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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1863, No. 19.

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Noßmäßleru AmtlichesOrgandesDeutschenHnmboldt-Vereins."

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

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Inhalt: UeberdieArtenderFortpflanzung unddieFruchtbarkeitinder-Tonkde VonS Con-

DieZungenderVögel.MitAbbildung. Physikalischc Wanderungen·VonPh. Spillcr.

Kleiner-eMittheilungen Für HansundWerkstat 1863.

Witierungsbeobachtungen.

AeberdieArten derJottpftanzung und dieFruchtbarkeitin derThierwelt

VonS.Conradi.

Der Todsei, sagtman, eintrauriges Naturgesetz Freilich ängstigtderGedanke andas bevorstehendeEnde besonders jene Menschen,diein derBlüthe ihrer Kraft, imBesitze angenehmerGüterdenGenußalsihrenLebens- zweckansehenundvordemAugenblickeerschrecken,dersie ihren Annehmlichkeitenentreißenwird. Dem istaberbei weitemnicht so.DasAufhörenistsowohl zweckmäßigfür daseinzelne Wesen selbst, vorausgesetztdas Endetrifft dasselbenachdem esdenKreislaufdurch dieverschiedenen Lebensstadienbeendethat,alses auchfürdieEntwicklung unddenFortschrittderNatur eineNothwendigkeit ist.

WiederMensch dadurchalleinwächstundseisnekörper- licheVollkommenheit erlangtund erhält, daßderBlut- stkom,derunablässiginseinenAdern kreist,jeden Punkt seinesKörpers fortundfort mitneuer Zufuhr versorgt, denverbrauchten Stoffaberaufnimmtundfortführt, also kanndieNatur nur durcheinefortdauernde Verjüngung dereinzelnen WeseninderEntfaltung ihrer Schöpferkraft fortschreiten,wenn stetsdasalterndeGeschlechtvomSchau- platzeentfernt wirdundeinejüngerekräftigereGeneration anihreStelle tritt.

DaßaberinderThatdieSchöpfunginihrenGe- schöpfensich nichtwiederhole,sondern trotzderscheinbaren Gleichmäßigkeitsichimmerfortändereund,wie wirwohl

annehmen müssen, fortschreite, lehrtein Blickaufdie Ge- schichtedesMenschengeschlechtsamschlagendsten.

DieWeltgeschichteumfaßtbekanntlichnur einenziem- lich kleinenBruchtheildes menschlichenGeschlechts,und giebt gewißnur voneinemkleinenTheilederZeit,seit welcherMenschendie Erdebewohnen,Kunde: unddoch welcheMannichfaltigkeit, welcherwunderbare Wechselder Erscheinungen zeigtsichuns nichtindiesem verhältniss- mäßig so beschränktenBilde! Sind nichtdieVölkerdes Alterthums ganzanders geartet als diederchristlichen Zeit,undwiehimmelweitsind nicht auch diegleichzeitig lebenden Nationen in allen ihrenLebensverhältnissenvon einander verschieden?Odersindetwa dieUnterschiededer Sprache,derDenk-undEmpfindungsweise,derGebräuche undSitten und sämmtlicherLebensbedürfnissebis auf SpeiseundTrank herabetwasanderes alsderAusdruck einer ebensotiefenAbweichungindemOrganisations- plane-derbetreffendenMenschengruppen,sind die Nationa- litäts-undRassenunterschiedenichtdieFolgen ihrerver- schiedenen Naturanlage? Freilich lassensichdieseUnter- schiedewederdurch dasZergliederungsmessernoch mit dem Mikroskope aufhellen,aber kaumwirdeineinsichtsvoller, UnparteiischerMenschIäugnenwollen, daßderGrund dieser VerschiedenheitennichtsdestowenigerinihremBaue

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gelegen sein müsse.Mann undFrau, die doch fast ganz gleichorganisirtsind, wieverschiedensindsienichtinihren GefühlenUndBedürfnissen;gleichwohlbezweifeltNiemand, daßdasWesenderweiblichen Natur inirgendeiner noch nichtgenauer erkanntenAbweichungihres Typusvondem desMannes liegen müsse.Weichen doch alleMenschenin ihren geistigenundkörperlichenAnlagen sovoneinander ab,daßtrotzderGleichmäßigkeitihres sonstigenBaues keinEinzigerdemAndern gleich ist. Darum istauchin gewissemSinne dasgrößereVertrauen gerechtfertigt,wel- chesderLaieindenArzt setzt,»derseineNatur kennt«;

freilichsinddiese Unterschiedenichtsogreifbarals man wohlgemeinhinindieser Beziehungannimmt. Etwas Aehnlicheswerden wiraberauchfürdieübrige Thierwelt zugeben müssen,wenn unsauchdajeder Maaßstab fehlt,

an welchemwirdieseUmbildungen füruns bemerkbar machenkönnten.

EinununterbrochenfortdauerndesBestehendereinmal vorhandenen Wesenwürdeaber einenewigenStillstand derNatur zurnothwendigenFolge gehabt haben,was mit dem Leben imgrellsten Widerspruche steht. Außerdem wäreder große Uebelstanddaraus erwachsen, daßBe- schädigungendurchandereKörper,denen doch keinThier inderLängederZeithätteentgehenkönnen,namentlich wenn siedauernde nachtheiligeFolgenoderVerstüinnielnn- genu.s.w.herbeiführen,eineunausgleichbareBeeinträch- tigungderSchöpfung gewesenwären, so daß sicherschließ- lichnur verkrüppelte,verkümmerteWesendieorganische Körperwelt ausgemacht hätten-

Mit derNothwendigkeitdesstetigen WechselsderGe- schlechtererwächstaber zugleichdasBedürfnißnachErsatz fürdenVerlust.DieErfüllung dieser Aufgabe hatdie Natur jedem einzelnen Wesen übertragenundesihmzur Pflicht gemacht geradeinderZeitdergrößtenBlütheund KraftfülledenKeimdeskünftigen Geschlechtszulegen.

Deshalb hatdie Natur in dieReihederLebensäußerungen einesjeden Einzelwesens ThätigkeitenundBedürfnisseein- geflochten,derenZweck auf die ErhaltungdesGeschlechts gerichtet ist.

Esbekundetaber einenhohen Vorng desMenschen undbieteteinenmächtigenBeweis wiesehrerderLieb- lingderNatur sein müsse,daßihmdas Bewußtseinder Bedeutung dieserseiner Thätigkeitverliehenwurde, eine Erkenntniß,welchedie Quelle desFamilienlebensunddes Kulturstaatesgewordenist.JndemderMensch seineLiebe mitBewußtseinseinenNachkommen zuwendet, erhältsie ihre lebenslänglicheDauer undveranlaßtihnalleFrüchte seiner Thätigkeit auf diejenigen Personenzuübertragen, dievonderNatur bestimmtsind, seinen Platz einzunehmen, wodurch allein dieMöglichkeitderFortsetzungderKultur- arbeitgegebenist. Offenbar liegtinderbewußtenKindes- liebe desMenschenderPlanderNatur ausgesprochen, daß derMenschzur Kultur bestimmt sei.Wäreaber die Civilisationaufihren jetzigen Standpunkt gediehen,wenn die Altennochjetztlebten, in derenTagen,wie sie zusagen pflegen,Allesvielanders undbesserwar, hättenunsere VorfahreneineEpochedesDampfes und desElektro- Magnetismusherbeiführenkönnen? sicherwaren siedazu nicht fähig,wie derErfolglehrt;vorbereitet freilich haben siesie.

NachdiesernothwendigenRechtfertigungdesTodes können wiranunsere eigentliche Aufgabe gehen,einekurze DarstellungUndErläuterungdermannichfachenArten zu geben,wiedieNatur dieThätigkeitderThiere ihrem Zwecke,für dieErhaltungderGattungbedacht zu sein, dienstbar gemacht,unddieverschiedenartigenVeranstaltun-

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genkurzzuskizziren,durch welche sie dieFortdauerdes Geschlechtsbis zurReife sichergestellthat.

DieEntstehung junger Thiere setztdasVorhandensein ähnlicherThiere,welche die Keimederselben beherbergen, also Eltern voraus; fast überallgehörtdas Zusammen- wirkenzweier Thiere dazu,um einensolchen Keim zur Ausbildunggelangenzulassen:dieThieremüssen sich paaren. Wirwerdenjedoch auf Beispiele stoßen, daßbei denniedereren Thierorganismeneineinzelnes Thierbis- weilenderAufgabederErhaltungderGattungalleinzu genügenvermag. Die MöglichkeitderEntstehungvon ThierenausNichtskanndieWissenschaftebensowenig zugeben,alsunseregegenwärtigeErfahrungdieVorstellung geltenlassendarf, daßsichthierische Organismen aus irgend beliebigen Stoffen,die inUmsetzung begriffensind, vonselbst hcrausentwickelnkönnten.Während früher,in Zeiteneinernoch kindlichenNaturanschauung,dieAnsicht galt,daßselbst größereThiere,z.B.Kröten, Fröscheu.s. f.

aus demSumpfe selbstsich bildeteninwelchem sie lebten, Würmer ausdemKäse hervorgegangenseien, aufdemsie sichaufhielten,durchsogenannte Urzeugun g,soglaubte

man bisauf unsereTagedieseTheorie wenigstenszurEr- klärungderräthselhaften EntstehungderAufguß- oder Jnfusionsthierchen festhaltenzumüssen,weilman sah, daßsich Millionen dieser Thiereinwenig Tagenin Wasserbildeten,welches kurzvorherkeineinziges derselben enthielt.

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Gegenwärtigaberistesziemlich festgestellt, daßdie Lufthierbeidie Vermittlerin ist, indem sie dieKeimstosfe dieser Thiereinunendlichen Massen fortwährendinsich trägtundsie überalldaüberpslanzt,wosieirgend Zutritt hat. Schließtman dahervollkommen reines Wasserganz vonderLustab,soentstehen selbstnachsehr langerZeitkeine SpurenvonJnfusionsthieren. Somit hatman auch die märchenhafteUrzeugungaus derReihederEntstehungs- arten derThiere entfernt.

l)Fortpflanzung durcheinElternpaar.

BeginnenwirdieMusterungdesThierreichsmitder am vollkommenstenorganisirten KlassederWirbelthiere, sosindenwir,· daßman zunächstdieKlassederSänge- thierevondenen derVögel, AmphibienundFische deshalb besonders getrennthat,weilsielebendige JungezurWelt bringenund diese säugen.Die Entwicklungdesjungen Thieres findetimSchooßedesMutterthieres stattund schreitet soweitfort,bis alleTheileundOrgane desselben einebestimmte Stufe ihrer Ausbildungerreichthaben.

AberderZustandderReife,den dasJungeimJnnern derMutter erlangt, ist jenachderLebensweisederGat- tungverschieden.DieErnährungsweisederFleischfresser gestattetesderMutter nichtihr Junges langebei sich zu tragenundeseinegenügendeGrößeundVollendungder Ausbildung erlangenzulassen,weilessie sonst inihrem Nahrungserwerbe,derKraftundGeschwindigkeiterfordert,

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zusehr beeinträchtigthätte.DieJungenderRaubthiere namentlichimKatzengeschlechtemüssendeshalbnochziem- lichunentwickelt siesindbekanntlichbei mancher Artso- garnoch blind— ihreBildungsstätteverlassenundwerden ziemlichhilflos geboren,so daß dieMutter eine weitum-

fassendere SorgfaltundPflegeaufihrKleines verwenden muß,als diesbei anderen ThierartenderFall ist.Na- mentlichsehenwir dieJungenderPflanzenfresserweit entwickelterindieWelt-treten; siesindfastalleschonim Stande sichselbstständigzubewegenundFutterzusinden, bedürfendeshalbdie weitere Ernährungdurchihre Mutter bei weitemnicht so -langeundwerden früher selbstständig.

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Denndasfriedliche,ruhigeLebenderPflanzenfressermacht es ihnen möglichdem Jungen einengenügendlangen AufenthaltimMutterleibe zugestatten, ohne geradedie Mutter sehrzubeeinträchtigeninihremLebensunterhalte·

DaßesdenVögeln unmöglich sein müsse,beiihrer BewegungsartEins oder gar mehrere lebendige junge Thiereinihrem Innernzuzeitigen, liegtaufderHand, dadurch dieseBelastungdesKörpersdas Gewicht sicher sogesteigertwordenwäre,daßderansich so vielKraft- aufwanderfordernde Flugganzunmöglichgewordenwäre.

Darum hat beiihnendie Natur denAuswegt) ergriffen, denKeim desThieres,sobalderentwicklungsfähigge- worden ist, miteinerbestimmten MengevonNahrungs- material (EiweißundDotter)zuversehen,undihnseine ganze Entwicklung außerhalbdesmütterlichen Körpers durchmachen zulassen. Den ganzen Vorrathan Bau- stoffen,dendasJungeeinesSäugethiersnachundnach währendseinesLebensimSchooßederMutter von dieser bezieht, giebtdieVogelmutter ihrem Sprößling gleichauf Einmal mitundsetztihn sofortandieLuft,indemsieihm danur nochihreWärme zukommen läßt,dessenderjunge Vogel bedarfzuseiner vollständigenEntwicklung.Durch diese VeranstaltungerspartderVogel nichtallein,dasEi beisichzutragenbis zurAusbildungdesJungen dieses istauch bei weitem nichtsoschweralsderjunge VogelindemMomente, daerdasEiverläßt sondern esist auch dadurch dieMöglichkeitgewonnen worden,eine zahlreichere Nachkommenschaft hervorzubringen. DenGe- winn anStoffhatdasjunge ThierausderLuftbezogen, die durch dieKalkschale hindurchdringtundvondemselben insBlut aufgenommenwird;bei demSäugethiereistes die Mutter, diefürihr Junges vor derGeburt athmet und-die aufgenommenen Lufttheiledurch ihr Blut dem- selben mittheilt·Den deutlichenBeweis für dieseThat- sachenliefert, außerdergenanntenGewichtszunahmedes Jungen, auchdieErfahrung,daßEier,diemit Firniß l«) Jch rechtemitdemHerrnVerfassernichtdarüber, daß erhierdieLehrevorausbetmelsterZweckeund Mittel vorzutra- genscheiut.NachderAnschauung,welcheunserBlatt immer vertreten hat, kehrenwirobigeFolgerungum: weil dasLeben desVogels so ist,wieesist,darum kannerkeinelebendigen Jungengebährenz nicht:damit dasLebendesVogels so fein könne,darum bestimmte ihndie Natur imvoraus zurEigeburt.

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294 überzogenwerden, sodaß alsokeineodernur sehr wenig Luft ZutrittzumInnerndesEies hat,niemals ausge- brütet werden; ebensowenigentwickelnsichEier, dieman inschädlicheGasarten bringtundsie darin künstlichaus- zubrütenversucht,zum Zeichen, welchenbedeutenden An- theilanderEntwicklungjunger ThieredieLuft schonvor derenSelbstständigkeithat·

Auch beidenVögeln zeigtdieAusbildungderJungen zurZeit,dasiedasEiverlassenund indieAußenwelt eintreten müssen,genau dieselbeVerschiedenheitwie sie sich beidenSäugethierenfand. Derjunge Vogel muß selbst- verständlichausdemEiaustreten,sobald derVorrathden dieses enthielt aufgezehrt ist.LebtseineMutter unter so günstigenBedingungen, daßsieihmvielNahrungsstoff vonsichabtreten kann, so werden, verstehtsich, diejungen Thiere ziemlich wohl gebildetausderEihülle hervorgehen-.

wodiesnichtderFallist,werden dagegendieJungennoch mangelhaft organisirt seinundbedeutenderer Pflegeund ZärtlichkeitihrerAeltern bedürfen.Esleuchtetaberein, daßVögel,die fastunaufhörlichinderLuftumherschweben, wiebeispielsweisedieSchwalben,oderdiegroßeAnstreng- ungenmachenundKämpfe bestehen müssenum sichihren Unterhaltzuverschaffen,wiedieRaubvögel,bei weitem weniger Stoffe ihrenEiern mitgebenkönnen,alsandere diesich nichtsoanhalteudzubewegenhabenunddieihr täglichesBrodleichter gewinnen.Denn erstlich brauchen sieselbst mehrMaterial fürdieeigeneErhaltungunddann sind sie auchunfähigdie BürdederEiergenügendlange bei sich zu tragen. Diejungen VögelderGattung der HühnerundEnten,dieSchwimmvögelundStrauße, sind daherbeiihremAustritt ziemlichweitinihrer Entwicklung vorgeschritten, sie verlassendasNest,können meist laufen undschwimmenundihre Nahrung selbst sindenundzusich nehmen-, deshalbnennt man dieseauch Nestflüchter.

Wiekläglichist dagegenderZustand,inwelchemdieJun- genderRaubvögel,derZugvögelu.s.w.das Lichtder Welterblicken. Meistganznacktundunfähig sichzu be- wegeninüssensielangevonihrenEltern gefüttertwerden, dieihnendenn auch durch großeFürsorgedieSparsamkeit zuersehensuchen, mit welcher sieihreKleinen amAnfang bedenkenkonnten-, diefe Vögelartenbezeichnetman darum auch alsNesthocker.

(Schluß folgt)

Die ZungenderYögelj

Einsowichtiges Organ auchdieZungeist,sosindet siedochseltendiegebührendeBeachtung nichtnur bei Laien, sondernauchbeivielenMännern von Fach. BeiThieren freilich,welcheihre ZungebeijederGelegenheit hervor- streckenundinauffallenderWeisezur EinnahmederSpeisen und Getränkebenutzen,konnte dieselbe nicht wohlüber- sehenwerden. Wer hätte nichtdiehornigeRachengabel derSchlangen zittern sehen,wernicht beobachtet, wieder LaubfroscheinefleischigeFliegenklatcheblitzschnellausdem Maule reckt? Werhätte nichtdie"kålatteZungedes Hun- des, diealsSchmeichelwerkzeug gebrauchtwird, unddie rauheOchsenzunge,diedemGutschmeckeralsLeckerbissen gilt,kennengelernt? Werhättenichtvonderhechelartigen Löwenzunge,derzumErgreier undAbpflückenvonZwei- gengeschiektenZungederGiraffe,derwurmähnlichenLeim-

ruthedesAmeisenfressersundChamäleons,oderderbis zwanzig Fuß langenundgegen800Pfd.schwerenRiesen- ZungedesWallsischesgelesen?

Sehrwenigbeachtet wird dagegendiesOrganbei einerThierklasse, fürwelchedasselbedoch wenigstenseben sowichtig ist,wiefürdieSäugethiereundLurche,für deren Stimmbildungessogarvon wesentlicherem Einfluß ist,alsbeidenübrigenKlassen.WiewenigeLaienkennen dieGestaltderZungeauchnur bei denverbreitetstenVo- gelgattungen! Enthaltendoch selbstdiebesserenpopulären Naturgeschichtsbüchernur sehr vereinzelteNachrichten,und zwarblosvon denbesonders auffallend gebildeten Zun- gen, etwa denenderKolibris undderSpechteundviel- leicht der Meisen,währenddiesWerkzeugbei allenübrigen VögelnmitStillschweigen iibergangenwird.

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Unddoch verdient dieZungenformderVögel sogut einenähereBerücksichtigungalsdie Gestaltdes Schnabels, dieZahlundBewaffnungderZehen,dieLängederLäufe, dieZahlundverhältnißmäßigeLängederSchwung-und Steuerfedern.DenndieVogelzungeist erstensbedeutsam alsWerkzeugdesGeschmackssinnes,alsHilfsmittelbeim ErgreifenundVerschluckenderSpeiseundalsdasjenigeAn- hängseldesStimmorgans,welchesdie Töne gliedert(ar- tikulirt)undalle Mitlauter bildet,zweitensaberauch als för- derlicheBeihilfezuderoft großeSchwierigkeitenbietenden systematischen AnordnungderGattungen. Jn letzterer Rücksichtist diesOrgan sowichtig, daßman beieinerzu wissenschaftlichenZwecken angelegten Vogelsammlungstets auchdieZungenderausgestopften Thiereaufbewahrensollte.

Umdiegeneigten Leserzuveranlassen,diesen soviel-

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terhauptbeinsteinerstrecken undsichwiegebogene Federn

andasselbeanlegen (Fig.Idunde). Durch kräftigeMus- keln könnensie nachvorn geschobenwerden,wodurch die ZungenspitzedieSchnabelspitzeerreichtoderüberschreitet Besonders lang-sinddiese HörnerbeimehrerenKletter- vögeln (Specht Fig.111undWendehals 1v),welcheihre Zunge lang hervorschnellen,wenn sieInsektenausden RitzenderBäume hervorholenwollen.

Das Jnnenzungenbein istmiteinerknorpligen,nur beiwenigen Vögeln (z.B. Papagei)miteinerweichfleischi- genMasse umhüllt.DieOberhautderZunge ist meist dick,hornigundoftmithaar-oder dornähnlichenVor- ragungen versehen,welche demzahnlosen VogelbeimEr- fassenundVerschluckenderSpeise ähnlicheDienstethun, wie diehechelartigenGaumenzähnedemFische.Sie ver-

XII

Xlll Die Zungen der Vögel.

I.»ZungederHausgansimverkleinerten MaaßstabezIb derenKnochengerüst,n08entoglossum, Jnuenzungenbein,bBinde- stuck copu1n-,cKicl,deHörner.—II.ZungederOhreule 1-1.—Ill. ZungedesgroßenBuntspcchtesa,Vl b,vergr.Spitze. IV.«WendebnlsIX,.Dasrechte HornistzumTheil weggelassen. V.Nußhäher. VI.Zcisig,Vlb vergr.—«Vll. Zetfcher (l(’r1ngillo.lmnria). VIll. Gimpel.—IxaFinkmeife(Parus major), lxb vergr.—X.Goldhcihnchen(Regulus»)vergr.—XI.

Garteugrasmücke(sylvja hortensis). le Acccntor modularis Braunelle. XlIL Waldfchnepfc (sc.olopax rusticola) von derSeite, Xlllb derenSpitzevergr»von obengesehen.

fach vernachlässigtenKörpertheilgelegentlich näherzu be- achten,theile ichnachdenAufzeichnungen,dieichbeim ZergliedernvonVögeln gemacht, einigeBildervonVogel- zungen mitundgebe denselbeneinpaarerläuterndeBe- merkungen hinzu.

DieGrundlagederVogelzunge besteht,wieman am

bestenan· dereines größerenVogels,z.B.derGans (th. I),erkennt,aus einemGerüstevon mehrerenge- lenkigverbundenen walzen-oder keilförmigenKnochen.

Dervorderste,dereigentlichenZungealsStützedienende Theil(a),das»»Jnnenzungenbein«,gelenkt knieförmigmit dem,,Bindestück«zdessenhinterster Theil, »der Kiel«, bei vielen Vögelnwle eineArtKehldeckel frei herausragt (Fig.V,X, xl, XILXIII). AndiesBindestiick schlie- ßen sich die beidendünnröhrigen,andieFingergliederder Fledermäuseerinnernden Glieder der,,Hörner«, welchesich unterderGrundflächedesSchädelswegbisandasHin-

hindernnämlichdas Vorwärtsentgleitendesgefaßten BissensBeiderGans sinddieSeitenränder derZunge mitrückwärts gekrümmtenDornen,beimSpechtmitBorsten besetzt(Fig.III).

DieFormderZunge,imAllgemeinendenUmrissen desSchnabelsentsprechend,schwanktzwischenderPfriemen- gestaltbiszuderdesSpatels. Stumpf istunter denab- gebildeten Zungennur die derEule,einesVogels, der seineBeuteentweder durchSchnabel und Krallen zerfleischt oder ganzverschluckt,alsozumHinterschiebengroßerBissen einegroßeSchaufel nöthighat. Spitze Zungen sinden sich besondersbeidenkleinenVögeln, welchezarte Sämereien oderkleineKerbthiere verzehren. Einfach zugespitztist die ZungederBraunelle (Äccentor modularis, Fig.XII), zweispitzigdiederGartengrasmiicke(XI),desNußhähers (V), desZeisigs (V1); dreispitzig istdiesehr langeund schmaleZungederWaldschnepfe(Scolopax1susticola),wo-

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mitWürmchen undSchneckchenausMoospolsterngeholt UndindenSchlundbefördertwerden;mitviersonderbaren Spitzen bewaffnetist dieZungederFinkenmeisen,welche alsgewandteJnsektenfängerinneneineArt Vierzackbe- kommenhaben,wieich es bei keinem andernVogelgeschechte gefunden.

DieOberflächederZunge ist seltenganzeben, sondern meistmiteinersanften Furche versehen, welchedenBissen aufnimmtundrückwärts schiebenhilft. BeieinigenVö- geln,wie beimZetscher(Vll),istdieSpitze sogarmulden- förmig ausgetieft,eineEinrichtung,welche dasEnthülsen derSamen wesentlich erleichtert. Förmlich löffelartig ist durchAufwärtsrollungderSeitenränder dieZungedes Gimpels (VIII). SelbsteineflüchtigeBeobachtungdes lebendenVogelszeigt deutlich,wieerdadurchzuseinem zierlichen,,Spitzen«befähigtist.

Demlangen Schnabel entspricht übrigensnichtallemal einelange Zunge.SohabenderEisvogelundderWiede- hopftrotzihrer großen Schnäbel verhältnißmäßigkleine, diePelikaneaber garnur stummelförmigeZungen. Wie dieerstgenannten VögelmitdemHinterschluckenzustande- kommen,habeich«noch nicht beobachten können; beimPe- likan,deroftinThierbudenzurSchausteht, scheintder hautigeBoden, derdie LückezwischenbeidenUnterkiefer- ästenausfüllt und sichsackartig ausdehnen läßt,denver-

schlucktenFischendenLaufpaßzugeben;immer abermag demVogeldasHinterbefördernderSpeise einige Mühe machen.

WiedieVogelzungebeimGesangemitwirkt,läßt sich

amlebendenSänger unschwerbeobachten, abernichtohne Weitläufigkeitbeschreiben.Darum nur einigeAndeutun- gen. Die Eulenmitbreiter stumpfer Zungeartikuliren wenig,beiihrenLauten werden nur b, kundthörbar

"(buhu,kubit).Die GanserzeugtnurGaumen- undZisch- laute(gikgak, sssss); daßsie zufeinererArtilulation un-

fähig sei, lehrtschon ein Blick aufihre plumpe,derbe Zunge.DerSpechtbringtblosGaumenlaute, verbunden mitL,hervor(ki, kioderglü, glü).ReicheristderLaut- vorrathbeiderschmalzungigenSchnepfe,welche manche, demWaidmann höchstwohlklingend erfcheinendeSchälle erklingenläßt(daek,ätsch,psiep, jurk).Nochmannichfal- tiger istdie Artikulation, welche dieMeisedenTönenihres niedlichen Kehlkopfesmittels ihrer vierzackigenZungeer- theilt. DaßderGimpel gutpfeisenlernt, begreifenwir aus derAnschauung seiner löfselförmigenZungeganz wohl; müssendochauchwirdieLippenöffnungverengen und abrunden, um einenpfeifendenTon zuerzeugen.

RechteMusterbildervonSängerzungen,welchedenschönen TondesKehlkopfesinderMundhöhleso sicher artikuliren, daßwirihnenauch einedeutlicheAussprachezuerkennen müssen (wasbeidenmenschlichenSängernnicht immer derFall ist),wahre Musterbildervon Sängerzungensind die inFig.XIundXlI dargestellten ZungenderGras- mücken und Braunellen. Dieletztere erzeugtnichtnur den gemeinenConsonantbundt, den auch kleinereSingtalente

298 hörenlassen, sondern auch sund was nochmehr sagen will, (man denkenur andielange Zeit vergeblichenVer- suchedessprechenlernendenKindes) sogarr,einen Laut, zu demweit raschereErzitterungen nöthigsind,als zum schnellstenKlaviertriller. DengrößtenReichthumanMit- lautern zeigtaberwohlderGesangderNachtigall, dessen TextderalteBechstein sotreuaufgezeichnet hat. Außer demsüßenlü lüunddiadilliundandernandenWohllaut desJtalienischenerinnernden Sylben, spricht sie auch Syl- benaus, diedurch ihre Consonanten-Füllean slawische Sprachen mahnen (zqua, quarrhozehoiu.a.). Leiderbin ichnochnichtim Stande gewesen,eineNachtigallenzunge genauer zuprüfen; ich vermutheaber,daßsieammeisten mitderFormderbeidenletztgenannten übereinstimm-

Ob dieFormderZunge auchdieFähigkeiterrathen läßt, welchemancheVögelin derNachahmung menschlicher Lauteäußern?DieZungedesNußhähers(Fig.V),der ganzleidlich sprechenlernt, ist,bisauf dieAuskerbung derSpitze,derMenschenzungeamähnlichsten;nochnäher kommtderselbendiePapageienzunge.Auch dieZungedes Raben,derDohleundElster stimmenmitderFormdes menschlichenSprachwerkzeuges mehrüberein, als die vieler anderen Vögel.Obesbegründetist,was J.Grimm in seinerherrlichen AbhandlungüberdenUrsprungder Sprache angiebt, daßauchderSpechtWortederMenschen- sprache nachäfsenlerne? WäredieswirklichderFall, so lieferte dieser Vogelden Beweis, daßman auch mit dem ungeeignetsten Werkzeugetwas bewundernswerthes zu- standebringenkönne.Beiläufig sei noch erwähnt,daß das ,,LösenderZunge«(das Einkerben deshautigenBandes, welchesdieUnterseitederZungeandemBodenderMund- höhlehält)für einenVogel,dersprechenlernensoll, durch- ausunnöthigist. Ehemals glaubteman sogar,jedemneu- geborenen Menschenkindedas Zungenbändchendurch die Hebamme einschneiden lassenzumüssen,damit der kleine WeltbürgerzumSprechen geschicktwerde· So altklug meistertderMenschgaroft die Natur.

Jedenfalls mußübrigensbei densprechenlernenden Vögeln auchdas Hörorganund das Gehirnin seiner feinerenOrganisationvon demBau anderer Vögelab- weichen.Denn diegrößte Schwierigkeitbeim Erlernen fremder Sprachen liegt wiefürdenMenschen so gewißauch fürdenVogel wenigerin derNachahmungdes fremden Lautes,alsindessenscharferAuffassung durchdas Gehör.Das eigentlicheWunder beimSprechenlernenliegt nicht indemNachahmen,alsin dem genauenWahrnehmen derLaute. VielleichtbringtesdievergleichendeAnatomie, diefreilichbisjetztindem VerständnißdesGehirnes keineswegs ihre Glanzseite hat, durch sorgfältigesStudium

«

nochdahin,zu erklären,aufwelcherEinrichtungesberuht, daßraben-undpapageiartige Vögel Gehör fürdiemensch- lichen Laute besitzenund daßdieNeuntödter undSpott- vögel ohnedenerziehenden EinflußdesMenschendie Stimmen anderer Thiere nachahmen.

B.Sigismund.

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