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Juristische Wochenschrift : Organ des Deutschen Anwaltvereins, 1934.10.13 H. 41

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$>efi 41 [2513] 63. 3al)rgaug_ 13. Cltoöet 1934

3itiiittid)ü lt1od)enid)i*tft

© t g a r t

bet Bet<f?sfa<%tuppe Becfytsanwälte bes Bunbes HattonaIio3ialifüfcf?et Deutfcfyer 3 »rii^ n unb ber Hed>tsabteilung*Heicf)sleUutt$ bet H 5 D2i p . : Umt für Hecfjtsbetremmg bes Deutfdjen Voltes EJerausgegeben uon bcm Bet djsfadj grupp enleitet Bedjtsanwalt D r . m a t t e r H ae fe, HI. b.B.,

unter tTCitnrirfung ber mitglieber bes Beicfysfacfygruppenrates:

Beebtsanmälte Dr. Droege, Hamburg; Dr.tTtöfm er, XtTüncfyen; P rof. Dr.<£rttnnHoa<f, palle a. 5 .;

Dr. Homer, m . b. B ., fragen; Dr. Hubat, Köntgsberg/pr.; tDity. Sdjol3f Berlin, unb Patentanwalt Dr. llllrtc b , Berlin

» e r la g : W . 2tto c fe r S u c ^ a n M u t t g , 3np.: ©scar Sranöjktter, S e i d i g « \ , ©resbner Straße U / t3

S e tn ip te c ü e t S a m m e t-H r. 72 666 I D r a i ) t a n i « ir i f t : 3 m p r im a tu t / po ?tf 0}e d fo n to £ e ip 3tg « t . 63673

© e jd jä ft s jt e lle in B e r lin SU) 48 ijebemannftr. 14. Sernfprecper Bergmann 217 ____

D t e P a t i d a b f > o c t d c u t f ä j s n K s d j t e

2113 ber güpter in feiner großen Scpluprebe beS fßat»

teilongreffeS in Nürnberg ein 93flb entwarf ber fßartet»

gerllü|tung unb aSoliSgerfpiitterung fener Seit, bie er]t butep ben politifdjen SEiften beS iRationalfogialiSmuS auSgelöfcpt Würbe, ba geigten fidj für feben auep bie tiefen tttfaepen für bie unfeligen SSerpältniffe, bie fitf) auf bem ©ebiet ber SBirt=

fepaft, ber fu ltu r , Bor allem aber beS beutfcpen IRedjtS ent»

tuiefeit Ijatten.

@3 war tatfacplidj «ne Unmöglicpfeit, einijeitlicfje IRidjt»

linien für bie (Sinfteüung beS SSoIfeS gum fRetf)t gu gewinnen, folange biefeS SSoIE fein IRedjt unter bem ©eficptSwinlel ber ileinen fonoentitel, Vereine, ©ruppen, ifßarteicE)en unb fßar»

teien fab- gebe biefer Sonbergruppen, feber biefer Sntereffen»

berbän&e lannte nur ein fRecbt, baS in ber eigenen ©ptfteng begritnbet w ar; foweit barüber pinauS gewiffe allgemeinere fRedjtSbinbungen beftanben, wie fie namentlich burep bte ©e»

fepgebung beS Staates gefebaffen würben, banbeit eS fiep um blope SonBentionen, auf leinen f$alt aber um baS, waS man als „fRedjt" begeiebnen fann.

S e n n jRedjt w i r b n i d j t g ef e p a f f e n burep © e f e p u n b S o n B e n t i o n e n ;

fRedjt blübt unb lebt aus bem SBefen beS SBoIfeS perauS, fRecbt ift baS, waS ba§ fßoli nicht um irgenbweldjer SSorietle nullen afö recptenS anerlennt, fonbern, WaS eS auS fBlut unb

¡Raffe perauS als bie ibrn gemäße $orm feines SebenS lebt.

$jn biefem Sinne würbe bie fRationatfogialiftifdje Seutfcpc SIrbeiter»fpartei erft wieber bie grobe beutfepe ¡RedRSfcpöpferni.

<$3 ift wirllicE) nidjt fo, bap ber iRationalfogialiSmuS bet ber übernapme ber fffiadjt lebiglid) baS ©efepgebungSwerl, baS er Borfanb, für feine 3wede guredjtgeftupt batte: tRem, als in SBeutfdjianb ber IRationalfogiaiiSmuS bie ÜRacpt übernabm, ba bat auep auf bem ©ebiet beS ¡RecptS „ein neues fRegiment ein alteg unb IranfeS geitalter abgelöft". 9111 jene ©efepe unb ¡Rechtsnormen, bie ihrem SBortlaut nach in ben neuen Staat übernommen würben, erfahren bamit eine grunblegenbe SBefenäanberung. ®enn fie waren je^t nid)t mellr auägutegen ttadf bem S in n ber ©efebgeber, bie fie einftmalS erheben, fonbern ©eift unb Snljalt gab ihnen bie nationalfogialiftifcbe SSeltanfdjauung.

f S a r i n l i e g t aud) b er t i e f e r e © r n n b , w a r u m f i df b e r f R e i c b S j u r i f t e n f ü b t e r , f R e i d ) ä l e i t e r D r . S- r a n ! , f o w o b I a u f ber S o n b e r t a g u n g ber 9 i©.*

S u r i f t e n , w i e i n f e i n e r S i o n g r e b r e b e f d j a r f gegen b i e „ f R e p r ä f e n t a n t e n be§ SB e r f a l l S" w a n b t e , bi e g e r a b e a u f bem © e b i e t be§ fRedjtS i m m e r w i e b e r o e r f u d j e n m ö c h t en , i h r a l t e s © e b a n f e n g u t bur d) » g u f e b e n , baS b e u t e Born g a n g e n b e u t f e pe n SSo11 a b g e l e p u t w i r b .

®aS fRrimat ber fßartei auch auf bem ©ebiet beg fRecptS ftellte ber fReid^Sjuriftenfübrer, fReicpSleiter Dr. grant, ein»

heutig feft m it ben SBorten: „S B ir b e f t i m m e n S n b a U u n ö ' g o r m be§ n a t i o n a l f o g i a l i f t i f c b e n SebenS.

®iefe Satfacbe batte ber ffül)rer beim groben 9Ippell ber fBoIitifcben Seiter auf ber geppeiinwiefe in bie SBorte ge»

fieibet: „ f Ri cpt b e r S t a a t b e f i e h l t u n § , f o n b e r n voix B e f e h l e n bem © t a a t ! ber © t a a t u n § g e f d j a f f e n , f o n b e r n m i r f d j a f f e n u n e b e n

© t a a t . £ ) e n n m i r m ö g e n bem e i n e n g a r t e t f e r n , bem a n b e r e n ö r g a n i f a t i o n , bem b r i t t e n e t w a s a t t b e r eS , i n 3 8 a b i b et l f i n b w i r ba§ b e u t f e p e f8 o I t 1"

$ e r politifdje unb iulturette fSSille ber nationalfogialifti»

fepen fBewegung ift peute ber SSille beS gangen beutfcpen SBoIleS, gang befonberS auep auf bem ©ebiet beS fRedRS.

fESenn pier unb ba einige ©wig»©eftrige baS noep mept em»

fepen wollen, wenn eS nocp Seute gibt, bie nid)t begreifen iönnen, bap, bie 3eit eines abftraiten §ormalred)tS in fSeutfd)»

lanb ein für allemal Borbei ift, bann fepen fie fiep ber fcpwercn

©efapr aus, bap fie eine t l u f t fd)affen gwifd)cn ftdj unb bem burip bte 5RS®9hP- in feinem SBillen Bertretenen beutfcpen SSoIl, bie niept mepr überbrüdbar fein wirb, eine flu f t , bie an bie ¿eiten beS SpftemS erinnert.

fSamalS aber ftanb ipnen ein gerfplitterteS SSoIl gegen»

über unb eine StaatSmafcpinerie gur Verfügung, bie nicptS m it bem SSiHen beS SSoIEeS gu tun patte unb ipre fiRadjt lebigliip baburep behaupten fonnte, bap leine ber ^olls»

gruppen ftar! genug war, ben Staat porbepaltloS in tpre

§änbe gu nepmen. § e u t e a be r i f t b e r S t a a t n u r BaS S S o I I g u g S o r g a n beS i n ber n a t i o n a l f o g i a i t f t t f djen

^Bewegung o e r f ö r p e r t e n a So l l SWt l l e n S. Sannt ift jenen weltfremben fffcnntaljuriften auep biefe lepte Snflucpts»

ftätte qenommen. Sie müffen fiep entfepeiben, ob and) fie fijp in bie groPe g ro nt beS beutfcpen aSolfeS emreipen ober ein fBariabafein aüperpalb biefeS SSoIteS füpren WoRen.

Scpl.

315

(2)

2 514 9 Iu ffä |e [Surifttfcße SBodjenfcfjrift

© f c m t e t e t y r e a l s H ) t r f l i ^ ! c i i s u ) i O e n ( c ^ a l i * )

Pon gaiuttatsaffiftent © a r l ©ernebbe, Hilfsarbeiter am g n ftitu t für StaatSforfcßung, f ie l I.

©ie SluSeinanberfeßungen über ©egenftanb, Aufgabe unb SRetßobe ber beutfeßen Staatslehre, bie bie hinter unS liegen*

ben .gaßre in fo ftari'em 9Raße angefüllt hoben, fittb burd) bie SRacßt ber ©atfacßen überholt unb unzeitgemäß geworben,

©ie nationalfozialiftifdje PeBolution hat aud) t)ier 'nie eilt erfrifdjenber ©elnitterfturm bie Suft gereinigt, unb bie ©nt*

fcßiebenßeit, m it ber fie in alten SebenSbereicßen bie Um«

Wertung ber SBerte öoltgog, hat auch ber StaatSforfcßung neue giele gefterit unb neue SBege gewiefen. Por allem gtau*

Ben Wir zwei ©runbfäße feftftellen zn fönnen, bie fibh fd)on heute weitgehenber guftimmung erfreuen1). ©rfteitS: ©egen*

ftanb ber beutfchen Staatslehre ift nicht baS blutleere Pßan*

tafieprobuit eines Staates an ficf», fonbent bie fonfrete SeBenSwirftiißfeit beS beutfchen Staates. Unb zweitens: biefe SBirflicfjfeit liegt nicht allein unb nicht einmal zuerft in ber Sphäre beS tRormatinen, fonbern fie umfaßt bie Totalität ber Drbnungen, in benen bie beutfcße PolfSgemeinfcßaft ©e*

ftalt gewinnt, unb burd) bie fie zur politifchen ©inßeit zu*

fammengefüßrt wirb. So erhält bie Staatslehre ben SBiffen*

fchaftScEjarafter, ben § a n S g r e p e r 2) fchon bor gaßren für bie Soziologie herauSgearbeitet hat: fie wirb SBirflicß«

feitSWiffenfcßaft.

© am it ift gegen zwei fron te n Stellung genommen. 3 U*

nacßft Wirb bie ©afeinSberedjtigung einer a l l g e m e i n e n Staatslehre geleugnet, bie glaubt, bon einem als abfolut gültig auSgegebenen StaatSbilb — baS fcboch nur fcßledjt feinen zeitbebingten potitifcßen §intergrunb Berfcßteiert — allgemein Berpflicßtenbe begriffe ableiten zu tonnen, m it beren Hilfe bann berfucht wirb, auf bie ©eftaltung ber poli*

tifchert ©egenwart Einfluß zu gewinnen, ©er KReinungSftreit um ben SSegriff beS PecßtSftaatS, in beffen 9iamen ber in*

unb auSIänbifcße StaatSfeinb baS PerbammniSurteil über ben IRationatfozialiSmuS fällt, zeigt gleichermaßen bie bon biefer Seite broßenben ©efahren wie bie © ringlidjfeit ber an bie SBiffeufcßaft bom Staat zu richtenben gorberuitg, burch Stufzeigung beS StanborteS früherer PegriffSbilbuitg unb burch ihre Umbentung unb 3lnpaffung an bie fonfrete SBirflicßfeit beS beutfchen StaatSlebenS folcfjen Singriffen ent*

gegenzutreten.

gubent bie Staatstheorie weiterhin aufgeforbert wirb, bie Scheuflappen beS normatiBiftifchen ©enfenS abzulegen unb ihren ©eficßtSfreiS auf bie ©efamtßeit beS beutfchen ©e*

meinfcßaftSlebenS auSzubeßnen, Wirb einer Erweiterung beS SlufgabengebieteS ber Staatslehre baS SBort gerebet. Über*

fp ijjt unb polemifch gewenbet fönnte mau biefe gorbcrung aud) f° auSbrücfen, baß im totalen öölfifchen güßrerftaat, ber ben unbegrenzten unb unbebingten Prim at ber politifcßen gbee unb beS politifchen SBillenS Berfünbet, für eine felb«

ftüitbige Soziologie im überfommeneu Sinne fein jRaunt bleibt. g ft bie ©ntgegeufeßung bon Staat unb ©efellfdjaft übermunben, fo nicht minber bie ©rennung bon Staatslehre unb ©efellfcßaftSwiffenfchaft. ©ie ©inßeit beS ©egenftanbeS forbert gebieterifcf) bie ©inheit ber S33iffenfchoft. Sowohl bie Soziologie wie bie Staatslehre muffen, jebe bon ihrem Stanbpunft aus, bie UnauSweichbarfeit biefer gorberung an*

erfennen. Sille Pereicße beS ©emeinfchaftSlebenS werben heute fo fehr bom politifchen, ja fogar bom Staat als feiner ftärf*

*) ®et Stuffats gibt einen Vortrag toieber, ben idj am 30. g u ti int OdjulungStager Sigeberg ber ftaatsmiffenfchaftlichen gadjfchaft ber Sielet Uniberfität gehalten habe.

*) g m neueren ftaatStheoretifchen Schrifttum zeichnen fid) bot allem bie Arbeiten bon K a r l S c h m it t unb 31. © n te itb burd) eine imrMidjftettänaße tealiftifdje S3ettacl)tungSiueife be§ Staates aus. SBett*

Botte Ausführungen zu unfetem 2 ß ema auch bei ©. 2B. © f d jm a n n ,

©ie ©tunbe ber Soziologie, TOärzheft 1934 ber „© a t".

2) § a i t S g r e p e r , Soziologie als SBirbtidjtteitSlBiifenfcijaft, 1930. ©iefem fdjöneit Such oerbanfit ber borliegenbe Auffag inert»

bolle Anregungen; ihm finb auch bcrfd)iebeue im © cjt oorftommenbe Sitate entnommen.

ften SluSbrucfSform beftimmt, baß ber ©ebanfe einer ('■$

eigengefeßlicß entwicfelnben ©efellfchaft unfinnig geworben ift*

©ie ©efeßiehte pflegt nur in ben geiten fchWacher Staat*

lichfeit in ben Paßnen gerußfanten organifeßen SSacßStuittä ober planlofer inbioibualiftifcher PereinigungSfreißeit zu "er*

laufen. ©S ift nicht üon ungefähr gefchehen, baß eine sottt Staat gefonberte ©efellfchaft unb bie ihr zugeorbitete Pfiffe«*

feßoft erft im geüalter beS SiberaliSmuS auffommen, alfo in einem politifchen Sßftetn, baS bie öornehmfte Slufgabe beS Staates barin finbet, greißeiten Bon fich felbft zu gewähre«

unb biefe im SBege einer Bon ben gefellfcßaftlicßen 3R ächten felbft (burch baS Parlament) gefdjaffenen tRecßtSorbnung 5U garantieren. 3m nationalfozialiftifcßen Staat aber ift ©e*

feßießte macßtBolle SSillenSgeftaltung unb bie fraftBolte 3 tti fammenfaffung aller inbiBibuellen unb fozialen ©jiftenz maß bem total Berpflidjtenben Slnfpruch beS Bölfifcßen SebeitS*

gefeßeS. ©ie 3 e't ift Borüber, wo man baS Seben in ben engeren ©efamtßeiten bem größeren ©anzen beS Staates eitt*

gegenfeßen fottnte. ©aS SBort „©igeitgefeßlicßfeit" hat in unferen ößren einen fcßlecßten Sflang befommen, feitbem eS als ©arnfappe für egoiftifcßeS SRadjtftreben unb SoSlofung aus ber Verantwortung entlarBt würbe, ©ie einzige Unter*

feßeibung, bie heute guläffig ift, ift eine folcßo naeß ben © r a * ben politifcßer Släße unb gerne. SUIein aus biefem ©efießt^

punlt lann aueß ßeute noeß eine arbeitsteilige ©lieberung ber StaatSwiffenfcßaft befürwortet werben.

Stber aueß Bon ber juriftifeßen Seite, ber eigentlichen StaatSrecßtSwiffenfdfaft ßer gefeßen, erßebt fid) bie gorberunS nach einer innigeren Verbinbung m it einer feinSmäßige«' foziotogifdfen VetradjtungSweife be§ Staates, ©ie grunb*

legeuben Pegriffe beS neuen StaatSrecßtS finb fchlecßterbing^

unBerftänbli^, wenn nicht bie ißnen zugrunbe liegenbe SBirf*

licßieit mitgebaeßt unb ber SebenSireiS, für ben fie gelten foi*

len, miteinbezogen wirb. 3ebe Siorm ift auS bem Seben ge*

Boren unb Will baS Seben geftalten, beSßalb ift eS ein Unbing/

SBerbegang unb 3 'e t ^ei ber Pilbung normatiBer Pegriffe außer aeßt laffen zu wollen3). Söir feßen z- P- ßeute in beut PecßtSbegriff beS güßrerS ben Borßerrfcßenben Pegriff beS beutfeßen StaatSrecßtS. SSelcßer g u rift bürfte fieß eine Slu^*

fage über ißn anmaßen, bem nicht bie Biologifcßen unb BoltS*

pfhcßologifcßen §intergrünbe beS gührer»@efoIgfchaft»Perhält*

niffeS llargeworben wären, unb bem bie ©rienntniS Berborgert blieb, baß — auS ber 9?atur beS ©egenftanbeS ßerauS — güßrung eines PolieS etwas anbereS bebeutet unb anbere Pecßte unb Pflichten umfcßließt als etwa bie güßrung eines PetriebS ober ber 3Birtf(ßaft inSgefamt. ©in Bietfad) augU*

treffenber SdfematiSmuS in ber Übertragung eines 9icd)t3*

Begriffes auf bie ßeterogenften Sad)gebiete ßat in un*

genügenber foziologifcßer Schulung unb barauS folgenbeut mangetnbem SBirllicßfeitSfinn feine ©runblage. ©ie Pietgf*

ftaltigfeit ber lebenbigen SBiritidjleit gießt zwangsläufig bie Pielbeuügleit furiftifeßer Pegriffe nad) fid); folten grrtüuter Bermiebcn unb PlißBerftäitbniffe auSgefcßloffen werben, f°

müffen ©rforfeßung unb Seßre aller berjenigen fozialen bübe unb Pezießungen, bie Bom Politifcßen burcßbruitgen finb, in baS 2lrbeitSgebiet ber Staatslehre eingegüebert wer*

ben. So muß gezeigt werben, Wie ber Pegriff „ P o lf " tn faßt febern 3ufammenßang (z- P. Böliifcßer Staat, '¡BolUvtf*

buhbenßeit, PolfSabftimmung) etwas PerfcßiebeneS bezeichnet- So muß weiter ber zeit* unb ftanbortbebingte gnßalt beS IRationbegriffeS llargefteltt unb inSbef. bie ©igenart be?

beutfeßen iRationbegriffeS unb feine polemifcße Spiße gegen*

über bem franzofifeßen unb fafchiftifcßen, bürgerlichen unb marjiftifcßen naeßgewiefen werben, ©benfo wirb ber IRecßtä*

begriff beS StanbeS bem PecßtSanWenber nur bann ftar wer*

ben, wenn er in ber Sage ift, bie für ben jeweiligen Staub Berfcßiebenen fonftitutiBen ©demente zu beurteilen. 2Bie feß*

fcßließlicß für bie Sinnbeutung a l l e r fRedjtSbegriffe ba^

3) SSgt. hierzu P o e ( j f d ) « H e f f t e r , ©tnatSforfchung, ®iel 1933-

(3)

63. Qaljrg. 1934 Seft 41] A uffatje

2515

SBefert ber ©emeinfdjaft audj tfjeoretifdj gegenwärtig fein muff, bebarf faunt ber ©rwäljnung. ©eijr glüdlidj h°t üor einigen Plonaten audj ber SteicEjSjuriftenfüljrer Dr. J5 ^o rt r biefe neue AuSridjtung ber Staats- unb fReá)tStütffenfa)aft formuliert, als er öon ber Aufgabe ber guriften tm neue,n SReidj fpradj: „SSir in unferem engeren tre iS wollen bte Sammlung ber üolfsbetonten allgemeinen © o j i a i l e l j r e beS P a t i o n a l f o p a i i S m u S in ber gorm burd) führen, bafj w ir bie Säegriffe Paffe, Staat, güfjrer, S3Iut, Autorität,

©tauben, Säoben, äBeljr, gbealiSmuS nad) ben Ptetljoben be- Wahrter SBiffenfdfaftlidjfeit m it bem ©rnft oerantworthdjer aSoIISfüE»rer bem beutfdjen 9ted)t als Unterlage üermitteln*).

Auch bie Perlagerung in ben praftifdjen Aufgaben ber StaatSredjtSWiffenfdjaft fpiegelt bie betriebene nufienfdjaftS- tijeoretifcEie Päanblung ber Staatslehre wieber. SBer auf bte Ptetljobenftreitigfeiten ber ¡vergangenen galjre, ef'üa ,^n ° e*

pfammenfaffenben ISarfteliung Bon © ric£) © c ^ Wt n g e ) p riid b tid t, wirb feftftellen, bah ber S tre it faft auSfdjltehlid) bie üerfdjiebenen 9Röglid)feiten ber Auslegung pofttiber 9ted)t§fä^e betraf. ©8 füllte ber S t a t t *. Sä. üon PerfaffungS- normen erforfdjt werben nidjt nur um be§ BteleS fdjaftlidjer ©rfenntniS willen, fonbern um für bte Sd)ltd)- tung fünftiger AuSeinanberfejpngen, fei e8 pnfdjett Peid) unb Sänbern, üerfdjiebenen Staatsorganen ober jwifajen Staat unb Staatsbürger, wiffenfdjaftlidje Porarbett p letften.

35a ba§ SSeimarer Bwifhenreidj für bie 9Jteí)rpí)í tiefer gälte eine juftiaförmige Austragung ber Streitigfeiten p s lieh, fonnten ftaatSred)tlidje Sefjrmeinungen unmittelbar praf»

tifdje, ja politifdje Säebeutung gewinnen. ®er national- fonaliftifdbe Staat fjat burd) bie ©Raffung beS emhettltdjen PeidjSftaatS, burcf) bie Aufhebung beS ©ewaltenteitungS- fpftemS, burd) bie SuSpenfion ber wic^tigften ©runbredjte unb üor allem burd) ben g o rtfa ll juftiäförmiger Kontrolle politifdjer ©taatSafte biefer A rt ©taatSredjtSwiffenfchaft weit­

gehend ben Säoben entpgen. Sie in ber ßulaffung eines

©eridjtSüerfaljrenS fid) auSbrüdenbe ®leid)orbnung ber P a r­

teien ift im autoritären Staat einer einbeutigen Pangorbmmg gewidjen, bie bie unbehinberte SluSWirfung be§ güíjrerwiílené aemäijriciftet unb jebe „neutrale" $nftan§ überflüffig utaajt.

(Sollten and) fjeute im 23eteidje be§ $erfa[|ung§redjt§ ftd) nod) PieinungSüerfdjiebenljeiten einftellen, fo wirb jebenfauS eine P litw irfun g ber ÜBiffenfdjaft an ihrer ©ntfdjeibung ntdit meljr benötigt.

®ie ©taaiStfjeorie fteljt heute bor folgenber Situation:

Sie fieljt, Wie ein P o lf aus Maffenfampf unb raffifdjer ©nt- artung, aus parteienüerwirrung unb wirtfdjaftlidjem P ju - raliSmuS fid) feiner borgegebenen ©inljeit bewufjt wirb, ©te ift Beuge, wie biefeS SSolf fid) ju r ©efolgfcfjaft eines g ü lp r S formiert unb burd) Ü)tt unb m it iljm eine artgemä^e [taat^

M e SebenSform aufbaut. ®ie ©inmaligfeit biefer fjolxtifcfievt

©egenwart ins Pewufjtfein p I)eben, ihre Slriebfräfte unb

©ntwidlungSlinien p beuten unb bie gormen p entbeden unb borpbereiten, in benen bie SSoIfSbewegung bie geftigfeit einer redüMjen ©eftaltung gewinnen fann: baS ift bie neue Aufgabe ber Staatslehre. Sie befdireibt bie © tru ftu r ber Orbnungen, in benen baS SSolf lebt: ber ftaatstragenben Pe- Wequng, beS Pef)örbenwefenS, ber SäerufSftänbe, ber ©e- meinben. Sie begreift bie Querftreben, bie biefe großen Säu­

len oerbinben unb pfamntenflammern. Sie weift in bem SSerbältniS öon güfjrertum unb Padjfolge baS poIitifcl)e

©runboerl)ältniS nad), baS, weil eS ©emeinfdpft bilbet, alles burdjw irft ober burd)Wirfen fotl. Sie erfennt in bem gul)ter nid)t nur baS ^ödjfte Organ einer unfid)tbaren StaatSberfon, fonbern ben Ptann ber ijeroifdjen £at, ben SSotlftreder beS bolíifdáen PomoS, ben ©eher ber gefd)id)tlichen Aufgaben ber Station, g n feinen ©ntfdjeibungen finbet fie ben neuen Säe­

g riff beS ©efejjeS, unb fie üerfolgt bie ftraftftröme, bie jWi- fdjen ihm unb ber ©efolgfdjaft fliehen. Bufammengefaft:

Staatslehre ift bie SSanlel)re ber fvolitifcheu SSotfSgemem- fdfaft. SSereint m it Ülecfjtäfohilofopljic unb Sled)tSgefd)ichte btl- bet fie bie ©runbwi)fenfd)aft aller juriftifefjen tSrfäif.'tinen.

9tm 3. 9Rai 1934 in SBeimar.

6) ©r t dj © cf) w tilg e , $er S01ctf)obenftreit in ber heutigen SiechtSniiffenfchaft, 1930.

II.

Dbgleid) eine SBiffenfdiaft p oerabf^euen ift, bie »ot lauter methobifdjen Überlegungen nicht p r Sache p fommen weih, wuh bie gegenwärtige beutfehe Staatslehre hoch, 9er“ oe weil fie am Slnfang fleht, fich ih « § neuen SBifienf^aftS- dmrafterS bewußt werben. Sonft ftellt fid) bie gefahrlid)e golge ein, bah Säegriffe, bie einer oerfunfenen ©boche ange- meffeit toaren, auf eine öeränberte ©egentoart übertragen werben unb beren S inn toerfälfcften. Slber aud) bort, wo ftaatstheoretifche SäegriffSbilbung fd)on aus ber neuen Söirf- lidjfeit erwach ft, ift ih r SSerfahren forgfältig p überwachen, g n ben folgenben Ausführungen fo ll nun ber Sserfucf) ge­

macht werben, an §anb einzelner ftaatSrechtliche^, ^Probleme unb Säegriffe Stotwenbigfeit unb ©igenart ber Staatslehre als SBirflid)feitSwiffenfchaft näher p erläutern. B “ «“ ^ l° u uadgewiefen werben, bah unferer bewegten fwlitifcben ©egen­

wart ein oorwiegenb bt)namifche8 StaatSbenfen entfbrtd)t.

1. SRehr beim je ift unfer StaatSleben Be w e g t e ©egen- wart. SSolf unb Staat unb alle in fie eiugelagerten foäwlen

©efamtheiten f i n b nicht, fonbern fie w e r b e n , ©te finb nid)t nur „bünbige gormen", wie g r e h e r bie reinen @e- bilbe beS obfeftiöen ©eifteS nennt, fonbern ©efüge auS lieben, burdj bie ber etoige ©trom be£ ©ef(^e^en§ fließt. 3Ser ti)t Säilb jeidhnen Will, muh ben „P fe il ber B e^ “ mitjeithnen.

„geber foäioIogifd)e Pegriff hat nicht nur bie © tru ftu r, fon- bern auch bie ©bmrani ber gefellfc^aftlidjen ©rfchemung, bie feinen Snlfait bilbet, in fich aufpnehnten." gaft alles, was unS im gegenwärtigen StaatSleben fd)einBar als fefte g o*1^

entgegentritt, tragt hoch (mehr ober weniger auSgeptochen) bie ftú d im be§ SBerbenS an fid).

2. SBie fehr unrichtige fojioíogifdje Porftellungen unb bie Auheradjtlaffung ber lebenbigen SSirfticf)feit beS Staats- lebenS p falfchen ftaatSrechtlichen golgerungen üerleiten, mag noch an einigen anberen SSeifpieíen nadjgetoiefen toerben, bte einem fürslid) erfdjienenen Sehrbup beS neuen StaatSred)tS entnommen finb. g n feinem Puch „SBerbenbeS StaatSrecht führt ©. S l a t a r i n - S a r n h e h b e n auS, a«f ® n ‘nb, ^ PoIfSabftimmungSgefe|eS ti. 14. g u li 1933 (9i© P l. I, 4c9) bie PeidiSregierung nur ljittPhtKcfj einer üon_ ihr b e a b - f i p t i g t e n SRahnahme baS P o lf befragen fonne6). ®ah alfo feine Pefragung über bereits getroffene SRahnahmen üorgefehen fei, fei „im § in b lid auf ben AutoritätSgebanfen p billigen, ©enau baS ©egenteil ift richtig. Söo im o o tfi^e n gührerftaat baS P o lf als fwnbelnbe ©inheit in bte Per- faffung eingebaut wirb, barf eS nicht als Pollmachtgeber unb bie güljrung nidjt als fein Peprafentant aufgefaht ^ e^ ea- Poífsabftimmungen folien nicht /,ben StaatSipillen buben , fonbern bie Perbunbenheit ber ©efolgfchaft m it betn guhrer unb feinen SBiltenSentfcheibungen funbtun. ©erabe in jenen Augenbliden ber (5Jefd)id)te, wo politifhe ÜRahnahmen an bie

©riftenprunblagen beS SäolfeS rühren unb wegen biefer SebenSWidjtigfeit feinem ©ntfdjeib unterbreitet werben, bebarf bie ©emeinfehaft ber „oorauSeilenben £ a t" beS güIjrerS. ® «t fidjerem ©efülji h«t beim aud) bie Peid)§regterung baS Polf»- abftimmungSgefeh bei feinem erften AnWenbungSfall am 12. Poü. 1933 in biefem Sinne auSgelegt. Am 14. Oft. er- flärte bie PeidjSregierung baS AuSfcheiben ®eutfchlanbS auS ber AbrüftungSfonfcrenä, am 19. Oft. boílpg ber P eid)^

auhenminifter ben formellen A u s tritt auS bem Polferbunb.

©rft am 12. Poü. folgte bann bie gewaltige PertrauenS- funbgebung beS PolfeS nach- Unb aud) am 19. Aug. 1934 hat baS P o lf 5U einer bereits oollpgenen, berfaffungSredjtlid) gültigen Siegelung nachträglich ein g a gefprodjen7).

©ine ähnlidje Unfäljigfeit, bie neue politifdje SBirflid)- feit p erfaffen, offenbart ¿ a t a r i n - S a r n h e h t ’ etf tn feiner Auffaffung beS ©efeheSbegriffS8), wenn er bie SSjefe aufftellt, bah ber ©efefegeber nur burdh eine g e n e r e l l e

6) S a t a r i n - S C a r nh e p b e n , ^erbenbeS StaatSrecht ©. 79ff.

7) ®er Bier Dertretenen ©innbeutmtg ber SäolhäaBfttmmung ent- füridjt e§, bah Weber baS Ergebnis ber SoIüSabftimmung ü. 12 Aoü.

1933 noch baSienige ber PothSaBftimmung B. 19. Aug. 1934 Bont AeihSftanjier auSgefertigt unb int Berhünbet Worben ift, Wie eS § 3 ®ef. B. 14. gnli 1933 Borfchreibí. ES íjanbelt fich Bet ber SSoIhSabftimmung eben nicht um einen Aht ber SSolliSgefehgebung.

8) a. a. 0. ©• 161 ff.

315*

(4)

Sluffätge 2516

Regelung in bie perfönlidjen Sfedjtggüter eingreifen bürfe.

SBo aber ber ©efejjgeber feine ©efehgebungsgewalt, b. p feine allgemeine fRegelungggewatt n t i f f b t a u d f e (!), unt einen

©ingelfatt in Stbweid)ung Bon ber allgemein beftepnben Siegelung $u treffen, ba fei DputtS bie Stube bon ben Singen geriffen, unb fd)on bag altbeutfip Stecpgbewuhtfein habe §ier bag @prid)wort geprägt: „D e r Heine ginger ber SSittfür fdjmergt mehr alg bie ganft beg ©efepg." ©egen foldje ©leid)fe|ung Bon gnbiBibualgefe| unb Söillfür — eine beliebte Serbrel)ung beg liberalen Denfeng — muff im nationalfojialiftifcpen Staat nadfbrücflichft protestiert tnerben.

Ung ift bag ©efe| Stugbrucf beg g-ührerwilleng unb Ser*

fünbigung beg beittfdEjen Sted)tg. SSenn eg in ber Sieget atg generelle Slornt erlaffen wirb, fo begpalb, weil bie ©leidfheit ber SebengBerpltniffe eine allgemeine Siegelung erljeifcpt.

SBetft aber ein ionireter ©achnerplt (ingbef. ein in ber Ser*

gangenljeit liegenber) foldje Sefimberheiten auf, baff bie Sin*

wenbung einer generellen Slornt auf it n bem Sebengredft beg Solfeg wiberfpred)en würbe, fo ift fein ©ntnb erfidjtlicfi, Weg^alb bem gü^rer atg bem berufenen Interpreten beg bölftfd)en Sebengrecpeg bie 9Jtöglid)fett einer fid) inbinibuetl anpaffenben Sewertung Borentljalten werben foll. ©o weift benn auch bie ©efepebung beg Sieidfg unb S reupng fd)on eine gange Steife Bon gubioibualgefefsen auf. ©g Ijanbett fid) babei aud) feinegwegg nur um fog. begünftigenbe gnbiBtbital*

gefep, b. p um ©taatgafte in ©efepgform, bie bag gettenbe Sledjt j u g u n f t e n eineg ©ingetfalteg burd)bred)en (etwa Stuf*

pbung ber gefejjlid)en Sllterggrenge [S©@- 1933, 230 unb 259]). Sag alg lex Ban ber Subbe befanute „®efe(3 über Serpngung unb Sotlgug ber Dobegflrafe" B. 29. SHärg 1933 gibt ein Seifpiet eineg b e l a f t e n b e n ©iitgeleingriffg im

©ewanbe beg ©efepg. SBer feine guläffigieit beftreiten Wollte, würbe fidt) lebten ©nbeg einer Serwedjfluitg Bon ©efefj unb Üledft fdjulbig mad)en. Denn bem Denfen in ber Kategorie beg Sfedjtg ift bie Unterfcpibung Bon generellem unb inbi*

Bibuellem ©efe| prinzipiell fremb. Die, gleiche Serwed)flung liegt übrigeng ber weiteren D p f e9) Bon D a t a r i n * D a r n * h ep ben gugrunbe, bafj bag @ t a a t g n o t r e d ) t in SBapr*

p i t gar fein 31cd)t fei, fonbern eben nur Stotftanb; eg fei Sftaiphanbeln um ber nationalen ©etbfterlfaitung willen.

Slber gerabe int © rnftfall ift ber gülfrer zugleich oberfter 9ied)tgfd)öpfer unb oberfter © e rid p g p rr ber ¡Ration.

3. Diefe Seifpiete mögen genügen, ©ie foltten lebiglid) bartun, wie eine ©taatgtporie, ber feine wahre Slnfdjauung Bon Sehen unb © tru ftu r ber fogiaten ©ebilbe, bie ifjr ©egen*

ftanb finb, gugrunbe liegt, notwenbig ein falfdjeg S tlb Bon bet 33irftid)feit beg ©taatgtebeng geicffnen mujj — fetbft Wenn biefe ©taatgwiffenfdfaft im wefentlid)en aug national*

fogialiftifdjer ©eiftegpltung erwädfft. Die folgenben Slug*

fülftungen wollen bie ©igenart ber ©taatglehre alg SBirf*

iidjfeitgwiffenfdjaft nad) einer anbeten Stidjtung unterfudfen.

SJlan famt ihnen bag SRotto ooranftellen: Die ©taatglehre gwifdwn gbeal unb Slugnapne. ©g ift bag alteg fogiate Sebeit burd)wirfenbe biateftifd)e S e rp ltn ig Bon tynbibibuunt unb

©emeinfdjaft, bag tjier feinen ftaatgt^eoretifdjen Slugbrucf finbet.

©tner ©emeinfdjaft angeboren, Reifst: mit anberen SJien*

fdfen an einer gemeinfamen SSertwett teit^aben. (s*1 allen

©liebem muff ein oberfter SBert atg allgemein Berpflidjtenbeg

©efe| anertannt unb gum Slngganggpunft beg inbiBibitellen unb fogialen §anbetng gem alt werben. ®a alle fogiaten @e*

bilbe ©ebilbe aug SRenftfien finb, finb fie auf ©ebeil) unb Serberb bem SBillen ü)rer ©lieber Ber|afiet. SBir fönnen Bon einem beutfcffen S o lf im potitifdfen ©inne erft fpredien, atg bag Sewufftfein e rw a rt ift, ba§ bie ®eutfd)en in Slaffe unb Sebengraum, in Sfultur unb ©t^idfal einer Borgegebenen

© a ng pit angeboren, unb alg aug bem Sewufftwerben and) bag willengmäffige Sefenntnig gu biefen SBerten geboren wirb. SBir fönnen einen edjten ©tanb nur bort annepnen, wo in ben Serufggeitoffen nod) ein ftänbifdieg © tp g lebettbig ift, fonft wirb er gu einer ntecpniftifcpn SBirtfcpftgorgani*

fation. ©benfo ift ber Seftaub gemeinblidjer ©elbftberwaltung an bag Sorpnbenfein lebenbigen ©emeinfinng ber Sürger gefnüpft. © ic p r braunen Sewupfeitt unb Sefenntnig nicht 5

5) a. a. 0 . S . 18.

[Quttfttfcbe SBodbenPrtft

in rationaler S ta r p it gutage gu treten. Son ber friftaltflaren

©inficpt in bie Bötfifcpu Sebenggefep, bie ben politifcpu g ü p e r auggeidjnet, über bag naturpft*buufle, faft biologifd)C

© efüp beg blutgmäffigen ®agugepreng big gur ftügelnbeu Seret|nung beg Opportunisten finb p e r alle Slbtönungen an*

gutreffen. Slber in irgenbeiner SSeife mufe bie Serfnüpfung m it ber gemeinfamen Söertwelt prgefteltt fein, bamit nod) bon einer edften ©emeinfcpaft bie Siebe fein fann.

®ie ©emeinfchaft ift aber nur ein Sol int fogialen Seben- SCBie ftarf aud) immer ip e Slngiepmggfraft bie SJlenfdfen gu binben oermag, nie Bermag fie gang bie Kräfte gu über*

winben, bie Born eingelnen SJlenfcpn p r bon i p pnweg*

giepn, unb bie bag (gnbibibunm aug feiner BerantWortlicpen

©ebunbenpit löfen wollen, ©in Staat unb eine ©taatgtepe, bie biefe S ofurität fogialen SBirflidjfeit aug ben Slugeu berüeren, finb einem pffnungglofen Seertauf berfalten. ©e^

■ wifj nennt fiel) ber nattonaifogiaiiftifdfe Staat ein ©emein*

fcpaftgftaat: fein $ ie l unb fein Qbeal ift bie ©eftattung ber P o litik e n Solfggemeinfd)aft. Slber er würbe fid) in ein S p n to m auflöfen, wollte er bag ®afein ber Solfggemein*

fcpaft einfach Boraugfepn unb feinen organifatorifpen Stuf*

bau wie feine Siecpgorbnung auf einer fotdfen utopifpeu Soraugfepng begrünben. Slbotf Ritter t)at biefe ©efat)r ftar erfannt. llnermüblid) t)at er feine Sewegung auf ihre ©r*

giehunggaufgabe — ©rgieljung gur ©emetnfpaft — p u g p wiefen; ber ©a.p ba§ bie Slebolution niemalg gu ©nbe fein würbe, beftefjt in biefem Sinne gu Sledft. Slnbererfeitg be*

beutet eg eine Serfennung ber wahren ©adjlage, wenn mau heute noch ©taat alg einen btoffen 3Kad)tapparat begreift, ber feine wiberftrebenben Untertanen gum ©ehorfam gwingen ntufj. 91id)t n u r eine organifierte Sewegung, fonbern barüber htnaug SOliltionen beg übrigen Solfeg ftehen h^ute alg treue

©efolggteute hiuter bem fjührer, ber fie nicht regiert, fon*

bern führt.

3wifd)en bem fgbeal ber totalen Solfggemeinfdjaft unb bem Slugnahmefatt anarpifcher Sluflöfung, auf bem ©patt*

nunggfelb gwifpen biefen beiben S ° ien/ Berläuft heute bie SBirttichfeit beg beutfehen ©taatgtebeng. © o ll bie ©taatglepe SBirlttchleitgwiffenfchaft fein, fo mufe fie in ihrer SegriffS*

bilbung biefer gweifeiligen Segiehung Slugbrud Berleihen- 38er alg. ©taatgtheoretiter fein Slugenmeri allein auf bie eine ©eite beg polaren ©pannunggBerhnltniffeg riepet, Ber*

legt bamit willfürtich ben Sltgent unb wirb ber SBirfIicE)feit beg nationalfogialiftifchen ©taateg nidft gerecht. Seiber t)P fidj biefe ©rtenntnig in ber gegenwärtigen ©taatglehre nod) nid)t burd)gefe|t. Siet SJtifjOerftepn unb SlneinanberBorbei*

reben finbet hierin feine ©rilürung. Sin einigen ©ruttbbe*

griffen unferer ©taatglel)re fo ll bag näher erläutert werben- Seine S8iffenfd)aft ift in fo herBorragenbem ID lap polt*

tifpe SBiffenfdjaft wie bie ©taatglehre, unb für feine SBiffen*

fe p ft erhebt fid) beghalb bie goiberung, bag 3Befen be^

S o l i t i f c p e n gu erfaffen, m it folcfjer @inbringticf)feit wie fü r fie. SSir $eutfd)en fönnen ung. glücflich fd)äpn, in beut befattnten Such Bon © a r l @ d ) m i t t eine @d)rift gu befigen, bie biefem Sioblem enblidi fd)arf guSeibe gerüeft ift. © d) m i t * finbet bie fpegififi^e ©igentümlicl)feit beg Solitifthen in ber epftentiellen ttnterfcpibung Bon gi^unb unb ffeinb, genauer in einem Serhalten, bag Bon ber realen jblöglichfeit eine?

¡ffriegeg beftimmt wirb. Smmer müffe bie reale 3Uöglid)feit beg Jiampfeg Oorljanbcn feitt, bamit Bon ifBoIitif gefprodjen Werben fönne. Obgleich © a r l © d j m i t t fi<h bagegen Ber*

wahrt, ba§ feine Seftimmung beg Solttifdlßu eine erfcfjöp*

fenbe Definition enthalte, geht bod) aug bem Ditel wie aug bem Sntjpi; feiner Unterfud)ung heBbor, bah er bag SBefcn beg Solttifthen in ber ©egenfäpichfeit, im Jlam pf erblich- fjn ber U n t e r f c h e i b u n g , u ip t in ber Serbinbung bou S erföhnung Bon 5?eunb unb ffeinb finbet er bag S°^tifche- D am it wirb aber bag ©taatgleben unter einem gang ein*

fettigen Slfpeft betrad)tet, unb gwar unter einem Slfpeft, ber nur einer S t u g n a h m e f i t u a t i o n beg ©taatglebeng (t°le eg Srieg unb Sürgetfrieg finb) augemeffen ift. Stur biefe lOlöglichfeit beg Siampfeg, nicht fein Qiel, bag, wag fein foP ift für © p m i t t bag entfepeibenbe Kriterium beg Sotttifch.ep Dag 3tel ber beutfd)en fßolittf aber ift bie Normung be»

beutfd)en Solfeg gemäf) feinem inneren Sebenggefeh unb bie

(5)

ß3. Soprg. 1034 igeft 41] üluffctpe

2517

©emäprleiftung ber freien Entfaltung alter in ifem fcptum»

mentben Kräfte.

9iun mirb niemanb fo töricht fein, gu beftreiten, baff m ber T at alte» politifdje §anbeln auep Don einer ©ruf?»

bterung nací) greunb unb geinb beftimmt mirb. äßan mirb logar gugeben, bap es an biefer Unterfcpeibung auSgericptet lr tn m u ^ ' utn ü£>erl)0iifjt baS ißräbifat beS ißolitifdjen in -iinffarutf) nehmen gu föuneit. T ie allgemeine Slnerfennung oe§ Sa|eS Dom P rim at ber Slupenpoliti! unb feine weit»

«agenben Slusmirfungen auep auf bie güprung ber Simen»

t»oXitif geugen bafür. ^m iner^m erblidt ber ütationalfogialiS»

!?uä oxicE) auf aupenpolitifcpem ©ebiet fein Enbgiel niept int K’amfjf, fonbern in ber frieblícpen 3 w f a i ^ Tr t e n f üí j r ux t g gleichberechtigter Bölfer, menngteicp er fidj niept ber uto»

bilden Hoffnung Umgibt, bap ber Krieg als tbüttet gmifepen»

itaatlicper 2luSeinanberfepung jemals auSgetilgt merben fönne.

dritte SBefenSbefcpreibung ber ißotiti! füllte biefeS lepte $ ie l nic^t über ben M itteln , bie feiner Bermirflicpung bienen, 0er»

geffen.

SlnbererfeitS ift niept gu üerfennen, bap eine Staats)»

[itprung unb eine Staatslehre, bie ben ÜluSnapmefall nur JJ, ¡netter ¡gerne mahnen unb auSfcplieplicp bie normale Situation eines georbneten unb gefieberten StaatSlebenS üor -tugen fchen, fiep nicht meniger Bon bem Boben ber SBirflicp».

ioit löfen, ais menú fie baS Bolitifcpe n ur in ber ©egenfäp»

tichfeit üon gteunb unb geinb finbett. Tenn ber 2luSnapme»

fa ll I;at nicht nur potentielle, fonbern audf aftuetie Bebeu«

tung. E r fiept bropenb hinter jeber, auch ber „normalsten"

politifepen Sage. ES ift beSpalb itug, ipn niept gu ignorieren nnb fepon im gegentoärtigen BetfaffungSaufbau auf bie HRög»

Itühleit feines Eintretens SRüdficpt gu nepnten. ES genügt nidpt, bap ber T ifta to r erft m ä p r e n b ber SluSnapnte»

fituation ben normalen SSerfaffungSbeftanb fuSpenbieren unb in fonfreter Entfcpeibung bie M itte t unb 2Sege gu iprer über»

ioinbung fepaffen ober über fie Perfügen iann. 'Ser ©runb«

l"a|: „b e re it fein ift alles" g ilt in ber giüilen ^Regierung uidpt minber als im SKilitärmefen. — TaS, maS gu üer»

ineibeit ift, ift nur bie B e r a b f o l u t i e r u n g beS ©egen»

fapeS üon grettnb unb geinb, unb fie ift beSpalb gu oetrM fueiben, meit mapreS güprertum feine midjtigfte gunltion immer in ber $ u f a m m e n f ü p r u n g ber Btenfcpen erbtiden loirb. Sn ber Terminologie E a r l S c p m i t t S gefproepen:

^ßolitif ift niept nur bie Unterfdjeibung üon greunb unb geinb, fonbern bie SSerbinbung ber „greunbe" gu einer ©e»

nieinfepaft unb bie Sicherung biefer ©emeinfepaft gegen ben inneren unb auf] eren geinb.

9Ran !ann auep niept fagen, mie E a r l S d j m i t t es tut, baff ber SluSnapmefatl baS Baugefep beS Staates am rein»

ften unb rabifatften entpütle. Sn .SBirfM jfeit ü e r ä n b e r t fiep baS Strufturpringip, menu baS normale ftaatlicpe Seben in eine SluSnapmefituation umfcplagt, unb gmar üeränbert es _ fiep infofern, als eine Betlagerung beS ScpmergemicptS äloifcpeu mehreren fepon üorpanbenen Strufturpringipien ein»

tritt. E in biSper oormiegenb mirifameS t r it t gurücf, unb ein BiSper mepr latent beftepenbeS entfaltet fiep gur üollen Slttualität. SluS biefer Einfidpt mirb auep g. 93. bie ülbneigung füprenber Staatsmänner gegen ben Begriff beS „totalen Staates" üerftänblicp10). ES ift gang unbeftreitbar, bap ber totale HerrfdjaftSanfprucp in unferem neuen Staatsaufbau ber DJtöglicpieit naep angelegt unb auep recptlidp gefiepert ift.

©erabe burep biefe T at pat ber SiationalfogialiSmuS bem Sieicp toieber bie SBürbe beS ei p t e n Staates gebrapt. Ülber eS_ ift baS Siel ber nationaifogialiftifcpen iß olitii, gu üer » b ü t e n , bap biefe SDtaptfülle jemals rnirlfam gu merben oraupt. Tenn ipre äinmenbung mürbe eine Sage üorauSfepen, too bie S3ol!Sgemeinfd)aft gu gerbreepen bropt. S53»r aber Joollte behaupten, bap in einer Seit, in ber baS ©efüge.ber

©enteinppaft erfpüttert mirb, baS SBefen maprer ©emein»

ip a ft fiep am reinften offenbare11)?

_ 10) SnSBef. 9 t l f r e b P t o f e n b e r g , Totaler Staat? (SSöItt,

®eobacpter ö. 9. San. 1934).

11) ©epr it(ptig Bemerbt ®. 8t. § ü b e t , ®ie T otalität beS üöl»

Rtfpm^Staates, im 2lptilpeft 1934 ber „ T a t" , bap ber üon E a r l

^ d) m i 11 geprägte 93egriff beS totalen Staates bie SluSnapmefituation oer totalen ®iobilmad;nng im äuperen Slbtoehrbampf auf ben normalen

E a r l S c h m i t t füprt in feinem 93udpe einmal auS, bap alle politifcpen begriffe einen polemifcpen S in n pabett; fie pabeit eine fonfrete ©egenfäplicpteit im Sluge unb finb an eine fonirete Situation gebmtben. Tiefe fepr richtige ,S3e»

obaeptung mup aup auf ben Begriff beS ißolitifipen felbft angemenbet merben. TarauS ergibt fiel) aber: 9lllein fpon bie Tatfadje, bap bie 2tufbedung ber epiftentiellen Unter», fepeibung üon Sreunb unb Soioö in ben üergangenen S aPretr beS pluraliftifcpen ißarfeienfampfeS unb beS latenten Bürger»

triegS baS innerfte SBefen beS ißolitifcpen entpüllen fonnte, genügt, um biefe SSefenSbeftimmung für baS neue Staats»

leben abgulepnen. Tenn bie nationalfogialiftifcpe fReüolution pat ber fßolitii einen neuen S inn gegeben. 8licpt mepr ber Kampf um bie äRacpt, fonbern ber autoritäre E i n f a g ber nationalen SOiacpt, ber geballten K raft eines geeinten BoifeS unter^ bem Kommanbo eines güpoeo^ gibt ber national«

fogialiftifcpeit iß olitii baS ©epräge. S ü p r e r t u m liegt beSpalb peute baS SBefen beS politifcpen befcploffen, unb ben

§öpepunft ber neueren B o litif fepen mir in jenem 12. 9loü.

1933, als 60 SRillionen Teutfcpe in bem einen beglüdenben

©efüpl lebten: §aber unb .Qouetracpt finb üorbei, mir finb ein B o lf gemorben. §ätte niept E a r l S c p m i t t an biefem Tage baS Enbe ber beutfepen Sunenpolitil üeriünben müffen?

ES liegt m ir fern, baS grope SBer! E a r l S c p m i t t S üerfleinern gu motlen. 3m ©egenteil, icp erblide in feinem Bud) über ben „B e g riff beS Bolitifipen" ben mertüollften Beitrag, ber in ber -KacpfriegSgeit üon bet Seite ber poli»

tifepen Söiffenfdpaft ber politifdien Boa£iä gugeftoffen ift, unb ber auep ben Slufftieg ber nationaifogialiftifcpen Bemegung mitgeförbert pat. SBaS naepgemiefen merben füllte, ift nur bieS: bap bie ftaatStpeoretifdje BegriffSbilbung niept ei n»

f e i l i g ben SluSnapmefall beS StaatSlebenS gum IRidjtmap nepmen barf, fonbern bie SBiriticpfeit bort auffuepen mup, mo fie liegt: auf bem S p a n n u n g S f e l b gmifepen 3 nöiDi»

buum unb ©emeinfepaft, gmi f epen ben beiben Bolen 2luS*

napmefall unb S^ealfall.

SBaS pier für ben Begriff beS Bolitifcpen näper auS»

gefüprt rnorben ift, g ilt für üiele ©runbbegriffe ber gegen»

märtigen Staatslehre. Sie finb in ber Siegel auSfcpliepiid) an bem E rn ftfa ll beS StaatSlebenS orientiert unb fpiegeln bamit noep eine Situation mieber, bie jebenfallS im innerpolüifcpen Bereicp burep bie Sieüolution beS üergangenen QiopoeS enb»

gültig liquibiert morben ift. So iann beifpielsmeife baS Drb«

nungSpringip beS nationaifogialiftifcpen Staates peute niept mepr einfeitig m it bem Begriff „igerrfepaft" miebergegeben merben. Tenn §errfcpaft ift, mie üor allem g o e p e r 12) itacp»

gemiefen pat, eine Begiepung gmifepen Ungleichen. T er primus inter pares perrfept niept, fonbern er füprt unb befipt Slutorität. „§errfcpaft gmingt im fpegififdjen Sinne beS SBorteS: gmingt SRenfcpen gu Tingen, bie fie üon fiep aus n i cp t motlen." ©egenüber biefer Sluffaffung, bie üielleiept fü r bie Epocpe ber testen Biöfi^io^osiotungen gutreffen mag>

paben Stbotf E itle r unb anbere prominente fjfüprer beS SiationalfogialiSmuS13) mieberpolt betont, bap baS ©runb»

pringip beS neuen Staates bie H o m o g e n i t ä t üon B o l!

unb güprung ift. 8iur meit B o lf unb g-üprer in einer ge»

m e i n f a m e n SBertmelt leben, unb meit biefe SDSerte in bem güprer am reinften üerförpert finb, mirb feinem Befep.l 3'otge geleiftet.

8 u melcpen Bergerrungen eS füpren f am , menn man baS Baugefep beS nationaifogialiftifcpen Staates als §err«

fcpaftSorbnuna begreift, bemeift ein Kapitel in bem Bucp üon E r n ft g o r f t p o f f „ T e r totale S ta a t"14 *), f y o r f t p o f f füprt pier aus, bap in allen denjenigen fogiaten Begirfen, bie neu in bie Dbput beS totalen Staates genommen morben finb, ber K o m m i f f a r als ftaatlicper ffrunftionär auftreten müffe. Slber ein B lid in bie moberne BermaltungSgefcpicpte Suftaub be§ politifcpeit ßufammenlebettä eines Bolfeeg übertrage. Sibet e§ ift bie grage, ob biefe Übertragung fo ungtoeifelpaft guläffig ift,

12) §at t g g r e p e r , Jperrfdjaft unb 8?ianmtg, 1933.

ls) Bgl. üor allem bie SRebe beS 8iei(p§preffecpefS Dr. T i e t r i c p über bie „Steue ©imtgebung ber ipolititl. Eine miffenfcpaftlicpe guu»

bantentierung ber ijSolitife be§ Tritten tReidpeS." SRüncpen 1934.

u ) E r n f t g o r ft p o f f , Ter totale ©taat, 1933, ©.35 ff.

(6)

2518 Stuffä^e

geigt, baß ber fo m m iffa r immer eine 21 u Sn aß m e e r f cß e i » n u n g im ©taatSteben bezeichnet ßat15). ©r ift baS ttjlJifdje Sampfinftrument p r Übertoinbung außergemößnlicßer S i ­ tuationen. DeSßatb mußte er aueß in ben erften SRonaten ber nationaifogialiftifcf^en fReootution in fo ftarfem SRaße ßeroor»

treten, benn barnatS galt es, bie geinbe beS neuen iRegimeS auS ben nocß Bon ißnen gehaltenen Voltmerfen beS Parteien*

bunbeSftaatS p oertreiben. 3 m gleichen SRaße aber, toie fuß ber nationatfozialiftifcße ©taat fonfotibierte, finb aueß bie Sontmiffare prücfgepgen toorben, unb heute fittben mir bie»

fen VermattungStßpuS nur noch auf einzelnen ©ebietert beS SBirtfcßaftSiebenS, fü r bereu ©tnglieberung in baS Oöififcße Seben noch feine enbgüitigen form en gefdhaffen toorben finb.

Daüon, baß bie fommiffarifche Vermattung für ben neuen Staatsaufbau fennpidjnenb fei, tanu hiernach feine, 9tebe 16

16) © a r t S c h m i t t , Die D ititntur, 1928. SSgt. aucf) meinen Stuffaß in 3t.* u. ißrSßerroSi. 1934, 48 ff.

[SurifHfdje SSocßenfdjnfi

fein. Der öorßerrfcßenbe Präger ßoßeittitfjer üRacßt, ben bie nationalfogiaIiftifcf)e Stebolution neben bem überfommenen VerufSbeamtentum neu herauSgebitbet hat, ift ber DßpuS beS p o l i t i f c ß e n 3 ü ß r e r S .

S a r i © c ß m i t t fießt baS SSefen beS fßoliüfcßen tm

®ampf, g r e ß e r erfennt als © trufturprinzip beS Staates bie §errfcßaft, bie mefenSmäßig nur über Ungleiche auSgeübt loerben famt, erbticft in bem ¡Sommiffar ben igerrfcßaftStßpuS beS uatioualfogialiftifci)en Staates. aber la m p f mitt grieben ftiften, ¡gerrfcßaft eine ©emeinfcßaft be»

grünben, ber Sommiffar eine neue fRegierungSform öor»

bereiten. 3 « allen brei fä lle n merben ftaatstßeoretifcße

©runbbegriffe an einem ÜTZittel ober an einer Vorftufe beS ftaatlicfjen SebenS entmidett, nicht an feinen gi^en- aber bie Staatslehre SBirfticßfeitSmiffenjcßait fein, fo muß fie bie SBirfticßfeit beS politischen SebenS in feiner ganzen gütte in ihre VegriffSmett einfangen. Sie muß bie Vauteßre ber politifcßen VotfSgemeinfcßaft merben.

t > iz t e e $ f c n ) l | l r a f r * < f ) t s d e r B e a m t e n Von DberregierungSrat S a r i H e r m a n n , ©cßtcSmig

gerat bem 1. Oft. 1934 ift baS preujjifcße ©e f e ß z u r S n b e r u n g beS D i e n f t f t r af recß tS 0. 18. 2iug. 1934 in Straft getreten. D am it ift in ber ®efd)id)te ber preußifdjen Dienftftrafgefeßgebung eine bebeutungSOotte ©ntmidtungSftufe erreicht, menn -auch fü r bie gegenmärtige ©ntmidtung noch nicht bie teßte, bie oietmehr in ©eftalt eines f ReicßSbi enft»

f t r a f r echt s als michtiger Seit ber fommenben fReicßSreform in abfeßbarer g eit rtoch P ermarten ift.

DaS preufjifdj-beutfche Dienftftrafrecßt ift noch lein üotteS gaßrßunbert att. DaS ijSreufjifcß e a l l g e m e i n e S a n b » r e i h t (Steil I I Ditet 20 „üon ben Verbrechen unb beren S traf­

fen") machte noch feinen Unterfcßieb pifchen bem Dienft»

ftrafreeßt unb bem (¡Srintinat») ©trafreeßt; iitSbef. beßanbett ber acßte abfeßnitt „Oon ben Verbrechen ber Diener beS ©taa»

teS" nebeneinanber fornoßt bie fog. amtSüerbrecßen, b. ß. bie Verbrechen, bie nur in ber Sigenfcßaft atS Veamter begangen merben fönnen, unb bie Verfehlungen Bon auSfcßtießticß b if p ptinarer fRatur. Viele fßfticßtüerießungen, bie heute nur als bifziptinarifeße betrachtet merben, mürben m it öffentlichen Strafen (SeibeS», greißeitS» unb ©ßrenftrafe) bebroßt. Die Strafgerichte üerßängten nicht nur biefe öffentlichen Strafen, fonbern aueß reine Dienftftrafen, z- V. amtSentfeßungen. Sine

©cßeibmtg jmifeßen ©traf» unb Dienftricßter gab eS ebenfo»

menig. ffteine Dienftoergeßen fonnten ebenfo im VermattungS»

mege mie bureß gericßtlidjeS Urteil m it SlmtSüertuft beftraft merben.

Die erfte grunbfäßtieße Verfetbftänbigung beS Dienft*

ftrafrecßtS gefchaß in Preußen bureß baS ®ef. 0. 29. SR.ärj 1844 (©S. 77), betreffenb baS gericßtlicße unb Difziptinar»

©trafoerfaßren gegen bie rießtertießen unb nießtrießtertießen Veamten, inbem eS ben ©runbfaß ber Unterfcßeibung pifeßert ben gemeinen Verbrechen (einfhtießtieß ber fog. amtSüer»

brechen), unb ben eigentlichen Dienftoerfeßtungen fomoßt naeß ber faeßtießen ©eite mie für baS Verfahren p m erften ÜRate bureßfüßrie. 9iacß 1848 mürbe baS Dienftftrafrecßt ber fRicßter m it fftüdfießt auf ißre Unabßängigfeit bureß bie VD. o.

10. 3 u ti 1849 (@S. 253) befonberS geregelt, baS ber nießt»

rießtertießen Veamten bureß bie VD. o. 11. 3 u ü 1849 (®S.

271). Diefe ^Regelung mürbe abgetöft bureß baS ®ef. 0. 7. 9Rai 1851, betr. bie Dienftoergeßen ber fRicßter ufm., unb baS ®ef.

0. 21. 3 u ti 1852, betr. bie Dienftoergeßen ber nicßtriißter»

ließen Veamten ufm. Diefe beiben meßr unb meßr oeratternben

©efeße bitbeten, obmoßt an ißnen im Saufe ber Seit bureß jaßtreieße einzelne ©efeße unb Verorbnungen ßerumgeftieft roorben ift, bis gum 3aßre 1932, atfo bureß aeßt 3_aßräeßnte, ben ©runbftod ber Dienftftrafgefeßgebung in $reußen. J^ßre grunbfäßtidße tReformbebürftigfeit mar bereits feit fecßS 3aßr»

jeßnten, feit ben fiebriger 3oßi2n beS oorigen

erfannt, oßne baß in biefer taugen Qeit etmaS DurcßgreifenbeS gefeßaß. SBefenttiiß geanbert, menn aueß noeß nidßt reformiert, mürben bie bepidpeten ©efeße erft bureß bie p r e u ß i f e ß e n D i e n f t f t r a f o r b n u n g e n o. 27. 3 “ n. 1932, in Straft ge*

treten am 1. Slprit 1932, ein 3aßr »or bem nationalen Um*- brueß. Sie trugen benn aueß „mie faum ein anbereS ©efeß bie güge beS oergangenen parlamentarifcßen SßftemS"1)- Durcß fie mürbe u. a. bie V e r j ä h r u n g eingefüßrt, ber amtSOertuft fraft ©efeßeS befeitigt2), bie Dienftftraffammeru unb ber Dienftftrafßof (neben bem ijk D V ® . otS V®. für bie SeibftöermaltungSbeamten) gefeßaffen, bie Öffentticßfeit ber miinblidjen Verßanbtung eingefüßrt, ebenfo bie Söieberauf*

naßme beS Verfahrens ufm.

Die Veftimmungen biefeS DienftftrafredjtS erfeßienen in mefentlicßen tpuutten m it bem ©eifte beS neuen Staates un*

üereinbar; aueß ßier mußte beSßatb eine „anpaffung an bie

©runbfäße beS nationatfopatiftifeßen Staates" fßtaß greifen- Vor altem beburfte eS banaeß ber Umgeftattung in p e t Vuutten: ber V e r j ä h r u n g unb ber V e f e ß u n g b e r D i e n f t f t r a f g e r i c ß t e - ben teßten ißuntt anbetrifft, fo mußte ber uationatfogiatiftifc^e ©taat felbftüerftäubtid) baßin rnirfen, baß bie Vefeßung ber Dienftftrafgeridjte a u S f h ti^

tiiß m it ißm ermünfeßten tßerföntießieiten erfolgt. Dem ftatib aber bisßer bie Veftimmung beS § 37 V D S trD . als tgiuberniS entgegen, monaeß baS a m t beS DienftftrafricßterS außer bei Veenbigung beS VeamteuüerßäituiffeS nidßt gegen ben äBitlen beS gnßaberS ertöfeßen fonnte. — ©eßließtieß mußte in bem neuen ©efeß aueß bem 3 ü ß r e r g r u n b f a ß ©ettung oer»

feßafft unb baS Dienftftrafrecßt a u f b ie f R mße g e ß a l t S -5 e m p f ä n g e r a u S g e b e ß u t merben.

SBeit eS fieß, mie eingangs bemerft, um eine Über»

leitung p einem f R e i c ß S b i e n f t f t r a f r e c ß t ßanbett, baS erft bie erforberlicße u m f a f f e n b e f R e f o r m bringen fotl, ift eS m it bem ©efeß bei einer fRoOette geblieben, bie nur bie mießtigften Deitreformen für fßreußen oormegnimmt.

fRacß a rt. I I I enbet bie a m tS p it alter SRitgtieber ber befteßenben Dienftftrafgericßte m it bem gnfrafttreten beS ®e^

feßeS, b. ß. bem 1. Oft. 1934. Die ©rnennung ber neuen fRicßter, bie bisßer bem StaatSminifterium pftaub, ift bem 3-üßrergrunbfaß entfprecßenb, foroeit eS fieß um bie fRecß^

fpred)uug über bie nießtrießtertießen Veamten ßanbett, auf ben S R i n i f t e r p r ä f i b e n t e n übertragen ( § 3 0 abj-

©aß 1), im übrigen auf ben 3 « ft i j m in i f t er ( §27 fRi®(

S trD .), fomeit bie Vefeßung nidjt fraft ©efeßeS (§§ 25, 2b) x) (staatSfefiretcir ( S r a u c r t im SSölk. S3eo&. o. 22. Slug. 1934- -°) Snpifcßen bureß §§ 32, 37 3t©ef. o. 30. Sunt 1933 (910331 ü 433) mieberßergeftettt (bei Verurteilung 51t meßr als einjähriger @e‘

fängitiSftrafe).

(7)

63. Stxtirg. 1934 §eft 41]

STuffäfce 2519

f eftfte£)t3). S)ie bisherigen BorauSfegungen fü r baS © r *

* ö f cg e n beS 2tmteS eines ®ienftftrafricgterS (§ 37) fittb

^icgt geänbert worben, ©in ©rtöfcgen m it bem SMIen beS SlmtSingaberS wirb aber praftifd) angenommen werben fönnen keim 2tuSfd)eiben aus bem igauptamte infolge üon Berfegung an einen anberen O rt ober Berfegung in ben einftweüigen 9iiigeftanb, eS fei benn, baß ber SlmtSingaber ausbriidlicE) 9egen baS ©rföfcgen SBiberfprud) eintegt.

®S war fetbftoerftänblicg, baß bie a u f © r u n b beS

" l e p u b i t f f c ß u l g e f e g e S auf genommenen Beftimmungen ke3 ®ienftftrafrecgiS, bie fjörberung üon Begebungen gegen

®en Beftanb ber Dlepubtif betreffenb (§ 2 2lbf. 2 unb § 14 2lbf. 2 B$@ trD ., § 1 Slbf. 2 unb § 16 2tbf. 2 fRÜSStrO.), fallen mufften. ¡Seiner befonberen §erüorgebung im @efege

^eburfte eS, baß bie görberung Oon Begebungen gegen ben V e f t a n b beS n a t i o n a I f o § i a I i f t i f d ) en © t a a t e S ,

«fo ¡öodj* unb Sanbesoerrat, baS fcgwerfte bentbare ®ienft*

Vergeben barfteilt.

SBie fdjon erwähnt, begnt baS ®efeg baS 2>ienftftrafrecgt —

’wi Stnfdjtuß an baS BerufSbeamtengefeg — auf 9 i u ^ e g e l f a l t S = ent pf änger muS. Siacg ber¡Sienftftraforbnung Don 1932 (§12 5i6f. 2 B ® © trD ., § 14 Sibf. 2 fR i$ © trD .j war nur bie gort*

fügrung eines förmlichen ®ienftftrafüerfagrenS §uiäffig, baS keint Übertritt in ben iRugeftanb bereits anhängig war (unb Stoar m it bem 3 i el e ‘)er 2Iberfennung be§ fRugegegaftS, ber

■'Sinterbtiebencnüerforgung, ber SlmtSbejeiihnung, ber ¿itet, fcer föienftfteibung unb ber ©ienftabjeichen). ®aS ©efeg madjt für bie neue SluSbegnung aber einmal bie ©ütfcgranfung, baß

— Wenn nicht wegen ©djulbtofigfeit ober mangetnben Be*

ü’eifeg greifprecgung erfolgt — nur auf © i n f t e t l u n g beS V e r f a h r e n s ober B e r t u f t beS f R u g e g e g a t t S erfannt Serben fann, unb bie weitere, bah auf ©inftetlung audf ¿u kennen ift, Wenn feit bem © in tritt in ben fRngeftanb megr QI§ fünf gahre oerftricgett fin b; bei Berechnung biefer g-rift 5äI)It bie geit, in ber baS fSienftftrafoerfagren nach gefe^Iidfer Vorfcgrift niegt eingeieitet ober n id jt fortgeführt werben !ann (alfo tior altem im Saufe einer ftrafgeridjtlichen Unterfudfung,

§ 2 B $ © trO . unb § 2 jRiS)©trD.), nicht mit. — 9Raß*

gebenb4) war bie Überlegung, baff ein SRugeftanbSbeamter, ker ficEj befonberS fchwerer Berfegtungen fcfjulbig gemadjt gat, itt ber Sieget auch ftrafgericgtticg belangt werben wirb unb kann — bei Berurteitung ¿u mehr atS einjähriger ©efängniS*

ftrafe — o g n e g i n traft jReicgSgefegeS alte feine B e a m t e n * redete ü ediert (§ 33 3t@ef. 0. 30. g u n i 1933 I, 433]). — £)b baS fommenbe fReicgSbienftftrafrecgt barüber hinaus etwa bie ©inieititng eines SienftftrafoerfagrenS auS Sintaß üon Sganblungen, bie nach © in tritt in ben ütufjeftanb begangen finb, üerfügen wirb, bleibt ab^uwarten. —

fSie B e r j ; ä g r u n g würbe erft bnrch bie Stoüetle üon 1932 in baS 'Oienftftrafrecfjt eingeführt, ©ie ift aucg bem 8feid)gbeamtenred|t nid)t beiannt. SBeit für bie Begörbe -—

noch bem baS föienftftrafrecgt beherrfchenben DpportunitatS*

hcinji^ •— feine ©traf P f l i c h t beftegt, fo barf ihr and) baS

^ e d j t ¿u ftrafen nicht bnrch g d trfd o u f oerfümmert werben.

«Vor altem wiberfpricgt eS aber bem giet beS national*

3) § 25 SIBf. 1 9tt® @ trö .: ®ie ®ienftftrafbammer entfdjeibet in Sefepung m it einem Sorfißenbeu unb 5 ro e i Seifigem. (316). 2:) Vorftjjenber ber ®ienftftrafkammer ift ber ölictlanbeSgexidjtSptafibent, nn gatte feiner Seginberung ber Bijepräfibent beS Öberlanbe§gerid)t3.

Vorfijjenbet ber ®ienftftrafkamnter Beim üammergeridjt ift ber Bi^e*

brafibent, im gaffe feiner Befjirtberuitg ein©enat§präfibent be§ Kammer»

Sttidits. g ft Bei einer ®tenftflraffeammer aud) ber fteffoertretenbe Bor*

msenbe Beginbert, fo führt ber bienftältefte richterliche Seifiger ben V orjijj. (StBf. 3:) Seifiger ber ®ienftftrafffammer finb jmei in ihrem Vfänfee planmäßig angefteffte B id jter; an bie ©teile be§ bienftjüngften fd tt, menn baS Serfaifren ficg auSfditieBtid) gegen Botare richtet, ein Wt SSegirk ber ®ienftftrafffammer ernannter Botar. — § 26 Stbf. 1 :

®ienftftraffenat Beim £ammergerict)t entfdjeibet in ber Sefegung h'ü einem Sorfigenben unb o i e r Seifigem. (3tBf. 2:) Sorfigettber Üt ber SiammergerichtSpräfibent, im gatte feiner Beljinberung ein

©enatspräfibent be§ ®ammergericht§. gm gaffe ber Seginberung beS Iteffoertretenben Sorfigenben gilt § 25 Stbf. 2 Sag 3 entfpredienb.

W f - 3:) Seifiger beS ®ienftftraffenatS finb planmäßig angefteffte mußter; an bie ©teile ber Beiben bienftjüngften treten, wenn baS Verfahren ficß anäfdjtießtich gegen Botare richtet, ä^ei Botäre.

4) ©taatSfeffretar @ r a u e r t a. a. 0 .

fogialiftifchen ©taateS, ein in feiner fßfiidjtauffaffung oorbilb*

tidjeS Beamtentum wieber ju fcEjaffert unb ju erhalten, wenn bie ©tögiidjieit, ben Beamtenförper Don unwürbigen ©te*

menten ju befreien, bnrch ecne BerjährungSfrift befdjnitten w irb " 5), geboch fönnen SSienftoergefjen, bie beim gnfraft*

treten beS @efe|eS üerjährt finb, nicht üerfotgt werben;

gegen einen fRuhegehattSempfanger fann baS ®ienftftrafüer*

fahren nur eingeieitet werben, wenn er nach bem gnfraft*

treten beS ©efegeS in ben Siuheftanb getreten ift. —

fSie Ö f f e n t t i d j f e i t ber m ü n b t i d f e n B e r h a n b * t u n g war erft burch baS ®ef. ü. 23. fEej. 1927 (©©. 294) m it ber Begritnbung in baS iSienftftrafrecht eingeführt wor*

ben, baß eS ber igebung beS BertrauenS alter BeüöiferungS*

freife ju r öffentlichen Berwattung biene, wenn fSienftDergeljen ber Beamten in alter Öffentlichkeit oerhanbett würben. ®er Ttationalfogiatiftifche ©taat, ber baS Bertrauen beS beutfetjen BotfeS Befigt, fdjügt baS Sinfegen ber Begörbe, ber ber be*

fegutbigte Beamte angegört, unb beS gefamten Beamten*

ftanbeS, inbem er ber ßffenttidjfeit ben ©inbtief in baS föienft*

ftrafüerfagren üerfagt. Übrigens fonnte fdjott bisher bie Öffentlichkeit ber münbliigen Berganbtung auS befonberen

©rünben auSgefchloffen werben (§ 43 B® © trO .). $ienft*

üorgefegte beS Slngefcgutbigten ober üom fSienftüorgefegten beauftragte Beamte fönnen jeberjeit ber Berganbtung bei*

wognen. —

^ n o r g a n i f a t o r i f e g e r § i n f i c g t wirb an bem Stuf*

bau ber ®ienftftrafgericgte infofern nichts geänbert, atS bie i S i e n f t f t r a f f a m m e r n bei ben Siegterungen (für ben Be*

girt ber §auptftabt Berlin bei ber Bau* unb ginanäbireftion) als ©eriegte erfter üiecgtSftufe beibegatten werben, g-ür bie Beamten ber SuftiäöerWattung t r itt an bie ©teile ber ®ienft*

ftraffatnmer bie auf ©runb ber ISienftftraforbnung für bie richterlichen Beamten beim ObertanbeSgericgt gebilbete Sienft*

ftraffammer. ©ie finb foWogt für bie SRicgter wie für bie ridjterlicgen Beamten ber guftigDerWaltung juftänbig. ®ie 3 u f a m m e n f e g u n g ber © e r i e g t e gat fieg geänbert, unb jWar ift bie 3ogt ber SRttgiieber üerriugert üon 5 auf 3 int erften, üon 7 auf 5 im ^weiten DiedfiSguge. fSer ©inftuß ber niegtridfteriiegen Sttitgtieber ift planmäßig üerringert worben, weit biefe na,cg ben ©rfagrungen unter ber ©ettuug ber fSienftftraforbnungen üon 1932 üietfaeg faagu neigten, menfegtiegen Siegungen beS SliitteibS unb ber ÜJiitbe rtaeg*

jugeben, anftatt einen ftrengen Sliaßftab anäulegen. Shre 3 ahi ift beSgatb üerringert worben auf einen (Bisher 3) Beamten*

beifiger in ber iSienftftraffammer (neben 2 richterlichen Bei*

figern einfcgiießtich beS Borfigenben). g n bem ©eridft ber

¿weiten SiedftSftufe wirfen bei bem Berfagren gegen niegt*

rid)tertid)e Beamte 2 Beamtenbeiftger neben 3 Sticgtern mit. 2itt bie ©teile ber „guaiifiäterten" ©timmenmegrgeit, bie biSger ©rforberniS für bie ©ntfegeibung über ©cgutb*

frage unb ©trafmaß war, t r itt bie e i n f a d j e S t i m m e n * m e g r g e i t ( §47 Slbf. 2 B D S trD ., § 48 9tbf. 2 Sli®©trD .).

fSaburcg Wirb bem g iig r e r g e b a u t e n Siecgnung getragen, weit bei ber ungerabert 3 nhi Beifiger fiinftig praftifeg ber Borfigenbe als ber g-iigrer beS ©eridjtS bei ber ©nt*

fcgeibnng ben SluSfcglag geben wirb.

Siacg bem bisherigen fSienftftrafrecgt Waren ¿weite unb legte .fjnftauj für bie Beamten ber ©ehteinben unb ©emeinbe*

üerbänbe baS OberüerWaltungSgericgt, fü r bie übrigen niegt*

ridjteriicgert Beamten ber fSienftftrafgof. ©egon bie Satfacge, baß biefe beiben göcgften ©eridjtSgöfe in igrer Slecgtfprecgung niegt immer übereinftimmten, maigte baS BebürfniS naeg einer e i n g e i t l i c g e n 3 u f a m m e n f a f i u n g ber o b e r e n

¡ y n f t a n s bringenb. ®aS neue ©efeg bewirft fie bureg Be*

feitigung beS ®ienftftrafgofS unb Übertragung feiner Befug*

niffe auf baS O b e r ü e r W a l t u n g S g e r i c g t . ß uqitiä) fotf babureg einer fpateren Überfügrung ber göcgften bif^tplinaren ffuftänbigfeit für alte Beamten beS SieicgS, ber Sänber itnb ber ©emeinben auf ein SieicgSbif5iptinargerid)t üorgearbeitet Werben. ®ie 3 l'ftönbigfeit beS ¿wetten SiecgtS5ugeS für bie nicgtricgterlicgen Beamten ber ¡fjuf^üerwaltung i]t üon bem bisherigen fSienftftrafgof auf ben beim Siammergericgt ge*

bitbeten ®ienftftraffenat (§§ 22, 26 9 ii® S trD .) übergeteitet 6) ©taatSfefiretär ® r a u e r t a. a. ö .

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