstzwei TagevorBeginn derselben seine Amtssus- pensionangekündigtwurde. Ererhieltdadurchwieder Ferienauf unbestimmte Zeit. DieserUmstandhat ohne Zweifelvieldazubeigetragen, daß sich Adolf seinerdem- nächstigenThätigkeitalsVolkslehrer sofort zuwendete.Er kehrtenochvor AblaufdesJahres auf seinenparlamen- tarischen Kampfplalz zurück,umhiereinengeistigenKampf gegenDiejenigenzueröffnen,welchederwissenschaftlichen BildungdesVolkeshinderndimWege stehen. Adolfbe- gannam29.Dec.1849 inFrankfurteinen kleinenKreis von 5Vorträgenübereinzelne selbstständigenaturwissen- schaftlicheFragen, derenerste den,-ZustandderNatur- wissenschaftundBedeutung derselbenfürwahreMenschen- bildung«behandelte. Sicher truges zudemgroßenEr- folge diesesUnternehmens sehrviel bei,daßAdolf beider freisinnigenEinwohnerschaftFrankfurtsalsMitgliedder

326 Linken desParlamentsnoch ingutemundfrischemAnden- ken stand. DaerwährendderNationalversammlungzu- gleichmitCarlVogtzumcorrespondirendenMitgliedder Senckenbergischennaturforschenden Gesellschafternannt worden war, so wurde ihm dadurchderVortheil,deren HörsaalundSammlungenzuseinen Vorträgen unentgelt- lichbenuhenzudürfen.

So wurde Adolf zumnaturwissenschaftlichen Reisepr ediger,inDeutschland wahrscheinlichdererste.

Erbliebdies,ohne feine schriftstellerischeThätigkeitzu ver- nachlässigen,biszumJuli1852,indemer,theilszu wie- derholtenMalen, inFrankfurt, Mainz, Stutt- gart, Ludwigsburg, Wiesbaden, Ascherslebem Halberstadtund Magd eb urg undselbstverständlich auch inseinerVaterstadtöffentlicheVorträge hielt,dievon GebildetenundWissensuchendenaller Stände fastüberall sehr zahlreichbesuchtwaren.

WennesAdolfnichtschon gewußthätte, sohätteer daherdamals erfahren, daßdasVolk überallnachnatur- geschichtlichemWissen verlangt, wenn ihm dieses,.woraus wirdemVolkekeinenVorwurf machen wollen, inleicht faßlicher,keinerleiAnstrengung erheischenderFormgeboten wird. Erbediente-sichaußernatürlichenExemplarengro- ßer Wandtafelnbiszu 16EllenQuadratinhaltundtrans- parenter geölterBilder, welche2EllenimDurchmesser haltende,runde schwarzeingerahmte mikroskopischeGe- sichtsfelder mitkolossal vergrößertenPräparatendarstellen.

Letzterezeigtensich als ganzbesonders wirksame Lehrmit- tel, weil siedasmikroskopischeBildtäuschendwiedergaben.

SämmtlicheBilder malte er selbstund konnte daher ihrer Zweckdienlichkeitsicher sein.

Esverstehtsich wohlvonselbst, daßdieseReisepredig- tenhier mehrdortwenigerdieAufmerksamkeitDererer- regten, denen siesehrzurUnzeitkamen,welchenselbst diese geistige AnregungdesVolkes, dasjawiedereinschlafen sollte,ein Dorn im,Augewar. Sie hattenvon ihrem StandpunkteganzRecht. NamentlichdiefataleGeologie ist gewissenHerren sehr unangenehm,undgeradediesebe- nutzteAdolf,z. B.inMainz,alsRappier,umdiesenHer-

rendamitdurch dieParadezufahren. Ueberhaupt hatte Adolfwährend dieserdreiJahre vielfach Gelegenheit,die politisch-religiöseStimmungunddieParteistellung Deutsch- landskennenzu lernen,undalsEndurtheilstehtihm heute nochfest, daßsich hierdieHerren Professorenundunzünfti- genVertreter derNaturwissenschafteineschwereUnter- lassungssündezuSchulden kommenlafsen. Nähmensie sich doch einBeispielvondemschon frühereinmal erwähn- tenAgassiz,welcher indenVereinigtenStaaten vonNord- amerika vielleicht gleichzeitigmitAdolfalsnaturwissen- schaftlicher Reisepredigerauftrat, undzwarmitgleichgro- ßemErfolg,leider abermitentgegengesetzter pietistischer Tendenz.Wennwirauchhierbeidiekirchlich-unfreieRich- tungjenes politisch-freiestenVolkesinAnschlag bringen müssen, so beweist immerhindiesedemVolkegegenüber nach beiden Seitenhin gleich wirksameGeisteswaffe,daß dasVolk indiesem KampfenochVollständigNeuling ist, einunbestellter fruchtbarerBoden,inwelchemjederSame aufgeht. (Fortsctzung folgt.)

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ostinigeMitwicklungsstufendes Eragfrosche5,Riniertemporakinl-.

Wir kennen ihnund seinenGattungsbruder, den grünen Frosch,R.esculentaL., bereits alsdie,,Schlacht- opferderWissenschaft-Oanwelchendiese seitSwammer- dam undLeeuwenhoekundGalvani tausendmalihregrau- samenVersuche angestellt hat.(A. d.H.1861. Nr.25.) Esvereinigt sichaberandenFröschenauch Alles, um sie zuunschätzbarenVermittlern physiologischer Forschungen zumachen; jaman könnte sie Vermittler parexcellence nennen, dennsietreten alsVerwandtschafts-Vermittlerin einer Weisezwischendie beidenKlassenderFischeundder Lurche, wie es kaum beizweianderenThierklassenderFall ist.

Manweißnicht,wenn man diewissenschaftlichenVer-

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dienstederFröscheaufzählenwill,womit man beginnen foll,ob damit, daß siedieAuffindungdesGalvanismus einleiteten,oderdamit, daßsiederErforschungderEnt- wicklungsgeschichtedesWirbelthier-Ei’sdiebrauchbarste UnterlageandieHandgeben.WirwollenzurErgänzung undVeranschaulichungdesArtikels vonHerrnEonradi

»überdieFortpflanzungunddieFruchtbarkeitinderThier- welt«anderHandunseresHolzschnittes einige Stufen derEntwicklungsgeschichtederFröscheundderenmerkwür- dige Metamorphose betrachten.

ZudennützlichstenEigenschaften,welchedieFröschein denAugenderPhysiologie haben, gehörtschon die Art ihrer thtpfianzungs DieWissenschaftmußbeiderErfor- schUNgdtkEntwickiungsgeschichtedesSäugethier-Ei’sfür jede EntwicklungsstufeeinträchtigesThier opfern meist

Kaninchen—, wobeiihrderNaturderSachenach dabei immernoch Vielesentgehen muß.Dabeikannnatürlichder Physiologniemals denEntwicklungsverlausaneinemund demselbenEiverfolgen,sondern ermußsich damit begnü- genfür beispielsweise10Entwicklungsstaer10Mutter- thierezu tödten,inderen JnneremereinEiaufderzu untersuchendenStufe vorausfetzt

DasAllesläßtsich beidenFröschenvielleichterund bequemer,viel sichererundvollständigererreichen. Schon derAktunddienächsteWirkungderBefruchtungdesEies durch die männlicheSamenfeuchtigkeitläßt sich vielleichter beobachten, weil beidenFröschenwiebeidenFischenbe- kanntlichdieBefruchtung außerhalbgeschieht,nachdemdie

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Eier,derweltbekannte Froschlaich,ausdemmütterlichen Thierebereitsausgetretenist.Die wasserklare Durchsich- tigkeitderdickenEiweißhülleerlaubt die mitderDotter- kugel vorgehendenerstenVeränderungengenauzu beobach- ten,ohnedasEiverletzenzumüssen.

UnsereAbbildungensindvonder23.Tafelder lcones physiologjcae vonR. Wagn erentlehnt,wobeiwirdie früheren Stadien vorderBefruchtungunddie nachdieser erfolgende ,,Furchung«übergehen.

Fig.1ist ein Eietwa 24Stunden nach derBefruch- tung. Esistaus dergallertartigen Eiweißhülleheraus- geschältundangestochen,um durch einensanftenDruckden Inhaltaustreten zu machen. Dieser besteht mehr nach demMittelpunkte desEieshinausgrößeren,nachaußen hinauskleinerenDotterkiigelchen.Diesesindentstanden

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durch einefortgesetzteTheilungderDottermasse, welche mitderFurchungbegann,welche darinbesteht,daß sich die DotterkugelinihremAequatorspaltet. Hierauf folgen zunächstinregelmäßigemFortschreitenmitdemFaktor2 weitereParallelkreis-UndMeridian-Furchungen,wodurch sie die ganzeEimasseinimmer kleinereKugelabschnitte spaltet.

NachVerlaufvon 12Tagen, innerhalb welcherna- türlich ununterbrochen Veränderungenstattfinden, zeigt dasEidieGestaltvonFig.2. DerEmbryobeginnt sich zugestaltenundwirunterscheidenanihm2längslaufende Rückenwülste (r)undjederseitsam vordern Ende2Kie- menwülste(kIundk2),so genannt, weilausderzwischen beidenliegenden FurchesichspätereinKiemenspaltbildet-

Einige Tage späternimmt derEmbryoinnerhalbwe- gendesstark gewachsenenSchwanzeseineetwas gekrümmte Lagean (Fig.3;von derSeite insechsmal.Vergr.ge- sehen).AusdenumeinevermehrtenKiemenwülsten(k2, lis)sinddiekünftigenKiemenbüschelbereitsalsWärzchen angedeutet. Unter demAuge(0) überdemersten Vis- eeralbogen(k)istein kleinesGrübchen,dasNasengrübchen (n) entstanden.

Die Fig.4stellt insiebenfacher Vergrößerungeine Froschlarve einige Tagenach demVerlassenderEihülle dar. Der Volksname nennt sie Kaulquapp eoder Kaulpat.te. Diese anfänglich fast schwarz aussehenden Thierchenverdienen inderThatindemselbenSinne wie die Raupen derSchmetterlingedenNamen Larven,denn inihnen istdieGestaltdesFrosches füruns nochuner- kennbar verlarvt. Die fischähnlicheGestaltderFrosch- larven unddieKiemenathmung derselben stellendieFrosch- lurche,Batrachier,an dieuntersteStufe derKlasseder Lurche(Amphibien)als GrenznachbarnderFische.Aus denWärzchenderKiemenwülste, diöwiranFig.3sehen, sind«geweihartigverästelteKiemenbüschel,Kiemenbäum- chen, geworden(k b). Diesen äußerenKiemen entsprechen innere, und inbeiden verlaufenhaarfeine Blutgefäße, welche wie beidenFischendasSauerstoffgas derindem Wasser enthaltenenLuftabsorbirenundalso alsAth- mungsorganedienen. AndemVordertheilderLarvebe- zeichnetvdenvordern EingangderVisceralhöhle,odas Ohr,nundawiebeidervor. Figur-,hbezeichnetdie Stelle,wounter derHautdasHerz liegt. Amauffallendi stenistanderLarvederlangeplatteFischschwanz,welcher sehr muskelreich istunddemThieregleichdemSchwanze desFischesdient,so daßauch dieallgemeine Gestaltder Larve dieFröschezueinemVerbindungsglied zwischen denLurchenundFischen macht.

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Weiter fortgeschritten zeigt sichdieEntwicklungan Fig.5. WirsehendieFroschlarvevon unten mitdem alsQuerspalt ausgebildetenMaule (m),anwelchem die Kiefern hornige Ueberzügehaben(z). Dahinter stehen2 Saugnäpfe(s), womitsichdieThiere festsaugenkönnen.

Eine'Hautfalte(dldehnt sichvon vorn über die Kiemen- bäumchenhinweg, undzwischenihrundletzteren bleibteine Kiemenspalte.DieKiemenbäumchenbeginnennun sich zu verkleinern,währenddie innerenKiemen, derenStelle i lc andeutet, sichmehrentwickeln. Wirseheneinedeutliche Sonderung inden großen Kopf, denLeibund den Schwanz.NochsehenwiraberkeineSpurderBeine.

Diese findenwirineinemspäteren Entwicklungssta- diumangedeutet(Fig.6),undzwaralseinunterderHaut derSchwanzwurzel verborgenes Höckerchen(y). DieKie- menbäumchensind durchAufsaugung (Resorption), nicht durch einAbfallen,vollständigverschwunden.Die Kiemen- spalte,welche wie beidenFischendas Athmungswasser austreten läßt, hat sich sehrverkleinertundwirsehenaus ihrdie innerenKiemenhervorschauen(k). Dabei istder Kopf mitdemLeibeverschmolzenund wirsehenanihm dasMaul andemHornüberzugderKiefermit zahnarti- genHöckerchenversehen.DieSaugnäpfe sind fastver- schwunden.

DieweiterfortschreitendeEntwicklung spricht sichzu- nächstdurch dieEntstehung zuerstdeshinterenunddann erst desvorderen Fußpaaresaus. Der Schwanzwird mehrundmehr resorbirtundwenn derkleineFroschsein Fischleben beschließtundalsLandthier lungenathmenddas Wasser verläßt, hater nur noch einen Stummel des Schwanzes,welcheraberauchallmälig verschwindet.An- stattdervollständigverschwundenen Kiemen hatnun der FroscheinegefäßreicheLungeundeinvollständig ausge- bildetesHeer welchesinseinemLarvenzustandenur ein gekrümmterKanalwar.

Diese vollständigeMetamorphosederFroschlurchehat beialler AehnlichkeitmitderInsektenverwandlungdoch dieunterscheidendeEigenthümlichkeitvoraus, daßsie eine durchausallmälige ist, währenddieletztere,wenigstensder äußerenGestaltnach,mehr sprungweise stattsindet.Die Raupe gehtnichtallmäligin diePuppeunddieseinden Falterüber,sondern nach Abwerfungderletzten Raupen- haut erscheint plötzlichdiePuppe,aus dieser kriechtder fertige Schmetterlingaus. Dabei istnatürlichnichtzu vergessen, daßdieinnerenVeränderungenauch allmälig vorgehen.

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AeberdieArten derJortpflanzungunddieFruchtbarkeitin derThierwelt

Von s.Tone-ad i.

(Schluß.)

Nehmenwirvorläufigan, daßdie Natur beabsichtigt habedieZahlderThiereimmer auf annähernd gleicher Höhezuerhalten,undfinden wirdannbeideneinzelnen Gattungen ökonomischeEinrichtungen,diesichambesten durch dieseVoraussetzungerklärenlassenodergarohne die- selbe nichtzubegreifen seinwürden,so müssenwiraller- dings unsereVermuthungalsbegründetansehen.

Unter derFruchtbarkeit eines Thieres versteht man dieFähigkeit desselben,innerhalbeinergewissenZeit

einegrößereoderkleinereAnzahlvon JungeninsLeben zurufen. Selbstverständlichhängtvon derGröße des Fortpflanzungsvermögenszunächstundhauptsächlichdie AufrechterhaltungdesnöthigenGleichgewichtesab,und wirhabenuns zuvörderstmitdenhier herrschendenEin- richtungenbekanntzumachenunddannzuzusehen,obsich inderGesammtheitderLebensbedingungenjeder einzelnen Artwichtigeund genügendeMomente aufsinden lassen, welchedievorhandenen Abweichungenerklärlichmachen.

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