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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1863, No. 22.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Bernatmnrti.Redakteur E. L.

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Roßmäsjlen AmtlichesOrgandesDeutschenHnmboldt-Vereius.

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für Vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: EinNaturforscherlebcn. (Fortsctzung·) Votanischc Reise-Skizzcn.

No«22»MitAbbildung. Zie1«g1·äserfür unsereGärten. EinigesüberdieZuchtdesPflaninenbanines.

«

(Schlnß.) Kleiner-eMitiheilungen. Verkehr. Witterungsbeobachtnngen.

Von Baeiiitz.

1863. ;

oLin Aaturforscherleben

KeineDichtung.

(Fortsetznng.)

Wie überhauptderfiirsein Fach begeistertenatur- wissenschaftlicheSchriftstelleroderLehrervor vielenandern Arbeitern denVorzug hat, daßsein Broderwerb zugleich sein,,Steckenpferd«ist, sowaren für Adolf diese öffent- lichenVorträge dieniemals imbuchstäblichenSinne Vorlesungen waren nichtblos eineBefriedigung seines sittlichen Dranges, sondernauch ein Broderwerb, dessenerzurDeckungdesAusfallsinseinemEinkommen sehr bedurfte. GeistigenArbeitern wird esnichtsNeues sein—denn wirnehmenan,daß es, dafern sienichtLohn- schreiberundLohnrednersind, allensogeht aberAn- deren seiesgesagt,daßesfürAdolfanfangsetwas äußerstUnbehagliches hatte, für seine Vorträge Bezahlung anzunehmen. EsdünkteihmeineEntweihung,eineBe- leidigung seinerArbeit, dieerja nichtdes Erwerbes wegen, sondernumdamit zunützenbeschlossenhatte.

Wir können unsnicht versagen,andieserStelle einige kennzeichnendeEinzelnheitenaus Adolfs Erlebnissenals naturwissenschaftlicherVolksredner einzuschalten.Es wird diesumso mehr zulässig sein,alswirunsdabeiin einem Gebiete desBildungslebensdesVolkesbewegen, welches voraussichtlichinnächsterZeit mehrundmehr angebaut werden wird,unter allenUmständen wenigstensesver-

dient,daß sich befähigteVolkssreunde seinemAnbau zu- wenden. Eserscheintum so nöthiger,wenn dieehrliche undzurEhrlichkeit auffordernde Mahnung Wiederhallsin- det: ,,esist nichts mehrzuvertuschen.Das Volksoll einmal erfahren,wie unsere Gedanken aussehen, gereinigt vonderEntstellung,welche dieVerschleppermitihnenvor-

-

nahmen. FreivonderLeber zusprechen,kannnichtsmehr verderben,wohlaber vielgut machen.« (Fr.Vischer, kritische Gänge.)

Ja, Vertuschen dasistdasrichtigeWort, dasist dasentstellende Mal imAntlitzunsereraufgeklärtenTheo- logie.Man vertuschtdieWahrheit,derEineum sich nicht mißliebigzumachen,derAndere um demVolke»seinen Glaubensfriedennichtzunehmen«.Wennnun aberdoch zuletztdasVertuschennichtmehr verfangen wird;wenn zuletztdieunverhüllteSonnenscheibe der erkennbaren Wahr- heit hervortretenwird,dannwerd-enihre Strahlenaller- dings versengend aufeineleereStätte inderVolksw- schauung fallen,wenn ihrbisdahin fortfahrtzuunter- lassen-anihrdiefrische fPeUdigeSaat natürlichen Wis- senszu säen undzupflegen.

DiekleinenBegebenheiten,die wirjetzt erzählenwol- len,liegen gerade10bis12Jahre hinterUns,einZeit-

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raum, welcherviel zukurz ist,alsdaß sichannehmenließe, sie könnten sichheute nichtgenau eben sowiederholen. In diesenGebieten findetderFortschrittsehr langsamstatt, daaufseinerBahnüberallangeschlagen steht:·,,verbote- ner Weg«.Wir müssenjedoch hier ausdrücklichein- schalten,um einer falschenAuffassung vorzubeugen, daß Adolf beijenen öffentlichenVorträgen,eben sowenigwie inseinen Schriften,nichtangreifendgegenkirchliche An- schauungenundeingerostete Denkgewohnheiten vorging.

Erfürchtetedabeinicht,sichjenes ,,Vertuschens«schuldig zu machen.Seine Vorträgewaren jakeinereligions-phi- losophischen,sondernnaturwissenschaftliche.Ergabdie ThatsachenderWissenschaft,unbekümmertdarum, obda- nebenkirchlicheLehrsätzebestehenkonnten oder«nicht,unbe- kümmertdarum, obsich seineZuhörerundZuhörerinnen diese Alternative zurEntscheidungvorlegenwollten,jaob überhauptihnendiese in denVorträgen liegende Frage bemerkbarwurde. Nebendemnur individuell vielfältigen Einen,wasdasVolkaufdemGlaubensgebiete besitzt,bot erihm einZweitesvondemWissensgebieteundüberließ esihm,dieses neben jenemzurückzuweisenodergegenjenes einzutauschen,oder esgiebtauchSolche dasAlte nebendemNeuenzubehalten.Nurwenn man ihnaus- drücklichumseine eigene Anschauung fragte, gaberund giebternochoffeneundehrlicheAntwort.

AdolfsgeologischeVorlesungeninMainzwaren zur VerwunderungseinerFreunde auch sehr zahlreichvon bi- schöflichenAnhängern besucht,und wie sich baldzeigte, nichtblosvon solchen, welchenachherinihremSinne in dem,,Mainzer Journal«,demOrganderultramontanen Partei, darüber berichten odervielmehrherfallenwollten, sondern auchvonsolchen,welche wissenschaftlichesInteresse fühlten. EinsttratamSchlusseeinerVorlesung,in wel- chererausderSteinkohlenperiode,gestütztaufHumboldts bekannte Schätzungen,das hoheAlterderErde nachge- wiesenhatte,einevornehmeDame,einebekannteAnhän- gerindesBischofs,anAdolfheranmitden Worten: »aber, HerrProfessor,wobleibtdadie Bibel! «AlsAdolfmit gewohnterMilde undRuheerwiederte,dasseinichtSache derNaturforschung, welche unbekümmert umRechtsoder Linksimmer nur geradeausaufihr Zieldernatürlichen Wahrheit losgehe,brach dieFragerin halb unwillkürlich undinersichtlichemWiderstreitmitsich in die Worte aus:

,,es ist aber nicht zuleugnen esistdochhöchstinter- essant!«Eswarihrdeutlichanzuhören,daß,,interessant«

offenbarnicht dierichtige Bezeichnungwar; eswar ihr mehr,eswar ihrdieüberwältigendeMachtderwissen- schaftlichenWahrheit.

Ein günstiges Ungefähr hatteesgefügt, daß gleich- zeitigmitAdolfsgeologischenVorträgendieHerren Rohde undSiegmu nd imMainzer TheatermitdemHydro- oxygengas-Mikroskopihredamals überallmitsoviel Bei- fallaufgenommenen Vorstellungen gaben, welcherecht eigentlicheineVeranschaulichungderVorträge Adolfsbil- deten·DasMainzer Journalfand natürlichdarin einen gemeinsamverabredeten Plan, unddaAdolfsVorträge ebenfallsimTheater,imSaale desKunstvereins,statt- fanden,sowurdeermitjenenbeidenHerrenzumKomö- dianten gestempelkundals ein,,gewisser«Herr Professor N. N. ausL. indasNichtsderNamenlosigkeit geschleudert, wasnatürlich seinen zahlreichen Zuhörerneinespaßhafte Würze ihrer eifrigen Theilnahmewar. Wiegroß diese übrigenswar, zeigtesich einmaldadurch recht deutlich,daß AdolfdiegefährlicheKonkurrenzeinesunserergrößten deutschenSchauspieler siegreich bestand,derinderselben

340 Stunde ineinerseinerGlanzrollen austrat,ohne Adolf einenvonseinenZuhörern abwendigzumachen.

EinegesellschaftlicheErscheinungodergenauer bezeich- neteingrelles Kastengebahren,welches in neuesterZeit vielbesprochen wird und einetraurigeBerühmtheiter- langt hat,tratinderVundesfestung Mainzauchdempo- litischmißliebigenAdolf entgegen, daß nämlichvon der preußischenHalbschiedderBesatzungkeineinziger Ofsieier seine Vorlesungenbesuchte. Dieswar keineswegs persön- liches BeliebenderEinzelnen,sondernhöhererBefehl,denn dieGattin einespreußischenOfsiciers, welche anfänglich dieVorlesungen regelmäßig besucht hatte,erklärtespäter auf AdolfsAnfrage ihrplötzlichesWegbleiben durchein ihrgewordenes ausdrücklichesVerbot, dieVorlesungen weiterzubesuchen.

Soverhieltsichjede Stadt, in welcherAdolfals,,na- turwissenschaftlicherBänkelsänger«austrat wieersich seiner kolossalenBilderwegenoftselbstnannte, aufderen FigurenermiteinemSteckenzeigenmußte gewöhnlich ineigenthümlicherWeisegegenihn,am bemerkenswerthe- stennatürlich FrankfurtundStuttgart, vor kurzem erst noch dieSchauplätzevonAdolfsparlamentarischemWirken- Eigentlichwäreesrichtigerzusagen, daß sich Stuttgart bewunderungswürdigunbefangen zeigte;aberebendiesist sicherbemerkenswerthzunennen undsteht ohne Zweifel mitderschwäbischenTreuherzigkeitimEinklang.Es weckte demmit Begeisterungvon seiner schönenWissenschaft Sprechendeneinkaum zubeschreibendes Gefühl,wenn er aufdenerstenStuhlreihendesüberfüllten(damals)größten Stuttgarter Saales seinepolitischen FreundeundParla- mentskollegen Schott, Tafel, Rödinger, Fetzer friedlichneben Anderen vorsichsitzensah,mitdenenerund Jene nochvor KurzeminParteifehde gelebt hatten, wenn einauchjetztnochhochgestellterStaatsmann, da- malsvielleichtderintimsie RathderKrone undderent- schiedenste Gegnervon Adolfs Partei, sichimmer dicht nebendemRednerstuhlhieltundmehralseinmaldiesem kleineHandleistungen gewährte. Ja, die Natur- wissenschaft ist es,von deram meisten das Ho- razischeWort gilt: emollit moresl

Anders war esfreilich,als Adolfnachzwei Jahren abermals VorlesungeninStuttgart haltenwollte. Wie- derumwiedaserstemalstützteersichdabeiaquamen, die nichtblosinStuttgart selbst, sonderninderWissenschaft vongroßer Geltungwaren undgroßentheilsnochsind,da diemeisten nochleben. Esschienaberfast,daßderTri- umph—- dennman konnteesbeinahesonennen, undseine Parteifreundenannten esso denAdolfdaserstemal in Stuttgart gefeiert hatte,anmaßgebenderStelle sehrübel vermerkt worden sei.DieVorbereitungenzudenVorträ- genwaren getroffenundderTagdesBeginnesbereits be- stimmt. Damochtedas Ministerium v.Linden die An- zeigederVorlesungenimSchw.Merkur gelesenhaben, undeserfolgte durchRequisitiondes Oberamtes Ludwigs- burg, wir-Adolfbei seinen Verwandten wohnte,ein Verbot derVorträge. NachkaumeinerStunde war erin Stutt- gart bei demFreunde, welcher einhochgeachteterNatur- forscher dieVorbereitungen besorgt hatte.Beidiesem trafAdolfzufälligzweiandereBefördererdeskleinenharm- losenwissenschaftlichenUnternehmens, denKammerherrn Grafen von S. Und denObermedieinalrath J. die WissenschaftkenntdieseNamen unddie Dreiberiethen ebennochetwas überdiemorgende ersteVorlesung.Wie beieinemDonnerschlag fuhrensieauseinander, alsAdolf dieUrsache seinesKoinmens nannte. Manwolltebittend gegendasVerboteinkommen. AberAdolfs Meinungwar

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undblieb: dieWissenschaft bettelt nichtum ihr Recht. Dies war zuletztauch die Antwort,dieam fol- gendenTageimEonverfationszimmerdesStändehauses einMitgliedderzweitenKammer demHerrn Premier- minister gab,der,wegenderkleinencause cålåbre,die Adolfs Angelegenheit sofortgewordenwar, von jenem interpellirt,erklärte,»erhabenichtsdagegen,wenn Adolf dieVorträgeinPrivatkreisenhalten wolle;nur könnesich dieRegierungdieöffentlicheEinladungnichtgefallenlas- sen.«Natürlich,Adolfwarein Mann des18.Juni1849!

Ungefähr20dergeachtetstenMänner Stuttgarts wa-

renesgewesen,welche Adolfs Auftretendeckten. Erlud sie ein,unddiemeistenkamenauch,um ihneneinekurze Skizze seinesverbotenen Vortrags-Cykluszugebenund seineneuen Tafelnzuzeigen.Erglaubteesihnenschuldig zusein,damitsie sichdarüberrechtfertigenkonnten,ein verbotenes Vorhaben unterstütztzuhaben. Sie sollten wissen,was man verbotenhatte.

Jn Frankfurt,welches klein genugist,umseineeigene Vertreterschaftgenanntwerden zukönnen,gingesAdolf auch ganz nachdiesem Maaßstabe:man nahm männiglich offen Partei fürodergegenihn.Esmochteaberdochin dieRegionendesPatriciatseinvortheilhaftes Urtheilüber einenebenvollendeten CursusderVorlesungen gedrungen sein,denneinAbgesandter desselben forderte ihnzu einer Wiederholungauf·Adolf ging daraufein undamSchluse desletztenVortragsdieser Wiederholungtrat einHerr, wahrscheinlichderallerobersten Schicht,anAdolfheran undbatumeinedritteWiederholung. »Es seien erstjetzt Vieleaufdiese Vorträge aufmerksam geworden.« Zwei- malhatteman also seine Person nichtmitinKaufneh-

men wollen;dasdritteMal wollte man sich dazu herbei- lassen; dazu ließ sichaberAdolfnichtherbei.Erschluges rundab. ErmochteauchdieWissenschaftnicht wie ein Lustspielbehandeln lassen,dasman im,,Blättchen«xmal wiederholt verlangt-

Damit stehtabergewiß nichtimZusammenhange, wasAdolf imfolgendenJahre inFrankfurt widerfuhr.

WieinStuttgartwar durchseine Freundeabermals Alles zu einemCursusvonVorträgenvorbereitet,denereben in dem benachbartenMainzbeendet hatte. Anstatt einer Aufenthaltskartebringt ihm,am 13.Mai 1852, sein Diener von derPolizeidenmündlichenBescheid,ermöge sofort—- wiederabreisen. Man hattedamals ebenerst dasklassischeWortZwickauers »Wie heußt!«gelernt.Es istanjenem Tage sicherlichAdolf aufdenLippen gewesen.

Es bliebbeidem,,Abreisen«. WahrlicheinenaiveForm derAusweisung,durch eine mündlicheBenachrichtigung durchdeneigenenDiener! DurchVermittlung einesein- flußreichenFreundes, derjetztselbstim Senat sitzt,erfuhr Adolfnur soviel,daßderSenat selbstgarnichts gegen ihnhabe,manchederHerrenSenatoren sogarsich auf die Vorträge selbst unterzeichnet hatten, daßdieAusweisung aufRequisition»vonaußen«habe erfolgen müssen.Ueber dies,,außen«war aberkeinSterbenswörtchenverrathen worden. Vielleicht wirdspätereinmal Elio»dasschätzbare Material« inirgendeinemStaatsarchivefinden.-——Esist eineigenes DingumdieerstmaligeAusweisung·Zunächst kommtman sich dabeirecht wichtigvor.

Dortliegendie deutschenVaterländchensehrdickgesät

undAdolfhättebinnen einerStunde dieWahl zwischen vierengehabt;erkehrteaberohneBesinnen indasdarm- städtischezurück,wohererkam,dennerhattedortdenAuf- tragübernommen, nachBeendigungderfrankfurterVor-

342 trägesofort einenCursus von 20Vorträgenüberdas SystemdesThierreichszulesenundzwarfürdierheini- schenaturforschende GesellschaftinMainz.

Das »goldeneMainz«war damals golden mehrals je, prächtigimGlanzdesherrlichstenMai. Undwasein ausgesucht schönerMai inMain zubedeuten hat,dies weißnurderzuwürdigen,derdieses großeLoosderdeut- schen Naturfreuden einmal gezogenhat. Diese20minus 5Mainzer Vorträge Adolfs fielenindiese unbeschreibliche Herrlichkeit.Allesvereinigte sich,umAdolfindenStand zusetzen,seinem zahlreichen Zuhörerkreisegerechtwerden zu können,undwenn eresnicht gewordenist,sowärees ganzallein seineSchuldgewesen.Jndemgeräumigen Hauseseines liebenGastfreundesS.schlug Adolf zunächst seine Werkstattauf,umeinigeUebersichtstafeln zu malen, derenFigurenmaßstabaufdengroßen Saaldeskurfürst- lichenSchlosses berechnetwerden mußte, sodaßdieschöne Berenice, dieVertreterin derQuallenfamilie, dieGröße eineskleinenWagenrades erhalten mußte.Seine Art zu malenlockteallmäligimmermehr Neugierige heran. Sie war auchoriginellgenug, aberimhöchstenGrade zweck- mäßig,dennsiewar fördersam. Mancher stand stunden- langdabei,wenn AdolfmitdeneinfachstenMitteln seine effectvollenBilder hinwarf. Reißkohle,Tinte und zwarfrische,die sich nicht wieder auflöst,wenn man mit einerzweiten flüssigenFarbedarüber kommt Röthel, schwarzeKreideund einpaarLokalfarbenbildeten seine sonderbarePaletteund seinePinselwaren meist wollene Lappen. Fein gepulverte schwarzeKreide, für sichoder entsprechendmitanderen trockenenFarbeninPulverform gemischt,machte ihm dieSchattirung dervorhermitder Lokalfarbeangestrichenen Figur. Mit einem wollenen LäppchenodermiteinemBäuschchenBaumwolle läßt sich damit trockendieweichsteRundung wischen, so daß nach- herdieZuhörervonweitemmanchmalglaubten,siesähen diemühevollsteTuschmalereivorsich.Dazuwärediezehn- facheZeit erforderlichunddieselbeWirkungdoch nicht zu erzielen gewesen.Wirschalten fürAnderediesekurzenAn- deutungenmit einemprobntum est ein. Diesetrockne Wischmaniergiebtvollkommen festeBilder. Man erhält natürlichjeden erforderlichenGrad von Weichheitder Schattirung;man brauchtnichtaufdasTrockenwerden frühererfür später aufzusetzendedunklereTönezu warten-, man bekommt keineRänder und Fleckenundkannmit Kremnitzer WeißbeliebigeLichterundmiteinemschwarzen Stift das nothwendige Oberflächendetailoder kräftige Drückeraussetzen. Jnzwei TagenmalteAdolfdenlebens- großenSchädeldesvorweltlichenMastodon maximus auf einerPapierflächevon16Geviertellen ohneeinenPinsel- strich. Ja,einVolkslehrer muß sichausdemHanfe zu sitzen wissen!

EinprächtigerSaal desamRheinufer gelegenenkur- mainzerischen Schlosseswar derHörsaalundenthieltzu- gleichdieVogelsammlungdesreichenMuseumsdernatur- forschenden Gesellschaft,sodaß für jede Vorlesung mehr alsausreichend dieabgehandelten Thierformen aufgestellt werdenkonnten. Selten werden einemvortragendenNa- turforschersoanregendeUmgebungen geboten sein,als damals Adolf.Vorihm saßenindem fürstlichenSaale,an

dessenWändenreichgefüllteSchränke standen,die aufmerk- samenZuhörerund Zuhörerinnen, durchdenlangen AufenthaltinMainzzumTheil ihm näher befreundet, einBlickdurchdas Fenster zeigte ihmdenVater Rhein mitseinen bochmastigenSchiffenundeleganten Dampfern, undwenn danndieStunde sich zum Endeneigte,sowar noch volleZeit,umdasprächtigstederSchauspieleaufder

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Rheinbrückezugenießen,denSonnenuntergang unddie VergoldungdesstromabwärtsliegendenRheingaus.

Diefreien Tage wetteifertendenFleißigenzubelohnen, zuerfreuen,zuerfrischen,zubereichernmitSchätzender Wissenschaft,des Genusses,derFreundschaft. Adolfs ZimmerfülltesichmitdenGaben allerdrei Reiche, dieer ausderHandderklassischenMainzerNatur empfing.Das ,,MainzerBecken« einberühmtes erdgeschichtliehesFleck- chendeutschenBodens-— belastetetäglichmehr seineTische, diePflanzendesLennebergserweckteninihmdenBom- niker wiederunddieRheinmuseheln mahnten ihnandie Wiederaufnahmeseiner eonchyliologischenArbeiten. So waram 17.Juliderl5.Vortrag gehaltenworden, es war einfurchtbarheißerTag,undinAdolfs Tagebuch stehtdieBemerkung: ,-zweimal hätte ich beinahe aufhören müssen«,und: »inderNachtkämpften mehrereGewitter amHimmel, ohnedaß einsrechtzumDurchbruchkommen konnte·« Eswar vielleicht einschwülesVorspieldes19.

Juli. Andiesem Tage kehrte AdolfgegenMittagvon einerlangen Exeursion zurückundwurdemitderNachricht empfangen.daßerNachmittag aufdasPolizei-Amtbe- stelltsei.SeinFreundS.ließ sich nicht abhalten ihnzu

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begleiten.VonAdolfsKartevonDeutschlandwurdewie- der einRuheplätzchenweggetilgt,undwas füreins! Er wurde ausgewiesen, undzwarmitdemgebieterischen

»sofort«.« Adolfs Freund durftebeiseiner Geltung sich schon erlauben nach einem»Warum?«zufragen.Er be- dachtenicht,daßman feine Fragevon Mainzaus in Darmstadt nichthörenundalsoauchnichtbeantworten könne. Nur schwerentschloßsichderBeamte, Adolf bis8 Uhr frühdesfolgenden Tages ErlaubnißzumAufenthalt zugestatten,dennerhabediestrengsteWeisungvonDarm- stadt. Mainz sollte also trotzdem,daßeseine,,goldne Luft«hat,dochvondemverpestendenHaucheinesNatur- forscherszufürchtenhaben? Jetzterinnerte sichAdolf wiederdaran,daßihm schonvor Wochen ein indenhöch- stenKreisenderStadt ein-undausgehender Freundge- sagthatte,derPiusverein agitire sehrgegenihn,,,am Endewerdeernochausgewiesen.«

Leidermußte AdolfdieFristbisNachmittag3Uhr 40Minuten überschreiten,umseineseitgenau4Monaten gemachtenSammlungen nothdürftigeinzupacken.

(Fortsetzung folgt.)

—-——.-xs)

Yokanisclje Reise-Hkizzen.

Von E.Ilza e uil3.

2.Die Schneegruben.

Nicht ohneganzbesondereGründe habe ichdie im erstenArtikelgeschilderteReisedurchdasRiesengebirge so und nichtanders ausgeführt;ichglaube,daßsodem Botaniker,wiegleichzeitigdemTouristen Rechnunggetra- genwurde. LetztererkanndurchAusflügevonHerinsdorf nachdemKynast,durchBesichtigungderberühmtenGlas- hütte,,Josephinenhütte« inSchreiberhauunddurch Besteigungdes Hochsteinsvon Schreiberhauaus diese Tournochausdehnenundverschönen. Jm Verlaufeder weiteren Schilderungen habe ich diesenStandpunkt unver- ändertfestgehalten.

DieSchneegrubenbaude, auch Grubenhaus genannt, wurde vom Grafen Schaffgotsch 1837 er- baut,1861erweitert undist jetztmitdemComfort einge- richtet,derin Norddeutschland aufeinerHöhevon4589 Fuß überrascht.Sie botuns nach einem10—12stündi- genMarscheund nach einerimPostwagen zugebrachten Nachtein Unterkommen, fürdaswirnochheutedemlie- benswürdigenundzuvorkommenden Wirtheherzliehdanken.

WirglaubenandieserStelle es unsnichtversagenzudür- fen, dieRestauration inderSchneegrubenbaude auf's wärmsteallenTouristenzuempfehlen.

UnserAufenthalt währtedortimvorigen Jahre zwei Tage. Regen, Schnee,dichte NebelundStürme machten esuns unmöglich in dieSchneegrubenzusteigen. Die folgende Schilderung isteiner Gebirgsreisevom Jahre 1861 entnommen.

Die Schneegruben, von denen dieöstlichedie große,die westliche die klein egenanntwird,sindzwei ungeheure Schluchten,dievon 800 Fuß hohen, wildzer- kliifteten Granktwälldeneingeschlossenwerden. Amwest- lichenRande derkleinen Schneegrube, fastinderen Mitte, durchziehtdieFelswandvon obenbisunten ein oben10«mächtiger,unten abersicherweiternder Basalt-

gang. DerBasaltistfeinkörnig,fast schwarzundent- hält Hornblende, Speckstein,Olivin undinBlasenräumen zeolithischeMineralien.

Aufdemschroffen, schmalenFelsgrate, derdie kleine vondergroßenSchneegrubetrennt, stiegenwir oder besser:kletterten wir—-»nur mitPflanzenmappe undSpatel versehen, hinab·BeinassemWetter möchte dieserWegjedochKeinemzuempfehlen sein;einFehltritt genügt, besonderswenn dichte NebeljedeUmsichthemmen,

uminSituationen zu kommen,dieGefahrenderernstesten Artnachsich ziehen. DieVegetation istganznatürlich zwischen diesemwilden Felsgetrümmer außerordentlich dürftig.Das Felsen-Straußgras (Agrostis ru- pestrjs A11.), dieährige undvielblüthige Hain- simse(Lu2u1a spicataDO.undL.multitloru Lej.),das goldblumige Fingerkraut (P0tenti11aaurea L.) und der »Teufelsbart« (Anem0ne alpjna L.) dieser LieblingderTouristen, dessenFruchtstengelanihren Hütenin vollenSträußenprangen—- fristen mühsamihr Leben. Weiter unten, dawosichderGrat mehraus- breitet, wirdderPfadwenigerbeschwerlich;dasKnie- h olz*) (PinnsPumilio Hänke) tritt inMasse auf, kaum überragtvon der5—8« hohen Fichte,deren ver- sdorrete Spitzennur zudeutlichzeigen,daßdesWinters Kälteindiesen Höhenalles tödtet, was nichtunter dem LeichentuchederSchneedeckeinschützenderObhut liegt.

st)SchondereigenthümlicheHabitus derganzenPflanze zeigt, daßdasKniebolz—- aueh LegföhreoderKrummholzkiefer genannt ein«-as anderes istalsdiegemeine Kiefer. (Siehe.

unserenHolzsehnitt.)Aberanch füreinedurchdierauheGe- birgslage hervorgebracerAbart derletzteren darf sie nichtge- haltenwerden, daandenZapfenundBlüthen sichMerkmale nachweisen lassen, welchedieAufstellungderLegföhrealseine felbstständigeArtrechtfertigen.EinigeBotauiker unterscheiden sogareinezweiteArt von Knieholz,P.Mughus sc0p01i, welche mehr aufdensehweizerischenAlpenzuHause ist,woje-

doch auchdieandere vorkommt. D,H,

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vergleicht, so muß man die Ueberzeugunggewinnen, daß hier von wirklichen technischen Schwierigkeiten gar nicht die Rede ist, denn es handelt sich nur einmal um Ueberwindung

Nicht lange währte es, so schlang sich Seil an Seil und eine aus 10 Drahtseilen bestehende-,auf 4 Thürmen ruhende Hängebrücke, für Fuhrwerke und Fußgänger, ver- band

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Zwar sinden wir auch, daß Junge hervorgebracht wer- den durch die Thätigkeit Eines Mutterthieres allein; je- doch ist diese Art der Fortpflanzung nur benutzt als eine Aushilfe neben

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