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Neue Monatshefte für Dichtkunst und Kritik, 1876, Bd. 4, H. 1.

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Vierter Rand.

inpsigj Ernst Julius Günthcr.

1876.

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Mitstrbejterdes viertenWand-II

BäuerlhS.- 55.

August BeckenS.361... ·- Wilhellmgrünen-EsS.435.

H.Zlktaz«S-.sz15·8.

·tstkriedrichBodenstedtS.279.

ZdaChristen-.S.97.

Eduard Engel.S.237.

Emannel GeibeL S.1.

OttoGirndt. (S.213.

Wilhelm Gatdbamm S.309 Groß.S.402. 514Q MaxDeinzei.S.106.

S.BellenS.139.325.

Hang Here-ig.S.50.170. 418. 465.

E.Otto Popp. S.60.

Woldemar Kadm. S.386.

Heinrich Reiter-. S.247.

HugocKlein.S.185.

EmmaKlingenfeld S.400.

Fndwig eMahle-.S. 426.

Erneft smaqu S.200. 292.

shieronymusForm. S.147. 251.

ExotheisfemS.41. 300.

JanaDank S.2"30.

ftFritztEinstimm-S.38.

Luft-ed KleißnenS.281.

C.cOrdinandMeyer-.S.137.

Gmel-ichduMond S.352.

Faust Macht«-. S.356.

GottliebRitter-.S.69.1l62.255.408. 519.

P.K.RoseggenS. 491.

Ad. Er.vonScham.S.296.

JohannesSchere-.S.273.457.

Ermin schliebemS.3.

Ernst Schubert S. 82.

EmilTaubert. S.279.489.

Rudolph Tyrolt. S.232.

w.usw-JS.501.

Hans WachenhusemS.305.396.

H.müd.S.475.

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(5)

Inhalts-Verzeichnan

Dramaiischm

Ernest Legouv6: Durchdie Blume. Lustspiel in einemAkt ErnestLegouvå: An einerWiege. Soloscene Woldemar Kaden: AusderitalienischenDramatik

Unvellistischks.

Erwin Schlieben: Haus Adelburg.

MaxHeinzel: DerTulpenprinz . HugoKlein: KönigWerbul . Otto Girndt: DerWittwer (Humoreske). .

Alfred Meißner: DieGeschichtevonzehntausend Gulden .

August Becken DreiWeihnachtsmärchen.

H. Wild: Ein schwerer Traum . . . . .

P. K.Rose"gger:Pön. EineDorfgeschichte Episches.

Ada Christen: FünfTreppen·hoch.ErzählunginLiedern . Ad. Fr.v.Schack:DerToddesApostels .

Hans Herrig: Derverliebte Weise Lyrischrs.

Emanuel Geibel: Disticheu FritzMauthnen Carolus Magnus C.Ferdinand Meyer: Gedichte. Mila Lumi: Gegenüber. Friedrich Bodenstedt: Julia Emil Taubert: Allein UmMitternacht

Emma Klingenseld: Sonette .

Oscar Blumenthal: GrußindieFerne Emil TaubertsGedichte

Seite 200 292 386

106 185 213 281 361 475 491

97 296 465

38 137 230 279 279 400 441 489

(6)

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Seite Mrtnischte Ausfüle

Ferd.Lotheissen: DieRomanhelden einstundjetzt. . . . 41

HansHerri g:AesthetischeAnregungen . . . . . . . . . · .50 418 G.Bäuerle: Eineneue Weltanschauung . . . . . . . . . . 55

Ernst Otto H opp: DiehumoristischePoesieder Amerikaner . . 60

Gottlieb Ritter: Pariser TheaterbriefeundProbeseenen: I. EinDrama derRevanche . 69 Il. AristokratischeTheaterdichter . . . . . . . . . . . . 162

Ill. ShakespeareinParis . . .. . . . . . · 255

IV.Fromont juniorundRislersenior . . . . . . . · .408

V. DasbesiegteRom .. . . . . . . . . .519

S.Heller: Zu Goethe’s Geburtstag . . . . . . . . . . . . . . 139

H. Lorm: Eineliterarische Reise .. . . . . . . « 147

Oscar Blumenthal: BahreutherTagebuchblätter . . . 154

H.B eta: WieenglischeLeitartikel entstehen 158 R.Throlt: Dramatische Wildlinge . . . . . . . 232

Ed.Engel: EinStandbild für J. L. Klein . . . . . . 237

HeinrichKeiter: EichendorffalsLiterarhistoriker 247 H. Lorm: ErinnerungenanLederer . · . . . . . . . 251

Jo ha n n esScherr: Literaturbriefe. . . . . 273 457 Ferd. Lotheissem Homerübersetzungen. . · . . . . 300

HansWachenhu sen: Wieich Feuilleton studirte. . . . . . . . . . 305 396 Wilhelm G oldb aum: Zur polnischenLiteraturgeschichte . . . . . 309

S.Heller: Wilhelm JordanalsEpiker. . . . . . 325

F.Groß: Benjamin Disraeli alsRomaneier . . . . . .-. 402

Ludwig Kuhls: DieVolksepikderSerben . . . . - - . · - 426

W.Urbas: EntstehungderSprichwörter · - 501 F.Groß:DerMakart der Novelle . « - 514 Kritikkin ErnstSchub ert: P. K.Rosegger’s ,,Sonderlinge« 82 Oscar Blumenthal: A.Th.Brück’s Gedichte. . . . . . 83

Oscar Blumenthal: Ernst Eckstein’s,,Gymnasialhumoresken«. . . . . . . . . 84

Oscar Blumenthal: DieGedichtevonAgnesKayser-Langenhannß . . . . . 265

HansHerrig:EmerichduMones »Fortschritt«. . . . . . . 170

Emerich duMont: H. Lorm’s»Naturgenuß«. . . . . . . .352

Wilhelm Bennecke: EmanuelGeibelundFelixDahn · 435 MaxVogtes: Dialektpoesie. . . . . . . . . 436

Oscar Blumenthal;NeuesvonMirzaHSchafsy 438

Oscar Blumenthal: BunteBücherschaul. 530

(7)

Misrkllm ZudenFaustaufführungenin Weimar . Eineenglische Nibelungendichtung ZuA.Becker’s »Maler Schönbart«. KostspieligeErfolge . . . . . WasBraunnoch niemals abgeschrieben hat· EinDresdner Witzwort. . . . . . .

Oscar Blumenthal: Epigrammatisches

NeuesvonPaul Heyse EmilRittershausalsJmprovisator

DieMusikderZukunft . .

Oscar Blumenthal: SchwereWorte GrillparzerundAnastasiusGrün

Kleine Notizen . .-. . . . . .

»Die TochterRoland’s«insUltramontane übersetzt Ueppiger Unsinn

WieBalzac gearbeitet . EinGeistesblitzvonErnst Eckstein Eineliterarische Bosheit« KleineNotizen. . . . . . . . DerUrsprung eines geflügeltenWortes EinEpigrammvonD.F. Strauß .

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cArt-zunserer Ericfmappn Dr.Faust Pachler: UeberHalm’s Nachlaß Dr.W.Lebinski: Zur polnischen Literaturgeschichte ..

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Seite

85 85 85 86 86 86 86 176 176 176 176 267 267 267 440 440 441 533 533 533 534

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Herausgegeben

Oscar Elumenthai.

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IV.Rand. Heft1.

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: Juli 1876.:

Inhalt

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DistichonVonEmanuel Geibel .

Hang ZweckmerNovellevonErwin Schlieben Carolnø Magnrco.VonFritz Mauthner Die Romanheldeneinstundjetzt.VonF.Lotheis sen

LesthetischeAnregungenVonHans Herrig Eineneue Weltanschcmung.VonGustavBäuerle .

Die humoristischepoesiederKnierileaneic VonErnst Otto Hopp pariser Theater-briefe.VonGottlieb Ritter.

KritischeKundblikke .

KleineBücher-schauVonErnstSchubert undOsear Blumenthal.

Migrellen

Die»Ur-neuMonate-hefte« erscheinenregelmäßigamEndejedesMonats imUmfangvon mindestens6Bogen Lex.eleg. geh.

Wer Salz-gnugbestehtans 2WändenZuje6Yektem Seite

38 41 50 55 60 69 82 85

preispro Band 6Marnz proQuartal 3Mark; proHeft1Marti.

Alle BuchhandlungenundPostanftaltennehmen Bestellungenan.

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Distichon-.

Distichon

VonEmanuel Geibel.

NeueTheaterzu bau’nstets zeigt ihr euch willigundschmücktsie Prächtigvon außenundstellteurePoeten davor;

AberimInneren bleibtswieeswar undderprunkende Becher Wird mitschalemGetränkheutewiegestern gefüllt.

Sorgt dochlieberfüredleren Wein! Wirwürden mitbesser’m Dankihn schlürfenundwär’sausdembescheidenstenKrug.

LaßtvombarbarischenBrauchundruftzu dertragischenMuse FestlichgeschmücktemAltarwiederdieSchwester herein!

VondemGewühledesTagszuMelpomenesreinenGestalten Kanneuchdie BrückevonGoldnur Polhhhmniabau’n.

Königeführ’uns derTragikervorundvergangene Zeiten, Dochder KomödedasVolk,wieessichheute gebahrt.

Zweifelt, so lang ihr entwerft, dochmittenimGussedesKunstwerks DenktandenSpruchderKritik,denktandasPublikumnicht!

Wolltihr SchätzegewinnenundMacht, sothut euch zusammen, AberdasSchöne gelingt ewigdemEinzelnennur«

Jrret dieMuthigen nicht«Oft glücktleichtblütigerJugend Was beigediegnerer Kraft zweifelnddasAlternicht wagt.

WeichkicheRührungerschlafftdasGemüth,dieErschütterungstähltes;

Aber diesinkende KunstbadetinThränen sichgern.

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Reue Wanst-bestefürerhtkungtundZritiln

AusdemTempelderKunstwann geißeltein anderer Lessing ZürnendwiederdenSchwarm feilschenderKrämerhinaus?

NichtumdieGunst mehr frei’n siederMuse, sie frei’numdieMitgift Und imgemeinenErwerb stirbtdasentweihteTalent.

Wennmit derKirchedie Weltsich entzweitum Glauben undWissen, Dann vorAllemerscheinthochmirdesDichters Beruf;

Dennihmwardesvergönnt,mit derKraftderEmpfindungdenZwiespalt Auszugleichenundfromm ohne Bekenntnißzusein, Wenn er,derFormelentrückt,dochlauteren Sinns, wie einPriester,

MenschenundVölkergeschickandasUnendlicheknüpft Und imlebendigenBilduns dasWalten dersittlichen Mächte,

DiedasGemüthunddie Weltewigbeherrschen, enthüllt.

(13)

ges-us gldklbucn 3

HausAdclbnrxp

Novelle vonErwin Schlichen.

Jn gewissenKreisenderösterreichischenHauptstadt,zu denenderEingangnur dem feingebildeten Sinne, demreinen Charakterund demarbeitsamen Patriotismus offen steht,war eineZeitlangeinjungerMann beliebt,bei demjene Eigenschafteninfeltenem Maße vereinigt schienen.Erist seitdem seinen zahlreichen Freundenund noch zahl- reicheren Freundinnen plötzlichentrissen worden,undderPlatz,denerin derGesell- schaftund ineinzelnenHerzen einnahm,war schwerwiederauszufüllen.Manhatüber fein Schicksalnichtvielmehr erfahren,als denunglücklichenAusgangeinesZweikampfes, bei demerdie Todeswunde empfing; dochwar dieses Ereignißnur derBeginneiner KettevonErschütterungen,unter deneneine edleFamilie noch heuteleidet.

HelianthRittervon Adelburgwar der Namedesjungen Diplomaten, dessenVer- lust für seinVaterland nichtminder alsfür seineFreunde beklagenswerth ist.Auseiner angesehenen Familie entsprossen, vortrefflicherzogen undauf berühmtenUniversitäten vorgebildet,war erimBegriff, auf seinen ersten diplomatischenPosten abzugeben,als er denBesucheinesnorddeutschen Universitätsfreundesempfing. Diesen hatteerin Bonn kennengelernt,bei einemGelageliebgewonnen, indauerndem Verkehr,zum geringen Theil auchbeigemeinsamenStudien zufeinem Freundegemacht,undzuletzt mitZustimmungseines Vaters, desgreisenGenerals vonAdelburg, nach Heidelberg undaufeineitalienischeReise begleitet.

·

DasfreundschaftlicheVerhältnißdesjugendlichenRitters zu demGrafen Alexander, wIFdieservonseinenTänzerinnenschlechthingenannt wurde, erfuhr verschiedenesUr-

theII-·jenachdemeinsolchesvondenStandesgenossen,denProfessorenoderdenFrauen MEng DieErsten,altewiejunge,erklärtenbeideJünglinge für Muster adliger Jugend-inihrer akademischenFreiheiteinwenig unbändig,abervollkommen beanlagt, jeder feinem Vaterlande alstüchtigerArbeiter,undderGesellschaftalsVorbildguten Tones zUnützen.DieProfessoren bedauerten, daß Graf Alexander seinen Freundzu sehrin dasVolleMenschenlebenmitrißundsoderZukunfteinenStaatsmann von be- deutender Gelehrsamkeitzuentziehen drohte;dieFrauenabertrafen ihre Entscheidung dahin- daßdasSchicksalselten zwei Freundezusammengeführthabe,die einander so vollkommenergänztenwie dernorddeutscheund dersüddeutscheKavalier. Graf Alexander strahlteVonLebensmuthUndftrotztevonLebenskraft; Helianth erschienim1Pelldunkel

(14)

4 ReueMonate-hellekinYichtktmntundKritik

einerlächelndenMelancholie, welchediejüngeren Frauenreizend fanden,dieälteren durchdenEinflußdesFreundesgemildert wünschten.DernordischeGraf brachteüberall einoffenes Herz füralleweiblichen Wesen mit, währendder Rittervom Südendurch einefast jungfräulicheSchüchternheitin vielenHerzendieHoffnung erweckte,erwerde endlichEinerangehören.

,,WärendieBeiden ein Mann«, sagte sehr oftdieGemahlineinesberühmten Psychologen, »sohättenwirAktivität undPassivitätzu einemTemperamente vereinigt, dasdemIdeal sehr nahekäme«.

DieWahrheitzusagen,war diegegenseitigeErgänzungderFreunde nicht für beideTheile so vortheilhaft,wieessichimSchimmersittsamer Abendgesellschaftenausnahm.

Helianth hatte mehralseinendummen Streichzubereuen,bei demGraf Alexander derAnführer gewesen,unddiefreundschaftlicheWechselwirkungzwischenbeidenjungen Männern bestand vorzugsweise darin, daßder Graf seinen FreundmitallemZauber sinnlichen Genussesunddurchden ganzenReiz seinerAlcibiades-Natur fesselte, während dieser durch sein oft erwachendes,wonichtimmerregesBewußtseinvonMenschenwürde einentweihendes Uebermaßfernhielt.

Auchbliebdengeselligen KreisendieAbkühlungverborgen,diein demFreund- schaftsbundegegen dasEnde desHeidelberger Aufenthalteseintrat. Zwarumarmte man sich,durchdieTrennunggerührt, aufs Herzlichsteundversprach sichfleißigeBriefe;

aberBeideempfanden doch,alssieeinander aus demGesichteverloren hatten, daßes ihnenwie eineLastvom Herzen gefallen sei.DerEinefühlte sicheiner lauteren Lebens- führung wiedergegeben,die dasElement seinerFamiliewar;der Andere sahnun für gewisse Liebeshändel,bei denen ihnnur dieBereitwilligkeitderbetreffendenDamen entschuldigte, freiere Bahnvorsich.

Das Versprechen fleißigenBriefwechselswurdegleichwohlvon beidenTheilenein Jahrlanggehalten; doch führte dasselbenichtzujenem AustauschvonLebensfrüchten, denHelianthvonseinem Freunde verlangte,undderihm angemessen erschienbeijungen Männern, dienach mehrjährigerakademischerErholung ihreArbeit demVaterlande widmen wollten. DieBerichteüber Studien undderen Ergebnisse fülltennur einen geringen TheilderBriefevon Berlin;dergrößerewar inAnspruchgenommen von einerbuntscheckigenSchilderungdeserotischenLebensin derHauptstadt,undoft pulsirte indiesen Ergüsseneiner glühendenSeele einefast dämonischeLüsternheit. Helianth saheinenGeistvon bedeutenden Anlagen allmählichdurch Genußsuchtgetrübt,einGe- müth,dasfrüher fürGutesnicht unempfänglichwar,durch Sinnlichkeit verflacht,einen Charakter,derdenJünglingbereits ausgezeichnet, durch Zügellosigkeitverwildert und dadurch schnellerErschlaffungverfallen.Ersah,wie einMensch,ineinemPunktevon derLeidenschaftbeherrscht, sichin allenTheilen selbst vernichtet.

Helianth trugkeinBedenken,jaerhieltesfür seine Pflicht,demFreunde seine Selbstzerstörung vorzuwerfen, zuletzt sogar seine mitwissende Theilnahme abzulehnen.

Ermachte mehralseineherbe Bemerkungüber desGrafen Stellungin derFrauenwelt undüber denVorzug,derihm hier seines RangesundVermögenswegenzufiel.Aber weitentfernt, sichdurch solcheVorstellungen verletztzufühlen,erwiderte derleichtlebige Graf sie vielmehrmitanmuthigerNeckerei undvermaß sich,denTugendhelden, hätte erihnnur für sechs WochenimKreise seinerBerliner Schönen,mitKopfundHerz für seinePraxiszugewinnen.

(15)

Maus gtdrllmrg 5

,,Nieundnimmer!«antwortete ihm Helianth »Der EinflußderFraueninmeiner Umgebung ist seit Jahren sowirksam«gewesen,daß ichnur aufkurze Zeit,undstetsmit bitterer Reue,denGrundsätzen,diemich leiteten,untreu werdenkonnte,unddaß ich schnellzUik)nenzurückkehrenmußte, sobald ichwiederin dieNähedererkam,denenich sieVerdanke. Werunter seinem Dachenur ehrbare Frauen sieht,kannsichauch draußen gegendieFrauennichtanders alsehrbar verhalten.«

Dieser Briefwar dererste, welcherdenGrafen für einigeMinuten verstimmte.

Dennso ofterim Tone derUnsehlbarkeit,sowieunter allgemeinem BeifallderKameraden vomRegiment,seine Ueberzeugnngverkündenmochte,dieFrauenimAllgemeinenwären

derAchtungnicht werth,dieman ihneninderbesserenGesellschaft entgegenbrächte seine Mutter unddieEomtessenwollte er, wiealleHerrn Kameraden, dochVVUder Regel ausnehmen.

JndemnächstenBriefeanHelianthkamdieserGedankeineinigenetwas gereizten Worten zumVorschein.ErhättezwaraucheineehrwürdigeMutter, schrieber,und ehrbare Schwestern,aberunter NymphendenJosephzuspielen, hätten sieihn nichtge- lehrt.Erwärebegierig,dieausbündigen Tugendenzuerproben, welche sich soim NamenihresganzenGeschlechtes ausdieHöhe stellten,undgedenke dereinst, seineetwas durchlöcherteEhrbarkeitmit demSpinngewebe frauenhafter Zucht auszubesfern.

Auf dieseUnhöflichkeithatte Adelburgkein Wort derErwiderung. Erließ sich vielmehr durcheinenzweiten Brief,der imRauscheeinesneuen Liebeshandels geschrieben war, umAntwort mahnenundvermiedimVerlaufeinesimmerspärlicherenundver- drossenerenBriefwechselsAlles,was einemWunschedesWiedersehensodergareiner EinladungnachWienähnlichgesehenhätte.

SovergingenvierJahre. DerGraf hatte sichinFrankreich durch Tapferkeitaus- gezeichnet,undwar überladen mitdeutschenEhrenzeichenundwälschenLiebestriumphen, zurückgekehrt,währendAdelburg,obschonvorläufig gleichfalls Reiteroffizier, sichin der schönenStille deselterlichen LandhausesundimVerkehrmitguten Geistern seines Vaterlandes fürdieStellung vorbereitete,dieihmvonseiner Regierung bestimmtwar.

SeineakademischeFreundschaft,mitdemVorsatze lebenslangerTreue geschlossen,er- schienihmnur nochwie eineFrühlingsblume,vonderman imsteigendenSommer Duft undDauer nicht mehr verlangen dürfe.

Sowar dennHelianthnichtzumAngenehmsten überrascht,alsaneinemfrischen HerbstmorgenGraf Alexander sichmeldenließ.Bisderselbe eintrat,war ebennochZeit, sovielSelbstbeherrschungzusammeln, daßdieBegrüßungeinigermaßenderUnbefangen-

heitentsprach,mitwelcherderrothwangigeGrafdemFreunde gegenübertrat. Jener blicktesofrisch,heiterundlebenskräftigdrein, daß Helianthinlebhafter Erinnerung an Bonn undHeidelbergseinen Händedruckwärmer abgab,alserkurzzuvor fürange- messenemchtetzauch widerstanderderUngedulddesGrafen, wodurch dieser zwischen SesselUndFensterhinundher getrieben wurde,nur kurze Zeit. Manbestellte Pferde zU einem RittindenPrater,man tummelte sichnach Herzenslust;aberHelianthVer- Mied denWeg nachdemelterlichen Hause,undalsdieLustbarkeitvorüber war,bewir- theteer denGrasenin einemGasthof, statt ihn,wiederselbeerwartete,seiner Familie zuzuführenDerGraffragte nach ihr,alssiebeimWeinesaßen. .

»Es hat sichnichts verändert«,antwortete Helianth »MeinVater sowohlwie

meine Mutter sindzujenen Jahren gelangt,daman zurRückschaustille stehtundIm

(16)

6 III-ne MonatshektrkinYirhtlmnstundKritik

ausruhendenNachgefühlwohl angewandter KräfteeineZeitlang beharrt, bisman schleunigerzum Endeeilt.«

»Du sprichstwieein Greis«, lachte Gras Alexander. »Einalter Oberst,der nacheinemhalben Dutzend rühmlicherGefechtezurRuhe gesetztwäre,könntenicht so vielWeisheitim Munde führen. Schäme Dich,in DeinenJahren sovielmelancholischen Ernstin DeinenWeinzumischen.«

,,Dieser Ernst stimmtzumir«,so jung ich bin, besseralsDuglaubst.Seitfrüher JugendbinichvondemGefühlebeherrschtworden, daß ichbaldamZiele stehen werde, undwenn ich michinakademischerZeitdemEinflussedeinerLebensluft hingab, soge- schahesnichtzugeringem Theilaus demAntriebe,denGenußeinesMenschenlebens ineinegeringere Spanne Zeit zusammenzudrängen,alsdenMenschen sonst wohlzu- gemessenist.Sofühle ichmichebenso oftzum Rückblickegenöthigt,wieirgendein alter Mann, dereinreichesLebenhinter sichhat.«

,,GrillenriefderGraf: ,,MönchifcheHirnkongestionen!DashastDuvonDeiner Enthaltsamkeit gegenüberdenWeibern. WirMänner dürfenüberunsern höherenBe- strebungen nichtvergessen, daßdieMenschheit zwei Geschlechterhat;dasrächt sichsonst anunsren GeisteskräftenundanunsrerArbeit. DiesemGrundsatzehuldigte ich früher vielleichtetwas zusehr, ichwilleseinmal zugeben.Seitdemhabe ich Manches erlebt, Entsetzliches, Haarsträubendes,wasEinem dasheißeBlutgefrieren macht,undwieder Großartiges, Weltgefchichtliches,wasEinen überTändeleihinausbringt undzumErnste stimmt. Jchbin inmanchemStückvernünftiger geworden, seit ichbeigroßenEreignissen mitgewirkt. Jch habe einsehen gelernt, daßman in der Weltzu etwas mehrdaist,als sichznbilden oderzugenießen,was manchmal anfEins herauskommt. Jneinem Punkteaber binich derselbe geblieben:meineWehrlosigkeitgegenhübscheFrauen hat alleSchrecken, Anstrengungen, EntbehrungenundBlutverluste überdauert,unddaich sonst leidlich charakterfest bin, sovermagich hiernur dasWalten elementarer Kräftezu sehen,gegen diekeineSchulederVernunftoderdesLebens wirkt,undwiderdiesich Niemand ungestraft auflehnt.«

»WennwirdasElement inuns alsRechtfertigung nehmen dürften,«erwiderte Helianth,,,nun sowärenalleGesetztafelnund GesetzbücherinderGesellschaft,alle SitteundUebereinkunft schleunigstzukassiren.Dann aberwäreesmitdemErschaffen undAuferbaueninderMenschheitzuEnde,unddielelementaren Kräfteinunswärenso vielwerth,wieWasserundFeuerimChaos.Nurausihrer Eindämmung entstehen Schran- ken,aus ihrer Beherrschung Gesetze,ausihrermaßvollenVerwerthungSakramente.«

,,Hab’ichs nicht gedacht,Duwirst darauf hinauskommen! Dumachsteswie ein Mädchen,das- indenerstenStunden nach BeginneinesAbenteuers schüchternanden Katechismuserinnert. Mirist,alshörteichdieSchwester stattdes Bruders. Duhast mirfrühervonihr erzählt.«

»Ich habe jetzt nichts hinzuzufügen« so suchte Helianthabzubrechen.

»Ichmuß diese Frauenkennenlernen!«riefderGraf, »dieDeineJugendkraft fo im Bannhalten, daßDuihnenzuEhren jedes KammermädchenderAphroditewie eine PriesterinderVesta behandeln willst. Aufrichtig, ichsehedarinnichtvielVerdienstliches.

Einst aufdemHeidelberger Schloß,alsDu,dieWangenvomWeinerfrischt,derhübschen SchließerindieHanddrücktestundihr gewisseGeheimnissedeshereinsinkendenAbends zuflüstertest,dagefielstDu mirbesser,alsheutemit deinerhektischenEhestandsmoral.

l

(17)

Yam- gidelburg 7 JchWillnicht sagen, ichwäre einabgesagter FeinddesEhestandes. Jch seheniezwölf Mädchenbeisammen, ohnezuwünschen,eineDreizehnte möchtedienothwendigenEigen- schaftenzu meinerGemahlinbesitzen.Bisweilen ergreift mich sogarmitten imVerkehr mitRegimentstöchternundRegierungsdamenetwas wieErmüdungundWiderwille, alsbedurfte ich endlicheinerandern Artvon Frauen, um wiederLustamLeben und Berufezuempfangen,undwerweiß,obich nichtzu DeinerAnschauung bekehrt werde, sollte ichEinefinden,bei der mirjene AnwandlungvonUeberdrußnach Vierundzwanzig StundenderBekanntschaftausbleibt.«

DieBeziehungderletztenWorteauf Helianth’sSchwesterwar unverkennbar. Der AntriebdesGrafenzuseinem Besuchin derösterreichischenHauptstadtwar wenigerder Genußihrer Freudenoder dasWiederseheneines Freundes gewesen, dessenBestimmung füreinendiplomatischenPostenim Orient ihmbekannt war,alsvielmehrderlangege- nährteundnur in derZerstreuungdes Berliner LebenszurückgestellteWunsch,eineWiener Edeldamekennen zulernen,derenVorzüge, nach ihresBruders Brieer zuurtheilen, ganzbesondererArtseinmußten. WareslediglichNeugieroderinnewohnende Sehn- sucht nachdemBesseren,was ihn trieb? Erhatte sichdaswohlnichtklargemacht.

Amwahrscheinlichstenwar esdieLaune, einem seltenenAbenteuer ebensowillenlos undohneSelbstüberwachungentgegenzugehen,wiebisher täglicheinemgewöhnlichen.

Helianth erkannte,was eineehrbare Familievoneinemso beweglichenHerzenzu erwarten·hätte,undwelcheRolleeinsolcher CharakterineinemHause spielen müsse, dassichbishervonzwangloser Leichtlebigkeitfern gehalten.Beiihm,demehrfurchts- vollenSohneundsorgsamenBruder, standfest,daßerdenunzüchtigenMann, mußte erihn schonalsfrüherenFreundnebensich leiden,denFrauen seines Hausesnichtvor Augenführen durfte.Ergelobte sich, ihn so schonendalsmöglichfernzuhalten.Er ludihnzwarwiederholt nach seiner Wohnungin derStadt undgabihmzuEhrenkleine Mahlzeitenzihnaberin dasLandhausderFamilie einzuladen,vermiederunter ver- schiedenenVorwänden,die bei derOffenheitvonHelianth’s Charakter seine Verlegenheit baldverriethen. AuchdemPförtnerdesHauses,einemweißhaarigen,anhänglichen Diener,wareingeschärft,den blondenHerrn nicht vorzulassen,welchersichalsAlexander GrafD.vorstellen würde,undso mußtedieser zweimalvonderSchwelledesHauses ausGründen umkehren, welchedergreife Pförtnerzuerfindengeschickteralsseinjunger Herrwar.

Dieser Umstand bekräftigtedenEindruckderAbsichtlichkeit;mitwelcherHelianth denGrafenvondenHeiligthümernseines Hauses fernhielt,undwenn dieVerbindlich- keit derFormen,unter denenman sichgegendenGrafen abschloß,diesemZurückhaltung FUferlegtSso empfand dochersowohlwiesein Freundbei derzunehmendenSchwüle ihresVerkehrs-,daß elektrischeAusbrüchebevorständen. .

DerGrafhatteLebensart genug, eineförmlicheErklärung,unddamitdieAuf- Wallungenznvermeiden,die einesolchenach sichziehen mußte.Erdachte daran-das Feldzuräumen undszögertenur, umsichnichtdasAnseheneinesschnellGeschlageneu zugeben.AndrerseitsstacheltedasHinderuiß,dasso seltsam ausderSchwelledes Landhauses lag, seine Begier, sichdenunnahbaren Frauen dennochzuUäheFUsindzu

erproben,ob derenpriesterlicheAbsonderungvom WeltgebrauchdasErgebnißeigener Würde,odervomWillenasketischerMänner auferlegt sei.

Nichtimmerwar derfteuerloseWilledesjungenKavaliers in dermannhaften

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bildet und in ,,Fernande« Alles glücklich löst, verwickelt in ,,Dora« ganz bedenklich die Sache. namentlich am Hochzeitsabend! Andre möchtebeinahe, als ihm seinejunge Frau in einem

ihnen entschlüpftist. Sie werden sich daher gewiß nicht wundern, daß ich so lange als möglich von dort fern bleibe und die Absicht habe, nicht vor dem Spätherbst

Jn den Brieer an seinen Freund Karl Mayer schreibt Lenau einmal: ,,Jn Amerika werden der Liebe leise die Adern geöffnet und sie ver- blutet ungesehen.« Und so wissen wir auch, wie

gedeihen, der all’ seine abgedanktenMaitressen in Wachs nachbilden läßt und in diesem ,,Museum«sein Leben verbringt und endet? Wo anders als im verkirchlichten Süd- spanien die

Was speciell den für uns wirklich letalen Ultramontanismus betrifft, so kann ja weder bei Mickiewicz, noch bei Slowacki von diesem die Rede sein, er war zu jener Zeit wenig expansiv

Bald sind es hundert Jahre, daß Voß mit seiner metrischen Uebersetzung der Odyssee hervortrat, und damit der Nation ein Werk von hohem Werthe bot. Mit dem Erstarken der

»aber zehn von Jhren Werken gingen ja schon über die Bretter: Zampa, Haidee, dle Hugenotten, Pre aux Clercs!« — ,,Schlechter Beweis: Wohl sind diese Operntexte aus meinen Romanen

er im Moment seiner diplomatischenReise wohl nicht in Paris zurücklassen dürfte. Die Poraussicht des geniereichen Natars wird verwirklicht. Chåteaufortkehrt freudig zurück, gibt