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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Vernutmnrti.Redakteur E. Ei.Moskmäszlen AmtlichesOrgandesDeutschenHumboldt-Vereius.
Wöchentlich1Bogen. Durch alleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.
imPanuco-Flusse nach Tampico.
Inhalt:Otto von Guericke. — Die Gestalten desQuarz"es.
Von B.— Kleinere Mittl)cilungen.— Für HansundWerk- Mit Abbildung.— Aussahrt
statt.— Witterungsbeobachtungen.
EinschöneresMusterbildvoneinemwissenschaftlichen Forscher,derdas stille LebendesStudierzimmersmit einerunermüdlichenunderfolgreichen praktischen Thätig- keit imDienstedesöffentlichenLebenszuverbinden weiß, hatdiedeutsche Gelehrtengeschichteschwerlich aufzuweisen, alsdasLebendesberühmtenErfindersderLustpumpen.
OttovonGuericke (oder wieerursprünglichhieß: Gericke) erinnert durch seine, gleichmäßigderWissenschaftunddem Staatsleben gewidmete,erfolgreicheThätigkeitandie edel- sten Männer derrömischen,schweizerundnordamerikani- schenRepublik,anCatoundCicero,anHallerundFrank- lin; namentlichandenletztgenannten großenStaatsmann undNaturforscherwirdman häusigge1nahnt,wenn man dasLebendesbravenMagdeburger Bürgermeistersüber- blickt.
Einekurze Uebersicht seinerLebensverhältnisse(wiesie eine so ebenerschienenelesenswerthekleineSchriftvonF.
Diesit)giebt,welche leider, weil dielangeZeit aufbewahr- tenBriefschaftenGuerickesauf unbegreiflicheArt abhan- dengekommensind, unsnichtso innigin dasDenkenund FühlendesgroßenMannes einblickenläßt,wie wir«es wünschen)wirdzeigen,welch einthätiges,vielbewegtes
ak)O.vonGnerickcundseine Verdienste. Magdeburg1862.
10Sgr.
Ottovon Huericiie
Leben Guericke, dervermögendgenugwar, ganzseinen Neigungenzuleben,imDiensteseinerVaterstadtführte.
Guerickewurde 1602 inMagdeburg geboren.Ein gütiges Schicksalwar demtalentreichenKnaben förderlich.
SeinVater,einerPatrieierfamilieentstammend,warreich unddurchReisengebildet;einerseinerLehrer,derberühmte DichterdesFroschmäusler,Rollenhagen, hatte—- was damals beidenphilologischenSchulmännernwenigvor-
—kam— Sinn fürdie Natur, erzeichneteWetterbeobach- tungenaufundführte seineSchüler auf botanischen Spa- ziergängeninsFreie;seine Elternkonnten ihmalleMittel zurAusbildung gewähren.Erstudierte zuerstdreiJahre langinLeipzig(1617——20)danninHelmstedt,inJena undin Leyden(1623),dieRechte,Mathematikund Natur- wissenschaft,dann machteerinEnglandundFrankreich Reisen.WelcheköstlicheDenkschriftenüber dieKulturzu- ständejener Zeitwürdenwirbesitzen,wenn einsolcher Mann Aufzeichnungenüberseine Bildungsjahre gemacht hätte, jawenn uns nur dieBriefe,dieerdamals anden Vatersandte,erhaltenwären!
AberderjungeMann, der eineVorbildung genossen hatte,wie sie damals selteneinProfessor, ja besserkaum einFürstenspfhngenoß-dachte nichtandieLaufbahneines Gelehrtenz Praktischthätigzuseintriebihnsein Talent unddie Liebe zuseinerVaterstadt,inwelcher,alseiner ge-
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werbthätigen,reichen,protestantischenfreienReichsstadt ein regesLebenherrschte·Ertrat alsRaths-undBauherr indenStadtrath, undwarfür denselben anfangsals Bau- meisterundIngenieur,dann zugleichalsKämmerer,und späteralsBürgermeister unausgesetztbis1676,alsoüber fünfzigJahre lang, thätig.Die Urkunden desstädtischen Archivs enthalten zahlreiche Zeugnifsefürsein segens- reichesWirken. ErbeaufsichtigtedieAnlageundJnstand- haltungderFestungswerkeseinerVaterstadt;erfertigte, nach derZerstörungMagdeburgsdurchTilly,denGrund-
rißzurneuen AnlagederStadt, nachdemerwährendder
Schreckenszeitgethan,waserfürdieMilderungdesElends thun konnte;erarbeitete mitAufopferung,umdenarmen, durchPlünderungundBrand indieäußersteNothver- setztenMitbürgern aufzuhelfenzerstrebte,dasdurch die KriegszeitinVerfall gerathene Volksschulwesenwiederein- zurichtenundzuheben;er,vertrat, nachdemer1646 Bür- germeistergeworden,dieInteressenseiner Vaterstadt in Osnabrück,dann inNürnberg,inPragUnd(1653) in RegensburgvorKaiserundReichsständen.Erstalsvier- undsiebzigjährigerGreis entschloßersich,deröffentlichen Thätigkeitzuentsagen.Erbegabsichdann (1681) zu seinem SohnenachHamburg;aberauchhierwollte erfür Magdeburg,dasdurchdiePestschwergelitten hatte,nicht unthätigbleibenundveranstaltetedaselbstmildeSamm- lungenzumBestenderVerwaisten. So war dennsein Lebenfastbis zumletzten Hauche(erstarb1686inHam- burg,wo erwahrscheinlich bestattetwurde)dem Dienste fürdieVaterstadt geweiht-
Fürwahr,wenn irgendeinBürgermeister sichein Ehrendenkmalverdient hat, soist es OttovonGuericke, dessenGrabsteinnoch nichtaufzufinden gewesenist. Wenn
man ihm— wiedaswohlzuerwarten ist—dereinsteine Bildsäule setzt,so mögeman nicht vergessen, daßernicht bloßerPatriot, daßerauch einwarmer Freunddeswissen- schaftlichen Forschensgewesen;man stiftezugleicheinen Guericke-FondszurUnterstützungtüchtigerNaturforscher, wie dieszuEhrenRitters geschehenist.
Einesolche FüllevonGeschäften,welcheDenkenund Wollenimvollsten MaaßinAnspruchnehmen, hättetau- send Anderezu demEntschlussebewogen,diewenigenvon Berufsarbeiten freienStunden derErholungzuwidmen, sicheinemspielenden Zeitvertreibe hinzugeben, welcherden Geistanmuthig abspannt.
Anders dachteGuericke. Jhnkonntenichtdie Ermat- tung, dieerim Amtsleben wohlzu vielenZeiten gefühlt habenmag, ja nichteinmal dieschlimme NothderZeit, welcheDeutschlanddamals soschrecklichheimsuchte,wie nievorherundnachher geschehenist,davon abhalten, seine geschäftsfreienStunden derWissenschaftzuweihen.Man kenntnichtgenaudieJahre,indenenerseine großenEnt- deckungengemachthat,aber ausdenvorhandenenNach- richtengeht deutlich hervor,daßereigentlich immerwäh- rend mitForschungen beschäftigtwar. Gewiß— so sagt sichjeder Leser seiner Lebensgeschichte—- war sein for- schungslustigeeGeist,wiederdesArchimedes,selbstda-
Millbstnichtmüßig,alserdasSchreckensjahrMagdeburgs
ere e.
ZuglkkchchmeineProbederSchreibartGuerickeszu geben, seteine Stelleaus seinerDenkschrist angeführt, WelchedieZerstöVUngMagdeburgsbehandelt:,,Unterwel- cherwerenden wüthereydann,vndtdadiese so herrliche GWBESMVLdlegleichsambeineFürstinimGantzenLande war, in vollerbrennender gluthvndt solchem großenJam-
mervndtunaussprechlicher nothvndtherheleidgestanden, sindmitgreulichem engstiglichenmord vndtCetergeschrei
196 vieltausend unschuldige Menschen,WeibvndtKind,kläg- lich ermordet vndt uffvielerhand weise erbärmlich hinge- richtetworden.«
Guerickes Haus wurde reinausgeplündert,entgingaber derWuthderFlammen. EineSalvaguardiatafel, welche aufBefehldesKaisersdaran angeheftetwurde,hattenur die nacktenWändedesselbenretten können. AlleBücher, mitAusnahmeeinesAktenbündels,diePrivilegiaderAl- tenstadt Magdeburgh enthaltend,welchesergeradeaus- wärts verliehen hatte,waren zerstört.DerKämmerec GuerickelöstesichausderGefangenschaftderKriegsschaa- ren,welche ausdenunglücklichenBürgernnoch Goldher- auszuprefsen suchten,durch eine Summe vondreihundert Thalern,dieihmeinFreund gab,undwanderte vonAllem entblößtmitWeibundKindnach Schönebeck.Hierer- hieltervom Fürsten Ludwigvon Anhalt-Eöthen einige Geldmittel zugesandt,,,,,davonersich wiederkleidenkön- nen««,undzognachVraunschweig,woersichdenSommer über mitdemFestungsbaubeschäftigteSpäter erinnerte ersichmitVergnügendaran, daßihminSchönebeckein kaiserlicher OfsieiereinenDukaten dafür schenkte,daßer ihmseine zerbrocheneTaschenuhr ausgebessert hatte.Von Braunschweigausbegabersichnach Erfurt,woerwieder alsFestungsbaumeister thätigwar. Erst1632 kehrteer nachseiner Vaterstadt zurück.
Undin solchenZeiten—- auch nachderunheilvollen EroberunglittMagdeburgnoch vielunter demDrucke desdreißigjährigenKrieges— behieltGuericke Muthund Kraft,sichwissenschaftlicherForschung hinzugebenundZeit undGeld (sein Sohn erzählt, mehrals 20,000 Thaler seienfür Versuche aufgewandtworden)demStudium zu widmen.
Daß indiesemZeitalter glänzendeGeister,wie Bacon undNewton inEngland, Paseal,S.deCaus undCarte- siusinFrankreich,Drebbel inHolland,Galilei undToni- celli inItalien imGebiete derNaturlehreeifrigunder-
folgreichwirkten, ist einunsterbliches Verdienstum die Menschheit.Aber größernoch ist dassittlicheVerdienst Guerickes,dernicht— wiejeneMänner — in einemblü- henden,demStudium günstigenLandelebte, sondern mit- tenunter demGetösederWaffen,beidemsonstdieMusen schweigen,seinen Forschungen nachhing.Nur Kepler,der unsterblicheDenker,derinjener Schreckenszeitbuchstäblich
amHungertuchenagteunddoch mit nimmer müdemEifer strebteundforschte,darfüberGuerickegestelltwerden, wenn essich nicht blosUmAbwägenderTalente, sondern hauptsächlichum diewissenschaftlich-sittlicheThatkraft handelt.
GuerickesForscherthätigkeitwar hauptsächlichaUfdie NaturgesetzederAtmosphäregerichtet,zu derenStudium diegelehrteWelt durch Torrieellis (1644gemachte)Er- sindungdesBarometers angeregtworden war. DieLehre vomAbscheuderNatur vor einemleeren Raume(Horr0r vacui), dieman seitdemAlterthumzurErklärungdes SteigensderFlüssigkeitinPumpenröhrengebraucht hatte, war gestürztunddie seltsameErscheinung,die sichan einer mit Quecksilber gefülltenRöhrevielleichter beobachten läßt,alsaneinerWas ersäule, aufdenDruckderAtmo- sphärezurückgeführt,welcherdamerklich werde, woder eineSchenkeleinerDoppelröhrevondiesemDruckebefreit sei.Die ,,TorricellischeLeere«nannte man deninder That völlig luftleerenRaum, dersich über derlangen Quecksilbersäuledes Barometers befindet.
Baldhatteman Grund,aucheine»GuerickescheLeere«
anzunehmenDerMagdeburger Forscher ging daraufaus, dieJnnenräurnevon Gefäßen sovielalsmöglichvon
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ihremLuftgehaltezu befreien. Erbrachteaneinemmit WassergefülltenFaßeineSaugpumpean,durch welcheer dasWasser, ohnedaßderSpundgeöffnetwurde, heraus- beförderte,so weitesging.Dann muß— schloßer—- imFasseein luftleereroderwenigstensein mitsehrdünner LufterfüllterRaum entstehen.Dajedoch durchdiePoren derFaßdaubenbaldwiederLuft eindrang, ersetzteerspäter dasFaßdurch eineHohlkugelausKupfer,welche mittels einesRohresmit derPumpeverbunden war, undbrachte Hähueau-UmdieLuftein-undauslassenzu können. So entstandauskleinen, unvollkommenen AnfängendieAntlia pneumaticaoder dasVacuum, wiedas neue Werkzeug anfangsgenanntwurde. DieErfindungmußspätestens imJ. 1650 gemacht sein,denn1651 schenkteGuericke schoneinsolches WerkzeugdemRcithevon Köln. Die Kunde von einerwissenschaftlichenEntdeckungverbreitete sichdamals,zumalWenn derErfinder selbst nicht sogleich einedieselbebehandelnde Schriftindie Weltschickte(was derbescheideneMagdeburger Bürgermeister nicht that), langsamim Vaterlande undnochlangsamerinderFremde.
Einelateinische SchriftdesJesuitenSchott,deralsPro- fessorinWürzburglebte,machte1657 Guerickes Erfin- dunginweiteren Kreisenbekannt. Zwei Jahredarauf verbesserteeinenglischerForscher,Robert Boyle,dieLuft- pumpe wesentlichdadurch, daßerdieKolbenstangedurch einZahnradtreibenließund stattdesMetallgefäßes, welchesdenEinblick indenmitverdünnter Luft erfüllten Raum verwehrte,einGlasgefäß anbrachte,inwelchesman verschiedeneDinge, derenVerhaltenimluftleerenRaume beobachtetwerdensollte,einhängenkonnte;auchgaberder MaschineeinbequemesGestell. EinRecht aufdieEhre derEntdeckung,wieesihmmancheseiner Landsleute bei- legenwollten,hattederEngländer,wieerbescheidenselbst gesteht, keineswegs;dieLuftpumpe istundbleibteinedeut- scheErfindung. Guerickewurde nichtmüde,dasfürdie Aerostatik hochwichtige Instrument zuvervollkommnen undzuvervollständigen Alsersich imJ.1654 ausdem ReichstagezuRegensburgalsVertreter seinerVaterstadt aufhielt,wurde erdurchdenKaiserFerdinanddenDritten aufgefordert,Versuchemitseinerneuen Maschineanzu- stellen. Dafandendenndieso berühmtenExperimente mitden,,Magdeburger Halbkugeln«statt,welche jetztin allen illustrirtenLehrbüchernderNaturlehreabgebildet sind. DieausKupferblech bestehendenhohlen Halbkugeln, derengut passendeRänderdurch eineFettlage dicht zusam- mengefügtwurden, hatteneinehalbeElleDurchmesser;
alssiesoweit luftleer gemachtwaren, alsdiesdiePumpe gestattete, vermochten sechszehnPferdesienur mitMühe auseinander zuziehen,wobeiein büchsenschußähnlicher Knall entstand. DieKnaben indenjetzigenRealschulen, welche dieVersuchemitderLuftpumpealseineGlanzzeit desphysikalischen Unterrichtsbetrachten,staunenschon, wenn diekleinenHalbkugelndesSchulkabinets (die,wenn sieIUsthalkigsind- durch einen Knaben soleicht auseinan- dergezogenwerden, wie dieHälften einerFederbüchse)die KraftVonacht biszwölfKnaben erfordern, sobald ihnen ihrLuftinhalt gutentheilsgenommen ist.Wiemögenda- malsdieVornehmenunddie LeuteausdemVolkegestaunt haben,alsderMagdeburger Bürgermeisterseine großen Halbkugelnvorführteundvollends alsermitneuen, noch größeren(vonAmElleDurchmesser) experimentirte,welche selbstdurch24Pferdenicht auseinander zubringenwaren, obgleichsie einKinderhändchenauseinander lösen konnte, sobaldLufteingelassenwar. EinGlück,daßGuerickeein gebildeterundvornehmerMann war, sonst hätteerwohl ineinerZeit,wo Keplerseinearme Mutter widerdie
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AnklagederHexereivertheidigen mußte,woman nahebei MagdeburgnochHexenverbrannte, sehr lästigeUnan- nehmlichkeitenhabenkönnen. Diese widerfuhren ihmaber nicht,erwurde vielmehr hochgeehrtundderBischofvon Würzburgließsogleichfür seine Universitäteineähnliche wunderbare Maschinebauen.
DaßdieLufteinschwerer, aufalleunterihr befind- lichen DingedrückenderKörper sei,war durch dieausfal- lenden VersucheGuerickes glänzendbewiesen. Außerdem gewann man durch dieLuftpumpedie Einsicht, daßohne LuftkeinLichtbrenne, keinThier athme, kein Schall mög- lich sei.
Guerickeverfolgtenun die Natur derLuft unablässig weiter. Wenn dieLuft schwer ist,so muß sie auch ein in ihrschwebendesGefäß sogut mit tragenhelfen,alsdas WassereinenTheilder LastdeseingetauchtenEimers hält
—- so dachteersich— undbauteseinenManometer. Er hingnämlichan einenSchenkeleinerfeinenWageeine hohle KugelausKupferblechauf,derenJnnenraumluft- leergemachtwar, undbrachtedieWage durch angemessene BelastungdesandernArmes insGleichgewicht.Wirdnun dieLuft,inwelcherdieKugel schwebt,durchirgendeine Veranlassungdünner,so mußdieKugelsinken;vermehrt sich aber dieTragkraftderLuft,so wirddieseKugel schein- baranGewichtverlieren. So waren GuerickesVoraus- setzungen,diesichdennauch bestätigten.Erhatte somit einenLuftdichtigkeitsmessererfunden,derfreilichdurch das vielbequemereundgenauereQuecksilberbarometer jetztver- drängtist.
NachdemPascals SchwagerdurchBeobachtungdes Barometers am FußundaufdemGipfeleinesBergeser- probthatte, daßdortdasQuecksilberhöherstand alshier, daßalsodiesWerkzeugzurMessungvonHöhenbrauchbar sei(1648), scheute imJ. 1658 dersechsundfunfzigJahr alteGuerickediedamals gewißbeschwerlicheReiseaufden Brocken nicht,umsichvondieserAnwendbarkeit desBaro- meters zuüberzeugen,undwar sonach wahrscheinlichder erste,derin DeutschlandeinBarometer zurHöhenmessung anwandte. Schonfrüherhatteerbeobachtet,daßeinehohle Kugel,aus derdieLuft möglichstausgepumptwar, auf einemBerge Luft herausströmen lasse, während dieselbe, wenn sie auf demBerggipfel durcheinenHahn verschlossen worden war,amBergfußenachderOeffnungdesHahnes Luft einströmenließ.
Vielbesprochenwurde eineErsindungGuerickes,durch welcheerdieWitterung vorherzu erkunden hoffte,das Wettermännchen,besonders deshalb,weildurchdasselbeim J. 1660ein Sturm sicher prophezeitworden war. Das Instrument bestandaus einerobenverschlossenenGlas- röhre,welche mitihremoffenenEnde in Quecksilber tauchteundselbstbiszueinergewissen Höhemitdieser Flüssigkeiterfülltworden war, während aufdemSpiegel desQuecksilbers im oberenTheilederRöhre, alsoimluft- leerenRaume,einhölzernesFigürchenvon Menschenge- stalt stand. Der Leserdenkesichalso,umsicheine klare Vorstellungzumachen, eingewöhnlichesBarometer, wel- ches aufderKuppedesQuecksilbersimlangen Schenkel einPüppchenträgt,dasvomsteigendenQuecksilberempor- geschobenwird,mitdem fallendendagegensinkt.Das PüppchenzeigteNUN Mitseiner Handauf dieaußerhalb derRöhre angebrachte Skale,welchedas»bevorstehende Wetter andeutete. GuerickebeobachtetedieVeränderungen desLuftdruckesundihrenEinfluß aufdieWitterungmit diesem Jnstrumente unausgesetztmit großer Aufmerksam- keit,unddurchihn erhieltdasBarometer denvolksthüm- lichenNamen: Wetterglas.
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Der ErsinderderLuftpumpeund dergründlicheBe- obachterdesBarometers begannauchschoneiner Natur- krastnachzuspüren,derenStudium bisher gänzlichvernach- lässigtwarunderstlangenachihmausdauernd betrieben wurde. Ersing nämlichan, denGesetzenderElectrieität nachzuforschen,undbautedie ersteElectrisirmaschine.Sie bestandauseiner,auf einem Gestell inzwei Zapfenein- gespannten Schwefelkugel,welchesich schnellumihre Achse drehen ließunddurchdieReibungeineswollenen Tuches erregtwurde. Wahrscheinlichist unser Forscherdererste, welcher dieFunkenund dasknisternde Geräuschwahrge-
nommen hat, welchebeisolcherBehandlung entstehen.
Werdengenialen Hersteller sinnreicher wissenschaftlicher Werkzeuge— welche,wenn sieauchdurch spätereVer- besserungen vielfachumgestaltetoderdurchzweckmäßigere
neueErfindungen verdrängtwurden,dochfürdieGeschichte derWissenschaftimmervonhoher Bedeutungbleibenwer- den-— werdenpraktischen ErsinderGuericke alstheoreti- schenSchriftstellerschätzenlernen will, mußdas große Werk: Ottonis deGuerjcke Experiment-rnova Masche- burgicalesen, welche-smit demBildnißderVerfassersund manchenhübschen wissenschaftlichen Jllustrationen ge- schmückt,1672 inAmsterdamherauskam. Dasselbe erzählt nichtnur allevon Gueriekegemachten Versuchemitder Luftpumpe,esentwickeltauchdieTheoriedesLuftdruckes, welchegegendiekindlichenEinwändedessogenannten»ge- meinen Verstandes-«vertheidigtwird,unddesluftleeren Raumeszjaesgiebt nichtnur eineUebersichtderdamals
imGebietederPhysik überhaupt(inderLehrevonSchall, Licht, Electrieität u.s. w.) bekannten Thatsachen, sondern auch einephysischeGeographiederErdeundeineBeleh- rung überdenBaudesWeltgebäudes,inwelcherdas SystemdesEopernikus,das Galilei imJ. 1633 hatte abschwörenmüssen, vertheidigtwird. Esstelltsonach diesesBuch Gueriekes,andemerneun Jahrgearbeitet hat, fürdas17·Jahrhundertetwadasselbedar,wasHum- boldtinseinemKosmos fürunsereZeitgeliefert hat.
Schade, daßdas wichtigeWerk so seltengewordenund
nurindengrößerenBibliothekenvorhanden ist·
So habenwirdennunsernGuerickeinverschiedenen FeldernderThätigkeitmitAuszeichnungarbeiten sehen;
erwareinpatriotischer,thatkräftigerBürgermeister,ein genialer ErfinderundeingeschickterSchriftsteller.Selten, daßeseinemMenschen glückt,sichindiesendrei, sover- schiedeneBegabungerforderndenFeldern zugleich hervor- zuthun· Wahrscheinlichistnur Franklinalsebenbürtiges Gegenbild aufzustellen,derdadurchvielleicht nochhöher steht, daßersichaustiefsterArmuthzudenhöchstenEhren- stellenin Staat undWissenschaftemporschwang.
MögenMänner solcherArtdem Vaterlande häufig bescheertwerden,damituns dasAusland nichtfernerhin
—- wiees undleider oftmit Rechtgeschehenist—- den Vorwurf machenkönne: Deutschland,so reichantiefen Denkernundgenialen Erfindern, istarm antüchtigenBür- gern,anwackernMännern inRathundThat für öffent-
licheAngelegenheiten! s.
YieGestaltendes Quarze5.
Alswirin einemfrüherenJahrgange unseresBlattes einmaldieFrageerörterten,wasimPflanzenreiche Indi- viduumsei,lerntenwirdenfreienKrystallk) alsdasJn- dividuum desSteinreichskennem Wiejede Thier-und jede Pflanzenart durcheinebestimmte ihr ursprünglichzu- kommende Gestalt sichvonallen übrigenunterscheidet,— wozu alsdann alsweitere Unterscheidungsmerkmaledie Verhältnissedesinneren Baues undselbst Lebenserschei- nungenhinzukommen,so hatauch dieMehrzahlderStein- arten (Topas, Bleiglanz, Kalkspath) bestimmte, wesentliche undursprüngliche,mehroderweniger regelmäßigeviel- seitige kantigeundeckigeGestalten:dieKrystallgestalt.
Vonunseren,ausNaumann’s »ElementederMinera- logie« entlehntenAbbildungensehenwirandenzweiersten am deutlichstendievollkommen regelmäßigeAusbildung derKrystallgestalt,undwirerkenneninihnenebensowie in einemJnsekte echteIndividuen,d.h· selbstständigeEin- zelwesen,welcheinsichvollkommenabgeschlossensind,und
welchenman nichts nehmenundnichtshinzufügenkann, ohneihre WesenheitundAbgeschlossenheitzu stören.
Jndessemreichtebenso wenigbeidenkrystallisirten SteinartendieäußereFormzuihrer Unterscheidungaus Wlebel denorganisirtenWesen, sonderneskommt,und
«)·Das KkpstallIstderVolksname fürdieSteinart, welchemderMineralogiedenNamenBergkrystall führt,und zugleich überträgtman ihnzuweilen auchaufeinebeson- dersklareGlassorte DerKrystallist derName fürdiereget- mäßigeGestalt, welcheeine Steinart annimmt,indemsieaus einerLösung anschieszt. Dochhaben auchorganischeVerbin- dringen,z. B·bekanntlichderZucker, Krystallgestalt.
zwarjedenfallsalsnochwichtigeresMerkmal,ihrechemi- scheZusammensetzung hinzuundauchnocheinigeandere physischeEigenschaften.Wirwürdensehrirren,wenn wir allealsvollkommen regelmäßigausgebildete Würfelvor- kommende Steinarten fürnur eineSteinart haltenwollten, damehrere chemischsehrvon einander verschiedeneStein- arten inderFormdesWürfels krystallisiren,z. B.der Bleiglanz,dasSchwefelkiesundderFlußspath
Man nenntdiesesehr eigenthümliche,beiThierenund Pflanzennicht vorkommende ErscheinungJsomorphis- mus, waswirdurchGleichgestaltigkeit verdeutschen können. Esist dasselbe,"was essein würdewenn zwei Vogelarten äußerlichbisaufdieFedereinander glichen unddoch zwei verschiedeneArten wären. EsistderIso- morphismuseineum soauffallendereErscheinung,als sonst geradeimSteinreicheinegroßeUebereinstimmung dermeistenihrer physischenEigenschaftenmitderGestalt herrschendist.
Nicht minder interessant isttieEigenthümlichkeitder einerSteinart zukommendenKrystallgestalt, innerhalbge- wisser GrenzenmancherleiSchwankungen unterworfenzu sein,wodurchKrystallformenentstehen, welchederder Stein- art eigentlich zukommendenmehroderweniger unähnlich sind,aberoftsehr ersichtlichalssogenannteabgeleitete Gestalten auf letztere zurückgeführtwerden können.
Diese Umgestaltung geschiehtdurch BeseitigungderEcken undKanten, was man Entkantung undEnteckung nennt.
Man kannsichleicht praktischdavonüberzeugen.wie sichhierdurchdieGrundgestaltenderKrystalleabändern
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lassen,indemman sichhierzueinerKartoffel, Rübe, Thon oderSeifebedient. Schneidenwirunszuersteinenregel- mäßigen Würfel,dendieKrystallographieHexaeder oderSechsfl ächnernennt,weilervon6gleichenquadra- tischenFlächen,8Ecken und 12Kantenbegrenztist. Schnei- denwirnun ganzregelmäßigundzugleichganzgleich- mäßigalle8Ecken solangeab, biswiranjederder12 Kanten inderenMittelpunkt zusammenkommen, so erhal- ten wireineKrystallgestalt,welche sogareineandere Grundgestaltist, nämlichdasOkta ed er, derAchtflä ch- ner,sogenannt weilsie8gleichegleichseitigdreieckigeFlä- chen,6Eckenund12Kantenhat.Ambestenveranschau-
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lelenseiner6Flächen.Denkenwir unseinenWürfelvor uns,andemdie1obenliegt, sokönnen wirunsausder EinseinesenkrechteLiniedurch ihn hindurch gehendden- ken, derenEndein die Mitte der6fällt; lagdie2oben, sogehtdieAxe aufdie 5,lagdie3oben,aufdie4. Jm Mittelpunkte desWürfels müssensich diese3Axen recht- winklig schneiden.
Wenn beidemSechsslächnerdieAer zwischenden Mittelpunkten je zweierparallel gegenüberliegendenFlächen liegen,undwir siegleichwerthignannten, soliegensie im Achtflächnerzwischenje2sich gegenüberliegendenEcken undsindnichtgleichwerthigStellenwireinenAchtflächner,
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KrystallgestaitendesQuarzes.«
lichen wir uns denAchtflächnerals2gleichemitden Grundflächenaneinander gelegte vierseitige Pyramiden.
Schneidenwiralsdann die Ecken desAchtflächnersgleich- mäßigunddiegegenüberliegendenunter sich parallelweg, so erhaltenwir wiedereinenkleinenWürfel.
Dieses Beispiel zeigt,wie diezahllosen Krystallformen sich dochauf einige wenige Grundfornien zurückführen lassen.
Einederartige Kartoffelübungwirdauchergeben, daß
man keinegerad- oderebenflächigeFigurwirdschneiden können, diewenigerals4Flächen,4Ecken und6Kanten
hätte. "
Der Krystallbeschreiberdenktsich durchdieKrystctlle Axenliniengezogen. Der Würfel hatdreivöllig gleiche undgleichwerthigeAxen zwischendenje2einander paral-
wie wirihn vorhinmitzweiandenGrundflächenzusam- mengelegten Pyramiden verglichen, senkrecht aufeine der beidenPyramidenspitzemsogeht zwischendieseneinesenk- rechteAxedurchdenselben;zweiandereAxen liegenwage- rechtzwischenje2dereinandergegenüberliegenden4Ecken, welche zusammenineinerHorizontalebene liegen. Jene nenntman die-Hauptaxe unddie andernbeidendie Ne- benaxen DieseAxen spielenbeiderKrystallbestimmung einewichtigeRolleUnd es Werden diemathematischenVer- hältnissedesKrystalls darauf bezogen. ·
DadieKrystallemathematischeFiguren sind, sover- stehtessichVVUselbst- daß bei-ihrer Beschreibungdiean
ihnenvorkommenden Winkelgemessenwerden. AmWür- fel messennatürlichalsrechte die die Kanten bildendcn12 Winkel900,bei demAchtflächnerdagegen109028«.