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Die Zukunft, 9. März, Bd. 34.

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Æ4 .-Y;

Berlin, den 9.März 1901.

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Bergpredigt.

Seiner HoheitLi-Hang-Tschang,ViceköniginKuang-TungamPekiang.

Meiner

großmächtigenHoheiterhabener Bruder, derVicekönigvon Pe-Tschili,derleidend inPeking liegtundmit derletztenKraft,die Altersgebrestenihm ließen,desBarbarensturms verherendeWirkungzu mildern bemühtist, hat seinemDienerausgetragen,DeinerWeisheit Bericht über einenVorgangzuerstatten,derunsererHerzenHoffnunghinweggerafft hatwie DürreeinesReisfeldesreisendeFrucht.DerehrwürdigenTschunghwa Noth ist Dir,Herr,besserbekanntals demniedrig Geborenen,der zu Dir zusprechenwagt,weil derBefehl ihm ward,undbesseralserauchkennstDu denTrost,derin trübenTagen unserem fast schonverzweifelndenSinn er- wachte.Wie wäreausDeinerHöheDirverborgengeblieben,wasin desThales EngekeinemLiteratus entging! SoschwerderSchlagwar,der,seitvorsieben Monden dieFaustderVaterlandsliebe sichballte,unsgetroffenhat: weniger dennje brauchenheutewir zu verzagen. FurchtbarwerdendieFolgen sein, dochauchheilsam,wiejedes lässiggewordenenVolkesHeimsuchung.Dem Kaiser Weng-Wang ward,daerzujagen gingundum seines Speeres ErfolgdasSchicksalbefragte,in alterZeit einst geweissagt,keinemTiger werdeernocheinemDrachen begegnen,wohlaber einemWeisen,derwürdig sei,demgrößtenFürstenin denStaatsgeschästenRathzuertheilen.Und als desHimmelsannochherrschenderSohnzumerstenMale dasgäbe-Kaiser- kleidanthat, hießes,ihmsei beschieden,unter den Trümmern desReiches dieunzerstörbareWurzelderVolkskraftzufinden.DieWeissagung ward,

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402 DieZukunft.

heutewiedamals, erfüllt.Werungeblendeten AugesunsdenfremdenEr- oberernvergleicht,kann mitFuguns nichtderSchwächezeihen. Panzer- thürmeführensiemit, FeuerschlündeundMordwerkzeugevonjeglicherArt;

undvon Land undMeersteigtausdiesenMenschenvernichtungmaschinen derRauch,wieOpferduft,zu dem Altarihres Götzenauf,densieKultur nennen und demsieAnbetung erzwingen wollen. Doch ihrem Wesen fehlt dieEinheit,die alleinKraft verleiht. Daß siein StämmeundStaaten zer- splittert sind,derenjederdemanderen das Sonnenlicht neidet,deren keiner des anderenVortheilohne Scheelsuchtzuschauenvermag, wußten wirlängst,warunslängsteineGewähr,dieeinzige beinahe, endlichen Sieges.HöhereHoffnungaberdürfenwir aus derErkenntnißschöpfen,daß diesenstark ScheinendenLehreundLeben unvereinbar ist.DasGebet,das sie aufdenLippentragen,unddieSittlichkeit,dieihr strengesWortfordert, wuchsennichtin demLande,dasihrWillesehnsüchtigsucht. Jm schlichten MantelderDemuthundNächstenliebeschleichensieumdasGehöft,in dem ihreGierdenSchlüsselzuMachtundHerrlichkeitverborgen wähnt.An solchertiefenUnwahrhaftigkeitallenRedens undThuns müssensie scheitern.

Jhr Götzeist thönern,ihr SittengesetzausdünnenHolzfaserngefügt. Peini- gen könnensie uns,ausJahrzehnte hinaus nochdieBlumederErdmitteder zarten Frühlingsblätterberauben, dochunsnimmervernichten. Jetztkennen wirsie;unddaß sieuns weckten, selbstuns dieBinde lösten«wirdeines Tages sie nochgereuen. Wirgabenuns nieanders, alswirsind:nüch- tern,nur derVernunft Vorschriften gehorsam,nur denGeschäfteneiner unsvertrauten Weltzugewandt;unddieWelt,die wirkannten, suchten wirsozugestalten,wie derNutzen gebot,zugebieten schien. Nicht reich sindwiranVorstellungen;aberzwischenLehreundLebengiebtesbei unskeineKluft.Weitmehralsjetztwaren wirvorzweihundertJahrenbe- droht.Da lockten die Barbaren unsmit zärtlichemLächelninihreGemein- schaft, Christenpriester nahmen unsere AhnenverehrunginihrenGottes- dienst auf, reihten Kong-Fu-Tsein dieSchaar ihrer Heiligen; derPapstKle- mens, dersolcheAnpassungandieAsiatensitte verbot, hatunsdengrößten Dienst erwiesen.KeineLockunghatüberuns fernerGewaltundniemals werdenwirvondemBodenweichen,den der VäterWeisheitdenEnkelnbe- stellte. Westländerlehrten michdasGesetz,daßimKampfums Daseinder SiegDemsicherist, dessenRüstungdenBedingungen dieses Kampfesam Bestengenügt. Unsere Bedürfnissesind geringer, unsere Arbeitleistungen größerals die derWeißgesichterzunserGlaubesprießtnichtaus durchhöhl-

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Bergpredigt. 403 temGrundund wirschämenunsnichtdesGeständnisses,daßderBortheil, dasStreben nachGewinn alleinuns leitet. Auch jenseitsdesWassers herrschtdiesesStreben; dochwie eineunreineRegung,wie dasSaat in denMenschenleibwerfendeGlied wird esängstlichvorallenBlickenver- hüllt.Wirmüssensiegen,weilwir,inunseres Wesens ungebrochener Einheit,dieStärksten sind, fürdiebesondereArt derkommendenMarkt- kämpfeamBestengerüstet.EinJahrhundertkann darüberhingehen;was istsinTfchunghwas vieltausendjährigerGeschichte?Undstehenwirauf- recht,dieunbezwinglichenHerrendergelben Welt,demweißenKhanim Norden neben unsengverbündet,können wir mitunseresStromesUeber- fülle,wie es unsbeliebt,Europas versickerndeNothflüßchenspeisen:dann erstwerden dieBewohnerderarmenHalbinselerkennenlernen,wassiesich thaten,alsihreblinde WuthmitSchwertund Feuer inunserenFrieden brach.

Deines Dieners GeschwätzhatDich, so mußerfürchten,ermüdet.

Verzeiheihm,Herr,daßerauszusprechensicherdreistete,wasinTagenbit- terstenWehsihmeinzigerTrostwar.VondenGräueln,vonalldergrausamen Willkür,dieseinAuge ringsumsah,konnteerschweigen;denerstenStrahl, dernächtensdesMorgens Nahen ankündet,durfteerDeinem Blicknichtver- bergen. Wohl sahest auchDuihn, früher gewißalsich; doch schienes Pflicht,Dirzumelden, daßerauchin denNiederungen schonsichtbarward.

Undsogleichwird DeineWeisheit erkennen,wiewenig mein Weg sichvon demtraurigen Gegenstandeentfernt hat,über den zuberichtenmir,dem unwürdigstenDiener,DeinerHoheitBruder befahl.

DemGerüchthattenwirnicht geglaubt.Jeder zwarwardaraufge- faßt, daßderFeind Opferfordern würde,undin AllerMund waren die NamenderMandarinen,dieseiner Rache ausgeliefertwerdensollten.Wie einesthörichtenWeibesErfindungaberklangunsdieMär, auch zweier PrinzenHäupterwürdenverlangtund dieSöhnedesMandschuhausessoll- tengezwungenwerden, selbstHandansichzulegen.SoUnklugsind die Barbaren nicht,zwecklosdenZorndesVolkes zureizen,demsieihre daheim unverwerthbarenWaarenaufdrängenwollen. DesärgstenJrrthums muß ich michschuldigbekennen:ich spottetedesGeredes. Dennich habe,Du weißtes, imWesten gelebt,ausdenBildungquellenderEuropäerein paar TröpfleininmeinenkleinenBechergeschöpft,ihrenGlaubenundAberglau- benkennengelernt.Wiesollten siedenSelbstmordempfehlen,derihnen verabscheuenswerthscheint,wieeineThatgewaltsam erzwingen,derenBei- helsersieimeigenenLand unter dieAnklagederstrafbaren Tötung stellen?

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404 DieZukunft

WerdurchBedrohungeinenMenschenzumSelbstmord treibt, verfällt inEuropadesGesetzesStrenge;und Europäer, Christen,denenjede nachererbtem Geburtrecht herrschendeFamilie heilig ist, sollten Fürsten- söhnendenSelbstmord befehlen?JmKriege giltohneErbarmen dieMacht;

doch unglaublichdünktemich,derFeindkönnedenScheinderGewalt scheuenund, statt seineHenkermit demRachewerkzubetrauen,eineHand- lung heischen,dienurdergrimmigsteHohneinesfreienWillens Ergebniß nennen könnte.DochdasGerüchtlogdiesmalnichtundaufderLippeer- starbderSpott,als meinAugedesSchlarlachstiftes gebietendeSchrift- züge sah.VondesHimmelssohnesHandstandesda:diePrinzen haben durch Selbstmord ihre Verbrechenzusühnen. JhreVerbrechenl...Nicht alsein blinderKnechtstehe ichanbetend vorjedes GroßenThatundfern sei mir,zuverhehlen,daßin derBedrängnißauf unsererSeitezuerstgegen diePflichtenderMenschlichkeitgesündigtwurde. Welches Frevelsaber sind jenePrinzen schuldig,dienicht einmal,wieTuans finstereHoheit,den Ausstand leiteten,dieihmnurnicht entgegentraten?Jnder demHerrscher- haus gefährlichstenStunde haben siedenMandschustamm dadurch gerettet, daßsiedieVolkswuthvonihmabausdieFremdenlenkten. DieDynastie warverloren,wenndieMasseanihrkeineStützefand,wennumdenDrachen- thronalleHäupter sichfeigvordemEindringling beugten. JnHelden- liedernpreistderWesten sonst solcheRetter-that Jetzt sollten,diesievoll- brachthatten,miteigenerHandihresLebensFaden durchschneiden.

DerJüngereließmichrufen.Aus derZeit,daDeinerhabenerBruder ihm noch rathendzur Seitestand,kannteermichals einenmitderBarbaren Sitten Vertrauten. Vonihnen sollte ichnun erzählen,Herz undHirneiner Menschheitihm schildern,dier sogräßlicherForderung sichentschloß.Mehr nochalsjedemAnderenschuldetdemSterbenden man lautere Wahrheit;

so hub ichdennan. DieVölker,diejetztanunserer Küsteschalten,glauben aneinensanftenGott,dersich,ohnezuzucken,inMenschengeftaltvonden Mächtigenkreuzigenließ.KeinOpferthier darf ihm fallen,kein Bluts- tropfen seinesAltars reineStufen besudeln.DenSchwachen hatergelebt, istergestorben. Denen,diefriedfertig sind,demUebelnicht widerstreben, nachirdischen Schätzennicht trachten.Liebeistsein Wesen, läuternde,er- lösendeLiebe;und keinVorwand,keinNothwehrrechtentschuldigtihm Den, derGewaltbraucht,undseiesgegen Gewalt.DesHerrn istdieRache;dem Herrnhatder ausErdeGeschaffenesiezuüberlassen.UnddiesemHerrn beugen sichAlle, beugendieKönigesichanderSpitzedesHeersundseinGebot

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Bergpredigt. 405 wirdvon hunderttausend KanzelninhundertZungen gepredigt.Einer Jungfrau Sohn ist dieserGottundjungfräulichwillerdieHerzenseiner Gemeinde,diearm undkeusch, waffenlosundbarmherzig sein soll.-.. Weiter kamichnicht.Wie einenJrren starrtedesFürsten fahlesGesicht michan;mühsamnurfanderseinem Zorn endlichWorte. Nunerst fühle erganzseineOhnmacht,daeinKnecht sicherfreche,ihminseinesLebens letzter StundemitoffenemHohnzubegegnen.Vom entwerthetenLeben werdeso ihmderAbschiedleicht.«Dochbitterseies, in dem Vertrauen auf einesoftverpflichtetenMannes Treuesichsogetäuschtzusehen.Undherrisch wiesseineHandmichhinaus. UmsonstwarmeineehrerbietigeBitte,um- sonstdieBetheuerung, ich hättenurWahrheit gesprochen.Erhörtenicht mehr. UngestörtwollteerdieStraßegehen,dieihmzuwandelnbefohlenwar.

So· zuscheiden,schienmirunmöglich.Wieoft hatte ichausdiesem Raum Gnadenbeweisemitgenommenundsollteihmals einLügnernunden Rückenkehren!DerPrinz achtetemeinernicht; einsam,wohlvonMißtrauen gegenfremdeHilfegepackt,rüsteteersichfürdieletzteReise.Ein reinesGe- wandzundalleEhrenzeichen,diejeeinemMandschu verliehenwurden.

Schon hattenbewaffneteBotenihngemahnt:essei Zeit. Schamund Schmerzbrannten mir in denSchläfen.GabeswirklichdennkeineRecht- fertigung? Doch;einkleinesBuchkonntemichretten. Einemboshaftschie- lendenKuli,derlüsterndieMission umschlich,hatte ichesvordemPalast abgenommen. Drübennennen sieesdasNeueTestamentundhaltenes heilig.Von derHanlin-Hochschuleherwarmirsbekannt,seitderZeit,da ichdasVerhältnissdesKaisers Yung-Tschengzuden fremdenLamasdurch- forschthatte,dieihn bekehrenwollten. Nunschlugichesauf;undwährend der.Prinz,alsseiich garnichtimZimmer, seineletztenVorbereitungen traf, entspann sicheinZwiegespräch,dessenichaufdem Totenbett noch gedenken werde. Ersprachnichtzumir;unddochklang unsereRedezusammen.

»Wir hatten versäumt,unsimKriegsdienstzu üben.Jmmer habe ichgewarntundimmerwurdeichabgewiesen.Wirherrschtenüber einfried- lichesVolk undunsereGesittungseizualt,um demBarbarenbeispielfolgen zukönnen;sowardvon Mächtigerenmirgesagt· Jetzt sinddieMord- maschinenundFeuerschlündeausunsgerichtetund all derhundertfachin denSchulen GeprüftenWeisheit schütztnichteinmalunserLeben.«

,,Selig sind,die dageistlicharm sind;denn dasHimmelreichist ihr.

Selig sinddieSanftmüthigen;dennsiewerden dasErdreichbesitzen.Selig sinddieFriedfertigenzdennsiewerdenGottesKinderheißen.«

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DieZukunft

»Eswarvorauszusehen.Aberwirwaren zuträgundlachtenüber das alteZipangu,dasdemWesten nachahmte.DerTag mußtekommen, daunseresBodens Schätzeden NeidderFremdenerweckten.«

»Ihr sollt Euch nicht Schätzesammeln auf Erden,dasiedieMotten und derRost fressenunddadie Diebenachgrabenundstehlen.Niemand kann zweenHerrendienen.Entweder erwird den einenhassenund denan- derenlieben;oderwird demeinen anhangenund den anderen verachten.Ihr könnetnichtGott dienen und dem Mammon.«

»WiedurftenwirSchonung hoffen,dawirdochwußten,daßdrüben vonjedie nackteGewaltherrscht,derStarkedenSchwachenunbarmherzig erschlägtundgegendenFeind jedesMittelgestattet ist?IhrSinnen geht nur aufdenKrieg,anihndenkensie frühundspät;undwennsiezumSchwert greifen,mahnetkeine Stimme siemehrzu Milde undMenschlichleit.«

»Ihr habt gehört,daßdagesagtist: AugeumAuge,ZahnumZahn.

IchabersageEuch, daßIhr nicht widerstreben solletdemUebel; sondern so DirJemandeinenStreich giebt aufDeinenrechtenBacken,Dembiete den anderenauchdar. Undso IemandmitDir rechtenwillundDeinenRock nehmen,Demlaß auchdenMantel. Ihr habt gehört,daßgesagtist:Du sollstDeinenNächstenlieben undDeinenFeindhassen.IchabersageEuch:

Liebet EureFeinde, segnet,dieEuch fluchen, thut wohl Denen,dieEuch- hassen,bittetfür Die, soEuch beleidigenundverfolgen, auf daßIhrKinder seidEuresVatersimHimmel.«

»Ich darf nicht klagen,nicht staunen.Wirwaren dieSchwächeren;

unddenUeberwundenen weihensiemitleidlos immerdem Tod.«

»Ihr habt gehört,daßzu den Altengesagtist: Dusollst nicht töten;

werabertötet,DersolldesGerichts schuldigsein.«

Ietztwurdeerungeduldig.Was ichdaschwatze,wolleerwissen.

BuchstabenvorBuchstabenwiesich ihm nach, daß ichnicht gelogenhatte, daßerwirklichdasSittengesetzderChristenheitinHändenhielt,dasEvan- geliumderVölkergemeinschast,derenPanzerthürmesich draußendrohend erhoben.Alsers.endlich glauben mußte,reichteerin erneuter Huldmir dieHandundseinAuge leuchtete froher.DieHoffnungsei ihm wiederge- kehrt; dennsolchesFeindesSiegkönnenichtdauern. Und weilichderBringer so guter Botschaftwar,dürfeichbleiben.

Dannthaters.Ruhig. NichtdieWimper hatihm gezuckt.,,,Dusagtest ja, daßIhrGott Allessieht«,warseinletztesWort.Und die Antwort: »Nach

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Bergpredigt. 407 ihrer Priester LehredesHerzens verborgenste Falte«.Das Sieget lächeln derstolzestenMandschukriegerlag aus seiner Lippe.Undwar erim Tod ihnen nichtgleichgeworden? Aucherstarb fürfeines Hauses Ehre.

DieWächterschaartratein undblieb,bis derLeib ganz erkaltetwar.

Dann wurde beiTrommelwirbel derSelbstmordbekannt gemacht.Und die MännerimdunklenKleid,die wiralsKinderschonunterunsherum- huschensahen,gingen hinundprieseninihren KirchendessanftenGottes Allmacht.DesGottes,dergesagthat:DieRacheist mein;und: Dusollst nichttöten. DaschüttelteichmeinGewandundmachtemich aus,meinem HerrndasGeschautezumelden.

Schweigend hörteinPekingDeinerhabenerBruder,desHimmels- sohnes Vertreter,meinen Bericht.DenBlickschienerin weiteFernenzu schicken.Langsam hoberdenKopfvonderLagerstattundsprach,nacheiner Pause: »Jn seinemZeltlauschtein alterZeit einsteinMongolenkhandem GlaubenszankzwischenNestorianernundFranziskanern.Alssiesichheiser geredethatten, sagteer:WirgelbenMenschenglaubenaufrichtigenHerzens

andesHimmelsMacht, der,wiederHand mehralseinenFinger,der MenschheitmehralseinenWegzumHeil gab. UnssandteerweiseMänner, derenRathwirgehorchen.Euch schickteerHeiligeSchriften,dieIhr lest, nachderenLehre Ihrabernichtlebt... DeinBericht ist,meinSohn, wahrlich nicht angethan,einesGreises diisteren Sinnzuerhellen.DerOpfer- tod,denDusahest,wirdeinesTagesvielleichtdenAnfangvomEnde der Mandschuherrfchast bezeichnen.An dieUnverletzlichkeitderKaiserfamilie istderGlaubezerstörtund solchenVerlustertrug keinRegentengeschlechtje- malslange. Doch ich selbstgabdenRath, mußteihngeben,umzuverhüten, daßdesgepeinigtenVolkesWuthinhellen FlammenausderAscheschlug undjetztschondesThrones Gebälkversengte.UndmirbliebeinTrost. Diese werdenmitihresGlaubensunlebendigerLehreWenigenurnochausunseren Reihenansichzu lockenvermögen.DennJeder mußnun merken,wiesie dasTestament ihres sanftmüthigenGottes vollstrecken.Undvonunserer Küste nehmenalsErinnerung siedieDrachenfaat mit,ausderlangwieriger Hader ihnen erwachsenwird, Zwietracht und blutigeFrucht... Jcherwarte dieGesandten. Erstattemeinem Bruder amPekiang Berichtundmelde ihm,nun seiderFriedensfchlußnah.«

Also that ich. MögeDeinerHoheitGlanzinGnade leuchten Deinem gehorsamenDiener

Wang-Hai-Tsü.

Z

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408 DieZukunft.

bDieReform der Hauswirthschaft.

Wer

größteEmanzipatorder Frauenwarnicht Condorcet, nicht Hippel, nichtMill. AlleihreReden undArgumente,alleKämpfe ihrer männlichenundweiblichenGesinnungsgenossenhättendieKetten,indenen dasweiblicheGeschlechtgeistigundkörperlichseit Jahrtausenden schmachtet, nichtum eines Haares Breite gelockert,wenn nichteinewortlos wir- kendeKraftdauernd die Vorarbeit leistete.EsistdieselbeKraft,die den HausfrauenundHaustöchterneine Arbeitnachder anderenentriß,dieSpin- deldurchdieSpinnmaschine,dieHandwebereidurchdenmechanischenkWeb- stuhl,dieHandnähereidurchdieNähmaschinenarbeitersetzteunddenWeg von demprimitiven LichtderschwälendenPechsackelzurruhig strahlenden Glühlampe,von demdurchdie dauernde SorgfaltundAufmerksamkeitder Frauenmühsamerhaltenen HerdfeuerzurGasflammeund zurCentralheizung führteundtäglichinneuen, ArbeitsparendenunddieArbeiterleichternden ErfindungenzumAusdruckkommt.

Aberspricht nichtdiewachsendeZahlderdenFabrikenundWerk- stätten zuströmendenFrauen gegen diebefreiende Wirkung dieser Kraft?

Spricht nicht auchdierasche ZunahmederweiblichenErwerbsthätigkeitin bürgerlichenBerufengegensie? Vielen,die injeder vorwärtsführendenBe- wegung eineunheilvolleZerstörerinsehen,weilsie rücksichtlosdie Trümmer derVergangenheitaus demWegeräumt,erscheintesso;Andere, die zwar dieNothwendigkeitdesFortschrittes begreifen, sehen dochmitSchmerzen,wie eralteIdealezerstört,.undsiewagendeshalb nicht, offeninseine Dienste zutreten. Blickenwir unbeeinslußtvon Vorurtheilenund Gefühlender PietätdenDingeninsGesicht, so sehenwirzwar deutlicher nochalsdie GegnerdieanschwellendeMassedesweiblichenProleta·riats,aberwirsehen auch aufder anderenSeite,wie es,je mehresaus den engen vier Wänden seines physischenundgeistigenHeims heraussträmt,desto stärkerzugeistigem LebenerwachtundinReiheundGliedmitdenmännlichenArbeitgenossen

um seineBefreiung ringt. Undwirsehen,wiederHorizontderFrauen derbürgerlichenKreise,derenZeitderHaushalt nicht mehr ausfüllt, sich nachundnacherweitert, wieihre Bedürfnissewachsen,wiederdadurchge- steigerte ZwangzurErwerbsarbeit auch siederengenSphäre entreißt,in dersie so lange vegetirten.DieUnzufriedenheitunddas-Freiheitbedürfniß, jene SchreckenallerDunkelmänner, treibendieproletarischenwie diebürger- lichenFrauenvorwärts;Beidehättensieniemals empsinden gelernt,wenn sie nochan demselbenHerdfeuer säßenwievordreitausend Jahrenund nochanderselben SpindeldenFadendrehten,aus denendie Kleider der Familie gewebtwerden sollten.

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EDie ReformderHauswirthschaft. 409 AbersogünstigdiesewirthschaftlicheEntwickelungden Frauenwar, so wenig haben sie bisher verstanden, sie auszunutzen.DieFrauenbewegung besonders,diemitso großem Aufwandvon Lungenkraftund Drücker- schwärzefürdieBefreiungdesweiblichenGeschlechtesaus geistigerund rechtlicher Knechtschafteintritt, ist aufdienothwendigenVoraussetzungen dieserBefreiungnur sehr seltenund sehr schüchterneingegangen.Esgiebt Vertreterinnen dieser Bewegung,die derAnsicht sind,dieEntwickelungdes modernenWeibes, seinEintretenindasBerufs-undindasöffentlicheLeben lassesich sehr gutmitdenaltenFormendesFrauenlebensverbinden nnd andemberühmtenBildederdeutschenHausfrau,diekocht, wäscht,stopft, näht,Kinder erziehtundunterrichtet,werdenichtsverändert,wenn sieetwa denDoktorhutüber dasaltmodischeHäubchensetzt.Nurbei der Arbeiterin giebtman zu,daß ihr häuslicherBerufunter deraußerhäuslichenErwerbs- thätigkeitleide, undman beeiltsich,alseinzigesHilfsmittel dagegen ihre—

wenn esseinkann,durchZwangbewirkte RückkehrausWerkstattund Fabrikindie vierWändedesHauses herbeizusehnen.

Wersich jedochohne Vorurtheilinder Frauenweltumsieht,werseine eigenen Erfahrungen nichtvorsich selbstzuverschleiern sucht,Dergelangt zuderErkenntniß, daßdievermeintlicheHarmonie zwischenderHausfrau altenStils unddermodernen, geistigarbeitenden Frauebensoillusorisch ist,wiedieAnsicht verkehrt ist,dieverheiratheteArbeiterin müssedurch Gesetz demHause zurückgegebenwerden. DerKonflikt zwischendenhäuslichenund denBerufspflichten,der imweiblichenProletariat deutlichzuTagetritt,be- steht auchinder bürgerlichenFrauenweltund man erweistderFrauen- bewegungeinenschlechtenDienst,wennman ihn wegzuleugnenversuchtoder uns garkühnePhantasiebildervon amerikanischenAerztinnenoderAdvokatin- nen vorführt,dienebenihrem Berufihren Haushalt selbständigführenund vielleichtobendrein zehnKindererziehen.WerdenFrauen,denarbeitenden Frauennatürlich,nützen will,solllieberdie brennendeWunde derDishar- monieihresinneren undäußerenLebensmuthig entblößen,statt sie,einem Jdealzu Liebe,daslängst schon schwanktundzerbröckeltwieirgendeine Weltausstellungdekoration,mitPflästerchenzuverkleben.

Berufsarbeit und häuslicheArbeit nachalterArtsindunvereinbar.

EineMalerin kannnichtinderKüche stehenunddasMädchenbeaufsich- tigen,eineSchriftstellerinkannnichtjeden Augenblickaufspringen,um zu sehen,obdieSuppe anbrenntzkeineeinzigeFrau, dieesernstnimmt mit ihrer Wissenschaftoderihrer Kunst,die mitdemgefährlichstenFeind ihres Geschlechtes,demDilettantismus, gründlichaufräumenwill,hatgenug Ver- ständniß,genugZeitundInteresse,um einewirklich gute Hausfrauzusein.

Manche halten sichvielleichtselbst dafürund erst nachundnachdämmert

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ihnendieErkenntniß,daßauchdieHauswirthschaft gelernt seinwill,daß

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sie KunstundWissenschaftzugleichist, daßeine guteBuchführung,einspar- sameanstandhaltenderWohnungundKleidung,eine rationelle, denLehren derGesundheit entsprechendeErnährungderFamilie nichtnebenbeierledigt werdenkann. Undnun entstehterst der innere Widerstreit: solldiegeistig strebende,inihrem BerufbefriedigteFrauihn aufgeben?WirddiesesOpfer von ihrund denIhren nicht schließlichhärter empfundenwerdenalsdie frühereschlechteWirthfchaft,weilsie unlustig, verständnißlosanAufgaben herantritt,unter denensie schließlichihreigentlichesWesen vergraben muß?

Nichts hättedenFrauengrößeresUnrecht gethanalsdieFrauen- bewegung,wenn thatsächlichkeinAuswegzusindenwäreoderwenn, wie Manchemeinen,ihr einziges Resultatwäre, ein»drittesGeschlecht«zu schaffen,dasfernvom intimen DaseindesWeibesimBerufsleben aufgeht.

Nurdiebei denDeutschen besonderseingewurzeltePietät für Althergebrachtes hatdenFrauen nochimmer eineBindevor dieAugen gelegtundsiever- hindert,denHebelzuihrer Befreiungdaanzusetzen,woerangesetztwerden muß:inderHauswirthschaft. Jstesnicht,beinähererBetrachtung, geradezu lächerlich,daß jede noch sokleinebürgerlicheFamilie mit einerunglaublichen VerschwendunganArbeitkraft,an Zeit,Raum und Material ihre eigene Küche,ihr eigenes Dienstmädchenhaben muß? Daß, ohneeineAhnung vonshygienischerLebensweise,vonderChemiederKüche,vonderAusnutzung desMaterials,jedeFrau kochenzu können meintoderihre Köchin,die. ebenso wenigdavonversteht, kochenläßt?Unddochwirdjede,aucheinesogenannte gute Hausfrau,wenn sieeinmalineinemHotelodereinerPension lebt, ohneWeiteres zugeben, daß sie fürdendortgeforderten Preis auch nicht annähernddieselben reichhaltigenMahlzeitenbietenkann.Und dabei werden- Hotelwirtheund Pensioninhaber reicheLeute! Woran liegtDas? Ander rationellen Wirthschaft,derErsparnißanArbeitkräftenundMaterial, der Möglichkeit,allemodernen ErrungenschaftenderChemieund derTechnik auszunutzen,demBortheildesEinkaufsimGroßenundderVerwendung allerReste. JstDas richtig:warum haltenwirdannsokrampfhaftan dem,,eigenen Herde«fest? Vielleicht,weilerzurSchönheitundGemüth- lichkeitdesHeims beiträgt?DasmageinstderFall gewesensein,alssich

umdaseine wärmendeFeueralle GliederdesHauses versammelten. Heute dürfte sichkaumeinSchwärmerfinden,der denBratengeruchvorTisch,den GeruchkaltenFettes nachher poetisch verherrlichenmöchte.Oderistesdie

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