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Neue Monatshefte für Dichtkunst und Kritik, 1875, Bd. 1, H. 5.

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Academic year: 2021

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(2)

—«»—0s0 Mai1875. Oå0—«»——

Inhalt

Seite cHcegiendesYtoperz. VerdeutschtvonEmanuel Geibel . . . . 349 glittFriedenstifteLNovellevonAlfredMeißner . . . . . 351 Yet Aktevom Berge. SchauspielineinemAktvonBauernfeld . 363 etiwpieinYött Eineplattdeutsche GeschichtevonKlaus Groth . . . 378 Derneue cLeander. ErzählungvonSacher-Mafoch . . . . . . 382 Yalladew VonOscar Welten, Heinrich Reder undTheodor

Renaud;...·...·.397

Yogadic LustspielineinemAktvon Murad Efendi . . . . . 400 Hetmannschiff-EinBeitragzurdeutschen Poetengeschichte . . . . 411 Die HeiligegochabloneBemerkungenvonOscar Blumenthal . . 415 cHinYüljnen-«Citapitec.VonAdolfSchwarz. . . . . . . . . 418 Hiritische Rund-blicke . . . . . . . . . · . . . . . . . . 421

syrik VonD.

EinSchicksakøromainVoniOscar Blumenthal.

Novelletr. VonKarl Woerniann undR.Prölß.

IceineVtichekfchau.

Miecellem

AusunsererYriefmappe . . .. . . . . . . . .

ErwiderunganHerrnDi-.med.startMooti.VonAdolfStrod tmann.

Berichtigung.

428

Flie»KannMonat-hefte«erscheinenregelmässigamEndejedes Monate imUmhngbon5—6Bogen Tex. eleg. geh.

Der Znhrgirng bestehtnun 2Wändenenje6Betten.

preisproHand6Mart; pro Quartal3Mars-;proHeft1Quarte

AlteSuchhandlungenundpostaastatteunehmen Gestellnngeaan.

(3)

Mengdek-Xraprrr 349

EkegiendesVroperz

Verdeutschtvon Emanuel Geibel.

I.

Äreischon dacht’ ichzuseinundverschwur ausimmer dieMädchen, AberverrätherischbrichtAmordenFriedensvertrag.

"

Wes-halb muß solch reizend Geschöpf auchwandeln ausErden?

Ja,nun sass’ich’s, daß einst Jupiter Mädchen geraubt.

DunkelstesGoldistdasHaarunddieHand zartläuglicherBildung, FürstlichderWuchsundderGangwürdigderSchwesterdesZeus, OderwiePallasam FestzumAltar vonDulichium hinwallt,

GorgosSchlangengelockumdie gepanzerte Brust.

AuchderJschomachedünktsie mich gleich,derlapithischen Heldin, DiesichzumköstlichenRaub trunk’neCentauren ersah’n.

Soauch ruht’anderheiligen FlutdesBöbeischenSeeswohl Brimo’s*) hehre Gestalt zärtlichanHermesgeschmiegt.

Ja,siebesiegt selbst euch, ihr Olympischen,diesihrdemHirten Droben am IdadenReiz göttlicherGlieder enthüllt Omagnimmer dieZeitdiesHauptseindselig berühren, Sollt’eseinAlter auchsehn, greise Sibylla,wiedeins!

lL

Derdunochebengeprahlt,keinMädchen bestrickedich wieder, ZappelstimGarnundzuFallkamdervermessene Stolz;

KaumvierWochenderRast,Unseliger, hastduertragen, Undschon wiedereinBuch schreibst du,verliebt wieein Thor.

Freilich,esgaltdenVersuch,obeinFisch sich eheran’sTrockne, ObeinKeuler sich eh’randasGeschaukeldesMeers, Oderobichmich Nachtsanernstes Studieren gewöhnte Liebeverreist wohl einmal,abersiewandert nichtaus.

Doch nicht fesselt mich sodasGesicht,wiezartesgefärbt ist (UnddenLilienblühtmeineGebieterin gleich;

Wiewenn Mäotischer Schnee wetteifertmitspanischem Purpur Oderin lautere MilchBlätter dieRose zerstreut) Sonicht reizt michdasHaar,umdenschimmernden Nacken sich ringelnd,

NichtderAugenin’sHerz zündendesDoppelgestirn, OderdieBrust,wenn siesachtausarabischerSeidehervorlauscht,

(Wahrlich,um zärtlichzuglühn, braucht’esderGründenicht mehr!) Nein,dasreißt mich dahin,wenn sie -tanzt,vomWeinebegeistert,

Schön,wiedenbacchischenChor einst Ariadne geführt, Wennsie,einschmelzendesLiedaus äolischerLeyer versuchend,

Mitaganippischer Kunst spielenddieSaiten beherrscht,

’) Proserpina.

I,5. 23

(4)

350 BetteWonntslgeftefürYirhtlmmstUndKritik

OderalsDichterin heutandie Seitesich stelltderCorinna, MorgenErinna’s Gesang kühnzuverdunkeln sich müht.

HatbeideinerGeburt,Holdselige,nebenderWiege DirzumSegen vielleicht Amor,derheitre, genies’t?

Denn diehimmlischenGaben verleihtunsMenscheneinGottnur, NichtvonderMutter genährt, glaube mir, sogstdusieein.

Nein,solch hohes Geschenkstammtnimmer aussterblichem Samen, InzehnMonden nochniewurdesoKöstlichesreis.

Drum auchwirstdunicht stets mich beglückeninirdischem Bunde, Jupiter’s Lager dereinst theilst du,dieErsteausRom;

Bistdudocheinzig erblühtalsdie Kronederrömischen Mädchen, Nieseit Helena schaut’ähnlichenZauberdie Welt.

Undichverwundre mich noch, daßandirsichdieJugendentzündet?

Herrlicherwäreja selbst Trojaverlodert um dich.

Sonst zwarfaßt’ icheskaum,wiesich AsiadortundEuropa Jnso schrecklichenKriegnurum einMädchengestürzt, Dochjetzt geb’ ich euch Recht,dirParisunddirMene·laus, DirinderForderung, dir,weildusie trotzig versagt.

Dürfte doch auch für Cynthia’s ReizeinAchillindenTodgehn.

Priamus, schaut’ersienur, hießedieFehde gerecht.

WerdrumSchöneresgern, alsderVorzeit Meister erschüfe, WählezumUrbild dermeineGebiet’rin sich aus;

Zeig’erimWesten siedannderbewundernden Welt undimOsten, UndinLiebeverglüh’nOstenundWesten für sie.

Ill.

Nicht so freudig begingdenDardanertriumph derAtride, AlsLaomedons Burg endlich,diemächtige,fiel, So nichtjauchztedasHerzdemUlyßamZielederIrrfahrt,

Als erderSehnsucht Land, Jthaka’s Ufer betrat, Nicht soselig umschlangdengerettetenBruder Elektra,

Dessenvermeintcs GebeinkaumsiemitThränen beströmt, Wieich selberinWonne geschwelgtdievergangeneNacht durch,

Wolltihrunsterblich mich sehn, gönntmirnocheinewiedie!

Freilich, so lang’ ich,denNackengebeugt, demüthig einherschlich, Hieß langweilig ich ihr,wieeinversumpfender Teich.

Dochnun gabsieesauf, gleichgültigdieSprödezuspielen, Nicht mehr stellt sie sich taub, schütt’ichinKlagen michaus.

Hätt’ ichnur früher erkannt,was Noth thut, Mädchenzurühren, NichtdemVerschmachtetenerstwürde dieLabungzu-Theil.

Undmirschimmerte doch,mirVlindem,derPfadvor denFüßen, Dochwen Liebebethört, haternoch Augen,zusehn?

Jetzt erst weiß ich,was einzig euch frommt:Thut kalt, ihrVerliebtem Undwas sie heut noch versagt,bietensiemorgen vonselbst.

AnderepochtenamLadenumsonstundriefen sie: Herrin!

AberanmichvollRuh schmiegte sie zärtlichdasHaupt.

Dasist größererSieg,alshätt’ ichdiePartherbezwungen, Könige, Beute, Triumph acht’ ich dagegen gering- Nunsoll köstlicherSchmuck, Cytherea,dieSäule dirkränzen,

Undmitgoldener Schriftnenne denGebetdasLied:

»DieseTrophäen erhöhtvordeinemTempel,oGöttin, Weil erdieseligste Nachtliebendverschwärmte,Properz.«

(5)

EinFriedensstifter-. 351

Ein Friedenstifken

Novelle von Alsred Meißner.

I.

Es war, wo dieletzten Häuser stehen. Das Abendroth beschieneineReihe niederer Dächer,ErkerundRauchsänge·

AusdemHausgangeines alten verwitterten Gebäudes standeinMann von hohem Wachse,indendreißigerJahrenund saheinein blonden Knaben zu,wieer imHofedenBall andieWand schlugund,dieLinkeindieHüfte gestemmt, ihn mitderRechten gewandtund sicherwieder auffing. EineeigenthümlicheBewegung, ja Ergriffenheitmalte sichindenZügendesMannes, abererlächeltenur, ohneein Wort lautwerden zulassenund verbarg seine Stimmungselbstvor der altenFrau, die,denStrickstrumpsüberdenArmgeworfen, unsernam Geländer lehnte.

»Wieistderausgeschossen!«dachteer. »Sechs Jahre erstundschon sokräftig und gewandt,undder Mutter ähnlichinjedem Zuge, ja,injeder Bewegung... Nurdasblonde Haarhatervom Vater unddassteht so eigenzuseinendunkelbraunen Augen. Wirklich, ihr Ebenbild,alswäreerihr jüngererBruder odergarsie selbst inKnabenkleidern. Soglücklich,so heiter, so wohl gerathen, sovielversprechend!

Undich soll ihn verlassen,kaum daß ich michwiederinseinemHerzenbefestigt habe? Eswäreein,Glück ihn mitnehmenzukönnen.Und von Rechtswegen sollte esdoch so sein. Wievielich entbehre! Jhnimmer um michzuhaben! Einherr- licher Junge, möchteJeder ausrufen. Und dieAntwort wäre,mein liebesKind, meinSohn..... Aber wiesolltedas sich machen lassen? ErstlichdieFragen derWelt: Woherder Knabe? Wer war denn seineMutter? Nun, darüber könnteman sich hinwegsetzen aberwas würde dieFraudazu sagen?Fändcder Knabe jemalseinezweiteMutter anihr? Würde er nicht geradeimHausedes Vaters denJrrthum seinerGeburt erst rechtmerken? Hier wuchseraus, wieein junges Bäumchen unbeachtetimWalde. Wieaberdort?«

»Komni’, Ernst!« riefindiesem AugenblickdieAlte. »HerrWilborn will gehen!«

Der HerrunddieAltewaren wiederins Wohnzimmer getreten. Eswar eine niedere Stube mitkärglichemMobiliar: einemTische,.demSorgenstuhlderalten Frau, einigen hölzernenScheineln Durcle niedereFensterblickte dieAbendsonne und beschienein paar alteHolzschnittean derWand.

VI

(6)

352 ReueMonatsbeitekiirerhtlmnstundRrjtjh

Fritzhatte indeßdenBall nocheinmal unddoppelt sohoch geworfenundkam jetztlärmend diehölzerne Stiege hinangesprungen. Mit einem Satzewar erim Zimmer. Der»Onkel« fing ihn aus, hob ihn hochübersichempor und wischteden Schweißvon seiner lockigenStirn.

»Nur garzulebhaftistderIunge!«meintedieAlte. »Sie glaubengarnicht, wie vielunruhigeStunden er mir macht. Ich bin noch so ziemlich munter, wieeseineFrauinmeinenJahren nur sein kann, derliebe Gotterzeigtmir noch eine großeGnade in meinen altenTagen wenn ichaberdenke,daß ichmeine Siebzig ausdemRückenhabeund derWildsangdaeinmal plötzlichallein ausder Welt stehenwird —«

»Ei,rededoch nicht solche Dinge, Großmutter!« fiel ihrderKnabe indie Rede und sprangan sie heran, ihr Gesicht streichelnd.»Dubistja nochgar nicht soalt, Du mußt ausderWelt bleiben bis icheinMann bin. Unddawillich recht sür Dich sorgen. Ein Haus baue ich Dir; nicht groß,aber so bequem, so bequem—«-

»Was, wirstDuauchbauen?«sragteWilborn.

»Freilich. Ich heiße Ernst,wieDu,und werde einBaumeister,wieDu.«

Wieder verweilte Wilborns Hand ausdemkrausenHaardesKnaben und seine AugenblicktenihnmitunendlicherLiebean, alshätten sie tausend schöne Anlagen entdeckt,diehinter dieserkleinenStirne schlummerten. ·

»Nicht wahr,morgen gehstDu noch nicht sort?« sragtederKnabe.

»ThutesDirleid,wenn ich gehe?«

»Mehr,als iches sagen kann,«war die Antwort. »Ich habeallemeine Kameraden zusammengenommen nichtsolieb wie Dich. Du bistmein bester Kamerad,weißt so schöneCDschichtenundimmer neue Spiele.«

,,GingstDu am Endegar mitmir?«

»Ich weiß nicht,«erwiderte derKnabe ernsthastundtiesinGedanken. »Du sollsteingarschönesHaus habenmitten ineinem Garten. Aber vorder Tante würde ich mich fürchten. Zueinerso großenvornehmenDame könnteichgarkein Zutrauen haben.«

»Wer hatDir denngesagt, daßmeineFrau einestolze vornehmeDameist?«

sragteWilborn. »Sie ist nicht anders,alsdieFrauen, dieDuhierin der Stadt siehst!«

»Nichtanders alsdieandern Frauen? Sieht sie nicht sehr strengaus? Trägt sie nichteinschwarzesKleid mit einerlangen Schleppeund eineKrone ausdem Kopfe?«

»Werhat dochdemJungen dasallesindenKops gesetzt?«sragteWilborn.

»DerHimmel weißes,«sagtedieAlte. »Aber damüssenSieihnnur recht kennen,HerrWilborn. Ermacht sichüberallerhand Bücher her,daliestervon Rittern undRitterssrauen und träumt dann dastollste Zeug. Hinterher läßter sich’s nichtwieder ausreden.«

»Ich sollte wirklichwiederheim,« sagtederBesucher nacheinerPause schwer- müthigenSinnens. »Ichbinso lange schonvom Hause abwesend.Aberichbin wiehier sestgebannt.Der daist schulddaran« setzteermitleisererStimme hinzu.

»Nunsieh’,«sagtederKleine undklatschteindieHände.»Morgen reisestDu

(7)

Cis-irrFriedensstifter-. 353

Noch Nicht. UndnachderSchulewill ichzuDirkommen,dann gehenwirmit- einanderaufdieStadtschanzeund wollen zusehen,wie derZug ohne Dich abführt WillstDu?«

ErhieltdiekleineHand hin.

DersoGefragte schlugein undküßtedasKind.

»Also auf Wiedersehen morgen!« sagteer.

Bald daraufentfernteersich.

WährendWilborn so hinschritt durchdieGassenund,aus demärmerenStadt- theil kommend, sichdeneleganterenOuartieren näherte,arbeiteten seineGedanken in derdurchdenBesuch angeregten Stimmungweiter.

»Bisher istallesgut gegangen,« sagteer. »DieAlteistallerNahrungssorgen enthoben.Ihr und demKnaben ist nichts abgegangen. Auch seineErziehungist nichtvernachlässigtworden. Erhatzwar grobesKornbrod gegessen;esist ihmaber wohlbekommen. Seine Gespielen sinddieSöhnebraver Handwerker. Dochlange gehtdas nichtmehr so sort. Wenn dieAlte stirbt,welchen Händenvertraue ich ihnan? Er soll studieren. Da wird dasFragenangehen,wem ereigentlichan-

—gehört?«...

Demso Hinwandelndenwurde indeßvon Leuten aus« demBürger-wieaus dem Arbeiterstande mancher achtungsvolle GrußzuTheil. ErnstWilborn hatte hiermit kurzenUnterbrechungenein volles halbesJahr gelebtund den Bau

des neuen Rathhauses geleitet,das jetzt,nach feinen EUtWÜVfM OUdefÜth-als

SchmuckderStadt dastand. Einfreudiger StolzdesArchitekten auf seine Schöpfung wärenur gerechtfertigt gewesen.Abervon freudigen Empfindungenwar auf seinem Gesichtenichtszulesen.

»Ei,gutenAbend,Freund Wilborn,«redeteihneinalterHerran. »Es freut mich,SiezutreffenundJhnenmeinEompliment nein,meinenherzlichenGlück- wunfchzurBeendigung JhresBaues darbringenzukönnen. Jchkommeebenvon dort. Schön, ausgezeichnet. Ein Werk,andasJhrName geknüpftbleiben wird.

Jch wußte, daßwiretwas Schöneszuerwarten hätten,aberdieAusführung stellt

esnochganz anders hin.« «

»Sie sindeinfeiner Kenner, Herr Regierungsrath,undhabenvielgefehen,«

erwiderte derBaumeister. »Es freut mich,Siezufrieden gestelltzuhaben.«

,,Zufriedengestellt? sagenSie entzückt!«entgegneteder alte Herr. »Undich binnur eineeinzelneStimme imallgemeinen Chorus. DieSache freut mich mehr, als ichIhnensagenkann stehe ich dochals langjähriger, ja ichkannsagen, als väterlicherFreundvorIhnen. DieRegierungwirdunfehlbardemSchöpferdes Baues eine AuszeichnungzuTheilwerden lassen.Merken Siewas? Daswird hoffentlich aucheineWirkung aufdieAnsichtenderfreiherrlichen Familie Scheuern haben.«

»AufdieAnsichtenderEltern undVerwandten meiner Frau?«erwiderte Wil- born. »Mirganz gleichgültig.Wie ichnun einmal denke,meineletzte Frage.

DerBau ist gut gerathen·Das istgenug. GuteNacht, Verehrtester!«

Damit entfernteersichund schritt langsam seines Wegesweiter.

»Wiekaltmichallesdasläßt!« sagteerzusich selbst. »Ich weißnur Eins:

daß ich nachdemUebermaßvon Thätigkeitwieder mehralsjedasGefühldes

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354 SzeneWonntsheftefiirYirlztlmrcstnnd Rrithn

innern Zwiespalts habenwerde der tiefinnern Zerrüttung Jch hatteüberder Arbeit vielvergessen nun siebeendetist,was fange ichan?«

Die Welt hieltWilborn im Allgemeinen füreinen vom Glück bevorzugten Menschen.Bisvorkurzemwar eresauch. Erhatte sichaus denärmlichstenVer- hältnissenzueinemberühmten,geachteten, wohlhabendenManne emporgearbeitet,das war viel. Alsernun noch,derhochbegabte Künstler, schön, jung,zuallen Hoff- nungen berechtigend,voretwa fünf Jahren LuzievonScheuerninsein Haus führte, daschienerderglücklichstenSterblichenEiner. Seinetwegenhatteeinselten schönes GeschöpfdemZornderEltern undallen Hindernissen Trotz geboten. Eswar auch keineniedereHütte,in dieer diejungeBaronin führte:seineVermögensverhält- nissewaren glänzendund versprachen noch mehr fürdieZukunft. EinJahr ver- ging auf Reisen. Nun aberstelltesich allerdingsnur fürdieZunächststehenden erkennbar —- eine gewisse ErnüchterungbeiBeiden ein. Die gefeierte Schönheit, ihrem vornehmen Umgang entrissen, genügte sich nichtinbürgerlichenKreisenund fandsichineinemeinförmigen, begrenztenLeben nicht zurecht·Unddochwar das alles noch erträglich,bisvor ungefähreinemJahre eineVerwandlungeintrat. Da schwanddasaus Wilborns Brust, was dieEhe erstzurEhe macht:derGeist,der HauchdesVertrauens. Ja, das Vertrauen war dahin. EinehemaligerAnbeter war wieder aufgetaucht:erhatteeinLandhäuscheninder nächsten Nachbarschaft von Wilborns Besitzung gemiethet.DawurdeWilborn finsterund nachdenklich,ein GeistderEntfremdungkamüberihn, dieLiebe zuseiner Frau, so oft siewieder herausbrechen wollte,traute sich nicht mehr hervorundverlofch.Derreiche junge Eavalier, ohne eigentliche Beschäftigung,konnte gehenundkommen, wieesihm beliebte,und eshätteWilborn auchbeiwenigerklarem Blicke, alserinderThat besaß, ausfallen müssen, daßdieAnkunftdesHerrnvonOrelli meistmitWilborns längeren Abwesenheitenvom Hause zusammenfiel MancheKunde von Begegnungen zwischenderFrau und dem ehemaligen VerehrerkamenzuWilborns Ohren. Da zog sichAlles krampfhaftinseiner Brustzusammen. Er wollte dieSachevor- bringen Vorwurf, Anklage standen schon auf seiner Lippe,da verschluckteer wieder jedesWort und wurde eiskalt. Er grollte mit seinerFrau und mitsich undbeganndasLebenmiteiner gewissen düstern Gleichgültigkeitanzusehen:eiskalt gegenAlles, auchgegen sein eigenes ferneres Schicksal. Dochnur scheinbar starr.

DerWurm, deranseinem Herzen nagte, ließihnkeineStunde mehrlos.

AlserjetztindenGasthoftrat, inwelchemerseitMonaten wohnte,wurden ihmvom Portier zwei Briefeeingehändigt.Mit finstremBlickeverweilte ereine Zeitlang beider Adresse,dann steckteer siezusich, ließ sieaber, auf seinem Zimmerangekommen, uneröffnet liegen. Seine Erinnerungenschweiften sieben, acht Jahre zurück,dasBild derMutter jenes Knaben,denersoebengeherzt, schwebte wieeineLichtgestaltvorseinem innern Augeempor. Erwußtewiedereinmal, wie sehrer siegeliebt.Dort, inderVergangenheit, dienicht zurückzurufenundnicht zurückzunehmenwar, schien ihmdasGlück zuliegen.Erhatteesverschmäht,hatte es selbst vernichtet. DieMutter war gestorbenund vielleicht hatte auchderKum- mer seinen Theilan ihrem jähenTode dasKind war geblieben·Einholder Knabe,schuldlosam Jrrthum, am Fehl seinerEltern und doch durch diesen zurück- gesetztundschwer getroffen. wiewohleresjetzt noch nicht empfand....

(9)

GinFriedensstifter-. 855

Eslageine gewisseVergeltungindiesemSchicksalWikbom siihrte sie. Es War ihm ja auchzuMuthe, alsmüsseerseinealteSchuld durch sein heutiges Leid tilgen. Das verführte Mädchen hatte ihm aufdemTodtenbette prophezeit-

er werde fürderhinkeinGlückmehr aufErden haben trotzeinesvergänglichen Scheinesgünstigen Geschickswar esschließlicheingetroffen erhattekeins.

Endlich dieKerzenwaren schon tief herabgebrannt griffWilborn nach den beiden Briefen. Eröffnetedeneinenvon einerfesten Männerhand geschriebenen Undlasdarin,während sichinseinem GesichtederAusdruck tiefer Sorgemalte, die folgendeStelle:

,,Jn BetresfdesPunktes,derDichsosehr beunruhigt, sage ichDirAlles,was ichweiß. Hätte ich AnlagezumSpion, könnteich vielleicht ausführlicher sein—- aber obDu dann mehr Positiveserführest, istwieder zweifelhaft Der Bewußte ist wirklichwiederhierher zurückgekehrt,erwar geradeeinVierteljahr abwesend.Er sitzt jetztinseinemLandhäuschenund hatmitdenLeuten derStadt so wenigVer- kehrwie ehedem.Daßer öfter sieht, ist gewiß, daßerseineBesuche geheim hält, ebenso. Neulich begegneteermir wiegewöhnlichzuPferde—, alsmich einSpaziergangindieNäheDeines Gutesgeführt.Eswar umSonnenuntergang,

eraufdemHeimweg. Esscheintmirallerdings rathsam, daßDubaldheimkommst undOrdnung schasfst.;...

NachdemWilborn wenigstens vorläufigmitdiesem Briefe fertiggeworden, nahmer den zweitenzurHand. ErsahdasSiegelan und wollteesmiteiner heftigen Bewegung aufreißen,dann legteerdenBriefwiederunerbrochen aufdenTisch.

»Sieistmiruntreu! Jchhabe sieverloren!« murmelte er,indem eraufstand undstürmischimZimmerauf-und abging. »Wennsie Stolzhätte, Stolz, und mirindiesemBriefe ankündigte, daß sieum dieseStunde meinHaus verlassen dann ——«

Rasch griffernachdemBriefeundriß ihn auf.

Nachdemer ihnmit funkelnden Augen durchflogen, warferihnweitweg, indem erbitter auflachte.

Seine Fraubatihn, seine Heimkehrzubeschleunigen,»dennihre schwereStunde rückeheran,unddathuederFrau mehralsjedieNähedesGatten noth.«

Der ersten wilden AufwallungdesinfeinemGlauben betroffenenMannes folgte eintieferstechender Schmerz-

»Ichkönntesie nochachten,wennsie stolzwäreundwahrhaft!«riefer. »So aber so—«

Erversanktief, tiefinsGefühl seinesElends.

,,Ja,«fuhrerdannwieder auf,,,es wirdgeschehennachdeinenWorten,alter treuer Freund! Jchwerde kommen und werdeOrdnung machen! Siesollmein Haus verlassen.Sie sollmitihremLiebhaber hinziehen, wohin siewill. EinKind, dasichmitZweifelninderBrustaufnehme,wird niemein Kindsein,nie. Sie sollindie Weltmitihmund demKinde. Dann aberbinich noch nichtzuEnde.«

Ergriff nacheiner kleinenPistole, die ineinemKästchenaufdemTische lag, ludsieundzielte nachdemKopfeeinerGypsfigur, dieetwazehn Schrittweitauf

einerEonsoleander -Wand stand. «

EineWeile bliebderArm festwiedereinesSteinbildes ausgestreckt.

(10)

356 ReueMonats-hellekiirYirhtkurcstundYrjtib

Dann knallte esundgleichzeitigfieldaskleineKöpfchen aufdenTeppich.

»Sorecht,«rieferjetzt bitter; »wir verstehenuns doch auch aufPistolen?..

DerKnabe sah sieim schwarzenTrauerkleid. Allerdingskönnteesauchderoffi- ciellenTrauer um mich gelten... Ich reife morgen.«

II·

Eswar an jenemzuWilborns Heimreise bestimmten Tage.

DerWind, dersichmiteinbrechenderNacht erhoben,wühlteindendas ein- same Haus umgebenden BaumwipfelnundklatschteindenAesten.

Am Fensterstanddiehohe Gestalteiner elegantindunkle Farben gekleideten Frau.' Ihr Gesichtwar einschönes,seines, blassesOval, und vom schönsten schwarzen Haar gekrönt. ZügedesGrames lagen daraufundmachtenesnur um so interessanten Stirn und Mund hattenetwasFinsteresundVerschlossenes.Die AugenblicktenindieDunkelheit draußen,diekaumeinenGegenstanderkennen ließ·

Das war Lucie,Wilborns Gattin.

Siewußte, daßJemand ausderHöhe, hinterdemHauseimPavillon warte unddurftesich auchvon solchemWetter nicht abhalten lassen,mitihmzusprechen.

Sie durfteaber auch nicht fortgehen,bis dasStubenmädchen,dasscharfe Augen hatte,aus demHausewar. Sie hatte demselbeneinen Austrag ertheiltund zählte die Minuten, bis siedieHausthüre gehenund diePerson sich entfernen gesehn habenwürde.

Dies war endlichder Fall. Nun warfdieFrau plötzlicheinenRegenmantel um, griff nacheinigen Schlüsseln,die imNähkörbchenlagen, öffnetedieThürund schlüpsteso leisealsmöglichdieTreppehinunterundzum Haufe hinaus.

Die'bereits nächtigeStille desParkeswar derHineilenden unheimlich. Der Ton,welchenderLustng indenWipfelnderBäumeverursachte,dann wiederdas Klatschendernassen Blätter,Alles erregteihr Grausen. Immer eiligerging sieden Fußsteig hinüberdieBrücke,dann denPfad zumBache entlangunddurchden mannshoch stehenden Iungwald hinauf. DocheineLastlag aufdemHerzen, daß sienur mühsam athmenkonnte. Athemlos,zumNiedersinkenmüde,erreichte sieden Padillon

Erwar leer.

HatteernichtWort gehalten?

Sieblicktemitfunkelnden Augen umher.

Doch schon ließen sich SchritteimnassenSande vernehmen,dieGestalteines Mannes näherte sich Luzienundfing sie fastinseinenArmen aus.

»Ich verzweifelte nach anderthalbstündigemWarten und gab schließlichjede Hoffnung auf,« sagtederjungeMann. »Ichwar schon fortgegangen—- da-war miralshöre ich Schritte—«

»Eswar nicht früher möglich,«sagte Luzie.

»Undich sollwirklich reisen? Sie gebenmir den Abschied?Nein. Jch gehe nicht!«

»DashießedieGewalt mißbrauchen,dieIhnendieUmständeübermichein- geräumthaben.«

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