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Ostsee-Handel : Wirtschaftszeitschrift für der Wirtschaftsgebiet des Gaues Pommern und der Ostsee und Südostländer. Jg. 13, 1933 Nr. 19

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Academic year: 2022

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Wirtschaftszeitung für die (ostseeländer, das Stettiner Wirtschaftsgebiet und sein Jfinter/and

AMTLICHES ORGAN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER ZU STETTIN

Mitteilungen des Deutsch-Finnländischen Vereins e. V. zu Stettin, des Verbandes des Stettiner Einzelhandels e. V.

und des Großhandelsverbandes Stettin e. V.

Herausgeber D r. H. S c h r ä d e r , Syndikus der Industrie- un d H andelskam m er zu Stettin

H auptschriftleiter und verantw ortlich tür die Berichte über das A usland W. v. B u l m e r i n c q verantw ortlich tür die B erichte über das Inland Dr. E. S c h o e n e , den A nzeigenteil W. W i n k e l m a n n , alle in Stettin.

--- Bezugspreis vierteljährlich 2,50, Ausland 3,— Reichsmark. — A nzeigenpreis lt. Tarif. --- —— — Verlag: B altischer Verlag G. m. b. H., Stettin Druck: F isch er & Schm idt, Stettin. Schriftleitung un d Inseraten-A nnahm e: Stettin, Börse, Eingang Schuhstrafie, Fernsprecher 8am mel-Nr. 85341. Die Z eitschrift erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Zahlungen auf das P ostscheckkonto des Baltischen

V erlages G .m .b .H ., S te ttin Nr. 10404. Bankverbindung: W m . Schlutow , Stettin.

G eschäftsstelle in H elsin gfors: Akadem iska Bokhandeln, Alexandersgatan 7. Für n icht erbetene Zusendungen übernim m t der Verlag k ein e Verantwortung.

tir. 19 Stettin, 1. CM cber 1933 13 . la f t r g .

Nationalsozialistische Wirisdiaif im Osfraunt.

V ortrag, gehalten von. Syndikus Dr. S c h r ä d e r auf der K undgebung 23. 9. 1933.

des V ereins S tettiner H an d elsv ertreter am

Ihnen allen ist bekannt, daß der O sten für das deutsche Volk imm er von schicksalhafter Bedeutung gew esen ist.

Vom O sten und den G estaden d e r O stsee aus setzten sich zur Zeit d e r V ölkerw anderung germ anische Stäm m e in B ew e­

gung und drängten nach W esten und Süden. D ie germ anischen G ebiete w urden nach und nach au fgegeben mit dem Erfolg, daß schließlich die Slaven an d e r Elbe, saßen und daß, von den ostdeutschen G ebieten nu r T eile dem deutschen V olks­

tum w iedergew onnen und erhalten w erden konnten.

N ur wenige der dam aligen F ürsten erkannten, wie H e in ­ rich der Löwe und einige Sachsenkaiser, die B edeutung des Ostens für das deutsche Volk. Mit dem U ntergang der Hans©

und des R itterordens w ar ein g ro ß er Teil des Ostens für das deutsche Volk verloren. D er deutsche O sten der V o rk rieg s­

zeit m ußte regelm äßig zurücktreten hinter dem weit dichter bevölkerten, industriealisierten und reicheren W esten. Das Antlitz der M achthaber blieb nach W esten gerichtet. Die B e ­ d eu tu n g des deutschen O stens w ährend des W eltkrieges ist mit w enigen W orten g esag t: O stpreußen, Pom m ern, Posen, Schlesien w aren die deutschen K ornkam m ern und für die E rn äh ru n g des deutschen Volkes von a u s s c h la g ­ gebender B edeutung; O berschlesien w ar die zw eite W affen­

schmiede d er Nation, Stettin der einzige unblockierte S ee­

hafen, eine T atsache, die, w enn auch wenig beachtet und gew ürdigt, von geradezu ausschlaggebender Bedeutung g e ­ wesen ist, und die die noch heute vom W esten ange'strebtje V erkehrskonzentration über die N ordseehäfen für Volk und Reich als gefährlich und falsch erw eist. Das (D iktat von Versailles legte mit voller Absicht die G rundlage für die heutige Not des deutschen Ostens.

W ie die L andkarte zeigt, liegen von den G ebietsver­

lusten des W eltkrieges

76o/o mit 48 000 qkm im Osten, 18 o/o im W esten

und 6 o/o im Norden.

D er Landverlust im O sten e n t s p r i c h t d er G röße der Schweiz oder der Flächenausdehnung Sachsens, Badens und W ürttem bergs zusam m engenom m en.

D er V erlust an gew erblicher und landw irtschaftlicher Produktionskraft w ar ungeheuer und belief sich in Ober- Schlesien allein auf

53 Steinkohlenbergw erke (von 67), 10 Zink- und B leierzgruben (von 15;), 22 H ochöfen (von 37),

13 Stahl- und E isengießereien (von 25), 9 S tahlw erke (von 12),

9 W alzw erke (von 12).

B erücksichtigt man, abgesehen von dem Bevölkerungsvier- lust von 4,3 Millionen Köpfen, d aß O stpreußen durch einen K orridor vom M utterland getrennt w urde, daß

(58 E isenbahnstrecken, 144 K unststraßen und 722 sonstige W ege

zerschnitten wurden, erw ägt m an die V erzögerungen und Kosten, die d er deutschen W irtschaft durch die D urchquerung des polnischen K orridors sowohl für den Personen- als füj*

den G üterverkehr erw achsen, denkt m an an die auf die D e ­ zim ierung der Oderlinie, insonderheit Stettins seit eiiien^

Jah rz eh n t abgestellte T arifpolitik d er polnischen E isenbahnen im K orridor, überlegt man, daß d e r Bau d es Seehafens»

G dingen erfolgte, obgleich säm tliche O stseehäfen von L e ­ ningrad bis F lensburg N ot leiden und nur einen Bruchteil ihrer V orkriegskapazität ausnutzen, zieht man schließlich die unm ittelbaren A usw irkungen d er sadistischen G renzzie­

hung in R echnung, so ergibt sich, d aß die durch R e p aratio n s­

und E rfüllungsw ahnsinn, durch W eltw irtschaftskrise und T ribut Wirtschaft entstandene N ot des deutschen V olkes und d e r deutschen V olksw irtschaft im Osten übersteigert wurde, und daß sich hieraus die traurige B erechtigung ergibt, vom o s t d e u t s c h e n N o t s t a n d s g e b i e t diesseits und jenseits des K orridors zu sprechen. Man darf daher sagen, daß es abw egig, unberechtigt und irreführend ist, wenn die ostbayerischen, an der tschechoslow akischen Grenze g ele­

genen G ebiete als ostdeutsche N otstandsgebiete bezeichne werden.

Die den A llgem ein-N otstand übersteigende O stnot ist durch zahllose T atsachen bew eisbar. E in er d er schlagendsten Bew eise ist, daß die S teu erk raftziffem d er ostdeutschen F i­

nanzam tsbezirke sich um die H älfte des Reichsdurchschnitts bew egen.

D ie deutsche O stnot beschränkt sich territorial nicht auf d as Land O stpreußen, sondern erstreckt sich vielm ehr über das vom O derw asserstraßensystem beherrschte O derland diesseits des K orridors und ist hier graduell in vieler H insicht heute, trotzdem offiziell nicht anerkannt, g rö ß er als in dem mit R echt seit 1925 von den zuständigen Stellen um hegten und um sorgten O stpreußen. W eil es sich hier um eine W a h r­

heit handelt, darf ich sie aussprechgn. Sie ist in Einzelheiten bew eisbar und sollte nicht vergessen werden.

D ie N ovem berregierung h at die besondere N otlage des O stlandes diesseits des K orridors nicht an erk an n t und hat trotz 14 Ja h re lang w iederholter A nregungen, E ingaben und V orstellungen aus innerpolitischen G ründen auch nur von der teil weisen V erw irklichung d er vorgeschlagenen M aß ­

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O S T S E E - H A N D E L Nummer 19

nahm en, die die zerstörenden, von außen kom m enden A n ­ griffe und E inw irkungen einer u n trag b a re n O stgrenze in irgend einer Weise auszugleichen geeignet waren, abgesehen.

So wie die N ovem berregierung tatenlos die heutige deutsche O stgrenze entstehen ließ, hat sie ihre zerstörenden K räfte auf die ostdeutsche W irtschaft einw irken lassen und sich darauf beschränkt, die wirtschaftlichen U nternehm ungen des O stens mit Steuern und A bgaben zu überlasten.

D ieser T atsache m uß man sich erinnern, wenn man ihre Ausw irkungen, die vielfach zu beobachtende Ueber'- m echanisierung und U eberkonzentration auch in d er o std e u t­

schen W irtschaft verstehen will.

E s w ar der Versuch des U nternehm ertum s, trotz der ihnen aufgezw ungenen T ributw irtschaft und trotz des b e ­ stehenden Steuerbolschew ism us E rträ g e zu erzielen, die sich trotz allem in angem essener H öhe nicht m ehr erzielten ließen, weil die A uslandsm ärkte im m er m ehr schrunipften und der B innenm arkt durch zunehm ende A rbeitslosigkeit keinen Ausgleich zu bieten vermochte.

So konnte es geschehen, daß d er F ü h rer der n atio n al­

sozialistischen Bew egung bei der M achtergreifung im Osten d es Reiches eine im Z usam m enbrechen befindliche W irt­

schaft vorfand.

Aber, meine sehr g eeh rten H erren, wenn auch «die nationalsozialistische Idee und die nationalsozialistische: E r ­ hebung nicht im deutschen Osten, sondern im Süden des R eiches entstanden ist, so ist sie doch seit 1923 dank der b e i­

spiellosen A rbeit solcher M änner, wie K arpenstein, Brückner, H eines, Koch und ihrer G etreuen im deutschen O sten' und im O derland gew achsen und law inenartig angeschw ollen, so daß Pom m ern im V erhältnis zur w ahlfähigen Bevöllce- rung mit 56<y0 nationalsozialistischen Stim m en den R eichs­

durchschnitt von 44o/o um 12o/o ü b ertraf und an der Spitze d er nationalsozialistischen Provinzen m arschierte. D iese T a t­

sache zeigt, daß der deutsche Osten am ersten die national­

sozialistische Ideenw elt begriff, daß der Osten am ersten etw as w iedergew onnen hat, was restlos verloren gegangen war, — d ie H offnung auf eine bessere Z ukunft und V ertrauen zu einem Manne, der heute d as Idol unseres Volkes g e ­ w orden ist, zu Adolf H itler. —

Da ergibt sich sofort die F rage, was bedeutet diese T atsac h e für den deutschen O sten und für die deutsche O st­

w irtschaft ?

D as E indringen der nationalsozialistischen Ideenw elt, ihre U ebernahm e durch die ostdeutsche Bevölkerung b e ­ d eu tet das W iedererw achen von Lebensm ut, H offnung auf die Z ukunft und die M öglichkeit d es F rüchtetragens d er L e ­ b ensarbeit jedes einzelnen zum W ohle des Ganzen, b e ­ d eu tet die Gewißheit, daß nun d as ostdeutsche »Volk auf seinem deutschen Boden sich auch in Zukunft ihalten kann, und halten wird und bedeutet, daß die verderbliche E n tv ö lk e­

rung des Ostens durch W anderung nach dem übervölkerten W esten ein E nde hat.

Alle diese für das Land, das Volk und die Wirtschaft, lebensw ichtigen psychischen Im ponderabilien w aren die ersten und w ichtigsten A usw irkungen des restlosen V ertrauens zum F ührer.

In den K alkulationen der N ovem berregierungen fehlten a ls g ro ß e U nbekannte Seele, H erz, V ertrauen und G laube d es deutschen Menschen. ,Es fehlte restlos der G laube d er deutschen Jugend, deshalb w aren diese K alkulationen d e r kalten m aterialistischen, m arxistischen R echner falsch, und wenn ich als G eschäftsführer Ih re r H andelskam m er, d e r seit 20 Ja h re n auf seinem A rbeitsplatz das Seinige im Kampfe um die m aterielle G rundlage des deutschen Ostens, um die E rh altu n g des Bodens d er A rbeit und des Brotes tat, Ihnen sage, daß dieser Kam pf unseres Volkes um E r ’;

haltung, W iederbelebung und eine neue w irtschaftliche Blüte des deutschen Ostens, d er einzigen territorialen E ntw icke- lungsm öglichkeit, die uns verblieben ist, trotz d er G röße aller sachlichen Schw ierigkeiten und unter allen U m ständen gew onnen wird, w enn wir alle im Sinne Adolf H itle rs völlige N ationalsozialisten und deutsche V olksgenossen g e ­ w orden sind und dem entsprechend unsere A rbeit leisten, dann glauben Sie mir das. D er F ü h re r Adolf H itle r hat, erkannt, daß die G rupdlage für den W iederaufbau des Volkes und den W iederaufbau einer deutschen V olksw irtschaft d er W iederaufbau des deutschen M enschen ist. So sind die g e ­ setzgeberischen M aßnahm en auf dem G ebiete der deutschen Schule, der deutschen K irche, d er deutschen E he, d e r ' deutschen Familie, des deutschen Rechts, der deutschen Beam ten für uns im O sten B austeine fik den W iederaufbau einer ostdeutschen W irtschaft. Eb,enso wichtige B austeine

für die W iederbelebung gesunder w irtschaftlicher Lebens^- äußerungen im deutschen O sten sind der Reinigungsprozelß(

in der V erw altung, die M aßnahm en zur W iederherstellung d er H errschaft der deutschen R asse im eigenen H au se und zur E rhaltung der deutschen Art.

Die gesetzgeberischen M aßnahm en der nationalsozia­

listischen Regierung, soweit sie auf die O stw irtschaft E in­

fluß haben o der für sie bedeutungsvoll sind, aufzuzählien, u n a im R ahm en dieses V ortrages zu w ürdigen, ist unmöglich.

E rw ähnen .muß ich nur ein G esetzgebungsw erk, das d er deutschen Landw irtschaft und insbesondere der L an d w irt­

schaft des Ostens weit g rö ß eren N utzen und Segen bringen wird, als die O sthilfe ihr seit ih rer D urchführung je^mals bringen konnte, das ist die gesetzgeberische G roßtat des E rbhofrechts, die der E rh altu n g und Sicherung des Teiles des deutschen Volkes dient, der für den Bestand der Nation und ihrer W irtschaft von ausschlaggebender Bedeutung ist, des deutschen Bauern.

Die E rnährungsbasis des deutschen Volkes und der B estand der Landw irtschaft ist durch ein Gesetz, betreffend die P reise für R oggen und We;izen, Bestim m ung über d ie M ühlenfabrikate und andere M aßnahm en gesichert. H ierdurch wird meines E rachtens die nationalsozialistische A uffassung von der N otw endigkeit der E rhaltung eines freien, u n ab h ä n ­ gigen U nternehm ertum s in D eutschland nicht durchbrochen.

E s w erden aber die w ichtigsten, d er E rnährung des Volkes dienenden P rodukte d es deutschen Bodens, den S p e k u ­ lationsm öglichkeiten entzogen und d er B estand ihrer E r ­ zeuger gesichert. E ine d era rtig e M aßnahm e erscheint auf längere Zeit auch dann möglich und durchführbar, wenn e r ­ gänzende Bestim m ungen getroffen werden, die die w eitere E rzeugung von über dem D urchschnitt liegendem Q uali­

tätsgetreide sicherstellen, dem entsprechend höhere Preise e r­

m öglichen und die ein A bsinken d er noch rentabel wirtr schaftenden H öfe und G üter auf den Stand d er subventio­

nierten Betriebe verm eiden lassen. D aß hierbei eine E inschal­

tung des jegitim en Landhandels von grö ß tem v o lk sw irt­

schaftlichem N utzen sein würde, darüjber ist man sich' in den K reisen der ostdeutschen Landw irtschaft einig.

W enn der Rationalism us, also die sogenannte Philosophie der A ufklärung, die Auflösung auf staatlichem und \politi- tischem Gebiet brachte, so verursachte die U ebertragung n a ­ turw issenschaftlichen D enkens auf das W irtschaftsleben le tz­

ten E ndes die Auflösung der W irtschaft, weil sie die A usschal­

tung des Sittlichen, des M oralischen aus der W irtschaft herb ei­

führt. Treue, E hre, Glauben, V ertrauen wurden letzten E ndes durch reine Selbstsucht und Gier nach dem Gelde ersetzt. H eu te wissen wir, daß die W irtschaft niemals Selbstzw eck ist und niemals S elbstzw eck sein kann, son­

dern stets nur Mittel zum Zweck. E b en so wie E ssen und.

T rinken nicht Selbstzw eck, sondern M ittel zum Zw eck der E rhaltung des K örpers sind, so ist die W irtschaft das M ittel zur E rzeugung und Beschaffung der G üter, die der B edürfnisbefriedigung des Volkes dienen. H ieraus ergibt sich ohne w eiteres der V orrang d er Politik, wie das vom F ührer ja w iederholt festgestellt w orden ist.

D ie G rundidee des Nationalsozialism us entspricht in A blehnung jenes hem m ungslosen Individualism us und K ollek­

tivismus mit seinen vernichtenden N ebenw irkungen d er b e­

rufsständische Aufbau als organische W irtschaftsverfassung.

In der Landw irtschaft ist dieser berufsständische Aufbau vom R eichsernährungsm inister und R eichsbauernführer so gut wie durchgeführt. F ür die übrige W irtschaft, H andw erk, In ­ dustrie, H andel, V erkehr und freie Berufe ist er bekanntlich zurückgestellt, aber nicht aufgegeben. D er berufsständische Aufbau wird kom m en, und er muß auch nach m einer Auf­

fassung kom m en. Die H offnungen, die a n die A usw irkungen des berufsständischen A ufbaues für Volk und Reich geknüpft w erden, w erden sich erfüllen. In d er M äßigung in Bezug?

auf das Tem po d e r D urchführung ist der W unsch des F ührers erkennbar, die U eberleitung ohne E rschütterungen du rch ­ geführt zu sehen.

E ine G roßtat der nationalsozialistischen Bew egung ist d er G eneralangriff aut d ie furchtbarste E rscheinung u n s e r e r Zeit und unseres W irtschaftslebens, die A rbeitslosigkeit. Wenn von den F ührern der R egierung und der P artei im m er wieder betont w urde, d aß die Beseitigung der A rbeitslosigkeit die erste Aufgabe, die erste Pflicht, das unerläßliche Gebot se i und wenn d e r Kam pf gegen die A rbeitslosigkeit mit u n e r ­ h ö rter E nergie erfolgreich vorgetragen w urde und e r f o l g r e i c h

fortgeführt wird, so ist das ein sicherer Beweis für die Tiefe der E rkenntnis w irtschaftlicher Zusam m enhänge.

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1. Oktober 1933 O S T S E E - H A N D E L 3

W elthandel und W eltverkehr unterliegen einem sich noch im m er m ehr steigernden S chrum pfungsprozeß. Von einer G eneigtheit d er W eltw irtschaft, die Zollm auern ein- zureißen, die W ährungsfrage zu klären und die übrigen zahl­

losen H em m nisse des W elthandels und -Verkehrs zu besei­

tigen, ist trotz aller K onferenzen nichts bekannt geworden;.

Die deutsche W irtschaft kann auf die Einsicht anderer V ölker nicht w arten; sie muß sich selbst helfen, und ich bin ü b e r­

zeugt, d a ß diese Selbsthilfe gelingen wird.

D urch die W iedereingliederung arbeitsloser V olksge­

nossen in den Arbeits- und Produktionsprozeß, w erden selbst da, wo wesentliche E rträ g e nicht in Aussicht stehen, volksi- w irtschaftlicher N utzen und staatspolitischer Gewinn erzielt werden, die in ihrem Ausm aße noch g ar nicht zu übersehen sind. E s ist in allen F ällen w eiser und w irtschaftlicher, für w irtschaftliche A rbeit einen angem essenen Lohn zu zahlen, als ständig steigende Zahlungen an eine große G ruppe von V olksgenossen zu leisten, die den zerm ürbenden W irkungen des A rbeitslosendaseins ausgese.tzt ist und die nur verzehrt.

W irtschaftlich und auf D auer trag b a r wird die W ieder­

eingliederung d e r Arbeitslosen in den A rbeitsprozeß, wenn sie mit einer erheblichen H erabm inderung steuerlicher und so ­ zialer Lasten parallel läuft, und das w ird sie tun, da ja die E rhaltung d e r Arbeitslosen aus- öffentlichen Mitteln, die durch Steuern und soziale Lasten aufgebracht w erden müssen, e n t­

fällt. A ußerdem wird die Ausdehnung des Binnenm arktes die D urchführung erleichtern helfen.

In Pom m ern ist dank d er unter unserem Gauleiter, S taatsrat K arpenstein, mit äußerster E nergie und großem E rfo lg e geleiteten Aktion gegen die A rbeitslosigkeit, diesem grö ß ten ostdeutschen Elend, in einem M aße A bbruch getan, wie m an es früher für undurchführbar gehalten hätte, und es handelt sich, das muß hier besonders betont werden, um eine echte Beseitigung d e r A rbeitslosigkeit.

D as A rbeitsbeschaffungsprogram m d er nordostdeutschen H andelskam m ern diesseits des K orridors ist auf V eranlassung unseres G auleiters ausgearbeitet und allen zuständigen Stellen des Reiches und d er Länder überreicht worden. Es enthält die w irklich gro ß en Bauvorhaben und M aßnahm en, deren A usführung notw endig und die zur Beseitigung d er o std e u t­

schen A rbeitslosigkeit und gleichzeitig zur Beseitigung d er ostdeutschen, durch äußere E inw irkungen gesteigerten W irt­

schaftsnot durchgeführt w erden müssen.

N ur einige vorgeschlagene gro ß e M aßnahm en zur B e­

käm pfung d e r A rbeitslosigkeit m öchte ich hier noch einmal hervorheben, weil sie von grundsätzlicher Bedeutung sind.

Die e rste ist d ie A usschaltung aller weiblichen V olks­

genossen, d ie nicht E rn ä h rer einer Fam ilie oder erw erbs- loser V erw andter sind, aus nicht typisch weiblichen Berufs- stellen und B esetzung dieser Stellungen durch erw erbslose M änner.

Die erw arteten . A usw irkungen eines solchen Schrittes in sozialer, bevölkerungspolitischer und w irtschaftlicher H in­

sicht können nur als gut bezeichnet werden. E s ist d a h e r Pflicht jedes N ationalsozialisten, für die V erbreitung dieser Forderung und ihre R ealisierung zu sorgen.

Das zweite ist eine allgem eine L astensenkung für die durch die A usw irkungen der G renzziehung im Osten und ihre F olgen in übersteigerter N otlage sich befindliche o s t­

deutsche W irtschaft.

Ich habe erw ähnt, daß die N ovem berregierungen zur4 Zeit d e r T ributw irtschaft die U nternehm ungen bis zum W eiß ­ bluten mit Steuern und A bgaben bepackten, unrentabel, m achten und die A rbeitslosigkeit g era d ezu gezüchtet haben.

Aus d e r W irtschaftsgeschichte — ich erinnere a n F riedrich den G roßen — lassen sich zahllose Beweise dafür antreten, daß steuerliche E ntlastungen besonders gefährdeter G ebiete im m er zum E rfolge geführt haben. D eshalb haben wir imm er a^if dem Standpunkt gestanden, daß die nur für einige G ebietsteile des Ostens vorgenom m ene L astensenkung für das gesam te O dergebiet diesseits des K orridors mit g rö ß ter Beschleunigung, da G efahr im V erzüge ist, durchgeführt w er­

den muß.

Die dritte F orderung betrifft die Lösung des o std e u t­

schen V e r k e h r s p r o b l e m s .

Die Lösung der ostdeutschen V erkehrsfrage h at seit 14 Ja h re n ein H auptarbeitsgebiet d er Industrie- und H an d els­

kam m er gebildet. D ie Lösung d er ostdeutschen V erkehrs- frag e ist nicht nur für die o std e u tsc h e V e rk e h rs W irtschaft, die Seeschiffahrt, d en Seehafen Stettin, die Binnenschiffahrt, die Spedition lebensw ichtig, sie ist vielm ehr eine der g ru n d ­ sätzlichen V orbedingungen für die E rhaltung und den W ied er­

aufbau der ostdeutschen W irtschaft überhaupt. D er geniale Blick des F ührers h a t auch h ie r sofort erkannt, daß die L ö ­ sung des P roblem s Schienenweg, W asserstraße, L an d straß e die Richtung d er w irtschaftlichen E ntw ickelung besdm m en wird und daß eins d er w ichtigsten Ziele d er deutschen V er­

kehrspolitik das organische Z usam m enarbeiten d e r gro ß en V erk eh rsträg er im D ienste d er deutschen W irtschaft sein muß. D urch die Inangriffnahm e von R eichsautostraßen hat, der F ü h rer sichtbar d er künftigen E ntw ickelung den W eg gewiesen. D ie o s t d e u t s c h e V e r k e h r s f r a g e , die im G egensatz zur allgem einen deutschen V erkehrsfrage ihre besondere N ote durch die ostdeutsche G renze und die tarif- politischen E inw irkungen des N achbarn im Osten erhält, kann durch folgende M aßnahm en einer Lösung entg eg en ­ geführt w erden:

1. D urch den b e s c h l e u n i g t e n A u s b a u des o s t­

deutschen W asserstraßennetzes zum indest unter A ufwendung gleich hoher anteiliger Mittel, wie sie für den Bau w e st­

deutscher K anäle und W asserstraßen zur V erfügung gestellt w erden und unter E inlösung der vom Reich und P reu ß en übernom m enen Verpflichtungen.

W enn wir im Osten die N achholung des V ersäum ten in finanzieller und zeitlicher H insicht erbitten, so verlangen wir nichts als päritätische Behandlung.

Zu dem u n e r l ä ß l i c h e n A u s b a u d e r O d e r zu einer stets vollschiffigen W a sserstraß e gehört d e r Anschluß der deutsch-oberschlesischen Industrie an den O derstrom durch den Bau des oberschlesischen Kanals. H ierzu gehört ferner der für das deutsche Volk und d ie deutsche V o lk s­

wirtschaft, insbesondere die ostdeutsche W irtschaft lebensf wichtige Bau des O d e r - D o n a u - K a n a l s , Von der D urchführung dieses P rojektes wird die künftige W irtschafts­

stellung O stdeutschlands nicht nur innerhalb D eutschlands selbst, sondern • innerhalb des europäischen V erkehrs und d e r europäischen W irtschaft, abhängig sein.

F ern er muß endlich das seit 14 Ja h re n g efo rd erte system atische Zusam m enarbeiten von Reichsbahn, Binnenf schiffahrt und neuerdings der L an d straß e g efö rd ert w erden, sow ohl in Bezug auf den ostdeutschen B innenverkehr als insbesondere in Bezug auf den T ransitverkehr, sow eit er nicht durch die bekannten tarifpolitischen M aßnahm en Polens nach Gdingen bereits abgelenkt w orden ist, was leider»

größtenteils der F all ist, weil die reichsbahnseiti(g e r ­ griffenen M aßnahm en viel zu spät und unzureichend eln- setzten.

Schließlich haben wir im m er auf d em Standpunkt g e ­ standen, d aß eisenbahntarifarische, verkehrspolitische, ü b er­

haupt V erkehrs w irtschaftliche Teillösungen im ostdeutschen N otstandsgebiet diesseits des K orridors, also im O derland, die zu N achteilen anderer G ebietsteile dieses N o tsta n d sg e­

bietes und anderer W irtschaftsgruppen d i e s e s Gebietes durch W ettbew erbsverschiebungen und V erkehrsablenkungen führen, unterbleiben müssen.

Auch diese F orderung zielt keinesw egs auf eine b e ­ vorzugte Behandlung des Ostens im G egensatz zu den übrigen deutschen G ebieten ab. Es d ü rfte ab e r selbst dem Laien verständlich sein, daß infolge der m aßlosen E rsch ü tte­

rungen des V erkehrslebens des ostdeutschen N o tsta n d sg e­

bietes, insbesondere desjenigen des Seehafens Stettin von außen, die verkehrsw irtschaftlichen Bedürfnisse des O der­

landes graduell über diejenigen anderer deutscher G ebiets­

teile hinausgehen müssen. Stellt m an sich d ag eg en auf den S tandpunkt, d aß die allgem einen deutschen V erk eh rsb e­

dürfnisse d en G radm esser für. die M aßnahm en zu bilden

Pie Bezugsgebühr Ä 1933

U m U e b e r w e l s u n g auf P o stsc h e c k k o n to Stettin 10464,

ist l e t z t f ä l l i g !

B a ltisc h e r V erlag , w i r d g e b e t e n . —— «■ — ... —

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4 O S T S E E - H A N 10 E I 3 Nummer 19

haben, die im O derland auf verkehrspolitischem Gebiet zu ergreifen sind, so muß die F olge nach meiner Auffassung die w irtschaftliche V erödung und das w eitere L eerbluten des O straum es sein.

Ich bin überzeugt, daß die ostdeutsche V erkehrsfrage durch die nationalsozialistische R egierung einer organischen Lösung entgegengeführt wird, und bin überzeugt, daß m an für das ostdeutsche N otstandsgebiet diesseits d es KorridoSrs, da es in verkehrsw irtschaftlicher H insicht k ran k und an g e ­ griffen ist, stärk ere M ittel und intensivere M aßnahm en an<- wenden wird, um diesen K rankheitsprozeß zui heilen, da von seiner H eilung d ie H eilung des ganzen deutschen Verkehrs'- k örpers und d e r gesam ten deutschen W irtschaft abhängt.

D ie H erbeiführung dieses G esundungsprozesses, die E rhaltung des Bestehenden, die W iedergew innung des V erlorenen in verkehrsw irtschaftlicher H insicht ist d a s Ziel nationalsozia^

listischer O straum politik.

D er 4. Punkt betrifft die N otw endigkeit einer schleu­

nigen R e f o r m u n s e r e r A u ß e n h a n d e l s b e z i e h u n ­ g e n . D er Nationalsozialism us steht nicht auf dem Boden einer völligen A utarkie. Eine völLige A utarkie ist schon k n Plinblick auf die rapide F ortentw icklung der Verkehrsmittel^

für die es heute keine E ntfernungen m ehr gibt, zum indest in E uropa, auf die D auer untragbar. iEs ergibt sich d ie N o t­

w endigkeit der E rhaltung und W iedergew innung norm aler A ußenhandelsbeziehungen, insbesondere mit den uns wesens- und stam m verw andten N ordstaaten. Die W iederbelebung des A ußenhandels, insbesondere mit den skandinavischen Ländern unter Einschluß F innlands und der übrigen europäischen Staaten sowie auch mit U ebersee w ird die Lösung des A r­

beitslosenproblem s wesentlich erleichtern und insbesondere S tettin als S eehafenstadt zugute kom m en, d^. h. dem jenigen deutschen Seehafen zugute kom m en, d er durch G renzziehung und T arifangriffe vom Osten die g rö ß ten V erkehrsverluste von allen deutschen Seehäfen aufzuweisen hat. Bei dieser G elegenheit kann ich es nicht unterlassen, festzustellen, daß der Seehafen Stettin heute kaum-'KÜe H älfte seines Vor- kriegsum schlages erreicht, w ährend d e r Seehafen D anzig heute das 3 fache seines V orkriegsum schlages und zusam m en mit Gdingen fast d as 4 fache des heutigen U m schlages Stettins und das D oppelte des V orkriegsum schlages Stettins auf weist.

A bgesehen von diesen im A rbeitsbeschaffungsprogram m der nordostdeutschen K am m ern den zuständigen Stellen u n ­ terbreiteten V orschlägen m uß ich zwei w eitere W ege e r ­

wähnen, von denen der eine von unserem Gauleiter gefunden und erfolgreich beschritten w urde, w ährend der andere von von unserem G auw irtschaftsreferenten begangen w erden soll, das ist die O rganisation des Konsums und die O rganisation d er K reditw ürdigkeit.

D ie außerordentliche N otlage d er pom m erschen Fischer wird durch die O rganisation des Fischkonsum s, die von unserem Gauleiter erdacht und durchgeführt ist, in w irksam er W eise bekäm pft. W ir sehen hier ein ausgezeichnetes B ei­

spiel für die O rganisierung des Konsums, od er des B innen­

m arktes, das Schule machen muß und zweifellos Schule m achen wird.

U eber den zw eiten Plan, die O rganisierung der K red it­

w ürdigkeit, kann ich in diesem Zusam m enhang nur A n ­ deutungen machen. Ich glaube aber, versichern zu dürfen, daß auch dieser Plan in irgendeiner F orm durchgeführt und zur Beseitigung des A rbeitslosenelends w irksam beitragen wird.

W as ich Ihnen, meine sehr geehrten H erre n H an d els­

vertreter und Parteigenossen, über nationalsozialistische W irt­

schaft im O straum vortragen konnte, w aren selbstverständlich nur Stichproben aus der ungeheuren Arbeit, die die B e ­ w egung im ostdeutschen R aum geleistet hat und noch leistet. Sie lieferten Ihnen ab er wohl schon den Beweis dafür, daß in k u rzer Z e i t . m ehr getan ist, als möglich e r ­ schien. W ir alle sind felsenfest überzeugt, daß der w irtschaft­

liche W iederaufbau des deutschen Ostens, des Zukunfts'- landes unseres Volkes, dem F ührer und seinen G etreuen re s t­

los gelingen wird. D er F ü h re r hat anläßlich der B e k an n t­

g ab e des großen W irtschaftsplanes d er R eichsregierung auf der T agung des G eneralrats d er W irtschaft sich über die A ufgaben der W irtschaft im nationasozialistischen S taate in geradezu klassischer W eise geäußert. D er F ü h rer hat sich gegen den vom Kommunismus propagierten und d u rch g e­

führten Prim itivitäts- und P ariakult gew andt und dieses bolschew istische Ideal der R ückentw ickelung der Zivilisa­

tionsansprüche als den Z erstörer von W irtschaft und Leben gebrandm arkt. D as bedeutet, m eine H erren, den D u rch ­ bruch nach v o m !

D er F ührer hat seine W orte mit einem Bekenntnis zu den ewigen Q ualitäten de,s deutschen Volkes geschlossen.

W enn wir uns alle dieses großen V ertrauens unseres F ührers w ürdig zeigen, wird der Sieg unser sein!

Photo: Steinl, Stettin. Der neue Eisbrecher „ S t e t t i n “ nach dem Stapellauf.

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1. Oktober 1933 O S T S E E - H A N D E L 5

Zum Stapellauf des neuen Eisbrediers „Stettin“ .

Am 7. S eptem ber lief auf d e r W erft d er Stettiner O der­

w erke A ktiengesellschaft für Schiff- und M aschinenbau zu Stettin der g rö ß te E isbrecher Deutschlands, den die Stettiner Industrie- und H andelskam m er im vorigen Ja h re in Auftrag gegeben hat, vom Stapel. E r wurde im A ufträge des H errn R eichskanzlers vom Pom m erschen G auleiter d e r N SD A P, H errn S taatsrat K arpenstein, getauft, nachdem d er Präsident d e r Stettiner Industrie- und H andelskam m er in einer B e­

grüßungsansprache die Entstehungsgeschichte des A uftrages näher erläutert hatte.

D ie S tettiner E isbrecherflotte, d ie von d er Industrife'- und H andelskam m er Stettin verw altet wird, besteht bisher aus 4 Eisbrechern, u. a. dei] „ P re u ß e n “ , dem bisher g rö ß ten E isbrecher Deutschlands. Die in den letzten Ja h re n vertiefte und beg rad ig te S eew asserstraße Stettin—Swinemünde, die d en Z ugang zum S tettiner H afengebiet bildet, gestattet heute ohne w eiteres den V erkehr mit Schiffen bis zu 18 000 To.

Um d en V erkehr solcher Schiffe auch w ährend der W inter - m onate trotz d e r V ereisung des H affs und des O derstrom es reibungslos und sicher durchzuführen, hielt die E isb rech er­

kom m ission der S tettiner Industrie- und H andelskam m er die Beschaffung eines noch leistungsfähigeren E isbrechers als d er „ P re u ß e n “ für notw endig.

D er neue E isbrecher ist entsprechend den E rfahrungen, die man mit finnischen und russischen E isbrechern in den letzten Ja h re n gem acht hat, weit k räftiger als die übrigen Schiffe d e r Stettiner E isbrecherflotte gebaut. E r u n te r­

scheidet sich in seiner U nterw asserform ganz erheblich von diesen. Bei einer L änge von etwa 52 m besitzt er eine g rö ß te Breite auf Spanten von 13,4 m, eine Seitenhöhe von 6,45 m und einen hinteren Tiefgang von 5,4 ■m. Das Schiff ist, wie schon erw ähnt, d er sogenannten finnischen F orm an g e p aß t und erhält F lachkielbauart mit ausfallendem V orsteven und K reuzerheck. E ine für den Sonderzw eck geeignete starke Schlepp winde ist auf dem A chterdeck des Schiffes v o rg e­

sehen. N eben dieser sind besonders kräftig gehaltene Poller und sonstige Schleppeinrichtungen eingebaut. Um dem F ührer des Schiffes in den schw ierigsten E isverhältnissen eine gute U ebersicht zu gestatten, ist eine allseitig geschlossene, mit einem K artenhaus unm ittelbar verbundene, mit breiten F e n ­

sterflächen versehene, heizbare B rücke hoch über den son­

stigen Aufbauten des Schiffes angeordnet.

D er an Bord unterzubringende K ohlenvorrat ist so reichlich bem essen, daß weit über den norm alen Bedarf der A ntriebsm aschinen hinaus Kohlen an Bord vorrätig gehalten werden, um eventuell anderen E isbrechern o d er im Eise fest- sitzenden Schiffen mit Brennstoff aushelfen zu können.

F ür B ergungszw ecke ist eine sehr leistungsfähige B er­

gungspum pe eingebaut, d ie es gestattet, etw a im E ise leck- gesprungene Schiffe über W asser zu halten.

Sollten im E ise festgeratene Schiffe von den M ann­

schaften verlassen w erden müssen, so bieten geräum ige A ufenthaltsräum e an Bord des E isbrechers „S te ttin “ diesen zunächst U nterschlupf.

Um jederzeit in V erbindung mit dem Lande od er miit anderen Schiffen treten zu können, ist d er E isbrecher „S te ttin “ mit einer drahtlosen T elegraphie-A nlage und einer drahtlosen Telefonie-A nlage ausgestattet. Die erstere A nlage gestattet jederzeit mit Rügen und allen mit Telefunken ausgerüsteten Schiffen in V erbindung zu treten; die letztere erm öglicht unm ittelbare G espräche vom Land zum Schiff und um ge­

keh rt über R ügen Radio. B em erkensw ert ist dazu, daß der Telefonie-Sender das neueste P rodukt der T elefunkentechnik ist und seine E rp ro b u n g im L aboratorium d e r Telefunken- Gesellschaft glänzend bestanden hat.

N eben diesen neuzeitlichen Einrichtungen erhält der E isbrecher einen F unkpeiler, um auch im N ebel jederzeit die Richtung d e r etw a in E isnot (geratenen Schiffe feststellen zu können.

D ie H auptantriebsm aschine ist eine D reifach-Expansions- m aschine; die beiden H auptkessel w erden mit künstlichem Zug, System „H o w d en “ betrieben, so daß es möglich ist, die norm ale Leistung d e r M aschine von etw a 1800 P ferdestärken ganz wesentlich zu steigern.

E s ist selbstverständlich, d aß eine leistungsfähige S chein­

w erferanlage dem F ührer des Schiffes die M öglichkeit gibt, auch bei N acht die E isverhältnisse zu prüfen.

D er Ausbau des E isbrechers „S tettin “ wird auf den Stettiner O derw erken so gefördert, daß mit Beginn d er d ie s­

jährigen E isperiode das F ahrzeug seine P robefahrten schon erledigt hat und jederzeit dienstbereit gehalten, w erden kann.

Die Bürgersfeuer 1934 .

Eine neue D urchführungsverordnung des R eichsfinanzm inisters.

Von R egierungsrat Dr. jur. W. S e i l e , Berlin.

Die durch A rbeitslosigkeit, K orruption und M ißw irt­

schaft d e r letzten Ja h re stark zerrütteten G em eindefinanzen haben sich bisher trotz energischen ‘Eingreifens d er neuen G em eindevertretungen leider noch nicht in dem M aße bessern lassen — was bei der kurzen bisher zur V erfügung stehenden Zeit auch garnicht verw underlich ist — 4 daß dies dem ein­

zelnen G em eindeangehörigen schon in F orm einer M ilde­

rung d er außerordentlich drückenden kom m unalen L asten fühlbar w erden könnte. T rotz beträchtlicher H erabm inderung der A rbeitslosigkeit lasten insbesondere die A usgaben auf dem Gebiet d e r W ohlfahrtspflege w eiter stark auf den Gemein)- den. Die R eichsregierung hat sich deshalb zu ’ einer W eiter­

erhebung d e r B ürgersteuer für das K alenderjahr 1934 en t­

schlossen. Soeben ist über sie d as „B ürgersteuergesetz 1934“

mit der dazu ergangenen. D urchführungsverordnung des Reichsfinanzm inisters vom 15. 9. 1933 erlassen und im R eichsgesetzblatt 1933 —< I Seite (529 ff. — veröffentlicht w or­

den. Sie schreiben grundsätzlich die W eitererhebung der B ürgersteuer in der bisherigen F orm und insbesondere nach gleichen B em essungsgrundlagen wie 1933 vor, bringen aber in einer Reihe einzelner P unkte wichtige A enderungen, in s­

besondere auch Steuererleichterungen, die in F olgendem zu­

sam m engestellt sind.

W ie in den V orjahren dürfen die Gemeinden die B ü rg er­

steuer 1934 von allen über 18 Ja h re alten, also vor dem 11. O ktober 1915 geborenen Personen erheben, die am Stichtag des 10. O ktober 1933 im G em eindebezirk wohnten oder hier ihren dauernden oder gew öhnlichen A ufenthalt hatten. F ür Personen, d ie erst später aus. dem Auslande zu­

ziehen, ist d e r T ag des Zuzugs als:S tichtag m aßgebend. N ach dem 10. O ktober 1933 aus einer Gemeinde in das Ausland verziehende Personen sind in dieser Gem einde nur noch mit den B ürgersteuerraten steuerpflichtig, die w ährend d er Z eit­

dauer ihres W ohnens in d e r Gemeinde fällig werden.

A ußer dieser E rleichterung sind auch noch andere Befreiungsvorschriften erw eitert w orden:

B ürgersteuerfrei w aren bisher solche Personen, denen gesam te Jahreseinkünfte nach den V erhältnissen am F ällig ­ k eitstage den B etrag nicht überstiegen, den der B etreffende nach seinem F am ilienstande bei H ilfsbedürftigkeit in der Gem einde als W ohlfahrtsunterstützung erhalten hätte. D iese F reigrenze ist für 1934 auf 120 Proz. des W ohlfahrtsunter'- stützungsbetrages, also g egenüber bisher um ein Fünftel (her­

aufgesetzt w orden. E s ist dabei ferner vorgeschrieben, daß da wo d e r Richtsatz der allgem einen F ü rso rg e nicht den gesam ten, sondern nur einen Teil des L ebensbedarfs erfaßt, für die B erechnung d e r .F reigrenze von einem entsprechend höheren F ü rso rg eb e trag auszugehen ist. Wo dabei weniger als 300.— Rm. herauskom m en, b eträ g t die F reig ren ze 300.—

Rm. — A bgesehen von diesen N euerungen gelten die vo r­

jährigen B efreiungsvorschriften, insbesondere die Bestim m un­

gen darüber, was als gesam te Ja h re se in k ü n fte anzusiehen ist, unverändert weiter.

Von der B ürgersteuerbefreiung ausgeschlossen bleibt auch 1934 derjenige, d er landwirtschaftliches, forstw irtschaft­

liches und gärtnerisches Verm ögen, G rundverm ögen od er B e­

triebsverm ögen, im W erte von m ehr als 5 000.— Rm., berechnet nach dem E inheitsw ert 1931 besitzt, m aßgebend ist dabei d e r V erm ögensbegriff des Reichsbewertungsgev setzes. H iernach gilt insbesondere als G rundverm ögen und als landw irtschaftliches V erm ögen das R ohverm ögen ohne Schulden, insbesondere ohne H ypothekenschulden. Neu ist hierbei aber <^ß abw eichend vom R eichsbew ertungsgesetz Anteile an offenen H andelsgesellschaften, K om m anditgesell­

schaften und ähnlichen Gesellschaften des H andelsrechts, bei denen d ie G esellschafter als U nternehm er oder Mitunte^- nehm er anzusehen sind, dem G esellschafter als B etriebsver­

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6 O S T S E E - H A N D E L Nummer 19

m ögen zugerechnet w erden. Es hat dies seinen G rund darin, daß d e r B ürgersteuer nu r die natürlichen Personen, picht aber auch Personenvereinigungen o d er G esellschaften u n ­ terliegen und d aß nach dem R eichsbew ertungsgesetz A n­

teile an offenen H andelsgesellschaften und dergl. bei der Gesellschaft und nicht bei den G esellschaftern erfaßt werden.

E ine w eitere S t e u e r e r l e i c h t e r u n g i s t i n F ä l ­ l e n s t a r k z u r ü c k g e g a n g e n e n E i n k o m m e n s vo r­

gesehen. 1933 konnte hier B ürgersteuererm äßigung verlan­

gen, wessen E inkom m en gegenüber dem V orjahre um m ehr als 50 Proz. zurückgegangen war. F ür 1934 genügt ein R ückgang von 30 Proz. In d era rtig en F ällen muß die B ür­

g er Steuer auf A ntrag entsprechend dem über 30 P roz. hin­

ausgehenden E inkom m ensrückgang erm äßigt w erden. W essen E inkom m en beispielsw eise im J a h re 1933 gegenüber 1932 um 80 Proz. zurückgegangen ist kann einen A bschlag der B ürgersteuer von 80—30 = 50 Proz. beanspruchen. Die B ür­

g ersteuer d a rf jedoch in diesen F ällen nie unter die. H älfte des niedrigsten R eichssatzes herabgesetzt w erden.

Wie im V orjahre kann B ürgersteuererm äßigung auf die H älfte des niedrigsten R eichssatzes beanspruchen, w er 1934 voraussichtlich Einkom m ensteuerfrei sein wird. D iese En;L m äßigung, ebenso wie die w egen E inkom m ensrückgangs ist aber bei P ersonen mit V erm ögensbesitz von m ehr als 10 000.— Rm. in soweit eingeschränkt, als die S teu erh erab ­ setzung nicht u n ter d en B etrag erfolgen darf, d er einen R eichssatz von 6.— Rm. entspricht. S teuererm äßigungsan­

trä g e können in diesen F ällen auch noch nach Ablauf der R echtsm ittelfrist gestellt w erden; die E rm äßigung w ird jedoch dann nur für solche T eilbeträge gew ährt, die nach E ingang des A ntrags fällig werden.

G egenüber vorstehenden Steuererleichterungen ordnet das G esetz für 1934 auf d e r anderen Seite auch eine S teu er­

erw eiterung an. E s hebt die bisherige S teuerfreiheit d e r ­ jenigen P ersonen auf, die vom W ahlrecht ausgeschlossen oder in dessen A usübung gehindert w aren .oder deren W ahlrecht ruhte. Steuerpflichtig sind also fortan bei V or­

liegen d er sonstigen V oraussetzungen auch Personen, d ie am Stichtag entm ündigt w aren, unter vorläufiger V orm undschaft oder w egen geistigen Gebrechens unter P flegschaft standen oder durch R ichterspruch die bürgerlichen E h renrechte v er­

loren hatten. Steuerpflichtige sind aber vor allem je tz t auch die A ngehörigen d er W ehrm acht.

Die sonst bestehenden früheren S teuerbefreiungen sind aufrecht erhalten. S teuerfrei sind also wieder die E x te rri­

torialen, ferner diejenigen, die an einem F älligkeitstage der B ürgersteuer Arbeitslosen- o d er K risenunterstützung beziehen oder laufend öffentliche F ürsorge genießen wie. insbesondere die K leinrentner, endlich auch die A rbeitsdienstwilligen im freiw illigen A rbeitsdienst sowie Personen, die Z usatzrente nach dem R eichsversorgungsgesetz beziehen. Aufgehoben ist nur die bisherige besondere Steuerfreiheit der Sozialrentner.

D iese w erden aber meist Steuerfreiheit als K leinrentner beanspruchen können, so d aß diese A enderung wohl mehr redaktioneller N atur ist.

Soweit nach V orstehendem B ürgersteuer erhoben wird, ist B em essungsgrundlage d as Jahreseinkom m en von 1932.

Soweit bei d e r V eranlagung an Stelle des Einkom m ens d er V erbrauch zu Grunde gelegt ist, bildet dieser die B em essungs­

grundlage. D ie Bem essung d e r Steuer erfolgt im übrigen nicht m ehr nach verschiedenen Landessätzen, sondern nach einem einheitlichen Reichssatz (S teuergrundbetrag), zu dem die einzelnen Gemeinden nunm ehr je nach ihrem F inanzbedarf Zuschläge erheben. Die S teuergrundbeträge und die S taffe­

lung sind im übrigen unverändert geblieben. D anach haben beispielsw eise P ersonen mit einem Einkom m en 1932 von 6001 bis 8000 Rm. bei 600 Proz. B ürgersteuer für 1934 72 Rm. zu zahlen. — B e i E h e g a t t e n wird wie auch schon im V orjahre kein E hefrauenzuschlag erhoben, wohl aber das E inkom m en beider E hegatten, sofern sie nicht etwa dauernd getrennt leben, stets zusam m engerechnet. Ist der E hem ann nach 1932 verstorben oder die E h e geschieden, oder h aben sich die E h eg atten seitdem dauernd getrennt, so wird die B ürgersteuer der E hefrau nach ihrem m utm aßlichen E inkom m en 1934 bem essen.

N eue V orschriften m ußten für die Landw irtschaft er­

lassen w erden, die bekanntlich aufgrund d er neuen § 28 a und 57a EStG , von d e r E inkom m ensteuer w eitgehend b e ­ freit ist. Soweit das E inkom m en eines Landw irts 1931/32 zur E inkom m ensteuer veranlagt ist, wird die B ürgersteuer nach allgem einen V orschriften erhoben. B etrug das G esam t­

einkom m en vor Abzug deä steuerfreien Einkom m enteils nicht m ehr als 12 000.— RM. und w aren darin landw irtschaftliche R eineinkünfte von m ehr als 6000.— RM. enthalten, vso w erden dem veranlagten E inkom m en für die B ürgersteuer­

berechnung noch 6000.— RM. hinzugerechnet, weil d ie ,e rsten 6000.— RM. landw irtschaftlichen Einkom m ens in diesem F all nach dem E inkom m ensteuergesetz steuerfrei bleiben, bei der E inkom m ensteuerveranlagung also nicht erscheinen.

Bei landw irtschaftlichen Reineinkünften von w eniger als 6000 — RM. wird die B ürgersteuer lediglich nach den nicht- landw irtschaftlichen zur E inkom m ensteuer herangezogenen Einkünften erhoben. F ür die große M asse d er Landw irte, die nur landw irtschaftliches E inkom m en haben, und deren landw irtschaftliches Einkom m en nicht m ehr als 6000.— RM.

beträgt, od er die auch aus Landw irtschaft kein Einkom m en haben, richtet sich die B ürgersteuer nach dem Einheitsw ert.

Sie b eträ g t bei E inheitsw erten von m ehr als 10 000.— RM.

6 — RM., bei niedrigeren Einheitsw erten 3.— RM. und wird bei ganz kleinen Anwesen im E inheitsw ert von nicht mehr als 5000.— RM. überhaupt nicht erhoben, w enn das E in ­ kom m en 120o/o des B etrages nicht übersteigt, den der L and­

wirt bei H ilfsbedürftigkeit nach den R ichtsätzen für die öffent­

liche F ürsorge als W ohlfahrtsunterstützung erhalten würde.

Die Wirtschaftslage in Rußland.

D e r E r n t e a u s f a l l . B i s h e r i g e r V e rla u f d e r G e t r e i d e k a m p a g n e . - D i e E r n ä h r u n g s l a g e . — P r o d u k t i o n s e r g e b n i s s e d e r S o w j e t • i n d u s t r i e . — Di e E i s e n b a h n k r i s e .

Alle A nstrengungen in R ußland sind gegenw ärtig auf die n e u e E ^ n t e gerichtet, von d e r das w eitere Schicksal der gesam ten Sow jetw irtschaft in stärkstem M aße abhängt.

N ach den bisher vorliegenden B erichten ist die E rn te in den einzelnen Teilen der Sow jetunion recht verschieden au sg e­

fallen, für ganz R ußland kann man ziemlich sicher mit einer k nappen M ittelernte rechnen. Von ausschlaggebender Bedeutung für die gesam te E rnährungslage des Landes ist jetzt die F rage, inw ieweit die E inbringung der neuen E rn te gelingt. Die Schw ierigkeiten, die dabei überw unden w erden müssen, sind ungeheuer groß. E s sind dies der M angel an B eförderungsm itteln, Zugvieh, E rntem aschinen und A rbeits­

kräften, vor allem a b e r auch die U nterernährung d e r L and­

bevölkerung. - D ie beiden letzteren U m stände haben die Sow jetregierung und P arteileitung veranlaßt, nicht nur Mili­

tär, Industriearbeiter, den K om m unistischen Jugendbund, S tu ­ denten und Schüler, sondern auch zahlreiche Sow jetbeam te zu den E rn tearb eiten zu „m obilisieren“ . N ach dem letzten Ausweis w ar bis zum 5. S eptem ber in 'd e r Sowjetunion K orn­

getreide auf einer F läche von insgesam t 73,2'Mill. ha gem äht gegenüber einem A real von 66,9 Mill. ha>zum gleichen Z eit­

punkt des V orjahres, was indessen als ein recht zw eifel­

hafter E rfolg anzusehen ist, da es u m ‘die Qualität der Ernten arbeiten sehr schlecht bestellt ist. '

Die G e t r e i d e k a m p a g n e , die in diesem Ja h re erstm alig auf Grund d e r G etreidenaturalsteuer erfolgt, ist ebenfalls bereits seit zwei M onaten im G ange. Um den

rechtzeitigen E ingang d e r N aturalsteuer in dem vorgesehenen U m fang sicherzustellen bzw. die A blieferungspläne w om ög­

lich in noch k ü rzerer F rist zu erfüllen, haben die lokalen Sow jetbehörden und P arteiorganisationen auf die B auern­

schaft einen starken D ruck im Sinne einer Beschleunigung d er E rn tearb eiten und der G etreideablieferung ausgeübt. Das forcierte Tem po d e r E rntearbeiten h at indessen zur Folge, d aß die A rbeiten sehr nachlässig ausgeführt werden, w as zu g roßen V erlusten führt, und d aß ferner schlechtes, feuchtes und ungereinigtes G etreide zur Ablieferung an den S taat g e ­ langt. Im August ist nahezu die dreifache G etreidem enge im V ergleich zum A ugust 1932 abgeliefert w orden. Die entscheidenden M onate der G etreidekam pagne — Septem ber und O ktober — standen allerdings noch bevor. Zu erw ähnen ist, d a ß die forcierte D urchführung der G etreideablieferung in d e r P raxis bereits zu g roßen S chw ierigkeiten!geführt hat, denn es zeigte sich, d a ß w eder die staatlichen Getreide- bereitstellungsorganisationen noch die E isenbahnverw altungen mit d e r gegenüber dem V orjahre veränderten Lage g ere ch n et haben und dah er auch nicht rechtzeitig eine ausreichende Anzahl von L agerräum en zur Aufnahm e des zur Ablieferung gelangenden G etreides bereitgestellt haben. Auch um den A btransport des G etreides ist es schlecht bestellt, da weder die Sow jeteisenbahnen, noch die F lußflotten sich den an sie g e ­ stellten A nforderungen auch nur annähernd gew achsen zeigen.

D er w eitere Verlauf d e r G etreidekam pagne wird, a b ­ gesehen von anderen wichtigen U m ständen, in bedeutendem

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1. Oktober 1933 O S T S E E - M A N D E L 7

M aße davon äbhängen, inw ieweit es d er S ow jetregierung g e ­ lingt, die Landbevölkerung in der nächsten Zeit mit den dringend benötigten M assenbedarfsartikeln zu versorgen.

Einstw eilen sieht es in dieser H insicht äußerst unbefriedigend aus. Die schlechte W arenversorgung hängt zum Teil mit dem V ersagen des staatlichen und genossenschaftlichen H a n ­ delsapparates zusamm en, vor allem aber mit der schlechten Arbeit d e r Sow jetindustrie. Die für die P roduktion vojn M assenbedarfsartikeln in erster Linie zuständige v e r a r b e i ­ t e n d e I n d u s t r i e h a t im ersten H albjahr 1933 — ent­

gegen dem Plan — keine S teigerung gegenüber dem V o r­

jahre zu verzeichnen und im Juli weist sie noch ungünstigere P roduktionsergebnisse auf. D er Ausfall gegenüber dem Plan betrug im ersten H alb jah r 1933 250 Mill. Rbl., im Juli 44 Mill. Rbl.

In den ersten sieben M onaten 1933 stellte sich der P ro ­ duktionsw ert der verarbeitenden Industrie, ebenso wie im V orjahre, auf ungefähr 4,8 M illiarden Rbl., wobei zu b e ­ m erken ist, daß im V orjahre gegenüber 1931 im m erhin ein Produktionszuw achs um 12,3% zu verzeichnen w ar.

Auch die Qualität d er hergestellten W aren ist vollkom m en unzureichend und der P rozentsatz des Ausschusses in ver­

schiedenen Industriezw eigen sehr hoch.

U nbefriedigend liegen die V erhältnisse auch in der S c h w e r i n d u s t r i e . Sie hat den Plan in den ersten sieben M onaten 1933 nur zu 49,2% ausgeführt, gegenüber dem V orjahre ergibt sich eine Produktionssteigerung um 7,4o/0, w ährend d er W irtschaftsplan für 1933 einen Zuwachs um nicht w eniger als 21,2o/0 vorsah. D er P roduktionsw ert d e r Schw erindustrie stellte sich in der Berichtszeit auf rund 8,67 M illiarden Rbl. gegenüber 8,07 Milliarden in den ersten sieben M onaten 1932. W as die einzelnen Z w eige d er S chw er­

industrie. anbetrifft, so h at d er K o h l e n b e r g b a u in den ersten sieben M onaten 1933 den Jahresvoranschlag zu 51,9o/0 ausgeführt. E s w urden in d er Berichtszeit rund, 43,6 Mill. to Kohle g efördert gegenüber 37,5 Mill. to im .entsprechenden Zeitabschnitt des V orjahres. Die Zunahm e b eträ g t etwa

16o/o, w ährend d er P roduktionsplan eine S teigerung um 30°/o vorsah. N och unbefriedigender haben sich die V erhältnisse in d e r N a p h t h a i n d u s t r i e gestaltet, die den Jah resp lan in d er Berichtszeit nur zu 50,5% ausgeführt hat. Die Roh- naphthagew innung erreichte in den ersten sieben M onaten 1933 12,32 Mill. to gegenüber 13,9 Mill. to im entsprechenden Z eitabschnitt des V orjahres, was einen R ückgang um n a h e ­ zu 0,8 Mill. to bedeutet. Am schlechtesten von den H a u p t­

zw eigen d er Schw erindustrie arbeitet die E i s e n , - u n d S t a h l i n d u s t r i e , die in der Berichtszeit den J a h re s ­ voranschlag nur zu 42,5o/o ausgeführt hat. Die R oheisen­

erzeugung b etrug in d en ersten sieben M onaten 1933 nur^

etw a 3,85 Mill. to, d .s. 42,8o/o des Jahresvoranschlages, die' Stahlproduktion erreichte 3,83 Mill. to, d. s. 40,3% des Jahresvoranschlages (9,5 Mill. to), die W alzw erkserzeugung 2,63' Mill. to, d. s. 42,5o/0 des Jah resp lan es (6,2 Mill. to).

Die unbefriedigenden P roduktionsergebnisse der In d u ­ strie w erden in d e r S ow jetpresse in e rste r Linie auf die m angelhafte Leitung, die bürokratischen V erw altungsm etho­

den, die unzw eckm äßige V erw endung d er technischen Kräfte, die M ängel in dem Lohnsystem usw. zurückgeführt. D a ­ neben spielen jedoch zweifellos d er Rohstoff- und B rennstoff­

m angel eine g ro ß e Rolle sowie vor allem die schwere E r - n ä h r u n g s k r i s e die die Leistungen der A rbeiter h e ra b ­ drückt 'und außerdem ein starkes F luktuieren der Arbeitsk­

r ä f t e zur F olge hat. Die V ereinfachung des V erw altungs- apparats d e r Sow jetindustrie, verbunden mit zahlreichen U m ­ besetzungen in den leitenden P osten und mit einer starken V erm inderung des Personalbestandes, ist seit dem H erb st 1932 im Gange. N euerdings wird ferner ein g ro ß er Teil der in den oberen V erw altungsorganen beschäftigten Ingenieure und T echniker unm ittelbar in die P roduktionsstädte entsandt, wovon man sich eine w esentliche B esserung in d er Arbeit d er Industriebetriebe verspricht. A ehnüche M aßnahm en w erden jetzt auch im E i s e n b a h n w e s e n durchgeführt, um en d ­ lich O rdnung in das V erkehrsw esen zu bringen, ,das in seinem gegenw ärtigen Zustand den A nforderungen des G ü ter­

verkehrs in keiner W eise gew achsen ist.

Der große Schuppenspeicher im Stettiner Freibezirk,

(8)

8

O S T S E E - H Ä N D E L Nummer 19

Der Künftige Nindesfusnsdilag im Danziger Hafen.

Einzelheiten aus der mit P olen getroffenen N euregelung.

Von zuständiger D anziger Seite w erden nunm ehr nähere A ngaben über die W arenm engen gem acht, deren U m schlag nach den D anzig-polnischen Abm achungen über den D anziger H afen geleitet w erden soll. N ach der dem P rotokoll b eig e­

fügten Liste wird dem D anziger H afen für die Zeit vom 1. 10. 33 bis zum 30- 9. 34 ein M indestum schlag von in sg e­

samt etw a 4,4 Mill. t g arantiert. D avon entfallen auf die Ausfuhr rund 4 150 000 t, auf die E in fu h r'ru n d 270 000 t. D ie E infuhrziffer ist allerdings bei einzelnen W arengruppen von gew issen polnischen V orbehalten abhängig, so d aß sie nicht als unbedingt fest angesprochen w erden kann. . Andererseits;

ist hervorzuheben, daß die festgelegten Zahlen in ihrer G e­

sam theit, wie bei den einzelnen W arengruppen, keine [H öchst- m engen darstellen, sondern daß man vielm ehr hofft, 'bei v er­

schiedenen W aren die festgelegten M indestm engen zu ü b er­

schreiten. D iese H offnung gründet sich vor allem auf d ie T a t­

sache, daß es der D anziger R egierung gelungen ist, das für einen Beschluß des D anziger H afenausschusses erforderliche polnische E in v e rstän d n is' zur S e n k u n g d e r D a n z i g e r H a f e n g e b ü h r e n auf den Stand von Gdingen zu erzielen und dam it den D anziger H afen gegenüber Gdingen w ettb e­

w erbsfähig zu machen. Die S enkung d e r D anziger H afen g e­

bühren erfolgt . bereits zum 1. 11. dieses Jah res. Allerdings!, ist zu berücksichtigen, d aß die W arenliste nicht alle W aren- gruppen um faßt. Bei bestim m ten W aren, z. B. bei Z u c k e r , h a t Polen sich mit R ücksicht auf die in Gdingen erbauten E inrichtungen gew eigert, eine G arantie zu übernehm en. An­

dere W aren sind in die G arantieliste nicht aufgenom m en w or­

den, weil sich d er V erkehr von selbst regelt o(der weil sie ausgesprochen dem E igenbedarf D anzigs dienen.

Die tatsächlichen U m schlagsziffern im D anziger H afen dürften sich über die auf bestim m te W arengruppen besch rän k ­ ten M indestziffern hinaus erhöhen. Statistisch läßt sich ab e r die p ra k tis c h e Bedeutung der N euregelung für D anzig im einzelnen zunächst nicht erfassen. Es kom m t noch hinzu, d aß bei dem unaufhörlichen A bsinken des D anziger H afen ­ verkehrs in den letzten M onaten jeder V ergleich m ehr oder w eniger willkürlich erscheint. Im g roßen und ganzen kann man feststellen, d a ß die bei bestim m ten W aren festgelegten M indestziffern etw a d er V erkehrszeit 1932/33 entsprechen.

Die D anziger R egierung ist bei den V erhandlungen von einem V ergleichs jahr ausgegangen, das das zweite H alb jah r 1932 und das erste H albjahr 1933 um faßt. D abei ergibt sich, daß in diesem V ergleichsjahr der tatsächlich erreichte G e­

sam tum schlag im Dftnziger H afen 5,2 Mill. t betrug, w ährend d e r jetzt für bestim m te W arengruppen zugesicherte M indest­

um schlag sich im m erhin schon auf 4,4 Mill. t beläuft. L egt man jedoch das erste H albjahr 1933 allein .als M aßstab, also die in den letzten M onaten vollzogene w eitere V erschlech­

terung, zugrunde, so ergibt sich eine V ergleichszahl von 4,5 Mill. t, die annähernd der jetzt g arantierten Mindestzdffer en t­

spricht.

Bei der A u f s t e l l u n g d e r W a r e n l i s t e selbst sind nur besonders wichtige W arengruppen berücksichtigt worden, bei denen eine G arantie der polnischen R egierung notw endig erschien und bei denen die polnische R egierung sich zu einer G arantie bereitfand. Die Liste gibt also, wie von unterrichteter D anziger Seite hervorgehoben wird, keinen

vollständigen U eberblick über die W aren, die im V ertragsjahr vom 1. 10. 33 bis zum 30- 9. 34 über D anzig gehen sollen.

A bgesehen von einzelnen weniger ausschlaggebenden W a re n g ru p p e n 'sin d bei den w ichtigsten W arengruppen dem D anziger H afen für das V ertragsjahr folgende U m schlagsm en­

gen zugesichert w orden (in 1003 t ) :

A u s f u h r : G etreide (Gerste, W eizen, Roggen, H afer) 300 Mehl 25, H ülsenfrüchte 38, Spiritus 2, Holz560, Kohlen und K oks 3000, Petroleum , N aphta und N aphtaprodukte 50, S chw efelsaurer Amöniak 16,5, S taßfurter und natürliches u n ­ gereinigtes Salz, Salpeter, Soda: 34, Zink 9,2, M etalle und M etall w aren 18.

Bei P e t r o l e u m und den N aphtaprodukten hat die polnische R egierung für den F all von A enderungen der Ex- portpolitik des internationalen K artells sich eine H erabsetzung d e r zugesicherten U m schlagsm enge V orbehalten, beim S p i r i - t u s ist d ag e g en im H inblick auf die zu erw artenden A usw ir­

kungen der A ufhebung d er Prohibition in A m erika eine E r ­ h öhung der ’U m schlagsm enge in Aussicht gestellt.

E i n f u h r : K affee 4, K akaobohnen 2,4, Tee 0,75, Reis 5, F rische F rüchte 2, Salzheringe 35, Frische H eringe für den D anziger E igenbedarf 0,283, P hosphoriten 9, Thom as- Schlacke 10, M ineral-Superphosphate 2,5, E rze und Schw efel­

kies 90. W ollgarne und Baum w ollgarne 5,4, G erbstoffe 14,6, P flanzen 9,5.

F ü r p f l a n z l i c h e s o w i^ e t i e r i s c h e O e l e und F e t t e und für Säm ereien sind zw ar bestim m te M engen ein­

gesetzt; die polnische R egierung h at sich jedoch mit R ü ck ­ sicht auf Pläne, die eine B eschränkung d er polnischen E in ­ fuhr vorsehen, eine Z usatzregelung Vorbehalten. Bei den’ für Reis und frische F rüchte festgesetzten M engen h at die p ol­

nische R egierung den V orbehalt gem acht, daß die betreffen­

den D anziger Firm en eine polnische Einfuhrgenehm igung nachsuchen müssen. H ervorzuheben ist noch, daß d ie für E rze und Schw efelkies festgelegte Elinfuhrmenge genau der im Ja h re 1932/33 über den D anziger H afen eingeführten M enge entspricht.

W e s e n t l i c h ist schließlich noch die im Artikel 3 des P rotokolls getroffene V e r e i n b a r u n g , wonach bei R ückgang des V erkehrs in einer bezeichneten W arengruppe über die M öglichkeit eines Ausgleiches bei anderen W aren zu­

gunsten D anzigs verhandelt w erden soll. In diesem Z u ­ sam m enhänge ist darauf hinzuweisen, d aß es in der P raxis überhaupt wesentlich d arauf ankom m en wird, wie die lau ­ fende Zusam m enarbeit sich gestaltet. In dem P rotokoll ist zu diesem Zw eck die Bildung eines s t ä n d i g e n A u s ­ s c h u s s e s vorgesehen, dem zwei D anziger und zwei p o l­

nische V ertreter angehören sollen. Von D anziger Seite w er-, den in d e n Ausschuß R egierungsrat Dr. Peiser und der R efe­

rent d e r H andelskam m er K rönert entsandt werden. Die R egelung ist im übrigen, wie bereits erw ähnt, zunächst für ein J a h r getroffen. D as grundlegende A bkom m en vom 5. 8. 33 läßt jedoch jederzeit dlie M öglichkeit einer K ündi­

gung mit einer F rist von drei M onaten schon v o r A b l a u f der im P rotokoll vorgesehenen Jah resfrist zu. Auch im F alle einer K ündigung w ürde a b e r die S enkung der D anziger H afengebühren bestehen bleiben.

iDeutsch'&innländischer Verein, zu Stettin

zur Pflege u n d Förderung der gegenseitigen Handelsbeziehungen e. 'V.

M e l d u n g n e u e r M i t g l i e d e r w e r d e n d ir e k t a n d ie G e sc h ä fts s te lle : S te ttin , S ch u hs tr. 1 6 -1 7 , B ö r se , e r b e te n .

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Der 'Verein erteilt seihen Mitgliedern k o s t e n l o s A u s k ü n f t e über wirtschaftliche Fragen

Finnlands/ Lettlands u n d Estlands. - Der v O stsee*H ändef' geht den Mitgliedern kostenlos zu.

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