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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Verauigegeheunun E.»R.Rohmäßlen
Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Ngr.zubeziehen.
ka22. . 1859.
,-Z.WeekUndAmfangdes Tiiriieiig.«
DieGegenwart ist dazu angethan,um dieernsteFrage
anuns zustellen,ob wirauchderMahnung treulich nach- gekommen seien, welchedie,,Befreiungskriege«füreine möglicherweisewiederkommende Zukunftan dasdeutsche Volkrichtete?ob esjetztViele oderWenige— Wenige im Verhältnißzurwehrpflichtigen Bevölkerung—- gebe, welcheeinwohlerworbenes Rechthaben,von einem»Tum- vater« Jahn zureden? Und dernaturwissenschaftliche Volkslehrer muß dieser nochdieFrage hinzufügen: giebt Vieleodergiebtesnur Wenige, welchedenMenschenund dessen leiblicheundgeistigeErziehungindasBereichder Naturwissenschaft,wieesnothwendigist,versetzen?
Diese letztere Auffassung istes,welche michveranlaßt- auchdas Turnen mitvollsterUeberzeugung, wenigstens seinemGrundwesen nach,in dasBereich diesesVolksblat- teszuziehen.
DasNachfolgende istderzweiteAbschnitteineseben erschienenenSchriftchens:»DasTurnen inseinenBe- ziehungen zuStaat und Volk. EineZeitfrage.Offe- nesSendschreibenanFreundeundGegner.VonOswald Faber,Vorturner desAllgemeinenTurnvereins zuLeipzig.
Zum BestendesJahn-Denkmals·Berlin 1859. Verlag vonBieler ctxComp.«
Der Leipziger AllgemeineTurnverein faßtinseiner Mehrheitdas Turnen,wie es alleinrichtig ist,vonderEr- ziehungsseiteund derdeniGemeinwesen nützendenSeite auf. Die inletzteremSinne gegründeteundinweiten Kreisen wohlberufene»Turner-Löschkompagnie«bethätigt aucheinenregenwissenschaftlichenSinn, indemsiesichselk bereitszwei Jahren naturwissenschaftlicheVorträge halten
läßt,derenOrdner undLeiterderVerfasserdesgenannten Schriftchens ist. Derselbe spricht sichüber dieFrageder Titelüberschriftinseiner turnerisch-ungeschminktenWeise folgendermaßenaus·
»Gesundheitzuerlangenundsiezukräftigen,diesbil- detunleugbardieBasisdesturnerischenLebensundStre- Ibens,denn alleanderen Bestrebungenkönnenüberhaupt
nur dannerstzurAusführung gelangen,wenn jene erste Bedingung vorhandenist. WodieGesundheitdem Men- schenfehlt,dakannselbstverständlichvoneinemharmoni- schenIneinandergreifenderkörperlichenundgeistigenwie derdamit verbundenengeschäftlichenVerrichtungen,wenig- stens nichtin vollemMaßedieRedesein. Dieerste Be- dingungdesleiblichenwiegeistigenWohlbefindensistalso unstreitigdieGesundheit,undwenn diese vorhanden ist, dannerst sindUebungen,dieKörperkraftundGewandtheit inhöheremMaße erzielen,amPlatze. Wirmüssenhier- bei bemerken,daßdasTurnen,imAllgemeinengenommen, niemals Hauptzweck, sondernnur Mittel zumZweck ist, dennesverstehtsichvonselbst,daßesaußerdem Turnen nochviele andere Gegenständegiebt, welche kultivirt sein wollenundmüssen,ganzabgesehendavon,daßdasbürger- licheLebenaUch noch seine Ansprüchean denEinzelnen stellt,UnddannistderKreis derer,welche sichdasTumen zurLebensaufgabe gemachthaben,imVergleichzumVolke dochnur einsehrkleiner. MiteinemWorte,VomTuknen alleinkannderMenschNichtleben,undeswürde ein ganz VerfehltesStreben sein-Wollteman denGrundsatzauf- stellen, daßderhöchsteAusdruck des Turnens indenbesten LeistungendertechnischenFertigkeitenzusuchensei.Wäre
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dasderFall, sokämen wirauf geradem Wegezumreinen Turnkünstlerthum,Und diesonstigentrefflichenEigenschaf- ten,welchedasTurnen aufdasLebenäußert,würdenzur reinenNebensacheherabsinken. Zur WürdigungdesGe- sagten, sowiezudessen nähererBegründung,dienedas Nachstehende.
WereinengesundenKörperbesitztundandemTurnen Geschmackfindet,derwirdauch sehrbalddenWunschhegen, KörperkraftundGewandtheitinimmer höheremGrade damitzu verbinden. Hierin liegtnun einHauptvortheil
desTurnens, daßesdieGelegenheithierzuindervollstän- digsten Weisean dieHandgiebt,unddiese Gelegenheit beruhtebeninderMannichfaltigkeitderUebungen, be- ziehentlichin derenstufenweiserEntwickelung. Namentlich werden esdiejugendlichen Kräfte sein, welchedasFeldder Kunstfertigkeitkultiviren,undwir würdenunsinderThat
einen Vorwurfdaraus machen,wollten wirgegendiese Strebsamkeit eisern. WeraufdenNamen Turner An- spruch machenwill, dermuß auchwiewirmeinen— tur-
nen, dennwollten wirdiesen Grundsatz bekämpfen,soka-
men wirnatürlichzu derAnsicht, daß,wieesallerdings geschehenistundvielleichtnoch geschieht,dieTurnjacke,das Maulheldenthum,den Turner mache,unddaßTanzstunden oderhäusigegeselligeZusammenkünfte,denTurnplatz recht. gutzuersetzenvermöchten. Nein, nein, wir sind ganzent- schiedenfürdaspraktischeTurnen, beidemallerdings Jeder: wissen muß,odernöthigenfallsdaraufaufmerksamgemacht
werdenmuß,wie vielersichzutrauen kann,dennwernicht selbstturntunddamitprahlt, daßerdochTurner sei,der lügt sichundAndern etwas ·vor. InderUeberwindung von Schwierigkeiten liegt jaebenderHauptpunkt, der HauptreizdesTurnens; dennsowiederKörper, wenig- stensbis zu einem gewissenGrade, eineerhöhtephysische Thätigkeitverlangt,odersieihmimInteressederGesund- heit gebotenwerden kann,ebenso istesklar,daßdie Turn- übungenanundfürsich dasrichtigeMittel sind,diesen Anforderungenzugenügen, sowiedennüberhaupt jeder;
nur einigermaaßeneifrigeTurner dieseBehauptung durch dieeigene Anschauungganzvonselbst unterstützt. Zudem verlangtdasjugendlicheLebeneineetwas derbereKost, undso istes dennganznatürlich,daß je nachderpersön- lichen AnlageundNeigung,derEinzelne mehroderminder Kunstfertigkeiterlangt. Diese letzterewirdimmerhinein Zeugnißvon derStrebsamkeitdesTurnplatzesablegen,
undebensoderStolzdesletzterenseinund bleiben· Eine gut ausgeführteUebungbleibtimmer etwasSchönesund reiztdieLustundLiebe zurNachahmung, wodurcheinum soregererEiferampraktischenTurnen erzieltwird-
Trotzdemwürdeesgrundfalschsein,indenTurnkünst- lern die alleinmaaßgebendezünftigeGenossenschaftzuer- blicken.Daß Jemand,dersich befleißigthat, hohe Fertig- keitsgradezuerlangen,oderindas technischeWesendes Turnens mehr eingedrungen ist,dieBerechtigungbesitzt, auf diesemFeldeeintüchtigeresUrtheil abzugeben,eine größere Autorität zuheißenals einAnderer,derdieses Gebietnichtin demMaaßebebaute, dies wollenwirgern zugeben—Wenn man abervon dieserSeite sichdie Be- rechtigung aneignete,imTone einergewissenVerachtung- OderdochmiteinergewissenvornehmenHerablassung,mit einemWortinhöchmüthigerAnmaaßung aufdieandern TUWSEIJVsseUhetabzuschauemso dürfteessehrinder Ord- UUUSiemiSegel-EBCDICUebergriffemitallenKräftenanzu- kämpfen—Bescheidenheitbleibt bei allemWissenundsonsti- genVorzügenImmerhmfürJedermanneineZierde,und
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340 derTurnkünstler, mögeernoch so sachverständigsein, darf hiervonkeineAusnahme machen.Wir gönnen aufrichtig Jedermann seinen Ruhm,deneralsBelohnung für seine Anstrengung davonträgt,aber wirsind auch Feind jeder Anmaaßung,diesichgarhäufiginderüberschätzendsten brutalsten Weisekundgiebt. Man braucht nicht außer- ordentlichim Turnen, seiestechnischodertheoretisch,be- fähigtzusein,und kannesdoch«rechtaufrichtigmitder Sachemeinen. Wirhaben derartigeLeute kennengelernt, dienichtnur durchdas,was sie Andern bieten-konnten und mitHingebungboten,weitmehr nützt-enalssolche,diegrö- ßereBefähigungenbesaßen,sichaberglaubten aufdashohe Pferd setzenzudürfen, gleichsamals wollten sie sagen:
»was wiralsUrwissenzubehaupten geruhenundals Armensteuerdruckenlassen, ist wahr-,undwäreesauch gegendieVernunftlehreallerübrigenMenschen!«(Jahn’s Volksthum.) Jawirhaben sogardieBemerkung gemacht, daßdiesonstigen Eigenschaften,welchedasTurnen indirekt fördert,wieThat-undWillenskraft,Charakterstärke,nicht immerbeiTurnkünstlern in dem Gradezufindensind, als
man ihren Fertigkeiten nach schließensollte,woraus wir ganzeinfachdenSchluß ziehen,daß,wodemIndividuum eineinnere Ueberzeugung,eingewisser moralischer Fond mangelt,trotz allerTurnübungenjene Eigenschaftennicht erzieltwerden, ganzabgesehennochdavon, obdieselben sich ineinerguten oderschlechtenArtundWeisegeltend machen.
Sollte man übrigenswirklichimErnste gemeint sein,das Volk,für welches dochdasTurnen imweitestenSinne des Wortes geschaffen ist,zuTurnkünstlernheranzubilden?
Undwürde diesnichtderFall sein,wenn man denhöchsten AusdruckderSachein dieUebungen-legte?Man dürfte sichdabeisehr verrechnen,dennso sehr auchdasVolksich
anKraft- oder gymnastischen Uebungen überhauptver-·
gnügt,sowenig istesgeneigt, dergleichen nachzuahmen.
Nein, nichtinseinentechnischen Leistungen,sondern viel- mehrin denEindrücken,diedurchdieUebungenauf das ganzeWesendesMenschen hervorgebrachtwerden,liegtder HauptnutzenderSache. Derbei weitemgrößteTheilder Turnenden besuchtdenTurnplahderGesundheit,desVer- gnügensundderZerstreuung halber,und wenn sichauch allemehroderwenigereinertechnischenVervollkommnung befleißigen,so sindesdennochimVerhältnißzurGesammt- heitnur Wenige,dietieferindasWesenderUebungen eindringen,undvondiesen isteswiederumnur ein kleiner Theil,dersichsozusagenganzspeziellmitdentechnischen Angelegenheitenbefaßt.Sind wirnun auch diesenWeni- genfür dieseKenntniß,die in derRegel mehroderweniger mitAufopferungverbunden ist,dankbar,sokönnenwir ihnen dochnur rathen,sich trotzdemderBescheidenheitzu befleißigen,undum Gotteswillen densogenanntenturn- künstlerischenHVchMUthbei Seitezulassen,dersich mit derSacheganzundgar nicht verträgt, ihr vielmehrin jeder Beziehung schadet.Undso sprechenwirdennklar undbündigunsereUeberzeugungdahinaus,daßalleTurn- fertigkeit mehroderwenigereineLiebhabereisei, dieauf denNeigungendesJudividuumsbasirt, wobeinatürlicher Weise körperlicheAnlageauch mit in dieWagschale fällt.
WeralsoanderErlernungundAusführungjener Fertig- keitenGeschmackfindet,unddaßesrechtVieleseinmögen, daswünschenwirvonganzemHerzen,derlasse sichnicht davon abhalten;aberervergesseauchnie,daßdie Aner- kennungdesStrebens nur dann eineallseitigeseinkann, wenn essichnicht auf besondereKreise, sondern aufdie All- gemeinheit,aufdasVolkerstreckt.«
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HerGar-illa
Jeweiter unsere geographischenEntdeckungenin das InnerederEontinente undgroßenInseln vordringen,und je aufmerksamerman dabeiUmschauhält, desto weniger wundert man sich, daßesdabeiauch fürdieThier-und Pflanzenkundeimmer nochneue Entdeckungenzumachen giebt·Dasoberflächlicheund mitderSachlagenichtbe- kannteUrtheil istallerdings leicht geneigt,essonderbarzu finden, daßselbstgroßeundin dieAugen fallende Thiere undPlanzenbisin diejüngsteZeit übersehenworden und vonderWissenschaftunbeachtet gebliebenwaren. Allein man bedenkt nicht,daß auf hundertReisendederkultur- verbreitenden VölkerstämmevielleichtkaumEiner kommt, welcherdieihm begegnendenNaturdingemitdemBlicke desForschers anschaut.DerFall istgarnicht selten, daß EuropäeroderNordamerikaner — dieHauptträgerder Kultur — inihrem fernen indischenAnsiedelungs-Wohnsitz Jahrzehende langeinThierodereinePflanze tagtäglich
umsichsehenoder sogarzuirgendeinemZweckeverwen- den,welchederWissenschaftbisher nochganzunbekannt sind,weiljeneLeutenichtzubeurtheilenverstanden, ob das ihnen AlltäglicheesauchderWissenschaftsei.Ja nochmehr,viele Naturprodukteliegen vielleichtbereits seit vielen JahreninPflanzenpacketenoder Weingeistgläfern undFässern,inKistenundSchachtelnindenVorraths- räumen unserergroßen Museen,namentlichvon Paris undLondon,unbekannt undalswärensiegarnichtvor-
handen,weilbishervielleichtdieZeitoderdieHandfehlte,
umsieandasTageslichtderWissenschaftzuziehen,siege- wissermaaßenzumzweitenMale zu entdecken.
Jcherinnere michgenau einesGesprächesmitAlexan- dervonHumboldt,alsmichdieser einstmalsvoretwa 24 JahreninTharand besuchte,Undwobeierbitterdarüber klagte, daßindenSpeicherndesPariser Museums seit langerZeiteineUnmassevonNaturalien innochniemals geöffnetenKistenundFässern vergraben sei,weilesselbst inParis anKräften fehle,sieauszupackenundwissen- schaftlichzuuntersuchen,undgleichwohldiePariserGe- lehrtenzuehrgeizigseien,alsdaß sieAnderen dieseArbeit zukommen ließen.
DerabgebildetemenschengroßeAffe isteinrecht ausfal- lendesBeispielvon dervorhinbetonten Thatsache, daß selbstdieauffallendsten Erscheinungenauf dem Gebieteder Thier-undPflanzenweltlange Zeitunbekannt bleiben können. Der fürchterlicheGorilla ist vielleicht auchein Beleg dafür, daßdieWissenschaftfabelhafte Thiere, ihrer entstellendenAusschmückungentkleidet,endlichin die Wirk- lichkeit einführt;wieüberhaupt vielleichtallejene fabel- haften GeschöpfewiederGreif,dasEinhorn,derDrache undandere einenauf WirklichkeitberuhendenKernhaben,
umwelchenFurchtundWunderglaubedie entstellendeHülle fügte. Vielleicht, ja höchstwahrscheinlichistderGoran dieBestätigungderErzählungenderAlten vonriesenhaf- tenAffen,derenWohnsitzman bald indas allgemeine Wunderland Jndien,bald in dasdessagenhaftenVolkes derTroglodyten versetzt. DerOrang-Utang und der Chimpanse habenden NamenWaldmenschandenGotilla abzutreten,demerohne Zweifel ursprünglichgebührte.
DieNachrichtenvonReisendenindensüdlichen,na- mentlichsüdwestlichenStrichen Afrikas wiesen wiederholt aufeinenriesigen Affen hin,bisesendlich1847 denBe- mühungendesprotestantischen MissionärsSavage ge- lang, zweiStück des Gorilla zuerlangen, welchebisvor
KurzemdenMuseenvon Wien undParis vor andern einenbeneideten Vorng verliehen.
Jm September vorigen Jahreskam ein drittes Exem- plarnach London,aberleiderin einemsoübelnZustande, daß es großerMüheundGeschicklichkeitbedurfte,um es für daszoologischeMuseum zuzubereiten. Wahrscheinlich war derWeingeist, wenigstens theilweise,aus demFasse, inwelchemdasThier verschlossenwar,herausgelaufenund dadurch diesesin einemZustandederFäulniß, so daßman desfürchterlichenGestankeswegen dieOeffnungdesFasses unddieZubereitungdesThieresimfreien Felde vorneh-
men mußte. Unsere umstehende Figur1ist nacheinem HolzschnitteindemNew-Yorker Harpers Weelilyvom 5.Märzd.J.genommen, welchemeinePhotographiedes Londoner Exemplares vorgelegen hatte. Jn Folgendem entlehneich dasWesentlicheaus einerSchilderungdes Goran indemamerikanischenBlatte.
Der Gorilla, Troglodytes Gorilla 0wen, bishermitdemOrang-Utangund Chimpansein eineFa- miliezusammengestellt,wirdneuerdingsvonOwen von diesengetrennt, weilereine kleineeigene Familie für sich zubilden scheint.Essindweniger besonderevon denver- wandten Affenarten abweichendeMerkmale, wodurchder Goran Staunen erregt, als vielmehr seineungeheure Größe,indemer6Fuß hochwirdundeinenaußerordent- lichbreiten undmuskulösenBauhat. Seine Vorderarme erreichendieStärke eines Mannesschenkels. Der ganze Körper istmitAusnahmedesGesichtes,einesTheilesder Brustundderinnern HandflächenmitschwarzenHaaren dichtbedeckt, die Stirn ist auffallend niedrig,derScheitel hochundspitzunddasMaul mit einemfurchtbaren Gebiß bewehrt.Ule, der1856 dasWienerExemplar sah, sagt, daßRücken undKreuzdesGorilla durch ihreBreite fast
andieDimensioneneinesOchsenerinnerten,währenddie zartenplattenFingernägelanzudeuten schienen, daß diese Kraftkeinersolchen äußerenHülfsmittelwiederKrallen bedürfe.Ueber denScheitelundvonOhrzuOhrüber dasHinterhaupt laufen hoheHaarkämme,welche gesträubt demGesichtewohleinenwildenAusdruck geben mögen·
DieGorillas sollengeselligleben »inHeerden,man könnte sageninDörfern,«bemerktdas amerikanische Blatt. Wenn MenschenoderThiere sichderEinsamkeit derGorillas nähern,so fliehendieWeibchenmitdenJun- gen aufdieBäume, währendsich dieMännchenzUk Schleicht Vorbereitem gleichvielob esinderAbsichtdes Menschenoder desThieres liegt,die Gorillas anzugreifen odernicht;denndiesesind immer zumKampfebereit- Jhre Waffe isteinabgerissener Astundihr furchtbares Gebiß-SiestoßeneinengellendenLaut,derwie,,Khahi«
klingt,ausundstürmen aufdenFeindein«Wenn letzterer einMenschund miteinerFlinte bewaffnet ist, so ister seinemGlückeanheim gegeben. Hatseingutgezielter Schußauszugroßer FernedendickenSchädeldesGorilla nichttödtlichverwundet, soistdas wüthendeThiermit behendenSprüngenbaldüberihm.JneinemAugenblick istdasGewehr seinenHänden entrissenunddurchdiefürch- terlichenZähneinzweiStückezerbissen,,,geradealswenn einEseleineMohrrübe zerbeißt.«Der ToddesJägers istdann Unausbleiblichindemihnder Gorilla entweder mitseinerKeuleerschlägtoder mit denZähnen zerfleischt,
»die schwerlichfürdenhonneten Gebraucheinesgrasfres- sendenThieres bestimmtsind«.
343 344 DieNeger habeneinegewaltige Furchtvor demGo-
rillaundbetrachtendenalseinengroßenHelden,der einen erlegthat. Da ernur von Pflanzennahrunglebenund
seinVerwandter gewesen sein. Alsogenau dieselbstbei manchenNaturforschern noch spukendeJdeevon derAb- stammungdesMenschengeschlechtsvon denAffen!
Fig.I.
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besondersZuckerrohrsehrliebensoll, so ist seinunauslösch- licher HaßgegendenMenschen,denerstetsangreift,aller- dingseineauffallende Erschei-
nung. DieNeger haltenden Goran füreinenMenschenund behaupten,erkönneauchreden,
erthuees abernicht,um— nicht arbeiten zumüssen. Jedenfalls begegnenwirhierinder auchun- terdenGebildeten verbreiteten Meinungvon einerursprüng- lichen Blutsverwandtschaft zwi- schendenAffenunddenMenschen.
Dies geht auchdaraus hervor, »
daßder erlegteGokilla nicht»
verstümmeltwird;sondernman 7s«·
schneidetihmnur denKopfab-«««-X undhängt diesenalsTrophäein derHütte auf. DerLeib wird
dannanständigbegraben« NachdenMittheilungenvon Harpers WeeklywirdderNegekdabeiVonderAnschau- unggeleitet,eskönnejader Goran infrüherenZeiten
Bei allseiner furchtbaren WildheitundKraft sollder
iGoran Ungeschicktseinundesnichteinmal anzufangen wissen,einenArmvoll Zucker- rohrinsein Lagerzutragen.Es wirderzählt, daßerden Kampf mit denstärksten Thierenauf- nimmt,undsogardenLöwen mit Keulenschlägenangreifeundnicht selten besiege.
Jedenfalls ist dieses interes- sante Thiereiner genauen Be- obachtungganzbesonders werth, diebeiseinerwildenFeindselig- keitgegendenMenschen freilich eine lebensgefährlicheAufgabe
» , seinmag. Vielleichtfinden sich
spä;« » «-»« «» »l-» inseinengeistigenVermögennoch
XX« « X.-« " '««. mehrals bei demOrang-Utang
undChimpanseAnklängeandie men chlicheBegeistigung,wobeijedoch nichtan eineAb- stammungskVerwandtschaftgedachtwerdendarf, sondern ebennur aneineBewahrheitungdesLehrsatzesderneuern Fig.2.
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Anschauung, daßdermenschlicheGeist nicht ohneallever- mittelnde Annäherungundlosgelöstüber demThiergeiste stehe,sondern,inEinklangmitderAusbildungdesmensch- lichenHirns, ebennur umsoviel, wie dasMenschenhirn über demdesjenigen Thieres, dessenHirndemmenschlichen
amnächstenkommt.
csinnstund Aatur
oderNaturundKunst? Man weißnicht, welchesman vor,welches hinter setzensoll. Beidestehen sodichtneben einander, durchdringeneinander vielmehrsoinnig,daß
man ebendiesemZweifel verfällt.
Dennochwerden beideoftalsGegensätzegebraucht;
vielleicht mißbraucht.
,,Dies ist rechtnatürlichgemalt.« Jn diesem oftge- hörtenSatze liegteinVerlangen nach Harmonie zwischen
KunstundNatur. .
»Diese Aussicht giebteinschönesBild,« oder»Dieses Blumenbouquet istwiegemalt-«— willsagen, daßdie Kunst,wiesiesichindemgeläuterten GeschmackdesGe-
.bildetenausgeprägt hat, sichdasRechtderKritik über die Natur vorbehält.
»DieseKörperhaltungist unnatürlich,«odergesteigert:
»widernatürlich«— dies setztdieNatur inihrOber- hoheitsrecht.
AuchderSprachgebrauch,dernichtblosein Tirann, sondern ebensooft, ohne daßwirdaran denken, einscharfer Logikerist, unterscheidet aufdemGebietedesKünstlichen, d.h.desvon MenschenhandGemachten, gegenüberdem Natürlichenin vielenFällen sehrklar. Bekanntlichwird in demebenangegebenenSinne anstatt Künstlichoft auch Falsch angewendet. Beideaberwerden darum noch nicht füralleAnwendungsfälle gleichbedeutend.
Wirsagen falscheZähne, falscheLocken,nicht künst- licheZähne, künstlicheLocken,obgleichsie beidediesessind- dennsiesindmithöchsterKunstfertigkeitderNatur mög- lichst-treu nachgebildet; ebenso sagenwirfalscheDiaman- ten. NichtabersagenwirfalscheBlumen, sondern künst- liche Blumen; einJnvalidhateinkünstlichesBein,nicht einfalschesBein. Woher diese Verschiedenheit? Offenbar daher, daßindieBezeichnungFalschderVorwurf gelegt werdensoll, daßdie alsfalschebezeichnetenDinge täuschen wollen. Dieanderenwollennichttäuschen;sie setzensichan- spruchslosundnur-mit derAbsicht,diefehlendeNaturwirk- lichkeitzuersehen,andie Stelle dieser,undbeanspruchen undhabeneinenEigenwerth.Die falschenDinge haben ihren Werthnur inderTäuschung.
Diesemnachbestimmtsich derWertheinesKunstwerks.
Sobald esseinenWerthin derhöchstmöglichenNachahmung Undsomitin derTäuschungsucht, hörtesaufeinKunst- werk zusein,eswirdeinKunststück,welches den kunstsin- nigen Beschauer verstimmt.Darummögenwireine Statue nichtmitdennatürlichenFarbenbemalt. Je peinlicherdie Bemühungist,alleSeiten derNatur nachzuahmen,desto mehrwirddasAuge auf diejenigen gelenkt,woeineglück- licheNachahmungeineUnmöglichkeitist.
Dabei ergehtessolchenWerkennochschlimmeralsden falschenZähnen,weilsienichteinmaltäuschenkönnen.
Diewahre Kunst bescheidetsich daher,esderNatur nicht gleichthunzu wollen. undzwardeshalb nicht thun
346 Einer derdieNovara-ExpeditionbegleitendeNatur- forscher, Herr Zelebor, schriebmirvorderAbfahrt, daß esfür ihneineHauptaufgabe seinwerde,einenlebendigen Gorilla mitzubringen. Nachdenbisherigen Nachrichten scheintdiesVorhaben jedoch nichtinErfüllung gehenzu sollen.
zu wollen,weilsieesnichtkann. Siestellt sichmitder Natur in einweisesEinverständniß.
Dieses Einverständnißberuht aufderrichtigenWür- digungderbeiderseitigenMittel.
DieplastischeKunst,namentlichdieBildhauerei, hat vorder malenden KunstdieKörperlichkeitvoraus undtritt dadurchderNatur einenSchritt näher.Abereben darum hütetsie sichvordemVorwurf,der Natur zunahekommen zu wollen,und dann todteNachäsfungennebendie leben- denOriginalezustellen.Siehütetsich alsovordenFar- ben,»denn eine mit den lebendenFarbenbemalte Statue sagt:weiterkann ich nicht,undverräthihre Schwäche, währendeineweißeMarmorstatue sagt: weiterwill ich nicht,undihreStärke innerhalb weiser Grenzen zeigt.
Eswirdwenig Menschen geben, welche sichineinem Wachsfiguren-Cabinet nichtunbehaglich fühlen. Diese Unbehaglichkeit,diesichbeiManchem- biszumGrauen steigert, isteineVerbannungdieserArtvonNachbildung ausdenGrenzenderwahren-Kunst;dennwas Unbehag- lichkeit, jaGrauen erweckt, kannnimmermehr auf diesen erhabenenNamenAnspruchmachen.
NocheinenSchrittweiter über dieGrenzendesEr- laubten hinaus sinddiedurcheineninnern Mechanismus beweglichenWachsfiguren, welchejenes Gefühlbiszum— Schreckensteigernkönnen. «
Worinnun liegtdasUnzulässigein denWachsfiguren?
Einfachdarin, daßsieaußer FormundFarbe auch Stoff undzuletztgarBewegung nachahmenwollen.
JenesMißbehagen, welches beweglicheWachsfiguren bis zumSchrecken steigernkönnen,sberuhtdarauf,daßsie täuschenkönnenundtäuschenwollen. Man kannalsoeine WachsfigurinähnlichemSinne wiedenfalschenDiamant einenfalschen Menschennennen. Warum abernichteinen künstlichenMenschennebendenkünstlichenBlumen? Weil dieWachsfigur,wie derfalscheDiamant, täuschenwill.
Das willdiekünstlicheBlume nicht, sondern siewillnur inErmangelungdernatürlichenderenStelle vertreten, so weitsieesvermag; unddiesvermagsieineinemhohen Grade, dawenigstens diejenigenBlumen, die wirkünstlich nachahmen,ihren Hauptzweckdarinhaben,unszuerfreuen, was diekünstlichenihneneben biszu einemgewissenGrade gleichthunkönnen.Esbrauchtnicht ersthervorgehobenzu werden, daßdiesvonWachsfiguren gegenüberihrenleben- denVorbildern nicht gilt.
Wirsehen also, daßesgewisseGrenzengiebt, welche die Kunst, indem sie die Natur darstellt, nicht überschrei-
tendarf. -
Es giebtaber auch Grenzen, welchedieKunstbei ihrer DarstellungderNatur erreichenmuß. Zwischen demmindestenGradedesNothwendigenunddemhöchsten Grade desZulässigenbewegensichalso dieBestrebungen derdarstellenden Kunst.