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Berautmnrü Redakteur E. Jl.Rahmäszleu AnitlichesOrgandesDeutschenHnmboldt-Vereins.
Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenund Postämterfürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.
No-35s ges-«— Für Hausund
Inhalt: EinNaturforscher-leben (Fortsetzung.)— Zwei Häher.
Werkstatt— Witterungsbeobachtungen.
MitAbbildung.— EinBür- I
OLin Yakurforscherleben
KeineDichtung.
(Fortsetziing.)
Die Nacht überhatteessichabgeregnet,undalsAdolf mitdenbeidenDamen amfrühen Morgenwiederandas Ufer trat, Umdas von anernherkommende Dampfboot zu erwarten, daschienihnenallenderSeenochherrlicher als gestern. Die Morgennebelhatten sichzusammen- geballtUndschwebtenalslockereHauswolkenschonhoch obenum dieFlankenderBergwände;von Flüelen her blitzten dieMorgenstrahlendurch dieNebelmasfen aufden SpiegeldesSees herab,daß die beleuchteten Stellen tief hinab grün durchglühtwaren undderganzeSee einem Smaragd glich,dessenFacetteninverschiedenemGlanze leuchten. Ueber diegegenüberliegendeWand blicktedie blendende SpitzedesUrirothstocksherab,ganznahe,als objenederFußfürihnsei.ZumerstenmalemußteAdolf vonseinerKarte über dieFernentäuschungderklarenAl- penluftbelehrtwerden, welchedasFerneintäuschende Näherückt.
Der seligstevon Allen, diedasBootaufnahm,war Adolf. JnstummerMorgenandachtbeugteersichvor der gerade indiesemWinkel desherrlichenSee's majestätisch schönenAlpennatur. EsginglinkshinderMorgensonne entgegen. Balderschien auf,,Tells Platte«die,,Tells- kapelle«aus schattender Belaubung herübergrüßendzdas
,,Rütli« mußte hierobenauch in derNähesein,auchder aus demSeeaufragende Felsenkegeldes ,,Mythenstein«, dem die Urkantone 1860Schillers ewiges Gedächtnißein- meiselten. So mußte sichjazudem Entzückenüber die PrachtdesOrtes SchillersfreiheitglühenderGeistgesellen, denen als Dritter imBunde derwissenschaftlicheGenuß nichtlangefehlen sollte.-GenFlüelendampfend kamdas Boot aneineschmale, aberdochwohlimmer nochMS Viertelstunde breiteStelledes See's,beiderseitsvonhohen senkrechtenFelsen,derKreideformation zuzurechnen,einge- schlossen.AdolfmachteseineBegleiterinnenciUfdiese Fel- senaufmerksamundglaubte,GroßesmitKleinemver- gleichend,sich einesGleichnissesbedienenzudürfen. »Zu- schneidenSie ein StückBandtorte undschiebenSiedie beiden StückemitdemMesserauseinander, so sehenSie etwas Aehnlicheswiehier: Wieanjenen Streifen an
Streier paßt,sosehenSie hierlinksundrechtsanden Felsen gewundeneStreier IstSchichten,aus denen sie zusammengesetztsind.Die Streifender linkenSeiteent- sprechen genau denenderrechtenSeite, undwirkönnen nichtzweifeln, daßbeideWände derFelsenufer einstmals Einswaren. EinefurchtbareGewaltspaltetedenFelsen- Berg, und zwischendieweit auseinander geschobenen
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Spaltflächen ergoßsichderSee. Wirfahrenhier zwischen einemderberühmtestenDoppelprosile,welche dieGeologie kennt-«
WährendAdolfdiesundAnderes seinenbeidenBe- gleiterinnenvordoeirt"e,hatteein Mann indlangem weißen Reitermantel aneinemRadkastengelehntundaufmerksam zuhörendAdolf scharf angesehen,sodaßesdiesemfast pein- lichgewordenwar, daß ihmeinösterreichischerReiter- offizier,dererseinmußte,solcheAufmerksamkeitschenkte.
Jetzttrat derMann auf,ihnzuundsagte:,,nun habe ich endlichheraus,wer Siesind.Jchkonntemichnichtbe- sinnen,wo ich Siegesehen habe;nun weiß iches;was SieebendenDamen erklärten,hatmich daraufgebracht.«
Ernannte AdolfsNamenund fügte hinzu,daßervor fünfJahrendessen geologischeVorlesungeninMainzge- hört habe.
Esgiebtkaumeinetraulichere Veranlassung.einevor langerZeit gemachteoderalsgemacht eigentlichkaumzu betrachtendeflüchtigeBekanntschaftzuerneuern als diese war: dieBefprechungeinerdererhabenstenVonderMor- gen-undvon derWissenschafts-Sonne beleuchtetenStelle derAlpenwelt.
Seitdem dasBootin diefastreinmittägigeLinie des UrnerSees eingetretenwar,bautesich alsSchlußsteinder felsenumhegtenFernsichtim VorblickaufFlüelendie sirn- gekrönte Pyramidedes9466 F. hohen Bristenstoeks empor, derwiewenigandereBergkolossederSchweiz seine klassischedleGestalt zufreierunbeeinträchtigterGeltung bringt. JnFlüelen,amsüdlichenEndpunktedesviel- gliedrigenunddahermitvielenTheilungsnamenbenann- tenVierwaldstädterSee’s,wartete Adolf ausdemBoote auf dessenUmkehrgenLuzern.
Wir begleiten ihnim Stillen bisdahin,dennes kann nicht unsere Absicht sein, hiereineSchweizeriReisezu be- schreiben.Wie esunter demDeckder schweizerischen See-Dampfboote aussieht,ob nocheleganteralsaufden rheinischen,odernochunsaubereralsaufdenRhone-Boo- ten,davon hatAdolf nichts gesehen.Dieziemlich3Stun- denlange Fahrtüber wich seinFuß nichtvondemSchiff- schnabelundsein AugenichtvonderPracht,dieunter ihm heraufgrünte,vor, hinter ihm, rechts,linkssich ihmdar- bot. Später erfuhrer,daß dieser herrliche Sonntag noch eineandere Weihe überihn gebrachthatte: imfernen Amerikawar andiesem Tage seine TochtereinesTöchter- chensgenesen. AdolfhatteeineherrlicheGroßvater-Fahrt gemacht.
Luzernwimmelte vonFremden.DiegünstigsteReise- zeithatteebenbegonnenundeswar alsobeinPlatzregen vonReisendensich über dieSchweiz ergossenhabe,dernun
ihre Thäler entlanginStrömen sich ergoßund inden reizendenThalkesselnauf kurze Zeitenverweilte,umdann weiterzu rinnen.
Adolf wußte sichinLuzernaneinerderPfortendes BernerOberlandes, durch welche hindurchzuschreitenes ihnmitunwiderstehlicherGewaltdrängte.Ersahdarum
von Luzern wenig, nichteinmal denineineFelsenwand eingemeiseltenLöwen,undhatdadurchwohldenGenuß einesanerkannten Kunstwerksentbehrt, dafüraberauch eineUnkühmlicheVerewigungdes endlichabgeschafften Söldnerthumsder tapferenSchweizer nicht sehen müssen.
WohlabersahundbegriffereineBedeutungdesVier- WaldstädkekSEN- welche diesermitallenschweizerSeen gemein hat,einLäuterungsbeckenzusein. VonGeburt eineTessinerin,imkleinenLagoLueendioaufder8441«
hohen Fibbia entsprungen, stürztdieReußtobend und schäumenddieGotthardstraßeherabindenVierwaldstädter
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See, unweitFlüelen.Sie bringtinihren schäumenden Wellen trübendeSchlammtheilemitherab,dieihrnament- lichnachRegengüsseneineunreine Farbegeben. Im Vierwaldstädter See entäußert sichderFlußallerinihmall- mäligzu BodensinkendenVerunreinigungdurchdenlangen holperigen Weg,löst sichaufin dieungeheureWassermasse undwas man unten beiLuzerndenAusflußderReuß nennt, zeigteineKlarheitundDurchsichtigkeitdesmeer-
grün schimmerndenWassers,wiesich dessen vielleichtkein zweiterSchweizerflußrühmenkann.AufderBrückestehend konnteAdolf nichtmüdewerdentauchendenBläßentenzu- zusehen, welche sich vielleicht20—30 Fuß tief hinab- ließen,umLaichkräuterabzureißen,wobei sieandertief- sten Stelle fastebenso deutlich sichtbarblieben,alsihre
an derOberfläche fchwimmenden Genossinnen. Seinen Beschluß,denfolgenden TaginLuzernzuzubringen,än- derte Adolf plötzlich,alseranderMittagstafel einen FreundundehemaligenJugendgefpielenfand,derheute noch überdenBrünig-Paß nachMeyringen hinüber wollte. Erschloßsichihman,denngroßist dieMachtdes Dranges,beidemGenußdererhabenenSchönheitderNa- tureine-mitfühlendeSeeleanseinerSeitezuhaben.Das BootbrachtebeideFreunde,denensicheinjungerMann aus Livland anschloß, schnellnach Stansstad andie Ausmündung desMelchth ales, dessen malerischeSchön- heitbeijedemSchritt vorwärts nachdemQuerriegeldes
Brünig zunimmt. "
DasWasser,dessen SpurenAdolfimmer verfolgte, schiendafür Sorgegetragenzuhaben, daßerja nichtver- gesseinseinem BuchederfurchtbarenGewalt desselben rühmendzugedenken.ErhatesdortinfolgendenWorten gethan:»Am 25.August1856 fandichindemunteren TheiledeskleinenMelchrhalesimKanton Unterwalden eineFlächevonwenigstens V4ElStunde bis1Ellehoch mitSteinschuttvonKopfgrößeunddarüberbedeckt, wel- cheneinige Tage vorhereinGebirgsbach,die kleineMelch, nacheinemPlatzregenherabgeschwemmthatte.Vielehun- dertevon Wagenladungenwerden kaum daswieder be- seitigenkönnen, was dasWasserinwenigenMinuten hier aufgehäufthatte.«
Wirfühlenuns gedrungendemnoch«etwashinzuzu- fügen,wasfürjedenAnfänger inderGeologiealshand- greiflichstesUnterrichtsmittel hätte benutztwerden können.
DieFluthendesniedergestürztenRegenwassers,welchevon zumTheilbewaldetenAbhängenheruntergekommenwaren, hatteneineMenge Aststückemitgebracht, wahrscheinlich zum Theilvon dürrenAestenherrührend,welchevom Sturm undRegen heruntergebrochenworden waren. Diese
waren natürlichindenfurchtbarenBrei des Gestein-
schuttesmithinein gerissenund inkleinere, etwa Fuß langeStückezerknicktworden« Jetzt lagensie mitten in demSteinschuttaller ihrerEcken undKanten beraubt, ringsumgerundetundgeglättet. JnderZeitvonwahr- scheinlichnur wenigenMinuten waren ausihnen aufna- türlichemWege hölzerneModelle vonRollsteinenoderGe- schiebengeworden,wie man künstlicheHolzmodellevon Krhstallenmacht.
DerWeg führte,weiteraufwärtssteigend,am rechten UferzuerstdesSarnersees unddann des-Lungern- sees, welcherletztere,höhergelegen, durcheinen Tunnel zumTheilin den ersterentiefer gelegenen abgeleitetwor- denist, wodurch ringsumdennun sehrkleinenLungern- SeeeinegroßeFlächedestrefflichftenAckerlandes gewon- nen wurde. DieserGewinn istkeineswegsein blosschein- barer, indem nun etwa eben so vielUserlandum den Sarnersee mehr überfluthetalsamLungernseetrockenge-
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legt ist.Man wirddiesen richtig scheinendenFehlschluß leicht aufgeben,wenn wirsagen,daßdasBecken des Lun- gernseessehrflach,dasdesandern dagegen sehr ausgehöhlt istUndstarkeUferböschunghat.—- BeieinerWendungdes Wegeswinkte plötzlichdasBerner Oberland überden hohenBrünigwalleinenWillkommen-Grußherüber,es war dieblendende Firnpyramidedes11,400 Fuß hohen Wetterhorns.
AmFußdesBrünigpassesverließendiedreiReisenden ihreKalesche undkletterten dendamals nochsehrunbe- quemenFelsenpfademporundmitihnen thatesaufhohen StelöenderTelegkaphendrahtAufderPaßhöheange- langt-lagerten sich Adolfs GenossenzwischendenBüsch- chenderleiderhier längstverblühtenAlpenrosen, während Adolf(der ältestevon ihnen)Schneckensuchendanden Felsen herumkletterte.Dakamenvon Luzern her zwei Männer mit einemTragsesselundbotendenbeiden Müden zurWeiterreise ihre Dienstean. Sie lehntensie ab. Da entdecktendieTräger,wieman imBernerOberlande die stetszweifarbigen ZiegenvondemweißenSchneeundden dunklen Felsen unterscheidet,denam Felsenkletternden Adolfan seinemweißenHaarunddunklen Rockundrie- fenihmzu:»AberderalteHerrdortwirdsichwohltragen lassen.-'AberderalteHerr fühltesich sojung,daßermit wahrem Ingrimmunddochdazu herzlichüber sichlachend gegendenehrwürdigenTitel sammtdemTragsesselpro- testirte. Undauch alsesdrübenwiederhinunter ging auf steilenZickzack-WegenindasHa sli-Thal, warAdolf seinenGenossen stetsvoran.
Erwußte,daßermorgen frühinMeyringen mehrals HerkulesamScheidewege seinwerde, dennderhatte ja
nur ein Entweder — Oder gehabt,deren in Pceyrin - genmehrere sich geltendmachen.Dieserechtoberländisch aussehende Hauptort desHasli-Thales ist einvielbe- gangener Kreuzungspunktfür die Touristen. Abseitsda- von, als habedie Gemeinde densehr ursprünglichenländ- lichenCharakter ihrerArchitekturnichtstören lassen wol- len,liegendicht nebendemuntersten derberühmtenR ei- chen bach-Fälle,mitdervielleichtabsichtlichbaufiilligen unddaher äußerstmalerischenMühle, elegante Hotelsund davor ganze S«aarenvon WegelagerernindesWortes buchstäblichsterBedeutung--— die braunbejacktenFührer- Diesesind geradehinStaatsbeamte zunennen undzwar Staatsbeamte vonBedeutung Ohnesie,ohneihreLandes- undWeg-undStegkundeundohne ihre bewährteZuver- lässigkeitkönnten dieSchweizer ihr großes Exportgeschäft nimmermehrmachen. Wir meinen nichtdasGeschäftin ,,Schweizerkäse«und,,weißenSchweizerwaaren«,sondern das Geschäftin,,Reisevergnügen«,dassich dievon der SchweizabhängigenAusländer obendrein persönlichab- holenunddadurchdieTransportkosten selbsttragen. Das ist fürwahrein,,glattes« Geschäft! Fabrikationskosten der exportirtenWaare habendieSchweizer nicht,denn diesebestehenjanurinEisenbahn-undWegeban,dendie auswärtigenKunden reichlich verzinsenhelfen.
GliicklichesVolk dieSchweizer! Freivom niedrigsten Seeuferbis zurSpitzedesFinsteraarhorns,wie keinzwei- tesVolkderWeltInhabereinesGeschäfts,welches keiner Konjunktur unterworfen ist,wenn nichtallenfallseinmal Jupiter PluviusalsmeteorischeTraubenkrankheit ihren Exportartikelverdirbt.
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Adolfwarsichbewußt, daßerfür seinGeldvielleicht
vorallen gleichzeitigmitihm anwesendenGeschäftsfreun- denderSchweizereinbesondersgutesGeschäft mache;
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und das istjawieder einebesondereSeite diesesder Schweiz eigenthümlichenExportartikels,daß sichjederAb- nehmer fürvieloderfür wenigGeldvieloderwenigda- von mitnehmenkannunddaßderArtikeldadurchnieab- nimmtodersichanhäuft. Adolfs Reisekassewar ebennicht überreichversehenundeswar ihm dahereinesehrwill- kommeneUnterstützung,daßerundzwargeradeaneinem derreizendsten PunktedesBernerOberlandes,am,,Gieß- bach«amBrienzerSee, beiseinem FreundeundParla- mentskollegenRappardgastfreieHerbergefand,vonder ausernachdenverschiedenstenRichtungen Ausflügenach denfür seine Wasserstudien ergiebigsten Punktenmachen konnte.
Zunächstabereheerhier Posto faßte galtes den drei Reisevereinigten,zu denennoch ein VierterausHamburg hinzukam, noch einige gemeinsame Partien zumachen.
Derstarke TagesmarschvonMeyringenbisauf dieSpitze desFaulhornes machtedenAnfang.Erführte Adolf indas HerzdesBerner Oberlandes mitten hineinoder gewährteihm wenigstensdenEinblick in dieinnersten Fal- tendeseisumpanzertenAdyton.
Von Meyringenanununterbrochen bergauf steigend wird derWeg stundenlangmitjedem Schrittreicheran prächtigerAlpenseenerie,abermitdieser Schönheitwächst auchdieUnschönheitderBettel-Jndustrie: eingesperrte GemsböckeundMurmelthiere, Zaunthüren öffnendeKin- der, Alpensträußchen,nichtsnutzigeMineralien heischen ihren Zoll.Selbstdaswildefreie Alpenkind,derReichen- bach,isthintereiner Breterbude eingesperrt,von deraus mangegeneinenTribut denkühnenSprung zeigtwie auf denJahrmärktendieLuftsprüngedesSeiltänzers. Das ist-einschäbigerMißbrauchdesdenSchweizernanvertrau- tenGutes, denderBundesrathnicht dulden sollte;das gehörtmitnichtenzudemvorhinnicht imScherz,sondern allesErnstesnachgewiesenenganzabsonderlichen Export- handelderSchweizer.Esist eineSchändungderNatur, ihre Reizefür Geldsehenzulassen.Neben demBrausen undSchäumeneinessomächtigenWasserfallesmagich selbstdasnaturwüchsigsteHäuschenmitdenLauten der Hausarbeitnichthaben—ein hellerFrevelaberistes,dem andächtigenBesucher,derschon langevonWeitem hörte wasernun mitjedemSchrittendlichzusehenhofft,ein ,,Pah!«inFormeinerBreterwand entgegenzustellenund diehohle Hand hinzuhalten.-
Hätte AdolfuntenindemfinsternSchlundegestanden,
erwärenichtmehr,,mitkaltem Wasser übergossenge- wesen«,als ereswar vordiesem »wasgiebstdumir, wenn ich dichdenReichenbachsehenlasse.«
Diese Bettel-Jndustrie begegnetEineminderSchweiz überall, bald inderFormwiehier,baldin derFormvon einPaar Faullenzern,welcheaneinemganzgutenBerg- pfadeeinBischenmitderHacke herumkratzenundLohn fürWegebesserungfordern.DerReisendesieht aber in der Regel nicht, daßdiesnur Wegelagerersind, die ansihrem behaglichenDolcefarnienteaufspringen- so oftsie in der Ferne Fußtrittehören,undsoineinemTage sich hundert- maldenAnscheindesdienstfektigenFleißeszugeben.Wissens
Das alteintausendFällen sichbestätigendeSprich- wort ,,man merktdieAbsichtUndwirdverstimmt« ist nie wahreralsinsolcheniU—d9V«SchWeizsichtagtäglichwieder- holenden Begegnissen-Es Ist abereine Sündegegenden heiligenGeistderNaturfreude, mitten indiesehinein Verstimmunglzu bringen.
lForisehnngfolgt)
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ZweiHäh«.
ImI.und2.Iahrgange machteunsHerr Brehm mitder,,schwarzen Familie«unddannausführlichermit den,,Gliedernderschwarzen Familie« bekannt,derenBe- kanntschaftwirvonweitem freilichlängstgemachthatten.
Eswaren deren fürunseredeutscheEbene5Arten der Gattungcorvus, nämlich l) derKolkrabe, C.corax L., 2) dieRäbenkrähe, C.corone L.,3) die Nebel- krähe,C.cornix L., 4)derSaatrabe, O.frugilegus L.,und5)dieDohle, C. monedula L.Zu diesen,deren Kleiddurchausschwarzundnur beizweien,derNebelkrähe undderDohle. theilweisegrau ist, kommtdie allbekannte Elster, jetztPica caudata Bkjss. genannt, von Linne abernoch mit zurGattungcorvus gerechnet,alsCor- vus pica, welchesich durch ihren körperlangengestuften Schwanzunddurchdas reineWeiß ihrer Bauch-und Schultersedernauszeichnet.Wirfügen heute zwei ander- weiteGlieder dieser Familie hinzu.welche sich,das eine weiteralsdasandere,vondemdüstern CharakterderBe- kleidungentfernen, bei Linne beide noch zurRabengattung .gerechnet.Der französischeVogelkundigeM.I. Brisson machteaus jedemderbeidenVögeleineeigene Gattung undnannte denFig.1dargestelltenGarrulus glandarius (()01-vusglandakjusL.), den anderen Nucjfragacaryoca- tactes tcorvus caryocatactes L.).
Der ersteführtalseinerderverbreitetstendeutschen VögeleineMengeortsübliche Namen neben demjenigen, derin derdeutschen Namengebungvon derWissenschaft aufgenommen ist: Eichelhä her. Namentlich derWaid-
mann undderFörsterundauchderLandmann nennt ihn mitdenverschiedenstenNamen: Holzschreier, Eichelkabsch, Kabsch schlechtweg,Markolf,Hatzel, Hetzler, Fäck, Iäck, Herrenvogelu.s.w.
Obgleichunverkennbar zurRabenfamiliezurechnenhat derEichelhäher dochentschiedene Eigenthümlichkeiten, dieihnzu einerbesondern Gattung machen, wennschondie unterscheidenden Merkmale — wieesleiderüberhauptbei denVögelnderFallist— nichtsoscharfundhandgreiflich sind wie bei vielenGattungenundArten geradedernie- deren Thiere. InnerhalbdesCharaktersderengerenRa- benfamilie, welcherindenvon steifenborstenartigen Feder- chen bedecktenNasenlöchernliegt, unterscheiden sichbeide Häherdurch dieLängedesSchwanzes, welche beträcht- licherals bei denRabenarten und geringerals beider Elster ist;unter sichsindsieverschiedendurchdenSchna- bel,welcherbeidemEichelhäherbeträchtlichkürzer,beidem Tannenhäher dagegen längerals derLan ist.
Mehrals dieses letztere Gattungskennzeichenam SchnabelfälltdieVerschiedenheitdesFederkleidesindie Augen.
Nichtmitbunter Farbenmengeprunkendfehltdoch demKleidedes EichelkabschderFarbenschmuck nicht, ja
man Muß ihm zugestehen,daßerinderFarbe seinesKlei- des einenfeinenGeschmackbeweist.DieGrundfarbe des- selben fälltindasChaosderbraunen Töne,inwelchem man sich beschreibe-adfastnur dadurchdeutlich machen kunn,daßMan den braunen Ton,denman bezeichnenwill, mitderstetigen Farbe irgendeinesallgemeinbekannten Gegenstandes Vergleicht:nußbraun, leberbraun, kafebraun
U-isW-Die RobedesEichelhäherswürdenachdereben herrschenden Farbenmode hell havannahbraun genannt werden,obgleichLeunis nichtminder Rechthat,wenn er sie grauröthlichnennt. WiebeidenmeistenVögeln, welche
einevorherrschende GesammtsarbedesGefieders haben, zeigtsichdiese FarbeandemBaucheamhellstenundauf demRückenam dunkelsten.Diesist,beiläufiggesagt, ein Farbengesetz, welchesbeidenWirbelthieren überhaupt herrschtundimGanzennur wenigen Ausnahmenunter- liegt.SolcheAusnahmensind z. B.derSilberfasanund derHamster,welche die dunkleFarbeaufder unteren Kör- perseite,diehelleredagegenaufdemRücken tragen-
Zu diesemFarbenfond seinesKleides hatdereitle und sich über dieGebühr geltendmachendeVogel— denndie- senVorwurfmußman ihmmachen— mitfeinemGe- schmackSchwarzundBlau undeinWenigvon Weißals Ausputz gewählt,wiebeidenFrauenundModistinnender Kunstausdrucklautet. Der Kopfputz ist eineflach auf- liegende schwarze Haubeaus feinen schwarzenFederchen gebildet, welchenvorn hinterdemSchnabel einige weiße beigemischtsind. DieseHollesträubtderVogelempor, wenn inseinem leidenschaftlichenInnern etwas vorgeht.
DieKehle, BürzelundWangen sind weißundjederseits gehtüberletzterevon derSchnabelwurzelauseinschwar- zer Schnurrbart,derdemGesichtetwas Martialisches giebt·
DerNackenunddieHalsseitenzeigeneinlebhaftes Ha- vannahbraun, was unten am AnfangedesRückensin einerscharfen Linieabsetzt.BrustundRücken sindröthlich aschgrau,letztererdunkler. DieFlügel sindmitbesonderer Schönheit ausgestattet. Die 7erstenund eigentlichen Schwingen,vondenendieviertedielängsteist, sindgrau- schwarzundhabeneinengrauenAußensaum.Dieübrigen Schwungfedernsindan derSpitzeundInnenfahne fast kohlschwarz,anderunteren Hälfteaber anderAußen- fahnereinweißundnachdemKielehinmit2bis3ver-
waschenenblauen Binden. DeneigentlichenAusputzdes geschmackvollenKleides bilden aberdie kleinenschmalen Deckfedern,d.h. diejenigen, welchedieKielederHaupt- schwingenbedecken. Siesindtheilsganz, diemeistenje- dochnuranderAußenfahneinzahlreichegleichbreite Quer- streifen abgetheilt,welcheabwechselnd tief schwarzundla- surblau sind, letztere aufwärts allmäligbiszuWeißver- waschen.Man sieht diese äußerstgeschmackvollenFeder- chenhäusig amHute desFörstersprangen. Diebisan dasFersengelenkreichenden lockerenHosen sindganzhell havannahbraun. Derziemlichlange abgerundetenachder Spitzebreiterwerdende SchwanzistdüstergraUschWaVz unddieFarbedermittelstenFedern geht nachdemKiele hinimmer deutlicherinschmale schwärzlicheQuerlinien über.—-
MitAusnahmederFlügel-undSchwanzfedernistdas ganzeGefieder,namentlich anRücken,BrustundHosen äußerstlockerundseidenartigfein zerschlissen,so daßdie FederchenderFahnenichtschließen,sondern haarartigwie dieZähneeinesfeinenKammesvoneinanderabstehen.
EinschwachangedeutetesZähnchenam Unter- und diegekrümmteSpitzeamOberschnabeldeuten deutlichge- nugan, daßderEichelhäherauchmordet. DerSchnabel hateineschwärzlicheunddie starkenFüße mitscharfenkräf- tigenKlauen habeneinegelblichgraueFarbe-Dieganze Längedesziemlich starkleibigen Vogelsbeträgt13—l4 Zoll.—
Ichnannte obendenEichelhähereinen eitelnundsich über dieGebühr geltendmachendenVogelundschriebihm einleidenschaftliches Innere zu. Dies istvollkommen wahr.Seine Stimme istnichts wenigerals schön,ob-
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