.LJLN- r. pes-
Ein naturwissenschaftlichen Volksblatt Herausgegeben
nnuE. Jl. Roßmäßlnx
Wöchentlich
1Bogen. Durch alle Buchhandlungen
undPostämter für vierteljährlich
15Ngr. zu beziehen.
Ihx30. 1859.
Zwei Gänge in's-i Freie.
Der
Auch
wennunsere Arbeit uns lieb und werth ist, gleich- viel ob die eines zum Gebieter gewordenen Berufes oder die der ungehindertsten Wahl, die Augenblicke bleiben doch nicht aus,
wowir hinwegeilen davon, nicht-aus körper- licher Ermattung, nicht weil
derGeist
denDienst nach längerer Anspannung versagte, nicht weil unser Arbeiten und dessenErzeugniß
unsnicht mehr gesiele
—nicht
ausdiesen Gründen, sondern weil wir einen unwiderstehlichen Drang nachErlösung, nach Befreiung fühlen, einen Drang,
demwir fast willenlos folgen, wenigstens oft ohne uns seiner Beweggründebewußt zu werden-
Gegen diesen Drang ist oft die reiflichsteErwägung machtlos, denn
derSitz
desDranges ist unangreifbar für sie, weil diese nicht ankämpfen kann gegen die lebendig sprudelnde Quelle, aus der beide ihr Bestehen ableiten:
gegen die ,,rothe mütterlicheFlüssigkeit-C das Blut.
Wir verlassen unsere Arbeit, nicht mit Abscheu oder Bedauern für dies elbe,
dennder Arbeitsgedanke ist bereits verschwunden in dem Augenblicke,
wowir sie verlassen.
Wenn
eswahr ist, daß
derwache
undgesunde,geistig und körperlichgesunde Mensch einmal nicht denkt, so ist es in solchen Augenblicken wahr. Wir werden hinweggespült
vonunserem Arbeitstische
voneiner Woge unseres auf- wallendes Blutes, welches sein Recht
von Unszurückfot- dert, dessen wir uns zu bemeistern geglaubt hatten.
Und begegnet uns dann ein Freund mit
derFrage:
wohin? so antworten wir ihm: ,,ins Freie«, und
ermuß ein Herzensfreund
vonunssein,
wennsein »ichgehe mit«
uns
nicht eine Fessel sein soll.
ersic.
Es ist ein schönerVorzug unserer Sprache, auf den.
Humboldt gleich
amAnfange seines Kosmos hinweist, daß wir
danneben sagen: ich gehe ins Freie, kurz und bündig und allumfassend,
wo derFranzose mit seinem
grand
ajroder pleine
campagne nur andie Erweiterung des ihn beengenden Raumes denkt.
Treten wir
dannhinaus ;,ins Freie«, was ist es,
waswir körperlich in
unsfühlen? Es ist etwas, dessen wir
unssonst nicht bewußt werden, wir fühlen etwas,
waseigentlich nicht einmal ein Etwas ist, sondern
nurder auf- hebendeGegensatz
voneinem anderen Zustande, dessen wir uns, so lange
eruns umfing, nicht bewußt waren,
deruns eben
nunerst, nachdem
erüberwunden, im Nachhall fühlbar wird: wir fühlen
dasZur-Ruhe-Kommen des ein- seitigaufgeregt gewesenenBlutlaufs.
Es begründetgewiß ein erhabenes Gefühl und einen hohen Genuß,sich des gesetzlichen Waltens fühlbar bewußt zu werden, auf welchem unser ganzes Sein beruht. Wäh- rend der Arbeit genießen wir die Früchtedieses Waltens, nach derselben freuen wir
unsseines Anblickes. Nachdem wir lange als schaffendePerson uns selbst über unserem Schaffen verloren hatten, beschauen wir uns mit Behagen als einen Gegenstand,
derwir selbst sind. Für dieseschöne Geistesthätigkeit haben wir
dasschöne Wort Beschaulich- keit. Es drückt die Sinnesarbeit des Sehens in vergeistig- ter, auf den Zusammenhang Unser mit
demAll gerichteter Steigerung aus.
F tDarum gehören befchauliche Stunden hinaus ,,ins
reie«.467
Der Freund
undKenner
derNatur feiert diese Stun-
dengenußreicher
undsegenbringender als Andere, denn ihm offenbaren sich überall die sanften
undleichten Fesseln die- ses Zusammenhanges mit seiner schönenmütterlichen Na- turheimath.
Die Natur ist frei.
Also wäre Freiheit unsere Heimath? Sie ist
es,Ueberall
darausvertrieben flüchten wir
unsdahin,
woes uns nicht verboten ist, wir selbst zu sein
—Menschen.
Darin liegt der tiefe Sinnunseres Wortes
:dasFreie;
und darin liegt unseres großenHumboldt tiefer, nicht genug empfundener Werth, daß dieser Gedanke sein ganzes Sein als Naturforscher durchdrang, daß
erihn
andie Spitze seines Kosmos setzte, welcher
derzusammenfassende Aus- druck dieses Seins ist.
Jst denn aber die
Naturfrei? Jst sie nicht
andaseiserne Gesetzgefesselt, zu
2Maaßtheilen Wasserstoff
1Maaßtheil Sauerstoff nehmen zu müssen,
wennsie einen Tropfen Wasser machen will? Das Gesetzist keine Fessel, das Gesetz ist
esnicht, welches jedem Dinge
dasRecht sei-
nesnatürlichen Seins giebt. Blos jene Gesetzesind Fes- seln, welche jenes Grundrecht aller Wesen in Willkür
ver-stümmeln.
Die Natur ist frei, obgleich sie muß,
dasmuß, was nach den auf einander wirkenden Kräften
derStoffe den Zusammenhang zwischen Ursache
undWirkung bildet.
Das müssen wir aber auch,
undhierin liegt die Grenze Unserer Willensfreiheit, über welchehinaus
nur derTrotz lie
t.gDarum ist und bleibt es »tief bedeutsam in unserer Sprache gesagt« :*) ich gehe ins Freie.
Folgt mir auf einem Gange dahin.
«
Auf der weiten blutgedüngten Ebene liegt Leipzig.
Innerhalb seiner Mauern thront, umgeben
vonseinen Vasallen Fabrikation
undGewerbe,
derHandel
undstreckt polypenartig seine
zujeder Länge ausdehnbaren Arme nach allen Weltgegenden aus,
umAlles herbeizuziehen, so daß die Wissenschaft neben ihm
kaum dasRecht ihres Platzes geltend machen
kann.Außerhalb meistert
derPflugschaar die mütterliche Erde
undentkleidet sie ihres jungfräulichen Reizes, indem
ersie in
dasMatronengewand
derAcker- flächenhüllt. Nur gen Abend herrscht sie noch in freier Waldentfaltung.
Wir entrinnen auf dem kürzestenWege
dendrückenden Häusern Die Julisonne ist noch weit
vonihrem Unter- gange; siesteht noch hoch über
derschon hinter uns liegen-
denStadt, die in einen leuchtenden Staubschleier gehüllt ist. Eine staubbedeckteEhaussee,
vonPappeln eingefaßt, führt uns ein Viertelstündchen lang durch die Außenwerke des Stadtlebens, dicht aneinander gedrängteDorfgemein- den, welche mit der begehrenden und spendenden Stadt ein reges Wechsellebenführen. Weithin nach rechts schweift das Auge über bereits gelbe Getreidefelder nach dem, was der Leipziger eine Anhöhe nennt; es sind die Höhen
vonStötteritz,Liebertwolkwitz, Probsthaida
undWachau,
wo dieVölkerschlacht das letzte entscheidende Blutbad hielt und
wo derRheinbund zerfiel Wir gehen hier überall auf Gräbern.
Vergebens sucht das Auge nach natürlichee ursprüng-
-lichkeit,
essieht nur die Ordnung, welche der Mensch der Natur aufgenothigt hat. Nicht aber vermag erihrem Waltenbis
inden Himmel
zufolgen, und mit düstern Blicken schaut
eVjetzt dort hinauf,
wodie schönen Wolken
:
schonWochen lang ihm täglichErhörungversprechen und
»s)Humboldt
imKosmos l.7.468
nie gewähren. Alle Pflanzen sind mit dickem Staub über- zogen,
undnurdie bunten Blüthen, sie sind ja meist die Kinder
desTages, zeigen frischeFarben.
"Während Vater und Mutter in
derStadt »auf Ar- beit«
oderauf dem Felde beschäftigt sind, tummeln sich die unbewachten Kleinen auf der Straße herum. Sie passen zu
denPflanzen
amWege. Sonnverbrannt
nndstaub- bedeckt feiern sie nach Kindesart die Gelegenheit
desTages,
denn dasherrschende Element ist ihr Spielzeug,
unddieses ist Staub. Mit
dennackten Füßen scharren sie
davonlange Dämmchen
anden Seiten des Fahrwegs zusammen und ahmen ohne
eszu wissen
dasferne Kriegsgetümmelnach,
indemsie Händevoll Staub nach einander werfen. Als wolle die Unschuld für die Sünden der Alten büßen,streut hier
einkleiner Knabe im Uebermaaß des Muthwillens seinem noch kleineren Schwesterchen aschgrauen Staub auf
dasHaupt.
Lächelndüberlassen wir
dertollen Proletarierjugend
wassie
dasFreie
nennt undgehen eilend vollends bis nach
Jenenweitästigen,dicht belaubten Schwarzpappeln, welche einen kleinen Dorfteich umstehen, Das Wasser- zeichensteht als graue Einfassung
andem Schilfkranze hoch über
demgegenwärtigen Wasserspiegel,
denndie anhaltende Hitze hat
denTeich eines großen Theils seines gewöhn- lichen Wasser-Vorrathes beraubt. Wir sehen daher
aneiner Uferstelle auf einer freigewordenenSchlammbank die Fußspuren der badenden Gänse zahlreich abgedrückt, und erinnern
unsdabei
dervorweltlichen Vogelfährten des Connecticut- Thales.*) Von hier
ausgehen
wirauf
denknochenharten, aufgerissenen, aber wenigstens staubfreien Wegen des Landmanns, der hier wie überall in der unmit- telbaren Nähe
dergroßen Stadt zum Gärtner wird.
Wir sind in dem Gebiete, welches der«Leipziger die
»Kohlgärten« nennt, denn hier wächstfast alles Gemüse, welches
erverzehrt. Der Gemüsebau versöhnt einiger- maaßen
mitdenlangweiligen Formen
desFeldbaues;
erversucht es, einige Manchfaltigkeit
indasermüdende Einerlei zu bringen. Dazu helfen hier die schonerwähn-
tenSchwarzpappeln, die in regellos
enGruppen
undReihen bald hier, bald
dadie Ebene unterbrechen.
"Was mag wohl gerade diesen Baum zum Lieblingunseres deutschen Land- manns gemachthaben? Seine weitausgreifendenRuthen,
diegleiche graue, tief gefutchte Borke
unddie ihm durch Köpfen aufgenöthigtegleicheGestalt hat diesem lebenskräf- tigen Baume
anvielen Orten den Namen Pappelweide Verschafft Sie
undeine liederliche, lebendige Heckebeschat-
tenvor
uns
einenPfad, dem der seiner Umgebungen kun-
dige Leipzing den stolzen Namen »Poetengang« giebt.
Virgiliuswurde sichhier durch das was
mansieht und
—wittert-, psellelcht zu einem Georgikonbegeistert fühlen.
Wir uberschreiten unbegeistert
denLeipzigerDichterweg und wählen
einender vielen, die Gemüsefelderdurchirren-
denPfades Uebekall sehen wir
denMangel
desRegens.
Die schmalenGräben,
vonüppigemGrase fast überwölbt, führen kaum noch Wasser nach den kleinen Sammelgruben, die zum Schöpfenausgegraben sind. Der dunkle reich ge- düngte Boden ist trocken,
dennererwärmt sichtäglich
umso mehr, je dunkler
ereben ist.
Aber hier zeigt
aneiner Stelle auch heute noch der Boden seinen verborgenen Wasserreichthum, denn einige Pflanzen sind Zeuge davon. Die wasserliebende Erle bil- det einen dichten Busch, mit dessen schlanken Ruthen die schöneKohldistel mit ihren blaßgelben Blüthenköpfchen und bleichem Laubwerk
anHöhewetteifert. Schlanke weitästige
s)
SieheNr.2.I f
l
Doldenpflanzenmischensich darein, und den künstlerisch ab- schließenden Charakter geben der schönenfrei sichentfalten- den Pflanzengruppe die Riesenblätter des Huflattich Die blaurothen Blumen des Sumpfstorchschnabels und ein
ver-s pätetes Vergißmeinnicht unterbrechen die verschiedenen Töne des Grün.
—Vielfach wiederholt sichdieseanmuthige Oase in der weiten Gemüseflur.
Wir kommen schon wieder
anein Dörfchen. Alle Ge- höftekehren uns
denRücken zu,
vordem jedes noch einen umfriedigten Garten hat. Von diesen
trenntuns
derDorf- bach, schmutzigenWassers voll,
denn erist mehr noch der Ableitungskanal aller unreinen Flüssigkeiten
derGehöfte.
Wir gehen rechts
demBache nach. Wo
ervoreiner etwas ansteigenden Feldfläche sich
unszu weit rückwärts biegt, verlassen wir ihn
Undstehen nach kaum zehn Minuten schon wieder
voreinem Dorfe.
Wir kamen gerade
ansein nördliches Ende
undblicken
nunweit darüber hinaus. Weit
undbreit dehnt sich Ge- treideflur
anGetreideflur. Frei allerdings, frei ist es, so weit wir sehen;
undwir wollten ja ins Freie! Uns ist unser Recht geschehen.
Fast ohne
eszu wissen und zu wollen
tretenwir— in die Schenke, wie bei uns der wahrhaftig nicht eben hoch- poetische Name lautet. Jn dem Gartenraume, aufidem
derRasen mit dem kahlen Boden kämpft, stehen kunstlose Bänke
undTische, in
dasEselsgrau
derVerwitterung ge- kleidet. Alter
undHitze hat die Bretter
derTische in heil- loseEntzweiung gebracht, daß
derKrug
mattenBieres sich darauf schaukelt.
Wir sitzen
und—sehen
unslächelndeinander
an.Was soll
dasLächeln bedeuten? Es steckt wohl eine kleine Selbst- verspottung dahinter-
Geduld! Eurer Gang ins Freie soll Euch doch noch lohnen.
Die Sonne istinzwischentiefer gesunken. Die Schwal- ben durchkreuzen zwitschernd die stille, immer noch heiße Luft. Jhr Jagdrevier liegt heute hoch oben,
denndie ruhige
warmeLuft lockte ihr Wild, die Insekten, hoch hinauf. Bald finden wir Gefallen daran,
denlustigen Schwärmern mit
demAuge zu folgen. Das lockt unsere Aufmerksamkeit empor in
dasReich
derWolken. O, wie schön!
Ahnet Jhr
nun,was ich Euch eben versprach? Es be- reitet sich ein prächtigerSonnenuntergang
vor,und hier oben stehen wir wie auf einem dafür geschaffenenPlatze.
Jenseit
derdurchwanderten Flur liegt die nicht ferne Stadt in grauen Staubnebel gehüllt. Hinter ihr zieht sich die
dunkle
Waldwand einen großen Theil des Horizontes
entlang.
Es ist kein kleiner Vorzug der Ebene
vordem Gebirgs- lande,
oderwenigstens ein Trost für die Entbehrung
derVorzüge dieses, daß
esin weitem Umfange den Anblick des Himmelsgewölbes
und allerSchauspiele gewährt, welche
an
ihm stattfinden-.
Wir haben heute,
ummit dem Maler zu reden, eine reiche Auswahl
vonWolkenstudien
amHimmel. Gen Osten thronen die noch blendend weißbeleuchteten Ballen einiger XHaufwolkem welche
unsden Anblick
derSchnee- alpen vollkommen ersetzen könnten,
wennsie
nurkeine ge- rundeten Formen, sondern zackige
undgeradlinige Umrisse zeigten. Die Farben und die Beleuchtungsind aber voll- kommen dieselben. Die müssen sehr hoch stehen, weil sie noch keine Abendfärbungzeigen. Die Dichtigkeit jener größten Haufwolke, welche vollkommen wie ein Haufen blendend weißer Baumwolle aussieht, zeugt für ihren gro- ßen Wassergehalt. Der Luftraum,
densie einnimmt, steht
470 auf dem Thaupunkte, das heißtseine Temperatur steht ge- rade auf dem Grade, daß aller in dem Raume enthaltene Wasserdampf sich zu Thau verdichtet hat
und derRaum mit Wasserdampf gesättigt ist. Nehmen wir
an,diese Wolke habe einen Raumgehalt
von20Millionen Kubik- fuß und ihr Wärmezustandzeige -s— 20 R., so müßte sie
9036Pfund Wasser enthalten, weil bei dieser Temperatur jeder Kubikfuß mit Wasserdampf gesättigter Luft etwas weniger als
4Nürnb. Gran Wasser einschließt. Wenn sie jetzt so gut sein wollte, ihr Wasser auf diese lechzende Flur auszugießen,so weit ihre Fläche dieser gleichkommt, so würde das doch
nurwenig nützen,
denn eswürde aus jeden Quadratfuß Land
nur 347Gran, also wenig mehr als
1Kubikzoll, Wasser kommen.
Während wir jetzt einigeZeit die großemächtige-Hauf- wolke fest im Auge gehabt haben, hat sie dennoch ihre Um- risse nicht merklich verändert, ein Beweis, daß in ihr
derTemperaturzustand ein sehr fester
undsie auch unberührt ist
Vonelektrischen Schwankungen
undLustströmungen, welche irgend wie störend auf ihren Bestand einwirken könnten. Anders werden wir hier mehr gegen
denAbend- himmel hin die leichten, lustigen Federwolken
vonrosiger Farbe sich verhalten sehen. Sie stehen tiefer
undsind mehr im Bereiche
derstrahlenden Wärme, welche jetzt die Erde emporschickt. Da die Luftbewegungen in der Haupt- sache
vonStörungen
derWärmeverhältnisse in
demLuft- kreise herrühren, so begreifen wir, wie die Erde sich nicht blos dadurch
ander Bildung
derWolken betheiligt, daß sie
denWasserdampf dazu emporschickt, sondern auch dadurch, daß ihre strahlende Wärme Luftströmungenhervorruft, welche
dieFormen
unddenBestand
derWolken bedingen- Wenige Minuten reichten hin,
um uns aneiner recht scharf in
dasAuge gefaßten kleinen Stelle jener flockigen Federwolke zu überzeugen,daß die Wolke kein fertiges, für irgend eine Zeitdauer in seiner Umgrenzung beständiges Ding ist, sondern ein wandelvoller, keinen Augenblickstill stehender Luftproceß Es ist als zupfe eine unsichtbare Hand
anihren flockigen Rändern.
Je mehr wir
uns unter denvielgestaltigenLuftseglern umse"hen,·desto kühner kommt
unsHowards Griff
vor,den erin dieses Gestaltenchaos hineinthat. Sind jene unregel- mäßigeGruppe langgezogener kleiner Hauswolken bereits Schäfchenwolken zu nennen? Sind diese fast horizontalen,
an
einem Ende
etwasaufwärts gekräuselten zarten Wol- kenstreifennoch Federwolken oder schonSchichtwolken?
Doch sehet, wie die Färbung immer glänzender wird!
Selbst die großeHaufwolke hinter uns,
anderwir
nundoch auch eine
etwas andereGestalt bemerken, hat einen ochergelben Ton angenommen. Unter ihr hat sich den gan- zen Morgenhorizontentlang ein fernes Wolkengebirgeauf- gebaut. Die Färbung, ein zartes Grauviolett
undRosa, ist ganz so, wie ich Euch einmal die Abendbeleuchtung der spanischen Sierra’s beschrieb. Oft können wir das-wäh- rend des Sommers sowie heute
amMorgenhorizonte beim Sonnenuntergange sehen. Dann gehört oft wenig Ein- bildungskraft dazu,
um unseine in nebelhafter Ferne lie- gendeGebirgskette mit gigantischenBurgruinen besetzt
vor-zugaukeln.
Die Sonne hat sich tief nach der Stadt herabgesenkt.
Auf violettgrauem Grunde blitzt ihre blendende Scheibe in unsere Augen,
unddie
umsie Versammelten Wolken be-
kommen vonihr leuchtenden Farbenschmuck zum Abschieds- feste, die eine reiner
unddurchdringender als die andere, je nachdem sie weniger oder mehr dicht sind. Ganz
untenam
Horizont hat sich wie eine Mauer eine feuergesäumte
Schichtwolkegelagert, als wollte sie die scheidendeHimmels-
471
königin aufhalten. Einige
amsüdlichen Ende der Stadt liegende einzelne Gebäude werfen die auf ihre Fensterschei- ben fallenden Sonnenstrahlen blitzend zu
unsherüber,daß
esaussieht, als schlüge die Lohe
desbrennenden Innern
aus ihnen hervor.
.Nach
demmitternächtlichen Himmel hin will uns eine Wolke eine recht eindringliche Lehre geben, wie abenteuer- lich
dortoben manchmal das gestaltgebendeGesetzgelaunt sein muß. Es ist eine hellmennigrothgefärbteFederwolke, die, ein treffender Beweis
desRechtes auf ihren Namen- einer rückwärts gesträubtenVogelfeder sehr ähnlichsieht.
Eine wie mit
demLineal gezogene Axe durchzieht sie
derganzen Länge nach,
undbeiderseits gehen
vondieser ge- krümmte Fransen
aus.»Wenn ich die malen würde,« ruft Einer aus unserer Mitte aus, »so würde
manmich für verrückt halten,
unddochseheich sie hier leibhaftig und
inWirklichkeit
amHimmel
vormir!«
Der Künstler darf eben nicht Alles darstellen, was
erin natürlicher Wirklichkeit
vorsichsieht. Ob
eresüber- haupt nicht darf und niemals dürfen werde
—das ist noeh fraglich. Man kann ja nicht wissen, ob die Menschhelt nicht einstmals zu einer solchen Höhe
desAufmerkens auf alle Seiten
derNatur steigen werde, daß
esdannein Zurückbleiben der Kunst hinter diesem Standpunkte sein würde,
wennsie noch so malte, wie
esdie jetzige Anschau- ungsweise
derMenschheit
undihre eigene verlangt. (Doch ich bin weit entfernt, dies jetzt schon für mehr als einen Zukunftsscherz ausgeben zu wo"llen.)
472 Nun ist die Sonne hinter der Wolkenmauer versunken.
Allmälig erbleicht
derGlanz der Farben, während im Morgenhimmel sich
ander Stelle
derverschwundenen Wolkengebirgskette ein violetter Duft über den Horizont lagert, welcher nach oben in ein düsteresRosenroth über- geht. Während der glanzvolle Abschied
derSonne unsere ganze Aufmerksamkeit fesselte,ist überhaupt allerwärts
amHimmel
einegroße Veränderung eingetreten. Die maje- stätischen Haufwolken sind zerbrochen, und
nurnoch die
Scherben schwimmen
amdunkleren Himmelblau,
nur un-gefahr noch-in
denUmrissen neben einander stehend, in
dersie vorhin
einGanzes bildeten. Vor wenigenAugenblicken zeigten noch
diehochstehenden Federwolken glänzendeFar- ben und
nunsind sie
undalle übrigen in trauriges Grau gekleidet;
nur ander Stelle,
wodie Sonne stand, behielten
dieWolken noch einen schmalen bunten Saum. Jetzt ist auch dieser verschwunden,
undeine rothe Lohe schlägt im Abend auf, als
wenndort hinten viele Meilen weit eine Stadt in Flammen stände. Endlich ist
dasganze Him- melsgewölbe rein,
undhinter uns kommt die rothe Scheibe
desVollmondes herauf. Es ist Abend geworden, ein
war-mer
stiller Sommerabend. Aber heute wieder kein Regen und auch keine Hoffnung dazu! Unbekümmert
umunser
.
kleines Bedürfnißfolgen die Wolken einem großen Gesetze.
Sie kehrten uns karg
undkalt den Rücken.
Dennoch haben sie unsern Gang ins Freie verherr- richt.
--
,-
OLin Yflanzenschlinger
Nicht blos
unterden Schlangen finden wir die tödtlich
«Anklammern die gabligen
Ranken an, unddessen amerika- umschlingende Kraft, auch in
demruhigen Leben
derPflan-
zen, dessenBewegung fast
nurim Wachsen beruht, zeigt sich gar nicht selten
etwasAehnliches.
Schlingpflanzen
undWinden sind Bezeichnungen, die uns hieran erinnern,
undvondenen erstere unsere ganze Sehnsucht nach
denTropen weckt. Soll doch nach den
ent-zücktenSchilderungen
derReisenden
derReiz
desTropen- waldes großentheils in
demlebendigenFlechtwerk beruhen, welches
vonBaum zu Baum sich windet und die ernsten Alten zärtlich mit einander verkettet.
Auch unsere Pflanzenwelt entbehrt dieses Schmuckes nicht ganz. Am Bachufer umwindet die schöne weißblumige Hecken winde, Calystegia sepium, die schlanken Weiden- ruthen, ihre fadendünnenStengelschlingen zwischenihren eigenen und den Blättern
dermit prächtigenweißen Blu-
mengeputzten Weide verbergend. Jm Erlenbusche daneben thut
es derHopfen ihr gleich, und
alsdritter im Bunde fehlt selten das Bittersüß,
solanumdulcamara, mit seinen veilchenblauen Sternblümchen.
Aber nicht alle Pflanzenschlingersind wie diese drei blos unschuldige Kletterer, welche
vondem Starken die Ihslen fehleUdeeigene Kraft leihen,
umempor zu kommen, Kinder- deren schwache Arme nicht lästig drücken; der Herbst eUiJet Ihr Einjahrsleben,
unddann fegt Wind und Wetter
dIeabgestorbenen Schlingen
von denUmschlan- genen ab·
Ersindekisch- Wie sie
esimmer ist, zeigt sich die Natur auch darins
WIesie den Pflanzen das Klettern lehrte. Den unschmiegsamen Reben des Weinstockes heftete sie zum
i
nischemHalbbruder,
dembei
unsvollkommen heimisch ge- wordenen sogenannten wilden Wein, Vitis (Ampe10psis) qujnquefolia, schufsie geradezu Hände: handförmige Ran-
»
ken,
derenFingerspitzen fleischigeBalleUsind, mit
denensich die Pflanze
amglättesten Stein festsaugt. Die Wald- rebe, Clematis vitalbn, benutzt beim Klettern statt
derihr fehlenden Ranken die langen sichleicht krümmenden Blatt- stiele ihrer gefiederten Blätter. Die Stengel
derFlachs- seide, Cuscuta,
derenwir mehrere Arten haben, sonder- bare blätterlose rothgelbe
oderbleiche mit kleinen Blüthen- knäueln geschmückte Fäden, sind mit Warzenreihen besetzt, mit
denensich der lästigeSchmarotzer auf anderen Pflanzen ansaugt. Mehrere Wicken-
undLinsenarten, Erbsen und einige andere verwandte Geschlechter,sind dem Wein- stockgleich
MItUmschlingenden Ranken ausgerüstet Manche
vonihnen, wie ferner auch die fest umschlingende Acker- winde, Convolvulus arvensis, richten.dadurch Unter
Un-serem Halmgetreide in nassenJahren manchmal gräulichen Wirrwarr
an,Der Epheu ist ein Mittelding zwischen Schmarotzer und K·letterer. Er treibt aus der Rinde seiner Stengel kleine steife Wurzeln reihenweis
ehervor, welche in die Borke der Bäume eindringen-undso zugleich zum Klet-
terndienen, aber doch wohl auch etwas Nahrung schöpfen.
Der windenden Bohne besorgen wir selbst die Kletter-
stangen. Das zarte, brüchige Klebkraut,
GaljumApa-
rine, häkeltsich in seiner
nurihm eigenenWeise in
denHecken und Büschen empor mit Hülfe tausend kleiner
Häkchen, mit
denenRand und Mittelrippe seiner schmalen
Blätter bewaffnet sind. Die Zaunrüben, Bryonia
alba473
und Bryonja dioica, machen
esbeim Klettern wie der Weinstock, und sogelangt ihr weicher dünner Stengel bis in die Krone
derhöchstenBüsche, währendzwei Arten des Knöterig, Polygonum convolvulus und Polygonum dumetorum, wie schon derName des einen andeutet, Sitte und Sünde
anunsern Feldern mit der Ackerwinde gemein haben. Unsere schöneKapuziner-Kresse endlich,
Tro-paeolum majus, schmiegt und krümmt sich wie
eseben geht, ohne sich eigentlich zu winden; sie ist ein echter Kletterer.
Diese Aufzählung, bei der mir hoffentlich keine einhei- mischeKletter-Pstanze entgangen sein wird, zeigt, daß wir in unserer Flora eine nicht kleine Zahl
vonEmporkömm- lingen haben. Es gewährt dem aufmerkenden Freunde der
Fig.
l. a474 Pflanzen in der Richtung ihrer Windungen, ob rechts oder links herum, eine feste Regel befolgen, und daß die Gelehrten
—nicht einig darüber sind,
washier Rechts und was Links sei.
Es bleibt uns aber
nunnoch eine Schlingpstanze übrig, eine UnsererbeliebtestenGartenpstanzen, deren Dichtername
an
alle Liebeslieder erinnert, welcher aber auch das Volk einen zärtlichenSchmeichelnamen gab: Geisblatt oder Jelängerjelieb
er, LoniceraPericlymenum. Das Geisblatt ist die Riesenschlange unserer Flora, in der sie doch auch nicht rechteigentlich heimisch, sondern
nur ver-wildert ist, da ihre ursprüngliche Heimath mehr dem süd- östlichenEuropa angehört. Doch ist es fraglich, ob des Plinius Perjclymenos unser Geisblatt sei. Natürlich ist’s
I·
Birkenstammsiück,
voneinemGeisblattstcngelzuschraubenförmigwulstiger«MiI·-bildung des Zuwachses
genöthigt, halbe natürliche Größe.—- 2.Unter-erAbschnitt,
aan (an beidenchuken)derGeisblattstengeb
Natur großesVergnügen, die Mittel und Wege genauer kennen zu lernen, welcher sich diesePflanzen dabei"bedienen.
Oft erscheinensie sinnreich und äußerstzweckmäßig gewählt
undausgeführt, oft aber auch entweder auf das geringste Maaß
vonAnstrengung beschränkt oder, wie bei manchen Wiekenarten,
esist eine fast komischeAufbietung großer Mühe,
umeinen kleinen Zweck zu erreichen. Der Wein- stock legt oft
nureine Krümmung seiner Ranke nachlässig
an
die Kante einer Spalierlatte und hält damit seine
lan-gen blätterbeladenenReben dennochfest,während die Vogel- wicke,
ViciaCkacca, ihre Ranken pedantischwohl zehnmal dicht
umeinenPflanzenstengelwindet, als wäre es wunder wie schwer,ihren leichten Bau zu stützen.
Es seihier
nurnoch kurz erwähnt, daß die windenden
nicht eine größereKraft
odergar ein wilder Sinn, womit
die Schlingen
desGeisblattes Bäume erwürgen,
wasdie
kaum dünneren des Hopfens nicht vermögen- sondern der
nächste Grund
vondieserErscheinung liegt darin, daß die
windenden Stengel
desersteren keine jährlichabsterbenden
und dann bald beseitigten, sondern ausdauernde sind. Jn-
dem das Geisblatt seine Schraubengewinde
umeinen jun-
gen Erlen- oder Birkenstamm gelegt hat,
—«bei
denenes
sich
amliebsten ansiedelt
—sv geschieht dies sodicht anlie-
gend, daß der alljährlich
anDicke zunehmendeumschlungene
Busch oder Baum nicht zu vermögenscheint, diese engen
Schlingen eben durch seine Dickenausdehnung aus einander
zu treiben, zu erweitern. Er müßtealso eigentlich sogleich
sterben,
daes Gesetz des Baumlebens ist, alljährlich einen
475
neuen
Holzring (Jahreslage) unmittelbar
unterder Rinde zu bilden. Dies würde auch der Erfolg sein,
wenn derganze Stamm in einem ihn vollkommen einzwängenden Panzer steckte. Aber selbst dann müßte die Einzwängung felsenfestsein,
wennsie den Baum tödten,
d.h. durch Un- möglichmachen des Dickenwachsthums sein Leben unmög- lich machen sollte; ja selbstfelsenfest,doch sonst ein beliebter Ausdruck für großeFestigkeit, reicht nicht unbedingt aus-
dennmansindet im Gebirge nicht selten den Beweis, daß die Baumwurzeln, die in Felsenspalten eindrangen,
deUFelsen zersprengten wie gewaltsam eingetriebene Keile.
Wie groß die Gewalt
derAusdehnung in der Masse
derPflanze ist, kann
manleichtsehen,
wenn maneine steinerne Flasche voll Erbsen schüttet und dann Wasser zufüllt- sp daß die Erbsen quellen. Da siehierzu keinen Raum haben, so zersprengen sie die Flasche. Jst
dasetwadie aus
demSchlummer erwachendeLebenskraft
derErbsen, die sich alls- dehnt, wie ein aus
demSchlafe aufgeweckter Knecht gäh-
nendseine Glieder reckt? Keineswegs,
esist ein rein phy- sikalischerVorgang,
denauch die Wissenschaft Quellun·g, meibition,
nennt.Ein verquollener Fensterrahmen,
einverquollenes Schubfach eines feuchtstehendenHausgeräthes zeigen
unsdeutlich, welche Gewalt in
derQuellungsaus-
dehnung ruht.
»Wie kommt
esalso, daß
derumschlungene Baum
dieUmarmungen
desGeisblattes durch seine Ausdehnung nicht
vonsich streifen kann? Weil Wachsen kein Quellen ist. Die quellenden Erbsen, welche die Flasche zersprengen, wachsen noch lange nicht. Die Quellung ist
nureine Vor- bereitung
derchemischenUmsehungen in den Stoffen der Erbse durch Wasserzuführung
Zwischen der Gewalt
derquellenden Erbsen und dem machtlosen Birkenstamm, der
vondenSchlingen des Geis- blattes erwürgt wird, liegt die den Felsen sprengende Baumwurzel, die doch auch
nurwächst wie
derBirken- stamm, als Räthsel in
derMitte. Es löst sich dadurch, daß die Baumwurzel nicht durch ihre Massenzunahme, durch
denDickenzuwachs, die sprengende Gewalt ausübt, sondern durch Quellung
derälteren Holzlagen, die jährlich
476 getrieben hatte und dann durch darauf geleitetes Wasser anquellen läßt.
UnsereFigur soll
unsnunhierzu noch einige Erläute- rung geben. Es ist ein Stück eines
etwa10jährigen Bir- kenstämmchens in halber natürlicher Größe, welches seit
5—6Jahren
voneinem Geisblattstengel umschlungen wurde, wobei,
dadie Birke noch fortwuchs, jener theilweise ganz in
denBirkenstamm versenkt wurde, natürlich nicht durch seine eigene Gewalt, sondern durch Ueberwachsung
vonSeiten
derBirke. Der Querschnitt
desGeisblatt- stengels zeigt 5Jahresringe,
unddaerersichtlichschon
vordem Abschneiden des Stammstückes todt
war,seinerseits
vondem erdrückt,»den
ererwürgen wollte
undzuletzt, selbst todt, wahrschemltchauch getödtet haben würde, so können
etwa5—6, höchstens
7Jahre vergangen sein, seit diese gewundene Stammbildung begann.
Wir vergleichen
nununsere Fig.
7auf S. 215,
216 vonNr.
14und lesen dazu in Nr. 15, S.
230 vonder Mitte
anbis S. 231. Wir erkennen sofort, daß wir hier wie dort denselben Fall haben. Nachdem
daserste
undvielleicht auch noch das zweite Jahr nach
demUmlegen
derGeisblattschlinge, die anfangs vielleichtziemlich locker
war,das dicker gewordene Stämmchen sich ganz dicht
andie Schlinge angedrückt hatte,
dabegann ein hemmender Druck auf
denunterder Rinde abwärts steigenden Strom
desBildungssaftes. Dort
wares eine schraubenförmige Rin- denentblößung, hier ist es ein fest anliegendes schrauben- förmiges Band, was
denabsteigendenBildungssaft auf- hielt,
undihn nöthigte, sichoberhalb des Hemmnisses
zuverwerthen durch Bildung
derWulst, welche zuletzt über das Hinderniß, die Geisblattranke, hinwegschritt und es
inihren Neubildungenbegrub.
Also keine Gewalt,
derSchlange ähnlich, ist es, was in solchen Fällen die Kronen
derBäume zuweilen tödtet, sondern lediglich
dieHemmung
desgesunden Stammzu- wachses
Mansuche nach solchen Umschlingungen durch das Geisblatt, sie
werdensich in manchen Gegenden Deutschlands leicht aufsinden lassen; namentlich in den fruchtbaren Vorbergen
dessüdöstlichen Deutschland. Jn beim Eintritt des Frühjahrssaftes stattsindet. Man kann Sachsen kommen sie selbst auf einigensehr nassen Erlen- eine Felsenwand auch durch ein Stück
todtesHolz, einen
dicken Keil, absprengen,
denmanin
denSpalt trocken ein-
brüchern
Vor-Die Noch jchnellwüchsigere Erle giebt
dannnoch aufsallendere Wulstbildungen als die Birke.
W
Zur Frage der ,,Humboldt-Yereine«.
iSchIUßJ
Die Vereinssammlung darf nicht nach
dergewöhn- lichen Schablone eingerichtetsein,
d.h. sie darf sich nicht lediglich auf die Naturprodukte der drei Reichebeschränken.
Es ist dies zwar eine wesentliche Seite derselben, indem da- durch
denMitgliedern Gelegenheitgeboten wird,
denReich- thUm deslMitllccthlichen Natur und die Namen und die spstematlschm Beziehungen der Steine, Pflanzen und Thiere kennen zu lernen.
Aber
eerMcht kninder wesentliche Seite der Vereins- iammluth muß es,sem- durch sie in die formelle Seite
derNaturwtssenschaftemgeführt
unddadurch zum Selbststudium befähigt zu werden. Namentlich muß auch das Wesentlichste
;der KUUstprche durchnatürliche Exemplare zur Anschauung
gebracht Werden- EinigeBeispiele mögen dies erläutern, die ich beliebig
undohne strenge Befolgung einer gewissen Ordnung herausgreier will,
Was z- V- beiden Insekten vollkommene und
un-vollkommene Verwandlung genannt werde, muß in einem für die Jnsektenkunstsprache bestimmten, frei aufzu- hängenden Kasten durch aufgesteckteBeispiele veranschau- licht werden, und zwar durch je ein Beispiel
vonEi, Larve, Puppe und vollkommenem Jnsekt
vonallen Jnsektenordnungen, wodurch gelegentlichzugleich mit ge- lernt Wird- daß die Fliegen, Käfer und Wespen eine ebenso vollständigeVerwandlung haben, wie die Schmetterlinge.
Der Bau des Jnsektenbeines, in dem Jnsektensystem
-v
477
so wichtig, muß in diesemKasten durch ein ganzes und ein in seine Haupttheile zerlegtes Bein unseres größtenInsek- tes (des Hirschkäfers)vorgestellt werden; dasselbe gilt
vonden verschiedenen Arten der Flügel.
AehnlicheKästen behandeln dieKunstsprache
derWeich- thiere, Krebsthiere und der anderen niederen Thier- klassen. Auch
vonden Fischen und Vögeln, selbst Säugethier
enmüssen einzelne Glieder die verschiedenen Benennungen der Flossen, Füße,« Schnäbel, Ge- bisse
2c.veranschaulichen.
Für das Pflanzenreich geben sich die gleichen Ge- sichtspunkteleicht
andieHandz Blattformen, Blüthen-
undFruchtform
enZe.Unter Glas und Rahmen werden die wichtigsten natürlichen Familien (s. Nr.
12u.16) durch geschmackvoll geordnete und mit möglichsterSorgfalt getro
neteSträußchen,
vonje einer Familie, vorgeführt.
Da wird namentlich eine Aufgabe und Spende
derFrauenhände sein.
—Der Bau
desHolzkörpers muß, abgesehen
vonder eigentlichenSammlung
derein- heimischenHolzarten,
etwanach Anleitung unserer Fi- gur
2in Nr. 3, durch einige Exemplare erläutert werden.
Die Holzsammlung darf nicht wie gewöhnlich in polir-
tenTäfelchen,sondern mit Berücksichtigung
derverschiedenen Seiten seines Gefüges (Spalt-, Sekanten-
undHirnfläche)
ausKlöhchenbestehen Der technische Unterschied giebt sich
ambesten kund,
wenndie Sammlung, in einer Reihe neben einander aufgestellt,
vonjeder Holzart irgend ein Kunstprodukt
vonganz gleicherGestalt und Größe
ent-hält, wozu sich
ammeisten ein auf einem kleinen Würfel des gleichen Holzes aufgestellter kleiner gedrehter Becher empfiehlt Eine Samensammlung,
eineSammlung
derGewürz-, Gift-, Getreidepflanzen
u.s.
w.neben
demeigentlichenHerbarium versteht sich
vonselbst.
Besondere Sorgfalt ist auf die Steinsammlung zu wenden, welche zunächst in eine oryktognostische und eine geognostische, d. h. eine Sammlung der Steinarten und eine
derGesteinsarten (s. Nr. 23, S. 366), zerfällt.
Durch besondere,
demAuge der Mitglieder stets offen dar- gelegte, einzelneExemplare müssen eine Menge Vorbegriffe veranschaulicht werden, z. B. Stein, Gestein; Dicht;
Krystallinischz Glasig; splitteriger, muschliger, erdiger Bruch; Durchsichtig; Durchscheinendz Kluft; Gang; Hangendes
undLiegendes; Ver- steinerung; Abdruck; Abguß
2c.ze.Kurze
undbestimmteBezeichnungauf beigesteekten Zet- telchen muß
derDolmetscher sein.
Jst die Sammlung nach einigen Jahren ihrer Voll-
478 ständigkeitnahe gebracht, so wird die bis dahin vorläu- fige Anordnung mit einer endgiltigen vertauscht.
Diese muß
vonder Rücksichtauf die Folge in der Erd- geschichtebestimmt werden. Hat
mandrei Zimmer zur Verfügung, so ist das erste für das Steinreich, das zweite für das Gewächsreich, das dritte für das Thierreich be- stimmt. Alsdann muß durch die ganze Sammlung hin- durch eine einzige Nummerfolge gehen, welche den Beschauer einen klaren geschichtlichen Weg leitet. Natür- lich muß in diese Nummerfolge nicht jede einzelne Thier-
undPflanzenart aufgenommen werden, sondern das Her- barium würde z. B.
nureine Gesammtnummer bekommen, wohl aber würden z. B. die Familienbilder, die Insekten- erläuterungen besondere Nummern haben.
Alles aus besondererRücksichtaufgenommene Auslän- dische wird als solches durch eine besondere Farbe der Na-
men- undNummerzettelchen kenntlich gemacht.
Die Sammlung reicht aber
zurUnterrichtung der Ver- einsmitglieder, denn die ist ihr Zweck, noch nicht aus.
Dazu sind einige großeWandtafeln erforderlich. Zunächst ist ein großesgeologischesProfil erforderlich,
um denin-
nernBau
derErdrinde zu veranschaulichen. Daneben kann immer noch als ein ausgezeichnetes Lehrmittel ein mosaikartig aus wirklichenGesteinen
aneiner Wand zu- sammengefügtes oder aus Thon modellirtes Prosil einer Formation, z. B. der Steinkohlenformation, bestehen.
Durch eine Wandtafel ist zu erläutern z. B. der Vorgang
derBefruchtung der Pflanzen, die Organisation der Pilze, Flechten, Algen, Moose
undFarren, weil dazu das unbe- waffnete Auge nicht ausreicht. Der innere Bau des Pflan- zenkörpers
wirddurch transparente mikroskopische
rundeBilder dargestellt, welche, schwarz eingefaßt,
denEindruck eines mikroskopischenGesichtsfeldes machen.
Welche außerordentlicheveranschaulichende Wirkung solche große Bilder, namentlich die transparenten mikro- skopischen mit durchfallender Lampenbeleuchtungmachen, davon habe ich mich in vielen Städten Deutschlands über- zeugt,
woich nach solchenVeranschaulichungenöffentliche Vorlesungen hielt. -Das billige Maschinenpapier erleich-
tertdie Anfertigung dieser kolossalen Tafeln außerordent- lich,
undeine große Kunstfertigkeit erfordern sie gerade auch nicht.
Doch diesewenigen und flüchtigen Andeutungen sollten
nur den
Weg zeigen,
denmeine Genossen im Streben nach Verbreitung naturwissenschaftlicher Bildung und in
derwürdigstenVerewigung unseres großen Humboldt schon selbst weiter verfolgen
werden.Kleinen-, Mittheilungen.
Springende·S-amen. Herr H.
Lucaserzählte
ineinerSitzung
derfranzösischenGesellschaft für Insektenkunde
inPa- ris, daß
ernicht wenig erstaunte,
alserniexikanische, wahr- scheinlich
von einerWolfsmilch-Art, Euphorbia, abstammende
Samenruckweise
undspklngelld sich bewegen sah,
indemersie
einerWärmevon 15bis200aussetzte
BeiderUntersuchung fand
er,daß.
dieBewegung
voneinereingeschlossenen
kleinensechszehnfüßigen Jnsektenlarve herrührte,
auswelcher sich
ein kleinerSchmetterling entwickelte.
Luojlia hominivorax, die
menschenfressendeLu- cilie, ist
derschreckliche
NameeinerFliege, welche
imDienste
des,,Vorkämpfers
derCivilisation
und derVölkerbefreiungj«
steht. Jn Cayenne
leidendieDeportirten
nach einerMitthei- lung
indenAnnales dolasociätåentomologique
deFrancedurch
eineFliege
inderfürchterlichsten Weise.
DieLarvender-selben
entwickelnsich
inbeträchtlicherAnzahl
indeninnernRäumen
derNase
undführen dadurch
denTodderUnglücklichen
hetbei.·«Dek Berichterstatter,
Dr.Coqnerel
inParis, bemerkt, daß diese Fälle ziemlich häufig
vorkommen nndumso gefähr- licher
imm, alsdieersten Zeichen
desschrecklichen
Leidens derAUfMekksqukeit
desKrankenfast entgehen.
Vonmehreren
der-selben Eselizt
es,daß sie
dieNase vollständig
verloren. DieFlie.
t,»l,U dfk genannten Zeitschrift abgebildet, ist
von derGröße
delerllchfllkge
Undhat
einenstahlblauen Glanz.
Zur »Geschichte
des(F,rdeefsens. Vonfeinigen
unkulti- virtenVolkerschaften ist
esbekannt,daß sterer fette
ErdeinMasse
undmitdemgrößtenWohlbehagen gkenteßen Prof.
Lan-derer in
Athen erzählt
einenvereinzeltenk
alleinerkrankhaften Sucht, Thon
zuessen, welche seine alte Magd zeigte.
Siever-zehrte
dieScherben thönerner Wasserknige,
wiesie
inAthen üblich sind,
mitdemgrößtenAppetlh
undinErmangelung sol- cher benagte sie
die RändersolcherGefäße.
Siefand
denharten Thon »wohl-riechend und wohlschmeckend«
wie wirunsere Cigarren.
Landerer
sagt, daß
dieMagd ganz blaß
underdfahl ausgesehen habe
undihr Aussehen
aufeinLeiden
derLeberundUnterleibs-organe
gedeutet habe. (Hirzel Zeitschr.)
479
Jm
Vaterlande desKaffee’s
trinkt mannach Prof.
Landerers
Mitheilungen
denschlechtestenKasfee.
Nurdervornehme
undreiche
Orientale trinktihn
reinundgut,
denn erläßt ihn
inseiner Gegenwart rösten
undstoßen.
AllerKaffee-
denman dortvomKleinhändler kauft, ist
mitgerösteterGerste vermengt,
wasfür
denGeschmackdurch Zusatz
vonZimmt
und Nelkeiioderdergl.
verdecktwird.Je mehr
man indasInnere
vonAsien
undAeolienkommt, desto schlechtereii Kaffee
trinkt derFremde
imVaterlande desKassee’s.
MitdeinRheinweine geht
esoft
—-ebenso.
Die
künstliche Fortpflanmng
undErziehung
derForellen
undeiniger
andernFischgattungen macht
inFrankreich außerordentlicheFortschritte
Diefraiizösischen Zeitungen bringen häufigeMittheilungen darüber, namentlich auch
derCosiuos, indessen
12.Lieferiing
vondiesem Jahre
von dreiverschiedeneii
Ortenhierauf bezüglicheNachrichten enthalten sind.
DerMeilke von VilettebeiEorbeil, Herr Tandeu, hat große Wasserbeckem welche durch
dieQuellen einesbenachbarten Abhanges gespeist
werden,mitForellen
undAeschen bevölkert,
dieinnerhalb
einesJahres
eineLänge
von20—25 Centimetererlangten. Durch
denGrafen
deCaiisans
wurde derSeevonSaint-Front mit Fischen bevölkert,
derbisher
ganzUnergiebiggewesen
war. DieFische vernichten sich
inFülle
vonkünstlichenLaichplätzen
Ans-welche
indenBächen,
diedenSeespeisen, angelegt sind- In Deutschland hat
diekünstlicheFischzucht noch lange nicht
DleAusdehnung
gewonnen,welche
zuwünschen wäre,
ummanchen
armen
Gebirgsgegenden
daraus eineergiebige Erwerbsquelle
zubereiten.-
Vielleicht siiidet sich
einer oder derandere unserer Leser veranlaßt, seine praktischen Erfahrungen hierüber »indiesem
Blattemitzutheilen. Leipzig
mitseinen
trübenundtragen
Ge-wässern ist dazu
ganzungeeignet.
Einführung chinesischer Gewächse
inRußland.
Durch dieselbe hat sich
derrussische Missionär Skatschkoff
einroßes Verdienst
erworben.Während feines Aufenthaltes
inPeking haterallediejenigen
nülichen Pflanzen,
derenAnbau
inRußland ihm ausführbar gelchienen hat, längere Zeit
ge-
zogen und danneinegroße Anzahl derselben
inseinem
Vater-
landeeingeführt.
Mikrophotographie.
Mitdiesem
Namenbezeichnet
manmikroskopisch
kleinePhotographien, welche seit kurzer Zeit,
man kanneswohlso
nennen, Modegeworden sind. Jch selbst habe auf
einemGlastäfelchen
dasphotographische
Bild einerengl.
Zwanzigpfundnote gesehen, welches für
dasunbewaffnete Auge
wieeinkleinesviereckigesFleckchen
vonderGröße
einesnaus-sah.
Unter deinMikroskop
konnteich nicht
nur dieäußerst scharf ausgeprägte Schrift lesen, sondern
dasWasserzeichen
und dieGuillochirung, ja selbst
eineoffenbar
mitBleistift geschrie-
bene
Ziffer
ineinerEcke derNotedeutlich
erkennen. Zudem Eosmosist
ineinemArtikelhierüber
eineMikrophotographie erwähnt, welche,
einähnliches Fleckchen, sich
unter deinMikro-skop
indie,,National Portrait-Gallery«
in Londonauflöst,
in- dem manaus
einmal alleBilder derenglischen Könige
undKöniginnen
erblickt. Derpraktische
Sinn derkriegslustigen Franzosen schlägt bereits·vor, aiif mikrophotographische Weise Depeschen
inhohlen Spitzkugeln fortzuschieszeni
Zur Pflanzenernährung Nach einer Mittheilitng
desDeutschen
Maazins
hatLiebig
indervorjährigen Versamm- lung
derdeutchenNaturforscher
undAerzte
inEarlsruhe durch
einleicht nachzumachendes Experiment·bewlesen, daß
diePflan-
enausihrenWurzeln
einLösungsmittel ausscheiden, wodurch
fie
inWasser unlöslicheStoffe, namentlich Kali,
Ammoniakundphosphorsaure Salze löslich
unddadurch ·aufnehmbar machen.
Er
übergoß trockene sandige Gartenerde
miteinerLösung
von Kaliunddestillirtem Wasser
undfiltrirte nachher
dieLösung
vonderErdewiederab. Esergab sich,-deiß
indemabsiltrir-
ten»Wasser
keinKalimehr enthalten, dieses also
vonderErdezurückbehalten
undunlöslich
ebunden war. Danungleichwohl
UePflanzen
diegenannten toffe
initderWurzel aufnehmen
UndUUkMForm
einerwässerigeiiLösung aufnehmen können, sp·
kanne§ Ulcht
andersfein,
als diePflanze muß
dasdazu nothlge LPngSmittel (in welchem Liebig Kohlensäure
ver-MUtbeO selbst nusscheiden.
Esgeht zugleich hieraus
hervor, i-
daß
VerRegen diese Stoffe
denoberenBodenschichten nicht
ent-fübkell
UNDtiefekhinnbschweinmen kann; wenigstens chemisch
keinnekdnsUlchkj et
kannesnurmechanisch durch Hinab- schwemmen
VekUUWUcheU Partikelchen
intiefere Bodenschichten.
480 Für Haus und Werkstatt.
Dem verdorbenen
Getreide
denModergeruch
zubenehmen, muß
mannach
derMittheilung
einesfranzösischen Landwirthes demselben Holzkohlenpulver beimengen,
undesdannso
15Tage lang stehen lassen. Nachher siebt
man dasKohlen- PUIVek Wiedek» nb·-Und der Modergeruch ist
vollkommen ver-schwunden.Vielleicht ist dieses Verfahren nicht mehr
neu,denn esliegt eigentlich
zunahe,
dadiefäulnißwidrige(antiseptische) Kraft
derHolzkohle hinlänglich
bekanntist«
DerGewährsmann versichert,
vonso gereinigtein Roggen
einausgezeichnetes Mehl erhalten
zuhaben.
Esdarf jedoch
beidemVerfahren
keinFrost-
wetterherrschen.
Ein neuer
Gewebstoff· Jm Languedvc besteht
einefast
unbekannteWeberixidnstria
diesich
desGinsters (genät)
bedient.Da«derwissenschaftliche
Name derPflanze nicht angegeben ist, so»istf
leidernicht abzusehen, welche Pflanze gemeint sei,
obeinwirklicher Ginster (irgend
eineArtderGattiinGenista)
odervielleicht,
was wegenderaußerordentlichengaltbarkeit ihrer Bestiaan fast
ziivermuthen ist,
diedieser sehr nahe stehende Besenpsrieme,-spart1um scopcirium,
dieinDeutschland
an vie-len»Orten
ausdürrenHaiden sehr häufigist, Nach
einerMit-theiluiig
im-Cosniosbeschränktsich
dieFabrikation auf einige sehreinfache Arbeiten:
dasRösten
oderbesser
,,mcttage ä-couvåe«(die ungewöhnliche Anwendung
desletzten
Wortesist ohne Zwei- fel ein Kunstaiisdruck
aus derverbesserten, belgischen, Flachs- bereitungsweise), das Abwässern,Brechen, Hecheln
undSpinnen (also zuletzt doch»
dieganzeArbeitderFlachsbereitung).
Das ausdiesem Gespinnst gearbeitete Gewebe soll
dem ausHanf nichts nachgebcn,
wird aber nur vongeringer
Gütegefertigt
undfür
denBedarf
derdienendenKlasse auf
demLande und zuPackleinen
verwendet.Jm Verlauf
derMittheilung heißt
es,daß das,
waswirThauröste
nennen,angewendet
werde. Wenndie·Deutung
desgenåi
alsBesenpfkieme
Dierichtige ist, so
wärenach diesem Vorgange
ausdiesemhäufigenGewächs auch
bei uns einnicht
zuverachtender Nutzen
zuziehen.
Künstliches Ebenholz.
Derausgezeichnete Chemiker Pahen
inParis empfiehlt
eine vonLadry erfundene
demEbenholz sehr ähnliche Masse.
Siebesteht
ausfeinen Säge- späiien, ohne Zweifel harter Hölzer,
undThierblut,
das man von denSchlachthäusern bezieht.
Eswird aus beideneinfester Teig gemischt
und demstarken
Druckeinerhydraulischen Presse unterworfen.
Wenn mandiesen
dabeiinhohle Gieß- forinen einpreßt, so
bekommt manGegenstände, welche
ausEbenholz geschnitzt
du sein scheinen.
DieMasse soll sich durch Härte-und schönen lanz auszeichnen.
VonBeimischung
einerFarbe
wirddabeinicht geredet. (Cosmos.)
Aloeblätter
gegen Brandwunden.
Es wirdinneuererZeit wiederholt
au dieschon lange empfohleneAnwendung
derAloeblätter beiBerbrennungen namentlich durch siedendes Wasser odercheigeDampfe, ausmer sam gemacht.
Unter denneuerdings dafür eintretenden
Stimmenist namentlich
diedesAbbeMoigno,
desHerausgebers
desEosmos,«und
desProf.Lemaire
inGent.Der
Direktor·der Gewachshäuser
desPariser Museums, Herr Houillet, belkelete
einenArbeiter, welcher
von einemStrahle heißen Dampfes furchtbar verbrannt
war,schnell
undvollstän- dig
Vonallem«Schmerz,«
indem erdiefleischigen
Aloeblätterspaltete
undtnit der saftigen
Seiteauf
dieverbrannten Stellenlegte.
Eswirdkeine tvon
denzahlreichen
Aloeartenalsbeson-
ders voranderenwirksam bervorgehoben, so daß
manvermuthen möchte,es· besitzen
alleArten
dieheilende Eigenschaft.
Wennsich die »Heilkraft der Aloeblätter bestätigt,
woran nebensolchen Autoritäten wohl nicht
zuzweifeln ist, so ist
eszubedauern, daß diese Pflanzen seit längerer Zeit
aus denZimmern fast gän lich verschwunden sind,
wo mansonst
A.variegatu,
di- stic nundmargaritacea fast
überallantraf·
Den
Gehalt
desMehles
anMutterkorn zuerkennen- hat
Elsner(chem. techn. Mittheil. 1857—1858) folgende
Anlei-tung gegeben.Schon
bei einemGehalt
von 1Proc. zeigt
dasmit reinemWasser
zueineinTeig angerührteRoggenmehl
eine bräun-lich-röthliche (rehb«raune) Färbung,
diebeihöherem
Gehaltimmerdeutlicher hervortritt. Hat
mandurch
dieFärbung noch
kein ganzsicheres Resultat
gewonnen,fo übergießt man
etwas von deinzuuiitersuchendeii Mehl
ineineinReagensglase
mitKalilauge
undverschließt
esmiteinem Korke.Nach einiger Zeit
entwickelt derBrei,
wenn dasMehlinutterkornhaltig ist,
einendeutlichen mehr
oderweniger starken Geruch nach Heringslake.
C.