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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1863, No. 18.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt

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Bernutmnrtt Redakteur E.»A.

AmtlichesOrgandesDeutschenHumboldt-Vereins.

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Rakmäßlen

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt:DasurgeschichilicheAlterdesMenschcngescl)lccl)ts.-——BotanischeReise-Skizzen.VonC.

No«Is»Baetiitz.Mit Abbildung.—- Zur PhysikdesOfens.—.Kleinere Mitthcilungcn.—- Für Hansund Werkstatt BeiderRedaction eingegangene Bücher. Witterungsbeobachtungen. 1863.

Schon seit längererZeitundvonVielen Seiten istmir ausunserem LeserkreisebrieflichundmündlichderWunsch ausgesprochenworden,daßdochinunsererZeitschriftein- malüber das AlterdesMenschengeschlechtsetwas Aus- führlichesmitgetheiltwerde. DerWunsch istebensona- türlich wieberechtigt, ja erfreulich,weil ersichlosgesagt hatvon derFessel, welcheeine übelangebrachtesogenannte FrömmigkeithinsichtlichdieserFragesichauferlegt.

Das »Erkennedichselbs« gilt nichtblosvonunserer sittlichenundgeistigenundleiblichenEinzelverson,sondern esgiltauchvondemMenschengeschlechtinseinerGesammt- heitalsGegenstandderurgeschichtlichenForschung wie ichhierfürgeologischsagenwill. Esisteinerfreuliches Zeichen geistiger Selbstbefreiung, daß gegenwärtiggerade derjenige Menschengeschichtsforscher(Anthropologe)sicham eingehendstenmit dieser Fragebeschäftigt,welchervor einigenJahrenindemberühmtenStreit mitKarl Vogt inGenfseinerwissenschaftlichenUeberzeugungeinekirch- lich-gläubigeBeschränkungauferlegte:ProfessorRudolph Wagn erinGöttingen,dessenübersichtlicheMittheilungen demNachfolgendenzumGrunde gelegtwerdensollen:

ZukeinerZeit hatman sichso"eifrigundso vielseitig mitderErforschungdeserdgeschichtlichenAlters desMen- schengeschlechtsbeschäftigt,als in- denletztenvierbisfünf Jahren,undvon allenSeiten bringtman Beweise herbei-

Yas UrgeschichtlicheAlter des""ge1ensclsengesclsl·echt5.

welchedemMenschengeschlechteinunendlichvielhöheres Alterzuerkennen,alses dieandenmosaischen Ueberliefe- rungen haftende Weltgeschichtebisher lehrte. Nachdem man beinahemiteinerverzichtleistendenScheu diese Frage abseitsliegen ließodernur obersiächlichundleisemitden Fingerspitzenberührte, hat sich jetztdieWissenschaftmit demjenigen Forscherernste derselben bemächtigt,indemsie sichniemals undvonNiemand irremachenlassen sollte.

UnserBlatt hat seit seinem Bestehenniemals ver- säumt,diebezüglichdieser Frage auftauchenden Nachrichten zuverzeichnen,undschondie erste Nummer brachteeine kurzeBemerkung,auswelcherhervorging, daßman in den unterstenSchichtenderNilschlammablagerungen, welche aufeinAltervon mehrals14,000 Jahren hinweisen, SpurenmenschlicherArbeitgefundenhabe.

DieneuesteZusammenstellungdervondenForschern allerLändervorgenommenen Untersuchungenundgewon-

nenen Ergebnisse hat Rudolp·hWagner indem»Be-

rich»tüber die Arbeiten inderallgemeinen ZoologieUnd der NaturgeschichtedesMenschenimJahre 186l« in

«Trvschel"sArchiv für Naturgeschichte1862,Heft2, nieder- gelegt-CUZ»WetheVich imFolgendendasWesentlicheim Auszuge mittheileundzwarmitBeibehaltungderWag- nerschen Anordnung.

DenHauptanstoßzu allenneueren Forschungenüber

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daserdgeschichtlicheAlterdesMenschengeschlechtsscheinen diezuerstinSchweizerSeen entdeckten fürkeltischgehalte-

nen,,Pfahlbauten«gegebenzuhaben,welchezuerst1854 von Dr.Ferdinand Keller ineinerZüricher Zeit- schrift ausführlich besprochenwurden undvon welchen unsere Nr. 10desJahrg.1861 eineBeschreibungund Abbildungenthielt. Diese Entdeckung führte schnelleine eigenekleinereichhaltigeLiteratur herbei,indersichdie WerkevonProfessorRütim eyerinBaselundFried- rich TroyoninLausanne besondersauszeichnen.

Eheich weiterdievon R.Wagnerzusammengestell- tenForschungenundEntdeckungenmittheile, muß ichvor- ausschicken,daß die Mittel derselbentheilsmenschli che Ueberreste selbst, namentlichSchädel,theils Menschen- werke sind, ausderenBildungundBeschaffenheit,sowie ausderenFundstättenman aufdas Alterderdarinsich kundgebendenBevölkerungschließt.

Soweit man ausderVerwendungverschiedenerStoffe aufdenBildungsstandund hiervon aufdasmehroder wenigerweitzurückliegendeAlterderBevölkerungen schlie- ßenkann,unterscheidetman ein Stein-, einBronze- undeinEisenzeitalt«er, jenes natürlichalsdasälteste, diesesalsdas jüngsteerkennend. Jch schaltedabeibei- spielsweiseein,daß ichineinerreichen Sammlung von schweizerischen,inunterseeischenPfahlbautengefundenen menschlichenKunsterzeugnissen schneidende Werkzeugevon Steinundandere vonEisenundeinePfeilspitzevonZinn sah.Esist wohlkaumzuentscheiden,obman hiervon schließensoll, daß jene Pfahlbauten währendallerjener dreiZeitalterdiegebräuchlicheWohnungsaufführungge- wesenseien,oderobnichtindemletztenderselbenfür einzelne BedürfnissedieStoffeder beidenfrüherenbeibehalten,oder ob nichtselbstinderBronzezeitdieEisenzeit allmäligein- geleitetworden seidurcheinzelne eiserne Werkzeuge.Da- nebenbleibt immer noch dieAnnahme berechtigt, daßdie jetztangemeinsamerStätte gefundenenaus verschiedenen Stoffenverfertigten Gegenständeerstnachträglichausden verschiedenstenvon einander entlegenen Oertlichkeitenzu- sammengeführtworden seinkönnen.

WasdasErkennen desZeitalters derBevölkerungen ausihreneigenenKnochenüberresten,namentlich Schädeln, betrifft,so könnteman geneigtsein,daraufeingrößeres Gewicht zulegenalsaufmenschlicheKunsterzeugnisse,weil siedochunmittelbares, letzterenurmittelbares Zeugnißab- legen. Diese AnnahmeverliertaberanBerechtigung,wenn wirunsdaran erinnern,wieabweichendwirdieSchädel- formbeiunseren eigenenStammesgenossensinden,jawie zuweileneineinzelnesGliedeinerFamiliein derSchädel- formvon denübrigen auffallend abweicht.

DieWissenschaft ist sogarnochnichteinmalsoweit, dieverschiedenenMenschenrassenhinsichtlichderSchädel- bildungso genau unterscheidenzukönnen,daßman in jedem einzelnen seine Rassesicher erkennt. Diesist theils dadurch bedingt, daßbeidenroherenundwenigervermisch- tenVolksstämmenzwar mehralsbeidengesittetenund vielfach gekreuzteneinegewissecharakteristischeSchädelform Vvkhetkicht,daneben aberdennoch auch beiihneneinSpiel- raum individueller Veränderlichkeitbleibt. Auchdadurch wirddiegenaue RassenunterscheidungderSchädelformen sehr erschwert, daßes wegenderzuschonendenreligiösen Bedenkenmeist schwer ist, sichdieerforderlichegroßeZahl von Schädelnzuverschaffen.

BeiderFrageNachdenjenigen Schädel-Merkmalen, woran wireinentief stehendenvoneinem höher stehenden Volksstamme unterscheiden,fälltuns zunächstderkleine GesichtswinkelmitderzurückliegendenStirn unddemvor-

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tretenden Kiefertheilein, Merkmale die wiralleeinmalbei einemMenschenäthiopischerAbstammungbemerkthaben.

Siesind aberwederdiealleinigen nochwosie vorkommen immerentscheidendenKennzeichendertiefen Bildungsstufe einesVolksstammes.

Eswürdeuns jetztzu weitführen,undohneAbbil- dungennicht anschaulichgenugzu machensein,wenn wir auf diegestaltliche EintheilungderMenschenschädelein- gehenwollten, wirmüssenuns diesdaher füreinenspä- terenbesonderenArtikelvorbehalten. Jch schalte hierüber

nurein,daßman inneuererZeit zweiHauptformenunter- scheidet: Kurzschädel,Brachycephalen,und Langschädel, Dolichocephalen.Meine Lesererinnern sich, daßichschon vorlängerer Zeit(1859, Nr.12)von einemim Neander- thalebeiHochdahl zwischen Düfseldorfund Elberfeldin einer Höhle gefundenen Menschengerippeberichtete,von welchemangenommen wurde,daßeseinemrohenundun- civilisirtenMenschenstammeangehörthabe.Seitdem ist mireineAbbildungdesleiderinseinemunteren Sinn- und Kiefertheil zerstörtenSchädels, welcher einsehr großer Langschädelist, zuGesicht gekommen,undman glaubt allerdingsaus denungewöhnlichstark undwulstigvor- tretenden Augenbrauenbogeneinenfurchtbaren, wilden Ausdruck erkennenzu müssen,umsomehr,alsdiesesKenn- zeichen sehrandenGorilla- undSchimpanse-Schädeler- innert. Allein anstatt dieses einen hättees wenigstens mehrerganzgleich gebildeterSchädelbedurft,um davon aufeinenRassencharakter schließenzudürfenundsicher zu sein, daßman nichtbloseineneinzelnenpersönlichenFall vorsichhabe.

Beidieser Gelegenheitwiederholeichdasdortüber die Frage Gesagte,obman denNeanderschädelfür urwelt- lichoderblosfüruralt, abernochausdermenschenge- schichtlichenZeitstammend,anzusehen habe. Bekanntlich nahmman an, daßmit demAuftretendesMenschenge- schlechts aufderErdedergegenwärtigeZeitraumdesErd- lebensbegonnenunddervorausgegangenemitdemUnter- gangederinderTertiär- undDiluvialzeit gelebt habenden großenSäugethiere, Mammuthu. dergl.,abgeschlossen habe.Mandrücktediesen scharfenZeitunterschiedhinsicht- lichdersich sindendenthierischenundmenschlichenUeber- restesoaus, daßman blosjenealsechteVersteinerungen, diemenschlichenUeberrestedagegen nichtalssolche gelten ließ, sondernnur alsin einemhöherenGradeumgewan- delteGebeineansah,alsdieausaltenGräbern. Solange

man Mammuth-undMenschenknochennoch niemals bei einandergefunden hatte, ließsichdiese, stofflichallerdings Nichtaufrechtzuhaltende Unterscheidungwenigstens erdge- schichtlichhören; seitdemaber erwiesenist,daßdasMen- schengeschlechtschon zugleichmitDiluvialthieren vorhan- denwar, seitdemman überhaupt mehraneinenruhigen allmäligen Gangalsaneingewaltsames, sprungweises Aufeinanderfolgender sogenanntengeologischenEpochen glaubenlernt—- seit dieser Zeit mußman denUnterschied zwischenechter Versteinerungundzwischenso zusagenur- alterBestattungfallenlassen.

Die indenunter demWasserspiegelderSee’nruhen- denPfahlbauten gefundenen Ueberreste beschränkensich nachderAnnahmederForscherwesentlich auf die Ueber- restederKüche, währenddiemenschlichenLeichenmitth- maßlichin benachbarter Erdebestattetwurden. Sämmt- lichePfahlbauten habennursehr wenigeMenschenknochen geliefertundlange Zeitwar einKinderschädeldereinzige aufgefundeneMenschenschädel,undvon diesemkannviel- leicht angenommenwerden, daßdasKindimWasserver- unglückte. DieserSchädel—- von 4anderenseitdemge-

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fundenenwar zurZeitdesWagnerschen Berichtes noch keineBeschreibung veröffentlicht—- zeigtinseiner Form durchaus keinewesentlicheAbweichungvondergegenwärtig inderSchweizherrschenden.

ZurBestimmung des AltersderSchweizerBevölkerung benutztA.Mokrlot denSchuttkegel,welchen die Tiniere bei Villeneuve The-iihrem Einflußin denGenfekseebildet.

WaseinsolcherSchuttkegel sei,kannman nachjedemstar- kenRegen sehen,wofast jede AckerfurchebeiihrerEin- mündungindiedasFeld entlang führendetiefe Grenz- kache einenSchuttkegeLd.·h.mitfortgeschwemmteAcker- erdeinFormeineshalben Kegels absetzt.DerSchutt- kegelderTinierehateinenHalbmesservon900Fußtwo- mitjedenfallsderoberedichtunterdemWasserspiegelge- meintist, währendderuntere aufdemBoden des See’s liegendeundkaummeßbarejedenfallsviel bedeutender ist).

DanachschätztMorlot dieZeit,welchezurAblagerung derjenigen Schicht erforderlich gewesenist,welcheder Bronzeperiode angehört, auf2900 bis4200 Jahre, auf 4700 bis7000Jahre dieSchichtderSteinperiode. Durch dieselbe Rechnungwürdeman 7400 bis11,000Jahre für dasGesammtalterdesganzenSchuttkegelsfinden, »wel- ches augenscheinlichvieleherein Minimum alseinMaxi-

mum ist.«Hierauf ruhtnun dieLage dieoberste SchichtdesSchuttkegels welchefürdieEisenzeitund mithinderneueren undgeschichtlichenZeit übrigbleibt.

Man fandbis4Fuß Tiefe römischeUeberbleibsel(in weiterer Tiefe SachenderBronze-und noch tieferder

278 Steinzeit),BacksteineundeineMünze.Den Beginnder RömerzeitinderSchweiznimmt Morlot fürAnfangder christlichenZeitrechnung, ihrEndefürdasJahr563an.

Erschätztnun dieZeit, welche nöthigwar, umdie römi- scheSchichtum3Fußzuüberschütten,auf1000bis1500 Jahre,da derSchuttkegelumso langsamer wachsenmüsse, jeweiterbeiseinemFortschreitenderSchuttamFuße sich auszubreiten hat. Auf dieseWeisekommenfürdenganzen Kegel8600 bis13,000 oderimMittel 10,000 Jahre heraus.EinsolchesAlter hättendieTöpferwaaren der Steinzeit.EsmüsseaberderUrsprungdesMenschennoch weithöherhinaufreichen,da eseineslangen Zeitraumes bedurfte,bisderMenschbiszur Steinarbeit gekommensei.

Wasnun hieraberüberdie10,000 Jahre,wodie Steinzeit begonnen haben soll, hinausliegt,undwasalso sozusagendasnoch gar nichtsschaffendeKindheitsalter desMenschengeschlechtsseinwürde darüberistkaum eineSchätzungzulässig.Es bleibenunsdafürkeinean- derenMittelübrig,alsdaswaswir mitwissenschaftlichen Gründenüber dasgeologischeAlterderSchichten,indenen Menschengebeinegefundenwurden, ermitteln können.

So viel ist wohlunzweifelhaft, daßman inder SchätzungdesAlters desMenschengeschlechtes eherzu niedrigalszuhoch greifenkann,unddaßdie bisjetztdar- übervorliegenden Untersuchungen nicht mehrsind, alsder

eSrsteSpatenstichzurAusgrabungeinerbergetiefversunkenen tadt.

Yokauisclse Reise-skizzen.

Von C.säumig

1.Von Hirschberg bis zur Schneegrubenbaude, Diefreundlichen LeserinnenundLesermeinerSkizzen willichnichtdurchseitenlange Pflanzenregistermeines Reisetagebuchsermüden,auchnichtbehelligendurch bota- nisch-kritische UntersuchungenüberSpecies,welcheden Botanikern selbst Kopfzerbrechen verursachen,auch nicht langweilenmitderAufzählungderniederen kryptogami- schenGewächse,die dochnur demBryologen, Lichenologen

ee.von Fach Jnteresse gewähren, ichwillnur ver- suchen, einpflanzengeographischesBild derGegendenzu entrollen, welcheichauf meinen botanischen Streifereien berührte,ichwillversuchen,diesteilen Höhen,die Moore undSümpfe,diemitFelsgetrümmerbedecktenKämme undGipfelunserernorddeutschen Alpen: unseres wildr omantischenRiesengebirgs inseinemreichen PflanzenschmuckeDenen zurBetrachtungzuempfehlen, welchedieReiselustdesSommers insGebirgelockt. Jch möchteihnen,wenn Rübezahls wetterwendischeLaunedie Aussichthemmt,wenn derBerggeistSchneeund Regen oderdichteNebelstattSonnenschein schickt,—- durchHin- weisauf diePflanzenweltinderBetrachtungderselbenfür alleMühenundUnannehmlichkeiteneinerGebirgsreisein Etwas Entschädigungbieten.

Undwenn ichdochvondem,was ichnichtwollte, in Etwas abweiche,wenn ichauf Punkten längerweile- dienur demBotaniker interessiren,wenn ichpersönliche Erlebnisse,dieFreudenundLeidendesBotanikers mitin meineSkizzen ziehe, so mögedies dawohl auchbe-

geisterte Jünger FlorasdieseZeilen lesen dürften—— im Voraus freundlicheEntschuldigung finden.

DieGörlitzer Posthatte mich undmeineFreundeH.

ausZüllichau,K.ausAscherslebenund ausBerlin früh1UhraneinemJuli-Sonntage desv.J.nachHirsch- berg gebracht. Nach kurzer Rast schrittenwirdemfreund- lichen Warmbrunn zu;dernächtlicheHimmelwar trübe, finstereWolkenhattensichaufdenBergen,die das1000 Fuß ihochüberderOstsee liegende Hirschberger Thalein- schließen,gelagert. Jm SüdenlagdasHochgebirgewie eineschwarzeMauer vor uns das waren Aussichten, diegerade aufeinerGebirgstour nichtermuthigen,dieuns aberauchnicht abhaltenkonnten,unsermgestecktenZielet dieS chneegrubenbau de, unverrücktentgegen zu stre- ben;überdiestrat dieSonne aufeinigeZeit,alsWarm- brunnundHermsdorfhinterunslagen,ausdenWolken hervor.Von Petersdorfaus verfolgtenwirdieKunst- straßeimZackenthaleweiter,welchenachSchreiberhau undvondaindie Waldungen desJsergebirgeszurhöh- mischenGrenze führt.

Der Zacken, dieserwilde,ungezähmteGebirgssohnmit dunkelbewaldeten Rändern (Fichteund Tanne -—— Picea excelsa Lk. undÄbies alba Mi11.)unddunkelgefärbtem Wasser, stürzt brausendundzischendüber die inseinem Betteliegenden Felsstückeundtränkt mitseinem Schaume die ÜBMIUBÜppigemfrischenundgrünenPolsterderLaub- undLebermoose seiner Ufer. Garangenehmcontrastirt inseinerUmgebungder3—5 Fuß hohe,purp urro the Hasenlattich (P1«enanthespurpuren L.)mitseinen

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stengelumfassenden,kahlen, unterseits meergrünenBlättern undmitseinen schönpurpurrothen Blüthenköpfchen,die in einer oftlangen Rispestehen. Auchdas gemeine S chilfgras (Calamagnostis arundjnacea Rth.), die quirlblättrige Weißwurz (P01ygonatum verdien- 1atum Much·),ein Bruder desinunsern Gärtenzuweilen gepflegtenSalomonssiegel (P.anceps Mnch.),und vorAllem derweibliche Streifen- oderMilzfarn (ÄspleniumFilix fernan Bernh.) wachsenandenscheit- tigen UferndesZackeningroßerMenge.

Gegen8Uhr früh erreichtenwir inSchreiberhauden nahederPost gelegenen Ulbrich’schenGasthof. Nacheiner mehrstündigenRastund nachdem wirdas aufderPost vorausgeschickte,zumAbtrocknen derPflanzen bestimmte LöschpapierinEmpfanggenommen hatten, brachenwir gegen1Uhr Mittag nachdemHochgebirgeauf. Dervon uns engagirte Führer(proTag 11J3Thlr· excl. Bekösti- gung) dientegleichzeitigzumFortschaffenderPapier.vor- räthe.

DieUmgebungdesWeges nachdemZackenfalle trägt denCharaktereinerkleinenVorgebirgsflorazdas B erg- Wohlverleih (Arnicamontana L.)mitseinen hoch- gelb gefärbtenBandblumen aufnassenund trocknen Wiesen, derWald-Wachtelweizenk) (Me1ampy-

rum silvaticum) imWalde undamRandedesselben,

die3—4Fuß hohe verschiedenblättrige Kratz- distel(ersium heterophyllum Ä11.)—- aufWiesenUnd

anAbhängen,unddervorhin schon erwähnteHasen- lattich sinddieentsprechendenBelege dafür.

Der Zackenfall"·) oben 2540 Fuß,unten 2456 Fuß hoch gelegen isteinerderschönsten(sür mich derschönste!)FälledesRiesengebirges Erwird nicht durch denZacken, sonderndurchdas Zackerl»e,einen am Reisträger entspringenden NebenflußdesZacken,ge- bildet,deraneiner steilen Felswandmitsehr schmalen Absatz-Vorsprüngen80Fuß tief herunterstürztunddann durch einetiefeundengeFelsengasseweiterstürmt.

Leidernötshigteuns das Wetter, denAufenthaltam Zackenfall sovielalsmöglich abzukürzen.Eswar da- durchuns auch keineGelegenheit geboten, seine Umgebung näherzudurchforschen, wenngleichuns das Vorkommen desblattlosen Widerbarts"*) «(Epipdgonaphyllus sw.),dieser äußerstseltenundnur sporadisch auftretenden Orchideeam Zackenfall wohl fesselnkonnte. Anden Bächen, welcheten Wegvom Zackenfallbiszurneuen

schlesischenBaudebaldbegleitenoderdurchschneiden,bildet die2—4 Fuß hohe graublättrige Pestwurz (Ade—

se)Nichtzuverwechselnmitdemdort undinunsernWäl- dern häufigenWiesen-Wachtelweizen(M. pratcnse L.), dersieh durchdievielhellgelbere FarbederBlüthen leicht kenntlich macht.

")»Es isteingroßer UebelstandderWasserfälledeseigent-, lichen Riesengebirges, dasz sieimtrocknen, beißenSommer oder beianhaltend schönemWetter zuwenig Wasser haben. Das Mittel,wodurchmandeniUebelabhelsen will, nämlich Schleu- sen,dieoberhalbdesFallesdas Wasser sammelnund beider AnkunftvonSchaulustigen geöffnetwerden, machen eigentlich dasUebelnochärger.Denn derreine Naturgenußwird da- durch Utchtnurverkümmert, sondern nachdem Schließender Schleuse-wasbeigroßer Frequenz natürlichbald wieder ge- schlehbsieht nxanalsdann uur dünneWasser-streifenüberdie feuchtenFelswandeherabsickernunddas darauf folgende groß- artige Schauspiel siehtauswie einKunststück-«(Siehe»SchA- renberg’s Handbllch für Sudeteu-Reisende,« Bres- lau,beiEduard Treibendt,Z.Auflage dasbesteBuch seiner Art,dasich kenne.) ·

W)DerselbeistIm vorigen JahreingroßerMengeam Hainfüll gesammelt WVVVVUZichwar so glücklichamfolgen- denTageindenBesitzeineslebenden Exemplareszugelangen.

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ndstylesalbifrons Rchbg.)mitihren großen,herzförmi- gen,unterseitsetwasfilzigenBlättern undmitihrenpur- purrothen BlüthenköpfchenimmerhineineEinfassung,die durchdenschönblau blühenden, 2—4 Fuß hohen Gebirgs-Milchlattig (MulgediumalpinumCass.) unddurchdendunkelnGebirgs-Tüpfelfarn (P01ypo- djum alpestre Hoppc)wieanAbwechselungsoauchan

Reizgewinnt.Densprossenden Bärlapp (Lycopo- djum annötinumL.),mitdessenweithin kriechendenSten- gelndieWirthinamZackenfall unsere Hüte schmücktesbe- obachtetenwirhäusigzwischenMoosenanfeuchtenWald- stellen, dasHaller’scheSchilfgras (Ca1amagrostis Halleriana DC.)aufentblößtenStellen —- denwilden Bruder unseresGeisblatts oder Jelängerjelie- ber(Lonicera caprifolium L.), dieschwarzbeerige Lonieere (L. nigra L.) im Schatten desWaldes,und den6—12Zoll hohen,leiderschon verblühtenGebirgs- Bran dlattich (H0mogynealpina Cass.)am Wege.

Besonders häusigaberwar die kleine,grünblüthigeOr- chidee, dasherzblättrige Zweiblatt (Listera cor- data R.Br.), daszweiblüthige Veilchen (Viola.bi-

flora L.) und das gegenblättrige Milzkraut

(Chrysosplenium oppositifoliumL.) auf moosigen, feuch- tenStellen.

Gegen4Uhr Nachmittag erreichtenwirnoch zuguter Stunde dieneue schlesische Bande-, einfeiner Sprüh- regenfinganrechtempfindlichzu werden.

DieBauden, dieSennhüttendesRiesengebirgs,sind einzelne zerstreut liegende,von Holzgebaute Hüttender Gebirgsbewohner aufden über derBaumregion liegenden KämmenundLehnendesGebirgs. Ihre Bewohnertrei- benRindvieh-undZiegenzucht. WährendderSommer- monate sind gewisseBanden fürdenBesuchderTouristen eingerichtet; bescheidenen Anforderungenwird gewiß überallGenüge geleistet. JndenmeistendieserBauden istauchfür Heiterkeit gesorgt: HarfenistinnenausBöh-

men singenundspielen; daß hierbeikaumdenbescheiden- sten Ansprüchengenügtwird, braucheichnicht erst zuer-

wähnen. Leidlichen GesangundSpielfandenwir1862

nur indenGrenzbauden. Diesewieauch dieSchnee- grubenbaude undmancheandere habeninihrerBauart jetztihren ursprün glichenCharakter vollständig einge- büßt;derbeigegebeneHolzschnitt zeigtdenselbeninseinem ganzenUmfange.

Nach einem, eineStunde anhaltenden Regenkonnten wir-die nächsteUmgebungderam westlichenAbhangedes 3733 Fuß hohen ReifträgersundfastinderRegiondes Hochgebirgs liegendenneuen schlesischenBaud enäher insAuge fassen.

Ueppige Wiesen, aufdenen das gemeine Ruch- gras (Änthoxanthumodoratum L.) esverleihtdem HeudenstarkenDuft das Gebirgs-Lischgras (Ph1eumalpinumL.),dasSud eten- unddasjährige Risp engras(Poa.sucletjca Hänke undP.annua L.), derWiesen-Fuchsschwa nz(Alopecurus prate"nsis) undganzbesondersderWiesen-Knö terich (Polygo- num Bistörta) mitseinerröthlich-weißenBlüthenähreden Hauptbestandtheilbilden, werden von klaren, schnell- fließendenBächendurchbrochen.DieUfer derLetzteren werden von riesigen ExemplarenderPestw urzunddes Gebirgs-Milchlattichs eingerahmt.—- Ueber die schwankendenHalmederGräserragtderwahreEisen- hut(Aconitum NapellusL.)mit blauen,inlanger Traube stehenden Blüthenund eineAbart desgrün- blüthigen Germers CVemtrum album L.,var. Lo-

beljanum Bernh.) oftin größter Menge stolz hervor.

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Der Germer erreichteineHöhevon 2—4 Fuß, hat großeelliptische,unterseits weichhaarigeBlätterundträgt ofteine6—1«2Zolllange Rispe. Kräutersammlergra- ben nach seinerofsizinellen Wurzel(off.radijc Hellebori alb.). UmdasKolorit derGebirgswiesenoch zu voll- enden, kommtzudemfrischenGrün dergenanntenGrä- ser,demPurpur derPestwurz, demDunkelblau desMilchlattichs,demHellblau des Eisenhuts,noch das Gelb des scharfen Hahnenfuß (Ranuncu1us acris L.),desKosmopoliten, derüberallaufdenWiesen

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Der Baumwuchs trägt hier fastdenCharakterdes Hochgebirgs Die Fichte (Schwarz-oderRothtanne, Picea excelsaL1(.)unddieEb eresche(Pirusaucuparia Gärtn.)werden nur 8——10Fuß hochundhabeneinsehr dürftiges,verkommenes Aussehen.

Gegen6UhrAbendsbrachen wir-auf,uminderun-

gefähr 11X2Stunde entfernten Schneegrubenbaude unser Nachtquartierzunehmen. WirließendenReifträger, dessenGipfelaus zweigewaltigen Haufen aufgethürmter Granitblöcke besteht,in der That links liegen, da

derEbenenundBergebis zu demewigenSchneeder Al- pensein Fortkommen sindet·

Der aronblättrige Ampfer (Rumex arifolius A11·)Und der stengelumfassende Knotenfuß(str(åp- topus amplexifoliusDC.)warüberall aufWieseninder Umgebungderneuen schlesischenBaude häufig; dagegen kamuns derGebirgs-Ampfer (RumexalpjnusL.), welcherhier,wie auchum dieHampel-,Pudel-undSpind- lerbaudewachsensoll,nichtzuGesicht;seinVorkommen darfinBetreffder neuen schlesischenBaudenicht inFrage gestellt werden,daich1861 von»hiereinExemplarer- hielt.

dieherrlicheAussichtvon diesem PunkteinsZackenthal durchdichte Nebelmassen verschlossenwar. DieKamm- höhewarbalderstiegen;dasKnieh olz (Pinus Pumjlio Hän1(e),dieser echteRepräsentant der Hochge- birgsregion, geselltesich zUFichteUndEberesche- welchemitZunahmederHöheimmerkleiner wurden. Lei- derhattesichinzwischendasWetter sehrverändert. Der frühernocherträglicheNebelmachteeinemheftigen,vom Sturm gepeitschtenRegen Platz;wireilten, so weites der schlüpfrigePfad zuließ,diegastlicheSchneegrubenbaudezu erreichen.

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