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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1861, No. 16.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt. KernuggegrheununE. S.Roßtnåszlen Wöchentlich1«Bogen. DurchalleBuchhandlungenUndPostämter fürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Inhalt: DieRat-blumen VonWilhelmvonWaldbrühL—-Landschastsmalerci. VonW.Gordack i.Königsbergi.Pr.—- DieMöve(Larus).

dnng.)—- UeberdieGeschwindigkeitdesLichtes.

IIO.16. EinFamilienbild.

VonG.P.KöpkcinGöttingen. Kleinere Mit- tbeilnngen. Für Haus-nndWerkstatt Verk

VonA. E.Brehtn. (MitAbbil- 1861.

ehr. BeiderRedaktion cingegangcneBücher.

Yie Radblumen

VonWilhelm non Waldbrühc

Haben Sienicht einmal Radblumen beobachtet?frug icheinennaturkundigen Freund. Radblumens erwiederte er,meinen Sie Blumen mitradsörmigerBlumenkrone?

Nein,ichdenke wederanPhanerogamennochanKrypto- gamen, ankeineBlumen, diedemPflanzenreiche angehö- ren,ichredevonBlumen, welcheetwa mitdenensichver- gleichen lassen,welchederFrostandieFensterscheibenzu zaubern pflegt,ichredevonBlumen, welche durch die Be- wegungderRäderaufderStraße entstehen.Mein natur- kundiger Freund sahmich mitgroßenAugenan,alsober

zweifle,ob ichganz nüchternsei,undmancheLeserwerden ebensovon denZeilenaufblicken, und dennochliegendie Erscheinungen,von denen-ichrede,vorJedermanns Augen offenda,sodaßman kaumzweifeln sollte,daßJemand sie noch nicht beobachtet hätte. FreilichwirdJener,wel- cher blosdasPflasterderStädte betritt, welchernurauf Felsbodenumherwandelt,oderauch der, welcher imleichten Sande sichdaheimsieht.kaumGelegenheit findendie Rad- blumenzubeschauen,auchwaren siewohlvorZeiten,wo nochschmaleRäderüblichwaren, die sich intiefenFahr-:

gleisen bewegten,nochnichtanderTagesordnung Wer jetztaberauffestemoderschweremBodenüberdieLand- straßewandert, wenn diesetrockenistundeinigermaßen zum Stauben neigt,derwirddieErscheinungnicht läugnen können. Durchdie Bewegungder RäderwirdderStaub aufdasfeinste gemahlen.sodaßin derRadspur,oderbesser

andenStellen, wodie Räder überdieHeerstraßezurollen pflegen, auchderStaub am feinsten seinmuß.EinRad, welches sichnun amWagenraschoderlangsamüber die Straße bewegt, sollte eigentlichdieRadschieneinihrer ganzenBreiteindenStaub abdrücken, wiesicheinSiegel inWachsoderLack abdrückt. Diesesthutsie aber keines- wegs,wenn der Boden trockenundnur einigermaßenzum Stauben geneigtist.ZwarwirdderBodenga11zfestniedek- gedrückthinterlassen, zeichnensichbesondersdie Kanten oderUmrissederRäderscharfaufdemBodenab; dagegen istaufderMitte derRadspur dieRadblume sichtbar, welcheaus einem lockerenStaubgebilde besteht,das auf demglatt-undfestgedrücktenWege sichdeutlich abhebtund dieganzeRadspurVerfolgtiDiese Radblume bestehtaus einemLängenstteifen-welcherinder MittederSpur mit demRade läuftaberkeine gerade Linie bildet,sondern sich in sanftenSchlängelungeninderMitte hält;von diesem Mittelstreifen Ziehensich zarteStaubfiederchennachden Rändern derRadspurinzierlichem Ebenmaßeundbilden aufdemBoden eineniedlicheArabeske,machen dieimfeuch- tenWege einfacheRadspur,wieman es in deneinfarbigen Wappen nennt, zu einermusirten. IchhabeOben bereits angedeutet,daß diese Staubgebilde gewissermaßenmitden Eisgebilden aufdenFensterscheibenAehnlichkeit haben,

nurdaß sievielebenmäßigersind, mehreinegeordnete Zeichnungvorstellen.

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Mit derErwähnungderunläugbaren, stetswieder- kehrendenErscheinung möchtenwirgerne dieUrsachean- deuten,welche diesen hübschenZeichnungenzuGrundeliegt.

DasRad, welchesdenStaub festdrückt,könnteimmerhin durchdieAnhangskraft einigenStaub mitsichwiederin dieHöheziehenundderleise Wind,welcherdurchdie Be- wegungdes Rades entsteht,könntedenselbennachdereinen oderanderen Richtung so aufdemBoden aufliegenlassen, daß irgendeineRichtungundSchichtung erfolgt,wie der Schnee,dervom Windebewegtwird, wiederSandnnd Schlamm,welchersichin einemBachefortschiebt,sichin einer feststehendenWeise niederzuschlagen pflegt. Jch bezweifle aber,daß durch diesenWind sichdiestets wiederkehrende äußerstfeine, ebenmäßigeZeichnungerklärenließen,binweit eherzuderAnnahme geneigt, daßdieBildungen, welche wirbeschrieben,nur inderErschütterungdesBodens be- gründet liegen. Jedermann,welcherjein einemHausean derStraße gewohnt hat,wirdwissen, daß schwere Wagen nichtblosdieStraße, sondern sogar nocheine bedeutende Bodenflächerechtsundlinksderselben erschüttern,in eine zitternde Bewegung versetzen.Jeder, welchernur einen Wagenhat vorbeifahren sehen, hat wohl auch gehört, daß dieserWagen nichtallein,daß auchderBoden einGeräusch hervorbringt,welchesmitderErschütterungzusammen-

hängt.WirkönntendemgemäßkühnunsereRadblumen denEhladnischen Klangsiguren anreihen. Es läßt sich denken,daßnicht die ganzeFläche,welche durchdenRad- beschlag berührtwird, inSchwingung versetztwird,daßdie schwingendenTheiledenStaub nachdenruhendenwerfen, welchehier nahederMitte desRadbeschlages liegtundsich vielleicht durchdasAnziehendesPferdes, vielleicht durchdie Erschütterungselbst abwechselndbald nach einer bald nachder entgegengesetztenRichtungeinwenigüber die Mitte hinaus streckt.Diesanft schlängelndeStreckeist alsodie Knoten- linie,anwelche sich die andern verschiedenenLinienin eben- mäßiger,gegenseitiger Lagebinden. Durchdiese Erschüt- terung, durch dieEigenthümlichkeitder ausihr entstandenen Klangfigur,können wirUnsalleinden Umstanderklären, daßdieBildungen, unabhängigvon jeder Windrichtung, immersichinderselbenWeise wiederholen.Esverstehtsich von selbst, daß siebei gar zustarkemWindegleichvonder Straßeweggefegtwerden.

Mögen FreundederNatur aufihren sommerlichen Wandelgängendieser Zeilen gedenken, mögensie über den Mühen, welcheeinesonnenbeschienenestaubige Heerstraße bietet,denBlickzudenFahrgleisen senkenundsichdort, wo keineandern Blumen blühen,anden Radblumen er-

freuenundmeineBeobachtungenvervollständigen.

W—-

ostandscljaftsmalerei.r)

Von Muster got-dankeinKönigsbergi.Preußen.

Eskannnicht uninteressantfürdenLeserundauch nicht unpassend für diesesBlatt sein, einmaleinenBlickaufdie heutige Landschaftsmalereizuwerfen, beiderdochder Naturforscher aucheinWörtchenmitzureden hat. Jn ihr begegnen sichdieWegedesMalers undNaturforschers,da beidedieNatur studiren,wenngleichin rechtverschiedener Weise.DerMaler trachtetempfangene Eindrücke,beson- dersFarbenreizundäußereFormderNatur treuwieder- zugeben, währendderNaturforscher diesenvom Maler in seiner äußerenPracht dargestelltenTempelderNatur von innenzuerhellenundsoseineinnere Hoheitundharmo- nische Reinheitdarzulegenstrebt. Der Maler ersehnt Farbenschmelzund ideale Schönheit,derNaturforscher WahrheitundHarmoniederErscheinungen.Beidesind unzertrennlichverbunden: ein Maler ohne Naturkenntniß ist NichtsundeinNaturforscher ohne Empfänglichkeitfür das, wasden Maler begeistert,wäregleicheinemLichte ohneWärme.

Esist wieder einmal Gemäldeausstellungund eine Mengevon landschaftlichenBildern stehtdemBeschauer vor Augen;hierfesseltihneineschöneGebirgslandschaft, jabeilängeremBetrachtenerscheintsieihmvollendet schön;

alleinschoneinPaar Nischenweiter,dahängteineandre, dieist noch entzückender doch warum? Erweiß sichnicht RechenschaftvonihremZauberabzulegen; jene schiendoch vortrefflich;erkehrtzuIhrzurück, sievergleichendzube- trachten. Wieschwindetda dervorige Enthusiasmus;das istjaAlles flachundsteifgegendieneue; dortstehterin derLandschaft selbst,erwähntdie mildeLuftzuathmen,

««)Siehe unsern früheren ArtikelüberdieselbeFrage, Jahrg«

1859-Nr.22:»KunstundNatur«-

derVogel fliegt,dasWasser ist flüssig, die Bäume haben Leben,Alles ist plastisch.Undwelches istdennderGrund dieserwunderbaren Wirkung? EinPaarWorte sagen’s:

DieserMaler besitztNaturkenntniß!EsistdieSanftheit, NüancirungundVerschmelzungderFarbentöne,dieden Beschauer entzückt;woeinedunklePartie ist,einhellerer Vorgrundundumgekehrt;esist fernerwiederdasgerade GegentheilvomEbengesagtenwasbezaubert: jeder Gegen- stand mußmitseinen umgebenden,undeineGruppevon GegenständenmitdemGanzenin gehörigemContrast steen.

hDer

Maler solldie Natur treuwiedergeben,dochnicht Allesstreng eopiren,dannist sein Bildebensounangenehm, wieimentgegengesetztenFalle. Erdarfdie Natur nicht inihrenAbnormitäten darstellen, ungewöhnlicheBaum- oderWolkenbildung,selteneNaturerscheinungengehenden Maler nichtsan. Wiewäre esunangenehm,wollteJe- mand aufseiner LandschaftNebensonnenzeichnenodereine Sternschnuppe sixirenlMan soll nicht jedesBlatt eines Baumes malen,wohlseinenganzenHabituscharakteristisch wiedergebenundnicht willkürlicheVerästelung anbringen.

Welche MengevonGemälden,wo nichteinmal sichan- näherndderCharakterder Bäume abnehmen läßt- Der VorgrundderBilder enthaltenichtbeliebigePflanzen,

denn dieVegetationeinerGebirgslehneistVerschiedenvon dereinesSumpfes. WelcheVerstöße Werdennicht hier-.

gegenundgegenAbspiegelungUndSchattengemacht,ja esfinden sich auchBilder, woeine Menge großerSterne umdenVollmond stehen,dieindesfürihreNähezudem- selbenviel zugroßsind Undüberdieskeine derexistirenden Consteaationenbildend-sichhöchstgewissenhaftim,,1ebhaft bewegten-«Wasser abspiegelm EinschönesArchitektur-

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stück, denHofeinesPalastesimMondscheindarstellend, gewährtnur einen Blickaufden,,blauen«Nachthimmel von derGrößeeinesViertelquadratzollsUnd—- hierin findet sichein Stern ersterGröße. SehrleichtMöglich- daßsich ein Stern einmalindieserStellung·befände,allein diese selteneWahrscheinlichkeitdarfderMaler nichtfixiren

—seinBild erscheint,seiauch sonstschön,höchstUnnatürlich·

AufdenmeistenBildern, wo einefortdauernde regel- mäßigeBewegung ausgedrücktwerdensollte,istdasExtrem genommen· EinSchlittschuhläuferin deräußerstenAus- biegung seinesKörpersundeinPendel,dasso schwingt, alsgäbeeskeineSchwere, sindnichtsNeues· DieMitte zwischenderlothrechten RichtungunddergrößestenAus- weichung.diewärenaturgetreuundangenehm. Zwischen denExtremenderNatur bewege sichderMaler, ohne je einesderselbenzuerreichen. Mir willscheinen,alsfehle unsern LandschaftsnialerniniAllgemeinen frische, heitere Naturanschauung,ihreBildersind meistensnichtgemüthlich,

man fühltsich darin nichtheimischgenug, dieBelebung ihrer Landschaften bedarf mehr NatürlichkeitinStellung undGruppirung, man sindetselteneineharmlos-heitere Scene,undAllesdieserArthebt ofteinGemälderechtsehr.

Indessen läßt sich oftauchgroße Naturwahrheit Und

warme Empfindung für Gesehenes,und einefüreinen

Maler ziemlich feine BeobachtungderNaturerscheinungen aufheutigenGemälden wahrnehmen.So thutesrecht wohl,dieübrige MondscheibederMondsichel schwachin derDämmerungleuchtenddargestelltzusehn-,von den FichteneinernorwegischenLandschafthängt dielangeBart-

flechte(Usnea10ngjssima) herab,dieBaumstämmesindin der ganzenFarbenmanchfaltigkeitderdarauf sitzendenFlech- tengemalt-, mancheFichten zeigendieeigenthümlichegrüne FärbungdesFußes,undeineRegenlandschafterfreutdurch einehöchst gelungeneAndeutung eines Regenbogens.

SolcheNaturtreue verleihteinemBilde großenReizund man übersiehtdaher leichter technischeMängel,wiefehler- hafte PerspektiveundAehnliches.Eskommt allerdings auch VielesaufdenStandpunktdesBildes oderBeschauers

an. Einehohe Gebirgspartiewirktambestenin derHöhe, sie schwindet,wenn man sievonobenherab ansieht,undich glaube,daßausdiesemGrundevieleschöneGemäldenicht recht zurGeltungkommen, weilman sichbeimAUfhäUgeU derselbengarnichtdarum kümmert, ob dieLandschaftin gleicherEbenemitdemBeschaueroderüberoderunterihm liegt·Man muß fernersozusagenimBrennpunkteeines jedenBildes stehen,um esrechtwürdigenzukönnen.

Alleinein Maler, der die Natur kenntundihre Schönheit empfindet,wirdunsdurch seine nochsoungünstighängen- denBilder sogleichbegeistern.DerMaler hängtmitdem Naturforscher zusammen, wiejeeinBerufmit deman- dern;sie allesollennichtgleichgültignebeneinander be- stehn, sonderneineununterbrochene Verkettungbilden,in derjedesGliednacheigener Vollendung strebendauf Ver- vollkommnungdesGanzen hinwirkt;einjeder Beruf gestehe seine Abhängigkeitvom andern einundlerne dasGute undNützlichederihm nächstverbundenen, sowirder

seine eigene Vollendungerreichen und die desGanzenbe- fördern.

—W

DieBad-Ue(Larus).’k)

EinFamilienbild.

VonDr.Ei.E.Izrehm

«lieber die Wellen Schwebendieblauen, Schwarzenundgrauen, Dunkelnnndhellen Möven, die schnellen Freundinnen süßernndbitterer Flut, Diedaversorgendiereichliche Brut.

Diemitdemewigen Schreiensichdünner-, JninierinRegung,infrischer, Alteverzauberte Fischer, Fahrenunzähliginwolkigen Schwärmen NiederznSand undkaåsten undBucht, Stets vonBegierdenachSpeiseversucht, Jeglicher MaßigungHallen AufdenWogenundnebendemWasser.

JrrerPilotaufderwogendenWüste-, Wenndir begegnen Möven: die Rufer, Magstdusie segnen.

Baldist die Küste Nahe dirundeinrettendes Ufer.«

Welcker.

So weit der Seemann nachNorden oderSüden hin vordrang,ister denVögeln begegnet,welcheichdie ,,Raben des Meeres« nannte. Wie die Raben des Landeshaben auch sie,dieMöven, keineeigentlichbegrenzte '«)Aus einemnoch nicht erschienenenHeftevonBrel)m’s ,,LebenderVögel«.

Heimath, sondernsindWeltbürger·Ueberdie ganze Erde, odervielmehrüberalleMeere,sind sieverbreitet;überall zählensie Mitglieder, nirgendsabertrifftman sie aufdem hohen Meere; siekommenvielmehrblosinnächsterNähe vondenKüstenvor,undwohlnur zufällig,d.h.wenn sie verschlagenwurden, entfernen sie sichweiteralszwanzig Meilen vondiesen.Siesindes,welche den Landenden zuerst begrüßenundvon demScheidenden zuletzt Abschied nehmen:weitin dasMeerhinaus verfolgensiejedes Schiff, welchessich derFluthanvertraut; mitihm fliegensievom hohenMeereausdemLandezu.Siesindüberall daserste Zeichen, daßLandinderNähe ist,undgleichsamdie Boten desselben.

Gegen funfzigArten dieser regsamen, neidischenund streitsüchtigenVögel hatman bisjetzt unterschiedenund einenamhafte Zahl auchandendeutschenKüsten gefunden- Jhre Lebensweiseistbeifastallenmehroderwenigerdie- selbe;nur dieRaubmövenunterscheidensichVon den eigentlichenMövendurch ihr falkenartigesWesen: sie sind Dasselbe,was derKolkrabe unter seiner Familie ist.

Alleabersindhöchststattliche Vögel,mitzarten,angeneh- men Farben. Lichtblaugrau,WeißundSchwarz sinddie gewöhnlichvorkommenden sFärbUngenzUnterseite- Kopf undNackensindregelmäßigweiß; dieOberseite,d.h.der Mantel, ist gewöhnlicheinförmigblaugrauoderschiefer- farbig,oderauch weißunddunklergetüpfelt.DieJungen

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tragenlangeZeitein Kleid,welchesderFarbederDunen entspricht.Sieifnddunklerundhellbraungelbgefärbtund mitschwarzenWellenlinien undFlecken gezeichnet.Bis- weilenistdasweiße GefiederderAlten vonungemein duf- tigem Rosenroth überhaucht,unddiesesverleiht ihmdann einesolcheSchönheit,daßes auch mit demprahlendenGe- wande dereigentlichen Prachtvögel wetteifernkann. Die Schwungfedernsindgewöhnlichschwarz, Schnabelund Beine gelboderroth. EinigeArten habeneinschwarzes GesichtundschwarzenKopfunddieSchmarotzer-Möve eine durchaus dunkleFärbung.

DieGrößederverschiedenenArten wechselt außer- ordentlich. Einige übertreffen hierindieDohlennicht, andere sindso großwieAdler. Jhre Gestalt isteinehöchst gefälligeundziemlichedle. Siegehengut,mitgemes- senenSchritten,undkönnenziemlichraichlaufen; sieschwim-

men indem heftigsten Wogenschwallegeschicktundaus- dauernd; siefliegenwundervoll selbst währenddesstärksten Windes: derselbe muß ihnen sogar Trägerwerden. Jm Fluge sindsieechte Raben und dieRaubmöven echte Falken, währenddieihnenverwandten Seeschwalben ihremNamen vollste Ehremachen.

Alle Möven sind kluge, lebhafte, regsame,muntere und geschickteThiereundtrotzihrer Gefräßigkeit,ihresNeides undihrer Eifersucht, höchstgesellig.DergleicheNahrungs- erwerbscheintsiebesonders zusammenzuhalten,unddeshalb findetman siezuweileninunschätzbarenSchaaren ver- sammelt. Aber Gier und Neid sind soausgeprägtbei ihnen, daßalleFreundschaft hintangesehtwird,sobald diese beiden Triebesich regen. SienährensichvonAllerlei,jedoch zumeistvon Thieren, gleichviel,obdiesetodtoderlebendig sind. Was dasMeer auswirftoderzumFang bringt, wirdverzehrt:aber auchdasLandmuß ihnenvon seinen Erzeugnissen zollen.SieverschlingendieAbfälleausSchif- fenundda,wosiemitdenPienschenvertraut leben,auch diederKüche. Sie verzehrenWeich-undSchalthiere, FischeundAas. Um einentodten Wallsischodereinan- deresgrößeresAas sammelnsiesichzuHunderten,wie die Raben aufdemLande. JndenFeldernundaufdenWie- sen laufensie wie die Raben umherund sindeifrigbe- schäftigt,Kerbthiere, SchneckenundWürmerzusammeln oderzufangen. Niedrigüber demWasser hinschwebend, beobachten siedasselbe ohneUnterlaß,undjede aufden Wogen dahintreibende Nahrungwird sicherlichvonihnen erspäht.Dann stürzensie sichhastig herab,beschreiben einenschönenBogen, schwebendichtüberdenWellen dahin, unsnejmendasGefundene auf,ohne eigentlichdasWasser Izu-berührenDieMuschelntragensiein die Luft empor undlassensieaufeinenFelsen herabfallen,um sie zu zer- schellen Sie verschlingenAlles ingroßenStücken;von denMUschelnz. B.auch dieSchalenmit, welche danngleich zum ZerkleinernderNahrungdienen,anStelle dersonst

InPenKörper eingeführtenSandkörner oderSteinchen.

Kleinere VögeloderkleinereSäugethiere, zumalMäuse, schonensie auchnIcht, wenn siederselben habhaftwerden können- Und Verschlingensie mitHautundHaaroder Federn. UngeachtetIhrerGefräßigkeitwerdensie dochselten fett,jedenfallsmFolge ihrergroßenRegsamkeit.

Man darf wohlfallen-daßdieMöven dieneidischsten allerVögel sind. Sie gönnen«Anderen ihrerArt oder SippekeinenBissenUndschnappen ihnendenselben noch vordemSchnabelweg. Ja-dieRaubmövenpeinigendie schwächerenMöven so lange,bissie ihnendasbereitsGe- kröpftewiedervorbrechen·

Diesen unangenehmen Eigenschaftengegenüber stehen jedochAndere,welchesievortheilhaftauszeichnen.Die

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Möven sind-,so lange sie sich wohlbesinden,sehrreinlich, badensichgernundoftundvermeidensorgfältigalleStel- len,wosie sichbeschmutzenkönnten. Deshalbistihr Weiß stets soblendend,daßderForscher,welchersieseinerSamm- lungeinverleiben will, diegrößteSorgeanwenden muß, um diese Frischezuerhalten. Eine ,,weidende«Möven- heerde aufeinergrünenWiese gewährteinwirklich reizendes Schauspiel VondenBewohnern desnördlichenLandes gehegtund geschützt,leben sie im vertrautestenUmgang mitihnenundkommendichtandieGehöfte heran, besuchen selbstdieunmittelbar neben denHäusern liegendenGärten.

»SehenSie hierunsere Tauben«, sagtemireinBe- wohnerderLofoten,aufwohl zwanzigMöven deutend, welchevoruns aufderWiesehinundherliefen. »Haben Sie wohl je schöneregesehenIch mußteverneinen;denn dieblendendenGestaltenaufdemgrünenTeppichentzückten michwirklichvielmehr,alsjemalsTauben mich erfreut hatten.

Undnochschönerwohlsind dieMöven aufdenWogen.

Ihr dichtes Gefiedererlaubt ihnen nicht,in die Tiefendes Meeres hinabzutauchen.Sie schwimmen leichtwie Kork aufdemWasserhin. Nun mußman sicheinezahlreiche Schaar,HunderteoderTausendederThiere,beibewegtem Meereaufdendunkeln Wellen sitzendenken. Dieweißen Punkte sindinsteterBewegung. Hundertevon lichten Blüthen,soscheintes,hobdie eine Welle empor,undHun- derte versenktsie wiederin dieTiefe ihres Thals, undso treibt dasMeer mitseinenlichten,schönenGestalteneine offenbareZauberei.

DieGeselligkeitder Möven spricht sich namentlich währendderBrutzeitaus. Fastniemals sindetman ein einsambrütendes Paar. DieBrutplätze enthaltenviel- mehr gewöhnlichHunderte,ja TausendevonPaaren. Hier herrschtnun ein Leben, welchesgarnichtzuschildernist, unddeshalb gewährendieBrutplätze,vom Meere ausge- sehen,einebensogroßartigesalsprachtvollesSchauspiel.

Hundertevon denAnsiedlernkommen undHunderte gehen.

Man bemerkteinewiges FliegenundSchwärmenüberdem Eilande, unddiesesselbst istmitzarten,weißenPunkten über und übergeschmückt.

Unvergeßlichwird mirdasVorgebirgeSvärtl)olm,

amäußersteEndeNorwegens,unweitdesNordkaps blei- ben. JchhatteschonimSüden Norwegensvernommen, daß dieseKlippe eineBrutansiedlung derdreizehigen Möven (L.tridnctzsluss sei,undeswar mirgesagtwor- den,daßman nur dann dieungeheure MengederBrut- vögelüberblicken könne,wenn siedurcheinenKanonenschuß aufgeschreektwürden. Mein liebenswürdigerFreund,der KapitändesPostdampfschiffes,welches mich trug, erfüllte gernmeineBitte,andiesem merkwürdigenPlatzevorüber- zufahrenunddiebrütendenVögeldurchdenDonner eines seinerGeschützeaufzuscheuchen.Schonineiner Entfernung vonanderthalbMeilen vonunserem Vorgebirgebemerkten wirSchaaren von fünf-bis achthundertdieserMöven, welche entweder aufeinzelnen Schären saßenoderingrö- ßerenZügen ihren gemeinschaftlichenSammelplätzen zu- flogen.Alswiraberin dieNähevonSvärtholm selbst kamen, nahmen diese SchaareninerstaunlicherMengezu.

Jetzt zeing sichdasVorgebirge,einefast senkrechtin das Meer abfallende,von unzähligenHöhlen unterbrochene Felsenwand,vom KothderThiereweiß»odergrau«gefärbt, scharfbegrenzt nachobenund den»Se1tenhin.Ausder Ferne erschiendiese Wand grau,mitdemFernrohrkonnte ich abereineunschätzbareMengekleinerweißer Pünktchen unterscheiden. Es waren dieMöVen. zumal die weißen Köpfe derselben. Unddasaßensie,KopfanKopf: oben,

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unten,indenHöhlen»aufdenVorsprüiigen,andenEcken, indenWinkeln,aufdenZacken,indenSchluchten,überall sahman PünktchenanPünktchen,MöveanMöbe,soweit dieBrutansiedelungsich erstreckte.Näherundnäherkamen wir. AusdemdunkelstenGrundederdunkelnHöhlenleuch- teten dieweißenKöpfe hervor;essahauswie eineriesige Schiefertafel,welche mit Tausendenvon weißenPünktchen bedecktworden wäre;esschien,alsobderganzeFels son- derbares Geschmeide,in Kettengewinden, Ringenund Sternen trage. Unser Schiff schreckteeinen kleinen Theil derruhigen Gesellschaft aus,undnun erhob sicheinfurcht- baresGeschrei. HeftigbliesderNordwind, undwiithend brandete dasEisineer amFußederKlippen. Aber das Gewirr der Tönekonnten wirdochschon, trotzdem Donner

derBraiidung unddemLärmendesSchiffes deutlichunter- scheiden.Jetztdonnerte dasGeschützundderSchaller- tönteam Felsenwieder. Ein unbeschreiblichesGeschrei erhobsich,undeindichter Schleier verhülltedenFelsenund dieAussicht nachdemMeere. Wiewenn einwüthendto- sendetSturm durchdieLuftziehtundHundertederschnee- schwangerenWolken aneinanderschlagen,bissie sichin Flocken niedersenken, so schneiteesietztlebendigeVögel herunter. Man sahwederdenBerg-nochden-Himmel, sondernblos einenWirrsal OhneGleicheIFEMEdlchke weißeWolkeerfülltedenganzenGesichtskreisDas kleine DampsschissschienihrKernundMittelpunktzusein.Sie senktesich aufdasMeer herab.Die bisherumnebelten Umrisse von-Svärtholm traten wiederhervorundein

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neues Schauspiel fesseltedie Blicke.AndenFelsenwänden schienennochebensovielMöven zusitzen,wievorher,und Tausende flogennoch abundzu,undaufdemMeeresah es aus, als obdurchein Wunder dieTausendevonWogen in lauterkleine Wellen zertheiltundalledieseinit blendend weißemSchaum geschmücktseien.Doch dieWogen selbst ließendieTäuschung verschwinden.Sieschaukeltendie Millionen ihrerKinder, welchesich,durchdie Tücke des Menschen erschrecktauf ihnen niedergelassenhatten, lang- samundmildaufundnieder, wie eine liebende Mutter ihr geliebtesKindaufihremSchooßewiegt. Wersoll diesen herrlichenAugenblick beschreiben!Sollich sagen, daßdas MeerMillionen und andere Millionen lichter Perlenin seindunklesWellenkleid geflochtenhabe,odersollich die

Möven mit Sternen unddasMeerniit dein immels e- wölbevergleichen?Ich weißesnicht;aber

ichHweiß,

dgaß

ichaufdemMeere noch niemalsSchöneres e een abe.

UndalledieMitreisendemja selbstdie

Fiihrergdsesh Scklsiffes

versicherteneinstimmig,daßman dieses Schauspielmit eignenleiblichenAugen gesehenhaben müsse,um andie Moglichkeit desselben glaubenzu können. WährendWir standen und stauntenund von allenLippenAusrufedes Staunensundheller Jubelertönte, zogdasSchiffWeiter dahinundbrach sichscheinbar seine Bahndurch die Millio- neiiderGeschöpfe,welchenun zuHunderten vereint,wieder zuihrenRuheplätzenzurückzogen·

.DiegewöhnlichenBrutplätzesindTMFelsenabsätzeni KlippenundSchären hoheroderniedererInseln, sowie

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